Goodfellow, Gefiederte Architekten

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gefiederte architekten Peter Goodfellow

Haupt

NATUR



gefiederte architekten

Die Kunst des Nestbaus im Vogelreich Peter Goodfellow Fachberatung: Mike Hansell

Haupt Verlag Bern • Stuttgart • Wien


Peter Goodfellow, ehemaliger Vorsitzender der Devon Birdwatching & Preservation Society; regelmäßige Mitarbeit an Studien des British Trust for Ornithology. Zahlreiche Veröffentlichungen, unter anderem «Birds as Builders», «Shakespeare’s birds» und «A Naturalist’s Guide to the Birds of Britain and Northern Europe».

Die Bäume des Herrn trinken sich satt, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat. In ihnen bauen die Vögel ihr Nest, auf den Zypressen nistet der Storch. Psalm 104, 16–17

kath. bibelanstalt, stuttgart 1980 Die englische Originalausgabe erschien 2011 bei Ivy Press unter dem Titel Avian Architecture

Copyright © 2011 Ivy Press Limited Konzept, Gestaltung und Produktion: Ivy Press 210 High Street Lewes, East Sussex BN7 2NS, UK www.ivy-group.co.uk Peter Bridgewater Jason Hook REDAKTIONSLEITUNG Caroline Earle KÜNSTLERISCHE LEITUNG Michael Whitehead REDAKTIONSASSISTENZ Jamie Pumfrey BILDREDAKTION Katie Greenwood GESTALTUNG Martin Topping ILLUSTRATIONEN Coral Mula FARBLITHOGRAFIE Ivy Press Reprographics KREATIVDIREKTOR HERAUSGEBER

Coverabbildung: Photolibrary/Donal Mullins

Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Warmuth Lektorat: bookwise Medienproduktion GmbH, München Satz der deutschen Ausgabe: final artwork für bookwise Medienproduktion GmbH, München

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-07671-3

Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2011 für die deutsche Ausgabe by Haupt Berne Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed in China www.haupt.ch

Für Katherine und Scott, Emmie und Kai – meine Enkelkinder, die mich jung halten.


Inhalt

Vorwort 6 Einführung 8 Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8 Kapitel 9 Kapitel 10 Kapitel 11 Kapitel 12

Nestmulden 10 Baumhöhlen und Erdröhren 22 Plattformnester 34 Schwimmende Nester 46 Napfförmige Nester 56 Kugelnester 70 Lehmnester 84 Hängende, gewebte und genähte Nester 94 Haufennester 108 Kolonien und Gemeinschaftsnester 122 Laubennester 132 Essbare Nester und Vorratskammern 144

Quellen 154 Glossar 156 Register 157 Dank und Bildnachweis 160


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Vorwort

von Professor Mike Hansell

W

ir Menschen sind großartige Baumeister, und wir bewundern auch Tiere, die bauen. Unter den Wirbeltieren stellen die Vögel die herausragendsten Architekten. Dass ausgerechnet sie es sind, überrascht. Warum nicht unsere nächsten Verwandten, die Säugetiere? Offen gestanden, fallen mir spontan unzählige Beispiele für raffiniert gebaute Vogelnester ein, aber kaum ein Beispiel für vergleichbare Werke von Säugern. Die beeindruckende Qualität des Nestbaus ist noch aus einem zweiten Grund erstaunlich: Vögel verwenden meist relativ wenig Zeit darauf. Die Nester dienen hauptsächlich der Aufbewahrung der Eier, und viele bieten auch den heranwachsenden Jungen Schutz. Nur selten hingegen werden Nester außerhalb der Brutzeit zum Schlafen aufgesucht. Das heißt, in den meisten Fällen kommen die Bauten nur kurze Zeit – ein paar Wochen – zum Einsatz. Die dritte Überraschung beim Nestbau sind die Techniken der Vögel. Ihnen steht eigentlich nur den Schnabel als Arbeitsmittel zur Verfügung. Doch selbst ein einfaches Nest mit nichts anderem als dem Schnabel zu bauen ist gar nicht so leicht. Zum Glück haben Vögel biegsame Hälse und ein ausgezeichnetes Sehvermögen – der Schnabel muss die Arbeit also nicht ganz allein verrichten. Bei manchen Arten sind die Füße wichtig zum Scharren von Mulden, bei ande­ren zum Festhalten des Nistmaterials. Die Rundungen von Bauch oder Brust hingegen werden oft eingesetzt, um das Nestinnere auszuformen. Mit dieser einfachen Ausrüstung

oben Lehmnest

rechts N apfnest

Eine Fahlstirnschwalbe (Petrochelidon pyrrhonota) bewacht ihr Nest aus Lehmklümpchen und Fasern.

Die dicke Polsterung aus feinen Pflanzenfasern ist in diesem kusch­ ligen Kolibrinest gut zu erkennen.


vorwort

gelingt es den Vögeln, Nester zu bauen, die häufig komplex und in vielen Fällen obendrein noch hübsch sind. Doch wo­her wissen sie eigentlich, was sie tun müssen? Nach allem, was wir wissen, gibt es eine starke genetische Komponente für die jeweilige Bauweise. Wenn ein Vogel erwachsen ist, kann er das für seine Art typische Nest bauen, ohne es vorher jemals geübt zu haben. Daher nimmt man an, dass Vögel den Nestbau nicht lernen müssen. Falls das stimmt, wäre das ziemlich überraschend, denn bei allen anderen Tätigkeiten, die uns an Vögeln beeindrucken – etwa Vogelzug, Gesang und Futtersuche –, legen sie eine erhebliche Lernfähigkeit an den Tag und erweitern ihre angeborenen Fähigkeiten. Vielleicht würden wir, wenn wir etwas genauer hinsähen, feststellen, dass erfahrene Vögel wesentlich besse­-

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re Nester bauen als Anfänger. Von Webervögeln beispiels­ weise wissen wir, dass es so ist, auch wenn wir noch her­aus­finden müssen, wie und was sie lernen. Die deutlichsten Hinweise auf Lernprozesse liefern die kunstvoll angelegten und prächtig geschmückten Spielnester männlicher Laubenvögel, die nur der Balz und nicht der Aufzucht der Jungen dienen. Die Männchen mancher Arten brauchen offenkundig mehrere Jahre Übung, bis ihre Werke «gut genug» sind, um Weibchen anzulocken. Vogelnester unterscheiden sich erheblich in Größe, Ma­terial und Bauweise. Sie verdienen eine stärkere Beachtung und Würdigung. Dieses reich bebilderte Buch bietet die Gelegenheit, die wunderbare Vielfalt und Komplexität dieser Konstruktionen zu studieren.


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Einleitung

J

Baupläne

male und individuellen Varianten des jeweiligen Nesttyps.

schen Merkmale eines bestimmten Nesttyps und seine Vari­-

Wir legen die Evolution des Nestbaus dar, wobei aber klar

anten anhand von Bauplänen vorgestellt. Diese zeigen Form,

ist, dass sie sehr schnell verlaufen kann – das zeigen die ver­-

Struktur und Dimensionen der Nester und heben die beson-­

schiedenen Nestformen innerhalb einer Familie. Der Nesttyp

deren architektonischen Elemente hervor. Neben dem Blick

ist abhängig von der Umwelt, in der der Vogel lebt und sich

auf die Konstruktionsweise und die möglichen Variationen

fortpflanzt. Wenn dieses Buch auch nicht alle Themen er­-

versuchen die Baupläne auch, den Nesttyp im Zusammen-

schöpfend abzuhandeln vermag, so kann es doch zeigen, wie

hang mit den verschiedenen Lebensräumen zu sehen.

edes Kapitel dieses Buches widmet sich einem bestimmten Thema und untersucht die architektonischen Merk­

Jeweils nach der Kapiteleinleitung werden die architektoni­

unterschiedliche Arten ähnliche architektonische Mittel und Bautechniken entwickelt haben, um ihr Nest an die verfüg­

Materialien und Besonderheiten

baren Materialien anzupassen. Ihre Fähigkeit, viele verschie-

Auf diesen Seiten betrachten wir das Nest einer bestimmten

dene Nestformen zu bauen, ermöglichte es den Vögeln, die

Art aus der Nähe. Zeichnungen und Fotografien zeigen die

unterschiedlichsten Lebensräume zu besiedeln – von der

jeweiligen Besonderheiten, wie etwa Tarnung, Anpassung

Wüste bis zur Antarktis, vom Baumwipfel bis zur Erdhöhle,

an den Lebensraum, typische oder eher seltene Materialien,

vom nackten Boden bis zur Wasseroberfläche. So entstanden

und – wenn es sich ergibt – die Fälle, in denen der Mensch

einige der technisch raffiniertesten Strukturen in der Natur.

die Natur in seinen Bauten nachgeahmt hat; man spricht dann von Biomimetik oder Bionik.

So funktioniert das Buch Nach einem Überblick über den jeweiligen Nesttyp, seine

Methoden und Techniken

Konstruktionsmerkmale und Bauweisen betrachten wir die

In Schritt-für-Schritt-Darstellungen werden hier die unge-

Vogelfamilien und -arten, die diese spezielle Form bauen. Oft

wöhnlichen und oft einzigartigen technischen Fertigkeiten

haben die verschiedenen Familien außer dem Nesttyp wenig

erläutert. Dazu gehören etwa so ungewöhnliche Techniken

oder nichts gemeinsam. Sie können sich in Größe, Lebens-

wie das Nähen oder das Weben, das einige Arten beherr-

raum, Balz und Jungenaufzucht sogar deutlich voneinander

schen. Diese Seiten preisen den Erfindungsgeist und die

unterscheiden und bauen doch ganz ähnliche Nester.

unglaub­liche Geschicklichkeit der besten Vogelbaumeister.


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Fallbeispiele

Weitere Themen sind außerdem Vögel, die zwar einen

Die Beispiele demonstrieren, wie verschiedene Vogelarten

Nistplatz haben, aber kein Nest bauen – wie etwa die Feen­-

den Nesttyp an ihren speziellen Lebensraum und an ihre

seeschwalbe (Gygis alba), die ein einziges Ei in den Spalt

besonderen Bedürfnisse anpassen. Neben den charakteris-

eines waagrechten Astes oder eines Felssimses legt. Ebenso

tischen Merkmalen des Nestes – samt Lage, Bauweise und

sprechen wir über Arten, die noch andere Konstruktionen

Materialien – wird die Vogelart allgemein beschrieben. Nes­-

errichten als Nester. Ein Buch über Vögel als Architekten wäre

ter dienen in erster Linie der Aufzucht der Jungen, weniger

unvollständig ohne die reich verzierten Bauwerke der Lauben­-

als dauerhafter Wohnsitz; deshalb gibt es auch Informatio-

vögel Australiens und Neuguineas.

nen zu Balz und Paarungsverhalten, zum Schutz der Eier und zur Brutpflege. Manchmal werden auch an­hand von Illustrationen besondere Verhaltensweisen dargestellt, die die Architektur des Nestes betreffen.

oben Maskenweber

Der Maskenweber (Ploceus velatus) verfügt über eine der ausgeklügeltsten Nestbautechniken.


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k apitel

1

Nestmulden

Die Erbauer von Nestmulden sind die Minimalisten unter

Trotz ihrer Schlichtheit weisen Nestmulden ein hohes

den gefiederten Architekten. Angesichts der Gefahren im

Maß an Präzision auf, die dem Schutz der Eier und des

offenen Gelände, das kaum Nistmaterial bietet, kratzen sie

brütenden Vogels dient – besonders in kalten, feuchten

sich ihre Existenz buchstäblich zusammen. Das Nest ist

Regionen. Die Biologin Jane Reid und ihre Kollegen entdeck­

genau das, was der Name ausdrückt: eine Mulde im Boden,

ten, dass das Nest des in der Arktis brütenden Graubrust-

manchmal noch mit etwas Polstermaterial bestückt. Nur

Strandläu­fers (Calidris melanotos) genau die Tiefe hat, bei

für die Eier und das Brutgeschäft gedacht, verfügt die Nest-

der der Wärmeverlust für die Eier am geringsten ist: Wäre

mulde über keinerlei Schutzvorrichtungen. Tarnung ist daher

es tiefer, würde der kalte Boden die Eier gefährden, wäre es

überlebenswichtig: Nest, Eier und Jungvögel sind farblich

flacher, würde der kalte Wind zum Problem.

angepasst und verschmelzen mit dem Boden. Ein Weibchen, das mit dem Bau einer Nestmulde begin­

Weil sie sonst leichte Beute wären, sind die Eier in Nestmulden hervorragend getarnt. Die Eier von Arten, die an

nen will, lässt sich an der ausgewählten Stelle nieder, dreht

sandigen Ufern leben, wie die Regenpfeifer, haben meist eine

sich auf der Brust und scharrt mit den Füßen, bis eine flache

helle Grundfarbe mit grauen oder schwarzen Sprenkeln. Wat-

Vertiefung im Sand, im Kies oder im Bodenbewuchs entstan­

vögel, die in Grasland, Tundren oder Mooren nisten, legen

den ist. Viele Vögel kleiden ihre Nestmulde aus, wobei die

entsprechend Eier mit dunklerer Grundfarbe. Enteneier sind

Dicke der Polsterung je nach Art und Individuum variiert.

einfarbig, sie werden von Dunen und Gestrüpp verborgen.

Dabei gibt es zwei Techniken: Einmal pickt das Vogelpaar

Diverse Eigenschaften helfen den Küken zu überleben:

in der Nähe des Nestes Nistmaterial wie Pflanzenteile, Stein­

Sie verlassen das Nest oft schon bald nach dem Schlupf (sie

chen und Muschelstücke auf und wirft diese in Richtung

können fast sofort laufen), um in Begleitung ihrer Eltern Fut­

Mulde. Im anderen Fall zieht der sitzende Vogel das Material

ter zu suchen; deshalb nennt man sie Nestflüchter. Überdies

zu sich heran und stopft es um sich herum.

schützt sie ihr tarnfarbiges Federkleid, wenn sie sich nach

Zu den einfachsten Muldennestern gehören die Gebilde

einem Alarmruf der Altvögel reglos auf den Boden kauern.

der in Küstennähe brütenden Regenpfeifer. Manche Hühner­ vögel geben sich etwas mehr Mühe und fügen etwas Pflan­ zenmaterial hinzu. Die Eiderente (Somateria mollissima) baut ihr Nest im Schutz von Steinen oder Pflanzen und rupft sich für die Polsterung Federn und Dunen aus.

rechts Nestmul de des FlötenRegenpfeifers

Gut getarnt liegen die gesprenkelten Eier des Flötenregenpfeifers (Charadrius melodus) in ihrem Nest auf kiesigem Untergrund.



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N estmu l den

baupläne

Zum Grundbauplan einer Nestmulde gehören nicht nur

Aufbau von Nestmulden

die flache Vertiefung im Boden und die exakt eingehaltene Tiefe (um die für die Eier optimale Temperatur zu erreichen), sondern auch einfache Polstermaterialien und ausgeprägte Schutzanpassungen. Nestmulden bauen u. a. Fasane, Rebhühner, Raufußhühner, Enten, einige Watvögel, die Sumpfohreule (Asio flammeus) und der Strauß (Struthio camelus).

Polster aus Stängeln und Blättern.

Muldentiefe: 5 cm

Schutzfärbung der birnenförmigen Eier: dunkelbraune bis schwarze Sprenkel und Flecken auf beigefarbenem Grund.

Erhöhte Lage auf einem Moosbuckel oder einem alten Ameisenhaufen, auf niedergedrückten Grasbüscheln oder einer Ackerscholle.

Durchmesser: 13 cm

abb. 1 E r höh te N estm ulde

Der in Europa und Asien vorkommende Kiebitz (Vanellus vanellus) baut seine Nestmulde in offenes Gelände, darunter

Dünen, Stoppelfelder, Wiesen, Weiden und Flussniederungen. Das Männchen legt binnen weniger Tage mehrere Nester an. Während es sich dreht und so die Vertiefung schafft, lässt

es seine orangefarbenen Unterschwanzdecken aufblitzen – das ist Teil der Balz. Das Weibchen sucht sich eine Mulde aus. Diese wird von beiden Partnern gemeinsam ver-

abb. 1: kiebitznest

größert und mit Pflanzenstängeln und Blät­tern gepolstert. Meist wird das Nest auf eine Anhöhe gebaut. So kann der brütende Vogel sich nähernde Feinde leichter sehen.


A ufbau v o n N estmu l den

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Varianten Die Nester können sich in offenem Gelände, im Moor, in der Ve­ getation verborgen oder auf leicht erhöhten Plätzen befinden. Die Sumpfohreule baut ihr Nest in Heidekraut, abgestorbenes Schilf

abb. 3 Offene Nestmu lde

oder in den Strandhafer auf Dünen. Zum Polstern dienen Pflan­

Der Seeregenpfeifer (Charadrius alexan­ drinus) brütet auf fünf Kontinenten. Doch er reagiert empfindlich auf menschliche Beeinflussung und geht dann im Bestand zurück. Er baut sein Nest auf offenen Sandoder Schotterflächen und auf getrockneten

zenstängel, Blätter, Halme, Muschelstücke und Steinchen. Die Eier haben eine Tarnfärbung oder werden zum Schutz eingegraben.

Das in der Arktis brütende Odinshühnchen (Phalaropus lobatus) baut sein Nest auf sumpfigem Boden in der Nähe von Tümpeln oder Wassergräben. Das Nest verschwindet

allmählich im höher werdenden Grün. Beide Partner legen gemeinsam mehrere Nestmulden an, von denen das Weibchen eine aussucht. Die napfförmige Vertiefung erhält eine Polsterung aus Blättern und trocke­nem Gras,

zudem werden frisch wachsende Stängel in das Nest hineingezogen. Nach der Eiablage kümmert sich das Weibchen nicht mehr um die Familie. Das Männchen brütet die vier gut getarnten Eier aus und sorgt für die Küken.

Tiefe: 2–4 cm

Grashalme, die über das Nest gezogen werden, bieten Sichtschutz.

Durchmesser: 6,5–10 cm

Tiefe: 1,5–3 cm

abb. 2 Versteckte Nestmulde

Schlamm von Seeoder Flussufern. Das Männchen legt mehrere Mulden an, von denen das Weibchen eine auswählt. Die Mulde kann mit Muschelstückchen, Pflanzenresten und Steinchen ausgelegt werden. Im Sand sind die Eier (mit dem spitzen Ende nach unten) halb oder fast ganz eingegraben.

Die Polsterung besteht aus Blättern und trockenem Gras.

Die matten Eier mit ihrer hell- bis dunkelbeigen Grundfarbe sowie den schwarzen Tupfen und Streifen sind auf Sand und Schotter gut getarnt.

Eier in Tarnfärbung und ein Männchen, das sich nicht leicht stören lässt, erhöhen die Sicherheit des Nestes. Durchmesser: 6,5–10 cm

abb. 2: nest des odinshühnchens | abb. 3: nest des seeregenpfeifers

Die offene Nestmulde ist mit Muschelstückchen und Pflanzenresten ausgekleidet.


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s ce rs at p N muld e n e es n ts

materialien und besonderheiten

Nest des R e n n v o g e l s

Die Rennvögel sind eine Unterfamilie der Watvögel, die sich zu einer aus acht Arten bestehenden Gruppe entwickelt hat. Sie kommen in Halbwüsten und auf kargen Flächen in Afrika sowie Indien vor und sind mit einer Ausnahme alle sandfarben. Am weitesten verbreitet ist der Rennvogel (Cursorius cursor), der in Afrika die trockenen Landstriche nördlich und südlich der Sahara bewohnt. Sein Nest ist kaum mehr als eine aufgekratzte Stelle im Boden – die beiden Eier werden direkt in den Sand gelegt. Die minimalistische Bauweise sorgt jedoch für Schutz, denn dank der fehlen­den Strukturen und der hervorragenden Tarnung von Eiern und Küken ist das Nest praktisch unsichtbar. Wird er gestört, macht der Rennvogel seinem Namen alle Ehre: Mit seinen langen, kräftigen Beinen sprintet er in geduckter Haltung davon, bleibt dann plötzlich stehen und richtet sich auf, um mit lang gestrecktem Hals nach dem Störenfried Ausschau zu halten.

P r a k t i s c h unsichtbar Die Tarnung ist der wichtigste Schutz für das Rennvogelnest. Es ist ebenso unauffällig wie die Eier mit ihrer blassbraunen Farbe und den feinen dunklen Sprenkeln. Wenn ein Alttier landet, ist der Vogel fast nicht mehr zu sehen, so ähnlich sind sich Gefieder- und Bodenfarbe. Die Küken sind sogar noch besser getarnt. Sie tragen weiß und grau gesprenkelte, rötlich angehauchte, sandfarbene Dunen, und die auffällige Kopfzeichnung der Eltern fehlt ihnen noch. Alles zusammen wirkt wie ein Tarnumhang.


n e s t d e sc oR u en r snevro N g e sl t s

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Effektiver Hitzeschutz Dieser Temminck-Rennvogel (Cursorius temminckii) wurde in Gambia (Westafrika) fotografiert, wo es das ganze Jahr hindurch sehr heiß ist. Wegen der exponierten Lage ihrer Nester müssen die in der Wüste brütenden Vögel ihre Eier vor Überhitzung schützen. Die Altvögel stellen sich über das Nest, statt wie üblich darauf zu sitzen. So spenden sie Eiern oder Küken Schatten. Beim Doppelband-Rennvogel (Rhinoptilus africanus), der in Ost- und Südafrika lebt, wechseln sich beide Altvögel darin ab, über dem Nest zu stehen, um mit dieser Methode Eier oder Küken vor der direkten Sonnenbestrahlung und der Hitze, die der Boden abgibt, zu schützen.

Zusätzliche Tarnung Für die Anlage ihrer Nestmulden benötigen viele Rennvögel außer dem Boden, auf dem sie sich befinden, kein weiteres Baumaterial. Dennoch warten einige wenige Nester mit einem genialen Trick auf. Die­sen zeigen sowohl die große Abbildung als auch das Foto links: Zur zusätzlichen Tarnung und Verschleierung umgeben die Muldenbauer ihre Nester mit einem Ring aus Tierdung.


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N estmulden

fallbeispiel

KeilschwanzRegenpfeifer

Durch seine Schutzfärbung ist das flache Nest des Keilschwanz-Regenpfeifers im offenen Gelände gut getarnt. Die Art ist in Nordamerika, mit Ausnahme Alaskas, weit verbreitet; sie überwintert in den Südstaaten und sogar im Norden Südamerikas. Mit Lärm und auffälligen Ablenkungsmanövern versucht der Keilschwanz-Regenpfeifer, mögliche Feinde von seinem Nest fernzuhalten.

Lebensraum und Nest Der Keilschwanz-Regenpfeifer nistet auf kurzem Gras oder grasfreien Flächen: Feldern, Golf- und Sportplätzen, Stadtparks, Flughäfen und Hinterhöfen. Das Nest liegt auf dem nackten Boden oder auf sandigem oder steinigem Untergrund. Es ist höchstens mit ein paar Pflanzen, Holzstückchen oder Steinen gepolstert. Die vier Eier werden in eine flache Mulde gelegt, ihre spitzen Enden weisen zur Mitte.

Verteidigung des Nestes Der Regenpfeifer ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich boden­ brütende Vögel an das Problem «Nest mit sichtbaren Eiern oder Küken» angepasst haben. Bei einer Störung durch Men­schen oder Tiere veranstalten beide Alttiere einen Riesenlärm. Sobald der brütende Vogel jemanden kommen sieht, verlässt er das Gelege, läuft los und fängt an zu schreien. Wird er überrascht, beginnt er unverzüglich zu flattern und davonzutaumeln; dabei schlägt er mit den Flügeln auf den Boden und schreit aus Leibeskräften, um die Aufmerksamkeit des mögli-

B i o l o g i s cher Steckbrief

chen Feindes auf sich zu ziehen. Hat er den Störenfried weit genug vom Nest weggelockt, fliegt er plötzlich auf und kehrt

Ordnung

Charadriiformes, Regenpfeiferartige

zu seinem ebenfalls lärmenden Partner zurück. Im Nest wer-

FAMILie

Charadriidae, Regenpfeifer

den dann erst einmal die in der Aufregung verrutschten Eier

art

Charadrius vociferus

zurechtgerückt, bevor es mit dem Brüten weitergeht.

Verwandte Arten

Regenpfeifer, Schnepfen, Brachvögel

Nesttyp

Nestmulde

Arten mit ähnlichen Nestern

Seeschwalben, Fasane, Ziegenmelker

Besonderheit

Minimum an Nistmaterial

Eier und Jungtiere Die Altvögel teilen sich das Brutgeschäft. Nach 24 Tagen schlüpfen die Jungen und verlassen das Nest bald darauf (Nestflüchter) unter Aufsicht ihrer Eltern. Diese führen sie zu insektenreichen Futterstellen, wo sie selbstständig fressen.


K eilschwanz - R egenpfeifer

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links alt vogel am nest

Das flache Kuhle der Nestmulde scheint die vier Eier nur mit Mühe zu fassen. Dennoch bieten Form und Färbung, zusammen mit der Zeichnung des Altvogelgefieders, eine gute Tarnung auf dem Schotter.

1. Der Keilschwanz-

2. Er schleift einen

Regenpfeifer stolpert flügelschlagend herum.

der Flügel über den Boden, als wäre dieser gebrochen.

3. Ist der Feind weit

oben ablenkungsmanöver

Sobald der Keilschwanz-Regenpfeifer einen möglichen Feind entdeckt, startet er ein Ablenkungsmanöver (Fachbegriff:

Verleiten), das mit Torkeln und Flügelschlagen beginnt (1). Er entfernt sich immer weiter vom Nest und zieht einen Flügel nach, als wäre er gebrochen (2).

So erregt der Vogel die Aufmerksamkeit und lockt den Feind von den Eiern weg. Ist die Gefahr vorüber, kehrt der Regenpfeifer zum Nest zurück (3).

genug vom Nest weg, fliegt der Regenpfeifer zurück.


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nestmulden

fallbeispiel

Das Straußennest zeigt auf, wie ein Vogel seine Eier in einer

Strauß

unwirtlichen Umgebung schützen kann – allerdings nicht durch architektonische, sondern durch soziale Raffinesse. Ein Männchen hat meist einen Harem aus drei Weibchen, um die Zahl der Eier im Nest zu maximieren. Diese werden in eine einfache Nistgrube gelegt. Das erhöht die Chancen für einen erfolgreichen Schlupf. Strauße leben südlich der Sahara und nördlich des Waldgürtels sowie in Südwestafrika.

Lebensraum und Nest Strauße besiedeln unterschiedliche Lebensräume, wie Halb­ wüsten, offene Savannen und ausgetrocknete Flussbetten. Da sie Gegenden mit Bäumen und Sträuchern meiden, befindet sich das Nest deshalb immer in offenem Gelände. Es handelt sich um eine flache Grube (Durchmesser etwa 2,7 Meter, Tiefe 30–60 Zentimeter), die meist vom Hahn gescharrt wird.

Das Gemeinschaftsnest Strauße leben in sozialen Verbänden, die bis zu hundert Tiere umfassen können. In jeder Gruppe gibt es dominante Männchen und Weibchen. In der Paarungszeit sucht sich ein dominantes Weibchen ein dominantes Männchen als Partner. Hennen mit niedrigem Rang schließen sich dem Harem an, und alle legen ihre Eier in ein Nest. Die Haupthenne legt als Erste vier bis sechs Eier, dann füllen die anderen Hennen das Gelege bis zu einer Größe von 20–25 Eiern auf. Nach der Eiablage vertreibt die Haupthenne die anderen Hennen.

B i o l o g i s cher Steckbrief

Verteidigung des Nestes Normalerweise brütet die Henne bei Tag und der Hahn

ordnung

Struthioniformes, Strauße

FAMILie

Struthionidae, Strauße

art

Struthio camelus

Verwandte Arten

Keine engen Verwandten, andere (flugunfähige) Laufvögel wie Nandu, Emu und Kasuar

zufallen. Bereits einige Tage vor dem Schlupf fangen die Kü-

NESTtyp

Nestmulde

her, die sich bis zu ein Jahr lang um sie kümmern. Vor allem

Arten mit ähnlichen Nestern

Emu, Nandu

das Männchen verlegt sich auf trickreiche Ablenkungsmanö­

Besonderheit

Mehrere Weibchen nutzen ein Nest

ver wie Flügelschlagen, Sich-fallen-Lassen und Zickzackläufe,

in der Nacht. Das Nest hat im offenen Gelände keinerlei Deckung, daher liegt der tagsüber brütende Vogel oft mit lang ausgestrecktem Hals auf dem Boden, um weniger aufken an zu rufen und stellen so engen Kontakt zu ihren Eltern

um die Jungen vor Fressfeinden zu schützen.


strauss

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links Stra uSS enei

Ein Straußenei misst im Durchschnitt 15 x 13 cm und wiegt etwa 1,4 kg – mehr als zwanzigmal so viel wie ein Hühnerei. Es ist das größte Ei eines lebenden Vogels, aber das kleinste, wenn man es mit der Größe des Vogels in Beziehung setzt: nur 1,5 Prozent des Gewichts des Weibchens. Ein normales Hühnerei wiegt etwa 57 g, das sind ungefähr 4,7 Prozent des Gewichts einer Henne (1,4 kg).

1. Strauß und Ei.

2. Straußen- und Hühnerei.

3. Huhn und Ei.

links Stra uSS ennest

Obwohl die Nestmulde der Strauße so groß ist, kommt es relativ oft vor, dass es der Haupthenne nicht gelingt, das Gelege des gesamten Harems zu bebrüten. Es wurden schon bis zu 50 Eier pro Nest gezählt. Häufig wirft das dominante Weibchen Eier niederrangiger Hennen aus dem Nest, möglicherweise um die Überlebenschancen der eigenen Eier zu verbessern. Aus vielen Eiern schlüpfen keine Küken. Im Schnitt erreicht nur ein Küken das Erwachsenenalter. Das zeigt, wie gefährlich das Brüten am Boden ist.


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nestmulden

fallbeispiel

Küstenseeschwalbe

Dicht an dicht liegen die Nestmulden der Küstenseeschwalbe nebeneinander und zeigen beispielhaft, dass das Brüten in Kolonien die Verteidigungsfähigkeit erhöht. Als Sommergast in der nördlichen Hemisphäre brütet die Küstenseeschwalbe am Polarkreis, aber auch weiter südlich, bis zu den Britischen Inseln, Nova Scotia oder Massachusetts. Den Winter verbringt sie teilweise Zigtausende von Kilometern von ihrem Brutgebiet entfernt am Rand der Antarktis.

Lebensraum und Nest Die Küstenseeschwalbe baut ihr Nest auf grasbedeckte Inseln, an Sand- oder Kiesstrände und manchmal sogar im Binnenland in Heiden und Tundren. Häufig wechseln sich Männchen und Weibchen beim Nestbau ab. Die Nestmulde ist flach und kaum gepolstert; sie enthält meist zwei Eier.

Brutzeit Die Vögel sind frühestens mit drei Jahren geschlechtsreif. Sie brüten in einzelnen Paaren oder kleinen Gruppen, oft aber auch in großen Kolonien, die zum Teil mehrere hundert oder sogar über tausend Paare umfassen. In den größten Kolonien liegen die Nestmulden nur wenige Meter auseinander. Jedem Paar «gehört» also nur ein annähernd kreisförmiger Bereich, der gerade einmal für die Balz und die Begrüßungszeremonie des Paars sowie das Nest und die Jungen ausreicht.

Verteidigung des Nestes Besonders wenn sie Junge haben, verteidigen Küstensee-

B i o l o g i s cher Steckbrief

schwalben ihre leicht angreifbaren Bodennester aggressiv; dabei helfen sich die Mitglieder einer Kolonie gegenseitig.

Ordnung

Charadriiformes, Regenpfeiferartige

Wird ein Fressfeind gesichtet, fliegt die Kolonie «schlagar-

FAMILie

Laridae, Möwen

tig» auf, oft von der am dichtesten besiedelten Stelle zuerst.

art

Sterna paradisaea

Nachbarn und herumlaufende Küken werden verscheucht.

Verwandte Arten

Möwen, Skuas

Feinde, die das Nest entdeckt haben, z. B. Möwen, Skuas

Nesttyp

Nestmulde

Arten mit ähnlichen Nestern

Andere Seeschwalben

Besonderheiten

Koloniebrüter

und Krähen, werden attackiert und verfolgt. Ebenso werden Wanderfalken (Falco peregrinus) und Seeadler (Haliaeetus albicilla) aggressiv angegriffen. Andere Tiere und Menschen müssen mit «Exkrementbomben» und sogar mit Schnabel­ attacken rechnen, wenn sie sich der Kolonie nähern.


K ü sten S eeschwalbe / E iderente

fallbeispiel

Eiderente

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Die Nestmulde der Eiderente ist dick mit den Dunen des Weibchens ausgepolstert. Zum Schutz vor Fressfeinden nisten die Vögel gemeinsam in Kolonien und betreuen die Küken ebenfalls gemeinsam in Gruppen. Die Brutgebiete der Eiderenten erstrecken sich entlang der nördlichen Küsten Nordamerikas und Europas. Sie liegen meist am Strand oder auf vorgelagerten Inseln.

Lebensraum und Nest In der Brutzeit schließen sich Eiderenten zu Kolonien zusammen, die einige tausend Tiere umfassen. Sie nisten oft so dicht, dass zwei Nester auf einen Quadratmeter kommen. Das Weibchen baut die Nestmulde häufig neben Felsen oder versteckt in dichtem Gras. An der Küste kann das Nest auch auf einer Düne angelegt werden, wo es etwas exponierter ist.

Nestauskleidung Das Nest wird dick mit Gras, Tang und großen Mengen Federn und Dunen gepolstert, die sich das Weibchen ausrupft. Die Dunen schützen die Vögel im Winter vor der Kälte, doch im Frühjahr – wenn sich das Wetter bessert – kann das Weibchen etwas von seiner Isolierung opfern. Verlässt die Ente das Nest, bedeckt sie die Eier ebenfalls mit einer Schicht Dunen. Eiderenten benutzen ihr Nest jedes Jahr wieder, sodass es im Lauf der Zeit die Form eines großen Napfes annimmt.

Eier und Küken

B i o l o g i s c her Steckbrief

Die Erpel bewachen ihre brütenden Weibchen, kümmern sich aber ansonsten nicht um die Familie. Wenn die Küken nach

ORDnung

Anseriformes, Gänsevögel

vier Wochen schlüpfen, werden sie vom Weibchen zu einem

FAMILie

Anatidae, Entenvögel

Futterplatz in der Nähe des Nestes geführt. Die Jungen ver-

art

Somateria mollissima

lassen das warme Nest, sobald sie allein Futter finden. Die

Verwandte Arten

Prachteiderente, Plüschkopfente, Scheckente

NESTTYP

Bodenmulde, gut gepolstert

der kräftezehrenden Brutzeit wieder Gewicht zuzulegen. Die

Arten mit ähnlichen Nestern

Die meisten Gänse- und Entenarten

Jungen bilden «Kindergärten» mit an die hundert Küken, die

Besonderheit

Nest mit dickem Dunenpolster

von ein paar «Tanten» beaufsichtigt werden. Nach acht oder

Beziehung zwischen Alttieren und Küken wird rasch schwächer, wenn sich die Eltern auf Futtersuche machen, um nach

neun Wochen werden die jungen Enten selbstständig.


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Glossar arboreal Lebensweise in oder auf Bäumen. Balzplatz Ort, an dem ein Männchen Balzspiele aufführt, um ein Weibchen anzulocken. bebrüten Eier mit Wärme für die Ent­wicklung der Embryos versorgen. Brut die noch nicht ausgewachsenen Jungen eines Geleges. Buschland Landschaft, deren Pflanzenbewuchs aus Sträuchern, verkrüppelten Bäumen und anderen Gewächsen besteht; oft in trockenen Regionen. Deckfedern Federn, die ober- und unterseits von Flügeln und Schwanz die Basis der Schwungfedern und Steuerfedern abdecken und in diesem Bereich die «Kontur» des Vogels bilden (Konturfedern). Dunen weiche, einfacher gebaute Federn; sie bilden das erste Federkleid frisch geschlüpfter Vögel und dienen erwachsenen Vögeln als Wärmeschutz; dann liegen sie unter den Deckfedern. flügge werden die Flugfähigkeit erlangen. Gelege Eier, die ein einzelner Vogel, z. B. ein Rotkehlchen, gelegt hat oder die in ein einziges Nest gelegt wurden, z. B. in das des Straußes. gescheckt Gefieder mit schwarzen und weißen Flecken, wie sie etwa die Elster aufweist. gesellig Vögel, die in Verbänden (Schwärmen) leben.

Greifvögel früher oft auch als «Raub­ vögel» bezeichnet: eine Vogelgruppe, zu der u. a. Adler, Habichte, Milane, Falken und Weihen gehören. Horst Nest eines Adlers oder eines anderen Greifvogels; der Begriff wird aber auch für die Nester von Störchen und Reihern verwendet.

Regenwald dichter, immergrüner Wald in den Tropen mit hohem Niederschlag. Relikte isolierte oder zersplitterte Popu-­ lationen, die früher eine wesentlich grö­ßere Verbreitung hatten. Schlafplatz Ort, an dem sich Vögel zum Schlafen oder Ruhen aufhalten.

Kolonie Brutplatz, an dem viele Vögel gemeinsam ihre Jungen aufziehen, z. B. Krähen oder Pinguine.

Schwungfedern die Teile des Vogel­ gefieders, die das Fliegen ermöglichen: Handschwingen, Armschwingen

Konvergenz evolutionsbedingte Ähnlichkeit zwischen nicht oder nur entfernt verwandten Arten als Anpassung an eine ähnliche Lebensweise.

Sperlingsvögel alle Vögel, die zur Ordnung Passeriformes gehören, z. B. Finken, Drosseln, Grasmücken, Lärchen und Krähen. Volkstümlich heißen sie auch «Singvögel».

Kutikula schützende Außenschicht. Laube Konstruktion, die das Männchen einer Vogelfamilie Australasiens am Boden errichtet; dort singt und balzt es, um eine Partnerin anzulocken. Mulde Vertiefung im Boden, in der die Eier von bodenbrütenden Vögeln liegen, z. B. von Regenpfeifern oder Seeschwalben.

Spielnest eines von mehreren Nestern eines Männchen; das Weibchen wählt davon eines aus, in dem dann die Brut großgezogen wird. Standvogel Vogel, der das ganze Jahr über in der Nähe des Brutplatzes bleibt.

Nestflüchter Jungvögel, die das Nest sofort oder bald nach dem Schlüpfen verlassen.

Stärlinge deutscher Name einer ameri­ kanischen Vogelfamilie (Icteridae), zu der z. B. die Stirnvögel (Psarocolius spp.), die Grackeln (Quiscalus spp.), die Trupiale (Icterus spp.) und die Soldaten­stärlinge (Sturnella spp.) gehören.

Nesthocker Jungvögel, die bis zum Flüggewerden im Nest bleiben.

verwildert domestizierte, nun aber wieder wild lebende Tiere.

Nestling Jungvogel, der das Nest noch nicht verlassen hat.

Watvögel Wasser- oder Sumpfvögel, zu denen etwa Regenpfeifer, Strandläufer, Wasserläufer oder Schnepfen zählen.

Ordnung Kategorie in der Klassifizierung von Tieren und Pflanzen. Über der Ordnung steht die Klasse, darunter die Familien, z. B. Anseriformes: Schwäne, Gänse und Enten.


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Register Die fett gesetzten Seitenzahlen verweisen auf Abbildungen. A Acanthiza chrysorrhoa, 70 Actophilornis africanus, 49, 54 Adeliepinguin, 108, 110, 118–119 Aechmophorus occidentalis, 132 Aegithalos caudatus, 72, 76–77 Aerodramus: fuciphagus, 144, 146, 147, 148–149; maximus, 144, 146, 147 Agapornis roseicollis, 127 Agelaius phoeniceus, 58 Alcedo atthis, 24 Alectura lathami, 116–117 Amadina erythrocephala, 127 Amazonasente, 130 Amazonetta brasiliensis, 130 Amblyornis inornata, 142–143 Anaplectes rubriceps, 97 Anas flavirostris, 130 Andenente, 130 Anous stolidus, 124 Anseranas semipalmata, 34, 36, 40–41 Antarktikskua, 118 Anthracoceros albirostris, 29 Anumbius annumbi, 83 Apaloderma narina, 26 Aphelocoma: californica, 150; coeru­lescens, 122, 131 Aquila chrysaetos, 42–43 Aratinga aurea, 26 Archilochus colubris, 60–61, 152 Asio flammeus, 12 Athene cunicularia, 22, 32 Auriparus flaviceps, 73 B Baltimoretrupial, 94, 102–103 Baumhöhlen und Erdröhren, 22; Baupläne, 24–25; Fallbeispiele, 28–33;

Materialien und Besonder­heiten, 26–27 Bayaweber, 100 Bienenfresser, 22, 30–31 Bindentaucher, 47 Blässhuhn, 46, 48 Blatthühnchen, 46 Blaustirn-Blatthühnchen, 49, 54 Blutgesichtsspecht, 150 Blutschnabelweber, 96 Botaurus stellaris, 34, 37 Braunbauch-Laubenvogel, 134, 135 Brauner Andenkolibri, 56 Braunkopf-Kuhstärling, 64, 78 Bucephala clangula, 22 Buceros bicornis, 22, 28 Buchfink, 56, 66–67 Bullocktrupial, 102 Buschhuhn, 116–117 C Cacicus cela, 95, 97 Calidris melanotos, 10 Campylorhynchus brunneicapillus, 70, 74–75 Catharacta maccormicki, 118 Charadrius: alexandrinus, 13; melodus, 11; vociferus, 16–17 Chinesischer Wasserfasan, 46 Chlamydera: cerviniventris, 134, 135; guttata, 136–137; nuchalis, 133 Chlidonias niger, 55 Ciconia ciconia, 34, 37, 44–45 Coeligena wilsoni, 56 Columba palumbus, 36, 37, 38–39 Corcorax melanorhamphos, 84, 87 Corvus: corax, 56; corone, 56, 69; frugilegus, 122, 125, 128–129 Cursorius: cursor, 14; temminckii, 15 Cyanocitta stelleri, 150 Cygnus olor, 110

D Delichon urbicum, 86 Dendroica petechia, 64–65 Diademhäher, 150 Diomedea exulans, 111 Doppelband-Rennvogel, 15 Doppelhornvogel, 22, 28–29 Dorfweber, 94, 100–101 Dromas ardeola, 24 Drosselkrähe, 87 Drosselstelze, 86, 88–89 E Eichelhäher, 144 Eichelspecht, 144, 146, 147, 150–151 Eiderente 10, 21 Eisvogel, 24 Elanoides forficatus, 34 Elanus caeruleus, 34 Elster, 70, 72 Erdröhren, 22; Baupläne, 24–25; Fallbeispiele, 28–33; Materialien und Besonderheiten, 26–27 Erithacus rubecula, 132 Essbare Nester und Vorratskammern, 144; Baupläne, 146–147; Fallbeispiele, 150–153; Materialien und Besonderheiten, 148–149 F Fahlstirnschwalbe, 6, 92–93 Falco peregrinus, 20 Felsenkleiber, 85, 87 Fischadler, 34 Floridahäher, 122, 131 Flötenregenpfeifer, 11 Flussseeschwalbe, 124 Fratercula arctica, 122 Fringilla coelebs, 56, 66–67 Fulica: atra, 46, 48; cornuta, 108, 120–121 Furnarius rufus, 90–91


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register

G Gallinula chloropus, 49 Garrulus glandarius, 144 Gelbbauch-Saftlecker, 147, 152–153 Gelbbürzel-Dornschnabel, 70 Gelbbürzelkassike, 95, 97 Gelbkopf-Felshüpfer, 84, 87 Gilaspecht, 25 Gleitaar, 34 Goldköpfchen, 73 Goldstirnsittich, 26 Goldwaldsänger, 64–65 Goldzeisig, 57 Grallina cyanoleuca, 86, 88–89 Graubauch-Schattenkolibri, 94, 98–99 Graubrust-Strandläufer, 10 Graufächerschwanz, 59 Graugärtner, 133 Grüner Schattenkolibri, 98 H Haliaeetus: albicilla, 20; leucocephalus, 34, 35, 36 Halsband-Zwergfalke, 127 Hammerhuhn, 111 Hammerkopf, 72, 82 Hängende, gewebte und genähte Nester, 94; Baupläne, 96–97; Fall­ beispiele, 102–107; Materialien und Besonderheiten, 98–99; Webtechniken, 100–101 Haubentaucher, 49, 50–51 Haufennester, 108; Baupläne, 110–111; Bruttechnik des Thermometerhuhns, 114–115; Fallbeispiele, 116–121; Materialien und Besonderheiten, 112–113 Haussperling, 44 Hirundo rustica, 84, 87 Höckerschwan, 110 Hüttengärtner, 142–143 Hydrophasianus chirurgus, 46 I/J Icterus: bullockii, 102; galbula, 94, 102–103 Jabiru mycteria, 130

Jabiru, 130 Jacana jacana, 54 Jamaikabekarde, 96 K Kaktuszaunkönig, 70, 74–75 Kalifornienhäher, 150 Kaninchenkauz, 22, 32 Keilschwanz-Regenpfeifer, 16–17 Kiebitz, 12 Kiefernsaftlecker, 145 Kohlmeise, 22, 25 Kokardenspecht, 33 Kolkrabe, 56 Kolonien und Gemeinschaftsnester, 122; Baupläne, 124–125; Fallbei­spiele, 128–131; Materialien und Besonderheiten, 126–127 Kugelnester, 70; Baupläne, 72–73; Fallbeispiele, 78–83; Klettverschlussmethode, 76–77, 98; Materialien und Besonderheiten, 74–75 Kupferpeitschennatter, 75 Küstenseeschwalbe, 20 L Lanius spp., 144 Lappentaucher, 46, 48 Lärchenstärling, 70, 78–79 Laubennester, 132, 133; Baupläne, 134–135; Fallbeispiele, 138–143; Materialien und Besonderheiten, 136–137 Lehmnester, 84; Baupläne, 86–87; Fallbeispiele, 92–93; Materialien und Besonderheiten, 88–89; Töpfertechnik, 90–91 Leipoa ocellata, 108, 110, 114–115 Löffler, 36 M Macrocephalon maleo, 111 Malacoptila panamensis, 24 Malimbus scutatus, 97 Maskenweber, 9 Masticophis flagellum, 75 Megopodius spp., 111

Mehlschwalbe, 86 Melanerpes: formicivorus, 144, 146, 147, 150–151; lewis, 150; uropygialis, 25 Merops apiaster, 30–31 Molothrus ater, 64, 78 Mönchsgrasmücke, 59 Mönchssittich, 130 Myiopsitta monachus, 130 N Napfförmige Nester, 56; Bau eines Napfnestes, 62–63; Baupläne, 58–59; Fallbeispiele, 64–69; Mate­ rialien und Besonderheiten, 60–61 Narinatrogon, 26, 26–27 Nestmulden, 10; Baupläne, 12–13; Fallbeispiele, 16–21; Materialien und Besonderheiten, 14–15 Noddyseeschwalbe, 124 O Odinshühnchen, 13 Oenanthe leucura, 108, 112–113 Ohrentaucher, 52–53 Orienthornvogel, 29 Orthotomus sutorius, 94, 106 P Pachyramphus niger, 96 Pandion haliaetus, 34 Papageitaucher, 122 Parus major, 22, 25 Passer: domesticus, 44; hispaniolensis, 44 Penelopides panini, 29 Pennantsittich, 140 Petrochelidon: ariel, 87; pyrrhonota, 6, 92–93 Phaethornis: augusti, 94, 98–99; guy, 98 Phalaropus lobatus, 13 Philetairus socius, 122, 126–127 Phoebetria palpebrata, 108 Phoeniconaias minor, 125 Phoenicopterus roseus, 111; ruber, 109, 111 Phylloscopus: collybita, 73; sibilatrix, 71, 73 Pica pica, 70, 72


register

Picathartes gymnocephalus, 84, 87 Picoides borealis, 33 Pitta iris, 70 Pituophis melanoleucus, 75 Plattformnester, 34; Bau einer Schilfplattform, 40–41; Baupläne, 36–37; Fallbeispiele, 42–45; Materialien und Besonderheiten, 38–39 Platycercus elegans, 140 Ploceus: cucullatus, 94, 100–101; philippinus, 100; velatus, 9 Podiceps: auritus, 52–53; cristatus, 49, 50–51 Podilymbus podiceps, 47 Poecile atricapillus, 23 Polihierax semitorquatus, 127 Primäre Höhlenbauer, 22, 25 Prionodura newtoniana, 135 Psaltriparus: melanotis, 76; minimus, 76 Ptilonorhynchus violaceus, 140–141 Pygoscelis adeliae, 108, 110, 118–119 Q/R Quelea quelea, 96 Rabenkrähe, 56, 69 Ramsayornis modestus, 107 Rauchschwalbe, 84, 87 Regenbogenpitta, 70 Regulus regulus, 94, 104–105 Reiherläufer, 24 Renntaucher, 132 Rennvogel, 14 Rhinoptilus africanus, 15 Rhipidura albiscapa, 59 Ringeltaube, 36, 37, 38–39 Rissa tridactyla, 34 Rohrdommel, 34, 37 Rosaflamingo, 109, 111 Rosenköpfchen, 127 Rotbrust-Samenknacker, 96 Rotkehlchen, 132 Rotkopfamadine, 127 Rotschulterstärling, 58 Rotstirn-Blatthühnchen, 54 Rotstirn-Schneidervogel, 94, 106 Rubinkehlkolibri, 60–61, 152

Rußalbatros, 108 Rüsselblässhuhn, 108, 120–121 S Saatkrähe, 122, 125, 128–129 Safranammer, 90 Säulengärtner, 135 Scenopoeetes dentirostris, 135, 138–139 Schellente, 22 Schildweber, 97 Schmuckvögel, 26 Schwalbenweih, 34 Schwanzmeise, 72, 76–77 Schwarzbrauenalbatros, 123 Schwarzkopfmeise, 23 Schwarznestsalangane, 144, 146, 147 Schwimmende Nester, 46; Baupläne, 48–49; Fallbeispiele, 52–55; Mate­ rialien und Besonderheiten, 50–51 Scopus umbretta, 72, 82 Seeadler, 20 Seeregenpfeifer, 13 Seidenlaubenvogel, 140–141 Sekundäre Höhlenbrüter, 22, 25 Sicalis flaveola, 90 Siedelweber, 122, 126–127 Singdrossel, 62–63 Sitta neumayer, 85, 87 Somateria mollissima, 10, 21 Spaltfußgans, 34, 36, 40–41 Spechte, 22 Spermophaga haematina, 96 Sphyrapicus: thyroideus, 145; varius, 147, 152–153 Spinnenseide, Spinnweben 61, 66, 67 Spinus tristis, 57 Spiziapteryx circumcincta, 130 Steinadler, 42–43 Sterna: hirundo, 124; paradisaea, 20 Strepera spp., 70 Struthio camelus, 12, 18–19 Sturnella: magna, 70, 78–79; neglecta, 78 Sumpfhonigfresser, 107 Sumpfohreule, 12 Sylvia atricapilla, 59

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T Tachybaptus ruficollis, 49 Tariktikhornvogel, 29 Teichhuhn, 49 Temminckrennvogel, 15 Thalassarche melanophris, 123 Thermometerhuhn, 108, 110, 114–115 Töpfervogel, 90–91 Trauerseeschwalbe, 55 Trauersteinschmätzer, 108, 112–113 Troglodytes troglodytes, 80–81 Trogon 22 Trogon violaceus, 26 Tropfenfalke, 130 Tropfenlaubenvogel, 136–137 Turdus: migratorius, 56, 68; philomelos, 62–63 V Vanellus vanellus, 12 Veilchentrogon, 26 Verleiten, 17 W Waldlaubsänger, 71, 73 Wanderalbatros, 111 Wanderdrossel, 56, 68 Wanderfalke, 20 Weidensperling, 44 Weißkehl-Bündelnister, 83 Weißkopf-Seeadler, 34, 35, 36 Weißnestsalangane, 144, 146, 147, 148–149 Weißstorch, 34, 37, 44–45 Weißzügel-Faulvogel, 24 Wintergoldhähnchen, 94, 104–105 Würger, 144 Würgerkrähe, 70 Z Zahnlaubenvogel, 135, 138–139 Zaunkönig, 80–81 Zilpzalp, 73 Zwergflamingo, 125 Zwergtaucher, 49



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