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Model: Louisa Prendes Rodriguez Fotogra n: Apanachii Instagram: Fotoart_24_business www.fotoaert24.de Mode: Marby Göppingen Friseur: Haarstudio Wiedmann, Judith Wenzel-Bühler Make up: Studio 54, Katja Kienhöfer Location: Firma Bardcodeetiketten.com
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S
arah Schweizer ist seit vergangenem Jahr Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Göppingen in Baden-Württemberg und seit 2019 im Göppinger Gemeinderat. Seit 2018 ist die gebürtige Göppingerin Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Göppingen und seit 2019 auch stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende. Neben ihrer politischen Tätigkeit arbeitet sie als selbständige Juristin in der eigenen Kanzlei in Göppingen. Die 38-Jährige ist aus Tradition naturverbunden und verbringt ihre Freizeit beim Wandern oder auf der Jagd. Sie ist zudem Co-Vorsitzende des Vereins Schwabenkitz, ein Verein, der sich der Rehkitzrettung mittels Wärmebilddrohne widmet.
SARAH SCHWEIZER
TEXT: Dr. Andreas Bickelhaupt FOTO: Heiko Herrmann
SARAH, VIELEN DANK FÜR DEINE ZEIT. WIR TREFFEN UNS HEUTE IN BIRENBACH, IN ETWA ANDERTHALB STUNDEN WIRD HIER DEIN POP-UP-WAHLKREISBÜRO ERÖFFNET, DU BIST PARALLEL NOCH IN DIE ORGANISATION DES ABENDS EINGEBUNDEN. EIN PRALL GEFÜLLTER TERMINKALENDER, WIE WOHL IMMER, DIE TÄTIGKEIT ALS SELBSTSTÄNDIGE JURISTIN UND LANDTAGSABGEORDNETE FÜR GÖPPINGEN ZIEHT DAS UNWEIGERLICH MIT SICH. WAS HAT DICH ZUR POLITIK GEFÜHRT?
Ich bin so ein Mensch, wenn ich eine Idee habe oder von etwas überzeugt bin – dann will ich das auch umsetzen. Und da hat man in der Politik natürlich sehr viel Gestaltungsraum. Und ich bin gern unter Menschen, höre zu, setze mich ein, packe mit an. Und so bin ich 2016 in die CDU eingetreten. Die Entscheidung für die Politik war aber keine Entscheidung im Sinne einer Entweder – Oder Entscheidung, Politik oder ein „normaler“ Beruf. Ich bin Rechtsanwältin von Beruf und die Tätigkeit als Abgeordnete ist für mich eine Berufung auf Zeit, die ich mit ganzem Herzen und viel Leidenschaft ausübe. Das Leben hat so viele Facetten. Ich empfi nde es als großes Privileg, dass sich so viele davon kennenlernen und erleben darf.
DIE ENTSCHEIDUNG FÜR DIE CDU - WARUM DIESE PARTEI?
Ich teile die Werte der CDU aus voller Überzeugung. Letztlich war es aber – um ehrlich zu sein – keine rein rationale Entscheidung. Sondern eine „Bauchentscheidung“ im besten Sinne. Vielleicht liegt das auch, unterbewusst, an einer gewissen Prägung von meiner familiären Situation heraus. Mein Vater war sehr in der CDU und in der Kommunalpolitik engagiert, meine Mutter war im Gemeinderat. Ich war dann selbst neben dem Jurastudium viele Jahre Mitarbeiterin bei Klaus Riegert in Berlin, unserem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten. Da bekommt man natürlich – auch überparteilich - spannende Einblicke hinter die Kulissen. Mit den anderen Parteien bin ich nie so richtig warm geworden, auch wenn sich damals wie heute natürlich trotzdem auch überparteiliche Freundschaften entwickeln.
UND THEMATISCH?
Die Basis der CDU ist das christliche Menschenbild und die sich daraus ergebenden Werte. Die Menschen in ihrer Unvollkommenheit, mit ihren ganz individuellen Stärken und Schwächen
annehmen und sie nicht umerziehen oder formen zu wollen, nach einem Ideal hin, das eine Partei aufgestellt hat. Wichtig ist mir auch das Thema Eigenverantwortung und dass sich Leistung lohnen muss. Es waren die Tüftler, die Schaff er, die Risikofreudigen, deren Wirken uns Wohlstand und Arbeitsplätze gebracht haben. Zugleich muss man aber auch denen unter die Arme greifen, die es nicht aus eigener Kraft schaff en.
IST DIE CDU DIE HEIMATVERBUNDENE PARTEI?
Absolut! Vereine, Traditionen, das Ehrenamt, der ländliche Raum, die Anerkennung von Lebensleistungen – das ist und war der CDU immer sehr wichtig und wird in unserer Partei sehr hoch gehalten. Heimat hat einen hohen Stellenwert bei uns. Und daraus ergibt sich auch diese Verwurzelung und Bodenständigkeit, die viele bei uns schätzen.
DER STELLENWERT VON TRADITIONEN HAT IN TEILEN UNSERER GESELLSCHAFT SICHERLICH AN BEDEUTUNG VERLOREN - FÜR VIELE ERSCHEINEN TRADITIONEN NICHT SO WICHTIG?
Für mich schaff t Tradition eine Erdung, gibt Halt und Orientierung und hat auch viel mit Respekt zu tun. Ich habe das zuhause, auf dem Land, vorgelebt bekommen. Als Jägerin hat für mich das Thema Traditionen auch nochmal eine ganz besondere Bedeutung. Jedes Mal, wenn ich das Jagdhorn höre, dann geht mir das Herz auf. Ich fi nde, das ist ganz erhebend. Dort ist diese Tradition vor allem Ausdruck von Respekt vor dem Wild. Und in dem Verein Schwabenkitz kümmern wir uns um den Tierschutz, die Rettung von Rehkitzen und sensibiliseren Kinder für unsere heimische Natur- und Tierwelt - das steht auch für Tradition und Werte.
DER TREND ZUR INDIVIDUALISIERUNG UNSERER GESELLSCHAFT?
Sehe ich kritisch. Gerade bei bürgerlichen Schichten in Großstädten ist das ganz stark zu beobachten – das Mitwirken in Vereinen oder das Engagement für ein Ehrenamt sind dort eher seltener. Da geht es auch viel um Selbstoptimierung und die Frage „was hab ich davon?“. Ich habe selbst über zehn Jahre in Berlin gelebt und weiß, wovon ich spreche. Der andere Mensch wird nicht mehr gesehen, nicht mehr geschätzt.
WER IN SOZIALEN BERUFEN, KLINIKEN, KINDERERZIEHUNG, ALTENPFLEGE ARBEITET, WIRD DIR HIER SICHER ZUSTIMMEN. OFT WIRD HIER EIN EINKLAGBARES RECHT AUF KINDERBETREUUNG, SCHNELLE MEDIZINISCHE HILFE UND PFLEGE VORAUSGESETZT, OHNE DEN LEISTUNGSERBRINGENDEN MENSCHEN ZU SEHEN, OHNE DIESEN MENSCHEN ACHTUNG ENTGEGEN ZU BRINGEN. SO ARBEITEN WILL KEINER – ICH ZAHLE JA DAFÜR. ABER WEM WILL ICH DAS GELD GEBEN, WENN KEINER MEHR DA IST, DER IN DER PFLEGE, AUF INTENSIVSTATIONEN UND IN DER KINDERERZIEHUNG ARBEITET, IM SUPERMARKT DIE REGALE FÜLLT UND MIT DEM LKW DAFÜR UNTERWEGS IST. DIE CORONA PANDEMIE HAT UNS VOR AUGEN GEFÜHRT, AUF WEN ES ANKOMMT . HEGELIANER SIND DAS NICHT.
ALS LANDTAGSABGEORDNETE, WAS SIND DEINE ZIELE?
Ich will nützlich für die Menschen in meinem Wahlkreis und der Gesellschaft sein. Dazu gehört vor allem: Ansprechbar sein und stets ein off enes Ohr zu haben. Das ist auch die Idee des Pop-Up-Wahlkreisbüros: Alle paar Monate mache ich damit Station an einem anderen Ort
meines Wahlkreises, es gibt dort Veranstaltungen und ich vereinbare Gesprächstermine vor Ort. Gerade für ältere Menschen oder Menschen die nicht so mobil sind, ist es doch wichtig, dass Politik zu ihnen kommt. In den sozialen Medien freue ich mich immer, wenn die Leute kommentieren mit den Worten: „Die ist zwar in der CDU, aber ich fi nde, sie hat recht“. Dann weiß ich, es ist mir gelungen, die „Bubble, den „eigenen Echoraum“ zu verlassen. Und das ist doch entscheidend: Das wir über politische Grenzen hinweg diskutieren. Das gilt für alle Parteien.
WENN DU AN DIE ZUKUNFT HIER IN DEINEM WAHLKREIS DENKST ?
Wie wir die Transformation schaff en – und wie wir es schaff en, Arbeitsplätze und unseren damit verbundenen Wohlstand zu erhalten. Das treibt mich sehr um. In einer aktuellen Studie wird Esslingen, Göppingen und Geislingen, als eine von acht Regionen in Baden-Württemberg, als absolute Krisenregion, die massiv am Verbrenner hängen, ausgewiesen. Das Fazit der Studie ist – der Osten profi tiert, der bisher führende Süden verliert. Und das sehen wir ja auch schon ganz konkret: Mit Tesla in Brandenburg oder Intel in Magdeburg. Deswegen müssen wir mit ganzer Kraft die Transformation in Richtungen wie Medizintechnik, künstliche Intelligenz und Wasserstoff technik fördern - wir brauchen innovative und zukunftsfähige Industrien. Daran arbeite ich auch im Land als Co-Vorsitzende des Innovationsbeirats der CDU-Landtagsfraktion.
Der Verbrennungsmotor trägt uns nicht in die Zukunft. Im Kreis Göppingen hätten wir alle Voraussetzungen, die Transformation gut zu meistern – einen innovativen Mittelstand, spannende Start-Ups, Hochschulen, eine gute Anbindung auf der Straße und an der Schiene, kurze Wege und
wahnsinnig engagierte und umtriebige Menschen.
WENN?
Wenn wir das erkennen und alle an einem Strang ziehen. Wir müssen uns noch viel mehr untereinander vernetzen. Viel scheitert auch, weil Bürger auf liebgewonnene Dinge nicht verzichten wollen oder glauben, nicht zu können. Dabei ist es gerade das Beharren auf den Status quo, das uns gefährdet. Ein Beispiel: Ohne Gewerbefl ächen für innovative und zukunftsfähige Unternehmen werden wir zusehen können, wie wir sukzessive unseren Wohlstand verlieren.
EIN SEHR VERZÖGERNDES ELEMENT STELLEN DIE VERWALTUNGEN UND DIE IN SICH BERGENDE WUST AN VERORDNUNGEN UND PLANUNGSVORSCHRIFTEN DAR…
Auch hier brauchen wir dringend ein Umdenken und auch eine gewisse Entscheidungsfreude in der Verwaltung. Oft wird die Bürokratie auch vorgeschoben, aus Angst eine (falsche) Entscheidung zu treff en. Daran ist schon so mancher mürbe geworden. Dabei zeigt doch das Beispiel Tesla, dass es geht: Das Land Brandenburg hat sofort eine TaskForce gegründet, die das gesamte Genehmigungsverfahren intensiv koordiniert und begleitet hat. Und nun rollen schon nach zwei Jahren „Tesla E-Autos made in Brandenburg“ vom Band. Ich würde mir wünschen, dass eine ähnliche Priorität auch unsere Mittelständler vor Ort erhalten. Da geht es viel um einen neuen Mindset in den Verwaltungen, und ja, natürlich auch um die Frage des Personals. Aber um nicht abgehängt zu werden brauchen wir schnellere Prozesse und schnellere Entscheidungen.
AUSSENSTEHEND GEWINNT MAN DEN EINDRUCK, DASS NACH DEM MOTTO VORGEGANGEN WIRD, WENN ICH EINE ENTSCHEIDUNG TREFFE, KANN ICH FEHLER BEGEHEN UND DAS KANN MICH MEINE BEFÖRDERUNG ODER PENSION KOSTEN. CONCLUSIO: ICH TREFFE FOLGLICH KEINE.
IN DER KANZLEI IST JA ALLES AUF EFFIZIENZ GETRIMMT, DA WIRD EINIGES WEGGESCHAFFT AN EINEM TAG. POLITIK IST DAS GEGENTEIL. DA GIBT ES OFT STUNDENLANGE SITZUNGEN, OHNE DASS EIN MESSBARES ERGEBNIS RAUSKOMMT. DAS GEHÖRT ZUR DEMOKRATIE DAZU.
WIE PASST DAS FÜR DICH?
Ganz ehrlich – manchmal fällt es mir ganz schön schwer. In der Kanzlei ist ja alles auf Effi zienz getrimmt, da wird einiges weggeschaff t an einem Tag. Politik ist das Gegenteil. Da gibt es oft stundenlange Sitzungen, ohne dass ein messbares Ergebnis rauskommt. Ich weiß, dass es trotzdem wichtig ist, weil man so ja auch gemeinsame Positionen entwickelt. Das gehört zur Demokratie dazu. Aber wenn wir das unter dem Nützlichkeits-Aspekt anschauen, fühlt sich das halt leider nicht immer so nützlich an (lacht).
ENTSCHEIDUNG VOM VOLLZEITPARLAMENT QUASI AUSGESCHLOSSEN.
Leider sehen wir auch im Land immer mehr Berufspolitiker. Aber ich kann meine Kanzlei halt nicht einfach für fünf Jahre zuschließen. Mir sind Abgeordnete, die mitten im Leben stehen lieber, als solche, die tagein tagaus nichts anderes als Politik machen. Das erdet einen doch viel mehr und man bleibt viel streitbarer und unabhängiger, wenn man noch ein zweites Standbein hat.
WO SIEHST DU DICH IN 10 ODER IN 20 JAHREN?
Das ist eine schwierige Frage. Im Moment ist es perfekt, so wie es ist; es ist spannend, ich kann etwas bewegen. Wenn Du machst, was Dir Freude macht und Dich erfüllt, dann ist doch der Weg das Ziel.
HAST DU EIN LEBENSMOTTO?
Klar – „Life begins beyond your comfort zone“.
NIE ZU ALT FÜR NEUES. UND IMMER NEUGIERIG AUF DAS, WAS KOMMT.
GÖPPINGEN STEHT NICHT GERADE IM RUF, INSBESONDERE FÜR JUNGE MENSCHEN, EIN BRODELNDES INFERNO AN MÖGLICHKEITEN FÜR DAS NACHTLEBEN ZU SEIN. WIE SIEHST DU DAS?
In puncto Nachtleben hatten wir in Göppingen in der Tat schon bessere Zeiten. Das sind ja auch wichtige sogenannte „weiche Standortfaktoren“. Es ist zu hoff en, dass das Stern- Areal, das alte „Pauls“ eine Strahlkraft entwickelt. Die CDU setzt sich sehr für die Kirchstraße als lebendige, künstlerische, kulturelle Flaniermeile ein. Und auch die Entwicklung des Boehringer-Areals wird spannend und kann uns einen Schub geben. Off en gesagt, der Gemeinderat und die Stadtverwaltung sind hier gefordert. Von Seiten der Landespolitik ist es sehr schwer, hier gestalterisch einzugreifen. Aber als Göppinger Gemeinderätin bringe ich mich hier natürlich intensiv ein.
DEINE PERSÖNLICHEN HIGHLIGHTS IN GÖPPINGEN?
Ich fühle mich in der Villa Gutmann sehr wohl. Das ist auch die Lage meiner Kanzlei, mir gefällt auch das „Wiener Kaff eehaus“ dort sehr gut. Natürlich ist der Schloßplatz mit dem „Caff e Bozen“ ein toller Platz. Und dann natürlich auch das „Treff “, Werner Hufeld, seit 48 Jahren bald, das ist für mich auch Tradition. Und, Du weißt, ich steh auf Tradition.
SARAH, VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH, WIR KONNTEN VIEL LACHEN, ICH DURFTE EINIGES LERNEN, ICH HOFFE, UNSERE GENEIGTEN LESER ERFAHREN VIELES ÜBER DEINE PERSÖNLICHKEIT. BLEIB KRITISCH, POSITIV UND GESUND. DER DEUTSCHE PHILOSOPH UND MATHEMATIKER LEIBNIZ HAT EINMAL GESAGT, WIR LEBEN IN DER BESTEN ALLER MÖGLICHEN WELTEN…DAS SCHLIESST ABER DIE NOTWENDIGKEIT VON VERÄNDERUNGEN NICHT AUS.
Nach über 30 Jahren als praktizierender Facharzt tritt Dr. Andreas Bickelhaupt seit 2017 etwas kürzer. Durch den neu gewonnenen zeitlichen Freiraum widmet er sich verstärkt seiner journalistischen Leidenschaften und ist für das PIG Stadtmagazin tätig.