unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de / Ausgabe #121 / 08.10 4 clubmed
6 guerilla growing 8 wirtschaft 11 anderswo 12 cooltour 19 news
PRAG 11
ist eine Messe wert
MIESES GRAS 21 und das LKA-NRW
Besser spät als nie
Medikamente auf Cannabisbasis bald in der Apotheke? Text: Michael Knodt
Sativex, ein Mundspray aus natürlichem Cannabis, wurde Anfang des Monats in Großbritannien und Spanien zugelassen
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ie Entwicklerfirma GW-Pharmaceuticals, eine BayerTochter, stellt das Medikament aus Cannabisblüten her, die an einem geheimen Ort auf der Britischen Insel angebaut werden. Zeitgleich erwägt die Bundesregierung, Fertigarzneien aus Cannabisextrakt verkehrs- sowie verschreibungsfähig zu machen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Jahrelang wurde diese Forderung vehement abgelehnt, kam sie doch von Patientenvereinigungen oder und anderen finanzschwachen Gruppen und Interessensvereinigungen ohne oder mit zu kleiner Lobby. Ein Weltkonzern findet andere Mittel und Wege, die eigenen Interessen durchzusetzen und so scheint es, als mache die Bundesregierung nun endlich Ernst. Hinzu kommt, dass das Verwaltungsgericht in Köln die DAK Ende Juli diesen Jahres dazu verurteilt hat, einem Atoxie-Patienten trotz fehlender Verkehrsfähigkeit Dronabinol (THCTropfen) zu erstatten. Das Urteil ist mittlerweile rechtskräftig. Natürliches Cannabiskraut fiele selbstverständlich nicht unter diese neue Regelung, selbst wenn es wie in den Niederlanden
so gezüchtet wird, dass es mit einem standardisierten Fertigpräparat vergleichbar ist, jedoch weitaus kostengünstiger. Die Behandlung mit Sativex ist in Kanada, wo das Medikament seit 2005 verfügbar ist, immer noch um ein Vielfaches teurer als das Cannabiskraut, das man als Patient entweder selbst anbauen oder von der dortigen Gesundheitsbehörde beziehen kann. Dieser Schritt beweist wieder einmal, dass die Bundesregierung die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien nur dann akzeptiert, wenn deren Ergebnisse zum politischen Programm passen. Die Studien zu Sativex sind eindeutig, in Kanada ist es bereits seit 2005 zugelassen. Nachdem das vereinte Königreich und Spanien dem deutschen Hersteller nun auch Grünes Licht gegeben haben, könnte eine Verweigerungshaltung der Bundesregierung zu einer Klage von Bayer führen. Die wird jetzt verhindert, indem das entsprechende Gesetz so geändert wird, dass der Sativex-Hersteller zufrieden ist, natürliches Cannabiskraut für Patienten aber immer noch illegal bleibt. Weder das Interesse am Wohl der Patienten noch wissenschaftliche Erkenntnisse tragen hier zur weiter auf Seite 23
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WM Gossip
Die Celebrity und andere Tüten
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ie Jabulanis segelten wild durch die Gegend, Krake Paul nervte mit seiner ewigen Besserwisserei, die Vuvuzelas imitierten den Sound afrikanischer Killerbienen und waren für meine Ohren angenehmer als das Gequatsche von Delling & Netzer oder – noch schlimmer – Steffen Simon. Zwischendurch betrachteten wir die „Big Five“ (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard), und irgendwo zwischen den Townships, Waldi’s WM-Club und Shakira gab’s dann auch diese völlig abstruse Geschichte eines grenzdebilen It-Girls. Im Nelson Mandela Bay Stadion in Port Elizabeth gönnte sich Paris Hilton während des Viertelfinalspiels zwischen der niederländischen Elftal und der brasilianischen Seleção – sportlich wie sie nun mal ist – eine Sportzigarette. Da hier Alkohol auf den Zuschauerrängen schon seit einigen Jahren verboten ist, bieten „Dagga“ und Trötenlärm einen guten Alternativrausch und gehören zu afrikanischen Fussballspielen wie die Sonne, die (fast) immer scheint. Micha lieferte euch in unserer Juni-Ausgabe dazu eine sehr lesenswerte Titelstory. Der südafrikanischen Nachrichtenagentur SAPA zufolge wurden Paris und ihre Freundin Jennifer nach dem Spiel in die Mount Road Polizeistation gebracht und vor einem Schnellgericht gegen Mitternacht verhört. Während Paris nach kurzer Vernehmung wieder freigelassen wurde, sei ihre Freundin wegen Marihuana-Besitzes zu einer Strafe von 1000 Rand (etwa 108 Euro) oder 30 Tagen Haft verurteilt worden. Eine andere Version besagte, dass die Polizei die beiden Frauen festnahm, weil sie bei ihrer Ankunft am Stadion nach Marihuana gerochen hätten. Als Polizisten sich den Frauen näherten, seien die Joints weggeworfen worden und umringt von Leibwächtern seien sie dann in das Stadion geeilt. Am Ende des Tages twitterte Paris Hilton: „Hier passieren verrückte Dinge. Will aber, dass ihr die Wahrheit kennt. Alles ist völlig in Ordnung.“ Sie sei weder festgenommen noch beschuldigt worden, „weil ich nichts getan hatte“. Sie habe der Polizei bei den Ermittlungen geholfen. „Alle waren nett und freundlich. Ich liebe Südafrika.“ Ach so, sie hat sich also schnell und unkompliziert durch etwas Geld freigekauft. Na dann. Ihre Bewährungszeit für das Fahren mit Alkohol aus dem Jahr 2007 ist ja auch schon im Januar 2010 zu Ende gegangen. Übrigens soll Leonardo DiCaprio im Stadion mutmasslich betrunken gewesen sein – das geht ja mal gar nicht. Bitte sofort verhaften.
Text: R. Grieshammer
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kommentar
Feuer auf Mechthild Dyckmans Text: Hans Cousto
Wat läuft? www.hanfjournal.de/exzessiv
Exzessiv 162 - 3 Themen & 1 Igor
Eine weitere SchönWetter-Folge aus dem sonnigen Berlin. Neben den neuesten Nachrichten aus der Hanfszene hat Micha die Freude den guten Igor im Grünen zu treffen. Dazu gibt es die Ankündigung zur ersten internationalen Hanfmesse Cannabizz.cz in Prag, auf der auch wir vertreten sein werden. Ausserdem noch einen Aufruf in eigner Sache, der von Eurem Vorteil sein dürfte. Schaut doch einfach mal rein! PS: nicht vergessen, am 7ten August ist Hanfparade!! www.Cannabizz.cz www.hanfjournal.de
Exzessiv 163 - Prag ist eine Messe Wert (1)
Marker und Micha waren in Prag, um auszuchecken, wo die Cannabizz vom 1719.9. 2010 statt finden soll. Dabei haben sie natürlich die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und geschaut, was in Prag sonst noch so „geht“ und wie das mit der neuen Gesetzeslage ist. Selbstverständlicht nicht, ohne den (Hanf)-kulturellen Aspekt ein wenig unter die Lupe zu nehmen...... www.cannabizz.cz www.hanfjournal.de www.konoptikum.cz Diskutieren? www.hanfjournal.de/forum Verreisen? www.cannabis-cafe.info Lesen? www.hanfjournal.de Polen? www.spliff.pl Tschechien? www.konoptikum.cz Ukraine? www.konopravda.ua Legalize It?! www.ELF-online.eu Einen eigenen Film? film@exzessiv.tv
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Mechthild Dyckmans absurde Antworten
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uf dem Internetportal Abgeordnetenwatch können Privatpersonen und Organisationen den Abgeordneten Fragen stellen und die meisten Abgeordneten beantworten diese Fragen. Weit über hundert Anfragen wurden an die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans gerichtet. Ein Großteil dieser Fragen hat Dyckmans auch beantwortet, jedoch selten zur Zufriedenheit der Fragenden. So werden Fragen zu bestimmten Themen immer wieder neu formuliert, da die gegebenen Antworten oft unbefriedigend respektive mangelhaft sind. Dies gilt insbesondere zu Fragen bezüglich Drug-Checking respektive Qualitätskontrollen von auf dem Schwarzmarkt kursierenden Stoffen. Dabei geht es vor allem um die Frage, was die Bundesregierung zur Schadensminderung zu tun gedenkt, um die Gesundheit von Konsumenten von Gras und/oder Haschisch vor Verunreinigungen in Cannabisprodukten zu schützen, da durch diese Verunreinigungen eine erhebliche Gefährdung der Gesundheit ausgehen kann. Eine typische Antwort schrieb Dyckmans am 7. Mai 2010 zu einer solchen Anfrage auf Abgeordnetenwatch: „Insbesondere der Besitz, Handel und Anbau von Cannabis sind in Deutschland grundsätzlich verboten und strafbewehrt. Bereits insoweit sind jegliche Maßnahmen zur Ermöglichung oder Förderung des Konsums illegaler Cannabisprodukte nicht vertretbar. Hierzu zählt auch die von Ihnen angesprochene Qualitätskontrolle illegaler Cannabisprodukte. Vor den Risiken und Gefahren, die von illegalen Cannabisprodukten ausgehen, bietet der Verzicht auf einen Konsum sicheren Schutz! Dies gilt auch im Hinblick auf eventuelle Verunreinigungen.“ Und am 17. März 2010 schrieb Dychmans zu einer Anfrage betreffend Drug-Checking, dass sie im Augenblick nur sagen könne, dass „über die wenig konkreten Angaben des Deutschen Hanfverbandes hinaus noch keine weiteren Meldungen vorliegen. So lange keine Untersuchungen hierzu vorliegen, sehe ich zu weiteren Maßnahmen keine Veranlassung. Es wäre unangemessen und angesichts knapper staatlicher Ressourcen wenig verantwortlich, eine flächendeckende Untersuchung allein auf der Grundlage einer unbestätigten Meldung zu initiieren.“ Diese angebliche „eine unbestätigte Meldung“ sind in Wahrheit hunderte von Meldungen, die beim Deutschen Hanfverband eingegangen sind. Andererseits sah sich die Bundesregierung schon veranlasst, ohne dass es bestätigte Meldungen von Schadensfällen gab, Substanzen zu illegalisieren, wie dies beispielsweise bei Salvia divinorum der Fall war. Seinerzeit konnte die Bundesregierung auf die „kleine Anfrage“ von Bündnis90/Die Grünen keine einzige Statistik zu den Konsumentenzahlen oder der Gefährlichkeit dieser Pflanze vorweisen. Beim Verbot von Salvia divinorum berief sich die Bundesregierung auf die „wachsenden Internetpräsenz der Droge“ und nahm die Substanz in die Anlage I zu § 1 BtMG (nicht verkehrsfähige und nicht verschreibungsfähige Stoffe) auf. Die wachsende Internetpräsenz der berichteten Schadensfälle durch Verunreinigungen in Cannabisprodukten scheint jedoch kein Anlass zum Handeln darzustellen. Beim Illegalisieren reicht also ein einfacher Verdacht, beim Ermöglichen von Maßnahmen zur Schadensminderung scheint man bei der Bundesregierung über hunderte von Schadensfällen leichtfertig hinwegzusehen.
In anderen europäischen Staaten wird das Problem „Verunreinigungen in auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Substanzen“ weit mehr pragmatisch angegangen als in Deutschland. In den Niederlanden wurde das erste Drug-Checking-Programm bereits 1988 von August de Loor vom Adviesburo Drugs in Amsterdam im Rahmen der „Safe House Campaign“ initialisiert. Die Substanzen wurden in der Apotheke des UNI-Krankenhauses (Academisch Ziekenhuis bij de Universiteit van Amsterdam) untersucht. Seit 1992 führt das Trimbos Institut in Utrecht mit dem Delata-Labor und dem Heilmittelkunde-Departement der Universität in Utrecht ein flächendeckendes Drug-Checking-Programm (D.I.M.S.) in den Niederlanden durch. In der Schweiz wurde 1996 ein Drug-Checking-Programm von Eve & Rave Schweiz im Zusammenwirken mit der Universität Bern initialisiert und seit 1998 betreibt zudem die Gesundheits- und
„Vor den Risiken und Gefahren, die von illegalen Cannabisprodukten ausgehen, bietet der Verzicht auf einen Konsum sicheren Schutz!“ Fürsorgedirektion des Kantons Bern in Zusammenarbeit mit dem Kantonsapothekeramt und der Stiftung Contact Bern ein mobiles Analysenlabor, mit dem vor Ort auf Partys Substanzanalysen vorgenommen werden. Auch in anderen Kantonen kommt die Technik und das Know-how aus Bern zum Einsatz. Seit vielen Jahren leiht sich beispielsweise Streetwork Zürich das mobile Labor mit Personal zehn Mal jährlich aus, um in Zürich auf Partys Substanzanalysen vorzunehmen. In Österreich führen der Verein Wiener Sozialprojekte in Zusammenarbeit mit dem Klinischen Institut für medizinische und chemische Labordiagnostik und der Drogenkoordination der Stadt Wien unter dem Label „Check it!“ seit 1997 kontinuierlich ein DrugChecking-Programm durch. In Deutschland wollen die Regierung respektive die Drogenbeauftragte Dyckmans nichts vom schadensmindernden Segen solcher Programme wissen und lehnen Drug-Checking prinzipiell ab. Dies ist so absurd, als wolle beispielsweise ein Verkehrsminister entlang von Bundesstraßen keine Schutzplanken (umgangssprachlich Leitplanken) dulden, da Verkehrsteilnehmer ja verpflichtet seien, ihre Fahrweise den Straßenverhältnissen anzupassen und es zudem Verkehrsschilder (Verkehrszeichen) gebe, auf denen beispielsweise gefährliche Kurven angezeigt werden oder eine zulässige Höchstgeschwindigkeit signalisiert wird – und wer sich an die gegebenen Verkehrsvorschriften hält, läuft respektive fährt nicht Gefahr, von der Fahrbahn abzukommen. Ja man könnte sagen, Schutzplanken entlang von Straßen verleiten zum Übertreten des Straßenverkehrsgesetzes respektive der Straßenverkehrsverodnung. Nun denkt sich wohl jeder vernünftige Leser dieser Zeilen, dass dies doch absurd sei – doch genau so absurd verhalten sich die verantwortlichen Politiker in Sachen Drogenpolitik respektive genau so absurd sind die Antworten Dyckmans zu Fragen betreffend das Drug-Checking.
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club med Dr. med. Franjo Grotenhermen
Mitarbeiter des nova Institutes in Hürth bei Köln und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM).
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Die Wechselwirkungen von Cannabis mit Aspirin: Eine Frage an die Leser
annabis und THC wurden und werden in Kombination mit einer Vielzahl von Medikamenten eingesetzt, ohne dass bisher starke unerwünschte Wechselwirkungen bekannt geworden sind. Klinische Studien zu Anfang des 20. Jahrhunderts und auch aus den vergangenen Jahren ergaben häufig eine wünschenswerte gegenseitige Verstärkung therapeutischer Wirkungen von Cannabiszubereitungen mit anderen Medikamenten. Daher könnte eine Kombination von Cannabis bzw. THC mit anderen Medikamenten bei vielen Erkrankungen bzw. Symptomen sinnvoll sein. Eine Anzahl von verstärkenden Wirkungen kann erwünscht sein, wie beispielsweise die Steigerung des schmerzlindernden Effektes der Opiate oder der brechreizhemmenden Wirkungen von Phenothiazinen. Auch die Wirkungen von Medikamenten, die zur Muskelentspannung verwendet werden oder den Augeninnendruck senken, können verstärkt werden. Es können auch Effekte verstärkt werden, die eventuell die Nebenwirkungen vergrößern. So kann eine gleichzeitige Einnahme mit Amphetaminen oder trizyklischen Antidepressiva die Steigerung der Herzfrequenz fördern oder die gemeinsame Einnahme von Benzodiazepinen (z. B. Diazepam) oder anderen Beruhigungsmitteln zusammen mit THC die sedierenden (schlaffördernden) Effekte gegenseitig verstärken. Bestimmte Medikamente können auch verschiedene Wirkungen von Cannabis abschwächen, und es ist möglich, dass Cannabis Wirkungen bestimmter Medikamente reduziert. So ist es bekannt, dass Betablocker die durch THC verursachte Steigerung der Herzfrequenz vermindern. Oder es gibt Hinweise, dass THC möglicherweise die antipsychotischen Wir-
kungen von Neuroleptika bei der Therapie der Schizophrenie abschwächt. Es gibt eine Gruppe von Medikamenten, zu denen es widersprüchliche Studienergebnisse zu Wechselwirkungen mit Cannabisprodukten gibt. Das sind die so genannten nichtsteroidalen Entzündungshemmer (nichtsteroidale Antiphlogistika), zu denen beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin), Diclofenac, Ketorolac, Acetaminophen oder Indomethacin zählen. Diese Substanzen werden vor allem bei leichten Schmerzen oder Entzündungen verwendet. Es gibt Hinweise, nach denen nichtsteroidale Entzündungshemmer die schmerzlindernden Wirkungen, die psychischen Effekte und die Steigerung der Herzfrequenz durch THC abschwächen können. Eine tierexperimentelle Studie der medizinischen Fakultät der Universität von Virginia aus dem Jahr 2002 zeigte, dass die Wirksamkeit und Stärke nichtsteroidaler Entzündungshemmer durch die chronische Einnahme von THC abgeschwächt wurde. Die Wissenschaftler hatten verschiedene nichtsteroidale Antiphlogistika (Aspirin, Indomethacin, Ketorolac, Acetaminophen) in Kombination mit dem Cannabinoid ausprobiert. Andererseits gibt es auch Hinweise, nach denen sich Cannabinoide und nichtsteroidale Entzündungshemmer gegenseitig bei der Schmerzhemmung ergänzen könnten. So berichtete beispielsweise eine Gruppe von Wissenschaftlern aus der Türkei im Jahr 2006 von Experimenten mit Mäusen, nach denen der Entzündungshemmer Ketorolac und ein synthetisches Cannabinoid (WIN) sich gegenseitig hinsichtlich ihrer Schmerzlinderung verstärkten. Sie schlossen daraus, dass „die Kombinati-
Doktor Hanf alias Lars Scheimann leidet an Tourette sowie ADHS und ist seit Anfang 2009 Besitzer einer Erlaubnis, seine Symptome mit Cannabis zu lindern.
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ie ist in ihren besten Jahren, steht mitten im Leben, als sie zu Beginn des letzten Jahres erfahren musste, dass sie an einer schweren oftmals tödlich verlaufenden Erkrankung leidet: Diagnose Bronchialcarcinom. Zu Beginn ihrer bis hier hin schon dauernden Therapie schaut sie voller Zuversicht in die Zukunft. „Was soll passieren? Wir leben in Deutschland. Einem Land mit einem noch gut funktionierenden Gesundheitssystem. Man wird mir schon helfen können. Zu mindestens erwarte ich eine Zeit, die ich nutzen kann, um alle wichtigen Dinge, die jetzt noch ungeklärt sind, und alle Worte, die bis hierhin noch unausgesprochen waren, zu regeln und zu äußern.“ Dabei hatte sie das Rauchen schon vor 30 Jahren aufgegeben. Heute muss sie sich immer noch anhören, dass sie niemals hätte anfangen sollen. Aber, ob das nun daran gelegen hat oder nicht, ist jetzt sowieso egal. Relativ schnell wird ihr bewusst, dass sie nun auf die Hilfe ihrer behandelnden Ärzte, Krankenschwestern und vor allen Dingen ihrer Krankenkasse angewiesen ist. Sie war zuvor nie krank. Brauchte keine Medikamente. Es folgte der erste Kurs der Chemotherapie und dieser erstreckte sich über drei Tage. Eigentlich zu ertragen, dachte sie. Am vierten Tag, den sie dann bereits zu Hause verbrachte, erlitt Mona Schwächeattacken, gefolgt von schwerer Übelkeit. Sie hatte das Gefühl, die Beine gehören nicht mehr zu ihr. Ein starkes Kribbeln in den Gliedmaßen setzte ein. Alles schmeckte gleich. Eigentlich schmeckte gar nichts mehr. Der Begriff Essen wurde in den Begriff „notwendige Nahrungsaufnahme“ umgewandelt. Nichts blieb drin. Alles war so, als wolle der Körper es wieder loswerden. Der nächste Weg führte zu ihrem Hausarzt. Ein patenter Arzt, sie kennt ihn bereits schon 20 Jahre. Er würde ihr schon helfen können. Er verschrieb diverse Medikamente. Aber nichts davon hat geholfen. Der Zustand blieb unverändert schlecht. Bereits in der darauffolgenden Woche sollte der zweite Kurs der Chemotherapie beginnen. Eine Blutabnahme, die vorab durchgeführt wurde, verhinderte jedoch die Durchführung und somit quälte sie sich eine weitere Woche zu Hause. An manchen Tagen konnte sie nicht aufrecht gehen, weil sie Angst hatte hinzufallen. Die Haare fielen ihr aus. Sie war so stolz darauf und jetzt verpasste ihr Körper zu dem schlechten Allgemeinzustand Mona auch noch das passende Aussehen. An jenem Tag, an dem der zweite Kurs der Chemotherapie im Krankenhaus beginnen sollte, gab es den ersten Kontakt mit Dronabinol. Man klärte sie über synthetisch hergestelltes THC auf, doch die Patientin verstand nur die Hälfte. Das einzige, was sie verstand, war das Wort Cannabis, das in diesem Gespräch immer wieder erwähnt wurde. Sie hatte davon gehört, aber nie damit zu tun. Zweifel kamen auf. Aber warum? So entschloss sie sich diesen Dronabinol-Versuch durchzuführen. Alle anderen Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit) wurden sofort abgesetzt, da sie sowieso nicht halfen. Die zweite Chemotherapie begann, und als die Schwester am zweiten Tag nach einem Essenswunsch fragte, konnte sie ihr sogar einen nennen. Doch
das schönste Erlebnis und die freudigste Überraschung folgten nach der Mahlzeit. Sie blieb drin! Mona blieb ein paar Tage länger als geplant. Man wollte sicher gehen, dass die erfolgreiche Nahrungsaufnahme unter der Dronabinol-Therapie bestehen bleibt. Und das blieb sie. In dem Entlassungsbrief aus dem Krankenhaus wurden fein säuberlich die Dosisangaben und die zu verbuchenden Erfolge dokumentiert. In dieser Zeit des Krankenhausaufenthaltes sammelte sie neue Kräfte. Sie konnte essen und das Kribbeln in Armen und Beinen ging ebenfalls von Tag zu Tag ein Stück zurück. Welch ein Segen dachte sie. Als sie dann bei ihrem Hausarzt aufschlug, den sie ja immerhin schon 20 Jahre lang kennt, teilte dieser ihr leider mit, dass er Dronabinol nicht als normales BtM-Kassenrezept aufschreiben könne. Es gäbe ja viel zu wenig Erfahrung damit und außerdem sei diese Behandlungsmethode ja als experimentell einzustufen. Dass es ihr mit Dronabinol viel besser ging, hat ihn nicht sonderlich beeindruckt und so machte er ihr den Vorschlag, erneut auf die anderen Medikamente zurückzugreifen, die sie ja bereits getestet hatte. Sie lehnte ab und meldete sich umgehend hilfesuchend an die Klinik, die sich ebenfalls mit dem Hausarzt in Verbindung setzte und ihn über die Möglichkeiten der Kostenübernahme während einer Krebschemotherapie aufklärte. Es passierte nichts. Erst bei der nächsten Einweisung acht Tage später beschloss die Klinik, Mona bei der Antragsstellung zur Kostenübernahme der Dronabinol-Therapie behilflich zu sein. In diesen acht Tagen verschlechterte sich ihr Allgemeinzustand erneut so sehr, dass sie bei der Aufnahme ins Krankenhaus zu aller erst einen Wunsch äußerte: „Bitte gebt mir diese Cannabistropfen, ich hatte immer 3 x 8 Tropfen“. Da sie in den acht Tagen zu Hause weder essen noch trinken konnte und völlig ausgetrocknet war, wurde ihr eine Infusion angelegt. Von da an stand fest, dass sie Dinge, die noch geregelt werden müssen und die Worte, die noch ausgesprochen werden müssen, bevor es irgendwann zu spät ist, auf die Aufenthalte im Krankenhaus verlegen müsse. Viel zu groß war ihre Angst, zu Hause wieder ohne die Tropfen leben zu müssen. Auch der Hausarzt war bis zum Schluss nicht bereit, ihr dieses Kassenrezept auszustellen. Ein privates Btm-Rezept wäre kein Problem gewesen. Für Mona schon, da sie die 300 Euro nicht besitzt, die sie so hätte zahlen müssen, um ihr Dronabinol-Rezept in dieser Form abzuholen. Die Klinik nahm Kontakt zu ihrer Krankenkasse auf. Die forderte alle Arztbriefe an, in denen der positive Behandlungserfolg mit Dronabinol dokumentiert war. Bereits nach drei Tagen dann die grausige Gewissheit und folgende fadenscheinige Ablehnung: „Die Krankenkassen stellen Leistungen unter Beachtung des Wirtschaftlichkeitsangebotes zur Verfügung. Qualität und Wirksamkeit der Leistungen haben dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse zu entsprechen und den Fortschritt zu berücksichtigen. Das Bundessozialgericht hat in einem Urteil festgelegt, dass ein Leistungsanspruch gegenüber der Krankenkasse besteht, wenn bei einer lebensbedrohlichen oder regelmäßig tödlich verlaufenden Er-
on von Cannabinoiden und nichtsteroidalen Antiphlogistika einen Nutzen bei der Pharmakotherapie haben könnte“. Eine Arbeitsgruppe der Universität von Modena (Italien) kam in diesem Jahr zu einem ähnlichen Ergebnis bei Versuchen mit Ratten. Sie setzten das synthetische Cannabinoid HU210 und Acetylsalicylsäure (ASS) entweder allein oder in einer Kombination in verschiedenen Dosen ein. Dabei steigerte eine inaktive Dosis des Cannabinoids die schmerzlindernden Wirkungen einer allein nicht wirksamen Dosis ASS. Sie folgerten daraus, dass „Kombinationen niedriger Dosen von Cannabinoiden und nichtsteroidaler Antiphlogistika aus therapeutischer Sicht von Interesse sein könnten“. Aus diesen widersprüchlichen Ergebnissen ergeben sich Fragen an die Leser des Hanf Journals: • Wenn Sie regelmäßig Cannabis konsumieren, wie wirkt sich die gelegentliche Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) oder Indomethacin bzw. anderer nichtsteroidaler Antiphlogistika aus? Auf den Schmerz oder die Entzündung? Auf die Wirkungen von Cannabis, auf die psychischen Wirkungen oder die Herzfrequenz? • Wenn Sie regelmäßig nichtsteroidale Entzündungshemmer, wie zum Beispiel Diclofenac, Indomethacin oder ASS (Aspirin), einnehmen, wie wirkt sich die gelegentliche Verwendung von Cannabis aus? Ich bin an Ihren Erfahrungen interessiert. Bitte schicken Sie eine E-Mail mit einem kurzen Erfahrungsbericht an: franjo.grotenhermen@nova-institut.de. Alles wird vertraulich behandelt. Vielen Dank!
Doktor-Hanfs Patienten Ecke
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Mona will leben krankung eine allgemein anerkannte, dem medizinischem Standard entsprechende Behandlung nicht zur Verfügung steht und bei der angewandten Behandlungsmethode eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf Heilung oder auf eine spürbar positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf besteht.“ Nur zur Erinnerung, Mona hat eine lebensbedrohliche Erkrankung, die regelmäßig tödlich verläuft. Eine nach medizinischem Standard entsprechende Behandlung steht ihr nicht zur Verfügung. Die angewandte Behandlungsmethode, die zwar nicht eine Aussicht auf Heilung, aber eine für Mona spürbare positive Einwirkung auf ihren Krankheitsverlauf beinhaltet, ist eindeutig die Dronabinol-Therapie. Die kurz darauffolgende Ablehnung der Krankenkasse wurde begründet mit: „Nach dem BSG Urteil vom 27.03.2007 wird die Kostenübernahme der Dronabinol-Therapie nicht bewilligt.“ Zur Information: Dieses Urteil des BSG bezieht sich auf einen Patienten, der aufgrund von Schmerzen bei einem bestehenden Querschnitt um die Kostenübernahme für Dronabinol beim Bundessozialgericht geklagt hatte. Es ist auch bekannt unter dem sogenannten „Schmerzurteil“. Immer, wenn Mona sich im Krankenhaus befindet, erhält sie ihre lebensnotwendigen Cannabistropfen. Die Aufenthalte werden länger und die Kosten der Krankenkasse ebenfalls. Mittlerweile hat sie ihren Hausarzt gewechselt. Sie kennt ihn zwar keine 20 Jahre, dennoch haben zwei Tage bereits ausgereicht: Ihr neuer Hausarzt hat mit einem Widerspruch auf das Gutachten der Krankenkasse reagiert. Sie hat sich viel vorgenommen und weiß jetzt auch, wie sicher unser Gesundheitssystem wirklich ist. Mona wird kämpfen, damit sie regeln kann, was noch zu regeln ist, und sagen kann, was sie noch zu sagen hat. Wege entstehen, in dem man sie geht. euer Doktor Hanf
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„Ich wünsche mir mehr Geld für Prävention“ Erfolgreiches Seminarwochenende auf der Burg Hohenberg Text: Michael Knodt
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om 2.-4. Juli fand in Hohenberg/Ostfranken in der gleichnamigen Burg ein Seminarwochenende zum Thema „Im Spannungsfeld zwischen Drogenpolitik und Drogenprävention. Legaler Cannabisanbau - Gefahr oder Chance?“ statt. Die wunderschön gelegene Burg ist nur einen Steinwurf von der Tschechischen Republik entfernt und liegt im Herzen der Grenzregion Euregio Egrensis (das Tschechisch-Deutsche Grenzgebiet an der Eger). Die dort ansässige Bildungsstätte organisiert und finanziert zusammen mit der „Euregio Egrensis Arbeitsgemeinschaft Bayern e.V.“ die Durchführung von grenzüberschreitenden Bildungsprojekten. Aus der Tschechischen Republik kamen vorwiegend Gäste, die sich mit dem Thema „Cannabis“ bisher nur wenig oder gar nicht auseinandergesetzt hatten, darunter interessierte Studenten, Sozialarbeiter, Jugendbetreuer und Mitglieder der Gemeinschaft schlesisch-deutscher Freunde des Begegnungszentrums Hultschin/Ost-Tschechien. Die zahlreich angereisten Seminarteilnehmer aus Deutschland hingegen hatten sich schon alle mehr oder weniger intensiv mit dem Thema „Cannabis und Drogenpolitik“ beschäftigt und so legte Georg Wurth vom Deutschen Hanf Verband mit seinem Referat zum Thema „Cannabispolitik international & Geschichte des Cannabisverbotes; Warum ist Hanf verboten?!“ die informative Basis für alles, was in den nächsten zwei Tagen folgen sollte. Sein Referat barg selbst für langjährige Hanf-Kenner noch so mache Überraschung: Wer weiß schon, dass George Washington der Erste war, der die Gewinnung von Sensimilia-Gras (samenloses und somit besonders potentes Cannabis) dokumentiert hat? Nach einem gemütlichen Kennenlern-Abend ging es am nächsten Morgen zeitig weiter. Moritz Rosenkranz vom Institut für Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (kurz ISD)
Fotos: Tilo
hielt einen kurzweiligen Vortrag über die „Funktion, Auswirkungen und Prävention des Cannabiskonsums“. Für Rosenkranz und seine Kollegen beweisen die aktuellen Zahlen und Statistiken, dass Gesetze keinen Einfluss auf das Konsumverhalten haben und die strafrechtliche Verfolgung von Konsumenten somit gerade bei der Droge Cannabis das falsche Instrument ist, problematische Konsummuster bei Heranwachsenden zu verhindern. Als nächster Redner durfte der Chefredakteur vom Hanf Journal, Michael Knodt, das Thema „Wie weit ist der Eigenanbau von Cannabis verbreitet und wie 'funktioniert' das?“ behandeln, wobei an dieser Stelle noch einmal ein herzlicher Dank an unseren guerilla growing Redakteur Kimo geht, ohne dessen Mitarbeit im Vorfeld dieser Vortrag nicht möglich gewesen wäre, der aber aus verständlichen Gründen nicht selbst vor Ort sein konnte. Als nächster Referent war ein hoher Beamter des Drogendezernats in Hof/Oberfranken geladen: Wilhelm Rogler, von Kriminalpolizeiinspektion Hof, K 4 / Prävention, stellte die Sicht der deutschen Polizei dar. So stand es in der Ankündigung. Im Laufe seines Referates wurden zwei Dinge klar: Er referierte über die Sichtweise der bayrischen Polizei, nicht über die der deutschen, worauf er auch immer wieder verwies, als es um Vergleiche zwischen einzelnen Bundesländern und Zuständigkeiten bei drogenpolitischen Bestimmungen ging. „Zero Tolerance“ mag in Bayern Konsens sein, die Frage, ob Bundesländer, die die „Geringe Menge“ großzügiger auslegten, sich der Mißachtung des bundeseinheitlich geltenden BtmG schuldig machten, blieb allerdings so unbeantwortet. Die Bayrische Drogenpolitik beruht weiterhin auf den drei Säulen Prävention, Repression sowie Beratung und Hilfe, wobei man besser von einer Säule und zwei Stöckchen sprechen
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sollte, wenn man sich die Verteilung der finanziellen Mittel auf die einzelnen Ressorts anschaut. Repression und Angebotsreduzierung stehen weiterhin ganz vorne, während die Prävention mit Abstand den letzten Platz belegt. Selbst der Referent der Oberfränkischen Polizei wünscht sich hier „mehr finanzielle Mittel zur Prävention“. Auch die Frage, wie dieses Konzept mit der bereits beschlossenen Heroinabgabe an Schwerstabhängige vereinbart werden kann, blieb unbeantwortet. Denn in Bayern fehlt, im Gegensatz zu anderen Bundesländern, die vierte Säule der Drogenpolitik ganz: Die nennt sich Behandlung und Überlebenshilfe und ist Grundlage für die bundeseinheitlich beschlossene Heroinabgabe an Langzeitabhängige. Da der Veranstaltungsort nur 50 Meter von der Staatsgrenze zur Tschechischen Republik entfernt ist, lag es nahe, auch die Situation im Nachbarstaat ein wenig genauer zu beleuchten. Das tat der Chef der Tschechischen Drogenfahndung dann auch höchstpersönlich: Jakub Frydrych, Direktor der tschechischen Anti-Drogen-Behörde, erklärte die Sicht der tschechischen Polizei und stellte dabei auch die neuen Gesetze zur Entkriminalisierung von Konsumenten vor, die in der Tschechischen Republik seit dem 1. Januar 2010 gelten. Dabei wurde klar, dass Tschechien nicht das in letzter Zeit so oft beschriene Drogenparadies ist, lediglich der Besitz von Geringen Mengen zum Eigenbedarf stellt, ähnlich wie in den Niederlanden, der Schweiz, Spanien oder Portugal, keine Straftat mehr dar, wird jedoch weiterhin mit teilweise saftigen Geldstrafen belegt. So kann jemand, der in der Tschechischen Republik mit einem Rauchpiece erwischt wird, mit einer Geldbuße bis zu 570 Euro belegt werden. Kann, muss aber nicht, in der Realität kommt es auf die jeweiligen Umstände an (lest hierzu auch: „Prag ist eine Messe wert“ auf Seite 11). Cannabis sei, so der oberste Drogenfahnder, von allen Drogen die, die die wenigsten Probleme verursache. Neben Alkohol habe die Tschechische Republik ein massives Chrystall-Speed Problem, gefolgt von harten Drogen Heroin oder Kokain. Cannabis nehme erst Platz vier auf Prioritäten-Liste der zu bekämpfenden Drogen ein, ist also, anders als in Bayern, nicht Hauptbestandteil kriminalpolizeilicher Ermittlungen. Nachdem die Strafverfolger beider Staaten ihre jeweilige Sicht dargelegt hatten, stellte Georg Wurth zum Abschluss des Tages noch die „Auswirkungen des Cannabisverbotes und verschiedene Legalisierungsmodelle“ vor. Ein zukunftsorientierter Ausblick des von Strafverfolgern geprägten Nachmittags, der einfache und logische Alternativen zur „Geldverschwendungsmaschine Repression“ präsentierte. Der letzte Vormittag war dann ganz dem Thema „Cannabis als Medizin“ gewidmet. Nachdem Michael Knodt (Hanf Journal) viel Wissenswertes über das in der Öffentlichkeit immer noch streitbare Thema zu berichten wusste, hatten alle Teilnehmer/ innen im Anschluss die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zum Thema zu schildern und zu diskutieren. Zwei Teilnehmer/innen des Seminars sind selbst Cannabis-Patienten und konnten den interessierten Zuhörern persönlich über ihre Erfahrungen mit Cannabis bei Epilepsie oder auch bei der Parkinsonschen Krankheit berichten. Am Ende der Veranstaltung war allen klar, dass dieses Seminar schon längst überfällig war, um die Problematik der HanfProhibition endlich dahin zu bringen, wo sie in deren Mutterland, den USA, schon längst ist: Ins Bewusstsein und den Fokus der Öffentlichkeit. Leider waren die Plätze aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl schnell ausgebucht, für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass das Seminar-Wochenende in Hohenberg nur der Startschuss für kommende Weiterbildungsmaßnahmen in Sachen Hanf war.
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guerilla growing
Who the f... is Kimo? R
Kimo: Durch meine lange Zeit im Growshop habe ich natürlich eine Menge Leute kennengelernt. Einige davon hatten im Laufe der letzten Jahre dann Spaß daran, mich in einen ihrer Growräume mitzunehmen. Da mache ich dann ein paar Fotos und entweder interviewe ich den Kleingärtner oder ich schreibe ein wenig mit, wenn man mir das Setup und alles andere erklärt.
Ha Jo: Und was ist mit Henk?
Kimo: Der gute Henk (lacht). Der ist natürlich immens wichtig für meine Reportagen. Henk und ich haben uns vor sieben Jahren in Amsterdam kennengelernt. Damals wollte ich unbedingt wissen, wie diese Energiesparleuchten funktionieren. Ich habe dann unser Testmodell an Henk gegeben und einen Super-Report zurückbekommen. Sozusagen der Anfang einer wunderbaren Freundschaft. Die Ergebnisse waren übrigens damals so mies, dass wir den Report nie publiziert haben. Die kompakten CFL-Leuchtmittel in U-Form haben sich ja dann für die Blüte
Wing oder der Diamond haben auch zu echten Verbesserungen geführt. Ansonsten hat sich seit den Anfängen wenig geändert. Ich ärgere mich sogar immer ein wenig, wenn behauptet wird, man könne mit der neusten Technik soundso viel Strom sparen, Erträge bis zu 2 Gramm/Watt erzielen oder die eierlegende Wollsmilchsau züchten. Ein gut eingerichteter Growroom im Jahr 2010 unterscheidet sich nur in Nuancen von einem in den Niederlanden im Jahr 1990.
Ha Jo: Wenn Du erlaubst noch ein private Fragen. Kiffst du selbst?
Kimo: Seit 25 Jahren. Mehr oder weniger regelmäßig. Seit 10 Jahren nutze ich Hanfblüten auch gegen postoperative Schmerzen, die ich seit einem unverschuldeten Unfall habe. Ich bin gerade dabei, meine Medizin zu legalisieren. Aber das wird ein langer Weg....
Ha Jo: Was machst Du sonst so?
Fotos: Bud Spencer
B
ud Spencer baut an. Cannabis-Blüten für den eigenen Bedarf, nicht aus medizinischen Gründen sondern einfach aus Spass am Konsumieren. Natürlich ist das verboten, deshalb weisen wir wieder einmal darauf hin, dass ihr das nicht nachmachen dürft, wenn ihr nicht über eine Ausnahmegenehmigung zum Cannabisanbau@home der Bundesopiumstelle verfügt. Wer über ein solches Papier verfügt, darf das sogar 1:1 kopieren. Unser Interviewpartner darf das nicht, schert sich aber wenig darum und macht es einfach.
Hanf Journal: Hi Bud. Bud Spencer: Yo Ha Jo
Ha Jo: Bevor wir ich über die Details Deines Grows fragen: Was hat Dich veranlasst, Gras@home zu züchten?
Bud: Nun ja, ich kiffe nun seit 20 Jahren mehr oder weniger regelmäßig. Nebenbei versorge ich auch ein paar Kumpels mit Weed, andere würden das Dealen nennen. Aber ich verdiene nix dran und fühle mich deshalb auch nicht als solcher. Auf jeden Fall hatte meine Connection (Anm. Der Redaktion: illegaler Hanf-oder Drogenfachverkäufer) seit 2006, genau zur Fussball-WM, zum ersten mal verseuchtes Gras. Seitdem gab es regelmäßig Mumpe, irgendwas war meistens dran. Geschmack, Geruch oder Abbrennverhalten haben mich skeptisch gemacht. Freunde von mir, die selbst anbauen, haben das Zeug dann mit ihrem eigenen unter einen Mikroskop verglichen. Sah auf jeden Fall anders aus.
Ha Jo: Hast Du Dich beschwert?
Bud: Logo! Aber natürlich wusste der von nichts. Erst als vermehrt Kunden sich über das merkwürdige Kraut beschwerten, wurde ihm die Lage klarer. Da er das Zeug auch selber konsumierte, wurde er dann auch etwas ärgerlich und wechselte seinen Großhändler. Das änderte leider an der Lage wenig.
Ha Jo: Heißt trotz anderer Herkunft war das Weed dennoch kontaminiert ?
auch nicht durchsetzen können. Aber seitdem ist Henk gerade bei Neuentwicklungen der wichtigste Mann unserer guerilla growing Redaktion
Hanf Journal: Hi Kimo
Ha Jo: Arbeitest du noch immer im Growshop?
Kimo: Hi
Ha Jo: Wie wird man Growreporter?
Kimo: Da gibt es keinen vorgegebenen Weg. Wichtig sind zwei grundlegende Dinge: Man sollte ein wenig Ahnung vom Indoor-Anbau haben und die Schriftform seiner Muttersprache beherrschen. Das mit der Sprache ist mir schon immer leicht gefallen, mit dem Indoor-Anbau beschäftige ich mich jetzt seit 15 Jahren.
Ha Jo: Baust Du selbst an?
Kimo: Nicht mehr direkt. Das habe ich gemacht, als ich noch jung war (lacht). So bin ich zum ersten Mal in Holland in einen Growshop gekommen. Fand ich toll, und als ein Kumpel einen solchen Laden dann in Deutschland eröffnet hat, stand ich hinter der Theke. Von da an habe ich mich sozusagen täglich mit Indoor-Anbau beschäftigt. Aber als Growshopper war mir schnell klar, dass ich durch meinen Job nicht mehr selbst anbauen konnte. Aber man hat ja schließlich Freunde, so wie den Henk in Amsterdam.
Ha Jo: Wie ensteht so ein Growreport?
Kimo: Nein, ich gehe mittlerweile einer anderen, geregelten Arbeit nach und schreibe nebenbei halt Growing-Artikel.
Ha Jo: Deine Highlights der vergangenen Jahre?
Kimo: Positiv: Fix und Foxi waren schon sehr coole und kompetente Jungs (siehe Hanf Journal SA-Growing 2005: „Blühen kann jeder“). Von der Outdoor-Fee M.A. (Hanf Journal 10/2006: „Outside In: Unkonventionell und natürlich“) habe ich noch eine Menge gelernt und auch die neue Ice-Hasch Methode (Hanf Journal 04/10: „Harze versenken...“), die Henk in den USA entdeckt hat, hat mich umgehauen. Und natürlich alles, wo ich legalen Hanf zeigen kann, so wie beim Cannabis College oder in Österreich. Negativ: Das verseuchte Gras, über das ich zusammen mit der Hanf Journal Redaktion zum ersten Mal 2005 berichtet habe. Und natürlich die Aktion Sativa und alles, was damit zusammenhängt.
Ha Jo: Die beste Neuentwicklung im Growing-Bereich.....
Kimo: ....ist definitiv die erste funktionstüchtige HomeBox Anfang des Jahrzehnts. Seit der Einführung dieses Zeltes und all seiner Kopien hat die Grow-Kultur richtig große Kreise gezogen. Neuartige Reflektoren wie der Cooltube, der Adjust-a-
Kimo: Hm, mein Privatleben ist privat. Nur so viel: Viel rumreisen, damit ich möglichst wenig Growreports in Deutschland machen muss. Ich liebe die Grower hierzulande, gerade im Süden sind Indoorgärtner ob der unmenschlichen Kriminalisierung eine mutige und bewundernswerte Spezies. Aber bei Henk, in Tschechien, der Schweiz, Österreich oder Spanien ist es einfach lockerer, die Leute haben auch gerade bei kleinen Grows in einer Homebox lange nicht so viel Paranoia. Außerdem können sie viel mehr rumprobieren, weil es Samen gibt. Das ist aber auch die einzige Konsequenz des Samenverbots: In Deutschland ist die Sortenauswahl begrenzt, aber angebaut wird hier auch nicht mehr oder weniger als in den Ländern, wo man Samen kaufen kann. In Osteuropa wird noch nicht ganz so viel angebaut, aber das liegt an der historischen Entwicklung der Hanfkultur. Die holen gerade saumäßig auf. In den westeuropäischen Ländern wird überall gegrowt, ob Samen nun erlaubt sind oder nicht. Wo Samen verboten werden, entsteht ein Stecklingsmarkt. Ein nettes Zubrot für den Grower. Ansonsten mache ich viel Ausdauersport, zocke und lese gerne, nix Besonderes. Bin halt ein ganz normaler Bürger, mit der Ausnahme, dass ich lieber Hanf rauche anstatt Alkohol zu trinken. So wie mindestens vier Millionen andere Deutsche.
Ha Jo: Dann danken wir Dir für das Interview und all die informativen Beiträge der vergangenen fünf Jahre. Bis demnächst. Kimo: Bis bald.
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Vier Pflanzen auf dem Weg zur Tüte
Foto: Peter Marks
Einer dieser Growreporter ist Kimo, den wir zum ersten Mal seit seiner Tätigkeit für‘s Hanf Journal über seine Arbeit und ein paar andere Dinge befragen durften:
guerilla growing
Sie nannten ihn Micro
Ein guerilla growing Redakteur im Gespräch egelmäßige Leser/innen des Hanf Journals und anderer deutschsprachiger Hanfzeitschriften kennen ihn als Autor zahlreicher Growing-Beiträge. Artikel über den in Deutschland immer noch illegalen Hanfanbau sind für ein Hanfmagazin das Salz in der Suppe: Was das Hanf Journal und andere Fachzeitschriften auf die Beine stellen, schafft keine ARD, kein RTL und kein Pro 7, auch wenn Sie 100 mal beim Hanf Verband anrufen und fragen, ob man nicht einen „auskunftsbereiten Cannabiszüchter“ kenne. Man sei ja auch bereit „zu anonymisieren und zu zahlen.“ Nene, so geht das nicht, wenn man über Grasanbau berichten will. Authentische Berichte über ein weit verbreitetes Phänomen, über das die handelnden Personen nicht gerne reden, weil es verboten ist, gibt es nur in Fachzeitschriften. Selbst die Autoren schreiben unter Pseudonym, weil sie Angst vor Kriminalisierung haben und kommen meist selbst aus der „Growszene“. Anders wäre gar kein Vertrauensverhältnis zu den kriminalisierten Kleingärtnern aufzubauen.
#121 / 08.10
Ha Jo: Wie groß ist der denn?
Bud: Mit Netzteil, Tank und Rollen besitzt er die Abmaße 142 x 50 x 60 cm
Ha Jo: Reicht das denn?
Bud: Zur Selbstversorgung ist es ideal. Ich habe derzeit sechs Pflanzen in VierLiter-Töpfen in ihm stehen und brauche dank der Stecklinge nur insgesamt neun Wochen. Mit Samen wäre es deutlich aufwendiger, aber ich bekomme zum Glück immer ganz gute Stecklinge.
Ha Jo: Wie viel hast du denn das letzte Mal erwirtschaftet, wenn man fragen darf.
Bud: Das letzte Mal war mein erstes Mal und ich habe ungefähr 130 Gramm herausgeholt.
Ha Jo: Worauf und was hast du angebaut?
Bud: Ich hatte Bio-Erde von CANNA sowie vier Stecklinge der Sorte Jack Flash. Diese hatte ich zwei Wochen in der Wachstumsphase und dann ziemlich genau 55 Tage in Blüte.
Ha Jo: Hast du gedüngt?
Bud: Na, klar. Zuerst habe ich den Pflanzen bei jedem Gießvorgang etwas WurzelKomplex von Hesi gegeben, und während der Blütephase nutzte ich das Schweizer „Crystal Top“ Düngekonzept.
Ha Jo: Wie durstig waren die Mädels denn?
Bud: Ja, zumindest teilweise. Ab und an gab es fantastisches „Hollandgras“, aber man konnte sich nie sicher sein was man im Endeffekt erhielt.
Bud: Während der Wachstumsphase gab es alle drei Tage einen halben Liter Wasser mit Wurzelstimulanz pro Pflanze. In der Blütephase hatten die Damen etwas mehr Durst und es gab alle zwei Tage etwas zu trinken.
Ha Jo: Weißt du mittlerweile womit das Weed gestreckt wurde?
Ha Jo: Hast du denn mit einem pH- oder Ec-Meter das Gießwasser gemessen?
Bud: Nicht wirklich, aber ich vermute Vogelsand, dann Brix und später ein vergleichbares Puder, das zwar optisch nicht so leicht zu erkennen war, aber beim checken mit der Zunge einen extrem wasserziehenden Effekt hatte. Fast vergleichbar mit dem Lutschen an einer 9 Volt Batterie!
Ha Jo: Wie lange hast du das mitgemacht?
Bud: Fast vier Jahre. Natürlich hab ich auch bei unterschiedlichen Händlern zugegriffen und bin manchmal auch in einschlägigen Cafes gelandet. Dort war die Lage aber noch schlechter.
Ha Jo: Das hat dich also letztendlich zum Grow@home bewegt?
Bud: Yo, ich wollte einfach kein unsicheres Zeug inhalieren und dafür mein sauer Verdientes Tickern (Anm. der Redaktion: Slang für illegalisierten Drogenfachverkäufer) mit Starallüren hinterlassen. Ausserdem hatte ich bei Bekannten schon einige Grows miterlebt und dachte mir, dass ein solches Hobby ja auch Spaß macht.
Ha Jo: Und, macht es Spaß?
Bud: Auf jeden Fall. Nachdem ich mir den Gedanken gemacht hatte, hab ich mich mit Freunden zusammen gesetzt und eine Einkaufliste geschrieben, die benötigten Utensilien besorgt und direkt mit dem Pflanzen begonnen.
Ha Jo:Was für Equipment benutzt du denn?
Bud: Zuerst war mir wichtig, dass ich ein abgeschlossenes System nutze, das niemandem auffällt aber dennoch den gewünschten Effekt hat. Daher besorgte ich mir einen Micro-Harvester, der optisch wunderbar in eine Kücheneinrichtung paßt. Das kompakte Gerät ist so auffällig wie ein handelsüblicher Kühlschrank und ist dazu auch noch transportabel da es eine feste Kiste aus Metall ist, die man sogar auf Rädern durch die Wohnung schieben kann.
Ha Jo: Womit ist der Micro-Harvester denn ausgestattet?
Bud: Der Schrank hat eine 250 Watt Natrium-Dampflampe, einen Aktivkohlefilter mit integriertem Lüfter und eine integrierte Tropfbewässerung, sowie einen höhenverstellbaren Boden. Außerdem alle Gimmicks, die man sonst noch braucht: Ein Thermo-Hygrometer, Refelktionsfolie an den Wänden, eine Stützmöglichkeit für die später schweren Buds und so weiter...
Bud: Zuerst nicht, da ich mir die Geräte sparen wollte. Doch als ich das erste Mal dunkelgrüne olivenähnliche Blätter zu Gesicht bekam, wusste ich, dass da was nicht richtig läuft. Überdüngt. Also hab ich mir schnell die Geräte besorgt und war überrascht wie hoch mein EC-Wert war . Glücklicherweise habe ich direkt reagiert, die Erde ausgespült und nach ein paar Ruhetagen mit kontrollierter Düngung weitergemacht
Ha Jo: Und der pH Wert.?
Bud: Ja, aber eher vernachlässigt. Beim Mischen hab ich einfach eine Messerspitze Ascorbinsäure ins Wasser getan. War der Tipp eines Bekannten. Aber jetzt beim zweiten Durchgang werde ich den auch kontrollieren.
Ha Jo: Verlief die Düngung dann ohne weitere Probleme?
Bud: Ja, das Konzept des Crystal Top Düngers lässt sich recht einfach nachvollziehen und mit der entsprechenden Wassermenge berechnen. Fürs Abmessen der exakten Mengen konnte ich auf meine Digitalwaage zurückgreifen und somit das richtige Mengenverhältniss garantieren. Zu bemerken sei jedoch, dass gerade bei Crystal Top auf Erde nur mit den halben Werten gearbeitet werden muss.
Ha Jo: Also ist der Dünger sparsam? Bud: Das kann man sagen.
Ha Jo: Wann hast du gemerkt das die Damen ausgereift waren?
Bud: Einmal an der Verfärbung der vielen rot-braunen Härchen an den Knospen und zum anderen stimmte der Termin tatsächlich mit den Herstellerversprechen überein. Es waren exakt 55 Tage Blütephase. Wobei ich die Beleuchtungszeit in der letzten Woche auch nochmal von den regulären zwölf Stunden Blütelicht um 45 Minuten verkürzt habe. Natürlich hab ich auch schon ein paar Tage vorher mal einzelne Knöspchen zum antesten geschnitten und trocknen lassen, damit ich eine ungefähre Vorstellung bekam, was mich demnächst erwarten würde.
Ha Jo: Wie hast du denn geerntet?
Bud: Die Pflanzen wurden 24 Stunden in Dunkelheit gehalten, dann geköpft, umgedreht und aufgehängt. Dazu nutze ich ebenso den Micro-Harvester, da er mit seiner Aktivkohlefilterlüftung für eine durchgängige Frischluft zufuhr sorgt , lichtdicht ist und meine Wohnung ebenso vor übertriebenen Düften schützte. Nach drei Tagen waren die Pflanzen schon schön angetrocknet, so dass sie zur ersten Beschneidung bereit waren. Anschliessend wurden die Knospen luftdicht in Tupperware verschlossen und dem gewöhnlichen Fermentierungsprozess ausgesetzt.
Ha Jo: Warst du im Endeffekt mit allem zufrieden?
Bud: Ich kann mich nicht beklagen. Trotz des kleinen Düngefehlers habe ich den ersten Grow sehr genossen. Ich hatte schon lange kein so schmackhaftes und fettendes Gras mehr in den Händen, und das aus eigener Herstellung. Wenn ich mich nicht irre, dürfte ich pro Gramm circa 2 Euronen bezahlt haben, was für mich eine Preisverbesserung von 60% darstellt. Da man sich dazu den Ärger mit der Suche nach sauberem Weed erspart und eine feine Beschäftigung stattdessen erhält, spricht für mich alles für Grow@home.
Ha Jo: Super, das freut uns zu hören. Danke für den Einblick hinter die Kulissen, viel Erfolg weiterhin und pass auf Dich auf. Bud: Werd ich. Danke schön.
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#121 / 08.10
wirtschaft
Urlaubszeit-Trockenzeit?
#121 / 08.10
wirtschaft
Seyfried’s Cannabis Collection
Ohne Sorgen in die Ferien
Kiff-Cartoons 1973-2003
Das neue Bewässerungssystem der Grow In AG beugt vor
N
icht immer möchte oder kann man auf den Nachbarn oder Bekannte zählen, wenn es um die Urlaubspflege der lieb gewonnen Pflanzen geht. Fragt man jedoch nicht, so kann man sich auch diesen Sommer fast gewiss sein, dass man nach der Wiederkehr ein trockenes Häufchen Elend anstatt der zuvor kerngesunden, gehegten und gepflegten Lieblinge vorfindet. Nicht so mit den neuen selbstbewässernden Pflanzschalen der Grow In AG: Bei diesen praktischen Helferlein handelt es sich um Untersetzer, die mit einer spezial gefertigten Matte ausgelegt sind. Diese Matte ist aus einem hydro- und aerophi-
len, also einem Luft und Wasser speichernden Kunststoff hergestellt, wodurch die Pflanzen laut Angaben des Herstellers bis zu 14 Tagen mit Wasser versorgt werden. Die Schalen gibt es in zwei Größen, die 56 x 40 x 4 cm große Version bietet einen Vorratstank Reservoir für 8 Liter Wasser oder Nährlösung, die Variante für die Fensterbank ist 76 x 17 x 3 cm groß und verfügt über ein Reservoir für 3,4 Liter Flüssigkeit. Die praktische Urlaubsbewässerung sowie eine Menge anderer, hochwertiger Bewässerungssysteme findet ihr bei der Grow In AG. Entweder im Shop in der Kaiserin-Augusta-Allee 29 in 10553 Berlin, geöffnet werktags von 10.30-18.30 Uhr, sonnabends 10.30-14 Uhr oder einfach online im Webshop von www.grow-in-berlin.de Händleranfragen in der Flottenstr. 24c in 13407 Berlin sowie unter 030 34 99 80 70 sind ausdrücklich erwünscht.
hinaus einen Namen. Der gelernte Industriekaufmann und Gebrauchsgrafiker studierte Malerei und Grafik und ist Autor vieler Bücher, Comics, Karikaturen, Drehbücher und journalistischer Arbeiten. Im Jahre 1990 wurde er als bester deutscher Comiczeichner mit dem Max-und-Moritz-Preis des Internationalen Comic-Salons Erlangen ausgezeichnet. Der vorliegende, 64-seitige Band „Seyfried’s Cannabis Collection“ versammelt Kiff-Cartoons aus 30 Jahren, die in der links-anarchistischen Münchner Satirezeitung „Blatt“, in zahlreichen Comicbänden und in der Zeitschrift „Hanf“ erschienen sind. Sein Blick ist scharf, seine Feder ist spitz, und so porträtiert Seyfried die Hanfpflanze in all ihren Facetten auf gewitzt-geniale Art mit viel Liebe zum Detail. Zu den satirischen Cartoons über Hanf und seine Wirkungen, die Wahrheit über Marijuana und historische Begegnungen mit Cannabis gesellen sich auch Verse und Illustrationen aus „Hanf im Glück“ von Mathias Bröckers und Gerhard Seyfried. Perfekt zum Nachdenken und Schmunzeln. ISBN: 978-3-907080-97-9 64 Seiten, 4farbig Hardcover, Format A4
Seyfried‘s Cannabis Cards Poker & Bridge, 55 Cards
Foto: Grow In
O
das offizielle Merchandising für die Yellowman Tour 2009. Nach den Jah Army Football Shirts anlässlich der WM in Südafrika ist nun die limitierte Jah Army Rockers Summer Edition 2010 erschienen - ein gelungenes Tribut an den legendären 70er „Rockers-Style“. Weitere Projekte von Jah Army sind das Internet Radio „Forward FM“ (www.forwardfm.de) und die Unterstützung von Kids Kenia (www.kids-kenia.de), einer Vororthilfe für Kinder im Embu Distrikt / Kenia.
b Gentleman, Fanton Mojah, Luciano, Michael Franti (Spearhead) sowie unzählige Reggae-Liebhaber und inzwischen auch die Redaktion des Hanf Journals – alle sind begeistert von Jah Army Highwear. Im Jahre 2002 wurde beim Rototom Sunsplash die Idee geboren, ein Klamottenlabel für Rootsheads ins Leben zu rufen. Um einen Gegenpunkt zu menschenverachtenden Kriegsarmeen zu setzen, gründeten Torsten „Red I“ Sarfert und „Irie“ Ivo Mannheim die „Armee des Guten“, die sie mit immer wieder neuen Kollektionen sichtbar machen. Denn schon Peter Tosh sang damals: „I’m recruiting Soldiers for Jah Army“. Die Wahl der Waffen der Jah Army sind „Word, Sound & Power“. So ist auch die Philosophie des Labels eher an Mahatma Ghandis gewaltlosem Widerstand angelehnt als an den Guerillamethoden Che Guevaras und Lichtjahre entfernt von den sinnlosen Ghetto Wars in Kingston. Das erste Motiv „Foundation“ legte den Grundstein und sprach für sich selbst. Im Laufe der Zeit gab es viele schöne Kooperationen mit Designern, Fotografen, Club- & Festivalpromotern & natürlich Künstlern. So designte Neil vom befreundeten King Shiloh Soundsystem das „Majestic“-Logo (benannt nach seinem Platten-Label „Majestic Muzik“). BenGee, der Manager & Labelbetreiber von Daddy Rings (hauptberuflich darüber hinaus ein begnadeter Designer), stellte drei wunderschöne Motive zur Verfügung und legte auch das Daddy Rings Merchandising in Jah Army’s Hände. Weitere Kooperationen gab es u.a. mit reggaetown.de und reggaeville.com, sowie das Festivalmerchandising für das Bersenbrücker Reggaejam und
Wer informiert sein will, kann sich gerne auf www.jaharmy.com in den Newsletter eintragen. Dort findet ihr auch den Shop mit allen verfügbaren Shirts, Jacken, Headwear, Taschen und Accessoires. Wer sich mit dem rot-gelb-grünen Batik-Hippie-Image nicht anfreunden kann, ist bei Jah Army Highwear genau richtig. Schönes Design, Top-Qualität! Jah Army Highwear c/o Torsten Sarfert Bohnenbergerstrasse 7 72076 Tuebingen Tel.: 0049-7071-791026 info@jah-army.com www.jah-army.com www.myspace.com/jah_army www.myspace.com/jaharmyhifi y
Foto: Jah Arm
Abb.: Nachtschatten Verlag
S
eit 1973 hat er sein Faible für Grünes in jeder Hinsicht ausgelebt: Mit seinen berüchtigten Cartoon-Polizisten ebenso wie mit seinen Zeichnungen aus der Kifferszene avancierte der 1948 in München geborene Gerhard Seyfried schon in den 1970er und 1980er zur Kultfigur der Alternativ- und Hausbesetzerbewegung und verschaffte sich weit über Deutschland
>>
Dass Kartenspielen oft eher mit dumpfem Stammtisch-Gegröhle und Aggression zusammenhängt als mit fröhlicher Runde und guter Stimmung, hat wahrscheinlich mehr mit dem dabei konsumierten Alkohol zu tun als mit den Karten selbst. Doch zum Glück gibt’s ja die liebevoll gestalteten Cannabis Cards, denn Gerhard Seyfried, quasi das As des deutschen Underground-Cartoons, hat der immer gleichen Monarchie des klassischen Kartenblatts ihr neues, zeitgemässes Gewand verpasst. Und das ist natürlich aus Hanf. Nach dem grossen Erfolg der Jass & Skat-Karten präsentiert der Nachtschatten Verlag das international ausgerichtete 55er Karten-Set für Poker & Bridge. King Marley, Jazz-Dame, Herz-Bulle - Ähnlichkeiten mit Figuren aus der Hanfgeschichte sind nicht rein zufällig und lassen noch beim schlechtesten Blatt etwas gute Laune aufkommen. Neben einem tuntenhaften Bullen-Joker und einem sechshändig rauchenden Grinse-Joker hat auch die dralle Jokerella einiges zu bieten. Für den passionierten Hanf-Liebhaber und auch als kleines Geschenk in passenden Kreisen sehr geeignet. Bube, Dame, König - Gras! ISBN: 978-3-907080-73-3 www.seyfried-berlin.de www.nachtschatten.ch
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Losaktion bei Chillhouse:
1.500 € für den DHV
Die Head- und Growshopkette Chillhouse hat am 1. Mai 2010 eine Losaktion gestartet, deren Erlöse zu 100% dem DHV zugute kommen. Chillhouse ist selbstredend Mitglied und Sponsor des DHV und mit acht Filialen in ganz Ostdeutschland vertreten. Bei einem Lospreis von gerade mal einem schlappen Euro haben viele Leute daran teilgenommen und da es keine Nieten gab, ging auch niemand mit leeren Händen nach Hause. Zu gewinnen gab es Produkte aus dem umfangreichen Warensortiment: Bongs, Shishas und Growboxen, damit der glückliche Gewinner nicht mehr länger auf die wässrigen HollandTomaten zurückgreifen muss. Am Ende kamen stolze 1.500 € zusammen, mit denen der DHV seine Legalisierungsarbeit weiter vorantreiben kann. An dieser Stelle möchten wir unseren Dank an alle aussprechen, die an der Losaktion teilgenommen und somit geholfen haben, den DHV zu unterstützen. Herzlichen Dank auch an die Firma Chillhouse, die die Aktion ermöglicht hat und neben kompetenter, freundlicher Beratung und Informationen rund um den Hanf auch durch die helle, offene Atmosphäre der Filialen dazu beiträgt, die Vorurteile über die „böse, böse Droge“ Hanf Schritt für Schritt abzubauen.
DHV startet neue Homepage Nach langer Planung und vielen Überstunden ist es endlich soweit: Der DHV hat eine neue Homepage am Start. Übersichtlicher, moderner und einfach schöner war dabei das Credo und der DHV hofft, dass ihr durch das ansprechendere Design und die klareren Strukturen noch mehr Spaß beim Surfen haben werdet und schneller und einfacher zur gewünschten Information kommt.
Haltet die Augen offen und checkt regelmässig unsere Exzessiv-Sendung (Seite 2), denn dort verlosen wir in Kürze Seyfried’s Cannabis Collection und Seyfried‘s Cannabis Cards!
LESERUMFRAGE
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Was kostet euer Weed?
Helft uns, damit wir euch helfen können
I
n Zeiten von erhöhter Repression, Brix, Sand und Glukose ist der Schwarzmarkt auch nicht mehr das, was er mal war. Dem “Dealer des Vertrauens“ kann man nicht mehr trauen, weil der selbst oft nicht weiß, was er vercheckt - oder weil es ihr/ihm einfach schnuppe ist. Das hat unseren Informationen zu Folge zu einer relativ neuen Verfügbarkeit und Preisstruktur von illegalisierten Cannabisprodukten geführt. Wir wollen von unseren Leserinnen und Lesern wissen, wie teuer Gras oder Haschisch auf dem örtlichen Schwarzmarkt ist. Außerdem wollen wir auch wissen, ob ihr wisst, um welche Sorte es sich handelt und wie es mit der Qualität (1-5 Sterne) aussieht. Scheint es gestreckt oder rein? Wie ist der Törn (High oder Couchlocker)? Kommt es von der Strasse oder von einer privaten Connection? Bitte schreibt uns eine e-mail an weedpreise@hanfjournal.de oder schreibt eine Postkarte an die:
Johannes Honecker Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Badensche Straße 33 D-10715 Berlin TEL (030) - 86 20 17 87 FAX (030) - 86 20 17 86 e-mail: anwalt.honecker@t-online.de
Abb.: DHV
Hanf Journal Redaktion Dunckerstrasse 70 10437 Berlin Kennwort: WP Vergesst nicht ganz ungefähr anzugeben, aus welcher Gegend ihr kommt (die erste und evtl. noch die zweite Postleitzahl), damit wir die durchschnittlichen Preise und Besonderheiten der einzelnen Regionen in einer der kommenden Ausgaben veröffentlichen können. Selbstverständlich gilt dieser Aufruf auch unseren Leserinnen und Leser in Österreich und der Schweiz. Die Daten werden natürlich absolut vertraulich behandelt und direkt nach Auswertung gelöscht.
Neben dem frischeren Design gibt es natürlich noch weitere Vorteile: Es wird künftig möglich sein, für individuelle Aktionen zum Thema Cannabislegalisierung, wie zum Beispiel die DHV Bus- oder Flugblattaktion, direkt zu spenden. So könnt ihr genau bestimmen, was mit eurem Geld geschehen soll. Per „Flattr“ habt ihr sogar die Möglichkeit, für einzelne Artikel einen kleinen Obolus zu entrichten, sofern er es euch wert ist. Für die Zukunft sind auch kleinere Gewinnspiele geplant, sowie ein kleiner Online-Shop, wo ihr neben dem Buch „Rauschzeichen: Cannabis, alles was man wissen muss“ künftig auch DHV T-Shirts bestellen könnt. Natürlich gibt es noch die ein oder andere Baustelle und für Anregungen und Verbesserungsvorschläge wäre der Hanf Verband dankbar, ebenso für die Erstellung eines schöneren „Ich-will-Spenden-Buttons“.
Gewinnen könnt ihr dabei auch, wir verlosen unter allen Teilnehmern drei hanfige Überraschungspakete im Werte von je 35 Euro. Einsendeschluss ist der 31. August 2010.
Anregungen und konstruktive Kritik kann hier kundgetan werden: http://hanfverband.de/index.php/nachrichten/blog/1304-dhv-startet-neue-homepage
#121 / 08.10
anderswo
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Berlin Hauptbahnhof, 7:45:
Die letzen Vorbereitungen für die exzessive Tour in die Hauptstadt der Tschechischen Republik sind erledigt, jetzt schnell noch zum Ticketautomaten und rein in den EuroCity Richtung Prag. Der Kollege marker möchte zusammen mit mir einen exzessiv.tv-Beitrag zur Cannabizz in Prag drehen. Die Cannabizz wird die erste Hanfmesse sein, die unsere süd-östlichen Nachbarn vom 17.-19.9. 2010 erleben dürfen- und wir sind mit dem Hanf Journal, dem Konoptikum, dem Spliff und der Konoplyana Pravda selbstverständlich auch dabei. So ist das exzessiv Team schon einmal voraus gefahren um ein wenig mehr über die Messe zu erfahren und natürlich um sich ein Bild vom „Drogenparadies Tschechische Republik“ (Zitat „Die Welt“) zu machen. Dazu vorab: Tschechien ist alles andere als ein Drogenparadies. Der Besitz von illegalisierten Drogen ist weiterhin strafbar und wird bei Geringen Mengen, ähnlich wie in Deutschland, mit einer Geldbuße belegt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es sich bei Mengen für den eigenen Bedarf (siehe Seite 2, exzessiv.tv, Folge 163 für weitere Details) um keine Straftat mehr handelt, sondern lediglich eine Ordnungswidrigkeit darstellt, die aber mit bis zu 570 Euro geahndet werden kann. So steht es im Gesetz. Wie das in der Realität aussieht, haben wir uns dann ab
Text: Michael Knodt
13:30, Bahnhof Prag / Holešovice
angesehen. Wir werden von Petr, dem Chefredakteur unserer Schwesterzeitschrift „Konoptikum“ , standesgemäß in einem 20 Jahre alten Daimler samt Fahrer Marek abgeholt. Nachdem das Auto sicher vor dem Hotel in der Innenstadt geparkt ist, kramt Marek eine schöne, fette Blüte „Nebula“ aus der Tasche und fängt an zu bauen. Offen und unverkrampft, zum Rauchen bleiben wir einfach auf dem Gehsteig stehen. Auf meine Frage hin, was passieren würde, wenn jetzt ein Cop vorbeikäme, lachen unsere beiden Begleiter: „Nichts.“ Später erfahren wir, dass die Polizei nur dann etwas gegen Konsumenten unternimmt, wenn sie zu provozierend auftreten. Aber im Prinzip kann man in Prag unbehelligt mit einer Tüte in der Hand spazieren gehen. Das tun wir dann auch und bewegen uns in Richtung Innenstadt; um auch die eine oder andere Sehenswürdigkeit der Metropole mitzunehmen. Leider ist das große Reiterdenkmal des Nationalhelden Jan Zizka auf dem Veitsberg gerade verhüllt, aber was soll‘s: Von hier aus bietet sich die beste Aussicht auf die Prager Altstadt mit Schloss, Karlsbrücke, Wenzelsplatz und all den anderen Sehenswürdigkeiten, mit denen Prag ja reichlich aufwarten kann. Die Innenstadt kommt morgen dran, heute ist gerade noch Zeit zum Essen und für‘s WM-Halbfinale Niederlande vs. Uruquay, das wir uns in einer „einschlägigen“ Kneipe ansehen wollen. Das Essen ist gut (bürgerlich) und wirklich günstig. Selbst im Restaurant ist das Bauen einer Tüte, die wir für den Weg ins Prager Kneipenleben drehen, kein Problem- wir sind nicht die Einzigen. Auf die Idee, die Tüte dann auch dort anzuzünden, sollte man besser nicht kommen. Eine der ungeschriebenen Regeln tschechischer Konsumentenfreundlichkeit. Nach dem Essen geht es dann in ein Cafe im Stadtteil Zizkov. Zizkov hat den Flair vom Prenzlauer Berg der 1990er Jahre, ohne dabei auf irgendeine Weise rückständig oder rückwärts gewandt zu wirken. Eine hohe Kneipendichte und nur notdürftig sanierte Häuser ein wenig abseits der Touristenströme sowie Galerien, Cafes und alternative Projekte sowie eine Menge Vietnamesischer Geschäfte verleihen diesem Stadtteil eine besonderen Flair. Gleich im ersten, zufällig ausgewählten Cafe läuft feinster Drum’n’Bass und am Nachbartisch wird Pilsner Urquell vom Fass getrunken und heftig gegrast. Es riecht wie im Coffeshop und als Petr seine Papers auspackt, fragt ihn die Bedienung nach einem Stücken seiner Zigarette. Aha. Auf meine Frage hin, ob denn hier auch verkauft werde, erklärt mir Petr: „Nein. Der Konsum ist zwar in vielen Kneipen und Cafes geduldet, bekommt die Polizei aber Wind davon, dass verkauft wird, schreitet sie sofort ein. Deshalb findest du kaum Cafes, die verkaufen. Und wenn doch, dann sind sie innerhalb von drei Wochen wieder zu.“ „Eigentlich wie in Berlin“ denke ich . Weiter geht es um die Ecke zur Fussballübertragung. Die Kneipe mit Großbildleinwand bietet sogar lange Papers zum Verkauf und einen Grinder zum Verleihen an. Fast alle Gäste bauen sich eine Tüte, die gemütlich während der ersten Halbzeit gepafft wird. Die Atmosphäre ist offen und angenehm, ähnlich wie in einen Coffeeshop. Allerdings wird hier weitaus mehr Bier zu sagenhaft niedrigen Preisen getrunken. Mischkonsum ist nicht so das Ding des exzessiv-Teams, also halten wir uns an die lecker-eklige Ost-Brause, die es in Prag immer noch an jeder Ecke gibt. Nach dem Spiel werden wir von unseren Tischnachbarn noch heftigst eingeladen. Natürlich sind wir voll des Lobes über die relative Freiheit tschechischer Hanfkonsumenten und so wird die Nacht noch lang, bis wir todmüde ins Hotelbett fallen.....
Nächster Morgen, 10 Uhr, Wenzelsplatz
Bevor wir uns am Nachmittag die Messehalle der Cannabizz anschauen, müssen wir noch ein paar Sehenswürdigkeiten mitnehmen. Unser Weg führt uns vom Wenzelsplatz zur Moldau und dann per Treetboot in Richtung Karlsbrücke. Die neue Perspektive bietet im Vergleich zu den sommerlichen Touristenmassen bei 32 Grad Abwechslung und Ruhe. Danach treffen wir uns wieder mit Petr und mit der Besichtigung des „Alten Platzes“ und dem Letná Plateau endet die Sightseeing Tour. Der Letná Plateau ist ein schön gelegener Park über der Altstadt, auf dessen Spitze ein Riesen-Metronom steht. Hier trifft sich die Skater-Szene Prags und das RiesenMetronom bietet die meditativste Aussicht auf die historische Altstadt, inklusive Biergarten.
PRAG IST EINE MESSE WERT - Der Film Für alle, die keine Lust haben den Bericht zu lesen, oder einfach nur bewegte Bilder von Prag sehen wollen, gibt es das Ganze auch auf exzessiv.tv als Film zu sehen. Teil eins, Folge 163, auf www.exzessiv.tv oder youtube.com/exzessivdasmagazin! Rieger Park (Riegrovy Sady) Prager Stadtteil Vinohrady - Foto: Georgew
Prag / Karlin, 16:00:
Ja wo ist bloß die Messe? Wir haben leider nur die Adresse der ehemaligen Fabrik von „Dukla“, dem größten Landmaschinenhersteller der ehemaligen Tschechoslowakei. Zum Glück ist die riesige Halle auch ohne große Ortskenntnis leicht zu finden, liegt sie doch direkt am Fuße des Veitsbergs-Parks (der mit dem Nationalmuseums mit dem verhüllten Nationalhelden) und ist so auch zu Fuß vom Prager Zentrum zu erreichen. Die Halle an sich bietet ausreichend Platz und hat den speziellen Flair eines umfunktionierten Industriedenkmals. Die Parkplatzsituation ist sehr entspannt, und auch die Nähe zum Stadtteil Zizkov mit all seinen Hotels und Kneipen ist für den potentiellen HanfMessebesucher ein wichtiges Argument, das Wochenende vom 17.-19. September in Prag zu verbringen. Am Abend landen wir wieder im gleichen Etablissement wie tags zuvor, schließlich gibt es das zweite Halbfinale: Spanien vs. Deutschland. Der Rest ist Schweigen.
Letzter Tag, Prag / Zizkov 10:00Uhr.
Heute lassen wir das unerträgliche Hotelfrühstück aus und treffen uns stattdessen mit Manio, dem Organisator der Cannabizz. Manio garantiert mit Unterstützung vom growshop. cz sowie einer Menge anderer Produzenten und Anbieter aus der Hanfbranche den reibungslosen Ablaufs des Drei-Tage Events. Auf unsere Frage, wie die Behörden und die Polizei auf die Ankündigung dieser eher ungewöhnlichen Ausstellung reagiert haben, antwortet er: „ Die haben erst gedacht, wir wollten einen Cannabis Cup wie in Amsterdam machen. Aber nachdem wir das Konzept präsentiert haben (Fokus auf Hanf als Medizin, Nutzhanf und Grow, kein Cup, kein Verkauf von Cannabis) waren die Bedenken fast ausgeräumt. Mit der Raucherei haben wir auch einen guten Kompromiss gefunden, das Messegelände wird über spezielle Rauchbereiche verfügen (Restaurant, Business Lounge, Café). Ansonsten herrscht überall Rauchverbot. Wir planen sogar eine Vorführung über die Herstellung von medizinischem Hanföl, leider müssen wir dafür Nutzhanf nehmen. Aber es geht ja darum, den Leuten zu zeigen, wie man‘s macht. Ich denke, Nutzhanf ist ein guter Kompromiss.“ Manio erzählt uns noch, dass Hanf jetzt in der Tschechischen Republik ganz groß im Kommen sei und man sogar im Radio Werbespots für Hanfsamen zu hören bekäme, und entsprechend groß sei auch das Feedback für die erste Hanfmesse in Prag. Wir freuen uns mit Manio und wünschen der Cannabizz viel Erfolg.
Prag / Hauptbahnhof 15:00
Zum Glück gilt die Deutsche BahnCard in der Tschechischen Republik, umgekehrt ist das wohl kaum der Fall. Ausgestattet mit einem gültigen Ticket sitzen marker und ich nach drei exzessiven Drehtagen vor dem Bahnhof und genießen die letzte Sportzigarette unseres Aufenthalts. Dann wandern Billig-Grinder, Long Papers und Filtertips in den Müll: Man kennt ja die netten Jungs von der Bundespolizei im Grenzgebiet zu Tschechien von früheren Begegnungen. Keine Utensilien - kein Anfangsverdacht. Gute Reise.
CANNABIZZ
INTERNATIONAL HEMP FAIR Prag vom 17.-19. Sept 2010: Thámova Hallen, Prag 8 - Karlín. www.cannabizz.cz Öffnungszeiten Freitag 17. September 2010: 11.00 – 20.00 Sonnabend 18. September 2010: 11.00 – 20.00 Sonntag 19. September 2010: 10.00 – 19.00. Tickets Tagesticket: 100 CZK (EUR 4,-) im VVK (www.Cannabizz.cz oder bei allen teilnehmenden Shop-Sponsoren), 150 CZK (EUR 6,-) an der Tageskasse. Dreitagesticket: 200 CZK (EUR 8.-) im VVK (www.Cannabizz.cz oder bei allen teilnehmenden Shop-Sponsoren), 300 CZK (EUR 12) an der Tageskasse.
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#121 / 08.10
cooltour
Au Revoir Simone: Night Light
(moshi moshi)
Roland Grieshammer
(hospital records)
Auf diesen jungen Belgier bin ich durch einen sehr guten Freund aufmerksam geworden. In einem beschaulichen Vorort bei Antwerpen geboren und aufgewachsen, gelang Boris Daenen aka Netsky mit seinen ersten Veröffentlichungen auf Liq-Weed Ganja, Spearhead und Talkin Beatz im vergangenen Jahr nicht nur die Unterzeichnung eines Vertrages bei der renommierten Londoner Plattenfirma Hospital Records, sondern auf Anhieb auch eine Nominierung als „Best Upcoming Producer“ bei den Drum’n’Bass Arena Awards. Eine Auszeichnung, die sich vor allem vor dem Hintergrund seiner Herkunft als Qualitätsmerkmal interpretieren lässt. Sein mit Spannung erwartetes, selbstbetiteltes Debut-Album erschien zwar schon Anfang Juni, doch es ist nie zu spät, gute Musik zu promoten. Den Zugang zu seinem Album erleichtert er vor allem Drum’n’Bass-Neulingen durch eingängige Melodien, die direkt ins Ohr gehen und spätestens beim zweiten Track in die Tanzmuskeln rauschen, ständig untermalt durch einen satten Klang im niederen Frequenzbereich. Neben energiegeladenen Vocal-Hits wie „Escape” (feat. Darrison), „Moving With You” (feat. Jenna G) und „Mellow“ (feat. Terri Pace) sowie instrumentalen Floorgewittern wie „Iron Heart” (im Video kommt Netsky zu spät zu einem Auftritt und ist gefangen in einer Zeitblase), „Secret Agent” und „The Magic Russian Bottle“ stehen deepere Momente wie „Storm Clouds” und das verträumt-schöne „Let’s Leave Tomorrow” (feat. Bev Lee Harling). „Netsky has nailed the sound of 2010’s raver. Clean cut, high quality dancefloor music, perfect for staying up all night to.” Frisch und euphorisch – Bühne frei für Netsky.
www.netskymusic.com
Dutch: Bright Cold Day
(enemy soil)
Schon seit langer Zeit sind Jedi Mind Tricks eine feste Grösse des Philly-Undergrounds, mit ihrer Vorliebe für Verschwörungstheorien, obskuren Samples aus Klassik und Science Fiction, doomigen Beats und der Verbreitung bitterer Wahrheiten konnten DJ Stoupe The Enemy Of Mankind, MC Vinnie Paz und der lange verschollene „Partner in Rhyme“ Jus Allah in den letzten 12 Jahren ein wahres Underground-Imperium im HipHop Business erschaffen. Ihr zweites Album „Violent By Design“ (2000) gilt als eine der bedeutendsten Independent-Platten des Genres. Doch auch darüber hinaus versuchen die Jungs, ihren Sound publik zu machen. Stoupe arbeitete bereits im Jahre 2006 für den Track „Razorblade Salvation“ („Servants In Heaven, Kings In Hell“) sowie zwei Jahre später für „Death Messiah“ („A History Of Violence“) mit der Sängerin und Songschreiberin Liz Fullerton zusammen. Nun haben die beiden unter dem Namen „Dutch“ das gemeinsame Album „Bright Cold Day“ veröffentlicht, auf dem Stoupes typisch düstere Beats auf Fullertons wunderbare Stimme treffen. Querverweise zu Portishead drängen sich beim ersten Hören auf, denn auch hier glaubt man, in eine Traumwelt aus in Zeitlupe ablaufenden Beats und Samples abzutauchen, die von einer melodramatischen Stimmung durchdrungen werden. Die emotional arrangierten Klangbilder von Songs wie „Pearls“, „2,000 Leagues Under My Keyboard“, „Warm Like The Wind“, „California Cloaked In Wool“ und „Tristessa“ erinnern an alte Filmmusik und vermitteln ein intensives Gefühl, das ich sehr schätze. Unglaublich deep.
www.enemysoil.com
cooltour
›››rolys silberscheiben des monats
Rolys Silberscheiben des Monats Netsky: Netsky
#121 / 08.10
Spoek Mathambo: Mshini Wam
(bbe records)
Kaum liegt die WM in Südafrika hinter uns, gibt’s hier aus dem Gastgeberland mal etwas abwechslungsreicheren Sound als den der Vuvuzelas. Kwaito war der Sound der Schwarzen, der Anfang der 90er Jahre das Ende der Apartheid begleitete. Er war zwar cool, aber ein bisschen zu langweilig für Südafrika. Also drehten DJs in Johannesburg und Durban die Plattenteller schneller, fügten ein paar afrikanische Elemente dazu und schon war Kwaito House geboren. Südafrikas Ndebele-Prinz Spoek Mathambo ist Rapper, DJ, Illustrator, Stilikone und Weltenbürger. Ohne Rücksicht auf Verluste dreht er ironische Rap-Lyrics, schrille New Rave-Synthies und dreckigen Electro durch den Kwaito-Fleischwolf. Abwechselnd in Johannesburg und Malmö lebend macht er mit seinen BootyBass-Projekten Sweat.X und Playdoe auch europäische HipsterClubs unsicher. Spoek Mathambo, der sich selbst als „schlüpfrigen Post-Apartheid Post-HipHop Posterboy“ bezeichnet, hat nun mit „Mshini Wam“ sein erstes Soloalbum aufgenommen. Im Zeichen des Ghetto Bass, der derzeit weltweit die Favelas, Barrios und Townships rockt, gehen Tracks wie „Gwababa“ (Don’t Be Scared), „Gunboat“, „Control“ und „Tonite“ massiv nach vorne, während „Mshini Wam“, „Let Them Talk“, „Out The Box“ und „Douche Bag Club“ mit polyrhythmischen Grooves und funky Raps ebenso viel Spass machen. Townships sind die Brutstätte der neuen urbanen südafrikanischen Musik, die in diesem Fall ganz liebevoll als „African Coochie Pop“ betitelt werden darf. Ich gehe mal davon aus, dass die Afrikaner es sind, die den Sound von morgen definieren …
www.bbemusic.com
ThinkLoud: Droppin Mirrors
(ThinkLoud)
Bei ThinkLoud handelt es sich um ein kleines aber feines Netzwerk und Label, das die Visionen von Musikern und Grafikern bündelt. Seit der Gründung 2005 gab es zwei Alben von Lars vom Dorf, einen weiteren Sampler und diverse Mixkassetten hauseigener DJs. Mit „Droppin Mirrors“ feiern die Jungs aus Plauen das erste internationale Release. Die genreübergreifende Produktion, die sich von den Wurzeln aus Rap, Neosoul und Experimental löst, entwickelt mit jazzy-souligen Beats, dekonstruktiven Arrangements und unkonventionellen Ideen einen eigenen Charme. Als fester Bestandteil von ThinkLoud übernimmt Lars vom Dorf mit „Wired Spotlight“ ein angemessenes Intro, bevor Kev Brown & Kaimbr mit „Girl“ einen progressiv-souligen Song über Leidenschaft performen und Trek Life in „Self Portrait“ klassisch rappt. Für die meisten Beats hier verantwortlich, hat Stroe mit einem superschönen Rhodes-Sample von Jason Swinscoe auch einen hochklassigen Remix von Summsemann’s „Fadenfilm“ sowie mit „The Little Death Of A Flower“ ein exzellentes Outro angefertigt. Meine Highlights sind Oddisee’s gedankenverlorene „City Lights“, die spontane One-Take-Aufnahme „The Thunder We Feel“ des kanadischen Jazz- und Bluessängers Terrence Bowry, die HipHop-Ballade „Touch Up“ von Wolly Winyl & Black Swan aus North Carolina, das positiv stimmungsgeladene „Without A Doubt“ mit Aloe Blacc (Stones Throw), das moody groovende „2 Seconds“ feat. Trek Life & The Unknown und das extreme deepe „Buy My Pain” von Grand Agent (Superrappin‘). Ein detailverliebter Soundtrack mit vielen Freiräumen für eigene Interpretationen und Gedanken - deshalb wohl auch ThinkLoud.
Clueso & Stüba Philharmonie
(four music)
Erstmals nahm Clueso 2004 für das Album „Gute Musik“ mit Streichern der Stüba Philharmonie auf. Der Kreis der Beteiligten vergrösserte sich im Laufe der Jahre und für Cluesos Album „So sehr dabei“ wurden zwei Songs gemeinsam mit dem Orchester eingespielt. Im Unterschied zu anderen bekannten Künstlern, die ihre Songs mit meist hochdotierten, bekannten Sinfonieorchestern interpretieren, werden die Songs bei Clueso und Stüba gemeinsam arrangiert und geprobt. Aufgenommen am 28. und 29.12.2009 bei einem öffentlichen Studiokonzert im Hamburger Rolf-Liebermann-Studio des Norddeutschen Rundfunks, ist das vorliegende Doppelalbum „Clueso und Stüba Philharmonie“ mehr als nur eine gute Überbrückung bis zum neuen Album im kommenden Jahr. Denn auch wenn man all seine Lieder bereits kennt, bieten die Arrangements mit der Stüba Philharmonie auf 25 Songs viel Neues zu entdecken und sind einfach traumhaft schön. Unter meinen Highlights befinden sich „Mitnehm“, „Chicago“, „Keinen Zentimeter“, „Gewinner“ sowie die jeweils etwa zehnminütigen Hits „Gute Musik“, „Dein Raum“, „Vergessen ist so leicht“ und „Kein Bock zu gehen“, die in völlig neuem Glanz nur so strahlen. Ein sensationelles Musikerlebnis für alle, die ein achtzigköpfiges Sinfonieorchester mal aus einer ungewohnten Perspektive erleben möchten - wie es mit seinem Sound die emotionale und intelligente Poesie von Cluesos modernem Songwriting bereichert. Ein opulenter und ehrlicher Höhenflug mit Gänsehautgarantie, aber das war auch nicht anders zu erwarten.
www.clueso.de
Ira Atari & Rampue: Just Fu**in Dance It
(audiolith)
VÖ: 02.07.2010 - Yeah, der gute Rampue ist wieder da, und die gute Ira Atari hat er gleich mitgebracht! Auf seinem Debütalbum „Elektronische Tanzmusik” (Cobretti Records, 2007) groovte er sich bereits mit Vocoder, Spielkonsolen- und 80s geschwängertem Synthie-Sound in mein Herz. Ich höre und liebe ja wirklich viel und sehr unterschiedliche Musik, aber das war echt mal wieder eines dieser ganz selten gewordenen Alben, die wie ein zeitloses Mixtape funktionieren – man kann es immer wieder rauf und runter hören. Nachdem Rampue gemeinsam mit Ira Atari in den vergangenen Monaten mit „My Name Is Ira” und „Space Rocket” bereits zwei digitale Appetizer rausgehauen hat, präsentieren die zwei jetzt mit „Just Fu**in Dance It” eine (auf CD) 11-Track-starke EP, die mit fröhlichen Proto-Dancefloor-Hymnen der später 80er und der Audiolithtypischen ElectroPunk-Attitüde Genregrenzen sprengt und für verdammt gute Laune sorgt. Mit hyperaktivem Future Power Pop und Ira’s charmant-frechen Stimme beweisen die beiden zum wiederholten Male ihr Gespür für die Tanzfläche und eine gesunde Portion Wahnsinn. Einzelne Tracks hervorzuheben wäre Quatsch, weil alle super sind. Aber ich mach’ gerne Quatsch, also: „Lucky“ und „On My Side“ sind meine absoluten Lieblingshits. Insgesamt alles schön catchy und mit dem sexy Groove, den das typische Nullerjahre Techno-Gebolze halt nie hatte. Hier geht die Sonne auf. Perfekt zum Start in den Tag. Endorphinausschüttung deluxe. Euphorie pur. Hymnen zum Abdrehen, die man einfach ganz arg lieb haben muss. Wenn nicht – mein Beileid!
www.myspace.com/musicbyira
www.thinkloud.de
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Wir wissen‘s einfach besser...
www.hanfjournal.de
VÖ: 09.07.2010 - Zu ihren Inspirationen zählen Modest Mouse, Stereolab, Mountain Goats, Beach Boys, Björk, Belle And Sebastian und Billie Holiday. Ihren auf Vintage-Keyboards, einer Drum Machine und Handpercussions basierenden Sound beschreiben sie selbst als „warm and organic electronic music with forthright female vocalists“. Nach ihrem (in einer umgebauten Duschkabine aufgenommenen) Mini-Album „Verses of Comfort, Assurance and Salvation“ (2005) und dem Nachfolger „The Bird of Music“ (2007) gelang den drei Grazien Annie, Erika und Heather im letzten Jahr mit „Still Night, Still Light“ ein harmonieseliges Electro-Pop-Album, dessen verträumter Charakter u.a. den liebreizenden Mädchenstimmen des Brooklyner Trios zu verdanken ist. Verschwunden waren die Glocken, das Pfeifen und das Überschwängliche. Dafür aber entwickelte diese Platte mehr Intimität, mehr ruhige Momente, die nicht weniger schön sind. Auf „Night Light“ gibt es nun 13 Remixes, die zwischen herbstsonnengetränkter Leichtigkeit, filigranen Melodien, schwerelosen Synthie-Flächen, herzerweichenden Vocals und glänzend progressiven Beatstrukturen oszillieren. Vor allem „Shadows“ (Jens Lekman Remix), „Knight of Wands“ (Dam Mantle Remix), „Trace A Line” (Montag Remix), „Only You Can Make You Happy” (Deradoorian Remix) und „Take Me As I Am” (Max Cooper Remix) strahlen eine supermelancholische Wärme aus, die in Electronica-Gefilden ihres gleichen sucht und die ich seit Stereolab nicht mehr gehört habe. Merci beaucoup & Au Revoir Simone.
www.aurevoirsimone.com
Rakaa (Dilated Peoples): Crown Of Thorns
(decon)
VÖ: 16.07.2010 - Dilated Peoples, der flotte Dreier aus Los Angeles, steht wie kaum eine andere Gruppe im HipHop als Symbol für durchschlagskräftigen, unabhängigen Indie-Rap. Die Referenz ihrer Massenansammlung an Hits, die die Heads lieben, muss man hier wohl nicht mehr bemühen. Nachdem DJ Babu und Evidence bereits ihre Soloprojekte vorgestellt haben, zieht nun auch Rakaa, der seinen zweiten Namen Iriscience vorerst abgelegt hat, mit seinem ersten Soloalbum „Crown Of Thorns“ nach und hat sich dafür sehr schicke Boom-Bap-Beats von Grössen wie The Alchemist, Exile, Sid Roams, Illmind und El-P gesichert. Der bekennende Graffiti-Artist verarbeitet hier seine gesamten Erfahrungen der letzten Jahre, in denen er viele Kulturen auf ausgedehnten Touren kennenlernen durfte. Neben dem globalen Aufeinandertreffen der Kulturmitglieder hat sich Rakaa seine eigenen Helden wie Mad Lion und dessen Mentor KRS-One ins Boot geholt, die mit ihren Features ganz sicher zu meinen Highlights gehören. Weitere namhafte Gäste wie Aloe Blacc, Krondon, Chali 2na (Jurassic 5), Fashawn, Defari und Partner Evidence erfrischen das 13 Tracks umfassende Werk. Das von DJ Babu produzierte „C.T.D.“ lieben die Motown-Fans, und Zulu-Nation-Style gibt’s mit dem von DJ Honda produzierten „Ambassador Slang“, auf dem Rakaa auf MCs aus Korea, Neuseeland, Hawaii und den Philippinen trifft, während „Mezcal“ als sommerliche Latino-Hymne begeistert. Spürbar lebt hier jemand HipHop in all seinen verschiedenen Facetten. So authentisch, dass keine Wünsche mehr offen bleiben. Sure Shot.
www.deconrecords.com
Various: Party-Keller Vol. 3
(compost records)
VÖ: 06.08.2010 - Er ist ein international respektierter Plattensammler und einer der Top Rare Groove DJs der Welt. Was Florian Keller ausgräbt und auflegt, sind alte Perlen, verschollene Schätze und teilweise noch ungeschliffene Diamanten. Seine Party-Keller Auftritte sind legendär und seine ersten zwei Compilations der pure Hörgenuss. Mit viel Liebe werden hier Funk, Soul, Boogaloo, HipHop und Artverwandtes zu einem DJ-Paket geschnürt, dass es eine wahre Freude ist. Nach dreijähriger Recherche erscheint nun „Party Keller Vol. 3“ über das Münchner Vorzeige-Imprint Compost Records mit 16 Tonaufnahmen der Funk-, Disco- und frühen Rap-Ära, von denen mich vor allem das verspielte „2001“ (Mickey Erbe Orchestra), das verträumte „King Midnite“ (The Delta Rhythm Section), das sonnige „June“ (Gizelle Smith), die Disco-RapNummer „This Party Is Just For You“ (Special Touch), und das spacige „Movin’“ (Gino Dentie) schwer begeistern. Party-Keller ist ein reines Funk-Ding. Kein Plattensammlertreff, bei dem schlechte Platten laufen, weil sie selten sind. Funk unter jedem Aspekt und ohne Klischees. Auf Florians Homepage liest sich das so: „No House (and Techno) without the Boogie and Electro, no Hip Hop or Drum & Bass without the Funk and the Reggae, obviously no 80s Electroclash without 80s Electro, and no intelligent music at all without the improvisational vein of Jazz.” Weltweit gibt es wenige DJs, die eine vergleichbare Reputation besitzen, und ich weiss nicht erst seit dieser Scheibe warum. These Are The Breaks … und das hier ist eine Blockparty mit Herz.
www.party-keller.net
Feindrehstar: Vulgarian Knights
(musik krause)
VÖ: 30.07.2010 - Neben den unzähligen Liveauftritten auf Deutschlands und Europas Brettern wurde im August 2006 die erste EP „Dancetrack“ auf Sonar Kollektiv veröffentlicht. Im Jahre 2008 war die siebenköpfige Band aus Jena Preisträger des Bundeswettbewerbs „creole–Weltmusik aus Mitteldeutschland“. Im Drehkreuz realer Live-Performance als ClubEntertainment präsentiert Musik Krause nun ihr Debütalbum „Vulgarian Knights“. Für die Aufnahmen dazu begab sich die Band gemeinsam mit Axel Reinemer und Immo Wischhusen (Flowin Immo) ins Jazzanova Studio nach Berlin. Produziert wurde die urban arrangierte Klangarchitektur von Michel Baumann (Soulphiction/Jackmate). Als eine Einheit von virtuosen Kompositeuren mit echten Tonwerkzeugen filtern sie die wichtigsten Essenzen aus HipHop, Jazz, House, Funk und Worldmusic heraus und präsentieren eine berauschende Verbindung des Funktionalen mit dem Ornamentalen. Aus purer jamlastiger Spielfreude züchten sich famose Entladungen von Blas- und Tasteninstrumenten – mal schroff im Funk, mal feinsinnig im Jazz, mal ausufernd improvisierend. Während Tracks wie „Knochenbrecher“ und „Fete de la Kita“ mit Charme vor sich hin swingen, kommt die Freude am Tanzen mit groovigen Club-Nummern wie „Arabikanana“ und dem mitreissenden „FelaFresh“ – der Titelsong „Vulgarian Knights“ ist schön verspielt und relaxt, und in der „Happy Hour“ strahlt die Sonne. Feindrehstar versprechen kein abgehobenes Kunsterlebnis, aber dafür ordentlich Rambazamba durch die Welt der unerschöpflichen Natur des Rhythmus.
www.feindrehstar.de
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>> DVD - Musik
Mochilla presents „Timeless”
(mochilla) ie Filmemacher des amerikanischen Labels Mochilla präsentieren mit dem limitierten Deluxe-Boxset „Timeless“ eine dreiteilige Konzertreihe, die im Harriet And Charles Luckman Fine Arts Complex im Februar und März 2009 in Los Angeles stattfand. Als Hommage an drei kultartig verehrte Komponisten und Arrangeure unserer Zeit bekommt der Zuschauer einen Einblick in das Schaffen von Mulatu Astatke, J Dilla und Arthur Verocai. Diverse Klassiker dieser drei unvergleichlich guten Künstler wurden für ein Orchester neu arrangiert und an jeweils einem Abend einmalig und exklusiv aufgeführt. Als Wegbereiter der modernen afrikanischen Musik erfand der Vibraphonist und Percussionist Mulatu Astatke den „Ethio Jazz“, die Fusion aus äthiopischer Musiktradition und Jazz. Nach 40 Jahren auf den Bühnen der Welt veröffentlichte er im letzten Jahr sein musikalisches Lebenswerk „New York Addis London“, und sein neues Album „Mulatu Steps Ahead“ begeistert nicht nur die Fachpresse weltweit. Auf der ersten DVD gibt’s das Timeless-Konzert von Mulatu Astatke mit O-Tönen des Meisters. Ein 60-köpfiges Orchester interpretiert auf der zweiten DVD „Suite for Ma Dukes“ gemeinsam mit Bilal, Dwele, Illa J, Talib Kweli und anderen Freunden unvergessliche Kompositionen des 2006 verstorbenen und nicht nur in der HipHop-Gemeinde hoch verehrten J Dilla. Ein grandioser Hochgenuss, wie der voluminöse Sound diesem genialen Produzenten und seinen so typischen Beatstrukturen huldigt. Dank der dritten DVD lerne ich mit Arthur Verocai einen der einflussreichsten brasilianischen Musiker kennen, dessen südamerikanische, traditionelle Klangwelten aus den 1960er und 1970er Jahren gerade im Hip Hop oft als Samplequelle diente. Der 65jährige mischte die klassischen Melodien des Bossa Nova mit amerikanischem Rock und Jazz. Insgesamt waren bei diesen drei aussergewöhnlichen Konzerten über 150 Musiker beteiligt, die dem Zuschauer mit 219 Minuten zeitloser Musik und interessanten Hintergrundgeschichten eine verdammt gute Zeit bieten.
D
www.myspace.com/mochillaproductions www.mochilla.com
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cooltour
>> DVD - Klassiker
>> DVD - Comedy
Tatort:
666 – Traue keinem, mit dem du schläfst!
Schimanski Box Vol. 2
(walt disney studios home entertainment)
E
ine der wohl besten Krimiserien Deutschlands kann inzwischen auf eine Sendezeit von fast 40 Jahren und knapp 800 Folgen zurückblicken. Vermutlich sind die Abwechslung sowie der Charme, welcher durch jedes einzelne der über das ganze Sendegebiet verteilten Teams von Kommissaren verbreitet wird, der Garant für den großen Erfolg und der Grund, das jeden Sonntag mehrere Millionen Menschen vor dem Fernseher sitzen und beim aktuellen Tatort mitfiebern. Ab dem 28.Juni 1981 nahm mit Horst Schimanski einer der beliebtesten Kriminalhauptkommissare in Duisburg seinen Dienst auf und trat in 29 Folgen (inklusive zweier Kinofilme) mit seiner charakteristischen M65-Feldjacke in Aktion. Drei spannende Fälle gibt es nun in der Tatort Box „Schimanski Vol.2“ (wieder) zu entdecken. In der Folge „Zweierlei Blut“ (1984) schleust sich Schimanski in einen Fanclub ein, um den Täter eines Mordes im Fussballstadion zu finden. Thanner und Hänschen konzentrieren sich währenddessen auf das Stadion und die Beschäftigten. Bald stellt sich die Frage: Ist der Tote wirklich das Opfer der Fans, oder hatte er etwas mit der illegalen Vermittlung ausländischer Arbeitskräfte zu tun? In der Folge „Spielverderber“ (1987) haben Schimanski und Thanner einen Prostituiertenmord aufzuklären, wahrscheinlich wurde die Frau von einem Freier aus dem Weg geräumt, der in einer schwachen Stunde über illegale Geschäfte geplaudert hatte. Doch ein Spezialist vom BKA Wiesbaden macht die Ermittlungen der Duisburger Kommissare nicht einfacher. In der Folge „Gebrochene Blüten“ (1988) wird bei einer Messerstecherei der scheinbar unbeteiligte Tanzstudioinhaber Prinz getötet. Der vermeintliche Täter, ein Thai, hat Selbstmord begangen. Unerwartet bittet die Ehefrau des Ermordeten um Hilfe: Ehemalige „Geschäftsfreunde“ ihres Mannes drohten mit Gewalt, wenn längst fällige „Lieferungen“ ausblieben. Nur - welche? – Götz George und Eberhard Feik haben einen festen Platz in der deutschen Fernsehgeschichte und bilden das wohl authentischste Tatort-Ermittlerteam. www.daserste.de/tatort www.disney.de
(constantin film)
W
as im ersten Moment den Anschein macht, als würde eine deutsche Produktion krampfhaft versuchen nach amerikanischem Vorbild zu funktionieren, entpuppt sich nach spätestens zehn Minuten als sehr amüsantes GagFeuerwerk. - Frank Faust (Jan Josef Liefers) ist der klassische Verlierertyp. Als ihn schliesslich auch noch seine Freundin Jennifer (Sonsee Ahray Floethmann) verlässt, ist er nervlich am Ende. Franks Verzweiflung ist für Mephisto II (Armin Rohde) der ideale Anlass aufzutauchen und ihm einen Pakt anzubieten: Versöhnung mit Jennifer gegen Franks Seele. Notgedrungen willigt Frank ein. Um die abtrünnige Geliebte zurückzugewinnen, zeigt sich Mephisto II mal in
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Gestalt von Boris Becker, mal als Iris Berben an Franks Seite, um dessen Qualitäten lautstark zu preisen. In der Münchner Schickeria gilt Frank plötzlich als genialer Star-Architekt, der mit Verona Feldbusch flirtet und sogar eine Affäre mit Claudia Schiffer hat. Jennifer platzt vor Eifersucht, und so läuft zunächst alles nach Plan. Wäre da nicht die andere Seite von Mephisto II. - Auch wenn sich viele Mitwirkende immer wieder im Bett miteinander wiederfinden, so ist der Film selbst mehr auf die Verwicklungen der Personen als am Sex interessiert. Sehr viel Selbstironie liefern auch Heiner Lauterbach, Bernd Eichinger (ausführender Produzent dieses Streifens), Henry Maske und Ralf Bauer, die alle mit ihrem Image in der Öffentlichkeit spielen. Und während Jan Josef Liefers seine Rolle als ewiger Verlierer geschult ausfüllt, überzeugt vor allem Armin Rohde als Teufel-Azubi. Mit einem überraschungsreichen Drehbuch sorgt Filmemacher Rainer Matsutani („Nur über meine Leiche“) für eine absurde Liebeskomödie voller Albernheiten und eine brillante Satire auf unsere durchgeknallte Medien- und Promikultur. www.constantin-film.de
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fun&action
Die Hanfberatung im HanfJournal
Erste Hilfe für Kiffer
kascha@hanfjournal.de
Kascha ist ab sofort per e-Mail zu erreichen. Also ran an die Tasten, dumme Fragen gibt es nicht, nur blöde Antworten.
Jonny (o. Alter) aus Herford möchte wissen:
„Hallöchen Kascha, ich habe mal gehört dass, wenn man den Grinder in kochendes Wasser ziehen lässt, und das dann später trinkt, dass man dann auch high werden kann. Stimmt das? Löst sich das THC?“
Kascha antwortet:
„Hi Jonny, prinzipiell ist in deinem Grinder immer eine kleine Menge THC angeklebt, denn die klebrige Schicht die sich in den Zwischenräumen bildet ist größtenteils Harz von den Blüten, das tatsächlich THC enthält. Allerdings löst sich dieses THC nicht beziehungsweise nur sehr schlecht in Wasser, der Trick wird also so nicht funktionieren. Damit sich der Wirkstoff löst, braucht man eine fett- oder alkoholhaltige Flüssigkeit: Schnaps, Öl, Vollmilch oder zerlassene Butter sind ein paar gängige Varianten. Man könnte einen solchen Grinder also z.B. in ein Glas Vodka oder Rum legen, dieses abdecken und über Nacht oder länger stehen lassen, den Grinder wieder heraus nehmen und sich dann einen Cocktail damit mixen. Ich denke aber, dass der Alkoholeffekt dabei einiges vom THC-Effekt überlagern dürfte. Den Grinder in warme Butter einzulegen halte ich für eine ziemliche Sauerei, da er sicher nicht ganz einfach zu reinigen ist hinterher. Mit einem Plastikgrinder muss man zudem vorsichtig sein dass er nicht schmilzt. Das gleiche gilt für Milch: Mit Grindern die geklebte Stellen haben, oder die im Topf anschmelzen könnten, würde ich das gar nicht erst probieren. Wie groß die Wirkung am Ende ist hängt wohl größtenteils davon ab, wie viel Harz bzw. THC tatsächlich an deinem Grinder geklebt hat – und wie viel sich daraus mit den verschiedenen Techniken hat lösen lassen.“
Kevin (22) aus Wiesbaden fragt:
„Hallo Kascha, ich habe auf dem Balkon eine Pflanze stehen. Die ist mittlerweile so 1,5 Meter hoch, fängt aber langsam an, merkwürdig auszusehen. Die Pflanzen, die ich sonst so hatte, sind meist eher gerade nach oben gewachsen und haben an den Stellen, wo die Blätter aus dem Stiel kommen, etwa um diese Zeit angefangen, kleine Blütenblätter und Blüten zu bekommen. Jetzt sieht das anders aus, da wachsen kleine Zweige mit noch mehr Blättern, und die kleinen Fäden, an denen ich gesehen habe, wo die Blüten wachsen fehlen, auch. Meinst du ich habe da ein Männchen erwischt? Kann ich damit irgend etwas noch machen?“
Kascha antwortet:
möchte, dass eine davon Samen trägt, kann man sie mit Hilfe der männlichen Pflanze und einem Pinsel bestäuben, sollte dabei aber aufpassen, dass man nicht aus versehen die anderen Pflanzen mitbestäubt. Es ist sinnvoll, „Zucht“- und „Erntepflanzen“ in verschiedenen, von einander getrennten Räumen wachsen zu lassen. Ansonsten würde ich dir empfehlen, die Pflanze zu entfernen, denn sie kann auch unbeabsichtigt andere Weibchen in der Gegend befruchten was üblicherweise ja nicht gewünscht ist.““
Steff (26) aus Berlin fragt:
„Hi Kascha, jetzt wo es so warm ist, wird mein Gras immer sehr schnell trocken: Ich kaufe mir 3 Gramm, lasse sie 2 Tage liegen und habe nur noch 2 Gramm, ohne etwas davon geraucht zu haben und das ist dann nur noch Pulver, wenn ich es anfasse. Kann ich dagegen irgend etwas machen, eine Scheibe Apfel mit rein legen
oder so? Das trockene Zeug rauche ich nicht so gerne, ich finde das schmeckt dann auch anders und ich brauch mehr Tabak.“
Kascha antwortet:
„Hi Steff, das Problem haben bei dem trockenen und heißen Wetter sicher viele Kiffer. Auch Tabakraucher haben wahrscheinlich nach 2 Tagen in ihrem Beutel nur noch Staub. Ein ganz einfacher Trick hilft da vielen: Wenn man das Gras frisch gekauft und gut verpackt in den Kühlschrank legt, trocknet es eigentlich über längere Zeit nicht aus. Wenn du findest, dass es frisch aus dem Kühlschrank zu feucht ist, um vernünftig damit zu bauen (es sei denn du benutzt einen Grinder), kannst du es einfach vorher eine halbe Stunde offen liegen lassen. Größere Mengen kann man auch einfrieren, und sich z.B. immer Portionen für eine Woche auftauen die man im Kühlschrank aufbewahrt. Wenn man viel unterwegs ist und nicht wegen jedem Joint an den Kühlschrank gehen kann, ist es eventuell sinnvoll, sich das Gras in einzelne kleine Tütchen zu verpacken, aus denen man je nur einen oder zwei Joints baut. Viel Feuchtigkeit entweicht durch das häufige Öffnen und Schließen der Tütchen, so kann man sich auch kleinere Mengen über ein oder zwei Tage frisch halten, indem man das, vorher luftentleerte, Tütchen sorgfältig geschlossen hält. Ansonsten ist es sinnvoll, nicht mehr mit sich herum zu tragen als man an dem Tag verbrauchen möchte, da das Gras, was man wieder mit nach Hause nimmt, sicher am Ende des Tages einiges an Feuchtigkeit verloren hat.“
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fun&action
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nzwischen sollten es ja alle Interessierten wissen, das Spiel des Jahres ist „Dixit“. Wer Genaueres über Icom/). die Preisverleihung erfahren möchte, den verweise ich auf den fairplay-blog (http://fairplay-online.blogspot. Dort bekommt ihr einen Eindruck, wie es bei der Verleihung zuging. In dieser Ausgabe stelle ich euch „Die Tore der Welt“ (Sonderpreis) und „Dixit“ vor, „Fresko“ und „Identik“ nur ganz kurz. Zuerst allerdings etwas ganz anderes, nämlich mal wieder ein Rollenspielbuch aus dem Hause Pegasus.
Kerstin Koch
Cthulhu - Mittelalter Die dunklen Jahre
Im Oktober 2009 ist dieses 310 Seiten dicke Buch erschienen. Der Quellenband umfasst sage und schreibe rund 1000 Jahre Geschichte. Wie im Titel schon angedeutet, ist die Zeit vom späten 5. bis Ende des 14. Jahrhundert keine besonders ruhmvolle: Stinkende Städte, in den Gassen Ratten, Dreck, düstere Burgen mit unheimlichen Verliesen. Es lauert der Schwarze Tod. Ketzerei, Folter, Scheiterhaufen, Inquisition. Ritter, Mönche, Minnesänger, Leibeigene oder Freie lebten zu dieser Zeit, aber auch die ersten Entdecker wie Magellan oder Marco Polo stachen in See, die Welt außerhalb Europas zu erkunden. Eingeteilt ist das Buch in drei große Abschnitte, die einen geschichtlichen Überblick über die Epochen geben. Natürlich immer mit einem Blick auf cthulhuide Spielbarkeit. Geprägt durch die Kirche werden in jedem der drei Kapitel die Päpste, wichtige historische Ereignisse, sowie die „Geißel“ der Epochen vorgestellt. Im Frühmittelalter, das mit dem Niedergang des Römischen Reiches beginnt, sind es die Wikingerraubzüge. Im Hochmittelalter kosteten die Kreuzzüge vielen Menschen das Leben und im Spätmittelalter, das mit der Entdeckung Amerikas in eine neue Ära übergeht, ist es die Pest, die unzählige Menschen dahinraffte. Um in die richtige Spielstimmung zu kommen, sind jedem Kapitel Film- und Spieltipps hinzugefügt und das eine oder andere Szenario aufgeführt. Aber es wäre kein Quellenband, wenn nicht auch ein weltlicher Blick auf die Gesellschaft, einige deutsche Metropolen der Zeit, die Rechtsprechung und auf den alltäglichen Wahnsinn geworfen würde. Damals wurde der Irre nicht als krank angesehen, sondern vom Teufel oder anderen Geistern besessen, weil sie Böses taten. Und von Sünden befreit ja bekanntermaßen die Kirche. Also wird fleißig exorziert. Und dementsprechend gibt es auch ein eigenes Kapitel über Vatikan, Mönche und Klöster. Aber auch Alchemie, einige Kulte sowie geheimnisvolle Orte werden vorgestellt. Wie immer wird das Ganze abgerundet mit Szenarien, es wird auf die Charaktererschaffung eingegangen: zeitgemäße Namen, Fertigkeiten, Waffen und Berufe. Ein Abenteuer, angesiedelt in Island und eines namens Kinder der Dunkelheit vervollständigen den Quellenband.
„мHi Kevin, nach allem was du erzählst vermute ich auch, dass das ein Männchen ist. Du kannst ja mit Bildern von männlichen Pflanzen aus dem Internet vergleichen, ob es wirklich ein Männchen ist oder nur eine andere Sorte als du gewohnt bist. Die zweite schlechte Nachricht ist: Mit männlichen Pflanzen kann der Durchschnittskiffer leider gar nichts anfangen. Man kann sie zwar rauchen, aber sie enthalten nicht den Wirkstoff – es bringt also nichts. Man kann aus den Blättern einen Tee kochen, der ist gesund, aber nicht berauschend. Wenn man auch weibliche Pflanzen hat und
Einkommen bringen. Mit der Aktion Bauvorhaben können die Spieler an neuen Gebäuden bauen, die teilweise zu bestimmten Zeitpunkten, teilweise durch die Ereigniskarten ins Spiel kommen. Mit dem Privileg wird die zuletzt gespielte eigene Aktion wiederholt. Die Aktion Hausbau ist notwendig, um ein Haus zu errichten, für das dann mit der Karte Hauspacht das Einkommen vergrößert wird. Spenden können auf unfertige Gebäude gelegt und werden bei dessen Fertigstellung vergütet. Mit der Tuchherstellung wird Wolle in Tuch getauscht, die Medizin erlaubt ab Kapitel drei an der Pest Erkrankte zu heilen. Und wer die Gunst ausspielt, darf eben jenen Stein um ein Feld weiterbewegen. Letztendlich sind alle Aktionen dazu da, Einkommen zu erwerben, um es an anderer Stelle wieder einzusetzen, um noch mehr Einkommen zu bekommen, um zum Schluss die meisten Punkte erwirtschaftet zu haben. Aber einen Teil muss man als Obulus wieder abgeben und zwar am Ende jeden Kapitels sind Frömmigkeit, Getreide und Geld als Pflichtabgaben fällig. Wer nicht zahlen kann, verliert Siegpunkte und wird in der nächsten Runde bestraft, wenn er sich mit Loyalität freikaufen kann. Wie man an Siegpunkte kommt? Durch die Beteiligung an Bauvorhaben, durch Spenden, insofern das Gebäude fertig gestellt wird. Durch einige Gunstfelder, mit der Aktion Medizin, allerdings braucht man dafür medizinisches Wissen. Auch manche Häuser bringen als Pacht Siegpunkte. Also in jeder Runde an die Pflichtabgaben denken, genügend medizinisches Wissen anhäufen, zur rechten Zeit die passenden Baustoffe im Vorrat haben, dann kann eigentlich nichts schief gehen. Wenn da nicht die Ereignisfelder wären. Gut, dass niemand der Mitspieler sieht, was man gerade benötigt, denn alles Einkommen ist hinter einem Sichtschirm verborgen. Das Fazit fällt kurz und knapp aus: Die Regel ist schnell verstanden, das Spiel recht einfach, aber der Teufel sitzt im Detail. Auf die Ereigniskarten als Einkommensbringer kann man nicht bauen, denn man weiß nicht, welche kommen und wie sie hingelegt werden. Also müssen die eigenen Aktionen gut geplant sein. Fehler werden hart bestraft. Und so gewinnt derjenige, der davon die wenigsten macht. Hat den Sonderpreis verdient. Die Tore der Welt Autor: Michael Rieneck und Stefan Stadler Verlag: Kosmos Anzahl: 2 - 4 Spieler Alter: ab 12 Dauer: ca. 90 Minuten Preis: 32,00 Euro
Dixit
Spiel des Jahres. Ehrlich gesagt, mir fehlen ein wenig die Worte. Aber ich fand 2007 „Zooloretto“ auch nicht gerade den Renner. Aber an dieser Stelle ist ja „Dixit“ dran: „Hippiespiel“ finde ich, beschreibt es ganz gut. Um was es geht? Wer dran ist, wählt eine seiner sehr naiv gemalten Karten aus und legt sie mit einem Stichwort verdeckt auf den Tisch.
Cthulhu - Mittelalter, Die dunklen Jahre Quellenband für Cthulhu von Pegasus Press; 312 Seiten, Hardcover, Leseband; Art.-Nr.: 44300G, ISBN 978-3-937826-84-4, 39,95 Euro
Die Tore der Welt ...
… ist ein anderes Kaliber als der Vorgänger, „Säulen der Erde“. Ob das literarisch auch der Fall ist, weiß ich nicht. Spielerisch auf alle Fälle. Es geht von Anfang an zur Sache und um am Ende in der ersten Liga mitzuspielen muss auf ganz schön viel geachtet werden. Die Kathedrale in Kingsbrigde ist seit 200 Jahren fertig. Händler, Bauern und Baumeister versuchen weiter im Geschäft zu bleiben und müssen sich den Gegebenheiten der Zeit anpassen. Dabei darf die eigene Versorgung nicht vergessen werden, sonst wird es immer schwieriger ohne Punktverlust über die Runden zu kommen. Gespielt werden 4 Kapitel, in jedem der Kapitel machen die Spieler reihum sechs von zwölf möglichen Aktionen. So wissen die Mitspieler nie genau, was die anderen vorhaben. Doch zuerst wird eine Ereigniskarte gezogen, die neben einem Ereignis auch für Einkommen sorgt. Je nach dem wie sie auf ihrem Feld platziert wird, erhält jeder der Spieler Einkommen: Stein, Getreide, Wolle, medizinisches Wissen, Holz, Frömmigkeit, Loyalität oder Geld. Und alles ist wichtig. Außerdem wird der Gunststein möglicherweise weiterbewegt, was allerdings meist nur dem aktiven Spieler was bringt. Anschließend folgen die sechs Aktionen, die in erster Linie wieder
Alle anderen suchen dann eine ihrer Karten aus, die zu dem Stichwort passen und legen sie dazu. Dann Karten mischen und aufgedeckt hinlegen. Die Spieler platzieren verdeckt ein Abstimmungsplättchen vor sich und zwar das, welches ihrer Meinung zu der Karte des Erzählers gehört. Anschließend werden Punkte vergeben. Der Erzähler kriegt Punkte, wenn mindestens einer aber nicht alle sein Bild erraten haben, alle anderen wenn sie es erraten haben. Und wessen Karte für die des Erzählers gehalten wurde, bekommt zusätzlich Punkte. Sobald keine Karte mehr auf dem Nachziehstapel liegt, endet das Spiel und es gewinnt, wessen Häschen am weitesten nach vorn gehoppelt ist. In Spanien und Frankreich hat es ähnliche Preise wie hierzulande abgesahnt. Wie meinte einer meiner Kollegen von der Fairplay: Ein Mädchenspiel. Ich finde das trifft es ganz gut. Wie schon eingangs erwähnt, mir ist das alles zu liebevoll. Bin ich wohl die Ausnahme von der Regel. Dixit Autor: Jean-Louis Roubira Verlag: Libellud, Vertrieb Asmodee Anzahl: 3 - 6 Spieler Alter: ab 8 Dauer: 30 Minuten Preis: 30,00 Euro
Identik
Ein Spieler erklärt, was er auf einer Karte sieht, z.B. ein Schiff, drei Segel, ein Tau usw. die anderen malen. Ist die Sanduhr abgelaufen, werden Punkte verteilt, allerdings erfahren alle erst jetzt wofür es Punkte gibt. Also genaues ErkläIdentik ren aller Details ist vonnöAutor: William P. Jaten. Wer auf Montagsmaler cobson und Amanda A. Kohout steht, ihr wisst schon, kam Verlag: Asmodee mal im Fernsehen, sollte an Anzahl: 3 - 6 Spieler diesem Spiel Gefallen haAlter: ab 8 ben. Dauer: 45 Minuten
Fresko
Erste Entscheidung: Aufstehen ja oder nein. Ist eine Frage des Geldes und des Betriebsklimas. Doch irgendwann muss jeder ran an die Arbeit und was der Malermeister und seine Gehilfen vorhaben, wird geheim geplant. Ihr Ziel ist es, eine Decke mit einem neuen Anstrich zu versehen. Glaube ich meinem Kollegen Udo Bartsch ist es ein solides „Arbeiter-Platzier“Spiel, so werden diese Spiele also genannt mit einer stimFresko migen Spielgeschichte. Also Autor: Marco Ruskowski wer Lust hat auf ne Runde und Marcel Süßelbeck Farbe einkaufen, Farbe miVerlag: Queen Games Anzahl: 2 - 4 Spieler schen und dieselbige an die Alter: ab 10 Decke zu klatschen, dürfte Dauer: 60 Minuten mit diesem Spiel seine FreuPreis: 35,00 Euro de haben.
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#121 / 08.10
fun&action
#121 / 08.10
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ach ach purem Trickrennspaß auf crosstauglichen Quads bieten euch die Jungs von Disney´s Blackrock Studios seit ein paar Wochen schon die bombastischste Raserei im Laden an, die bisher über die heimischen Bildschirme flimmerte. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Besonderheit an Split Second ist nämlich der exzessive Gebrauch von Sprengsätzen in den unterschiedlichsten Stärken und den außergewöhnlichsten Ausmaßen. Während in den erhältlichen Standardracern entweder der schwerste Bleifuß oder das beste Tuning ausschlaggebend für Erfolg und Niederlage sind, in Funracern unrealistische ItemVerwurstungen bloß zu Mario Kart Erlebnissen führen und in Future Racern die futuristische Optik und das Streckendesign das Spiel ausmachen, haben sich die Entwickler von Split Second eigenständige Gedanken gemacht, um ein Rennspiel zu erschaffen, das sich von allen genannten Genres abhebt. Wie schafft man es dennoch ein adrenalintreibendes Driftrennen durch eng bebaute Umgebung noch Adrenalin treibender zu gestalten, ohne sich an den circa 20 Jahren bekannten Standards der Konkurrenz zu bedienen? Wie kann ein Spieler einem Kontrahenten das Fahren erschweren ohne bei unwirklichen Items und Fantasiekonstrukten den Gedankengang zu beenden? Welche Möglichkeiten könnten sich einem Fahrer bieten, bei Höchstgeschwindigkeiten, die Fahrbegebenheiten des Gegners zu beeinflussen ohne im Wunderland anzukommen? Wenn man dazu optisch noch einiges bieten könnte, das
selbst den Zuschauern den Atmen stocken lässt, könnte man die Idee des Funracers fast als neu erfunden bezeichnen. Die Fahrer in Split Second: Velocity sind allesamt echte Helden, die an der „Split Second“ Fernsehshow teilnehmen, um materielle Träume durch Preisgelder zu verwirklichen. Der Clou der beliebten Show wird jedoch nicht nur die Raserei schneller Karren durch detailverliebte Umgebungen, sondern vor allem durch den explosionslastigen Einsatz verschiedener Stärken Dynamits erreicht. Während des Rennens erhöhen die Fahrer durch gelungene Drifts, das Ausnutzen des Windschattens und durch riskante Manöver ihre Explosionsanzeige, die bei Zündung, die im Überfluss versteckten Böller aktivieren und Teile der Umgebung zersprengen. Leicht auszumalen wie es sich bei 220kmh anfühlt, wenn eine Brücke über einem einstürzt oder Hafenkräne gezielt auf euch oder eure Kontrahenten fallen. Das Ausmaß der Zerstörung liegt dabei an der Menge des verfügbaren Explosivstoffes, also an euren Fahrkünsten. Blackrock hat es mit Split Second: Velocity tatsächlich geschafft, frischen Wind in ein ausgelutschtes Genre zu blasen. Die grandiose Idee, die Umgebung in das Geschehen zu integrieren, sorgt nicht nur für wahnsinnig spannende und aufsehenerregende Rennen, sondern auch für eine verdammt dynamisch wirkende Spielwelt. Sie zeigt vielen sterilen Racinggames, wie man es besser macht.
Neben den famos gestalteten Strecken und Automobilen machen vor allem die Rasanz und die gebotene Action den Reiz von Split Second aus. Man driftet wie zu besten Ridge Racer Zeiten um die Kurven, um im richtigen Augenblick mit der Sprengung des städtischen Atomkraftwerkes die gesamte Führung mit einem Schlag auf die hinteren Plätze zu verweisen. Da euch natürlich die gleichen Gefahren gegenüberstehen, fühlt man sich ständig auf der Flucht, während man den ersten Platz zu erreichen versucht. Die verschiedenen Modi bieten dabei pyromanisch veranlagten Motorsportfreunden mehrere Wochen Bombenstimmung bei Höchstgeschwindigkeiten. Der zwei Spieler Split Screen oder der bis zu acht Spieler Online Modus verfeinern den ohnehin schon mächtigen Spielspaß um nicht zu verachtende Prozente und laufen in der gleichen, famosen Qualität wie der Single Player Karrieremodus: zwar nur mit dezenten, aber immer flüssigen 30 Bildern pro Sekunde. Split Second: Velocity ist ein brachialer Rennspiel-Kracher der glücklicherweise keinen ausgelutschten Itemgebrauch benötigt, sondern sich auf eigene, gute Ideen beruft und diese einmalig zu präsentieren weiß. Boombastic! PC-DVD:ASIN:B00363J1H6 / PS3: ASIN:B00363J1FI / XBOX360: ASIN:B00363J1FS, Circa 40€ USK 12 Xbox360:ASIN: B0037OI7VK - Usk:16 Circa 50€ Abb.: Disney‘s Blackrock Studios
Disney verlost unter unseren Lesern je eine Version des Spiels Split Second: Velocity für Ps3, Xbox360 und den PC. Schreibt bis zum 31.08.2010 eine Mail mit dem dazugehörigen Systemwunsch an Mze@Hanfjournal.de Betreff: Maximum Velocity.
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liche Anteilnahme zu zeigen. Während sich die Frankfurter PolizeibeamtInnen durchaus freundlich zeigten und es nicht zu Konflikten kam, versäumte es das Frankfurter Ordnungsamt, den Weg für den Demonstrationszug durch Aufschließen der Poller freizugeben. Dadurch verzögerte sich die Demonstration, bis schließlich die Feuerwehr im Auftrag der Polizei die Poller öffnete. Circa 40 TeilnehmerInnen zogen dann als Gedenk- und Demonstrations-Marsch durch die Frankfurter Innerstadt und protestierten mit Transparenten und Parolen, wie „Hopp, hopp, hopp- BtMG stopp“, „Legal illegal-scheißegal. Prohibition killsCannabis heals“, gegen die herrschende Drogen-Verbotspolitik. Gut 50 TeilnehmerInnen zählte dann die Abschlusskundgebung im Lesegarten, die mit einer Gedenkrede „für verstorbene Drogengebraucher, die wir kannten und
trag. Solidarität mit JES im gemeinsamen Kampf gegen Kriminalisierung, Ausgrenzung und Stigmatisierung und erläuterte und kritisierte Verschärfungen der Richtlinien für die Methadon-Vergabe durch das Regierungspräsidium Darmstadt als praxisfern. Die herschende Prohibitions-Politik kritisierte er als „Kriminalisierung einer unerwünschten Lebensweise“ ohne präventive Wirkung. Als Veranstalter kritisierte Christian Holl für JES FfM vor allem die Richtlinien des GBA zur Heroinvergabe als „Heroinabgabe-Verhinderungspapier ohne medizinische Begründung“ und forderte Nachbesserungen, um Menschenwürde zu ermöglichen.
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mochte“ von Pfarrer Schade-James eröffnet wurde. Jürgen Weimar, Mitarbeiter des Drogenreferats der Stadtfrankfurt, erläuterte anschließend, dass unter der Schirmherrschaft der Bundes-Drogenbeauftragten Dyckmanns in 40 deutschen Städten am 21. Juli entsprechende Gedenkveranstaltungen stattfanden und bedankte sich bei JES FfM für die Ausrichtung in Frankfurt. Er unterstrich die medizinische Notwendigkeit der Heroinabgabe an Betroffene, die es zum Überleben und für bessere Lebensbedingungen benötigen. Er schilderte die Erfolge der kommunalen Drogenpolitik des „Frankfurter Wegs“ und kritisierte, dass „die Richtlinien des „Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Kassen zur Diamorphin-Abgabe zu restriktiv seien und gelebte überlebensnotwendige Menschenwürde behinderten, teilweise verhinderten…“ Annette Ludwig (Kreisvorstand Die Linke. Frankfurt) sprach sich in ihrem Redebeitrag u.a. gegen die Kriminalisierung von KonsumentInnen aus und forderte stattdessen eine Verbesserung von Aufklärung und Prävention. Jo Biermanski, Pressesprecher der Grünen Hilfe, zeigte in seinem Redebei-
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Frankfurt. Bei hochsommerlichen Temperaturen gestaltete ein Bündnis von JES Frankfurt, Hanfinitiative FfM, Aids-Hilfe FfM, Alice FfM, Grüne Hilfe Hessen und Die Linke.- LAG Drogenpolitik Hessen gemeinsam den „Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“ mit Infoständen am Kaisersack, einem Trauer- und Demonstrationsmarsch in die Taunusanlage und Abschlusskundgebung an der „Gedenkplatte für verstorbene DrogengebraucherInnen“ im Lesegarten. Von 9- 15.30 Uhr informierten sich zahlreiche interessierte Drogengebraucher/innen und „NormalbürgerInnen“ bei den beteiligten Initiativen. Große Aufmerksamkeit bewirkten ausgelegte Holzkreuze mit Schuhen und Namen verstorbener DrogengebraucherInnen. 2009 verstarben 35 Betroffene in Frankfurt am Drogentod, 2010 waren es bis zum 21.Juli 16 Drogentote. Zahlreiche Freunde und Bekannte der Drogentoten nutzten die Möglichkeit, um persönliche Kondulenzgrüße an den Holzkreuzen zu hinterlegen. Eine beeindruckende Aktionsform, um die Anonymität der Drogentoten zu überwinden und mensch-
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Gedenktag in Frankfurt
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Von der Sonne weiterhin verwöhnt fand ein gelungener Veranstaltungstag dann seinen chilligen Ausklang im Lesegarten. Auch die Frankfurter Rundschau und Radio hr4 berichteten vom Gedenktag.
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news
14 Jahre Hanfparade
Hanfparade 2009 - Foto: marker
Als ich mich 1997 auf den Weg zur ersten Hanfparade machte, schien es als würde die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel allerhöchsten noch bis Übermorgen auf sich warten lassen. „Legalisierung jetzt! Mit Hanf in die Zukunft“ hieß unsere Losung – Zu zehntausenden strömten wir in die Hauptstadt, um das Gefühl des nahen Triumphs gemeinsam zu zelebrieren. Auch ein Jahr später, mitten im Wahlkampf, glaubten wir fest daran, unser Schicksal selbst in den Händen zu halten. „Der Kampf geht weiter“ war damals das Motto der mit weit über 50.000 Teilnehmern größten Hanfparade. Fünfzigtausend Kiffer vereint und ohne Angst, wer sollte uns jetzt noch aufhalten? Großartige Zeiten waren das, von denen wir „Alten“ mit einer Träne im Auge und einem seligen Lächeln auf den Lippen erzählen. Als Schröder die Wahl gewonnen hatte und die Koalitionsverhandlungen für das Rot-Grüne Bündnis begannen, wurde schnell klar - Das Schicksal der 4 Millionen deutschen Kiffer ist für die nicht mehr als „Verhandlungsmasse“. Doch wir glaubten fest daran, dass unser Engagement den Unterschied machen kann. Wir wollten weiter „Mit Hanf in die Zukunft“, auch wenn dies Tag für Tag weniger wie eine Gewissheit und mehr nach Wunschtraum klang. „Wem des eigen Haus zu eng, den zieht es in die Fremde“ und so setzte die Hanfparade im Jahr 2000 auf die Unterstützung internationaler Aktivisten und Sponsoren. „Legalize it globally!“ hatten wir uns auf die Fahnen geschrieben und diesseits wie jenseits des großen Teichs Gleichgesinnte gefunden. Ein Ereignis wurde die Parade leider erst durch einen Sturm, der sich das Prädikat „Jahrhunderhagel“ redlich verdiente, indem er in wenigen Minuten die komplette Bühnentechnik zerstörte. Immerhin sorgten die weit geöffneten Himmelsschleusen nebenbei für einen der ganz besonderen Momente der Hanfparadegeschichte. Nie wieder waren deutsche Kiffer so froh Polizisten und ihre Fahrzeuge zu sehen. 2001 war für mich ein besonderes Jahr, eine besondere Hanfparade. War ich bisher eher Zaungast als Akteur, wollte ich bei der fünften Hanfparade selbst Hand anlegen. Das „Wichtigkärtchen“, das mich damals als Bühnenordner kennzeichnete, hüte ich bis Heute wie einen Schatz, steht es doch für den Beginn meiner „Aktivistenkarriere“. Die Hanfparade unter dem Motto „Kein Krieg gegen Pflanzen“ war politischer den je und führte von der Parteizentrale der SPD zum Roten Rathaus. Doch die Teilnehmerzahlen gingen erneut zurück. Ernüchterung über die Unbeweglichkeit der Politik hatte sich unter den deutschen Kiffern breitgemacht. Doch noch war der „Krieg“ nicht verloren und so riefen wir im Jahr 2002 dazu auf, „Für Hanfgebrauch! Gegen Hanfmi§§brauch!“ auf die Straße zu gehen. „Aufklärung statt Verbote!“ war unser gemeinsames Ziel und Hans-Christian Ströbeles „Gebt das Hanf frei“ der Satz des Tages. Voller Hoffnung auf bessere Zeiten begannen wir die Arbeit für die 7.Hanfparade, hatte doch Stephan Raab aus Ströbeles Satz einen Charthit gemacht und Kiffen war in aller Munde. Trotzdem wollten im Jahr 2003 nur 5.000 Menschen unter dem Motto „Gebt das Hanf frei!“ demonstrieren. Wieder ein Rückschlag, diesmal garniert von der martialisch auftretenden Polizei, die sich nicht zu schade war, Menschen wegen eines Joints aus der Menge zu greifen. Wenn wir die Hanfparade retten wollten, mussten wir etwas Neues probieren und so ging es im Jahr 2004 erstmals nach Kreuzberg, einem der Viertel von denen wir hofften, dort viele Konsumenten zu erreichen. „Get Wise - Legalize! Drogenfahnder zu Kleingärtnern!“ lautete das Motto der nunmehr 8. Hanfparade. 2005 geschah das, was nie geschehen durfte. Wenige Tage vor der Parade unter dem Motto „Wir sind das Hanf!“ verbot man uns die im Mauerpark geplante Abschlusskundgebung. Ohne Bühnen, ohne Nutzhanfareal, ohne Markt der Möglichkeiten und ohne Kinderland war die Hanfparade ein Trauerspiel. Einziger Lichtblick an diesem grauen Tag mit viel Polizei und nur rund 1.000 Demonstrierenden war eine spontane „Gegendemo“, mit der „Drogenhändler“-Punks darauf hinwiesen, dass eine Legalisierung ihnen das Geschäft versaue. Im Frühling 2006, dass es eine 10. Hanfparade unter dem Motto „Legalisierung Jetzt! Umdenken statt Milliarden verschenken!“ geben würde, stand längst fest, hatte Torsten eine Idee, die so verrückt war, dass wir sie einfach durchziehen mussten. Und so wuchsen unter Uckermärker Sonne 10.000 Hanfpflanzen heran, mit denen wir das Brandenburger Tor begrünen wollten. Für 24 Stunden ging alles gut, doch dann kam Kriminalkommissar Freund, der hinter den harmlosen Nutzhanfpflanzen groß angelegten Drogenhandel vermutete. Mit Sägen, Taschenmessern und Heckenscheren gingen die Polizisten daraufhin ans Werk und vernichteten mit dem mobilen Feld die letzten Hoffnungen des Bündnis Hanfparade. Dass wieder nur wenig mehr als 1.500 Teilnehmer den massiven Kontrollen trotzten, geriet angesichts des grün-weißen Ernteeinsatzes zur Nebensache. Die Hanfparade 2006 war ein Medienspektakel und doch ist sie der Tiefpunkt meiner Bemühungen um einen legalen Hanfmarkt. Noch im Frühling 2007 sah es so aus, als würde es in Berlin keine Legalisierungsdemo mehr geben, doch ein kleiner unbeugsamer Haufen wollte der bereits beerdigten Idee von
kommentar
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Ein wenig Gift ab und zu:
Text: Steffen Geyer
Das macht angenehme Träume...
oder wie ich verlieren lernte und was ich gewann Am 07.August findet in Berlin die 14. Hanfparade statt. Wie sich Deutschlands größte Legalisierungsveranstaltung in ihrer langen Geschichte verändert hat, berichtet Steffen Geyer, einer ihrer Organisatoren, im Folgenden aus seiner ganz persönlichen Sicht.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe mich entschlossen, Ihnen diesen Brief zu schreiben, weil ich mir nicht anders zu helfen weiß. Vor einem dreiviertel Jahr kauften meine Kommilitonen und ich Marihuana, welches hochgradig vergiftet war. Ich schickte einen Teil des vergifteten Marihuanas an die Apotheke in Viersen, welche verunreinigte Drogen untersucht, um den betroffenen Konsumenten zu helfen. Von dort wurde das vergiftete Marihuana an das LKA
lung 5 durch. Ich teilte ihr die Vorfälle mit und fragte, warum die Informationen, das vergiftete Marihuana betreffend, nicht an die Bevölkerung weitergegeben wurden. Daraufhin sagte Frau Hawelka: Was denken Sie eigentlich wer Sie sind; Sie sprechen hier mit dem LKA NRW! Dann hätten Sie das Marihuana eben nicht rauchen sollen! Enttäuscht und politisch wach legte ich den Hörer auf und erinnerte mich zwangsläufig (Aktion -> Reaktion) an eine Aussage Ulrike Meinhofs, in der sie damals
www.abgeordnetenwatch.de/mechthild_dyckmans-575-37544-f250744.html#q250744 Ich frage mich, wieso die Regierung eine Untersuchung dieser giftigen Substanz in die Wege leitete, ohne anschließend die Konsumenten über das Resultat zu informieren. Die Drogenbeauftragte Dyckmans muss von dieser Untersuchung gewusst haben. Immerhin wurde in diese Untersuchung finanziell investiert, da die Identifizierung des Stoffes nicht ohne Weiteres
Text: Julia Roth
Hanfparade 2009 - Foto: marker
der Straße als demokratischer Bühne neues Leben einhauchen. „Gegen Gift im Gras!“ zogen Tribble und seine Mitstreiter zu Felde. Legaler Eigenanbau sollte die Konsumenten vor der Profitgier des Schwarzmarktes schützen. Ok, mit rund 2000 Teilnehmern war die Parade immernoch weit von der Beteiligung in der guten alten Zeit entfernt, aber mit viel mehr Zuspruch hatte im neuen Team keiner gerechnet. Die Hanfparaden der Jahres 2008 und 2009 sind schnell erzählt. Vom rauschenden Fest der Neunziger ist die Hanfparade noch immer weit entfernt und doch blicken wir Organisatoren mit Zuversicht auf den 7. August. Gegen alle Widerstände, trotz Polizeischikanen und Behördenwillkür hat sich die Hanfparade im politischen Kalender der Hauptstadt festgebissen. Drei Generationen Hanfbegeisterte haben die Hanfparade am Leben gehalten, haben geschwitzt, geschuftet, geflucht und geweint, damit ihr ein fröhliches Politspektakel genießen könnt. Ich bin stolz darauf, Teil dieser Geschichte zu sein. Als ich mich 1997 mit ein paar Freunden auf den Weg nach Berlin machte, hätte ich mir nicht träumen lassen, eines Tages auf 10 Jahre Legalisierungsarbeit und 14 Hanfparaden in Berlin zurück zu blicken. Wen ihr den Mut habt, dem Schicksal eine Chance zu geben, wer weiß, wohin [fett]euch[/fett] ein Besuch der Hanfparade führen wird? Die Hanfparade am 07.August 2010 mag nicht so groß, so bunt oder so toll sein wie „früher“, doch heißt es nicht: „Der Zwerg auf dem Kopf des Riesen sieht weiter als dieser“?
NRW weitegegeben, welches zu diesem Zeitpunkt (Oktober 09) bereits eine Untersuchung zu diesem Giftstoff durchführte, da laut Dr. Hellmut Mahler, welcher mit dieser Untersuchung beauftragt worden war, einige Menschen, welche dieses Marihuana ebenfalls konsumiert hatten, stationär behandelt werden mussten. Dr. Mahler bat um einen Bericht bezüglich der Merkmale des vergifteten Marihuanas, sowie eine Beschreibung der erlebten Nebenwirkungen. Da dieser Informationsaustausch aufgrund der Einhaltung der Schweigepflicht über die Apotheke in Viersen laufen musste, schrieb ich die Merkmale und Nebenwirkungen nieder und schickte eine Email an die Apotheke, welche diese Informationen anschließend an Dr. Mahler weitergab. Ursprünglich sollte eine Pressemitteilung an die Bevölkerung herausgegeben werden, da es sich laut LKA NRW bzw. der Apotheke in Viersen um einen „hochgefährlichen chemischen Stoff“ handele, welcher durch eine komplexe Untersuchung identifiziert werden konnte. Für diese Untersuchung wurden spezielle Vorkehrungen getroffen, da sich der Giftstoff nur in Verbindung mit Feuer; also in „Rauchform“ nachweisen lässt. Dementsprechend wäre ein x-beliebiges Labor gar nicht erst in der Lage festzustellen, um welchen Giftstoff es sich hier handelt. Da ich mit der Weitergabe dieser Information nicht warten wollte, schrieb ich einen Artikel, welcher im Hanf Journal (Hanf Journal 02.2010: Warnmeldung), sowie auf der Internetseite der Organisation „Drug Scout“ veröffentlicht wurde: http://drugscouts.de/node/99022 Da nach ein paar Wochen immer noch keine Pressemitteilung herausgegeben worden war, rief ich erneut die Viersener Apotheke an, welche mir mitteilte, dass Moll1 sich spontan gegen eine Pressemitteilung entschieden hatte. Die Mitarbeiter der Apotheke waren fassungslos und sagten zudem, dass sich Dr. Hellmut Mahler ebenfalls, ohne Erfolg, für eine Veröffentlichung der Informationen eingesetzt hatte, um zu helfen. Fassungslos rief ich dann selbst von einem öffentlichen Apparat das LKA NRW an, um mit Dr. Mahler zu sprechen. Dies wurde mir allerdings verweigert und man stellte mich zu Frau Hawelka von der Führungskommission Abtei-
behauptetet hatte, die Polizei beschäftige Idioten. Danach setzte ich mich mit Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband in Verbindung, um ihn über die Vorfälle zu unterrichten und zu überlegen, welchen Weg ich gehen könnte, um den Giftstoff zu erfahren und dann die Öffentlichkeit zu informieren. Leider kamen wir zu keinem Ergebnis, da ich durch eine Selbstanzeige erstens meine berufliche Karriere gefährden würde und zweitens das Verbot, die Öffentlichkeit zu informieren scheinbar von „ganz oben“ kommt. Abgesehen davon, gibt es keine weiteren Labore, die diesen komplexen Giftstoff untersuchen könnten, ohne zu wissen, wonach sie suchen sollen und ohne sich zudem strafbar zu machen, da es sich bei dieser Substanz leider Gottes in Deutschland um eine illegale Droge handelt. Meiner Meinung nach, ist es nicht an der Zeit zu diskutieren, ob Marihuana eine gute oder böse Droge ist und deshalb den Menschen zugänglich gemacht, oder weiterhin verweigert werden sollte. Fakt ist, dass die deutschen Bürger reihenweise im Krankenhaus landen, weil diese vieldiskutierte Droge vergiftet ist: http://hanfverband.de/streckmittel/warnungen.html und deshalb umgehend legalisiert werden muss. Welche Gesellschaft funktioniert schon ohne Rauschmittel? Viele Menschen hören nicht auf zu konsumieren, obwohl sie wissen, dass Giftstoffe in dieser Droge enthalten sind! Sollten wir uns an dieser Stelle nicht fragen, in welcher Beziehung der Konsum zur gegenwärtigen Gesellschaft steht, anstatt Menschen gnadenlos zu kriminalisieren und zu diskriminieren? Sollten wir uns des Weiteren nicht fragen, welche Folgeschäden die Betroffenen durch den Konsum davontragen und welche Unkosten dieser Prozess auf Dauer durch die Behandlung dieser Folgeschäden für unsere Krankenkassen mit sich bringt? Ich möchte Sie nun bitten, ihren Blick auf einen Dialog zwischen Georg Wurth und der Drogenbeauftragten Dyckmans zu richten, welcher kürzlich stattfand und auf der Seite des Deutschen Hanfverbandes, sowie auf abgeordnetenwatch.de nachzulesen ist:
und nur mithilfe spezieller Vorkehrungen erfolgen konnte. Dementsprechend handelt die Drogenbeauftragte Dyckmans ganz klar im Sinne der Regierung und nicht im Sinne der Bürger. Zudem kommt, dass durch die Geheimhaltung der Informationen, den Menschen eine effektive medizinische Behandlung untersagt bleibt. Ich möchte an dieser Stelle kurz auf die Frage der Kriminalität beider Parteien (Konsumenten / Regierung) eingehen. Logischerweise verstoßen die Konsumenten gegen das Betäubungsmittelgesetz, schaden sich jedoch nur selbst. Die Regierung (Dyckmans) vertritt das Gesetz; aber um welchen Preis? Es ist deutlich geworden, dass in dieser Angelegenheit keinen Wert auf die Gesundheit der Menschen gelegt wird und somit die Regierung indirekt, aber wohlwissend zur Vergiftung unzähliger Menschen beiträgt und sich, moralisch gesehen, der gefährlichen Körperverletzung schuldig macht. Wie Sie den Streckmittelmeldungen auf der Seite des Deutschen Hanfverbandes entnehmen können, ist diese Angelegenheit zu einem europaweiten Problem geworden. Nun frage ich mich ein letztes Mal, ob dieses Phänomen auf die momentane Wirtschaftskrise, sowie den Kapitalismus in den Köpfen der Großanbauer und Händler zurückzuführen ist...(?)
An Frau Dyckmans
Stellen Sie sich vor, Ihre Tochter geht auf eine Party. Dort befindet sich ein Mensch, der Ihrer Tochter eine giftige Substanz in den Cocktail mischt. Es gibt eine weitere Person auf dieser Party, welche den Vorgang beobachtet, jedoch davon absieht Ihre Tochter darüber in Kenntnis zu setzen. Ihre Tochter trinkt den Cocktail, landet im Krankenhaus und muss mit schwerwiegenden Folgeschäden rechnen. Würden Sie nicht Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um den Täter, sowie den Mitwisser hinter Schloss und Riegel zu bringen? PS: Das ist keine Drohung, sondern ein Appell an die Philanthropie, welche Ihnen (falls überhaupt vorhanden) in dieser Amtszeit verloren gegangen zu sein scheint, Frau Richterin. Bachmann, Ingeborg: Das dreißigste Jahr (1961)
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#121 / 08.10
news
Hemp as spice
trommelt täglich um 16:20 weltweit für die Legalsierung
Coffeeshop-Tourismus in Gefahr? Urteil sorgt für Unklarheiten
CH - Erfolg für Hanfbauer Bernard Rappaz
Seit dem 18.7.2010 findet auf „Hemp as Spice“ (www.hempasspice.net) die Wunschminute für die weltweite Legalisierung der Hanfpflanze statt.
Haft@home
Der Schweizer Hanfbauer Bernard Rappaz aus Saxon im Kanton Wallis ist nicht nur ein Hanfpionier in der Schweiz, sondern auch ein Meister in der Fähigkeit, die helvetische Justiz und Strafvollzugsbehörden in Bedrängnis zu bringen und so die Verschärfung der Strafverfolgung von Cannabiskonsumenten rückgängig zu machen. Mit seinem Hungerstreik hat er inzwischen sein Ziel erreicht, dass er seine Strafe vorläufig unter strengen Bedingungen an seinem Wohnsitz verbüßen darf. Nach diesem Zugeständnis der Behörden hat Rappaz seinen Hungerstreik abgebrochen. Mehr zum Thema in der taz-drogerie: http://blogs.taz.de/drogerie
U
nter Berücksichtigung der Zeitzonen wird sie zukünftig immer ab 16:19 MESZ (mitteleuropäische Sommerzeit) eingetrommelt und um 16:20 mit einem dafür speziell komponierten Sound untermalt. Ein oktavanaloger THC-Gong eröffnet die Ceremony und zur meditativen THC-Schwingung: (http://www.planetware.de/tune_in/thc.html ) werden gleichzeitig Bilder unserer Lieblingspflanze gezeigt.
Warum 4:20 pm ?
D - Rot/Grün in NRW will weniger Kiffer verfolgen
Im Jahre 1971 verabredeten sich Schüler der San Rafael High School (Kalifornien) täglich um 16:20 Uhr, um nach dem Unterricht gemeinsam zu kiffen. Die Gruppe nannte sich selbst Waldos und traf sich in einem Wäldchen auf dem Schulgelände, unter einer Statue des Lebensmittelchemikers Louis Pasteur, um von dort aus nach einem angeblich geheimen Grasfeld zu suchen, das im angrenzenden Wald gerüchteweise existiert. Die Uhrzeit 4.20 pm war auch gleichzeitig Code für das gemeinschaftliche Konsumerlebnis. Zwar haben die Waldos das geheime Weedversteck nie gefunden, aber ihre regelmäßigen Treffen, bei denen neben der Schatzsuche heftigst gekifft wurde, bildeten die Grundlage für die US-Amerikanische 420-Kultur, die sich bis ins Jahr 2010 übers ganze Land verbreitet hat und die Prohibition eines Tages kippen wird.
Rheinländer raus? Coffeshops in Grenznähe dürfen das bald... - Foto: Archiv
D
Hier unser Aufruf:
„Nimm Teil an der weltweiten Legalisierung von Cannabis“ Wir treffen uns täglich im World Wide Web um 16:20 „Central European Summertime“ (CEST) in ritueller Form in einem morphogenetischen Feld zur Förderung der weltweiten Legalisierung der Hanfpflanze!
Ein kreatives, energetisches Experiment zur Wiederbelebung der Hanfkultur. Täglich um 16:19 auf: www.hempasspice.net
#121 / 08.10
Louis Pasteur (Beniamino B. Bufano (1898–1970)) - San Rafael High School Foto: Sapphic
er Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass niederländische Coffeeshops nicht gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen, wenn sie Kunden aus anderen EU-Staaten nicht mehr bedienen. Einige grenznahe Gemeinden an der belgischen und der deutschen Grenze wollen ein Modellprojekt starten, das die Coffeeshops auf ihrem Stadtgebiet verpflichtet, Hanfprodukte nur noch an in den Niederlanden gemeldete Personen abzugeben. Hanf sei nicht mit anderen Gütern zu vergleichen und deshalb ließen sich hier nicht die selben Parameter anwenden, die für andere Waren gelten. Allerdings ist diese Regelung nur als Pilotprojekt in einigen grenznahen Gemeinden geplant. Einige Zeitungen haben vorschnell gemeldet, Ausländer könnten gar kein Weed mehr in den Niederlanden kaufen, so titelte die Welt: „Unsere Kiffer müssen draußen bleiben“ Das stimmt so nicht, denn diese Regelung gilt nur dann, wenn die zuständige Gemeinde darauf besteht, was bisher nur in den erwähnten Grenzregionen zur Disposition steht. Amsterdamer, Utrechter oder Rotterdamer Coffeeshops sind von der Regelung nicht betroffen, da die dortigen Stadtmütter- und väter nichts gegen Coffeeshop-Touristen einzuwenden haben. Im Gegenteil.
Meldung des DHV vom 13.07.2010:
SPD und Grüne in Nordrhein-Westfalen wollen die von der schwarz-gelben Vorgänger-Regierung durchgesetzte Verschärfung der Strafverfolgung von Cannabiskonsumenten rückgängig machen Im Koalitionsvertrag, der vergangenen Monat besiegelt wurde, heißt es konkret: „Um die Justiz zu entlasten und Gelegenheitskonsumentinnen und -konsumenten zu entkriminalisieren, werden wir die Eigenbedarfsgrenzen wieder auf den Stand von 2007 anheben.“ CDU und FDP hatten 2007 die genannte Verordnung verschärft und die „geringe Menge“, bis zu der die Staatsanwaltschaft in der Regel Verfahren gegen Cannabiskonsumenten einstellen soll, von 10 auf 6 Gramm Haschisch und Marihuana herabgesetzt. Die Folge war, dass die Zahl der Verfahren in 2008 um 24,8 Prozent anstieg. Auch einige andere Bundesländer haben die „Geringe Menge“ in den letzten Jahren auf 6 Gramm herabgesetzt, darunter das Saarland, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Hamburg. In NRW fiel die Änderung aber besonders hart aus. Verfahren gegen Jugendliche sollten z.B. gar nicht mehr ohne Auflagen eingestellt werden. Eine derart harte Regelung kam einer Kriegserklärung an große Teile der Bevölkerung gleich. In NRW konsumieren etwa 850.000 Menschen zumindest gelegentlich Cannabis. Hanffreunde können diesen Beschluss der rot-grünen Koalitionäre in NRW aber nicht gerade als besonderen Erfolg feiern. Schließlich geht dieser Beschluss kein bisschen über das bisherige Vorgehen der früheren rot-grünen Koalition hinaus. Es wird weiterhin tausende Strafverfahren gegen einfache Cannabiskonsumenten geben. Da viele von ihnen aus verschiedenen Gründen mehr als 10 Gramm Vorrat zu Hause haben, werden auch weiterhin normale Menschen verurteilt werden, die lieber Hanf rauchen als Bier oder Schnaps zu trinken. Als rot-grüne Evolution in der Drogenpolitik kann man es jedenfalls nicht bezeichnen, wenn es einfach nur weitergeht wie gehabt. Andererseits sollte auch nicht verschwiegen werden, dass mit diesem Beschluss zum ersten mal seit 6 Jahren ein Landesparlament eine liberalere Cannabisregelung beschließt. 2004 hatte Berlin die „geringe Menge“ angehoben. Seitdem gab es ein Reihe von Beschlüssen in Landesparlamenten, die alle auf mehr Repression gegen Cannabiskonsumenten hinausliefen. Insofern könnte die kommende Verordnung in NRW auch eine Trendwende bedeuten - hin zu einer allgemein liberaleren Cannabispolitik. Ob dieser Beschluss nur ein rot-grüner Reflex auf die verhasste Rüttgers-Regierung ist oder tatsächlich eine andere Geisteshaltung dahinter steckt, werden SPD und Grüne wohl noch deutlich machen. Immerhin ging die irrationale Jagd auf Cannabiskonsumenten unter Rüttgers weit über die bloße „Geringe-Menge-Verordnung“ hinaus. So gab es z.B. im Grenzgebiet zu Holland immer wieder Strafanzeigen gegen Deutsche, die zu Fuß und noch etwas bekifft vom Besuch in einem Coffee-Shop nach Hause kamen, obwohl sie gar kein Cannabis dabei hatten und obwohl der Konsum von Cannabis selbst auch in Deutschland nicht verboten ist. Die Polizei kam mit dem Argument, man müsse dann ja wohl vorher
news Cannabis besessen haben. Solche Geschichten dokumentieren eine noch nie dagewesene Aggressivität der Polizei in NRW gegen einfache Hanffreunde. Unvergessen bleibt auch, dass die Landesregierung eingeschritten ist, als der Münsteraner Polizeipräsident Wimber eine Diskussion über den Sinn der Kifferverfolgung angestoßen hat. Cannabiskonsumenten können wohl erwarten, dass eine derart wahnhafte Einstellung zum Thema Cannabis nun ein Ende hat.
US - Börse: Koksgeld gewaschen - na und? Wells Fargo Tochter wäscht Drogengeld und kommt billig davon
Würde einem ihrer Bürger oder gar einem Nicht-US-Bürger die Wäsche von 380 Millionen (!) US$ Drogengelder nachgewiesen, so wäre sein Leben in Freiheit wohl beendet und das Geld wäre futsch, in Staatsverwahrung sozusagen. Bänker oder Börsenspekulanten hingegen dürfen das und müssen lediglich mit einer Geldstrafe rechnen, die nicht einmal 50 Prozent des Gewinns aus den Drogengeschäften ausmacht. So wurde der Wells Fargo Tochter Wachovia jüngst die Wäsche von 380 Millionen US$ von Mexikanischen Drogenkartellen nachgewiesen, die Strafe dafür betrug lediglich 160 Mio. US$. Außerdem musste das Börsenunternehmen versprechen, nie wieder so zu handeln. In Mexiko starben seit 2006 über 22.000 Menschen im „Krieg gegen die Drogen“, die Verantwortlichen hierfür wären ohne das Instrument der Geldwäsche nicht handlungsfähig. Quelle: Alternet.org
UN - UNODC: Costa geht Juri Fedotow wird Nachfolger
Der Chef der UN-Drogenbehörde UNODC, Antonio Maria Costa, hört auf. Im August wird ihm laut einer Meldung von „Der Standart“ der russiche Diplomat Juri Fedotow folgen, der zur Zeit noch als Botschafter Russlands in London arbeitet. Drogenpolitisch ist Fedotov bisher ein unbeschriebenes Blatt, Äußerungen wie „Großbritannien habe sich in ein Naturschutzgebiet verwandelt, wo sich Straftäter ruhig vor der Justiz verstecken können“, werfen jedoch ihre Schatten voraus.
D - Bleibt weg vom Summer Jam Filzorgien der Security verhageln Reggae-Festival
Wir hatten bereits mehrmals vor der Security auf dem Summer Jam gewarnt und lagen damit auch vor knapp acht Wochen richtig. Die Kifferjagd in Köln hat auch in diesem Jahr wieder skurrile Formen angenommen. Während die Securtiy filzt, steht die Polizei daneben und wartet auf die Übergabe des nächsten Konsumenten. Filmen ist nicht erlaubt, der Kameramann wurde nach seiner Entdeckung selbst gefilzt. Dieser „Road Block“ befindet sich auf dem Weg zur FestivalBühne, laut Zeugenaussagen werden hier insbesondere „potentielle Drogenkonsumenten“ intensiv kontrolliert. Wer Cannabiskonsumenten auf solch unnötig und erniedrigende Weise diskriminiert, hat auch deren Geld nicht verdient. Auch andere Mütter haben schöne Töchter, in Mühlheim, Bersenbrück oder beim Realbeat in der Tschechischen Republik ist die Security freundlicher.
D - R.I.P Hans Georg Behr Hans Georg Behr verstorben
Am 8.Juli 2010 ist Hans Georg Behr verstorben. Wir alle kennen ihn als Autor des großartigen Buches “von Hanf ist die Rede” oder auch von “Weltmacht Droge” und “Unsere Unterwelten”. Desweiteren erarbeitete er fantastische Geschichtsromane wie “die Mogulin” oder “Söhne der Wüste”. Mit “Fast eine Kindheit” schrieb er sich in die hohe Literatur, “Fast ein Nomade” musste er, nach einem Schlaganfall schon bettlägrig, größtenteils diktieren. Den letzten Teil der geplanten Trilogie wird er nicht mehr fertig stellen können. Hans Georg Behr verstarb in seinem Hamburger Zuhause, die letzten fünf Jahre ans Bett gefesselt, gepflegt von seinem Lebensgefährten Ecke Dück. Mit Hans Georg haben wir alle einen großen Literaten und rastlosen Charakter verloren und viele einen lieben Freund. Quelle: Hanfplantage
Fortsetzung von Seite1
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„Besser spät als nie
Medikamente auf Cannabisbasis bald in der Apotheke?“ Meinungsbildung bei, Marktanteile, Patentrechte und Profite werden weitaus höher angesiedelt. Eine für alle einfach und billig anzubauende Pflanze stört da nur. Cannabis ist auch vom medizinischen Aspekt betrachtet eine der am besten erforschten Pflanzen, 2008 lagen einer Veröffentlichung der Fachzeitschrift „Medicinal Research Reviews“ bereits über 15.000 Studien oder wissenschaftliche Arbeiten zu Cannabis oder zu Cannabinoiden vor, nach Angaben von NORML-Direktor Paul Armentano sind es mittlerweile über 20.000. Dennoch: Sativex brauchte nach der Zulassung in Kanada weitere fünf Jahre und weitere Studien, um auch in zwei EULändern zugelassen zu werden, Dronabinol gilt trotz höchster Dringlichkeit immer noch nicht als verkehrsfähig. Die Verantwortlichen verweisen regelmäßigsich auf angeblich nicht vorhandenen Studien. Die aber gibt es, allein seit 2005 gab es 37 kontrollierte Studien zu therapeutischen Einsatz von Cannabinoiden*: Neun davon belegen eine Linderung von Spastiken bei Multiple Sklerose, vier eine Symptomlinderung und Appetitsteigerung bei HIV/AIDS, weitere vier dokumentieren die Linderung von chronischen Schmerzen, zwei behandeln die Wirkungen von Cannabis bei Darm-Fehlfunktionen. Außerdem gab es zwei Studien zu Cannabis bei Übelkeit und Erbrechen, zwei zu Cannabis und Schizophrenie, eine zu Hanf bei Grünem Star sowie zwei zu weiteren Indikationen. Alle diese Studien belegen einen medizinischen Nutzen von natürlichem Cannabiskraut und werden in Europa weitest gehend ignoriert. Eine kalifornische Doppel-Blind Studie zu „Cannabis bei Neuropathie“, die viel versprechende Ergebnisse erzielt hat, sieht in Cannabis bei diesem Krankheitsbild gar ein hochgradig wirksames Medikament mit geringen Nebenwirkungen. Auch eine Reihe neuere Studien zur Wirksamkeit von Cannabis gegen die Vermehrung von Tumorzellen oder die Wirkung von CBD bei Alzheimer hat in den USA bei Medizinern große Beachtung gefunden, während ein Großteil der Ärzteschaft hierzulande noch darüber grübelt, ob man einem Krebs-Patienten im Endstadium THC-haltige Tropfen verschreiben darf, ohne Ärger mit der Kasse zu bekommen. Fehlende Studien sind lediglich eine Schutzbehauptung derer, die vom Verbot der natürlichen Cannabismedizin profitieren oder sie allein aus weltanschaulichen Gründen weiterhin illegalisieren wollen. Diese beiden Gruppierungen bilden die unheilige Allianz, die deutsche Cannabinoidpatienten seit Jahren über Maß leiden lässt. In den Staaten der USA und Kanada, in denen es bereits seit einigen Jahren ein Gesetz zur medizinischen Verwendung von Cannabis gibt, haben die Verantwortlichen erkannt, was in Europa mit wenigen Ausnahmen noch verhindert wird: Cannabinoidmedizin funktioniert nur, wenn ein/e Patient/in wählen darf, ob sie/er auf künstliche Cannabinoide, Fertigpräparate aus der Pflanze oder natürliches Cannabis zurückgreifen darf. *http://www.cannabis-med.org/data/pdf/en_2010_01_special.pdf Mehr zum Thema: www.NORM.org https://openaccess.leidenuniv.nl/bitstream/1887/12297/1/Thesis.pdf