Heimat Zine * Ausgabe 01 2013
Wir nehmen den Leser als wechselseitigen Teil des HeimatProjekts wahr. Genauso, wie der Begriff das ist, was jeder für sich daraus entstehen lässt, sollt ihr Einfluss auf das nehmen können, was das Zine zu sein beginnt. Die erste Ausgabe beschäftigt sich aufgrund der Namensgebung auch mit dem Wort selbst. Es klingt schön und ist mit einschlägigen Emotionen verbunden, hat aber Patina. Wir baten euch zur Revision und damit, uns zu schreiben, was sich für euch hinter dem Begriff verbirgt. Und das habt ihr getan. Was ihr nun über Heimat lest und seht, sind eure Gedanken. Liebst Lina, Anselm und Sophie
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wollte artig sein weshalb er Sie sagte sie sagten so spricht man aber in der Familie bei uns nicht
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Heimat ist Sehnsucht, ist vorzügliche Melancholie. Heimat ist das Verlangen nach etwas, das wahrscheinlich oder nur im Kopf existiert. Heimat ist zuhause sein, wenn nicht dort, wo man gerade ist, dann in einem, ganz tief drinnen. Verbundenheit mit der Welt. Der Punkt, wo das Band zwischen dem Teil und dem Ganzen seinen Knoten hat, wo niemand ist außer man selbst mit dem Wissen, dass alles andere draußen um einen herum existiert. Heimat ist dies: Synchronität. Übereinstimmung mit der Gesamtheit der Dinge und Beziehungen in sich allein, mit anderen, nur für einen Moment oder immer. An einer exakten Kombination von Koordinaten auf der Landkarte oder jeder für sich genommen emotional unbeschriebenen Umständen; beim Anblick von Gesichtszügen, deren Regungen man auch im Dunkeln deuten kann; gleichzeitig undurchdringbar. In jedem Fall langfristig unersetzbar. Dessen Bestandteile nicht genannt werden können: Unaussprechlich. Heimat zeigt sich. Heimat ist das. Das hier.
Erinnerungen sind genauso ein wichtiger Bestandteil wie aktuelle Geschehnisse. Das Gef端hl, irgendwie dabei zu sein und nichts zu verpassen. Maria
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Das Einzige, das mir dieses Gefühl gibt, ist das Zusammensein mit bestimmten Menschen. Sie lange nicht zu sehen, ist Gewohnheit geworden, aber ändert nichts daran, dass alles in Ordnung ist, solange ich die Gewissheit habe, sie an meiner Seite zu wissen. Linda
Heimat is broader, a geographical concept. For me it is connected to values and valorization of them. Heimat, in contrast to home, is not taking you as you are. Coming to Heimat, people want to see what you are doing, what you became. It needs to be re-used as a local concept, not as in bavarian folkloric mishmash, but as a true concept of valorization and diversity. Elisabeth P.
Ein Platz, der so ist, wie ich ihn geschaffen habe. Ergebnis des „Sich-fremd-werdens“. Schwäche ist in der Heimat zu Hause. Jan
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Wenn man sich zu seinem Innersten bekennen kann. Anselm
Heimat finde ich in mir und kann sie durch Dinge und Menschen nach auĂ&#x;en sichtbar machen. Katharina
Man kann Heimat nicht abschĂźtteln. Ihretwegen bist du genau so wie du jetzt bist. Elisabeth T.
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Das Wissen, dass ich mir eine Heimat schaffen kann, die nicht gebunden ist an Orte. Ich mache mir die Orte vertraut und damit zur Heimat. War ich lange Zeit weg, fremdle ich. F端hle mich wie deplatziert. Etwas passt nicht. Es dr端ckt noch, ist zu eng oder zu weit geworden. Die Zeit macht dann, dass ich und der Ort, an dem ich bin, wieder zusammenpassen. Stephanie
Als ich nach Hause kam, überschwemmte mich die Vertrautheit aller Alltäglichkeiten, die Schönheit meines Dorfs, der Natur, die Berechenbarkeit der Menschen, die Sprache! - Gerade die! Ich fühlte mich geborgen, sicher, verbunden, eingebunden in ein soziales Netz. Ich hatte wieder Familie. Ich gehörte wohin. Ich konnte mich aufrichtig um andere sorgen, und sie sich um mich. Dieser Zusammenhalt, nie zuvor spürte ich ihn so stark. Und dann das Gefühl, nur zuhause die beste Version von mir selbst sein zu können. Sarah
Wie einen zu lang angehaltenen Atem ausatmen zu dürfen. Katharina
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Bucharest has been home for me between 1980-1987 and 1998 and forever. I grew up in Constanta, I had my first alcohol high school parties there, my first girlfriend also there, but when I moved to Bucharest - I felt free. Levent
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21 Uneinigkeiten zwischen meinem Herz und meinem Verstand. Katharina Sprache und Mentalit채t waren mir letztendlich fremd geblieben. Sarah You picture your street on which you were playing during childhood, those communist buildings everywhere, the schoolyard, the huge park including Tabacariei lake and the fucking seaside, where you were swimming and playing frisbee every summer since always. And then you check out the weather outside and realize how far you are, literally, from home. Levent
At the age of eleven I immigrated to Perth from Edinburgh, UK. These where diametrically opposed worlds. I felt as if I had been dropped into the middle of a vast movie set; an Antipodean western! This was an unrelenting landscape, peppered with backdrops and set pieces that outlast their usefulness or fashion, and filled with quintessential character actors. I still view Australia through this dramatic adolescent filter and it is the part I find comical and moving. Rhiannon
Wenn ich meine Jungs um mich habe und mich in der Stadt oder Gegend, in der ich wohne, ohne Karte zurecht finde, dann bin ich angekommen. Eva
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Die ausführlichen Antworten und weitere Einsendungen zum Thema Heimat findet ihr online:
Michael 10-11 Daniel 14-15 Elisabeth T. 16-17 Levent 18-21 Rhiannon 22-23
http://bit.ly/eure_heimat
A huge thank you goes to everyone who took the time to write something for us. Also merci a lot, photographers! We love your work. More about our contributor‘s projects can be found online. [No horse was harmed for the picture.]
Notiere! Wir mögen das gedruckte Medium. Wir mögen die Zettelwirtschaft und finden, dass sich mit keinem Gerät Gedanken, Listen und Träume besser festhalten lassen als mit dem Stift auf Papier. Dieser Umschlag und das (zukünftige) Heft soll euch Platz geben für ebendiese. Bastelt euch aus einem Pappstreifen in Höhe des Umschlags eine Schablone. Er wird in der Mitte gefalzt und mit einer dicken Nadel (oder einer Ahle) mit drei Löchern versehen – zwei mit ca. einem Zentimeter Abstand zu den Rändern und eines in der Mitte. Einige Bögen DIN A4 Papier in der Mitte falzen und einzeln in die Schablone legen. Mit der Nadel oder Ahle die Löcher übertragen. Den Umschlag auf die gleiche Weise lochen. Legt die gefalzten Bögen in den Umschlag und beginnt mit Nadel und Faden in der Mitte innen. Es wird eine Acht durch die drei Löcher gezogen. Vor dem abschließenden Doppelknoten den Faden durch die entstandene Schlaufe fädeln. Die Garnenden kürzen. http://bit.ly/Notiere_Heimat
Danke an Kristina und Anna.
Reise. Kosmopolitismus (von griechisch κόσμος kósmos, Weltordnung, Ordnung, Welt und πολίτης polítis, Bürger), auch Weltbürgertum, ist eine philosophisch-politische Ideologie, die den ganzen Erdkreis als Heimat betrachtet. [sagt Wikipedia]
Ausflug: Karoo (Namibia)
Hin und wieder wird uns die Stadt zu klein. Wir lesen posts von Leuten, die in der Weltgeschichte herumgondeln, sind neidisch und denken an das Gefühl von Sonne, die die Haut wärmt und den Klang fremder Sprachen. Dies könnte einem durchaus den Tag versauen, weil man stattdessen ein Buch schreiben oder Menschenleben retten muss. Doch Freunde des Weltbürgertums. Rettung naht: Dem Fernweh kann Abhilfe geschaffen werden!
Mint: Manitoba (Kanada) Gelb: Calbuco (Chile) Grau: Nowosibirsk (Russland)
Mit der transparenten -Karte¹ wird jeder Ort, sei er noch so klein oder provinziell, jedes Foto und jeder Wohnungsgrundriss mit sofortiger Wirkung globalisiert und ebenso legitim zum Individualkosmos erklärt. Dazu dem Zine die Konturkarte entnehmen, deckungsgleich auf eine Unterlage eigener Wahl legen, nach guter alter Grundschulmanier ein/e/n Stadt Land Fluss aussuchen und mit einer Stecknadel durch das Transparentpapier auf die Unterlage pieksen. Das vollständige how-to in 12 Schritten findet ihr auf unserem Blog: http://bit.ly/Heimat_Reisen Erklärt eure Umgebung zu eurer eigenen Welt. Macht sie euch vertraut und vertraut euch gleichermaßen auch ihr an. Flaniert, bleibt stehen und lasst passieren. Und liefert euch nie wieder hilflos der Sehnsucht nach dem weit weit weg aus.
Spree: Dili (Timor Leste)
Inspiriert von latourex.org. ¹ Danke, BMW.
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time to forgive the winter.
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Z.H. Karla sitzt am Fenster. Sitzt da schon den ganzen Tag und schaut nach draußen. Ich laufe herum in den Räumen, die nicht mehr meine sind und weiß nichts mit mir anzufangen. Denke, dass es eine dumme Idee war, sie zu besuchen. Hatte vor zwei Wochen auf einmal das Bedürfnis, sie anzurufen, wir telefonieren nicht viel. Ich rufe sie eigentlich nur an, um zu sagen, dass ich komme oder da bin. Sie ruft mich nicht an. Manchmal schreibt sie eine Postkarte mit wenigen Sätzen darauf. „War heute bei Fritz. Habe Veilchen im Garten gepflückt, die sind jetzt im hellgrünen Krug auf dem Tisch. Saskia geht es gut, sie hat nach dir gefragt und wie es den anderen geht. Komm bald. Küsse, Karla.“ Das „Komm bald“ auf der Karte obligatorisch, ein Jahr lang machte es mich wütend, komm, wie eine Vorraussetzung, fast ein Befehl. Mittlerweile ist es für mich eine Abschiedsformel wie jede andere. Komm bald. Ich bin fremd hier. Karla redet nicht, und es ist, als ob ich hier nie gewesen wäre. Alles sieht aus wie immer, die Treppenstufen, die Möbel und die Türen, nur die Zeit, die ich hier verbracht habe, scheint abwesend. Abends gehe ich früh ins Bett. H. ist klein. Sehr klein. Nach den über zwanzig Jahren, die ich gebraucht habe, um hier aufzuwachsen, kenne ich alles, jeden Garten, jede Straße. Ich kenne den Mann, der am Straßenrand auf dem Weg zum Haus Spargel verkauft, ich sehe ihn nur ein paar Mal im Jahr, eine Weile, nachdem Karla und Fritz hierher gegangen sind, zurückgegangen in Karlas Fall, auch öfter. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn er nicht mehr da wäre. Vielleicht würde ich seinen Namen herausbekommen. In H. gibt es nichts außer einer Kneipe. Hier heißt das wirklich so: Kneipe. Wenn ich hier bin, muss ich mich oft stundenlang aufraffen, um wirklich dort hinzugehen. Ich weiß, dass ich es tun werde, unvermeidlich, H. macht mich so nervös, dass ich auf jeden Fall Bier trinken muss, und trotzdem gehe ich jedes Mal zweimal aus dem Haus und komme dann zurück, weil ich den Schlüssel vergessen habe oder noch einen Tee trinken will. Ich sage zu Karla „Ich habe den Schlüssel vergessen“ und Karlas Mundwinkel gehen ein winziges Stück nach oben, ein vollständig stilles, kleines Lächeln, weil sie weiß, dass ich keinen Schlüssel brauche und keinen Tee will. Die Kneipe hat einen Namen, den niemand weiß. Man sagt einfach „zu Meier“, weil Meier der Mann ist, der sie betreibt, schon immer, so scheint es. Fritz und ich waren uns darüber einig, dass das das Schlimmste überhaupt ist, zu Meier. Eines Abends waren wir dort, tranken Kurze mit ein paar Leuten von hier, die immer da sind und die sich nicht verändern, nicht wirklich, nur altern und kränker werden. Sie sagen das Gleiche, trinken das Gleiche, machen das Gleiche. Sitzen da den ganzen Sonntag, reden mit Meier über das, was in der Zeitung steht, die anderen, die im Dorf wohnen, über deren Söhne und Töchter, und ich bin mir sicher, über Karla und Fritz haben sie auch geredet. Fritz hielt Meier einen langen Vortrag über den Namen „zu Meier“, angetrunken gestikulierte er ausladend und redete sich in Rage. „Zu Meier gibt es nicht!“ rief er am Ende heiser, „Zu Meier ist grammatisch nicht mal einordbar!“ Einordbar, dachte ich, ich wäre gerne einordbar, alle lachten sehr laut. Ich sah mich um, selbst grinsend, und sah in blöde lachende Gesichter, sich gegenseitig immer wieder zum Lachen animierend, ein vielstimmiges, lautes Lachgegröle, war auf einmal unangenehm berührt, mit ihnen gelacht zu haben und wollte, dass sie aufhörten. Fritz wurde wütend, ich zog ihn in Richtung Tür, er machte sich immer wieder los und schrie in Richtung Theke „Wie heißt deine Kneipe, Meier, wie heißt deine Kneipe“. Wir stolperten die Straße entlang und durch das Birkenwäldchen, Fritz fluchte vor sich hin, dann prusteten wir los und konnten uns minutenlang nicht beruhigen. Zuhause machte Karla verschlafen die Tür auf. „Da bin ich, Karla“, sagte Fritz und ihre Blicke verhakten sich ineinander. Karla streichelte sein Gesicht, küsste mich auf die Wange und lächelte ihr leises Lächeln.
Vor kurzem wurde es Herbst. Es ist trocken und kalt. Ich hatte schon länger an Karla gedacht, immer wieder mal, mich gefragt, ob sie wohl, wie früher jedes Jahr, als wir noch klein waren, auf den Feldern spazieren geht und dazu jetzt Fritz’ alte Stiefel anzieht. Lief in meiner Wohnung herum, wie ich es hier tue, ein bisschen ruhelos, konnte mich nicht konzentrieren auf meine Arbeit. Wachte morgens auf, noch bevor es hell wurde, und sah Karla vor mir, wie sie in Strümpfen mit einer Tasse dampfenden Tees in der Hand auf den abgelaufenen Dielen von einem Ende des Raums zum anderen geht, in einer geraden Linie, und zwischendurch stehen bleibt, einfach still da steht, und auf die Dielen guckt. Ich konnte nicht warm essen, war nicht imstande, zu kochen und sehnte mich danach, dabei zu sein, wenn sie am Herd steht und von Dampf umgeben selbstvergessen im Topf rührt. Abends saß ich mit Hanna und Marian in der Bar und fand es schwer, ihren Gesprächen zu folgen, sagte zwanzig Minuten lang nichts und dann „Habt ihr was von Karla gehört, ich fahre hin.“ Hanna lächelte und holte was zu trinken, Marian sah mich aufmerksam an und sagte „Ja, mach das. Drück sie von uns.“ Mehr nicht, es gab nichts zu verstehen, und dann war ich froh über meine Freunde, nahm sie beide in den Arm und wir gingen in die nächste Bar und bestellten Schnaps und Bier. Standen draußen und rauchten einen kleinen spliff, auf einmal sehr glücklich, lächelten uns an, und ich dachte wieder: Das wird nie enden. Diese Gesichter werde ich mein Leben lang anschauen und sie älter werden sehen, und alles, was passiert, im Schnelldurchlauf drum herum. Morgens wankten wir zerschlagen und erschöpft von nächtlicher Euphorie die knarrenden Altbautreppen in Hannas Haus hoch. Hanna stieß gegen den Eimer mit Kohlenstaub vor der Wohnungstür, er fiel um und wir standen fünf Sekunden lang nur da und sahen der Rußwolke zu, die sich vom Boden erhob und uns kurz einhüllte, bevor Marian eine Hand voll davon aufhob und Hanna den Staub ins Gesicht schmierte, sie ließ es geschehen und drehte sich dann zu mir. Als ich mittags im kalten Schlafzimmer aufwachte, roch es nach Lagerfeuer. Nach Hannas Haaren. Ich lag eine Weile halbwach zwischen den beiden und starrte auf die Bilder an der gegenüberliegenden Wand. Fotos von früher, früher, obwohl es wirklich lange her ist, fühlt sich das Wort komisch an, aber wenn ich nachrechne, liegt eine Zeitspanne von mehr als fünf Jahren zwischen mir, jetzt, und den Erinnerungen und ich finde kein anderes Wort als früher für die Fotos an der Wand. Marian, Hanna, Karla, Fritz und ich. Wir alle vor dem Zelt in Frankreich, vor dem Bus, vor dem Ausgehen, immer vor irgendetwas. Marian im Garten, Fritz und Karla am Meer, Hanna und ich betrunken aus dem Taxi stolpernd, Fritz und Marian und etwas anderes, unkenntlich verschwommen im Regen auf der Straße nach Vilnius mit den Rucksäcken, was ist das auf dem Foto, warum weiß ich nicht mehr, was auf diesem Foto ist, und Fritz auf einer Treppe in seinen verdammten Stiefeln. Ich stand auf und nahm alle Fotos von der Wand bis auf das von Fritz, dann zog ich mich an, schrieb eine kurze Nachricht und fuhr mit der Tram zum Bahnhof. Viereinhalb Stunden Zugfahrt, zweimal umsteigen. Ich wurde nüchtern, trank Kaffee, rauchte eine Zigarette auf dem Gang eine halbe Stunde vor Ankunft. Die Landschaft war schön, weite Felder. Ich fahre nicht gern in Richtung H. Kann mich dem Anblick der großen, perspektivisch auf den Horizont zulaufenden Flächen nicht entziehen. Meine Augen hören auf zu suchen. Fast schon im Dämmerlicht, spätnachmittags, sieht es draußen aus wie auf einem abgedunkelten Foto. Manche Tageszeiten sind Zwischenzeit. Zeit, die wie ungeschehen vergeht, nur verstreicht. Ohne, dass Dinge passieren, die Erde dreht sich sowieso, und die Zeit hat keine andere Aufgabe, als vorbeizugehen, ohne stehen zu bleiben. Eine ältere Frau neben mir auf dem Gang fragte „Fahren sie nach H.?“, und sagte dann hastig, als ich nickte, „ist ja jetzt Bedarfshalt, sonst hält der Zug gar nicht mehr. Einmal bin ich bis nach B. gefahren und da hab ichs erst gemerkt, Renate, du musst doch längst raus“, sie lachte dabei verlegen mit der Hand vor dem Mund. Ihr Gesicht war ganz hart, sah konserviert aus, die Haut langjähriger Raucher, ein paar tiefe Falten. Es verwirrte mich, dass sie mich siezte. Je näher ich
meinem Heimatort bin, desto mehr fühle ich mich allen, die in meine Richtung fahren, auf eine komische Art verbunden, auch wenn sie in den umliegenden Dörfern wohnen und ich sie nicht kenne. Als ob wir alle das gleiche Schicksal teilten. Ob ich wohl deshalb Karla überredet habe, mit mir in die Stadt zu kommen, ob sie wohl dafür gar nicht gemacht war und ich nur dachte, dass wir alle zusammen sein sollten am selben Ort. Das muss ich sie fragen, dachte ich, Karla, will ich uns alle versammeln, weil ich nicht allein sein kann, weil ich glaube, dass zwischen uns Fäden verlaufen, die nicht unendlich dehnbar sind, dass wir verwoben sind zu einem Teppich (sie wüsste es wahrscheinlich). H. wurde durch den Lautsprecher angesagt und ich dachte an die Frau und drückte schnell den Halteknopf. Wir haben die Sommer hier verbracht. Wir saßen im Garten, bis es dunkel wurde. Sind mit den Rädern an den See gefahren, Hanna immer die Erste im Wasser. Haben abends Feuer gemacht, Rum getrunken, mittags den Tisch in den Garten getragen. Irgendwer stellte immer wieder Blumen auf den Tisch, in den verdammten Glaskrug, wir feierten jeden Tag ein Fest und rauchten am Tag danach lange, dünne Zigaretten auf der Terrasse in der Morgensonne, wenn auf den Holzbohlen noch Tautropfen waren und der Kaffee aus weißen Porzellantassen dampfte. Hanna und Karla trugen die alten Kleider meiner Mutter, Marian und ich fuhren Wettrennen durch die Weizenfelder, und irgendwo draußen hinter Apfelbäumen, wo der Garten nur getrennt von ein paar Büschen in das Feld übergeht, müssen sich Karla und Fritz das erste Mal geküsst haben. Jedes Jahr in den Tagen zwischen Weihnachten, das Karla und ich im stillen Haus verbrachten, und Silvester kamen Hanna und Marian mit dem Auto und Fritz mit dem Zug aus ihren Heimatstädten. Spätestens am 30. Dezember saßen wir abends alle um den Esstisch in der Küche versammelt, tranken Bier im Kerzenlicht, sprachen leise über die Tage mit den Eltern und brüllten vor Lachen über Fritz’ Imitation seines Onkels, der einmal ein paar Tage in L. zu Besuch gewesen war und die Freunde seines Neffen hatte kennen lernen wollen. Zu Silvester gingen wir zum Feld hinüber, standen da und hielten uns an den kalten Händen. Jubelten um null Uhr, krakelten so laut, wie wir konnten. Um uns herum war nichts. Kein Knall, kein Feuerwerk. Wir hörten nur uns selbst. Nach ein paar Minuten des neuen Jahres, die wir nach unserem Geschrei still dagestanden und dem neuen Jahr unsere Ehre erwiesen hatten, wie Marian es nannte, liefen wir hinein, machten den Plattenspieler an und tanzten. Irgendwann, völlig betrunken, stolperten wir zu Meier, bekamen dort mehr Schnaps, als wir vertrugen, und einer von uns war immer so erledigt, dass er sich auf dem Nachhauseweg blaue Flecken zuzog, weil er hinfiel. Ich wusste damals ganz genau, dass diese Tage das Wertvollste sein würden, was ich je besitzen könnte, und ich bin fast sicher, dass es den anderen genauso ging. Ein paar Jahre konzentrierten wir all unser Glück auf ein paar Wochen, und in dieser Zeit wachte ich morgens auf und dachte nichts, stand einfach auf und schaute, was die anderen machten, las im Bett, oder machte Kaffee, kurz, nachdem die Sonne aufgegangen war. Alles stimmt in den Stummfilmen in meinem Kopf, das Licht, die Gegenstände, das Lachen, das Haus und der Garten, und die Erinnerung daran auszuhalten, ist fast unmöglich, weil sie alles, was danach passierte, bemüht aussehen lässt. Ich traf Marian vor sieben Jahren auf einer Party bei Fritz. Es war eine merkwürdige Nacht im Winter, sehr kalt. Die ganze Stadt war von Raureif überzogen, der im Licht der Straßenlaternen glitzerte. Karla und ich wohnten schon eine Weile in L., ein paar Jahre vielleicht. Ich hatte sie gebeten, aus H. wegzugehen, hielt die immer gleichen Leute nicht mehr aus, die Sonnenuntergänge, auch die Stille auf den Straßen nicht und im Haus, wenn Karla schlafen gegangen war. Abende lang saß ich in H. in meinem Zimmer, blätterte in Magazinen oder fing an, den Dachboden aufzuräumen, manchmal ging ich zu ihr, setzte mich auf den Sessel neben ihrem
Bett und sah ihr beim Schlafen zu, studierte fast wissenschaftlich jeden Zentimeter ihres Gesichts. Oft schlief ich erst dann ein, und wenn ich aufwachte, war es schon grauer Morgen und Karla war wach, hatte sich eine Wolldecke umgewickelt und lief geräuschlos durch das Zimmer. Wenn ich meine Augen zuließ, war es schwer, zu erraten, wo sie gerade war. Nachdem ich wochenlang nur diesen einen Satz beim Frühstück gesagt hatte „Ich will woanders hin.“, fragte sie eines Morgens, ob es mir Ernst wäre, ich sagte ja, und sie sagte „Na gut.“ Wir fuhren nach L., mieteten eine Wohnung im Norden der Stadt und zogen zwei Wochen später um. Die Leute aus H. waren skeptisch. Eine halbe Million Einwohner waren mehr, als sie fassen konnten, massetechnisch, das ganze Großstadtklischee rieselte salbungsvoll auf uns herab. Meier gab uns drei Monate. Sie fühlten sich fast angegriffen, weil wir das Dorf verließen, ich mit zweiundzwanzig, Karla drei Jahre jünger. Saskia erklärte sich bereit, ab und zu nach dem Haus zu sehen. Karla hatte sich entschieden dagegen gewehrt, es zu verkaufen, mir wäre alles recht gewesen. In L. dann erst absolute Freiheit. Wir feierten im Süden, rasten mit dem Fahrrad durch die ganze Stadt, hingen einen Sommer lang auf open airs ab und gingen nie nach Hause, bevor die Sonne auf unsere Gesichter knallte, die unter der Bräune blass waren. Oft zu viert, manchmal zu dritt, immer grinsten wir uns dabei über die anderen hinweg an, ich sah nur ihre Augen. Ganz breit gezogen vom Lachen. Es wurde Herbst, für mich zum ersten Mal. Karla vermisste die Weite der Felder und die abendliche Geräuschlosigkeit des Hauses und beschwerte sich, in der Stadt nichts von den Jahreszeiten zu merken. Da kam sie von ihrer Arbeit im Kino nach Hause, ging direkt in ihr Zimmer und dann sah ich sie mehrere Tage lang nicht, bis sie sich wieder in der Küche blicken ließ und Marmelade kochte. Blaubeere. Also lud ich Leute aus der Uni ein, wollte für sie die Räume mit den hohen Wänden mit Stimmen füllen, wenn es schon keine richtige Stille gab. Sie schien den Ersatz zu akzeptieren, denn Karla lud alle, die je in unserer Küche saßen, zum Essen ein und verstand sich gut mit Fritz, den ich von meinen Mitstudenten am liebsten mochte. Ein Jahr später feierte Fritz seinen Abschluss, der eigentlich unser Abschluss gewesen wäre, ich hatte das Studium geschmissen und fotografierte für eine in L. ansässige Zeitung. War froh, viel froher als zuvor. Ich war vorher noch etwas trinken gewesen und traf Fritz nur kurz im Flur, während ich meinen Mantel hinter das Sofa stopfte, dann den ganzen Abend nicht mehr. Er verschwand mit einer schönen, großen Estin, die ich verschwommen noch aus Vorlesungen kannte, aus der Wohnungstür. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht nickte er mir im Vorbeigehen langsam und verschwörerisch zu. Die Party war gut, die Musik laut und ich schon halb berauscht. Ich ließ mich von einem Raum in den nächsten treiben und beobachtete das Wabern des Rauchs unzähliger Zigaretten unter dem kalten elektrischen Licht. Fühlte mich gut. Lebendig. Als ich mich gerade mit einer Frau unterhielt, die mich beim Reden viel am Arm anfasste und ein bisschen nuschelte, stand plötzlich Karla vor mir, eine fast leere Flasche Vodka in der Hand, traurig. Ich drehte mich von der Frau weg und ging auf den Balkon, Karla folgte mir, stellte sich vor mich an das Balkongeländer und fing an zu weinen. Lachte mich zwischendurch mit ihrem geröteten Tränengesicht an. Ich nahm ihre Hand und sagte „Ach komm, mit Fritz, das wird schon“, war ganz hilflos, ein bisschen sauer irgendwie. Karla drückte sich an mich und schloss die Augen. Wir standen eine ganze Weile in der Kälte. Ich beobachtete die Atemwolken vor meinem Gesicht, dann war ihr Gesicht vor meinem, viel näher als nah. Ich hörte schon nichts mehr. Es schien überall neblig um mich herum, ich war selbst flüchtig. Sie kam weiter heran, ein bisschen, noch ein bisschen. Karlas Lippen auf meinen, näher, verschwanden in meinen, ich war kurz davor, mich aufzulösen. Dann hörte ich „Ah, sorry“ hinter mir, und als ich mich umdrehte, stand dort ein gut aussehender, sehr junger Mann. Er wollte Bier vom Balkon holen. Ich fragte ihn nach seinem Namen, er sagte „Marian“, und den Rest der Nacht verbrachten wir zu dritt. Wir tranken noch mehr, viel mehr, nahmen ein bisschen MDMA, tanzten um fünf ent
rückt zu den Smiths. There’s a light that never goes out. Ich wollte es glauben. Wir stürzten in unserer Wohnung zusammen ab. Marian hielt Karla die Haare beim Kotzen, ich wurde mehrere Tage lang nicht richtig wach. Karla sagte nichts. Ich verschüttete die Überreste unter merkwürdigen Fotografien und einem Gefühl, das an diese gekoppelt war. Ein wenig war ich wirklich nicht mehr sicher, ob die zwei Minuten passiert waren und dachte, dass es keinen Unterschied machte, welche von vielen Realitäten unsere war. Als Marian uns ein paar Tage später seine Freundin Hanna vorstellte und alle sich auf Anhieb, ohne Worte darüber zu verlieren, verstanden, lud Karla einfach beide und Fritz für irgendwann nach H. ein. Hanna war begeistert und fragte sie über das Haus und das Dorf aus, da drehte sich Marian ruckartig zu mir, Überraschung im Gesicht, unsere Blicke trafen sich, ich wusste, dass er sich erinnerte, und ich konnte es mir nicht mehr aussuchen. Ich fühlte, wie die Anspannung meine Haltung versteifte, doch innerhalb einer Sekunde klärten sich seine Züge, er lächelte mir zu, nicht mal geheimnisvoll, lächelte einfach. Da dachte ich, dass wir wirklich sehr, sehr groß geworden sind und voll von Dingen, von denen niemand weiß, wissen kann, weil die interessanten von ihnen, die wirklich wichtigen, unausgesprochen bleiben. Der Bahnhof H.’s hat zwei Gleise. Man kommt nach H. oder man fährt aus H. weg. Vorher dachte ich immer, alle fahren aus H. weg und keiner fährt hierher, heute weiß ich, dass es sich die Waage hält. Wenige kommen nach H. und wenige gehen, und für die, die immer da sind, braucht es kein Gleis. Ich habe versucht, zu verstehen, warum Karla hierher zurückwollte, an einen Ort, wo alles einfach da ist und da bleibt. Warum sie und Fritz nach H. mussten. Dann verstand ich, Karla musste kommen und Fritz dann gehen, damit die Waage stimmt. Es ist ein Gesetz, eine Regel, die keine Ausnahmen zulässt. Sie existiert ohne Rücksicht auf Umstände und Moral. Als mir das klar wurde, meinte ich, ein bisschen von dem zu wissen, was uns passieren lässt. Eineinhalb Jahre, nachdem sie zusammen nach H. umgezogen waren, sagte ich das zu Karla. Wir hatten zu zweit eine Flasche Gin geleert, saßen in Fritz’ und Karlas Bett, um uns herum die Fotos und zwei Schnapsgläser. Einer von uns beiden hatte sie bereitgestellt, obwohl wir beide wussten, dass wir sie nicht benutzen würden. Überall war Zigarettenasche auf dem weißen Bettzeug und das Licht der Nachttischlampe in dem kahlen Zimmer mit roh verputzten, weißen Wänden. Wir hatten seit Stunden dort gesessen, ohne uns zu bewegen, fast, ohne zu reden. Ich war irgendwann nachmittags mit dem Zug gekommen. War die Landstraße entlanggelaufen wie so viele Male zuvor, oft auf den letzten hundert Metern beschleunigend, und dieses Mal unterschied sich nur von den anderen, weil ich an nichts dachte, an nichts denken wollte. Karla öffnete mir die Tür wie sonst auch und trat gleich nach hinten ins Haus zurück, um mich hineingehen zu lassen, konnte kaum den Kopf oben halten, sah sehr klein aus, ihr Rücken gekrümmt. Wir gingen in ihr Schlafzimmer. Es war ihr Schlafzimmer gewesen. Dann ihres und das von Fritz, schließlich nur noch ein Zimmer, das Ereignisse in sich barg. Wir tranken den Gin in großen Schlucken. Karla hatte wohl schon früher angefangen, ich sah eine Flasche auf dem Boden. Ein bisschen später erzählte sie mir, dass sie nach dem Anruf sofort zum Schrank ging und alle Reste von irgendwann, nie ganz geleerten Flaschen untersuchte, gewissenhaft, weil sie das Widerlichste trinken wollte, was da war. Was sie in den fünfeinhalb Stunden, die ich brauchte, um zu ihr zu kommen, gemacht hat, weiß ich nicht. „Gebadet“, sagte Karla und verzog dabei kaum merklich den Mund, und aus Angst, dass sie sich dabei vielleicht einfach ins Wasser sinken lassen hatte und ihr die Möglichkeit, unter der Oberfläche zu bleiben und aufzuhören zu atmen, genauso logisch erschien wie wieder hochzukommen und nach Luft zu schnappen, fragte ich nicht weiter. Wir hatten der Dämmerung am Fenster zugesehen, wie sie zuerst rosa in den Bäumen hing, dann kälter wurde, hellblau, dunkelblau. Schließlich, endlich Dunkelheit. Eine Wand aus Schwarzblau vor dem Fenster. Karla murmelte kaum verständlich „In H., ich bin allein in H.“ vor sich hin, den Kopf müde an meine Schulter gelehnt. Der Gin hatte
mein Gehirn mit Watte tapeziert oder auch nur die Anstandsbarriere, die das Denken vom Sprechen trennt, umgeworfen und sich in meine Lippen gekrallt, ich wollte sie trösten und sagte „Du musstest nach H. kommen, Fritz musste gehen. Damit die Waage stimmt“. Ich hörte mir selbst dabei zu, wie ich die Worte ganz langsam sagte. Wie Gas, das aus dem Leck eines undichten Rohrs austritt. Ganz kurz hatte ich dieses Bild vor Augen, von ins Zimmer strömendem, weißlich durchsichtigem Gas, es beständig und giftig ausfüllend. Ich hielt mir den Mund zu. Bereute. Weil Karla betrunken war, dauerte es ein paar Sekunden, bis das Gesagte auf den rutschigen Wegen in ihrem Kopf zum Verstehen schlitterte. Ich war von einem Moment auf den anderen klar, das Zimmer vor meinen Augen so gestochen scharf, das Licht tat mir in den Augen weh. Ich sah auf die Zigarettenasche auf der Bettdecke, mir wurde übel und ich genoss die allerletzte Sekunde mit Karlas Kopf auf meiner Schulter, ein bitteres, wohliges Gefühl. Die Sekunden zogen sich unnatürlich in die Länge. Vielleicht wäre genug Zeit gewesen, ein paar unendlich lange Sekunden, alles, was danach passierte, zu ändern. Ich wusste, ich würde nichts tun als warten auf das, was geschehen würde, wollte etwas sagen, um es wieder gutzumachen, es tut mir leid, wenigstens, und tat nichts. Sah entgegen und nahm es hin. Karla machte einen Laut, es klang wie ein „Hm“, verwundert. Ich fand es unerträglich, wie schutzlos sie war. Sie hatte sich ausgeliefert an mich, mir gegeben zum Tragen, Zudecken, war nur für einen Moment dem Bedürfnis danach erlegen, nicht aufpassen zu müssen, und ich hatte sie fallen gelassen, unabsichtlich zwar, aber letztendlich doch. Sie richtete sich ganz ruckartig auf, dabei wurde meine Schulter kalt. Ich glaubte fast, den Lufthauch ihrer Bewegung zu spüren. Sie sah mich an, fragend, konnte nicht glauben, was ich gesagt hatte, musste mein Gesicht sehen, um sich zu vergewissern, dass es wirklich passiert war. Sah, dass es passiert war. Sie fing an zu schreien. Schrie mit einer sehr lauten, fremden Stimme. Lange. Schlug auf mich ein mit geballten Fäusten, irgendwohin. Nannte mich einen beschissenen Bruder, hasste mich mit jeder Faser, dann mit jeder Beleidigung und jedem Schlag mehr, jedes Wort konnte mit seiner Schärfe einen präzisen Schnitt hinterlassen. Sie blieb vor mir stehen, aufgeschnitten, und ich erwartete die Schläge und die Kratzer mit herunter hängenden Armen, ließ mich zerschlitzen und wünschte mir, sie würde härter zuschlagen und mich schlimmer bluten lassen. Ich sah ihr zu und fand es lächerlich, wie unbewegt ich war und hätte mir gleichzeitig gern für sie die Haut abgerissen und sie ihrem Schmerz geopfert. Ich wusste, dass aller Schmerz, den sie mir zufügen konnte, nicht mehr ihr gehören würde. Mitten im Schreien verstummte sie plötzlich. „Entschuldige dich bei ihm“ sagte sie und dann vier Tage nichts. Ich blieb, dachte, dass ich es ihr schuldig war, ihrem Schweigen beizuwohnen und fuhr ins Nachbardorf, um Essen zu kaufen, das sie nicht aß. Saß in der Küche herum, manchmal kam sie herein, sah mich nie an. Am fünften Tag packte ich meine Sachen, ging in ihr Zimmer und stellte mich vor das Bett. „Kann ich nichts sein“, fragte sie. Ich wusste es nicht. Am Bahnhof traf ich Meier, einer kam, einer ging. Es kam mir komisch vor, dass gerade er, der immer in H. war, aus dem Zug die Treppe herunterstieg. Ich hatte die Möglichkeit eines aus dem Zug steigenden, nach H. kommenden Meiers nie in Betracht gezogen, er überraschte mich tatsächlich. Wir rauchten eine Zigarette zusammen. Meier konnte mich nicht ansehen. Er fragte wenig, wo sie sei vielleicht, was gab es auch in Erfahrung zu bringen, Fritz war tot. Er war es auch schon gewesen, als Karla mich zum ersten Mal seit acht Monaten anrief und sehr mühsam sagte Fritz ist tot er hatte einen Herzinfarkt ich war spazieren Karla außer sich, wir anderen taub. Hanna und Marian kamen später, um sie abzuholen. Die Beerdigung war in B. Ein paar aus H. waren da, hatten Fritz gemocht und das junge Paar, das in das alte Haus meiner Eltern gezogen war. Ich wäre gekommen, Karla zuliebe und wagte es nicht.
Während Fritz begraben wurde, saß ich in Hannas Wohnung und schaute das Bild von ihm an. Erinnerte mich an ihn in Weißrussland und daran wie gut diese Reise gewesen war. Marian, Fritz und ich wollten von Bialystok über Belarus nach Vilnius trampen, weil ein Verrückter, der uns in seinem Lastwagen mitgenommen hatte, uns berauschten deutschen Anhaltern diesen als den schnellsten Weg beschrieb. Wir waren irgendwann hängen geblieben, auf ebendieser Fotolandstraße, nachdem der Fahrer uns nachmittags abrupt an einer Weggabelung im Niemandsland abgesetzt hatte. In den grauen Stunden, die wir im Nieselregen dort verharrten, hungrig und ausnüchternd, wurde uns klar, dass wir bereits da waren, irgendwo in Weißrussland, ohne messbare Entfernung zur Grenze, ohne Visum, ohne Russisch. Niemand hatte aufgepasst, wir regten uns auf und führten die absurdesten Streitgespräche, bis wir uns nur noch stritten, um unsere Müdigkeit zu überlisten. Fritz saß neben mir im nassen Gras, Marian stand halb vor uns, die Hand komisch in die Hüfte gestützt, unsere Blicke meidend. Fritz versuchte, eine Zigarette im Regen anzuzünden. Ich fand sie beide so lächerlich, ich hätte mich im Gras wälzen wollen vor Lachen, aber das Auslachen klumpte nur schmerzhaft in meinem Bauch zusammen. Ich dachte, dass ich nie wieder etwas sagen wollte, da hörten wir, noch bevor es zu sehen war, ein Auto näher kommen. Wir sprangen auf und griffen hastig unsere Rucksäcke, total bereit, und eine ältere Polin nahm uns mit. Nach ein paar wahnsinnigen Stunden draußen im kalten weißrussischen Regen saßen wir auf einmal in einem warmen Auto, von einer Kassette lief leise Musik, die Polin lächelte, und alles war gut. Ich sah Fritz’ Augen im Halbdunkel des Autos blitzen, er strahlte mich an, schien auf mich drauf, ich sagte „Ja“, völlig beeindruckt, und Fritz nickte langsam. Als mir das einfiel, konnte ich das Foto nicht mehr anschauen, legte es auf den Tisch und ging. „Komm“, sagte Hanna später am Telefon. Ich entwickelte Fotos in der Dunkelkammer. Das komm erinnerte mich so sehr an Karla, dass ich sofort losfahren musste, und ich verschloss die Flaschen mit der Entwicklerflüssigkeit nicht und hängte die Bilder nicht zum Trocknen auf, bevor ich zum Bahnhof fuhr, wieder. Wie oft werde ich noch zu diesem Bahnhof fahren, weil jemand stirbt, weil es jemandem schlecht geht, warum denke ich nur wieder und wieder, dass die Gesichter der Menschen, denen ich näher sein möchte als ich mir selbst, mich immer umgeben werden. Ich weiß, dass ich anfangen sollte, mich selbst zu umgeben, und ahne, dass ich es eines Tages muss. Ein weiteres Mal bin ich hier, in H. Ohne die leiseste Ahnung. Ich habe von Leuten gehört, die in ihr Heimatdorf fahren, weil sie sich da zuhause fühlen, Vertrautheit sie umgibt und ihnen wohlgesinnte Leute. Nichts dergleichen in H. Ich kenne alles. Mir ist nichts vertraut. Als ich am Bahnhof ankam, ging ich zur Telefonzelle davor und rief Karla an, hörte mich selbst am Telefon, außer Atem. „Ich bin da“ Lauschte der kurzen Stille. „Okay. Bis gleich.“ Wie kommt es, dachte ich, als ich durch die natürliche, sich selbst regulierende Ansammlung von Lebensläufen (H.) und die lange Straße entlang lief, dass Karla nie falsch reagiert, dass sie immer das Richtige sagt und trotzdem so traurig ist. Wenn ich sie wäre, würde ich nie unangemessen auf Leute zugehen, ihnen gegenüber zu kühl oder zu herzlich sein. Jeder dritte Infarktpatient verstirbt, bevor er eine Klinik erreicht. Von denen, die rechtzeitig ins Krankenhaus kommen, überleben neunzig Prozent. Todesstrafe in Weißrussland ohne Grenzübergänge. Es wäre nicht nur eine Tatsache, dass sie meine Schwester ist, Statistik. Wenn ich sie wäre. Würde ich es mir schon zeigen, dachte ich, als ich durch das diesige Grau über grotesk grünes Gras ging, und musste lächeln. Freute mich auf die alten Ziegelsteinmauern und darauf, wie der Nebel in den Bäumen vor dem Haus hängen würde. Im Oktober waren wir nie hier. Es ist morgens, etwa um neun, ich liege in meinem alten Bett und versuche mich zu erinnern, wie es sich angefühlt hat, in diesem Bett zu liegen, als ich noch hier wohnte. Mit Karla.
Waren wir glücklich? Marian sagte nach der Beerdigung zu mir „Verdammt, wir müssen mal anfangen, glücklich zu werden“. Es ist seit zwei Tagen so kalt, dass ich nicht aufstehen will, und wieder denke ich, wie kann sie hier sein, allein, in dieser Kälte, wie. Es geht mir hier nicht gut und ich weiß auch, warum. Ich mache mir Sorgen um Karla, die, soweit ich zurück denken kann, nicht richtig glücklich war, mit Fritz dann wohl ziemlich, und was mich daran gestört hat, muss ich nicht mehr wissen. Ich liege noch eine Viertelstunde da und denke nach, dann stehe ich auf und ziehe mich an. So viele Lagen wie möglich. Ich nehme meine unausgepackte Tasche, gehe herunter in das Wohnzimmer und stelle mich vor das große Fenster. Versuche, zu sehen, was Karla sieht, wenn sie hier hinausguckt, ewig lang, es gelingt mir nicht. Sehr klar hingegen sehe ich mich immer wieder scheitern in dem Versuch, für sie da zu sein, auf sie aufzupassen und sie nicht mehr zu lieben, als gut für uns ist. Ich kann die Schönheit in meinem Versagen so deutlich sehen wie eine reale Person. Manches soll nicht gelingen, glaube ich. Wir sind in bestimmten Dingen zum Scheitern verurteilt, strengen uns an ohne Ende, wollen alles richtig machen, kämpfen und kämpfen bis zur totalen Erschöpfung, und dabei geht es einfach nicht. Ich habe versucht, Karla zu zeigen, wie leid mir alles tut, ich habe sie besucht wie so oft zuvor, nur geredet haben wir nie. Ich komme, bleibe ein paar Tage, bis es traurig wird, Karla zu sehen, von einer Wand aus Gedanken umgeben. Dann fahre ich wieder. Sie hat mir nicht verziehen, und wäre ich sie, ich hätte es wohl auch nicht. Ich möchte zurück. Ich möchte so sehr zurück, dass ich still stehe. Ich bin ein fleischgewordener Elliott Smith-Song, und der Finger muss von der repeat-Taste. Ich bin nicht der, der es Karla leichter machen kann, obwohl ich das will, immer noch. Als ich auf die Straße trete, die auf unser Haus zuläuft, frage ich mich, wie lange es dauern wird, bis wir alle hierher zurückkehren. Wir waren fünf, jetzt sind wir vier, das hat sich verändert. H. bleibt da. Ich laufe los, bekomme kalte Luft in die Lunge und verabschiede mich mit dem Geräusch meiner Schritte. Ich komme an Meiers Kneipe vorbei, bleibe stehen und sehe mir das kleine Haus genau an, zum ersten Mal, seit ich klein war. Es ist weiß getüncht, aber das ist lange her. Risse ziehen sich durch die Fassade. Es sind diese furchtbaren automatischen Rollläden vor den Fenstern, in dunklem Braun, das für mich der Inbegriff ist von H. und den Leuten hier und Dingen, die obsolet sind. Die Tür hat ein kleines quadratisches Fenster in der Mitte, durch ein Kreuz in vier Fenster unterteilt. Ich kann jemanden sich dahinter bewegen sehen. Bevor ich H. verlasse, richtig, will ich Meier sehen, mich davon überzeugen, dass er wirklich existiert, die ganze Zeit da ist und nicht nur ein paar Wochen im Jahr, und ich will ihn was fragen. Die Tür ist offen, die Glocke klingelt. Kommt hier wirklich jemand morgens halb zehn was trinken, ernsthaft? Meier dreht sich um, alt sieht er aus, wirklich überrascht jedoch nicht. „Na“, sagt er. „Wie heißt deine Kneipe, Meier?“ frage ich, zu aufgeregt, um zu rauchen oder mich hinzusetzen, und er sagt „Komm mal mit“. Wir gehen an den Toiletten vorbei in den Hof zu seiner Garage. Er geht einfach vor und ich folge ihm. In der schmutzigen Garage zieht er ein Laken von etwas Großem, das auf dem Boden liegt. Unter dem Laken ist ein Kneipenschild. „Angefertigt worden“, sagt Meier nur und nickt dabei fachmännisch, die Lippen ein bisschen nach außen gestülpt. Ich nicke auch. Wir gehen zurück in die Kneipe, die ab genau jetzt Zum Heimatanker heißt. Scheiße, Fritz, wer hätte das gedacht. „Was machstn jetzt?“ fragt Meier, als ich meine Hand zum Abschied erhebe und die Tür aufziehe. „Gehen“, sage ich und gehe.
Franz, wir sind weit. Du bist weit, ich bin weit und weit von dir entfernt. Ich male mir dein Leben aus und benutze dafür die schönsten Stifte. Stelle mir das Haus vor, das du gebaut hast. Hast du es gebaut oder nur bemerkt, dass die Tür angelehnt ist, bist hineingegangen, hast dich umgesehen und zogst ein in dein Haus mit Traurigkeit darin. In deinem Haus ist es kalt und schön, so wie klare Luft schön ist oder Steine. Es riecht nach altem Holz. Die Farben der Wände, deiner Sachen und der Bücher sind blass, die Musik ist leise, manchmal ganz laut. Oft ist es völlig still. Den ganzen Tag wird es nicht richtig hell wegen der Fenster. Wasser läuft an ihnen herab, eine Ahnung, die unablässig das Glas herunter fließt, der Blick hinaus ein Schleier. Abends, nachdem du in dein Zimmer gegangen bist, dich zur Traurigkeit ins Bett gelegt und das Licht ausgemacht hast, rollst du dich ganz klein zu dir zusammen, schläfst du nur ein, weil das Geräusch des Flusses dich zudeckt, könntest du ohne es schlafen. Die Tage sind kurz. Irgendwann bist du halb wach, stehst auf, machst Kaffee und isst etwas, wunderst dich vielleicht. Das Einzige, was du an dem, was du schmeckst, meinst, schmecken zu können, ist Erinnerung daran, wie es einst, das erste Mal, geschmeckt hat.
Jeder Geschmack, jeder Geruch, jede Berührung ist eine Erinnerung. Du isst, riechst, berührst Erinnerungen, und was du fühlst, ist Traurigkeit. Du liegst und sitzt. Gehst von einem Raum in den nächsten, lässt dich treiben vom Luftstrom, atmest langsam ein und aus, badest in deinen Gedanken. Es gibt Tage, da sitzt du im Vorgarten deines Hauses und schaust den Vögeln zu, die ihre Kreise um das Haus ziehen, Formationen bildend und wieder auflösend, wieder und wieder die gleiche Runde. Hunderte von Flügelschlägen pro Sekunde, das Geräusch gefiederter kleiner schnell schlagender Herzen, so schnell, dass ein Herzschlag kaum vom anderen zu unterscheiden ist, und du siehst ihnen zu und stellst dir vor, wie Ewigkeit sein muss. Als du kamst, war die Anwesenheit der Traurigkeit eher spürbar als wirkliche Gewissheit. Sie war nicht immer da, ab und zu eben, und du ludst sie ein, zu bleiben. Da kam sie, und nun teilst du dein Haus mit ihr.
Du gabst ihr Platz. Du hast sie langsam alle Räume ausfüllen lassen und ihr mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden sitzend dabei Gesellschaft geleistet, wie sie die Wände traurig strich, in die Ritzen des Fußbodens sickerte. Du warst dabei, als sie den Stuhl erreichte, den Tisch, die Lampe, das Bett, sanft und langsam durchfloss sie die Gegenstände und färbte sie ein mit hellgrauer Farblosigkeit. Sie ist überall, wo du auch bist, sie ist in dir, um dich herum. Ganz weich umhüllt sie dich. Mit der Zeit bist du eins geworden mit ihr, sie ist deine Traurigkeit, so wie sie meine ist und unser aller. Wenn ich dich besuchen komme, sitzen wir am Fenster und schweigen. Vielleicht bewege ich mich nicht, um sie nicht zu stören, die Geräusche sind gedämpft. Wir sehen uns an, während das Tageslicht schwächer wird, in der Dämmerung lachen wir leise. Ich sage deinen Namen, Franz, du, Franz, weißt du noch, und dann spreche ich nicht weiter. Die Traurigkeit erzählt die Geschichte zu Ende. Ich muss nicht schlafen, ich muss nicht wach sein, wir müssen nichts anderes sein, als wir gerade sind. Dann sind wir weit, zusammen.
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filthy mornings won‘t remind that we are still two of a kind the network shows your name is underlined are you shocked because your name is underlined artist: touchy mob track: nice place to crash my plane
tell me why I don‘t like mondays Noch viermal aufwachen
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hey, you got yourself all mixed up didn‘t you yeah artist: kurt vile track: breathin out
she is, I suppose, in love with someone get up let‘s walk artist: sharks keep moving track: like a river
tell me why I don‘t like mondays Noch viermal aufwachen
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I wish I could travel overground to where all you hear is water sounds to capture and keep inside of me artist: kings of convenience track: failure
Reflektion Sie stand eine gefühlte Ewigkeit vor dem imposanten Spiegel, das eingefallene, graue Gesicht betrachtend. Gedanken flogen in ihrem Kopf vorüber, über Vergänglichkeit und eine Zeit, die um einiges glücklicher war als die Gegenwart. Sie versuchte angestrengt, in ihrem Gegenüber das kleine Mädchen zu sehen, welches sie vor langer Zeit einmal gewesen war, doch erinnerten nur noch die dunklen Augen an das fröhliche, kindliche Gesicht. Die Eltern waren recht wohlhabende Leute gewesen, der Vater ein deutscher Unternehmer und die Mutter eine Pianistin von Weltklasse. Sie war das einzige Kind der beiden, sodass die Pläne für ihre Zukunft bereits früh feststanden: Musik sollte ihr Leben bestimmen. Sie versuchte sich an ihre „Sandkastenfreunde“ zu erinnern, an lange Nachmittage spielend im Wald, jedoch vergeblich. Doch ganz klar in ihrer Erinnerung: Der große Saal, in dem nur ein großer schwarzer Flügel stand. Mehrere Stunden am Tag brachte ihre Mutter ihr das Spielen bei, der Drang nach Perfektion dominierte. Sie dachte an die folgenden Jahre als junge Frau auf Tournee, zu Gast in den berühmtesten Konzertsälen der Welt. Im Spiegel glänzten ihre
Augen auf, einen Moment lang wirkte das alte Gesicht lebendig. Das waren Zeiten des Erfolgs, des Glanzes und Wohlstands. Ein Schatten fiel über ihr Gesicht, als sie an das abrupte Ende dachte. Eine nicht behandelte Sehnenscheidenentzündung bedeutete das Aus. Sie wandte sich von ihrem Spiegelbild ab, die Erinnerungen schmerzten sie. Der Verlust der Musik, dem, was ihr am wichtigsten war, ließ sie in ein Loch fallen. Depressionen und einsame Jahre hinter dem efeuberankten Haus folgten. Jahre, in denen sie diesem immer ähnlicher wurde. Eine Zeit lang konnte sie noch gut von Ersparnissen leben, in den letzten Jahren war sie jedoch auf einen finanziellen Zuverdienst angewiesen. Da das Klavierspielen das Einzige war, was sie je richtig gelernt hatte, begann sie zu unterrichten, eine Qual, die sie verabscheute. Langsam hob sie den Kopf, sah das verblichene Foto auf dem Kaminsims an, welches sie in der Blüte ihrer Karriere zeigte, stolz und glückerfüllt lächelnd. Es war das Einzige, was ihr aus der ruhmreichen Zeit geblieben war.
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Impressum Die Motivation für dieses Heft war der Wunsch, ein Medium für die künstlerische Arbeit von Freunden und Bekannten zu schaffen. Weil wir diese wertschätzen – und weil wir lieben, was wir tun. Lina Göttsch, Anselm Schwindack, Sophie Wohlgemuth heimat.magazin@gmail.com heimatzine.blogspot.de
Danke an: Coverfoto: Michael Krems DIY Design: Kristina Pinkert DIY Druck: Anna Niestroj Levent Feizi Jan Fock Eva Heptner Daniel Jakobson Michael Krems
Katharina Käthe Linda Meyer Stefan Mieth Sara Müllner Maria Neidhold Elisabeth Paul Anna-Maria Schwindack Elisabeth Thienemann Rhiannon Tully Stephanie Wißmann
Achja, und noch ein Lied von Simone: https://soundcloud.com/roygbiv6
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