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Kinder reagieren sensibler auf Stress

Seit 2010 nimmt die Anzahl Kinder und Jugendlicher mit psychischen Erkrankungen stark zu. Wir begeben uns auf Ursachensuche mit Frau Professor Susanne Walitza, Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.

Depressionen, depressiven Symptomen wie sozialer Rückzug, Schlafstörungen und das Gefühl, Aufgaben nicht mehr bewältigen zu können. Stark zugenommen hat auch der pathologische Medienkonsum. Mädchen verbringen zeitweise bis zu sechs Stunden in den sozialen Medien und Jungs beim Gamen. Wenn dadurch echte soziale Kontakte ersetzt werden, wird das problematisch.

Woran liegt es, dass Kinder und Jugendliche immer häufiger psychisch erkranken?

Wir sehen einerseits eine vermehrte Nachfrage. Diese kann damit zusammenhängen, dass psychische Störungen nicht mehr so stark stigmatisiert werden und sich die Familien mehr Hilfe holen. Das ist begrüssenswert.

Andererseits stellen wir aber auch einen Anstieg aufgrund von vermehrter Angst, Depressionen und Essstörungen in den letzten Jahren fest. Krisen wie die CoronaPandemie, der Krieg in der Ukraine und der Klimawandel gehen nicht spurlos vorbei. Viele Jugendliche reagieren auf Stress sensibler als Erwachsene. Sie haben noch weniger Lebenserfahrung, und Bewältigungsstrategien müssen erst entwickelt werden. Die Eltern sind wichtige Vorbilder. Wenn auch sie durch die Krisen stark belastet sind, reduzieren sich positive Faktoren, die bei der Stressbewältigung helfen können. Wir stellen ausserdem fest, dass Jugendliche sehr unter dem Leistungsdruck in der Schule leiden. Das Klassenklima und Mobbing können ebenfalls eine grosse Rolle spielen.

Was sind die häufigsten Probleme bei Kindern und Jugendlichen?

Wir sehen seit ca. zehn Jahren eine besondere Zunahme von

Auf welche Anzeichen sollten Eltern achten?

Wenn sich das gewohnte Verhalten stark ändert, zum Beispiel durch einen Leistungseinbruch in der Schule oder wenn die bisherigen Interessen wie Freunde und Hobbys nicht mehr wichtig sind. Oder wenn sich alles nur noch ums Essen oder die sozialen Medien dreht sowie selbstschädigendes Verhalten oder Schlafstörungen vorliegen, sollten Eltern aktiv werden. Hier darf man lieber einmal zu viel bei Experten nachfragen, denn je eher man psychische Probleme fachgerecht behandelt, umso besser ist die Prognose.

Und Eltern sollten ihre Kinder immer wieder ansprechen. Auch in der Pubertät, wenn Kind und Eltern das Gefühl haben, eine «andere Sprache» zu sprechen, sollte man sich nicht scheuen, nachzufragen.

Wie stärke ich mein Kind? Es ist wichtig, im Umfeld ein positives und unterstützendes Klima zu schaffen. Das betrifft die Familie, Freunde und auch die Schule.

Wichtig ist, über psychische Gesundheit genauso sprechen zu können wie über Kopfschmerzen oder die Grippe. Ausserdem sollten die Eltern auch sich selbst

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