2 minute read

Lada cu zestre, Hans Rothgerber

Lada cu zestre (Die Aussteuer-Truhe)

Hans Rothgerber

Advertisement

Die Kollektivierung der Landwirtschaft Rumäniens, eine Umgestaltung nach dem Vorbild der sowjetischen Kolchosen, wurde von Propaganda-Kampagnen begleitet und 1962 offiziell als abgeschlossen erklärt.

Die Kollektivwirtschaften der Banater Heide waren wirtschaftlich landesweit sehr erfolgreich. Der kommunistische Propaganda Apparat ließ dies auch künstlerisch ausschlachten. So z.B. durch Petru Vintilă, Schriftsteller und Redakteur der damals bedeutendsten rumänischen Literaturzeitschrift Luceafărul, der 1961 in dem Reportageband Șoseaua milionarilor (Die Straße der Millionäre) über die strahlenden Erfolge der Kollektiven berichtet. Auszüge daraus waren sogar in den Schulbüchern enthalten. Ich kann mich noch erinnern, wir mussten das damals lernen.

Die Billeder Kollektivwirtschaft, am 8. März 1948 gegründet, gehörte zu den erfolgreichsten im Land. Nicht zuletzt durch den Fleiß vieler ihrer Mitglieder, der enteigneten Billeder Bauern.

Auf Arbeitsbesuch in die Billeder Kollektive kamen mehrmals sogar die Staatschefs. Und so hatten die Parteikader der Kulturabteilung, zur Krönung der Propaganda-Kampagne mit einem Kurzfilm, die Großgemeinde Billed ausgesucht.

Der Sozialistische Realismus war eine ideologisch begründete Stilrichtung der Kunst des 20. Jahrhunderts, ging von der Sowjetunion aus und verbreitete sich im ganzen Ostblock. Der sozialistische Realismus versuchte formal, Romantik und Realismus zu vereinen, hierbei sollte die Art der Darstellung als Methode dem Realismus entnommen werden, der positive Geist und die Emotionen hingegen der Romantik, um so eine neue, revolutionäre Romantik entstehen zu lassen.

Man könnte glauben, dass die Macher des Films die Vorgehensweise des sozialistischen Realismus ad absurdum führen, indem sie den Dichter und Publizisten Toma Popescu, in seiner Art sich an Ort und Stelle zu inspirieren, durch Situationskomik als letzten Depp darstellen. Bemerkenswert subtil ist auch die Tatsache, dass das Wort Partei (gemeint ist die kommunistische Partei Rumäniens) überhaupt nicht vorkommt - was in den späteren Propagandafilmen nicht mehr auszudenken war.

Heute wissen wir, wie die Geschichte mit der Kollektive ausgegangen ist. Zwischen Realität und positivem Geist klaffte ein unüberwindbarer Abgrund.

Der Film versetzt uns, wie in eine Zeitreise, an den Anfang der 1960er Jahre, als man einen neuen Menschen heranzüchten wollte. Auf diejenigen, die in diese Zeit hineingeboren wurden, muss der Film recht glaubwürdig gewirkt haben.

Unter der Regie von Francisc Munteanu spielten auch die später überragenden Künstlerpersönlichkeiten Florin Piersic und Alexander Ternovits mit. Josef Herbst, der die Billeder Heimatortskartei bis zu seinem Ableben geführt hatte, kommt als Statist zweimal vor. Florin Piersic hat bei ihm sogar übernachtet.

Werner Gilde konnte die Digitalisierung des Streifens vom rumänischen Filmarchiv für die Heimatgemein-

schaft Billed erwerben. Geplant ist, den Film auch beim Billeder Heimattag 2023 in Karlsruhe vorzuführen. Die deutschen Untertitel im Video wurden von Hans Rothgerber und Astrid Ziegler übersetzt. Abbildung: Szene aus dem Film „Lada cu zestre“ mit dem Billeder Josef Herbst, der als Statist ein Pferdegespann an der Kamera vorbeiführt. Von hinten der Schauspieler Alexander Ternovits, der hier sein Debut hatte. Der Film wurde 1961 in Billed gedreht.

This article is from: