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pressesprecher 5/19 "Kontroverse"
Dialog und Debatte
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
diese Ausgabe trägt den Titel „Kontroverse“. Ursprünglich sollte es „gut und böse“ sein, doch Schwarz-Weiß- Denken ist genau das, was sich Kommunikation in einem polarisierten Umfeld nicht leisten sollte.
Wer in Kategorien wie „gut“ und „böse“ denkt, entwickelt Feindbilder. Jeder hat Parteien, Unternehmen und NGOs, die einem sympathischer sind, und andere, mit denen er hadert. Kommunikatoren sind allerdings gut beraten, bei der Umsetzung von PR professionelle Standards wie Transparenz, Faktentreue und Wahrhaftigkeit in den Vordergrund zu stellen und nicht die eigene Weltanschauung. Wer Kommunikation als ideologischen Kampf begreift, sollte dies besser nicht in Form von Fake News und Diffamierung ausleben – so verführerisch das sein mag.
Sich über das Aussehen einer 16-jährigen Klimaaktivistin auszulassen ist genauso wenig akzeptabel wie als Head of Public Affairs der Gruppe Extinction Rebellion zu drohen oder vier Tote eines SUV-Unfalls zu instrumentalisieren, um sein politisches Anliegen zu bekräftigen. Empathie und Kausalität sollten auch 2019 ihren Platz in der Kommunikation haben – selbst wenn es um viel Geld geht.
Kommunikatoren können einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Gesellschaft nicht weiter polarisiert. Es empfiehlt sich, in Kategorien wie Dialog und Debatte und weniger in „Abteilung Attacke“ zu denken. Die Wirtschaft kann Sympathie gebrauchen.
Bei Unternehmen scheint sich die Einsicht durchzusetzen, dass sie sich mehr für den Klimaschutz einsetzen müssen. Zahlreiche Firmen, die sich vorher zurückgehalten haben, kommunizieren plötzlich zu diesem Thema. Wie glaubwürdig ist das? Dieser Frage wollen wir ebenso nachgehen wie der, welche Strategien Organisationen anwenden können, die von Teilen der Öffentlichkeit kritisch gesehen werden. Längst hat die Suche nach dem „Purpose“ begonnen. Unternehmen können sich diese allerdings sparen, wenn sie damit nur eine PR-Luftnummer kreieren wollen. Ein Leitartikel ab Seite 16 widmet sich diesem Thema.
Darüber hinaus gibt es Interviews mit den Pressesprechern von Union Berlin und Sea-Watch. Außerdem stellen wir TikTok und WeChat vor.
Viel Spaß beim Lesen!
Volker Thoms, Chefredakteur
Inhalt 5/ 2019
AGENDA
10 Seitenwechsel
Was Thorsten Sperlich und Laura Fölmer an einem Wechsel in die Unternehmenskommunikation reizte.
12 Wo twittern sie denn?
Die Zahl der Kommunikationschefs auf Twitter ist überschaubar. Ihre Followerzahl meist auch.
13 Autorisieren oder nicht?
Als Journalist mochte Thomas Knüwer Autorisierungen nicht. Warum er sie heute befürwortet.
TITELTHEMA: KONTROVERSE
16 Purpose ohne Sinn
Sind Purpose und Haltung PR-Luftnummern?
18 Union Berlin
Pressesprecher Christian Arbeit über das Image des Clubs und die Medienarbeit nach dem Aufstieg.
22 Grüne Welle
Klimaschutz ist das PR-Trendthema. Welche Unternehmen können glaubwürdig zum Klima kommunizieren?
26 Moral und Verbote
Wie Unternehmen damit umgehen, wenn ihre Produkte und Dienstleistungen moralisch am Pranger stehen.
30 Bewunderung und Hass
Sea-Watch rettet geflüchtete Menschen – und wird angefeindet. Interview mit Sprecher Ruben Neugebauer.
34 Landwirtschaft
Wie das Forum Moderne Landwirtschaft und Peta in einem emotionalen Umfeld kommunizieren.
38 Imagekrise
Oliver Santen vom Bankenverband hat wenig Hoffnung, dass sich die Reputation der Banken bald bessert.
IM FOKUS: SOCIAL MEDIA
40 Stakeholder-Mapping
Adrian Rosenthal von MSL erklärt, wie man die richtigen Stakeholder findet.
42 In fremdem Namen
Unternehmen lassen sich bei Social Media von Dienstleistern helfen. Was gilt es zu beachten?
46 Digital Quatsch machen
TikTok gilt als heißer Trend. In den Kurzvideos wird vor allem viel getanzt.
50 Türöffner nach China
WeChat ist in China das wichtigste Soziale Netzwerk. Für PR bietet es Potenzial.
52 Influencer-Marketing
Eine Anwältin gibt Tipps, wie Influencer rechtssicher agieren können.
54 Social-Media-Vorreiter
Die Polizei München twittert seit fünf Jahren. Sprecher Marcus da Gloria Martins über seine Erfahrungen.
PRAXIS
56 PR in der Kleinstadt
Welche Themen bewegen die nordrhein-westfälische Stadt Haan?
58 Wahnsinnsumfragen
Studien und Umfragen haben Hochkonjunktur. Die Berichterstattung kann umfangreich ausfallen.
62 „Schlaflos im Shitstorm“
Julia Jorchs unterhaltsames Buch über den Politik- und Medienbetrieb.
64 Frostige Sache
Frosta verzichtet auf Zusatzstoffe in Lebensmitteln. Verbraucher honorierten das anfangs nicht.
66 PR-Berufsfeldstudie
Kommunikationsabteilungen haben bei der Digitalisierung Nachholbedarf. Zusätzlich droht ein Stellenabbau.
KARRIERE
70 Vorbereitung ist alles
Medientrainer Tom Buschardt über souveräne Auftritte von CEOs und Pressesprechern vor Kameras.
AGENTUREN
74 Agenturen mit Haltung
Zwei Beispiele von Agenturen, die nicht jeden Kunden annehmen.
76 Tweets gegen Nazis
Sachar Klein über die Wirkung von zwei seiner Tweets.
Purpose ohne Sinn
Von VOLKER THOMS
Haltungskommunikation kann nur glaubwürdig sein, wenn Unternehmen verantwortlicher als bisher handeln. Sind sie dazu nicht bereit, bleibt auch der edelste Daseinszweck eine PR-Luftnummer.
Die Moralisierung von Debatten
Von MIRJAM STEGHERR
Weniger fliegen, Verzicht auf Autofahren, kaum noch Fleisch – die Debatte um mehr Klimaschutz ist geprägt von Forderungen nach individuellen Einschränkungen. Wie gehen Unternehmen damit um, dass ihre Produkte nach Ansicht von Klimaschützern kaum noch konsumiert werden dürften?
Digital Quatsch machen
Von SIMONE DETTELBACHER
Bei Teenagern ist TikTok derzeit die beliebteste Social-Media-App. Immer mehr Unternehmen binden das Netzwerk in ihre Kampagnen ein. Vor allem wird auf TikTok viel getanzt.