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POWERED BY PALACE Wäscht weisser: die Zentralwäscherei Gstaad

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GSTAAD WASCHT WEISSER

Draussen schneit’s Leintücher am Laufmeter. Drinnen werden sie wieder weiss, die Lein- und Tischtücher, die Servietten und vieles mehr. In der Hotel-Zentralwäscherei Gstaad wäscht es während der Saison jeden Tag, von 8 bis 17 Uhr, ohne Unterbruch. 1,4 Millionen Kilogramm pro Jahr. Im Dienste der Hotellerie des Saanenlands.

Es war schon eine bahnbrechende Gemeinschaftsidee der führenden Gstaader Hoteliers. Bereits in den 1960er-Jahren erkannten die Hoteliers der Gegend nämlich, dass es klüger ist, gemeinsam und zentral schmutzige Wäsche zu waschen, als dass jeder seine eigene Waschküche betreibt. Und man gründete eine entsprechende Genossenschaft, die jeder angeschlossene Betrieb mit einer einmaligen Eintrittsgebühr von 300 Franken pro Bett unterstützt. 26 Genossenschafter sind es heute.

Und die «Laundry Gstaad», wie die Hotel-Zentralwäscherei neu heisst, ist weit mehr als bloss eine Wäscherei. «Sie ist ein Vorzeigeobjekt, schweizweit einzigartig. Befeuert wird der Betrieb komplett durch Propangas mit Schnelldampferzeuger und Wärmerückgewinnung, gleiches gilt fürs Wasser, kein Grad und kein Tropfen werden heute mehr vergeudet», erklärt Betriebsleiter Eric Oswald, der mit Hansjörg Sumi die Idee entwickelt hat. Beim Waschen entsteht bekanntlich Hitze. Nicht wenig, wenn man bedenkt, dass die Wäsche in 13 Kammern à je 36 Kilogramm so richtig durchgewalkt wird. 13 mal 3 Minuten dauert ein Vorgang, in dem die Wäsche vorgewaschen, dann zum Hauptgang gelangt und schliesslich veredelt wird, alles automatisch von Kammer zu Kammer weitergereicht. Bis zu 85 000 Stück sind das an einem Hochsaisontag, die verarbeitet werden. 30 Prozent Frottee, der Rest sind andere Stoffe. Davon entfallen ein gutes Drittel auf Tischwäsche, die grössten Volumina jedoch sind Bettwäsche, wobei diese am wenigsten Aufwand gibt. Übrigens: Stets befindet sich nur die Wäsche eines Kunden in den Trommeln. Palace und Alpina werden also auch hier nicht vermischt.

Zu 100 Prozent chlorfrei waschen die Gstaader. Nur Sauerstoffbleiche gelangt zum Einsatz. Natronlauge ist tabu. «Das kostet insgesamt zwar etwas mehr, aber das sind wir der Umwelt ebenso wie unseren Gästen schuldig», findet Eric Oswald. Umweltverträglich ist auch der Strom, ebenfalls zu 100 Prozent aus Wasserenergie, CO2-zertifiziert. Besonders viel Wärme entsteht bei den überdimensionalen Mangeln. Und diese wird mittels gigantischer Abluftrohre abgesaugt und zum Beheizen der Räume und für Warmwasser wiederverwendet. Automatisch sausen die Duvets durch

Effektive Handarbeit ist nur noch bei Tischläufern und Servietten gefragt. Sorgsam halten die Mitarbeitenden Ausschau nach Flecken, Lippenstift, Rotwein, Sauce und mehr.

die Mangelstrasse. Der Mensch, der kontrolliert primär. Zum Beispiel, ob die Kanten gerade aufeinanderliegen. Bei argen Bügelfalten geht das Ganze von vorne los. «Natürlich kann auch mal ein Stück zu Fetzen gehen. Wäsche hat ihre Lebensdauer. Wir gehen bei Bettwäsche von 250 bis 300 Waschgängen aus», erläutert Eric Oswald. Sprich: Nach drei Jahren ist die Wäsche am Ende. Rund ein Drittel der Wäsche ist nur mehr von der Zentralwäscherei geleast, der Rest ist wieder im Besitz der Hotels ― eine klare Trendumkehr im Vergleich zu früher.

Effektive Handarbeit ist nur noch bei Tischläufern und Servietten gefragt. Sorgsam halten die Mitarbeitenden Ausschau nach Flecken, Lippenstift, Rotwein, Sauce und mehr. Und natürlich nach Löchern. Bei der Auslieferung der Servietten haben die Häuser die Wahl: offen oder gefaltet. Rund die Hälfte der Hotels bestellt gleich das gefaltete Modell. Die Aufträge gehen per E-Mail ein, jeweils am Vorabend. Die Steuerung der gesamten Anlage ist übers Handy möglich, auch dies eine Schweiz-Premiere. Nebst Normalservice ― am Morgen Eingang, am nächsten Tag ausgeliefert ― gibt’s Express und Super-Express, was soviel bedeutet wie Anlieferung um 11 Uhr vormittags und Fertigstellung bis 17 Uhr gleichentags.

Die meisten Mitarbeitenden in der Zentralwäscherei ― sie stammen aus Portugal, der Schweiz, aus Ländern des früheren Ex-Jugoslawien ― sind schon lange am Werk und sehr treu. «Vielleicht einen Wechsel auf 50 Angestellte nur verzeichnen wir pro Jahr», freut sich Eric Oswald denn auch. Sie haben alle Hände voll zu tun ― eben rollt die nächste Tour an, dieses Mal aus Saanenmöser. Und schon machen sie sich an die fremde Wäsche… (rw) ― LAUNDRYGSTAAD.CH

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