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Schnorkse und pischpre, bamble und gumbe

Erika Weith, geb. Leidecker

Im Schwowischen und natürlich auch im Billedrischen gibt es verschiedene Möglichkeiten, Wörter zu bilden. Mit der Endsilbe -le kann man sich an folgenden Wörtern erfreuen: Ich habe mir mal die Tätigkeits- und Eigenschaftswörter angesehen und ganz entzückende Wörter gefunden, die man so im Hochdeutschen nicht kennt und bei denen man „et Maul so richtig voll holle kann.“

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Die Bildung der Tätigkeitswörter geschieht mit folgenden Endsilben: -se, re, -le und -e. Hier ein paar Beispiele mit der Endsilbe -se: hoppse – hüpfen jukse – jauchzen gaapse – gähnen gaudse – bellen schnorkse – schnarchen spautse – spucken kräkse – stöhnen tripse – tröpfeln worgse – würgen schlurpse – schlurfen Die Wörter, die auf -re enden, lassen sich auch ganz wunderbar aneinanderreihen: joomre – jammern glure – glotzen pischpre – flüstern plennre – umziehen bollre – knallen flatschre – flattern gammre – verlangen, dieses Wort wird übrigens nur in Billed verwendet hutschle – schaukeln broddle – nörgeln, murren knoddle – erfolglos an einer Sache tätig sein bamble – baumeln zwiwle – piesaken kamble – kämmen, das wird so auch in Österreich verwendet fratschle – Kleinhandel betreiben verstrudle – verstreuen puddle – wühlen, dieses Wort kommt aus dem Englischen, wo es planschen bedeutet Mit der Endsilbe -e möchte ich auf folgende echte Billeder Tätigkeitswörter hinweisen: gumbe – schlummern lunze – im Bett oder auf dem Diwan faulenzen maaje – besuchen balwiere – rasieren plättsche – klatschen schucke – etwas z.B. einen Ball hin und her schieben schenne – schimpfen pichte – lauern pattsche – platzen gfrette – sich mühen picke – kleben Diese letzten beiden Wörter sind wienerischen Ursprungs. Es ist erstaunlich, dass besonders in den rheinfränkischen

Banater Mundarten, also auch im Billedrischen, viele Wörter aus dem Wienerischen übernommen wurden. Ich erinnere nur an Riwisle, Inbrenn, Gerwe, Karfiol, Plutzer, Tatzn, Frääs, Fopper und viele andere mehr. Auch bei den Eigenschaftswörtern gibt es schöne Beispiele für besondere Billeder Wörter: dambich – kurzatmig, schon Goethe hat das Wort dämperich bei Pferden verwendet glihdich – glühend bakschierlich – niedlich grutzich – verkümmert knuschtich – schmutzig kohnich – schimmlig, Kahn ist ein altes Wort für Schimmel ooschärich – unansehnlich, schwach entwickelt plackich – kahl rapplich – unberechenbar schiwatzich – grindig, kommt aus dem Rotwelschen Schibatz für Krätze schmudich – schwül stromich – gestreift wackrich – wach Wenn man sich diese kleine Auswahl der Tätigkeits- Die Küchenwand in der Billeder Heimatausstellung

und Eigenschaftswörter durchliest, bekommt man schon einen Eindruck der kraftvollen Billeder Mundart. Ich genieße es immer, wenn jemand mit mir so richtig billedrisch spricht. Ich verstehe alles und speichere es ab, aber es fällt mir schwer eine Unterhaltung auf Billedrisch zu führen. Und immer, wenn ich denke, jetzt kenne ich in der Theorie jedes Wort, jede Wendung, kommt wieder etwas Neues, was ich tatsächlich noch nicht gewusst habe. Deshalb werde ich immer weiterlernen und mein Billedrisch erweitern.

So geht es mir auch mit den anderen beiden Dialekten, für die mein Herz schlägt. Zum einen das Wienerische, dem das Billedrische so viele schöne Wörter zu verdanken hat. Auch hier erweitere ich ständig meinen Wortschatz, doch damit werde ich wohl genauso wenig fertig werden. Aber die Freude ein neues Wort zu entdecken ist einfach zu schön.

Zum anderen geht es mir so mit meinem Fränkisch. Ich spreche es schon, aber natürlich nicht so vollkommen und rein wie echte Franken. Aber ich übe ja erst seit 60 Jahren. Und deshalb will ich meine Ausführungen auch mit dem Fürther Jodler beenden: Däi hulli alli oo – Die hole ich alle ab

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