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AN DIESER PIPELINE BAUT DIE REGION SEITE 9
VIELE MEISTER PROFITIEREN SEITE 17
DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
AUSGABE 02/19
Europa im Fokus
EINZELPREIS 1,90 €
In dieser Ausgabe:
STANDORTPORTRÄT GEMEINDE BAD ROTHENFELDE
Zwei Drittel aller Exportumsätze regionaler Unternehmen werden in Ländern der Europäischen Union gemacht. Das zeigt, wie wichtig der europäische Binnenmarkt ist. Und er rückt gerade in Zeiten, in denen andere Exportmärkte schwieriger werden, noch stärker in den Fokus. Doch es gibt auch Hürden. Mehr lesen Sie auf den Seiten 4 und 5.
MACHER & MÄRKTE Warum ein Bielefelder vor seinen eigenen Produkten warnt. Seite 7
SPEZIAL BAUINDUSTRIE & REGION Wirtschaftstalk: Mehr Parlamentsbeschlüsse für Bauprojekte? Seiten 12 und 13
Foto: Michael Gründel
GELD & GESCHÄFT NBank-Chef plädiert für mehr Kreditgeschäft. Seiten 20 und 21
LEBEN & LEIDENSCHAFT Wirtschaftsfaktor Festivals: Satter Sound und satte Geschäfte? Illustration: Colourbox.de Montage: Matthias Michel
Neuer Chef, neue Modelle
BAUTRENDS kommen und gehen. Gute BERATUNG bleibt.
Jörg Müller hat die Standortleitung in Osnabrück übernommen VON NINA KALLMEIER UND JÖRG SANDERS Es wird für Jörg Müller eine Umstellung gewesen sein: Rund 21,5 Millionen Menschen leben in Chinas Hauptstadt Peking, wo der 56-Jährige zuletzt als Executive Vice President der Volkswagen Group China für Produktion und Logistik die Verantwortung trug. Dagegen muss ihm Osnabrück mit seinen gut 168 000 Einwohnern fast ländlich vorkommen. In der Hasestadt hat Müller seit dem 1. März als Sprecher der Geschäftsführung und Geschäftsführer Technik die Leitung des Volkswagen-Standorts übernommen. OSNABRÜCK.
Müller kommt in einer Zeit des Umbruchs für das Osnabrücker Werk. Lange wurde gerätselt, was auf die Produktion des PorscheSUV Cayenne und das günstige Modell der Sportwagenschmiede, den Cayman, folgen würde, denn beide Modelle hatte der Standort 2017 beziehungsweise 2018 verloren. Ende vergangenen Jahres gab es dann die gute Nachricht: Das zu dem Zeitpunkt nicht ausgelastete Werk Osnabrück soll wieder Porsche bauen: Mitte des Jahres kommt der Porsche 718 zurück an die Hase. Man könnte also sagen: neue Modelle, neuer Chef. Davon profitieren sollen die Bereiche Karosseriebau, Montage und Lackiererei. Dass die Produk-
Jörg Müller
Foto: Volkswagen AG
tion des Cabrio Boxsters und der Coupé-Variante Cayman gut anläuft, dafür wird auch der neue Chef Müller mit verantwortlich sein. Und ab der ersten Jahreshälfte 2020 baut das Werk auch die offene Version des T-Roc — was eine Investition von rund 80 Millionen Euro in das Werk
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für neue Produktionslinien bedeutet. Trotz der Umstellung mit Blick auf die städtische Infrastruktur: Ein bisschen dürfte der Wechsel Müllers, der seit 29 Jahren im Konzern tätig ist, nach Osnabrück aber auch eine Rückkehr in die Heimat sein. Niedersachsen kennt der 56-Jährige gut. Ab 2002 hatte der Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik die Werksleitung in Braunschweig inne, bevor es für ihn ins Ausland ging und er ab 2005 zunächst als Vorstand Operations zu Volkswagen do Brasil und ab 2007 als Konzernbeauftragter Indien und President & Managing Director der Volkswagen India Pvt nach Indien ging.
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DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
MACHER & MÄRKTE SPEZIAL
MACHER & MÄRKTE
BAUINDUSTRIE & REGION
2 GELD & GESCHÄFT
E D I TO R I A L
LEBEN & LEIDENSCHAFT
ZIELKONFLIKTE
Regionales Know-how ist bei der europäischen Gas-Anbindungsleitung gefragt.
17 | Meisterprämie
Im Vergleich: So steht Niedersachsen in Förderung von Handwerksmeistern da.
25 | Festivals
Es geht uns einfach zu gut
3 | Paletten
10 | Autobahn
18 | Grüne Anlage
26 | Outdoor
VON BERTHOLD HAMELMANN
4/5 | Europa
11 | Fußball
Ob Stadionbau und -planung oder spezielle Gläserfronten, die Region ist vertreten.
Damit können Unternehmen heute neue Mitarbeiter für sich gewinnen.
19 | Mitarbeiter
27 | Weitermacher
6 | Rosen
12/13 | Wirtschaftstalk
20/21 | NBank
28/29 | Hoch hinaus
2 | Editorial
9 | EUGAL
Chefredakteur Dr. Berthold Hamelmann über Bauindustrie, Risiko und den fehlenden Aufschrei. Für Wenzel sind die hölzernen Transportmittel ein gutes Geschäft Wie Unternehmen in der Region auf den europäischen Markt bauen. Der Technologiekonzern ist feinen Rissen in Öl- und Gasleitungen auf der Spur.
Brücken, Straßen, Amphibienleitungen: Infrastruktur in Zahlen.
Bauwirtschaft: Im Gespräch mit Thomas Echterhoff, Dieter Köster und Ludwig Jansen.
Worauf umweltbewusste Anleger an der Börse achten sollten.
Wer vom Boom der Live-Musik profitiert und wo die Risiken liegen. Experten erklären den Trend zum Grillen zu jeder Jahreszeit.
Im Gespräch mit Michael Kiesewetter über Förderung in Niedersachsen.
Drei ältere Mitarbeiter beschreiben ihre Rolle in Zeiten des Fachkräftemangels. Privatfliegerei nimmt zu: Fluglehrer und –schüler berichten über Erfahrungen.
7 | Insektizide
14 | Stuttgart 21
Hölscher Wasserbau war auch bereits während der Proteste auf der Baustelle.
Ein Blick auf die Arbeit von Auskunfteien und Inkassounternehmen.
22 | Creditreform
30 | Ausbildung
8 | Abo-Boxen
15 | Berlin
23 | Gründershows
32 | Gesichter der Wirtschaft
Hans-Dietrich Reckhaus verdient mit Insektenvernichtern sein Geld und warnt doch vor den Produkten. Metacrew wächst und fasst mit der Übernahme von „Foodist“ im Lebensmittelgeschäft weiter Fuß.
Von Backsteinen bis Kanalbau und Fußmatten sind Firmen vielfältig im Einsatz.
K
Betriebe machen gute Erfahrungen mit Teilzeit-Azubis.
Das denken junge Unternehmen in der Region über die Vermarktung im TV.
Neue Vorsitzende, Preisträger, Botschafter und Auszeichnungen.
Unternehmens- und Personenindex UNTERNEHMEN 1. FC Freiburg....................................................11, 12 A. Brickwedde GmbH & Co. KG ........................ 18 AGA Unternehmensverband .............................. 18 agn Niederberghaus & Partner GmbH .............11 Aldi Süd......................................................................7 Alfsee GmbH.......................................................... 19 Alhaus Ingenieure und Brückenbau................. 10 Allianz...................................................................... 18 Alte Oldenburger Krankenversicherungsgruppe............................ 18 Amazonen-Werke H. Dreyer GmbH & Co. KG.......................5, 19, 32 AMB Anlagen- und Maschinenbau GmbH ..... 10 Anton Meyer Bauunternehmen........................... 9 Assmann Büromöbel......................................18, 32 August Storm GmbH & Co. KG ........................... 4 Aukett + Heese GmbH..........................................15 Autobahndirektion Nordbayern........................ 10 Axa............................................................................ 18 BAM Sports GmbH................................................11 Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen .................................12/13 BayArena Leverkusen ...........................................11 Bentheimer-Holz GmbH ....................................... 3 BER .....................................................................12, 15 Berliner Schloss......................................................15 Bertelsmann Stiftung..............................................7 Beton- und Monierbau ........................................ 10 BGA Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e. V..................... 18 Big 5 Concepts GmbH...........................................21 Bitcoin Group SE .................................................. 18 Bitkom.................................................................8, 23 BMW .........................................................................12 BÖAG ....................................................................... 18 Boniversum ............................................................ 22 Börse Düsseldorf................................................... 18 Börse Hamburg ..................................................... 18 Börse Hannover..................................................... 18 BP ............................................................................. 18 Brille24 GmbH........................................................21 Bugfoundation....................................................... 23 Bundeagentur für Arbeit Nürnberg..................30 Bundesregierung....................................................17 Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU)........................... 22 Bundesverband Holzpackmittel-Paletten und Exportverpackung (HPE) ............................. 3 Bundesverband Junger Unternehmer.............. 27 Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmer....................................................13 Bundeswirtschaftsministerium ..........................17 Burn-out..................................................................26 Cebit........................................................................... 8 Commeo .................................................................. 23 Creditreform Osnabrück/Nordhorn................. 22 Dallmann ................................................................ 27 Dallmann und Echterhoff................................... 10 Deichbrand............................................................. 25 Denys NV .................................................................. 9 Depenbrock ............................................................ 10 Deppe Backstein-Keramik GmbH......................15
Der Spiegel-Magazin ............................................ 27 Deutsche Bahn........................................................14 Deutsche Forschungsstelle für künstliche Intelligenz (DFKI)........................ 6 Deutsche Wohnen..................................................21 DFB Deutscher Fußball-Bund............................ 32 Die Hütte rockt...................................................... 25 DKB.......................................................................... 18 Echterhoff..........................................................13, 14 Echterhoff Bau........................................................13 Echterhoff-Baugruppe ......................................... 10 Elbphilharmonie....................................................12 Emco .........................................................................15 Emsland Open Air ................................................ 25 ES Euregio Systems................................................ 8 EUGAL europäische Gas-Anbindungsleitung ......................................... 9 Europäische Sozialfonds (ESF)...........................17 Europäische Zentralbank (EZB).................. 12, 18 EWE ..........................................................................11 FDP............................................................................17 Financial Times....................................................... 8 FKP Scorpio............................................................ 25 Flintermann Glaseredelungs GmbH .................11 Flughafen Frankfurt..............................................13 Flughafen München ..............................................13 Flughafen Münster/Osnabrück (FMO)......28/29 Flugplatz Melle......................................................29 Flugplatz Osnabrück-Atter .................................28 Fluxys Deutschland GmbH................................... 9 Foodist....................................................................... 8 Forbes-Magazin ..................................................... 25 Freistaat Bayern .....................................................17 Friedrich Vorwerk KG............................................ 9 Froneri Group.......................................................... 4 Froneri Ice Cream Deutschland GmbH............. 4 frühstarter GbR......................................................21 Gartenküchen Manufaktur.................................26 GASCADE Gastransport GmbH .......................... 9 Gasunie Deutschland Transport Service GmbH ...................................... 9 Gebr. Echterhoff GmbH & Co. KG ...............12/13 GIWO Großhandelsverband im Wirtschaftsbereich Osnabrück-Emsland e.V. ..................................... 18 Goldrush Produktions GmbH............................ 25 Grimme ................................................................... 27 Habau Group ........................................................... 9 Handwerkskammer (HWK) Niedersachsen ........................................................17 Handwerkskammer (HWK) Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim.................................. 5, 17, 32 Hannover Rück Versicherungsgesellschaft................................... 23 Hans im Glück....................................................... 23 Hauptbahnhof Stuttgart.......................................14 Hermann Dallmann Straßenund Tiefbau GmbH & Co. KG ............................ 10 HHP Architekten GmbH......................................11 Hochschule Biberach ............................................. 3 Hochschule Bochum ............................................ 22 Hölscher Wasserbau GmbH .......................4, 9, 14 Humboldt-Forum...................................................15 Hunger Möbelproduktions-GmbH ...................26
Hurricane................................................................ 25 Hütte rockt ............................................................. 25 ICO Innovationscentrum Osnabrück............... 23 IG Metall..................................................................17 Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim.................. 4/5, 17, 18, 27, 32 Industrieller Arbeitgeberverband (IAV) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim... 4/5 ISS-Oekom.............................................................. 18 Jansen Brandschutz ........................................12/13 Jansen Holding.................................................12/13 Jansen PU Technik ................................................13 Jansen Systembau..................................................13 Jansen Tore........................................................12/13 Johann Bunte Bauunternehmung .................... 10 JPM Silicon GmbH................................................21 Kanne-Gruppe ........................................................15 Kassenärztliche Vereinigung (KV)....................30 KfW-Bank................................................................20 Kiosk- und WC-Anlage Hasselhöhe.................. 10 Knopfloch ................................................................21 Köster GmbH....................................................12/13 Köster Holding AG ..........................................12/13 Kotte Landtechnik GmbH ............................ 19, 27 Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ........... 18 Küchenmeile Ostwestfalen .................................26 Land Niedersachsen...........................17, 20, 21, 23 Landesbank Bremen .............................................15 Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen............................................ 10 Landesregierung Niedersachsen.................. 17, 21 Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen ................17 Landkreis Osnabrück...........................................30 LHN Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen ............... 32 Lindschulte Ingenieur-Gesellschaft...................15 Mafowerk................................................................26 Maßarbeit ........................................................ 30, 32 Maßarbeit Jobcenter ............................................30 M’era Luna ............................................................. 25 Metacrew .................................................................. 8 Meyer & Meyer ...................................................... 18 Microsoft................................................................... 8 Munich Strategy.................................................... 18 NBank.......................................................... 17, 20, 21 Nestlé....................................................................... 18 Netflix ........................................................................ 8 Netrocks GmbH......................................................21 Niedersachsenpark GmbH ................................. 19 Niedersächsiche Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr .............................. 10 Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr ...................21 Nordex..................................................................... 18 Nord-Stream 2 ......................................................... 9 Notre-Dame.............................................................12 Öffentliche Versicherungen Oldenburg (ÖVO).................................................. 18 ONTRANS Gastransport GmbH.......................... 9 OPAL Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung ....... 9 Osnabrücker Land................................................20 Papagei.com GmbH...............................................21 Pariser Staatsoper..................................................12
Parkplatz Osterriehe ............................................ 10 Perseus Technologies............................................ 23 Plage Noire ............................................................. 25 Porsche .......................................................................1 PPS Pipeline Systems GmbH................................ 9 Pricewaterhouse Coopers (PwC) ....................... 25 ProSieben................................................................ 23 RAS Rohrleitungs- und AnlagenService GmbH.......................................5, 9 Rastanlage Streitau .............................................. 10 Reckhaus Insektenbekämpfung ...........................7 Rekers Betonwerk................................................. 10 Rewe......................................................................... 23 Ricon-Bandwerk.................................................... 27 Rosen-Gruppe.......................................................... 6 Rossmann ..................................................................7 RTKL Associates ....................................................15 RTL........................................................................... 23 Sat1........................................................................... 23 Schlossgarten Open Air....................................... 25 Schüchtermann-Schiller’sche Kliniken.............. 5 Schulz Systemtechnik GmbH............................. 23 Seedhouse...............................................................20 Shell ......................................................................... 18 Signal-Iduna-Park Dortmund .............................11 Southside ................................................................ 25 Stackfuel.................................................................. 23 Stadion Freiburg ....................................................13 Stadt Bramsche .....................................................30 Stadt Osnabrück....................................................20 Startup Göttingen e. V. .........................................21 Stemmann-Technik GmbH ................................... 4 Stern-Magazin........................................................ 25 Stuttgart 21..............................................................13 t3n Magzin...............................................................21 Tank- und Rastanlage Brunautal-Ost............... 10 Tomorrowland ....................................................... 25 TUI AG .................................................................... 18 Universität Osnabrück........................................... 6 Urban Invention GbR ...........................................21 Vanderlande ........................................................... 18 Verbraucherzentrale Bremen............................. 18 VGH Versicherungen ........................................... 18 Volkswagen do Brasil..............................................1 Volkswagen Group China.......................................1 Volkswagen India Pvt..............................................1 Volkswagen-Arena Wolfsburg .............................11 Vonovia.....................................................................21 Vox............................................................................ 23 Wabtec-Konzern...................................................... 4 Wacken Open Air (W.O.A.).................................. 25 Wellergruppe.......................................................... 32 Wenzel Palettenhandel .......................................... 3 Werder Bremen ......................................................11 Weser-Stadium Bremen........................................11 Wiesenhof...............................................................26 Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeuge GmbH (WAS)........................... 5 Wildparkstadion Karlsruhe.................................11 Windmöller & Hölscher ...................................... 32 Wirtschaftskompetenzzentrum NINO............... 8 Wirtschaftsministerium ......................................20 Youtube ...................................................................26 Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDK).............................17
PERSONEN Allgeier, Florian..................................................... 32 Althusmann, Bernd ...................................17, 21, 32 Averhage, Siegfried............................................... 32 Balkau, Dr. Florian ...............................................30 Benscheidt, Daniel..............................................5, 9 Berger, Andreas ....................................................... 4 Böckelmann, Michael............................................. 5 Bold, Jenny............................................................. 23 Borchers, Ralf .........................................................21 Börste, Katrin......................................................... 27 Breinig, Klaus ........................................................26 Buchner, Sebastian ...............................................26 Claaßen, Christoph...............................................29 Clement, Wolfgang ............................................... 32 Deppe, Bernd ..........................................................15 Dirks, Thorsten...................................................... 32 Döbbertin, Detlef ..................................................28 Dreyer, Christian..................................................... 5 Echterhoff, Thomas.........................................12/13 Eismann, Julia ......................................................... 8 Ellinghaus, Jörg.....................................................28 Graf, Marco............................................................... 5 Ghubbar, Ibrahim ................................................. 23 Glaetzner, Klaus ....................................................26 Gnaß, Christian ......................................................15 Goebel, Uwe ............................................................. 4 Goertz, Wolf ............................................................21 Gogsch, Karsten .....................................................15 Gregor, Tobias........................................................30 Grindel, Reinhard................................................. 32 Gründer, Heinz.......................................................14 Guetta, David ......................................................... 25 Harms, Anton ........................................................ 19 Heidemann, Nicole............................................... 32 Hellmers, Lars ....................................................... 32 Hemeyer, Andreas................................................. 32 Hengholt, Christoph............................................. 25 Hergert, Waldemar............................................... 27 Hesse, Frank........................................................... 32 Hofschröer, Jan...................................................... 32 Hölscher, Heinz .......................................4, 9, 12, 14 Höner, Margita .......................................................21 Hopster, Matthias ................................................. 32 Hörnschemeyer, Carina.......................................30 Horstmann, Karl-Heinz....................................... 27 Huenecke, Matthias...............................................21 Hüggelmeier, René ............................................... 19 Jansen, Ludwig.................................................12/13 Janssen, Hendrik................................................... 18 Jensen, Thomas..................................................... 25 Joachimmeyer, Daniel..........................................26 Joussen, Friedrich................................................. 18 Kampmann, Hendrik ........................................... 32 Kanne, Hermann....................................................15 Kirchner, Gotthard ................................................. 4 Kirschner, Marcus................................................... 3 Kleinheider, Marius.............................................. 25 Knemeyer, Dr. Ulrich ........................................... 18 Kniesewetter, Michael...............................17, 20/21 Koch, Heinrich....................................................... 32 Kolde, Thomas....................................................... 32 Köster, Dieter.............................................. 11, 12/13
Kotte, Dr. Stefan.............................................. 19, 27 Kovalchuk-Völler, Elena ......................................30 Krämer, Max........................................................... 23 Kröger, Dominik....................................................26 Künzler, Amelie......................................................21 Lammers, Eckhard .........................................18, 32 Lenz, Andreas .........................................................21 Loebermann, Matthias .......................................... 3 Lübbersmann, Dr. Michael................................. 32 Lutz, Richard ..........................................................14 Mai, Jan-Philipp .....................................................21 Marose, Leo............................................................ 23 Maschmeyer, Carsten........................................... 23 Meier, Michaela......................................................21 Mertes, Philip..........................................................21 Meyer zu Strohen, Anette ................................... 32 Miosga, Julia ............................................................ 8 Möhle, Reiner .........................................................17 Mozer, Jordan .........................................................15 Müller, Jörg ...............................................................1 Müller, Udo.............................................................30 Münnich, Helmut ................................................. 18 Ostmann, Christiane .............................................21 Otte, Andreas ......................................................... 32 Özel, Baris............................................................... 23 Pabst, Thomas........................................................26 Pesch, Doro............................................................. 25 Piepenbrock, Olaf................................................ 4/5 Plöger, Andreas........................................................ 5 Reckhaus, Hans-Dietrich .......................................7 Riestenpatt gt. Richter, Ulrich..............................1 Rosen, Patrik............................................................ 6 Rosen, Hermann ..................................................... 6 Röser, Sarna ........................................................... 27 Röwekamp, Berthold ........................................... 27 Ruschhaupt, Sven ..............................................5, 17 Sander, Hildegard..................................................17 Schleicher-Ottens, Manuel...................................21 Schnakenberg, Michael ....................................... 23 Schneider, Albert....................................................11 Schuhmacher, Uwe............................................... 19 Schulz, Tobias ........................................................ 23 Schulz, Robin ......................................................... 25 Schwanecke, Holger ..............................................17 Schweda, Anke....................................................... 32 Siefke, Bernhard.................................................... 27 Steinmann, Karl-Wilhelm ....................................17 Steinmetz, Christoph ........................................... 32 Storm, Bernard........................................................ 4 Tessmann, Jasper ...................................................21 Tonne, Grant Hendrik.......................................... 32 Trojahn, Armin...................................................... 22 Unger, Jan............................................................... 22 Unger, Kim ............................................................. 22 Verwest, Michiel.................................................... 25 Weber, Marco ......................................................... 22 Wehrle, Martin ...................................................... 27 Weller, Burkhard................................................... 32 Wenzel, Heinrich..................................................... 3 Wenzel, Andreas...................................................... 3 Wöhrl, Dagmar...................................................... 23 Wolter, Hans-Friedrich ........................................26 Wunderlich, Jörn .................................................... 6 Ziegeweidt, Tim.....................................................26 Zirbes, Ralf .............................................................22
ennen Sie die Situation, wenn Ihnen in einem Gespräch Hintergründe und Abhängigkeiten aufgezeigt werden, die einem eher Fachfremden bei der Bewertung von Sachverhalten bislang so nie in den Sinn gekommen sind? Diesen „Aha-Effekt“ löste der jüngste Wirtschaftstalk zum Thema Bauwirtschaft (s. Seiten 12/13) aus. Eine Erkenntnis: Viele Großprojekte in Deutschland leiden unter Zielkonflikten, die zu extremen Budgetüberschreitungen, zeitlichen Verzögerungen oder gar kontraproduktiven Ergebnissen führen können. Sätze wie „Die öffentliche Hand hat die extremsten Kostensteigerungen, weil diese Projekte am schlechtesten vorgeplant sind“, wirken zunächst wie eine schallende Ohrfeige an die Adresse von Verwaltungen. Doch dazu gab es auch längst bekannte Erklärungsansätze, die gerne von der (Medien-)Öffentlichkeit unter den Tisch gekehrt werden. Da schlägt sich die Bauindustrie mit einer überbordenden Bürokratie, sieht sich mit bindenden Vorschriften konfrontiert, die während einer längeren Projektphase unverhofft geändert und berücksichtigt werden müssen. Von Planungssicherheit keine Spur! Viele Unternehmer sehen Großprojekte längst kritisch, sofern das Investitionsvolumen zum Risiko für ihre Firmen werden kann. Personell ausgedünnte Fachabteilungen bei Behörden verlängern unerträglich die Planungszeiten für große und kleine Bauprojekte. Ein Schauen über den Tellerrand hinaus, der Blick für das große Ganze, gepaart mit politischer Entscheidungsfreude und Durchsetzungskraft – Fehlanzeige. Zielkonflikte wird es immer geben. Sie sind lösbar, aber wohl nicht jetzt. Denn uns geht es zu gut. Nur deshalb gibt es keinen Aufstand gegen viele quälend langsame Entwicklungen, für die wir alle als Steuerzahler aufkommen.
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Bei Wenzel ist alles paletti Seit 1998 werden an der Industriestraße in Schüttorf hölzerne Transporthilfsmittel zusammengetackert
VON ANDREAS KRZOK SCHÜTTORF. Aus der modernen Transportlogistik sind sie nicht mehr wegzudenken: Paletten. Überall, wo Güter bewegt werden, sieht man sie. Flach, praktisch, vielfältig verwendbar. Und wo kommen die hölzernen Transporthilfsmittel her? Beispielsweise aus Schüttorf. Am Ende der Industriestraße, einen Steinwurf entfernt vom Autobahnkreuz Schüttorf, sieht es aus, als hätte hier ein Künstler seinen Beitrag zur Kasseler „Documenta“ probeweise aufgebaut. Zu dekorativen Türmen und burgartigen Wänden gestapelt, warten auf dem Gelände der Firma Wenzel Einwegpaletten auf ihre Auslieferung. Seit 1998 liefert Wenzel Palettenhandel seine Produkte an Kunden überall in Deutschland. Das von Heinrich Wenzel gegründete Unternehmen wird heute von dessen Sohn Andreas geführt und hat sich ganz auf Einwegpaletten spezialisiert. Die kleine Firma, in der der Chef und seine vier Mitarbeiter zupacken, hat einen erstaunlichen Output. „Genau kann ich es nicht sagen, aber ich schätze, dass wir im Jahr rund 250 000 Paletten herstellen“, überschlägt Andreas Wenzel den Ausstoß. So unterschiedlich wie die Verwendung und die Maße der Paletten sind auch die Abnahmemengen: „Der eine Kunde ordert 100, ein anderer 10 000 Paletten auf einen Schlag.“ Eine aussagefähige Statistik über die Zahl der produzierten
und verkauften Ladungsträger insgesamt liegt nicht vor. Allein bei den Euro-Paletten – die zweite, mehrfach zu verwendende Art der Transporthilfe – schätzt man die Zahl auf mehr als 500 Millionen. Für Euro-Paletten gibt es dabei sehr genaue Spezifikationen, die unter anderem sicherstellen sollen, dass beim grenzüberschreitenden Verkehr keine Krankheitserreger eingeschleppt werden. Im Gegensatz zur Mehrwegpalette, bei der verschiedene „Pooling-Systeme“ zum Austausch der Paletten etabliert sind, findet bei der Einwegpalette, die bei Wenzel hergestellt wird, kein Tausch statt. Der letzte Empfänger in der Lieferkette muss sie entsorgen. Viele Länder wollen aber keine Palettenpools, da das angeblich große Probleme für die Transportunternehmen darstellt. Die Kunden brauchen die von jedem Gabelstapler gut zu greifenden Transporthilfsmittel, um die unterschiedlichsten Produkte daraufzupacken: Maschinenteile, Haushaltsgeräte, Sport- und Spielwaren, Pflanzen, Kanister, Pflastersteine, Lebensmittel und, und, und... Dabei sind die Palettenherstellung und der Palettenhandel keine glamouröse Angelegenheit, sondern laufen nach schlichten, geradlinigen, handfesten Bedingungen ab. Um Paletten zu bauen, braucht es die passenden Holzzuschnitte, Pressluftnagler, Arbeitsplattformen und fleißige Menschen. Laut Andreas Wenzel kann ein Mann in der Stunde 50 Paletten
Um eine Palette herzustellen, braucht es nicht viel, wie Andreas Wenzel zeigt: die passenden Holzzuschnitte,Pressluftnagler,Arbeitsplattformen und fleißige Menschen.
Praktische Transporthilfen: Die Palettenstapel vor der Firma Wenzel sind gut sichtbar.
fertigen. Das Holz dafür bezieht das Schüttorfer Unternehmen aus der Nachbarschaft, von der Bentheimer-Holz GmbH in Bad Bentheim. Die 1968 unter Beteiligung des Fürsten zu Bentheim gegründete Firma hat sich schon in den 1980er-Jahren als Zulieferer für die Palettenproduktion einen Namen gemacht. Das längst nicht mehr nur aus heimischen Wäldern stammende Holz verschiedener Nadelbaumarten – vor allem Kiefer, Douglasie, Fichte – muss den Kriterien nachhaltiger Forstwirtschaft entsprechen. Dafür sorgen Zertifizierungen: Nachdem im Jahr 2002 die Bentheimer-Holz nach PEFC (übersetzt: Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung) zertifiziert worden ist, kam 2012 auch das Siegel FSC (Forest Stewardship Council) hinzu. Letzteres wird auch von Nichtregierungsorganisationen positiv bewertet und legt strengere Maßstäbe an eine umwelt- und klimaschonende Waldwirtschaft. Aus solchem Holz „geschnitzt“ sind also die Paletten, die bei Wenzel gefertigt werden. Die Firma ist in ihrer Produktion flexibel und stellt sich auf die Wünsche ihrer Kunden ein. Außer den Standardmaßen 80 mal 60 Zentimeter und 100 mal 80 Zentimeter sind viele weitere Abmessungen und Ausführungen möglich. Bis 200 Kilometer Entfernung liefert Wenzel mit eigenem Lkw. Die meisten Kunden holen aber die Ware in Schüttorf ab oder lassen sie per Spedition liefern.
Fotos: Andreas Krzok
In Zeiten der Just-in-time-Produktion und kurzer Lieferfristen braucht sich Andreas Wenzel über die Nachfrage keine Sorgen zu machen: „Wir haben einen stabilen Markt und tragen uns mit dem Wunsch, unseren Betrieb zu vergrößern“, sagt er. Die meisten
Kundenkontakte kommen über Internet-Plattformen und soziale Netzwerke zustande. Die meisten Betriebe, die Paletten und ähnliche Verpackungen herstellen, sind in Deutschland im Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackung
organisiert. Die Branche ist ein großer Wirtschaftsfaktor. Die Firmen mit mehr als 20 Mitarbeitern, die von der amtlichen Statistik erfasst werden, erzielten im Jahr 2017 mit Paletten etwa einen Umsatz von knapp 1,5 Milliarden Euro.
ZUR SACHE
Auch Künstler arbeiten gern mit Paletten Wie aus den unscheinbaren, rein auf Nützlichkeit ausgelegten „Ladungsträgern“ attraktive und rustikale, unkonventionelle und stylishe Palettenmöbel werden, lässt sich auf vielen Seiten im Internet, in Werkanleitungen wie dem „Paletten-Baubuch“ und in immer mehr Möbel- und Gartengeschäften entdecken. Die Palette der Palettenmöbel reicht von der Sitzbank, dem Sideboard, Bücherregal, Gartentisch, dem Hängemattengestell und Grilltisch bis zum Komposter, der Mülltonnenverkleidung, dem Insektenhotel und dem bepflanzten Hochbeet. Der Fantasie sind in Bezug auf Konstruktion, Oberflächenbehandlung und Farbgebung
hen“, so Kirschner. Einen temporären Pavillon aus Paletten (Foto) – sechs Meter hoch, acht Meter breit, 18 Meter lang – hat Professor Matthias Loebermann entworfen und im Rahmen einer Semesterarbeit von Studenten der Hochkeine Grenzen gesetzt. großen Aufwand schö- schule Biberach bauen „Paletten sind perfekt ne Möbel aus Paletten lassen. Anlass waren für den Möbelbau gefür den Heimgebrauch die damaligen FIS Noreignet. Sie kosten herstellen.“ dischen Skiweltmeisnicht viel, halten aber Aber nicht nur im Priterschaften in Obersteine Menge aus und vathaushalt sorgen Pa- dorf/Allgäu. Das Objekt lassen sich flexibel ver- lettenmöbel für Furore. fungierte als Treffpunkt arbeiten“, so der GeMan kann auch einen für Presse, VIPs und schäftsführer des Bun- klaren Trend hin zu Mö- Sportler. 1300 Holzpadesverbandes Holzbeln zum Beispiel für letten wurden dafür packmittel, Paletten, Messestände oder für übereinandergestapelt Exportverpackung Empfänge in Firmenge- und untereinander (HPE), Marcus Kirsch- bäuden erkennen. „Die- durch Zuganker und ner, und erklärt weiter: se lassen sich verhältSpanngurte fixiert. Be„Dank dieser Eigennismäßig leicht bauen sonders eindrucksvoll schaften können auch und sind so stabil, dass wirkte die nächtliche IlLaien mit wenigen sie auch mehrere Einlumination des PavilHPE/ak Handgriffen und ohne sätze klaglos überstelons.
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MACHER & MÄRKTE
MACHER & MÄRKTE
STEMMANN-TECHNIK GMBH AUGUST STORM GMBH & CO. KG
„Europa ist ein internationales Schwergewicht, ein zentraler Absatzmarkt, und der gemeinsame Wirtschaftsraum spart Grenzkontrollen und Zollkosten, und die gemeinsame Währung bringt viele Vorteile“, beschreibt Bernard
Storm, Geschäftsführer der August Storm GmbH & Co. KG, die Bedeutung des Marktes für das Speller Unternehmen. Der emsländische Betrieb bietet Dienstleistungen und Innovationen im Bereich der Motoren- und Energietechnik. „Als regional verwurzeltes Familienunternehmen mit globaler Ausrichtung profitieren wir vom EU-Binnenmarkt“, so Geschäftsführer Storm. Er betont:
AMAZONEN-WERKE H. DREYER GMBH & CO. KG
men insbesondere von der rasanten Entwicklung emissionsarmer Fähren in den Beneluxstaaten und Skandinavien“, sagt Geschäftsführer Andreas Berger, Stemmann-Technik Mit rund 500 Behabe hierfür Energieschäftigten entwiübertragungssysteckelt und produziert me entwickelt, die die Stemmann-Tech- technologisch fühnik GmbH in Schütrend sind und mit torf Daten- und Ener- den europaweiten gieübertragungssys- Anwendungen auch teme für bewegliche für den Weltmarkt eiVerbraucher. „Im Be- ne Referenz darstelreich der Industrielen. „Als Lieferant alanwendungen profi- ler etablierten Bahntiert unser Unterneh- technikhersteller Eu-
„Ich wünsche mir weitere pragmatische Ansätze und faire Rahmenbedingungen, sehe aber auch die Unternehmen in der Pflicht: Wenn wir weiterhin von diesem Markt profitieren wollen, müssen wir uns aktiv für die EU einsetzen. Wir sollten alles in Bewegung setzen, damit ,Europas Motor‘ wieder rundläuft, denn die Eurozone ist immer noch ein Leuchtturm im globalen Wettbewerb.“ Foto: Claus Langer
ropas profitieren wir ebenso von europäischen Gemeinschaftsprojekten der Bahnindustrie. Darüber hinaus bietet die Einbindung der Stemmann-Technik GmbH in den multinationalen Wabtec-Konzern vielfältige Möglichkeiten, mit seinen Partnerunternehmen in Polen, Frankreich, Tschechien und England innerhalb Europas neue Produktentwicklungen zu gestalten.“ Foto: Stemmann-Technik GmbH
Rund 80 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet die Amazonen-Werke aus Gaste mittlerweile im Ausland — und die Märkte für Landtechnik wachsen weiter, auch in Europa. Zu den besonderen Wachstumskandidaten zählen für Geschäftsführer Christian Dreyer unter anderem die Nachbarn Polen und Tschechien ebenso wie Rumänien. In letzterem Land sei die Produktion noch untermechanisiert, sodass es Nachhol-
bedarf gebe, erklärt Dreyer. Für ihn ein Grund dafür, dass die Unternehmensgruppe dort im vergangenen Jahr deutliche Umsatzsteigerungen gesehen hat. In den vergangenen Jahren haben sich die Ostmärkte, darunter Polen und Rumänien, für die AmazonenWerke überdurchschnittlich entwickelt. Aber auch Westeuropa spielt für das Gaster Familienunternehmen eine große Rolle — inklusive Deutschland
WAS GMBH
hatte das Unternehmen 2017 in dieser Region 70 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet. Im vergangenen Jahr hat sich das Geschäft insbesondere in Frankreich und Großbritannien gut entwickelt. Foto: Ullrich Schellhaas
Rund 40 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet die Wietmarscher Ambulanzund Sonderfahrzeug GmbH (WAS) mit ihren mehr als 450 Mitarbeitern pro Jahr in Deutschland, 30 Prozent in Europa und 30 Prozent im Rest der Welt. Etwa 1500 Fahrzeuge werden jährlich am Standort gebaut, sagt Geschäftsführer Andreas Plöger. Auch wenn Großbritannien in Europa der größte Absatzmarkt ist, auch in
„Durch die Nähe zu unseren niederländischen Nachbarn war das Ausland schon immer ein attraktiver Markt für uns, der im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen hat“, sagt Heinz Hölscher, Geschäftsführer der
tun — oder besser gesagt jemandem, der die Europäische Union verlassen will: Großbritannien. In diesem Jahr werde noch einmal viel für die Briten gefertigt, das sehe man auch in der aktuellen Produktion, heißt es bei WAS. Foto: Nina Kallmeier
SCHÜCHTERMANN-SCHILLER’SCHE KLINIKEN
HÖLSCHER WASSERBAU GMBH Hölscher Wasserbau GmbH mit Sitz in Haren. Rund 70 Prozent seines Umsatzes macht das emsländische Familienunternehmen im Inland, 30 Prozent im Ausland. Der wichtigste Markt außerhalb Deutschlands: Mit einem Anteil von 90 Prozent am Auslandsumsatz ganz klar Europa, so der Geschäftsführer. Mittlerweile habe das Familienunternehmen unter anderem auch in Polen, Dänemark, England
Skandinavien, Österreich und der Schweiz wird mit in Wietmarschen ausgebauten Fahrzeugen Hilfe geleistet. In Frankreich ist das Unternehmen auch mit einer eigenen Vertriebsgesellschaft vertreten — und der einzige nicht französische Ausbauer von Rettungsfahrzeugen am Markt. Den Exportanteil schätzt WAS in diesem Jahr noch etwas höher ein als 2018. Der Grund dafür hat auch mit Europa zu
oder Frankreich erfolgreiche Projekte abgeschlossen. Auch mit eigenen Niederlassungen sei man dort sesshaft geworden, beschreibt Hölscher. „Und auch in Zukunft wollen wir europaweit und darüber hinaus überall dort, wo Grundwasser gepumpt oder aufbereitet werden muss, innovative und nachhaltige Lösungen anbieten“, so der Geschäftsführer zur Bedeutung Europas. Foto: Hölscher
FRONERI ICE CREAM DEUTSCHLAND GMBH schen und weltweiten Eismarkt“, erklärt Gotthard Kirchner, Geschäftsführer der Froneri Ice Cream Deutschland GmbH. Der Standort in Osnabrück gilt als eines der modernsInnovationen aus Os- ten und größten Eisnabrück für ganz Eu- cremewerke Euroropa, das ist die Auf- pas. Zutaten aus der ganzen Welt werden gabe des FroneriStandorts der Hase- in der Saison von bis zu 850 Mitarbeitern stadt. „Froneri Ice Cream in Osnabrück zu Eis verarbeitet ist innerhalb der glo- und in über 20 Länbalen Froneri Gruppe der der Welt expordas Innovationszent- tiert. Der deutsche rum für den europäi- Markt ist für die Fro-
neri-Gruppe von großer Bedeutung. Hinzu kommen vor allem Frankreich, Italien und die UK. Durch zahlreiche Produktionsstandorte in Kontinentaleuropa und Großbritannien sowie auf allen Kontinenten ist die Froneri Gruppe als drittgrößter Eiscremehersteller weltweit flexibel aufgestellt und international gut vernetzt, sagt Geschäftsführer Kirchner. Foto: Froneri Ice Cream Deutschland GmbH
Europa rückt noch näher Brexi xit, i Wahlen, weltw tweiter w Protekt ktionismus t – für fü ü Untern rnehmen n steht der d europäische Markt ktt wieder wii mehr im Fokus
Unter den Top 10 der Handelspartner sind fast nur EU-Länder. IAV: EU kann Beitrag leisten zur Fachkräftegewinnung. Umfrage zeigt Bedeutung einer starken EU. VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/EMSLAND/GRAF-
Es ist ein Satz, der in Gesprächen mit Unternehmern in letzter Zeit häufiger fällt: Mit zunehmendem Protektionismus und Krisenherden Krr weltweit gewinnt der europäische Binnenmarkt noch einmal zunehmend an Bedeutung. Und das, obwohl die EU-Mitgliedstaaten schon heute wichtige und geschätzte Handelspartner sind. „Der europäische Binnenmarkt ist die Grundlage für unsere Arbeitsplätze, da 63 Prozent der deutschen Exporte in anderen SCHAFT BENTHEIM.
EU-Staaten landen“, betont Olaf Piepenbrock, Vorsitzender des Industriellen Arbeitgeberverbands (IAV) Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim. Uwe Goebel, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, bestätigt gtt das auch für die Region und ergänzt mit Blick auf die Wirtschaft: „Die Länder der Europäischen Union gehören zu den wichtigsten Außenhandelspartnern der Betriebe im IHK-Bezirk.“ Das zeigen die Zahlen deutlich: „Zwei Drittel aller Exportumsätze entfallen auf EU-Länder, im IHK-Bezirk dürfte dieser Anteil ähnlich hoch liegen.“ Und auch andersherum zeigen die Zahlen: Deutschland ist für europäische Mitgliedstaaten einer der wichtigsten Exportmärkte. Ein Beispiel ist die Tschechische Republik. Sie lieferte zuletzt laut Statistischem Bundesland etwa ein Drittel ihrer Güterausfuhr nach Deutschland. Auch die Unternehmenskontakte unterstreichen die Bedeutung der europäischen Partner für die regionale Wirtschaft: Unter den Top 10 sind mit Ausnahme der Schweiz (Rang 4) ausschließlich EU-Länder. Bald wird eine zweite Ausnahme
hinzukommen. Auf Rang 7 steht – noch als EU-Land – das Vereinigt gte t Königreich. „Ein Grund für die starke Orientierung auf die Mitgliedsländer der EU ist, dass Unternehmen ihre Auslandsaktivitäten häufig auf geografisch und sprachlich-kulturell ver-
„Europa kann einen wichtigen Beitrag zur Gewinnung von Fachkräften leisten.“ IAV-Vorsitzender Olaf Piepenbrock
trauten Märkten beginnen“, erklärt IHK-Präsident Goebel. Es sei daher nicht überraschend, dass die Niederlande der mit Abstand wichtigste Handelspartner für die regionalen Unternehmen seien, gefolgt gtt von Österreich auf Rang 2. Doch nicht nur für die Industrie, auch für das Handwerk spielt Europa eine wichtige Rolle, betont Sven Ruschhaupt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim. Immerhin rund 15 Prozent der mehr als 10 000 Betriebe im Kammerbezirk engagieren sich auf Auslandsmärkten, insbesondere der Metallbau. Für Betriebe in der Grenzregion sind auch die Niederlande ein zusätzlicher Markt, so Ruschhaupt. „Man schätzt die handwerkliche Qualität aus Deutschland.“ Mit Blick auf die Fachkräftegewinnung sei das schwieriger. „Der Arbeitsmarkt ist nicht so liberal wie wir uns das vorstellen“, so der Hauptgeschäftsführer. Das hatte auch eine Studie der Hochschule Osnabrück zur Euregio gt. kürzlich nahegelegt t Die Arbeitskultur wurde dort als ein Hemmnis genannt. Olaf Piepenbrock spricht dennoch die Chancen an: „Europa kann
mit Blick auf den Arbeitskräftemangel in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftegewinnung leisten“, ist er überzeugt gt. t In anderen Teilen Europas herrsche hohe Arbeitslosigkeit – das könne man doch noch besser zusammenbringen. Piepenbrock ist sich der Hürden jedoch bewusst: „Dafür müsste Brüssel die Arbeitnehmermobilität in Europa stärker fördern und bürokratische Hemmnisse bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit verringern“, macht er deutlich. Für Europa wünsche er sich „ein weiteres Zusammenwachsen statt Auseinanderdriften – nur so können wir politische und ökonomische Stabilität erreichen.“ Für Unternehmen des IHK-Bezirks stehen auch andere Prioritäten für die Arbeit der EU nach der Europawahl auf der Wunschliste. An erster Stelle mit 72 Prozent der Antworten sehen sie die Erhöhung der Krisenfestigkeit der Währungsunion, zum Beispiel durch den Abbau von Staatsschulden. 63 Prozent der Unternehmen sprechen sich außerdem dafür aus, steuerliche Bemessungsgrundlagen zu vereinheitlichen, für 59 Prozent steht die Stärkung von multilateralen Regeln für den Welthandel oben
auf der Prioritätenliste. Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf sagt: „Der Abbau von Handelshemmnissen zwischen der EU und Drittstaaten sollte eine hohe Priorität auf der europäischen Agenda behalten. Darüber hinaus spielt die Stärkung des Binnenmarktes die entscheidende Rolle bei der Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit.“ Dennoch steht Europa immer wieder in der Kritik: Krr zu bürokratisch, lautet nur ein Vorwurf. Insgesamt jedoch sehen Unternehmer die EU als besser als ihren Ruf, zeigt gtt ein bundesweites IHKUnternehmensbarometer zur Europawahl, für das die IHK vor Ort die Ergebnisse regionalisiert hat. Gefragt gtt nach dem konkreten Nutzen der europäischen Integration, geben 73 Prozent der Unternehmen an, dass diese für politische Stabilität sorge. Für mehr als 60 Prozent stellen einheitliche EU-Normen und Standards einen Nutzen dar, jeweils mehr als jedes zweite Unternehmen gibt an, dass der Wegfall von Wechselkursrisiken sowie die gemeinsame Handelspolitik wichtig für sie seien.
Nicht nur die Industrie, auch für die Medizin ist Europa von Bedeutung. „Das Gesundheitswesen ist schon lange Teil der europäischen Wirtschaft. Neben dem internationalen Austausch von anerkannten Medizinern, nimmt auch die Forschung einen großen Stellenwert ein“, sagt Michael Böckelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde, eines der modernsten
Herzzentren Deutschlands. Das Institut für HerzKreislauf-Forschung habe in Kooperation mit Partnern aus verschiedenen europäischen Ländern ein innovatives Konzept zum Thema Telemonitoring bei Linksherzunterstützungssystemen erforscht. „Eher von Nachteil sind die sehr unterschiedlichen Systeme – von stark marktwirtschaftlich getriebenen zu staatlich organisierten, zentralen Ge-
sundheitsstrukturen. In diesem Punkt hat die pharmazeutische und medizintechnische Industrie klare Vorteile: Internationale Konzerne agieren auf dem Weltmarkt, und Innovationen werden schneller zur Marktreife gebracht.“ Foto: Oliver Pracht
RAS ROHRLEITUNGS- U. ANLAGENSERVICE GMBH „Europa ist für uns ein sehr großer Markt. Es gibt nicht viele europäische Firmen, die unsere Kapazitäten haben“, sagt Daniel Benscheidt, zuständig für den Bereich Sales und PPSA bei RAS. Das Meppener Unternehmen mit seinen rund 60 Mitarbeitern sei daher immer wieder europaweit tätig. „Natürlich haben wir auch weltweit Projekte wie in Papua Neuguinea, der Türkei oder auch
in Australien. Dennoch ist und bleibt der Kernmarkt Europa.“ Das hat für Benscheidt mehrere Gründe, unter anderem die Nähe zur Firmenzentrale und damit die gute Erreichbarkeit. RAS hat auch eine polnische Tochterfirma, die selbstständig dort im Markt agiert. „Der Markt ist so strukturiert, dass es für deutsche Firmen sehr schwierig ist, dort hineinzukommen. Das hat sich im
Laufe der Jahre so ergeben.“ Weitere Töchter hat das Meppener Unternehmen nicht. „Für uns lohnt es nicht, zum Beispiel in Dubai eine Filiale aufzumachen und dort dauerhaft präsent zu Foto: RAS sein.“ Illustration: Colourbox.de
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DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
MACHER & MÄRKTE
VON THOMAS PERTZ LINGEN. Sie sind zu viert. Der sogenannte Molch, wie das durch den Öl- oder Gasdruck im Pipelinesystem angetriebene Inspektionsgerät genannt wird, besteht aus Sensoren, Computereinheiten, Batteriepaketen für die Stromversorgung und schließlich dem Streckenmessgerät, im Fachjargon Odometer genannt. Gemeinsam sind die vier unterwegs in den Rohrsystemen dieser Welt, wo Gas und Öl durchfließen. Hightech made in Lingen: Die Rosen Gruppe ist Spezialist für Hochtechnologie auf der Suche nach haarfeinen Rissen und Korrosionsschäden rund um den Globus. Insbesondere in Öl- und Gasleitungen, aber nicht nur dort. Was ist das Geheimnis des Unternehmens, das Hermann Rosen, Ingenieur für Elektronik und Steuerungstechnik, 1981 in Lingen aufgebaut und zu einem Weltmarktführer in der Branche entwickelt hat? „Die Magie steckt in den Daten“, sagt Sprecher Jörn Wunderlich. „Spitzentechnologien zum Schutz von Mensch und Umwelt“: Das ist das Leitmotiv der Rosen Gruppe. Neben Pipelines untersucht das Unternehmen auch andere Industriezweige, außerdem Tankanlagen und Druckbehälter, Raffinerien, Windkraftanlagen, Züge oder Tanker. Die nötigen Inspektions- und Messgeräte werden selbst entwickelt und hergestellt. Allein am Standort Lingen sind rund 1300 Menschen beschäftigt, hoch spezialisiert in ihren jeweiligen Fachgebieten, global sind es rund 3300. Weltumspannend aufgestellt, ist das Unternehmen auch ein internationaler Arbeitgeber. In Lingen arbeiten Menschen aus rund 30 Nationen. Dass Rosen auf dem Gelände im Industriepark auch eine bilinguale Kindertagesstätte und Grundschule sowie ein technisches Jugendzentrum betreibt, ist eine Folge dieser internationalen Ausrichtung des Hightech-Familienunternehmens. Die Rosen Gruppe ist in Privatbesitz und in ihren Finanzentscheidungen daher weder an Aktienmärkte noch an strategische Investoren gebunden. Wie deren Gründer Hermann Rosen betont, ist die enorme Fertigungstiefe aller Bereiche, insbesondere in der Sensorik, Keramik, Elektronik, Mechanik und der Fertigung von Batteriepaketen, ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Alles bleibt in einer Hand. Die Ferti-
„Diese Molche sind Champions League“, sagt Unternehmenssprecher Jörn Wunderlich.
Fotos: Stefan Schöning
Die Magie steckt in den Daten Haarfeinen Rissen in Öl- und Gasleitungen auf der Spur: Der Technologie-Konzern Rosen in Lingen ist globaler Marktführer
gungstiefe liegt bei über 85 Prozent. Dies ermöglicht es, so flexibel wie möglich zu sein, um nahezu jeden Kundenbedarf auf der ganzen Welt abzudecken. Allein zwischen 40 und 50 Millionen Euro gebe die Gruppe jährlich in Lingen im Bereich Forschung und Entwicklung aus, so Rosen. Rund 500 Mitarbeiter seien im Unternehmen in erster Linie mit der Forschung beschäftigt, überwiegend in Lingen. Gerade einmal so groß wie eine Streichholzschachtel ist das Metallstück als Träger eines Sensors. An computergesteuerten CNC-Fräsen sitzen Zerspanungstechniker, Spezialisten, Programmierer mit Digitalkompetenz. Beim Einsatzbeginn vor Ort ist der Sensor mit Elektronik bestückt, dessen Bestandteile mitunter kleiner als einen Millimeter sind. Die Sensoren sind das Herzstück der Inspektionstechnologie. Durch eine große Glasscheibe hindurch lässt sich ihre Herstellung bei Rosen beobachten. Die Produktionsstätte selbst darf nur ein dafür legitimierter Personenkreis betreten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich zusätzlich vor dem Eintreten an ei-
Die Sammlung und Analyse der Daten sowie die Forschung, Entwicklung und Produktion im Bereich der Sensorik sind wichtige Faktoren für den Unternehmenserfolg bei Rosen.
nem Spezialgerät elektrostatisch entladen. Diese Spannungen können zum Beispiel über Schuhsohlen aufgebaut werden, die sich negativ auf die Sensoren auswirken könnten. Das weitläufige Gelände von Rosen im Industriepark hat sich in den vergangenen Jahren durch enorme Bautätigkeiten erheblich verändert. Das Ziel war und ist immer das gleiche: die permanente Verbesserung von Fertigungsabläufen zur Herstellung der Inspektionsgeräte und zur weiteren Forschung und Entwicklung sowie der Datenanalyse, vor allem im Software-Bereich. Gerade erst vor wenigen Monaten ist ein neuer Gebäudekomplex fertiggestellt worden, in dem unter anderem Batteriepakete für die Inspektionsgeräte hergestellt werden, derzeit ungefähr 14 000 Stück im Jahr – Tendenz steigend. Das Gebäude, 130 Meter lang, bietet Platz für rund 250 neue Arbeitsplätze. Die Investitionssumme belief sich auf zehn Millionen Euro. Die Forschung und später folgende Fertigung industrieller Keramiken findet ebenfalls im neuen Gebäude statt. Die Keramik dient als Verschleißschutz für die Sensoren.
Rosen verkauft keine Molche — von Reinigungsmolchen abgesehen. Die „Ware“, mit der das Unternehmen handelt, ist der abschließende Prüfbericht für den Auftraggeber, die Betreiber von Öl- und Gasleitungen zum Beispiel. Hier sind weltweit ganze Streckenabschnitte in die Jahre gekommen, andere dagegen sind neu. Der weitere sichere und wirtschaftliche Betrieb der Anlage ist im Interesse aller Beteiligten, Betreiber wie staatlicher Genehmi-
„Heute bewerben wir uns bei den Fachkräften.“ Patrik Rosen
gungsbehörden gleichermaßen. Um dies zu gewährleisten, sind regelmäßige Inspektionen unerlässlich, weltweit. Kein Bauteil, das bei Rosen hergestellt wird, verlässt aber den Industriepark, ohne zuvor getestet worden zu sein. Aneinandergelegt, wären die Rohrleitungen auf dem Gelände 6,5 Kilometer lang. Kunden können sich vor Ort von der Leistungsfähigkeit der Molche und von den mithilfe der Sensoren erhobenen Daten überzeugen. „Diese Molche sind Champions League“, sagt Unternehmenssprecher Wunderlich beim Rundgang durch Produktionshallen und Werkstätten. Die Teams fliegen mit den Molchen um die Welt zu ihren Einsatzorten. Hunderte von ihnen sind im Einsatz. Anschließend kehren sie wieder zurück ins Unternehmen, werden gewartet für den nächsten Einsatz. Permanent werden neu entwickelte Teile eingebaut, Messtechnik und Datenanalyse den sich verändernden Anforderungen angepasst. Denn es geht nicht nur darum, wie es um die Beschaffenheit der Leitungen bestellt ist, wo Risse sind oder sich welche andeuten. Rosen will alles wissen im Interesse des Kunden. Wie sieht es zum Beispiel mit der äußeren Umgebung aus? Was ist mit möglichen Bewegungen der Erdkruste in diesem Gebiet, und wie wirken sie sich auf das Material der Leitungen aus? Der Technologiekonzern weiß Bescheid, weil Rosen seit dem Start 1981 alle Informationen, die die Messungen geliefert haben, gesammelt hat. Dieser Datenschatz, der ständig erweitert wird, ist wie eine „Rosen-DNA“, die das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens ausmacht. Gigantische Datenmengen werden inzwischen in Lingen verarbeitet, analysiert und interpretiert. Softwareentwickler tüfteln ständig an neuen Programmen. Die Wartungsplanung soll kombiniert werden mit einer Vorhersage als Handlungsempfehlung für den Betreiber der Anlage.
Das in Lingen verarbeitete Datenvolumen ist nach Angaben von Patrik Rosen, Vertreter der Eigentümerfamilie, inzwischen im Petabyte-Bereich angelangt. Zum Vergleich: Ein Petabyte sind eine Million Gigabyte. Fünf Gigabyte reichen als Datenmenge für einen DVD-Spielfilm. Wie stellt sich das Technologieunternehmen für die Zukunft auf? Die Datenanalyse und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen für die Auftraggeber werden, so betont Patrik Rosen, immer wichtiger. Sie zahlen nicht für die Geräte, sondern für die Ergebnisse auf der Basis der Daten, die die Sensoren bei der Inspektion gesammelt haben. Je umfassender und aussagekräftiger sie sind, umso größer ist der Nutzen aus der Expertise. Die Möglichkeiten dazu sind heute aufgrund der inzwischen erreichten Rechnerleistungen enorm gestiegen. „Machine Learning“ ist das Stichwort, so Patrik Rosen. Als ein Teilgebiet der künstlichen Intelligenz sind solche IT-Systeme in der Lage, aufgrund vorhandener Datenbestände Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Rosen spricht von „entscheidungsunterstützenden Systemen“, die es aufzubauen gelte. Der Softwareentwicklung kommt deshalb in den nächsten Jahren bei Rosen eine große Bedeutung zu. Die Suche nach solchen Softwarespezialisten ist nicht minder herausfordernd. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es nicht mehr so, dass sich solche bei den Unternehmen bewerben. „Heute bewerben wir uns bei den Fachkräften, ob sie bei uns arbeiten wollen“, beschreibt Patrik Rosen den Wandel. Das Lingener Unternehmen antwortet darauf konkret mit der in Kürze bevorstehenden Eröffnung eines Büros in unmittelbarer Nähe der Universität in Osnabrück. Dort befindet sich das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI). Und demnächst auch die Rosen Gruppe.
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MACHER & MÄRKTE
Bielefelder Unternehmer warnt vor eigenen Produkten Kontrovers: Insektizid-Hersteller Hans-Dietrich Reckhaus arbeitet mit viel Energie daran, sein Ursprungsgeschäft abzuschaffen VON JOHANNA LÜGERMANN BIELEFELD. „‚Jetzt dreht er völlig durch‘ haben einige gesagt, als ich mit den Warnhinweisen angefangen habe“, sagt der Bielefelder Unternehmer Hans-Dietrich Reckhaus. Aber für ihn gibt es „kein Zurück mehr“. Die weißen Schilder mit schwarzem Rand, die wie Warnungen auf Zigarettenschachteln aussehen, sind die Konsequenz seiner Unternehmensphilosophie. Seit 2012 baut Reckhaus seine gleichnamige Chemie-Firma mit 50 Mitarbeitern, die er von seinem Vater übernahm, Schritt für Schritt um. „Tötet wertvolle Insekten“ steht seit März auf dem Mottenpapier und der Fruchtfliegenfalle, und auf der Innenseite der Verpackung sind Hinweise zu finden, wie der Einsatz von Insektiziden verringert werden kann, beispielsweise durch das Anbringen von Fliegengittern und dem Schließen der Fenster, wenn das Licht brennt. Obwohl Reckhaus Geld mit Insektenvernichtungsmitteln für den Hausgebrauch verdient, setzt er sich dafür ein, dass der Markt für seine Produkte schrumpft. Angefangen hat alles mit einer Kunstaktion, mit der Reckhaus für seine Produkte werben wollte. Die dafür engagierten Künstler machten ihn nachdenklich; statt sein Ziel zu unterstützen, betonten sie den Wert der Insekten. „Ich hatte schon immer ein Interesse an Umwelt-Themen, aber nie eine Verknüpfung zu meinem Alltag gefunden“, sagt der Unternehmer. „Bis dahin habe ich nie über den Wert von Insekten nachgedacht. Ich hatte nie ein schlechtes Gewissen bei meiner Arbeit.“ Inzwischen hat er viele Artikel, Studien und Bücher zum Thema gelesen und sogar selbst dazu veröffentlicht. „Warum jede Fliege zählt“ lautet der Titel seines Buches, das bereits in der 4. Auflage erschienen ist. Darin schreibt er über die vielfältigen Weisen, auf die Insekten nützen: als Bestäuber, Teil der Nahrungskette, in der Wissenschaft. „Insekten sind nicht das Wichtigste“, sagt Reckhaus, „aber alles gehört zusammen. Die Insekten haben eine Schlüsselrolle — wenn sie fehlen, löst das eine Kettenreaktion aus.“ Und der Bestand sei eindeutig zu gering. In Deutschland seien schon 40 Prozent der Insektenarten gefährdet. Deshalb gründete er — als Geschäftsführer von Reckhaus Insektenbekämpfung — die Initiative „Insect-Respect“, die Informationen über Insekten sammelt und Tipps zum Schutz der Tiere verbreitet. Das Siegel der Initiative — ein grüner Käfer — wird für Produkte verliehen, die Ausgleichsflächen für Insekten finanzieren. Reckhaus nutzt es für das eigene Sortiment. Die Ausgleichsflächen befinden sich unter anderem auf
Das Bielefelder Unternehmen Reckhaus stellt Pestizide her.Nachdem Geschäftsführer Hans-Dietrich Reckhaus Warnhinweise auf den Verpackungen angebracht hat,ist seine Rendite gesunkten.der Unternehmer warnt jedoch aus Überzeugung und setzt sich für den Insektenschutz ein. Foto: Michael Gründel
dem Dach der Firma. Dort blühen im Sommer Wildblumen zwischen Steinhaufen und Holzstücken. Reckhaus hebt einen Ast hoch und zeigt auf kleine Laufkäfer. „Auch seltene Arten sind hier inzwischen nachgewiesen“, sagt er. Wie aber die Ameisen auf das Dach gelangten, könne er nicht erklären.
„Ich denke, dass langfristig nur noch fünf Prozent der Insektizide, die wir produzieren, notwendig sind.“ Geschäftsführer Hans-Dietrich Reckhaus
Eine Kunstaktion hat Unternehmer Hans-Dietrich Reckhaus zum Nachdenken gebracht.Auf seinen Produkten zur Insektenbekämpfung wirbt er für „Respekt“ für die Tiere. Foto: Stefan Finger
Inzwischen hat Reckhaus auch andere Unternehmen überzeugt — auch wenn es vier Jahre gedauert hat, bis er Kunden für das Siegel „Insect-Respect“ gewinnen konnte. Die Mitarbeiter hatte Reckhaus anfangs gegen sich aufgebracht: „Sie hatten Angst um ihre Arbeitsplätze — erst als dm dazukam, haben sie gesehen, dass es doch geht.“ Weitere große Unternehmen wie Aldi Süd und Rossmann gehören heute auch zu seinen Kunden. „Insect-Respect“ ist inzwischen vielfach ausgezeichnet, unter anderem von der Bertelsmann Stiftung mit dem Preis „Mein gutes Beispiel“ und mit dem Schweizer Ethikpreis. Und der Umbau des Unternehmens ist noch lange nicht abgeschlossen. „Ich denke, dass langfristig nur noch 5 Prozent der Insektizide, die wir produzieren, notwendig sind“, prognostiziert Reckhaus. Er arbeitet daran, sein Unternehmen zu einem Dienstleistungsgeschäft zu machen. Durch das Siegel und die Ausgleichsflächen nimmt die Firma Geld ein, außerdem bietet sie anderen Unternehmen eine Beratung und Umgestaltung nach insektenfreundlichen Bedingungen an. „Wir forschen außerdem an Lebendfallen, das macht meines Wissens nach sonst keiner“, sagt Reckhaus. Mit den Lebendfallen sollen Insekten unbeschadet wieder ins Freie gelangen. Er nehme sich 50 Prozent seiner Zeit für „Insect-Respect“. „Dafür sind die Renditen erst mal in den Keller gegangen — das ist der Preis, den ich zahle“, sagt Reckhaus. Zweifel habe er dennoch nie gehabt. Ein Brummen ist in seinem Bielefelder Büro zu hören, am Fenster findet der Unternehmer schnell die Ursache: Eine Schabe hat sich in das Büro verirrt. Vorsichtig öffnet Reckhaus das Fenster und dirigiert das Tier mit ein paar Handbewegungen nach draußen. Nur bei Mücken, die ihn im Schlaf stören, höre seine Liebe für Insekten auf, sagt er.
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MACHER & MÄRKTE
Das Geschäft mit der Überraschung Metacrew vergrößert sich und erschließt mit dem Zukauf von „Foodist“ weiter den Lebensmittelmarkt
VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK. Was mag in der etwa schuhkartongroßen Box wohl drin sein? Auch nach dem Öffnen verdeckt Pergamentpapier die Sicht auf den Inhalt, und ziehharmonikaartige Papierschnipsel geben erst nach und nach das Geheimnis preis — Duschgel und Bodyspray, Nagellack, eine Maske, eine kleine Vase und noch einiges mehr kommt zum Vorschein. Die Box ist eine von vielen, die das Osnabrücker Unternehmen Metacrew — mit unterschiedlichen Mottos — seit rund sechs Jahren im Abo verschickt. Damit ist die noch junge Firma in einem für Start-ups interessanten Markt unterwegs, wie eine Studie des Digitalverbands Bitkom zeigt. Allerdings sind auch schon viele in ihm gescheitert. Das Geschäftsmodell ist im Grunde einfach: Wie bei anderen AboModellen, die man von Zeitungen oder dem Streaming-Dienst Netflix kennt, sucht sich der Kunde je nach Interesse eine Themen-Box aus, die in regelmäßigen Abständen zu ihm nach Hause geschickt wird. Bei Metacrew sind auch Einzelbestellun-
gen möglich, erklärt Julia Eismann, die Abos würden jedoch überwiegen — ein kalkulierbares Geschäft. „Dieses Geschäftsmodell ist besonders dann Erfolg versprechend, wenn dem Kunden Produkte und Pakete angeboten werden, die es im Laden nicht zu kaufen gibt. Gerne greifen Verbraucher auch dann zu, wenn es keine Mindestlaufzeiten und Versandkosten gibt und der Kunde einen Preisvorteil im Vergleich zum Einzelkauf erhält“, erklärt Bitkom-Expertin Julia Miosga den Erfolg der Abo-Boxen. So geht auch Metacrew mit seinen rund 100 Mitarbeitern inklusive der Logistik an die Zusammenstellung der Boxen heran. Pro Monat werden aktuell rund 60 000 Stück bundesweit verschickt. „Die komplette Box entsteht bei uns“, sagt Julia Eismann. Die Mitarbeiter seien vom Kontakt zu den Herstellern, deren Produkte in die Box kommen, über das Marketing bis zum Versand und der Beschaffung der tatsächlichen Boxen für alles zuständig. „Der Wert des Inhalts liegt immer über dem Preis, den der Kunde zahlt“, betont Eismann. Der Vorteil für Hersteller liegt für
sie auf der Hand. „Eine Abo-Box ist eine spannende Plattform zur Einführung von Produkten.“ Das bestätigt auch der Digitalverband Bitkom. „Überraschungsboxen, also Abo-Boxen mit immer neuem Inhalt zu einem bestimmten Thema – etwa in den Bereichen Kosmetik, Schwangerschaft oder Basteln –, bieten Herstellern auch die Möglichkeit, Aufmerksamkeit und Probierkontakte für neue Produkte zu bekommen“, führt Miosga aus. Das hat auch für Kunden Vorteile, findet Julia Eismann. „Sie wiederum können Produkte testen und finden vielleicht auch Dinge, die sie nicht im Laden kaufen, weil sie nicht gezielt danach suchen.“ Die verkaufsstärkste Box von Metacrew ist aktuell die „pink Box“, eine von insgesamt zehn Abos, die die Osnabrücker anbieten. „Sie hat eine Zielgruppe, die ohnehin im Beauty-Bereich viel ausprobiert.“ Genau das — das Ausprobieren — ist laut Bitkom-Umfrage für 19 Prozent ein Grund, Abo-Boxen zu ordern. Die Umfrage des Digitalverbands zeigt auch insgesamt den Markt für das Geschäft mit dem Abo: Fünf Prozent der Befragten gaben an,
Die Abo-Boxen von Metacrew werden am Logistik-Standort Melle gepackt. Rund 60 000 werden jeden Monat verschickt. Foto: Metacrew
Abo-Boxen für Drogerieartikel zu haben. Auch Lebensmittel- beziehungsweise Kochboxen lassen sich fünf Prozent regelmäßig liefern. Somit gibt es noch viel Luft nach oben. Die beiden Hauptargumente für die Bestellung von Abo-Boxen sind laut Umfrage mit 44 beziehungsweise 45 Prozent ganz deutlich die Kosten- und Zeitersparnis. 42 Prozent sehen die Zustellung alltäglicher Gegenstände als Erleichte-
rung im Alltag, 24 Prozent freuen sich einfach über die regelmäßige Lieferung. Also ein lohnendes Geschäft, wenn die Strategie aufgeht. Metacrew macht aktuell rund 20 Millionen Euro Umsatz mit den Abo-Boxen. Im Umsatzwachstumsranking des britischen Finanzmagazins Financial Times, das den Zeitraum 2014 bis 2017 betrachtet, hat es das Osnabrücker Unternehmen in die-
sem Jahr auf Platz 21 von 1000 geschafft. Mit der Übernahme des Hamburger Unternehmens Foodist — bekannt aus der TV-Show „Höhle der Löwen — sind für dieses Jahr konsolidiert bis zu 40 Millionen Euro Jahresumsatz angepeilt, die 50Millionen-Umsatzgrenze ist für die Folgejahre im Visier. „Wir wollen den Lebensmittelmarkt weiter erschließen“, erklärt Julia Eismann den strategischen Grund für den Zukauf. 50 Mitarbeiter beschäftigt die Hamburger Firma. „Eine Entscheidung über Personal ist noch nicht gefallen. Ich gehe aber davon aus, dass jeder gebraucht wird.“ Rund 150 000 aktive Kunden nutzen die Onlineshopping-Plattform. „Auch Foodist bietet Abo-Boxen an, ebenso wie individuelle Thema-Boxen.“ Und Metacrew will noch weiter wachsen. „Abo-Boxen sind kein reines Großstadt-Produkt“, so Eismann. Neben dem Wachstum im Inland soll in Kürze mit der Schweiz und Österreich auch das deutschsprachige Ausland hinzukommen. „Hier sind wir derzeit dabei, die Vertriebsstrukturen aufzubauen.“
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Großbaustellen an der Airportallee Die großen Bauprojekte für das HERMES Logistik-Center Münster/Osnabrück und das BERESA Airport Center prägen zurzeit das Erscheinungsbild an der Airport-
Bild: AirportPark FMO
allee. HERMES wird vom AirportPark FMO aus im 24-Stunden-Betrieb rund 100.000 Pakete pro Tag zustellen und der Mercedes-Autohändler BERESA rund 20.000 Fahrzeuge pro Jahr für den deutschlandund europaweiten Online-Vertrieb aufbereiten.
Großbaustelle „BERESA Airport Center“
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Bild: AirportPark FMO
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Weitere Ausbaustufe in der Entwicklung Der 1. Bauabschnitt mit rund 420.000 m² Nettobauland ist nahezu komplett vergeben. Drei Grundstücke mit insgesamt rund 40.000 m² sind im AirportPark FMO zurzeit noch im Angebot. Doch unser Standort wächst weiter. Denn im 200 Hektar großen Gesamtgebiet ist noch viel Platz und wir entwickeln jetzt eine weitere Ausbaustufe von 15 Hektar – für Ihren Erfolg!
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SPEZIAL
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BAUINDUSTRIE & REGION
Damit künftig mehr Gas fließt An der europäischen Gas-Anbindungsleitung EUGAL bauen auch Firmen aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim mit
Die EUGAL soll nach ihrer Fertigstellung russisches Erdgas aus der Ostseepipeline Nord Stream 2 ins europäische Gasnetz speisen.Die Baukosten für das Projekt beziffert Gascade auf knapp drei Milliarden Euro. Foto: dpa/ Stefan Sauer
„Großprojekte sind die Basis der Firma.“ Daniel Benscheidt, RAS
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Greifswald
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BERLIN
JAMAL
Hameln AL
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Kassel
POLEN
OPAL
MEPPEN/HAREN/NEUENHAUS. Für Unternehmen und Privathaushalte in Deutschland spielt Gas – auch mit Blick auf die Energiewende – als Energieträger eine große Rolle. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 934 Terawattstunden Erdgas verbraucht — mit 40 Prozent kommt das meiste davon aus Russland, gefolgt von den Niederlanden und Norwegen. Während europaweit die Fördermengen zurückgefahren werden, werden mit dem Bau der Ostseepipeline Nord Stream 2 Importe aus Russland steigen. Und auch wenn das Projekt politisch umstritten bleibt, die Arbeiten für die europäische Gas-Anbindungsleitung — kurz EUGAL —, die das Gas in Richtung Tschechien und Westen weiterverteilen soll, haben begonnen. Am Erfolg des Projekts mit einer Investitionssumme von mehr als zwei Milliarden Euro arbeiten auch mehrere Unternehmen aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim mit, darunter die RAS Rohrleitungs- und AnlagenService GmbH, die Anton Meyer GmbH & Co. KG und Hölscher Wasserbau. Alle drei sind bereits vor Ort, jeweils in unterschiedlicher Kapazität. Eigentlich gehören die Mitarbeiter von RAS aus Meppen zu den Letzten, die ein Pipeline-Projekt abschließen. „RAS ist eine PipelineDruckproben-Firma. Das bedeutet, wir prüfen die Betriebssicherheit von Pipelines und vermessen mit einem geometrischen Molch die Pipeline, ob sie den Vorschriften entsprechend verlegt worden ist und keine Beschädigungen hat“, erklärt Daniel Benscheidt, zuständig unter anderem für den Bereich Sales. „Unser Schritt ist der letzte, bevor Gas kommt.“ Das letzte Glied in der Kette. Und dennoch sind die Mitarbeiter bereits heute, zwei Jahre vor Projektabschluss, vor Ort. „Es gibt Vorabprüfungen von einzelnen Bauabschnitten, zum Beispiel, wenn eine Straßen- oder Flusskreuzung nötig ist. Dann werden kurze Rohrabschnitte vorab schon geprüft“, er-
Kiel
OPAL
VON NINA KALLMEIER
OSTSEE
Leipzig
Dresden
TSCHECHIEN LE
Weniger Risiko durch Arbeitsgemeinschaft und kleinen Markt.
Damit die Baulöcher nicht wie Treibsand in sich zusammenfallen, ist Hölscher Wasserbau aus Meppen ebenso wie das Unternehmen Jan Kwade & Sohn aus Ringe für das Grundwassermanagement zuständig. Dafür hat Hölscher Grundwasserabsenkungsanlagen aufgebaut, die das Wasser aufnehmen und den Grundwasserspielgel absenken, bevor ausgebaggert wird. In etwa der Hälfte der insgesamt 14 Teilabschnitten der Pipeline arbeitet das Harener Unternehmen, sagt Geschäftsführer Heinz Hölscher. Mitarbeiter aus der Grafschaft sind in vier Losen zuständig. Auch an der parallel verlaufenden OPAL-Gasleitung hatte das Ringener Unternehmen bereits gearbeitet. Wie RAS sind auch Hölscher und Jan Kwade & Sohn als Subunternehmer tätig. Im Frühjahr hat Hölscher Wasserbau mit den Arbeiten begonnen. Insgesamt rund zwei Jahren werden sowohl die Emsländer als auch die Grafschafter auf ihren Baustellen tätig sein. Dabei sieht Eric Trüün, Kaufmännischer Betriebsleiter bei Jan Kwade & Sohn, insbesondere den Arbeitsrhythmus als eine Herausforderung. „Unsere Mitarbeiter arbeiten zwar viel auswärts, sie sind normalerweise jedoch am Wochenende wieder bei ihren Familien.“ Das sei beim EUGAL-Projekt anders: Die 40 bis 50 Mitarbeiter arbeiten im 10-Tages-Rhythmus. Auch bei der Anton Meyer GmbH & Co. KG wird so gearbeitet. „Die Baustelle ist 560 Kilometer entfernt, das würde sich sonst nicht lohnen.“ Was für Heinz Hölscher an dem Projekt recht außergewöhnlich ist, ist die kurze Planungszeit. Vielleicht aufgrund der parallel verlaufenden Leitung, der OPAL, mutmaßt der Unternehmer. Vielleicht auch, weil es ein privatwirtschaftliches Projekt ist. Weniger Bürgerbeteiligung habe es nicht gegeben, so Hölscher. „Die Verantwortlichen scheinen es jedoch geschafft zu haben, die Bürger mitzunehmen.“ Dennoch hatte Daniel Benscheidt damit gerechnet, eher mit den Vorprüfungen beginnen zu können. Immerhin sind etwa 90 Prozent des Baustellenpersonals von RAS durch die Prüfung von insgesamt 400 Kilometern – 200 Kilometer in diesem, 200 Kilometer im kommenden Jahr – der EUGAL ausgelastet. Da bleibt nicht viel Zeit für anderes. „Das hört sich extremer an, als es ist. Der Weltmarkt für Pipelinebau ist nicht groß. Wirkliche große Aufträge kann man also von anderer Stelle in dieser Zeit nicht erwarten.“ Dabei seien Großprojekte die Basis der Firma, so Benscheidt. „Natürlich haben wir auch kleinere Projekte, aber oftmals sind es große Überlandprojekte. Wir arbeiten interna-
Prag
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Auf der Baustelle herrscht ein anderer Arbeitsrhythmus.
klärt Benscheidt. Das hat einen einfachen Grund: Die Rohre liegen anschließend in einem Bohrloch unter der Straße beziehungsweise unter dem Fluss und sind entsprechend schwer zu erreichen. Mit sogenannten Molchschleusen, zertifizierten Rohrstücken mit Endkappen, die vor die Rohre geschweißt werden, geht RAS ans Werk. Durch sie kann Wasser in die Abschnitte eingebracht und nach der auf drei Nachkommastellen genauen Druckprüfung wieder abgelassen werden. „Im Vorfeld sind die Prüfungen relativ kurz, nur ein paar Stunden. Da wird nur die generelle Dichtigkeit geprüft. Später wird 24 Stunden gemessen. Auch Temperatur und andere Umwelteinflüsse spielen dann eine Rolle“, erklärt Benscheidt. RAS ist als Subunternehmer für Rohrverleger tätig, unter anderem für die PPS Pipeline Systems GmbH aus Quakenbrück, die den Zuschlag für die insgesamt knapp 70 Kilometer langen, zweisträngigen Lose 1 und 2 im Abschnitt Lubmin–Ferdinandshof in Mecklenburg-Vorpommern erhalten hat — beide Unternehmen sind Teil der Habau Group. Auf die Anton Meyer GmbH & Co. KG hingegen ist in einer Arbeitsgemeinschaft mit den Firmen Denys NV aus Belgien und der Friedrich Vorwerk KG unter anderem mit Tief- und Rohrbauarbeiten im Süden von Berlin, von Lüdersdorf bis Gräbendorf, beauftragt. „Eine Arbeitsgemeinschaft minimiert das Risiko bei einem so großen Projekt“, sagt Geschäftsführer Thomas Beyer. Innerhalb der Arbeitsgemeinschaft habe Anton Meyer, die mit 50 Mitarbeiter vor Ort sind, die kaufmännische Geschäftsführung inne. Zweieinhalb Jahre wird das Unternehmen auf der Baustelle sein. „Der Fertigstellungstermin steht. Die kurze Bauzeit macht großen Druck“, beschreibt Beyer eine Herausforderung.
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Projekt hat relativ kurze Planungsphase und zwei Jahre Bauzeit.
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GAS
Quelle: GASCADE Gastransport GmbH
tional auf einem Level, wo wir zu solchen Projekten eingeladen werden.“ Ist das kein Risiko, wenn eine Unternehmung platzt? „Das haben wir schon gehabt. Tatsächlich ist der Markt relativ schnelllebig, sodass sich auch schnell Alternativen auftun“, sagt Beschneidt und nennt als Beispiel die ursprüngliche SouthStream-Leitung. „Auf dieses Projekt hatten wir uns fokussiert, da wir mehrere Anfragen hatten. Dann wurde sie kurzfristig abgesagt. Tatsächlich hat sich dann relativ schnell ein Projekt in der Türkei entwickelt, sodass wir uns darauf konzentrieren konnten“, macht er deutlich. Und es sei auch nicht so, als ob das Unternehmen nicht auch mit kleinen Projekten überleben könnte. Auch für Hölscher Wasserbau sind die Arbeiten an der EUGAL aktuell, von der Kapazität her gesehen, das größte Projekt. An drei Baustellen wird gleichzeitig gearbeitet, 60 Mitarbeiter, darunter viele aus dem Emsland, sind derzeit vor Ort. „Unsere Pipeline-Truppen vagabundieren umher, je nachdem, wo gerade Gasleitungen gebaut werden“, berichtet der Unternehmer. Fachpersonal zu rekrutieren sei nicht einfach. „Das funktioniert nur, weil es uns gelingt, intern genügend Mitarbeiter für die Projekte zu finden.“ Umsetzen wird Hölscher in diesem Jahr auf der EUGAL etwa fünf Millionen Euro, sagt der Geschäftsführer. Zum Vergleich: Allein im Inland rechnen die Emsländer mit Umsätzen von rund 70 Millionen Euro, im Ausland kommen noch einmal rund 30 Millionen hinzu.
Dass das Projekt Nord Stream 2 und indirekt auch EUGAL umstritten ist, ist für Hölscher kein Problem. „Ich habe da meine persönliche Meinung zu, aber die spielt keine Rolle. Es ist eine politische Entscheidung getroffen worden, ein Bauwerk zu errichten, es gibt eine öffentliche Genehmigung dafür. Insofern ist die Umsetzung für mich kein Problem.“ Ähnlich sieht es Daniel Benscheidt. „Natürlich sieht man auch Dinge kritisch. Aber wenn wir die Arbeiten nicht machen, springt jemand anderes
ein. Das ist weder für uns noch für unsere Belegschaft von Interesse.“ Vielleicht sehe man manches auch ein wenig nüchterner. „Man ist anders involviert und anders informiert als andere, wenn man an solchen Projekten mitarbeitet“, so Benscheidt. Auch bei der EUGAL sei RAS informiert gewesen, lange bevor sie in den Fokus der Öffentlichkeit geraten ist. „Auch über kleinere Bauprojekte regen sich Leute auf — das ist nur nicht so von öffentlichem Interesse.“
DAS PROJEKT IN KÜRZE
480 Kilometer von Nord nach Süd Der Name „EUGAL“ steht für „Europäische Gas-Anbindungsleitung“. Sie soll das künftig über die in der Ostsee verlegten Nord-Stream 2 ankommende Erdgas weiterverteilen. Die EUGAL mit einem Leitungsdurchmesser von 1,4 Metern besteht zum großen Teil aus zwei parallelen Leitungssträngen und führt 480 Kilometer von Lubmin bei Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern bis in den Süden Sachsens und von dort über die
Grenze in die Tschechische Republik. In weiten Teilen werden die Leitungen dabei parallel zur Ostsee-PipelineAnbindungsleitung OPAL geplant. Dabei verlaufen rund 102 Kilometer durch Mecklenburg-Vorpommern, 272 Kilometer durch Brandenburg und 106 Kilometer durch Sachsen. Die EUGAL wird eine Transportkapazität von maximal 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr haben. Davon können rund 45,1
Milliarden Kubikmeter in Richtung Tschechien fließen und 9,9 Milliarden in Richtung Westen. Der erste Strang soll Ende des Jahres fertig sein. Danach soll auch das erste Erdgas fließen. Die EUGAL ist ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber Gascade Gastransport GmbH, Fluxys Deutschland GmbH, Gasunie Deutschland Transport Services GmbH und ONTRAS Gastransport GmbH.
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SPEZIAL BAUINDUSTRIE & REGION
Lebensader Autobahn
Keine Logistik, keine Urlaubsreise, kein Weg zur Arbeit – ohne ein ausgebautes Straßen- und Autobahnnetz würde vieles nicht funktionieren. Damit der Verkehr rollt, wird gebaut. Einige Zahlen im Fokus.
Das Lotter Kreuz — hier eine Luftaufnahme von April 2019 — ist eine von mehreren Baustellen,auf denen Know-how aus der Region gefragt ist.
VON JONAS SCHÖNROCK UND NINA KALLMEIER
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von 5 Bauabschnitten der insgesamt 9,5 Kilometer langen Baumaßnahme Nordumgehung Bad Oeynhausen haben die Niederlassungen Hannover, Osnabrück und Ahaus Ingenieure und Brückenbau der Johann Bunte Bauunternehmung erstellt. Die Leistungen umfassten für alle Bauabschnitte unter anderem mehr als 600 000 Kubikmeter Bodenbewegungen, den Umbau des Autobahnkreuzes Löhne mit zwei Bauwerken, die Verlegung von mehr als 20 000 Meter Sicker- und Entwässerungsleitungen und etwa 180 000 Quadratmeter Asphaltbefestigungen – vom einlagigen Wirtschaftsweg bis zu Autobahnaufbau, Betonschutzwänden und Schutzplanken sowie Verkehrssicherungsleistungen.
3,6
Kilometer lang ist der Neubau der B 51n, der zweite Abschnitt der Ortsumgehung Belm im Landkreis Osnabrück, den das Bramscher Unternehmen Hermann Dallmann Straßen- und Tiefbau noch bis Ende Oktober dieses Jahres fertig baut. Zum Projekt gehören auch 4 Regenrückhaltebecken sowie Versickerbecken.
17
Millionen Euro betrug das Auftragsvolumen der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr für den Lückenschluss der A 31 mit dem Bau des Schüttorfer Kreuzes zwischen 2003 und 2005. In einer Arbeitsgemeinschaft war daran auch die Firma Beton- und Monierbau aus Nordhorn beteiligt.
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Fertigbauteile haben Mitarbeiter der Firmen Dall-
mann und Echterhoff für die zweite Platte der neuen A-30-Brücke am Lotter Kreuz aufgelegt. Ebenso viele waren für den ersten Bauabschnitt der Brücke nötig. Die Bauteile sind jeweils rund 34 Meter lang, 2,40 Meter breit und wiegen je rund 100 Tonnen. Hergestellt hat sie das Unternehmen Rekers Betonwerk in Spelle.
60
Stellplätze für Lkw, 30 für Pkw und 125 Meter Parkstreifen für Pkw mit Anhänger sowie 360 Meter als Längsaufstellflächen für den Schwerlastverkehr hat die Nordhorner Firma Beton- und Monierbau im Zuge der Erweiterung der Kiosk- und WC-Anlage Hasselhöhe an der A 7 südlich von Hamburg zwischen Mai und Dezember 2014 errichtet. Es wurden rund 6500 Quadratmeter Asphaltflächen, 9000 Quadratmeter Betonflächen und 1000 Quadratmeter Betonpflasterflächen verbaut. Hinzu kamen rund 25 000 Quadratmeter Erdbewegungen sowie der gesamte Tief- und Landschaftsbau.
tal-Ost an der A 7 gebaut. Verwendet wurden rund 8000 Quadratmeter Betonflächen, etwa 14 000 Quadratmeter Asphaltflächen und 4500 Quadratmeter Betonpflasterflächen.
500
Tonnen Gewicht hat der Brückenersatzneubau für die Überführung der A 30 über die Werre, die derzeit die Firma AMB Anlagen und Maschinenbau GmbH aus Emlichheim erstellt. Bauherr ist der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen. Der Ersatzneubau wird für jede Fahrtrichtung als getrennter Überbau errichtet. Die A 30 hat auf dem Neubau eine Fahrbahnbreite von 12 Me-
Foto: Gert Westdörp
tern pro Fahrtrichtung. Die Gesamtbreite zwischen den Geländern beider Überbauten beträgt 30,1 Meter. Gefertigt wird die Brücke im Werk, und anschließend wird der Stahlüberbau vor Ort montiert. Die Fertigstellung ist für 2020 vorgesehen.
1800
1150
2009
Meter Entwässerungskanal, 6000 Meter Kabelschutzrohre und unter anderem 40 Lichtmasten hat Beton- und Monierbau aus Nordhorn an der A 9 im Rahmen des Ausbaus der Rastanlage Streitau im Auftrag der Autobahndirektion Nordbayern zwischen April und August 2012 verbaut. 7300
Quadratmeter Stellflächen wurden in Betonbauweise erstellt.
Meter Amphibienleiteinrichtung aus verzinktem Stahl hat Depenbrock beim Lückenschluss entlang der A 33 verbaut. endete der sechsspurige Ausbau der A 1 zwischen Vechta und Lohne/Dinklage, den die Beton- und Monierbau GmbH durchführte. Beide Fahrbahnen wurden auf einer Länge von rund zehn Kilometern komplett aufgenommen. Meter Borde und Rinnen sowie 4000 Meter Betonrohrleitungen und 5500 Meter Sickerleitungen hat die Hermann Dallmann Straßen- und Tiefbau GmbH & Co. KG entlang des zweiten Bauabschnitts der Ortsumgehung Belm verlegt.
5000
Kubikmeter Boden pro Tag hat das Unternehmen Depenbrock an manchen Tagen beim Ausbau der A 33 eingebaut. Bis zu 10 Kettenbagger, 3 Raupen und 50 Lkw und Trecker-Dumper waren zu Hochzeiten gleichzeitig im Einsatz.
72
Meter ist die Brücke über der Autobahn A 1 am Lotter Kreuz lang, die die Echterhoff BauGruppe baut. Von Außenkante bis Außenkante ist sie 53 Meter breit.
5300
Kubikmeter Ortbeton hat die Echterhoff-Baugruppe auf der Baustelle am Lotter Kreuz verbaut. Hinzu kommen 650 Tonnen Bewehrungsstahl und etwa 170 Tonnen Spannstahl für den Überbau.
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Pkw-Plätze, 4 Plätze für Pkw mit Anhänger, 6 Bushalteplätze und 74 Lkw-Stellplätze wurden durch die Nordhorner Firma Betonund Monierbau zwischen August 2013 und August 2014 im Zuge der Erweiterung der Tank- und Rastanlage Brunau-
4200
Illustration: Colourbox.de
7400
Quadratmeter Betonflächen, 6900 Quadrat-
meter Asphaltflächen und 1600 Quadratmeter Betonpflasterflächen wurden zwischen Oktober 2014 und August 2015 für die Erweiterung des Parkplatzes Osterriehe an der A 7 durch die Nordhorner Firma Beton- und Monierbau verbaut. Auftraggeber war die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Entstanden sind 35 Pkw-Plätze, vier Plätze für Pkw mit Anhängern, zwei Bushalteplätze sowie 50 Lkw-Stellplätze.
8000
Meter Tiefendrainage hat das Unternehmen Depenbrock für den Ausbau der A 33 bei Halle gebaut.
10000
Tonnen ist die neue Brücke über die A 10 schwer, die die Johann Bunte Bauunternehmung für den achtspurigen Ausbau der Autobahn südlich des Berliner Rings neben der Einbaustelle vorgefertigt und nach Abtrag der Gleise und des alten Bahndammes in einer Sperrpause in Endlage verschoben hat.
38000
Kubikmeter Oberboden hat die Hermann Dallmann Straßenund Tiefbau GmbH & Co. KG für den zweiten Abschnitt der Ortsumgehung Belm abgetragen und entsorgt. Außerdem wurden 45 000 Kubikmeter Frostschutzschicht eingebaut und 55 000 Tonnen Asphalt verbaut.
150000
Tonnen Schotter hat Depenbrock im Straßenoberbau der A 33 eingebaut. Außerdem wurde auf zwei Dritteln des Teilstücks der Autobahn, das das Stemweder Unternehmen gebaut hat, Hochofenschlacke aus Georgsmarienhütte verbaut. Rund 100 000 Tonnen wurden nach Halle geliefert, dort gebrochen und eingebaut.
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VON NINA KALLMEIER, GERD SCHADE UND JONAS SCHÖNROCK OSNABRÜCK/PAPENBURG/SALZ-
Pünktlich zum Start der Bundesliga-Saison 2020 soll am 1. August das neue Stadion des 1. FC Freiburg fertig sein. Der Grundstein für das Bauwerk im Westen der Stadt neben dem Flugplatz wurde erst jüngst gelegt. Läuft alles nach Plan, dann werden in der kommenden Saison fast 35 000 Fans des Erstligisten und seiner Gäste ihre Mannschaften dort anfeuern können. Dass der Termin klappt, daran hat Dieter Köster, Aufsichtsratsvorsitzender der Köster Holding, keinen Zweifel. „Wir haben schon unter anderem die BayArena in Leverkusen modernisiert und erweitert, die Volkswagen-Arena in Wolfsburg gebaut und die Nordund Südtribune des Signal-IdunaParks in Dortmund ausgebaut. Wir kennen uns also aus“, sagt der Unternehmer, der auch für diesen Bau mit dem international tätigen Architekturbüro HPP Architekten GmbH kooperiert, das den Entwurf lieferte. Die Arbeiten auf der Baustelle kommen bereits gut voran, nachdem im November vergangenen Jahres die Baugenehmigung erteilt wurde: Die Arbeiten für die Fundamente der Tribünen haben schon begonnen, in den nächsten Monaten folgt neben den Erschließungsstraßen auch der Beginn der Rohmaßnahmen. Parallel werden dann Park- und Trainingsplätze und die Außenflächen errichtet. Mit bis zu 500 Mitarbeitern wird der Osnabrücker Bauspezialist im Sommer auf der BauBERGEN.
Das Besondere sind die digital bedruckten Gläser: Die Salzberger Flintermann Glasveredelungs GmbH hat den VIP-Eingang des Bundesligisten Hoffenheim gebaut. Foto: Sörli Binder
So soll das neue Stadion des 1.FC Freiburg aussehen.Die Osnabrücker Köster GmbH hat die Ausschreibung in Kooperation mit einem Architektenbüro gewonnen.
Foto: imago images/Hahne /Eibner-Pressefoto
Damit der Ball rund läuft Expertise aus der Region sorgt dafür, dass die Fußballbundesligisten eine Heimat haben stelle sein, damit die Arbeiten in etwas über einem Jahr auch abgeschlossen sind. Das Osnabrücker Bauunternehmen ist längst nicht die einzige Firma in der Region, die dafür sorgt, dass der Ball rundläuft. Die agn Niederberghaus & Partner GmbH mit Sitz in Ibbenbüren zum Beispiel entwirft Stadien – und hat auch die Pläne für den Umbau des Wildparkstadions in Karlsruhe geliefert. Hier hat sich
das Unternehmen jüngst zusammen mit der Düsseldorfer BAM Sports GmbH durchgesetzt, Mitte 2022 sollen mehr als 34 000 Zuschauer in der neuen Sportstätte einen Platz finden. Gesamtkosten: rund 123 Millionen Euro, wobei der eigentliche Stadionkörper mit etwa 77 Millionen Euro zu Buche schlägt. Ein Stadion muss jedoch nicht nur geplant und gebaut werden. Auch die Eingänge spielen mitun-
ter eine Rolle – so wie in Hoffenheim. Die Flintermann Glasveredelungs GmbH aus Salzbergen hat zum Beispiel beim Erstligisten dafür gesorgt, dass der VIP-Eingang gut aussieht. Rund 100 Scheiben mit einer Höhe von 5,50 Metern heben den Eingang von der restlichen Fassade ab und können nachts zum Teil komplett farbig leuchten. Das Besondere: Das Glas ist mit einer digitalen Drucktechnik bearbeitet. Das Salzberger Unternehmen ist eine von wenigen Firmen in Deutschland, die so etwas herstellen können. Derweil hat das Dach des Weser-Stadions in Bremen für den Papenburger Albert Schneider eine besondere Bedeutung – und das nicht nur, weil er ein Fan des Erstligisten Werder Bremen ist. Das Unternehmen des Dachdeckermeisters ist mit dafür verantwortlich, dass Fotovoltaik-Module auf dem Dach des Fußballstadions umweltschonende Energie liefern. Zusammen mit zwei weiteren Firmen sind die Papenburger dem SV Werder dafür während des Stadion-Umbaus regelmäßig aufs Dach gestiegen. Rund 18 300 Quadratmeter Dachfläche wurde mit
10 500 Quadratmeter Solarfläche ausgestattet, und allein dort können 511 Kilowatt-Peak Strom erzeugt werden. Der Strom aus den Solarzellen fließt allerdings nicht in die Energieversorgung des We-
„Wir haben unter anderem die VolkswagenArena in Wolfsburg gebaut.“ Dieter Köster, Aufsichtsratsvorsitzender Köster Holding
ser-Stadions. Betreiber der Anlage ist die EWE, die den Strom in ihr Netz einspeist. Aber nicht nur das Dach, auch die Außenfassade sowie der sogenannte Innenkranz des Stadions wurden für die direkte Umwandlung von Sonnenenergie in elektrische Energie mit Solarzellen ausgekleidet. Für die Abdichtung des Flachdaches haben die Papenburger Dachdecker zum Beispiel Dachbahnen verwendet, die mit integrierten Solarmodulen ausgestattet sind – Abdichtung und Energiegewinnung in einem sozusagen. Zwischen die Doppelverglasung der Außenfassade kamen Solar-Pads. Das Auftragsvolumen des 2011 abgeschlossenen Projekts umfasste im Dachbereich insgesamt knapp vier Millionen Euro. Da wird das aktuelle Projekt der Köster GmbH deutlich größer — und teurer. „Die Investitionssumme beim Stadion selbst liegt bei rund 76 Millionen Euro“, sagt Dieter Köster. Im Juni kommenden Jahres sollen die Arbeiten bereits abgeschlossen sein, sodass mit der neuen Saison 10 000 Fans mehr das Spektakel auf dem Rasen genießen können.
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SPEZIAL BAUINDUSTRIE & REGION
SPEZIAL BAUINDUSTRIE & REGION
Viele Großprojekte mit Zielkonflikten Z Bauunternehmer aus Osnabrück und dem Emsland fordern im Wirtschaftstalk wen niger Planfeststellung und mehr Parlamentsbeschlüsse für wichtige Bauprojekte
VON NINA KALLMEIER UND BERTHOLD HAMELMANN Konjunkturumfragen OSNABRÜCK. sehen die Bauwirtschaft als Wachstumsmotor, Analysen der aktuellen Wirtschaftslage sprechen gerne von einem Boom der Branche. Das sieht Dieter Köster, Aufsichtsratsvorsitzender des gleichnamigen Osnabrücker Bauunternehmens, deutlich differenzierter: „In Osnabrück zum Beispiel ist die Situation nicht sehr belastet. Wenn man sich zum Beispiel den Wohnungsbau anschaut, passiert hier fast nichts. Anders ist die Situation in Köln oder Hamburg, dort explodieren die Aufträge.“ „Oder in Berlin“, ergänzt Thomas Echterhoff, Geschäftsführer des gleichnamigen Bauunternehmens und Präsident des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen. Beide sehen in diesem Bereich ein großes Problem: die Planungszeit. „Wir haben leider heute im Wohnungsbau immer noch das Problem, dass wir sehr lange planen, durch individuelle Architekten. Zudem bauen wir sehr individuell mit 30 unterschiedlichen Gewerken. Das ist nicht sehr glücklich organisiert, und dann dauert das“, sagt Köster. „Wir bauen jetzt das Stadion für den 1. FC Freiburg. Vom ersten Spatenstich bis zum Anstoß im nächsten Jahr vergeht etwas mehr als ein Jahr.“ Viele Einfamilienhäuser würden ebenso lange dauern. Den Grund dafür hat der Bauunternehmer schnell ausgemacht: „Als Unternehmen fangen wir ein solches Stadion erst dann an, wenn die Planung fix und fertig ist. Dann wird das ganze Bauwerk industriell abgewickelt.“ Leider sei das bei einem großen Teil des Wohnungsbaus anders. Ludwig Jansen, Geschäftsführer von Jansen Tore aus Surwold, die unter anderem Brandschutztore entwickeln und herstellen, sieht das ähnlich: „Planungen müssen vor Baubeginn abgeschlossen sein. Das verkürzt die Bauzeit und grenzt auch die Kosten ein“, betont der Emsländer. „Und es sollte nur das gebaut werden, was ge-
„Es ist eine Krankheit in Deutschland, dass Planungen während der Bauzeit immer wieder geändert werden.“ Thomas Echterhoff
ZUR SACHE
Umfrage der Bauindustrie
Foto: imago images/Westend61
Unternehmen der Bauindustrie in Niedersachsen und Bremen erwarten laut einer Umfrage des Bauindustrieverbands eine Fortsetzung der guten Geschäftslage auch im Jahr 2019. Demnach schätzen fast die Hälfte der befragten Unternehmen die derzeitige Geschäftslage als gut ein. Im Vorjahr war es noch ein Drittel. Mit Blick auf die einzelnen Sparten hat der Leitungsbau mit 56,4 Prozent positi-
ven Beurteilungen den Wohnungsbau als bisherigen Spitzenreiter überholt. Mit Ausnahme des öffentlichen Hochbaus und des Eisenbahnoberbaus verzeichneten aber auch alle anderen Bausparten deutliche Verbesserungen bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftssituation, so der Verband. Mit 82,5 Prozent geht der ganz überwiegende Teil der Unternehmen auch von einer Fortsetzung
der guten Geschäftslage im ersten Halbjahr 2019 aus. Dennoch gibt es Schatten: Vier von fünf Mitgliedsunternehmen bezeichnen den Fachkräftemangel als schwerwiegendes Problem. Es folgen der Anstieg der Entsorgungskosten, die Kostenbelastung und mangelnde Flexibilität im Personalbereich sowie die Aufhebung von Ausschreibungen wegen Überschreitung der Kostenschätzungen.
STECKBRIEF
Dieter Köster, K Aufsichtsratsvorsitzender Köster Holding Im Jahr 1938 grründet, ist das Osnabrück ker Bauunternehmen Kös ster bis heute in Familie enhand. 1975 übernahm m Dieter Köster nach erffolgreichem Studiena abschluss als Dipl.-Ing. un nd Dipl.Wirtschafts-Ing g. in zweiter Generation die Geg. Nach 37 schäftsführung Jahren im Unte ernehmen wechselte er in den Aufsichtsrat der Kö öster Holding AG, dessen n Vorsitzender er ist. Angefangen hat für das Familienunternehmen a alles mit der Erstellung von v Planungsentwürfe en für
Foto: Michael Gründel
Mitarbeiter zu gewinnen wird teurer und schwerer als früher.
Planung und Voruntersuchung stecken. Oft spart ein umfangreiches Baugrundgutachten und eine gründliche Kampfmitteluntersuchung viel Geld. Erlebe ich im Wochentakt.“ Und noch etwas kommt für Ludwig Jansen hinzu: Vorschriften und wenig Entscheidungsfreude aufseiten der Bauherren. Für beides hat der Unternehmer Beispiele: „Wir haben aktuell Probleme damit, Projekte anzunehmen, die im nächsten Jahr erst fertig sind, da sich die Zertifizierungen ändern“, sagt Jansen. Sie werden EUeinheitlich angepasst. Doch wie und wann, das ist die Frage. „Alle Produkte müssen neu geprüft werden, weil zusätzliche Messpunkte hinzukommen. Mit BMW zum Beispiel sind wir hierüber intensiv in Gesprächen, da das Bauvorhaben frühestens nächstes Jahr in Betrieb genommen wird.“ Für die fehlende Entscheidungsfreude führt er den Bau der Europäischen Zentralbank (EZB) ins Feld. „Für den Bau haben wir Brandschutztore geliefert. Nun haben Brandschutztüren Normen und Toleranzen, ebenso wie Bauunternehmen. Die passen jedoch nicht immer zusammen.“ Entsprechend der Spezifikationen habe der Emsländer Betrieb die Türen gefertigt — obwohl von vornherein bekannt war, dass sie nicht passen würden. „Wir waren verpflichtet zu liefern — weil keiner in der Lage war, eine Entscheidung zu treffen, damit die Maße geändert werden. So haben wir mit Ansage 30 Türen für den Container produziert und ausgeliefert.“ Auch das treibe die Kosten. Köster fordert: „Architekten und Bauingenieure müssen viel mehr, eher und besser zusammenarbeiten.“ Außer in Deutschland und Österreich würden Architekten in der ganzen Welt einen Designvorschlag machen, der dann von einem Generalunternehmer umgesetzt werde. Dieser Prozess laufe Hand in Hand mit Bauingenieuren. Und in Deutschland? „Hier gibt es mehr Architekten als in den gesamten USA. Die öffentliche Hand hat die extremsten Kostensteigerungen, weil diese Projekte am schlechtesten vorgeplant sind“, sagt der Unternehmer. Im Industriebau habe man bereits umgedacht. „90 Prozent der Bauten werden von Generalunternehmern gebaut.“ Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen aus der Region an prestigeträchtigen Großprojekten bauen? „Im Industrie- und Hochbau sind wir im Grunde bei allen großen Projekte mit dabei“, sagt Ludwig Jansen. Und das Geschäft laufe gut. „Unser Auftragseingang war noch nie so hoch wie jetzt, und er lässt auch nicht nach. Wir sind aber abhängig vom Hoch- und Tiefbau.“ Auch wenn die Sanierung historischer Pariser Bauten aktuell mit dem Brand der Kathedrale Notre-Dame einen Beigeschmack hat: In der französischen Hauptstadt wird das Unternehmen Jansen Tore demnächst ein großes Projekt abwickeln. „Wir wurden gefragt, ob wir bei der Sanierung der Pariser Staatsoper die Brand- und Schallschutztüren liefern können“, sagt Jansen. Die Besonderheit: Die Türen sollen 24 Meter breit und 14 Meter hoch werden und 52 Dezibel aushalten. Zur Einordnung: Auf der anderen Seite des Tores darf man ein Flugzeug nicht mehr hören. „Solche Aufträge bekommen wir nur, weil wir in einer Nische zu Hause sind und entsprechend Know-how aufgebaut haben. Bei uns gibt es nichts von der Stange. Es braucht eine gewisse Spezialisierung.“ Solch große Auftragsvolumen bergen jedoch auch ein Risiko. „Es liegt vor allem in der Zeit. Je länger ein Projekt dauert, desto weniger verdient man“, so Jansen. Und viele bekannte Großprojekte — allen voran
Wasserwirtschaftsämter und Kreisbehörden. Auch den Bau von Entwässerungsanlagen im Emsland hat die Köster GmbH durchgeführt. Heute sind die Projekte in der Regel Hausnummern, wie aktuell das Freiburger Stadion oder eine Tunnelröhre in Stuttgart. Die KösterGruppe umfasst 20 Unternehmen mit Standorten unter anderem in der Türkei, China, den USA, in Japan, Polen, den Niederlanden, Kroatien, Portugal, Großbritannien und Bulgarien.
STECKBRIEF
Thomass Echterhoff, Präsident Bauindustrieverband Seit fast drei Ja ahren ist Thomas Echterrhoff Präsident des Bau uindustrieverbands Nie edersachsen-Bremen. Der Geschäftsführe ende Gesellschafter der Bauunternehmung Ge ebr. Echterhoff GmbH & Co. KG in Westerkappe eln bei Osnabrück eng gagierte sich zuvor bere eits seit vielen Jahren im m Verband, unter and derem als Vorsitzender de er Sozialpolitischen Verrtretung sowie ein Jahr als Vizepräsident des WirtW schafts- und Arbeitgeberverbands. Echterhoff E
Foto: Michael Gründel
Die Größe von Projekten ist kein Selbstzweck.
plant ist“, wirft Thomas Echterhoff ein. „Es ist eine Krankheit in Deutschland, dass Planungen während der Bauzeit immer wieder geändert werden. Jede Änderung, auch im Kleinen, wirft den durchgeplanten und koordinierten Bauablauf durcheinander.“ Dafür hat Dieter Köster schnell ein prominentes Negativbeispiel — die Abfertigungshalle des neuen Berliner Flughafens BER. „Acht Wochen vor Fertigstellung wurden die Pläne komplett geändert. Jetzt baut man immer noch. Es muss vorher klar sein, was eigentlich gebaut werden soll“, kritisiert Köster. „Wie will die öffentliche Hand überhaupt Preis-Leistung beurteilen, wenn sie zu Beginn der Projekte nicht weiß, was sie eigentlich bauen will. Bauleistungen müssen ehrlich diskutiert werden.“ Echterhoff ergänzt: „Manche Politiker glauben, dass ein Projekt politisch nur angestoßen werden kann, wenn die tatsächlichen Kosten nicht bekannt sind.“ Dass beispielsweise die Kosten der Elbphilharmonie explodieren würden, sei von vornherein klar gewesen. „Wir sprechen von gigantischen Bauvorhaben, die über Jahre geplant und gebaut werden. Die Kostenschätzungen sind meist auf der Basis von Vergangenheitswerten.“ Diese seien jedoch zumeist relativ niedrig, weil die Schätzung auf der Basis von Vergangenheitswerten zu einer Zeit gemacht wurde, in der die Baukonjunktur eine Delle hatte. „Allein die Inflation lässt die Kosten pro Jahr um mindestens 2 Prozent steigen. Die Schätzungen werden nicht fortgeschrieben, und es werden zu wenig Reserven eingeplant“, kritisiert Echterhoff. Und er plädiert dafür: „Wir müssen viel mehr Geld in die
ist bereits die fünfte Generation im Unternehmen, das mittlerweile 450 Mitarbeiter an acht Standorten in Deutschland beschäftigt. Dabei ist Echterhoff Bau unter anderem auf den Ingenieur- und Brückenbau sowie Kanal- und Tiefbau spezialisiert. Zu den aktuellen Projekten zählen unter anderem die Arbeiten am Lotter Kreuz. Auch im Beirat der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmer ist Thomas Echterhoff vertreten.
STECKBRIEF
Ludwigg Jansen, Geschäftsführer Jansen Tore Vor mehr als 30 0 Jahren hat Ludwig Jan nsen im n Surwold emsländischen die Firma Janse en Tore gegründet, die sich bis heute mit der ProduktiP on von Industrietoranlagen beschäftigtt. 1999 kam mit Jansen n Brandschutz eine weiitere Firma hinzu, die heute unter der Firmieru ung Jansen Tore zu den n führenden Anbietern für f Feuerschutztore, Son nderlösungen und Spezialanfertigungen geh hört. Mittlerweile hat die Jansen Holding ihre Tä ätigkeiten auch auf den maritimen m
Bereich ausgedehnt und ist spezialisiert auf die Produktion unterschiedlichster Paneele für den Schiffbau. Die Jansen Gruppe beschäftigt inzwischen rund 300 Mitarbeiter und setzt sich aus den Firmen Jansen Tore, Jansen PU Technik und Jansen Systembau zusammen. Hinzu kommen Niederlassungen und Vertriebsbüros im ganzen Bundesgebiet sowie Lizenznehmer und Vertriebspartner in Österreich, der Schweiz, der Tschechischen Republik und Norwegen.
Foto: Michael Gründel
Viele Änderungen während der Bauzeit steigern die Kosten.
hen deutlich länger der BER — brauch Es ist lachhaft, dass als veranschlagt. „E es 60 Jahre dauert, bis eine Autobahn feld gebaut ist, obin Richtung Bielefe wohl der Bedarf da war. Und den größten Anteil hatte nicht die tatsächliche Bauzeit“, kritiisiert Dieter Köster ein regionales Projeekt. Für ihn ist die Lösung des Probleems einfach: „Warum gibt es keine Paarlamentsbeschlüsse für solche Bauprrojekte? Dann gebe he in der Form, wie es keine Einsprüch wir sie heute erlebeen.“ Auch für Thomas Echterhoff siind Parlamentsbeschlüsse und weniger Bürgerbeteiligung eine Lösung. Aus einem einfahaben massive Zielchen Grund: „Wir h konflikte. Nehmen wir nur mal den
Verkehr: Wir wollen mehr Güter auf die Schiene verlagern, gegen den dafür nötigen Bahnausbau gibt es jedoch Proteste“, erklärt der Unternehmer. Gleich verhalte es sich beim Thema Windkraft und Stromtrassen. „Sie werden viele finden, die für den Ausbau der Windenergie, aber gegen den Bau der Stromtrassen sind.“ Neben den vielen problembehafteten Projekten gebe es jedoch auch jene, die geräuschlos abgewickelt werden. „Wir stürzen uns in Deutschland aber gerne auf Dinge, die schlecht laufen.“ Als Beispiel für gelungene Großprojekte nennt Echterhoff das Terminal am Münchner Flughafen, das trotz komplizierter unterirdischer
Kurzbahn pünktlich in Betrieb gegangen ist. Oder die beiden Terminals in Frankfurt, die gebaut wurden. „Davon hat man jeweils wenig mitbekommen. Wir können große Projekte bauen, wenn sie richtig organisiert sind“, betont er. Auch wenn sie selbstverständlich immer komplexer und technischer werden. „Die Haustechnik hat mittlerweile ein Volumen von 75 Prozent, wenn nicht mehr.“ Die Auswirkungen davon zeigt Dieter Köster an Mitarbeiterzahlen: „Von unseren 900 Ingenieuren sind mittlerweile 250 Haustechnik-Ingenieure und nicht mehr Bauingenieure.“ Thomas Echterhoff gibt aber auch zu bedenken: „Großprojekte sind
nicht für jeden geeignet, man muss auch dafür aufgestellt sein.“ Sein Unternehmen ist vor allem im Brückenund Kanalbau tätig. „Unsere Projekte gehen nur bis zu einer gewissen Größe, denn das Risiko im Investitionsvolumen muss man auch beherrschen.“ Volumina wie beim aktuellen Stadionbau, den die Köster GmbH stemmt, kämen für Echterhoff nicht infrage. „Das wäre mein halber Jahresumsatz, das wäre kaufmännischer Wahnsinn.“ „Die Projektgröße ist kein Selbstzweck, und man verdient auch nicht mehr“, betont Dieter Köster. Großprojekte seien aus einem ganz anderen Grund interessant: Sie fordern die Mitarbeiter. „In solchen Projekten können wir das Know-how unserer Mitarbeiter unterbringen.“ Rund drei Projekte mit einem Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro und mehr mache das Unternehmen pro Jahr. „Aktuell ist unser größtes Projekt in der Hinsicht Stuttgart 21. Hier bauen wir die Tunnelröhre in Richtung Karlsruhe.“ Doch wird die Konjunktur vom Bau getragen? Thomas Echterhoff ist da zwiegespalten. „Ja, wir haben ein deutlich erhöhtes Investitionsvolumen am Bau, und in Teilbereichen gibt es Kapazitätsengpasse. Ein Beispiel ist der Kabelbau. Jahrelang wurde in diesem Bereich nichts Wichtiges gebaut, und auf einmal werden Milliarden in Breitband investiert. Wo sollen die Kapazitäten und die Facharbeiter denn herkommen?“, so der Bauunternehmer. Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, hat Dieter Köster nicht. Aber: „Wir haben ein Problem, dass der Bürger nicht mehr den Preis bezahlen will, den es kostet, deutsche Arbeiter zu beschäftigen. Wir sind gezwungen, sehr viele einfache Leistungen an osteuropäische Arbeiter zu geben“, sagt er. Insgesamt müsse ein Unternehmen heute mehr dafür tun, Mitarbeiter zu qualifizieren und fortzubilden als früher. „Unsere eigenen Ausbildungsaufwendungen steigen jedes Jahr um 10 bis 15 Prozent. Da mussten wir uns früher nicht so viele Gedanken darüber machen.“ Dass man viel machen muss, weiß auch Ludwig Jansen. Er hat schon vor gut sieben Jahren eine eigene Kita gebaut, sagt er. Bei ihm kommen die rund 300 Mitarbeiter ausschließlich aus der Region. Entsprechend groß sei die Bindung an das Unternehmen und entsprechend niedrig die Fluktuation. „So haben wir unser organisches Wachstum bislang meistern können.“ Problematisch sei es, Mitarbeiter für Dienstleistungen vor Ort zu finden. „Diesen Service mit guten Leuten vor Ort zu leisten ist ein größeres Problem, als Mitarbeiter für die Produktion zu finden.“ Und der Nachwuchs? „Wir haben als Branche eine beispielhafte Lehrlingsausbildung“, betont Dieter Köster. Außerdem zahle man mit die höchsten Lehrlingslöhne. „Und wir geben jedes Jahr bei uns im Haus mehr als eine Million Euro für hausinterne Schulungen aus.“ Wenn der demografische Wandel voll durchschlage, werde der Fachkräftemangel eher zum Problem. Liegt das mit am Ruf der Branche? „Das Image ist heute leider immer noch schwierig“, sagt Thomas Echterhoff. Das zeigten nicht zuletzt die Tatorte der letzten Jahrzehnte, in denen der Bösewicht sehr gerne Bauunternehmer oder Immobilienunternehmer war. „Seit der Bankenkrise sind Banker etwas mehr in den Fokus gerückt.“ Verkannt werde, dass auch der Bau eine Hightech-Branche sei. „Wir sind nun einmal eine Industrie, die nicht nur rein virtuell funktioniert, sondern die die klassische Wertschöpfung hat.“
Foto: imago images/Westend61
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„Ich habe darüber nachgedacht, das Projekt abzubrechen“ Hölscher Wasserbau baut seit Beginn am neuen Stuttgarter Hauptbahnhof mit und hat die Proteste hautnah miterlebt VON NINA KALLMEIER Die Bilder sind noch präsent: Die Polizei drängt mit Wasserwerfern Demonstranten zurück. Über Tage eskalierte rund um die Baustelle des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs die Lage. Mittendrin, hinter dem Bauzaun, hat auch ein Unternehmen aus dem Emsland diese Szenen hautnah miterlebt. Hölscher Wasserbau übernimmt für Stuttgart 21 das Grundwassermanagement. Wer in die Hauptstadt BadenWürttembergs fährt, dem werden möglicherweise die rund 17 Kilometer Leitungstrasse, oberirdisch gut an den blauen Rohren zu erkennen, rund um die Baustelle des neuen Tiefbahnhofs auffallen. Sie stammen vom Harener Unternehmen Hölscher Wasserbau. Da für den Neubau des Stuttgarter Bahnhofs rund 60 Prozent der Gleise und Anlagen unterirdisch verlaufen werden, muss das Grundwasser entfernt werden. „Wir übernehmen die Bauwässer, bereiten sie auf und führen es kontrolliert wieder dem Grundwasserleiter zu, damit der Grundwasserspiegel außerhalb der Baugruben auf seinem natürlichen Niveau bleibt“, erklärt Geschäftsführer Heinz Hölscher die Aufgabe des Unternehmens aus dem Emsland. Verschiedene Filter sorgen dafür, dass sämtliche Fremdstoffe vor der Rückgabe in den Boden herausgefiltert werden. Die Grundwasserabsenkung selbst gehört nicht zu den Aufgaben des Teams. „Das machen die Tiefbauer selbst.“ Hölscher Wasserbau war eine der ersten Firmen auf der Baustelle. Damit ist es eines der Projekte, die das Unternehmen am längsten begleiten — auch wenn die Fortführung zwischenzeitlich auf der Kippe stand. Aufgrund der Proteste, die sich auch gegen Mitarbeiter des Unternehmens entluden, erzählt Geschäftsführer Heinz Hölscher. „Dadurch, dass wir so früh auf der Baustelle involviert waren, standen wir — auch während der Schlichtung — sehr im Fokus.“ Hölscher-Mitarbeiter waren jene hinter dem Zaun, als die Gegner von HAREN.
Stuttgart 21 Bäume besetzt hatten, beschreibt Heinz Hölscher. „Das war nicht schön. Da ist einem schon sehr mulmig. Unsere Anlage ist auch einmal von den Gegnern gestürmt worden.“ Mehrere 100 000 Euro Schaden seien entstanden, auf einigen 10 000 sei das Unternehmen sitzen geblieben. Das sei auch der Moment gewesen, in dem für Heinz Hölscher die weitere Beteiligung am Bau auf der Kippe stand. „Ich war am nächsten Morgen auf der Baustelle und habe darüber nachgedacht, das Projekt abzubrechen“, erinnert sich der Unternehmer. Die Mitarbeiter seien recht verzweifelt gewesen. „Da kommen Wildfremde und machen deine Arbeit kaputt. Als Unternehmen machen wir einen Job“, betont Hölscher. Und über einige der Kritikpunkte der Gegner kann sich der Ingenieur nur wundern — wie die Aussage, dass Stuttgart demnächst im Wasser schwimme. Inmitten dieser Situation habe er die Mannschaft in die Entscheidung einbezogen, ob das Unternehmen an dem Projekt weiterbaute. „Ich habe eine Situation gesehen, in der es uns unmöglich war, unsere Leistungen zu erbringen. Wenn meine Mitarbeiter das genauso gesehen hätten, wäre ich zur Bahn gegangen und aus dem Projekt aus-
„Auch wir standen sehr im Fokus.“ Geschäftsführer Heinz Hölscher
Insgesamt 17 Kilometer Leitung hat Hölscher Wasserbau für das Grundwassermanagement in Stuttgart gebaut.
gestiegen“, erinnert sich Hölscher. Man habe jeden Morgen die Baustelle mit Polizeischutz betreten und abends wieder verlassen müssen, sei mit Steinen beworfen und bedroht worden. Dennoch hat das Team sich zum Weitermachen entschieden. „Wir können uns doch von solchen Idioten unsere Arbeit nicht zerstören lassen, das war ihre Einstellung. Eine starke Haltung“, sagt Hölscher bewundernd. Entsprechend hat der Geschäftsführer gehandelt. Mittlerweile hat sich die Situation beruhigt — seit der positiven Volksbefragung 2011. Und so baut Hölscher Wasserbau seit fast zehn Jahren in Stuttgart. „Und ein paar Jahre wird es wohl noch dauern“, kalkuliert Hölscher. Zuletzt hatte die Bahn das Jahr 2025 als frühesten Fertigstellungstermin genannt. Aktuell hat Hölscher Wasserbau rund zehn Mitarbeiter in der badenwürttembergischen Landeshauptstadt beschäftigt, deutlich weniger
als zu Beginn. „Die Anlagen und Rohre stehen, damit ist die größte Arbeit getan.“ Als der Anlagenbau gemacht wurde, waren es 50 und mehr. Nun müssen die Anlagen nur noch betrieben werden, viel läuft automatisch. Somit braucht es wenig Personal.
Foto: Hölscher Wasserbau
Insgesamt ist die Baustelle in Stuttgart für Hölscher Wasserbau von höher Bedeutung. „Wir haben uns in Süddeutschland mittlerweile einen guten Namen gemacht, sodass wir fast 20 weitere Projekte um Stuttgart betreuen, sagt Bauleiter Heinz Gründer, seit
2014 für das Projekt verantwortlich. Und die Harener sind nicht die Einzigen, die an Stuttgart21 mitwirken. „Wir haben auch einen Nachunternehmer aus dem Emsland für die Rohrarbeiten beschäftigt“, so Geschäftsführer Hölscher.
DAS PROJEKT IN KÜRZE
Zwischen Protest und Kostenexplosion Schon 1994 wurde Stuttgart 21 — ein Verkehrs- und Städtebauprojekt zur Neuordnung des Eisenbahnknotens Stuttgart — der Öffentlichkeit vorgestellt. Kernstück des Vorhabens ist der Umbau des Kopfbahnhofes, des Stuttgarter Hauptbahnhofs, in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof. Der
Bahnhof soll um 90 Grad gedreht und eine Etage tiefer gelegt werden. Es ist eines der umstrittensten Infrastrukturprojekte, auch Bahnchef Richard Lutz sagte jüngst, dass man Stuttgart 21 heute nicht mehr bauen würde. In der Kritik steht unter anderem die Kostenexplosion. Als die Stuttgarter Bevölkerung
2011 über das Bauprojekt abstimmte, lagen die Baukosten bei 4,5 Milliarden Euro. Diese Prognose hatte die Bahn Anfang 2018 auf 7,7 Milliarden Euro erhöht. Hinzu kommt ein Risikopuffer von rund einer halben Milliarde Euro. Gegner von Stuttgart 21, die auch die Neigung der Bahnsteiggleise, den Brandschutz
oder die Leistungsfähigkeit des achtgleisigen Durchgangsbahnhofs im Vergleich zum 16-gleisigen Kopfbahnhof kritisieren, befürchten gar eine Steigerung auf zehn Milliarden Euro. Im März dieses Jahres hat die Bahn bekannt gegeben, dass es keine weiteren Kostensteigerungen geben wird.
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SPEZIAL BAUINDUSTRIE & REGION
Großbaustelle Berlin Unternehmen aus der Region führen in der Bundeshauptstadt ganz unterschiedliche Projekte aus
Die 280 000 Steine für die Fassaden der beiden Backsteingebäude am Berliner Mercedesplatz hat die Deppe Backstein-Keramik GmbH aus Uelsen-Lemke hergestellt.
VON GERD SCHADE, GERHARD HERRENBRÜCK UND NINA KALLMEIER NORDHORN/UELSEN/HEEDE/LIN-
GEN. Infrastruktur, Wohnungsbau, Wirtschaftsbauten — in einer Hauptstadt wie Berlin gibt es immer etwas zu tun. Davon profitieren auch Unternehmen aus der Region mit ganz unterschiedlichen Projekten. Wie die Lindschulte Ingenieur-Gesellschaft aus Nordhorn mit ihren nunmehr 400 Ingenieuren, Architekten und Konstrukteuren an zwölf Standorten, vorrangig im Norden und Westen der Republik. Das Unternehmen ist in Berlin mit einer Kanalsanierung beauftragt worden, die es in sich hat – auch wenn Kanalsanierungen und Kanalbau für das Unternehmen, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, eigentlich Tagesgeschäft sind. In jüngster Zeit wurden zum Beispiel in schwierigen innerstädtischen Lagen in Wilhelmshaven und in Osnabrück mehrere solcher Aufgaben erfolgreich abgeschlossen. In Berlin geht es um die Sanierung des „Talgrabens“ im Ortsteil Schmargendorf im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. „Die Besonderheiten dieses Projektes sind vor allem die große Tiefenlage und das Profil des Kanals“, sagt Projektleiter Karsten Gogsch. Der Talgraben ist ein verrohrtes Gewässer, ein unterirdischer Kanal also, der über zwei
Kilometer Länge die beiden Gewässer Fenn-See und HubertusSee verbindet, die zur Grunewald-Seenkette gehören. Einige Schaftbauwerke seien zwischen 17 und 19,5 Meter tief, sagt Gogsch. „Der Querschnitt ist ein um 180 Grad gedrehtes Eiprofil und äußerst selten verbaut worden. Man bewegt sich bei einer geschlossenen Sanierung wie in diesem Fall planerisch im Grenz-
„Ein Schachtbauwerk liegt direkt unter dem Elfmeterpunkt des Stadions.“ Lindschulte-Projektleiter Karsten Gogsch
Modern und offen: So soll das Restaurant im Berliner Humboldt-Forum aussehen, das die Kanne-Gruppe baut. Grafik: Kanne-Gruppe
bereich des technisch Machbaren und freut sich natürlich, wenn man Lösungen dafür findet.“ Eine zentrale Frage am Anfang des Projektes sei gewesen, welche Sanierungstechniken unter den gegebenen Bedingungen überhaupt technisch und wirtschaftlich sinnvoll angewendet werden können. „Ein Schachtbauwerk liegt zum Beispiel direkt unter dem Elfmeterpunkt des Fußballstadions. Da muss man erst mal hinkommen.“ Der Kanal ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden und weist auf der gesamten Länge Baumängel auf wie Längsrissbildungen und mechanischen Verschleiß. „Wir haben uns nach einer Variantenüberprüfung für das Schlauchlining-Verfahren entschieden. Bei diesem Verfahren werden mit Kunstharz imprägnierte Gewebeschläuche in den zu sanierenden Kanal eingezogen, aufgestellt und mittels Wärme oder UV-Licht ausgehärtet“, erklärt der Projektleiter das Konzept. Das Verfahren könne über die vorhandenen Schachtbauwerke eingesetzt werden und erfordere somit nur einen geringen Eingriff in die Umgebung. „Weitere Vorteile dieser Methode sind die geringeren Kosten und eine kürzere Bauzeit gegenüber anderen Sanierungsverfahren oder der offenen Bauweise.“ Mindestens ein Jahr werden die Bauarbeiten dauern, Ende August 2018 wurde der Bauauftrag erteilt. Auch für künftige Projekte sieht Gogsch gute Chancen. „Zumal Lindschulte bereits häufiger in Berlin tätig war.“ Überirdisch geht es für die Deppe Backstein-Keramik GmbH aus Uelsen-Lemke zur Sache. Klinkerartig sehen die beiden Gebäude direkt an der Spree aus, die das Unternehmen am Mercedes-Platz, dem neuen Amüsierviertel auf dem ehemaligen Ostgüterbahnhof, gebaut hat. Dafür hat Deppe, ein mittelständisches Familienunternehmen mit rund 60 Mitarbeitern, einen schwarzbraun-bunten Stein, sogenannte Wasserstrichverblender, entwickelt, beschreibt Bernd Deppe, Kundenmanager bei Deppe. Er wurde kohlegebrannt und wechselseitig verarbeitet. „Das Auftragsvolumen für die Klinker beträgt rund 315 000
Euro.“ Insgesamt 280 000 Backsteine hat Deppe für den Mercedes-Platz produziert – unter Volllast produziert das Unternehmen pro Jahr rund 25 Millionen Ziegel. Zum Vergleich: Für ein EinFamilien-Haus werden bei einer Verblendfläche von 200 Quadratmetern rund 9600 Backsteine gebraucht. „Mit fast 6000 Quadratmetern Verblendfläche sind die zwei Gebäude am Mercedes-Platz für deutsche Verhältnisse überhaupt ungewöhnlich groß“, so Deppe. Von März bis September vergangenen Jahres wurde an der Fassade gebaut. Besonders seien vor allem die Örtlichkeit selbst, der exklusiv gelegene MercedesPlatz, und die Zusammenarbeit mit den namhaften Architekten RTKL Associates, London, die für das Konzept und den Entwurf zuständig waren, so der Kundenmanager. Entwurf und Ausführung habe de Aukett + Heese GmbH aus Berlin übernommen. Ein Schwerpunkt ist Berlin für Deppe allerdings nicht. „Das Unternehmen ist überregional tätig und hat etwa auch Backsteine für Projekte in den Niederlanden geliefert“, sagt Bernd Deppe. Die Ziegelei habe sich auf Formsteine spezialisiert und sei an Architektur abseits des Standards interessiert. So hat Deppe für die Bremer Landesbank einen maßgeschneiderten Sondersortierungsmix aus
Foto: Sebastian Fremder
65 verschiedenen Backsteinen zusammengestellt. „Wir verstehen uns als Problemlöser für den Architekten“, sagt Bernd Deppe. Ein Problemlöser ist in gewisser Weise auch die Kanne-Gruppe aus dem Emsland. Während die Frage um den Zugang ins künftige Humboldt-Forum im Berliner Schloss zuletzt im Bundestag eine Debatte ausgelöst hatte, müssen sich die Emsländer
„In Schichten am Sonntag haben wir die Matten fertiggestellt.“ Geschäftsführender Gesellschafter von emco Christian Gnaß
darüber zumindest keine Gedanken machen. Die Gruppe hat den Zuschlag für den Bau eines Restaurants im Humboldt-Forum bekommen. Das Heedener Familienunternehmen hatte sich in einem europaweiten Ausschreibungsverfahren gegen 35 Bewerber durchgesetzt. Von Ende 2019 an soll das rund 600 Millionen Euro teure Museums- und Kulturzentrum schrittweise öffnen. Hermann Kanne, Chef der Kanne-Gruppe, rechnet mit der Fertigstellung des Restaurants – eines von insgesamt fünf – im Sommer 2020. Das Objekt im Humboldt-Forum erstreckt sich nach den Worten des Geschäftsführers auf einer Fläche von 1300 Quadratmetern im Erdgeschoss des Gebäudes. Damit sei es das größte dort. Gestaltet wird das Restaurant Kanne zufolge von hauseigenen Architekten, „passend zum Museumscharakter“, wie der Firmenchef sagt. Involviert ist unter anderen der US-amerikanische Architekt Jordan Mozer aus Chicago. Die Speisekarte solle eine Komposition von internationalen Gerichten bieten. Die Planer für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses rechnen mit mindestens drei Millionen Gästen pro Jahr. Im neuen Stadtschloss sollen mehr als 20 000 Objekte aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien zu sehen sein. Bei einem Blick auf die Berliner Baustellen darf natürlich auch die berühmteste nicht fehlen: der Berliner Flughafen BER. Auch wenn noch kein Flieger abhebt, die Matten, auf denen sich die Urlauber ihre Füße abtreten sollen, sind schon da. Sie kommen aus dem Emsland, von der Firma emco. „In Sonntagsschichten haben wir die Matten fertiggestellt“, erinnert sich der Geschäftsführende Gesellschafter Christian Gnaß. Und dann wurde die Eröffnung verschoben. Ob die vor Jahren gelieferten Matten noch ihren Weg in den Flughafen finden?
Illustration: Colourbox.de
Schütt t orf r profiti t ert r von seinem Kr K euz Die w wirt r schaft f liche Entw twickl k ung f igu g ngszahlen steigen an und die Beschäft
Die guten Nachrichten aus dem Wirtschaft f sbereich reißen ffür die t orf nicht ab. Samtgemeinde Schütt A siedlung der Spedition Mit der An Raben hat sich erst kürzlich ein weiteres großes Unternehmen in f der Gemeinde der Obergrafschaft niedergelas a sen.
Spitzenposition ein. Im Vergleich der Bevölkerungsentwicklung liegt g Schüttorf (16,7 Prozent) ebenfalls deutlich vor der Region (14,4 Prozent) und dem Land (7,8 Prozent). Die große Mehrheit der Arbeitsplätze (47,8 Prozent) ist im produzierenden Gewerbe angesiedelt, wobei Schüttorf auch hier einen deutliDas Jahr 2004 bedeutete für die chen höheren Anteil gegenüber ReWirtschaft in der Region und spezigion und Land hat. Die Anteile der ell für die Samtgemeinde Schüttorf Beschäftigt g en in Land- und Forsteinen Quantensprung. Mit der zum wirtschaft (1,2 Prozent) und Handel, Teil privat vorfinanzierten A31 war Verkehr, Lagerei und Gastgewerbe der Nord-Süd-Anschluss an das Au(23,1 Prozent) entsprechen in etwa tobahnnetz und damit an wichtige den Vergleichzahlen. Zentren gegeben. Der Bei den DienstleistunIndustriestandort Schütg gen (27,9 Prozent) liegt torf hatte enorm an BeSchüttorf allerdings deutdeutung und Zugkraft lich hinter der Region gewonnen. (41,4 Prozent) und dem Die mittlerweile dort Land Niedersachsen (46,5 ansässigen Firmen profiProzent) zurück. tieren von diesem erhebInsgesamt hat die Samtlichen Standortvorteil. gemeinde eine gesunde Ü Über die beiden AutobahBeschäftigungsstruktur nen sind große Zentren mit Wachstumspotenzial. in allen vier HimmelsEin wichtiger Faktor für richtungen schnell zu Das Speditionsunternehmen Raben hat sich kürzlich in Schüt- die Ansiedlung von Unerreichen. Bis zum Flug- torf mit einer Filiale niedergelassen. Foto: Masselink ternehmen ist immer der hafen in Münster/GreGewerbesteuerhebesatz, ven sind es über die A30 knapp 50 Beschäftigungsentwicklung g der derzeit in der Stadt Schüttorf bei liegt Minuten. Das nördliche Ruhrgebiet die Samtgemeinde klar über dem 355 liegt g . Der Landesdurchschnitt ist weniger als eine Stunde entfernt. Landesdurchschnitt. Mittlerweile ist bei 370. Da der Vergleich auch Auch die Verbindung zu den nieder- zählt die Samtgemeinde Schüttorf bei der Grundsteuer A (325) und B ländischen und deutschen Häfen an mehr als 16.000 Einwohner. 1990 (325) günstiger ausfällt, können die der Nordsee ist gegeben. waren es noch knapp 13.500. Ent- Schüttorfer auch in dieser Hinsicht Rund um das Schüttorfer Kreuz sprechend steigt g auch die Kurve der punkten. haben sich Betriebe der papierver- Beschäftigung seit dem Jahr 2000 All diese Faktoren führen dazu, arbeitenden Industrie, der Nah- steil nach oben, was auch mit der dass die Gewerbesteuereinnahmen rungsmittelproduktion, eine Bauele- Fertigstellung der A31 und dem Lü- pro Einwohner in Schüttorf kontimentfabrik, metall- und kunststoff- ckenschluss Richtung Norden ein- nuierlich angestiegen sind und im verarbeitende Betriebe, ein medi- hergeht. So errechnete die IHK eine Jahr 2015 erstmals höher lagen als zinisches Labor, ein Mineralölhan- Beschäftigungssteigerung von 1990 in Region und Land und die Kurdel, ein Betrieb für Kältetechnik, bis zum Jahr 2017 von 76,5 Prozent. ve seither weiter deutlich ansteigt. ein Unternehmen für Messtechnik, Verglichen mit der Region und dem Die aktuellen Zahlen lassen erfolgKfz-Handel und ein Sanitärgroß- Land Niedersachsen nimmt die versprechend in die Zukunft blihandel angesiedelt, beziehungswei- Samtgemeinde damit eine absolute cken. se vergrößert. Parallel entstanden neue Arbeitsplätze. Die direkte Anbindung an die Zentren über die beiden Autobahnen macht Schüttorf schon lange interessant für Unternehmen der Logistikbranche. Ziegeleien sowie Hoch- und f auunternehmen haben in der Tiefb Samtgemeinde der Obergrafschaft ihren Standort. Den Arbeitsplatzmix in der Grafschaft, so auch in Schüttorf, vervollständigen Handwerksunternehmen. Die wirtschaftlichen Daten sprechen für den Standort Schüttorf. Bei der Bevölkerungs- und
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GELD & GESCHÄFT
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„Wichtiger Schritt zur Gleichwertigkeit“ Seit Einführung der Meisterprämie wurden in Niedersachsen rund 10,6 Millionen Euro an Absolventen gezahlt
Mehr als 2600 Anträge wurden bereits bewilligt. Politik hat Meisterprämie über 2019 hinaus verlängert. Abschlussförderung in Niedersachsen mit am höchsten. VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN/NORDHORN.
In Niedersachsen wird rückwirkend seit 1. September 2017 die bestandene Meisterprüfung mit einer Meisterprämie in Höhe von 4000 Euro gefördert. Gerade erst wurde das Programm über 2019 hinaus verlängert. Doch wie wurde die Förderung angenommen – und wie stehen die Meisterinnen und Meister im Vergleich zu ihren Kollegen in anderen Bundesländern da? Für Michael Kiesewetter, Vorstandsvorsitzenden der niedersächsischen Förderbank NBank, ist die niedersächsische Meisterprämie schon heute ein Erfolg. Bis Jahresende sind in der Region Weser-Ems fast 1000 der 2195 Anträge bewilligt worden, 195 von ihnen entfielen dabei auf Meisterinnen und Meister aus Stadt und Landkreis Osnabrück. In den ersten Monaten dieses Jahres ist diese Zahl noch einmal deutlich gestiegen. Demnach wurden bis Anfang April nach Auswertung der NBank insgesamt mehr als 2650 Fälle bewilligt und gut 10,6 Millionen Euro ausgezahlt, teilt das Wirtschaftsministerium auf Anfrage mit. Mit 2242 Antragstellern war die überwiegende Zahl der Antragsteller männlich. Werden Meisterinnen und Meister in Niedersachsen für ihren Abschluss besser „belohnt“ als ihre Kolleginnen und Kollegen bundesweit? Eine Auswertung der Jobsuchmaschine Adzuna, die die Meisterprämien aus den Bundesländern miteinander verglichen hat, zeigt: Ja, lediglich Bremen zahlt ebenfalls eine Meisterprämie in Höhe von 4000 Euro. In allen anderen Bundesländern, die eine Prämie zahlen, ist bei 1500 Euro maximal Schluss. Immerhin: Zwölf Bundesländer bieten eine Prämie für das Bestehen der Meisterprüfung an, darunter Bayern (1500 Euro Meisterbonus), Bremen (4000 Euro Aufstiegsfortbildungs-Prämie), Hamburg (1000 Euro Meisterprämie), Mecklenburg-Vorpommern (1000 Euro Meister-Extra)
und Sachsen (1000 Euro Meisterbonus). In Sachsen-Anhalt soll bis Ende des Jahres eine Meisterprämie in Höhe von 1500 Euro eingeführt werden. In Thüringen erhalten die Jahrgangsbesten eines jeden Gewerks 1000 Euro Prämie. Im Nachbarland Nordrhein-Westfalen, in Schleswig-Holstein, Berlin und Baden-Württemberg hingegen gehen Meister leer aus. Die Meisterprämie ist jedoch nur ein Instrument zur Förderung. Auch ein Blick auf die Unterstützung bei Gründungen lohnt sich. Denn hier bietet Berlin finanziell am meisten: Für die Selbstständigkeit mit einem eigenen Betrieb können Meisterinnen und Meister bis zu 15 000 Euro Gründungsprämie beantragen. Dabei werden 8000 Euro als Startkapital gezahlt, nach drei Jahren kommen zusätzlich 5000 Euro für die Einstellung eines weiteren Mitarbeiters oder Azubis hinzu. Sofern es sich dabei um eine Frau handelt, erhöht sich der Betrag sogar noch einmal um 2000 Euro. Im benachbarten Brandenburg ist die Prämie ebenfalls zweigeteilt: 8700 Euro gibt es zum Start und 3300 Euro für die Einstellung eines zusätzlichen Mitarbeiters. In Nordrhein-Westfalen liegt die Gründungsprämie laut Analyse bei immerhin 7500 Euro. In Niedersachsen gibt es hier keine besondere Förderung, nur insgesamt fünf Bundesländer unterstützen die Selbstständigkeit von Meistern. Dennoch: Für Sven Ruschhaupt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, ist die Vergabe der Meisterprämie in Niedersachsen ein großer Erfolg und „ein wichtiger Schritt der Landesregierung, dem Ziel der Gleichwertig-
Bald kostenfreie Ausbildung zum Meister und ein kostenfreies Azubi-Ticket?
Zieht der Meister im Handwerk? Tendenz: Zahl der bestandenen Meisterprüfungen steigt 401
398 368
375 352
336 325
326 297
334
260
265
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: Handwerkskammer · Grafik: Matthias Michel
Eine Meisterausbildung ist teuer. Mit der Meisterprämie wird der Abschluss in Niedersachsen mit 4000 Euro gefördert. Die Summe liegt deutlich über der Förderung in anderen Bundesländern. Mit Blick auf spezielle Gründungsförderung liegt jedoch Berlin an der Spitze. Foto: imago images/Döhrn
keit von beruflicher Bildung, ergänzt durch berufliche Qualifikation, und akademischer Ausbildung näher zu kommen. Geschafft ist es aber bei Weitem noch nicht“, sagt er. Gemeinsame Aufgabe der Wirtschaftskammern und der Landesregierung sei nicht nur die gleichwertige Ausstattung der Bildungssysteme in finanzieller, sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht. „Die Verlängerung der Meisterprämie ist da leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Für Kammerpräsident Rainer Möhle ist die Meisterprämie eine Form der Wertschätzung für die Leistung der Meister sowie ein Anreiz für junge Menschen, sich überhaupt auf den Weg einer Meisterausbildung zu begeben. Denn seit Anfang der 1990er-Jahre hat sich laut Karl-Wilhelm Steinmann, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen, die Zahl der Meisterabschlüsse halbiert. „Dies ist eine Entwicklung, die das Handwerk besonders hart trifft und einen besonderen politischen Handlungsbedarf für diesen Wirtschaftsbereich erfordert“, betont er. Für Möhle liegen die Vorteile eines Meisters klar auf der Hand: „Das Handwerk bietet mit seiner Fortbildung vielen jungen Menschen die Chance auf einen sozialen Aufstieg – auch außerhalb des akademischen Werdegangs.“ Seit rund zehn Jahren zeigt die Tendenz der Meisterabschlüsse im Kammerbezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim nach oben. Dass sie 2018 nach einem Rekord im Jahr zuvor rückläufig waren, hat für Hauptgeschäftsführer Ruschhaupt einen einfachen Grund: turnusgemäß führe die zweijährige Meisterausbildung in
Teilzeit zu einem Rückgang der Zahlen. Also kein Grund zur Sorge. Auch der Meisterclub, den die Kammer im vergangenen Jahr eingeführt hat, sei gut angelaufen. „Aktuell hat der Meisterclub 350 Mitglieder aus 26 Gewerken. Das Durchschnittsalter liegt bei 33 Jahren, und der Frauenanteil beträgt 9 Prozent. Wir werden natürlich an diesen Werten zwecks Optimierung weiter arbeiten“, so Ruschhaupt. Auf dem Weg zur Gleichwertigkeit von Studium und Berufsausbildung sieht Ruschhaupt die Lan-
desregierung jedoch weiterhin in der Pflicht. „Viele gute Aktionen, Projekte und Bündnisse sind in Niedersachsen schon gemeinsam auf den Weg gebracht, um die berufliche, duale Ausbildung in den Fokus zu stellen. Letztlich steht und fällt es aber immer mit der Bereitstellung von Finanzmitteln“, sagt er. Hier hat die Handwerkskammer auch konkrete Erwartungen: „Wir erwarten von der Landesregierung eine Mittelerhöhung im Bereich der Förderung der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung in handwerklichen Bil-
dungszentren (ÜLU).“ Die ÜLU sei ursprünglich eine Drittelfinanzierung aus Bundesmitteln, Landesmitteln über Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) und der Betriebe gewesen. „Mittlerweile muss sie jedoch überwiegend von den Betrieben finanziert werden, insbesondere in den Bauberufen“, kritisiert Ruschhaupt. „Außerdem sollte die Landesregierung weiterhin mit der Bundesregierung daran arbeiten, bundesweit eine kostenfreie Meisterausbildung und ein kostenfreies Azubi-Ticket umzusetzen.“
ZUR SACHE
Braucht es eine Rückkehr zur Meisterpflicht? Im Handwerk sind rund 5,4 Millionen Frauen und Männer beschäftigt, fast 100 000 Mitarbeiter – 90 Prozent von ihnen in Betrieben mit Meisterpflicht – haben im Bezirk der Handwerkskammer Osnabrück-EmslandGrafschaft Bentheim Arbeit. „Das Handwerk hat von Anfang an die Entscheidung, den Meister in einigen Berufen abzuschaffen, kritisiert. Unsere Befürchtungen, dass Ausbildung und Qualität leiden, haben sich bestätigt“, sagte Kammerpräsident Rainer Möhle erst jüngst im Interview. „Wir gehen davon aus, dass es für die ersten Berufe bis Ende des Jahres eine
Neuregelung gibt“, stellte er damals in Aussicht. Aus einer aktuellen Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen geht hervor, dass die Bundesregierung gegenwärtig – wie von den Regierungsparteien im Koalitionsvertrag vereinbart – prüft, ob die Meisterpflicht für einzelne Berufsbilder im Einklang mit deutschem und europäischem Recht wieder eingeführt werden kann. Diese Prüfung sei noch nicht abgeschlossen, heißt es. Die Zahl der aktuell 41 zulassungspflichtigen Gewerke weiter zu reduzieren sei nicht beabsichtigt. Auf die Ausbildung hatte der Weg-
fall der Meisterpflicht jedoch Auswirkungen. Laut Antwort der Bundesregierung stieg in den zulassungspflichtigen Berufen die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen bei steigendem Ausbildungsplatzangebot. In den zulassungsfreien Berufen steigt die Zahl der unbesetzten Stellen bei tendenziell sinkendem Ausbildungsplatzangebot. Die Koalitionsarbeitsgruppe „Meisterbrief“ hat am 8. April ein Eckpunktepapier für eine Novellierung der Handwerksordnung vorgelegt. Im Rahmen eines Konsultationsprozesses sollen die betroffenen Verbände die Möglichkeit zur Stellung-
nahme erhalten. Ein Referentenentwurf soll in der Sommerpause erarbeitet und im Herbst im Bundestag beraten werden. Angestrebt ist eine Neuregelung zum 1. Januar 2020. In dem Eckpunktepapier heißt es unter anderem: „Neue Gutachten im Auftrag des Zentralverbands des Deutschen Handwerks liefern eine Reihe von Argumenten für die Wiedereinführung der Meisterpflicht. Auch im federführenden Bundeswirtschaftsministerium sieht man Möglichkeiten, im verfassungsund europarechtlich vorgegebenen Rahmen die Meisterpflicht weiter auszudehnen.“
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GELD & GESCHÄFT
Klimaschutz mit Green Bonds und Aktienfonds Umweltbewusste Anleger können zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen – Genau auf Fondszusammensetzung achten VON MANUEL GLASFORT Wer bei der Geldanlage etwas für Klima- und Umweltschutz tun möchte, sollte sich mit Green Bonds befassen. Diese speziellen Anleihen sind aber längst nicht die einzige Möglichkeit für umweltbewusste Anleger, ihr Geld sinnvoll anzulegen. Rendite und Nachhaltigkeit schließen sich aus, so das Mantra an den Börsen. Als klassische Renditebringer mit ihren regelmäßig hohen Dividendenzahlungen gelten etwa Konsumgüterkonzerne wie Nestlé oder Ölriesen wie Shell oder BP, die nicht gerade für nachhaltiges Wirtschaften im Sinne der Umwelt stehen. Immer mehr Anleger achten aber bei der Geldanlage nicht nur auf eine angemessene Rendite, sondern auch darauf, wen oder was sie mit ihrem Geld eigentlich mitfinanzieren. Das gilt für institutionelle Großinvestoren ebenso wie für Privatanleger. Wie bei anderen Anleihen auch, stellt der Anleger sein Geld als Fremdkapital für eine feste Laufzeit zur Verfügung, die zu einem festen Zinssatz verzinst wird. Das Geld fließt in ökologisch nachhaltige Projekte, beispielsweise in erneuerbare Energien, in Projekte für mehr Energieeffizienz, für nachhaltiges Wasser- und AbwassermanageOSNABRÜCK.
27. Juni vormerken Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am Donnerstag, 27. Juni 2019. Anzeigenschluss für diese Ausgabe ist Freitag, 7. Juni 2019. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter der Adresse www.noz.de/wirtschaft.
GESCHÄFTSFÜHRER: Joachim Liebler und Axel Gleie CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (Vertreter des Chefredakteurs), Burkhard Ewert (Stellvertretender Chefredakteur) KOORDINATION: Nina Kallmeier AUTOREN DIESER AUSGABE: Marcus Alwes, Berthold Hamelmann, Gerhard Herrenbrück, Nina Kallmeier, Andreas Krzok, Johanna Lügermann, Christoph Lützenkirchen, Thomas Pertz, Bastian Rabeneck, Louisa Riepe, Jörg Sanders, Gerd Schade, Melanie Heike Schmidt, Jonas Schönrock, Jürgen Wallenhorst, Stefanie Witte REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke FOTOGRAFEN: Markus Alwes, Carola Alge, Sörli Binder, David Ebener, Michael Gründel, Tobias Heyer, Andreas Krzok, Jörn Martens, Werner Scholz, Stefan Schöning, Jonas Schönrock, Sebastian Fremder, Julia Wagner, Gert Westdörp, Eckhard Wiebrock, Stefanie Witte VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 0541 310-330, Telefax 0541 310266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: diewirtschaft@noz.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 0541 310-500, Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.), Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Hubert Bosse, Dirk Riedesel, Wilfried Tillmanns, Marvin Waldrich ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 0541 310-510, Telefax 0541 310-790; E-Mail: auftragsservice@mso-medien.de ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn, Telefon 05921 707-410, Verlagsleiter: Matthias Richter (V.i.S.d.P.) ANZEIGENANNAHME für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Telefon 05921 707-410; E-Mail: gn.media@gn-online.de, Leitung Mediaverkauf: Jens Hartert TECHNISCHE HERSTELLUNG: Druckzentrum Osnabrück, Weiße Breite 4, Osnabrück (Ausgabe Osnabrück/Emsland); Grafschafter Nachrichten, Coesfelder Hof 2, Nordhorn (Ausgabe Grafschaft Bentheim)
Der Windanlagenhersteller Nordex ist börsennotiert und auch im Nachhaltigkeitsindex GCXenthalten.
ment oder zum Erhalt der Biodiversität. Allerdings gibt es derzeit keine allgemein verbindliche oder gesetzliche Definition für „Green Bonds“. Ein Bündnis von 13 Finanzinstituten hat freiwillige Leitlinien erarbeitet, die sogenannten „Green Bond Principles“ (GBP). Generell kranken „nachhaltige“ Anlagen an diesem Problem: „Jeder Anbieter versteht darunter etwas anderes“, heißt es bei der Verbraucherzentrale Bremen, „der Markt für diese Finanz-
produkte ist unübersichtlich.“ Global ist der Markt für „Green Bonds“ lange Zeit rasant gewachsen und erreichte 2017 einen Höchststand: Insgesamt wurden Anleihen im Wert von 141,3 Milliarden Euro neu begeben. Im vergangenen Jahr nahm das Volumen allerdings erstmals wieder ab auf nur noch 124,4 Milliarden. Vor allem in Frankreich und Amerika schwächelte der Markt. Ausgegeben werden die Anleihen von Kreditinstituten, in Deutschland etwa
Digitalisierung: Das Ausbildungsportal der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim bietet seit einigen Monaten Ausbildungsbetrieben, Ausbildern, Auszubildenden und Prüfern eine Plattform, über die zahlreiche Ausbildungsund Prüfungsangelegenheiten bequem digital abgewickelt werden können. Laut dem stellvertretenden IHK-Hauptgeschäftsführer Eckhard Lammers haben gut 70 Prozent der Ausbildungsbetriebe das Angebot bereits angenommen (Infos: www.osnabrueck.ihk24.de/ausbildungsportal). Aufstieg: Assmann Büromöbel aus Melle ist in die Top 100 des deutschen Mittelstandes aufgestiegen, so die Studie „Top 100 Ranking des Mittelstands 2018“, in der die Unternehmensberatung Munich Strategy über 3500 deutsche Unternehmen aus allen Branchen mit einem Jahresumsatz zwischen zehn Millionen und einer Milliarde Euro bewertet hat. Im Fokus stand die langfristige Wachstumsund Ertragskraft. Der Einstieg in die Top 100 zum 80-jährigen Betriebsjubiläum in diesem Jahr bestätige die Erfolgsstrategie des Familienunternehmens. Neues Shuttlelager: Der Osnabrücker Fashionlogistikspezialist Meyer & Meyer setzt zukünftig verstärkt auf Automatisierungslösungen und hat dazu ein neues,
von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder der DKB. Die staatliche Förderbank KfW hat seit 2014 bereits 18 Green Bonds ausgegeben. Viele „Green Bond“Emissionen richten sich ausschließlich an institutionelle Investoren. Es gibt allerdings inzwischen auch Fonds, die Green Bonds bündeln und von Privatanlegern gekauft werden können. Versicherer wie Allianz und Axa haben solche Fonds im Angebot. Bei allen Unterschieden in der
Wertentwicklung dieses Indexes teilhaben: mit dem Nord/LB Global Challenges Index Fonds und dem Prima Global Challenges A. Beide Fonds werden an den Regionalbörsen in Düsseldorf, Hamburg und Hannover gehandelt. Bei deren Dachgesellschaft BÖAG ist man mit der Entwicklung sehr zufrieden: „Mittlerweile ist eine halbe Milliarde Euro in den Index investiert. Das ist für den Nachhaltigkeitsbereich ganz ordentlich“, sagt BÖAG-Vorstand Hendrik Janssen. Im GCX ist unter anderem der Windanlagenbauer Nordex gelistet, aber ebenso wie die meisten anderen Nachhaltigkeitsindizes setzt er auf ganz verschiedene Branchen. Manche Nachhaltigkeitsfonds sind denn auch nicht so nachhaltig, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Viele Fonds verfahren nach dem „Best in class“Ansatz. Das bedeutet, dass das jeweils ökologischste Unternehmen einer Branche in den Fonds aufgenommen wird – mit dem Ergebnis, dass eben auch Ölkonzerne oder Kohleförderer im Fonds landen. Verbraucher, die mit einer Geldanlage in nachhaltige Fonds liebäugeln, sollten sich also im Vorfeld genau informieren, ob die enthaltenen Unternehmen mit ihren Vorstellungen von Umweltschutz vereinbar sind.
Von Explosionen und Sinkflügen
Kurz notiert Ernennung: Mit Wirkung zum 1. April 2019 wurde Dr. Ulrich Knemeyer (55) zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der VGH Versicherungen ernannt. Er ist seit 2016 Mitglied im Vorstand der VGH. Aktuell und auch weiterhin verantwortet der promovierte Staatswissenschaftler dort die Ressorts Risikomanagement und EDV. Zudem bleibt er im VGH-Verbund Vorstandsvorsitzender der Öffenlichen Versicherungen Oldenburg (ÖVO) und Aufsichtsratsmitglied der Alten Oldenburger Krankenversicherungsgruppe.
Foto: dpa/Jens Büttner
Zielsetzung haben „Green Bonds“ und gewöhnliche Anleihen eines gemeinsam: Mit ihnen ist derzeit kaum Geld zu verdienen. Das liegt vor allem an der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Wer als Privatanleger in diese Papiere investiert, tut eher etwas für sein ökologisches Gewissen als für seinen Geldbeutel. Wer sein Geld umweltbewusst anlegen möchte und auch eine Rendite erwartet, sollte sich derzeit eher nach Aktien umsehen. Denkbar sind Einzelinvestments in börsennotierte Unternehmen wie den Windanlagenbauer Nordex. Der Stockpicking-Ansatz ist jedoch mühevoll und zeitraubend, denn dafür müssen Geschäftsberichte gewälzt und die einzelnen Unternehmen miteinander verglichen werden. Einfacher ist es, sein Geld in Aktienfonds anzulegen, die unter Nachhaltigkeitsaspekten zusammengestellt wurden. Diese Fonds orientieren sich in ihrer Zusammensetzung an Nachhaltigkeitsindizes. So ist beispielsweise die Börse Hannover seit Jahren mit ihrem „Global Challenges Index“ (GCX) am Markt. In ihm sind 50 Unternehmen enthalten, die in Zusammenarbeit mit der Agentur ISSOekom ausgewählt und regelmäßig überprüft werden. Über zwei Fonds können Anleger an der
automatisiertes Shuttlelager gebaut. Das innovative Ein- und Auslagersystem des Herstellers Vanderlande ist in die bestehende Logistikhalle am Standort Peine integriert worden und bildet das Herzstück einer Anlage, die auf einer Fläche von insgesamt 30 000 Quadratmetern eine vollständig automatisierte Abwicklung von Kartonware ermöglicht. Investitionsvolumen: 11 Millionen Euro. Präsidiumsmitglied: Auf der konstituierenden Sitzung wurde der Osnabrücker Unternehmer Helmut Münnich ins Präsidium des BGA Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V. gewählt. Münnich führt das vom Urgroßvater gegründete Unternehmen A. Brickwedde GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Osnabrück in vierter Generation in diesem Jahr zum 140-jährigen Jubiläum. Er ist auch Präsident des GIWO Großhandelsverbandes im Wirtschaftsbereich Osnabrück-Emsland e. V. und seit vielen Jahren in anderen Verbänden, wie dem AGA Unternehmensverband, als Vizepräsident tätig. Sein Hauptaugenmerk legt Münnich auf die Förderung, Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses im Groß- und Außenhandel.
IN EIGENER SACHE
Neuer Newsletter Immer über die aktuelle Entwicklung der regionalen Wirtschaft informiert: Ab 13. Mai erscheint der Wirtschaftsnewsletter drei Mal die Woche und in neuem Format. Mit aktuellen Nachrichten aus der Region und darüber hinaus sowie Themenpaketen halten Sie die Wirtschaftsredakteure Manuel Glasfort und Nina Kallmeier auf dem Laufenden. Zum kostenlosen Abo geht es hier: www.noz.de/newsletter
Die Aktie der Bitcoin Group SE gewinnt, die der TUI AG stürzt ab VON JÜRGEN WALLENHORST Während bei der in Herford ansässigen Bitcoin Group SE eine wahre Kursexplosion zu verzeichnen ist, bleibt die Aktie der TUI AG, deren Zentrale sich in Hannover befindet, weiterhin im Sinkflug. Dabei galt der börsennotierte Touristikkonzern als einer der führenden Tourismus-Konzerne in Europa, der mit den drei Bereichen TUI Travel, TUI Hotel & Resorts und TUI Kreuzfahrten eine solide Grundkonstellation geschaffen hatte. Dagegen haftete dem Geschäft mit Digitalwährungen lange Zeit ein getrübtes Image an, das zu heftigen Diskussionen und schließlich auch starken Kursschwankungen, auch bei der Bitcoin Group, geführt hatte. Doch das Herforder Unternehmen scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Nachdem die Aktie in der zweiten Jahreshälfte 2018 unter massiven Verkaufsdruck geraten war und deutlich an Wert verloren hatte, gab es im Januar 2019 die erste impulsive Erholung. Seit 1. April 2019 bietet die Bitcoin Group SE einen Kryptozu-Krypto-Handel auf ihrer Plattform bitcoin.de. Die neu eingeführten Coins werden direkt zwischen Käufer und Verkäufer gehandelt und nicht, wie bislang, auf die Wallets von bitcoin.de eingezahlt. Die Bitcoin Group ist also lediglich Verwalter der Bitcoins – sobald die Coins bezahlt werden, gibt der Marktplatz die verwalteten Coins frei. Dazu sollen die Krytowährungen Dash und ERC-Token Golem in den Handel aufgenommen und weitere für den Handel zugelassen werden. Schließlich gesellt sich zurzeit eine freundliche Stimmung am Kryptomarkt hinzu. Effekt: ein Aktienkursanstieg von knapp unter 20 Euro (29. März) auf jetzt über 32 Euro (18. April).
Bitcoin Group SE AG
HERFORD/HANNOVER.
Angaben in Euro 32,0 30,0 28,0 26,0 24,0 22,0 18,0 16,0 14,0
Jan.
Februar
März
TUI AG
April Angaben in Euro
14,0 13,0 12,0 11,0 10,0 9,0 8,0
Jan.
Februar
Das Bild eines Sinkfluges passt zurzeit zur TUI-Aktie: Das Flugverbot für Maschinen des Typs Boeing 737 Max trifft den größten Touristikkonzern der Welt mit aller Härte. Nach zwei Gewinnwarnungen binnen weniger Wochen ist die Aktie stark unter Druck. Schuld an den abermals verschlechterten Aussichten ist eine außerordentliche Belastung von mindestens 200 Millionen Euro aufgrund des Flugverbots der genannten Maschinen, deren größter Betreiber in Europa TUI ist. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) erwartet der Kon-
März
April
zern nun ein Minus von mindestens 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert von 1,2 Milliarden Euro. Der Rückgang sei verkraftbar, weil sich die Konzernbilanz in den vergangenen Jahren stabilisiert habe, wird Konzernchef Friedrich Joussen zitiert. Die Aktie gab nach der Gewinnwarnung erneut nach. Innerhalb eines Jahres hat sie seit dem Hoch im Mai 2018 über die Hälfte ihres Werts eingebüßt. Rückenwind erhielten die Anteilsscheine am 17. April durch die jüngsten Aussagen von Boeing und den aufgeschobenen Brexit: Sie kletterte um mehr als vier Prozent auf 9,81 Euro.
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GELD & GESCHÄFT
Das liebe Geld ist das eine, aber eben nicht alles Für Fach- und Führungskräfte spielen in Verträgen weiche Kriterien und die soziale Infrastruktur offenbar eine immer größere Rolle VON MARCUS ALWES Das liebe Geld oder ein Dienstwagen seien das eine, sagt René Hüggelmeier und nimmt kein Blatt vor den Mund: „Das andere sind die weichen Faktoren, sie gewinnen immer mehr an Bedeutung“, wenn Unternehmen an Ems und Hase Fachkräfte verpflichten möchten. Es gehe in den Vertragsverhandlungen dann um Weiterbildungsund Aufstiegsmöglichkeiten für den Arbeitnehmer, um Freizeitangebote, Gesundheitsmanagement im Betrieb, flexible Arbeitszeitmodelle oder auch mobiles Arbeiten, so der Personalleiter der Amazonen-Werke – eines großen Landmaschinenherstellers aus Hasbergen-Gaste an der niedersächsischwestfälischen Landesgrenze. Den Begriff von der Work-LifeBalance hat Hüggelmeier „inzwischen in Work-Life-Integration abgewandelt“, um zeigen, wo die Herausforderung bei der Personalrekrutierung für die Unternehmen liege. Auch der Charakter des gegenseitigen Kennenlernens und der Vorstellungsgespräche habe sich verändert, so der Personalleiter. Es gebe das klassische Auswahlverfahren von früher nicht mehr, als die Zahl der Bewerber die Zahl der ausgeschriebenen Stellen deutlich übertraf. Heute HASBERGEN/RIESTE.
müsse sich der Arbeitgeber mit seinen Angeboten zeigen und dem Arbeitnehmer werbend präsentieren, erklärt Hüggelmeier. „Ich spreche so etwas immer an“, unterstreicht er mit den Blick auf besagte weiche Faktoren. In den Vorstellungsrunden würden beide Seiten dann zudem schauen und ein Grundgefühl dafür entwickeln, „ob man zueinanderpasst“. Mittelständische Unternehmen hätten auch „den großen Vorteil flacher Hierarchien, sodass in der Regel Entscheidungen schneller und für die MitarbeiterInnen transparenter und nachvollziehbarer getroffen werden“, ergänzt Dr. Stefan Kotte, der Geschäftsführer der gleichnamigen LandtechnikGmbH aus Rieste. „Diese Schnelligkeit und Transparenz“, mit der er auch werbe, biete gegenüber großen Unternehmen „einen nicht zu unterschätzenden Zufriedenheitsvorteil“, sagt Kotte, da in nicht wenigen Großunternehmen „häufig eine ,organisierte Verantwortungslosigkeit‘ vorherrscht“. Die stets offene Tür des Chefs sei ein Bild, welches diesen Zufriedenheitsvorteil versinnbildliche, so der Firmenchef. Etabliert haben sich bei Kotte in Rieste aber auch ein betriebliches Vorschlagswesen („Jeder Mitarbeiter kann Verbesse-
rungsvorschläge unterbreiten“) und regelmäßige Befragungen der Arbeitnehmer nach deren Zufriedenheit. Während Kotte und Hüggelmeier am Ende in der Regel noch Fachkräfte für ihre Unternehmen finden, ist das bei Anton Harms inzwischen offenbar anders. Die Alfsee GmbH nördlich von Bramsche zahle „einen ganzen Batzen mehr als andere in der Gastronomie-Branche, sogar mehr als im Harz“, doch der Fachkräftemangel habe die Region voll erwischt, so der Tourismus-Fachmann. „Wir bieten neben dem Gehalt an, dass die Beschäftigten unseres Hotels zu bestimmten Uhr-
zeiten den Fitnessraum des Hauses kostenlos mitnutzen können“, erläutert Alfsee-GmbH-Geschäftsführer Harms, „in unsere Wellness-Sauna können die Mitarbeiter zum halben Preis. Auch ein tägliches Mittagessen gibt es für den, der möchte, deutlich vergünstigt.“ Dazu organisiere man als Arbeitgeber ggf. für Angestellte von außerhalb preiswertere Wohnmöglichkeiten in Arbeitsplatznähe. Das alles überzeuge aber kaum Menschen, in der Gastronomie oder im Hotelsektor arbeiten zu wollen,
sagt Harms. Schon gar nicht in ländlichen Regionen. „In ganz Deutschland sind 2,3 Mio. solcher Stellen, die keines akademischen Abschlusses bedürfen, unbesetzt“, fügt der Alfsee-Manager hinzu. Nicht weit entfernt vom Freizeit- und Erholungsgebiet hat auch Uwe Schumacher seine Büroräume. Er zeichnet für die Niedersachsenpark GmbH verantwortlich und verhandelt nicht direkt mit den inzwischen mehr als 2500 Beschäftigten in den mehr als 60 Betrieben des interkommunalen Gewerbegebietes an der A 1. Doch Schumacher kennt aus zahlreichen Gesprächen mit den Firmenbossen – vor allem bei Grund-
stücksverhandlungen – sehr genau deren Interessen bzw. Wünsche. „Sie fragen vor einem Kauf und einer Ansiedlung zum einen nach verfügbarem Personal in der Region“, zum anderen wollen sie aber auch etwas zum Wohnungsbau, Schul- und Kindergartenplätzen in den umliegenden Gemeinden oder dem verfügbaren ÖPNV-Angebot hören. Die soziale Infrastruktur im Umland von Rieste und Neuenkirchen-Vörden spiele für nicht wenige Unternehmen im Niedersachsenpark eine bedeutende Rolle, so Schumacher. Damit wollten die Betriebe in ihren eigenen, späteren Verhandlungen mit Fachkräften oder Führungspersonal punkten – und diese zur Vertragsunterschrift bewegen. In den Gesprächen mit den begehrten Arbeitskräften bleibt den allermeisten Unternehmen laut René Hüggelmeier übrigens nur sehr wenig Zeit. Die „Time-to-hire“-Phase gelte es kurz zu halten, bestätigt der Personalleiter der Amazonen-Werke. Eine möglichst rasche Einigung sei gefragt. Das sei in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig, ansonsten greife der Kandidat woanders zu – und sei damit beispielsweise für Hüggelmeiers LandmaschinenunterFoto: imago images/Ralph Peters nehmen verloren.
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GELD & GESCHÄFT
GELD & GESCHÄFT
Muss es immer ein Zuschuss sein? NBank-Chef Michael Kiesewetter plädiert für mehr Darlehen und einen Förder-Fokus der Landesregierung
Förderung von jungen Unternehmen: keine Gründungsmüdigkeit. Insbesondere der Wohnungsbau spielt in Osnabrück eine Rolle. VON NINA KALLMEIER Herr Kiesewetter, insgesamt 818 Millionen Euro an Fördergeldern hat die niedersächsische Förderbank NBank im vergangenen Jahr verteilt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäftsjahr? Wir sind mit dem vergangenen Jahr sehr zufrieden. Wir sind ja immer abhängig von der Förderlandschaft des Landes, die wir umsetzen, sowohl mit Blick auf die Landes- als auch die EU-Mittel. Landesweit haben wir unsere Fördersumme um 30 Prozent steigern können. Darauf sind wir schon stolz. Allerdings ist für mich eigentlich die Zahl der Unternehmen hinter dieser Fördersumme noch viel wichtiger. Hier sind die Anträge in den Bereichen Wirtschaft, Wohnen, Arbeit und Infrastruktur auf fast 21 000 Förderungen gewachsen. Das zeigt, dass die Förderung breiter geworden ist, und gerade auch in der Arbeitsmarktförderung haben wir kleinteilige Förderungen, sodass davon auch viele Privatpersonen profitiert haben. Ist in der Region Osnabrück/Emsland die Fördersumme ähnlich stark gestiegen? In der Region ist das Fördervolumen sogar überproportional gestiegen. In der Stadt Osnabrück und dem Osnabrücker Land wurden insgesamt Fördermittel in Höhe von 82 Millionen Euro abgerufen – 2017 waren es noch 38 Millionen. Das zeigt, wie rege die Region ist. Damit ging ungefähr ein Drittel der Fördersumme der Re-
gion Weser-Ems hier in die Region. Gilt dieses gestiegene Engagement über alle Bereiche – Wirtschaft, Wohnen, Arbeit und Infrastruktur – gleichermaßen? Ja, wir konnten in allen Bereichen die Förderung landesweit ausbauen. Im Bereich Wirtschaft zum Beispiel stieg die Förderleistung ebenfalls um 30 Prozent auf 224 Millionen Euro, davon allein 100,5 Millionen als Darlehen. Letzteres wollen wir auch weiter forcieren. Aber auch in der Wohnraumförderung haben wir einen deutlichen Sprung gemacht und die Förderung von gut 100 Millionen auf fast 158 Millionen gesteigert. Hat der Anstieg der Fördersumme vornehmlich mit der Neuauflegung von Programmen zu tun, oder sind bestehende Angebote beliebter geworden? Es ist etwas von beidem und eine parallele Entwicklung. Die Zahl der Förderprogramme ist breiter gewesen, aber auch das Hochwasser im Hildesheimer Bereich zum Beispiel hat eine Auswirkung auf die Zahlen, denn entsprechende Hilfestellungen für Privatpersonen und Geschäftsleute wurden über unsere Bank abgewickelt. Aber auch in anderen Bereichen wie der Arbeitsmarktförderung wurden Programme sehr gut angenommen. Das Aufstiegs-Bafög zum Beispiel hat mit 63 Millionen Euro einen Höchstwert erreicht. Jede Förderung ist eine Fachkraft mehr. Die NBank unterstützt mit Zuschüssen ebenso wie Darlehen. Richtig, wobei Förderdarlehen ein deutlich höheres Gewicht im Gesamtergebnis der Bank bekommen haben. So stieg zum Beispiel die Kreditsumme bei der Wirtschaftsförderung um 45 Millionen auf 101 Millionen Euro. Daran sieht man, dass wir das Kreditgeschäft forciert haben. Für mich ist eine Förderung so etwas wie ein Steigbügel, den man hält. Schön ist es aber, wenn dieser Steigbügel wieder zurückkommt, sodass auch andere wieder profitieren können. Da
mals noch stigmatisiert. Dabei ist er schon lange nicht mehr gleichzusetzen mit Hartz IV. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist in den Ballungsgebieten in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das Angebot muss ausgeweitet werden. Da gibt es ganz viele Stellschrauben, und die Landesförderung ist nur eine davon, aber eine wichtige.
sind wir in den letzten Jahren gut gewesen und in der Darlehensquote auf 40 Prozent gewachsen. Hier schauen wir auch mit der Landesregierung gemeinsam, wie man das Feld noch weiter ausweiten kann. Können Sie in der aktuellen Zinslandschaft überhaupt noch bessere Konditionen bieten als die Hausbank? Ja, das können wir. Wir haben KfW-Darlehn, die wir noch weiter verbilligen können. So kommt auf die Zinssubvention des Bundes noch einmal eine Subvention des Landes. Und wir haben festgestellt, dass es im vergangenen Jahr eine Zeit gab, als es den Anschein hatte, dass die Zinsen wieder steigen könnten. Hier haben viele versucht, die günstigen Zinskonditionen noch einzuloggen, um langfristig zu profitieren. Natürlich sind die Finanzierungskosten nicht mehr so relevant wie bei einem Zinsniveau von 8 Prozent. Aber prozentual haben wir eine noch höhere Verbilligung als in der Vergangenheit. Die Konditionen können die Geschäftsbanken eigentlich nicht toppen. Als NBank fördern Sie unter anderem Gründer. Hier wird in Statistiken immer wieder aufgezeigt, dass ihre Zahl rückläufig ist. Merken Sie das auch an der Zahl der Förderanträge? Wir sehen keine Gründungsmüdigkeit, ganz im Gegenteil, auch und gerade in der Region. Das Programm MicroStarter zum Beispiel unterstützt 254 Gründungen mit insgesamt 5,4 Millionen Euro. Das ist eine Förderung im Kleinstbereich, den viele Banken aufgrund der hohen Stückkosten nicht machen wollen. Auch vom Risikoprofil her ist es kein triviales Engagement. Das zeigt unsere Ausfallquote von 15 Prozent. So weit die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass 85 Prozent plus Zinsen wieder zurückkommen. Das ist viel effizienter als eine normale Zuschussförderung. Auch der Gründerkredit unterstützt 158 Neu-Unternehmer mit 31,2 Millionen Euro in und um Osnabrück. Neben diesen Einzelförderungen unterstützen wir auch das Seedhouse. Aktuell wird evalu-
Die Darlehen-Quote der NBank ist stark gestiegen.Hier will Förderbank-Chef Michael Kiesewetter auch weiterhin einen Fokus setzen. Foto: imago images/Joko
Fotos: Jörn Martens
NBank verteilt rund 818 Millionen Euro Fördergelder.
iert, inwiefern eine Förderung fortgesetzt wird. Ich gehe davon aus, dass es eine Folgeförderung geben wird. Insgesamt ist Gründung die DNA einer Förderbank. Die Ausfallquote der MicroStarter ist dennoch nicht gerade gering. Hier sind wir mit dem Land Niedersachsen in einer etwas komfortableren Position als eine klassische Geschäftsbank. Wir müssen nicht bis auf die letzte Nachkommastelle auf die Eigenkapitalrendite schauen, sondern können gucken, was das eine oder andere Programm für das Land Niedersachsen machen kann. Knapsen Sie dennoch etwas an den aktuellen Marktbedingungen? Als Bank natürlich. Wir haben eine Niedrigzinsphase, das heißt, alles das, was man früher noch an Ertragsquellen hatte, ist nicht mehr in gleichem Maße da. Jeder, der im Finanzwesen tätig ist, kann da ein Lied von singen. Dadurch, dass wir allerdings als alleinigen Träger das Land Niedersachsen haben, der mit uns eine besondere Richtung verfolgt und uns als Instrument der Förderpolitik nutzen möchte, haben wir nicht die Notwendigkeit, dass wir ausschütten müssen oder Ähnliches. Da sind wir in ruhigeren Fahrwassern als eine normale Geschäftsbank. Dennoch beklagen einige Gründer ein fehlendes Risikokapital in Deutschland. Dass es in Deutschland weniger Venture-Kapital gibt als in anderen Ländern, ist leider so. Und wir sehen auch, dass die Nachfrage nach Beteiligungsprodukten deutlich gestiegen ist. Es wird in diesem Jahr ein neues Gründungsstipendium
geben, das genau diese erste Entwicklungsphase fördern und Gründern über acht Monate die Möglichkeit geben soll, ihre Idee weiterzuentwickeln. Wir sind als NBank auch bereit, in einer sehr frühen Phase mit einer NSeed-Beteiligung reinzugehen, um ein Produkt zur Marktreife zu führen. Ist das ein Bereich, den die NBank ausbauen wird? Absolut. Wir sind 2017 mit vier Millionen Euro Landesmitteln und drei Millionen privater Finanzierungsmittel klein gestartet und haben so acht Unternehmen durchfinanziert. Das Wirtschaftsministerium hat diesen Betrag nun zusammen mit der EU auf 25 Millionen
„Da sind wir in ruhigeren Fahrwassern als eine normale Geschäftsbank.“ NBank-Vorstandsvorsitzender Michael Kiesewetter
Euro aufgestockt. Vielleicht bekommt man ja doch irgendwann ein niedersächsisches Einhorn. Sind es vor allem Ausgründungen aus der Universität, die Sie mitfinanzieren? Das ist ganz unterschiedlich. Wir sehen zum einen Produkte aus der Forschung, die kommerzialisiert werden. Hier sind nicht unbedingt nur noch die ganz Jungen dabei, sondern auch Doktoranden, die sich weiterentwickeln. Wir sehen allerdings auch Leute, die nach dem Studium eine Idee weiterentwickelt haben und später kommerzialisieren. Das ist in Deutschland immer noch ausbaufähig. Gerade bei den Universitäten ist es ganz oft so, dass die Professoren mehr in Richtung der Anzahl von Veröffentlichungen denken und Drittmitteleinwerbung. Um gute Ideen zu kommerzialisieren, braucht man noch ein etwas anderes Gen. Über dieses „UnternehmerGen“, diese Unternehmenskultur wird viel diskutiert. Wir haben da selbst auch Lehrgeld gezahlt. Wir haben ganz tolle Produkte gehabt, und dann hat es daran gefehlt, dass man die Kostenstruktur nicht im Blick hatte. Oder dass der Vertrieb fehlte. Die Idee, dass sich ein Produkt einfach verkaufen muss, ist heute noch bei vielen Gründern präsent. Da helfen wir, professionelle Vertriebsstrukturen aufzubauen. Gibt es einen BranchenSchwerpunkt, den Sie fördern? Das Einzige, was wir nicht fördern, ist die Landwirtschaft. Wenn es dann anschließend um die Ernährungsindustrie geht, schon. Niedersachsen ist traditionell industrielastig, Maschinenbau und Ähnliches.
Fördern Gründershows das „G Gründer-Gen“? Wir sind als NBank in zwei UnW terrnehmen engagiert, die in einer Grründershow waren. Ein Beitrag daavon ist nicht gesendet worden un nd auch beim zweiten ist es im Raahmen der Show nicht zu einer Invvestition gekommen. Aber daurch, dass die Produkte in der du Sh how bekannt geworden sind, hat daas Unternehmen einen Aufsch hwung in den Verkaufszahlen gehaabt. Einen nachhaltigen Aufsch chwung? W Wir sehen das zurzeit als nachhaaltig an. Zumindest in dem ausgestrrahlten Beispiel. Die Umsatzzah-
len haben sich nicht nur auf dem Niveau eingependelt, sondern steigen kontinuierlich. Ein weiteres großes Thema ist der soziale Wohnraum. Auch hier fördert die NBank. Die Landesregierung will nun noch einmal 400 Millionen freigeben, wie sie jüngst bekannt gab. Der Wohnungsbau ist ein großes Thema. Auch in Osnabrück beruht ein Großteil der hohen Fördersumme auf einer deutlichen Steigerung im Wohnungsbau. Lag die Förderhöhe 2017 noch bei 4,5 Millionen Euro, so stieg sie im vergangenen Jahr auf 20 Millionen. Auch der soziale Wohnungsbau ist dabei ein Thema. Allerdings wird dieser oft-
An welche weiteren Stellschrauben denken Sie? Es sind unserer Erfahrung nach nicht unbedingt mangelnde finanzielle Mittel, die am Bauen hindern, sondern zu wenig Bauland und fehlende Kapazitäten in der Bauwirtschaft. Für den Privatinvestor muss auch die Rendite stimmen, wenn er Mietwohnungen im unteren Preissegment baut. Da hat er heute beim Bau von Eigentumswohnungen einen deutlich größeren Renditehebel. Hier muss es eine gewisse Gleichrangigkeit in der Renditeerwartung geben. Es sind oft die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften oder Genossenschaften, die wir unterstützen, aber wir sehen auch, dass der soziale Wohnraum wieder von Privatinvestoren durchaus getragen wird. Antragszahlen im vergangenen Jahr waren ungefähr ein Drittel. In den Jahren davor gab es keine. Privatinvestor heißt der Mann oder die Frau von nebenan oder große Wohnungsbaugesellschaften wie die Deutsche Wohnen oder Vonovia? Wir sehen beides und sind diskriminierungsfrei. Wenn einer ein Projekt hat und bereit ist, Belegungsbindung einzugehen, gelten die Rahmenbedingungen für eine Privatperson wie für einen Fonds – oder eben eine Wohnungsbaugesellschaft. Allerdings schauen wir genau hin, dass jeder die Rahmenbedingungen einhält. Soziale Verwerfungen sollen vermieden werden. Werden hier die Mittel noch einmal aufgestockt? Das Land Niedersachsen hat gerade erst eine neue Förderung angekündigt. Für den Wohnraumför-
Os Osnabrück mit starker Fördernachfrage
Was wünschen Sie sich von der Politik? Ich würde mir wünschen, dass man sich die Förderlandschaft einmal genau anschaut. Es gibt immer wieder die Möglichkeit, Förderprogramme einfacher zu gestalten. Es ist auch gegenüber den potenziellen Antragstellern wichtig, dass es nicht zu kompliziert ist. Sonst verlieren wir den einen oder anderen. Und wir werden immer wieder mit der Politik in Diskussion gehen, ob es unbedingt ein Zuschuss sein muss. Wenn wir die Möglichkeit haben, mit Darlehen zu hebeln oder Produkte darzustellen, die hinterher neu herausgegeben werden können, weil sie zurückzahlbar sind, dann sind das genau die richtigen Ansätze. Da kann man noch mehr machen, als wir es momentan in Niedersachsen tun. Es gibt auch gute Gründe, gewisse Dinge nicht zu fördern. Ich fände es gar nicht schlecht, wenn man sich mehr fokussieren würde. Ich glaube, dass es auch Aufgabe der Politik ist, Schwerpunkte zu setzen, eine klarere Richtung vorzugeben und Effekte messbar zu machen.
niedrigschwellige 9 Innovationsförderungen
57 Wirtschaftsförderungskredite
Gründerkredite
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Wirtschaft Wohnen
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Die Grundstückspreise sind ja auch nicht gerade so günstig, dass sie sich für einen sozialen Wohnungsbau eignen würden. Das Thema Grundstückskosten ist gar nicht in allen Teilen der Kostentreiber. Momentan merkt man, dass die Baubranche boomt. Die größten Kostentreiber sind Auflagen der Städte wie Stellflächen unter der Erde oder Bauarten. Da braucht es gute, individuelle Lösungen.
Wirtschaft
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Arbeit
derfonds des Landes, den wir bewirtschaften, werden wir auch selbst noch einmal 400 Millionen am Markt aufnehmen und in den Fonds geben, um ein entsprechendes Volumen zu schaffen. Das ist aber nur eine Maßnahme. Wir müssen auch mit den kommunalen Verantwortlichen reden, denn wir reden über Grundstücke, Baugenehmigungen, Bauauflagen. Das sind alles Themen, die einen Investor dazu bringen zu bauen – oder von einem Projekt Abstand zu nehmen.
Gesamtförderung
82 Mio. Euro
Infrastruktur
25
29
für KMU und Handwerk
Wohnraum
204 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau
34 Wohneigentumsmaßnahmen
Arbeitsmarkt
162
Weiterbildungen
Meisterprämien 195 im Handwerk Quelle: NBank · Grafik: Matthias Michel
Die Studentenwohnungen im Wissenschaftspark in Osnabrück werden mit einer Förderung der NBank gebaut. Foto: David Ebener
So profitieren Start-ups in der Region Ein Förderprogramm wird nicht angeboten VON NINA KALLMEIER Förderung findet nicht nur in Hannover statt, betont NBank-Chef Michael Kiesewetter. Auch in der Region Osnabrück gibt es aktuell zahlreiche Beispiele unterschiedlicher Programme, die von Angeboten profitieren. Dazu gehört das Unternehmen Knopfloch in Ostercappeln. Neben dem kleinen Laden mit „Nähwerkstatt“ gibt es mittlerweile auch einen Online-Shop mit Stoffen, Schnittmustern und Kurzwaren. „Das ist ein gutes Beispiel für unser Förderprogramm MikroStater“, sagt Manuel Schleicher-Ottens von der Beratungsstelle Osnabrück. Das Unternehmen, das die beiden Gesellschafterinnen Margita Höner und Christiane Ostmann führen, gibt es jetzt seit September 2017. Von einer niedrigschwelligen Innovationsförderung für KMU und Handwerk profitiert unter anderem die Big 5 Concepts GmbH aus Osnabrück. Bereits seit 2006 bietet die Firma webbasierte Softwarelösungen für deutsche Sportverbände an. Im Detail: Es gibt ein Portal für Sporttrainer, den sogenannten „Teammanager“. Die Plattform unterstützt Sporttrainer unter anderem darin, Trainingseinheiten zu planen und Fortschritte des Teams zu kontrollieren. Maximal 100 000 OSTERCAPPELN.
Euro können Betriebe über das Förderprogramm erhalten, bezuschusst werden bis zu 35 Prozent der Investitionssumme. „Das Programm wird sehr gut angenommen“, so die Erfahrung der Osnabrücker Beratungsstelle. Von der sozialen Wohnraumförderung werden künftig auch Studenten in Osnabrück profitieren. Unterstützt wird von der NBank die Finanzierung der Wohnanlage StudierQuartier im Wissenschaftspark. Dort entsteht innerhalb von eineinhalb Jahren auf 3500 Quadratmetern und über vier Geschosse eine Wohnanlage für Studierende. „Das Projekt ergab sich aus der Konversion der Flächen der ehemaligen britischen Garnison“, erklärt Schleicher-Ottens. Vor gut einem Jahr hat der Bau des neuen Studentenwohnheims begonnen, 124 Plätze soll es haben. Geplant sind Einzelappartements und kleine Wohnungen, zum Beispiel für Studierende mit Kind. Was in Osnabrück, aber auch im Emsland und der Grafschaft Bentheim nicht angeboten wird, ist die einzelbetriebliche Investitionsförderung. „Das ist ein gutes Zeichen“, versichert Michael Kiesewetter. Diesen Investitionszuschuss gibt es nur in Landkreisen, die nicht so gut dastehen. Dazu zählt die Region nicht.
ZUR SACHE
Start-up-Standort Niedersachsen Die Förderung von Gründern und Start-ups ist eines der Anliegen der niedersächsischen Förderbank NBank. „Niedersachsen ist ein Start-up-Hotspot: Schon heute haben wir mehr als 200 Start-ups bei uns in Niedersachsen registriert“, so Wirtschaftsminister Bernd Althusmann erst jüngst. Mit der Initiative startup.niedersachsen soll der Start-upStandort Niedersachsen gestärkt und Start-up-Unternehmen mit Kapital und Know-how un-
terstützt werden. Über die Plattform startup.nds.de gibt es Informationen, unter anderem zum Beirat, den das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr eingesetzt hat. Er soll die Initiative fachlich begleiten. Als Ansprechpartner in ihren Regionen sollen sie zur landesweiten Vernetzung der Startup-Szene beitragen, Impulse geben und die Initiative des Landes nach außen vertreten. Neben dem Beiratsvorsitzenden Ralf Bor-
chers (MW) besteht der startup.niedersachsen-Beirat aus: Amelie Künzler, Hildesheim, Urban Invention GbR; Michaela Meier, Hannover, Papagei.com GmbH; Andreas Lenz, Hannover, t3n Magazin; Jan-Philipp Mai, Braunschweig, JPM Silicon GmbH; Jasper Tessmann, Lüneburg, frühstarter GbR; Matthias Huenecke, Oldenburg, Brille24 GmbH; Philip Mertes, Göttingen, Startup Göttingen e. V. und Wolf Goertz, Osnabrück, Netrocks GmbH.
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DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
GELD & GESCHÄFT
Transparenz oder Graubereich VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN Auskunftei, Inkasso, Mahnverfahren – für viele Zeitgenossen sind das Schlagworte aus dem Gruselkabinett. Immer wieder werden Geschäfte von windigen Anwälten und Geldeintreibern bekannt. Sie arbeiten mit raffinierten Tricks und haben es häufig auf ältere Menschen abgesehen. Auf der anderen Seite ist die Durchsetzung berechtigter Forderungen aus unbezahlten Rechnungen im Wirtschaftsleben unabdingbar. Und kluge Kaufleute versuchen, sich weitsichtig vor Kunden mit schlechter Zahlungsmoral zu schützen. Woran lassen sich die schwarzen Schafe der Branche erkennen? Und wie arbeitet eine Auskunftei, ein Inkassounternehmen mit gutem Ruf ? Ein Blick auf Creditreform Osnabrück/Nordhorn. Nein, die drei freundlichen Herren, die zum Termin in der stattlichen Gründerzeitvilla von Creditreform an der Osnabrücker Parkstraße erschienen sind, entsprechen nicht dem Klischee des dubiosen Geldeintreibers. Vielmehr sind sie darauf bedacht, vom Anspruch ihres Unternehmens zu überzeugen, das sowohl wirtschaftsnah als auch schuldnernah sein will. Der 37-jährige Diplom-Ökonom Jan Unger gehört der Geschäftsführung an. Er und seine Schwester Kim sind persönlich haftende Gesellschafter des Unternehmens. „Deutschlandweit gibt es 129 eigenständige Gesellschaften von Creditreform“, erklärt Unger. „Sie sind jeweils für die Bezirke der verschiedenen Amtsgerichte tätig. Als einziges Unternehmen der Branche, das auch im Bereich Business to Business (B2B) tätig ist, sind wir dezentral organisiert und gesellschaftsrechtlich ausschließlich in deutscher Hand.“ In ganz Deutschland arbeitet Creditreform seinen Angaben zufolge für 130 000 Kunden, davon entfallen 1000 auf die Osnabrücker Creditreform. Seinen Ursprung hat das Unternehmen in einem Verein, den 25 kleine Gewerbetreibende und Händler 1879 in Mainz ins Leben riefen. „Sie wollten sich über Erfahrungen mit ihren Kunden austauschen“, sagt Armin Trojahn, Prokurist und Mitglied der Geschäftsführung von Creditreform. „Heute – 140 Jahre später – machen wir eigentlich nichts anderes“, so der 50-jährige DiplomKaufmann weiter. „Unsere Kunden erhalten Informationen zu Geschäftspartnern. In unserem Einzugsbereich, er umfasst die Region Osnabrück-Emsland ohne OSNABRÜCK.
das südliche Emsland, verzeichnen wir jährlich eine fünfstellige Zahl von Inkassoverfahren.“ Dritter im Bunde ist Ralf Zirbes (51), Chef der Creditreform-Tochter Boniversum, die sich mit der Bonität von Verbrauchern beschäftigt (B2C). In den Arbeitsfeldern von Creditreform und ihrer Tochter Boniversum geht es um dasselbe Ziel: Man will den Kunden vor Forderungsausfällen schützen und Verluste verhindern. Laut Angaben des Unternehmens liefert Creditreform sieben von zehn Firmenauskünften in Deutschland. Mit 19 Millionen erteilten Firmenauskünften sei man Marktführer in Deutschland. Die Unternehmensgruppe beschäftigt insgesamt 1000 Rechercheure. „In Zusammenarbeit mit der Hochschule Bochum werden sie sechs Monate lang zum Certified Business Analyst (CBA) ausgebildet“, sagt Jan Unger. „Die Vorbildung als Kaufleute bringen sie in der Regel mit.“ Die Wirtschaftsdatenbank von Creditreform enthält laut Unternehmensangaben 4,8 Millionen abrufbare Firmendatensätze. Damit sei sie die weltweit größte Datenbank dieser Art. „Wir führen öffentlich zugängliche Daten mit exklusiven
„Wir bewerten die Konsumenten in Echtzeit.“ Boniversum-Chef Ralf Zirbes
Creditreform-Daten zusammen“, erklärt Prokurist Trojahn. Dazu zählen Bilanzanalysen, Informationen aus Handels-, Vereins- und Genossenschaftsregistern, aber auch Daten zu Zahlungserfahrungen und aus 4,5 Millionen laufenden Inkassoverfahren. Kern der Bonitätsbewertung ist der Bonitätsindex. Für seine Berechnung werden fünfzehn Merkmale herangezogen, darunter die Zahlungsweise, das Branchenrisiko oder die Auftragslage. „Mit den Firmen, über die wir berichten, streben wir aber auch einen direkten Austausch an“, betont Jan Unger. „Je transparenter sie sind, desto präziser wird das Scoring.“ Zum Selbstverständnis von Creditreform gehört es, dass man sich über die Auskunftserteilung an potenzielle Geschäftspartner eines Unternehmens als „Multiplikator der Unternehmensbonität“ betrachtet. Im Unterschied zur Creditreform Wirtschaftsauskunft geht es bei der Tochter Boniversum um die Bonität von Millionen Verbrauchern. Die Datenbanken des Unternehmens sind mit einer gewaltigen Zahl von Informationen bestückt. Unter anderem enthalten sie 125 Millionen Adressen, 116 Millionen personenbezogene Informationen und mehr als 75 Millionen personenbezogene Negativmerkmale wie Haftanordnungen oder eidesstattliche Versicherungen. Zu seinen Kernleistungen zählt Boniversum neben der Bonitätsprüfung unter anderem die Validierung von Adressen oder die Betrugsprävention. Ein wichtiger Aufgabenbereich ist der Handel über das Internet. „Wir bewerten die Konsumenten in Echtzeit“, sagt Ralf Zirbes. „Sobald ein Käufer bei einem Onlineshop die Zahlarten Rechnung oder Lastschrift auswählt, erfolgt die Anfrage an unsere Datenbanken. Die Rückmeldung muss sehr schnell kommen, denn unsere Kunden haben die Erfahrung gemacht, dass Konsumenten den Vorgang abbrechen, wenn sie länger als anderthalb bis drei Sekunden warten müssen. Die Entscheidung über die Freigabe trifft der Händler, in seinem System ist eine entsprechende Risikomatrix hinterlegt.“ Laut Zirbes enthalten die Datenbanken von Boniversum nicht die fertigen Scores, sondern alle Einzeldaten wie Adressen, gerichtliche Merkmale oder Inkassodaten. Erst durch die Abfrage werde ein Scorewert gebildet. Auf die Frage, wie denn die Qualität der Daten, mit denen Boniversum arbeitet, überprüft wird, gibt der Boniversum-Geschäftsführer eine pragmatische Antwort: „Die bes-
Sie geben Einblick in die Arbeit von Auskunftei und Inkasso bei Creditreform: Ralf Zirbes (von links), Armin Trojahn und Jan Unger. Foto: Christoph Lützenkirchen
ten Prüfer unserer Daten sind unsere Kunden. Sie wollen vor allen Dingen Umsatz machen und nicht unnötig viele Transaktionen ablehnen.“ Egal ob Creditreform oder Boniversum, die Kunden beider Unternehmen nutzen deren Daten für ihr Risikomanagement. Angestellte Geschäftsführer seien dazu sogar verpflichtet, erklärt Armin Trojahn. „Sie können sonst in Haftung genommen werden. Wenn das noch mehr Verantwortliche in Unternehmen tun würden, ließen sich viele Ausfälle und Probleme verhindern.“ Wenn alle Vorsorge nichts genutzt hat, führt für geschädigte Unternehmen kaum noch ein Weg am Inkasso vorbei. Creditreform könne sich als Auskunftei „intelligent in dem Feld bewegen“, so Trojahn. „Das bedeutet, dass wir dem Kunden unter Umständen auch den Rat geben, eine Forderung abzuschreiben.“ Im Übrigen sind die Verfahrensschritte vorgezeichnet. Als Erstes erfolgen schriftliche Mahnungen. Sind die erfolglos, suchen Inkassodienstleister das persönliche Gespräch. Es folgt ein gerichtliches Mahnverfahren und zum bitteren Ende die Zwangsvollstreckung. Laut Informationen des Berliner Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen beschäftigt die Inkassowirtschaft in Deutschland über 20 000 Menschen. Diese würden offene Forderungen für mehr als 500 000 Gläubiger einziehen und damit jährlich zwischen fünf und zehn Milliarden Euro Zahlungsausfälle verhindern.
Illustration: Co lourbox.de
Wie arbeiten seriöse Auskunfteien und Inkassounternehmen, und welche Funktion haben sie?
ZUR SACHE
Wie lassen sich die schwarzen Schafe erkennen, und was ist dann zu tun? „Das Inkasso ist eine gesetzlich geregelte Rechtsdienstleitung“, sagt Marco Weber, Pressesprecher des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen BDIU in Berlin. „Inkassounternehmen müssen im Rechtsdienstleistungsregister behördlich registriert sein. Das ist unter ‚Rechtsdienstleistungsregister.de‘ öffentlich einsehbar. Ein seriöses Unternehmen würde darauf in der Regel verweisen.“ Seinen Angaben zufolge lässt die Mitgliedschaft im BDIU auf ein seriöses Unternehmen schließen. Der Verband unterhalte eine Beschwerdestelle für Verbraucher und Unternehmen, die über die Homepage www.inkasso.de erreichbar sei. „Unsere Mitglieder müssen auf Beschwerden reagieren. Wenn
Unternehmen sich nicht an Regeln halten, haben wir verschiedene Stufen von Sanktionen. Das geht bis zum Ausschluss aus dem Verband. Den letzten Fall dieser Art hatten wir vor sechs Jahren.“ Im Jahr 2018 liefen beim BDIU 733 Beschwerden auf. Die Mitgliedsunternehmen bearbeiteten in dem Zeitraum 20 Millionen neue Forderungen. „Verbraucher sollten Mahnungen, die ihnen zugestellt werden, sorgfältig prüfen“, rät Weber. „Wenn die Forderung berechtigt ist, sollten sie möglichst schnell zahlen.“ Unberechtigte Forderungen ließen sich oft durch einen Plausibilitätscheck erkennen. Ein seriöses Schreiben enthalte die Daten des Auftraggebers und Gläubigers, die Forderung und An-
gaben zu den Kosten. Falsche Mahnungen seien häufig komplett ausgedacht und enthielten Rechtschreibfehler. Wenn man sich unsicher sei, solle man nachfragen. „Seriöse Inkassounternehmen werden alles tun, um dem Zahlungspflichtigen den Anspruch des Gläubigers klar und deutlich darzulegen“, so der BDIU-Sprecher. Als weitere Anhaltspunkte für betrügerische Forderungen nennt er die Verwendung von ausländischen Bankverbindungen. Verbreitet habe sich zudem das sogenannte „Fake-Inkasso“; dabei verwenden Betrüger die Logos von echten Inkassounternehmen. Kosten entstehen Verbrauchern laut BDIU erst nach der ersten Mahnung. Auf der
Homepage des Verbandes heißt es dazu: „Steht eine Forderung aus, ist dem Gläubiger das Durchführen einer ersten Mahnung zuzumuten. Lagert der Gläubiger schon diese Tätigkeit auf ein Inkassounternehmen aus, muss er diesen Dienst selbst vergüten und kann diese Kosten nicht auf den Schuldner übertragen.“ Hat man die Mahnung verpasst, fallen Gebühren an. Die Stiftung Warentest gibt eine Orientierung dazu. „Liegt die ursprüngliche Forderung unterhalb von 500 Euro, sollten die Inkassokosten 65 Euro nicht übersteigen“, heißt es. Einen kostenlosen Check von Inkassoforderungen bieten die Verbraucherzentralen unter www.verbraucherzentrale.de/ inkasso-check.
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DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
GELD & GESCHÄFT
Löwen, die brüllen, beißen nicht TV-Formate wie „Die Höhle der Löwen“ sind bei den Zuschauern beliebt – bei Gründern dagegen nicht unbedingt VON LOUISA RIEPE OSNABRÜCK. TV-Sendungen wie „Die Höhle der Löwen“ versprechen Gründern schnelles Kapital, erfahrene Mentoren und ein Millionenpublikum. Trotzdem wollen zwei von drei Start-ups nicht in dieses oder ähnliche Formate. Warum? Wenn fünf Raubkatzen vor der Kulisse des Kolosseums auf gepolsterte Ledersessel springen, beginnt die Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ (DHDL), eine der derzeit erfolgreichsten Sendungen im deutschen Fernsehen. Start-ups, Erfinder und Gründer werben darin um Risikokapital, und „millionenschwere Investoren gehen gemeinsam auf die Jagd nach den besten Geschäftsideen“, heißt es im Vorspann. Beim Publikum stößt die Sendung offenbar auf großes Interesse: Rund drei Millionen Menschen schalteten im Herbst 2018 jeden Dienstagabend um 20.15 Uhr den Fernseher an, um die zwölf Folgen der fünften Staffel zu sehen. Zwischenzeitlich gab es mit „Das Ding des Jahres“, „Hol dir die Kohle“ und „Start up!“ drei ganz ähnliche Formate bei Pro Sieben, RTL und Sat1. Wie aber sehen die Gründer selbst die TV-Formate? Immerhin wurden allein bei DHDL bisher mehr als 250 Start-ups porträtiert. Die große Mehrheit scheint allerdings eher skeptisch zu sein. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom wollen zwei von drei Startups nicht im Fernsehen auftreten. Jenny Bold, Start-up-Expertin beim Bitkom, sagt: „Ob sich der Aufwand, bei einer solchen Show mitzumachen, für einen Gründer lohnt, hängt sehr vom Einzelfall ab – und vor allem auch vom Produkt oder der Dienstleistung, die angeboten wird.“ Die Gründe für die Skepsis der Jung-Unternehmer sind vielfältig, wie die Befragung von Bitkom zeigt. Demnach befürchten die meisten, dass es sich nur um TVUnterhaltung handelt, die keinen Mehrwert für ihr Start-up bringt. In den Antworten der Umfrage findet sich auch Leo Marose wieder. Er ist einer der Mitgründer von Stackfuel, einer Online-Weiterbildungsplattform aus Berlin. Sein Unternehmen bietet im Internet Kurse an, bei denen Mitarbeiter von Betrieben zum Beispiel etwas über Data Awareness lernen oder sich zum Big Data Specialist schulen lassen können. Die Kurse ziehen sich über mehrere Monate, die Unternehmen sollen ihre Mitarbeiter dafür einige Stunden pro Woche freistellen und auch die Kursgebühren übernehmen. Dieses Produkt, so glaubt er, hätte bei DHDL oder anderen TV-Formaten keine Chance. „Generell finde ich solche
Geschäftsführer Michael Schnakenberg zeigt einen Commeo Energy Block.Das Start-up war eines der ersten Unternehmen,das aus dem ICO InnovationsCentrum Osnabrück ausgezogen ist.Heute hat es seinen Sitz in Wallenhorst. Foto: David Ebener
Hilft das laute Brüllen der Löwen? Aufmerksamkeit bringt die Teilnahme an der Gründershow in jedem Fall.Dennoch sind nicht alle Start-ups vom Nutzen überzeugt.
Shows gut, weil sie das Unternehmertum in Deutschland in ein besseres Licht rücken. Aber es wird nur ein bestimmter Teil der Gründerlandschaft gezeigt.“ Was Marose meint: Bei DHDL werden oft Produkte vorgestellt, die sich direkt an den Konsumenten richten – etwa Essen und Getränke, Haushaltsgegenstände oder Produkte für Kinder. Und bei den porträtierten Gründern handele es sich oft um Tüftler und Erfinder, oder Menschen, die durch ein persönliches Problem auf ihre Gründungsidee gekommen sind. „Man kann sich
„Was mich stört, ist die Art, wie die Investoren verhandeln.“ Michael Schnakenberg, Commeo-Geschäftsführer
aber auch einfach Märkte anschauen, eine Marktnische sehen und daraus eine Geschäftsidee entwickeln. Das ist in der Realität sogar recht häufig so.“ Er vermutet, dass Produkte wie das seine für die meisten DHDL-Zuschauer uninteressant wären. Deshalb würde er sich nicht um eine Teilnahme bei DHDL bewerben. „Wir würden uns den Aufwand nicht machen, weil wir glauben, dass es sich in dem Format nicht lohnt.“ Michael Schnakenberg vom Wallenhorster Batteriespezialisten Commeo geht sogar noch weiter: „Wir werden definitiv nicht bei ,Die Höhle der Löwen‘ antreten.“ Einer der wichtigsten Gründe: „Wir sind inzwischen fünf Jahre alt, also eigentlich gar kein Start-up mehr.“ Commeo hat einen Akkuspeicher für die Industrie entwickelt und ist damit in Serienproduktion gegangen. Am Standort Wallenhorst will das Unternehmen bis Ende 2020 bis zu 100 Millionen Euro investieren. Das Geld stammt aus Fremdmitteln, die unter anderem mit Bürgschaften des Landes Niedersachsen hinterlegt sind. Bei DHDL geht es um deutlich kleinere Summen. Auch einen strategischen Partner hat Schnakenberg schon gefunden: Tobias Schulz von der Schulz Systemtechnik GmbH hat sich 30 Prozent der Anteile des Spezialisten gesichert und damit das Eigenkapital des Unternehmens erhöht. Außerdem ist Schulz der Besitzer des Geländes, auf Commeo seinen Firmenstandort hat. Und er stellt rund die Hälfte der Mitarbeiter, die an den Energiespeichern arbeiten. Michael Schnakenberg hatte klare Kriterien für eine solche Partnerschaft: „Das, was wir nicht hatten, sollte extern hinzukommen: technische Expertise im Anlagenbau, Renommee am Markt und Personal.“ Bis er die richtigen Investoren gefunden hatte, sind laut Schnakenberg rund zwei Jahre vergangen, in denen er Gutachten geschrieben und Verträge ausgearbeitet hat – kein Vergleich zu einem kurzen Pitch in „Die Höhle der Löwen“. Der wäre für den Unternehmer ohnehin nie infrage gekommen. „Was mich stört, ist die Art, wie die Investoren verhandeln“,
Das kritisieren Start-ups an TV-Shows Es handelt sich nur um TV-Unterhaltung und bringt keinen Mehrwert für mein Start-up.
57 Prozent Die angebotenen Investment-Deals haben unattraktive Konditionen.
48 Prozent Die Beratung durch die Jury oder Mentoren hilft fachlich nicht.
40 Prozent Die Teilnahme schadet dem Image meines Start-ups.
34 Prozent Der Aufwand ist zu hoch und lohnt nicht.
33 Prozent Ein potenzieller Investor wird so nicht auf das Start-up aufmerksam.
25 Prozent Es ist mir unangenehm, im Fernsehen aufzutreten.
10 Prozent Quelle: Bitkom · Grafik: Matthias Michel
sagt der Gründer. „Wenn sie partnerschaftlich denken würden, würden sie nur eine Minderheitsbeteiligung an den Unternehmen kaufen.“ Stattdessen würden fast nur Mehrheitsbeteiligungen „verschachert“. „Die Investoren kaufen die Idee, aber das Bestreben sollte doch sein, das Unternehmen aufzubauen.“ Im Falle von Perseus Technologies aus Berlin hat diese Rolle die Hannover Rück Versicherungsgesellschaft übernommen. Das Startup wurde im September 2017 direkt aus der Versicherung heraus gegründet. Damit erklärt sich auch das Geschäftsmodell: Perseus bietet mittelständischen Unternehmen ein Rundum-Paket für mehr Cybersicherheit an. Mitarbeiter werden geschult und die Systeme regelmäßig getestet, es gibt eine Hotline für IT-Hilfe und eine Versicherung für den Schadensfall. „Perseus ist für Unternehmen gedacht, die sich keinen eigenen CSO leisten können“, sagt Ibrahim Ghubbar, der Sprecher des 30köpfigen Teams, und ergänzt: „Als B2B-Start-up ist das Fernsehpublikum eher nicht unsere Zielgruppe.“ Stattdessen setzt er auf andere Medien, wie Branchenmagazine,
Nachrichtensendungen oder öffentlich-rechtliche Medien. „Die werden von Investoren angeschaut und auch von potenziellen Kunden“, erklärt er. „Vox als privater Sender ist mehr auf den Otto-Normalverbraucher ausgerichtet.“ Und wie sehen es jene, die den Schritt ins Fernsehen gegangen sind? Ein Start-up aus der Region
Foto: dpa/Christian Charisius
war bereits bei DHDL: Die Bugfoundation von Baris Özel und Max Krämer war 2018 in der dritten Folge der fünften Staffel der Sendung zu sehen. Ihr Produkt, der erste Insektenburger Deutschlands, sorgte bei den meisten Löwen buchstäblich für Naserümpfen. „Der Geschmack ist nicht schlecht, aber für mich ist Essen Kopfsache. Ich habe große Skepsis, dass viele Menschen sagen, sie werden jetzt Insekten essen“, begründete damals etwa Carsten Maschmeyer seinen Ausstieg. Begeistert war nur Gastro-Expertin Dagmar Wöhrl, die den Gründern letztendlich für 20 Prozent der Firmenanteile 300 000 Euro angeboten hatte. Das Angebot schlugen die Gründer aus. „Wir hatten eine klare Vorstellung von dem, was wir wollten“, sagte Baris Özel nach Ausstrahlung der Folge gegenüber unserer Redaktion. Das Gründer-Duo hatte 7,5 Prozent der eigenen Firmenanteile für 225 000 Euro angeboten. Bereut haben die beiden ihre Entscheidung nicht: Seit September 2018 ist der Insektenburger aus Osnabrück deutschlandweit in vielen Rewe-Filialen zu haben. Im Februar 2019 konnten die Gründer darüber hinaus eine Kooperation mit der Restaurantkette „Hans im Glück“ vermelden. Es geht also auch ohne die Löwen.
Die Bugfoundation hat einen Insektenburger auf den deutschen Markt gebracht.Einer der Mitbegründer des Osnabrücker Start-ups ist Baris Özel.Der Burger besteht zu einem großen Teil aus gemahlenen Buffalowürmern. Foto: David Ebener
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Marissa Ferienpark auch bei Kaapitalanlegern stark nachgefragt
U
lrik Lundsfryd entdeckte den Dümmer 2011 und entwickelte mit seinen Partnern die Vision von einem modernen Ferienpark in Norddeutschland. Eine richtige Entscheidung wie sich herausstellte. 2018 wurde der Dümmer zum beliebtesten See in Niedersachsen auf Platz eins gewählt und auch bei den Verkaufszahlen der Ferienimmobilien liegt die Wald & Welle GmbH als Bauherr weit vorn. Der Marissa Ferienpark zählt zu einem der größten touristischen Projekte in Nordwestdeutschland. Insgesamt 120 Millionen Euro investiert die Wald & Welle GmbH in den Marissa Ferienpark. Auf dem Gelände eines ehemaligen Campingplatzes werden 476 Ferienimmobilien in sieben unterschiedliche Garten Landschaften eingebettet. Konzipiert von dänischen Architekten und Interieur-Designern
werden die Ferienimmobilien in anspruchsvoller Qualität sowie in moderner Massiv-Bauweise vermietungsfertig ausgestattet. Diese werden an Investoren sowie private Anleger veräußert. Auf 18 Hektar Fläche sind 253 frei stehende Häuser und 36 Appartementhäuser geplant. Die Ferienhäuser haben die Größe 90 m², 105 m² sowie 195 m² und verfügen alle über eine private Sauna. Die Häuser des Typ L haben zusätzlich einen Indoor-Pool. Bei den Wohnungen geht es los ab 28 m² bis hin zu 102 m². „Aufgrund des vorhandenen Campingplatzes Schoddenhof gab es eine Vorstellung was dieser Standort touristisch leisten kann, wenn man ihn mit der richtigen Art und auf eine qualitative Weise neu plant. Es wurden Studien von Tourismus Experten erstellt, was die richtige Art von Projekt an diesem Standort ist. Das dänische Lebensgefühl „Hygge“ nach Norddeutschland zu bringen lag nah, denn
jährlich reisen tausende norddeutsche Touristen nach Dänemark. Uns war klar, dass wir hier den Marissa Ferienpark entwickeln wollenein einzigartiges skandinavisches Ferienresort als Ganzjahres-Destination. Bei einem Einzugsgebiet mit einem Radius von 300 km sprechen wir hier von 20 Millionen potentiellen Ferienpark Gästen“, berichtet Ulrik Lundsfryd, Geschäftsführer der Wald & Welle GmbH. „Die durchschnittliche Auslastung von bestehenden Ferienparks in Norddeutschland lag in den letzten drei Jahren bei circa 70 %. Dies entspricht umgerechnet 255 Tage im Jahr“, erzählt Wald & Welle Sales Manager Christian Puls. Das Konzept fokussiert den Trend zum Naherholungsurlaub in Deutschland. Dabei spielt vor allem die geografische Lage eine zentrale Rolle: von Düsseldorf, den Niederlanden und Hamburg benötigt man zweieinhalb Stunden, von Bremen und Hannover eineinhalb Stunden. „Von den ersten Plänen, den Projektvorstellungen bei den Behörden, den Architektenentwürfen, den Genehmigungen bis hin zum ersten Spatenstich sind Jahre vergangen. Dennoch haben wir immer unsere Vision fest im Blick gehabt. Eine Teileröffnung des Marissa Ferienpark ist im Sommer 2019. Hier schaffen wir renditestarke Anlageobjekte. Gerade im Niedrigzinsniveau ist der Kauf einer Ferienimmobilie sehr attraktiv. Mit einer Rendite von circa fünf Prozent und dem Trend zu immer mehr gehobenen Kurzurlaub in unmittelbarer Nähe, sind interessant für private Kapitalanleger und Investoren“, erläutert Ulrik Lundsfryd das Konzept. Die Immobilien sind Euro netto ohne Mehrwertsteuer, da es sich um ein gewerbliches Modell handelt. Zudem entfällt die Maklercourtage, da direkt an die neuen Eigentümer verkauft wird. „Der Kaufpreis wird erst fällig bei Übergabe der Immobilie. Das bedeutet es ist keine Zwischenfinanzierung erforderlich. Wenn man häufig den üblichen Vergleich über Quadratmeterpreise machen will, haben wir aus dem Inklusiv-Endpreis die Bestandteile herausgerechnet, die üblicherweise nicht enthalten sind. Man kann sich bei Häusern orientieren an ca. 2.650 Euro/m². Wir rechnen auf Grund der attraktiven Lage und der hochwertigen Ausstattung der gesamten Anlage mit einer sukzessiven Wertsteigerung für die Käufer“, erläutert Christian Puls, Sales Manager der Wald & Welle GmbH.
Der renommierte Ferienhausanbieter Novasol übernimmt für die Eigentümer die Vermarktung der Immobilie und führt den Marissa Ferienpark als eine der Top-Adressen. Schon jetzt erfreuen sich die Ferienimmobilien einer großen Nachfrage seitens In-
vestoren und Touristen. „Über 100 Einheiten sind verkauft. Das ist für den Zeitraum der Vermarktung ein sehr gutes Ergebnis, welches sogar über unseren Erwartungen liegt. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle. Das ist die zentrale Lage in Niedersachsen, die Autobahnanbindung, die
großzügigen Wohnflächen mit dänischem Innendesign, wetterunabhängige neu geschaffene Freizeiteinrichtungen sowie die Umgebung im Naturpark Dümmer“, erklärt Christian Puls. Neben dem Immobilienvertrieb liegt der weitere Fokus darauf, den qualitativen Tourismus Betrieb des Ferienparks zu gewährleisten. „In den meisten Fällen geben die Betreiber Gesellschaften den laufenden Betrieb einer Ferienanlage ab. Wir wollen ganz bewusst die Verantwortung des Tourismus Managements im Marissa Ferienpark übernehmen. Wir sind gekommen um zu bleiben.
MARISSA FERIENPARK Schodden Hof 3, 49459 Lembruch Telefon: 0 54 47/92 19 44 – 1 E-Mail: info@marissa-ferienpark.de www.marissa-ferienpark.de Unsere Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10-16 Uhr Sa./So. & Feiertags, 13-17 Uhr
DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
LEBEN & LEIDENSCHAFT
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Livemusik ist voll im Trend, die Branche setzt Millionen Euro um. Die Digitalisierung des Musikmarkts heizt Ticketverkäufe an. Steigende Gagen für Bands machen kleinen Veranstaltern Sorgen. VON MELANIE HEIKE SCHMIDT OSNABRÜCK/MEPPEN. Sommerzeit ist Festivalzeit, und die Branche boomt. Aus mehr als 200 Veranstaltungen kann der geneigte Musikfan mittlerweile in Deutschland auswählen, hinzu kommen viele weitere Open-Air-Festivals im europäischen Ausland. Und im Frühjahr, Herbst und Winter gesellen sich kleinere Indoor-Festivals dazu, die wetterunabhängig funktionieren. Selbst Kreuzfahrtschiffe verwandeln sich regelmäßig in schwimmende Festival-Locations für Heavy-Metal-Freunde oder Gothic-Fans. Die Auswahl ist riesig: Fans elektronischer Tanzmusik lockt das Mega-Event „Tomorrowland“ in der belgischen Stadt Boom. Deren Name ist Programm: Die 400 000 Tickets für zwei Festival-Wochenenden sind binnen Sekunden ausverkauft. Mehr als 1000 Künstler und dazu eine aufwendige, märchenhafte Festivallandschaft erfreuen Augen und Ohren. Im vergangenen Jahr versorgten hier unter anderen David Guetta und der Osnabrücker Top-DJ Robin Schulz die tanzfreudigen Massen mit Beats. Die Fans lassen sich das Spektakel ordentlich etwas kosten, Wochenendtickets kosten ab 249 Euro, hinzu kommen Kosten für Fahrt, Verpflegung und Unterkunft. Wie viel die Stars von dem Geld erhalten, ist ein großes Geheimnis in der Branche. Klar ist aber: International bekannte DJs wie Guetta und Co. verlangen pro Auftritt meist sechsstellige Summen – und bekommen sie wohl auch. Das „Forbes“-Magazin veröffentlicht jährlich eine Liste der bestbezahlten DJs, und so einige Namen darauf finden sich auch auf dem Lineup des „Tomorrowland“-Festivals, zum Beispiel David Guetta. Der Franzose hat laut „Forbes“ im Jahr 2018 rund 15 Millionen Dollar für seine DJ-Auftritte kassiert. Vom Niederländer Michiel Verwest alias Tiësto kursiert die Zahl 250 000 Euro – pro Auftritt. Und auch die Metal-Szene hat einige Namen, die synonym mit exorbitanten Gagen genannt werden, etwa die US-Hardrocker Guns N’ Roses. Sie sollen 2018 für einen Festivalauftritt in Großbritannien angeblich fünf Millionen Euro bekommen haben.
Fast immer ausverkauft: Beim „Hurricane“ Open Air in Scheeßel bei Bremen feiern Jahr für Jahr rund 75 000 musikbegeisterte Festivalgäste.Kostenlos ist hier wenig,doch Stimmung und Wetter sind gratis.
Satter Sound, satte Geschäfte? Der Festival-Markt boomt, auch im Norden – doch der Wettbewerb ist hart, kleine Veranstalter riskieren viel
Thomas Jensen, Gründer des Wacken Open Airs (W.O.A.) in Schleswig-Holstein, des wohl berühmtesten Metal-Familientreffens der Welt, nennt diese Entwicklung in einem Interview mit dem „Stern“ „gefährlich“. Letztlich sei es eine Sache von Angebot und Nachfrage, so Jensen. „Wir verhandeln auch mit solchen Bands. Aber wir sind nicht bereit, den Charakter des Festivals den Wünschen einer Band anzupassen“, so Jensen. Klar ist: Je teurer die Künstler, desto höher muss am Ende der Eintrittspreis ausfallen, und auch die nötige Technik und Infrastruktur sowie Sicherheitskonzepte lassen die Kosten steigen. Klar ist aber auch: Ein Festival von Weltruhm wie das W.O.A. gleicht einer mittelständischen Firma, der Jahresumsatz liegt bei rund 25 Millionen Euro. Auch die eher rockigpoppig orientierten Zwillingsfestivals „Hurricane“ in Scheeßel zwischen Bremen und Hamburg und „Southside“ nahe dem Bodensee setzen jeweils etwa zwischen zehn
und 13 Millionen Euro um. Veranstaltet werden sie vom Hamburger Festival-Spezialisten FKP Scorpio, der auch das „M’ era Luna“ in Hildesheim, das „Plage Noire“ am Weissenhäuser Strand oder das „Deichbrand“ nahe Cuxhaven verantwortet. Der Kartenverkauf läuft. Für das „Hurricane“ Ende Juni sind schon alle Wochenendtickets weg. Denn Livemusik liegt im Trend. Die Zahlenexperten von „Statista“ verzeichnen seit Jahren steigende Ausgaben der Deutschen für LiveMusik-Events, und noch scheint der Zenit nicht erreicht. Die Unternehmensberater von PricewaterhouseCoopers (PwC) schreiben in ihrer Marktanalyse „German Entertainment an Media Outlook 2018–2022“: „Für den Livemusikmarkt prognostizieren wir einen leicht positiven Wachstumstrend. Mit einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum von 2,6 Prozent wird das Gesamtvolumen 2022 circa 2,2 Milliarden Euro betragen.“ Sinkende Tonträgererlöse, ausgelöst
durch die Digitalisierung der Branche, haben demnach dem Musikmarkt zwar zugesetzt, doch das Live-Erlebnis steht dennoch hoch im Kurs. Zumal die Ticketverkäufe häufig ins digitale Geschäft integriert werden, was den Absatz von Festival- und Konzertkarten zusätzlich anheizt. Der Musikfan von heute streamt Musik bequem übers Internet und bestellt dort die Tickets für sein Live-Erlebnis gleich mit. Der Konzert- und Festival-Markt boomt also. Aber 250 000 Euro Gage für einen einzelnen Künstler? Fünf Millionen Euro für eine Band? Für Veranstalter kleinerer, regionaler Festivals sind solche Summen schlicht utopisch. Etwa für Marius Kleinheider. Der 35-Jährige ist Vorsitzender des Vereins „Die Hütte rockt“, welcher seit 2007 das gleichnamige Festival in Georgsmarienhütte auf die Beine stellt. Die Idee, geboren in einer Bierlaune, erwies sich als gut: War die erste Auflage mit mehr als 2000 Besuchern schon ordentlich, sind es heute um die
„Der Wettbewerb auf dem Livemarkt ist sehr groß“ VON MELANIE H. SCHMIDT OSNABRÜCK. Christoph Hengholt, Geschäftsführer der Goldrush Produktions GmbH, veranstaltet in Osnabrück das „SchlossgartenOpen-Air“, dieses Jahr kommt das „Emsland-Open-Air“ in Meppen neu hinzu. Im Interview erzählt er, wie riskant und wie spannend das Geschäft mit der Livemusik ist.
Herr Hengholt, der Festivalmarkt gilt als schwierig, auch kleinere Festivals stehen in Konkurrenz zueinander. Es ist immer ein Risiko, oder? Absolut! So ein Festival zu veranstalten bringt ein hohes Risiko mit sich, zumal wir zu 100 Prozent das Risiko selbst tragen. An zwei
Foto: Daniel Reinhardt/dpa
bis drei Veranstaltungstagen läuft alles ab, das ist ein sehr kurzer Zeitraum. Zudem ist das Wetter ein sehr großer Faktor, mit dem alles stehen oder fallen kann. Die Gagen der Künstler können ein Problem sein, sehr große Namen kosten auch sehr viel Geld. Die Digitalisierung des Musikmarktes hat die Tonträger-Umsätze einbrechen lassen. Das hat die Gagen steigen lassen. Wird es zunehmend schwieriger, geeignete Bands zu finden, die bezahlbar sind? Der Wettbewerb auf dem Livemarkt ist sehr groß. Mittlerweile gibt es viele Locations und Open Airs. Teilweise veranstalten die Bands selbst ihre eigenen Shows.
Die von Ihnen angesprochene Entwicklung, dass die Haupteinnahmequelle der Künstler die Gagen sind, ist richtig. Daher suchen sich die Künstler ihre Auftrittsorte sehr genau aus. Hier kann man als Veranstalter durch Qualität und intensive Gespräche punkten. Die nötige Gage fällt natürlich trotzdem an.
Christoph Hengholt
Foto: Carola Alge
Dieser Gedanke ist aus meiner Sicht zwingend zu reflektieren, da auch viele große Headliner mal Newcomer waren, die Auftrittsmöglichkeiten durch Konzertagenturen wie unsere dankend angenommen haben. Dies muss finanziert werden.
Damit wir mal eine Hausnummer haben: Wenn ich ein Festival wie Ihres machen wollte, wie viel Geld würde mich das kosten? Die Kosten für ein solches Festival liegen in einem hohen sechsstelligen Bereich. Je nach Künstler und Aufwand können diese noch steigen.
„I love it – ich liebe es“,sagt Metal-Queen Doro Pesch über das Wacken Open Air,das Jahr für Jahr rund 80 000 Metal- und Hardrock-Fans aus aller Welt auf den schleswig-holsteinischen Acker lockt. Pesch ist seit 1993 ununterbrochen dabei. Foto: imago/ Olaf Malzahn
4000 an beiden Festivaltagen. Wie bei vielen Festivals üblich, gibt es bei „Hütte rockt“ einen Campingbereich, einen Bereich, wo die Bühne steht, dazu Essens- und Getränkestände sowie Händler. Der Unterschied zu kommerziellen Festivals ist allerdings enorm, denn hier arbeiten alle Helfer ehrenamtlich, insgesamt über 250. Das senkt die Kosten, die natürlich dennoch vorhanden sind. „Einen Teil bekommen wir durch die Ticketverkäufe rein. Allerdings wollen wir ja mit diesem Festival etwas für die Region machen, dazu gehört, die Preise niedrig zu halten“, erklärt der Vereinsvorsitzende. 40 Euro kostet ein Ticket zurzeit für beide Tage, das ist in der Tat vergleichsweise günstig, denn so manche Band nimmt für ein Solo-Konzert schon 30 Euro und mehr. „Dann wird Geld mit dem Getränkeverkauf umgesetzt, den wir in Eigenregie organisieren. Und wir haben gute Sponsoren aus der Wirtschaft hier vor Ort und aus öffentlicher Hand“, sagt Kleinheider. Und dennoch: „Es ist schon ein sehr großes finanzielles Risiko für unseren kleinen Verein, das immer wieder auf die Beine zu stellen“, sagt Kleinheider. Auch die Gagen, die zuletzt immer weiter gestiegen sind, machen den „Hütte rockt“-Organisatoren das Leben schwer. „Es ist nicht leicht, geeignete Bands zu finden. Es gibt Bands, sie sind mäßig bekannt, verlangen 30 000 Euro und
ziehen vielleicht 900 Leute sicher an. Dann gibt es Bands, zu denen kommen sicher 3000 Leute, die verlangen aber auch 150 000 Euro. Das ist eine Liga, die für uns finanziell nicht machbar wäre. So viel kostet ungefähr das ganze Festival“, rechnet Kleinheider vor. Hinzu kommen Terminkollisionen der Bands, weil viele, auch kleinere Festivals zeitgleich um gute und bezahlbare Bands buhlen. Von Schwierigkeiten hinter den Kulissen bekommen die Musikfans in der Regel wenig mit, sie freuen sich einfach auf die Festivals mit ihrer besonderen Atmosphäre. Doch nicht nur die Fans sind begeistert, auch Künstler. Zum Beispiel Doro Pesch. Die „Queen of Metal“ ist seit 1993 Dauergast beim Wacken Open Air. Sie sagte unserer Redaktion: „In Wacken spielt man vor über 80 000 Fans begeisterten Fans aus der ganzen Welt auf einer der größten und schönsten Bühnen überhaupt.“ Auch das Miteinander unter den Musikern sei famos, so Pesch, es gehe zu „wie bei einem Familienfest“: „Man trifft jedes Jahr ganz viele Kollegen, die man schon Jahre kennt und schätzt, und häufig entwickeln sich daraus gemeinsame Projekte oder Gastauftritte beim jeweils anderen Künstler, sei es auf der Bühne oder auch auf neuen Alben. I love it!“ Und nach dem Festival? Dann wird kurz durchgeatmet – und mit den Planungen für das nächste Jahr losgelegt.
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Gewusst wie: Grillweltmeister Klaus Breinig (rechts) zeigt Kunden von „Burnout Kitchen“,was die Outdoor-Küche alles hergibt.Die Bünder Firma bewirbt mit regelmäßigen Grill-Events bei Fachhändlern ihre Produkte.
Foto: Tobias Heyer
Grillen zu jeder Jahreszeit: Profis erklären den Trend Wie die Outdoor-Küche Gastgeber und Gäste zusammenbringt
VON BASTIAN RABENECK Aus dem einen oder anderen Garten hat es in den letzten Wochen schon nach Gegrilltem gerochen. Dabei waren es erst die ersten warmen Tage des Jahres. Grillen ist jedoch eine der Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen. Und das zunehmend auch im Winter, wie Umfragen zeigen. Unternehmen aus der Region sorgen dafür, dass das auch klappt. Wenn die Temperaturen sinken und es draußen ungemütlich wird, verschwinden Grills und Smoker bei den meisten Deutschen von den Terrassen. Die Saison ist vorbei, gegrillt wird erst im nächsten Sommer wieder. Doch: „Wer das tut, hat das Thema Grillen nicht verstanden“, sagt Daniel Joachimmeyer von der Bünder Firma „Burnout Kitchen“, die sich momentan noch unter dem Dach der Hunger Möbelproduktions-GmbH befindet. Seit eineinhalb Jahren entwickelt und fertigt Joachimmeyer mit seinem Kompagnon Thomas Pabst Outdoor-Küchen mit integriertem Grill, die Frost, Hitze und Regen standhalten. Selbst eine Abdeckplane für die Wintermonate sei nicht
OSNABRÜCK/BÜNDE.
notwendig. „Grillen zu jeder Jahreszeit ist damit kein Problem mehr“, sagt Pabst – solange man sich wetterfest kleidet. Das Interesse der Deutschen, auch in der kalten Jahreszeit den Grill anzufachen, wächst. Das bestätigen Studien des Marktforschungsunternehmens „Mafowerk“. Von rund 1000 Befragten gaben im Jahr 2011 noch 20 Prozent an, dass sie auch im Winter grillen. Bis 2017 stieg der Anteil auf 41 Prozent. Auch Youtube-Kanäle wie „Klaus grillt“, auf dem dreimal die Woche bei Wind und Wetter Rezepte präsentiert werden, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Über 200 000 Abonnenten versorgt Youtube-Griller Klaus Glaetzner regelmäßig mit neuen Ideen. Und aktuelle Buchveröffentlichungen wie „Wintergrillen“ von den Szene-Kennern Tim Ziegeweidt und Sebastian Buchner tun ihr Übriges, um den Hauptsaison-Grillern auch die Nebensaison schmackhaft zu machen. Für Hans-Friedrich Wolter, der in Bad Essen mit seinem Familienbetrieb – der „Gartenküchen Manufaktur“ – ebenfalls Kochlösungen für draußen herstellt, ist die Begeisterung völlig verständlich:
Schritt für Schritt: „Burnout Kitchen“-Mitarbeiter Dominik Kröger montiert den Unterschrank für den Outdoor-Grill. Foto: Gert Westdörp
„Sich mit Freunden oder der Familie treffen, am Grill oder der Küche draußen zusammen sein – das ist ein ganz eigenes Lebensgefühl.“ Und das müsse sich schließlich nicht nur auf den Sommer begrenzen. „Normalerweise sieht es so aus: Einer steht draußen am Grill, einer bereitet drinnen die übrigen Speisen vor. Die Gäste sitzen irgendwo in der Mitte“, erläutert Wolters. Da bleibe die Geselligkeit auf der Strecke. Werde die Küche aber an die frische Luft verlagert, sei das Problem gelöst. Mit ihren Outdoor-Küchen liegen „Burnout Kitchen“ und Wolter also voll im Trend. Das System von „Burnout Kitchen“ basiert auf leichten Arbeitsplatten aus Kunststoff. Die Außenränder der Platten werden mit einem Laser verschweißt und damit wetterbeständig gemacht. Die gelernten Tischler Pabst und Joachimmeyer haben das System gemeinsam entwickelt. „Mit Holz hat das Ganze zwar nichts mehr zu tun“, erklärt Joachimmeyer, die Erfahrungen aus ihrer Arbeit in der Küchenbranche seien aber sehr hilfreich für die Konstruktion gewesen. Entstanden ist ein Produkt aus Edelstahl und Kunststoff, das industriell gefertigt werden kann. Die Kunden können sich ihre Küche nach dem Baustein-Prinzip selbst zusammenstellen. „Von Brotbacken bis Würstchengrillen – das funktioniert alles auch draußen“, sagt Pabst. Für die Küchen aus Wolters Manufaktur sind die Wetterverhältnisse ebenfalls kein Problem. Je nach Kundenwunsch fertigt er Module aus Edelstahl, Holz oder Beton. „Dafür werden manchmal andere Umwelteinflüsse zum Störfaktor“, sagt er. Besonders im Frühjahr und Sommer könne es zur Daueraufgabe werden, Küchengeräte und Oberflächen von Pollen zu reinigen. Zum Schutz bietet er Planen aus Segeltuch an. Dass die Anschaffung eines Grills nicht mehr zwingend an das Saisongeschäft gekoppelt ist, zeigen
Die Grill-Lösung für draußen: Daniel Joachimmeyer (links) und Thomas Pabst bauen wetterfeste Outdoor-Küchen mit speziellen,superleichten Kunststoffplatten.
die Verkäufe bei „Burnout Kitchen“. „Der Oktober 2018 war unser stärkster Monat seit der Gründung“, erinnert sich Pabst. Derzeit verkauft das junge Unternehmen zwischen 10 und 20 Küchen in der Woche – Tendenz steigend. „Wir designen, entwickeln und fertigen alles vor Ort in Bünde“, erklärt der 38-Jährige. Die Bauteile kämen alle aus der Umgebung. Genauso hält es auch Wolter mit seinen Materialien. Sind mit der „Küchenmeile“ Ostwestfalen große Hersteller keine Konkurrenz? „Die großen Küchenhersteller hätten unser Produkt mit ihrem Know-how und ihren finanziellen Mitteln schon lange umsetzen können“, sagt Pabst. Die Branche sei aber eher konservativ eingestellt. Pabst und Joachimmeyer sehen sich auf jeder Küchenmesse als Rebellen, die sich locker gekleidet mit ihren schwarzen Polo-Hemden von Küchen-Vertretern in weißen Hemden abheben. Ihre Küchen verkaufen sie ausschließlich über Fachhändler, ein Online-Vertrieb sei nicht geplant. „Wir setzen auf fachliche Beratung vor Ort“, erklärt Joachimmeyer. Und das aktuell mit Erfolg. Dieser wäre noch vor zehn Jahren ausgeblieben, vermutet der 41-Jährige. „Da hätte die Idee einer OutdoorKüche kaum jemanden begeistert. Niemand hätte tausend Euro für so ein Produkt ausgegeben.“ Er beobachtet bei vielen Kunden inzwischen aber ein neues Bewusstsein für Qualität – und die Bereitschaft, dafür zu zahlen. „Es klingt merkwürdig, aber wir stehen mit unserem Produkt in direkter Konkurrenz zu Motorrädern und Whirlpools.“ Die Anschaffungskosten fallen mitunter ähnlich aus. „Motorrä-
Foto: Gert Westdörp
der sind genau wie unsere Küchen ein Lifestyle-Produkt“, sagt Pabst. Bestellungen für eine Komplettausstattung für bis zu 16 000 Euro seien keine Seltenheit – die Grundausstattung mit Stauraum und Grill für rund 5000 Euro sei aber ebenfalls möglich. Initiatoren eines Kaufs seien – ganz stereotypisch – fast immer Männer, die finale Entscheidung werde bei Paaren dann aber gemeinsam gefällt. Viel Überzeugungsarbeit müsse jedoch nicht
„Motorräder sind genau wie unsere Küchen ein LifestyleProdukt.“ Thomas Pabst, Geschäftsführer
geleistet werden, meint Pabst mit einem Augenzwinkern. „Eine Küche auf der Terrasse hat eben viele Vorteile.“ Zum einen würden keine störenden Gerüche im Haus entstehen. Zum anderen biete die Outdoor-Lösung genügend Stauraum, um alle benötigten Utensilien – Holzkohle, Besteck, Grillgut, Getränke – kompakt an einem Ort unterzubringen. Das minimiere die Vorbereitungszeit, die laut einer Grillstudie des Lebensmittelherstellers Wiesenhof für viele Deutsche, ein notwendiges Übel ist. 26 Prozent der 1093 Befragten gaben an, dass sie bis zu eine Woche im Voraus planen, den Grill anzuwerfen, 38 Prozent sagten, es erfordere für gewöhnlich einen Tag Vorbereitung. Landesweit wird in deutschen Haushalten jährlich rund 1,6 Millionen Mal der Grill angemacht. Die Experten von „Burnout Kitchen“ sehen auch ein sich änderndes Freizeitverhalten als Grund für den Trend zum ganzjährigen Grillen. Zeit mit der Familie und Freunden werde immer wertvoller, weil der Alltag vieler Menschen so streng durchgetaktet ist. Grillen wird damit zum Freizeit-Event. Passend dazu gaben bei der Wiesenhof-Studie 64 Prozent der Befragten an, dass für sie ein Treffen mit Familie und Freunden die größte Motivation zum Grillen sei. Die Freude an der Zubereitung und dem Genuss im Freien gaben 70 Prozent als Motivation an. In Haushalten mit Kindern wird laut der Studie ungefähr doppelt so oft der Grill angeworfen wie in kinderlosen Haushalten. Dass die Outdoor-Begeisterung in den kommenden Jahren wieder abebben könnte, ist nicht zu befürchten – im Gegenteil. „In Südeuropa, Asien und Nordamerika ist ganzjähriges Grillen schon lange ein Thema, das erst kürzlich nach Deutschland übergeschwappt ist“, sagt Joachimmeyer. Planungen, auf dem internationalen Markt Fuß zu fassen, seien bereits in vollem Gange.
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Erfahrung der „Silver Worker“ wird als Gewinn betrachtet Drei ältere Arbeitnehmer aus Bramsche und Rieste beschreiben in Zeiten des Fachkräftemangels ihre Rolle im Betrieb VON MARCUS ALWES Demografischer Wandel, Fachkräftemangel und manche Nachwuchssorge bestimmen die Personalsituation in vielen Wirtschaftsbranchen. Den älteren Arbeitnehmern kommt da in vielen Betrieben inzwischen eine besondere Bedeutung zu. Doch erfahren Männer und Frauen aus der Altersgruppe „Ü 60“ im Job auch die entsprechende Wertschätzung? „Was die Firmen an den Älteren stört, ist vor allem die Zahl auf dem Gehaltszettel“, behauptete der Karriereberater und Buchautor Martin Wehrle vor geraumer Zeit in einem Gastbeitrag für das Magazin „Der Spiegel“. Sind die Mitarbeiter „50+“ also tatsächlich zu teuer? Wehrle jedenfalls verteidigte die Älteren in den Betrieben vehement. „Wenn man sich die Firma als ein Land vorstellt, dann sind langjährige Mitarbeiter die Ureinwohner. Sie sprechen noch die Landessprache und kennen ihre Firma bis in den letzten Winkel: die Kultur, die Eigenarten, die praktischen Abkürzungen auf Arbeitswegen. Niemand weiß besser, was die Kunden wollen und was zur Firma passt.“ Gut möglich, dass Wehrle prinzipiell Arbeitnehmer wie Bernhard Siefke, Berthold Röwekamp oder Karl-Heinz Horstmann vor Augen hatte. Es sei „in erster Linie Erfahrung“, die die langjährigen Mitarbeiter als Trumpfkarte zu bieten hätten, sagt der 61-jährige Siefke, der Teamleiter im Bandwerk Ricon im Niedersachsenpark an der A1 bei Rieste und NeuenkirchenVörden ist. „Was ich im Kopf habe, BRAMSCHE/RIESTE.
muss ich nicht im PC nachschauen“, fügt der Familienvater hinzu. Offenbar ein kleiner Seitenhieb auf jene, die glauben, in einer immer digitalisierteren Arbeitswelt könnten viele ältere Beschäftigte nicht mehr mithalten. Seit 34 Jahren ist Siefke beim international agierenden Landmaschinenhersteller Grimme beziehungsweise dessen Tochterunternehmen Ricon beschäftigt. An der Loyalität zu seinem Arbeitgeber gibt es keinen Zweifel. Sein Ratschlag und seine Lebenserfahrung sind zudem im Werk gefragt. „Und ich hatte immer den Eindruck, dass mein Vorgesetzter es gut findet, wenn ich auch mal ein kritisches Wort sage“, fügt Siefke hinzu. Das Durchschnittsalter der Erwerbspersonen im IHK-Bezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim „steigt kontinuierlich“, verkündete die Industrie- und Handelskammer bereits vor mehreren Jahren in ihrer umfassenden Expertise „Generation Erfahrung“. Gleichzeitig schrumpfe die Zahl junger Nachwuchskräfte. „Vor diesem Hintergrund gewinnt die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer an Bedeutung“, so die IHK damals in ihrem Papier. Eine Erkenntnis, die auch heute noch nahezu unverändert Bestand haben dürfte. Laut einem Bericht der Bundesregierung aus dem Herbst 2018 haben rund 2,4 Millionen Menschen in Deutschland, die älter sind als 60 Jahre, einen sozialversicherungspflichtigen Job. Gegenüber 2007 sei das mehr als eine Verdoppelung. Fast vier Jahrzehnte seinem Arbeitgeber, dem Bramscher Tief-
Arbeit am Tablet vor der Stroh- und Heupresse: KotteMitarbeiter Karl-Heinz Horstmann.
Kennt seine Lagerregale samt Inhalt ganz genau: DallmannRoutinier Berthold Röwekamp.
Gefragter Ratgeber und erfahrener Teamleiter: Bernhard Siefke (r.) im Gespräch im Ricon-Bandwerk im Niedersachsenpark mit seinem Kollegen Waldemar Hergert.
bauunternehmen Dallmann, treu ist unterdessen Berthold Röwekamp. Demnächst wird er selbst 63 Jahre alt. Ob er vielleicht über das offizielle Renteneintrittsalter hinaus im Betrieb bleiben werde, wisse er noch nicht, erklärt Röwekamp. Im Materiallager von Dallmann jedenfalls – gleich neben der Werkstatt und dem mächtigen Maschinenpark – kennt er sich wie kaum ein anderer aus. Röwekamp weiß sofort, wo welcher Fahrzeugschlüssel hängt beziehungsweise in welchem Regal welche Schraube oder welches Werkzeug zu finden sind. Der Laden läuft, die Kollegen wissen das zu schätzen. „Ich bin mehr für das Praktische und mehr für das persönliche Gespräch“, gibt der gelernte Kfz-Mechaniker ehrlich zu. Dass demnächst die Digitalisierung verstärkt auch in seinem Arbeitsumfeld Einzug halten wird, ahnt Röwekamp. „Das erleichtert viele Sachen, aber es wird auch einiges geben, wo ich mich persönlich noch sehr reinfuchsen muss“, gesteht er ein. Noch habe aber „niemand mit mir gemeckert“. Ältere und jüngere Kollegen müssten sich eben gegenseitig helfen, findet Röwekamp. Beide Seiten könnten dabei voneinander lernen. Hätte Karl-Heinz Horstmann letztere Aussagen gehört, würde er dem Mann aus der Lagerlogistik sicherlich zustimmend auf die Schulter klopfen. Für den 61-Jährigen sind Smartphone und Tablet
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allerdings bereits zu seinen Hauptarbeitsmitteln im beruflichen Alltag geworden. Sie begleiten ihn bei seinen Verkaufsgesprächen für die Kotte Landtechnik GmbH aus Rieste auf Schritt und Tritt. Horstmann bringt vor allem Schlepper und Landmaschinen an die Landwirte in der Region. „Wichtig ist es, gesund und fit zu bleiben“, sagt er mit Blick auf sein Alter: „Fit – besonders auch im Kopf, damit man mit der Technik mitkommt.“ Durch die Digitalisierung komme es in immer kürzeren Abständen „zu schnellen, rasanten Veränderungen“, so Horstmann. Das gelte zum einen für die Produkte, die er im Verkaufsgespräch anbiete. Das gelte zum anderen aber auch für die eigene Art und Weise zu arbeiten. Aus- und Fortbildungen, die nicht nur ihm helfen, den technischen Fortschritt zu meistern, hält der Mann aus dem Kotte-Verkaufsteam für unerlässlich. Horstmann will nicht ausschließen, trotz seiner inzwischen mehr als 60 Lenze noch längere Zeit für seinen Arbeitgeber aktiv zu sein. „Wir werden irgendwann sicher mal darüber reden müssen“, erklärt er. Ausgang offen. Viele Chefs in den regionalen Unternehmen wissen den Erfahrungsschatz und die erworbenen Spezialkenntnisse ihrer älteren Beschäftigten („Silver Worker“) aber durchaus zu schätzen. Ebenso deren Netzwerke und Kontakte, de-
ren Verantwortungsbewusstsein sowie eine oft sehr disziplinierte Arbeitseinstellung. „Ältere Arbeitnehmer sind ein unverzichtbarer Bestandteil eines guten Mitarbeiterportfolios. Sie bringen ein hohes Maß an Erfahrung und Loyalität mit in die Unternehmenskultur“, stellt Landtechnik-GmbH-Geschäftsführer Stefan Kotte heraus. „In unserer Firma gibt es einige Mitarbeiter, die über das Rentenalter hinaus noch aktiv für uns tätig sind. Sei es als Urlaubs- oder
„Was ich im Kopf habe, muss ich nicht im PC nachschauen.“ Bernhard Siefke
Fotos: Marcus Alwes
Krankheitsvertretung oder als Mentor bei verschiedenen Projekten mit Auszubildenden und Schülern, der sogenannten Generationenwerkstatt“, ergänzt Katrin Börste, die beim Tiefbauer Dallmann als Assistentin der Geschäftsführung fungiert. Mögen ältere Arbeitnehmer also hier und da auch etwas teurer sein als mancher jüngere Kollege, sie vorzeitig in den Ruhestand und die Rente zu „loben“, nur um Personalkosten zu senken, könnte sich für Teile der Wirtschaft in Zeiten des Fachkräftemangels als Fehlgriff erweisen. In der Zeitung „Die Welt“ sagte die Bundesvorsitzende der Jungen Unternehmer, Sarna Röser, erst vor wenigen Tagen mit Blick auf die älteren Beschäftigten: „In vielen kleinen und mittleren Unternehmen wären sie eine wertgeschätzte Verstärkung.“ Röser regt deshalb an, in Zukunft unter anderem über personelle Leihgeschäfte zwischen Großkonzernen und Mittelständlern nachzudenken, anstatt auf massive Frühverrentungen zu setzen. Denkbar, so Röser, sei auch die Gründung von Transfergesellschaften als Orte einer zwischenzeitlichen Weiterbildung. Bernhard Siefke, der erfahrene Teamleiter aus dem Ricon-Bandwerk im Niedersachsenpark, jedenfalls weiß, worauf es im Betrieb ankommt. Und er formuliert es auf seine Art: „Die Aufgaben, die uns gestellt werden, müssen am Ende des Tages erfüllt sein.“
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LEBEN & LEIDENSCHAFT
LEBEN & LEIDENSCHAFT
Der Fluglehrer
Der Flugschüler
„Im Prinzip ist die Ausbildung das Ausmerzen von Fehlern.“
„Ich lag abends im Bett und dachte: Ich bin selbst geflogen!“
VON STEFANIE WITTE
VON STEFANIE WITTE
Wenn Jörg Ellinghaus über seinen Heimat-Flugplatz in Osnabrück-Atter spricht, gerät er ins Schwärmen: „Ich habe hier in den letzten dreißig Jahren so viele schöne Stunden erlebt. Das war für mich die Homebase für Flüge in ganz Europa. Man kommt dann hier immer zurück wie in ein Nest.“ Seit dreißig Jahren ist Ellinghaus Clubmitglied, seit sieben Jahren bringt er als einer von sechs ehrenamtlichen Fluglehrern Schülern das Fliegen in Motorflugzeugen in Cessna-Größe bei. „Wir machen das, um die Fliegerei für die Zukunft zu fördern und um Nachwuchs für unseren Club zu generieren“, sagt Ellinghaus. Dieser Nachwuchs sei ganz unterschiedlich: „Es gibt Leute, die mit über 60 Jahren anfangen. Die wollen sich meistens einen langen Lebenstraum erfüllen. Die sagen: Eigentlich wollte ich schon immer fliegen, aber ich hatte nie Zeit. Und jetzt habe ich ausreichend Zeit und Geld. Jetzt mache ich das.“ Der andere Extremfall seien Schüler – in der Regel Gymnasiasten. „Wir hatten zum Beispiel neulich eine brillante Schülerin. Manchmal haben wir hier richtige Talente. Mit denen macht das auch Spaß. Die haben einfach Interesse am Fliegen“, sagt Ellinghaus. Meist bleibt das auch der Hauptgrund: „Es gibt nur ganz wenige, die sagen: Ich nehme das als Basis, um später mal Berufspilot zu werden, oder weil ich viel unterwegs bin und mit einem Geschäftsflugzeug fliegen will. Die meisten wollen einfach nur fliegen, weil das schon etwas Besonderes ist.“ Rund 150 Euro kostet die Flugstunde in Atter, im Schnitt brauchten Schüler 40 bis 50 Stunden. Dazu kommt die Clubmitgliedschaft. Für den Theorieunterricht nimmt der Aeroclub pauschal 1000 Euro. Während dieser Unterricht von November bis April dauert, hängt es vom Talent und der Freizeit der OSNABRÜCK.
Lässt seine Schüler ab der ersten Flugstunde das Steuer übernehmen: Fluglehrer Jörg Ellinghaus. Foto: Stefanie Witte
Schüler ab, wie schnell sie den Schein in der Tasche haben. Bei manchen dauere das zwei Jahre, bei anderen gehe es sehr schnell, sagt Ellinghaus. Wer es wirklich drauf anlege, könne es in einem halben Jahr schaffen. Im Schnitt brauchten die Schüler aber über ein Jahr. Derzeit sind ein Dutzend angehende Piloten am Flugplatz Atterheide in der Ausbildung. Wie schnell es geht, hängt auch vom Alter der Schüler ab. „Es gibt unterschiedliche Lernkurven“, stellt Ellinghaus fest. „Jungen Leuten sagt man ein- oder zweimal: So macht man das. Älteren sage ich das drei-, vier-, fünfmal. Nicht aus bösem Willen. Dafür sind diese Menschen lebenserfahrener.“ Und wie gefährlich ist die Fliegerei angesichts der Meldungen über Abstürze und Unfälle? Das sei eine selektive Wahrnehmung, sagt Ellinghaus. „Die Flugsicherheit generell ist eher besser geworden.“ Grund seien eine bessere Ausbildung und die bessere Ausrüstung der Flugzeuge etwa durch GPS. „Man verfliegt sich nicht mehr so schnell.“ Auch das Argument, dass alte Flugzeuge unsicher seien, lässt Ellinghaus nicht gelten. „In den uralten Dingern sitzen die gleichen Motoren drin wie in den neuen. Diese Motoren haben aber eins für sich: Sie sind sehr zuverlässig.“ Hauptfehlerquelle sei nach wie vor der Mensch. Um seine Schüler möglichst gut auf ihr Pilotendasein vorzubereiten, lässt sie Jörg Ellinghaus von Anfang an viel selbst machen: „Beim ersten Flug zusammen lasse ich die Leute den Startlauf machen. Ich bin nur dazu da einzugreifen, wenn Fehler passieren, sodass uns beiden nichts passiert“, sagt der Fluglehrer. „Im Prinzip ist die Ausbildung das Ausmerzen von Fehlern. Und wenn keine Fehler mehr gemacht werden, dann können sie es. Ziel des Fluglehrers ist, sich so bald wie möglich überflüssig zu machen.“ swi
Foto: Jörn Martens
Fliegen statt Golfspielen?? Mehr Kleinflugzeuge an Deutschlands Himmel – Flughafen Münster/Osnabrück verzeichnet Zuwachs bei Privatfliegern
Norderney Juist Borkum
Baltrum
Langeoog
Wangerooge Nordholz Harle
Nordholz-Spieka
Kührstedt-Bederkesa
Norden-Norddeich Wilhelmshaven Emden
Luftsport erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit. Zuwachs bei kleinen Flugzeugen: Die Zahl der Zulassungen steigt. Für den Flughafen Münster/Osnabrück sind Privatpiloten wichtig. VON STEFANIE WITTE Nach dem Frühstück auf die Nordseeinsel, ein Fischbrötchen essen, vielleicht ein wenig mit den nackten Füßen durchs Wasser – und abends zu Hause im eigenen Bett schlafen: Was für einen Privatpiloten ein erfolgreiches Wochenende war, klingt für viele Nicht-Flieger nach purem Luxus, Jetset und Dekadenz. Ist Fliegen das neue Golf? Fest steht: Luftsport ist beliebt. Mit den ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen nimmt auch das Brummen der Motoren in der Luft zu. Am Himmel sind zahllose Hobbypiloten unterwegs, die es ans Meer zieht, oder die zu Rundflügen in der Region unterwegs sind. Zwar nahm in Deutschland die Zahl der zugelassenen Kleinflugzeuge unter zwei Tonnen – das ist die Klasse, zu der auch die beliebte Cessna 172 gehört – in den letzten Jahren etwas ab. Motorsegler und Ultraleichtflugzeuge werden aber immer beliebter. So waren im Jahr 1998 noch 2323 Motorsegler – also Segelflugzeuge mit Propeller – zugelassen. Zehn Jahre später waren es schon 2948, und im vergangenen Jahr lag die Zahl der zugelassenen Motorsegler bei 3619 – ein Plus von 671 Flugzeugen innerhalb der vergangenen Dekade. Auch bei den Ultraleichtflugzeugen steigt die Zahl kontinuierlich. Zwar denken viele Menschen beim Stichwort Ultraleicht zuerst an DraOSNABRÜCK.
chen oder Schirme mit offenem Sitzgestänge und Motorantrieb – moderne Ultraleichtflugzeuge sind für Laien aber nicht mehr von normalen Kleinflugzeugen zu unterscheiden. Das gilt auch für ihre Geschwindigkeit. Wesentlicher Unterschied: Wer in einem Ultraleichtflugzeug abhebt, darf inklusive Maschine und Insassen je nach Bauart maximal 600 Kilogramm wiegen. Die Luftsportgeräte sind derzeit tendenziell Zweisitzer. Außerdem unterscheidet sich die Lizenz für die besonders leichten Flugzeuge von der für schwerere Maschinen, denn Ultraleichtflugzeuge gelten im deutschen Recht als Luftsportgeräte. Der Zugang ist also leichter, die Fliegerei unter anderem durch die Gewichtsersparnis günstiger. Das motiviert die einen,
„Privatfliegerei nimmt für den FMO eine große Rolle ein.“ FMO-Sprecher Detlef Döbberthin
sich mit dem Luftsport zu beschäftigen. Die anderen sehen kritisch, dass sich die Zulassungsvoraussetzungen unterscheiden. Wer an den Flugplätzen in der Region unterwegs ist, wird außerdem feststellen: Unter den Piloten sind bei Weitem nicht nur Ärzte und Anwälte zu finden. Tatsächlich können die Kosten für die Fliegerei überschaubar sein – je nachdem, womit und in welchem Umfeld man fliegt. Je nach Club oder Verein ist die Zusammensetzung der Mitglieder ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Unterm Strich wächst die Zahl der Piloten kontinuierlich: Die Zahl der zugelassenen Ultraleichtflugzeuge lag 2012 bei 3718. Im vergangenen Jahr, also sechs Jahre später, waren es schon 4171. Häufig wird ein Flugzeug von mehreren Piloten oder sogar ganzen Vereinen genutzt. Allein im Jahr 2017 wurden 580 neue Lizenzen für Ultraleichtpiloten ausgestellt. Auch der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) hat den Trend registriert: 14 894 nicht-gewerbliche Flüge mit Kleinflugzeuge verzeichnete der Flughafen zwischen Greven und Ladbergen im vergangenen Jahr. Ein stolzes Plus von 12,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Davon lassen sich laut Flughafen 8000 Bewegungen eindeutig der Sportfliegerei zuordnen. „Die Privatfliegerei nimmt für den FMO eine große Rolle ein, da etwa ein Drittel aller Flugzeugbewegungen auf den nicht gewerblichen Privatflugverkehr entfällt“, sagt Flughafensprecher Detlef Döbberthin auf Anfrage. Gerade durch die Ultraleichtfliegerei sei ein großes Plus zu verzeichnen: Die Flugbewegungen von Luftfahrzeugen unterhalb der Cessna-Klasse sei im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel gestiegen. Den Piloten scheint es am FMO gut zu gefallen: Im Internet bedanken sich Privatflieger für den guten Service, loben die netten Flughafenmitarbeiter und den Funkverkehr. Fazit: „Gerne wieder!“
Blexen Westerwede-Felde
Leer-Papenburg
Stade Karlshöfen Seedorf Hüttenbusch
Wiefelstede/Conneforde Barssel
Rothenburg (Wümme) Weser-Wümme
Oldenburg-Hatten
Uelzen
Verden-Scharnhorst
Ganderkesee Atlas Airfield Dankern
Lüneburg
Lauenbrück
Lüchow-Rehbeck
Fassberg
Varrelbusch Hodenhagen Diepholz
Norhorn-Lingen
Wunstorf
Damme
Achmer
Celle-Arloh
Nienburg-Holzbalge
Celle Hannover Braunschweig-Wolfsburg
Bohmte-Bad Essen Bückeburg
Hildesheim
Osnabrück-Atterheide
Rinteln
Melle-Grönegau
Salzgitter-Drütte Salzgitter-Schäferstuhl
Hameln-Pyrmont Verkehrslandeplatz/Sonderlandeplatz Verkehrsflughafen Militärflugplatz (teilweise zivile Nutzung)
Ithwiesen Bad Gandersheim Northeim
Foto: Colourbox.de, Quelle: LuftfahrtWelt.de
Am Flugplatz Atter istt vor allem bei gutem Wetter viel Betrieb. Neben privaten Maschinen dreht hier auch die clubeigene e Schulungsmaschine ihre Runden. Fotos: Stefanie Witte
Instrumentenbretter sind in Kleinflugzeugen ganz unterschiedlich aufgebaut – die wesentlichen Informationen,etwa über Höhe,Fluglage und Kurs,werden aber in jedem Cockpit angezeigt.
Sein Studium hat Christoph Claaßen abgeschlossen – jetzt hat er Zeit, sich seinen Kindheitstraum zu erfüllen. Er macht die ersten Schritte auf dem Weg ins Pilotenleben am Flugplatz in Melle. Dabei könnte man meinen, dass sich bei Claaßen schon lange alles ums Fliegen dreht: „Ich habe schon als Kind immer Flugsimulator gespielt“, sagt der 26-Jährige. Sein Studium hat der Bad Essener gerade in Großbritannien abgeschlossen: Aeronautical and mechanical engineering. Im Studium ging es um Überschall und darum, wie sich Flugzeugflügel verformen können. Aber auf dem Pilotensitz hat Claaßen erst vor ein paar Wochen Platz genommen: Anfang März hat der 26-Jährige einen Schnupperflug in Melle gemacht und dann den Vertrag für die Ausbildung unterschrieben. Eigentlich ist Melle ein Segelflugplatz. Aber eine kommerzielle Flugschule hat dort einen Stützpunkt, so können Flugschüler auch den Motorflug lernen. Claaßen kalkuliert mit rund 5000 Euro, die er in die Ausbildung investieren wird. Um die Lizenz zu bekommen, muss der Flugschüler eine Theorie- und eine Praxisprüfung bestehen. Die ersten sechs Flugstunden hat er in Melle schon absolviert. „Das ist ein richtig gutes Gefühl“, sagt Claaßen und lacht fröhlich. „Nach der ersten Stunde lag ich abends im Bett und dachte: Ich bin selbst geflogen!“ Zu Beginn hat er gelernt, sich auf die unterschiedlichen Fluglagen einzustellen: Steigflug, Sinkflug, Kurvenflug – erst mal alles in sicherer Höhe. Um eine saubere Kurve zu fliegen, muss er Quer- und Seitenruder benutzen, um die Längs- und um die Querachse steuern. Das braucht Übung. „Die Lehrer sagen, ich mache das ganz gut“, sagt Claaßen. OSNABRÜCK.
Wie schnell er fertig wird, hängt davon ab, wie schnell er lernt – und von seiner Zeit. Der 26-Jährige ist flexibel: „Ich lege mir die Stunden meist nachmittags in die Woche oder aufs Wochenende – aber da wollen natürlich viele fliegen.“ Eine typische Flugstunde beginnt damit, dass Claaßen am Flugplatz seinen Lehrer begrüßt und sich dann um den Vorflugcheck kümmert. „In der Luft kann man ja nichts mehr überprüfen“, sagt der Flugschüler. Also geht er vorher um das Flugzeug, schaut nach Beschädigungen, prüft Flügel und Fahrwerk, sieht nach dem Motoröl und dem Propeller. Anschließend gehe der Fluglehrer selbst noch einmal ums Flugzeug. Drinnen folgt eine weitere Checkliste, und dann geht es zum Start. Klappen setzen, Höhe im Blick behalten, Geschwindigkeit passend steuern – all das sei viel am Anfang, sagt Claaßen. In der letzten Stunde durfte er zum ersten Mal Start und Landung üben – die aufwendigsten Momente beim Fliegen. „Zwei Runden lang hat mein Fluglehrer erklärt, worauf ich achten muss, und dann durfte ich es selbst versuchen“, erinnert sich der Flugschüler. „Der Lehrer hat gesagt: Jetzt bin ich mal ruhig und schreite erst ein, wenn du was falsch machst.“ Beim dritten Anflug auf den Meller Platz sei mehr Ruhe in den Ablauf gekommen, erinnert sich Claaßen. Er arbeitete ab, was der Fluglehrer vorgegeben hatte, und Claaßen startete durch zur nächsten Runde. Dann die Abschlusslandung. „Der Fluglehrer hat gesagt, er habe nur wenig gemacht“, sagt der 26-Jährige. Familie und Freunde fänden sein neues Hobby gut, sagt der Bad Essener. Seine Freunde planten schon mitzufliegen, und seine Großeltern hätten gesagt: „Das ist besser als Motorradfahren.“
Erfüllt sich einen Kindheitstraum: Flugschüler Christoph Claaßen . Foto: Stefanie Witte
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DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
LEBEN & LEIDENSCHAFT
„Man muss sich darauf einlassen, dann funktioniert es“ Ausbildungsplatzangebote in Teilzeit gibt es bisher nur selten, aber Erfahrungsberichte aus den Betrieben fallen mehrheitlich positiv aus VON MARCUS ALWES Der eine macht es schon wieder, und auch der andere würde es wieder tun. Dr. Florian Balkau und Udo Müller haben nach durchaus erfolgreichen Premieren kein Problem damit, erneut Auszubildende in Teilzeit einzustellen. Erstgenannter in seiner Hausarztpraxis in Wallenhorst, der Zweite im Rathaus in Bramsche. Auszubildende in Teilzeit – in der privaten Wirtschaft und in Verwaltungen sind diese immer noch Ausnahmen. „Das hat natürlich viel Flexibilität erfordert“, sagt der Mediziner Balkau rückblickend. Die junge Frau, die in seiner Praxis drei Jahre lang in Teilzeit lernte, war alleinerziehend und hatte zwei kleine Kinder zu versorgen. Es sei für die Endzwanzigerin eine Herausforderung gewesen, des Öfteren eine enorme Belastung. „Es hat vieler Gespräche miteinander bedurft“, erinnert sich Balkau. Man habe sich aber untergehakt und gestützt, „wir haben sie im Team und in Einzelgesprächen immer wieder motiviert, sodass sie letztlich einen soliden Abschluss gemacht hat.“ Die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) gelang. Teilzeitauszubildende sind mindestens 25 Stunden pro Woche angestellt. Der Berufsschulunterricht erfolgt – wie bei allen anderen Lehrlingen auch – in vollem Umfang. Vergleichsweise kürzer fällt dagegen die Zeit in den jeweiligen Betrieben aus. Ermöglicht wird eine entsprechende Teilzeitausbildung durch Paragraf 8 im Berufsbildungsgesetz. „Die Rückmeldungen der entsprechenden Arbeitgeber sind aber noch sehr unterschiedlich“, so die Erfahrung von Elena KovalchukVöller vom Maßarbeit-Jobcenter des Landkreises Osnabrück. „Die Teilzeit-Ausbildung kommt erst nach und nach in die Köpfe der Arbeitgeber“, fügt sie hinzu, es sei eben „ein Prozess“. In den Jahren 2014 bis 2018 haben 86 Personen, die von der Maßarbeit im Osnabrücker Land betreut werden und Leistungen aus dem Sozialgesetzbuch II in Anspruch nehmen, eine Lehre in Teilzeit angefangen, berichtet Kovalchuk-Völler. Darunter seien 73 Frauen gewesen. Mehr als ein Drittel aller Azubis war älter als 25 Jahre. Udo Müller als Personalleiter der Stadt Bramsche empfiehlt anderen Arbeitgebern durchaus, jungen Menschen mittels einer Teilzeitausbildung einen Einstieg oder eine Rückkehr in den ArBRAMSCHE/WALLENHORST
Besprechung von Messergebnissen am Bildschirm: Mediziner Dr.Florian Balkau und die neue Teilzeit-Auszubildende Carina Hörnschemeyer in der Praxis in Wallenhorst im Gespräch
beitsmarkt zu ermöglichen. „Das kann man gut machen, wenn auch auf der anderen Seite des Tisches die richtige Person sitzt. Es war hier bei uns für beide Seiten eine Win-win-Situation, das hat gut geklappt.“ Müller spielt auf jene zweifache, aber alleinerziehende Mutter an, die sich als 32-Jährige zuvor im offiziellen Bewerbungsverfahren durchgesetzt hatte und im Rathaus nach einem Teilzeitmodell fragte. „Wir haben gesagt: Okay, wir versuchen es. Wir wollten sie gerne haben“, so Müller. „Wir haben dann mit dieser Kollegin nur sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie war clever.“ Doch ähnlich wie in der BalkauPraxis in Wallenhorst war es auch für die angehende Verwaltungsfachangestellte in Bramsche offenbar nicht immer einfach, alles unter den berühmten Hut zu bringen – alleinerziehend mit kleinen Kin-
Der Personalverantwortliche der Stadtverwaltung, Udo Müller (r.), und der Personalratsvorsitzende,Tobias Gregor,beim Blick auf das aktuelle Organigramm der Behörde in Bramsche.
dern, mitten in einer Ausbildung. „Es hat ihr aber auch Spaß gemacht, auch das hat sie gesagt“, berichtet Udo Müller. Zudem sei sie dankbar gewesen, überhaupt die Möglichkeit einer solchen Ausbildung erhalten zu haben. Elena Kovalchuk-Völler vom Maßarbeit-Jobcenter hofft, künftig weitere Arbeitgeber in der Region von der Schaffung von Lehrstellenangeboten in Teilzeit überzeugen zu können. „Man muss sich darauf einlassen, dann funktioniert es“, sagt sie in Richtung der Personalverantwortlichen in Unternehmen und Verwaltungen. Noch mehr Frauen dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren ist Kovalchuk-Völler ein weiteres Anliegen. „Wie kriegt man in Familien die Frauen nach vorne“, fragt sie. Es gehe dabei auch um antiquierte Rollenbilder und deren Überwindung, so KovalchukVöller. Dass die Aufnahme von Teilzeit-Azubis generell auch für die Chefs in den jeweiligen Unternehmen ein wichtiger Lernprozess sein kann, gesteht unterdessen Dr. Florian Balkau ein. „Entscheidend ist, das sind keine Hilfskräfte“, sagt er mit Blick auf die Auszubildenden, „sondern das sind Teammitglieder, die allerdings eine besondere Unterstützung brauchen, weil sie eben nicht jeden Tag da sind“. Der Arzt betont, aus den vergangenen drei Jahren „ein paar Dinge für die Personalführung gelernt“ zu haben. Es gebe jetzt „sehr engmaschige Teambesprechungen, manchmal auch ohne Chef “. Man habe für die Teilzeit-Auszubildende ein Mentorensystem installiert, alle im Team seien bei auftretenden Problemen „nicht böse zu kriegen“, so Balkau. Ein wirksames Konglomerat aus kleinen Maßnahmen und Geduld sei geschaffen worden.
Nach der erfolgreichen Premiere — die junge Mutter hat anderswo eine Folgeanstellung gefunden — habe er seit dem 1. Februar erneut eine Auszubildende in
„Die TeilzeitAusbildung kommt erst nach und nach in die Köpfe der Arbeitgeber.“ Elena Kovalchuk-Völler, Maßarbeit-Jobcenter des Landkreises Osnabrück
Teilzeit eingestellt, erklärt der Mediziner. Einmal mehr eine Frau mit Kindern, Anfang dreißig. Auch Balkau rät anderen Betrieben und Organisationen zu einem solchen Schritt — unter einer bestimmten Voraussetzung: „Ich würde es dann tun, wenn der Geist im jeweiligen Team so ist, dass man ein schwächeres Glied in der Kette auch tragen kann“, erläutert er, und „wenn die anderen Mitarbeiter trotz all der Alltagshektik sagen, wir haben Lust, uns darum aktiv zu kümmern.“ Udo Müller will die Einstellung einer neuen Teilzeit-Auszubildenden im Rathaus in Bramsche auf jeden Fall davon abhängig machen, ob die Bewerberin oder der Bewerber einen reduzierten Umfang selbst wolle und diesen Wunsch vorbringe. „Das würden wir auf jeden Fall so machen, wenn es den Bedarf auf der anderen Seite gibt“, sagt der Personalleiter, „das wäre aber immer auf den Einzelfall bezogen.“ Aktuell liege ihm keine solche Anfrage vor, so Müller. Das erste Mal sei
Fotos: Marcus Alwes
somit bisher in Bramsche auch das einzige Mal geblieben. Und in anderen Rathäusern in der Region? „Ich kenne relativ wenige Verwaltungen, die das schon gemacht haben“, erklärt Müller. Landarzt Balkau regt übrigens an, bei erfolgreich abgeschlossenen Teilzeit-Lehren die jeweiligen Betriebe zu würdigen und zu belohnen. „Für so etwas könnte die Bundesagentur für Arbeit eine Art Siegel vergeben“, schlägt er vor. Für Arztpraxen könnte es zudem durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) einen kleinen finanziellen Bonus geben. „Und ich wünsche mir auch, dass diese Azubis uns Ärzte evaluieren können. Nicht öffentlich im Internet, aber zum Beispiel in einer Stellungnahme gegenüber der KV“, so Balkau. Die Debatte um Ausbildungen in Teilzeit scheint also noch lange nicht zu Ende zu sein. Sie nimmt offenbar sogar Fahrt auf. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, stellt Elena Kovalchuk-Völler nicht ohne Grund fest.
Teilzeitausbildung als Chance? Vor allem Frauen nutzen die Möglichkeit Männer
22
86
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Teilzeitausbildungen im Zeitraum von 2014 bis 2018
17 14
2014
13
2015
2016
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2018
Frauen
Bei Frauen liegt die Ausbildungsquote in Teilzeit bei knapp 8 Prozent aller Ausbildungssaufnahmen. Bei Männern liegt diese lediglich bei 1,4 Prozent. Mit Blick auf die gesamten Ausbildungszahlen sind die Geschlechter in Bezug auf die Ausbildungsaufnahmen sonst nahezu gleich stark vertreten.
Auswertung bezieht sich auf Personen, die im Landkreis Osnabrück im Rechtskreis SGB II von der MaßArbeit betreut werden.
Quelle: MaßArbeit · Grafik: Matthias Michel
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DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
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DER MITTELSTAND SEINE UNTERNEHMEN
DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
DER MITTELSTAND & SEINE UNTERNEHMEN
Hidden Champions: Eine deutsche Domäne Firmen haben sich oftmals auf Marktnischen spezialisiert und sind dort Weltmarktführer
s.sa. OSNABRÜCK/KÖLN. Deutschland ist das Land des unternehmerischen Mittelstands, wird gern und oft behauptet. Dass mittelständische Unternehmen die Wirtschaftsstruktur dominieren, gilt jedoch fast überall. Man denke nur an die vielen Kleinbetriebe in Italien, Spanien und Griechenland. Bemerkenswert an der Struktur in der Bundesrepublik ist jedoch, dass es hier ungewöhnlich viele international sehr erfolgreiche Unternehmen gibt, die sich auf Marktnischen spezialisiert haben und in ihrem Tätigkeitsgebiet zu den Marktführern zählen. Diese Unternehmen sind in Fachkreisen bekannt, aber teilweise kaum in der breiten Öffentlichkeit. Die Wirtschaftswoche hat vor Kurzem eine Liste von Weltmarktführern veröffentlicht, darunter auch sogenannte Hidden Champions aus der Region der Industrie- und Handelskammer Osnabrück–Emsland–Grafschaft Bentheim. Folgende Firmen aus dem Kammerbezirk sind darin mit Angabe des Umsatzes aufgelistet: Felix Schoeller, EmslandStärke, Fuchs-Gewürze, KlasmannDeilmann, Tetra, Westland Gummiwerke und Leiber. Wie aus einer Publikation des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln hervorgeht, sind die Hidden Champions meist inhabergeführt und nicht börsennotiert, ob-
wohl sie weltweit agieren und Milliardenumsätze erreichen können. Und sie würden üblicherweise organisch und stetig wachsen, nicht durch kreditfinanzierte Zukäufe. Gerade wegen ihrer hohen Eigenkapitalquote handele es sich um wirtschaftlich nachhaltige Unternehmen, heißt es in diesem Zusammenhang. Sie würden eine geringe Mitarbeiterfluktuation aufweisen und auch die Führungskräfte blieben im Durchschnitt etwa dreimal so lange im Unternehmen wie in börsennotierten Großunternehmen. Durch ihre hohe Spezialisierung, ständige Innovationen und starke Kundenorientierung könnten Hidden Champions
Mehr als 1300 Hidden Champions kommen aus Deutschland.
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Diese Unternehmen sind laut Liste der Wirtschaftswoche die Hidden Champions aus der Region der Industrie- und Handelskammer Osnabrück–Emsland–Grafschaft Bentheim. Foto: MSO Grafik
die Massenproduzenten mit günstigeren Produktionskosten auf Abstand halten. Von den weltweit gut 2700 Hidden Champions kommen nach Angaben des Wirtschaftsberaters Hermann Simon mehr als 1300 aus Deutschland. Selbst in den USA und China ist ihre Zahl – gemessen an der Größe dieser Volkswirtschaften – auffallend gering. Dass die heimlichen Weltmarktführer aus Deutschland trotz ihres Erfolgs in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind, liegt nach Ansicht der Kölner Experten auch an der Rolle, die sie in den globalen Lieferketten einnehmen: Viele Hidden Champions sind im Ma-
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schinenbau, der Automobilzulieferung und in industriellen Dienstleistungen zu Hause. Ihre Produkte und Dienste richten sich also nicht an die Endkonsumenten, sondern an die Industrie. Deshalb stünden diese Unternehmen selten im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit, zumal sie keine Werbung für ihre Produkte in Massenmedien machen (müssen), sondern sich eher auf Fachmessen und durch die direkte Ansprache ihrer Abnehmer präsentieren, wird argumentiert. Schaut man auf die Verteilung der Hidden Champions in Deutschland, stehen klassische Industrieregionen an der Spitze. Mit
322 Hidden Champions ist Nordrhein-Westfalen vorn – es folgen Baden-Württemberg mit 302 und Bayern mit 229 Unternehmen. Ein Grund, warum Deutschland seine Hidden-Champions-Sonderstellung bald verlierenden könnte, ist nach Angaben der Kölner Experten der zunehmende internationale Wettbewerb. China zum Beispiel setze bei seiner Strategie „Made in China 2025“ nicht nur gezielt auf die Entwicklung der eigenen Unternehmen, sondern will auch mittels Übernahmen und Beteiligungen zur Weltspitze aufschließen. Da liege es nahe, dass die deutschen Hidden Champions Begehrlichkeiten wecken.
Der Mittelstand & seine Unternehmen
Verlags-Sonderveröffentlichung am Donnerstag, 25. April 2019 Herausgeber: Verlag Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-0 Redaktion: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke Konzeption und Umsetzung: NOW-Medien GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Jürgen Wallenhorst, Siegfrid Sachse Titelgestaltung: Lena Böning ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.) Verantwortlich für Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Marvin Waldrich (E-Mail: anzeigen@mso-medien.de) Druck: NOZ Druckzentrum, Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück
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„Besteuerung der Unternehmen zu kompliziert und mittelstandsfeindlich“ MIT fordert von Bundesregierung mehr Reformeifer – Klahsen: Bürokratische Belastung nicht mehr akzeptabel
VON SIEGFRID SACHSE Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) fordert von der Bundesregierung mehr Reformeifer. Angesichts der sich eintrübenden Konjunkturaussichten sei es an der Zeit für Entlastungen der Unternehmen, die im internationalen Vergleich mit die höchsten Steuern zahlten, betont die Standesorganisation. Nach Meinung des stellvertretenden Landesvorsitzenden der MIT in Niedersachsen, H-Dieter Klahsen, der auch Bezirksvorsitzender der MIT Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim ist, sei die Besteuerung der deutschen Unternehmen zu hoch, zu kompliziert und mittelstandsfeindlich. Auch habe die bürokratische Belastung der Unternehmen ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr akzeptabel sei.
OSNABRÜCK.
Herr Klahsen, der Mittelstand ist der wichtigste Innovationsund Technologiemotor Deutschlands und genießt zu recht auch international großes Ansehen. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich die Unternehmen aber immer wieder neu positionieren. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für das Erfolgsmodell „Made in Germany“? In der Gewinnung von Fachkräften und bei der Digitalisierung. Handwerks- und Industriebetriebe suchen vergeblich nach Personal. Deutschland braucht gut qualifizierte Fachkräfte, auch aus dem Ausland. Die Bundesregierung muss deshalb schleunigst ihr geplantes Fachkräftezuwanderungsgesetz auf den Weg bringen. Es muss aber klar zwischen einer Zuwanderung in den Arbeitsmarkt und der Aufnahme von Flüchtlingen unterschieden werden. Die Bundesregierung müsste ebenso eine vernünftige Digital-Agenda organisieren. Wir stehen in Europa auf Platz 32, träumen aber vom autonomen Fahren. Die nicht mehr nachzuvollziehende Ächtung der Dieseltechnologie.
künftige Entwicklung des Exports? Vom Handelsstreit zwischen den USA und China bleibt auch Deutschland nicht unberührt. Als exportorientiertes Mitglied der EU profitieren wir von offenen Märkten. Sollte sich der Zollstreit weiter verschärfen, blieben auch deutsche Unternehmen nicht verschont. Wir brauchen mehr Handelsabkommen. Ich hoffe, dass sich am Ende die wirtschaftspolitische Vernunft durchsetzen wird.
Alle sprechen nur noch von der EMobilität. Keiner spricht vom Wasserstoff als Antrieb oder zur Speicherung und das alles wäre ohne Emissionsbelastungen. Vieles scheint geeignet dafür, dass wir dabei sind, uns weniger wettbewerbsfähig zu machen. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist Anfang 2019 deutlich gedrückter als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage und die Aussichten in den nächsten Monaten für den Mittelstand ein? Viele Wirtschaftsinstitute haben für 2019 ihre Wachstumsprognosen nach unten korrigiert. Es war zu erwarten, dass die außenwirtschaftlichen Risiken – hervorgerufen unter anderem durch Brexit, Handelsstreit und globale Konflikte – nicht spurlos an uns vorbeiziehen. Die deutschen Mittelständler sind jedoch überwiegend solide finanziert, weshalb sie vergleichsweise gut gerüstet sind. Ich schaue nicht pessimistisch in die Zukunft. Bleibt die Konjunktur unter dem Strich stark genug, um den Arbeitsmarkt auf Touren zu halten bzw. wie realistisch sind Prognosen, dass die Zahl der Erwerbstätigen 2019 noch leicht steigen wird? Eine Glaskugel habe auch ich nicht. Die Zahl der Erwerbstätigen steigt jedoch immer weiter und es spricht aus meiner Sicht viel dafür, dass sie noch weiter steigen wird. So dynamisch wie im vergangenen Jahr wird die Beschäftigung wohl aber nicht mehr steigen. Die Investitionsabsichten der Unternehmen haben sich teilweise etwas abgeschwächt. Ist das nur ein kleiner Dämpfer oder müssen wir uns für eine konjunkturelle Flaute wappnen? Unternehmer reagieren sensibel auf konjunkturelle Schwankungen. Investitionszyklen erstrecken sich oft über viele Jahre, sodass Investitionsent-
H-Dieter Klahsen ist stellvertretenden Landesvorsitzenden der MIT in Niedersachsen und Bezirksvorsitzender der MITOsnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Foto: MIT
scheidungen mit Bedacht getroffen werden. Vor dem Hintergrund der derzeitigen konjunkturellen Abkühlungsphase sind zurückhaltende Investitionsentscheidungen nachvollziehbar. Dennoch halte ich die Verfassung des Mittelstandes für robust genug, um auch die aktuelle Konjunkturdelle unbeschadet zu überstehen. Oder anders gefragt: Sind die Unternehmen in ihrer Investitionspolitik, überspitzt formuliert, zu ängstlich? Nein, das denke ich nicht. Unternehmer tragen eine hohe Verantwortung für Ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Daher treffen sie keine überhasteten Entscheidungen, sondern planen langfristig Investitionen. Man muss aber auch deutlich sagen, dass die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland nicht dazu beitragen, dass Unternehmer größere Investitionen tätigen.
Was kann und sollte die Politik tun, um das Investitionsklima zu verbessern? Gerade weil sich die Konjunkturaussichten eintrüben, sollte die Große Koalition mehr Reformeifer zeigen und zum Beispiel den internationalen Steuerwettbewerb annehmen. Unsere Unternehmen zahlen im internationalen Vergleich mit die höchsten Steuern. Ich wünsche mir sofortiges Handeln, denn unsere Besteuerung ist zu hoch, zu kompliziert und mittelstandsfeindlich. Gerade angesichts sich eintrübender Konjunkturaussichten ist es an der Zeit für Entlastungen. Die Dynamik der Weltwirtschaft hat sich zweifellos verlangsamt. Einer Umfrage zufolge erwarten nur noch 23 Prozent der Betriebe für 2019 höhere Ausfuhren – vor allem, weil im Ausland die Nachfrage nach Investitionsgütern zurückgeht. Wo sehen Sie in erster Linie Risiken für die
Welchen Einfluss haben die Börsen auf die Konjunktur? Betrachtet man die jährlichen Veränderungsraten sowohl des Bruttoinlandsprodukts als auch des Aktienmarktes über einen längeren Zeitraum, ergibt sich ein überraschender Zusammenhang. Ohne eine tiefgreifende wissenschaftliche Untersuchung zu Grunde zu legen, kann man beobachten, dass Börsen konjunkturelle Auf- und Abschwungphasen bis zu einem gewissen Grad um etwa sechs Monate vorwegnehmen. Damit lässt sich an Börsen gewissermaßen die mittelfristige konjunkturelle Entwicklung ablesen. Viele Firmenchefs tun sich bei der Suche nach einem passenden Nachfolger oftmals schwer. Welche Gründe sind dafür ausschlaggebend? Die Unternehmensnachfolge ist neben dem Fachkräftemangel und der Digitalisierung eine der drängendsten Herausforderungen, vor allem für kleinere Mittelständler. Früher war es selbstverständlich, dass der eigene Nachwuchs in die Fußstapfen des Vaters tritt. Doch das ist heute nicht mehr der Regelfall. Mittelständler müssen langfristig ihre Unternehmensnachfolge regeln, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Wichtig dabei ist, dass wir die Unternehmensnachfolge als StartUp bewerten und entsprechend unterstützen. Wie beurteilt der Mittelstand die bürokratischen Belastungen,
die die Unternehmen aufgrund von Bundesgesetzen stemmen müssen? Die bürokratische Belastung für Unternehmen hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr akzeptabel ist. Wenn aber immer wieder neue Vorschriften erlassen werden, die eine zusätzliche Belastung nach sich ziehen, sehe ich eine rote Linie überschritten. Wir brauchen ein echtes Bürokratieabbaugesetz. Die vielen Schutzbedenken und Verordnungen, bei denen Deutschland immer noch einen drauf setzt, sind ein einziger Mist für unsere Wirtschaft. Die Krönung in 2018 war doch wohl die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung). Durch Schwarzarbeit entgehen den deutschen Unternehmen nach einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft jährlich Umsätze von etwa 300 Milliarden Euro. Großunternehmen leiden darunter weniger als kleine und mittelständische Firmen. Mit verbesserten Ausschreibungsbedingungen und effektiveren Kontrollen könnte die öffentliche Hand gegensteuern, verlautet aus der Wirtschaft. Gleichzeitig wünschen sich fast 70 Prozent der Unternehmen härtere Strafen gegen Gesetzesverstöße. Was halten Sie von diesen Forderungen? Ich halte es für problematisch, alle Unternehmer über einen Kamm zu schären. Natürlich gibt es, wie überall, auch bei Unternehmen schwarze Schafe, die sich durch Schwarzarbeit Wettbewerbsvorteile verschaffen. Diese gilt es, auch härter zu bestrafen als bislang. Es kann ja nicht sein, dass die mögliche Aufdeckung durch den Zoll bereits in die Gestehungskosten eingepreist werden, weil es sich unter dem Strich trotzdem lohnt. Daher sollten Strafen ein verhältniswahrendes, aber gleichzeitig abschreckendes Maß annehmen. Hier könnte eine gemeinsame Kampagne „Schwarzarbeit? Mit uns nicht!“ helfen.
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DER MITTELSTAND & SEINE UNTERNEHMEN
„Die Angst vor der Digitalisierung verlieren“ Christian-K. Göwecke vom BVMW sieht enorme Chancen für Mittelständler
s.sa. OSNABRÜCK. Der digitale Wandel ist in vollem Gange – in der einen Branche kommt er früher, in der anderen später. Wie konsequent aber stellt sich die deutsche Wirtschaft darauf ein? Mit den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung beim Mittelstand befasst sich Christian-K. Göwecke, BVMW-Repräsentant Osnabrück Stadt und Landkreis, Emsland + Grafschaft Bentheim in dem nachfolgenden Beitrag. Die Digitalisierung ist in aller Munde und allgegenwärtig. Für viele kleine und mittlere Unternehmen ist sie jedoch immer noch nicht wirklich greifbar. Offen ist, welche Chancen sich aus der Digitalisierung ergeben und wie Unternehmen in die digitale Transformation des eigenen Unternehmens einsteigen können. Abgeschreckt von möglichen Herausforderungen, zögern viele Mittelständler einen längst überfälligen Digitalisierungsprozess heraus. Die Herausforderungen der Digitalisierung sind vielfältig: Von Prozessoptimierungen, der Mitnahme und Schulung der eigenen Mitarbeiter, zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen (Stichwort Cyber-Security) bis hin zu der Beschaffung neuer IT-Systeme. In
Die Herausforderungen der Digitalisierung sind vielfältig – Angst davor hilft laut BVMW nicht weiter. Besser sei es, die Chancen zu sehen: Umsatzsteigerung durch neue digitale Produkte und Services, Verbesserung der Kundenerfahrung sowie Kostenreduktion und Effizienzsteigerung im Betrieb seien nur ein Teil der Möglichkeiten.
den Köpfen vieler Unternehmer entsteht bei der Fülle der zu bewältigenden Aufgaben ein ständig wachsender Druck – getreu dem Motto „Wenn unser Digitalisie-
Christian-K. Göwecke ist der BVMW-Repräsentant für Osnabrück Stadt und Landkreis, Emsland + Grafschaft Bentheim. Foto: BVMW
rungsprozess nicht gelingt, können wir einpacken“. Dabei wird Digitalisierung zumeist als diffuses, ungreifbares Konzept angesehen. Viele Unternehmer sind unsicher und haben Angst vor der Vielzahl der Veränderungen. Um die Angst vor der Digitalisierung zu verlieren, hilft es, sich dem Thema systematisch und strukturiert zu nähern. Digitalisierung heißt nicht immer disruptiv. Digitalisierung heißt nicht immer Startup und Digitalisierung heißt vor allem nicht immer Weltneuheit. Vielmehr baut sie auf Bestehendem auf. Genau hier liegen auch die Chancen. Unternehmen können an dem Punkt starten, an dem sie sich befinden: Bei ihrem bestehenden Produktangebot, ihrer Kundenbetreuung oder ihrem Wertschöpfungsprozess. Wichtig ist: Fangen Sie an! Bei bereits bestehenden Unternehmensbereichen liegen enorme Chancen für Mittelständler: Umsatzsteigerung durch neue digitale Produkte und Services, Verbesse-
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rung der Kundenerfahrung sowie Kostenreduktion und Effizienzsteigerung im Betrieb sind nur ein Teil der Möglichkeiten. Um beispielsweise einen höheren Umsatz zu generieren, sollten sich Unternehmen überlegen, wie sie mithilfe von digitalen Plattformen und Technologien neue digitale Vertriebswege finden und ihren Kundenstamm erweitern. Ebenso kann das bestehende Produktportfolio durch neue Technologien verbessert werden. Die Digitalisierung ist in vielen Branchen ein entscheidender Treiber hinter aktuellen Produkt- und Service-Neuerungen. Fakt ist: Die digitale Transformation kommt auf jeden wettbewerbsfähigen Betrieb zu. Das bedeutet nicht, dass jedes Unternehmen direkt jeden Unternehmensbereich durchdigitalisiert haben muss. Wichtig ist vielmehr, dem Thema Digitalisierung mit einer offenen Einstellung gegenüber zu stehen, seine eigenen Abläufe zu überdenken und das eigene Umfeld zu be-
obachten: Welche digitalen Trends gibt es in meiner Branche? Wie hebe ich meine Produkte von der Konkurrenz ab? Was brauchen meine Kunden? Diese Fragen haben zunächst nicht viel mit Technik oder Digitalisierung zu tun. Sie sind jedoch ein wichtiger Beginn in
Digitalisierung ist ein Thema, das man anders denken muss.
einem neuen Denkprozess, nämlich der systematischen Ausrichtung auf den Kunden. Digitalisierung ist in erster Linie kein technisches Thema, sondern eines, das man anders denken muss. Mit den branchenübergreifenden Angeboten von Gemeinsam digital, dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin, finden kleine und mittlere Unternehmen individuelle Lösungsansätze für den eigenen Betrieb. Verständlich, praxisnah und nutzerorientiert. Interessierte Unternehmen können ihr eigenes Digitalisierungsvorhaben anmelden und so kostenfreie sowie neutrale Orientierung bei der Gestaltung digitaler Prozesse und der Umsetzung innovativer Ideen erhalten. Zahlreiche Unternehmen haben bereits mit dem Berliner Kompetenzzentrum zusammengearbeitet und so Optimierungsmöglichkeiten identifiziert, Lösungen umgesetzt und wichtige Weichenstellungen für die Zukunft vorgenommen.
Nachahmer gesucht! Paul Koldehoff: „Meine Energie ist gewinnbringend!“ Mit der Anschaffung einer KWK-Anlage
und im Winter reicht der überschüssige
im Jahr 1998 konnte sie den Netzbezug
Nachtstrom aus dem BHKW für den
halbieren und lag damit bei einer
Tag“, so Koldehoff.
Selbstversorgung von 51 %. „Wir ergänzten unsere Energieerzeugung um eine Photovoltaik-Anlage und konnten so schon einen Selbstversorgungsanteil von 73 % erreichen.“ Die Photovoltaik-Anlage sorgt im Som-
2018 kam der nächste Schritt: eine Brennstoffzelle. Damit produziert die Firma Koldehoff – unabhängig von der Witterung und vom Wärmebedarf – so viel Strom, dass ihre Eigenstromversorgung bei 98 % liegt und Firmenwagen
mer für den Strom und im Winter arbeitet
120.000 Kilometer im Jahr elektrisch un-
das Blockheizkraftwerk für die benötigte
terwegs sein können. Zwei E-Fahrzeuge
Energie. Doch das genügte Paul Kolde-
hat Koldehoff bereits angeschafft. Sein
hoff nicht. Ihm gelang es, mit einem
Fazit: „Durch vermiedene Kraftstoff-
Stromspeicher den Selbstversorgungs-
kosten machen wir mit unserer Energie-
anteil noch einmal um 14 % zu heben.
erzeugung nachhaltig Gewinn.“
die Firma Koldehoff ihren Strom – ca.
„Die Stromspeicher sind gut für den
Möchten Sie Nachahmer werden?
44.000 kWh im Jahr – ganz konventio-
Tagesausgleich. Im Sommer erhält man
Kontakt: Paul Koldehoff,
nell über das öffentliche Stromnetz.
den Sonnenstrom auch in der Nacht
Tel. 05904 9366-0
„Wir haben es geschafft! Der Posten ENERGIE steht in unserem Betrieb auf der HABEN-Seite“, freut sich Paul Koldehoff, Unternehmer im emsländischen Langen. Bis vor einigen Jahren bezog
Bawinkeler Str. 17 | 49838 Langen | info@koldehoff.de | www.koldehoff.de
DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
DER MITTELSTAND & SEINE UNTERNEHMEN
Viele Firmenchefs tun sich schwer bei der Suche nach einem passenden Nachfolger Experten: Der Rückzug aus dem Unternehmen sollte man frühzeitig angehen
s.sa. OSNABRÜCK/KÖLN. In Deutschland gibt es etwa 3,75 Millionen Unternehmen, von denen sich 94 Prozent in der Hand von Einzelunternehmern oder Familien befinden. Jedes Jahr stehen davon zahlreiche Betriebe zur Übergabe an. Die Schätzungen darüber, wie viel Nachfolger in den nächsten Jahren gesucht werden, schwanken allerdings erheblich. Während nach einer Prognose des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn zwischen 2018 und 2022 rund 150 000 Betriebe zur Übergabe anstehen, wollen nach Angaben der Förderbank KfW bis 2022 etwa 511 000 Firmenchefs ihre Nachfolge regeln. Die meisten Übernahmen werden für den Dienstleistungssektor vorausgesagt, gefolgt vom Produzierenden Gewerbe und dem Handel. Vorrangig suchen Unternehmer ihren Nachfolger einer Analyse zufolge weiterhin in der eigenen Familie (53 Prozent). Eine unternehmensexterne Lösung wählen 29 Prozent und die Übergabe an einen Mitarbeiter 18 Prozent. Experten empfehlen, das Thema Nachfolge bereits etwa fünf Jahre vor dem eigenen Rückzug aus dem Unternehmen aktiv anzugehen.
Viele Firmenchefs tun sich allerdings schwer mit der Suche nach einem passenden Nachfolger. Während es früher mehr oder weniger selbstverständlich war, dass ein Betrieb über Generationen in der Familie blieb, ist dies heute nicht mehr so. Nach Angaben des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln werden mittlerweile nur noch vier von zehn inhabergeführten Unternehmen innerhalb der Familie übertragen. Für diese Entwicklung werden im Wesentlichen zwei Gründe genannt. Zu einen gibt es öfter keinen Nachwuchs innerhalb der Familie, an den der Betrieb weitergereicht werden könnte. Und falls doch, hätten Kinder, Enkel und andere Verwandte häufig andere Wünsche und Vorstellungen als den Einstieg in die Familienfirma. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil Unternehmerkinder in der Regel jeden Tag unmittelbar erleben, wie das Unternehmen den Alltag ihrer Eltern dominiert. Verschiedentlich bleibt das Familienleben dabei auf der Strecke. Weil sich die Nachfolge heute oftmals komplizierter gestaltet als früher, bleiben viele Firmenlenker länger am Steuer als geplant. So
Weil sich die Nachfolge heute oftmals komplizierter gestaltet als früher, bleiben viele Firmenlenker länger am Steuer als geplant. Experten empfehlen,das Thema bereits etwa fünf Jahre vor dem eigenen Rückzug aus dem Unternehmen aktiv anzugehen Fotos: iStock
hat die Förderbank KfW festgestellt, dass mittlerweile deutlich mehr Unternehmer ans Rentenalter heranrücken, als das noch vor
ein paar Jahren der Fall war. Während 2002 erst zwölf Prozent der mittelständischen Unternehmer älter als 60 Jahre waren, sind es
mittlerweile über 20 Prozent. Und mit 14 Prozent gehören heute auch deutlich mehr Firmenchefs zur Altersklasse der 55- bis 59-Jährigen
als im Jahr 2002 – damals waren es lediglich acht Prozent. Zählt man beide Altersgruppen zusammen, dann ist unter dem Strich inzwischen mehr als jeder dritte mittelständische Firmeninhaber ein sprichwörtlicher „SeniorChef“, folgert das Institut der Deutschen Wirtschaft. Hinzu kommt nach Ansicht der Kölner Experten: Das Nachfolgedilemma wird größer. Denn viele Unternehmer aus den geburtenstarken Jahrgängen würden sich ab 2020 dem Ruhestandsalter nähern. Damit wird der demografische Wandel den Mangel an Nachfolgern in ein paar Jahren noch zuspitzen. Den Angaben zufolge gibt es bereits heute große Unterschiede auf regionaler Ebene. Während in den neuen Bundesländern bislang nur wenige Betriebe vor der Übergabe stehen, kommen Nordrhein-Westfalen und Bayern zusammen auf fast 40 Prozent aller übergabereifen Unternehmen. Dass sich in Ostdeutschland erheblich weniger Übernahmekandidaten befinden, hat vor allem historische Gründe. Aufgrund der Gründungswelle nach 1990 sind die Unternehmer im Osten überwiegend jünger als die im Westen.
DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
DER MITTELSTAND & SEINE UNTERNEHMEN
Amazonen-Werke: Das Erfolgsrezept ist unsere Innovationsstärke In Deutschland unter den Landtechnik-Herstellern auf den dritten Platz vorgerückt – „Unternehmen ist gut aufgestellt“
VON SIEGFRID SACHSE HASBERGEN-GASTE. In der Landtechnik wird seit Jahren mit harten Bandagen um Marktanteile gekämpft. Zu den Firmen, die dennoch immer wieder mit beachtlichen Wachstumsraten aufwarten, zählt auch die Amazonen-Unternehmensgruppe mit Stammsitz in Hasbergen-Gaste. Allein im laufenden Jahrzehnt wurde der Umsatz durch die Ausweitung der internationalen Aktivitäten fast verdoppelt. 2018 betrug der Gruppenumsatz 481 Millionen Euro – ein Umsatzrekord. Christian Dreyer und Dr. Justus Dreyer, Gesellschafter und Mitglieder der Geschäftsleitung, begründen den Erfolgskurs auch mit der Innovationsstärke des Unternehmens. „Wir sehen uns als mittelständisches, inhabergeführtes Unternehmen gut aufgestellt und blicken mit unseren Werken in Deutschland optimistisch in die Zukunft“, betont die Führungscrew. Wichtig sei für das Unternehmen, dass die Politik bei der Gestaltung gesetzlicher, steuerlicher und förderpolitischer Rahmenbedingungen den Mittelstand im Blick behält und mit neuen Vorgaben nicht überfordert.
Die Amazonen-Werke befinden sich seit Jahren auf Wachstumskurs. Worauf ist dieser Trend vor allem zurückzuführen? Das Wachstum ist nicht nur ein Trend der letzten Jahre. Wir sind Landtechnikspezialisten mit einer über 135-jährigen Firmengeschichte und sind in dieser Zeit beständig gewachsen. Im laufenden Jahrzehnt haben wir unseren Umsatz durch die Ausweitung unserer internationalen Aktivitäten fast verdoppeln können. Unser Erfolgsrezept ist unsere Innovationsstärke. Amazone stand und steht für technische Innovationen und moderne Ackerbauverfahren, die dem Landwirt auf dem Feld einen klaren Nutzen bringen. Deshalb und weil das Preis/Leistungsverhältnis sowie der Service passen, kaufen Landwirte und Lohnunternehmer unsere Maschinen. Unsere Marke ist bei Landwirten sehr gut angesehen, wie das Image-Barometer 2018 der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) kürzlich wiederum bestätigt hat. Amazone ist dort unter allen in Deutschland vertretenen Landtechnik-Herstellern auf den dritten Platz vorgerückt – als bester Gerätehersteller hinter den beiden führenden Traktorenmarken. Wie kann man in der Landtechnik für die gleiche Maschinenart über Jahrzehnte hinweg immer wieder Innovationen hervorbringen? Man muss immer wieder erkennen, wie sich die Herausforderungen verändern, die dem Landwirt bei seiner täglichen Arbeit begegnen. Es gibt wechselnde Rahmenbedingungen wie Wetterschwankungen, neue Fruchtfolgen, gesetzliche Auflagen und neue Marktanforderungen. Die Maschinen müssen immer zuverlässiger funktionieren und immer exakter arbeiten. So ist der Motor für viele Innovationen bei Amazone die Forderung nach mehr Präzision. Mit einer immer genaueren Ausbringung können wir beim Säen die Grundlage für sehr gleichmäßige Bestände legen. Beim Düngerstreuen und beim Pflanzenschutz können wir die ausgebrachten Mengen an Betriebsmitteln deutlich reduzieren und so gleich-
zeitig die variablen Kosten senken und die Umwelt schonen. In der Summe kann der Landwirt dadurch seine Pflanzenbestände optimal versorgen und so bessere Ernteerträge und -qualitäten erzielen. Welche Produktionsbereiche tragen am stärksten zum Gruppenumsatz bei? Unser umsatzstärkstes Standbein sind Düngerstreuer und Feldspritzen mit insgesamt rund 40 Prozent des Umsatzes. Maschinen für die Bodenbearbeitung und Sätechnik machen jeweils rund 25 Prozent des Umsatzes aus. Darüber hinaus haben wir als kleinere Sparte die Kommunalmaschinen mit Geräten zur Park- und Grünflächenpflege sowie für den Winterdienst im Programm. In welchen Bereichen ist Ihr Unternehmen in Deutschland Marktführer? Amazone ist in den Kompetenzbereichen Bodenbearbeitung, Sätechnik, Düngung und Pflanzen-
Eine imposante Dimension: Luftbild der Amazonen-Werke in Hasbergen/Gaste..
Fotos: Amazonen-Werke
was Dünger benötigt oder ob sie schon optimal versorgt ist. Wenn wir diese Differenzierung und Genauigkeit bis zur Einzelpflanze in der Praxis zuverlässig und bezahlbar abbilden können, dann machen wir noch einmal einen weiteren großen Schritt in Sachen „Minimierung der Aufwandmengen“. Damit kann der Landwirt noch umweltschonender, kostengünstiger und damit nachhaltiger arbeiten.
Gesellschafter und Mitglieder der Geschäftsleitung der Amazonen-Werke (von links): Dr.Justus Dreyer und Christian Dreyer.
schutz in Deutschland auf jeden Fall einer der führenden Hersteller und wir wollen in jedem dieser Bereiche der Technologieführer sein. Da es keine exakte Übersicht über die Verkaufszahlen aller in- und ausländischen Anbieter gibt, so wie dies beispielsweise bei der Zulassungsstatistik für Pkw der Fall ist, können wir ebenso wie unsere Mitbewerber die absolute Marktposition nicht konkret bestimmen. Fast 80 Prozent des Umsatzes entfallen auf den Export. Welche Länder tragen in erster Linie zum Auslandsumsatz bei und wo sehen Sie auch künftig noch Potential für weiteres Wachstum im Export? Wir exportieren unsere Maschinen mittlerweile in mehr als 70 Länder und bauen unser Vertriebsnetz weiter aus. In Europa profitieren wir von unserer starken Wettbewerbsstellung auf den für die Landtechnik volumenstarken Exportmärkten in Frankreich, England, Polen sowie Südost- und Osteuropa. Auch diverse Märkte in Übersee haben sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Wie sieht es mit den Aktivitäten in Osteuropa und dabei speziell in Russland aus? Das Wachstum der letzten Jahre resultiert natürlich auch aus unserer guten Entwicklung in Südostund Osteuropa. Russland ist dabei ein wichtiger Markt, in dem wir uns mit unserem eigenen Werk inzwi-
schen auch offiziell als inländischer Hersteller etablieren konnten. In Osteuropa reden wir aber über zahlreiche weitere flächenstarke und damit für uns interessante Länder. Wir sind auch in Ungarn, Rumänien, der Ukraine, Kasachstan und Weißrussland sehr gut aufgestellt. Gerade in der Bodenbearbeitung und Sätechnik haben wir spezialisierte Technik für die dortigen Böden und die dort praktizierten Anbauverfahren. Wir sehen dort für unseren Absatz gute Perspektiven. Wie beurteilen Sie mittelfristig die allgemeinen Perspektiven für die weitere Entwicklung der Landtechnikmärkte - wie ist das Investitionsklima in der Landwirtschaft einzuschätzen? Der mittel- bis langfristige Trend für Landmaschinen bleibt weiterhin positiv. Die Preise und die Nachfrage nach Agrarprodukten schwanken international von Land zu Land und von Jahr zu Jahr zwar stärker als früher. Insgesamt führen das Anwachsen kaufkräftiger Bevölkerungsschichten in vielen Ländern und das globale Bevölkerungswachstum in der Summe aber zu einer langfristig deutlich wachsenden Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln. Das wird nach unserer Einschätzung in den nächsten Jahren auf der Erzeugerseite zu einer ebenfalls deutlich wachsenden Nachfrage nach innovativer, nachhaltiger Landtechnik führen. Vor allem in den wirtschaftlich gut entwickelten Ländern wird
das Kundeninteresse an moderner Landtechnik, die eine effizientere, präzisere und dadurch kostensparende Arbeitserledigung mit Maschinen auf hohem Qualitätsstandard ermöglichen, ungebrochen sein. Wie beurteilen Sie Perspektiven für die weitere Entwicklung der Landtechnik aus technischer Sicht? Die Märkte werden technisch anspruchsvoller. Wir fokussieren uns deshalb weiterhin auf unsere Stärken wie den Ausbau der Innovationsführerschaft für die AmazoneKernkompetenzen und deren Erweiterung. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung haben wir zum Jahreswechsel mit der Übernahme des Schmotzer Hacktechnikprogramms gemacht. Damit ergänzen wir unser Produktprogramm um die mechanische Pflanzenschutztechnik in Form von Reihenhacken. Die Schmotzer-Technik stellt die führende Technik in diesem Marktsegment dar. Insgesamt sehen wir aufgrund der großen Fortschritte in der Kamera- und Sensortechnik erhebliche Potenziale für landtechnische Weiterentwicklungen. Im Pflanzenschutz können künftige Innovationen in die Richtung gehen, dass ein Sensor die Nutzpflanze und das Unkraut in Echtzeit unterscheidet und so künftig die Einzelpflanze präzise behandelt werden kann. Für die Düngung heißt das entsprechend, dass ein Sensor erkennt, ob die einzelne Nutzpflanze noch et-
Welche Entwicklungen könnten für die Landtechnik-Nachfrage kurzfristig bremsend wirken? Wir gehen davon aus, dass sich einzelne Märkte trotz hohen Bedarfs und starken Interesses aufgrund von Preisschwankungen bei landwirtschaftlichen Produkten und lokalen Besonderheiten zwischendurch auch einmal abkühlen. Das haben wir ja nach der Dürre im letzten Sommer im eigenen Land gesehen. Für die nahe Zukunft sind in einigen Exportmärkten die Auswirkungen politischer Entwicklungen und möglicher Handelskonflikte derzeit nur schwer abzuschätzen. Wie beurteilen Sie die Perspektiven für die weitere Entwicklung der Landtechnik aus technischer Sicht, welchen Stellenwert hat für Sie hierbei die Digitalisierung? Die Digitalisierung hat bei uns bereits einen hohen Stellenwert und die Bedeutung wächst künftig noch deutlich. Bei Amazone sind schon heute 30 Mitarbeiter im SoftwareTeam an der Schnittstelle zur Konstruktion beschäftigt. Entscheidend ist dabei die Weiterentwicklung der Vernetzung der Maschinen, die wir für unser Produktprogramm und unsere Serviceangebote unter dem Schlüsselbegriff „Amazone 4.0“ vorantreiben. Die Innovationen sollen die digitale Vernetzung der betrieblichen Abläufe in der Landwirtschaft unterstützen, um weitere Optimierungspotentiale zu erschließen. Wir nutzen aber bereits heute digitale Schulungs- und Service-Module, um Händler, Werkstätten und Fahrer zu schulen. Wir haben uns zudem als Partner an der herstellerunabhängigen Datenplattform DKE-agrirouter beteiligt, die hier in Osnabrück beheimatet ist. Das Gemeinschaftsunternehmen entwickelt eine Lösung, mit der Maschinen und Agrarsoftware herstellerübergreifend verbunden werden
können. Wir sind in Sachen Digitalisierung der Landwirtschaft also „voll am Ball“. Viele Unternehmen klagen darüber, dass es in unserem Land nicht genügend Fachkräfte gibt und auch beim Nachwuchs einiges im Argen liegt. Wie beurteilen Sie die Lage bei der Amazone-Gruppe? Wir arbeiten kontinuierlich daran, als Marke und als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Hierfür und für unsere gute Arbeitsatmosphäre sind wir kürzlich bei einer bundesweiten Befragung sogar ausgezeichnet worden. Ganz wichtig ist uns die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter, um die wir uns intensiv kümmern. Unsere Aktivitäten im Personalmarketing verbreiten wir auf allen Kanälen, nicht nur einmal im Jahr mit einer Stellenanzeige, sondern auch kontinuierlich in den sozialen Netzwerken. Mit Bewerbungstrainings und unseren sogenannten Roadshows sind wir darüber hinaus direkt in Schulen unterwegs und nehmen an Hochschulmessen teil. Wir setzen mit unserem neuen Standort in Bramsche, wo wir im ersten Schritt 16 Mio. Euro investiert haben und wo inzwischen bereits über 100 Mitarbeiter tätig sind, ein klares Zeichen für die Region. Das registrieren Fachkräfte sehr genau. Aber ganz klar ist auch, wer wachsen will, muss bei der Personalgewinnung immer aktiv bleiben. Deshalb sind wir stets auf der Suche sowohl nach jungen Nachwuchskräften als auch nach erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Noch eine allgemeine Frage: Ist der deutsche Mittelstand aus Ihrer Sicht gut aufgestellt für die anstehenden Herausforderungen und strukturellen Umbrüche? Wir sehen uns als mittelständisches, inhabergeführtes Familienunternehmen gut aufgestellt und blicken mit unseren Werken in Deutschland optimistisch in die Zukunft. Sonst hätten wir auch nicht den neuen Standort in Bramsche gebaut. Wichtig ist für uns, dass die Politik bei der Gestaltung gesetzlicher, steuerlicher und förderpolitischer Rahmenbedingungen den Mittelstand im Blick behält und mit neuen Vorgaben nicht überfordert. Dies gilt im Übrigen auch für unsere Kunden, also unsere Händler sowie für die Landwirte und Lohnunternehmen.
DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
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FUHRPARKMANAGEMENT
DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
FUHRPARKMANAGEMENT
Logistik für den Wirtschaftsstandort Deutschland lebenswichtig Ifo-Institut: Geschäftsklima hat sich im März wieder etwas aufgehellt – Index lag um 1,6 Prozent höher als im Vormonat
Über die bundesdeutschen Autobahnen werden die Waren und Güter in endlosen Lkw-Kolonnen zu den Logistik- und Lagerzentren zum Weiterversand geschafft.
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s.sa. OSNABRÜCK/MÜNCHEN. Die Logistik ist in Deutschland der größte Wirtschaftsbereich nach der Automobilwirtschaft und dem Handel. Sie rangiert noch vor der Elektronikbranche und dem Maschinenbau, mit mehr als drei Millionen Beschäftigten übertrifft sie dessen Beschäftigtenzahl um das Dreifache. Die Steuerung der Waren- und Informationsflüsse aber auch der Transport der Güter und ihre Lagerung sind wichtige Wirtschaftsfunktionen, die hohe Werte schaffen. Nach Schätzungen wurden im Jahr 2018 branchenübergreifend 274 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet, für dieses Jahr werden etwa 279 Milliarden erwartet.
Auf vielfältigen Transportmitteln bringt die Speditions- und Logistikbranche die hier produzierten Waren hinaus in alle Welt.
Der Logistik-Markt Europa belief sich 2017 auf über 1050 Milliarden Euro. Daran hat Deutschland mit rund 25 Prozent einen hohen Anteil. Das liegt nicht nur an der geografischen Lage im Herzen Europas – Deutschland nimmt eine internationale Spitzenposition in Infrastrukturqualität und Logistiktechnologie ein. Nur knapp die Hälfte der logistischen Leistungen, die in Deutschland erbracht werden, besteht in der gemeinhin sichtbaren Bewegung von Gütern durch Dienstleister. Die andere Hälfte findet in der Planung, Steuerung und Umsetzung innerhalb von Unternehmen statt. Im Bereich der logistischen Dienstleistungen agieren circa 60 000 Unternehmen, die ganz überwiegend mittelständisch geprägt sind. Aber nicht nur wegen seiner Beschäftigungswirkung und der Versorgungsfunktion ist die Logistik für den Wirtschaftsstandort Deutschland lebenswichtig. Im weltweiten Vergleich hocheffiziente Logistikstrukturen erhöhen die internationale Wettbewerbsfähig-
keit der deutschen Industrie und des Außenhandels. Sie tragen dazu bei, dass es sich für die Unternehmen weiterhin lohnt, in Deutschland zu produzieren und die Waren von hier aus in alle Welt zu exportieren. Das Geschäftsklima der Speditions- und Logistikbranche, das sich um die Jahreswende 2018/19 in Teilbereichen eingetrübt hatte, hat sich nach einem Konjunkturtest des Münchner Ifo-Instituts im März dieses Jahres wieder etwas aufgehellt. Danach hat der Geschäftsklimaindex der Speditionsund Logistikbranche im vergangenen Monat seine Talfahrt vorerst beendet. Der Index lag um 1,6 Prozent höher als im Vormonat. Die Geschäftserwartungen der Branche für die kommenden sechs Monate sind nach dem stetigen Rückgang in den letzten Monaten wieder aufwärtsgerichtet, heißt es in der Ifo-Analyse. Trotz einer spürbaren Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung kann das Transportgewerbe in Deutschland 2019 weiter-
hin mit einem Wachstum rechnen. Das geht aus einer Mittelfristprognose hervor, die das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gab und die gemeinsam von Intraplan Consult und dem Bundesamt für Güterkehrverkehr (BAG) erstellt wurde. Auch über das Jahr 2019 sind die Perspektiven nicht ungünstig. Danach wächst die Güterverkehrsleistung auch 2020 bis 2022, allerdings wird sich das Wachstum abschwächen. Der Straßengüterverkehr dürfte laut Prognose mit 2,6 Prozent Wachstum per anno wieder stärker zulegen, da die Effekte der Mauterhöhung verpuffen. Die Schiene könne das Tempo aus dem Jahr 2019 nicht halten und falle mit einer Zunahme von jährlich 2,5 Prozent wieder hinter dem Lkw zurück, wird prognostiziert. Noch stärker werde sich das Wachstum beim Transport von Gütern und Flüssen und Kanälen verringern: Die Binnenschifffahrt müsse sich für die Jahre 2020 bis 2022 mit einem Mini-Plus von 0,2 Prozent begnügen und verliere damit weiter Marktanteile. .
Fuhrparkmanagement Verlags-Sonderveröffentlichung am Donnerstag, 25. April 2019 Herausgeber: Verlag Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-0 Redaktion: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke Konzeption und Umsetzung: NOW-Medien GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Jürgen Wallenhorst, Siegfrid Sachse Titelgestaltung: Lena Böning ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück Geschäftsführer: Sven Balzer, Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.) Verantwortlich für Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Marvin Waldrich (E-Mail: anzeigen@mso-medien.de) Druck: NOZ Druckzentrum, Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück
Hocheffiziente Logistikstrukturen stehen hierzulande bereit, um die Waren sicher, schnell und zuverlässig zum Geschäftskunden und schließlich zum Endverbraucher zu bringen.
DONNERSTAG, 25. APRIL 2019
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
FUHRPARKMANAGEMENT
„Mobilität ist einer der wichtigsten Garanten für den Wohlstand“ Fuhrparkverband: Haben uns in vielen Bereichen als feste Größe etabliert – Mitgliederzahl stieg auf jetzt rund 500 Unternehmen
VON SIEGFRID SACHSE OSNABRÜCK/MANNHEIM. Der Fuhrparkverband habe sich seit der Gründung im Jahr 2010 inzwischen als neutrale Plattform für Unternehmen und deren Fuhrpark- und Mobilitätsmanager/innen etabliert. Dies zeige die stetig wachsende Mitgliederzahl auf jetzt rund 500 Unternehmen, betont Geschäftsführer Axel Schäfer vom Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V. mit Sitz in Mannheim. Aktuell müssten viele Fuhrparks die Frage klären, wie die Mobilität in der nahen Zukunft ökonomisch und ökologisch ausgewogen gestaltbar sei.
Herr Schäfer, der Bundesverband Fuhrparkmanagement wurde 2010 gegründet. Welche Gründe waren dafür ausschlaggebend und hat sich Ihre Organisation inzwischen am Markt etabliert? Zwei Gründe waren maßgeblich: Zum einen war es der Wunsch vieler Fuhrparkverantwortlicher nach einer neutralen Austauschplattform, die mit Know-how unterstützt und zum zweiten gab es 2010 keine Interessenvertretung für Fuhrparkbetreiber. Und die Fuhrparkbetreiber, der Markt brauchte nach Meinung der Gründer ein Sprachrohr Richtung Industrie und politischen Entscheidungsträgern. Der Fuhrparkverband hat sich in neun Jahren als neutrale, also anbieterunabhängige Plattform für Unternehmen und deren Fuhrpark- und Mobilitätsmanager/innen etabliert. Das zeigt die stetig wachsende Mitgliederzahl auf jetzt rund 500 Unternehmen. Wo liegen heute die Hauptschwerpunkte der Aktivitäten des Verbandes? Die Begriffe „Begleiten/Verbinden/Fördern“ machen deutlich, worum es geht. In Zeiten eines Mobiltätswandels begleitet der Verband seine Mitglieder mit Know-how zu allen relevanten Fachthemen im Bereich Fuhrpark- und Mobilitätsmanagement. Auf der anderen Seite ist der Verband Stimme der Fuhrparks
und tritt öffentlich für die Interessen der Mitglieder ein. Wir verbinden durch ein kontinuierlich funktionierendes Netzwerk und fördern die Qualifizierung von Fuhrparks- und Mobilitätsverantwortlichen. Als Mitglied können Sie jederzeit Kollegen ansprechen, eine offizielle Anfrage stellen oder die Expertise der Fachreferenten, Verbandsjuristen und Steuerberater nutzen. Im Fuhrparkcockpit, dem digitalen Nachschlagewerk für Praktiker in Best-Practice-Erkenntnissen stöbern und vieles mehr. Je nach Thema gibt es Qualifizierungsprogramme, Workshops oder Webinare – also Hilfestellungen in vielfältiger Form. Welche Themen stehen bei Ihren Verbandsmitgliedern aktuell im Vordergrund? Die Themenfülle ist heutzutage ja fast schon erdrückend. Aktuell müssen viele Fuhrparks die Frage klären, wie die Mobilität in der nahen Zukunft ökonomisch und ökologisch ausgewogen gestaltbar ist. Die Frage der Antriebsarten ist hierbei ein wichtiger Teilaspekt. Was für den Einzelnen relevant ist, hängt natürlich von der konkreten Aufgabenstellung im Unternehmen, dem Mobilitätskonzept, der Zusammensetzung des Fuhrparks und der Nutzungsart ab. Fragen wie: Wie kann ich vorhandene und neue Regelungen in meinen organisatorischen Ablauf effizient einbauen, wie kann ich alles im Blick behalten und so dokumentieren, dass alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind. Dazu bieten wir mit Fleetinstruct beispielsweise ein attraktives und günstiges Online-Tools an. Bei rechtlichen oder steuerlichen Fragestellungen stehen unsere Verbandsjuristen und Steuerexperten zu Verfügung. Wo sehen Sie derzeit die größten Einsparpotenziale im Fuhrparkmanagement? Die größten Einsparungen können realisiert werden, wenn das Management im Sinne von ‚entscheiden, steuern, kontrollieren, planen, delegieren‘ im Unternehmen ernst- und
Axel Schäfer ist Geschäftsführer des Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V. in Mannheim. Foto: BVFuhrparkmanagement
vor allem wahrgenommen wird sowie in die Qualifikation der verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern investiert wird. Dazu bedarf es einer umfassenden Analyse des Fuhrpark- und Mobiltitätsmanagement. Die Car Policy muss upto-date bleiben und zu einer Mobility-Policy weiterentwickelt werden. Die richtigen Fahrzeuge für die vorgesehenen Einsatzarten und Strecken müssen angeschafft werden. Verschiedene Antriebsarten müssen bewertet und die Kombination aller Mobilitätsmittel zur richtigen Zeit verfügbar sein. Die Zukunft wird sicher „Elektrischer“, aber Hybridfahrzeuge z. B. sind oft wenig sinnvoll im Fuhrpark, da Sie auf der Langstrecke wenig Sinn machen und für den Nahbereich zu unwirtschaftlich sind. Und wie schon lange müssen die Kolleginnen und Kollegen sensibilisiert sein, wenn es um den guten Umgang mit den Fahrzeugen geht. Stichwort: Rückgabe- oder Unfallschäden.- Unser stv. Vorstandsvorsitzender Kullmann betonte erst kürzlich zu recht, dass viel gewonnen ist, wenn Trans-
parenz und eine offene Kommunikation herrschen. Wird dem Bereich Fuhrparkmanagement bei den Firmen schon ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet? Ja und Nein. Je kleiner der Fuhrpark desto intransparenter ist die Verwaltungssituation. Doch den Verantwortlichen in den Unternehmen muss klar werden, dass selbst bei einer geringen Anzahl an Fahrzeugen durch ein professionelles Fuhrparkmanagement nicht nur Kosten, sondern auch Halterrisiken und Emissionen deutlich gesenkt werden könnten. Ein professionelles Fuhrparkund Mobilitätsmanagement braucht die Aufmerksamkeit der Führungsetage und kann nur mit gut geschulten sowie fachlich versierten Mitarbeitern umgesetzt werden. Dieselfahrzeuge stehen ja nun seit einiger Zeit am Pranger. Die meisten Fuhrparks setzen jedoch weiter auf diese Fahrzeuge. Aus welchen Gründen eigentlich?
Für große Flotten mit Vielfahrern die bis zu 80 000 Kilometer pro Jahr und mehr fahren, ist der Diesel nach wie vor ohne Alternative, weil z.B. ein Diesel 6d temp bei dieser Einsatzart wirtschaftlich und auch aus Umweltgesichtspunkten sinnvoll ist. Hier sind die Fahrzeuge auch meist jünger, da sie im Schnitt nur rund 3,5 Jahre gefahren werden. In den großen Firmenflotten sind meist kaum noch PKW-Modelle der Generation Euro 5 anzutreffen, über 90 Prozent inzwischen bei Euro6. Der Fuhrparkverband befürwortet die Entwicklung zu einer verbesserten und umweltfreundlichen Mobilität. Natürlich müssen wir in Deutschland versuchen die insgesamt gesteckten Klimaziele zu erreichen. Allerdings muss ein glaubwürdiger Wandel gestaltet werden. Eine Schwarz/WeißBetrachtung Diesel oder nicht, ist nur bedingt zielführend. Es geht auch nicht nur um Pkw, es geht auch um Busse, Schiffe, die Bahn und vor allem, um den gesamten Transportsektor. Vergessen Sie nicht, dass Mobilität einer der wichtigsten Garanten für Wohlstand ist. Eine Mobilitätswende macht Sinn, hier wäre es aber gut, wenn auch die Politik endlich Ihrer Verantwortung gerecht wird und klare Vorgaben macht, damit Unternehmen Investitionen sicher planen können. Wie beurteilen Sie den Trend zu alternativen Antrieben wie Elektro- und Gasfahrzeugen? Wie gesagt, die Entwicklung hin zu alternativen Antriebsarten und ein längerfristiger Mobilitätswandel sind richtig. Derzeit arbeiten viele Unternehmen an der Einführung von alternativen Antrieben und das Bewusstsein in diesem Bereich ändert sich. Aber Elektrofahrzeuge kaufen alleine wird nicht genügen. Vielmehr ist ein integriertes Konzept für ein betriebliches Mobilitätsmanagement erforderlich. Gerade hier bedarf es noch fundamentaler Verbesserungen in Richtung Vereinfachung und Vereinheitlichung der lohnsteuerlichen
Vorgaben. Ein Mobilitätsbudget für Mitarbeiter ist momentan noch ein schwer zu handhabender Flickenteppich im Hinblick auf die erforderliche Handhabung des zu versteuernden geldwerten Vorteils für entsprechende Maßnahmen. Welche Gründe sprechen derzeit noch gegen den verstärkten Einsatz dieser Fahrzeuge? Stromer und Hybriden erfüllen immer mehr die Anforderungen der betrieblichen Fahrprofile. Und mit zunehmender Praktikabilität steigt die Verwendbarkeit. Daher sind wir sicher, dass die Nachfrage steigen wird. Das erkennt man scheinbar auch langsam aufseiten der Politik. Unternehmensfuhrparks können die Schrittmacher der Elektrifizierung sein. Abgesehen davon sorgen Unternehmen mit höheren Nachlässen bei der Anschaffung und einer kurzen Nutzungsdauer (ca. 3,5 Jahre) dafür, dass junge, günstige und auch heute schon ökologisch bessere Gebrauchtfahrzeuge für den Privatmarkt zur Verfügung stehen. Blicken wir noch weiter in die Zukunft: Welchen Stellenwert wird das Fuhrparkmanagement in ein bis zwei Jahrzehnten haben und wie stellt sich ihr Verband darauf ein? Die Zukunft heißt nicht Fuhrparksondern Mobilitätsmanagement. Betriebliche Mobilität muss und wird mehr und mehr ganzheitlich gestaltet. Dies geht weit über das Fuhrparkmanagement hinaus. Selbst wenn der Firmenfuhrpark nach wie vor das mobile Herz eines Betriebs ist, geht es darum, die Mobilität als Ganzes im Blick zu behalten. Das war unter anderem Anlass für uns einen neuen Zertifikatslehrgang zu entwickeln, eine Weiterbildung für Fuhrpark- und Travelmanagerinnen und Manager zum ‚Zertifizierte/r Mobilitätsmanager/in (BVF)‘ . Dort erhält man eine umfassende Sicht auf betriebliche Mobilität und die Fähigkeit, Mobilitätsmanagementprojekte fachlich zu leiten.
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Die Elektromobilität erreicht auch das Gewerbe und den Handel
Viele neue E-Autos 2019 könnte zum entscheidenden Jahr für die Elektromobilität in Deutschland werden. Eine Übersicht der angekündigten Modelle, die in diesem Jahr starten sollen:
Nutzfahrzeuge kommen an die Steckdose – Steuervorteil für Plug-in-Hybrid-Dienstwagen
VON LOTHAR HAUSFELD Die Elektrifizierung der Automobile nimmt langsam, aber sicher Fahrt auf. Wenn auch noch die Zulassungszahlen auf niedrigem Niveau zulegen, so ist doch erkennbar, dass E-Autos eine stetig größere Rolle einnehmen werden. Im März haben die elektrisch angetriebenen Fahrzeuge einen neuen Rekordwert bei den Zulassungen erreicht: Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden 6616 vollelektrische Pkw auf die Straße gebracht, 75 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Gegenüber dem Februar 2019 liegt die Steigerung bei rund 2000 Fahrzeugen. Der EAuto-Marktanteil betrug damit 1,9 Prozent – was immer noch eine überschaubare Größe darstellt. Die meisten Neuwagen waren im März erneut mit einem Benziner ausgestattet, auch wenn ihr Marktanteil um 6,4 Prozent auf 60,2 Prozent gesunken ist. Die Dieselquote stieg um 2,7 Prozent auf 32,4 Prozent. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß betrug im März 156,7 g/km. Und, das scheint klar, nur mit einem größeren Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge lässt sich der CO2-Aus-
OSNABRÜCK.
stoß deutlich senken. Nicht berücksichtigt sind in diesen Gedankenspielen freilich Dinge wie die Probleme bei der Produktion von E-Auto-Batterien, dem Abbau von seltenen Metallen wie Kobalt, der Entsorgung bzw. der Weiterverwendung von altersschwachen Batterien. Und auch die infrastrukturellen Unklarheiten – Ladenetz, Ladedauer, Reichweite – sind noch weit davon entfernt, als „zufriedenstellend gelöst“ zu gelten. Doch nichtsdestotrotz: Die Elektromobilität wird einen immer größeren Raum einnehmen, auch im Bereich der Fahrzeugflotten und bei Nutzfahrzeugen. Zwar eher nicht im Bereich der großen Lkw – dort würden die benötigten Batteriepacks nach derzeitigem Technikstand zu groß und schwer ausfallen, um eine akzeptable Reichweite der „Brummis“ zu ermöglichen. Aber im Bereich der kleineren Nutzfahrzeuge tut sich einiges. So hat etwa Ford kürzlich angekündigt, den Transit in verschiedenen Varianten zu elektrifizieren. Schon heute fertigt Ford im Rahmen einer Kooperation mit DHL den StreetScooter, einen rein bat-
Shuttle an der langen Leine: Den Ford Tourneo Custom gibt es bald auch als Plug-in-Hybridmodell.
terie-elektrischen Transporter, der den Zustelldienst auf der „letzten Meile“ abdeckt. Der auf dem Ford Transit-Fahrgestell basierende StreetScooter WORK XL wird von der Deutschen Post DHL derzeit für den Auslieferungsverkehr eingesetzt.
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T-Cross 1.0 TSI OPF, 70 kW (95 PS), 5-Gang Kraftstoffverbrauch, l/100 km: innerorts 5,9/außerorts 4,4/kombiniert 4,9/CO₂-Emissionen, g/km: kombiniert 112. Ausstattung: „Blind Spot“-Sensor „Plus“ mit Ausparkassistent, inkl. Spurhalteassistent „Lane Assist“, Fahrlichtausschaltung automatisch, mit Tagfahrlicht, Fensterheber elektr., Multifunktionsanzeige „Plus“, Notrufsystem eCall, Radio „Composition Colour“, „Front Assist“ mit City-Notbremsfunktion, Volkswagen Connect, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung u. v. m. GeschäftsfahrzeugLeasingrate monatlich Sonderzahlung: Laufzeit: Laufleistung pro Jahr:
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Speziell für Unternehmen, die häufig in emissionsbeschränkte Umweltzonen fahren müssen, kommt in der zweiten Jahreshälfte der Transit Custom Plug-In-Hybrid – der erste Transporter der 1,0Tonnen-Nutzlastklasse mit PlugIn-Hybrid-Technologie. Die Vorderräder des Transit Custom werden dabei ausschließlich vom elektrischen Motor angetrieben. Er bezieht seine Energie aus einer 13,6 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie und kann bis zu 50 Kilometer rein elektrisch fahren. Der Turbobenziner mit 1,0 Liter Hubraum dient ausschließlich als Range Extender, der Strom für die Batterie produziert. Mit ihm verlängert sich der Aktionsradius des Transporters auf rund 500 Kilometer. Auch die Variante Tourneo Custom kommt als Plug-in-HybridVersion. Alleinstellungsmerkmal der achtsitzigen Großraum-Limousine: Ihre beiden hinteren Sitzreihen können auch in einer Konferenzbestuhlung konfiguriert werden – die Passagiere sitzen sich dann direkt gegenüber, was ihn etwa als Shuttle-Fahrzeug prädestiniert. Ab dem Jahr 2021 will Ford den Transit dann auch als rein elektrisches Fahrzeug anbieten. Der Marktführer auf dem europäischen Nutzfahrzeugmarkt verspricht verschiedene Aufbauten und Nutzlasten. Auch VW Nutzfahrzuge setzt auf Elektromobilität. So wird es den VW Transporter in der für 2021 angekündigten, siebten Generation erstmals auch als Plugin-Hybrid-Modell geben, das zumindest auf kürzeren Strecken emissionsfrei fährt. Das zunächst vorgesehene reine E-Modell ist jedoch gestrichen worden.
Foto: Ford
Ganz ohne Verbrennungsmotor werden demnach nur die Schwestermodelle des neuen T7 auskommen. Der ID Buzz und sein Kastenwagen-Ableger ID Buzz Cargo sollen 2022 starten. Gemein ist den beiden neuen VW-Transporterfamilien, dass sie sich weniger an den Praktiker aus Handwerk und Gewerbe wenden als an Privatleute mit einem Sinn für die neue Antriebstechnik. Die Elektrifizierung der ProfiBaureihen beginnt zunächst beim großen Transporter Crafter, der schon bald startet, später soll auch ein elektrischer Lkw folgen. Bei Mercedes steht der elektrische Sprinter in den Startblöcken, bei Renault-Nissan ist man mit dem Renault Master Z.E. und dem Nissan e-NV200 Kastenwagen weiter: Diese Transporter sind bereits heute zu haben. Um die E-Mobilität weiter voranzubringen, werden Elektroautos und Plug-in-Hybridfahrzeuge seit Jahresbeginn als Dienstwagen mit privater Nutzung nur noch mit 0,5 Prozentpunkten besteuert. Bisher lag die Bemessungsgrundlage bei 1,0 Prozent des Listenpreises – das macht insbesondere hochpreisige Modelle interessanter, da die Steuerlast für den Dienstwagenfahrer halbiert wird. Hybridautos, die nach der 0,5-Prozent-Regelung versteuert werden, müssen einige Voraussetzungen erfüllen. Eine davon ist die externe Aufladung (Plug-in-Hybrid). Außerdem müssen Nutzer der 0,5-Prozent-Regelung mindestens eines der zwei folgenden Kriterien erfüllen: Ihr Plug-in-Firmenwagen darf nicht mehr als 50 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, oder die rein elektrische Reichweite muss bei mindestens 40 Kilometern liegen.
Audi E-Tron – Ingolstadts Antwort auf das Tesla Model X basiert auf dem Mittelklasse-SUV Q5. Der 80 000-Euro-Stromer leistet 300 kW/408 PS und soll bis zu 400 Kilometer pro Akkufüllung fahren. Kia E-Niro – Modisches MiniSUV, kombiniert mit neumodischem E-Antrieb. Ab 34 300 Euro gibt es Alltagstauglichkeit, bis zu 150 kW/204 PS und bis zu 455 km Reichweite. Kia E-Soul – Die Antriebstechnik übernimmt der Soul vom Niro, die Karosserie ist kantiger und enger geschnitten als beim Schwestermodell. Die Preise dürften bei rund 30 000 Euro starten. Tesla Model 3 – Die Mittelklasselimousine soll für die US-Amerikaner den Massenmarkt erobern. In Deutschland gibt es aber zunächst nur die leistungs- (bis 340 kW/462 PS) und reichweitenstarken (bis 560 km) Modelle. Die Preise starten entsprechend hoch bei 53 800 Euro. DS 3 Crossback E-Tense – Die edle Opel-Schwester DS eröffnet mit einem stylischen Mini-SUV die Elektro-Offensive des französischen PSA-Konzerns. Die Leistung soll bei rund 100 kW/136 PS liegen, die Reichweite oberhalb von 300 Kilometern. Mercedes EQC – Das Stuttgarter Gegenstück zu Audi E-Tron und Tesla Model X. Auch die Daten sind ähnlich: 300 kW/408 PS Leistung, 450 Kilometer Reichweite. Preis: rund 70 000 Euro. Renault Zoe – Der erste Zoe zählt zu den wenigen erschwinglichen und alltagspraktischen E-Autos. Der Neue dürfte an Reife und Reichweite zulegen. Audi E-Tron Sportback – Die schlankere, coupéhafte Variante des E-Tron, technisch aber weitgehend identisch. Porsche Taycan – Das erste ausschließlich für E-Mobilität gebaute Auto der deutschen Premiumhersteller. Mit dem Potenzial, Tesla alt aussehen zu lassen? Die Preise dürften sechsstellig ausfallen. Peugeot e-208 – Mit dem Generationswechsel zieht der E-Antrieb in den französischen Kleinwagen ein – mit 100 kW/136 PS und 340 Kilometern Reichweite. Eine Opel-Corsa-Variante folgt. Mini Cooper S E – Das erste ernst gemeinte E-Auto der britischen BMW-Tochter. Teile der Technik stammen vom i3, das Drehmoment des E-Motors dürfte in Verbindung mit dem dynamischen Fahrwerk für besonderen Fahrspaß sorgen. VW ID – Das Volks-Elektroauto muss für den Konzern ein Erfolg werden. Entsprechend hoch sind die Erwartungen. VW verspricht bis zu 330 Kilometer Reichweite und einen Basispreise deutlich unter 30 000 Euro. (SP-X)
Ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig, für gewerbliche Einzelabnehmer mit Ausnahme von Sonderkunden für ausgewählte Modelle. Abbildung zeigt Sonderausstattungen gegen Mehrpreis. Stand 03/2019. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 1 Bonität vorausgesetzt. Zzgl. Überführungskosten und gesetzlicher Mehrwertsteuer.
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Foto: Volkswagen