Greenpeace Switzerland Magazin 12.09

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AZB 8015 Zテシrich

Magazin greenpeace 4/2009

テ僕sand: Eine dreckige Art, Erdテカl zu gewinnen Seite 4

Atom: Pannen beim Muster-AKW Seite 7 Klima: Arktis, bedrohtes Paradies Seite 8 Meer: Aufforstung im Riff Seite 12 Wald/Klima: CO2-Schwindel im Urwald Seite 14 Engagement: Aktivisten テシber 70 Seite 17


In Kürze Infos aus dem Greenpeace-Leben

Erfolg I: Obamas Oma schliesst sich der SolarGeneration an

Japan: Walfleischskandal weitet sich zum Justizskandal aus Ein japanisches Gericht hat im September einen Entscheid gegen die angeklagten Walschützer Toru und Junichi, die «Tokyo Two», gefällt. Die zwei Greenpeace-Aktivisten hatten 2008 aufgedeckt, dass Besatzungsmitglieder eines Walfangschiffs illegal Walfleisch an sich genommen hatten, um es zu verkaufen. Die Verteidiger wollten die dahinterstehenden Machenschaften der staatlich beauftragten Walfangfirma im Prozess verwenden – dies wird den Angeklagten nun verunmöglicht. Greenpeace hat gegen den Entscheid beim obersten japanischen Gericht Einspruch erhoben. Greenpeace-Mitarbeiter erhält den Alternativen Nobelpreis

Greenpeace/Dobson

Junge Kenianer der SolarGeneration von Greenpeace haben Armut und Klimawandel gleichzeitig bekämpft: Sie montierten Solarzellen auf dem Barack-Obama-Schulhaus in Kogelo und auf dem Dach von Mama Sarah, der Grossmutter des US-Präsidenten. Dies im Rahmen eines zwanzigtägigen Workshops für erneuerbare Energie mit rund 25 Personen. Unter der Anleitung von zwei Schweizer Fachleuten lernten junge Kenianerinnen und Kenianer, wie Solarzellen Strom erzeugen und wie man sie installiert und instand hält. Wie viele andere afrikanische Länder ist Kenia von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen: In den letzten Jahren sind die Niederschläge drastisch zurückgegangen. Diese Trockenheit verschärft die bestehenden Probleme der Landwirtschaft, die auf schlechte Landnutzung und Versteppung zurückzuführen sind. Die weitgehend auf Wasserkraft basierende Stromversorgung Kenias ist dadurch gefährdet. Erfolg II: Mehr Urwaldschutz im Amazonasgebiet Die vier grössten brasilianischen Rinderunternehmen beziehen keine Tiere mehr aus neu gerodeten Urwaldgebieten. Vorangegangen ist eine weltweite Greenpeace-Kampagne zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes. Firmen wie Adidas, Nike und Walmart sahen sich dadurch veranlasst, die brasilianische Rinderindustrie zu wirksamem Urwaldschutz zu bewegen. Erfolg III: Kohlekraftwerk in Grossbritannien auf Eis gelegt In Kingsnorth sollte das erste neue Kohlekraftwerk Grossbritanniens seit dreissig Jahren entstehen. Doch der Bau wird nun hinausgeschoben. Der Betreiber, der deutsche Energieriese E.ON, gibt zu, dass sich Neubauten derzeit nicht rechnen, da der Strombedarf gesunken ist. Kingsnorth ist seit 2007 Symbol für Klimazerstörung und Schauplatz grosser Greenpeace-Aktionen.

René Ngongo, politischer Berater von Greenpeace Afrika, wurde mit dem Right Livelihood Award, dem «Alternativen Nobelpreis», geehrt. Dies für sein Engagement zum Schutz der Wälder und für soziale Gerechtigkeit in der Demokratischen Republik Kongo. Ngongo arbeitet seit fünf Jahren mit Greenpeace zusammen. Schon 1996 gründete er die einflussreiche «Organisation Concertée des Ecologistes et Amis de la Nature» (OCEAN). Sie gibt der kongolesischen Zivilgesellschaft eine Stimme im Kampf gegen die Zerstörung der Wälder.

Greenpeace

Recht auf gute Luft: Wie weiter? Die Schweizer Luft ist gesundheitsschädlich. Vor vier Jahren hat Greenpeace zusammen mit Betroffenen den juristischen Weg eingeschlagen, um dies zu ändern. Im Frühling hat das Bundesgericht die Klagen abgewiesen. Nach einer sorgfältigen Analyse des Urteils haben die Betroffenen und Greenpeace beschlossen, den Fall nicht weiterzuziehen. Im nächsten Magazin werden wir dies begründen und zeigen, wie sich die Erfahrungen daraus nutzen lassen.

Wählen Sie die übelste Firma des Jahres! Am 27. Januar, dem Eröffnungstag des World Economic nomic Forum Foru in Davos, verleihen Greenpeace und die Erklärung von Bern im Rahmen der kritischen Aktion «Public Eye on Davos» wieder ihre Awards: «Auszeichnungen» für Firmen, die sich durch ökologisches und soziales Missverhalten hervorgetan haben. Beteiligen Sie sich an der Wahl auf www.publiceye.ch.

Ihre Meinung interessiert uns! Sie haben die Möglichkeit, auf www.greenpeace.ch/magazin Ihre Meinung oder Ihren Kommentar zu Themen im Magazin abzugeben. Leserbriefe bitte bis zum 10. Januar 2010 an redaktion@greenpeace.ch oder an unsere Redaktionsadresse (siehe Seite 3). 2

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Titelbild: Auf einem riesigen Banner mit der Aufschrift: «Ölsand: Klimaverbrechen» protestieren im September 2009 Aktivisten von Greenpeace gegen diese Form von Ölgewinnung in der kanadischen Provinz Alberta (siehe Artikel auf Seite 4). Greenpeace befürchtet, dass der Ölsandabbau griffige internationale Beschlüsse für den Klimaschutz am Klimagipfel in Kopenhagen erschwert. © Colin O’Connor / Greenpeace


Editorial

Inhalt

von Kaspar Schuler

Magazin greenpeace 2009, Nr. 4

Sankt Nimmerlein, Schutzpatron der Staatsoberhäupter Green

pe ace

Das Ereignis war typisch für die Schweizer Klimapolitik. Drinnen, im Medienzentrum des Bundes in Bern, priesen Umweltminister Leuenberger und BAFU-Direktor Oberle stolz und vollmundig die soeben verabschiedeten Bundesratsziele für die Klimakonferenz in Kopenhagen und das neue CO2Gesetz. Nach draussen – wo die empörten Greenpeacer warteten – getraute sich anschliessend nur noch Herr Oberle, und er wusste zur Verteidigung der lauwarmen Schweizer Klimaschutzziele nicht mehr anzuführen als: «Bedenken Sie, andere Länder stehen noch viel schlechter da, allen voran die USA.» Das war im August, und seither haben sich vor allem die Bürgerinnen und Bürger bewegt. Bei weltweiten Greenpeace-Online-Petitionen haben über eine Million Erdenbewohner ihre Unterschrift für wirksame Klimaschutzforderungen abgegeben. Auf dem Bundesplatz sind mehrere tausend Schweizerinnen und Schweizer zusammengeströmt, um mit einem Klimafest den Forderungen von über fünfzig Organisationen Gehör zu verschaffen. Und mit kreativen und emotionalen Auftritten vom Gornergletscher bis zu den Pazifikinseln haben Ungezählte ihre Regierungen aus der bürokratischen Lethargie gerüttelt. Aus gutem Grund: Die Zeit rennt dem Klimaschutz davon. Die Auswirkungen der Klimaveränderung erweisen sich mit jedem Bericht des internationalen Klimarates als gravierender denn wenige Jahre zuvor prognostiziert. Bei seinen hoch geachteten Exponenten wie dem Schweizer Wissenschaftler Thomas Stocker nimmt die Verzweiflung über die politische Trägheit parallel zum klimatologischen Wissen zu. Stocker weist öffentlich darauf hin, dass in seinen Kreisen debattiert werde, ob im Jahr 2030 der Nordpol eisfrei, 2050 die Alpengletscher verschwunden und 2100 der nördliche Golfstrom zum Erliegen gekommen seien, einhergehend mit dramatischen Veränderungen bei unseren Lebensgrundlagen. Sein hilfloser Schlusssatz: «Es müsste viel, viel schneller gehen, wenn man die Klimaschutzziele erreichen will.» Wenn Sie Mitte Dezember diese Zeilen lesen, wird die Klimakonferenz in Kopenhagen gerade zu Ende gehen. Jetzt, wo ich das schreibe, ist ihr Ausgang ungewiss. Es scheint, als bliebe Sankt Nimmerlein der Schutzpatron der Staatsoberhäupter. Dieser Heilige wird jedoch längst weggespült oder geflohen sein, wenn die Leuenbergers und Oberles aller Länder ihn in nur wenigen Jahren flehentlich um guten Rat und ganz, ganz schnelle Hilfe bitten. Kaspar Schuler ist Co-Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz. Das Magazin nach dem Lesen bitte nicht wegwerfen! Besser ist: aufbewahren, weitergeben, für andere liegenlassen. Nach Gebrauch gehört das Magazin ins Altpapier, wo es auch herkommt.

4 Klima Ölsandabbau: Ein Umweltverbrechen

Kanada hat reiche Erdölvorkommen, aber die lassen sich nur mit katastrophalen Folgen für Klima und Umwelt abbauen.

7 Atom Bauverzögerung beim Vorzeige-AKW

In Finnland wird der erste Reaktor Europas seit Tschernobyl gebaut. Doch nichts klappt – was sind die Folgen für die Schweiz?

8 Klima Die Arktis, das bedrohte Paradies

Im Sommer forschte das Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise» im Polarmeer, um den Klimawandel zu dokumentieren. Wir zeigen Bilder.

12 Meer Korallenriffe werden wiederbelebt

Riffe können mit intensiver Pflege gerettet werden. Am besten gelingt dies, wenn die lokale Bevölkerung mit einbezogen wird.

14 Wald CO2-Schwindel im bolivianischen Urwald

Eine Greenpeace-Studie enthüllt gravierende Mängel beim grossen Kompensationsprojekt von drei Energiekonzernen.

17 Engagement Greenpeace-Aktivisten im AHV-Alter

Die meisten Aktivistinnen und Aktivisten sind Teens und Twens. Aber nicht alle: Wir porträtieren zwei, die um die Siebzig sind.

20 Persönlich Von der Klimakatastrophe überrascht

Matthias Wüthrich lancierte auf den Philippinen eine GreenpeaceKampagne für sauberes Wasser. Dann kam der Sturm.

10 Aktiv 18 Öko-Rätsel, Rezept 19 Ihre Meinung, Mitglieder/Intern

Impressum Ausgabe 4, Dezember 2009 Herausgeberin/Redaktionsadresse Greenpeace Schweiz Heinrichstrasse 147, Postfach, 8031 Zürich Telefon 044 447 41 41, Fax 044 447 41 99 www.greenpeace.ch, Postkonto 80-6222-8

Leitung Redaktionsteam_Tanja Keller

Druck_Zollikofer AG, St. Gallen

Bildredaktion_Hina Strüver

Papier_Cyclus Offset aus 100% Altpapier

Redaktion/Textproduktion_Heini Lüthy, Zürich

Druckauflage_d: 121 000, f: 22500

Gestaltung_Sofie’s Kommunikationsdesign, Zürich

Erscheinungsweise_viermal jährlich

Das Magazin greenpeace geht an alle GreenpeaceMitglieder (Jahresbeitrag ab Fr. 72.–). Es kann Meinungen enthalten, die nicht mit offiziellen Greenpeace-Positionen übereinstimmen.

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Klima

Greenpeace/Rezac

Das dreckigste Öl der Welt Text Urs Fitze Kanada verfügt im Norden der Provinz Alberta über die zweitreichsten Ölvorkommen der Welt. Doch das Öl liegt in einer Form vor, die eine Produktion nur mit katastrophalen Folgen für die Umwelt und das Klima möglich macht. Nun soll die Förderung gar noch verdreifacht werden.

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Ein stürmischer Wind wirbelt feinen Sand über den Highway 63 nördlich der Stadt Fort McMurray in der kanadischen Provinz Alberta. Beissender Geruch liegt in der Luft. Schemenhaft ist eine rote Schiessbudenfigur zu erkennen, Schüsse knallen über eine baumlose, graue Ebene. Noch vor wenigen Jahren breitete sich hier ein von Sumpfgebieten und mäandrierenden Flüssen durchzogener Wald mit Birken, Espen, Fichten, Kiefern und einer reichen Fauna und Flora aus. Doch unter der Erde liegt schwarzes Gold – auf einer Fläche mit der vierfachen Grösse der Schweiz. Auf 173 Milliarden Barrel, das sind 27 Billionen Liter, werden die Vorkommen geschätzt. Nur Saudi-Arabien hat noch mehr davon. Aber dieses Öl lässt sich nicht einfach hochpumpen. Es ist als zähe, dickflüssige Masse, die als Bitumen bezeichnet wird, ins Erdreich eingebunden und muss mit riesigen Baggern buchstäblich herausgekratzt und dann in einem extrem

energie- und wasserintensiven Verfahren herausgelöst werden. Es ist das dreckigste Öl der Welt (siehe Kasten). Die katastrophale Umweltbilanz wird von Industrie und Behörden schöngeredet, denn es winken Milliardengewinne. Während vieler Jahrzehnte, als Erdöl spottbillig zu haben war, war der kanadische Ölsand mit Produktionskosten von 25 Franken pro Barrel (1 Barrel entspricht 159 Litern) kaum konkurrenzfähig. Erst in den vergangenen Jahren hat sich das Blatt gewendet. Jetzt soll die Förderung bis ins Jahr 2020 auf 4,5 Millionen Barrel pro Tag verdreifacht werden. Bei einem Ölpreis von 75 Franken lassen sich damit rund 225 Millionen Franken verdienen – täglich. Da ist die Natur nur noch im Weg. Wasservögel müssen mit Vogelscheuchen und im Minutentakt abgefeuerten Böllerschüssen daran gehindert werden, auf einem der riesigen Gewässer in der kahlen Einöde zu landen. In diesen «Tailing


Gigantische, einst unberührte Landstriche (hier bei Fort McMurray) werden durch den Ölsandabbau verwüstet.

Ponds», die nach vierzig Jahren Förderung eine Fläche von 132 Quadratkilometern umfassen, werden täglich 1,8 Milliarden Liter giftige Abwässer aus der Ölproduktion abgelassen. Es gibt nur Erddämme, aber keinerlei weiteren Abdichtungen zum nahen Athabaska-Fluss.

Fort McMurray ist die Kapitale dieses neuen Eldorados, die Stadt platzt aus allen Nähten. In nur zehn Jahren hat sich die Bevölkerungszahl auf 85 000 vervierfacht, in weiteren zehn Jahren sollen es schon 250 000 Einwohner sein. An der Primarschule werden heute Kinder aus 42 Nationen unter-

«Ich traue den offiziellen Verlautbarungen nicht mehr, wonach alles in Ordnung sei. Hier isst keiner mehr lokalen Fisch.» Mike Mercredi Jeden Tag gelangen nach Angaben von Peter Lee von Global Forest Watch Kanada rund 5,6 Millionen Liter dieser toxischen Brühe in das Gewässer. Die Folgen bleiben nicht aus: 230 Kilometer flussabwärts liegt Fort Chipewyan, einst einer der wichtigsten Pelzhandelsplätze Kanadas. Heute leben hier 1500 Einwohner vorwiegend indianischer Herkunft. Mike Mercredi, einer von ihnen, hat binnen weniger Jahre drei nahe Angehörige durch Krebs verloren. «Ich kann es nicht endgültig beweisen, aber für mich ist klar: Es hat mit dem Wasser zu tun, das wir hier trinken.» Der 34-Jährige hat zehn Jahre als Fahrer eines «Heavy Hauler», eines der grössten Kipperlastwagen der Welt, in einer Mine gearbeitet und damit jährlich über 100 000 Franken verdient. «Sie zahlen gut. Doch was sind die Konsequenzen? Das kann ich nicht mehr verantworten.» Mercredi stieg aus und kehrte nach Fort Chipewyan zurück, wo er heute zusammen mit seinem Freund Lionel Lepine und weiteren Mitstreitern die Zerstörung seines Lebensraumes dokumentiert – von der Wasserprobe über den missgebildeten Fisch bis zu den rapide schwindenden Wildtierbeständen. «Ich traue den offiziellen Verlautbarungen nicht mehr, wonach alles in Ordnung sei. Wir haben herausgefunden, dass die Fische stark belastet sind. Seither isst hier keiner mehr lokalen Fisch.» Und das ist erst der Anfang. Denn gerade mal zwei Prozent der Vorkommen sind bislang gefördert worden. Geht es nach den Plänen der Provinzregierung von Alberta und Dutzenden von Ölkonzernen aus aller Welt, werden in den kommenden Jahren Ölsandminen wie Pilze aus dem Boden schiessen. 91 Projekte sind bereits in der Pipeline. Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die so erschlossenen Ressourcen wie alle anderen irgendwann zur Neige gehen werden.

Mit Vogelscheuchen versucht man die Vögel davon abzuhalten, auf den Wasserflächen der vergifteten «Tailing Ponds» zu landen.

richtet. Tausende Arbeitskräfte leben nicht in der Stadt, sondern direkt auf dem Gelände der Ölsandminen. Sie fliegen mit Jumbo Jets aus ganz Kanada ein für eine Schicht von jeweils zwei Wochen. Die Industrie, die angesichts des schwachen öffentlichen Interesses ihre Umweltsünden bislang diskret unter den Teppich hat kehren können, spricht inzwischen davon, dass man die Probleme künftig ernster nehmen wolle. Dan Thompson, Präsident der Oil Sands Developers Group, des

Dachverbands der Förderfirmen, verspricht grosse Effizienzsteigerungen dank neu entwickelter Technologien. Zudem werde der Grossteil des in tieferen Schichten gelegenen Ölsands unter Tage gefördert, die Landschaft also weit weniger verschandelt. Was Thompson nicht sagt: Die CO2Emissionen, der Wasser- und der Energiebedarf werden dann gar noch steigen. Interessant ist auch die Frage, was mit dem geförderten Öl geschieht. Die Antwort: Es wird fast ausschliesslich in die Vereinigten Staaten gepumpt und dort raffiniert. Derweil importieren die östlichen Provinzen Kanadas Öl aus dem Nahen Osten. Lesen Sie dazu auch das Interview auf Seite 6. Urs Fitze ist freier Journalist. WWW Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/klima Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin

Für 1 Fass Erdöl aus Ölsand werden benötigt: • 4 Tonnen bitumenhaltige Erde, der Bitumengehalt beträgt etwa 10 Prozent. t. • 300 bis 600 Liter Wasser, je nach Verfahren und Gestein. Mit dem Gesamtverbrauch der 8 Förderanlagen rund um Fort McMurray liesse sich eine 3-Millionen-Stadt versorgen. • Erdgas, mit dem sich ein Haus 1,5 Tage lang beheizen liesse. Hinzu kommt: Die CO2-Emissionen sind 3- bis 5-mal höher als bei der konventionellen Ölförderung. Sie erreichen inzwischen jährlich knapp 40 Millionen Tonnen, das sind 5 Prozent des gesamten kanadischen Klimagasausstosses. Im Jahr 2020 werden es bis zu 140 Millionen Tonnen sein – ein Viertel der CO2-Emissionen, die Kanada laut Kyoto-Protokoll erreichen will. Quellen: Pembina Institute, Calgary, www.pembina.org; Global Forest Watch Canada, Edmonton, www.globalforestwatch.ca

Greenpeace/Rezac

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David gegen Goliath: Greenpeace-Aktivisten besteigen im September 2009 eines der Transportmonster, die beim Ölsandabbau eingesetzt werden.

Greenpeace/EM

«Wir reden hier von einem Klimaverbrechen» Interview Urs Fitze Greenpeace Kanada kämpft seit zwei Jahren gegen die Ölsandförderung. Mike Hudema, Kampagnenleiter Klima und Energie, erklärt, warum. Mike Hudema, weshalb engagiert sich Greenpeace Kanada gegen den Abbau von Ölsand? Wir sprechen hier von einem der grössten Industrieprojekte der Welt mit verheerenden Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen. Und wir reden von einem Klimaverbrechen. Was haben Sie bislang erreicht? Es geht vor allem darum, die Öffentlichkeit in Nordamerika zu sensibilisieren. Denn kaum jemand war sich bewusst, welcher irreparable Schaden hier angerichtet wird. Und da können wir einige Erfolge ausweisen, gerade in den Vereinigten Staaten. Zum Beispiel? Der Bundesstaat Kalifornien hat eben ein Gesetz erlassen, das die Verwendung von Öl aus Ölsand praktisch verunmöglicht. Und überall in den USA sollen für sämtliche öffentlichen Bedürfnisse künftig so strenge Anforderungen gelten, dass auch dort Ölsandöl kein Thema mehr sein kann. Das sind viel versprechende Ansätze, und die Regierung unter Präsident Barack Obama scheint es offenbar ernst zu meinen.

Welches Ziel verfolgt Ihre Kampagne? Es kann nur ein Ziel geben: jeden weiteren Ausbau der Ölsandförderung zu verhindern. Die Industrie zeigt sich doch neuerdings offener und spricht davon, Umweltanliegen künftig stärker zu berücksichtigen. Das sind Schalmeienklänge. Es wird nach wie vor mit falschen Zahlen operiert, um das Problem herunterzuspielen. Fakt ist: Die Industrie hat nicht einmal ansatzweise Lösungen zu bieten. Das ist aber auch nicht verwunderlich. Es gibt schlicht keine umwelt- und klimaverträgliche Methode, um Ölsand zu gewinnen. Inzwischen sind bereits Dutzende Projekte genehmigt. Wie wollen Sie diese Entwicklung noch stoppen? Es ist nicht zu spät: Noch ist der grosse Teil dieses riesigen Gebiets intakt. Und die Öffentlichkeit ist erwacht – wie erwähnt, gerade in den USA.

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Mehr zur Kampagne von Greenpeace Kanada auf www.greenpeace.ca und www.dirtyoilsands.org

WWW Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/klima Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin

Was geht der kanadischen Ölsand denn die Europäer an? Sehr viel. Denn hier drin steckt enorm viel Geld von europäischen Banken, und verschiedene europäische Ölkonzerne sind mit eigenen Projekten involviert. Kanada, auf dem Papier eines der fortschrittlichsten Länder der Welt, ist gerade

«Es gibt schlicht keine umwelt- und klimaverträgliche Methode, um Ölsand zu gewinnen.»: Mike Hudema, Kampagnenleiter bei Greenpeace Kanada. 6

dabei, seine eigenen Klimaziele buchstäblich wegen des Mammons zu verraten und um Längen zu verfehlen. Wie wollen wir Industrienationen auf diese Weise Länder wie China, Indien oder Russland dazu bringen, dieses Thema ernster zu nehmen?

Fitze


Atom

Greenpeace-Aktivisten besetzen einen hundert Meter hohen Kran auf der Olkiluoto-Baustelle. Damit wollen sie darauf aufmerksam machen, dass Qualitätsprobleme beim Bau zu über tausend gemeldeten Verletzungen der Sicherheitsregeln geführt haben. Greenpeace fordert, dass die Dokumente zu diesen Problemen veröffentlicht werden.

Der Vorzeige-Bau ist schwer beschädigt Text Susan Boos Fotos Nick Cobbing Der französische Atomkonzern Areva baut in Finnland einen neuen Atomreaktor, den ersten in Europa seit dem Super-GAU in Tschernobyl – und nichts klappt, wie es sollte. Das muss Konsequenzen für die Schweizer AKW-Pläne haben. Eigentlich hätte der Meiler Olkiluoto diesen Herbst ans Netz gehen sollen. Eigentlich hätte das AKW ein Vorzeige-Schmuckstück werden sollen. Und günstig! Doch inzwischen scheint niemand mehr Freude an dem Ding zu haben: Areva hat den Finnen den Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) zu einem fixen Schnäppchenpreis von umgerechnet 4,5 Milliarden Franken verkauft. Inzwischen sind die Baukosten auf über 8 Milliarden Franken gestiegen. Für die Differenz muss Areva aufkommen. Im September war das Unternehmen deswegen drauf und dran, den Bau zu stoppen. Doch die Bauherrin TVO liess weiterbauen. Die Anlage wird frühestens in drei Jahren fertig sein. Von Anfang an hat es Verzögerungen gegeben: weil die Baupläne noch nicht fertig gezeichnet waren, weil das Betonfundament falsch gegossen wurde oder weil die diversen Subunternehmen pfuschten. Die Atomaufsichtsbehörde Stuk musste immer wieder intervenieren und Korrekturen verlangen. Mitte Oktober griff die Behörde erneut verärgert ein. Diesmal wurde offensichtlich bei den Schweissnähten des Reaktorkühlsystems geschlampt. Sind diese Kühlrohre nicht sorgfältig verschweisst, kann dies zu einem sehr gefährlichen Atomunfall führen. Die Behörde war

vor allem sauer, weil sie die Schlamperei selbst aufdecken musste: Die internen Kontrollen der TVO wie der Areva hatten die Mängel schlicht übersehen. Areva und TVO vertragen sich inzwischen gar nicht mehr gut und decken sich gegenseitig mit Klagen ein. Areva ist der Meinung, die Finnen hätten überzogene Sicherheitsansprüche und seien deshalb selber schuld, wenn der Bau nicht rechtzeitig vollendet und viel teurer werde. Sie hat deshalb geklagt, um mindestens einen Teil der anfallenden Mehrkosten auf die Finnen abzuwälzen. Die TVO hat darauf mit einer Gegenklage auf über zwei Milliarden Franken geantwortet. Die Freundinnen und Freunde der Kernspaltung wollten mit dem Neubau in Olkiluoto beweisen, dass sich mit billigem Atomstrom die Zukunft erobern lässt – und jetzt bahnt sich ein kostspieliges Desaster an. Dabei ist Olkiluoto kein Einzelfall: Mit einem baugleichen EPR-Projekt in Flamanville, im Norden Frankreichs, gibt es inzwischen ähnliche Probleme; auch dort wird die geplante Bauzeit bereits überschritten und die Baukosten laufen aus dem Ruder.

Doch dies hat die grossen Schweizer Stromkonzerne bislang nicht von ihren Atomplänen abgebracht. Sie reden von mindestens zwei neuen AKW und können sich durchaus vorstellen, einen Olkiluoto-Typ zu bauen. Kaum ein lohnendes Geschäft, wenn man sich überlegt, wie viel weniger Ärger erneuerbare Energie mit sich bringt und vor allem: Mit 16 Milliarden Franken könnte man in der Energieversorgung sehr viel Sinnvolles anstellen. Susan Boos ist Redaktorin der «WOZ Die Wochenzeitung». WWW In der Waadt hat sich das Volk gegen eine unbefristete Betriebsbewilligung für das AKW Mühleberg ausgesprochen. In Bern hat die Kantonsregierung ebenfalls eine Konsultativabstimmung angekündigt. Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin Mehr dazu und zum Thema allgemein auf www.greenpeace.ch/atom

Nachtrag zum Artikel «Dunkle Geschäfte mit Uran» im Magazin 3/2009 In der letzten Ausgabe von «greenpeace» haben wir über das angebliche Recycling von Schweizer Uran für Schweizer AKW berichtet: Axpo, Betreiberin des AKW Beznau, hat bisher behauptet, der in diesem Werk verwendete spaltbare Stoff stamme aus russischen Atomwaffen. Der Greenpeace-Report «Recycling von Wiederaufarbeitungsuran?» dagegen vermutet mit guten Gründen, dass dies nicht zutrifft – der spaltbare Stoff stamme vielmehr aus Schiffsreaktoren und schnellen Brütern und müsse in den schmutzigen Anlagen im russischen Mayak zuerst wiederaufgearbeitet werden. In einer ersten Stellungnahme verwies Axpo auf anders lautende Zusicherungen ihrer russischen Vertragspartner. Aufgrund der Hartnäckigkeit von Greenpeace hat sich Axpo dann aber doch veranlasst gesehen, bei ihren Partnern bis Ende dieses Jahres genauere Auskünfte einzufordern. Der in der letzten Ausgabe angekündigte ausführliche Artikel zu diesem Thema verschiebt sich deshalb vorläufig.

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Klima

Düstere Aussichten für das weisse Paradies Text Greenpeace Fotos Nick Cobbing Die Arktis ist eines der letzten nahezu intakten grossen Ökosysteme dieser Erde – mit einer atemberaubenden Artenvielfalt und Schönheit. Doch die Region ist bedroht durch den Abbau fossiler Rohstoffe, das Ausbeuten der Fischbestände und den Klimawandel. Wissenschaftler und Experten von Greenpeace haben diesen Sommer eine mehrmonatige Forschungsreise unternommen, um die Situation zu dokumentieren.

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Von Juni bis September waren Klima- und Gletscherforscher mit dem Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise» unterwegs. Sie vermassen Eisschollen und Eisgebirge in der Arktis und bestimmten die Dicke von Eisflächen und Gletschern. Die Messreihen werden zurzeit analysiert und fliessen in die Rechenmodelle des Weltklimarates IPCC ein. Den amerikanischen Klimaprofessor Gordon Hamilton beunruhigt vor allem das rasche Abschmelzen des Grönlandeises. «Die Süsswassergletscher schieben sich immer schneller ins Meer. Der Meeresspiegel steigt dadurch rascher als bisher angenommen», erklärte er nach dem Abschluss der Forschungsreise. Ein Grund für das raschere Abschmelzen sind subtropische Meeresströmungen, die bis an die Front von Helheim-, Kangerdlugssuaq- und 79°-Nord-Gletscher heranreichen. Bisher wurden sie nur weitab von der Küste beobachtet.


Greenpeace fordert: • Der CO2-Ausstoss muss drastisch reduziert werden, um die Erwärmung unter 2 Grad zu halten. Konkret müssen die Industriestaaten ihre CO2-Emissionen um mindestens 40% senken und Klima- und Waldschutzmassnahmen in den Entwicklungsländern finanzieren. • Ein Moratorium der industriellen Ausbeutung für den Bereich des Arktischen Ozeans, der bisher ganzjährig von Eis bedeckt war. • Das Moratorium muss so lange in Kraft bleiben, bis ein rechtsverbindliches, übergeordnetes Rahmengesetz verabschiedet ist, das den Schutz des Ökosystems und der Menschen der Arktis gewährleistet.

WWW Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/klima Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin

Greenpeace

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Aktiv Klima

Greenpeace/Delano

Schmutz/Greenpeace

Treibhausgase

Klimapolitik

Iloilo, Philippinen

Jänschwalde, Deutschland

20/10/2009: Greenpeace-Aktivisten protestieren gegen illegale Vorarbeiten für den Bau eines Kohlekraftwerks. Untersuchungen haben gezeigt, dass es in der Region genügend Quellen für saubere, erneuerbare Energie gäbe. Kohlekraftwerke verursachen den grössten Teil der Treibhausgase weltweit.

22/09/2009: Greenpeace-Aktivisten hängen an einem Kühlturm des Braunkohlekraftwerks ein grosses Porträt von Angela Merkel auf mit dem Text: «Kohle zerstört Klima, Frau Merkel.» Diese hat eine Einladung des UNGeneralsekretärs Ban Ki-moon zu Klimaschutz-Gesprächen abgelehnt.

Greenpeace/Fojtu

Greenpeace/Balzani

Klimaschutz

Klimawandel

Zermatt, Schweiz

Dufourspitze, Schweiz

25/08/2009: Rund 40 Greenpeace-Aktivisten legen auf dem stark schwindenden Gornergletscher die Botschaft aus: «Our climate: Your decision.» Dies ist eine Aufforderung an alle Staatsoberhäupter der Welt, endlich Verantwortung für den globalen Klimaschutz zu übernehmen.

28/08/2009: Fünf Greenpeace-Alpinisten hissen auf dem höchsten Punkt der Schweiz ein Banner, mit dem sie gegen die Untätigkeit der Politiker in Sachen Klimawandel protestieren. Der Text «tck-tck-tck – time for climate solutions» soll auf den Wettlauf mit der Zeit aufmerksam machen.

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Gentech + Chemie

Wald + Meer

Greenpeace/Bianchi

Greenpeace/Anggoro

Gentechfrei

Wald

Lombardei, Italien

Kaula Cinaku, Indonesien

23/09/2009: Dieses «Reis-Kunstwerk» zeigt einen überdimensionierten Stiefel, der das Logo «OGM» (gentechnisch veränderte Organismen) wegkickt. Das Bild wurde aus den Pflanzen eines Reisfelds geschaffen. Greenpeace verlangt von der italienischen Regierung, Reis gentechfrei zu erhalten.

01/08/2009: Zwei Tage lang beteiligt sich ein Greenpeace-Team an Löscharbeiten im Urwald. In dieser Gegend werden viele Feuer vorsätzlich gelegt, um Platz für Palmöl- und andere Plantagen zu gewinnen. 2007 hat Greenpeace hier die lokale Bevölkerung für solche Löscharbeiten ausgebildet und ausgerüstet.

Dimatatac/Greenpeace

Parsons/Greenpeace

Wasserverschmutzung

Meeresschutzgebiete

Manila, Philippinen

Izmir, Türkei

16/10/2009: Freiwillige von Greenpeace und anderen Umweltorganisationen protestieren dagegen, dass entlang dem Fluss Nangka illegal Abfälle entsorgt werden. Zusätzlich warnen sie vor den drohenden Gefahren, weil die Seitendämme wegen des dadurch behinderten Wasserflusses erodieren.

11/09/2009: Greenpeace-Aktivisten an Bord der «Rainbow Warrior» fordern unverzügliches Handeln zum Schutz der Blauflossen-Thunfische. Neben den Käfigen, in denen die Fische aufgezogen werden, setzen sie Bojen mit der Markierung «Tatort» ins Meer.

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Meer

Greenpeace/Newman

Ein Riff wird aufgeforstet Text Inke Suhr Weltweit sind Korallenriffe durch Umweltverschmutzung, Übernutzung und Klimawandel bedroht. Im kleinen Rahmen können sie gerettet werden, indem sie intensiv gepflegt werden. Besonders erfolgreich sind solche Projekte, wenn sie von der lokalen Bevölkerung mitgetragen werden. Die Gärtner der «Coral Gardens Initiative» auf Fidschi erscheinen in Tauchanzügen zur Arbeit. Umsichtig schweben sie über dem Riff, entfernen wuchernde Algen, sammeln räuberische Seesterne ein und dünnen aus: An Stellen, wo die Korallen so eng stehen, dass sie sich gegenseitig am Wachsen hindern, entnehmen sie Polypenstöcke. Diese werden in kleine Sprossen zerteilt, auf Draht-

netzen befestigt und in geschützten Buchten mit sauberem Wasser grossgezogen. Nach etwa einem Jahr sind sie gross genug, um in geschädigten Riffgebieten wieder ausgesetzt zu werden. Der Meereswissenschaftler Austin BowdenKerby von der Organisation Counterpart International hat das Projekt 1999 in Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen entwickelt. «Korallen zu vermehren, genügt natürlich nicht», sagt er, «das ist nur ein Teil unseres Schutzprogramms, in dem es auch darum geht, die Überfischung einzudämmen und die Verschmutzung des Wassers durch die Dörfer und die Hotelanlagen zu minimieren.» Das ist heutzutage besonders wichtig. Denn lokale Faktoren wie Wasserverschmutzung und Überfischung verschlechtern die Chancen der Korallen, mit dem Klimawandel fertig zu werden. Sterben die Korallen ab, sind auch alle anderen

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Ein weiteres Gesicht des Klimawandels: Gebleichte Korallen am Great Barrier Reef vor Australien.

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Schutzmassnahmen können erfolgreich sein: Ein Riff im Meeresschutzgebiet Apo Island vor den Philippinen.

Tiere und Pflanzen bedroht, die im und am Riff leben und jagen. Und das sind viele: In keinem anderen Lebensraum findet man eine so grosse Artenvielfalt wie in Korallenriffen – die nicht umsonst «Regenwälder des Meeres» genannt werden. Grundsätzlich ist die Idee der Korallenfarm nicht neu. Seit über dreissig Jahren wird vor allem von Meeresaquarianern die Tatsache genutzt, dass Korallen unter günstigen Bedingungen hervorragend wachsen und das Abtrennen kleiner Kolo-

neren Fischen, die in den Korallen leben und im Riff ihre Nahrung finden. Inzwischen ist die Zahl der lokal betreuten Schutzgebiete auf 270 gestiegen. Ob allerdings mit der Wiederaufforstung allein die Riffe der Weltmeere gerettet werden können, ist mehr als zweifelhaft. Denn in Regionen, in denen die Korallen dauerhaft abgestorben sind, werden sich Setzlinge auch nicht besser entwickeln. Die Riffe um Fidschi sind in einem vergleichsweise guten Zustand. Die Probleme hier sind: Über-

Korallenriffe werden auch «Regenwälder der Meere» genannt. nieteile, im Fachjargon «fragmentieren» genannt, problemlos tolerieren. Neu ist allerdings die Einbindung der Küstenbevölkerung, die es ermöglicht, die Riff-Rehabilitierung langfristig und zum Nutzen aller zu organisieren. In Polynesien sind die Voraussetzungen besonders gut: Die Dörfer an den Küsten haben schon immer ihre eigenen Fischereigründe verwaltet, und es existierte eine alte Tradition der schonenden Nutzung mit Hilfe von Tabuzonen und saisonalen Fangbeschränkungen; so war es auf einigen Inseln üblich, nach dem Tod eines Stammeshäuptlings hundert Tage nicht zu fischen. Diese Traditionen werden nun im Sinne des Naturschutzes wiederbelebt: Die Dorfbewohner erhalten Unterricht im Riffmanagement und reservieren einen Teil ihres selbstverwalteten Gebiets als Meeresschutzgebiet. Die Korallenfarmen bieten auch Einkommenschancen für Menschen, die bisher vom Verkauf lebender Korallen an den Aquariumhandel gelebt haben – neben dem Fischen mit Dynamit über Jahrzehnte der schwerste menschliche Eingriff in die Riffe der Region. Wegen seines umfassenden Ansatzes wurde das Coral Garden Programm vom International Coral Reef Action Network (ICRAN) der Vereinten Nationen als Modellprojekt ausgewählt, und entsprechende Programme auf den Philippinen, in Thailand und in Singapur werden von der Europäischen Union gefördert. Die Fidschianer in den Dörfern an der Küste wissen Bowden-Kerbys Arbeit zu schätzen, denn die neuen Riffe bescheren ihnen mehr Fische im Netz. Nur ein Jahr nach der Einrichtung der ersten Tabuzone vor dem Dörfchen Ucunivanua stiegen die Fänge ausserhalb des Schutzgebietes so stark an, dass die Nachbardörfer aufmerksam wurden. Denn die Raubfische, die bevorzugt verzehrt und auch auf dem Markt verkauft werden, ernähren sich von klei-

durch nicht nur ihre bunte Färbung und bleichen aus, sie müssen auch auf Nährstoffe verzichten, die die Algen liefern. Ausserdem steigt mit dem Treibhauseffekt nicht nur der Kohlendioxidgehalt in der Luft, sondern auch der Kohlensäuregehalt im Wasser. Darin sind dann weniger Karbonate gelöst, die die Korallen für den Bau ihrer Skelette benötigen. Bereits jetzt ist der pH-Wert der Ozeane um dreissig Prozent gesunken. Dieses Jahr arbeitet Bowden-Kerby in Belize. «Wir sammeln Korallen, die trotz Ausbleichens gesund geblieben sind, und vermehren sie. Vielleicht können wir herausfinden, warum sie besonders widerstandsfähig sind.» Die Riffe der Weltmeere könnten trotzdem die ersten Lebensräume sein, die am Klimawandel zugrunde gehen.

fischung, Verschmutzung sowie der Eintrag von Sand und Erde, die mit dem Regen aus den Zuckerrohrfeldern in die Riffe gespült werden. Sie haben lokale Ursachen, die durch das Schutzprogramm teilweise zurückgedrängt werden konnten. Gegen die globale Erderwärmung kann vor Ort nur wenig getan werden. Und der Treibhauseffekt könnte dazu führen, dass schon bis Mitte dieses Jahrhunderts ein Grossteil der Riffe verschwunden sind. Bei höheren Wassertemperaturen sterben die winzigen einzelligen Algen ab, die in und mit den Korallen leben. Diese verlieren da-

Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/meer Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin

Oliver

Oliver

Inke Suhr studierte Biologie und ist heute freie Journalistin in Berlin. Sie schreibt regelmässig für Greenpeace Deutschland.

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Unterwasserpflanzung: Vor den Malediven werden Korallen auf ein Stahlnetz verpflanzt. Ein leichter elektrischer Strom in diesem Netz fördert die Kalkablagerung und damit die Riffbildung.

Wie gefährdet sind Korallenriffe? Nach den Daten der International Coral Reef Initiative (2008) gelten weltweit 19 % der Riffe als verloren. 15 % könnten ohne ausreichendes Management innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre und 20 % innerhalb der nächsten 20 bis 40 Jahre absterben. Gebleichte Korallen haben sich nur in Gebieten erholt, in denen menschliche Einflüsse gering sind. Noch gelten 46 % der Riffe als gesund – die Wissenschaftler befürchten aber, dass sie durch die Folgen des Klimawandels in naher Zukunft gefährdet sein werden.

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Wald/Klima

Greenpeace/Beltrá

Klimaschwindel im bolivianischen Urwald Text Louisa Poncioni Die Energiekonzerne AEP, Pacificorp und BP Amoco betreiben das «Noel Kempff Climate Action Project»: Weil sie angeblich bolivianischen Urwald schützen, dürfen die Konzerne nun Unmengen an CO2 ausstossen. In der neuen Studie «Carbon Scam» («CO2Betrug») zeigt Greenpeace die massiven Mängel des Projekts auf. Grundsätzlich stellt sich die Frage nach dem Sinn solcher subnationaler CO2-Waldkompensationsprojekte – an denen sich immer mehr auch die Schweiz beteiligt.

In der Folge des Kyoto-Protokolls wurden verschiedene Mechanismen zur Kompensation von CO2-Emissionen eingeführt. Die wichtigste Massnahme ist die Schaffung von handelbaren Emissionsrechten. Die EU hat das Ziel einer Senkung ihrer CO2-Emissionen um acht Prozent bis zum

Ein Emissionsausgleich bei solchen Projekten ist eine Illusion. Jahr 2012 gegenüber dem Stand von 1990 festgelegt. Dafür wurden den grössten CO2-Emittenten – der Elektro-, Eisen- und Stahlindustrie, Papierherstellern und anderen – im grossen Stil Emissionsrechte gewährt. Faktisch bedeutet dies, dass die Firmen so viele Tonnen CO2 ausstossen können, wie sie Emissionsrechte erhalten haben. Fallen weniger Emissionen an, können die Konzerne die verbleibenden Rechte an andere Unternehmen veräussern, welche ihre Emissionsrechte überschritten haben. Die Verpflichtung zur Senkung von CO2 Emissionen gilt vorerst nur für Industrieländer.

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Für Entwicklungsländer ist ein anderer Mechanismus vorgesehen: So können Unternehmen aus reichen Ländern zusätzliche Emissionsrechte erhalten, wenn sie Projekte finanzieren, die in Entwicklungsländern zur Senkung von CO2 Emissionen führen. Dies ist auch der Zweck des

Noel Kempff Climate Action Project (NKCAP). Die drei Energiekonzerne American Electric Power AEP, Pacificorp und BP Amoco haben ein Abkommen mit der bolivianischen Regierung unterzeichnet. Dafür sollen die Konzerne die Abholzung im bolivianischen Regenwald stoppen. Vor allem tropische Urwälder spielen für die CO2 -Abscheidung und -Speicherung eine wichtige Rolle und sind im Kampf gegen den Klimawandel entscheidend. Nun weist eine neue Greenpeace-Studie nach, dass das subnationale Projekt NKCAP die Zerstörung durch Abholzung auf nationaler Ebene


Regenwald und Industrieabgase – beides hat viel miteinander zu tun. Gegen Geld, mit dem Regenwald zum Beispiel in Südamerika vor der Abholzung geschützt werden soll, erkaufen sich CO2-Produzenten in den Industrieländern das Recht, die Atmosphäre mit noch mehr Treibhausgasen zu belasten.

Kopenhagen-Konferenz, aber gegen eine falsche Verknüpfung von Urwaldschutz mit dem CO2 Zertifikatshandel. Leider geht der Trend in die andere Richtung.

Greenpeace/Vasku

nicht unter Kontrolle bringt. Im Gegenteil: Der Raubbau an den Wäldern verlagert sich in den ungeschützen Norden und Osten des bolivianischen Waldgebietes. Zudem beträgt die Menge des durch den geschützten Urwalds gebundenen CO2 nur etwa 10 Prozent der ursprünglich veranschlagten Menge. Die zusätzlichen Emissionsrechte, die sich AEP, Pacificorp und BP Amoco durch das Projekt sichern konnten, sind also schon allein deswegen ungerechtfertigt. Mehr noch: Ein Emissionsausgleich bei derartigen Urwaldschutzprojekten ist eine Illusion. Projekte wie das NKCAP führen im Gesamtbild gar nicht zu einer Reduktion von CO2 -Emissionen. «Klimaschwindel» lautet die Diagnose. Deshalb sollten dafür gar keine Klimazertifikate ausgegeben werden. Stattdessen erlauben solche Kniffe, dass die grossen Verschmutzer im eigenen Land keine effektiven Massnahmen ergreifen müssen: Business as usual.

Gerade die Schweiz mischt da tüchtig mit. Gaskombikraftwerke zum Beispiel sind von der CO2 -Abgabe befreit, müssen aber dafür ihre CO2 -Emissionen vollumfänglich kompensieren. Bisher musste der CO2 -Ausgleich zu 70 Prozent im Inland realisiert werden, die restlichen 30 Prozent konnten im Ausland kompensiert werden. Nun hat der Bundesrat die Möglichkeit geschaffen, dass CO2 -Emissionen in Zukunft zu 50 Prozent im Ausland kompensiert werden dürfen.

Greenpeace setzt sich dafür ein, dass Emissionen zu 100 Prozent im eigenen Land kompensiert werden müssen. Waldprojekte wie das NKCAP dürfen nicht in den Emissionshandel integriert werden, damit sich Industrieländer nicht von ihren Verpflichtungen zur Reduktion von fossilen CO2 -Emissionen freikaufen können. Louisa Poncioni ist freie Journalistin.

WWW Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/klima Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin

REDD: Ein wichtiges Instrument für den Klimaschutz Die Vermeidung der CO2-Emissionen, die durch die Waldzerstörung enstehen, wird im Rahmen der internationalen Klimaverhandlungen unter dem Begriff REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation, Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern) behandelt. Die Verabschiedung eines REDD-Mechanismus ist ein wichtiger Verhandlungspunkt in Kopenhagen für die Post-Kyoto-Periode nach 2012. Das Risiko ist jedoch gross, dass mit REDD ein weiteres Instrument neben dem CDM (Clean Development Mechanism) geschaffen wird, welches Schlupflöcher zum Freikauf von Reduktionsverpflichtungen der Industrieländer zulässt. Ein guter REDD-Mechanismus muss die Rechte der indigenen und lokalen Bevölkerung einbeziehen und die Biodiversitätserhaltung zum Ziel haben. Schlupflöcher, Verschiebung der Waldflächenzerstörung und irreführende finanzielle Anreize müssen ausgeschlossen werden können.

Greenpeace kämpft für einen konsequenten Urwaldschutz und einen guten REDD-Mechanismus (siehe Kasten) im Hinblick auf die «Kein CO2-Handel mit dem Wald»: In den betreffenden Regionen (Bild links: Bali, Indonesien) wehrt sich auch die lokale Bevölkerung gegen CO2-Kompensationsprojekte, die die Abholzung nicht stoppen können.

Gilbertson, Carbon Trade Watch

Greenpeace/Sutton-Hibbert

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Engagement

Engagement kennt keine Altersgrenzen Text Albert Kuhn Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten stellt man sich meist jung vor. Doch das trifft nicht immer zu: Wir porträtieren hier eine Frau und einen Mann im Pensionsalter, die sich beide – auf unterschiedliche Art – mit uns zusammen für die Umwelt einsetzen.

Kurt de Lorenzo:

«Man hat auch seine Trickli» Diesen Sommer unternahm Greenpeace eine Klima-Aktion am Matterhorn. Ich verteilte am Gletscherrand Flugblätter an Journalisten, Touristen und Bergsteiger. Die Reaktionen waren positiv. Ich half beim Aufbau der Zelte, dafür musste man die hartkantigen Steine so drehen, dass man darauf einigermassen schlafen konnte. Ich bin 73 und nehme regelmässig an Greenpeace-Aktionen teil. Natürlich geht nicht mehr alles so ring wie bei meinen halb so alten Kolleginnen und Kollegen. Etwa über einen Zaun klettern und auf der andern Seite runterspringen wie diesen Frühling in Brüssel, das wurde schwierig, aber es ging irgendwie. Man wird vorsichtiger, langsamer, aber man hat auch seine Trickli. Es ging schliesslich nicht um Sport: Wir demonstrierten mit dreihundert anderen Greenpeace-Aktivisten vor einer Versammlung der EU-Finanzminister, die sich daran machten, ihre

Greenpeace/Ex-Press/Forte

«Angst habe ich schon – aber nicht um mich, sondern um unsere Lebensbedingungen»: Kurt de Lorenzo bei einer Gösgen-Aktion 2008. Ausgaben für die Umwelt zu kürzen und dafür die Banken zu retten. Deswegen wurden wir in eine alte Polizeikaserne transportiert und fünf Stunden festgehalten. Angst habe ich schon – aber nicht um mich, sondern um unsere Lebensbedingungen. Es wird viel geschehen, der Mensch ist zu Ausserordentlichem fähig, aber es könnte ebenso gut zu spät sein. Die Veränderungen des Klimas multiplizieren sich.

Brigitte Schmidt:

«Das Alter bringt mehr Geduld und Überblick» Ich schätze die Natur sehr und bin seit langem betrübt darüber, wie viel davon täglich zerstört wird. Zu Greenpeace kam ich erst, als ich pensioniert und 63 Jahre alt war. Mir gefielen der Mut, der Einsatz und die originellen Ideen dieser Organisation sehr. Als Lebensmittelchemikerin an ETH und Uni hatte ich viel Kontakt mit Jungen und kam gut mit ihnen zurande. Mit Gleichaltrigen werden Gespräche häufig eintönig, man spricht von Krankheiten oder nur noch von früher.

Greenpeace

«Einige grüne Anliegen konnte ich auch in den Foren von Seniorweb.ch einbringen und diskutieren»: Brigitte Schmidt am Computer.

Als ich 70 wurde, merkte ich, dass ich rascher müde wurde und körperlich weniger leisten konnte, etwa an einer Aktion stundenlang in Eiseskälte ausharren. Dass ich inzwischen die Möglichkeiten des Internets entdeckt hatte, kam mir sehr entgegen. So konnte ich trotzdem dabeisein und beispielsweise Online-Petitionen von Greenpeace unterstützen – vorerst leider nur in englischer Sprache. Einige dieser grünen Anliegen konnte ich auch in den Foren von Seniorweb.ch einbringen und diskutieren. Das Alter bringt mehr Geduld und Überblick, ich kann Themen heute besser einfädeln – etwa die Atomunfälle in Frankreich oder die 2000-Watt-Gesellschaft. Man könnte online noch viel mehr auf die Beine stellen. Ich finde, heute ist die grosse Zeit für Greenpeace, eine Umweltorganisation, die zupacken kann, Feingefühl hat und auch Humor. Albert Kuhn ist freier Journalist. Er schreibt regelmässig für greenpeace.

Möchten auch Sie Greenpeace aktiv unterstützen? Mehr Informationen finden Sie unter: www.greenpeace.ch/was-kann-ich-tun Kommentieren auf www.greenpeace.ch/magazin

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Rezept

Öko-Wissen

von David

Die Lösung des Rätsels finden Sie ab Anfang Februar unter www.greenpeace/magazin.

wohin ging die «Arctic Sunrise»Expedition?

23. griech. Buchstabe kleiner Wattebausch

vollenden Sie: Our climate Our future Your …

Abkürzung für: Grüne Partei der Schweiz Abhang

Architekschwarze tenbund Johanniskleine beeren Marderart

Vortrag von längerer Dauer

Autor von «Die Säulen der Erde»

chemisches Element

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ausgedehnt wahrscheinlicher Auge (englisch) Reiseomnibus (Kzw.)

englisches Längenmass

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sechs (frz.)

ein Departement (Abk.) Behälter f. Schreibzeug englische Schulstadt chem. Z. f. Sauerstoff

Vater des Odysseus

Erfinder eines Viertaktmotors †

hist.: Possenreisser

1

2

Ort im Kanton Aargau

Mischung aus Ton, Silikaten, Wasser und Kohlenwasserstoffen

keine Milch Fürwort gebend (Landwirt- Hauptstadt von Georgia schaft)

7 welscher TV-Sender (Abk.)

6

leicht übel, schwindelig

Kontonummer (Abk.)

Greenpeace verlost drei Jubiläums-Memoryspiele

Uferstrasse

dickflüssig

Ort am Luganersee

luftiges Oberteil

mässig warm Staat in Ostasien

dt. Jugendbuchautor, † 1995 (Michael)

Sprengstoff (Abkürzung) Gesamtarbeitsvertrag (Abk.)

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digitale Lei-

11 tung (Abk.)

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zwei zusammengehörende Menschen

Geliebte des Zeus

9 3

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Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft

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Die Wettbewerbsbedingungen finden Sie unter www.greenpeace.ch/magazin. greenpeace 4/09

4 Mulde vor Hochgebirgswänden

See (engl.)

Netz zur Datenfernübertragung (Abk.)

2

Ort b. Bern

verwesende Tierleiche

transparentes Fotobild

musikal. Masseinheit

chem. Z. für Selen US-Bürger (Kurzwort)

Hautfleck

Bergweide

kurz für: in das

chem. Z. für Uran Fell des Seebären

Glied einer mathematischen Formel

Hilfskoch

Vorort Luzerns Bett (frz.)

meteorol. Begriff

eines der drei ältesten AKW der Schweiz

schweiz. Architekt †

sib. Stadt Schweizer AlpenClub (Abkürzung)

exotische Frucht

in welchem Land steht das AKW Olkiluoto, welches noch im Bau ist?

Kantonsparlament

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unmodern

Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf die letzten 25 Jahre. Jedes Bild des Memoryspiels zeigt eine GreenpeaceAktion und erzählt eine Geschichte. Senden Sie das richtige Lösungswort bis 10. Januar 2010 an redaktion@greenpeace.ch oder an die Redaktionsadresse. nordamerikanische Indianerfrau

Autoz. für Andorra

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griechische Vorsilbe für: gegen Warmwasserbereiter

Wasserwirbel

1

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alkohol. Mischgetränk

Autokz. für Genf Ort in Graubünden

künstliche Weltsprache

Abfall beim Hobeln

spanischer weiblicher Pluralartikel

Windrichtung

Nusstörtli

Name des neuen Executive Director von Greenpeace International

15 Flüsschen bei Leuk

1101242

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Keel

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«Nüsse …», hörte ich einen Mann sagen, der sich als Niklaus vorgestellt hatte, «… Nüsse, Nüsse!» Alle in der Gruppe hoben abwehrend die Hände. «Mensch, bin ich froh, hier Freunde gefunden zu haben. Ihr versteht mich», seufzte er. Die Gruppe nickte verständnisvoll. Wo war ich da gelandet? Neben mir sass Tim und nickte mir aufmunternd zu. Tim – ihn hatte ich gefragt, ob er das kenne: Eltern, die einem immer Überschüsse aus dem Garten mitgeben wollen, wenn man sie besucht. Ich solle ihn begleiten, sagte Tim, dafür gebe es eine Selbsthilfegruppe. So schlimm sei es nicht, wehrte ich ab. «Umso schlimmer», sagte er und brachte mich hierher. «Im ganzen Garten pflanzen sie Lauch», sagte nun Lukas grimmig, «bei jedem Besuch nehme ich eine Tasche mit, obwohl ich Lauch nicht gern koche. Ich bin ein fünfzigjähriger Mann und lasse mir von meinen Eltern …» «Mann?», schrie Kurt, «wolltest du nicht ‹Memme› sagen? Gestehe ihnen endlich, dass du Lauch nicht kochst, weil dann deine Designerwohnung riecht …» «Das lasse ich mir von dir nicht vorhalten», zischte Lukas, «du mit den Kartoffeln deiner Schwester …» Tim versuchte zu schlichten: «Bringt mir beides mit, ich mach dann eine Soupe Parmentier.» Ich hörte mich sagen: «Ach Tim, deshalb bist du da: um günstig deinen Lebensmittelbedarf zu decken. Und zum Dessert gönnst du dir wohl ein Nusstörtchen …» Tim blickte verdutzt, doch die andern nickten mir zu. «70 Gramm Zucker mit einem Esslöffel Wasser karamelisieren, dabei die Pfanne auf heissem Feuer schwenken, aber nicht rühren.» Ich gab Niklaus ein Zeichen und fuhr weiter: «70 Gramm gehackte Baumnüsse zugeben …» – Niklaus verdrehte die Augen – «… und die Pfanne vom Feuer nehmen. Die Nüsse darin wenden, bis sie mit Karamel überzogen sind. 0,6 Deziliter Rahm beifügen und die Pfanne wieder auf den Herd mit halbem Feuer stellen, rühren, einen Esslöffel Vanillezucker und einen Löffel Bienenhonig dazugeben, Feuer noch kleiner stellen und rühren, bis es etwas eingekocht ist und gut duftet. Nur wenig Butter dazugeben, mischen und gleich in die acht gekauften Tortenbödeli verteilen. Wer mag, parfümiert mit etwas gemörsertem Kardamom. Erkalten lassen, Tee aufsetzen und Freunde dazu einladen.» «Woher hast du das Rezept?», fragte Niklaus. «Ich hab’s von meiner Mutter bekommen.» Wir schwiegen lange. Dann fragte Tim: «Hast du welche dabei?» David Keel arbeitet als Greenpeace-Freelancer in der «einfachkomplex genossenschaft».


Mitglieder/Intern Ihre Meinung Liebe Greenpeacer Erst mal ein fettes Kompliment und ein «Honigtöpfli» für eure gelungenen Anzeigen und TVSpots zu den Themen Fisch und Klima! Das macht betroffen, berührt, regt zum Nachdenken und Handeln an, erreicht eine breite Öffentlichkeit. Doch frage ich mich, ob Greenpeace nur noch Gelder in die Werbeauftritte investiert. Ein ganzseitiges Inserat in «20 Minuten» kostet ein kleines Vermögen! Ein Teil dieser finanziellen Mittel sollte direkt in sinnvolle und wirksame Projekte einfliessen, die nicht nur aufrütteln, sondern auch etwas verändern. Freundliche Grüsse Fiz Buck, Aarau Antwort: Greenpeace investiert in Werbeflächen, damit unsere Botschaften möglichst viele Leute erreichen – auch dies ist Teil unserer Kampagnenarbeit. Unsere Werbung können wir aber bei diversen Medienhäusern oft zu Spezialkonditionen platzieren, wie übrigens auch andere Non-Profit-Organisationen. Dies gilt unter anderem für die von Ihnen angesprochenen Anzeigen in «20 Minuten». Marc Birbaum, Teamleiter Fundraising, Greenpeace Schweiz Auf www.greenpeace.ch/magazin finden Sie das Magazin als E-Paper. Dort können Sie auch direkt Ihren Kommentar abgeben. Aber selbstverständlich freuen wir uns auch über geschriebene Leserbriefe. Bitte bis am 10. Januar an redaktion@ greenpeace.ch oder an unsere Redaktionsadresse. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen oder auszugsweise zu veröffentlichen.

Danke, Gerd! Text Kaspar Schuler

Nach acht Jahren als Geschäftsleiter verlässt der charmant-hartnäckige Schwabe Gerd Leipold die stürmische Kommandobrücke von Greenpeace International. Da die Greenpeacer genauso bekannt sind für ihre heftigen Diskussionen wie für ihre Gewaltfreiheit, haben sie im Hauptsitz in Amsterdam entsprechend harsch reagiert, als Gerd den Personalbestand verkleinerte. Einiges an Standfestigkeit verlangten auch die Auseinandersetzungen um die langfristige Prioritätensetzung bei den globalen Kampagnenzielen. Doch Leipold hat sich durchgesetzt. Dank ihm gibt es den Programmschwerpunkt Klimaschutz und eine schlagkräftige Organisation, die heute auch in China, Indien und Indonesien, in Polen, im Kongo und in Südafrika präsent ist. Ihm ist es auch zu verdanken, dass im Jahr 2011 erstmals ein für Greenpeace neu gebautes, topmodernes Segelschiff vom Stapel laufen wird, von Bug bis Heck auf Ökologie getrimmt: die «Rainbow Warrior III». Wir in der Schweiz dürfen ihm speziell dankbar sein. Er hat in einem vertraulichen Gespräch mit Daniel Vasella das Eis gebrochen. Nach jahrelanger Kampagnenarbeit zu den lecken Basler

Greenpeace/Beentjes

Giftmülldeponien haben wir mit seiner Hilfe erreicht, dass sich Novartis im Alleingang zur Gründung einer Stiftung zur Deponiesanierung entschloss. Grossen, dicken Dank und gute Weiterreise, Gerd! WWW Mehr zum Thema auf www.greenpeace.ch/fuehrungswechsel

Buchtipp: Klimakriege In Harald Welzers Buch «Klimakriege: Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird» geht es um den globalen Ressourcenkampf, Umweltzerstörung, Massengewalt und Flüchtlingsströme aus der Dritten Welt, die schon jetzt die Gegenwart bestimmen. Die reichen Gesellschaften entwickeln bereits Strategien, um Klimaflüchtlinge fernzuhalten. Welzer spricht am 17. Januar 2010 in Luzern an der Schweizer Biennale zu Wissenschaft, Technik und Ästhetik. Infos unter: www.neugalu.ch.

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Persönlich

Ein ToxicsCampaigner in der KlimaKatastrophe Text Matthias Wüthrich Bild Gigi Cruz Verheerende Taifune haben im Oktober in Südostasien grosse Zerstörungen, Tod und Chaos gebracht. Unser Chemie-Campaigner hat die Klimakatastrophe persönlich erlebt. Er berichtet aus Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Ich wünschte mir, die Obamas dieser Welt wären hier in Manila gewesen und hätten die TaifunKatastrophen am eigenen Leib erlebt. Denn wer einmal die Auswirkungen des Klimawandels persönlich erlebt hat, verliert keine unnötigen Worte mehr – sondern handelt. Die Obamas, Hu Jintaos und Merkels hätten sich in Windeseile geeinigt und würden jetzt in Kopenhagen einen umfassenden und gerechten Klimavertrag unterzeichnen. Mich haben die Sturmerlebnisse jedenfalls geprägt. Am Anfang dachte ich nur «Wow, so viel Regen habe ich noch nie gesehen» und machte mich neugierig mit der Kamera auf den Weg. Im Erdgeschoss stand das Wasser bereits kniehoch. Strassen, die ich vorher jeden Tag benutzt hatte, hatten sich in reissende Flüsse verwandelt. Das Chaos nahm schnell zu. Zum Glück konnte ich mich bei Kollegen in Sicherheit bringen. Erst vor dem Fernseher realisierte ich die Dimensionen des Dramas, das sich in den tiefer gelegenen Stadtvierteln und in den Bergregionen im Norden des Landes abspielte. Der verheerende Taifun Ketsana brachte innerhalb von sechs Stunden 42 Zentimeter Regen – so viel wie noch nie zuvor und doppelt so viel wie der Sturm Kathrina 2005 in den USA, der New Orleans verwüstet hatte. 80 Prozent von Manila mit seinen 12 bis 20 Millionen Einwohnern – genau weiss das niemand – standen bis zu acht Meter unter Wasser. Wenige Tage später brachten die nachrückenden Supertaifune Parma und Lupit noch mehr Tod und Chaos über Südostasien.

Hunderte starben, Millionen wurden traumatisiert, die Schäden gehen in die Milliarden. Lupit (der internationale Name bedeutet auf Philipino «grausam») war bereits der 18. Taifun in diesem Jahr. Die Taifune werden immer häufiger, stärker und unberechenbarer. Seit den letzten Verheerungen gehört der Ausdruck «Climate Change» – Klimawandel – auch auf den Philippinen zum Wortschatz der Taxifahrer, Marktfrauen und Regierungsangestellten. Eigentlich war ich ja auf die Philippinen gereist, um Greenpeace International beim Aufbau der neuen Kampagne für sauberes Wasser und «Clean Production» zu helfen und meine Greenpeace-Kollegen in Indien, Thailand und auf den

zentrierten wir uns nach der Flut auf das Verteilen von Trinkwasser und Mitteln zur schonenden Desinfektion von Behältern. Zusätzlich waren wir als Greenpeace Toxics Water Patrol unterwegs, um Verschmutzungen durch überflutete Fabriken aufzuspüren – mehr verraten kann ich hier allerdings nicht. Wenn dieser Artikel erscheint, findet in Kopenhagen die entscheidende UN-Konferenz zur Rettung des Klimas statt. Manche halten sie für unsere letzte Chance! In Südostasien habe ich die Gewalt einer entfesselten Natur und die Not auch von Greenpeace-Kollegen erlebt. Meine philippinischen Freunde sagen: «Wir sind am stärksten vom Klimawandel betroffenen, aber am wenigs-

«Ich wünschte mir, die Obamas, Merkels und Hu Jintaos der Welt hätten die Taifun-Katastrophen hier am eigenen Leib erlebt.» Philippinen zu beraten. «Dank» der Basler Chemie und deren Chemiemülldeponien habe ich einschlägige Erfahrungen zum Thema Wasserverschmutzung erworben. Kurzfristig wurde ich aber zum Nothelfer, Spendensammler und Klima-Campaigner: Weil der Staat hier nicht hilft, muss sich die Zivilgesellschaft selber helfen – als freiwillige Helfer retteten wir mit unseren Greenpeace-Schlauchbooten Menschen von den Dächern und verpackten und verteilten Lebensmittelrationen. Auf meinen Spendenaufruf kamen 10 000 Franken aus meinem persönlichen Schweizer Umfeld zusammen und auch ich fordere von den Industrieländern 40 Prozent Emissionsreduktionen und Klimabeiträge in Milliardenhöhe! Viele Menschen starben, weil sie verseuchtem Schmutzwasser ausgesetzt waren. Deshalb kon-

ten in der Lage, damit umzugehen.» Mir geht das Lied nicht aus dem Kopf: «How I wish, how I wish you were here» – und ich denke dabei an die Obamas, Hu Jintaos und Merkels dieser Welt! Matthias Wüthrich ist Umweltnaturwissenschaftler und Toxics-Campaigner von Greenpeace Schweiz. Zurzeit ist er im Auftrag von Greenpeace International auf den Philippinen beim Aufbau der neuen Greenpeace-Kampagne für sauberes Wasser und Clean Production tätig.

WWW Einen ausführlichen Fotoblog von Matthias Wüthrich zu diesem Thema finden Sie unter http://weblogs.greenpeace.ch/blog.


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