Grosseltern-Magazin 06/2021

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Ari meint ~

WIE KLEIN WIR DOCH SIND Auf Instagram gibt es Teenager, die ein schwarzes Bild posten, auf dem mit weisser Schrift steht, dass man in dieser Welt niemandem vertrauen kann, das sei ein Fakt. Durch die Liberalisierung der Gesellschaft und dadurch, dass mehr Rücksicht auf Individualität genommen wird, scheint sich ein Gedankengut einzuschleichen, bei dem jeder häufig das Gefühl hat, unfassbar wichtig zu sein. Das mag auf den ersten Blick gut erscheinen, so steigert es doch das Selbstwertgefühl und macht die Menschen glücklicher, auf den zweiten jedoch ergeben sich da-

nicht tun. Nun ergibt sich das Dilemma, dass es ja angeblich keine schlechten und guten Meinungen gibt. Also müsste man sich theoretisch jede anhören. Und wenn man jemandem nicht zuhört, fühlt sich ja jemand ausgegrenzt. Von wegen freies Land! Doch was nicht klar zu sein scheint, ist, dass nicht alles eine Meinung ist. Man kann schlichtweg nicht über alles diskutieren. In der Sahara liegt Sand. Der Klimawandel ist real. Dies sind Fakten. Man kann dies nicht in Frage stellen. Und daraus ergibt sich, dass manche Meinungen einfach Blödsinn sind, da

durch einige Probleme.

sie grundsätzliche Fakten relativieren. Alternative Fakten, werden sie auch genannt. Es ist schön, Toleranz zu zeigen. Und man sollte versuchen, alle Menschen nach Möglichkeit einzugliedern. Doch man muss auch Prioritäten setzen. Wie soll man sich denn sonst auf irgendetwas festlegen? Wenn man die Nachrichten liest, bekommt man leicht das Gefühl, dass «die Welt» ein böser Ort ist. Schnell bildet man sich eine Meinung darüber, wie «alles» funktioniert. Doch dabei wird eines vergessen: Die Welt ist so enorm gross. Wir sind acht Milliarden Wesen, die sich auf dem Planeten tummeln. Die Welt ist an einigen Orten von einer riesigen Eisschicht bedeckt, an anderen wächst hunderte Kilometer lang nichts ausser Schlingpflanzen, zwischen denen Affen herumturnen. Zwei Drittel der Erde ist Wasser. Wer man ist, spielt leider schlussendlich eine sehr geringe Rolle. Man kann gar nicht alles sein. Alles wissen. Denn dieses «alles» ist viel zu gross, um es überhaupt erfassen zu können. Was wichtig ist, ist doch einfach das zu sein, was man ist, und die wenigen Menschen, die man doch kennt, zu schätzen, so wie sie sind. Das nächste Mal, wenn ich etwas lese, von dem ich nicht viel verstehe, werde ich jedenfalls versuchen, keine Meinung zu haben. Ich werde mich zurücklehnen und sagen: «Darüber weiss ich nichts. Erkläre du es mir doch.» •

en L eb n e m ä h r ig e d s au s 19-J e i ne

Es ist doch nur logisch und natürlich, dass sich Menschen auf etwas spezialisieren. Ein Elektriker weiss mehr über Leitungen als ein Geschichtslehrer. Ein Tennisspieler ist sportlicher als ein Banker. Doch diese Differenz zu ziehen, scheint nicht mehr so allgegenwärtig zu sein. Jeder hat eine Meinung zu allem. Jeder weiss über alles Bescheid. Irgendwie. Schliesslich leben wir in einem freien Land. Man darf sagen, was man denkt, wieso sollte man es also

Ari Teuwsen (19) ist Schüler an der Kantonsschule Wettingen.

# 06 ~ 2021


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