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Schuld sind immer die Lehrer, Hans Günther Lauth
Schuld sind immer die Lehrer
Hans Günther Lauth
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Wenn in den letzten Jahren irgendwo in Deutschland etwas Bewegendes mit Jugendlichen passierte, war eine der ersten Fragen:“Was haben die Lehrer dagegen getan?“ Ganze Heerscharen von nicht ausgelasteten Psychologen, Parlamentariern der hinteren Ränge, profilneurotischen Journalisten etc. zerbrachen sich die meist vorurteilsbehafteten Köpfe, um eine Schuld der Schulen festzustellen. Diese Denkweise greift natürlich auch in das Alltagsleben ein, wie man aus der folgenden Geschichte ersehen kann.
Vor einigen Jahren besuchten wir mit zwei Klassen von Baulehrlingen eine Fachmesse in München. Auf dem Heimweg wurde die schon routinemäßige Frage an mich gestellt, ob sich unsere Burschen ein (oder mehrere) Bierchen beim Busfahrer kaufen könnten, was von mir aber aus guten Gründen nicht erlaubt wurde.
Nach einer Pause am Rasthof in Fürholzen fuhren wir weiter in Richtung Heimat und es wurde in den hinteren Rängen des Busses immer lustiger. Als dann bei Regensburg die ersten Schlachtgesänge angestimmt wurden, kontrollierten meine Kollegen und ich einmal die hinteren Sitzreihen und siehe da, einige Spezialisten hatten sich während des Halts mit einer ganzen Palette Dosenbier eingedeckt, das sie einem benachbarten tschechischen Busfahrer abgekauft hatten. Leider war zu diesem Zeitpunkt der Biervorrat aber bereits vertilgt und die Auswirkungen unterschiedlich. Besonders unserem „Spezialfreund“ Peter S. hatte die tschechische Braukunst stark zugesetzt und so kam es, wie es kommen musste: Kurz vor der Ausfahrt Falkenberg kam die Meldung seiner Kameraden: „Herr Laauuuth, an S. is schleeeecht.“ Mein Hinweis, dass es nur noch einige Kilometer bis zur Endstation wären und er bei einer Verunreinigung den Bus eigenhändig säubern müsste, war wirkungsvoll. Der Schüler S. konnte zwar den sogenannten „Würfelhusten“ nicht mehr vermeiden, aber er löste sein Problem, in dem er seinen Rucksack einer gewissen Dichteprüfung unterzog.
In Wiesau angekommen, stellten wir jedoch fest, dass S. in keinster Weise mehr in der Lage war, mit seinem Moped nach Hause zu fahren. Seine Gesichtszüge waren ihm weitestgehend entglitten und sein Teint ließ mehr den Hinweis auf den sogenannten „Tod von Altötting“ zu. Also haben wir sein Fahrzeug zuerst in der Schule sichergestellt und es traf nun meinen Kollegen Wolfgang D., den betrunkenen Schüler nach Haus zu fahren, da er zufällig in der gleichen Ortschaft wie er wohnte. Die Mutter, die schon mit meinem Kollegen die Grundschule besucht hatte und auch dort nicht gerade für die Hochbegabtenförderung ausersehen wurde, kommentierte dann das Fehlverhalten ihres Sohnes mit den Worten: „Warum gebt´s denn dem Buam so viel zu trinken, wo ihr doch wisst´s, dass er nicht vertragt?!“
Wieder einmal waren also die Lehrer an einem Problem mitschuldig geworden....