Rückblick_2009

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Das Kleist-Museum im RÜCKBLICK 2009

Ausstellungen Mit der Ausstellung „Baustelle KleistMuseum. Entwürfe für ein neues Erscheinungsbild“ gleich zu Beginn des Jahres, ein Kooperationsprojekt mit der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, in dem sich Studierende ein Semester lang mit der ständigen Ausstellung und dem grafischen Erscheinungsbild des Museums auseinandersetzten, sollte die Diskussion um die Dringlichkeit des Erweiterungsbaus für die Perspektive des Museums über das Jubiläumsjahr 2011 hinaus in der Öffentlichkeit forciert werden.

Entwurf: Tilman Hielscher und Paula Kempker

Bereits das zweite Mal präsentierte sich das Kleist-Museum auf der internationalen Buchmesse in Leipzig am Stand der Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten, den in diesem Jahr auch Kulturstaatsminister Neumann besuchte. In Anlehnung an das Blaubuch der Bundesregierung zur Lage der Kultur in den neuen Ländern von Prof. Paul Raabe stellte die Arbeitsgemeinschaft der kulturellen Gedächtnisorte (KGO) den prächtigen Text-Bild-Band „Leuchtfeuer. 20 Kulturelle Gedächtnisorte“ vor, in dem auch das Kleist-Museum mit einer eigenen Darstellung vertreten ist.

Foto: Pflug/ALG

Anknüpfend an den Erfolg des MusenhofProjektes 2008 in Zusammenarbeit mit der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) wurde am 18. April die von HansJürgen Rehfeld kuratierte Ausstellung „Begegnungen im Salon der Rahel Levin Varnhagen“ eröffnet. Aus diesem Anlass las der Schriftsteller Günter de Bruyn aus seinem Werk „Rahels erste Liebe“.


Während Barbara Gribnitz die von ihr kuratierte Ausstellung „Kunst zu Kleist“, ein Gemeinschaftsprojekt mit der GEDOK Brandenburg e.V. am 26. April in Rangsdorf bei Berlin eröffnete,

liefen im Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster auf Hiddensee bereits die Vorbereitungen zur Präsentation von „Ingeborg Voss: Berliner Theaterwelten“, eine Kooperation mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus und dem Gerhart-Hauptmann-Museum in Erkner bei Berlin. In Anwesenheit der 86jährigen Künstlerin, die Arbeiten zu Stücken Hauptmanns und Kleists und Inszenierungen Langhoffs und Felsensteins ausgewählt hatte, geriet die Vernissage zu einem bewegenden Erlebnis. Von Mai bis Oktober sahen über 37.500 Besucher des Sommerdomizils Hauptmanns diese Präsentation.

Anlässlich des 1. Frühlingsfestes des Förderkreises im Garten des Museums, das von nun an jährlich jeweils am Vorabend des internationalen Museumstages stattfindet, wurde eine Stele zum „Kleist-Countdown“ eingeweiht, die die Tage bis zur Eröffnung des Kleist-Jahres im März 2011 zählt.


Nach der Präsentation im Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg in Stuttgart im Mai/Juni fand die Ausstellung „Über den Häuptern der Riesen. Kleists schlesische Reise“ einen spektakulären Abschluss im Kleist-Museum, wo erstmals das original Koppenbuch (heute in der Universitätsbibliothek Breslau) mit Kleists Eintrag seines Gedichtes „Hymne an die Sonne“ im Ausland gezeigt werden konnte. Über 7600 Besucher, von der Vernissage in Polen über die Vorstellung an weiteren drei Orten in Deutschland, sahen diese vom Sächsischen Staatsministerium des Innern geförderte Ausstellung.

Anlässlich des 250. Todestages Ewald von Kleists und der Erinnerung an die Schlacht bei Kunersdorf fand unter dem Titel „Mirakel des Hauses Brandenburg“ von Juli bis Oktober eine Doppelausstellung im städtischen Museum Viadrina und im Kleist-Museum statt. Dem Major und Dichter Ewald von Kleist war im August eine internationale Tagung gewidmet, betitelt „Melancholie und Innovation. Freundschaft und Krieg“. Tagungsbegleitend wurde eine Exkursion zum Schlachtfeld nach Kunersdorf/Kunowice (Polen) organisiert und eine Gedenkstunde am Grab Ewald von Kleists abgehalten.

Heinrich von Kleist-Retzow, Vorsitzender des Familienverbandes derer von Kleist

Größter internationaler Erfolg war zweifellos die von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung unterstützte Ausstellung „Unterwegs in Europa. Kleists Reisen 1801 – 1809“, die im Oktober/November in der Vertretung des

Landes Brandenburg in Brüssel (Belgien) gezeigt und im Dezember in Eupen (Belgien) vom Ministerpräsidenten der deutschsprachigen Gemeinschaft in Anwesenheit des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt (Oder) eröffnet wurde.


Staatssekretär Harms bei der Eröffnung in der Landesvertretung

Publikumsmagnet in Frankfurt (Oder) war die anlässlich der Kleist-Festtage präsentierte Ausstellung „Dichter im Warenkorb. Kleist-Objekte von A bis Z“, die eine Produktpalette vom Bierdeckel über die Ofenkachel bis zum Zigarettenpapier vorstellte, wobei die von der ortsansässigen Bäckerei Baumgärtl kreierte Kleist-Schnitte bei der Vernissage-Verkostung nicht fehlen durfte.

Zwei Tage nach der Preisverleihung in Berlin war der Kleist-Preisträger 2009, Arnold Stadler, in Frankfurt (Oder) zu Gast.

Arnold Stadler

Doch das überwältigendste Leseerlebnis des Jahres 2009 war, nach einhelliger Meinung, Inge Kellers Vortrag von Kleists „Die Marquise von O ...“, der das Fassungsvermögen unseres Veranstaltungsraumes mit 86 Besuchern sprengte, so dass wir in das städtische Museum Viadrina ausweichen mussten. Inge Keller


Die guten Beziehungen zu Schlesien konnten wir durch eine Einladung der Familie von Küster auf Schloss und Gut Lomnitz unweit von Jelenia Góra (Hirschberg) weiter ausbauen: In Anwesenheit von Vertretern des polnischen Landesdenkmalamtes, der Wojewodschaft und des Vereins zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur e.V. eröffneten wir im November die von Barbara Gribnitz kuratierte Ausstellung „Alles spielt, der Mensch und sein Kind. Kinder- und Erwachsenenspiele um 1800“, die bis Ostern 2010 im Hirschberger Tal zu sehen sein wird.

Die Kleist-WG – museumspädagogisches Projekt mit internationaler Beteiligung. Die eigene Wohnung, die Heinrich von Kleist zu Lebzeiten nie besessen hat, wird , fast 200 Jahre nach seinem Tod, im Erdgeschoss unserer Sammlungs- und Bibliotheksdependance in der Großen Oderstraße Realität: Ein Schuljahr lang setzen sich Schüler und Jugendliche, die heute dort leben, wo Kleists biographische Spuren zu finden sind (Frankfurt, Potsdam, Berlin, Paris, Thun, Kaliningrad/Königsberg) künstlerisch mit dem Dichter und seinem Werk auseinander. Die ersten kreativen Raum-Besetzungen liegen vor:

Vorträge im In- und Ausland Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums hielten wiederum zahlreiche Vorträge im Inund Ausland, um das Sammlungsprofil vorzustellen und das Haus selbst als kulturellen Gedächtnisort von gesamtstaatlicher Bedeutung in der Museumslandschaft nachhaltiger zu platzieren. So Barbara Gribnitz auf Schloss Nennhausen im Havelland über Caroline Fouqué, im Haus der Heimat in Stuttgart über Heinrich von Kleists schlesische Reise und in Kloster auf Hiddensee über den rastlosen Wanderer Heinrich von Kleist. Hans-Jürgen Rehfeld referierte im Rahmen des 3. Tempelberger Kirchensommers über Kohlhaas und Kleist, Lothar Jordan im Collegium Polonicum in Słubice (Polen) über Ewald von Kleist und Wolfgang de Bruyn präsentierte das Museum mit seinen Kostbarkeiten auf Schloss Nennhausen und in der Vertretung des Landes Brandenburg bei der Europäischen Union in Brüssel (Belgien).


Publikationen Die Reihe der Frankfurter Buntbücher wurde mit der Nr. 47, Lothar Jordans „Mars und Musen. Ewald von Kleist in Potsdam (1740 – 1756) und Frankfurt an der Oder (1759)“ erfolgreich fortgesetzt. Ein Höhepunkt in der Buntbuch-Präsentation war die Lesung Klaus Völkers in Königs Wusterhausen aus „Mephistos Landhaus. Klabund (1926) und Gründgens (1934 – 1946) in Zeesen“.

Der Begleitband „Ingeborg Voss: Berliner Theaterwelten“ wurde zur Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung von den Herausgebern Franziska Ploetz, Leiterin des GerhartHauptmann-Hauses Kloster auf Hiddensee, und Wolfgang de Bruyn vorgestellt und HansJürgen Rehfeld legte erstmals einen Kleist-Führer (deutsch, englisch, polnisch) vor, der mit einer Stadtführung seine Premiere feierte: „Auf Kleists Spuren – Heinrich und Ewald Christian von Kleist in Frankfurt (Oder)“. Ferner erschienen die Tagungsbände „Kleist als Dramatiker/Kleist und Dresden“ und „Geschichte und Landschaft. Beiträge zu Günter de Bruyn“.

Besucher Insgesamt konnte das Kleist-Museum mit seinen Aktivitäten die Besucherzahlen des Vorjahres (12.235) und damit die Verdoppelung gegenüber 2007 halten. Nicht mit eingerechnet sind die Besucher der Ausstellung „Über den Häuptern der Riesen. Kleists schlesische Reise“ im Fürst Pückler-Schloss Branitz bei Cottbus mit 3.724 und der Ausstellung „Ingeborg Voss: Berliner Theaterwelten“ im Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster auf Hiddensee mit 37.500 (!) Besuchern, da diese das Gesamtbild verzerren würden.


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