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 Grußwort von Hartmut Koschyk MdB Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

anlässlich des Kongresses der Deutschen

am 17. Oktober in Astana


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Ich freue mich sehr, dass ich gemeinsam mit dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Kasachstan, Herrn Rolf Mafael, und weiteren Mitarbeitern der Deutschen Botschaft Astana sowie des Bundesministeriums des Innern an diesem wichtigen Kongress der Deutschen in Kasachstan teilnehmen kann und vom Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Herrn Waldemar Eisenbraun, begleitet werde. Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland arbeitet bereits eng mit den Deutschen in Kasachstan in Form von Partnerschaftsprojekten zusammen. Sie können an der Teilnahme so vieler Vertreter deutscher Organisationen ablesen, welchen Stellenwert der Kongress der Deutschen und der damit verbundene Umstrukturierungsprozess bei der deutschen Minderheit in Kasachstan für Deutschland haben. Ich darf Ihnen die herzlichen Grüße der Bundesregierung, insbesondere der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, des Bundesministers des Auswärtigen Sigmar Gabriel sowie des Bundesministers des Innern Dr. Thomas de Maizière übermitteln. Wie sehr Deutschland die deutsche Minderheit in Kasachstan am Herzen liegt, wurde auch bei der eindrucksvollen Begegnung von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender am 12. Juli in der damals noch nicht fertiggestellten EvangelischLutherischen Kirche in Astana deutlich, der ich beiwohnen durfte. Bereits seit längerer Zeit wird über die Notwendigkeit von Umorganisationen und Neustrukturierungen in der Selbstorganisation der Deutschen in Kasachstan debattiert. Ich habe dabei immer betont, dass die deutsche Seite in Fragen der inneren Organisation einer kasachischen Nichtregierungsorganisation strikte Neutralität wahrt. Die Deutschen in Kasachstan sind souverän und frei in allen Entscheidungen zu Fragen der


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Selbstorganisation, und Deutschland wird zu diesen Fragen keinen Einfluss nehmen. Wie Sie sich organisieren, ist ganz Ihnen überlassen. Aber dass Sie sich in einer starken Selbstorganisation organisieren, daran hat Deutschland ein starkes Interesse. Gerade einmal drei Monate ist es her, dass wir hier in Astana die mittlerweile 15. deutsch-kasachische Regierungskommission für die Angelegenheiten der ethnischen Deutschen in Kasachstan durchgeführt haben und auf der über viele erfolgreiche Aktivitäten der deutschen Minderheit in Kasachstan berichtet wurde. Besonders beeindruckt hatte mich die Präsentation der Kasachstandeutschen im Rahmen des deutschen Nationentages auf der EXPO, der vom deutschen Bundespräsidenten eröffnet wurde. Auch gibt es sehr gute Perspektiven für die Zusammenarbeit der in der angestammten Heimat verbliebenen Deutschen in Kasachstan und ihren nach Deutschland ausgesiedelten Landsleuten. Ein besonders eindrückliches Beispiel hierfür ist die großartige Publikation „Geschichte und Kultur der Deutschen in Kasachstan“, die dieses Jahr in russischer und deutscher Sprache erschienen ist und an der ausgewiesene Fachleute aus Kasachstan wie aus der Deutschland beteiligt waren. Dieses alles zeigt, dass die Deutschen in Kasachstan ein großes Potenzial haben und auch die Möglichkeiten, dieses konstruktiv zu nutzen. Hierbei wollen wir Sie auch weiterhin unterstützen. Mit diesem Ziel möchte ich jetzt auf die Aspekte eingehen, die für die Finanzierung durch die deutsche Seite wichtig sind. Für die Fortführung des BMI-Programms und damit die Finanzierung von Projekten aus deutschen Haushaltsmitteln ist es unabdingbar, dass es eine funktionierende Selbstorganisation gibt, mit der die nächsten Verträge geschlossen werden können. Die deutsche Seite wird keinen Ver-


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trag schließen mit einer Organisation, die sich in Auflösung oder in einem noch unklaren Umstrukturierungsprozess befindet. Es werden auch nicht mehrere Organisationen in Kasachstan unterstützt werden können, sondern es wird ein Vertrag mit einer Dachorganisation geschlossen werden. Diese Organisation muss eine ordnungsgemäße Geschäftsführung und eine nachvollziehbare und transparente Abwicklung der BMIGelder gewährleisten. Die Finanzierung von deutscher Seite ist aber nur ein Aspekt der Neustrukturierung, und nur der profane Aspekt des Geldes. Für Sie sollten andere Aspekte eine noch viel größere Rolle spielen. Die deutsche Minderheit hat sich in den letzten Jahren sehr großes Ansehen erarbeitet. An diesem guten Ansehen haben viele Deutschstämmige einen Anteil:  Insbesondere Herr Dederer hat als unermüdlicher Kämpfer für die Interessen der ethnischen Deutschen viele Projekte initiiert, die dafür gesorgt haben, dass die Deutschen in der kasachischen Öffentlichkeit mit großem Respekt wahrgenommen wurden. Hierzu zählen öffentlichkeitswirksame Kongresse auf nationaler und internationaler Ebene, die Sprachkonferenz und einiges mehr.  Die politisch aktiven Deutschen im Parlament, in der Assemblee des Volkes Kasachstans und in der Regierung und den regionalen Volksvertretungen und hier insbesondere Herr Rau haben gezeigt, dass ethnische Deutsche große Beiträge zur Weiterentwicklung der kasachischen Gesellschaft leisten können.  Unzählige ehrenamtlich tätige Deutsche in den Wiedergeburtsgesellschaften organisieren Feste und Konzerte, die für alle offen sind, oder leisten soziale Arbeit, von der auch ethnische Kasachen und Russen profitieren, und tragen so zum hohen Ansehen der Deutschen bei.


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 Die deutschen Unternehmer haben mit großem finanziellem Einsatz Aktivitäten der Deutschen finanziert, die auch in die kasachische Gesellschaft hineingewirkt haben. Dies alles basiert auch auf einer starken, einigen Selbstorganisation, die aus vielen zum Teil sehr unterschiedlichen regionalen Wiedergeburtsgesellschaften besteht, aber dennoch unter einem gemeinsamen Dach, der Assoziation der gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ (AgVDK), zusammensteht. In den letzten Monaten hat dieses Bild stark gelitten. Ich bin von meinen Gesprächspartnern bei der Regierungskommissionssitzung bereits darauf angesprochen worden, was denn „bei den Deutschen los ist“. Auch Herr Botschafter Mafael hat mir berichtet, dass die internen Streitigkeiten durchaus von kasachischer Seite registriert werden und bereits Gegenstand von Zeitungsmeldungen waren. Damit setzen Sie das hohe Ansehen aufs Spiel, das Sie sich auf vielen Ebenen erarbeitet haben. Sie sollten daher alles daran setzen, die Einigkeit der Deutschen Kasachstans wieder herzustellen. Dazu gehört, konstruktiv an einer gemeinsamen Lösung der Probleme mitzuwirken. Sie sollten sich aktiv einbringen, Vorschläge unterbreiten und Kompromisse formulieren. Es geht nicht darum, Recht zu behalten oder sein Recht durchzusetzen. Sondern es geht darum, zu einer gemeinsamen, verbindlichen Lösung zu kommen, die von allen mitgetragen werden kann. Ich appelliere daher an Sie, diesen Kongress vor allem als Chance zu sehen, wieder zu einer Einheit zurückzufinden. Sie tragen die große Verantwortung, die Selbstorganisation der ethnischen Deutschen in Kasachstan wieder einig und handlungsfähig für die zukünftigen Herausforderungen zu machen.


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Ich wĂźnsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Beratungen und hoffe sehr, dass es Ihnen gelingt, zu guten Ergebnissen im Interesse aller ethnischen Deutschen zu kommen.


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