Heimat Zine * Gedeck Ausgabe 02 2013
Gedeck
Aus unserem Gespräch mit euch im Frühjahr halten wir fest: Was wir aus unserer Heimat mitnehmen, zeigt sich immer irgendwann. Es spielt dabei keine Rolle, ob wir zumindest noch ab und zu in ihrer unmittelbaren Nähe sind oder uns schon lange von ihr getrennt haben. Dieses Mal wird es um die flüchtig-aromatischen Teile eurer Heimaterinnerungen gehen: Die, die auf dem Teller landen (oder hoffentlich niemals wieder). Heimat zeigt sich nicht nur, sie schmeckt auch. Die zweite Ausgabe widmen wir dem guten und schnörkellosen Essen. Genau den Mahlzeiten, die ein gutes Gefühl zurücklassen und uns, wenn wir wollen, an Zuhause erinnern. Wir bitten zu Tisch. Anselm, Lina und Sophie
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cheeseburger in paradise jimmy buffet peaches the stranglers applesauce animal collective coffee & tv blur green onions booker t. & the m.g.s bread and butter the newbeats sugar man sixto rodriguez caramel suzanne vega bitters and absolut the national sugar mountain neil young blackberry song kurt vile boneless the notwist a cup of coffee, a sandwich and you gertrude lawrence & jack buchanan
bit.ly/musikgedeck
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Wie ein Mensch mit Essen umgeht, sagt so viel über ihn aus. Da gibt es die Menschen, die das Beste auf dem Teller zum Schluss übrig lassen, um es dann in aller Ausführlichkeit zu genießen. Das Beste kommt noch. Wer es achtlos hineinschaufelt, geht wahrscheinlich auch an jeder Schönheit des restlichen Lebens vorbei. Kann jemand das Leben genießen, der Essen nicht liebt? Stephanie
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Ich backe Apple Crumble. Apple Crumble ist etwas Automatisches wie Fahrradfahren. Die Äpfel werden geschält, die Bröselmischung irgendwie zusammengeschmissen. Ab in den Ofen und es wird gewartet. Es riecht nach Äpfeln. Die Verursacher dieses Geruchs – illegal im Park gesammelt – leben nach dem hässliches-Entlein-Prinzip: krumpliger Baum, kleine Äpfel, Druckstellen, teils mehlig, unheimlich viel Abfall. Früchte also, die in jedem Supermarkt aufgrund grausamer Ignoranz des Verbrauchers an dem Endzweck ihres Daseins scheitern – dem des Verzehrt-Werdens (Frutarier mögen das anders sehen). Apfelsorten, die garantiert nicht Granny Smith, Golden Delicious oder Elstar heißen und die in Parks, an Wegrändern und in verlassenen Schrebergärten ihr unbeachtetes Dasein fristen. Und doch schon in ihrer Schale die Aromen einer ganzen Wiese, eines ganzen Sommers oder einer ganzen Kindheit beherbergen. Elisabeth
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11 kindheitsküchenrückwärtsdämmern die getreidemühle wie zitternd kornduftbegleitetes donnern der mühlsteine lufthauchleichter mehlstaub verheißung: kuchen/kekse/brot und dann bin ich selbst erwachsen und zum mutterwerden meine eigene getreidemühle von mutter zu mutter ein geschenk von kind zu kind
wir lassen die zwetschgen im gras liegen bis sie punkte kriegen und verschwinden für die schönsten geht hefeteig den wir in butterschmalz wenden fast schlecht wird uns davon wie von phlox in der stehenden hitze wenn der storchenschnabel mit dem warmen fluss faul riecht und der jägerzaun frisch gestrichen ist außen sind sie angetrocknet innen sauer und zu weich
wir lassen die zwetschgen im gras liegen bis sie punkte kriegen und verschwinden für die schönsten geht hefeteig den wir in butterschmalz wenden fast schlecht wird uns davon wie von phlox in der stehenden hitze wenn der storchenschnabel mit dem warmen fluss faul riecht und der jägerzaun frisch gestrichen ist außen sind sie angetrocknet innen sauer und zu weich
Da ich gerne kochte, schien mir die Ausbildung zum Koch eine gute Idee zu sein. Die Atmosphäre in der Küche eines Fünf-Sterne-Hotels war jedoch eine andere als in unserer kleinen, improvisierten zuhause. Alles war steril und alles musste schnell gehen, die Arbeitszeiten waren tagesfüllend. Es ging nicht mehr darum, mit Gewürzen zu experimentieren, neue Gerichte auszuprobieren oder die herrlich große Auswahl an unbekannten Zutaten zu genießen. Kochen wurde zu einer Dienstleistung mit Rezept- und Zeitvorgaben. Nach der Arbeit kaufte ich mir Fertiggerichte oder ging zu Imbissen, da ich nach zehn Stunden keine Lust zu kochen hatte. Es verlor sein Flair und ich kündigte. Als ich nach Hause kam, packte ich meine Arbeitstasche aus und begann, für meine Mutter zu kochen – mit meinem japanischen Haiku-Messer, 20 Zentimeter lang und 125 Gramm schwer. Nachdem ich es als Arbeitsinstrument geführt hatte, sah ich es das erste Mal in seiner Perfektion. Es wurde mit Leidenschaft hergestellt, mit Liebe zum Detail und so sollte es auch benutzt werden. Des Geldes wegen für unbekannte, vermögende Menschen Gerichte herzustellen, die ich selbst nie essen würde – dafür ist es zu schade. Jan
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17 Ich mag alte Küchenhandtücher. Oft gewaschen, oft benutzt. An ihnen hängen Küchengeheimnisse, manchmal über Generationen hinweg. Die Misserfolge und Glücksmomente, der Zwiebelsaft, ein Kakaofleck und der Spülmittelduft. Julie
Es gibt einen hölzernen Kochlöffel. Ich verwende ihn fast jeden Tag. In meiner Erinnerung zieht er gleichmäßige Kreise in einem Puddingtopf. Ein ganz eigenes Geräusch – Holz auf Metall. Anne P.
Ein alter Eisportionierer. Großer Kopf, hölzernes Bein. Am schönsten ist der klickende Ton, wenn sich die Kugel löst. So sanft auf die Fläche fällt. Ein Konditoreirelikt vergangener Tage. Der bleibt! Nina
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Die Tassen meiner Mama sind meine Herzenssache. Ein Stück Heimat und Sicherheit. Im Bauch das Gefühl von Heimweh und Fernweh. Die warme Tasse in der Hand. Lieblingsmomente. Alte Musik, starker Kaffee und Gedanken zum Frühstück. Und dann einfach im Schneidersitz sitzen, da sein. Das Licht erfüllt das ganze Zimmer. Lieblingstage sollten alle so beginnen. Alicia
Eine uralte Kaffeemühle, die mal der Uroma meiner Liebsten gehörte. Wenn du sie morgens kurbelst, wacht das ganze Dorf auf, so laut ist sie. Thomas
Eine Kaffeetasse, die mir mein Exfreund vor Jahren für 50 Cent auf dem Flohmarkt Rathaus Schöneberg gekauft hat. Die habe ich seitdem überall hin mitgenommen. Viele Umzüge. Diente variierend dem Kaffeekonsum, als Aschenbecher oder Stiftehalter. Zuletzt war sie für ein Jahr in Zürich verschollen, aber seit ein paar Monaten weilt sie wieder bei mir im Atelier. Anna N.
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Mein Lieblingsstück ist ein Teller von einem Hotel in Hamburg. Er ist verschnörkelt und hat einen grünen Aufdruck vom Hotelwappen. Durch große Neugier und hartnäckige Forschung erfuhr ich, dass das Hotel in den Dreißigern geschlossen wurde und dass es sich um ein elegantes Luxus-Hotel handelte. Nun liebte ich den Teller noch mehr. Ich mache mir Gedanken, was für Personen in den Zwanzigern davon gegessen haben mögen, welche schönen Feste gefeiert und welche tollen Speisen hergestellt wurden. Kellner mit schneeweißen Hemden und glänzenden schwarzen Schuhen, Damen mit teurem Schmuck und Herren mit Sonntagshüten… Es wurde Hummer gereicht, Lachs serviert und ein Braten angerichtet. Das Essen wurde bestaunt und zelebriert. Von wilden und glamourösen Jahren hat mein Lieblingsstück zu berichten. Könnte es nur sprechen! Jeder Kratzer ist ein stummer Zeuge. Warum hat der Teller nur so lange überdauert? Warum hat er gewartet, mir in die Hände zu fallen? Mein Leben ist verdammt lang; seines ist schon viel, viel länger. Ich schürfe mir mein Knie auf, wenn ich falle, er wäre zerstört für immer und ewig, doch er ist in Sicherheit in meinem Küchenschrank oder in meinen Händen, mit einer leckeren Speise gefüllt. Ich schone ihn nicht, ich benutze ihn. Er wird nicht kaputt gehen. Das wäre sonst Jahre vorher passiert. Wir gehören zusammen. Er erzählt jedem Gast, auf den er trifft, dass ich ein Sammler, ein Träumer, ein Denker, ein Erbe der Damen mit dem teurem Schmuck und der Herren mit den Sonntagshüten bin. Anne D.
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Ich klebe auf der Grenze zwischen Rheinland und dem Bergischen Land – mit dem appetitlichen Hang zum Zweiten. Typisch dort: Herzchenwaffeln. Mit heißen Kirschen, geschlagener Sahne – und (!) mit Milchreis. Süß auf Süß auf Süß. Und zur Kaffeetafel: die Dröppelminna. Eine bauchige Kanne aus Zinn – mit drei Füßen und einem Zapfkränchen, aus dem es dröppelt. Tropft. Nach Minna, der Hausdienerin. Nina
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may a
all your days be gold .
Hier isst man deftig. Pickert ist eine Art Pfannkuchen, bestehend aus Mehl, Wasser, Hefe, Eiern, geriebenen Kartoffeln und Rosinen. Kommt er heiß aus der Pfanne, isst man ihn mit Butter, Apfelbrei und – nicht jedermanns Geschmack – lippischer Leberwurst. Anne P.
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Stielmus! Ein typisches Arme-Leute-Essen aus dem Ruhrpott. Stiele von Mairüben oder anderen Speiserübenarten werden mit Kartoffeln und Hackfleisch zu einem sahnigen Eintopf verkocht. Und eines meiner Ruhrpott-Lieblingswörter: Bütterken. Das sind ganz einfach Butterbrote. Jana
Ein kleines Allzweckmesser zum Schälen von Obst und Gemüse wird in Hessen „Kneipchen“ genannt. Alicia
Gebratene Zwiebeln aus der Küche. Braunkohle aus den Schornsteinen. Anna N.
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Draußen hat es sich abgekühlt. Einige letzte Sonnenstrahlen in der Dämmerung. Auf dem hölzernen Tisch in der Küche steht eine Schüssel mit handgeschlagener Sahne, ringsherum das gute Kaffeegeschirr. Im Ofen Pflaumenkuchen mit Zimt; der Geruch von frisch gebackenem Teig steht im Raum. Serviert wird, als wäre Sonntag. Spätsommer. Anselm
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Die Küche hat in meiner Kindheit nach Rührei und Streichhölzern gerochen. Und nach Zimt und Zucker geschmeckt, nach Milch und Honig, frisch gepresstem Apfelsaft und Käsebrot. Alicia
Ich liebte es, wenn meine Mama von der Arbeit nach Hause kam, frisches, noch warmes Kasten-Weißbrot mitbrachte und ich dann die Kruste haben durfte, am liebsten von beiden Seiten. Anna A.
Liebstöckel. Ich erinnere mich noch genau an die Faszination, als mein Opa mir sagte, ich solle etwas davon zwischen den Fingern zerreiben und daran riechen. Es roch wie Maggi: Maggikraut! Jana
Eins hatten alle Gerichte miteinander gemein: eine feine Butternote. Anne P.
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Der Duft von Himbeersirup, der Geruch und Geschmack von Hagebuttentee, Erbsen und Möhren aus der Dose, Salz. Thomas
Immer wieder Neues probieren und alte Lieblingsgerichte essen. Am liebsten mit Freunden an einem großen Tisch, mit dem Sommer vorm Fenster. Alicia
Ehrlich soll es sein, frei von fremden Aromen, Verstärkern, Pestiziden. Gute Lebensmittel, ich meine wirklich gute, brauchen nichts. Sie sind sich genug. Ein gutes Brot, ein guter Strich Butter, Salz. Nina
Einen Schuss Wodka in die Kürbissuppe, der diese Nuance gibt, die gefehlt hat. Stephanie
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Der Lauf der Jahreszeiten gibt den Rhythmus für das Gemüseziehen vor. Dabei ist es sehr beruhigend, dass man zwar vieles beeinflussen kann, aber manches einfach geschehen lassen muss. Von Anfang an dabei: die dunkle Rote Bete und ihre Farbabstufungen ins leuchtende Ockergelb und Apfelsinenschalenorange. Müsste ich die Rote Bete jemandem beschreiben, der sie noch nie probiert hat, würde ich folgende Worte wählen: Die Rote Bete ist ein Rundumsorglos-Gemüse. Alles an ihr ist essbar. Vom grünen rohen oder gedämpften Blatt (leider wird es oft vor dem Verkauf schon entfernt, dabei steht es dem Mangold oder Spinat in nichts nach) über den farbigen Stiel, bis zur runden sauer eingelegten, gegart gefüllten, roh gehobelten, gekocht zerdrückten, entsafteten oder geröstet gewürfelten Knolle. Mit ihr wird es nicht langweilig. Sie kann warm und erdig, fruchtig saftig oder kalt und knackig schmecken. Sie ist die beste Freundin vom Ziegenkäse und salzigem Fisch und die geheime Liebhaberin der Kakao- und Räucheraromen sowie der Ingwerschärfe. Sie ist nicht aufdringlich, sondern eher unterstreichend. Sie kann färben, vor allem Pastateig, Reis, Suppen und Handlinien. Von Rosa bis Rubinrot. Meist kommt die Rote Bete herzhaft auf den Tisch. Aber auch ihre süßen Seiten sind nicht zu verachten. Eiskalt schmeckt sie auf beide Arten gut. Die Variante mit Salz ist gut für Entdecker, die Variante mit Zucker für bereits Eroberte!
salzig oder süß
Sorbet-Basis 3 Rote Bete-Knollen 250 ml roter Traubensaft 3 EL Zitronensaft 1 EL saure Sahne 2 cm frischer Ingwer (wer es ingwerschärfer mag, nimmt besser 4 cm) Süße Ergänzung 1-2 EL Vanillezucker 1 TL Kakaopulver 1 Prise Zimt 30 g gehackte Zartbitterschokolade (am Ende unter die gefrorene Masse rühren) Salzige Ergänzung ½ TL Kreuzkümmel 1 Prise Cayennepfeffer ½ TL geräuchertes Paprikapulver Ordentlich Grobes Meersalz und Pfeffer Optional: zwei EL Ziegenfrischkäse Das vollständige Rezept findet ihr auf unserem Blog: heimatzine.blogspot.de
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Gastfreunde
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Game Changer I believe that when you travel without a fixed destination you almost automatically end up in places with an atmosphere that resembles your current state of mind. By just staying on the night bus, letting pass by the stop where I actually wanted to exit in the first place, I was dropped off in Plymouth on an autumn cold August morning. For one and a half weeks, I would stay all by myself in a 5 bed dorm room that smelled a lot of stinky feet, the hostel being located in the poorest area of town near the old naval port. After discovering that there was a still operating harbour I went there with the vague plan to go on a ship, only to walk through a huge and empty terrain for an hour, eventually being called over to the ticket office by two elderly ladies who worked there, all alone all day, the slight chance of a real customer almost zero. They hastily began to print some sheets of paper with directories on them, instructions I wouldn’t use, and told me that from Plymouth Harbour you could go no place else but France. So I stayed for another night or two, postponing my departure every few days while I was not doing much more than taking short walks, looking at the golden streaks the sunset left on the deteriorating buildings; I took a picture of a thrift shop with a sign above it saying „It’s so cheap you‘ll almost believe it‘s your birthday“. At night, when my thoughts in combination with the cold, saturated yellow street light kept me awake, it was as silent as in a vacuum. Being always a little tired by day, I would spend the mornings sitting in a restaurant on the high street which had nothing in it
but some tables and chairs, not even pictures on the walls or a radio. I recall the barely furnished room as the most welcoming place of a town that somehow seemed to be asleep all the time. The service, though almost nothing but the full English and instant coffee for £1 written on the menu, was excellent and the waitress put candy on the little silver plate with the bill. Then, after a week of being in the twilight zone, there was this one particular morning: rain and traffic noise outside, seasideish damp and chilly even indoors. As most of the days before, I would order toast and coffee, knowing already that it tasted almost exactly like stale dish water. Opposite me was sitting this guy who meant so very much to me at that time, distractedly smiling at me, both of us clueless about where to go tomorrow and what to do with our lives after having questioned them to the quintessential core. That moment irreversibly changed the world from private function back to access all areas again and while this was happening, I was taking little sips from the plastic mug, burning my mouth each time I’d drink. I was lost, I had left all of my expectations behind and therefore just could not be worried by all means anymore. Shortly after my stay in the quiet city of Plymouth I arrived in another place. Today, in hindsight, this stunningly miserable coffee was one of the rare moments that come as close to perfection as possible. That is, because for an instant my brown plastic cup, against all odds, was undeniably half full of hope.
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Scheiß Senfeier Mir kam die Galle hoch, wenn meine Mutter uns Senfeier, Königsberger Klopse oder Kohlrouladen vorsetzte. Immer dieser Schweinefraß. Schön weich und pampig. Es war schon so abschreckend, wenn ich nach der Schule um die Ecke bog und mich dieser deftige Geruch überflutete. Kleinbürgerlich spießig – ich hasste meine Eltern dafür. Warum nicht wenigstens ab und zu ein modernes Gericht oder Fast Food? Es fing ja bereits beim Schulbrot an: Statt geil Nutella und Fruchtzwergen nur diese dummen Apfelschiffchen, Gurkensticks und das blöde Käsebrot … Ich wollte auch mal Geld mit dem Zusatz „Kauf dir dein Mittag selber“ in die Hand gedrückt bekommen. Nein, um 13.00 Uhr wurde gegessen. Immer frisch gekocht und kinderfreundlich. Wenn ich es nicht rechtzeitig zum Essen schaffte, wurde es mir warm gestellt. Wir blieben immer noch eine Weile sitzen und unterhielten uns über den Tag. Und natürlich hasste ich auch das. Ich schwieg und schaute aus dem Fenster. Jetzt bin ich erwachsen. Das Gemeinsame-Mahlzeiten-zu-sich nehmen ist mir sehr wichtig. Leider wird es immer seltener. Ich bin traurig, wenn ich allein Essen muss! Auf ein gemeinsames Abendbrot freue ich mich den ganzen Tag. Wir bleiben dabei Ewigkeiten sitzen und haben immer viel zu erzählen. Jetzt bereite ich alles frisch zu. FERTIG kommt nicht in die Tüte. Ich liebe die kleinbürgerliche Spießigkeit!
Das Einzige, woran ich verzweifle, ich mich aber immer wieder versuche, ist dieser Geschmack von früher: Ich kann die Senfeier nicht so kochen, wie ich sie in Erinnerung habe. Jeder Versuch misslingt mir. Es entstehen ständig neue Variationen, aber zufrieden bin ich nie. Was ist das Geheimnis? Die Liebe? Die Geduld? Mein damaliger Hass? Wenn ich nach Hause zu meinen Eltern fahre und meine Mutter mir ihre neuen Rezepte und Ideen bei der Essenszubereitung vorführen möchte, ist sie immer traurig, wenn ich sie aufhalte. Sie kann nicht verstehen, dass ich Kantinenfraß verlange, doch ich bestehe darauf. Und dieses Mal schaue ich dabei nicht aus dem Fenster, sondern lecke meinen Teller ab.
I was searching for apple trees convinced to find a man I once met. though I called it a fixed idea: they fully grew in my head.
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Impressum Die Motivation für dieses Heft war der Wunsch, ein Medium für die künstlerische Arbeit von Freunden und Bekannten zu schaffen. Weil wir diese wertschätzen – und immer noch lieben, was wir tun. Anselm Schwindack, Lina Göttsch, Sophie Wohlgemuth hallo@heimatzine.de heimatzine.de facebook.com/heimatzine
Danke an: Coverfoto: Daniel Jakobson
XS Poster: Nataša Vučković (Perlen) XS Poster: Heimat Zine (Käsebrot)
Ulrike Krawagna 10/11 Anna Artmann 12/15 Anne Peter 18 Maria Lanowski 21 Nina Stoltz 22/23/27 Franz Thöricht 26 Julie de Mey 32/33 Kristina Pinkert 35/36 Maria Bayer & Kai Koschitzki 38/41 Ørnelund, Riksarkivet Norway (1972) 42/43 Anne Dettlaff 44/45 Kathrin Ann Bender 46
Elisabeth Paul Stephanie Wißmann Jan Fock Julie de Mey Anne Peter Nina Stoltz Alicia Metz Thomas Spies Anna Niestroj Anna Altergot Anne Dettlaff Jana H.
Achja, und noch ein Lied von „Kein Tag Ohne“: https://soundcloud.com/kein-tag-ohne
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