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Für die Sinne

Schwelgen, schmökern, schmecken

Neues aus Spanien für Couch und Küche: Literatur, Neuauflagen von Klassikern, Kochbücher, Bildbände und angesagte Musik. Acht persönliche Empfehlungen der Redaktion.

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Zum Schmökern

1 Miguel Delibes,

Frau in Rot auf grauem Grund

Seiten: 144

Verlag: Edition Salto, Wagenbach

Preis: 19 Euro

Anfangs legt er sich nur als Schatten über die Erzählung, wird zur düsteren Bedrohung, dann zur Gewissheit: Der Tod ist der Begleiter einer der schönsten Liebeserklärungen in der spanischen Literatur. In einem schier atemlosen Monolog spricht der Erzähler, ein Maler im Spanien der 70er-Jahre, über die „Frau in Rot“: In scharfsinnigen Worten, fein beobachteten Beschreibungen und poetischen Bildern entsteht das Portrait seiner eigenwilligen Frau, deren Charme sich niemand entziehen kann – selbst ihre Spleens machen sie sympathisch. Diese faszinierende Erzählung des 2010 verstorbenen Miguel Delibes, der in Deutschland bislang kaum beachtet wurde, erschien in einer Neuauflage.

2 Tomeu Coll,

Badlands – Raised by Bones

Seiten: 160

Verlag: Kehrer, Heidelberg

Preis: 30 Euro

„Tomeu Coll ist böse. Er war ein böser Junge, und nun ist er ein böser Mann“, sagt die New Yorker Fotografin Donna Ferrato über ihren spanischen Kollegen Tomeu Coll – und sie meint es als Kompliment. Coll dokumentiert im Fotoband „Badlands“ seine Heimat im Herzen Mallorcas: die „males terres“, sumpfig im Winter, verdorrt im Sommer. Es sind raue und düstere Aufnahmen, ungestellt, grobkörnig und oft verwischt: Menschen im Alltag, Tiere und Knochen, Blicke durch regennasse oder schmutzige Scheiben. Ihre Bedeutung erschließt sich in einem Interview mit Coll und aus Tagebuchaufzeichnungen: „Die Fotografie gibt mir Kraft, wenn ich sie nicht habe. Sie gibt mir Vertrauen, wenn ich denke, ich habe es verloren“, sagt der Künstler über seine Arbeit.

3 Paco Roca,

Der Winter des Zeichners

Seiten: 128

Verlag: Reprodukt

Preis: 20 Euro

Es war ein Aufstand für die künstlerische Selbstentfaltung und mehr Autorenrechte: Im Frühjahr 1957 verließen fünf renommierte Zeichner den Verlag Bruguera in Barcelona, damals einer der wichtigsten Comicverleger, und gründeten ihr eigenes Magazin – ein Affront zu Franco-Zeiten. Der preisgekrönte Paco Roca erzählt diese wahre Geschichte in seiner nun wieder aufgelegten Graphic Novel „Der Winter des Zeichners“. Geschickt spielt er darin mit Farben und Panels, um die erstarrte Atmosphäre im Spanien der 50er-Jahre einzufangen, setzt die warmen, leuchtenden Töne des Frühjahrs gegen das bleischwere Grau des Winters, in dem die Autoren scheiterten.

4 Juan Marsé,

Letzte Tage mit Teresa

Verlag: Klaus Wagenbach

Seiten: 456

Preis: 16 Euro

Vor einem Jahr verstarb der Schriftsteller Juan Marsé im Alter von 87 Jahren, vielen gilt er als einer der wichtigsten Chronisten Barcelonas. Marsé errang zahlreiche renommierte Literaturpreise wie den Premio Cervantes. In seinem Todesjahr erschien sein wohl wichtigstes Werk in einer Taschenbuch-Neuauflage: Das 1966 erschienene Buch „Letzte Tage mit Teresa“ über die Liebesgeschichte zwischen einer Bürgerstochter und einem Underdog wurde zu einem Schlüsselroman und Klassiker der modernen spanischen Literatur. Damals ein Skandal im katholischen Spanien der Franco-Zeit, liest sich die Sozialstudie heute etwas sperrig – zeichnet aber nach wie vor ein detailverliebtes Bild jener Epoche.

5 Manuel Vilas,

Die Reise nach Ordesa

Verlag: Berlin

Seiten: 416

Preis 24 Euro

Eigentlich liegen die Wurzeln von Manuel Vilas, Jahrgang 1962, in der Lyrik – und so wird auch der Roman „Die Reise nach Ordesa“ von einem poetischen Rhythmus getragen. „Wir sollten über unsere Familien schreiben, ohne jede Beschönigung, ohne dabei zu erfinden“, sagte Vilas über seine Intention. Der Roman über seine Kindheit und seine Eltern – insbesondere seinen eleganten, aber auch etwas mysteriösen Vater –, sein Aufwachsen in armen Verhältnissen und den Sehnsuchtsort Ordesa in den Pyrenäen wurde in Spanien zu einem großen Erfolg – vielleicht, weil viele sich und die Epoche ihres Aufwachsens darin wiedererkannten. Ein teils melancholischer, teils sarkastisch-witziger Einblick in die spanische Gesellschaft.

Zum Hören

6 Antonio Orozco, Aviónica CD & LP, Universal Spain

Antonio Orozco, der nächstes Jahr 50 Jahre alt wird, zählt mit neun Platin-Schallplatten zu den größten Stars der spanischen Musikszene. Dort kennt man ihn seit vielen Jahren auch als Jurymitglied der Casting-Show La Voz. Mit seiner Mischung aus Pop und Flamenco war Orozco auch in den lateinamerikanischen Charts immer wieder erfolgreich. Zuletzt legte er nach mehrjähriger Pause mit Aviónica sein zehntes Album vor. Wer ihn live hören möchte, hat ab August die Gelegenheit – mindestens drei Konzerte sind in Spanien geplant.

7 Rosalía, El Mal Querer

CD & LP, Sony

Die Erwartungen sind hoch an das neue, dritte Studio-Album von Rosalía, das in diesem Jahr erscheinen soll. Gerüchten zufolge orientiert es sich an der Handlung eines Romans der katalanischen Schriftstellerin Mercè Rodoreda. Die 28-jährige Sängerin und Flamenco-Künstlerin steht seit ihrem SingleHit „Con Altura“, einem Reggaeton-Song, im Licht der Öffentlichkeit. Auch ihr letztes Album „El Mal Querer“ hatte schon einen höfischen Roman aus dem 13. Jahrhundert zum Thema – und errang einen Latin Grammy als Album des Jahres.

Zum Schmecken

8 Thomas Niederste-Werbeck,

Zu Gast auf Mallorca

Verlag: Callwey

Seiten: 240

Preis: 39,95 Euro

„Mallorca ist streng oder lieblich, lebhaft oder ruhig, aber es ist immer entspannt“, schreibt Thomas Niederste-Werbeck, Autor des opulenten Bandes „Zu Gast auf Mallorca“. Gemeinsam mit Fotografin Janne Peters stellt er darin besondere Restaurants der Insel und ihre Rezepte vor. Im Mittelpunkt steht die „neue mallorquinische Küche“, die Kreationen der jungen Chefs, deren Essenz der Autor so beschreibt: „Sie greifen zu den Sternen und gehen dafür zurück zu den Wurzeln.“ Doch es geht nicht nur um Küche, sondern auch um die Atmosphäre der Orte, an denen sie zelebriert wird, und die Menschen, die dahinter stehen. Ein Gesamtkunstwerk aus Text, Fotografie und Layout.

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