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Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter
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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute,
Der Tod ordnet die Welt neu. Scheinbar hat sich nichts verändert, und doch ist alles anders geworden.
Mit diesen Worten möchte ich Sie hier auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe begrüßen und danke Ihnen allen, dass Sie heute zu Allerheiligen zum „Billeder Kreuz“, der Gedenkstätte der Billeder Landsleute, gekommen sind. Es ist zur Tradition geworden, dass man hier an dieser Stelle die Ahnen ehrt, sich an deren und das eigene Schicksal erinnert und hier das alte Dorfbild wieder aufleben lässt. Heute, zu Allerheiligen, möchten wir an dieser Stätte, traditionell, wie viele Menschen seit Jahrhunderten in großen Teilen der Welt des Andenkens der Verstorbenen gedenken und Grablichter auf den Gräbern entzünden.
Allerheiligen ist ein sehr alter katholischer Feiertag. Er geht auf einen Gedenktag zu Ehren aller heiligen Märtyrer im vierten Jahrhundert zurück. Lange gedachte man der Menschen, die für den christlichen Glauben ihr Leben ließen, am ersten Sonntag nach Pfingsten. Erst im achten Jahrhundert wurde der Festtag auf alle Heiligen ausgedehnt.
Offizieller Feiertag ist Allerheiligen in Deutschland seit 835. Im 16. Jahrhundert verschob man das Fest auf den Herbst. Seit dieser Zusammenlegung mit Allerseelen ist Allerheiligen noch populärer. Bis heute hat sich der Charakter der beiden kirchlichen Feiertage deutlich gewandelt. Noch immer hält die katholische Kirche am 1. November morgendliche Messfeiern zu Ehren aller christlichen Heiligen und Märtyrer ab. Im Mittelpunkt steht jedoch die Auseinandersetzung mit dem Tod naher Angehöriger. Man geht auf den Friedhof, schmückt die Gräber, ein Zeichen der Liebe und Wertschätzung den Verstorbenen gegenüber. Man betet für die Verstorbenen und entzündet eine Kerze, die man Seelenlicht nennt. Sie symbolisiert das ewige Leben nach dem Tod.
Ich kann mich noch ganz genau an die Feierlichkeiten zu Allerheiligen in meinem Heimatdorf, Triebswetter, erinnern, als wir Kinder mit den Eltern, die mit Chrysanthemen schön geschmückten Gräber unserer Verstorbenen besuchten und Kerzen anzündeten. Manchmal war es sehr kalt, aber unglaublich schön. Wie ein Lichtermeer sehe ich heute noch vor meinen Augen den hell erleuchteten Friedhof vor mir. Später, als Jugendlicher, beeindruckten mich zu Allerheiligen die erleuchteten katholischen Friedhöfe, welche bei der Bahnfahrt nach Temeswar überall auf der Strecke zu sehen waren.
Zwischen damals und heute liegen viele Jahrzehnte. Im Laufe der Zeit hat sich alles gewandelt. In den Dörfern im Banat bleiben heute zu Allerheiligen viele Gräber dunkel. Es ist niemand mehr da, der eine Kerze anzündet. In vielen Banater Dörfern leben keine Banater Schwaben mehr. Die wenigen, dort verbliebenen Landsleute, schaffen es nicht mehr, die Friedhöfe wie früher zu pflegen. Diese Tatsache trug dazu bei, dass aktuell viele Heimatsortsgemeinschaften sich als Ziel gesetzt haben, mit Hilfe der
Während der Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter. Foto: Cornel Gruber
hier lebenden Landsleute, sich für die Pflege und Instandhaltung der katholischen Friedhöfe in der alten Heimat einzusetzen. Durch die Pflege der Friedhöfe und der Gräber soll weiterhin das Gedächtnis der Toten geehrt werden. Das ist nicht immer leicht, aber es gelingt vielen.
Bei meinen letzten Reisen im Banat bin ich durch zahlreiche Ortschaften gefahren, einige davon habe ich besucht. Darunter war auch Billed.
Meines Erachtens kann sich Billed auch heute als eine gutsituierte Gemeinde sehen lassen. Dies zeugt auch von einer konstruktiven Zusammenarbeit der Landsmannschaft mit der Gemeindeverwaltung und einem guten Verhältnis zu der dort lebenden Bevölkerung.
Es ist beeindruckend, wie im Laufe der Jahre die Feier zu Allerheiligen, hier an diesem würdigen Ort, zur Tradition geworden ist. Ich war erfreut und gleichzeitig geehrt, als Werner Gilde mich angesprochen hat, die diesjährige Begrüßungsrede zu dieser Feier zu halten. In diesem Sinne lasst uns heute zusammen an alle Verstorbenen in der alten und neuen Heimat denken. Wir wollen der Opfer von Gewalt und Krieg, Kinder, Frauen und Männer aller Völker, der Soldaten, die in den Weltkriegen starben und der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene oder Flüchtlinge ihr Leben verloren haben, gedenken.
Wir wollen mit den Müttern und mit allen, die Leid um ihre Toten tragen, trauern. Wir denken auch an jene, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und die, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Unser Leben als Christen steht aber im Zeichen der Hoffnung auf ein ewiges Leben. Deswegen soll der Tod nur die Grenze des irdischen Lebens sein. Die Toten alle sind - nicht gestorben – nur voran gegangen.
Ich wünsche nun allen Anwesenden ein besinnliches Allerheiligen und Allerseelen. Kommen Sie weiterhin gut durch die Zeit.
Abbildungen oben und unten
Gedenkgottesdienst mit Pfarrer Bonaventura Dumea an Allerheiligen auf dem Neugässer Friedhof in Billed


Abbildung
Der Neugässer Friedhof an Allerheiligen 2022

Firmung in Billed am 23. Oktober 2022. Spendung des heiligen Sakraments der Firmung in der Pfarrkirche von Billed. Heilige Messe, zelebriert von Seiner Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof von Temeswar.


Firmung in Billed. Im Bild die zehn Firmlinge aus Billed und den Filialen Neubeschenowa, Alexanderhausen und Kleinbetschkerek mit Pfarrer Bonaventura Dumea und Seiner Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof von Temeswar.