Klärwerk erklärt

Page 1

Abwasserverband Starnberger See

Klärwerk erklärt. Ein Rundgang mit 18 Stationen


Der Abwasserverband Starnberger See – unverzichtbar für die Lebensqualität Der Abwasserverband Starnberger See betreibt seit 50 Jahren den Ringkanal rund um den See und das Klärwerk in Starnberg. Seit 2014 ist der Abwasserverband im Einzugsbereich der Mitgliedskommunen zusätzlich für alle Schmutzwasser- und Regenwasserkanäle einschließlich Beiträge und Gebühren zuständig. Gründungsjahr: 1964 Mitglieder: Landkreis Starnberg, Stadt Starnberg und die Gemeinden Berg, Bernried, Feldafing, Münsing, Pöcking, Seeshaupt und Tutzing Einzugsgebiet: 320 km2 Einwohner Kommunen: ca. 60.000 Schmutzwassermenge: ca. 17.000 m³ pro Tag Bauzeit der Kläranlage: 1968 – 1971 Sanierung: 1998 – 2003 Mitarbeiter 2016: 50 Ringkanal: Länge ca. 46,3 km Schmutzwasserkanäle: Gesamtlänge ca. 367 km Regenwasserkanäle: Gesamtlänge ca. 182 km Pumpwerke: ca. 90 in verschiedenen Größen

Unsere Leistungen

Unsere Leistungen


Das Klärwerk in Starnberg – erklärt in 18 Stationen Klärprozess

Seite

1 Schneckenhebewerk und Feinrechen 2 Sandfang mit Fettfang 3 Vorklärbecken 4 Denitrifikationsbecken 1 5 Belebungsbecken mit Denitrifikationsbecken 2 6 Nachklärbecken 7 Biofilter 8 UV-Desinfektionsanlage

4 6 8 10 12 16 18 20

Schlammbehandlung 1 Überschussschlamm-Eindickung 2 Faulbehälter, Gasbehälter und Gasfackel 3 Faulschlammentwässerung,

22 24 26

Schlammsilo, Trockenbeete

Arbeitseinrichtungen

1 Online Messstationen 2 Labor 3 Fischtestbecken 4 Regenmessgerät 5 Prozessleitsystem (mit Datenübersicht) 6 Maschinenhaus 7 Werkstätten

28 29 30 31 32 34 36

f Lageplan 38


4|5

Drei Schneckenpumpen

Kontrolle Feinrechen

Schnecke

Austausch einer Schnecke Ăźber das Dach


Klärprozess mechanisch

Schneckenhebewerk und Feinrechen

1

Anhebung des Abwassers und Entfernung von Grobstoffen Das aus den sieben Gemeinden rund um den Starnberger See und der Stadt Starnberg in der Kläranlage eintreffende Schmutzwasser wird über Förderschnecken angehoben. Dafür stehen drei Schnecken zur Verfügung. Anschließend werden über zwei Feinrechen mit einer Lochgröße von 6 mm die Grobstoffe entfernt. Was im Rechen hängenbleibt, wird zuerst über die sogenannte Rechengutwäsche ausgewaschen. Dabei wird das Waschwasser mit den Fäkalien wieder dem Reinigungsprozess zugeführt. Das Rechengut wird entwässert und weiter verwertet. Das Abwasser kommt !

Förderleistung der drei Schneckenpumpen: 2 x 500 l/s; 1 x 250 l/s Förderhöhe: 6,40 m Rechengut wird durch Wäsche und Pressung reduziert um – ca. 40 % an Feststoffen – ca. 70 % an Gewicht – ca. 75 % an Volumen Rechengutanfall: 200 t im Jahr


6|7

Sandfang mit Räumerbrücke

Sandfang und Fettfang


Klärprozess mechanisch

Sandfang mit Fettfang

2

Trennung von Sand und Kies sowie Öle und Fette aus dem Abwasser durch Flotation Der mit dem Abwasserstrom im Kanal ankommende Sand wird hier abgeschieden. Durch die Strömung der Belüftung werden die leichteren organischen Anteile im Abwasserstrom gehalten, die schwereren mineralischen Anteile setzen sich am Beckenboden ab. Von dort werden diese abgesaugt, entwässert, zwischengelagert und anschließend entsorgt. Im parallel geschalteten Fettfang (keine Luftblasen) werden Fett und Öl abgetrennt. Das dort anfallende Material wird im Faulbehälter 2 durch Mikroorganismen zersetzt, man spricht von „Faulung“

Abgeschiedener Sand

Volumen Sandfang und Fettfang: 250 m3 Länge: 30,10 m; Tiefe: 3,20 m; Breite: 2,60 m Querschnitt: 8,30 m Fließgeschwindigkeit: <0,2 m/s Luftmenge: 800 m3/h Sandanfall: ca. 30 t im Jahr


8|9

Vorklärbecken mit Längsräumer

Die Räumerbrücke mit Schwimmschlammschild

Ablaufrinne


Klärprozess mechanisch

Vorklärbecken

3

Abtrennung der organischen Feststoffe Das Abwasser verteilt sich auf zwei Vorklärbecken. Durch diese fließt das Abwasser parallel. Dort setzen sich unge­ löste organische Schmutzstoffe am Beckenboden ab. Die abgesetzten Schmutzstoffe werden mit dem Bodenschlammschild zu einem Schlammtrichter geräumt. Falls Schmutzstoffe sich nicht am Beckenboden absetzen (sondern aufschwimmen), werden diese mit einem speziellen Schwimmschlammschild aus dem Becken entfernt. Von dort werden die Schmutzstoffe als „Primärschlamm“ abgezogen, in den Faulbehälter 2 gepumpt und dort ausgefault. Die Vorklärbecken sind die letzte Reinigungsstufe der mechanischen Reinigung.

Primärschlammpumpen

Volumen: 2 x 548 m3 Länge: 2 x 36 m; Breite: 2 x 7,20 m Wassertiefe: 3 m Fließgeschwindigkeit: 0,017 bis 0,03 m/s Oberflächenbeschickung: 3,4 bis 6,3 m/h


10 | 11

Denitrifikationsbecken

Montagebrücke für Strömungsbeschleuniger

Strömungsbeschleuniger


Klärprozess biologisch

Denitrifikationsbecken

4

Nitratumwandlung zu Stickstoff durch Mikroorganismen Hier beginnt die biologische Abwasserreinigung. Das aus der Vorklärung kommende Abwasser fließt in das Denitrifikationsbecken 1. Dort vermischt es sich mit dem nitrathaltigen Belebtschlamm, der aus den Nachklärbecken 6 zurückgepumpt wird. Für die Denitrifikation braucht es bestimmte verfahrenstechnische Voraussetzungen – z.B. leicht abbaubarer Kohlenstoff, der nach der Vorklärung im Abwasser noch fast vollständig enthalten ist. Dabei wird in dem biochemischen Vorgang der Stickstoff aus den Nitratverbindungen durch Mikroorganismen in Luftstickstoff umgewandelt und entweicht aus dem Abwasser. Das Verfahren ist einfach, aber effektiv: Die Mikroorganismen atmen den Sauerstoff aus den Nitratverbindungen. Damit sich der Schlamm nicht am Boden absetzt, sind vier Strömungsbeschleuniger eingebaut. Diese laufen in bestimmten Zeitintervallen.

Volumen: 1.000 m³ Länge: 72 m; Breite: 7,20 m; Tiefe: 3 m Leistung: 4 Rührwerke mit je 4,2 KW


12 | 13

Belebungsbecken

Luftsauerstoffeintrag mit MembranbelĂźftern

Probeentnahme Belebtschlamm


Klärprozess biol./chem.

Belebungsbecken

5

Entfernung organischer Stoffe und Umwandlung von Ammonium mit Sauerstoff in Nitrat durch Mikroorganismen Das Herzstück der ganzen Kläranlage, zumal hier am meisten Strom verbraucht wird! Am Anfang des Belebungsbeckens befindet sich eine zweite Denitrifikationsstufe. Diese gleicht dem Denitrifikationsbecken 1, kann aber optional belüftet werden. In den Belebungsbecken werden die gelösten organischen Schmutzstoffe von Mikroorganismen „aufgefressen“. Der im Abwasser ankommende Ammoniumstickstoff wird durch Mikroorganismen in Nitratstickstoff umgewandelt. Um zu überleben und sich zu vermehren benötigen die Mikroorganismen Sauerstoff. Dieser wird mit komprimierter Umgebungsluft durch am Boden angebrachte Membranrohrbelüfter feinperlig eingeblasen. Um mehr Oberfläche zu gewinnen, befinden sich kleine Kunststoffwürfel im Becken, auf denen sich wie auch auf den Schlammflocken, die Mikroorganismen vermehren. Durch ständige Zellteilung muss ein Überschuss an Mikroorganismen im Nachklärbecken 6 wieder entnommen werden – der sogenannte Überschussschlamm. Fällung von Phosphat durch Fällmittel Im Belebungsbecken findet parallel zu den biologischen Vorgängen auch die chemische Reinigung statt. Dazu wird ein Fällungsmittel über ein unterirdisches Rohrsystem zu­ gegeben: Das Mittel wird benötigt, um das im Abwasser ankommende Phosphat im Belebtschlamm zu binden.

Beckenvolumen: 16 Belüftungsbecken, zusammen 5.400 m³ Leistung: 16 Strömungsbeschleuniger zu je 2 KW Würfelanteil: 22 % Durchschnittliche Luftmenge: 7.000 m³ in der Stunde Belüftungssystem: 1.632 Membranrohrbelüfter mit einer Einblastiefe von 3,5 m Fällmittelmenge 240 t/Jahr


14 | 15

Der Belebtschlamm Beim Belebtschlammverfahren wird das Abwasser kontinuierlich durch das Belebungsbecken geleitet. Die Mikroorganismen, von denen die organischen Schmutzstoffe abgebaut werden, schwimmen im Wasser. Sie siedeln sich in Kolonien auf vorhandenen fein verteilten Schweb- und Feststoffen an und bilden als Flocken den belebten Schlamm. Zusammensetzung von Belebtschlammflocken Grob gesagt kann man in und auf den Flocken folgende Komponenten finden: lebende Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien tote Zellen nicht abgebaute organische Bruchstücke, die in der Flocke eingelagert sind anorganische Anteile, z.B. Sand Je nach Abwasserzusammensetzung und Konzentration der Schmutzstoffe finden sich sehr unterschiedliche Arten von Mikroorganismen im Schlamm. Daher kann man aus der Art und Zusammensetzung des Schlamms Rückschlüsse auf die Funktion oder Störung der Abwasserbehandlung ziehen.

Nacktamöbe

Pantoffeltierchen

Glockentierchen

Rädertierchen

Fadenwurm

Weidegänger


Litonotus frisst Glockentier In der Abwasserprobe finden sich unterm Mikroskop etliche Kolonien von Glockentierchen, die an Faden­ algen sitzen. Dazwischen streifen einige Ziliaten der Gattung Litonotus umher. Einer davon stößt während der Beobachtung auf eine Kolonie Glockentierchen, die schlagartig zurückschrecken – bis auf eines, das am Vorderende des Litonotus hängen bleibt; er hat es wohl mit seinen Trichozysten harpuniert. Der Stiel des Glockentierchens reißt ab und zuckt mit dem Rest der Kolonie zurück. Nun holt der Litonotus das Glockentierchen ganz zu sich heran und verschlingt es dann innerhalb weniger Sekunden. Danach blieb der Litonotus auf der Stelle, so dass er sich beim eigentlichen Fressvor­ gang gut mit dem Objektiv auf­ nehmen ließ. (Fotos: Dr. Bernhard Wiedemann, Wiesbaden, www.bewie.de)


16 | 17

Zwischenklärbecken von oben

Besprühung zur Verhinderung von aufschwimmendem Schlamm

Ablaufrinne

Rinnenbürste


Klärprozess mechanisch

Nachklärbecken

6

Trennung von Belebtschlamm und Abwasser Der Belebtschlamm setzt sich am Ende der biologischen Reinigungsstufe in den beiden Nachklärbecken am Boden ab. Damit der Reinigungsprozess kontinuierlich verläuft, wird dieser zum größten Teil als Rücklaufschlamm wieder in den Anfang der biologischen Reinigung 4 gepumpt. Ein kleiner Teil wird als Überschussschlamm abgezogen, eingedickt 1 und kommt in die Schlammfaulung 2. Das vom Schlamm befreite Abwasser fließt jetzt weiter zum Biofilter 7 .

Absetzen von Belebtschlamm

Volumen: 2 Becken je 5.000 m³ Durchmesser: 48 m Mittlere Wassertiefe: 2,75 m


18 | 19

Biofilter von oben

Zulaufpumpwerk

Biofilterablauf


Klärprozess mech./biol.

Biofilter

7

Reststoffentfernung durch Filtersand Im Biofilter wird das aus der Zwischenklärung kommende Abwasser mit Pumpen angehoben. Anschließend durchfließt das Wasser den Sand im Filter von unten nach oben. Dabei werden feinste Partikel (Schwebstoffe) im Sand zurückgehalten. Diese Schwebstoffe werden durch kontinuierliche Spülungen mithilfe der Mammutpumpe, Wasser und Luft aus dem Sand ausgewaschen. Über das Spülwasser werden sie wieder zum Zulauf der Kläranlage geleitet. Reststickstoffentfernung Zusätzlich gibt es in diesem natürlichen Filter die Möglichkeit, Stickstoff aus dem Abwasser zu entfernen – dazu muss Kohlenstoff als „Nahrungsquelle“ für die Bakterien zugemischt werden (hier Methanol).

Filterschichthöhe: 2 m Oberfläche: 180 m² Filtersand: ca. 300 m³


20 | 21

UV-Strahler

Desinfektionsanlage von auĂ&#x;en

Ausgebaute UV-Strahler


Klärprozess physikalisch

UV-Desinfektionsanlage

8

Abwasser wird mit UV-Strahlung keimfrei gemacht Die mechanische, biologische und chemische Reinigung schafft es nicht, das Abwasser völlig keimfrei zu machen. Das schafft aber unsere UV-Behandlung. Hier wird seit Mai 2005 der Kläranlagenablauf zur Würm im Sommer in Badegewässerqualität verwandelt. Die Desinfektionsanlage ist eine freiwillige Leistung, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. In der Desinfektionsanlage werden die noch vorhandenen Keime im gereinigten Abwasser mit ultraviolettem Licht bestrahlt. Die UV-Strahler befinden sich direkt im Abwasserstrom. Dabei werden die gesundheitsschädlichen Mikroorganismen inaktiviert.

UV-Licht im Gerinne 1

256 UV Strahler 254 Nanometer Lichtwellenlänge


22 | 23

Ăœberschussschlammeindickung mit dem Bandfilter

Laufband Bandfilter


Schlammbehandlung

Überschussschlamm­ eindickung

1

Schlammeindickung mithilfe eines Flockmittels Hier wird dem in den Belebungsbecken 5 anfallenden Überschussschlamm Wasser entzogen und anschließend in den Faulturm gepumpt. Dieser Überschussschlamm hat einen Feststoffanteil von 0,6 Prozent. Nach dem Entzug des Wassers erreicht er einen Feststoffanteil von 6 – 7 Prozent.

Eingedickter Überschussschlamm

ca. 350 m³ Nassschlamm pro Tag max. 40 m³ pro Stunde


24 | 25

Auf dem Faulturm – Sichtkontrolle auf Schäumen

Die zwei Faultürme mit dem Faulturmtreppenhaus

Gasbehälter


2

Schlammbehandlung

Faulbehälter, Gasbehälter und Gasfackel Stabilisierung des Rohschlamms zu ausgefaultem Faulschlamm und Faulgas

In den zwei Faulbehältern findet die Schlammbehandlung statt. Hier werden der Primärschlamm aus der Vorklärung 3 und der Überschlussschlamm 1 aus der Nachklärung bei einer Temperatur von 37°C unter Ausschluss von Licht und Sauerstoff (anaerob) durch leichtes Umwälzen in Bewegung gehalten. In diesem Milieu leben die Fäulnisbakterien (z.B. Methanbakterien), die sich hier zuvor gebildet haben. Sie haben die Aufgabe den fäulnisfähigen Schlamm, der noch über einen hohen Anteil an energiereicher, organischer Substanz verfügt, zu stabilisieren. Das heißt, der Schlamm „stinkt“ nach der Behandlung nicht mehr. Durch die anaerobe Stabilisierung wird die Geruchsbelästigung bei der Schlammentwässerung 3 erheblich verringert. Das dabei entstehende Faulgas, ein Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Methan, wird zur Energieerzeugung genutzt. Im Gasbehälter wird das in den Faulräumen erzeugte Methan zur späteren Energiegewinnung durch das BHKW (Blockheizkraftwerk) und zum Betrieb der Heizungsanlage gespeichert. Überschüssiges Methan wird über die Gasfackel verbrannt. Die Gasfackel ist eine Einrichtung zur gezielten Abfackelung von Faulgas und im Normalfall nur bei Betriebsstörungen und kurzfristigen Überkapazitäten im Einsatz, um damit das klimaschädliche Methan und Kohlenstoffdioxid zu verbrennen. Gasfackel

Volumen je Faulturm: je 2.500 m³ Volumen Gasbehälter: max. 1.500 m³ Gasdurchsatz der Gasfackel: max. 300 m³ in der Stunde


26 | 27

Zentrifuge

Feststoffschnecke zum Silo

Probenahme des entwässerten Schlamms


Schlammbehandlung

Faulschlamment­ wässerung, Schlammsilo

3

Faulschlamm Volumenreduzierung und Lagerung Der in den Faultürmen 2 ausgefaulte Schlamm wird in einem Vorlagebehälter gesammelt, in einer Zentrifuge entwässert und im Schlammsilo zwischengelagert. Abschließend wird der Schlamm durch externe Fachunternehmen zur weiteren Verwertung abtransportiert. Derzeit wird der entwässerte Schlamm nach einer Kompostierung im Landschaftsbau verwendet. Das Verfahren funktioniert gut: Vor der Entwässerung beträgt der Feststoffanteil im Faulschlamm 2 Prozent, nach der Entwässerung sind es 25 Prozent. Dies entspricht einer Volumenreduzierung um 90 Prozent! Wir achten dabei auch auf die Umgebung: Das Schlammsilo ist ein geschlossenes System, um Geruchsemissionen zu minimieren. Früher wurde der Schlamm auf die Trockenbeete geleitet und anschließend von Landwirten mit Tankfässern abgefahren.

Schlammabfuhr

Schlammsilo

Nassschlamm: 40.000 m³ pro Jahr entwässerter Schlamm: 3.200 t pro Jahr Volumen Schlammsilo: 330 m³


28 | 29

1

Arbeitseinrichtungen

Online Messstationen Messungen zur Steuerung und Überwachung der Kläranlage

Im „Messhaus Biologie“ befinden sich z. B. Online-Messgeräte für Ammonium- und Phosphatwerte. Sie liefern rund um die Uhr Messwerte, nach denen der Reinigungsprozess im Belebungsbecken 5 gesteuert wird. Dies betrifft die Belüftung zur Versorgung der Mikroorganismen und die Zugabe des Fällmittels zur Phosphatentfernung bei der chemischen Reinigung.

Messhaus am Belebungsbecken

Zur Überwachung der Ablaufwerte werden im „Messraum Biofilter“ fast alle Abwasserparameter nochmals duch Online-Messgeräte bestimmt. Mit der Abwasserdurchflussmengenmessung (IDM) kann auch die Reinigungsleistung der Kläranlage berechnet werden.

Messraum des Biofilters – Wechsel Standard Phosphatgerät

11 Analysen-Online-Messgeräte 25 weitere Online-Messgeräte wie pH, O2, TS, … 30 Mengenmessgeräte (IDM) 60 Höhen- und Druckmessungen


Arbeitseinrichtungen

Labor

2

Eigenüberwachung und Dokumentation Im Labor der Kläranlage werden alle erforderlichen Analysen, die laut Eigenüberwachungsverordnung vorgeschrieben sind, durchgeführt. Damit wir über unsere Reinigungsleistung informiert sind, werden im Labor die Kennwerte der Abwasserreinigung vom Zulauf bis zum Ablauf, Mithilfe von vier stationären Probensammlern, untersucht. Jährlich werden dabei ca. 600 Abwasser- und Schlammproben und ca. 3000 Küvettentestbestimmungen durchgeführt. Alle Messungen werden in einer Datenbank erfasst und im Betriebstagebuch sowie in Monats- und Jahresberichten dokumentiert.

Rundküvettentests

4 stationäre Probensammler je 600 Abwasser- und Schlammproben ca. 3000 Küvettentestbestimmungen


30 | 31

Arbeitseinrichtungen

Fischtestbecken

3

Analyse der Anreicherung von Substanzen in Organismen In kommunalen Kläranlagen werden viele Stoffe abgebaut bzw. zurückgehalten, aber zum Teil nicht vollständig entfernt. Häufig lassen sich Stoffe, die das Gewässer beeinträchtigen können, im gereinigten Abwasser nicht bzw. nicht sicher nachweisen. Um aber trotzdem Hinweise auf Schadstoffe und Anhaltspunkte für mögliche Einflüsse des gereinigten Abwassers auf Gewässerorganismen zu erhalten, macht man sich die Bioakkumulation zunutze. Was ist Bioakkumulation? Das ist die Anreicherung von Substanzen in einem Organismus aus dem umgebenden Medium und über die Nahrung. In Bayern schreibt die Eigenüberwachungsverordnung einen Bioakkumulations-Teich für kommunale Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von über 100.000 Einwohnerwerten vor. Dazu werden im Fischtestbecken, das konti­nuierlich von gereinigtem Abwasser durchflossen wird, von April bis Oktober Karpfen gehalten. Die sich in den Fischen anreichernden Stoffe, wie z.B. Schwermetalle und Medikamentenrückstände können in der Fischmuskulatur nachgewiesen werden. Übrigens: In der Kläranlage Starnberger See wurde bei den Fischen seit Beginn der Bioakkumulation nur eine sehr geringe Belastung nachgewiesen.

Fischtestbecken


Arbeitseinrichtungen

Regenmessgerät

4

Niederschlagsmessung Für die Kanalisation und die Kläranlage müssen für die Ermittlung der sogenannten Trocken- und Regenwettertage und die Berechnung des Fremdwasseranteils die Regenmengen gemessen werden. Fremdwasser ist ein Problem, weil es das Kanalnetz überlastet und den Reinigungsprozess auf der Kläranlage erheblich stört. Der Regen fällt über die 200 cm2 große Auffangfläche in einen Behälter – und die Menge wird dann nach dem „Wägeprinzip“ in einem Auffanggefäß ermittelt. Die elektronische Wägezelle übergibt die Daten direkt an das Prozessleitsystem der Kläranlage.

Regenmessgerät


32 | 33

Arbeitseinrichtungen

Prozessleitsystem

5

Alle Prozesse rund um die Uhr im Blick Die Kläranlage und ein Teil der Pumpwerke im Kanalnetz werden mit einem webbasierten Prozessleitsystem „PLS“ überwacht und gesteuert. An dieser Leittechnik sind alle im Betrieb installierten speicherprogrammierbaren Steuerungen „SPS“ angeschlossen. Dabei werden ständig große Mengen an Daten erfasst, verarbeitet, gespeichert und über Prozessbilder visualisiert. Das „PLS“ ist auch für die Alarmierung zuständig. Betriebs- und Störmeldungen werden akustisch und optisch gemeldet. Werktags erscheint der Alarm sofort auf dem Bildschirm der Mitarbeiter und wird umgehend abgearbeitet. In der Nacht und am Wochenende geht die Meldung direkt zum Handy des Bereitschaftsdienstes. Hier eine Übersicht der wesentlichen Daten rund um den Betrieb des Klärwerks: Kläranlage Biologische Auslegung der Kläranlage 100.000 EW Anzahl angeschlossene Einwohner (Erstwohnsitz) 60.600 EZ Anzahl angeschlossene Einwohnergleichwerte 97.500 EW Grundstücksfläche Kläranlage 130.000 m² Abwasserdurchfluss (2015) Jahresabwasserdurchfluss 6.227.891 m³/a Jahresschmutzwassermenge (JSM) 5.196.491 m³/a Tagesabwassermenge Mittelwert 17.063 m³/d Tagesabwassermenge Max 53.749 m³/d Stundenabwassermenge Mittelwert 713 m³/h Stundenabwassermenge Max 2.862 m³/h Fremdwasseranteil bis zu 61 % Niederschlagswerte Radardaten Starnberger See 1.225 mm Stromverbrauch (2015) Stromverbrauch G esamt Kläranlage 3.941.548 kWh/a davon biologische Stufe 2.476.911 kWh/a Stromerzeugung Kläranlage 1.121.136 kWh/a


Reststoffbilanz / Klärschlammverwertung (2015) Primärschlammanfall 25.151 m³/a 1.001 t TS/a Überschussschlammanfall 128.402 m³/a 825 t TS/a Faulschlammanfall 39.132 m³/a 878 t TS/a Klärschlammabfuhr 3.178 m³/a 800 t TS/a Fäkalschlammanfall 263 m³/a Fremdklärschlammannahme (KA Schäftlarn) 81 m³/a Rechengutanfall 169 t/a Sandanfall 42 t/a Klärgasanfall und Erdgasverbrauch (2015) Klärgasanfall 696.075 m³/a Erdgasbezug 63.011 m³/a Kläranlagenreinigungsleistung (2015) Abbaugrad BSB5 99 % Abbaugrad CSB 95 % Abbaugrad N-Ges. 71 % Abbaugrad P-Ges. 90 % Abbaugrad abfiltrierbare Stoffe 98 % Ablaufmittelwerte BSB5 1,3 mg/l Ablaufmittelwerte CSB 13 mg/l Ablaufmittelwerte NH4-N (Sommer) 0,1 mg/l Ablaufmittelwerte NO3-N (Sommer) 11,2 mg/l Ablaufmittelwerte N-Ges. (Sommer) 11,3 mg/l Ablaufmittelwerte P-Ges. 0,61 mg/l Ablaufmittelwerte abfiltrierbare Stoffe 3,4 mg/l Überwachungswerte Kläranlage Biochemischer Sauerstoffbedarf (BSB5) 10 mg/l Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) 60 mg/l Ammonium-Stickstoff (NH4-N) 4,2 mg/l Stickstoff gesamt (N-Ges.) 15 mg/l Phosphat gesamt (P-Ges.) 0,8 mg/l Abfiltrierbare Stoffe 15 mg/l


34 | 35

Plattenschieber der Umwälzschlamm-Pumpe

Blockheizkraftwerk

Gebläse

Brauchwasseranlage


Arbeitseinrichtungen

Maschinenhaus

6

Maschinentechnik der Kläranlage Im Maschinenhaus sind die wichtigsten betriebstechnischen Einrichtungen untergebracht. Aggregate auf drei Etagen bedienen die unterschiedlichsten verfahrenstechnischen Kreisläufe. Das sind zum Beispiel: das Blockheizkraftwerk BHKW (zur Strom- und Wärme­ erzeugung aus dem in den Faultürmen anfallenden Methangas. 40% des Strombedarfs und 80% des Wärmebedarfs der Kläranlage werden hiermit abgedeckt.) die Drehkolbengebläse (zur Versorgung des Sand­ fanges und des Belebungsbeckens mit Luft) die Kreiselpumpen (um den Belebtschlamm aus den Zwischenklärbecken in den Anfang der biologischen Reinigungsstufe zurückzuführen) die Heizkessel (zur Versorgung des gesamten Betriebes mit Wärme, falls das BHKW ausfallen sollte) die Brauchwasseranlage (deckt den betrieblichen Wasserbedarf der Anlage)

Heizung

Eigenstromerzeugung: rd. 1,5 Millionen KWh im Jahr (über 40 % des Gesamtbedarfs) Pumpleistung Rücklaufschlamm-Pumpwerk: 600 m³/h Heizleistung: 1.200 KW in zwei Heizkesseln


36 | 37

Arbeiten an Drehbank

Prüfung Wälzlager


Arbeitseinrichtungen

Werkstätten

7

Maschinen- und Elektrowerkstätten In den Werkstätten der Kläranlage werden viele Reparaturund Instandsetzungsarbeiten mit eigenem Fachpersonal durchgeführt. Zur Verfügung stehen verschiedene Werkzeugmaschinen wie z.B. Leit- und Zugspindeldrehmaschinen und Ständerbohrmaschinen. Somit ist gewährleistet, dass im Störungsfall alle notwendigen Arbeiten sofort vor Ort durchgeführt werden können. Die Betriebssicherheit der Kläranlage und auch der Pumpwerke im Kanal ist so sichergestellt.

Elektriker am Schaltschrank

Reparatur einer Kreiselpumpe


38 | 39

Zur Würm

Regenmesser

UV-Desinfektionsanlage

4

8

Nachklärbecken Fischtestbecken

6

3 Nachklärbecken

1 Messhaus

Biofilter

7 1

Biofilter Warte Messstation

Klärprozess 1 Schneckenhebewerk und Feinrechen 2 Sandfang mit Fettfang 3 Vorklärbecken 4 Denitrifikationsbecken 5 Belebungsbecken 6 Nachklärbecken 7 Biofilter 8 UV-Desinfektionsanlage


Vorlagebehälter

Lageplan

Gasfackel Gasbehälter

2

Faulbehälter

Faulbehälter

Zulauf vom Ringkanal Schneckenhebewerk und Feinrechen

Faulschlamm-

3 entwässerung mit Schlammsilo

Maschinenhaus

6

1 ÜberschussschlammEindickung Werkstätten

1

7

Venturigerinne

Vorklärbecken

5 Belebungsbecken

Denitrifikationsbecken

4

Garagen

Betriebsgebäude

Labor

PLS

2

5

Schlammbehandlung 1 Überschussschlamm-Eindickung 2 Faulbehälter, Gasbehälter und Gasfackel 3 Faulschlammentwässerung, Schlammsilo Arbeitseinrichtungen 1 Online Messstationen 2 Labor 3 Fischtestbecken 4 Regenmessgerät

5 Prozessleitsystem 6 Maschinenhaus 7 Werkstatt

Sandfang

3 Belebungsbecken

2


Fotos: Ralf Gerard Fotos, Antdorf; Florian Werner, Uffing; AV Starnberger See Konzeption und Gestaltung: Bero von Fraunberg, Michael Gröters 01.2016 / klimaneutral gedruckt auf 100% Recyclingpapier

Abwasserverband Starnberger See

Am Schloßhölzl 25 82319 Starnberg Telefon-Zentrale: 08151 90 882-6 Fax: 08151 90 882-84 www.av-starnberger-see.de info@av-sta-see.de

Foto: ©iStock.com/stockcam


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.