7 minute read
Nostalgie
ABSCHIED VOM BERÜHMTEN BLAUEN HAUS
NOVEMBER 2007 - BIOMETRISCHE DATEN KOMMEN IN DEN REISEPASS, FRANZ MÜNTEFERING KEHRT DER POLITIK DEN RÜCKEN, DIE VORRATSDATENSPEICHERUNG WIRD BESCHLOSSEN UND IN GÖPPINGEN IST MAN BESONDERS GESPANNT.
Advertisement
UND SONST – Am 29. Dezember 2007 wird zum letzten Mal im Paul‘s gefeiert. Danach soll dort eine neue Location entstehen. Chef Matthias Ferth gibt sich im PIG-Interview bedeckt, verrät aber, dass die neue Location ein echter Neubeginn wird. +++ Der PIG Pussy Club kehrt an den Ort zurück, wo einst alles begann. Im Club Rouge wird die elfte Aufl age von Göppingens ältester Partyserie gefeiert. +++ Karl-Heinz „Charly“ Kloss feiert das 10-jährige Jubiläum seiner Hilfsaktion für Gambia. Als er 1997 das Leid der Menschen im Rahmen eines Urlaubs hautnah miterlebte, beschloss er, für die Menschen dort aktiv zu werden. +++ Die 70er-Jahre leben wieder auf Boney M. und The Sweet besuchen die Hohenstaufenhalle. +++ In Göppingen eröff net eine Filiale der Subway-Kette und die ganze Stadt ist verrückt nach den berühmten Sandwiches. +++ Lokalmatador Firat Arslan boxt gegen Virgil Hill und das ZDF ist live dabei.
PLATTEN DES MONATS „Made of Bricks“ von Kate Nash, „Blackout“ von Britney Spears und Jazz ist anders“ von den Ärzten.
Charly Kloss feiert das Jubiläum der Hilfsaktion für Gambia
Das Ende der Ära Paul‘s
DAS LIEF IM KINO Angelina Jolie nackt! Nun ja, zumindest digital. Robert Zemeckis bringt Die Legende von Beowulf als komplett animierten Film auf die Leinwand. Trash-Regisseur Uwe Boll verfi lmt das Videospiel Dungeon Siege halbwegs ansehbar. Erwähnenswert sind noch Der Glücksbringer und Machtlos.
Partybilder November 2007
GÖPPINGER STADT GESCHICHTE
TEXT Margit Haas BILD Stadtarchiv Göppingen
TEIL 4. Noch mehr über die Geschichte unserer Heimatstadt, wichtigen Ereignissen und besonderen Personen.
Geschichte im Zeitraffer
20. Kaiserreich, Weimarer Republik, Nazi-Diktatur, Bonner Republik, wiedervereinigtes Deutschland – die großen politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts schlugen sich auch in Göppingen nieder. Die Frauen forderJHDten das Wahlrecht ein – 1911 gingen sie dafür in Göppingen auf die Straße. Es sollte freilich noch Jahre dauern, bis 1922 mit der Sozialdemokratin Mathilde Brückner die erste Frau in den Gemeinderat einzog. Zwischenzeitlich hatten die Folgen des Ersten Weltkriegs das Land verändert. Am 9. November 1918 hatte Gottfried Kinkel in Göppingen die Republik ausgerufen. Die verheerende Infl ation der zwanziger Jahre raff te Vermögen dahin, führte zu namenlosem Elend. 1933 – die Nazis kommen an die Macht. All die Menschen, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passen, werden verfolgt, eingesperrt, vergast und verbrannt. Politische Gegner wie Johann Gahr und Albert Schuler,
der psychisch Kranke Kurt Kuhnle, die vierköpfi ge Sinti-Familie Reinhard und über 80 Göppingerinnen und Göppinger jüdischen Glaubens. An diese 98 Opfer erinnern Stolpersteine im gesamten Stadtgebiet.
Opfer des NS-Regimes wurden aber auch die Göppinger selbst, als im Frühjahr 1945 die Stadt immer öfter Bombardiert wurde. Weit über 300 Menschen starben, über tausend Gebäude waren mehr oder weniger zerstört. Der Einmarsch der Amerikaner wurde von vielen Menschen als Befreiung begriff en, wenn auch die Unsicherheit groß war. Und die Not. Eines der größten Probleme waren fehlende Wohnungen. Denn alle Gemeinden mussten zahlreiche Heimatvertriebene und Kriegsfl üchtlinge aufnehmen. Dies war nicht immer reibungslos vonstattengegangen. Große Wohnungsbauprogramme schufen nach und nach Abhilfe.
Die amerikanischen Besatzer wollen die Demokratisierung der Bevölkerung voranbringen und gründen unter anderem das Haus der Jugend. Für sie verändert sich auch die Schullandschaft. Die 1911 erbaute Mädchen-Oberschule wird das Mörike-Gymnasium, das Hohenstaufen-Gymnasium wird 1959 eingeweiht, die Albert-Schweitzer-Schule und die Walther-Hensel-Schule werden gebaut, es entstehen die Realschulen.
Auch die Göppinger selbst werden vielfältiger. Nicht nur die Heimatvertriebenen haben neue Sitten und Gebräuche und kulinarische Genüsse mitgebracht. Die zahlreichen sogenannten Gastarbeiter, die in den Industriebetrieben dringend gebraucht werden, beleben das Stadtgeschehen. Wer dagegen die Stadt verlässt, sind die amerikanischen Truppen, die 47 Jahre lang im heutigen Stauferpark, den damaligen Cooke Baracks zu Hause waren.
Am 19. August 1899 war es soweit: An der Poststraße (heute „Agnes“) wurde das erste Hallenbad eröff net. Bis zum Jahresende waren bereits 25 000 Wasserratten gezählt. Und 11 000 Gäste im Wannenbad. Denn zu einer Zeit, als ein eigenes Badezimmer die absolute Ausnahme war, wurde einmal pro Woche im Hallenbad gebadet. 1963 dann wurde das neue Hallenbad an der Hohenstaufenstraße gebaut und der schöne Jugendstilbau fi el der Spitzhacke zum Opfer.
Nur wenige Jahre später entsteht die „Badeanstalt im Barbarossasee“ des Schwimmvereines. Der See war zunächst als Eissee angelegt worden. Stolze 50 Meter lang war das Becken. Bald aber gab es Probleme mit Anwohnern und das Bad wurde geschlossen. Der Schwimmverein baute neu in Jebenhausen und die Nazis am Heubach. In den sechziger Jahren wurde der See umgestaltet und ist mit seinem Spielplatz und dem Café heute beliebtes Naherholungsziel.
Strom für Göppingen: 1900 ging das Göppinger Elektrizitätswerk in Betrieb – auf Initiative von Heinrich Mayer. Eine große Dampfmaschine erzeugte den Strom. Er verkaufte das E-Werk sechs Jahre später an die Neckarwerke. Strom war damals Luxus. Eine Kilowattstunde kostete so viel wie das Monatsabonnement der Göppinger Zeitung.
Das „Alte Spritzenhaus“ am Foggia Platz war bis 1972 das Feuerwehrmagazin der Stadt. 1902 war es zum 50-jährigen Bestehen der Wehr bezogen worden. Im Erdgeschoss die Feuerwehr, im ersten Stock die Schulsäle – so war der stattliche Backsteinbau konzipiert. Das Feuerwehrmuseum im Stauferpark erinnert mit zahlreichen Exponaten an die Geschichte der Floriansjünger. Informationen samstags zwischen 14 und 18 Uhr unter 07161/96 86 01 oder unter oldtimer@feuerwehr-goeppingen.de
Göppingen an einer Wasserstraße mit einer direkten Anbindung an die Nordsee und das Schwarze Meer? Wenn es 1916 nach den Plänen des Süddeutschen Kanalvereines gegangen wäre, hätte der Donau-Neckar-Kanal durchs Filstal geführt. In Holzheim wäre der „Hafen Göppingen“ entstanden. Die Anliegergemeinden waren allerdings nicht begeistert. Zunächst wurden die Pläne auf Eis gelegt, dann in den 40ern noch einmal aus der Schublade geholt. Der Krieg verhinderte die Pläne, die mit dem Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals endgültig begraben wurden.
„Moloch Verkehr“ – dem sollte 1911 das Schlosswäldchen geopfert werden. Denn die Marstallstraße sollte durchgängig gestalten werden. Eine Bürgerinitiative wehrte sich – erfolgreich! In den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war über eine Tiefgarage unter der Parkanlage diskutiert worden. Auch dagegen wehrten sich die Göppinger. Der Bau der Boller Bahn ist das Ende des Postkutschenzeitalters. Am 29. Juni 1926 fuhr sie zum letzten Mal festlich geschmückt.
Nach dem Krieg wird „beim Boehringer“ der erste Unimog gebaut. Bis 1950 waren 600 der Allrounder verkauft – heute begehrte Sammlerobjekte. Dann wurde die Produktion an die Daimler-Benz AG verkauft. (www.unimog-museum.com)
Legendär – anders lässt sich das „Café Pfl ugfelder“ nicht beschreiben. 1955 hatte Karl Pfl ugfelder sein Café zum beliebten Treff ausgebaut, der große Stars anlockte – Peter Maff ay, Zarah Leander und auch Heino. Der Gastronom war seiner Zeit weit voraus, lud gar zu einer Beach-Party mit einem Swimming-Pool auf der Tanzfl äche ein! 1974 war dann Schluss. Viele Gäste nahmen sich einen der Stühle mit nach Hause, auf dem sie Jahrelang gesessen waren!
Das erste Hochhaus wird 1959 eröff net. Die „Tante“ hat sechs Stockwerke und soll mit ihrem Angebot von modernen Wohnungen der Stadtfl ucht entgegenwirken. Zwei Jahre später folgen das Allianzhochhaus, dann die Kreissparkasse.
Moderne Sportstätte – im Dezember 1967 können die Göppinger ihre Hohenstaufenhalle einweihen. Der zwölf Meter hohe und 60 mal 60 Meter fassende Stahlbetonbau fasst rund 3 000 Zuschauer. Die Halle war als Mehrzweckhalle angelegt und bot auch Raum für Messen und Ausstellungen.
2002 – damals feierte das Land Baden-Württemberg sein 50-jähriges Bestehen – wurde auf dem Hohenstaufen eine Staufer-Stele feierlich eingeweiht. Die private Initiative hat zwischenzeitlich in Deutschland und Italien, Frankreich und Österreich, Tschechien und den Niederlanden insgesamt 40 der Erinnerungsmale aufgestellt. Sie verdeutlichen die Dimensionen des mittelalterlichen Kaiserreiches. (www. stauferstelen.net) Neue Mitte – unter dieser Überschrift erfuhr die Göppinger Innenstadt zu Beginn des Jahrtausends eine grundlegende Umgestaltung. Wo vorher der Verkehr brauste, wurde der Marktplatz gestaltet, der seither als Platz erlebbar ist. Die Innenstadt sollte so neu belebt werden. Es entstand eine Tiefgarage unter der oberen Marktstraße und die Hauptstraße wurde zur Einbahnstraße.