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Magazin greenpeace 3/2009
Klimawandel: Steigender Meeresspiegel vertreibt Inselbewohner Seite 4
Energie: Miss Earth Schweiz packt an Seite 9 Uran: Schweizer AKW-M端ll auf Abwegen Seite 14 Aufruf: Klimafest Seite 16 Afrika: Die Sonne geht auf Seite 17 Meer: Schwimmende Engel der Weltmeere Seite 18 Greenpeace: Wir werden 25! Seite 20
In Kürze Infos aus dem Greenpeace-Leben
Erfolg I: Kein Fleisch und Leder mehr aus illegal gerodeten Gebieten
JA zum Exportverbot von Kriegsmaterial Greenpeace empfiehlt ein JA zur Volksinitiative der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA), über die am 29. November abgestimmt wird. Sie entspricht unserem Anliegen, die Abrüstung und den Frieden zu fördern, wie es in unseren Grundsätzen festgehalten ist. Es ist der Schweizer Tatbeweis zur Befriedung der Welt, wo die Konflikte um die Ressourcen Öl und Gas eskalieren. Bereits unsere allerersten Aktivisten wehrten sich in gelebter Überzeugung gegen Atomtestversuche, am Ort des Geschehens. Die gewaltfreie Konfliktbearbeitung ist seither unser Markenzeichen. Ihr eigener Beitrag ist ein JA zum Exportverbot von Kriegsmaterial. Mehr unter: www.gsoa.ch. Ist Ihr PC umweltverträglich?
Greenpeace/Baléia
Rinderzüchter beliefern Schuh- und Sportschuhhersteller mit günstigem Leder aus Brasilien, dafür roden sie illegal den Amazonasregenwald. Das ist das Ergebnis eines Greenpeace-Reports. Nike, Geox und Adidas wollen deshalb künftig auf Leder verzichten, das aus Urwaldzerstörung stammt. Gegenüber der Fernsehsendung Kassensturz haben zudem Migros, Coop und Manor erklärt, kein Fleisch aus solchen Gebieten mehr zu importieren. Ebenso wollen die drei grössten Supermarktketten Brasiliens – Wal-Mart, Carrefour und Pão de Açúcar – kein Rindfleisch mehr aus illegal entwaldeten Gebieten des Amazonasstaates Pará beziehen. Erfolg II: Greenpeace erhält eine Auszeichnung Greenpeace ist Ende Juli in Österreich mit einem Preis für seinen globalen Einsatz zum Schutz des Klimas ausgezeichnet worden, mit dem «Save the World Award 2009». Dieser wurde zum ersten Mal Menschen und Organisationen verliehen, die sich für die Erhaltung unserer Welt engagieren. Erfolg III: Verlängerung des Sojamoratoriums Eine kleine Atempause für den Regenwald Brasiliens wurde Ende Juli in der Hauptstadt Brasilia verkündet: Ein weiteres Jahr lang wird in dem Land kein Soja von neu gerodeten Urwaldflächen gehandelt. Das haben der Verband der Sojahändler, Abiove, sowie Greenpeace und andere Umweltverbände auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben.
Wenn Sie wissen möchten, wie «grün» Ihre Elektronikgeräte sind, hilft Ihnen unser «Guide to Greener Electronics»: Er zeigt auf, welche Unternehmen Handys, PCs und Fernseher nach ökologischen Kriterien produzieren. Bewertet wird der Umgang mit Chemikalien, Recycling und Klimaschutz. Den Ratgeber können Sie hier herunterladen: www.greenpeace.ch/magazin. Führungswechsel bei Greenpeace Bei Greenpeace International findet demnächst ein Führungswechsel statt: Ab November 2009 übernimmt Kumi Naidoo (Bild) die Rolle des Executive Director von Greenpeace International. Gerd Leipold tritt nach fast neun Jahren zurück. Mehr darüber unter www.greenpeace.ch/ fuehrungswechsel.
Okhuizen/Greenpeace
Bruno Manser: Sein Leben im Urwald Die Schwester des Regenwaldschützers Bruno Manser, Monika Manser, und die Sängerin Laura Martinoli veranstalten eine Vortragsreihe über das Leben im Regenwald mit Bildern und Musik. Daten: 25.9. Fassbeiz, Schaffhausen; 28.9. Teufelhof, Basel; 30.9. Zentrum Karl der Grosse, Zürich; 4.10. Grabenhalle, St. Gallen; 11.10. Ono, Bern; 15.10. Theater TAM, Weil (D). Mehr Infos unter www.bmf.ch.
Weitere Informationen über diese Themen finden Sie unter: www.greenpeace.ch
Ihre Meinung interessiert uns! Neu haben Sie die Möglichkeit, auf www.greenpeace.ch/magazin Ihre Meinung oder Ihren Kommentar zu Themen im Magazin abzugeben. Leserbriefe bitte bis zum 15. Oktober 2009 an redaktion@greenpeace.ch oder an unsere Redaktionsadresse. 2
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Titelbild: Schulkinder der Sundarban-Insel Sagar bringen ihre Handabdrücke auf ein Banner mit dem Text «Stopp dem Klima-Chaos». Dies tun sie im Rahmen einer Kampagne, die weltweite Aktionen verlangt, um den Untergang der Insel wegen des steigenden Meeresspiegels zu verhindern. Siehe auch Seite 4. © Greenpeace/Sarkhel
Editorial
Inhalt
von Markus Allemann
Magazin greenpeace 2009, Nr. 3
Heute wie damals
4 Klima I Untergangsstimmung in Bangladesch Die Sundarban-Inseln in Bangladesch drohen unterzugehen: Sie sind gegen den steigenden Meeresspiegel nicht zu verteidigen.
Green
6 Klima II «Das Land verschwindet langsam» pe ace
25 Jahre ist es her, seit im neu eröffneten Greenpeace-Büro in Zürich jemand mit einer Schreibmaschine diese Zeilen zu Papier brachte: «Wir sind keine Insel Schweiz, und die nationale Katastrophe, die sich in unseren Wäldern und Gärten abspielt, ist Teil einer grossen, weltweiten Katastrophe. Es geht uns etwas an, ob der Boden, die Pflanzen und die Tiere hier und in vielen Ländern sterben. Es geht uns etwas an, ob das herrschende zerstörerische und kurzsichtige Bewusstsein sich weltweit verändert oder nicht. Es geht uns etwas an, ob weiter Atomwaffen entwickelt und angehäuft werden oder ob mit diesem Geld etwas für das Überleben der Erde getan wird. Wir Industrieländer haben die Katastrophe heraufbeschworen, und nur gemeinsam können wir sie abwenden.» Die Zeilen erschienen in der ersten Nummer des Greenpeace-Magazins. Am 5. November 1984 wurde Greenpeace Schweiz gegründet. Die Organisation erlebte einen steilen Start und wuchs innert Kürze zum zweitgrössten Umweltverband der Schweiz heran, der heute aus der umweltpolitischen Landschaft nicht mehr wegzudenken ist. In den letzten Jahren haben wir denn auch einige Erfolge verzeichnen können – mehr darüber erfahren Sie unter www.greenpeace.ch/25jahre. Weltweit zählt Greenpeace drei Millionen Mitglieder, und die Schweiz ist das viertgrösste Geberland! Was Greenpeace im Ausland bewirkt, ermöglichen somit zu einem grossen Teil auch Sie, liebe Spenderin, lieber Spender, mit Ihrem Beitrag. Wir von dieser grün leuchtenden Organisation spüren Dankbarkeit und Verantwortung für das Erbe, auf dem wir aufbauen können. Und auch wenn wir heute mit Katastrophenprophezeiungen vorsichtiger umgehen als damals: Die zitierten Zeilen aus dem ersten Magazin könnten ebenso gut von heute stammen. Was damals galt, gilt heute immer noch – und es gilt besonders für die wichtigste aller Klimakonferenzen, die im Dezember in Kopenhagen stattfinden wird: Wir Industrieländer haben die Katastrophe verursacht, und nur gemeinsam können wir sie abwenden. Zusammen mit Ihnen und den Freiwilligen stellen wir von Greenpeace uns engagiert dieser anspruchsvollen Aufgabe. Konfrontativ, aber gewaltfrei setzen wir uns ein für eine friedvolle und grüne Zukunft, welche die künftigen Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Umwelt sichert. Markus Allemann ist Co-Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz. Das Magazin nach dem Lesen bitte nicht wegwerfen! Besser ist: aufbewahren, weitergeben, für andere liegenlassen. Ansonsten gehört das Magazin ins Altpapier, wo es auch herkommt.
Auch die Bewohner der Carteret-Inseln müssen umsiedeln, weil das Meer diese überflutet. Ein Betreuer der Klimaflüchtlinge berichtet.
9 Energie Solarenergie mit Glamour Das JugendSolarProjekt hat im Goms und in Alvaneu Solaranlagen installiert. Auch die Miss-Earth-Kandidatinnen packten an.
14 Atom Dunkle Geschäfte mit Uran Die Schweizer AKW-Betreiber behaupten, ihr Atomabfall werde in Russland seriös wiederaufbereitet. Das stimmt nicht ganz.
16 Klima III Eine kleine, aber feine Veranstaltung Am Klimaworkshop-Festival entwickelten die TeilnehmerInnen Aktionen und Vernetzungsstrategien. Fortsetzung folgt 2010.
17 Afrika Im Süden geht die Sonne auf Letztes Jahr eröffnete Greenpeace die ersten Büros in Afrika. Jetzt wurden dort die ersten Solarfachleute ausgebildet.
18 Meer Schwimmende Engel der Weltmeere Schiffe sind Markenzeichen von Greenpeace. Legendär ist die «Rainbow Warrior», von der jetzt das dritte Exemplar gebaut wird.
20 Jubiläum Seit 25 Jahren. Greenpeace! Greenpeace Schweiz wird 25 Jahre alt. Mitglieder und Aktive erzählen, warum sie unsere Organisation unterstützen.
24 Persönlich «Es ist höchste Zeit» Keisha Castle-Hughes, die mit dem Film «Whale Rider» berühmt wurde, war auf der Greenpeace-Pazifik-Tour dabei.
12 Aktiv 22 Öko-Rätsel, Rezept 23 Ihre Meinung, Mitglieder/Intern
Impressum Ausgabe 3, September 2009 Herausgeberin/Redaktionsadresse Greenpeace Schweiz Heinrichstrasse 147, Postfach, 8031 Zürich Telefon 044 447 41 41, Fax 044 447 41 99 www.greenpeace.ch, Postkonto 80-6222-8
Leitung Redaktionsteam_Tanja Keller
Druck_Zollikofer AG, St. Gallen
Bildredaktion_Hina Stüver
Papier_Cyclus Offset aus 100% Altpapier
Redaktion/Textproduktion_Heini Lüthy, Zürich
Druckauflage_d: 119 000, f: 21000
Gestaltung_Sofie’s Kommunikationsdesign, Zürich
Erscheinungsweise_viermal jährlich
Das Magazin greenpeace geht an alle GreenpeaceMitglieder (Jahresbeitrag ab Fr. 72.–). Es kann Meinungen enthalten, die nicht mit offiziellen Greenpeace-Positionen übereinstimmen.
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Klima I
Dieses Haus auf Hemnagar wurde 2008 wegen des steigenden Meeresspiegels aufgegeben. Seit je sind sich die Bewohner im Flussdelta gewohnt, dass sie alle paar Jahre ihr Heim verlieren. Doch jetzt ist es wohl endgültig.
Ein Bewohner der Insel Pakhiralay treibt Bambusstöcke zum Bau eines neuen Deichs in den Boden. Die Barriere soll das Reisfeld vor dem eindringenden Salzwasser des Meers schützen.
Das Land ist gegen das Meer nicht mehr zu verteidigen Text Greenpeace Fotos Peter Caton Bangladesch ist das am dichtesten besiedelte Land der Welt; über 150 Millionen Menschen leben hier auf einer Fläche, dreieinhalbmal so gross wie die Schweiz. Und die Bevölkerung wächst jedes Jahr um rund 3 Millionen. Doch dem Land droht wegen des Klimawandels eine Katastrophe: Die Küsten am Indischen Ozean – Schwemmland der Flüsse Brahmaputra, Ganges und Meghna – sind gegen den steigenden Meeresspiegel nicht mehr zu verteidigen. Dämme zu bauen, ist vielerorts nicht praktikabel, denn der Boden ist zu weich und die Uferlinie besteht aus unzähligen Verästelungen des Flussdeltas.
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Besonders gefährdet ist die Region der Sundarban-Inseln mit dem grössten Mangrovenwald der Erde, das wichtigste Refugium des Bengalischen Tigers. Sie ist bereits um ein Drittel geschrumpft. Diese Bilder dokumentieren die persönlichen Schicksale von Menschen, die gegen diese Folgen des Klimawandels kämpfen. WWW Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/klima Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin
Ein Knabe steht vor den Überresten eines weggeschwemmten Dorfes auf Ghoramara. Diese ist eine der am meisten gefährdeten Inseln: Tausende sind vom steigenden Meeresspiegel bereits von dort vertrieben worden.
«Ich bin schon dreimal vertrieben worden, zweimal in den letzten fünf Jahren, und ich werde wahrscheinlich auch dieses Haus bald verlassen müssen», erzählt Sabitri Mistry, eine 50-jährige Witwe aus dem Dorf Hemnagar.
Anil, 34, schützt seinen Kopf mit Stroh, auf dem er kesselweise Schlamm aus seinem überschwemmten Reisfeld wegträgt. Das Feld wird frühestens in zwei Jahren wieder fruchtbar sein.
Blick in ein verfallendes Schulzimmer auf der Insel Molkhali. Wegen des steigenden Meeresspiegels steht der Raum bei Hochwasser jeweils knietief unter Wasser.
Frauen aus einem Dorf auf der Insel Pakhiralay bilden eine Kette und reichen Lehm weiter, um einen höheren Damm zu bauen. Der alte wurde von den steigenden Fluten zerstört und die Uferböschungen sind eingestürzt.
Auf der Insel Pakhiralay ruhen sich Dorfbewohner aus. Während rund vier Tagen haben sie versucht, ihre Reisernte mit Sandsäcken gegen den steigenden Meeresspiegel zu schützen.
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Klima II
Parkinson
«Das Land wird zusehends kleiner» Text Marion Struck-Garbe Die Bewohner der Carteret-Inseln gehören zu den ersten Menschen, die ihre Heimat aufgeben müssen, weil das Meer sie überflutet. Basil Peso, der diese Klimaflüchtlinge betreut, berichtet.
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Der höchste Punkt der zu Papua-Neuguinea gehörenden Carteret-Inseln liegt gerade mal 1,5 Meter über dem Meeresspiegel. Und weil dieser ansteigt, werden die Bewohnerinnen und Bewohner seit 2007 auf die nahe Insel Bougainville umgesiedelt. Im vergangenen Frühling hat die weltweit erste Aktion dieser Art begonnen. Seit zwanzig Jahren bereits kämpfen die Menschen dort gegen die Folgen des Klimawandels: Sie bauen Dämme und pflanzen Mangroven – trotzdem verwüsten Stürme ihre Häuser, das Meer überschwemmt ihre Gemüsegärten und verdirbt die Süsswasserquellen. Es wird geschätzt, dass 2015 die Inseln völlig unbewohnbar sein werden.
Die Umsiedlung von ganzen Nationen ist nicht nur eine politische, sondern auch eine ethische, spirituelle und wirtschaftliche Angelegenheit. Im November 2008 fand dazu in Hamburg eine Konferenz mit dem Titel «Atolle der Südsee – Holme der Nordsee: Internationaler Dialog zum Klimawandel» statt. Bei dieser Gelegenheit äusserte sich Basil Peso von der Nichtregierungsorganisation Tulele Peisa aus Bougainville, welche diese Klimaflüchtlinge betreut, zu deren Situation. Wie sieht die Lage auf den Carteret-Inseln aus? Angefangen hat es vor einigen Jahren. Zuerst dachten die Leute noch, es seien normale Ereignis-
Das Meer unterspült die Kokospalmen: Dieser Baum stand früher im Trockenen.
se. Doch dann wurde die Situation auf unseren Inseln immer dramatischer. Ungewöhnlich ist, dass das Meer bis in unsere Gärten vorstösst und dass es sehr schnell ansteigt. Ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Zentimeter kann einen Meter Strand unter Wasser setzen. Die Insel Huene wurde vom Meer bereits in zwei Teile geteilt, weitere werden das gleiche Schicksal erleiden. Experten rieten uns, Mauern zu errichten und Mangroven zu pflanzen.
Wie ist es mit dem Trinkwasser? Damit haben wir mehr und mehr Probleme. Es sind nicht nur die Wellen, die unser Land zerstören. Das Salzwasser dringt auch tief in die Inseln vor und verdirbt unser Trinkwasser, die Quellen sind nicht mehr nutzbar. Der Regen ist unsere zweite Quelle von Frischwasser. Einige Dorfbewohner haben Wassertanks, doch die trockene Jahreszeit dauert lange. Das Wasser wird
«Das Salzwasser dringt tief in die Inseln vor und verdirbt unser Trinkwasser, die Quellen sind nicht mehr nutzbar.» Wir haben beides versucht, doch das funktioniert nicht. Die Mauern werden vom wilden Meer zertrümmert. Das Land wird zusehends kleiner, während die Bevölkerung wächst. Es ist ein Wettrennen gegen den Ozean. Jetzt geben wir auf, weil uns die Mittel fehlen, um die Inseln zu retten.
oft so knapp, dass wir zum Stillen des Durstes auf Kokosnüsse zurückgreifen müssen. Noch ernähren wir uns vor allem von Kokosnüssen und Brotfrüchten. Doch Salzwasser, Stürme und Flutwellen werden auch diese Nahrungsqzuellen noch zerstören.
Welches sind die grössten Probleme? Das grösste Problem der Inselbewohner ist die Nahrungs- und Wasserknappheit. Es wächst kaum mehr etwas, weil der Boden salzhaltig geworden ist. Jetzt sind wir auf Kokosnüsse und Fischfang angewiesen. Doch die Wurzeln der Kokospalmen werden unterspült oder verfaulen im Wasser. Wir haben nur noch wenig Nahrung zur Verfügung. Nur wenige Läden werden noch via Bananenboot mit Vorräten beliefert; zudem ist diese Ware teuer, aber auf den Inseln gibt es keine Arbeit und nur wenig Geld. Zwar versorgen uns die Behörden von Bougainville alle paar Monate mit einem Notvorrat Reis. Aber das ist keine Lösung, und eine langfristige Strategie fehlt.
Wie weit ist der Umsiedlungsprozess bereits fortgeschritten? Der erste Umsiedlungsplan wurde 2005 erstellt, doch die Regierung arbeitet langsam. 2007 unterbreitete die Organisation Tulele Peisa der Regierung einen neuen Plan, um den Prozess zu beschleunigen und die Umsiedlung zu erleichtern. Die Menschen von Carteret sollen bei Tinputz im Norden von Bougainville angesiedelt werden. Dort stellt die katholische Mission kostenlos Boden für die Landwirtschaft und für den Bau von Häusern zur Verfügung. 2008 begannen wir mit dem Bau der Häuser. Sie werden aus Buschmaterial gebaut und haben eine Lebensdauer von knapp zwanzig Jahren. Die
neuen Häuser müssen den bestehenden Häusern in Tinputz ähnlich sehen. Tulele Peisa will vermeiden, dass die Menschen als illegale Siedler in einer Stadt wie Buka landen. Die Inselbewohner müssen einen sicheren Ort erhalten, wo sie ihre Gärten anlegen und fischen können, damit sie ein Auskommen haben. Die Regierung wollte für die Carteret-Schüler eine separate Schule bauen. Doch die Dorfbewohner waren dagegen: Die Carteret-Leute gehören zu uns, sagen sie. Es ist kein guter Start, wenn wir sie von uns trennen, ihre Kinder sollten zusammen mit unseren aufwachsen. Im Frühling 2009 machten fünf Familien den Anfang, die sich in einer besonders misslichen Lage befinden – insgesamt sind das rund 100 Personen. Was sagen die Leute zur gegenwärtigen Situation? Sie spüren, dass etwas geschehen muss. Sie haben Angst, ein grosser Wirbelsturm oder ein Tsunami könnte sie alle vernichten. Die Männer haben keine Ahnung, was sie tun oder wohin sie mit ihren Familien gehen könnten. Die Frauen sagen: Wir müssen einen neuen Ort finden, wo wir uns mit unseren Kindern niederlassen können. Die alten Leute wollen nicht weg, sie würden lieber mit ihren Inseln untergehen. Das verwirrt die Jüngeren, sie wollen sie nicht auf der Insel zurücklassen. Die Umsiedlung ist der einzige Weg in die Zukunft. Wir werden unsere Identität verlieren, aber wir haben keine Wahl. Die Inseln werden immer kleiner. Was sagen die Menschen über den Klimawandel als Auslöser dieser Probleme? Sie sehen, dass es geschieht, doch sie denken nicht über die Ursachen nach. Sie wissen nicht viel darüber. Es passiert seit zwanzig Jahren, das Land
Carteret-Inseln N
Atoll Inseln
Iolassa
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Bougainville
Huene
Piul Das bedrohte Paradies: Die Carteret-Inseln befinden sich rund 1000 Kilometer östlich von PapuaNeuguinea im Pazifik.
PapaNeuguinea Australien
25 km
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Greenpeace/Sutton-Hibbert
Ein Knabe steht im Schlamm eines früheren Gemüsegartens, der vom Meerwasser überflutet wurde.
verschwindet langsam. Es geschieht einfach. Die Nahrungsmittelknappheit ist auch einfach eine Tatsache. Dank unserer Aufklärungsarbeit wissen die Leute immerhin, dass es sich um eine weltweite Entwicklung handelt, dass andere Inselbewohner die gleichen Probleme haben. Carteret und Tuvalu sind die Ersten, die untergehen, Kiribati und die Marshall-Inseln kommen als Nächste dran. Doch ein Austausch findet nicht statt, da wir das Geld nicht haben, um unsere pazifischen Nachbarn zu besuchen. Struck-Garbe
«Es ist ein Wettrennen gegen den Ozean. Jetzt geben wir auf, weil uns die Mittel fehlen, um die Inseln zu retten.»: Basil Peso.
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Greenpeace/Sutton-Hibbert
Ein Boot bringt Reis auf die Inseln. Da dort kaum mehr etwas wächst, muss die meiste Nahrung hertransportiert werden.
Welche Rolle spielt Tulele Peisa? Das erste Ziel von Tulele Peisa – übersetzt heisst dies «Aus eigener Kraft über die Wellen segeln» – ist die Bewusstseinsbildung bei den Inselbewohnern und in der Weltöffentlichkeit. Tulele Peisa will Menschen, Regierungen, Unternehmen und Institutionen beeinflussen und zum Kampf gegen den Klimawandel mobilisieren. In zweiter Linie geht es uns darum, die Bewohner von Carteret im Umsiedlungsprozess zu unterstützen. Wir arbeiten dabei auf beiden Seiten. Wir unterstützen und unterrichten sowohl die Gastgebergemeinschaften als auch die Umsiedler. Wir organisieren gemeinsame Anlässe für die beiden Gruppen und
diese reisen zusammen durch Tinputz; dort treffen sie sich mit Führern der lokalen Gemeinschaften, unterhalten sich mit ihnen über den Klimawandel und erklären ihnen, warum die Bewohner von Carteret von ihren Inseln auf die Hauptinsel Bougainville übersiedeln müssen. Marion Struck-Garbe ist Vorsitzende von www.pazifik-netzwerk.org und Mitarbeiterin von Greenpeace Deutschland. Basil Peso stammt aus Bougainville und arbeitet dort als Sozialarbeiter bei der Organisation Tulele Peisa, die Klimaflüchtlinge von den CarteretInseln betreut (www.tulelepeisa.org).
WWW Unterstützung unter: Carterets Islanders Support Group auf Facebook Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/klima Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin
Energie
Motivierte Jugendliche für die Solarenergie Text Marc Maurer Seit elf Jahren fördert das JugendSolarProjekt von Greenpeace die Sonnenenergie. Gemeinsam mit dem Verein KlimaCommitment und der Organisation Miss Earth Schweiz setzt man jetzt auf eine medienwirksame Information.
Der Verein Klima-Commitment verfolgt das Ziel, die Menschen in der Schweiz für nachhaltiges Handeln zu sensibilisieren und sie darin zu unterstützen, CO2 , Energie, Wasser, Öl, Gas und andere Ressourcen einzusparen. Dafür arbeitet der Verein mit anderen Organisationen zusammen. Die Kooperation mit dem JugendSolarProjekt startete mit dem Projekt «energieregionGOMS» in Fiesch VS: Am 29. und 30. Mai montierten Schüler und Schülerinnen zusammen mit den zehn Finalistinnen von Miss Earth Schweiz in Fiesch erste Solarpanels auf dem Dach des Schulhauses. Die Aktion war der Auftakt zum Programm «Alpensonne», in dessen Rahmen in der Region Goms vier grosse Dächer mit Solaranlagen bestückt werden.
Dieses Programm ist eines von sieben, mit denen die energieregionGOMS die Nutzung erneuerbarer Energien fördert. Mit Wind, Wasser, Sonne und Biomasse soll in der Hochtalebene Jahr für Jahr mehr Energie vor Ort produziert werden. «Bis 2030 wollen wir die im Goms benötigte Energie lokal, dezentral und nachhaltig produzieren. Damit sollen neue Arbeitsplätze und Einkommensquellen geschaffen werden und der Tourismus neuen Schwung erhalten», erklärt Dionys Hallenbarter, Initiant von energieregionGOMS. gehZEITEN – ein Aufruf, sich zu bewegen Zur gleichen Zeit fiel der Startschuss für das Sponsorenprojekt gehZEITEN. Der Verein Kli-
Greenpeace/Ex-Press/Forte
Die Miss packt mit an: Miss Earth Schweiz, Graziella Rogers (links), hilft mit, in Alvaneu eine 400 Quadratmeter grosse Photovoltaik-Anlage zu installieren.
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Giovanoli
Sonnenenergie wird bereits hier genutzt: Das Essen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer …
ma-Commitment fordert damit die Schweizer Bevölkerung auf, sich zu bewegen – im eigentlichen und im übertragenen Sinn. Seit dem 29. Mai 2009 durchqueren bewegungsfreudige Personen während 365 Tagen möglichst viele Kantone und Regionen der Schweiz. Dabei wollen sie so viele Klimaversprechen wie möglich und Geld für den Bau von lokalen Solaranlagen sammeln. Unterstützt wird der Verein unter anderem von der Organisation Miss Earth Schweiz. Anders als bei Veranstaltungen wie Miss Universe und Miss World beurteilt die Jury bei den Miss-Earth-Wahlen nicht nur die Schönheit und die Ausstrahlung der jungen Frauen, sondern vor allem ihr Engagement im Bereich der humanitären Hilfe und des Umweltschutzes. Diese Besonderheit macht die jährliche Gewinnerin von Miss Earth automatisch zur Sprecherin der Miss Earth Stiftung, des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und anderer engagierter Organisationen. Wie Tanja Marcic von der Miss Earth Schweiz Organisation erklärt, setzen sich die Missen für die finanzielle Unterstützung von Umweltprojekten oder erneuerbaren Energien ein. Auch das JugendSolarProjekt profitiert indirekt von diesen Geldern: Während eines Jahres bekommt das JugendSolarProjekt Gelder zum Bau von Solaranlagen vom Verein Klima-Commitment und vom Projekt gehZEITEN. Die Miss Earth Schweiz Organisation unterstützt diese Projekte.
Seit elf Jahren motivierte Jugendliche Das JugendSolarProjekt unterstützt seit elf Jahren Projekte rund um die Solarenergie. Zusammen mit Jugendlichen installieren die Verantwortlichen um Mitbegründer Retze Koen Solaranlagen auf Schweizer Dächern. Eines ist allen Projekten gemein: «Die Jugendlichen sind motiviert, etwas für die Umwelt zu tun, und das trägt zum guten Gelingen bei», wie Retze Koen erklärt. Ein Highlight ist jedes Jahr das International Solar Camp. Im Rahmen dieser Camps installieren jedes Jahr Jugendliche aus der ganzen Welt Solaranlagen auf Schweizer Dächern. Dieses Jahr fand das Camp im bündnerischen Alvaneu statt. 20 Jugendliche aus der Schweiz und den USA, aus Holland, Deutschland, Fidschi und Spanien montierten während einer Woche auf einem Stalldach eine Photovoltaik-Anlage. Unterstützt wurden sie dabei von der Miss Earth Schweiz, Graziella Rogers. Die Teilnehmer kochten unter anderem mit Sonnenenergie: Mittels Parabolspiegeln bereiteten sie in Solarkochkisten das Essen zu. Die Jugendlichen definierten während des Lagers ausserdem die Ziele und Beiträge des JugendSolarProjekts für die diesjährige Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen. Marc Maurer ist verantwortlich für die Medienarbeit beim JugendSolarProjekt.
Unterstützen Sie die Klimapetition des JugendSolarProjekts! 500 000 Klima-Unterschriften weltweit sollen die Staatschefs an der diesjährigen UNKlimakonferenz in Kopenhagen daran erinnern, sich endlich für global verbindliche und wirksame Reduktionsziele einzusetzen. Hierfür benötigen wir auch Ihre Stimme! Jugendliche übergeben die Unterschriften Ende des Jahres auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen. Die Petition ist unter www.klima-commitment.ch als PDF abrufbar. Oder unterschreiben Sie online auf www.jugendsolarprojekt.ch.
Giovanoli
… des Camps von Alvaneu wurde mit Solarkochern zubereitet.
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Greenpeace/Ex-Press/Forte
«Als Miss Earth habe ich die Möglichkeit, mich in einem viel grösseren Rahmen für Umweltschutz und erneuerbare Energien zu engagieren.»: Graziella Rogers.
«Es ist wichtig, dass immer mehr Menschen diese erneuerbare Energie kennenlernen» Interview Marc Maurer Foto Forte/Ex-Press
Der Titel «Miss Earth» wird nicht nur für äusserliche Schönheit verliehen, sondern vor allem für das Engagement der Trägerin. Die aktuelle Miss Earth Schweiz, Graziella Rogers, sagt, was dies für sie heisst. Was bedeutet es für dich, zur Miss Earth Schweiz gewählt worden zu sein? Es war ein grosser Wunsch, der für mich in Erfüllung gegangen ist. Ich habe nun die Möglichkeit, mich in einem viel grösseren Rahmen für Umweltschutz und erneuerbare Energien zu engagieren. Zudem kann ich mich mit vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen übers Energiesparen unterhalten und habe die Möglichkeit, mich effektiver für humanitäre Hilfe einzusetzen. Was möchtest du in deinem Amtsjahr erreichen? Ich möchte Freude bringen, wo es scheinbar keine Hoffnung mehr gibt, und möglichst viel Geld sammeln, damit das JugendSolarProjekt von Greenpeace zusammen mit dem Projekt gehZEITEN Solaranlagen bauen kann. Ausserdem möchte ich Kindern in Sri Lanka ermöglichen, wieder in die Schule zu gehen. Aber auch die Arbeit mit Jugendlichen in der Schweiz ist mir wichtig: So würde ich beispielsweise in Biel gerne mehr Jugendliche dafür sensibilisieren, wie sie der Gewalt und Jugendkriminalität aus dem Weg gehen können.
Wie siehst du die Chancen, während deines Amtsjahrs etwas verändern zu können? Ich würde sagen, dass meine Chancen sehr gut sind. Ich habe viele Ideen, ein grosses Herz und hoffe, dass ich auf Zuhörer stossen werde, die sich mir anschliessen. Welchen Bezug hattest du vor deinem Amtsantritt zu Umweltschutz und humanitärer Hilfe?
immer mehr Menschen diese erneuerbare Energie kennenlernen. Mein Wunsch ist es, dass wir eines Tages unseren gesamten Energieverbrauch mit erneuerbaren Energien decken können. Wie trägst du in deinem eigenen Alltag zum Umweltschutz bei? Ich lebe sehr umweltbewusst, da ich fast ausschliesslich Zug fahre, wenig warmes Wasser
«Mein Wunsch ist es, dass wir eines Tages unseren gesamten Energieverbrauch mit erneuerbaren Energien decken können.» Ich habe mich schon vorher stark mit Kindern und Jugendlichen auseinandergesetzt und mehrere Jahre in meiner Freizeit mit Kindern gearbeitet. Nun bietet sich mir die Möglichkeit, Umweltschutz und die Arbeit mit Jugendlichen zu verbinden, indem ich zusammen mit gehZEITEN Schulen besuche und mit Schulklassen über erneuerbare Energien und Umweltschutz sprechen kann. Hast du persönlich einen Bezug zur Solarenergie? Ja, ich habe schon selbst Solarzellen installiert und werde dieses Jahr noch oft mit Solarenergie in Kontakt kommen. Es ist wichtig, dass
verbrauche und Sparlampen verwende. Ich versuche auch, den Wäschetumbler nicht zu benützen, sondern wenn immer möglich die Wäsche zum Trocknen aufzuhängen.
WWW Mehr zum Thema unter www.greenpeace.ch/jugendsolarprojekt oder unter www.klima-commitment.ch Kommentieren unter www.greenpeace.ch/magazin
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Aktiv Atom + Energie
Gentech + Chemie
Michalak/Greenpeace
Greenpeace/Ex-Press/Winkler
Atomenergie
Gentech-Moratorium
Berlin, Deutschland
Wohlenschwil, Schweiz
24/06/2009: 50 Greenpeace-AktivistInnen protestieren gegen die Absicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Stromindustrie, wieder in die Atomkraft einzusteigen. Anlass ist der Jahreskongress des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft.
15/04/2009: Im Rahmen der Aktion «Zukunft säen» haben GreenpeaceAktivisten das Wort GENTECHFREI in ein Feld eingesät. Das Schweizer Parlament stellt dieses Jahr die Weichen für die Landwirtschaft: Es entscheidet über die Verlängerung des Anbaumoratoriums um weitere drei Jahre.
Greenpeace/Alesi
Greenpeace/Rios
Erneuerbare Energien
Chemieabfall
Rom, Italien
Manila, Philippinen
25/05/2009: Vor dem Hotel Excelsior, wo ein Ministertreffen der G8-Staaten stattfindet, demonstrieren Greenpeace-Aktivisten: Erneuerbare Energien seien die einzige Lösung für das Problem des Klimawandels, deshalb sollten die G8-Staatschefs mit der Solartechnik eine Energierevolution einleiten.
23/06/2009: Ein Greenpeacer in Schutzkleidung schaufelt Abfall aus einer Deponie in Taytay im Osten von Manila zusammen, um daraus Proben zu entnehmen. Die Umweltschützer fordern eine Sanierung der 13 Hektar grossen Abfallhalde, die den grössten Süsswassersee des Landes kontaminiert.
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Klima
Wald + Meer
Cobbing/Greenpeace
Greenpeace/Ardiles Rante
Gletscherschmelze
Abholzung
Petermann-Gletscher, Grönland
Jakarta, Indonesien
12/07/2009: Alun Hubbard packt seine Ausrüstung ins Kajak, nachdem er seine Aufgabe vollendet hat. In Zusammenarbeit mit Greenpeace haben er und seine Wissenschaftlerkollegen Jason Box und Richard Bates eine Radaranlage installiert, mit der sie Daten aus dem Eisschelf sammeln.
02/06/2009: Aktivistinnen und Unterstützer von Greenpeace demonstrieren vor dem Studio, in dem die entscheidende Fernsehdebatte der drei Kandidaten für die Präsidentschaftswahl stattfindet. Greenpeace fordert ein Moratorium der Abholzung, um Indonesiens Ausstoss von Treibhausgasen zu reduzieren.
Greenpeace/Rezac
Greenpeace/Jjcandan
Treibhausgase
Klimawandel
Brindisi, Italien
Ría de Arousa, Spanien
08/07/2009: Aktivisten klettern auf das Kohlekraftwerk Federico II und bringen die Botschaft «G8: Handelt!» am Kamin an. Mit landesweiten Greenpeace-Aktionen werden die G8-Staatschefs am Meeting von L’Aquila aufgefordert, rasch Massnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.
28/05/2009: Taucher von Greenpeace entrollen in einer Unterwasser-Muschelfarm ein Banner mit dem Text «Geschlossen wegen Klimawandel». Damit wollen sie auf eine der gravierendsten ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels in der spanischen Region Galicien aufmerksam machen.
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Entsorgung
Elektrostal, Russland Schweizer Uran wird mit Uran aus U-Boot-Reaktoren angereichert
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Schweizer Brennelemente werden in Uran, Plutonium und Abfall Wiederaufarbeitung getrennt
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wird in alten russischen AKW eingesetzt
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wird zur neuen Verwendung in die Schweiz geschickt
unter Schweizer Kontrolle ausserhalb Schweizer Kontrolle Quelle: SoZ/Binda / Bearbeitung: Sofie
Dunkle Geschäfte mit Uran Text Susan Boos Die Schweiz wäre für ihren Atomabfall eigentlich selber verantwortlich. Nun haben die AKW-Betreiber aber einen Weg gefunden, einen Teil davon in Russland loszuwerden. Dies belegt ein neuer Report von Greenpeace. Die Geschichte begann vor vielen Jahren, als die Betreiber der Schweizer Atomkraftwerke anfingen, die gebrauchten Brennelemente nach La Hague (Frankreich) und Sellafield (Grossbritannien) zur Wiederaufarbeitung zu schicken. Die AKW-Betreiber träumten von einem energetischen Perpetuum mobile: In den Wiederaufarbeitungsanlagen wird das Atommaterial zerlegt, daraus werden Uran und Plutonium gewonnen, aus denen man erneut Brennelemente herstellen kann. Diese sollten dann wieder in Schweizer AKW zum Einsatz kommen. Die AKW-Betreiber nennen dieses Verfahren Recycling – in Wirklichkeit belastet es aber die Umwelt enorm, da beträchtliche Mengen Radioaktivität freigesetzt werden. Der Greenpeace-Report «Recycling von Wiederaufarbeitungsuran?» zeigt nun, dass auch das angebliche Recycling nur sehr beschränkt stattfindet. Das Plutonium wird in sogenannten Mischoxid- oder MOX-Elementen in den Atomkraftwerken Beznau und Gösgen eingesetzt. Vom
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aufgearbeiteten Uran kommt jedoch nur ein Fünftel, höchstens ein Viertel in die Schweiz zurück, der Rest bleibt in Russland. Dieses Geschäft wird wie folgt abgewickelt: Die Schweizer AKW-Betreiber überlassen das Wiederaufarbeitungsuran der französischen Nuklearfirma Areva, die unter anderem die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague betreibt. Areva schickt dieses Uran nach Elektrostal, einer Stadt
sprüchliche Zahlen vorliegen, was bei so gefährlichem Material höchst bedenklich ist. Die Schweizer AKW-Betreiber wie auch die Bundesbehörden fühlen sich nicht verantwortlich dafür, weil das wiederaufgearbeitete Uran ja im Besitz der Areva sei. Eine bequeme und kostengünstige Art, sich des strahlenden Abfalls zu entledigen – mit Recycling hat das jedoch nichts zu tun.
Es ist bequem und billig. Aber mit Recycling hat dies nichts zu tun. östlich von Moskau. Dort wird es mit hochangereichertem Uran aus russischen Beständen vermischt und daraus werden neue Brennelemente hergestellt, die in Gösgen und Beznau eingesetzt werden können. Wiederaufgearbeitetes Uran hat jedoch eine schlechte Qualität, deshalb dürfen die Brennelemente nicht zu viel davon enthalten. So kommt es, dass der grosse Rest des Schweizer Wiederaufarbeitungsurans in Russland bleibt und in RBMK-Reaktoren eingesetzt wird, welche auch mit Uran von geringer Qualität auskommen. Das ist der Reaktor-Typ, der vor gut zwanzig Jahren in Tschernobyl explodierte und weite Teile der Ukraine und Weissrusslands verseuchte. Um wie viele Tonnen es sich handelt, lässt sich nicht genau herausfinden, da sehr wider-
Susan Boos ist Redaktorin der «WOZ Die Wochenzeitung». Einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema lesen Sie in der nächsten Ausgabe von «greenpeace». WWW Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/atom Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin
Von der Gewinnung des giftigen Rohstoffs Uran über die gefährliche Produktion bis zur Entsorgung des viele tausend Jahre strahlenden Abfalls: Die angeblich saubere Atomenergie hat viele dreckige Seiten. Das Magazin deckt diese in den nächsten Ausgaben auf.
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Klima III
Greenpeace/Ex-Press/Forte
Ein kleines, aber feines und aktives Festival Text Rebekka Hubacher Mässig gutes Wetter und nur mässige Teilnehmerzahl, aber gute Aktivitäts- und Freizeitangebote und vor allem eine hohe Motivation der Beteiligten: Dies ist die Bilanz des Klimaworkshop-Festivals im Juli. Sonne, Regen, Wolken, Sturm, Kälte und Hitze – das Klima zeigte sich facettenreich während des Klimaworkshop-Festivals vom 12. bis am 19. Juli auf der Rüti bei Bätterkinden. Rund 40 Teilnehmer campierten die ganze Woche und erlebten die Wetterkapriolen hautnah mit. Etwa 100 Leute besuchten das Camp für einen oder mehrere Tage oder kamen mehrmals vorbei. Trotz des Wetterpechs blieb die Stimmung im Camp gut, und die Motivation für die Organisation der Aktionen vom Freitag und Samstag war sehr hoch. Gemessen an der Teilnehmerzahl fiel der Erfolg des diesjährigen Festivals eher klein aus, gemessen an der Motivation der Teilnehmenden war er jedoch sehr gross. Am Freitag fuhr eine Gruppe von rund zehn Leuten im strömenden Regen mit einem selbst gebastelten WC-Häuschen für das «kleine Geschäft» auf den Bundesplatz in Bern. Dort riefen sie die Passanten auf zum «grossen Geschäft»: Die Aktion kritisierte die «voll danebengegangene» Klima-
politik der Schweiz und forderte eine massive CO2Reduktion in der Schweiz. «Die Aktion schweisste uns zusammen und die Motivation der Gruppe stieg», meinte der Teilnehmer Reto. Auch die Aktion am Samstag hatte mit den Tücken des Wetters zu kämpfen: Die lokale Bevölkerung wurde zum Mittagessen ins Camp eingeladen, wo alle die Möglichkeit hatten, Banner für die bevorstehende Demo vor dem Standort des geplanten Gaskraftwerks der BKW zu gestalten. Um 13.30 Uhr bewegte sich der Demo-Umzug dorthin und rund 50 Teilnehmer des Camps demonstrierten friedlich mit 50 Leuten aus der lokalen Bevölkerung. Gut besuchte Workshops und Veranstaltungen Das Klimaworkshop-Festival zeichnete sich durch Qualität aus. Die Workshops wurden rege besucht, und auch das Abendprogramm war abwechslungsreich: Vom Rockkonzert bis hin zur Chansondarbietung wurde vieles geboten. Die Küche versorgte die Anwesenden mit leckeren Köstlichkeiten. Sehr geschätzt wurde der Duschkomfort; das ebenfalls mit Solarpanels aufgeheizte Wasser blieb genügend heiss für Fussbäder um zwölf Uhr nachts. «Es war eine Wonne, die kalten Füsse vor dem Schlafengehen aufzuwärmen», meinte Mira.
Sonnige Momente: Nicht immer gutes Wetter, aber immer gute Stimmung und hohe Motivation beim Klimaworkshop-Festival im Juli.
Nach dieser Woche haben die Organisatoren einstimmig beschlossen, nächstes Jahr wieder ein solches Festival durchzuführen – in etwas veränderter Form, aber mit denselben Zielen: Leute zu vernetzen, eigene Aktionen auszuhecken und durchzuführen sowie Methoden zu erlernen, wie man sich selbst organisiert und innerhalb einer Gruppe funktioniert. Wir hoffen, du bist dann auch dabei! Rebekka Hubacher ist Medienverantwortliche des Festivals.
17. Oktober: Klimafest in Bern Greenpeace als Mitglied der Klima-Allianz lädt am 17. Oktober zum Klimafest auf den Bundesplatz in Bern ein. Ab 15 Uhr gibt es einen Kurzauftritt von Endo Anaconda und Schifer Schafer von Stiller Has sowie Gratiskonzerte von Wurzel 5 & Surprise Guests. Dazu Kurzreden, kulinarische Leckerbissen und Infostände. Zudem wird dem Bundesrat die Klimafahne übergeben, eine 40 auf 40 Meter grosse Schweizerfahne. Kommen auch Sie! Gemeinsam zeigen wir, dass uns der Klimaschutz wichtig ist. Mehr Infos unter www.greenpeace.ch
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Afrika
Die Sonne als ideale Energiequelle für Alltagsgeräte, Beispiel 1: Solardörrer. Auch über ein Dutzend Journalistinnen und Journalisten zeigten sich beeindruckt.
Solarenergie – die Lösung für Afrika Text Christian Gyr und Kuno Roth Seit zehn Monaten ist Greenpeace in Afrika vertreten. Seither ist die Arbeit auf diesem Kontinent intensiviert worden. Ein beispielhaftes Projekt ist die Ausbildung von jungen Solarfachleuten in Kamerun. Yaoundé, Kamerun, Juni 2009, im Hinterhof des Zentrums für Umwelt und Entwicklung (CED), einer Partnerorganisation von Greenpeace: Eine Gruppe von 37 jungen Afrikanerinnen und Afrikanern vertieft sich in den Bau und die Funktionsweise eines solarbetriebenen Dörrapparats. Ein paar Schritte weiter berechnet eine zweite Gruppe die Panelgrösse für den Strombedarf einer Dorfschule, eine dritte baut zwei Modelle effizienter Holzherde, derweil die vierte Gruppe sich mit der solaren Trinkwasseraufbereitung befasst. Das dreiwöchige Intensivtraining «Urwaldschutz ist Klimaschutz. Solarenergie, eine
Götz
Lösung für Afrika» unter Anleitung von zwei afrikanischen und zwei Schweizer Experten ist in vollem Gang. Es leuchtet ein, dass Solarenergie und Effizienz die Energielösungen für Afrika sind. Aber ausser Einzelprojekten gibt es keine wirkliche Umsetzung. Material fehlt, Know-how fehlt, Geld fehlt. So sagt ein Teilnehmer: «Ich bin seit über 30 Jahren Elektriker und hatte noch nie die Gelegenheit, Solargeräte zu sehen. Ich bin sehr beeindruckt.» Greenpeace Schweiz hat diese Ausbildung zusammen mit CED initiiert, um das junge afrikanische Greenpeace-Büro in seiner Aufbauarbeit zu unterstützen. Natürlich kann Greenpeace den Kontinent nicht allein «solarisieren». Aber wir können lokale Bestrebungen aufnehmen, den Austausch von Know-how fördern, die besten Vorgehensweisen und Verfahren einführen und weiterentwickeln und schliesslich auf politischer Ebene nachhaltige Lösungen einfordern.
Wie in der Schweiz gibt es auch in Afrika in jedem Projekt Schwierigkeiten: Bei diesem hier spielte die Sonne nicht immer mit, das aus der Schweiz geschickte Material stand erst nach zwölf Tagen zur Verfügung und nicht nach zwei, wie gedacht, und das Sekretariat war zeitweise arg überfordert, weil es mitten in den Vorbereitungen einen Personalwechsel gab. Doch dies alles tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Es wurde nicht nur solar gebaut, gekocht und gerechnet, nicht nur über Urwaldschutz und Klimawandel gelehrt und diskutiert. Es wurde auch gescherzt und es wurden Geschichten erzählt. Und es wurde viel getanzt. Christian Gyr ist Jugendprojekt-Coach, Kuno Roth ist Co-Leiter des Greenpeace-YouthSupport-Centers. WWW Videos auf Französisch oder Englisch können bei Youtube angeschaut werden: auf www.youtube.com nach «Climate Camp Cameroon» suchen. Das «Africa Youth Package» können Sie unter der Adresse materialversand-buero.bern@ ch.greenpeace.org bestellen. Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/wald Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin
Greenpeace in Afrika – wie weiter? Im letzten November hat Greenpeace in Südafrika und in Kongo die ersten Büros auf dem afrikanischen Kontinent eröffnet. Schwerpunktthemen sind Energie, Kongo-Regenwald und Überfischung der Meere. Einzelprojekte sind zum Beispiel ein zweiter Solarworkshop und der Aufbau eines Netzwerks junger Solarakteure und -akteurinnen, der Bau von Solarlampen, Schulpatenschaften für Bleistifte aus gepresstem Recyclingpapier, eine Studie «Nachhaltige Energieperspektiven für Kamerun» oder die Etablierung einer nationalen Plattform für eine nachhaltige Energiepolitik in diesem Land.
Gyr
Die Sonne als ideale Energiequelle für Alltagsgeräte, Beispiel 2: Solarkocher.
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Meer
Greenpeace/Hilton
Schwimmende Engel der Weltmeere Text Anita Merkt Schiffe sind die Markenzeichen von Greenpeace. Das bekannteste ist die «Rainbow Warrior» – die es gleich mehrfach gab und gibt: Die «Rainbow Warrior I» wurde 1985 von französischen Agenten in die Luft gesprengt. Mit der «Rainbow Warrior II» kämpft Greenpeace heute gegen Plutoniumtransporte, Giftmüllverklappung, Walschlächter und andere Übeltäter. Und 2011 soll die «Rainbow Warrior III» in See stechen. Das Attentat des französischen Geheimdienstes DGSE auf die «Rainbow Warrior I» am 10. Juli 1985 könnte einem Agententhriller entnommen sein: Als «Schweizer» nach Neuseeland eingereist, befestigten zwei Agenten zwei Sprengsätze an der
«Rainbow Warrior» im Hafen von Auckland und jagten damit das Schiff in die Luft. Dass dabei der Fotograf und Familienvater Fernando Pereira getötet wurde, war für den Geheimdienst wohl lediglich ein bedauernswerter «Kollateralschaden». Der Rückgriff auf derart krasse Methoden macht deutlich, dass der französische Staat wegen der Proteste der «Rainbow Warrior» gegen seine Atombombentests nervös geworden war. In Auckland bereitete die Greenpeace-Crew gerade eine neue Aktion vor dem französischen Testgebiet des Mururoa-Atolls vor, an der sie durch das Attentat gehindert werden sollte. Wenige Wochen vorher hatte die «Rainbow Warrior» den Bewohnern der atomverseuchten Insel Rongelap geholfen, ihre Heimat definitiv zu verlassen. Seit den US-amerikanischen Atombombentests auf dem Bikini-Atoll waren der Bo-
den und das Wasser der Pazifikinsel radioaktiv belastet, 95 Prozent der Bewohner hatten Krebs und viele Kinder litten an genetischen Defekten. Die Begegnung mit den Bewohnern von Rongelap veranschaulichte den Greenpeace-Aktivisten die schrecklichen Auswirkungen von Atombombentests und bestärkte sie in ihrem Kampf.
Miller/Greenpeace
Zur Legende geworden: Die «Rainbow Warrior I», nachdem sie im Hafen von Auckland vom französischen Geheimdienst gesprengt worden war.
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Die Legende lebt weiter: Die «Rainbow Warrior II» wird in Bali, Indonesien, von einer Flottille von Fischerbooten empfangen.
Den Klimawandel dokumentieren Text Anita Merkt
Dass Atombombentests heute nur noch unterirdisch durchgeführt werden und weitgehend geächtet sind, gehört zu den ersten grossen Erfolgen von Greenpeace. Ob im Einsatz gegen die zerstörerische Fischerei mit Schlepp- und Treibnetzen oder im Kampf gegen die Giftmüllverklappung auf hoher See: Oft lassen sich medienwirksame Aktionen nur mit Hilfe der «Rainbow Warrior», der «Esperanza» oder der «Arctic Sunrise» durchführen. Die grossen Schiffe in Kombination mit den wendigen Schlauchbooten ermöglichen es Greenpeace, an Ort und Stelle zu sein, wenn still und heimlich giftbefrachtete Trawler verschrottet oder internationale Fischfangverbote missachtet werden. Anita Merkt ist Kommunikationsbeauftragte von Greenpeace Schweiz.
WWW Mehr dazu auf www.greenpeace.ch/patenschaft Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin
Im Sommer befuhren zwei GreenpeaceSchiffe Regionen der Welt, die besonders vom Klimawandel bedroht sind. Die eine Tour führte die «Esperanza» zu den paradiesischen Cook-Inseln im Pazifik, die zweite die «Arctic Sunrise» zu den Gletschern der Arktis. Die Pazifik-Tour Wer das Glück hat, auf Pukapuka oder Aitutaki zu leben, lebt eigentlich im Paradies. Doch das friedvolle Leben der Menschen auf diesen Cook-Inseln ist bedroht. Weil der Meeresspiegel ansteigt und die Wirbelstürme im Pazifik häufiger und heftiger werden, frisst das Meer die Ränder der Inseln weg, die Häuser und Felder werden bei Sturmfluten überschwemmt. In den Industrieländern erfahren wir davon wenig, denn die Inseln sind zu weit weg, kein CNN-Team ist hier stationiert. Um den Bewohnern der bedrohten Pazifikinseln die Chance zu geben, ihre Geschichte zu erzählen, startete die «Esperanza» am 23. Juni im Hafen der Cook-Insel Rarotonga die Pazifik-Tour «Human Voices». Einen Monat lang fuhr die Besatzung von Insel zu Insel und sprach mit den Bewohnern, liess sich ausgebleichte Korallenriffe zeigen und von verschwindenden Fischschwärmen berichten. Nach dem Abschied von Vanuatu nahm die Crew der «Esperanza» Kurs auf Australien, um sich auf dem Forum der Pazifikinseln dafür einzusetzen, dass sich Australien und Neuseeland an
der Klimakonferenz in Kopenhagen für das Überleben ihrer kleineren Nachbarinseln einsetzen. Die Arktis-Tour Mit der dreimonatigen Arktis-Tour im Sommer dokumentierte Greenpeace den dramatischen Rückgang des arktischen Eises, um die Verantwortlichen des Klimagipfels in Kopenhagen aufzurütteln. Im Juni nahm der Greenpeace-Eisbrecher «Arctic Sunrise» Kurs auf den nördlichsten Gletscher der Welt, den Petermann-Gletscher an der Nordwestküste Grönlands, von dem ein riesiges Stück abzubrechen droht. Ziel der Petermann-Expedition war es, die Vergrösserung der Risse und den drohenden Abbruch mit Zeitrafferkameras zu dokumentieren. Mit Kajaks bewegten sich die Greenpeace-AktivistInnen, Glaziologen und Meeresforscher in Schmelzwasserrinnen auf dem Gletscher fort und massen mit Hilfe von Radarsonden die schwindende Dicke des Eises. Ausserdem studierten die Forscher das Verhalten der Treibeisflächen, die Abschmelzprozesse unter Wasser und den sich verändernden Salzgehalt des Wassers. Die Schmelze am Petermann-Gletscher steht exemplarisch für die Folgen des Klimawandels in der Arktis. WWW Mehr dazu auf www.greenpeace.ch/klima Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin
«Rainbow Warrior III»: Kein Schiff wie jedes andere Im Juli dieses Jahres unterschrieb Greenpeace-Chef Gerd Leipold den Vertrag für den Bau der «Rainbow Warrior III». Zum ersten Mal lässt Greenpeace ein Schiff neu bauen; bisher hat die Organisation jeweils ältere Schiffe gekauft und an die neuen Bedürfnisse angepasst. Es soll 23 Millionen Euro kosten, also rund 35 Millionen Franken. Das Schiff wird so konstruiert, dass es möglichst oft segeln kann: Eine Segelfläche von 1300 Quadratmetern sorgt für hervorragende Segeleigenschaften. Spezielle Schlauchboote können auch bei hohem Seegang schnell und sicher eingesetzt werden. Im gesicherten Multimedia-Raum kann Greenpeace Fotos und Videos vor Ort bearbeiten und via BreitbandInternet und Satellit in alle Welt versenden. Vor allem aber soll die «Rainbow Warrior III» höchsten Umweltnormen entsprechen: Das Abwasser wird biologisch behandelt und gereinigt, ein zentrales Auffüll- und Lüftungssystem im Tankraum verhindert das Auslaufen von Treibstoff und Öl beim Betanken und die Dieselmotoren sind verbrauchsarm.
Cobbing/Greenpeace
Die «Arctic Sunrise» erreichte auf ihrer Tour fast den Nordpol.
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Engagement
Greenpeace. Seit 25 Jahren! Text Albert Kuhn
Seit 25 Jahren setzt sich Greenpeace Schweiz für den Schutz der Umwelt ein – mit Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit und Recherchen. Möglich ist dies vor allem dank der Unterstützung motivierter Mitarbeiterinnen, Freiwilliger und Mitglieder. Einige von ihnen erzählen hier, weshalb sie Greenpeace seit Jahren unterstützen und was sie sich für die Zukunft der Organisation wünschen.
Werzinger
Pierre Werzinger, 62 Jahre:
«Greenpeace tut das, was ich immer zu tun geträumt habe» Hutter
Gardi Hutter, 56 Jahre:
«Greenpeace verlängert sozusagen meinen Arm» Wie alt wird Greenpeace Schweiz? Ich kann mich nicht erinnern, wie es anfing. Ich weiss nur, dass mir Greenpeace sofort aufgefallen ist: frech, farbig und radikal. Damals eine Sturmböe im braven Naturschutz. Als Kontrastprogramm unterstütze ich die Vogelwarte Sempach – die arbeiten pragmatisch, zählen täglich Vogelnester, machen politische Kleinarbeit. Dagegen ist Greenpeace spektakulär, ein internationaler Ankicker. Es braucht beides. Welche Greenpeace-Kampagne mir am meisten imponiert? Nicht eine, sondern das ganze Paket. Ich bin beeindruckt, wie umfassend die Organisation arbeitet. Die Aktionen sind nicht einfach ein Schlag ins Wasser. Sie gründen auf Forschung und Fakten. So muss es auch sein – das Selbstzerstörungspotenzial der Menschheit war noch nie so gross, die ohnehin zerbrechliche Menschen-Existenz noch nie so gefährdet. Mein Beruf ist sehr intensiv und braucht die volle Energie. Ich bin auf Arbeitsteilung angewiesen. Das ist der Sinn von Spenden. Die Umweltorganisation handelt an meiner Stelle. Sie verlängert sozusagen meinen Arm. Und denkt vor. Zeitlich, meine ich.
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Ich unterstütze Greenpeace wegen der mutigen und häufig spektakulären Aktionen und wegen der Energie und Dynamik, die die Umweltgruppe ausstrahlt. Sie vermittelt den Eindruck, immer das Richtige zu tun, ohne in sozioökonomische Kompromisse verstrickt zu sein. Greenpeace tut ganz einfach das, was ich selber immer zu tun geträumt habe. Ich hatte das Glück, einmal in Barcelona an Bord der «Rainbow Warrior II» gehen zu können und von jungen und sehr motivierten Aktivisten empfangen zu werden. Nach einer detaillierten Führung sahen wir im Rumpf des Schiffes einen Film über die Kampagnen der «Rainbow Warrior I» und «II». Ich war schwer beeindruckt von dieser stillen, unermüdlichen Kraft, die das Schiff ausstrahlt. In diesem Moment habe ich denn auch den Entscheid getroffen, vor allem die «Rainbow Warrior» zu unterstützen. Die Herausforderungen für Greenpeace sind täglich und zahlreich – darunter die Reduktion der Verschmutzung der Meere und der Luft sowie die Abschaffung der Grundschleppnetze und der Treibnetzfischerei. Alle Erfolge sind bewundernswert, insbesondere diejenigen der Flotte, sei es die Reduzierung und anschliessend die Einstellung von Atomtests oder der Kampf gegen den Walfang. Nur in einer perfekten Welt wird es Greenpeace einmal nicht mehr brauchen. Aber da träume ich wohl …
Möchten auch Sie Greenpeace aktiv unterstützen? Mehr Informationen finden Sie unter: www.greenpeace.ch/was-kann-ich-tun
sich in Zukunft mehr für den Urwaldschutz einzusetzen. Einige Politiker, darunter der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin, waren bereit, mit den Kindern zu sprechen. Wer sich bei Greenpeace engagiert, wird heute nicht mehr als Ökoterrorist angesehen. Wir reden und demonstrieren nach wie vor kompromisslos, suchen aber dann konkret nach Lösungen. Heute bin ich als Freiwillige und Schulbesucherin für Greenpeace tätig. Mir ist es ein grosses Anliegen, den Schülerinnen und Schülern bewusst zu machen, dass sie mit ihrem Einsatz viel für die Umwelt tun können. Besonders freut mich, dass es immer mehr Menschen gibt, die die Arbeit von Greenpeace respektieren.
Alvarez
José Nieto Alvarez, 40 Jahre:
«Ich entschied mich für die Aktivmitgliedschaft, weil ich das Spenden satthatte» Im Sommer 1985 war ich in Neuseeland. Am 10. Juli geschah der Anschlag französischer Agenten auf die «Rainbow Warrior», bei dem GreenpeaceFotograf Fernando Pereira ums Leben kam. Ich vermied es, Französisch zu sprechen, so gross war die Wut der Neuseeländer auf die Franzosen. Am Paléo-Festival Nyon 1988 hatte Greenpeace einen Stand, man konnte Passiv- oder Aktivmitglied werden. Ich entschied mich für aktiv, weil ich es langsam satthatte, überall zehn Franken zu spenden. Unsere Genfer Gruppe bestand aus Naturwissenschaftsstudenten, nur ich war Architekt. Also übernahm ich das Grafische, die Werbung – und bald auch die Agenda und Planung der Gruppe. Wir arbeiteten Tag und Nacht. Etwa zehn Jahre lang bestand die Gruppe aus dreissig Leuten, von denen die Hälfte über sechzig Prozent ihrer Zeit für Greenpeace aufwandten. Genf leidet unter extremem Strassenverkehr. Eine unserer besten Aktionen war die Besetzung des Pont du Mont-Blanc 1999. Wir hielten den Verkehr eine Stunde lang an. Es war zauberhaft, man hörte die Vögel singen.
Rohrbach
Annina Rohrbach, 20 Jahre:
«Am meisten Eindruck hat mir die Teilnahme an der Weltklimakonferenz in Nairobi gemacht» Ich kam zu Greenpeace, weil es nur einen Planeten gibt und wir respektvoll damit umgehen sollten. Meine erste Aktion: Im April 2002 reiste ich mit den Greenteams an die Biodiversitätskonferenz in Den Haag, um für den Schutz der Urwälder zu demonstrieren. Heute mache ich bei den Aktivitäten der Regionalgruppe Bern und des JugendSolarProjekts mit. Zum Beispiel sind dies eine Velo-Demo, der Bau von Solarkollektoren, Mahnwachen, nächtliches Strassenbemalen oder nicht entsorgten Dreck vor Unternehmenseingängen zu deponieren. Am meisten Eindruck hat mir die Teilnahme an der Weltklimakonferenz in Nairobi gemacht: für den Klimaschutz kämpfen, zusammen mit zweihundert Jugendlichen aus aller Welt! Erfolge sind meist nicht schnell sichtbar, gerade beim Klimaschutz nicht. Ich freu mich aber schon, wenn ein Thema von den Medien aufgenommen wird oder wir bei den Passanten auf Zustimmung stossen. Ich wünsche mir, dass Greenpeace mehr als eine Facebook-Gruppe bleibt und weiter mit kreativen Aktionen auf Umweltprobleme aufmerksam macht. Weitere Porträts lesen Sie unter: www.greenpeace.ch/25jahre
Kappler
Herma Catto, 58 Jahre:
«Es freut mich, dass immer mehr Menschen die Arbeit von Greenpeace respektieren» Ich bin seit 13 Jahren bei Greenpeace – wegen meiner Zwillingstöchter Andrea und Sarina, sie wollten etwas für den Umweltschutz tun. Zu dieser Zeit wurden Greenteams für Kinder und Jugendliche gegründet. Beeindruckend war unsere Greenteams-Reise an die Artenschutzkonferenz in Den Haag 2001. Hunderte von Kindern aus der ganzen Welt demonstrierten vor dem Konferenzgebäude und forderten die Umweltminister auf,
Testen Sie Ihr Gedächtnis – und gewinnen Sie! Werfen Sie einen Blick zurück in die Geschichte der letzten 25 Jahre: Mit unserem Online-Memory erfahren Sie, welche Erfolge und Aktionen die Organisation geprägt haben. Dabei ist nicht nur ein gutes Gedächtnis, sondern auch Geschwindigkeit gefragt. Die besten Spielerinnen und Spieler erhalten ein Memory von Greenpeace. Viel Erfolg! Mitmachen und gewinnen unter www.greenpeace.ch/25jahre, Passwort Geburtstag. greenpeace 3/09
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Rezept
Öko-Wissen Die Lösung des Rätsels finden Sie ab Anfang November unter www.greenpeace/magazin
Ruf zum Wenden des Segelschiffes
drittgrösster CO2-Emittent weltweit (Land)
Schiedsrichter, Abk. Südosteuropäer
Mangel an klarem Weg
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Vorgebirge Schweizer Maler † (Wilhelm)
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Stadt südlich von Moskau
TV-Sender (Abk.) Barzahlung
umgenähter Stoffrand anderes Wort für: Schluss
Region in der CH, die vom Klimawandel besonders stark betroffen ist
Null beim Roulette
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kurzer Schlüpfer Versicherung (Abk.)
neun (frz.) poetisch: Atem
US-Raumfahrtbehörde Teil einer Pflanze
Lenkungsmassnahme zur Reduktion von CO2: CO2-...
Streich
Leichtmetall (Abk.)
Forschungsanstalt, Abk.
Sauce zum Eintunken
kurz für: an dem
frz. männl. Artikel nordamer. Grasebene Hobelabfall chem. Z. für Uran
Kosename eines Elternteils Menschen ohne Kontakt zur Umwelt
Abkürzung für: rechts Krümel
Zeitmessgerät sackart. Mantelumhang der Araber
Pappel mit fast runden Blättern
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CO2-haltigster Energieträger
Roman von S. King gegen... (griech.)
südamer. Staat Metropole am Tiber
tief gefühlt, herzlich
Würtenberg
Greenpeace verlost drei Videos «Bearing Witness» von Spencer Tunick: der Film über die Greenpeace-Gletscheraktion.
10 französ. Präposition Gott (frz.)
altnordischer Gott
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Schweizerischer Aktienindex (Abk.)
Hautfleck Badestrand (frz.)
Verhältniswort
Stadt in Tschechien lichtdurchflutet Schlange
Charakterbild oriental. Markt
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1100888
ergiebigste CO2-freie Energiequelle
Firma (Abk.)
ital. Strom
Halbton unter G
latein. Grusswort Nähfaden an dieser Stelle, dort
1
Kurort in Graubünden
Kantonsparlament
3
gepökeltes Fleisch
chem. Z. f. Schwefel dt. Opernsänger †
dürres Astholz Fluss durch Uster
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Zollkennzeichen (Abk.)
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Inselgruppe, die vom Anstieg des Meeresspiegels stark bedroht ist
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8 Auge (englisch)
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Die Wettbewerbsbedingungen finden Sie unter www.greenpeace.ch/magazin. 22
Los Angeles (Abk.) Teledialog (Abk.)
Safrananbauort Getreidespeicher
Hauptstadt von Peru
russ. Strom Trinkgefäss für Heissgetränke See, Meer (engl.)
karpfenähnlicher Abkürfür: Fluss- und zung Mittelalter Seefisch
Schutzwall vor Hochwasser
südamer. Steppe
zwei Musizierende
Fragewort Osten (frz.)
Senden Sie das richtige Lösungswort bis 15. Oktober 2009 an redaktion@greenpeace.ch oder an die Redaktionsadresse.
superkurzer Rock Herzstromkurven (Abk.)
Rinderhack mit Ei und Gewürzen
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von David
Keel
Scharf essen Annette bestellte beim Kellner Käse und Peperoncini zum Nachwürzen der Spaghetti. «Was sagen die Engländer eigentlich, wenn ein Gericht kalt und scharf zugleich ist?», wollte ich wissen. «Was interessierst du dich für die englische Küche, ich dachte, du isst gerne gut?» «Nun mal langsam», antwortete ich schnell, «die Engländer haben eine prächtige, verschrobene Küche und ich interessiere mich jetzt nicht dafür …» «Wieso denn nicht, wenn sie prächtig ist?» «… sondern für die englische Sprache. Wenn ich also eine kalte, scharfe Suppe will, dann bestelle ich …» «A spicy cold soup», beschied mir Annette. «Aber spicy muss doch nicht scharf sein. Eine Suppe mit viel frischem Koriander ist zwar spicy oder tasty – aber nicht scharf. Mir schmeckt a hot cold soup am besten.» Der Kellner brachte Peperoncini und Parmesan. Er murmelte: «Hot cold soup», musterte uns kurz und erhob dann seine Stimme: «Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass Schärfe keine Geschmacksrichtung ist. Schärfe ist eine Schmerzempfindung. Nicht die Geschmacksknospen, die Schmerzrezeptoren sprechen auf Schärfe an», warnte der Kellner. «Schmerzensreiche Spaghetti», lachte Annette, als der Ober verschwunden war und ich die Pasta unter der scharfen Paste suchte. «I wo», gab ich mich zuversichtlich, «ich bin ein Maulheld. Und gesund sind die, zumal der thermische Effekt beim Scharf-Essen Kalorien verbraucht.» Als der Kellner mir eine Suppe vorsetzte, perlte Schweiss auf meiner Stirn. «Die ist nicht für mich», wehrte ich ab. Er insistierte: «Ihre hot cold soup. Wenn Sie scharf essen, versuchen Sie zum Trost unseren weissen Gazpacho: Geschälte, entkernte Gurken und scharfe grüne Peperoni im Verhältnis, wie Sie gerade lustig sind. Zur Hälfte mit einigem Knoblauch, etwas eingeweichtem altem Brot und einer Handvoll geschälten Mandeln pürieren, zur Hälfte klein würfeln. Dann mit wenig Wasser in eine dickflüssige Konsistenz bringen, etwas Joghurt oder Sauerrahm darunterziehen und mit trockenem Sherry, Sherryessig, Olivenöl, Salz, Pfeffer und Thymian abschmecken. Kalt stellen und servieren. «Probier mal,» forderte ich Annette auf und schob ihr den Teller hin, «die Suppe ist scharf und mild in einem. Köstlich. Die spanische Küche ist genauso prächtig wie die englische.» David Keel arbeitet als Greenpeace-Freelancer in der «einfachkomplex genossenschaft».
Ihre Meinung Greenpeace allgemein Solange die Bevölkerungsexplosion der letzten 100 Jahre für Greenpeace kein Thema ist, bleibt Greenpeace unglaubwürdig. Chinas Ein-KindFamilienpolitik ist der einzige mögliche Weg gegen Armut und Klimakatastrophe. Alle anderen Umweltpläne von Greenpeace bleiben sonst mehr oder weniger Kosmetik. An der Stabilisierung der Weltbevölkerung führt kein Weg vorbei, will man einen globalen Rettungsplan. Wie eine Stabilisierung der Weltbevölkerung erreicht werden kann, ist hoffentlich ein Thema am KlimaworkshopFestival. Mit freundlichen Grüssen Daniel Knuchel, Nidau, per E-Mail Magazin greenpeace neu online Cool, gibt es das Magazin nun online. Das ist mir viel lieber. Dann kann ich es dort lesen. Bitte schicken Sie mir in Zukunft keines mehr in Papierform. D. Handloser, per Kommentar auf dem Internet
Das Magazin neu als E-Paper Auf www.greenpeace.ch/magazin finden Sie ab sofort das Magazin greenpeace als E-Paper. Dort haben Sie auch die Möglichkeit, sofort per Internet Ihre Meinung oder Ihren Kommentar abzugeben. Aber selbstverständlich freuen wir uns auch weiterhin über jeden geschriebenen Leserbrief. Bitte senden Sie diesen bis am 15. Oktober 2009 an redaktion@greenpeace.ch oder an unsere Redaktionsadresse.
Mitglieder/Intern
Nachlass Seitz
Nachruf und Dank für eine treue Spenderin
Text Muriel Bonnardin
Immer wieder erhält Greenpeace Spenden, die uns per Testament vererbt werden. Zum Beispiel den hohen Betrag, den uns die Musikerin Kitty Seitz vermacht hat. Seit vielen Jahren war Kitty (Catherine) Seitz eine treue Spenderin. Im Jahr 2000 teilte sie uns dann mit, dass sie unsere Organisation in ihrem Testament bedacht habe. Nun ist Kitty Seitz mit 89 Jahren gestorben, und sie hat Greenpeace knapp 400 000 Franken hinterlassen. Wir drucken hier auszugsweise einen Brief ab, den uns ihre Freundin und zuletzt Willensvollstreckerin Erna Haueter hat zukommen lassen: «Frau Seitz fiel aufgrund ihrer Ausstrahlung sofort auf, auch wenn sie hinter dem Klavierflügel fast verschwand. Mit Witz, Humor und einem un-
vergesslichen Lachen nahm sie alle Anwesenden für sich ein. Kitty Seitz war aber nicht nur humorvoll, sie war sehr tiefgründig und ernsthaft. Ihre Mitmenschen waren ihr sehr wichtig, wichtig war für sie aber auch die Politik, und sie verfolgte sehr genau, was auf unserem Planeten vor sich geht. Sie stammte aus sehr bescheidenen Verhältnissen; das Geld für ihre erste Harfe musste sie sich von einem Freund leihen. Später wurde sie zu einer Vollblutmusikerin, zu einer bekannten Harfenistin im Zürcher Tonhalle-Orchester; daneben war sie von 1948 bis 1980 als Klavierlehrerin am Konservatorium in Zürich tätig. Aber auch als sie erfolgreich war, lebte sie weiterhin bescheiden; ihr ganzes Vermögen hat sie sich selber erarbeitet. Es ist mir ein Anliegen, mich bei Ihnen zu bedanken; ich bin froh, dass Sie Ihren wertvollen Einsatz leisten und durch das Erbe von Frau Seitz darin unterstützt werden.»
Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen oder auszugsweise zu veröffentlichen.
2055: Blick aus der Zukunft Der Kinofilm «The Age of Stupid» ist ein ambitiöses Doku-Drama, das die Welt im Jahre 2055 zeigt und rückblickend auf 2008 die Frage aufwirft: «Wieso haben wir nichts gegen den Klimawandel unternommen?» Greenpeace unterstützt den Film als Partner. Infos auf www.greenpeace.ch.
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Persönlich
«Es ist höchste Zeit, dass sich die Menschen engagieren» Text Greenpeace Bild Alcock Im Sommer dieses Jahres war die neuseeländische Schauspielerin Keisha CastleHughes mit dem Greenpeace-Schiff «Esperanza» auf der Tour im Pazifik dabei. Was sie sah und erlebte, hat sie stark beeindruckt. Als Zwölfjährige wurde Keisha Castle-Hughes 2002 mit dem Film «Whale Rider» berühmt: Darin spielte sie ein Maori-Mädchen, das sich mit Erfolg gegen die jahrhundertealten Traditionen seines Volkes auflehnt; Castle-Hughes hat selber Maori-Wurzeln. Für ihre Rolle wurde sie 2004 als jüngste Hauptdarstellerin für den Oscar nominiert. 2005 spielte sie in «Star Wars III» mit. Im Juni besuchte sie auf Einladung von Greenpeace die Cook-Inseln im Pazifik, gut 2000 Kilometer nordöstlich von Neuseeland. Diese Inseln sind besonders vom Klimawandel betroffen. Mit der Tour will Greenpeace einerseits die lokale Bevölkerung unterstützen und anderseits die weltweite Öffentlichkeit für die Bedrohung dieser Region durch den Klimawandel sensibilisieren. Was hat Sie auf Ihrer Reise zu diesen Inseln am meisten beeindruckt? Ich habe mich richtiggehend in die Menschen, in die Kultur und in die Gegend verliebt. Ich habe erfahren, wie die Menschen dort ganz einfach nachhaltig leben; wie sie erstaunlich gut mit den Auswirkungen des Klimawandels zurechtkommen und aus ihren Möglichkeiten das Beste ma-
chen. Es hat mich erschüttert, wie sie mit den Folgen der Lebensweise der Menschen in Neuseeland und anderen entwickelten Ländern leben müssen. Aber sie beklagen sich nicht, sie leben in Harmonie mit der Natur und haben ihr gegenüber grossen Respekt. Ich bewundere sie ausserordentlich dafür, wie sie trotzdem nicht als Opfer angesehen und behandelt werden wollen.
Was werden Sie selber angesichts des Klimawandels tun? Als mich Greenpeace für diese Reise anfragte, sagte ich gern zu, denn ich wollte wissen, was ich selber tun kann. Ich fühlte mich so ohnmächtig gegenüber diesem globalen Problem. Ich bin davon überzeugt, dass es höchste Zeit ist, dass nicht nur Menschen aus Neuseeland, sondern aus der
«Es hat mich erschüttert, wie sie mit den Folgen der Lebensweise der Menschen in den entwickelten Ländern leben müssen.»
Wie stellen sich denn die Menschen auf diesen Pazifikinseln zum Klimawandel? Die Mehrheit der Leute, die ich in Rarotonga und Aitutaki getroffen habe, wissen über den Klimawandel und dessen Folgen erstaunlich gut Bescheid. Mit einer Gruppe von Jugendlichen habe ich mich über Treibhausgase unterhalten. Sie waren gut informiert über das Thema und erzählten mir von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Klimawandel: 2005 gab es eine Serie von fünf Wirbelstürmen innerhalb von fünf Wochen, von denen drei wirklich verheerend waren. Die Jugendlichen sagten mir, dass dies eine schreckliche Zeit war, dass sie nicht wussten, wo sie später leben würden und ob sie später ihre Existenz ganz neu aufbauen müssten.
ganzen Welt sich engagieren. Es ist ein weltweites Thema, es betrifft die ganze Erde, und wir alle leben hier. Wir in den Industrieländern können unsere Stimmen erheben. Wir sollten unsere Regierungen ermuntern und auffordern, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur für uns Vorteile bringen, sondern auch den weniger entwickelten Ländern, die selber nicht die nötigen Ressourcen haben, sich neue Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen.
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