Graffiti Magazine 7th Issue Winter 2007

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7th Issue / winter 2007

ALME CREW TAGS KITSCH ULTRAGRAFFITI FOIM-LIKE ALWAYS


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7th issue

Words from the editors Hier ist die siebte Ausgabe des GM. Ihr werdet in dieser überproportional viele bemalte Züge finden. Das liegt nicht daran, dass wir dieses Metier bevorzugen, sondern daran, dass uns bevorzugt diese zugesandt werden. Wandmaler können sich trotzdem nur begrenzt beschweren, da die Eröffnung eine Wandmalcrew macht. Nun werden wir hier aber keine Inhaltsangabe schreiben, da müsst Ihr schon selber das Heft durchforsten. Es ist kalt geworden in diesem Land. Dies ist weder politisch, noch gesellschaftskritisch gemeint. Klimatisch ist es kalt geworden und es wird auch früh dunkel. Gute Vorraussetzungen für wilde Sprayer. Nicht vergessen, Fotos zum GM schicken! Ohne weitere Verzögerungen geht es jetzt los. This is issue no.7 of GM. You will find more pages with painted trains in it than usually. This is not because we wanted it, this is because this all we get from you. But no complaints we start this issue with a crew specialised on walls. But we will not give a table of contents here. Look for yourselves. It is cold in this country. This is not meant politically or socio-critically. The climate is cold and darkness falls quite early these days. Perfect conditions for wild writers. Do not forget to send your flicks to GM! So without further ado here we go again.

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ALME CREW

In unseren bisherigen Ausgaben tauchten immer wieder Bilder der Alme-Crew auf. Die der eher dunklen Seite des Writings zugetanen konnten damit nicht zuviel anfangen, da es sich um eine rein legal malende Sprühgemeinschaft handelt. Zu dem letztgenannten Punkt kommen wir im folgenden Interview nachdem wir einige Basisinfos über sie losgeworden sind. Alme ist ein Fluss und ein Viertel in Paderborn. Nach diesem benannte sich ein Freundeskreis. Im Laufe der Jahre entdeckten einige davon Graffiti und so entstand die Alme Crew. Zum sprühenden Teil gehören Thor, Lax, Evšt, Braik, Coconut, Thermo, Rait, Some und Elvis, wobei vor allem die letzten 5 noch aktiv sind.

Text_P. Michalski In all our issues of GM we have had pieces of the Alme-crew. Those of our readers who stick to the dark side of writing most likely do not know about them because they strictly do legal graffiti. In the following interview we asked them about this and other points but first we give you some basic information about them. In the eastern part of Northrhine-Westfalia, more precisely in Paderborn Alme is a river and a neighbourhood. A circle of friends gave themselves the same name. In the course of years some of them discovered graffiti-writing and that was the birth of the Alme-crew. The crew consists of Thor, Lax, Evst, Braik, Coconut, Thermo, Rait, Some and Elvis whereas the active members are mainly the last five mentioned guys. GRAFFITI MAGAZINE_5


Wie kam es dazu, eine rein legale Crew zu bilden, insbesondere vor dem Hintergrund, daß diese Art Graffiti bei den meisten anderen Writern einen niedrigeren Stellenwert einnimmt als illegales? RAIT: Ich freue mich natürlich, wenn andere Writer meine Bilder mögen, verstehe es auch, wenn sie eine andere Auffassung mit guten Argumenten vertreten, warum sie es eben nicht tun oder warum sie legales Graffiti nicht interessiert. Ansonsten ist mir das Ansehen, was legale Graffiti Crews angeht, weniger wichtig. Wie ist eure Einstellung zu illegalem Graffiti? RAIT: Nur weil Alme eine legale Crew ist, bedeutet das nicht, dass wir nicht auch die andere Seite kennen. Ich definiere Qualität von Graffiti nicht mehr in den Sparten legal/illegal. Beide Formen der Bilderstellung unterliegen unterschiedlichen äußeren Bedingungen, die durchaus bei der Betrachtung eine wichtige Rolle spielen. Hierbei fließt natürlich der Faktor Zeit mit ein. Doch stufe ich ein mittelmäßiges Bild auf einen Zug nicht als höher ein als ein besseres Bild auf einer legalisierten Wand. Um Mißerstädnisse zu vermeiden, in vielen Fällen würde ich einen gut gemalten Throw-up als qualitativ hochwertiger als ein Hall of Fame-Buntbild einstufen. Es geht mir hierbei eher um Ausdruck, Formenverständnis, gegebenenfalls um Komposition, als um den Aspekt auf welchen Medium/Untergrund das Bild gemalt wurde. ELVIS: Da ich täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, beobachte ich schon, was illegal gemacht wird Ich habe großen Respekt vor den Leuten, die nachts rausgehen und sich den Stress noch antun. Aber es wird auch viel Scheisse gemalt. Als was für eine Crew versteht ihr euch? Wie ist eure private Beziehung zueinander? ELVIS: Private Beziehungen haben wir nicht. Wir treffen uns zum Saufen, machen dabei «ne halbwegs gute Wand. Dann geht jeder wieder seinen Weg. So hätte ich das gerne. Aber einige wollen mehr, z.B. den Sauerbraten meiner Mutter. Den kriegen sie aber nicht! 6_GRAFFITI MAGAZINE

How come that you started a legal crew especially when most of the other writers consider legal writing as not prestigious? RAIT: I don’t really care about the prestige of legal graffiti crews. I like when other writers like my pieces. But I also pretty much understand when they have a different attitude and good points why they aren’t interested in legal graffiti. What is your stance on illegal writing? RAIT: Alme may be a legal crew but we also know the other side. I don’t define the quality of a graffiti on its legal or illegal background. Both ways of creation have their specific conditions which play an important role in their evaluation. Time is one of the key figures. Nevertheless an average piece on a train is not better than a more stylish legal piece. But to avoid misunderstandings: in a lot of cases I would prefer a well done throw-up to a colourful hall of fame piece. I think more of expression, understanding of shapes and composition then I think about the surface its painted on. ELVIS: I use public transport every day and see what’s going on illegally. I’ve got a deep respect for the writers who go out at night and still face the stress. But a lot of shit is being painted out there, too. What kind of crew are you if you think of private relations? RAIT: Apart from graffiti and style we can also talk about all other aspects of life. For me it wouldn’t be sufficient and I don’t understand crews that come together because they share the same opportunistic intention and see fame as the main motivation for their legal or illegal actions. THERMO: Of course, painting is our main shared interest but we are friends whether being a writer or not. ELVIS: We don’t have any private relations. We meet for drinking and paint an average wall besides. And then we all walk our ways. I would like to have it like that but some want more, for example the excellent food of my mother. But they won’t get it! Is there a financial intention just like with so many other legal crews?


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RAIT: Crews, die nur aus Interessengemeinschaften bestehen und Fame als Aufhänger oder Motivation in erster Linie sehen, ob jetzt legal oder illegal, verstehe ich nicht und wäre mir zu wenig. In erster Linie verstehen wir uns alle auch unabhängig von Graffiti sehr gut und können über Style genauso gut reden wie über andere Themen des Lebens. THERMO: Natürlich ist Malen das größte gemeinsame Interesse, aber auch unabhängig davon sind sowohl die Writer als auch die Nichtmaler Freunde. Gibt es eine finanzielle Ausrichtung der Crew wie bei anderen legalen Crews? ELVIS: Ich glaub, eine finanzielle Ausrichtung haben wir nicht. Also ich hab noch keine Kohle für irgendeine Wand von uns gesehen. Aber vielleicht haben die anderen mich abgezockt. RAIT: Klar kommt es vor, dass aus finanziellen Gründen mal ein Auftrag gemalt wird, hausieren oder danach suchen tue ich nicht. THERMO: Ich habe keine Lust, meine Freizeit mit Arbeit zu vermischen. Vertretet ihr alle denselben künstlerischen Anspruch? RAIT: Ich glaube kaum, dass wir alle den selben künstlerischen Stand vertreten, noch nicht mal, dass die Motivation bei uns allen dieselbe bzw. die Auffassung von Graffiti dieselbe ist. Diese verschiedenen Positionen bereichern die Gruppe womöglich eher als das hier Reibungen auftreten. Findet eigentlich eine Zusammenarbeit auf der Wand oder im für uns unsichtbaren Hintergrund statt? Wenn ja, wie ist er? ELVIS: Meistens werden nur die Farben einigermaßen abgesprochen und dann wird gemacht. Dortmund-Konzept: Alle trinken Bier!! RAIT: An der Wand arbeiten wir häufig gemeinsam. Das bedeutet einer malt den Hintergrund, dafür legt der andere den Augenmerk auf das Fill-in. Selten hingegen werden zwingende Farbkombinationen abgesprochen, was womöglich einer unserer Qualitäten darstellt. THERMO: Ab und zu kommt das schon vor, dass man ein größeres Konzept als nur einheitliche Hintergrundfarbe, helle Outlines hat, meistens möchte aber jeder seinen Freiraum. Es muss auch nicht jedes Fill-in 100% identisch sein. Vielfalt ist doch interessanter. Meiner Meinung nach ist eh entscheidender, dass wir uns dafür interessieren, was der andere macht. Wir erzählen von unseren Ideen und sind dann auch offen für Verbesserungsvorschläge oder Änderungen. Dadurch dass wir uns schon so lange gemeinsam weiterentwickeln, passen die einzelnen Styles auf der Wand dann hinterher doch irgendwie zueinander, obwohl die Ansätze recht unterschiedlich sind. 8_GRAFFITI MAGAZINE

ELVIS: I don’t think that we have a financial intention. I haven’t received any money for a wall of us. But probably the others cheat on me. RAIT: Of course we sometimes have to do a commission job for financial reasons but I’m not looking for it. THERMO: I don’t like to mix my hobby with work. Do you all have the same artistic approach? RAIT: I don’t think so. I don’t even think that we have the same motivation neither we have the same idea of writing. Most likely these different standpoints enrich the team rather then tensions arise. How do you cooperate? ELVIS: In most of the cases we only talk about the colours. And we just do. Dortmund attitude: everybody drinks beer!! RAIT: We quite often cooperate on the wall. One does the background the next one does the fill-in. THERMO: From time to time we have a bigger plan than the same colour in the background. But mainly everybody wants his own free space. Variety is more interesting anyway. In my opinion it is more important that we are mutually interested in each other’s work. We talk about our ideas and we are always down for improvement or changes. Because of our long cooperation the styles on the wall match somehow although we have different approaches. Is writing for you more a headthing than a spontaneous act? THERMO: Both. But I must say I do see a difference between improvised and spontaneous piecing. Sometimes it’s alright to quickly finish a piece just to waste some time. But this is not really satisfying. What I like to do is to start with a vague idea and work on it for the rest of the day. This kind of calm improvising I enjoy the most. It’s a whole different approach to have a break for an hour just to talk, eat and think how to improve the style. Once in a while I do elaborate walls and I certainly sketch a bit before. Then there’s a serious idea included, for example an attempt to show an unusual kind of aestheticism or dynamic in a piece. COCONUT: For me writing is fun when it comes to the first outline and the final outline. My focus is on letter construction as well as letter creation. THERMO: If you want to you can call it a head thing. For some it seems to be a contradiction to elaborately work on an idea and to have fun doing it. For me this is fun. In illegal writing you can have childish titles like “allcity king” or whatsoever. What is your goal in legal writing?


Seid ihr sehr verkopft oder malt ihr einfach drauf los? THERMO: Sowohl als auch. Wobei ich zwischen Improvisieren und einfach Drauflosmalen auch nochmal unterscheide: Manchmal reicht´s mir, einfach schnell ein Bild zu machen, um etwas Zeit totzuschlagen, aber richtig befriedigend finde ich das nicht. Was ich aber gerne mache, ist nur mit einer groben Vorstellung anzufangen und diese dann über den ganzen Tag auszuarbeiten. Gerade durch dieses in aller Ruhe Improvisieren entstehen die Bilder, die mir am meisten Spaß machen. Man geht ganz anders an ein Piece ran, wenn man zwischendurch auch mal eine Stunde Pause machen kann, um sich zu unterhalten, Essen zu holen etc. und sich dabei überlegt, wie man die Wand noch verbessern könnte. Manchmal mach ich aufwändigere Wände, die plane ich natürlich dann auch schon vorher und kritzel was rum. Da steckt dann meistens auch eine richtige Idee drin. Beispielsweise, ob man jetzt eine ungewohnte Ästhetik oder Dynamik im Piece zu erreichen versucht. COCONUT: Für mich ist Graffiti Vorziehen und Outlines, diese beiden Sachen machen mir am meisten Freude. Der Schwerpunkt liegt bei mir auf dem Konstruieren bzw. Gestalten von Buchstaben. Mir geht es um den Moment an der Wand und diesen festzuhalten. THERMO: Wenn man will, kann man das verkopft nennen. Für manche Leute scheint ja eine Idee ausarbeiten und möglichst gut umsetzen und Spaß haben ein Widerspruch zu sein. Ich finde, gerade das ist der Spaß daran.

RAIT: About all I do graffiti because it’s the artistic area that pleases me the most. I also like other artistic media but the feeling and the expression of writing I haven’t found anywhere else. Ideas like “allcity” are not my cup of tea. THERMO: My goal is to try new things with letters. I realise quite often how I progress but with more experience I also realise how much better other writers are. ELVIS: My attitude is to do as much as possible. That’s been my mentality through all of the years. But nowadays I also want to do quality graffiti. Only few writers succeeded in becoming the “allcity king” and it depends where you live. If you live in a small town you’re the king of a small town! COCONUT: I do see a future for my writing because I still have a lot of fun. Of course our stuff is not that inventive but I don´t know where we end up. Were only half way through there’s still so much to do.

Gibt es bei euch einen Leistungsgedanken, denn einen kindischen Titel wie „allcity king“ im illegalen Graffiti könnt ihr ja nicht erreichen? Mit welchem Ziel vor Augen malt ihr eigentlich? GRAFFITI MAGAZINE_9


RAIT: Ich male in erster Linie, weil Graffiti der künstlerische Bereich ist, der mich am meisten erfüllt. Eine Grafik, Zeichnung, Leinwand, Foto oder Videofilm gibt auch Qualitäten, die mich erfreuen, doch das Gefühl und der Ausdruck, den Graffiti ermöglicht, konnte ich nirgends finden. Wie oben beschrieben, der „allcity“ Gedanke ist für mich nicht wichtig. THERMO: Man merkt regelmäßig, dass man sich zwar einerseits weiterentwickelt, andererseits schnallt auch erst mit dieser gewonnenen Erfahrung, wie viel besser manch anderer Writer ist. Das ist eigentlich schon eine gute Motivation. Immer neue Sachen mit Buchstaben ausprobieren. Mehr Ziele habe ich nicht. ELVIS: Mein Anspruch ist es, soviel wie möglich zu machen. Das ist immer noch die Mentalität, die ich auch vor Jahren hatte. Nur heute muss für mich auch einigermaßen die Qualität stimmen. Dieses Allcity-Dingen haben doch nur wenige geschafft, es kommt doch auch immer drauf an, wo du wohnst. Wohnste im Dorf und machst viel, biste der Dorfkönig! COCONUT: Mir macht das Malen noch dermaßen Spaß, da wird auch in Zukunft noch viel gehen. Natürlich sind unsere Sachen nicht wer weiß wie innovativ und wo wir landen werden, weiß ich jetzt noch nicht, aber wir sind ja auch gerade erst auf der halben Strecke. Da gibt´s noch so viel zu tun. 10_GRAFFITI MAGAZINE


Bildanalyse

Analysis of a piece

Die Grundidee dieses Coconut-Pieces war, es formatfüllend möglichst komplex

The basic idea to this piece was to make it fit to the cover of GM as well as to

und bunt als Covermotiv des vorliegenden Magazins einzusetzen. Das Bild entstand

make it as complex and colourful as possible. Apart from that the piece was done

spontan ohne vorherigen Entwurf und ohne Planung der Farben, die in diesem Pro-

spontaneously without any further plan. No sketch and no predetermined colour

zess zuerst sowieso eine untergeordnete Rolle spielen. Der Schriftzug Coconut be-

scheme was involved.

inhaltet verschiedene klassische Elemente des Stylewritings. Die Anordnung und

The coconut-piece consists of various classic elements of stylewriting. The ar-

Verwendung einzelner Elemente wurde dabei bewusst eingesetzt. Um dieses Piece

rangement and the use of single details was done on purpose. To make this piece

verständlich zu machen, möchte ich einige wichtige Grundideen und Ansätze hier

accessible to other writers I want to explain my approach to it.

erläutern. The C´s are based on throw-up shapes. The second C shows this perfectly. Its Die Cs basieren auf der Form eines Throw-Ups. Besonders deutlich wird dieses

main shape reveals the parallel to modern throw-up styles. The letter is split up in

am zweiten C. Die Grundform basiert auf der Art und Linienführung eines modernen

two parts which derives from the speed a throw-up is done with. This is a legal

Throw-Ups. Die Aufteilung des Buchstaben in zwei Teile entsteht durch die schnell-

piece but that does not matter- I am fully aware of the usage of such a device. The

gezogene Ausführung, die normalerweise durch Zeitdruck und Umstände bedingt

second C is based on this inspiration but the upper part of it is very similar to my

ist. Auch wenn es ein legales Piece ist, egal - ich zitiere bewusst dieses Stilmittel.

own common C.

Das zweite C basiert also auf dieser Inspiration, den oberen Teil gleiche ich aber meiner üblichen C-Form an. Im ersten C ziehe ich die Form in die Länge und füge noch weitere Elemente hinzu, um den Betrachter zu verwirren der Vergleich mit dem zweiten C gibt Deutungshinweise. Der Unterschied zu dem ersten C ist, dass die Lücke oder das Loch, in einem Throw-Up meist nur als Strich angedeutet, hier als wirklicher Raum dargestellt wird. Generell finde ich die Innenräume von Buchstaben bei deren Gestaltung sehr wichtig. Durch die Form der Innenräume kann man unterschiedliche Wirkungen er-

The first C is made longer as usual and I attached several elements to confuse the observer. The big difference between the second and the first C is that the space within the latter mentioned letter is painted as a space. This is in contrast to regular throw-up styles where the space usually is not painted but a single line or dot. In general I think that the space in a letter plays an important role in its design. With the usage of these spaces different effects can be achieved just like in the O´s. Every part was emphasised differently. To show this I put a shape(yellow with a white outline) over the second O.

zielen, wie bei den beiden Os. Jeder Teil wurde bewusst unterschiedlich hervorge-

For me a very interesting part of graffiti are the bits which are quite often used

hoben. Um dies zu verdeutlichen, wurde sogar beim zweiten O eine Form über den

as little details. In this piece the semicircle bit is far bigger than usually and this way

eigentlichen Buchstaben gelegt (Gelb mit weißer Outline).

the bit has a bigger meaning for the piece as well as the bit completes the shape. Basic shapes of various bits appear within the piece but well arranged and as a ho-

Ein weiterer interessanter Teil für mich ist die Verwendung von Bits, die häufig nur als kleine Details eingesetzt werden. Bei diesem Piece wird der Halbkreis-Bit

mogeneous unity. The purpose of this is to raise the prestige of this underestimated part of graffiti.

überdimensional am Anfang eingesetzt, wodurch er einen größeren Stellenwert in-

Additional shapes and elements(lower C, upper C2, lower U+N+U) are used

nerhalb des Pieces bekommt und die Form nach außen ergänzt. Auch Grundformen

spontaneously to fill the space of the wall. On purpose these shapes have no rela-

von anderen Bits tauchen innerhalb des Bildes auf, jedoch geordnet und als eine

tion to the single letters.

homogene Einheit. Ziel ist dabei das bewusste Einsetzen und die Aufwertung eines oft wahllos verwendeten Stilmittels. Zusätzliche Formen bzw. Elemente (Unten C, Oben C2, u unten N u. U) werden

The various fill-ins and the changing colours of the outlines underline particular focal points. These two things are also used to create a liveliness throughout the whole piece.

hier wahllos eingesetzt, um den Raum der Wand zu füllen. Diese Formen haben bewusst keine Beziehung zu den einzelnen Buchstaben. Die Fill-ins und die wechselnde Outline-Farbe tragen ihren Teil dazu bei, einzelne

Eventually we realised that the piece did not fit the size of the cover and I had to do it again.

Schwerpunkte zu unterstreichen und eine Gesamt-Lebendigkeit zu erreichen. Letztendlich stellten wir jedoch fest, dass das Piece nicht ins Coverformat passte und so musste ich nochmal ran. GRAFFITI MAGAZINE_11


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Kitsch

Text_P.Michalski In den letzten beiden Jahren sind in der Dortmunder Nordstadt eine Menge neuer Wandbilder entstanden. Durch das Projekt „Bilderflut“ wurde versucht, Farbe in die Stadt zu bringen. Dies ist gelungen- mehr nicht.

In the last two years a lot of new murals appeared in the northern parts of Dortmund. The mural project “Bilderflut” was an attempt to improve this neighbourhood with colourful paintings. Mission visually accomplished but on the lowest level.

Legale Malerei im öffentlichen Raum ist eine schwierige Angelegenheit. Das Interesse des Künstlers, des Auftraggebers und der Öffentlichkeit, der sich das Werk nun mal präsentiert und die immer auch ihren Senf dazu gibt, ist häufig stark unterschiedlich. Gerade was Kunst und Künstler ausmacht, im Wesentlichen auch die Unabhängigkeit, ist bei den meisten Wandbildern nicht gefragt. Das Buch „Kunst an der Wand“ stellte schon 1976 die verschiedenen Punkte dar, die es nur vielleicht zu beachten gilt. Das Verlassen der geschlossenen Räume Galerie und Museum und die damit zusammenhängende Präsentation der eigenen Werke im öffentlichen Raum endet häufig in einer Beschränkung der künstlerischen Freiheit. Die Erwartungshaltung der Auftraggeber(welcher ja auch der unverzichtbare Geldgeber ist) führt zusätzlich zu einer Trivialisierung der Kunst. In der Regel genügen ihnen Wandbilder als sinnentleerte Illustrationen. Eine der Folgen ist, dass gerade die kritischsten Varianten eines Wandbildes, das politische oder sozialkritische, schon fast Utopien aus einer vergangenen Zeit darstellen und heute in unserer Umwelt gar nicht

Painting legally within public space is a difficult task. The intention of the artist, the will of the sponsor and last but not least the (in most of the cases unwanted) opinion of the common people are quite often very different. Bear in mind that independence is one of the main features that constitute art and now: how do you remain independent and unaffected with so many judges around? Already in 1976 the book “Art on the Wall” considered the points the artists may think about when going out into the urban arena. When the artists leaves the sanctuaries museum and gallery he most likely ends up in a cage where artistic freedom is just a phrase. In addition to that the expectations of the client(the person with the money) lead to a senseless work. Most of the times it is sufficient to have a simple illustration instead of an elaborate and skilful masterpiece on the wall. In conclusion social criticism or political contents in a mural seem impossible nowadays. They appear like remains from a far gone time. Expressive murals like the latter mentioned just do not go hand in hand with modern society its attitude of soft entertainment. GRAFFITI MAGAZINE_25


mehr vorstellbar sind. Ausdrucksstarke Werke wie die letztgenannten entsprechen einfach nicht dem gesellschaftlichen Gesamtkonsens der seichten Unterhaltung. Es geht aber noch einen Schritt weiter. Angeregt durch europäische Fördergelder für „Gebiete mit erhöhtem Erneuerungsbedarf“ nutzen Städte und Gemeinden inzwischen Wandmalerei, um soziale Missstände öffentlichkeitswirksam zu kaschieren. So geschehen in der Dortmunder Nordstadt in den letzten zwei Jahren durch „Bilderflut“. Dabei handelt es sich um ein Wandbildprojekt mit zahlreichen Fassaden, dessen Ziel die Errichtung eines begehbaren Lexikons war. Jedes Haus illustriert ein beliebiges Thema zu einem anderen Buchstaben des Alphabets, z.B. Tierarten oder Wissenschaftler. Trivial in seinem Grundgedanken wird der künstlerische Anspruch erst gar nicht erhoben. Im Gegensatz zu den Wandbildern der 70er und 80er Jahre, die zum Beispiel als Protest gegen Wohnungsnot oder Arbeitsplatzmangel dienten, sind sie heute ein gemeindepolitisches Mittel der Wohnumfeldverbesserung. Zu diesem Zweck wird auch gerne ein Teil der Sprühergemeinde eingesetzt. Um urbane Schandflecke positiv erscheinen zu lassen, verkommt so auch Graffiti wie fast jede weitere Form von Wandmalerei schließlich nur noch zum dekorativen Etwas. Lediglich renommierte Künstler, wie z.B. die internationale Writing-Avantgarde, können weitestgehend ihre eigenen Vorstellungen umsetzen, ohne sich großartig beugen zu müssen.

But that is not the end of the line. Cities and communities go a step further. They use public funds for murals with which they try to camouflage the problems around us. This is what happened in Dortmund in the last two summers with the means of “Bilderflut”. Its is a mural project with a lot of facades incorporated. The general idea behind is to have an encyclopaedia that can be inspected on foot. Every house or wall illustrates a topic connected to letter of the alphabet, e.g. “f” for football or “d” for dragonfly. There is no further idea behind it and this trivial approach to muralpainting has nothing to do with art. In contrast to murals of the 80ies and 90ies which for example were meant as protest to unemployment or other serious themes murals are nowadays a political means to improve our surrounding. Quite often even graffiti-writers are called to arms for such a mission. To brighten up social hotspots they are used like any other form of painting and in conclusion end up in a decorative something. The only exception to the rule are big big artists like the international writing avant-garde. At least most of the time they can do what they want to do. But mainly owners of houses and public servants in charge of funds do not look for an artists. They look for someone who illustrates their low level ideas and that is the reason for so much visual pollution around us. Especially Dortmund has been suffering from that problem in the last two years. More than some can take.

Da Hausbesitzer und öffentliche Stellen aber in den meisten Fällen keinen Künstler, sondern einen Erfüllungsgehilfen für ihre niederen Ideen suchen, sind wir von visueller Umweltverschmutzung umgeben. Dortmund hat da in letzter Zeit einen beträchtlichen Zugewinn zu vermelden. Manchmal, aber nur manchmal, kann sogar der schlimmste Wunsch eines Auftraggebers, das Malen einer Stadtsilhouette, eine positive Neuigkeit sein.

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bilderflut.org


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Tags

Text_J. Temeschinko

Tags und ihr Gehalt öffentlicher Provokation

Tags and their potential to annoy

Was sind Tags? Was bedeuten sie? Zeichen auf Wänden, von drogensüchtigen Jugendlichen aus Lange-weile hinterlassen? Oder steckt hinter dieser Ansicht nur bildungsbürgerliches Klischeedenken? Unleserliche Schmierereien sind die niedrigste Ausdrucksform, seitdem Menschen aufgehört haben, in Ecken zu pissen. Ausgeführt von Kids, die zu dumm oder faul (oder beides) sind, sich ein richtiges Graffiti auszudenken? Aber wenn interessiert das? Es sind doch nur Kinder, und wer behauptet, er sei in der Jugend nicht voll-kommen bescheuert gewesen, ist es entweder immer noch oder belügt sich nur selbst. Aber was steckt dahinter, fremde Flächen mit seinem Pseudonym zu bedecken? Quasi an, auf beziehungs-weise in das Fremde einzudringen und es mit seinem eigenem Nektar zu besudeln und damit zu verein-namen. Schlimmer als Tags ist meines Erachtens lediglich die Denkfaulheit der scheinbar dazu berechtigten Kritiker und ein gesellschaftlicher Konsens gegen alles Fremde (auf der Wand und im Allgemeinen).

What is a tag? What are tags good for? Are they signs on walls made by drug-abusing bored teenagers? Or is this idea just a bourgeois cliché? Indecipherable scrawls are the lowest form of expression since mankind came out of the cave. Are tags done by kids who are too stupid and lazy to create a serious graffiti? But who cares? They are just children but who states he was not stupid himself at that age is lying to himself. So what is the idea of covering walls and trains with his pseudonym? To make it that way to “your” wall or train? The only thing I can think of that is worse than tags is the slow thinking of the self-authorised critics and the common understanding of society of being against all strange.

Der Tag (eigentl. Anhänger, Etikett) stellt die Urform des Writing dar, wie es Ende der 1960er Jahre in New York – in Philadelphia geht ein Aufschrei durch die Gassen1 – entstanden ist, und auch heute noch bildet der Tag,

The tag is the basic form of writing the way it was developed in New York at the end of the 1960ies. People from Philadelphia may now be complaining about this statement.1 The tag is still the basis for the whole oeuvre of all writers. It is the artists` new identity2 behind which he can hide and with which he can abandon all values and moral ideas of society. He is not himself anymore he or she becomes Lady Pink, Dondi, Superkool or Barbara 62. “He gives himself a new name and a new identity within a group that has its own ideas of values and rules”3 quotes one GRAFFITI MAGAZINE_35


was i.d.R. der Aliasname des Writers ist, die Grundlage seines gesamten Schaffens. Dabei ist der Tag lediglich der nach außen hin sichtbare Teil einer ganz neuartigen Identität, in deren Sein der Inhaber2 sich nicht mehr an die ansonsten geltenden Gesetze und Moralvorstellungen zu halten hat. Er ist nicht mehr ‚ER‘ sondern wird zu LADY PINK, DONDI, SUPERKOOL oder BARBARA 62, um nur einige klassische Namen zu nennen. (Alle Beispiele von Writernamen sind von mir willkürklich gewählt). „Er legt sich einen neuen Namen zu und eine neue Identität innerhalb einer Gruppe, die ihre eigenen Wertvorstellungen und Regeln hat,“3 wie erste Dokumentaristen der Szene sich ausdrücken. Der New Yorker DURO fasst dies noch präziser zusammen: „Der Tag ist das Fundament von Graffiti und die Grundlage von Graffiti ist mein Name. Da fängt es an – bei mir – ich bin was ich sein will.“4 Nicht ‚ICH‘ breite mich über die Wände und Züge der Stadt aus, sondern der Tag, den ich für mich ge- bzw. erfunden habe. (Paradoxerweise unterliegt wiederum nicht der Tag einer Strafverfolgung sondern ausschließlich sein Urheber, was dazu führt, dass die Zeichen von MITCH, LEE, WON oder MOSES als codierte Zeichen in letzter Konsquenz außerhalb jeglicher Rechts-sprechung stehen.) Das ein Name in der ganzen Stadt zu lesen ist, sorgt in erster Linie für eine quantitative Präsenz, womit jedoch noch nichts über die Qualität des Tags und damit den ‚Style‘ seines Urhebers gesagt wird. Ausgeführt werden diese Signaturen meist mit Aerosollackdose oder Markern, die entweder gekauft oder selbst gebastelt sein können, und kleiner und daher leichter zu transportieren sind, als Farbsprühdosen. Mittlerweile lassen sich Tags aber auch mit Hilfe von umgebauten Feuerlöschern, Laserstiften oder Wasser anbringen – im letzteren Fall als sogenanntes ‚reverse graffiti‘, bei dem der Name mit einem Schwamm in eine dreckige Oberfläche gewischt wird und bis zum nächsten Regen hält. Ist dafür aber meist auch nicht strafrechtlich relevant. Trotz eher geringer Größe, darf man Tags nicht als minderwertig abtun. „Gekonnte Tags können [...] in ihrer Wirkung und Aussagekraft locker mit Pieces konkurrieren,“5 schreibt ein Autor der Zeitschrift BACKSPIN bereits vor einigen Jahren. 36_GRAFFITI MAGAZINE

of the first historians of writing. The New York based writer Duro is more precise on this point: “The tag is the foundation of graffiti and the basis of graffiti is my name. It starts with me. I am who I want to be.”4 It is not me who covers trains and walls but my tag.(Paradoxically the tag is not prosecuted but its originator. In conclusion the signs of Mitch, Lee, Won or Moses are situated in a lawless area.) To have a city covered with a name speaks of quantity but not of quality and does not say anything about the style of his maker. These signatures are mainly done with spray cans or markers, in some cases with selfmade tools, for example, modified fire extinguishers. Tags may be of small size but one should not underestimate them. “Well done tags can rival pieces in its effect and expression,”5 wrote an author of Backspin magazine a few years ago. Tags are the signature of the writer and therefore should be readable as well as inventive. On the one side the originator wants to show his existence. On the other side a skilfully done tag is meant to show how far the artists has developed his writing. Consequently, tags can consist of simple and straight or very complex calligraphic letters. The latter mentioned is a cryptic mystery for the outsider. Moreover the application of a tag means the reorganisation of a surface. A former public space ceases to exist in its known structure. The more tags appear on a surface the stronger is their importance in the perception of the restructured space. That way they express something. „Tags tell me their stories and, in doing so, make me a part of an invisible network in this city. This reinforces a feeling of affiliation with the people who share my love and passion for the cause. [...] I’m not alone.“6 From a particular level of visual presence on one can assume that tags do not only convey their message to the insider but also to the public in general as well as to the executive. Of course this leads to a problem. Tags are more or less present in all German cities because of their fast application. These quickly done writings on the walls lead to a negative attitude by the common people towards the writers. Strange signs done in an act of self-determination are at war with the right of private property.


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Tags sind die Signatur des Writers und sollten damit lesbar und originell zugleich sein. Einerseits will der Verfasser über sich, d.h. seinen Namen und damit in letzter Instanz über seine Existenz informieren. Andererseits sollte die besonders gelungene Ausführung darüber ein Urteil zulassen, inwieweit er sich in ästhetischer Hinsicht bislang entwickelt hat. Dies bedeutet, das Tags sowohl aus einfachen Druckbuch-staben bestehen können, aber auch als verschlungene, kalligraphische Zeichen im urbanen Raum anzu-treffen sind, die für das nicht eingeweihte Auge eine kryptische Chiffre darstellen. Darüber hinaus jedoch bedeutet das Anbringen eines Tags die Neuorganisation einer Oberfläche, so dass ein vorher öffentlich existenter Raum in seiner ursprünglichen Form nicht mehr existiert. Je größer oder zahlreicher Tags auf einer bestimmten Fläche anzutreffen sind, desto stärker ist ihre Prägnanz zur Wahr-nehmung des neu organisierten öffentlichen Raumes; und damit sagen sie etwas aus. „Tags tell me their stories and, in doing so, make me a part of an invisible network in this city. This reinforces a feeling of affiliation with the people who share my love and passion for the cause. [...] I´m not alone.“6 Ab einer bestimmten Einheit von optischer Präsenz kann man davon ausgehen, dass diese nicht nur dem Eingeweihten die intendierte Aussage übermitteln, sondern auch dem Passanten, der zivilen Öffentlichkeit und nicht zuletzt den Organen der Exekutive eine – wenn auch anders geartete – Aussage entgegen brin-gen. Darin liegt wiederum die enorme Problematik der Tags. Durch ihre schnelle Ausführbarkeit sind sie zahlreich in deutschen Städten präsent und prägen damit das Bild der bürgerlichen Meinung gegenüber den Writern. Und diese ist i.d.R. nicht besonders aufgeschlossen gegenüber den fremden Zeichen, die sich in einem Akt der Selbstbestimmung überall dort ausbreiten, wo normalerweise das Recht des Privateigentums an erster Stelle steht. Aus diesem Grund sind Tags unbeliebt bei Grundstückseigentümern, Wohnungsbaugesellschaften und Verkehrsbetrieben; sprich all jenen, die 38_GRAFFITI MAGAZINE

This is why tags are disliked by landlords, housing companies and transit authorities. John Wayne said in one of his movies: “If you can’t protect that’s what you call your own than you’ve got nothing at all.”7 The tag is the visible part of an act that reveals your impotence in this basic instinct to protect everything that is yours. If a stranger paints your garage, your train, the façade of your supermarket or your Porsche he gives a fuck about the common understanding of property. A tag is always a menace to the non-writer because apart from the aesthetic shock of indecipherable letters on a wall the tag says: I am here. Your government could not protect you from this act of vandalism. The innocent bystander sees it and thinks if my government cannot protect this urban space from being vandalised than it cannot protect me, too. The people feel threatened by a system of modern hieroglyphics they cannot decipher. According to the sociologist Jean Baudrillard there is no significant8 that can be related to the “empty totemisms”. The logical shock of an act without any explicable sense is far worse than the aesthetical shock. Tags are signs with diluted arbitrarity.9 It does not make sense to look for something more than the pure shape. They show that there can be expression without content. Because of this lack of readability tags are a threat and therefore unwanted by the common people. In connection with the common denial of tags the aspect of motivation for being a member of a subculture and the involved us against them feeling must be rethought. Tags fulfil two functions: an aesthetical and an a social role that can be realised with two different recipients. On the one hand with writers who like tags and on the other hand with the rest of the population which detest tags. It is only one side of the coin to see the act of tagging as a loss of authority of the owner. The other side of the coin is the partially accepted art of tagging within society. At least gallery owners and streetworkers realise it as art. The first mentioned group sees it as one more way to make money within the field of a post-modern idea of art. The acceptance of


Graffiti immer ganz toll finden, wenn es sich auf Autokindersitzen oder Krankenkassenwerbung befindet. John Wayne sagte: „Wenn du das, was du hast, nicht beschützen kannst, hast du gar nichts.“7 Der Tag ist nur der sichtbare Teil jener den Beschützerinstinkt offen legenden Impotenz, die dir offenbart wird, wenn ein Fremder deine Garage, deinen Zug, deine Supermarktfassade oder deinen Daimler mit seinem Signum an sich reisst. Und damit auf gesetzmäßig-konventionelles Eigentumsempfinden scheißt. Ein Tag bedeutet für den Nicht-Writer immer eine Bedrohung, denn neben dem ästhetischen Schock unleserlicher Buchstaben auf der Wand, sagt ihnen der Tag: Ich bin hier. Der Staat, die Obrigkeit, nenn´ es wie du willst, konnte nicht verhindern, dass hier diese Sachbeschädigung begangen wird. Der unwissende Passant siehts und denkt sich: Wenn der Staat nicht für die Sicherheit in diesem urbanen Raum sorgen kann, dann kann er auch nicht für meine Sicherheit sorgen. Die Menschen sehen sich bedroht durch ein Zeichensystem moderner Hieroglyphen, die sie nicht entschlüsseln können. Denn es gibt kein Signifikat8, dass den ‚leeren Totemismen‘, so der Soziologe Jean Baudrillard, zugeordnet werden kann. Der logische Schock einer Handlung ohne vermeintlichen Sinn geht weit über den erwähnten ästhetischen Schock hinaus. Tags sind urbane Zeichen mit aufgelöster

tags in the context of the galleries and museum is a different story and will not be discussed here. These people do not understand that tags are not meant to be aesthetical and just cannot be. The message of tags is the middle finger against all efforts of city clean-up days when those hypocritical politicians and capitalists call to arms for a nicer environment. But on the political level this grand improvement is about something else than the reign over walls, houses and devices of public transport. Once again Jean Baudrillard has to be quoted. From his point of view social life can only be lead by the seeing and believing of visual signs which remain static themselves. Meant with this is the battle of official signs against unofficial signs like tags: “The main point of the code is the original definition of power: the urban area(and not the city anymore) as the centre of the code.[...] The difference between sender and receiver, between the author and consumer of signs must remain totally because in it is today’s true form of social control.”10 Tags are no signs of consumption all they just can be looked at. But this reception is forced upon the audience. Tags take the intellectual ghetto into the city and proof the existence of a different place. The different New York, the different Berlin-wherever. The areas of the city locked out by the ruling sign system burst into the “linguistic ghetto of the city with a kind of revolution of signs.”11

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Arbitrarität.9 Es hat keinen Sinn, hinter der reinen Formsprache noch etwas zu suchen; sie führen vor, dass es Aussagen ohne konsensuellen Sinn geben kann. Aufgrund dieser fehlenden Entschlüsselung wirken Tags für Zivilisten bedrohlich und sind daher unerwünscht. Zusammenhängend mit der Ablehnung von Tags in der Bevölkerung muss der Aspekt der Motivation über-dacht werden, sich als Angehöriger einer Subkultur bewusst von der Gesellschaft abgrenzen zu wollen. Somit erfüllen Tags zweierlei Funktionen: eine ästhetische und eine soziale Rolle, die sich jedoch jeweils bei unterschiedlichen Rezipienten bemerkbar machen. Zum einen bei anderen Writern, die Tags okay finden, zum anderen beim Rest der Bevölkerung, der Tags eben nicht so toll findet. Der mit dieser Sachbeschädigung einhergehende Autoritätsverlust von Eigentümern gegenüber der fremden Macht ist wiederum nur eine Seite der Medaille, denn mittlerweile sind Tags zumindest partiell gesellschaftlich akzeptiert: bei Galeristen und besorgten Sozialarbeitern. Erstere sehen darin nur eine weitere Masche im Rahmen eines postmodernen Kunstbegriffs, nochmal Kasse zu machen. Der Sachverhalt einer künstlerischen Akzeptanz von Tags im Kontext von Galerien und Museen bedarf jedoch einer gesonderten Betrachtung, die hier nicht erfolgen soll. Diese Leute haben nicht begriffen, dass Tags im bürgerlichen Sinn nicht ästhetisch sein wollen und per se nicht sein können. 40_GRAFFITI MAGAZINE

According to this definition of public space only those signs are of political relevance which question the unilateral order between the author and the consumer by infiltrating the existing moral. This is where the menace to society is hiding and that is why writing in general and especially tags are prosecuted. To draw a conclusion: no visual signs are to exist in public space that fit the idea of consumption and those people that cannot afford to rent commercial space for advertisements are not allowed in. On purpose tags provoke the refusal of all other people who are not within the circle of practitioners. But at the same time tags fight a symbolic struggle for sovereignty of the visual appearance in public space. Even for those people who do not understand the art of tagging.12 Eventually tags fight for all of us.


Ihre Botschaft ist der Mittelfinger gegen alle ordnungspolitischen Bemühungen und Stadtputztage, an denen eine verlogene Allianz aus Lokalpolitikern und Kapitalbewegern zur Verschönerung des gemeinsamen Lebensraumes aufrufen. Hinter der Kulisse des Stadtbildes geht es auf einer politischen Ebene aber um viel mehr als die bloße Flächenhoheit an Schallschutzwänden, Wohnhäusern oder Nahverkehrsmitteln. Der bereits erwähnte Soziologe Jean Baudrillard vertritt den Standpunkt, die gesellschaftlichen Verhältnisse lassen sich nur noch über das Erkennen und Anerkennen der visuellen Zeichen steuern, die ihrerseits statisch bleiben. (Gemeint sind offzielle Zeichen vs. illegitime Zeichen wie Tags) Er formuliert diesen Bedeutungswandel folgendermaßen: „Denn die zentrale Stellung des Codes ist heute die eigentliche Definition der Macht: das Urbane (und nicht mehr die Stadt) als Zentralstelle des Codes. [...] Der Unterschied zwischen Sendern und Empfängern, zwischen Produzenten und Konsumenten von Zeichen muß total bleiben, denn in ihm liegt heute die wirkliche Form der gesellschaftlichen Herrschaft.“10 Tags sind keine Zeichen des Konsums, sie können lediglich rezipiert werden. Allerdings wird diese Rezeption mit Nachdruck erzwungen, denn sie tragen das intellektuelle Ghetto hinaus in die Stadt und weisen dem Betrachter die Existenz des anderen Ortes nach. Das andere New York, das andere Berlin – wo auch immer. Jene Teile der Stadt, die vom herrschenden Zeichensystem der Konsum- und Warengesellschaft ausgesperrt werden, denn erst „[m]it den Graffiti bricht in einer Art von Aufstand der Zeichen das linguistische Ghetto in die Stadt ein.“11 Nach dieser Definition des urbanen, öffentlichen Raumes sind also nur noch jene Zeichen von politischem Belang, die die einseitige Rangordnung zwischen Produzent und Betrachtern in Frage stellen, indem sie dem offiziellen Code und dessen Gebrauch zuwider laufen und damit in letzter Konsequenz auch das bestehende Wertgesetz unterwandern. Darin liegt sozuagen die Bedrohung auf einer sozialen Ebene, weswegen Writing allgemein und Tags insbesondere einer Strafverfolgung unterliegen. Im Fazit schließe ich aus alldem: Es dürfen sich im öffentlichen Raum keine visuellen Zeichen mehr aufhal-ten, die nicht in das Gesamtbild einer Konsumgesellschaft passen und jeder, sich der keine Plakatflächen, Busmonitore oder Stromkästen mieten kann, ist bei dieser Veranstaltung nicht länger erwünscht. Tags provozieren bewusst die Ablehnung aller anderen Menschen, die sich nicht eingeweiht fühlen, obgleich sie auch für denjenigen einen symbolischen Kampf um die Vorherrschaft über die visuelle Erscheinung des Stadtraumes führen, der sie nicht nachvollziehen kann.12 Am Ende also für uns alle. GRAFFITI MAGAZINE_41


1_Mir ist bewusst, dass zeitlich gesehen bereits vor dem New Yorker Massenphänomen Writing in Philadelphia getaggt wurde – vgl. u.a. „Powers. The art of getting over. New York, 1999“ – aber dieser Aspekt wird hier nicht behandelt und damit zuerst dem Konsens des Ursprungs der Bewegung aus der Bronx kommend Genüge getan. 2_Natürlich gibt es auch weiblicher Tagger, wenn auch wesentlich weniger, die sich nicht benachteiligt fühlen sollen. Lediglich der einfacheren Lesbarkeit halber wird i.d.R. nur die männliche Form als Archylexem genannt, was beide Geschlechter beinhaltet. 3_Cooper/ Chalfant 1984, S. 23. 4_Zitiert nach: Walta (Hg.) 2004, S. 51. 5_Universal Language, in: Backspin 16, 1999, S. 16. 6_REW. The individuality and beauty of the tag, in: Mai (Hg.) 2005, S. 29. 7_Er sagte das allerdings als Figur in einem seiner Filme und nicht mit dem Anspruch seiner privaten Meinung. 8_Mit diesem Begriff bezeichnen Sprachforscher die gedankliche Vorstellung zu einem verbalen Ausdruck, der wiede-rum Signifkant genannt wird. Höre ich das Wort B-U-C-H, dann habe ich im Kopf eine Vorstellung vom bezeichneten Gegenstand. Anders verhält es sich bei Tags, wenn der Leser zu Buchstabenfolgen wie EHSONE (CBS) oder AKIMIND, die meist ohnehin für ihn unleserlich sind, keine Vorstellung entwickeln kann. 9_Das Wort meint den Zusammenhang zwischen Signifikat und Signifikant, den es bei Tags eben nicht mehr gibt. 12_Baudrillard 1975, S. 22f. Sein Aufsatz „KOOL KILLER oder der Aufstand der Zeichen“, auf den ich mich beziehe, datiert zwar von 1975 (dt. 1978), ist aber auch heute noch eine der grundlegenden Schriften, sich auf einer theoretischen Ebene mit der Bedeutung des Writing-Codes kritisch auseinander zu setzen. 11_Ebd. S. 28. 12_Vgl. hierzu: Grothe. Taggen ist Provokation, in: Rebel:art. Connecting art and activism, 2004, o.S.

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1 I do know that tagging started out in Philadelphia like it is stated in “The srt of getting over” published by S.Powers in New York 1999. But this aspect will not be dealt with here. writnig as a mass movement came from the bronx and that is why New York is mentioned as the spring of it. 2 Of Course there are female taggers and they should not feel disadvantaged. They may be far less than male taggers but because of simpler readibility only the male form is used as an archylexem which includes both forms. 3 Cooper/Chalfant, 1984, p.23. 4 Quoted after: Walta(Ed.), 2004, p.51. 5 Universal Language, in: BacKspin 16, 1999, p.16. 6 REW. The individuality and beauty of the tag, in: Mai (Ed.), 2005, p.29. 7 He said that as an actor in one of his movies and it was not his personal opinion. 8 This term is used by linguists to signify the imagination in one`s brains that matches an expression which is named significant. If I hear the word b-o-o-k than i have a picture in my mind of the mentioned thing. it is a different matter with tags, when the onloooker can realise anything for a chain of letters like AKIMIND. 9 This word describes the connection between significate and significant which is non-existent with tags. 10 Baudrillard, 1975, p. 22. His essay “KOOL KILLER or the rebellion of signs” which i refer to dates back to 1975 but still it is one of the basic writings on the theoretical level that deals with it in an critical approach. 11 same, p.28. 12 check: Grothe. Tagging is provoking, in Rebel Art. Connecting art and activism, 2004.


photo: ruedione.com

W W W. H A R D C O R E - C O L O R S . C O M

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artist: Stohead, Berlin 2007


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ULTRAGRAFFITI

Text_U.Perchner Bisher gab es in Deutschland eigentlich vier Formen von Graffiti: unsere im Hip Hop verwurzelte Variante mit Tags, Throw-ups und Pieces, dazu die ewigen Hinterlassenschaften auf Klos, in Bussen und Schulen, die von Sex, Liebe und Spott erzählen. Ebenso existieren politisch motivierten Malereien und Parolen, die plötzlich sogar die Nazis entgegen ihrem Bild vom anständigen Deutschen für sich entdeckt haben, und die neue Generation der Schreibtischtäter, die zuhause am Rechner arbeiten und dann Aufkleber oder Stencils hinterlassen. Streetart ist sehr populär geworden. Und genau hier scheint der Auslöser der neuesten Form von Graffiti zu liegen. Dem UltraGraffiti. Seit Mitte der neunziger Jahre schwappte eine neue Fanbewegung aus Italien in deutsche Stadion. Die Orientierung vieler junger Fans ging weg von den Hooligans und dem erreichbaren Ruhm in großen Schlachten, die auch die Bullen immer besser in den Griff bekamen, hin zum Wettbewerb der kreativen Unterstützung der Mannschaft durch Fahnen, Doppelhalter und große Choreografien über die ganze Tribüne, sowie neuen Gesängen, angeheizt durch den Capo, dem Vorsänger. Nicht die dritte Halbzeit war wichtig, sondern wieder das Messen während des Spiels im Stadion. Die Ultras waren geboren und übernahmen mehr und mehr das Kommando in den Fanblöcken. 46_GRAFFITI MAGAZINE

Actually there have been four types of Graffiti so far in Germany: our version based on Hip Hop with tags, throw-ups and pieces, in addition the eternal inheritances on toiletts, in busses and schools, telling from sex, love and mockery. Also exist the political motivated drawings and slogans, suddenly even discovered by Nazis, against their ideal of the good German. And the new generation of desk authors, working at the computer at home and leaving stickers and stencils in the streets. Streetart has become popular. And right here seems to be the release of the latest form of graffiti. The Ultragraffiti. Since the middle of the nineties a new fanmovement sloshed from Italy in the german stadiums. Many young fans went from the hooligans and the attainable fame from great battles, which were more and more avoided by the cops, over to the competition of creative support of their team through flags, two stick flags and big choreographics above the whole stand, as well as new songs, initiated by a leadsinger, the capo. It wasn’t the third half time anymore which was important, but the competetion during the game in the stadium. The Ultras were born und were taking over more and more the command in the stands. As well as the hooligans the ultras live from/on fought battles, from/on competition, from being better, being more, being louder. Though their


Wie bei den Hooligans leben auch die Ultras von geschlagen Schlachten, vom Wettbewerb, davon besser zu sein, mehr zu sein, lauter zu sein. Allerdings ist ihr Schicksal wesentlich mehr mit dem der bezahlten Jungs auf dem Rasen verbunden, als das der Hools, die vom Spiel zum Teil nichts mitbekommen. Die Ultras sich präsentieren vor dem Spiel. Da sind kreative Köpfe gefragt. Was schreiben wir auf das Banner, was malen wir und womit können wir den gegnerischen Ultras einen verpassen? Die Kultur der Doppelhalter gibt jedem die Möglichkeit sein eigene Künstler zu sein. Ob martialisch, mit der Kontur der Stadt, die Silhouette des Lieblingsspielers, alles ist erlaubt. Je mehr, desto besser. Insgesamt steht die Ultrabewegung allen Fan offen. Jeder darf mitmachen, mitschreien und seine Fahne oder seinen Doppelhalter mitbringen. Wir singen zusammen und gewinnen oder verlieren zusammen. Wir sind eine Gang. Wer schon einmal mit tausenden Gleichgesinnten am Bahnhof einer fremden Stadt aufgeschlagen ist, weiß das. Innerhalb dieser großen losen Gruppe gibt es dann kleine organisierte Gruppen, die sich Namen geben, z.B. The Unity in Dortmund, Commando Cannstatt 1997 in Stuttgart, Brigade Nord aus Hannover, die UGE (Ultras Gelsenkirchen), die Schickeria in München und Poptown 1998 aus Hamburg, sowie etliche andere bis in die vierten Ligen oder weiter. Um sich im Getummel der Ultras zu etablieren, muss man von sich reden machen. Sie fachen an, organisieren und sind die Seele der Unterstützung im Stadion. In Zeiten des Internets sind sie natürlich mehr oder weniger frei zugänglich im Netz vertreten und haben eigene Seiten, auf denen sie ihre Taten zeigen. Fotos und Videos bleiben die einzigen Zeugen ihrer Leidenschaft. Und wie bei vielen in der Jugend liegenden Bewegungen ist gerade die Ewigkeit ein erstrebenswertes Ziel. Hip Hop dont stop. Aber was bleibt sonst nach dem Spiel? Digitale Spuren sind nicht alles. Wie Rolf Rüssmann schon sagte: „Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir Ihnen wenigstens den Rasen kaputt.“ Was den Ultras fehlte, war der Ursprung allen Graffiti: Ich war hier. Und dieser Schritt war nicht weit. Schon bei den Bannern der Fans zeichnete sich in den letzten Jahren ab, dass so mancher Writer seinen Weg ins Stadion gefunden hat. Und irgendwo zwischen Logodesign und Entwürfen für die Internetseiten der Ultras, Billigaufklebern aus Polen und Streetart entstand in den letzten Jahren das, was immer mehr um sich greifen wird: Ultragraffiti, Ganggraffiti der Fußballfans. So wie es Parallelen und Unterschiede zwischen den bisherigen Formen von Graffiti gibt, ist es auch beim Ultragraffiti.

fate is much more connected to that of the paid boys on the green, different to the hooligans, who partly don’t aware the game. The ultras present themselfs before the game. This is when creative minds are needed. What do we write on the banner, what do we draw and how can we tease the opposing ultras? The culture of the two stick flags enable everybody to be his own artist. Whether martial, the skyline of the town, the outline of the favourite player, everything is possible. The more, the better. Altogether the ultramovement is open to everyone. Everybody may join in, shout and sing with them and bring its own flag ort wo stick flag. We sing together and we win or loose together. We are a gang. Who ever hit a train station in a foreign city with thousands of kindred spirit, knows this. Within this big loose group of fans there are some little organised crews, with chosen names like The Unity in Dortmund, Commando Cannstatt 1997 in Stuttgart, Brigade Nord from Hannover, the UGE (Ultras Gelsenkirchen), the Schickeria in Munich and Poptown from Hamburg, as well as many others, going down to the fourth league and further. To establish in this turmoil of ultras you got to get known. They stir up, organise and are the soul of the support inside the stadium. In times of the internet they are more or less free accessible represented in the web and got their own pages, where they show their heroic deeds. Fotos and videos are the only witnesses of their passion. And as within many in the youth based movements just eternity is a desirable aim. Hip Hop don’t stop. But what else does resist after the game? Digital tracks ain’t it all. Like Rolf Rüssmann once said: „If we cant win, at least we can destroy their green.“ What was a lack of the ultras, was the source of all graffiti: I was here. And it was only one step further. Even with the banners in the last years it was obvious, that some writer found his way in the stand. And somewhere between Logodesign and sketches for webpages for ultras, cheap stickers from Poland and streetart developed in the last few years, what will increase more and more: ultragrafitti, the ganggraffiti of footballfans. As there are commonalities and differences between the known forms of graffiti, so it is with ultragraffiti. Through it’s millions of sticker it is very similar to streetart, whereas they are less graphic then martial, telling from eternal loyalty and bond to the club or town. Two themes are equal to all ultracrews: against the commercial football and ACAB. The mostly hated enemy is also a very popular theme. Concerning the places of ultrasticker, they a quite similar to toilettgraffiti. Definitly the most sticke rare to be found on the toiletts in the stadiums. Altogether the ultras do their

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In ihrer Form gleichen sie vor allem Streetart durch eine ganze Flut von Stickern, deren Inhalt weniger graphisch als martialisch ist und von ewiger Treue und Verbundenheit zum Verein oder zur Stadt erzählt. Gemeinsam haben alle Ultragruppen zwei Motive: gegen den kommerziellen Fußball und ACAB. Auch die besonders verhassten Lager der andern Ultras sind beliebte Themen. Was die Orte der Ultrasticker angeht, ähneln sie eher den Klosprüchen. Definitiv die meisten Sticker gibt es auf den Klos der Stadien. Insgesamt halten es die Ultras mit ihrem Graffiti wie mit dem Fußball: sie bomben immer wieder samstags und auch nur auf dem Weg zum Stadion, im Stadion und an ihren Treffpunkten. Dazu kommen natürlich Bahnhöfe und Autobahnraststätten im ganzen Land. Aber es gibt auch Tags mit Marker, mit Dose oder gerollt, alles was es auch beim Graffiti gibt. Also auch Pieces, teilweise im Rahmen eines Fanprojekts in und um Stadien legal angebracht. Inzwischen sieht man sie mehr und mehr an den Linien und Straßen, sogar auf Zügen. So mancher Writer in den Reihen der Ultras sorgt mit großen Silberpieces für seine ganz persönliche Unterstützung. Legendär ist die Wand in der Amsterdamer Arena von den Oldschoolern um High, einem F-Sider. Während so schon früher hier und da ein Writer die Symbole der Vereine neben sein Piece gemalt hat, sprühen Ultras eher für sich, für ihre Gruppe und nicht hauptsächlich für den Verein. Vom politischen Graffiti haben sie die absolute Intoleranz gegenüber den anderen übernommen. Wo auch immer ein Ultra einen Sticker oder Tag eines anderen entdeckt, wird der zerstört oder gecrosst. In manchen Stadien werden ihre Hinterlassenschaften durch Putzer sofort entfernt, wie in den modernen Kinosaalstadien von Hamburg oder München. Woanders, z.B. in Mainz, wo es die Writers MZ gibt, bleib alles erhalten, wird aber von den Ultras zerstört oder überklebt. In ihrem Milieu herrscht Krieg von Anfang an. So wie es auch unter den Ultras noch viele gewaltbereite gibt, geht es auch im Ultragraffiti zu. Alle Spuren der Ultras werden aus der eigenen Stadt entfernt. Noch gibt es keine oder wenige Ultras, die gezielt Graffiti als Mittel einsetzen und in die Stadt der anderen einbrechen. Ultragraffiti passiert hauptsächlich im Schutz der Gruppe, der Gang. Es dient eher dem Abstecken der eigenen Orte. Hier regieren wir! Insgesamt bleibt es schwierig zu erkennen, ob es doch nur Writer sind, die mal für ihre Ultras loslegen, oder ob sie sich nur noch dem Ultragraffiti widmen, ihrer Gang. Diesen Trend existiert auch schon länger im Graffiti, nämlich hin zum Crewnamen, weg vom individuellen Tag. Dabei bleibt es auch abzuwarten, wann und wie es zu Konflikten zwischen Writern und Ultras kommen kann. Ungesagte Regeln, die auch bei Writern existieren, insbesondere über das Crossen, werden bei Ultras vielleicht ignoriert. Oder sie erheben Ewigkeitsanspruch auf ihre Werke und untermauern die mit ihren Ultras, immerhin nicht selten einigen Hundert. Letztendlich ist es aber neu, jung und voller Energie. Vereinzelt haben schon Ultras die ganze Stadt für ihre Namen und Symbole entdeckt, nutzen den Gedanken von All City. Oder sie ziehen in der Nacht vor dem Auswärtsspiel los um die dortigen Ultragrafiiti mit eigenen zu crossen. Es geht gerade erst los. 48_GRAFFITI MAGAZINE

graffiti like the football: they bomb every given saturday on their way to the stadium, inside the stadium and at their pickup point. To that there are of cource trainstations and highway resting places all over the country. But there are also tags with markers, with spraycan or rolled, everything which is known from graffiti. Therefore also pieces, sometimes legally painted with a fanprojekt inside or close to a stadium. But nowaday more and more ultragraffiti is recognized on the lines and in the streets, even on trains. Some writer in the rows of the ultras gives his specific support with a big silverpiece. The wall in the Amsterdam Arena from some oldschool guys around High, a confessed F-Sider , is still legendary. While in the past sometimes writers put down the symbols of their club next to the piece, the ultras nowadays write for their crew and not generally for the club. The absolut intolerance against all other crews is what they took over from political graffiti. Wherever an ultra discovers a tag or a sticker of another crew, it will be destroyed or crossed. In some stadiums everything is cleaned and removed immediately, like in the modern cinemastadiums of Hamburg or Munich. Somewhere else, like f.e. in Mainz, where they got the Writerz MZ, nothing is cleaned and everything stays, but is destroyed or ultras went over it. In their milieu is war from the beginning. As well as there are some ultras still ready for violence, so there are in ultragraffiti. All tracks from different ultras are removed from the own town. Up to now no or less ultras use graffiti as a mean and break into a foreign town. Ultragraffiti happens mainly within the protection of the group, the gang. It serves more to claim the ground. We are ruling here! Altogether it is difficult to recognize, whether it is only some writers bombing sometimes also for their ultras, or if they only devote to ultragraffiti, their gang. This trend can be noticed for a while in graffiti, going to the crewname, away from the individual tag. It also has to be watched, when and how conflickts could increase between writers and ultras. Unsaid rules, even existing for writers, especially about crossing, could be ignored by ultras. Or they might assert claim on eternity for their work and reinforce it with their ultras, not rare at least a few hundred. At least it is also new, young and full of energy. Some ultras have even sporadic discovered the whole city for their tags and stickers, using the idea of „all city“. Or they sneak out the night before the awayderby into the other town and go over the other ultragraffiti with their own. It has just begun.


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High

Text_P.Michalski An Alternativen zum üblichen Graffiti-Writing auf dem Spielplatz Großstadt sind wir, die Herausgeber des GM, immer sehr interessiert. Der Hobo-Artikel der ersten Ausgabe zeugte von dieser Neugier, die Geschichte über die Pipa in der letzten Ausgabe führte dies fort. Einen weiteren Schritt in diese Richtung machen wir diesmal, indem wir über einen Ex-Writer schreiben, der spezielle Plätze für sich und seine Fotografie erobert. Damian B., der sich in seinen Sprüherjahren Kamikaze nannte, mag es die Stadt hoch oben von Baukränen aus in Bildern festzuhalten. Die Frage, wann und wie alles anfing, ist bei ihm ungeklärt. Mit einem Lächeln nennt er den Beruf seines Vaters: Kranfahrer. Soweit will er aber in der Begründung für sein jetztiges Treiben nicht gehen. Für ihn ist eher das Aufwachsen in einem Hochhaus in Düsseldorf-Garath mit der Aussicht auf die Düsseldorfer Skyline näherliegend. Damian erinnert sich, dass er „schon immer ein Faible für Stadtansichten von oben hatte“. Trotzdem dauerte es etwas, bis er sich entschloss, Kräne in Serie zu besteigen. Ein Freund, der das schon vor ihm praktizierte, wollte ihn mit auf einen Kran nehmen, doch stieß er damals bei Damian auf Unverständnis. Irgendwann kletterte Damian dann mal einen vor seiner Haustür aus Langweile hoch. Doch erst in diesem Jahr konkretisierte er die Kranbesteigungen. Er nahm seine Kameraausrüstung und begann die Aussicht von da oben fotografisch aufzunehmen. Dabei macht er nicht an den Stadtgrenzen halt. Kräne sind für ihn „immer und überall interessant“ und er hat nach Düsseldorf begonnen das Ruhrgebiet von unerwarteten Positionen aus festzuhalten und da ist für ihn „noch lange nicht Schluss“. Dabei zählt für ihn nicht nur der aus seinen Sprüherjahren bekannte Kick, der mit dem Betreten von verbotenem Gelände beginnt und durch das konzentrierte Besteigen des Krans in lebensgefährliche Höhen nicht endet. Er ist begeistert von der „abgehobenen Situation“. Damian beschreibt eine Art Höhenrausch, er spricht von „ je höher, desto besser“ und betont dabei immer wieder die Vorsicht, die man dort oben walten lassen sollte. Ein Fehlgriff kann verheerende Folgen haben. Ihn hält das aber nicht ab und so steigt Damian B. weiter Kräne rauf und runter.

We, the editors of GM, are always interested in an alternative to the common graffiti-writing on the urban playground. In issue no.1 with the article on the hobo travelling style and in issue no.6 with the article on the pipas we have shown this subtle curiousity. In this issue we continue to please ourselves by writing about a former writer, who has been discovering the world from a different point of view. Damian B., who used to write “Kamikaze” in his graffiti career, likes to take photographs from cranes. He cannot really find an answer to the question how and when his affinity with climbing cranes started. Meant as a joke he mentions the job of his father: crane operator. But that is too far fetched. For him it is rather his childhood in a project building in a Düsseldorf suburb. From his floor he could see the skyline of the city. He also recalls that he has “always had this affinty to look on cities from high up.” Nevertheless it had taken him a while until he decided to repeatedly go up on cranes. A friend, who had done this before, once wanted to take him up a crane but at that time Damian was just wondering about his friend. Some other day he went up a crane because he was bored. But only this year he decided to do it again and again and to take his camera up there to catch the sight in a picture. “Cranes are always look interesting to me”, he says and he now climbs them wherever he finds a good one. He has just started to invade the Ruhr-Area. Familiar to him since his days as a graffiti-writer, it is not only the “kick”, that drags him high up. His sensation starts when he enters the forbidden area and does not end when he finally arrives on the dangerous levels. He is very enthusiastic and describes a kind of obsession with the altitude. He says “the higher, the better” but stresses at the same the caution with which he climbs up. One false move and that is it. But that does not keep him from going up and down again.

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LIKE ALWAYS

Foim ist ein Writer, der die Szene in NRW stark polarisiert. Die einen erkennen seine massive Präsenz auf schienengebundenen Massenverkehrsmitteln im Raum Köln als äußerst beeindruckend an, die anderen können seine Bilder mangels Style von vornherein nicht ertragen. Wir fragen nach. In unserer letzten Ausgabe hatten wir ein Piece von Dir abgedruckt und nicht ohne Grund vergrößerten wir den Spruch daneben: „WIE IMMER“. Uns vom GM erschien dies wie ein zynischer Kommentar zu deinen eigenen Bildern, da die vom Style her immer gleich aussehen und nur die Farbwahl variiert. Wie siehst Du das? Das ist eine kurze Geschichte. Ich war mit einem Kollegen unterwegs, der wollte was Neues malen und meinte, ich solle auch mal was anderes machen. Im Yard wollte ich ihn ärgern, habe dann „wie immer“ neben das Bild gemalt, weil es wie immer war.

Text_P. Michalski If you talk to writers about Foim you can mainly hear two different points of view. The one group adores him for his massive and long lasting destruction of Cologne’s mass transport vehicles. The other group cannot stand his pieces because of his lack of style. We asked him about his approach to writing in general and to his repetitive works in particular. In our last issue we had a piece of yours with a comment by your own next to it saying: “LIKE ALWAYS”. When we put it in our magazine we thought about it as very cynical self-criticism because everybody can easily realise that almost all of your pieces look the same apart from the colours. Was our idea for your statement correct? That’s a short story. A friend and me were out and he wanted to do a new style and told me to do the same. In the yard I wanted to bother him and therefore I wrote ”LIKE ALWAYS” next to my piece because it was like always.

Bist Du Dir darüber im Klaren, welche Außenwirkung das Wiederholen der immer gleichen Skizze auf andere hat, dass es vielleicht nicht gerade deinen Fanclub und dein Ansehen in der Szene vergrößert?

Are you aware that repeating the same sketch over and over again does not enlarge your fanclub?

Mir ist Fame scheißegal. Ich male, weil es mir Spaß macht. Ich denke auch nicht wie andere, dass ich ein gewisses Ansehen haben muss, oder dass die Bilder sauber oder immer anders sein müssen. Ich will etwas Aufregendes machen, auch wenn meine Bilder immer gleich bleiben. Ich denke, mein Ding gefunden zu haben. Das reicht mir so, wie es ist. Andere Leute verbinden da viel mehr mit. Die sagen, wer den Style immer gleich macht, ist hohl in der Birne, aber das ist Schwachsinn. Ich bin keine dumme Nuss und mein Privatleben zeugt davon. Ich bilde mich weiter, mache viele andere Sachen und bin nicht nur auf Graffiti beschränkt. Das wäre armselig. Wer nur Graffiti hat, der tut mir leid. Ich habe noch so viele andere Ziele.

I don’t care about fame. I write because it’s fun. I don’t think about recognition like other writers or that my pieces have to be nice and clean or that every style has to be different. I want to do something exciting even when my pieces always look the same. I guess I found my thing. It’s good the way it is. Other guys think that there’s much more to it. They say writers who always do the same style are dumb but that’s a stupid idea. I’m not dumb and my private life confirms that. I continue my education, do lots of other things and not just graffiti. That would be cheap. Writers who only do graffiti are poor. I have so many goals. When I started out as a writer guys called me toy. Nowadays they call me and ask: “Can you take me along to do a one man whole car or an end2end?” “I´ll call you!” I GRAFFITI MAGAZINE_55


Als ich angefangen habe, haben die Leute mich ausgelacht und gesagt, da ist der Toy am Bahnhof und heute rufen die Leute an und sagen: „Machste`n One-man klar oder nimmste mich mit auf `n end2end?“. „ Ich meld mich“, sag ich dann und Arschlecken. Ich merke mir, wer cool zu mir war, wer nicht und leider ist der einzige, der immer cool zu mir war, gestorben. Der hat mich mitgenommen und mir alles gezeigt. Manche Writer behaupten, dass sich die Persönlichkeit im Style eines Writers reflektiert. Wie siehst Du diesen Punkt für dich? Mein Style reflektiert meine Persönlichkeit. Mein Style ist schwungvoll und powermäßig und ich bin auch voll der hibbelige Mensch und kann nicht ruhig sitzen bleiben, da krieg ich die Krise. Ich muss viel Sport machen und meinen starken Bewegungsdrang sehe ich in meinem Malen widerspiegeln und wie im Sport gehe ich auch im Writing immer bis ans Extrem. Gerade sprachst Du kurz von Weiterbildung. Wieso wird dieses Thema von Dir nicht auch im Style durch Fortschritt deiner Buchstaben bearbeitet? Wieso? In meinem Kopf ist drin, dass ich mein Bild male und ich bin zufrieden mit diesem Denken. Wieso soll ich meinen Style weiterentwickeln? Nur weil irgendjemand das meint? Ich mach das ja nicht für irgendjemand anderen. Ich mach das für mich. Es ist mittlerweile sowieso interessanter geworden, woanders hinzufahren, da zu malen und neue Leute zu treffen. Es macht so viel Spaß, ins Ausland zu fahren, neue Kulturen kennenzulernen, zu gucken, wie die Städte dort leben und pochen. Ich fahre nicht nur des Graffiti wegen irgendwohin, ich guck mir da alles an und will etwas über die Leute erfahren. Das ist für mich Graffiti, nicht die ganze Zeit an einer Skizze rumwerkeln, nur weil ich im Kopf habe, der oder der hat gesagt, mach mal was anderes. Wenn ich Bock darauf 56_GRAFFITI MAGAZINE

say then and fuck off. I remember who was nice to me and who not. Sad but true the only guy who was always cool to me died. Some say that the style of a writer reflects his personality. What do you think about it? My style reflects my personality. My letters have the verve and the power I have. They are like me. I can’t stand still and that’s also the reason why I have to do a lot of sports. I see my drive to move my whole body in my pieces and just like in sports I push writing to the limit. Before you talked about continuing your education in life but why don’t you do that also in your styles? Why should I? I’m pleased with my idea of writing. Why should I further develop my style? Because anybody says so? I don’t write for anybody else. I do it for myself. Anyway in the past few years it’s become more interesting to travel somewhere else, to meet people and to paint there. It’s so much fun going to foreign countries, to see new cultures and to feel new cities and to realise how they work. I don’t go anywhere only for graffiti. I go there to see it all and to know about people. For me that’s graffiti not to work on sketch for a million years only because somebody else said try something new. Once in a while I do that but only if I really want to. Most of the time I do something different I do it because friends say old stuff is boring stuff. But I actually don’t need the attention of anybody else. I like to go the station and see my tags all over and to see my pieces rolling in. That’s the thing. Let’s forget about writing. What’s your opinion about politics? I don’t think about politics because as a single person I can’t change anything.


habe, mach ich das und das sieht man immer wieder mal. Aber meistens mache ich das, weil gewisse Kollegen meinen, das Alte wäre langweilig. Eigentlich brauche ich aber nicht die Aufmerksamkeit anderer. Ich selber finde es halt geil, wenn ich zum Bahnhof gehe und überall sind meine Tags und meine Züge fahren ein. Das ist der Knaller. Irgendwo ist es auch lustig, die Reaktionen anderer Writer zu hören. Bääh, da kommt schon wieder das Ding rein und es sieht aus wie immer. Lass uns mal weg von dem Geschmiergelaber gehen. Was denkst Du so politikmäßig?

But at night you do!? Yeah, because I put all of my energy there. I know very well what I have done to the s-trains in Cologne. I ripped it apart and fucked it up completely. Would I use the same energy in politics I could change something there. I know that because I have s a strong will. Once an idea is in my head I have to realise it. I believe in myself and that’s why everything is possible. All you need is a clear vision and then you can make it. I know a lot of people are shocked by my positive power but I’m not sick. Even if plenty of people can’t cope with it I am the way I am.

Ich denke nicht politisch, da ich meine, dass ich alleine nichts verändern kann. Nachts aber schon!? Ja, weil ich all meine Energie da rein hau. Ich weiß ja, was ich in den letzten Jahren mit der Kölner S-Bahn gemacht habe. Ich hab die auseinandergenommen und zerfickt. Würde ich mit dieser Energie in die Politik gehen, könnte ich auch was bewegen. Ich weiß das, da ich ein willensstarker Mensch bin. Wenn ich mir was in den Kopf setze, dann schaff ich das auch. Ich habe ein gesundes Selbstvertrauen und glaube an mich und dann ist alles möglich. Man muss nur ein klares Ziel vor den Augen haben, dann klappt das auch. Ich weiß, meine positive Power erschreckt viele Leute. Ich bin aber nicht krank, sondern ich bin einfach so, wie ich bin, auch wenn viele damit nicht klar kommen.

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Veranstaltungskalendar

Ich bin fresh und will ins Mag!

„Sky is the limit“ - Damian Bautsch, 7.12.2007, Hood Company, Hüttenstr.156, 40227 Düsseldorf. „Block Rockin‘ Beatz“ - live graffiti performance supported by DEDICATED, 22.12.2007 ab 22h, aachenerstr.50, 50674 Köln.

1.Mal etwas Schönes und tu das mit Liebe. 2.Mach eine hochwertige Aufnahme davon. 3.Schicke eine Datei in den Formaten JPEG oder TIFF mit einer mind. Auflösung von 300 dpi an flix@graffiti-magazine.net. Alternativ kannst du ein Foto im Format 10x15cm an folgende Adressen schicken oder dort einreichen: Dedicated Maastrichter Str. 49 50672 Köln

Hood-Company Hüttenstr. 156 40227 Düsseldorf

Alle Umschläge bitte ohne Absender, fest verschliessen und mit dem Zusatz „GM“ versehen. Das eingesandte Material wird ausschließlich für das GM verwendet und es erfolgt keine Rückgabe. Es werden nur Photos aus den Jahren 2006 und 2007 berücksichtigt.

© Graffiti Magazine

issue 7_winter 2007 All rights reserved www.graffiti-magazine.net

Herausgeber: © Michalski, Soltani GbR Redaktion: P.Michalski, M.Schmieling & B.Soltani Layout: M.Schmieling Kontakt: www.graffiti-magazine.net Texte & Fotos: flix@graffiti-magazine.net Vertrieb: distribution@graffiti-magazine.net Anzeigen: ads@graffiti-magazine.net Flog: www.fotolog.com/graffitimagazine Danke: Coconut & Alme crew, Foim, Pink, MGB, Ulrich, Damian, Paul, Annika, Care, Jeks, J.Temischinko Wir werden netterweise unterstützt von Fastline, On the Run, HoodCompany, Hang Out, Montana, Molotow, MTN, Dr.Gau & Dedicated, Peters & Schaller, Overkill Shop und Troya Tapes. 62_GRAFFITI MAGAZINE

Rechtlicher Hinweis: Alle Texte, Bilder, Grafiken sowie das gesamte Design inklusive Layout-, Schrift- und Farbgestaltung sind mit allen Rechten der Michalski & Soltani GbR vorbehalten. Die Vervielfältigung von Informationen oder Daten, die Verwendung von Texten, Textteilen oder Bildmaterial sowie jegliche Art von Kopie oder Reproduktion bedarf der schriftlichen Zustimmung der Michalski & Soltani GbR. Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt.


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