Das ACO Magazin zur Schnittstelle architektur _ wasser. Ausgabe 2

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Das ACO Magazin zur Schnittstelle

architektur

wasser

Ausgabe 2 _ 1 / 2013

Städte am Wasser Schon immer fanden Ortsgründungen vorwiegend an Küsten und Ufern statt. Städte am und auf dem Wasser – in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – sind Leitthema dieser Ausgabe an der Schnittstelle _ architektur _ wasser.


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„Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück.“ Thales von Milet, griechischer Staatsmann und Naturphilosoph

Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich Ihnen heute die zweite Ausgabe unseres Magazins zur Schnittstelle _ architektur _ wasser vorzustellen. Unser Hauptaugenmerk haben wir diesmal auf das Thema „Städte am Wasser“ gelegt: von der Entwicklung neuer Wohn- und Geschäftsquartiere am Wasser über hydraulische Städte im 1. Jahrtausend und einen Eisberg vor der Küste Dubais bis hin zu einer städtebaulichen Vision für die Isarphilharmonie in München. Erneut offenbaren Wasser und Architektur eine große Vielfalt überraschender Schnittmengen. Daneben geben wir Einblick in das vielfältige kulturelle Engagement von ACO im vergangenen Jahr und zeigen Lösungen auf, die wir als weltweiter Marktführer im Bereich der Entwässerungstechnik für Sie in den unterschiedlichen Anwendungsbereichen bereithalten. Das erste Heft hat eine breite, positive Resonanz erhalten. Konstruktive Anregungen haben wir versucht aufzugreifen, um Ihnen ein noch besseres Angebot an Information und Inspiration zu bieten. Dabei verstehen und nutzen wir das Magazin als ein Medium, das Themen ausführlich aufbereiten kann, Menschen zu Wort kommen lässt und Hintergründe aufzeigt. Es lädt ein, sich Beiträge zu markieren und aufzuheben, eine Weile darin zu blättern und zu lesen. Für den schnellen Klick zwischendurch bietet ACO Ihnen auf seiner facebook-Fanpage Infos und spannende Kurzmeldungen zu Projekten aus aller Welt – ein Angebot, das schon mehrere Tausend Interessierte gefunden hat. Gemeinsam ergibt sich ein Medienmix, der sich hervorragend ergänzt. Nun wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre von Ausgabe zwei an der Schnittstelle _ architektur _ wasser. Wenn Ihnen das Magazin wieder gefallen hat, werden Sie doch Abonnent – ein entsprechendes Formular finden Sie am Ende des Heftes. Herzlichst, Ihr Hans-Julius Ahlmann

Titelfoto: Lern- und Erlebniswelt Blue Crystal vor der Küste Dubais, Sven und Frank Sauer


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_ 06 Ich wohne am Hafen …

_ 34 Der Schöpfer von Atlantis

Die Städte der Welt rücken ans Wasser

_ 12 Nicht versiegeln: versickern! ACO Stormbrixx – das modulare Rigolensystem

_ 14 Wahr gewordene Traumwelten

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Planstädte im Wandel der Zeit

Der Szenenbildner und Oscar-Preisträger Ken Adam

_ 38 Nicht nur für eine Nacht ACO Lösungen im Hotel _ 40 Auf der Reeperbahn – Hausnummer 1 Die „Tanzenden Türme“

_ 18 Das Wasserreich der Khmer

_ 42 Countdown auf der Elbinsel

Aufstieg und Fall Angkors

_ 20 Zukunft in der Tiefe

_ 46 Konzertsaal im Fluss Vision eines Konzerthauses in der Isar

Eine Villa und andere Wege der U-Architektur

Internationale Gartenschau in Hamburg 2013

_ 23 Neue EnEV setzt die EU-Richtlinie für Gebäude um Kommentar von Holger Haid, ACO Architektenberater und Energieberater

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_ 24 Hoher Anspruch bis ins Detail

ACO Rundum-Unterstützung vor Ort

_ 48 "Die NordArt ist lebendige Aktivität"

Die Initiatoren Hans-Julius Ahlmann, geschäftsführen- der Gesellschafter der ACO Gruppe, und Wolfgang Gramm, Maler, Bildhauer und NordArt-Kurator, im gemeinsamen Gespräch

_ 51 Quantenphysik trifft Buddhismus NordArt 2012

_ 27 Support für Planer und Architekten

ACO Architektenberater

_ 28 Motoryacht und Minarett

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Ehemalige Schwimmbäder und ihre heutige Nutzung

_ 56 Technik im Dienst eines modernen Lebensgefühls

_ 32 Ein Eisberg im Arabischen Golf

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Das Stadtentwicklungsprojekt am Bab-El-Bahr, Marokko

_ 52 Vom Bade- zum Musentempel

Die schwimmende Lern- und Erlebniswelt Blue Crystal

ACO Musto Skiff World Championship 2012

_ 58 Treibgut

Kurzmeldungen, Termine und Impressum


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Die Städte der Welt rücken ans Wasser

„Ich wohne am Hafen …“ … diese Aussage wird man in Zukunft vermutlich häufiger hören. Hatte die Wohnlage am Hafen einst beinahe etwas Anrüchiges an sich, ist sie heute in vielen Städten zur besten – und vor allem angesagtesten – überhaupt geworden.

Die Zeitspanne, in der weltweit Städte ihre brachliegenden Häfen und Uferflächen neu entdeckt haben und zu Arealen für verschiedenste Projekte entwickeln, lässt sich sehr gut bestimmen und in vier aufeinander aufbauende Phasen unterteilen.

Die Docklands in London – einst Teil des größten Hafens der Welt, heute Geschäftszentrum und exklusive Wohnlage

Die erste Phase, gleichsam die längste, nimmt in etwa die Spanne zwischen 1965 und 1980 ein. Nicht zufällig begann die Entwicklung in den USA – dem Land, in dem früher als andernorts Hafenflächen verlagert wurden und so ein Trend begünstigt wurde, der die Innenstädte schon zuvor rapide hatte veröden lassen: Suburbanisierung. Als Reaktion setzte schon Mitte der 1960er-Jahre ein Paradigmenwechsel ein, der dokumentierte, dass Erhalt und Revitalisierung von Brachen nicht nur städtebaulich reizvoll, sondern auch kommerziell erfolgreich sein können.

In Baltimores „Inner Harbor“ nahm dieser heute globale Prozess seinen Anfang und stoppte erfolgreich den fortschreitenden Niedergang des Stadtzentrums. Ähnliche Projekte in anderen USStädten, wie „Fisherman’s Wharf“ in San Francisco oder „Quincy Market“ in Boston, unterstrichen diesen Trend. Mit dem Erhalt von Hafenanlagen und der in der Folge neu gewonnenen Attraktivität des Areals wurde eine strategische Verbindung zwischen vorher voneinander abgetrennten Bereichen geschaffen und dadurch neue Nutzergruppen erreicht. Doch in dieser Frühphase der Entwicklung, in der solch richtungsweisende Vorhaben noch eine völlig neue Planungsaufgabe darstellten, waren sie in erster Linie Einzelhandel, Freizeit- und Tourismuseinrichtungen vorbehalten – Wohnen in den ehemaligen „no-go areas“ schien noch nahezu unmöglich.

In der zweiten Phase, den 1980er-Jahren, verbreiteten sich die Entwicklungen aus der „Neuen Welt“ – wie so vieles – von Nordamerika auf andere Erdteile. So wurde etwa „Darling Harbour“, damals „greatest urban redevelopment ever undertaken in Australia“ tituliert, zu einer der größten Attraktionen Sydneys. Genau wie dessen britische Pendants, die Megaprojekte „Docklands“ und „Canary Wharf“ in London. Die Vorhaben dieser zweiten Entwicklungsphase waren allerdings oftmals – wie im Rausch – durch einen ungesunden Maßstabssprung, Überdimensionierung, hohe bauliche Dichte und monotone Architektur gekennzeichnet, die ohne Rücksicht auf alte Strukturen und deren Nutzer umgesetzt wurden.


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Phase 3, die 1990er-Jahre, brachte die Hinwendung zum Wasser auch in kleinere westeuropäische Metropolen wie Oslo mit der „Aker Brygge“ oder Amsterdam mit den „Easter Docklands“. Sie war – durch die Lehren der vorangegangenen Dekade – geprägt von deutlich behutsamerem Vorgehen: Bestehenden historischen Gebäuden und ihrer Urfunktion wurde mehr Aufmerksamkeit zuteil. Ihre Umnutzung und ihr maritimes Erbe standen im Vordergrund. Intelligente, ganzheitlich-zukunftsfähige und maßgeschneiderte Lösungen – nicht mehr nur Standardkonzepte – waren gefragt. Komplett integrierte Quartiere am Wasser entstanden. Heute befinden wir uns in der vierten Phase, die mit der Jahrtausendwende begann. Viele Städte rund um den Globus haben seitdem ihre bestehenden Vorhaben am Wasser ausgeweitet oder, sofern diese noch nicht existieren, initiiert. Aus eigenen Fehlern oder Fehlern anderer wurde gelernt. So wurden beispielsweise die Docklands in London aktuell in das neue Olympiagelände

Die Hamburger HafenCity – größtes innerstädtisches Entwicklungsprojekt Europas

integriert. Das Planungs- und Projektmanagement wird konsequent betrieben, flexible städtebauliche Strukturen, stufenweise Realisierbarkeit, gemischte Nutzungskonzepte, Spielräume für Nachsteuerung und kooperative Planungsprozesse haben sich durchgesetzt. Sie schaffen unter anderem Raum für eine Architektur, die es einem dominierenden Akteur unmöglich macht, einem kompletten neuen Quartier seinen Stempel aufzudrücken. Jene Vielfalt erlebt man schon heute in einer Stadt, die beinahe Synonym für Wohnen am Wasser geworden ist: Hamburg. In kaum einer anderen Stadt ist Wasser so präsent wie hier. Hamburg hat, so wird jedem Besucher stolz erklärt, mehr Brücken als Venedig und Amsterdam zusammen. Und die meisten dieser Brücken bringen Touristen wie Einheimische von einem Ufer eines Flusses oder Kanals auf das andere – ob von Elbe, Alster, Bille, Köhlbrand oder einem der unzähligen Fleete. Wasser – und mit ihm das Leben an seinen Ufern – ist in Hamburg nahezu überall zu finden.

Dennoch gab und gibt es wassernahe Flächen in der Hansestadt, die in Vergessenheit geraten sind oder ganz einfach nicht für eine für die Öffentlichkeit zugängliche Bebauung zur Verfügung standen. Leuchtturmprojekt und größtes innerstädtisches Entwicklungsprojekt Europas ist, trotz Querelen um Elbphilharmonie und vermeintlich zu wenig mutige Architektur, die HafenCity. Bis voraussichtlich Mitte der 2020er-Jahre werden auf dem Areal Wohneinheiten für bis zu 12.000 Menschen und Arbeitsplätze für an die 40.000 Beschäftigte entstehen, vornehmlich im Bürosektor. Schon heute sieht der fertiggestellte Teil der HafenCity fast so aus wie auf den Presseanimationen der 1990erJahre – zumindest wenn das Wetter mitspielt. Locker gewandete Menschen schlendern am Ufer entlang, Bistrotische auf den Magellanterrassen verbreiten Seebadflair, Wimpel und Fähnchen flattern im Wind, und Boote sorgen für die Impressionen einer urbanen Waterkant. Rund um den alten Sandtorhafen – Keimzelle des Hamburger Hafens – ist einiges von dem wahr geworden, was die Planer sich erhofften: Ein architektonisch anspruchsvoller, maritimer Stadtteil in einer ohnehin schon maritimen Stadt.

Neben diesem Mammutprojekt beherbergt Hamburg kleine und große Vorhaben am und auf dem Wasser, die in ihrer Vielfalt ihresgleichen suchen. Ob Designer-Hausboote im Spreehafen oder auf dem Eilbekkanal – unter ihnen Schmuckstücke wie 120 Quadratmeter große Objekte mit Aufbauten aus Holz und Corten-Stahl, die „Boat Houses“ im Quartier am Park, die im Bau befindliche Marina auf der Harburger Schlossinsel, das „Haus der Projekte“ im Müggenburger Zollhafen, das IBA-Dock als Deutschlands größtes schwimmendes Bürogebäude oder die im kommenden Jahr fertigzustellenden „WaterHouses“ am Eingang zur internationalen Gartenschau 2013 (siehe Seite 38) oder oder oder … Hamburg strebt ans Wasser wie keine andere Stadt. Gerade die komplett von Wasser umgebenen WaterHouses, Teil des Masterplans Wilhelmsburg Mitte, symbolisieren einen neuen Ansatz beim Bauen am oder – wie hier – im Wasser. So sind die mehrstöckigen Gebäude in ihrer Materialität dauerhaft dem Wasser gewachsen und bieten Raum für individuelle Lebensräume, die das nasse Element neu interpretieren. Sie setzen einen extravaganten und zukunftsweisenden Akzent, der auch international Beachtung findet. Hier und anderswo: Schaut man sich in der Stadt um, könnte man die Liste innovativer Projekte und Visionen beinahe bis ins Unendliche verlängern.


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Architektensymp osiEn Vergegenwärtigt man sich die Landkarte Europas, so fällt eine Stadt ins Auge, die neben Hamburg die zweite „Wasser-Stadt“ Europas sein könnte, ja müsste: Istanbul. Doch bisher hat der nun schon über 40 Jahre alte Trend zum Wasser die Stadt am Bosporus, zwischen Marmarameer und Schwarzem Meer, noch nicht in einer Weise erreicht, wie man annehmen möchte. Zwar gilt die heimliche Hauptstadt der Türkei seit einiger Zeit als besonders trendgebend in der Architekturszene, doch ihre prädestinierte Lage an den Meeren hat bisher wenig Eingang in den Städtebau gefunden. Ein Projekt, das sich – als positive Ausnahme – mit diesem Sujet auseinandersetzt, ist das „Cendere Valley Urban Design Project“. Ziel des ambitionierten Unternehmens von Emre Arolat Architects ist die Transformation eines unstrukturierten, durch Fabriken, Lagerhallen, Betonkanäle und Wohntürme geprägten Areals am Rande der Megacity zu einem für die gesamte Stadt bedeutenden ökologischen Korridor mit naturnah umgestaltetem Kanal und hochwertiger Architektur.

Prominente Städte am Wasser:

Istanbul | Hamburg

Möglicherweise setzt dieses Projekt, das insbesondere die soziale Komponente in den Vordergrund stellt und alteingesessene Bewohner nicht entwurzeln will, auch am Rande Europas eine Welle in Bewegung, die einst auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans losgetreten wurde. Das Potenzial, ob am Goldenen Horn oder am Bosporus zu Füßen der Hagia Sophia, ist in dieser Stadt mehr als vorhanden. Die Zukunft wird zeigen, ob sie sich neben London, Amsterdam und Hamburg als (europäische) „Aquapole“ etablieren kann. Der Anfang zumindest ist erfolgreich gemacht.

Regelmäßig lädt ACO Architektinnen und Architekten zum Wissensaustausch in verschiedene Städte ein. Das im Jahr 2011 erstmalig durchgeführte erfolgreiche zweitägige Symposium in Rendsburg / Büdelsdorf wird auch in seiner dritten Ausgabe 2013 wieder ein ganz besonderes Highlight werden. Neben spannenden und visionären Vorträgen international renommierter Experten der Architekten- und Planerszene rundet ein geführter Besuch der Kunstausstellung NordArt die reizvolle Veranstaltung an der Schnittstelle _ architektur _ wasser _ kunst ab. ab. Im Juni wird Rendsburg/Büdelsdorf Veranstaltungsort des Architektensymposiums sein, im Herbst treffen Sie uns in Stuttgart. Informationen und Anmeldungen unter www.architektur-wasser.de oder per Faxantwort im Magazinumschlag.

Impressionen visionärer Zukunftsarchitektur im und auf dem Wasser

links oben: Cendere Valley Urban Design Project Emre Arolat Architects, Istanbul links unten: WaterHouses – Wohnen am Inselpark

Eindrücke von dem Architektensymposium im

IBA, Hamburg

September 2012 in Rendsburg/Büdelsdorf


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Grad der Versiegelung in einem typischen städtischen Wohngebiet

ACO Stormbrixx – das modulare Rigolensystem

Nicht versiegeln: versickern! Die grundlegende Flächenversiegelung schreitet in Deutschland ständig voran. Seit Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1949 wuchs die versiegelte Fläche bis Anfang dieses Jahrtausends laut Statistischem Bundesamt von 7 % auf 12,5 % an. Die Europäische Kommission setzt sich nun für Alternativen zu Asphalt und Beton ein. Wenn Versiegelung unvermeidbar ist, soll nach dem Willen der Brüsseler Kommissare Material verwendet werden, das Regenwasser in den Boden abfließen lässt. Am 12. April 2012 wurden zu diesem Zweck in einem ersten Schritt Leitlinien zur Begrenzung der Bodenversiegelung von der EU-Kommission vorgelegt. An dieser Stelle kommt das modulare Rigolensystem ACO Stormbrixx, das auf der IFAT Entsorga 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, mit seinem innovativen Lösungsansatz ins Spiel. Die Produktneuheit unterstützt den natürlichen Wasserkreislauf, indem sie das auf versiegelten Flächen zuvor gesammelte Niederschlagswasser im Boden zurückhält und kontrolliert verteilt. Als Blockversickerung genutzt, gibt das System Niederschlagswasser gemäßigt an den Boden ab – und zwar dort, wo es anfällt. So wird die Grundwasserneubildung gefördert und gleichzeitig die Kanalisation entlastet. Intelligente Wartung und Inspektion in alle Richtungen Die Architektur des Rigolensystems macht eine äußerst einfache und schnelle Inspektion und Spülung möglich. So erleichtern muldenartige Zwischenräume sowohl das Führen der Kanalkamera als auch des Spülkopfs. Hierbei sichern integrierte oder vorgelagerte Schächte den Zugang zu ACO Stormbrixx dauerhaft.

Verlegen im Verband sichert Stabilität und Festigkeit Die Elementen in einer Größe von 1.200 x 600 x 342 mm werden zu einem in sich verbundenen, lagesicheren Block zusammengesetzt. Es entsteht ein äußerst stabiler Aufbau, ohne innerhalb einer Lage zusätzliche Verbinder einsetzen zu müssen. Die tragenden Säulen stehen exakt übereinander und die Lasten werden gleichmäßig von oben nach unten abgeleitet. Umweltschonung durch optimierte Logistik Zu guter Letzt trägt die Architektur von ACO Stormbrixx – nicht nur unterhalb des Erdbodens – dazu bei, die Umwelt zu erhalten und zu schonen, da sowohl die Grundelemente als auch die Seitenwände und Abdeckungen des Rigolensystems optimal stapelbar sind. Die Elemente fügen sich darüber hinaus perfekt ineinander. Das zu transportierende Volumen und die damit verbundenen Kosten verringern sich so erheblich, der CO2-Ausstoß wird deutlich reduziert. Durch den Einsatz von ACO Stormbrixx gewinnen am Ende alle: Planer, Bauherr und die Natur.

Video: ACO Stormbrixx im Einsatz – bewegte animierte und reale Baustellenbilder

Abwassergebühren sparen Auf einem Grundstück von 1.000 qm und einem Abflussbeiwert von 0,5 kann ein Bauherr ca. 650 EUR pro Jahr an Abwassergebühren sparen. (Quelle: Münchner Stadtentwässerung, Gebühren sparen – Regenwasser versickern, S. 34)

Muldenartige Zwischenräume erleichtern das Führen der Kanalkamera

Basis des Rigolensystems sind Grundelemente, die durch ein intelligen-

oder des Spülkopfs. Der Einbau integrierter oder vorgelagerter Inspektions-

tes Stecksystem im Verband verlegt werden und so die Lagesicherheit

und Spülschächte sichert den Zugang zum Rigolensystem dauerhaft.

des Gesamtsystems verbessern.


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Planstädte im Wandel der Zeit

Wahr gewordene Traumwelten Das Vorhandensein von Wasser hat in der Vergangenheit stets zu bedeutenden Stadtgründungen geführt. Die Standortvorteile für Handel und Verteidigung waren dabei die zentralen Kriterien. Diese Aspekte führten sogar dazu, dass man versuchte, die Lagegunst durch den Bau entsprechender Städte am oder im Wasser künstlich zu generieren. Bekanntestes Beispiel ist Venedig, die Wasserstadt überhaupt. Ihre Jahrhunderte andauernde Blüte in Handel und Politik konnte sie nur durch den einst durch ihre Gründer erschaffenen Standortvorteil erhalten.

„The Palm“ und „The World“ sind zwei der gigantischen Kunstwelten, die in den vergangenen Jahren vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate entstanden. „The World“ ist dabei der bisher größte Versuch, auf dem Meeresboden eine künstliche Inselgruppe aufzubauen, die durch einen umgebenden Wellenbrecher einem Atoll und seiner Lagune entspricht.

Verteidigung spielt heute zumeist keine Rolle mehr, und auch Handel lässt sich in Abwesenheit von Wasser, unter Nutzung anderer Lagevorteile, optimal betreiben. Planstädte, wie aus der Retorte am und auf dem Wasser entstanden, erleben derzeit dennoch eine Renaissance. Heutzutage geht es um das exklusive Image, das einer Stadt im Meer anhaftet. So sind diese neuen Städte meist touristisch ausgerichtete Orte, deren Architektur sich an freizeitlichen Symbolen orientiert. Die Inseln der Palmenprojekte vor Dubai sind eines der eindrucksvollsten Beispiele moderner Ingenieurskunst und Bautechnik. Die riesigen Aufschüttungen sind die größten künstlichen Inseln der Welt – unter ihnen die 560 ha umfassende „Palm Jumeirah“. Für den Bau der Palme wurde ein komplettes Gebirge im Iran abgetragen, als Baugrund im arabischen Meer versenkt und schließlich so weit verdichtet, dass es für die Bebauung geeignet war. Die darauf künstlich geschaffene Stadt im Meer hat derartige Dimensionen erreicht, dass sie gar aus dem Weltall zu erkennen ist – im Gegensatz zur oftmals in diesem Kontext angeführten Chinesischen Mauer. Ein früher Vorläufer der aktuellen Projekte war und ist Port Grimaud an der französischen Côte d’Azur. Schon 1966 entstand nach den Plänen des elsässischen Architekten François Spoerry in den Sümpfen der Camargue gegenüber von Saint Tropez eine Retortenstadt, die im Stil eines historischen Fischerortes erbaut wurde, ergänzt durch einen exklusiven Yachthafen. Die Wasserfläche der Kanäle mit einer Mindesttiefe von 3,50 m umfasst eine Gesamtlänge von etwa 15 km. Dieses Konzept erlaubt es, (Fortsetzung auf Seite 16)

„The World“ – die Anordnung der künstlichen Inseln lässt aus der Luft den Eindruck einer Weltkarte entstehen.


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(Fortsetzung von Seite 14) das eigene Boot direkt vor dem Anwesen zu parken, und macht den kleinen Ort bis heute zum Prototypus einer für hochwertigen Tourismus angelegten Planstadt. Denn trotz häufig geäußerter Kritik an seiner „pseudohistorischen“ Architektur existiert das „französische Venedig“ nun seit beinahe 60 Jahren und hat seitdem einen ganz eigenen, durchaus charmanten Charakter entwickelt. Als weitere Vorläufer heutiger Megaprojekte wie „The Palm“ oder „The World“ gilt „La Grande-Motte“ am Golfe du Lion, das Anfang der 1960er-Jahre auf 10 km2 wirtschaftlich unrentablem Gelände errichtet wurde und das mit seinen typischen terrassenförmigen Hochhäusern – den von Jean Balladur entworfenen sogenannten „Pyramiden“ – Landmarken hervorbrachte, die heute Wahrzeichen einer ganzen Region sind. Bei Puerto de Mogán – 1988 nach Plänen von Raphael Neville auf Gran Canaria entstanden – handelt es sich hingegen um einen Sonderfall. Hier wurde das frühere Fischerdorf Mogán um einen Wohnort mit Yachthafen im postmodernen Stil erweitert. Dabei wurden u. a. Kanäle vom Hafen in den alten Ortskern hineingezogen. Es entstand ein Beispiel behutsamer Erweiterung vorhandener Bausubstanz, das als musterhaft gilt. Puerto de Mogán, als touristisch voll erschlossene Siedlung mit einer Mischung aus alt und neu, funktioniert heute nicht als hermetisch abgeriegelter Ort, der einzig wohlhabenden Urlaubern offensteht. Vielmehr ist es exzellent gelungen, ein Zusammenspiel – ja ein Miteinander – von alteingesessenen und zugezogenen Bewohnern zu kreieren, das ein spannendes, den Ort zum Pulsieren bringendes städtisches Leben auf Straßen und öffentlichen Plätzen hervorbringt. Ob gestern, heute oder auch morgen – immer sind Planung und Bau neuer Städte auf und am Wasser eine dreifache Herausforderung. Erstens bedeuten sie ein hohes architektonisches Risiko. Sie entstehen oft aus einem Guss, unterliegen einem Generalplan und können sich so architektonisch nicht entwickeln, nicht entfalten und entsprechen einzig dem aktuellen Zeitgeist. Wird dies durch historisierende oder postmoderne Architektur zu überdecken versucht, kommt normalerweise Kritik auf, wie das Beispiel Port Grimaud zeigt. Wasserstädten in Dubai dagegen wird gelegentlich öde „Architektur von der Stange“ unterstellt: Architektur, der jeder optische Reiz, jede Spannung und Urbanität fehle. Zweitens sind Planstädte am Wasser eine immense technischkonstruktive Herausforderung, die sich in der Bauausführung auf dem Wasser zeigt. Ganz gleich, ob die Stadt auf dem Meeresgrund steht oder schwimmend errichtet wird, die Probleme des Bauens am Wasser bleiben immer gleich: Wasser, Wellen, Wind und Eis beeinflussen die Stadt und ihre Gebäude in ganz besonderem Maße. Was in wärmeren Gefilden noch beherrschbar scheint, wird in nördlichen Breiten zu einer gigantischen He-

oben: Puerto de Mogán gilt als besonders gelungenes Beispiel der Verbindung einer Plansiedlung mit einem bestehenden Ortskern. rechts: Port Grimaud liegt im 83. Département unweit von Cannes und Nizza an einem der schönsten Abschnitte der Côte d’Azur.

rausforderung. Die Haltbarkeit von Gebäuden und Anlagen am Wasser wird stark eingeschränkt, salzhaltige Seeluft nagt an Bauwerken und erfordert daher aufwendige Schutzmaßnahmen. Drittens sind geplante Wasserstädte ökologisch und ökonomisch äußerst anspruchsvoll. Meeresbiologen werden der Küste vorgelagerte künstliche Städte kaum begrüßen. Die Lebenskreisläufe der Küsten werden nachhaltig verändert und potenziell geschädigt. Allein die intensive Nutzung der Stadt durch ihre neuen Bewohner stört das biologische Gleichgewicht ganz erheblich. Schlussendlich ist der Bau neuer Ortschaften inmitten eines aggressiven Elements, so profan das klingen mag, teurer als der Bau an Land. Nichtsdestotrotz haftet visionären Stadtprojekten am Wasser immer etwas Spektakuläres, etwas Spannendes an. Vielleicht gerade weil sie so unwahrscheinlich und utopisch anmuten, wecken sie das Interesse von Planern, Architekten – deren Ideenreichtum keine Grenzen kennt – und schließlich Betrachtern. So werden auch kommende Generationen neue Palmen, Welten oder für uns noch gar nicht vorstellbare Objekte aus dem Meer wachsen sehen, die die Gestalt und Umrisse unseres Heimatplaneten für immer verändern werden. Denn den von der Natur scheinbar gesetzten Grenzen hat der Mensch noch immer seinen unbändigen Schöpferwillen entgegengestellt.


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Aufstieg und Fall Angkors

Das Wasserreich der Khmer Ist von Angkor die Rede, denken viele an Angkor Wat, die beeindruckende Tempelanlage, deren Architektur den Stein gewordenen Aufbau der Welt symbolisiert. Doch einst war Angkor mit fast einer Million Einwohnern auf 1.000 Quadratkilometern viel mehr als ein religiöser Bezirk. Es war die größte präindustrielle Stadt überhaupt. Und es war eine ganz und gar „hydraulische“ Stadt, die dem Wasser vermutlich sowohl Aufstieg als auch Niedergang verdankte. Das ist zumindest das Ergebnis des australisch geführten „Greater Angkor Project“ (GAP), das die Ruinen mittels feinster Radarmessungen in den letzten Jahren neu kartographierte und völlig neue, bahnbrechende Schlüsse aus den gewonnenen Daten zog. Ging man bis vor wenigen Jahren davon aus, dass es sich bei der Stadt zwar um ein flächenmäßig großes, doch im Verhältnis dünn besiedeltes Gebilde handelte, so deutet nunmehr alles darauf hin, dass es sich bei Angkor um einen Verdichtungsraum im heutigen Sinne handelte – um eine echte Stadt also. Eine echte – und eine „hydraulische Stadt“. Dieser schon in den 1950er-Jahren durch den Archäologen Bernard Philippe Groslier in Bezug auf Angkor geprägte Begriff einer ganz im Zeichen des Wassers stehenden Stadt und Gesellschaft wurde oft in Zweifel gezogen. Man stellte ihm entgegen, die Wasserwege Angkors hätten lediglich als Transportwege, nicht aber der Versorgung und somit dem Wachstum des Ortes gedient. Die Ergebnisse des GAP belegen nun, wie immens die Bedeutung des Wassers für Leben und Überleben der Khmer, vermutlich aber auch für Sterben und Untergang der Hauptstadt ihres Imperiums war, das sich zu seiner Blütezeit über weite Gebiete des heutigen Thailand, Laos und Kambodscha erstreckte. Die gesammelten Radar- und Satellitendaten lassen – weit über das bisher Bekannte hinaus – die Existenz eines engmaschigen Straßen- und Kanalnetzes erkennen: eines Netzes, das Wasser aus den Flüssen und Bergen des Hinterlandes in die Ebene Angkors führte und dort über Zweigkanäle auf die Reisfelder

verteilte. Wasser und Reisanbau bildeten so das Rückgrat für das schnelle Wachstum der Stadt, das durch die ausgeklügelte Bewässerungstechnik und optimale Versorgung immer weiter beschleunigt wurde. Doch war das lebensspendende Nass offenbar nicht nur für den Aufstieg Angkors verantwortlich. Schlickreste in den vielen jetzt aufgespürten Kanälen deuten darauf hin, dass das gesamte System schlussendlich infolge von Überbeanspruchung kippte. Durch die Rodungen, die der intensive Reisanbau nötig machte, geriet der Wasserhaushalt der Region ins Ungleichgewicht, der regelmäßige Monsunregen trug enorme Mengen Erdreich ab und verstopfte die Kanäle, Becken und Barays – die riesigen Wasserreservoirs. Überbevölkerung und Kriege taten ein Übriges und führten dazu, dass Unterhalt und Instandsetzung schließlich nicht mehr finanzierbar waren und eingestellt werden mussten. Eine sich immer mehr beschleunigende, unglückbringende Spirale führte demnach letzlich zum Zusammenbruch des KhmerReichs und zum Untergang des sagenumwobenen Angkor als Stadt – konservierte seine steinernen Monumente so allerdings auch für heutige Generationen. Eine der alten von den Bewohnern genutzten und ausgebauten Lebensadern der Khmer-Hauptstadt besteht auch heute noch: der Tonle-Sap-Fluss, der den gleichnamigen See mit der Stadt Siem Reap verbindet. Er sichert das Leben der Menschen in der Stadt und den berühmten schwimmenden Dörfern auf dem See und ist damit so etwas wie ein Nachhall der großen untergegangenen Kultur. So ist nicht nur das steinerne Erbe der Khmer Garant für die gesicherte Existenz ihrer Ahnen, indem es jährlich Millionen von Touristen anlockt, sondern ein – wenn auch kleiner – Teil ihres einst revolutionären Bewässerungssystems.

Auf dem Satellitenbild lassen sich die gewaltigen Ausmaße der Wasseranlagen Angkors erkennen. Das kleine, von Wasser umgebene Quadrat ist der Tempelbezirk Angkor Wat. Das Rechteck im linken Teil stellt den westlichen Baray (Wasserreservoir) dar – mit Ausmaßen von 2,1 x 8 km.

8 km


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Eine Villa und andere Wege der U-Architektur

Zukunft in der Tiefe „In Wirklichkeit erkennen wir nichts; denn die Wahrheit liegt in der Tiefe.“ Schenkt man den Worten eines der letzten Naturphilosophen aus dem 5. Jahrhundert vor Christi Geburt Glauben, so liegt uns heute die Erkenntnis zu Füßen und wartet darauf freigegeben zu werden. Ob dies der Ansporn für immer mehr Architekten ist, die Richtung des Planens und Bauens nach unten zu ändern, mag zu Recht bezweifelt werden – doch gibt es genügend gute Gründe für die architektonische 180°-Wende: Einer davon ist Platzmangel in den ausufernden Megastädten, ein weiterer die architektonische Gestaltungsidee und ein dritter der Klimawandel. Für die Architekten der Villa Vals in der Schweiz, Bjarne Mastenbroek und Christian Müller vom niederländischen Architekturbüro SeArch, gab es sogar noch eine weitere Motivation: Ihr Gebäude sollte der benachbarten, weltberühmten und bereits denkmalgeschützten Therme von Peter Zumthor nicht die Sicht nehmen. Das Projekt beweist, dass trotzdem – oder gerade deswegen – gute Architektur entstehen kann. Mit der Konzentration des in den Hang gegrabenen Gebäudes auf das Innere wirft es die Frage nach der Definition von Architektur auf. Selbst der einzige Schnittpunkt mit der „Außenwelt“ ist eine Negativform: ein runder Hof, der aus der Landschaft geschnitten wurde.

Durch den verwendeten Naturstein wirkt die einzige Fassade der Villa Vals wie aus dem Hang geschnitten.

Demokrit

Ein Earthscraper für Mexiko-Stadt Auf der anderen Seite des Erdballs, in einem völlig konträren Umfeld gibt es ebenfalls gute Gründe um architektonisch „in den Untergrund zu gehen“. Wo einst die Pyramiden der Aztekenhauptstadt Tenochtitlan in den Himmel emporragten, breitet sich heute eine der größten Städte des Planeten aus. Da aber aus Gründen des Denkmalschutzes und der Erdbebensicherheit die Bauhöhe stark reglementiert ist, bedarf es neuer Ideen, wenn man hier bauen, aber weder abreißen noch in die Peripherie ausweichen möchte. Die Planer vom Architektenbüro Bunker Arquitectura (BNKR) um die beiden Macher Emilio Barjao und Esteban Suarez hatten eine solche neue, ja visionäre Idee für das koloniale Zentrum der Hauptstadt Mexikos: Eine auf den Kopf gestellte, 65 Etagen umfassende, 300 Meter in die Tiefe gebaute Pyramide, in der es ohne künstliches Licht auch im untersten Stockwerk – dank Fiberglasprismen – noch hell genug sein wird. Der „Erdkratzer“, der auf der Internetpräsenz von BNKR als „laufende Unternehmung“ bezeichnet wird, stellt statisch


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Kommentar von Holger Haid, ACO Architektenberater und Energieberater Die Idee des in den Fels gehauenen Gebäudes

Neue EnEV setzt die EU-Richtlinie für Gebäude um

zeigt sich auch im Inneren der Villa Vals.

Mit der neuen EnEV, die im Frühjahr 2014 eingeführt werden soll, wird Deutschland die europäischen Anforderungen an die Energiestandards von Gebäuden umsetzen. Schon heute kann man sagen, dass die EnEV planerischen Sachverstand und eine qualitätsbewusste Ausführung belohnen wird. Denn die Anforderungen an den Jahresprimärenergiebedarf und an die Gebäudehülle werden nochmals angehoben. Ebenso werden die Kontrollen der Einhaltung der Werte aus dem Energieausweis verschärft.

Die wichtigsten Punkte aus dem Referentenentwurf:

kein Problem dar. Auf einer Grundfläche von 240 mal 240 Metern zwischen Kathedrale, Palast und Regierungsgebäuden, soll der steinerne Boden einem mit einer Glasplatte abgedeckten Loch weichen, das einen riesigen, durchgängigen Lichthof frei gibt. Die Etagen selbst sollen neben Wohnungen, Geschäften und Büros auch ein Museum beherbergen. Zwar ist das Ganze noch ein kühner Entwurf, doch ist er bereits offiziell der Stadtregierung vorgestellt worden und wird nun heiß diskutiert. Für Barjao liegt die Zukunft der Megalopolen der Erde unter eben jener: „Es geht darum, den beengten Raum optimal zu nutzen. Städte können nicht immer weiter nach außen wachsen. Die Kosten sind einfach zu hoch, für Infrastruktur, durch den Verkehr und die weiten Wege. Wir müssen das absurde Wachstum begrenzen.“

Auch wenn es paradox anmutet, „unsichtbare“, eingegrabene Architektur ist eine Sparte mit einer langen Tradition. Die Treppenbrunnen im indischen Ahmedabad, die Mogao-Grotten im chinesischen Dunhuang und die Höhlenhäuser in Kapadokien sind nur einige historische Beispiele. Diese und ähnliche Bauwerke inspirieren bis heute große Architekten auf der ganzen Welt zu Gebäuden unter der Erdoberfläche. So auch Tadao Ando: „Unter der Erde gibt es keinen äußeren Standpunkt, von dem aus Architektur betrachtet werden kann. Die architektonische Form wird unsichtbar. Mein Interesse gilt dann einzig dem Raum, den eine Person innen wahrnimmt.“ Renzo Piano hat mit der Californian Academy of Sciences eine andere Form der Architektur „unter der Erde“ geschaffen. Sie ist zwar nicht eingegraben, verbirgt sich aber unter einem ein Hektar großen, begrünten Dach, sodass das Gebäude scheinbar die Erdoberfläche angehoben hat.

Architektur unter der Erde schafft Gebäude, die sich sowohl architektonisch äußerst reizvoll in ihre Umgebung einfügen, als auch in Zeiten des Klimawandels zu einem schonenden Umgang mit den Ressourcen der Erde beitragen. Ein weiterer Vorteil: Sie halten Natureinflüssen – auch dank zuverlässiger Technik – stand. Dazu zählen Kälte, Wind und der in unseren Breiten immer häufiger in Extremereignissen auftretende Regen. Der Bewohner erlebt ein in herkömmlichen Bauwerken fast verlorengegangenes archaisches Gefühl von Wärme und Geborgenheit und wird – ganz in Demokrits Sinne – der Erkenntnis vom Leben im Einklang mit der Natur einen Schritt näher kommen.

• Absenkung des zulässigen Jahresprimärenergiebedarfs für Neubauten um 12,5 % zur EnEV 2009 und 2016 nochmals um 12,5 % zur EnEV 2012 • Verringerung des zulässigen Transmissionswärmeverlustes H'T um 10 % und 2016 um weitere 10 % • Bei Sanierungen keine Erhöhung der Anforderungen • Einführung des Modellgebäudeverfahrens EnEVeasy (bei KfW-Häusern nicht möglich) • Absenkung des Primärenergiefaktors für Strom in zwei Stufen (2014 und 2016) • Neuer Bezugsstandort: Potsdam (bisher Würzburg) • Einführung von Klimaregionen für den Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes • Registrierung der Energieausweise bei einer zentralen Stelle • Stichprobenkontrollen bei ca. jedem 200. Bauvorhaben • Angaben in kommerziellen Anzeigen zu Art des Energieausweises (Bedarf/Verbrauch), Energieträger und Endenergiebedarf

Die Aufmerksamkeit der Planer wird daher in Zukunft nicht mehr ausschließlich auf die U-Werte gerichtet sein, sondern es werden die Schnittstellen im Einzelnen betrachtet. Dabei liegen insbesondere Wärmebrücken im Fokus, da diese die größten Schwachstellen am Gebäude darstellen. Hier gilt es zukünftig, die Wärmebrückendetails im Einzelnen nachzuweisen, statt eine pauschale Betrachtungsweise und Berechnung zu wählen. Dasselbe gilt für die Haustechnik, die mittlerweile einen erheblichen Anteil an der Gesamtgebäudeeffizienz hat. Jeder Hersteller bietet hierzu anlagenspezifische Werte, die die pauschalen Ansätze der EnEV unterschreiten. Auch im Keller sind Wärmebrücken ein großes Thema. An Kellerfenster und Lichtschacht ergeben sich Bereiche, die der Architekt schon frühzeitig detailliert betrachten kann. Wenn es um einfache Montage von Lichtschächten auf Perimeterdämmung und die Vermeidung von Wärmebrücken geht, bietet der ACO Therm® Block eine optimale Lösung, denn er ermöglicht eine nahezu wärmebrückenfreie Konstruktion und bietet einen Psi-Wert von fast Null. Erstmalig wird das Kellerfenster – über eine in den ACO Therm® Block integrierte Fensterleibung – in die Dämmebene eingebunden. Dadurch entstehen sehr gute Isothermenverläufe. Mit dem System sind, energetisch betrachtet, intelligente Details möglich bei gleichzeitig hoher Ausführungsqualität. Da mit der EnEV 2014 auch die stichprobenartige Überprüfung der Energieausweise ansteht und damit die Überprüfung der Umsetzung der Planung durch den Architekten, müssen Planung und Ausführung zukünftig noch stärker als ein Ganzes betrachtet werden.

Entwicklung des energiesparenden Bauens Primärenergiebedarf Heizung (kWh/m2a)

Wissenswertes im Detail unter http://service.enev-online.de/bestellen/ EnEV_2012_Was_kommt_Novelle_Energie einsparverordnung.pdf

Quelle: Wege zum Effizienzhaus-Plus, 2011, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Fraunhofer-IBP


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24

Detail: VS - Kunststofflichtschacht im UG (im überbauten Bereich) Einsatz von ACO Therm Block DWD (150*140*10 cm)

325 1

5° Neigung

4 35 05

+0.23

1

20 21

ACO Rundum-Unterstützung vor Ort

13

ca. 40 Sockelputz

-0.17 = OK Lichtschachtabdeckung

15

4

51 = Außenmaß Lichtschachtabdeckung (+ 9 cm)

1

04

49

1

25

20 53

15

15

hochwasserdichtes

20

Aussteifungsrahmen

25

= OK ACO Therm Block DWD

10

15

88

-0.80

10

88

ACO Therm Block ®

1.89

3

Aufstockelement (neu)

ACO Therm® Leibungsfenster 1.06

2

-1.23

15

1

-1.24

Dämmabschlussprofil von ACO (deckt ganze Leibung ab, keine Putzarbeiten nötig)

11 14

3

2

-2.07

= UK Lichtschacht = 118,93 müNN

3.23

-1.82 -1.81

205 (mind. 15 cm)

Beim Energieeffizienten Bauen kommt der genauen Betrachtung der Wärmebrücken eine große Bedeutung zu. Mit dem ACO Therm® Block werden Wärmebrücken im Bereich des Kellerlichtschachts und des Kellerfensters verhindert.

575

2

Wärmebrücken reduzieren

59

ACO Therm Leibungsfenster

59

Natürlich müssen auch die für die Bewohner nicht sichtbaren baukonstruktiven Elemente höchste Standards erfüllen, schließlich geht es insgesamt um eine hohe Qualität des Baus. Beim Thema Kellerschutz setzten die Planer daher voll auf ACO. Das Kellergeschoss wurde als weiße Wanne ausgebildet. Hierbei musste besonders der Anschluss des Kellerlichtschachtes durchdacht werden. „Hier sind verschiedene Dinge zu beachten, damit ein sauberer und mangelfreier Anschluss möglich ist. Im Fokus stehen Wärme- und Feuchteschutz“ so Bettina Stark,

-0.35

15

425

13

Dementsprechend ist eine Tendenz zu Eigentumsimmobilien im gehobenen Segment zu beobachten. Direkt am BonifatiusPark entsteht aktuell die „Bo.Park.Lane“ – ein Ensemble aus acht Stadtvillen mit insgesamt 99 Wohneinheiten. Realisiert wird das Projekt von der BIEN-RIES AG „Manufaktur für urbane Wohnkonzepte“, die zurzeit 40 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen konzipiert und realisiert gehobenen Wohnungsbau in und um Frankfurt. Die einzelnen Gebäude der „Bo.Park.Lane“ werden aus Quadern entwickelt, die durch eingeschnittene Loggien und ein abwechslungsreiches Spiel in der Fassade lebendig werden. Transluzente, farbige Schiebeelemente bringen Bewe-

05

Aussteifungsrahmen

-2.20

= UK ACO Therm Block DWD

195

10 Entwässerung: Die LS werden druckwasserdicht an das Netz angeschlossen, mit Geruchs- und Rückstauverschluss. Lauffangkorb montieren!

5

Der Stadtteil im Nordwesten Frankfurts ist vor allem durch den großen Anteil an Grünflächen geprägt. Über ein Drittel der Gesamtfläche besteht aus Parkanlagen, Grünzügen und integrierten Landschaftsflächen. Die Parks und Grünflächen gliedern den Stadtteil in einzelne Quartiere mit eigenständigem Charakter. Dadurch entsteht ein hoher Wohnwert.

Konzipiert sind die Wohnungen für ein anspruchsvolles Publikum, das sowohl ungewöhnliche Raumerlebnisse erwartet als auch eine Ausstattung auf hohem Niveau. Diese Erwartungen mussten die Planer durch gut durchdachte Lösungen und entsprechende Produkte wie hochwertige Fenster einlösen. So wurden Hebe-/Schiebe-Fenster mit Sonnenschutzverglasung und Drei-Scheiben-Isolierverglasung eingebaut. Weitere gestalterische Elemente sind die raumhohen Wohnungseingangstüren und geöltes Echtholz-Eichenparkett. Fußbodenheizung und Videogegensprechanlage stehen für Komfort.

425

1

-0.15

ca. 6

8

3.70

gestellt sein soll.

18 10

ACO Therm® Lichtschacht

10

Stadtteil entwickelt, der bis 2017 fertig-

1

druckwasserdichter

10

Wohnlage. Seit 2001 wird hier ein neuer

gung in den Baukörper. Das Projekt umfasst 2- bis 6-ZimmerWohnungen in Größen von rund 60 bis 290 Quadratmetern. Die Erdgeschosswohnungen haben Terrassen mit Gartenanteil, die anderen Wohnungen Loggien. Im Dachgeschoss stehen großzügige Penthousewohnungen mit Dachterrassen zur Verfügung.

15

begehrte

10

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eine

±0.00

20

175

203 5° Neigung

5

-0.18

EG

12

103

Hoher Anspruch bis ins Detail ist

15

... sowie auch bei der Realisierung und Ausführung.

= obere Sockellinie = OK Abdichtung und Perimeterdämmung, OK Sockelputz, Farbe nach Farbkonzept

Frankfurt-Riedberg

15

4 25

Schon in der Entwurfsphase bieten die ACO Architektenberater Hilfestellung ...

15

25

-2.04


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Kontakt über www.architektur-wasser.de und www.facebook.com/ACO.architektur

ACO Architektenberater

Support für Planer und Architekten Jedes neue Projekt erfordert eigene Lösungen. Die ACO Architektenberater unterstützen Sie dabei umfassend vom Entwurf bis zur Realisierung. Der Einbau der verschiedenen Elemente wird durch einen ACO Mitarbeiter Schritt für Schritt erklärt.

die das Projekt im Bereich Technische Projektentwicklung / Planung betreut. Deswegen entschied man sich für den ACO Therm® Block – das bewährte System wird seit Juli 2012 zusätzlich in einer weiteren Dämmstärke von 10 cm angeboten. Diese Elemente wurden erstmalig im 2. BA eingesetzt. „Beim Einbau war neben dem ACO Mitarbeiter, der die verschiedenen Montageschritte erklärt bzw. selbst demonstriert hat, der ACO Architektenberater anwesend, um den Einbau zu kommentieren und etwaige Fragen zu klären. Somit konnten die Monteure die weitere Montage übernehmen.“ Im Vorfeld des Einbaus hatte der Architektenberater gemeinsam mit seinen Außendienstkollegen der Geschäftsleitung des ausführenden Unternehmens das System vorgestellt und beim Erstellen der Ausschreibungstexte und der Ermittlung der benötigten Systemkomponenten und deren Mengen zur Seite gestanden. Für alle Beteiligten ein professionelles Vorgehen, bei dem keine Fragen offen blieben. „Der Einsatz der druckwasserdichten ACO Therm® Block Elemente ermöglichte uns einen fachgerechten, schnellen, sauberen und unkomplizierten Anschluss" so Starks Fazit.

Doch nicht nur beim Thema Kellerschutz ist ACO bei den Planern von BIEN-RIES gefragt: „Wir nutzen eigentlich das gesamte Produktprogramm“, meint Bettina Stark. „Rinnen, Schächte etc. – bei ACO finden wir immer die passenden Produkte.“ Hilfreich war dabei auch eine mehrstündige Schulung, die ACO bei BIEN-RIES durchführte. Die Berater aus den unterschiedlichen Sparten hatten ihre jeweiligen Vortragsinhalte an den Themenwünschen der Planer / Mitarbeiter von BIEN-RIES ausgerichtet, die im Vorfeld abgesprochen worden waren. So konnten die gewünschten Detailpunkte, Schnittstellen und Regelwerke zielgerichtet bearbeitet werden. „Die Schulung war sehr gut gemacht und interessant. Von unserer Seite haben Kollegen aus der Planung, Ausschreibung und Bauleitung teilgenommen“, erinnert sich Stark. Die nächsten Projekte sind schon in der Pipeline: „feelin’ good“ ist ein neues Quartier, das BIEN-RIES aktuell auf dem Riedberg plant.

Kompetenz im Team (von links nach rechts): Thomas Meyer, ACO Haustechnik Matthias Möckl, ACO Hochbau Dieter Bach, ACO Tiefbau

Das Wichtigste vorab: Beziehen Sie die ACO Architektenberater unbedingt frühzeitig in Ihre Planungen mit ein. Die Erfahrung zeigt, dass damit nachträgliche kostenintensive Planungsänderungen beim Thema Entwässerung vermieden werden können.

Lph 1-4: Grundlagenermittlung und Vorplanung Sie präsentieren uns Ihren Entwurf. Gemeinsam analysieren wir Ihr Projekt zum Thema Entwässerung aufs Genauste: Flachdachentwässerung, Badentwässerung, Fassadenentwässerung oder spezielle Aufgabenstellungen wie z.B. Fettabscheider werden von uns nach Teilbereichen aufgelistet und wir weisen frühzeitig auf kritische Punkte hin. Damit ist auch schon eine erste Kostenschätzung möglich, wie sie etwa ein Investor benötigt. Für eine reibungslose Kommunikation moderieren und koordinieren wir alle beteiligten Planer in Sachen Entwässerung. Entsprechend der projektspezifischen Aufgabenstellung schlagen wir passende Lösungen vor und zeigen Alternativen auf hinsichtlich Norm, Design und Funktion. Sollen Lösungen aus mehreren ACO Sparten (Tiefbau, Haustechnik und Hochbau) zum Einsatz kommen, stimmen wir diese untereinander ab. Im Folgenden erstellen wir Vorschläge für die Detailplanung inklusive aller notwendigen Punkte, z.B. Höhenplanung bei Fassadenrinnen oder Kellerlichtschächten, Berechnung der Hydraulik für Fassadenrinnen und Abläufe, Rampenentwässerung, Freiflächenentwässerung. Sind die Entscheidungen gefallen, stellen wir Ihnen DWG-Dateien zur Verfügung, die Sie in Ihre Planung integrieren können. Darüber hinaus erstellen wir eine genaue Kostenschätzung und stellen die benötigten (Prüf-)Zeugnisse zur Verfügung.

Lph 5-7: Ausführungsplanung und Vergabe Zusammen mit Ihnen stimmen wir hier die Planung nochmals ab, bearbeiten konkrete Details und finalisieren diese bis zur Freigabe. Wir unterstützen Sie beim Erstellen der Leistungsverzeichnisse mit passenden Ausschreibungstexten und können Verarbeiter empfehlen. Die eingehenden Angebote der Verarbeiter prüfen wir auf Plausibilität und Gleichwertigkeit. Gerne unterstützen wir Sie auch bei der Vergabe. Bei wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit eines Verarbeiters können wir Kontakt zum Großhandel herstellen.

Lph 8+9: Bauüberwachung und Dokumentation Auf Basis der gemeinsamen Planung können wir die Verarbeiter einweisen und stellen Einbauanleitungen zur Verfügung. Bei Bedarf empfehlen wir Subunternehmer. Vor Ort unterstützen wir Sie bei der Bauüberwachung und der Umsetzung der Detailplanung. In kritischen Bereichen können wir die Bauleitung unterstützen. Damit Sie auch langfristig eine hohe Funktionsfähigkeit des Baus garantieren können, ist eine regelmäßige Wartung unabdingbar. Hierfür stellen wir Wartungsunterlagen zur Verfügung.

Darüber hinaus unterstützen wir Architekten und Planer mit: • Schulungen im Haus • Fachsymposien • Planungsunterlagen • Infos zu aktuellen Normen und Veröffentlichungen • Kontakten zu Großhandel und Verarbeitern • Unserer Markterfahrung, z.B. zu Baustandards in der Region


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Das Stadtentwicklungsprojekt am Bab-El-Bahr, Marokko

Motoryacht und Minarett Das Architekturbüro ARTEO taoufik.eloufir.architectes wurde 1985 von Taoufik El Oufir in Rabat gegründet. Es war das erste ISO-zertifizierte in Marokko überhaupt. Der Ehrgeiz des Büros ist es seit jeher, das Marokko von morgen mitzugestalten, dabei aber immer die traditionelle Architektursprache des Landes in Planungen und Entwürfe einzubeziehen. rechts: Die Gebäude an der Marina vereinen westliche und orientalische Einflüsse und korrespondieren in Form und Farbe mit den Altstädten von Rabat und Salé.

Es tut sich was am Mündungstrichter des Bouregreg, dem Bab El-Bahr, dem Tor des Meeres, zwischen Salé und der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Das Stadtentwicklungsprojekt setzt Maßstäbe für das arme, doch im Aufbruch befindliche Land im Nordwesten Afrikas. Wir unterhielten uns mit Anis Allioua vom an der Planung und Umsetzung maßgeblich beteiligten Büro ARTEO taoufik.eloufir. architectes aus Rabat über das Projekt und die korrelierenden Chancen für die beiden Städte und das Land, aber auch die durchaus vernehmbaren kritischen Stimmen aus der Bevölkerung. a_w: Herr Allioua, wir treffen Sie in einem der neuen, schmucken Cafés am Ufer des Bouregreg. Vor uns modernste Motor- und Segelyachten. Würde man nicht quasi gegenüber das beeindruckende Minarett, den Hassan-Turm, erahnen, man könnte glauben, man befände sich in Europa oder den USA und nicht im vergleichsweise armen Norden Afrikas. Welche Unterschiede zu Westeuropa – Sie haben bereits in Deutschland und Frankreich als Architekt gearbeitet – gab und gibt es trotz der baulichen Ähnlichkeiten bei der Planung und Umsetzung solch großer Projekte?

A.A.: In Deutschland werden unheimlich viele Studien durchgeführt, Modelle bis zum gewünschten endgültigen Entwurf bearbeitet. Die Phase der Kreation nimmt sehr viel mehr Zeit in Anspruch als hier in Marokko. In Europa nimmt man als Architekt an sehr vielen Wettbewerben teil, die Entwürfe bleiben aber oft nur eine „virtuelle“ Arbeit. In Marokko entwickelt sich enorm viel, und wir als Architekten haben allein schon aus diesem Grund eine größere Chance, Projekte auch wirklich durchzuführen. a_w: Durch Ihren beruflichen Werdegang sind Sie in zwei völlig unterschiedlichen Kulturen groß geworden. Wie wirkt sich das auf Ihre Entwürfe aus? Sind Sie ein eher vom Morgen- oder mehr vom Abendland geprägter Architekt? A.A.: Die deutsche Schule hat mir beigebracht, pragmatische und funktionelle Architektur zu entwickeln. Marokko hingegen ist ein „exotisches“ Land, bekannt beispielsweise für sein kunstvolles Handwerk, seine Ornamentik. Die Mischung dieser unterschiedlichen Kulturen und die Erschaffung einer Symbiose zwischen den beiden Welten ist für mich immer wieder eine Herausforderung, der ich mich sehr gern stelle. a_w: Unser Magazin beschäftigt sich mit den verschiedensten Schnittstellen zwischen Architektur und Wasser. Marokko ist ein Land mit sehr langer Küstenlinie und prädestiniert für eine vom Wasser inspirierte Architektur. Spielt das Wasser in Ihren Entwürfen eine besondere Rolle?

A.A.: Natürlich sind Projekte am Wasser in meinem Land zahlreich. Wer träumt nicht von einem Haus am See oder am Meer? (lacht) Wasser entspannt ganz einfach die Seele. Ähnlich wie bei der Marina hier in Rabat/Salé ging es bei einem weiteren Projekt, bei dem ich mitgewirkt habe, um die Öffnung einer Stadt zum Wasser hin – ein Trend, der global in vielen Städten zu beobachten ist, die am Wasser liegen. Bei der Umgestaltung des zentralen Platzes der Stadt El Housseima ging es beispielsweise darum, der Bevölkerung durch die Verbindung von Stadt und Mittelmeerküste die nahe See stärker ins Bewusstsein zu rücken, der Stadt Potenziale zu öffnen, die in einer Lage am Meer liegen. Genauso verhält es sich auch mit dem Projekt hier am Bouregreg. a_w: Bleiben wir bei der Marina zwischen der Hauptstadt Rabat und ihrer Schwesterstadt am anderen Ufer des Flusses. Vor welchen besonderen Herausforderungen standen Sie, welche Ziele wollten Sie vor Ort erreichen? A.A.: Salé, so etwas wie die kleine Schwester Rabats, sollte aus deren langem Schatten treten, interessanter für ihre Bewohner werden, aber natürlich auch für Touristen. Beide Städte sollten stärker miteinander verschmelzen und ihren Einwohnern und Besuchern außerdem eine höhere Lebensqualität bieten. a_w: Das ambitionierte Projekt ist bereits zu großen Teilen umgesetzt. Konnten die ehrgeizigen Ziele schon erreicht werden – und wie wird der Ort von der Bevölkerung angenommen?


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a_w: Neben Einwänden mit gesellschaftlichem Hintergrund werden auch Stimmen laut, die anmerken, die Marina und das gesamte Großprojekt zerstörten den Charakter der Medina von Salé und der historischen Kasbah von Rabat. A.A.: Das stimmt, es gibt einige Personen, die der Meinung sind, dass wir eine visuelle Barriere entstehen lassen. Doch Baustellen – und eine Baustelle ist das Areal noch immer – haben selten einen attraktiven Charakter. Ich möchte diese Menschen bitten, mit ihrer endgültigen Kritik zu warten, bis das Projekt abgeschlossen ist. Ich denke, dass wir ganz im Gegenteil keine Barriere schaffen, sondern ein einmaliges verbindendes Element, das beide Städte nach vorne bringen wird. Und ihnen die Chance eröffnet, ihre hervorragende Lage am Wasser – die bisher doch sehr vernachlässigt wurde – für die eigene Entwicklung zu nutzen. Darüber hinaus wird nördlich des Flusses die sogenannte „Cité des arts“ entstehen – ein ganz besonderes Projekt, das von Sir Norman Foster umgesetzt werden wird. Foster hat sich bei seinen Entwürfen sehr stark von der Medina mit ihren verschiedenen landestypischen Formen inspirieren lassen. Ähnlich meinte ich es vorhin, als ich sagte, man müsse eine Symbiose schaffen zwischen den Kulturen der westlichen und unserer arabischen Welt. a_w: Kommen wir noch einmal auf die konkrete Umsetzung zu sprechen. Die Neugestaltung des Bab El-Bahr ist noch nicht komplett realisiert. Welche Leuchtturmprojekte innerhalb des Vorhabens konnten bis heute der Bevölkerung übergeben werden, welche warten noch darauf, fertiggestellt zu werden?

Fertiggestellte, typische Wohnbebauung aus der Feder ARTEO taoufik.eloufir.architectes.

A.A.: Das Unterfangen wird von den meisten Menschen in den beiden Städten absolut akzeptiert. Vor allem die Marina mit ihren zahlreichen Cafés funktioniert sehr gut und wird von vielen Einwohnern besucht, die eine Oase der Erholung abseits des hektischen Zentrums der Städte suchen. Wie gesagt – Wasser entspannt die Seele. a_w: Nun könnte man erwidern, dass ein Großteil der marokkanischen Bevölkerung andere Sorgen hat als die Seele zu entspannen. Die Marina wurde beispielsweise in direkter Nachbarschaft zu Elendsvierteln errichtet – man spricht schon von einem „Himmel neben der Hölle“. Was entgegnen Sie solch kritischen Stimmen? A.A.: In erster Linie entgegne ich, dass durch die Marina und das ganze Planungsgebiet zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen. Das Projekt beinhaltet beispielsweise eine Einkaufspromenade mit zahlreichen Cafés, Restaurants und Geschäften, in denen die Menschen Anstellung finden. Daraus wird sich neuer Wohlstand generieren, von dem wiederum alle profitieren. Die Personen, die von Enteignungen betroffen waren – dies ist oft ein weiterer Kritikpunkt – wurden darüber hinaus mittels eines eigens aufgelegten Fonds der Stadtplanung angemessen entschädigt.

A.A.: Die eigentliche Marina, das Herzstück des Projekts, ist bereits seit ein paar Jahren fertiggestellt. Die Brücke, die beide Städte mittels einer für Marokko einzigartigen Tram verbindet, wird seit Juli 2011 befahren und entlastet den Verkehr in der Metropolregion deutlich. Neben der Brücke wird als besonders augenfälliges Projekt demnächst ein von Zaha Hadid entworfenes Theater direkt am Wasser entstehen und die kulturelle Vielfalt in der Region maßgeblich bereichern. a_w: Zum Abschluss noch eine etwas allgemeinere Frage – Marokko ist, wie viele andere Staaten, „auf dem Sprung“ in eine veränderte Zukunft. Haben die aktuellen politischen Entwicklungen auch Auswirkungen auf die Stadtplanung? A.A.: Marokko ist eine einzige große Baustelle! Wir verbinden mit den Entwicklungen unseres Landes große Hoffnungen. Durch das liberaler werdende politische Klima werden auch immer mehr internationale Investoren angelockt. Doch auch einheimische Anleger – sowohl staatlich als auch privat – möchten dabei sein, wenn es um den Aufbau eines „neuen“ Marokkos geht. Ich sehe der Zukunft sehr positiv entgegen und freue mich auf die Zusammenarbeit mit Architekturbüros aus aller Welt! a_w: Herr Allioua, wir danken Ihnen sehr herzlich für das interessante Gespräch.

Leuchtturmprojekt am Bouregreg In unmittelbarer Nähe zur Marina ensteht das von Zaha Hadid gemeinsam mit Patrik Schumacher entworfene „Grand Théâtre de Rabat“ am Ufer des Bouregreg. Das Theater mit seinem innovativen, von flüssigen Formen geprägten Design wird zum Wahrzeichen für die Stadt und die ganze Region werden. Zaha Hadid Architects, London / Hamburg


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Die schwimmende Lern- und Erlebniswelt Blue Crystal

Ein Eisberg im Arabischen Golf Am Anfang stand der Auftrag, in spektakulärer Hülle einen Ort des Rückzugs aus der Hektik des städtischen Raums zu entwickeln. Entstanden ist die Vision eines schwimmenden Eisbergs, der Einflüsse Arabiens mit einer ganz und gar ungewöhnlichen Eiswelt verbindet. oben: geplante Lage im Arabischen Golf unten: Wasser – Klang – Bilder. Besucher können an interaktiven Tischen mit Klängen Wasser in Bewegung setzen und individuelle, eindrucksvolle Muster schaffen.

Die Brüder Sven und Frank Sauer erzählen von ihren ersten Gesprächen mit dem Investor, dessen einzige Vorgabe es war, etwas für die Umgebung absolut Außergewöhnliches zu kreieren, das selbst die Menschen im – an außergewöhnlichen Dingen nicht armen – Emirat Dubai in Staunen versetzt. Das ist ihnen und ihren Mitstreitern gelungen. Sie entwickelten ein Projekt, das in Dubai schier unmöglich erscheint. Bei ihren Recherchen stießen sie auf verblüffende Parallelen zwischen der Umgebung Dubais und dem kältesten Kontinent der Welt, der Antarktis. Geboren war die Idee, den Wüstenbewohnern diese fremde, doch in vielem so ähnliche (Eis-)Wüste in Form einer verkleinerten Form eines künstlichen Eisbergs nahezubringen, beispielsweise durch an die Decke des Bauwerks projizierte künstliche Polarlichter. Doch diese Interpretation der Antarktis war den Sauer-Brüdern zu gegenständlich. Das Projekt drohte zu einem reinen Eventpark zu werden, zu trivial zu geraten. Sie begannen, die Eiswelt als Analogie zu verstehen und bei der Gestaltung mehr und mehr die Umgebung der arabischen Welt zu integrieren. Die Entwürfe des bis dahin kantigen Eisbergs wurden weicher, mit floralen Elementen durchzogen, traditionelle arabische Ornamente in Eiskristallform wurden integriert. Die Architektur wurde so zu einer Verschmelzung aus Eis, Wasser und Formen, die ihren Ursprung in Kunst und Architektur des Morgenlandes finden. Der Anspruch aller Beteiligten war es, nicht mehr nur eine beeindruckende Landmarke zu schaffen, sondern Architektur, die die umgebende Kultur integriert und darüber hinaus die Sinne für die Probleme des Planeten Erde schärft.

oben: Wie ein Eisberg soll der blaue Kristall vor der Küste des Emirats Dubai schwimmen und den Besuchern die Faszination für Wasser und Eis näher bringen.

Auf dieser Basis entstanden weitere Skizzen für den Kristall. Die Grundformen und Ausgestaltungen spiegelten die Analogie des Eisbergs wider – der Bezug zur realen Eiswelt fehlte jedoch. So reifte die Idee, in die äußere Hülle einen fühlbaren kalten Kern in Form eines Zylinders, der einen echten Eisberg umgibt, zu integrieren. In jedem Stockwerk erhielte der staunende Besucher so einen neuen, beeindruckenden Blick auf den kalten Monolithen. Zugleich diente der Zylinder als Lichttunnel, der die inneren Zellen des Gebäudes mit natürlichem Tageslicht flutet und der Umgebung eine immer neue Wirkung verleiht. Doch einen Eisberg bei durchschnittlich über 30°C Umgebungstemperatur zu erhalten kostet Unmengen an Energie. So rückte neben der Wirkung des Baus das Thema Energieaufbereitung in den Vordergrund – ein Thema, das in einem Umfeld gelebter Ressourcenverschwendung Neuland ist. Gelöst werden soll der scheinbare Widerspruch unter anderem mit einem Thermikkraftwerk, dem sogenannten „solar updraft tower“. Erwärmte Luft wird gesammelt und durch eine Röhre abgeführt. Die Luft im Innern der Röhre wird beschleunigt und treibt eine Turbine an, die das Kühlsystem des Eisbergs mit Strom versorgt. Der Nachteil der Umgebung wird zum Nutzen des Projekts umgekehrt.

rechts: Ein glasartiger Zylinder durchdringt das Innere des Gebäudes und umschließt den Kern aus Eis.

Nach der zukunftsweisenden Lösung dieses Problems stand nun die Inszenierung des Besucherbereichs an. Der Gast soll seine Umgebung stets direkt oder indirekt beeinflussen. Läuft er einen Gang entlang, hinterlässt er Spuren im digitalen Schnee, die hinter ihm in den Boden projiziert werden, Tische werden zu Wasser-Klangschalen, auf denen der Besucher per Interface Klänge erstellen kann, die als Schwingungen auf die Oberfläche übertragen werden. So wird Blue Crystal eines Tages – so die Hoffnung des Teams – zu einem Ort der Stille werden, aber auch zu einem Platz, der die Faszination für Wasser und Eis verkörpert und für einen schonenderen Umgang mit den endlichen Rohstoffen der Erde sensibilisiert.


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Der Szenenbildner und Oscar-Preisträger Ken Adam

Der Schöpfer von Atlantis Buchtipps Petra Kissling-Koch „Macht(t)räume: Der Production Designer Ken Adam und die James-Bond-Filme“ Die mit dem Ulrich-Weidner-Preis für Kunstgeschichte der Universität Bonn ausgezeichnete Dissertation beschäftigt sich mit Ken Adams Entwürfen als „Denkmäler für die Architektur der Macht“. Im Mittelpunkt des Buches steht die Bedeutung und Wirkung filmarchitektonischer Ästhetik, die unsere Wahrnehmung stärker prägt, als es uns zunächst bewusst ist. Wie lässt sich Herrschaft in Architektur und Design darstellen? Wie wird Ausstattung zum Symbol von Macht und Selbstinszenierung? Alexander Smoltczyk „James Bond, Berlin, Hollywood: Die Welten des Ken Adam“ Gut recherchierte, geradezu liebevolle Biografie über Ken Adam. Ein Buch, das sowohl die von ihm entworfenen Fiktionen als auch das reale Leben des Szenenbildners spannend wiedergibt. Ein Muss für Bond-Liebhaber.

Seine Werke kennt beinahe jeder. Vermutlich haben aber nur wenige seinen

oben: Im Jahr 2008 wurde Adam mit dem renommierten „Lucky Strike Designer Award“ ausgezeichnet. Der Preis ist der höchstdotierte seiner Art in Europa.

Namen gehört, geschweige denn ein Bild vor Augen, wenn es um den Deutsch-Briten

linke Seite: Drax’ pyramidenartig gestaltetes Kontrollzentrum aus „Moonraker –

Sir Kenneth Adam geht – den Erschaffer einer Vielzahl fiktiver Wasserstädte.

unten: Die große Kammer aus „Moonraker – Streng geheim“ (1979)

Geboren als Klaus Hugo Adam am 5. Februar 1921 in Berlin, floh er mit seiner Familie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im Jahre 1934 ins Vereinigte Königreich. Dort nahm er, als einziger Deutscher überhaupt, für die Royal Airforce am Krieg gegen das Dritte Reich teil. Anschließend studierte er zunächst Architektur, brach jedoch ab und kam in den 1950er-Jahren zum Film. Mit seinen Oscar-prämierten Szenenbildern schrieb der heute 91-Jährige Geschichte. Adam, der mit gerade 17 Jahren begann, an der „Bartlett School of Architecture“ des University College London zu studieren, arbeitete studienbegleitend für das angesehene Büro „CW Glover & Partners“. Dort machte er seine ersten Erfahrungen als Zeichner – sein erstes realisiertes Projekt war, ganz zeitgemäß, ein Luftschutzbunker in Greencroft Gardens.

Die mächtige, brachiale Betonarchitektur sollte dann auch sein weiteres Wirken stark beeinflussen: Seine vom deutschen Expressionismus und dem Bauhaus geprägten Kommandozentralen, Kriegsschiffe und Geheimlabore waren immer auch Machträume – meist für Bösewichter wie Stromberg alias Curd Jürgens in „Der Spion, der mich liebte“. Zum Film kam Adam eher per Zufall: Seine Schwester, die bei der amerikanischen Gesandtschaft in London arbeitete, empfahl ihren jüngeren Bruder, als nach einer Person gesucht wurde, die amerikanische Waffen für einen Film nachbauen könne. So begann seine große Karriere als Zeichner und Ausstattungsassistent bei den „Riverside Studios“. Im Laufe seines Lebens zeichnete er für über 40 Filme als Production Designer verantwortlich – darunter sieben James-Bond-Streifen, von Dr. No bis Moonraker. Er prägte

den Mythos Bond entscheidend mit – Adam war gewissermaßen der wahre „Q“ des Agenten im Auftrage Ihrer Majestät. Trotz des begonnenen Architekturstudiums war es, nach eigenen Aussagen, nie sein Ziel, Architekt zu werden. Zwar wollte er entwerfen, doch faszinierten ihn weniger Funktion und Alltagstauglichkeit seiner Bauten als ihre Wirkung, ihre Aura – die Möglichkeit, Objekte zu realisieren, die so nie umgesetzt würden. Daneben reizte ihn das Ephemere, die Zerstörung, die den Bauwerken letztendlich droht – für Architekten eine Horrorvorstellung. So siegt das Gute in Filmen, an denen Adam mitwirkte, erst dann, wenn ihre Monumente zerstört wurden. Nicht umsonst trägt die Figur des James Bond auch den vielsagenden Beinamen „the enemy of architecture“. (Fortsetzung auf Seite 33)

Streng geheim“ (1979), Entwurf: Ken Adam


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(Fortsetzung von Seite 30) Eine große Rolle in Ken Adams Schöpfungen spielt daneben immer wieder das Element Wasser. Schurken werden in Haifischbecken entsorgt oder finden in Piranha-Pools ihr grausames Ende. Unvergessen sind u. a. die riesige Ozeanresidenz „Atlantis“ („Der Spion, der mich liebte“) oder der 40 Meter hohe Vulkan aus „Man lebt nur zweimal“, der sich – getarnt als friedliche Lagune – als unterseeischer Hort des Bösen entpuppt. Demgegenüber spielt auch für Agent Doppelnull, als Vertreter der guten Seite, Wasser eine große Rolle, wenn auch auf ganz andere Weise: Mal trifft 007 an einem beschaulichen Strand die bildschöne Honey Ryder, mal räkelt er sich mit Tiffany Case auf einem Bett, das gleichzeitig auch Aquarium ist – das Wasser als stimmungsbildender Bestandteil ist in Adams Szenenbildern immer nah.

„Mein Ziel ist stets gewesen, für das Publi-

Filmografie

kum eine stilisierte Realität zu schaffen, die

1957: Der Fluch des Dämonen

– im Zusammenhang mit einem bestimmten dramatischen Moment oder einer bestimmten Figur – ‚realer‘ wirkt als eine buchstäbliche Interpretation der Wirklichkeit.“

Adams Werke waren dabei immer in die Zukunft gerichtet, ihrer Zeit ein gutes Stück voraus. Fernsteuerung, Sprechanlagen und automatische Schiebetüren waren in den 1960er-Jahren noch echte Utopien – organische Einflüsse wie Wasser in der Architektur standen gerade am Anfang ihrer Entwicklung. So ließ sich Adam u. a. von Frank Lloyd Wright und dessen Schüler John Lautner inspirieren, der Natur – wie auch Adam – immer stärker auch in den Innenraum integrierte. Seine Entwürfe waren damals geradezu avantgardistisch und wirken auch heute, mit ihren statischen Bauten aus Stein und Sichtbeton, noch immer modern und zeitlos. So verdanken wir dem Berliner Emigranten Klaus Hugo Adam – und nicht zu vergessen seiner älteren Schwester – eine geniale Filmarchitektur: Er hat Welten erschaffen, die bis heute mit das Prägendste und Bedeutendste sind, was das Genre je hervorgebracht hat.

(Auszug)

1960: Der Mann mit der grünen Nelke 1962: Sodom und Gomorrha 1962: James Bond jagt Dr. No 1964: Die Strohpuppe 1964: Goldfinger 1965: Feuerball 1967: Man lebt nur zweimal 1970: Die Eule und das Kätzchen 1971: Diamantenfieber

Ken Adam

1973: Sheila 1975: Barry Lyndon (Oscar in der Kategorie Ausstattung) 1977: Der Spion, der mich liebte 1979: Moonraker – Streng geheim 1985: König David 1985: Agnes – Engel im Feuer 1989: Dead Bang – Kurzer Prozess 1990: Freshman 1991: Company Business 1993: Undercover Blues – Ein absolut cooles Trio

oben links: „Atlantis“, der Unterwasserpalast von Karl Stromberg

Trailer zum

1993: Die Addams Family in verrückter Tradition

oben: schwimmender Lotus Esprit aus „Der Spion, der mich liebte“

James-Bond-Film

1994: King George – Ein Königreich für mehr Verstand

unten rechts: QR-Code, Filmszene aus „Der Spion, der mich liebte“

„Der Spion,

(Oscar in der Kategorie Ausstattung) 1995: Kaffee, Milch und Zucker 1997: In & Out 2001: Taking Sides – Der Fall Furtwängler

der mich liebte“


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Eine eigene Dimension

ACO Lösungen im Hotelbad

Nicht nur für eine Nacht

So vielfältig wie die Planungsaufgabe Hotelbad sind auch die gewünschten Produktabmessungen – und zwar hinsichtlich Breite, Länge und, für Sanierungen besonders wichtig, der Einbauhöhe.

Hotelzimmer sind ein Zuhause auf Zeit – und gerade

Hier setzt die nahezu unsichtbare Duschrinne ACO ShowerDrain S-line neue Maßstäbe in der Entwässerung bodengleicher Duschen. Mit nur zwei Zentimetern Rostbreite fügt sich diese dezent in jedes Badambiente ein. In unterschiedlichen Längen ist sie für kleine Hotelduschen ebenso geeignet wie für großzügige Badezimmer und weitläufige Wellnesslandschaften. Die Einbauhöhe von nur 55 mm prädestiniert die Duschrinne ebenso für den Einsatz bei der Sanierung alter Bäder. Großzügigen Gestaltungsspielraum lässt auch die ACO ShowerDrain E-line zu. Mit ihr lassen sich Sondermaße bis 2,40 m mit mehreren Abflusstöpfen für höhere Abflussleistungen realisieren. Eine weitere Besonderheit: Bei einer Leitungsführung durch die Decke ergibt sich eine Aufbauhöhe von nur 3 cm. Dass dabei der im Hotelbau wichtige und hohe Brandschutz eingehalten wird, garantiert ein Brandschutzeinsatz.

das macht sie zu etwas Besonderem. Der Gast erwartet zum einen maximalen Komfort und perfekte Funktion, aber auch ein Ambiente, das sich bewusst vom Alltäglichen hinsichtlich Materialität und Design abhebt. Für Architekten und Planer ist dies oft eine spannende Gestaltungsaufgabe, aber auch eine technische Herausfor-

Ein weiterer Unterschied zwischen Hotel- und Privatbad ist die hohe Belastung durch die wechselnden Nutzer und die dadurch bedingte tägliche Reinigung. ACO Duschrinnen und Designroste sind aus Edelstahl – optisch hochwertig, extrem widerstandsfähig und hervorragend zu reinigen.

derung, da das Hotelbad besonderen Belastungen ausgesetzt ist.

Zuverlässig abgedichtet

Gestalterisch rücken Wohn- und Wellnessaspekte zunehmend in den Mittelpunkt. Im Trend liegen vor allem Entwürfe, bei denen die Grenzen zwischen Hotelzimmer und Bad mehr und mehr verschwimmen. Aktuelle Projekte zeigen, dass sich das Bad ganz zum Hotelzimmer hin öffnet und somit integraler Bestandteil des Hotelzimmers wird. Neben der Gestaltung müssen bei der Planung auch Aspekte wie Sicherheit und Komfort bedacht werden. Für den wirtschaftlichen Betrieb sind darüber hinaus Langlebigkeit, Belastungsfähigkeit und einfache, weil tägliche Reinigung entscheidend. Sind im Neubau eines Hotels Planungen oftmals flexibel, so stößt der Architekt bei der Sanierung von Hotelprojekten durch bauliche Vorgaben schnell an Grenzen. Produkte, die im Hotelbad zum Einsatz kommen, müssen natürlich auch all diesen Anforderungen gerecht werden.

Ganz klar – ein Feuchteschaden im Bad ist ein Albtraum mit weitreichenden finanziellen Folgen, zu denen im Hotel noch der Verlust durch die Schließung hinzukommt. Doch auch eine ständige Durchfeuchtung bestimmter Bauteile, beispielsweise rund um die Dusche, kann hygienische Probleme verursachen. Daher wird in den letzten Jahren immer mehr auf Verbundabdichtungen gesetzt, bei denen eine Dichtungsmasse als flexible bis hochelastische Flüssigfolie auf Boden und Wände appliziert wird. Sie wird auf den Estrich aufgebracht und bildet zusammen mit Fliesen und Platten einen Verbund. Allerdings müssen für diese Art der Abdichtung auch geeignete Durchdringungen in Form von Bodenabläufen, Duschrinnen und Industrierinnen eingesetzt werden. Ohne die richtige Flanschbreite, den richtigen Werkstoff und ggf. eine thermische Abkopplung von Rinnenkörper und Fliesenbelag kann dies langfristig zu erheblichen Schäden führen. Die ACO ShowerDrain E-line ist die richtige Alternative, wenn optische Gestaltungsmöglichkeiten mit absoluter Sicherheit kombiniert werden soll. Mit einem vollständig umlaufenden Dünnbettflansch ermöglicht sie den perfekten Übergang zur Abdichtung. Dabei sorgt eine optionale Aufkantungen zur Wand für eine zuverlässige Anbindung an die Wandabdichtung.

großes Bild: Die fast unsichtbare Duschrinne ACO ShowerDrain S-line fügt sich dezent in zurückhaltende Badarchitektur ein. Minimalste Aufbauhöhe ab 5,5 cm rechts: Ideal für die Sanierung mit geringen Aufbauhöhen von 3 cm: ACO Shower Drain E-line, wahlweise mit geradem Abgang und Brandschutzeinsatz erhältlich.


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Tanzende Türme, Hamburg Objekt: Tanzende Türme Standort: Hamburg Fertigstellung: 2012 Bauherr: Strabag Real Estate Architekt: Bothe Richter Teherani, Hamburg Fläche: ca. 44.000 m2 Bruttogeschossfläche Eingesetzte Produkte von ACO: 2 Fettabscheider Hydrojet OAE NS 4, 1 Fettabscheider Eco-Jet OD NS 4 mit Zubehör (Probenentnahmetöpfe, Fernbedienungen und Anschlusskästen), 1.500 m Kunststoffrinne XtraDrain mit Kunststoffrost Klasse B, 40 m der Flachrinne Multiline V100S, Höhe 6 cm mit Kunststoffrost Klasse B, diverse gusseiserne Bodenabläufe

Auf der Reeperbahn – Hausnummer 1 Auf Hamburgs Amüsiermeile tanzen und flirten Einheimische wie Touristen – nun tun dies auch Gebäude. Das Hochhausprojekt des Hamburger Architekturbüros BRT markiert mit seiner „tanzenden“ Silhouette den Beginn der Reeperbahn. Im September 2012 zogen die ersten Mieter ein. Im Quartier haben die letzten Jahre über umfangreiche Veränderungen stattgefunden. Bürogebäude wie die Tanzenden Türme und Hotels entstehen. Ebenso gibt es Veränderungen in der Wohnlandschaft: Für das 13 Häuser umfassende Bauprojekt Bernhard-Nocht-Quartier wurden einige Altbauten abgerissen und auch Brachflächen bebaut. Entstanden ist hochpreisiger Wohnraum – für die ehemaligen Bewohner nicht mehr erschwinglich. Die Diskussionen sind heftig und emotional – St. Pauli verändert sich. Mit welcher Architektur wird man in dieser Situation der legendären Adresse „Reeperbahn Nr. 1“ gerecht? St. Pauli steht für Lebendigkeit, Bewegung, Musik und Amüsement. Dies versucht das Hochhauspaar formal zu übersetzen. Architekt Hadi Teherani erklärt den formalen Ansatz so: „Die beiden Türme stellen ein Paar beim Tangotanz dar.“ Die Türme mit 22 bzw. 24 Etagen knicken unterschiedlich ab und lassen so den dynamischen Eindruck entstehen. Auch inhaltlich wird dieser Anspruch gehalten: In der 23. Etage wird ein Restaurant einziehen und auch der Legendäre Mojo-Club eröffnet hier bald wieder seine Tore. Die Tanzfläche – also der Freiraum um die beiden Türme – spielt eine besondere Rolle. Er gibt nicht nur der Architektur Raum, sondern vermittelt auch zwischen den heterogenen städtebaulichen Räumen, die hier aufeinandertreffen – der Kiez, die Innenstadt, ein Hotel und eben die Bürotürme. Dabei werden Funktion und Gestaltung kombiniert. Die Entwässerungsrinnen bilden ein Netz auf dem Boden, dessen Linien die Dynamik der Architektur aufgreifen und in den Stadtraum führen. So entsteht ein lebendiges Bild, das dem Standort und seiner Entwicklung Rechnung trägt.

Die „Tanzenden Türme“ – Blickfang am Entrée zu Hamburgs Amüsiermeile. Im und um das Gebäude verrichten die unterschiedlichsten ACO Produkte ihren Dienst. Hier etwa die ACO XtraDrain Rinne, NW 100 mit ACO Composite Rost Drainlock.


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links: Key Visual der igs 2013 rechts: Rahmenplan igs 2013

Internationale Gartenschau in Hamburg 2013

Countdown auf der Elbinsel

Doch Wolfgang Denien ist völlig entspannt, als wir ihn zum Interview treffen. „Selbstverständlich hakt es mal an der einen oder anderen Stelle“, gibt er zu bedenken, „doch das ist bei einem Projekt dieser Größenordnung auch völlig normal. Bei den sieben Welten liegen wir absolut im Zeitplan: Die Einfassung der Gärten ist fertig, Gräser, Stauden und eine halbe Million Blumenzwiebeln sind gepflanzt. Insbesondere die ,Welt der Kontinente‘ und die ,Welt der Religionen‘ sind nahezu fertig. Auch bei den ,Wasserwelten‘ geht es gut voran. Gerade dort sind auf unserem feuchten Areal Entwässerungsfragen von besonderer Bedeutung. Aber da haben wir ja mit ACO einen alteingesessenen und äußerst zuverlässigen Partner. Für jemanden wie mich, der schon so lange im Geschäft ist, sind die Produkte von ACO schon zu so etwas wie einem Synonym für professionelle Entwässerungsrinnen geworden.“

„Uns ist es überaus wichtig, die Bevölkerung

In gut vier Monaten beginnt auf der größten Flussinsel Europas die Internationale

in Planung und Umset-

Gartenschau (igs 2013). Wir haben uns auf dem Gelände umgesehen und mit

zung unseres Konzepts

Planungschef Wolfgang Denien über seine Visionen für die Weiterentwicklung des

einzubinden, es im stän-

Geländes, den Baufortschritt und die Einbindung der Bevölkerung gesprochen.

digen Kontakt mit den Bürgern umzusetzen.“

Schaut man sich auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau Hamburg um, die am 26. April 2013 ihre Pforten öffnen soll, so deutet schon viel darauf hin, dass der Besucher bald in „80 Gärten um die Welt“ reisen kann. Der Bau zahlreicher Sport- und Erlebnisangebote ist weit fortgeschritten oder, wie bei der Kletterhalle, sogar schon fertig. Im Hochseilgarten etwa, wo ab kommendem Frühling Kinder, Jugendliche und Erwachsene zwischen Bäumen hangeln und klettern sollen, werden gerade die Fundamente für die Pfähle in den Boden gerammt. Die neue Basketballhalle, die während der igs zunächst als Blumenschauhalle fungiert, bekommt gerade ihre hölzerne Fassade, die benachbarte Schwimmhalle ist im Rohbau zu erkennen. Trotz des großen Baufortschritts ist das Gelände aber auch noch eine große Baustelle mit Sandbergen, Baggern und Pflanztrupps.

„Die Produkte von ACO sind schon zu so etwas wie einem Synonym für professioWolfgang Denien, Planungschef igs

nelle Entwässerungsrinnen geworden.“

Im Umfeld der Ausstellung gab es im Vorfeld auch kritische Stimmen und einige Probleme, sei es die Kompensierung gefällter Bäume oder die Entschädigung für Kleingärtner, die ihre Parzelle aufgeben mussten. Allerdings wurden im engen – und vor allem stetigen – Austausch mit der Bevölkerung nahezu alle Vorbehalte entkräftet. Pächter von Schrebergärten erhielten Ersatz, dem Bebauungsplan zum Opfer gefallene Bäume wurden andernorts neu gepflanzt. „Es ist uns über den gesamten Zeitraum der Planung äußerst wichtig gewesen – und ist es auch jetzt noch –, dass wir die Menschen einbinden. Unser Angebot des Bürgerdialogs wurde unheimlich gut angenommen, und auch unsere Spaziergänge über das Gelände, die wir lange angeboten haben,


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sind auf große Resonanz gestoßen. Neben dem Dialog bieten wir den Menschen aber auch ganz konkrete Teilhabe an“, führt Denien aus. „So haben wir Kinder und Jugendliche bei Planung und Bau von zwei Gärten – samt baulichen Maßnahmen – hinzugezogen und daneben die Bevölkerung eingeladen, an der ,Welt der Kulturen‘ mitzuarbeiten. Die Menschen, die gerade hier vor Ort aus vielen unterschiedlichen Kulturen kommen, haben sich ihre Gärten zu eigen gemacht. Sie werden diese sogar während der Schau betreuen. Ich denke, so etwas gab es auf einer Gartenschau bisher überhaupt noch nicht.“

„Der Park, den wir bauen, muss Akzente für die nächsten Jahrzehnte Das historische Wasserwerk beherbergt schon jetzt hochwertige Gastronomnie.

schaffen – quasi ein

Im Gebäude wurden, in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz, die Relikte seiner früheren Nutzung möglichst umfassend erhalten. Rund um das historische

,Planten un Blomen‘ im

Wasserwerk kamen die unterschiedlichsten Produkte von ACO zum Einsatz.

Süden der Stadt.“ Auch abseits des eigentlichen Geländes deutet alles auf einen reibungslosen Ablauf und einen gelungenen Start des Großereignisses hin. „Vermutlich wird der Innenausbau einiger von der IBA (die Internationale Bauausstellung 2013 findet parallel zur igs statt, Anmerkung der Redaktion) initiierter Gebäude nicht rechtzeitig zur Eröffnung fertig werden. Aber die meisten Objekte, wie zum Beispiel die innovativen WaterHouses, liegen absolut im Zeitplan. Das Wälderhaus – mit seiner Fassade aus Lärchenholz ein neues, auch architektonisches Highlight hier auf der Elbinsel – ist bereits eröffnet.“ Sowieso sind die vielen privat angeschobenen und genutzten Bauten eine Besonderheit. Mit der Kletterhalle, dem Hochseilgarten, der Basketballhalle und der Beachvolleyballanlage engagieren sich nichtöffentliche Betreiber in einem Ausmaß, das bei Schauen der Vergangenheit seinesgleichen sucht. Dies schafft die nötigen Voraussetzungen dafür, dass das Gelände weit über das Ende der Veranstaltung hinaus wirken und Anziehungspunkt für die Bewohner Wilhelmsburgs, Hamburgs, des Umlands – aber auch für die vielen Touristen, die Hamburg besuchen – bleiben wird. Nachhaltige Nutzung ist für De-

Auf dem rund 100 Hektar großen Gelände der igs bewegt sich der Besucher durch sieben unterschiedlich gestaltete Welten – oder in "80 Gärten um die Welt".

nien sowieso ein Hauptanliegen, wenn es um „seinen“ Park geht: „Die Gartenschau ist eine Attraktion für sechs Monate. Der Park, den wir bauen, muss jedoch Akzente für die nächsten Jahrzehnte schaffen. Es soll möglichst wenig zurückgebaut, die Angebote in ihrer Attraktivität langfristig erhalten werden. Wir wollen quasi ein ,Planten un Blomen‘ im Süden der Stadt schaffen. Doch dafür müssen bestimmte Rahmenbedingungen, finanzielle Grundlagen von der Politik geschaffen werden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man so hohe Qualität, wie wir sie jetzt hier herstellen, einfach sich selbst überlassen wird.“ Und glaubt man den Worten der Hamburger Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau, scheint Deniens Optimismus begründet, äußerte sie doch kürzlich anlässlich einer im denkmalgetreu restaurierten historischen Wasserwerk auf

dem Gelände der igs anberaumten Senatssitzung: „In weniger als einem Jahr präsentieren sich auf den Elbinseln gleich zwei Projekte, die international große Beachtung finden werden. Ein großartiger neuer Park und viele spannende und zukunftsweisende Ideen für eine Stadtentwicklung, die auch Modellcharakter für Städte in Deutschland, Europa und darüber hinaus haben werden. Vor allem aber sorgen die Internationale Gartenschau und die Internationale Bauausstellung für einen Entwicklungsschub auf den Elbinseln, die diese in ihrer Geschichte noch nicht erlebt haben. Es freut mich, dass die Vorbereitungen so gut im Zeitplan liegen und schon jetzt Vorfreude auf das nächste Jahr machen.“ Das Wälderhaus ist ein weltweit einmaliges multi-funktionales Erlebnisgebäude. Es vereint unter

Wolfgang Denien und seine Mitarbeiter werden ihre Worte mit Freude vernommen haben.

seinem Dach das Science Center Wald, das Forum Wald sowie ein Restaurant und ein Hotel. Die feierliche Eröffnung fand am 3. November 2012 statt. Foto: © Klaus Frahm


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Vision eines Konzerthauses in der Isar

Konzertsaal im Fluss Flüsse sind Lebensadern – denken wir allein in Europa an Rhein oder Neckar, an Seine oder Gironde, an Moldau oder Moskwa, an Arno oder Tiber. Flüsse sind die Geburtsstätten von Städten – wie Tübingen oder Frankfurt, Verona, Hamburg oder Regensburg. Flussinseln – wie etwa in Kairo, Paris, Bamberg oder Berlin – sind Orte von ganz besonderem Reiz.

Flüsse haben eine anziehende Wirkung auf Menschen. Flusskreuzfahrten, „Bateaux Mouches“, Radwanderungen oder Kanutouren stehen hoch im Kurs. Die sauberen Flüsse in Europa ziehen Erholungssuchende an, und etwa der Inn steht grenzübergreifend für eine ganz eigenständige Baukultur von Innsbruck über Hall in Tirol nach Wasserburg in Bayern. Die Isar ist so eng mit der Geschichte von Freising oder München verbunden, wie diese Städte wiederum mit dem Bild von Bayern verbunden sind. Sie entspringt in den bayerischen Alpen und fließt in die Donau, die das Land wiederum von Westen nach Osten durchzieht – über die Wasseradern sind alle Orte des Landes mit allen anderen verbunden. München sucht den geeigneten Standort für einen Konzertsaal für die drei bayerischen Orchester von Weltruf, der auf feine Weise dazu beiträgt, dass München noch mehr als eines der vorzüglichsten internationalen Musikzentren wahrgenommen wird. Dazu braucht es die finanzielle Kraft der Bürger des Landes und damit verbunden auch deren möglichst breite Akzeptanz. Welcher Ort im Lande könnte dafür besser geeignet sein als die Spitze einer Isar-Flussinsel in München – eine Stelle, an der der wilde Flusslauf im Osten und der aufgestaute im Westen zusammenfließen, knapp unterhalb des weltberühmten Deutschen Museums? Wenn es möglich wäre, dass die Philharmonie nur die Fläche eines Brückenpfeilers im stabilen kiesigen Grund der Isar in Anspruch nimmt ... Es fügt sich gut, dass ganz in der Nähe in den 1980er-Jahren das Kulturzentrum „Gasteig“ angesiedelt wurde, dessen Einrichtungen synergetisch mit dem neuen Saalbau zusammenwirken. Eine Seilbahn als „People-Mover“ führt vom im Erdgeschoss gelegenen Foyer des Gasteig auf das Dachfoyer des ausgelagerten Satelliten und erlaubt den Besuchern einen Blick über

Prof. Roland Dieterle gründete 2004 die Spacial Solutions in München. Herausragende Projekte: Stadtteilzentren in Kigali und München. Zuvor verantwortlich für Architektur, Projektentwicklung, Masterplanning + Corporate Design bei der Siemens AG. Seit 1999 Professur an der HFT Stuttgart, Direktor Masterstudiengang International Project Management.

die Dächer Münchens, wie er in der Innenstadt nicht zu genießen ist. Über eine außen verlaufende gläserne Spirale bewegen sich Konzertbesucher auf die Weinbergterrassen der Philharmonie, während die Flusslandschaft am Fuße des kelchartigen Bauwerks von Erholung wie Unterhaltung suchenden Menschen belebt ist – ein Konzertsaal für alle und ein unverwechselbares architektonisches Erlebnis für Bürger und Touristen aus der ganzen Welt gleichermaßen. Die Spiralform regt zu Inspirationen an, die sowohl mit Musik wie auch mit Wasser in Verbindung stehen. So erzeugt, im physikalischen Sinn, der Zusammenfluss von Wasserläufen spiralförmige Bewegungen. Das Hören von Musik wird erst durch den flüssigkeitsgefüllten Spiralgang in der Schnecke des menschlichen Ohrs möglich. Darüber hinaus steht die Spirale als Symbol für Schöpfung im Makro- wie im Mikrokosmos, für Rhythmus und Schwingung, für die ideale Gesetzmäßigkeit des Goldenen Schnittes nach Fibonacci, in der Natur (Schnecken, Blütenstände) wie in Kunst und Architektur und nicht zuletzt im Kosmos der musikalischen Harmonie.

Vision in der Isar: Satellit als Erweiterungsbau der Philharmonie im Gasteig. Die Anbindung

Menschen aus aller Welt ergründen die Mystik von Labyrinthen in Höhlen, Schlossanlagen und Kathedralen. Sie fühlen sich angezogen von besonderen Orten. Sie fühlen sich angezogen, wenn gleichzeitig alle Sphären des menschlichen Wahrnehmens angesprochen werden, die mentale wie auch die magische und die mythische Ebene. Im sokratischen Dialog (Eupalinos) von Paul Valéry gibt es das berühmte Motiv, dass ein Haus im besten Fall „singen kann“ – ein passendes Bild für einen Ort für die Musik. Einer der Protagonisten in dem Dialog vertritt die These, dass diese Wirkung nicht dem Zufall überlassen werden sollte, sondern erzielbar ist. Die Umsetzung dieser These beginnt mit der Wahl des richtigen Bauplatzes. Text: Prof. Roland Dieterle

an das bestehende Haus soll per Seilbahn erfolgen.


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links: Im Vordergrund Gilles T. Lacombe (F) „The Great Ivory“ aus Elfenbein-Klaviertasten, auf der Wand Ölbilder von Wiebke Kramer (D) oben: Dan Tun dirigiert im Rahmen der Orchesterakademie des shmf in der ACO Thormannhalle rechts: Prof. Zeng Chenggang mit seiner überdimensionalen Lotusfrucht aus Edelstahl „Lotus Talks“

Die Initiatoren Hans-Julius Ahlmann, geschäftsführender Gesellschafter der ACO Gruppe, und Wolfgang Gramm, Maler, Bildhauer und NordArt-Kurator, im gemeinsamen Gespräch

„Die NordArt ist lebendige Aktivität“ Die NordArt hat mit dem Ende der Sonderausstellung und dem „Kulturjahr Chinas in Deutschland“ seine Tore bis Sommer 2013 geschlossen. Die Ausstellung war 2012 wieder ein großer Erfolg, wie nicht zuletzt die erneute Auszeichnung zum ausgewählten Ort im Land der Ideen beweist. Und die Vorbereitungen für die am 8. Juni beginnende Kunstausstellung 2013 läuft auf Hochtouren – dann mit dem Fokus auf dem Baltikum. Doch wie wurde überhaupt aus einer Vision die größte jährliche Kunstausstellung Europas?

a_w: 2012 zeigte die NordArt über 240 internationale Künstler und lockte 50 000 Besucher nach Büdelsdorf. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, so ein Projekt auf die Beine zu stellen? War das von Anfang an Ihr Ziel? Hans-Julius Ahlmann: Nein, wir haben klein angefangen. Die ursprüngliche Idee entstand 1992 mit dem Kontakt zu Wolfgang Gramm. Er leitete damals das Jüdische Museum in Rendsburg. Wir waren begeistert von dem, was Herr Gramm als Kurator aus dem Museum machte. Wir haben zunächst für die Initiative „Kunst im Betrieb“ Bilder von ihm geliehen. Als er einige Zeit später zurück nach Lübeck gehen wollte, habe ich ihn als künstlerischen Leiter eingestellt, um ihn in der Region zu halten. Wolfgang Gramm: Ja, das stimmt. Ich hatte schon früh den Wunsch, Kunst nicht nur in Museen und Galerien zu zeigen, sondern da, wo man den ganzen Tag verbringt, nämlich in Unternehmen. Hans-Julius Ahlmann hat den Platz zur Verfügung gestellt und ich bin mit einem Akkuschrauber, einer privaten Leiter und einem Bild unterm Arm zu ACO gegangen und habe angefangen, dort Kunst zu präsentieren. Aus dieser Symbiose zwischen Unternehmer und Künstler ist die NordArt entstanden.

a_w: Herr Ahlmann, was bewegt Sie als Unternehmer, so ein Projekt Jahr für Jahr auf die Beine zu stellen und finanziell zu unterstützen? Hans-Julius Ahlmann: Natürlich gibt es neben dem Spaß an der Sache auch eine unternehmerische Komponente. Zum einen glaube ich – und die Erfahrung gibt mir recht –, dass innovative Ideen am besten in einer kreativen Umgebung gedeihen. Zum anderen sprechen wir mit so einer Ausstellung auch eine unserer wichtigsten Zielgruppen auf eine ganz besondere Weise an. Viele Architektinnen und Architekten besuchen die NordArt und verbinden ACO mit unserem Kunstengagement Wolfgang Gramm: Man muss aber auch sagen, dass unternehmerisches Engagement, wie es Herr Ahlmann betreibt, einer der wenigen Wege ist, die Kultur in Zeiten leerer öffentlicher Kassen am Leben zu halten. a_w: Was hat das Kunstwerk Carlshütte inspiriert? Gibt es Vorbilder? Hans-Julius Ahlmann: Das Museum „Louisiana“ bei Kopenhagen hat einen ganz wichtigen Impuls gegeben für die Konzeption des Geländes. Weitere Inspirationsquellen waren das Kulturzentrum


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NordArt 2012

Quantenphysik trifft Buddhismus Oh, East is East and West is West, and never the twain shall meet ...

links: 2 Kanal Viedo Installation "What Will Matter Tomorrow" von Dan Hudson

„Hohes Arsenal“ in Rendsburg mit seiner regionalen Ausrichtung sowie das Eisenkunstguss-Museum meiner Großmutter. Insofern kann man sogar von einer Familientradition sprechen. Mein Stiefvater, der sehr kunstaffin war, hat mir die Kunst nahegebracht. Es war seine Idee, hier auf dem Gelände regionale Kunst zu unterstützen. Aber der wichtigste Impuls von allen war, Wolfgang Gramm begegnet zu sein. Mit ihm trat ein Mensch in mein Leben, der Kunst umgesetzt hat. a_w: Dass Ihnen die Region am Herzen liegt, zeigt sich auch in den vielen Kooperationen, die die NordArt eingegangen ist. Hans-Julius Ahlmann: Das Projekt war von vornherein mehrdimensional, und wir haben von Anfang an auf die Zusammenarbeit mit anderen Kulturinstitutionen aus der Region gesetzt. Einen besonderen Stellenwert hat die Kooperation mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival (shmf). Dort gibt es konzeptionell viele Gemeinsamkeiten, beispielsweise die Zusammenarbeit mit jungen, internationalen Künstlern oder das gemeinsame Schwerpunktthema. Praktisch veranstaltet das shmf seit 2011 seine Orchesterakademie im Rahmen der NordArt und nutzt die ACO Thormannhalle als Spielort. Weitere Akteure sind das Nordkolleg Rendsburg sowie 2013 folkBaltica und Ars Baltica.

Wolfgang Gramm: Für mich war der regionale Standort anfänglich gewöhnungsbedürftig. Doch inzwischen ist Büdelsdorf eine der Stätten, an denen sich die internationale Kunstszene trifft. Die Künstler kommen nicht des Geldes wegen, sondern wegen der Atmosphäre, des Austauschs mit Kollegen – und weil wir zusammen auch einen Kaffee oder Rotwein trinken. Als wir damals anfingen, wäre ich froh gewesen über einen Standort in Hamburg oder Lübeck und nicht mitten in der Provinz. Wir sind aber geblieben. Der Erfolg zeigt, dass man so etwas überall machen kann, wenn man es richtig macht. a_w: Was findet man auf der NordArt, das es auf anderen Ausstellungen nicht gibt? Wolfgang Gramm: Lebendige Aktivitäten. Hier kann man Erlebnisse sammeln. Während eines Trommelwettbewerbs in der Carlshütte begann sich der Staub des Hallenbodens zu erheben. Das sind Momente, die man nicht wieder herholen kann. Aber sie bleiben unvergesslich. Virtueller Rundgang über die NordArt 2012 Weitere Impressionen von der NordArt am Ende des Heftes.

oben: Skulptur aus gebogenem Stahlträger

Rudyard Kiplings klagendes Bonmot – die Kuratoren der NordArt 2012 könnten es als inoffizielle Herausforderung betrachtet haben. Dass es eines Architekturentwurfes bedarf, um die Voraussetzungen für die Realisierung eines Gebäudes zu schaffen, wird wohl – von einigen experimentellen Ansätzen abgesehen – auf allgemeine Zustimmung treffen. Dass, mit anderen Worten, ein Gebäude erst erdacht, gedacht werden muss, bevor es Gestalt annehmen kann, mag daher als Gemeinplatz erscheinen. Wie aber sieht es aus, wenn man sich mit dem Gedanken auseinandersetzen wollte, dass sowohl der Entwurf als auch das realisierte Gebäude nur einen Organisationsprozess von Daten darstellen, die sowohl den individuellen als auch den sozialen Konsens hinsichtlich der Existenz dieses Gebäudes vorwegnehmen und schließlich implementieren? Und dass sich die materielle Existenz dieses Gebäudes – wie jeglicher Materie – in ebendieser Datenorganisation auch schon erschöpft? An derart komplexen Ideen konnte sich der Besucher der NordArt 2012 in dieser Saison messen und vergnügen.

"Kreuz & Quer" von Bernhard Hosey unten: Skulptur aus Basalt "Dragon Line" von Joe Kley

Wird die Bereitschaft des messenden Bewusstseins zur Anerkennung eines bestimmten Ist-Zustandes des Objektes aufgekündigt, entfällt die illusionäre Realität der Materie, und der massive, schwarze Torbogen aus norwegischem Granit des deutschen Künstlers Dorsten Diekmann etwa wird zum Torweg nicht nur im symbolischen, metaphorischen Sinne, sondern im Wortsinne zur Aufforderung, den Durchgang durch das magmatische Tiefengestein in eine alternative Realität, eine Spiegelwelt, zu wagen. Nicht nur über den Umweg nach Kassel zur dOKUMENTA (13) in das quantenphysikalische Laboratorium des österreichischen Professors Dr. Anton Zeilinger im Fridericianum ließ sich bei dem Gang über die NordArt 2012 nachvollziehen, dass fast alles, was unsere alltägliche Auffassung uns über den Zustand unserer Umwelt kommunizieren will, schlichtweg fehlerhaft ist, allem voran unsere Vorstellung

Rudyard Kipling

über die Eigenschaften der Materie. Die Videoinstallationen des Kanadiers Dan Hudsons verwiesen in ihrer Tonspur auf Werner Heisenberg und andere Pioniere der Quantenphysik (Materie ist organisierte Leere um einen Kern von Wahrscheinlichkeiten von Anwesenheit), die Arbeiten des deutschen Jo Kley (Dragon Line, Soll und Haben) auf mythologische Vorstellungen von Bruchstellen und Übergängen zwischen dieser Welt und anderen Räumen (das Nichts hat Eigenschaften). Um den Bogen abzurunden, buchstabierten 33 Künstler aus China in der Sonderausstellung „Formen des Formlosen“ in prozessorientierten Arbeiten nach, dass der Buddhismus mit diesen Konzepten (das Messinstrument entscheidet über die Position des Photons = Quantenphysik, erst im messenden Bewusstsein manifestiert sich die Welt = Buddhismus) seit jeher vertraut ist. Wer im Bereich „einfacher Mathematik“ Einsteins Kosmologie-Prinzip nachvollziehen wollte (bei einer endlichen Anzahl von Partikeln und einer mathematisch jedenfalls an Unendlichkeit heranreichenden Ausdehnung des Universums muss sich jegliche physische Realität früher oder später wiederholen – jene des Besuchers eingeschlossen, das berühmte Imelda-Beispiel), konnte dies in den von der Gleichförmigkeit des Zufalls geprägten Rotationsbildern des chinesischen Künstlers Meng Luding ebenso nachvollziehen wie an der verschlungenen Stahlsphäre des US-Kanadiers Bernard Hosey, dessen massive Arbeit „CrissCross“ aus einem einzigen U-Träger gebogen war und auf die ewige Wiederkehr jeglichen Prozesses verwies. East did meet West indeed, Mr. Kipling. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg vom überholten Newtonschen Weltbild zu einem quantenphysikalisch geprägten Verständnis des Universums und den atemberaubenden Einsichten, die mit diesem Wechsel einhergehen. Künstler/-innen und Kuratoren der NordArt überraschten in dieser Saison mit dem Angebot, dieses veränderte Weltbild anschaulich nachzuvollziehen und – zumindest für Augenblicke – zu begreifen.


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Ehemalige Schwimmbäder und ihre heutige Nutzung

Vom Bade- zum Musentempel In früheren Zeiten waren Schwimmbäder mehr als nur Orte der Leibesertüchtigung. Ihre Architektur, innen wie außen, lehnte sich an jene antiker Thermen an, außerdem spiegelte sie den Wohlstand der einzelnen Städte wider. Heute sind viele ehemalige Badetempel einer anderen Nutzung zugeführt. Ihrem architektonischen Reiz tut dies keinen Abbruch. Betritt man die Haupthalle des ehemaligen Piscine Roubaix im Norden Frankreichs, meint man beinahe noch die Geräusche des durch die Badenden aufgewühlten Wassers wahrzunehmen. Man bildet sich ein, den Geruch des Chlors noch in der Nase zu haben. Heute empfangen den Besucher des ganz im Stil des Art Déco gestalteten Ensembles rund um das große Becken zwei Reihen von Skulpturen ganz unterschiedlicher Ausprägung. Ein formvollendeter Wasserspeier speist, umgeben von einem kunstvoll gestalteten Mosaikrand, noch immer das Bassin. Abseits der Skulpturenreihen und auf den Galerien befinden sich die alten gekachelten Umkleide- und Duschkabinen mit den Dauer- und Sonderausstellungen des Kunstgewerbemuseums. Ganz wie im Norden Frankreich wurde auch im schleswig-holsteinischen Kiel eine altehrwürdige Schwimmhalle unter das Motto „Kunst am Beckenrand“ gestellt. Die backsteinerne Lessinghalle, ein Klinkerbaujuwel des Architekten Rudolf Schroeder von 1935, unweit des idyllischen Schrevenparks, steht schon seit langem unter Denkmalschutz. Nach dem Ende des Badebetriebs 2008 zogen neben einem Café Boutiquen und eine Galerie in die ehemaligen Funktionsräume ein – und auch dem Beckenbereich wurde neues Leben eingehaucht: Eine Projektgruppe der angesehenen Kieler Muthesius Kunsthochschule erarbeitete ein Realisierungskonzept zur langfristigen Nachnutzung des Bades. Seither finden dort regelmäßig Filmvorführungen, Lesungen, Performances aller Art und Ausstellungen wie die „Lichtschwimmer – Licht-Kunstausstellung“ oder das Installationsprojekt „Körpersichten“ statt. Einen völlig anderen Lebensweg durchlief die St.-Petri-Kirche in St. Petersburg. Der 1838 eingeweihte Sakralbau wurde nach den Plänen von Alexander Brüllow erbaut und vereinigt harmonisch das Schema einer romanischen Basilika mit der Formensprache des russischen Klassizismus. Die lutherische Kirche, die der deutschsprachigen Gemeinde der russischen Stadt als Gottes-

haus dient und außerdem die Ausstellung „Deutsches Leben in St. Petersburg“ beherbergt, wurde 1917, im Jahr der Oktoberrevolution, als Kirche verstaatlicht und am Heiligen Abend 1937 unter Stalin endgültig gesperrt. In der Folgezeit stand sie leer oder wurde als Lagerhaus genutzt. In der Chruschtschow-Ära schließlich eröffnete in ihr ein öffentliches Schwimmbad – samt Sprungturm in der Apsis. Fünf Jahre nach dem Ende der UdSSR

und nach umfangreichen Renovierungsarbeiten konnte der Bau 1997 erneut geweiht und in seiner sakralen Bestimmung übergeben werden. Das Schwimmbecken allerdings gibt es noch immer: Der Abriss des Betonbeckens hätte die Stabilität des Baus gefährdet. So wurde das Becken mit einem neuen Boden abgedeckt, was den Innenraum etwa zehn Meter niedriger als im Originalzustand macht.

Die Badeanstalt im nordfranzösischen Roubaix wurde Anfang der 1930er-Jahre vom Architekten Albert Baert umgesetzt. 1985 wurde der Betrieb aus Sicherheitsgründen geschlossen und 2001 als Museum zu neuem Leben erweckt. Der ehemalige Hauptraum beherbergt eine Skulpturengalerie, die um einen Wasserspiegel in unmittelbarer Nähe der erhaltenen Mosaiken und Dekorationen in Szene gesetzt wird.


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Das Gebäude des Kieler Lessingbades ist seit 2008 für den Schwimmbetrieb geschlossen

Die St.-Petri-Kirche in Sankt Petersburg ist die

und wird seitdem, u. a. von der örtlichen Muthesius Kunsthochschule, als Kunst- und Kommu-

größte lutherische Kirche Russlands und wur-

nikationszentrum genutzt.

de im Stil einer klassizistischen Basilika in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut. Unter Chruschtschow wurde die profanierte Kirche zu einem Schwimmbad umgenutzt. Heute ist der Bau am Nevsky Prospekt wieder gottesdienstlicher Versammlungsort der Sankt Petersburger deutschen evangelisch-lutherischen St.-Annen- und St.-Petri-Gemeinde.


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ACO Musto Skiff World Championship 2012

Technik im Dienst eines modernen Lebensgefühls In der Evolution von Urbanität spielte – und spielt – das Segeln eine zentrale Rolle. Jahrhundertelang stand der Transport von Waren und Menschen im Vordergrund, heute sind es vor allem Aspekte der Lebensqualität. Zur Blütezeit der Segelschifffahrt wurden Kontinente entdeckt, Handelsverbünde gegründet und die Weichen gestellt für ein politisches Machtgefüge, dessen Einflüsse bis in unsere Zeit reichen. Doch mit der Industrialisierung verschwand das Segelschiff als Transportmittel. Gesegelt wurde trotzdem – als Freizeitvergnügen und im Wettkampf. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ebenfalls unverändert ist die Faszination, die das Segeln ausübt. Eine Marina ist heute mehr denn je städtebauliches Aushängeschild und wertet Frei- und Wohnraum gleichermaßen auf.

Die gleiche Faszination Auch Iver Ahlmann, geschäftsführender Gesellschafter von ACO, ist begeisterter und erfolgreicher Segler. 2011 wurde er Vize-Europameister in der Bootsklasse Musto Skiff (siehe Infokasten). Eine Bootsklasse, die er auch als Präsident der internationalen Klassenvereinigung vertritt. 2012 verband er seine Profession und seine Leidenschaft – ACO sponserte die Musto Skiff Weltmeisterschaften im britischen Weymouth im Vorfeld der Olympischen Spiele. Eine naheliegende Kombination, denn die Philosophie der Marke ACO und die Faszination des Segelns haben eine große Schnittmenge. Iver Ahlmann geht sogar noch einen Schritt weiter und schlägt die Brücke zwischen Segeln und Architektur: „Musto-Skiff-Segeln verkörpert einen modernen Lifestyle: das Gefühl – Strömungen, Windstärke und -richtung müssen gespürt werden, um sie zu verstehen – in Kombination mit der Beherrschung innovativer Technik und dem Einsatz moderner Materialien. Gleiches gilt für die Architektur. Der Architekt bedient sich moderner Technik und Materialien, nutzt seine Kreativität, um attraktive, moderne Gebäude entstehen zu lassen.“ Insofern verwundert es nicht, dass Architekten sich dem Segeln verbunden fühlen, große Architektur sich dessen Formensprache bedient und moderne Städte auf das Freizeitangebot Segeln als Standortvorteil setzen.

Weltmeisterschaft im olympischen Hafen

Musto Skiff

109 Teilnehmer aus neun Ländern ermittelten im Vorfeld der Olympi-

Schnell sind sie und anspruchsvoll zu segeln.

schen Spiele in London den Weltmeister (Bild oben rechts) – darunter

Die Rede ist von der Bootsklasse Musto Skiff,

auch Iver Ahlmann (großes Bild). Auch HRH Prince Charles war gleich

einem innovativen und leistungsfähigen

am ersten Tag unter den Besuchern (Bild oben). ACO UK war Hauptspon-

Einhand-Dinghy, das 2000 in Kiel entwickelt

sor der Weltmeisterschaft.

wurde. Inzwischen hat sich der Bootstyp weltweit etabliert und wird vor allem auf Regatten gesegelt.

Video Musto-Skiff-Segeln


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ACO App

Inhaltserweiterung ACO stellt über seine App neue spartenübergreifende Inhalte für Planer zur Verfügung. Neben einer Produktübersicht und Informationen über die Anwendungsfelder der ACO Produkte werden u.a. allgemeine Hinweise in Richtung Technik, Normen und Materialien integriert. Dazu kommen natürlich auch Informationen über die ACO Architektenberater als zentrale Ansprechpartner. Erstmals wird die App auf der Messe BAU Mitte Januar präsentiert. Ab Ende des Monats ist sie dann als Weblink erhältlich, später auch im Apple App Store. Im ersten Schritt wird die Anwendung für iOSEndgeräte angeboten, weitere Betriebssysteme folgen.

2006 -2012 Tjuvholmen Icon Complex, Oslo, Norway Client:Selvaag Gruppen / Aspelin-Ramm Gruppen

Astrup Fearnley Museum of Modern Art

Ein Segel am Oslofjord Dank Renzo Pianos Meisterleistung ist die norwegische Hauptstadt seit September 2012 um ein modernes architektonisches Highlight reicher. Der wie ein liegendes Segel geformte Baukörper an der Hafenspitze der Flaniermeile Aker Brygge beherbergt die Sammlung moderner Kunst der Stiftung Astrup Fearnley, die von den Nachfahren des 1927 gestorbenen Reeders Thomas Fearnley gegründet wurde.

Renzo Piano Building Workshop, architects in collaboration with Narud-Stokke-Wiig (Oslo) Fotos: © Nic Lehoux

ACO macht das Rennen Neben der neuen Oper des Architekturbüros Snøhetta ist das Astrup Fearnley Museum der zweite große Wurf für Oslo, dem in den kommenden Jahren eine Reihe weiterer Kulturbauten folgen sollen. Das Gebäude wirkt aufgrund seiner unaufgeregten Holzverkleidung sowie der durch das geschwungene Dach langsam ansteigenden Silhouette zurückhaltend und wird Bewohner der Stadt ebenso begeistern wie Touristen aus aller Welt.

Neue Bühne für die Formel 1

Ausgezeichnet

Architects' Darling ACO ist Architects' Darling 2012. Damit ist ACO der beliebteste Lieferant im Bereich Entwässerungstechnik bei den Architekten, ermittelt in einer unabhängigen Befragung durch die Firma Heinze. In seiner Architektenkommunikation vermittelt ACO praxisnahes Wissen rund um die Entwässerung von Gebäuden, Straßen und Freiflächen. Zudem sind die ACO Architektenberater persönliche Ansprechpartner vor Ort für alle fachlichen Fragen. Nach fünfjähriger Pause stand im November 2012 erstmals wieder der „Große Preis der USA“ auf dem Rennkalender. Fand die Veranstaltung in der Heimat des IndyCar bis 2007 noch in Indianapolis statt, trifft sich der Formel-1-Zirkus in diesem Jahr in Austin, Texas. Streckenverlauf, Boxen und Fahrerlager des in den letzten Jahren verwirklichten „Circuit of the Americas“ standen, wie viele andere Rennstrecken, unter der Federführung des Aachener Büros Tilke GmbH & Co. KG. Für das Umfeld zeichnete das texanische Unternehmen Miro Rivera Architects verantwortlich. So entstammen u. a. der 76 Meter hohe Aussichtsturm, die Haupttribüne und andere Plätze außerhalb des Kurses der

Feder der Texaner. Investoren und Verantwortliche zeigen sich beeindruckt von dem 9.000 Personen Platz bietenden Bau, der einen idealen Blick auf die Strecke bietet. ACO lieferte, unter genauester Berücksichtigung der natürlichen Geländekonturen des für die Rennstrecke vorgesehenen Areals sowie schwieriger Haarnadelkurven und Senken, das UK Qmax-225-System mit spezieller Gusseisenoberfläche sowie für den Pit-, Boxen- und Tribünenbereich Powerdrain Entwässerungsrinnen S 100 K, S 200 K und S 300 K. Mit dem NS60 Leichtflüssigkeitsabscheider wurde darüber hinaus ein für die USA einzigartiges Produkt geliefert.


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Veranstaltungskalender

www.architektur-wasser.de

Impressum

Akzente in der Freiflächengestaltung Impressionen und Lösungen für einen stilvollen Lebensraum

ACO Academy Rendsburg/Büdelsdorf

ACO Magazin

21.2.2013

Eine funktionierende Oberflächenentwässerung in urbanen Bereichen ist unverzichtbar. Darüber hinaus sind Gestaltung und Design von hoher Bedeutung. ACO präsentiert Ihnen repräsentative Lösungen für anspruchsvolle Anwendungen.

www.aco-academy.de ISH 2013

ACO Haustechnik Halle 4, Stand E45

Frankfurt 12.-16.3.2013 Die Weltleitmesse bietet die weltgrößte Leistungsschau für innovatives Baddesign, energieeffiziente Heizungs- und Klimatechnik und erneuerbare Energien. ACO Haustechnik präsentiert sich in Halle 4, Stand E 45

www.ish.messefrankfurt.com

Symposienreihe: Die Entwässerung der Zukunft im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Wirtschaftlichkeit 10.9./17.9./15.10./22.10. 2013 Schallschutz und Brandschutz fallen bei der Planung und Ausführung einer wirtschaftlichen und sicheren Entwässerungstechnik Schlüsselpositionen zu. ACO thematisiert, wie in der Praxis entsprechende Vorschriften in der Haustechnik eingehalten werden können. Das Ausschreibungsrecht gemäß „VOB 2012“ rundet die Betrachtung ab. Veranstaltungsorte unter www.aco-academy.de

Verbundseminarreihe: Dach und Fassade Gebäudesicherheit und Werterhaltung Zusammen mit namhaften Partnern wie Sika, Optigrün, Ytong u. a. wird der gesamte Themenkomplex rund um das Flachdach betrachtet – besonders die Dachentwässerung, die Dachabdichtung, die Wärmedämmung, das genutzte Gründach und die Möglichkeiten der Leckage-Ortung, als wesentliche Bestandteile des sicheren und kostensparenden Flachdaches. Termine und Veranstaltungsorte unter www.architektur-wasser.de

Xella Baupraktikertagen 2013 Die Baupraktikertage 2013 stehen unter dem Motto: „Ausführungssicherheit unter Berücksichtigung zukünftiger Normen und Anforderungen“. An einzelnen Themeninseln werden innovative Produkte und Techniken sowie theoretisches Grundwissen vermittelt. In praktischen Vorführungen kann selbst Hand angelegt werden. ACO präsentiert den ACO Therm® Block. Termine und Veranstaltungsorte unter www.architektur-wasser.de

Schnittstelle _ architektur _ wasser

ACO Severin Ahlmann GmbH & Co. KG Postfach 320 24755 Rendsburg Am Ahlmannkai 24782 Büdelsdorf Tel.: 04331 354–309 Fax: 04331 354–308 www.aco.com Herausgeber: ACO Severin Ahlmann GmbH & Co. KG Idee, Konzept, Redaktion und Gestaltung: gambit marketing & communication Westfalendamm 277 44141 Dortmund Kontakt: Michael Rahmfeld Tel.: 0231 952053–16 Fax: 0231 952053–20 rahmfeld@gambit-do.de

Bildnachweis Titel und Seite 32/33: Sven Sauer, Mattepainting-studio.com Seite 2/3, 4 unten: Emre Arolat Architects Seite 6/7: fadamson / Fotolia.com Seite 8/9: HafenCity Hamburg GmbH Seite 10 oben: IBA Hamburg GmbH / .... Seite 14/15: Nakheel Media Centre Seite 16: Eberhard Landes / wikipedia Seite 17: Isabelle Barthe, Marc Cecchetti / fotolia.com Seite 18: eranyardeni / Fotolia.com Seite 19: Nasa / wikipedia Seite 20-22: Iwan Baan Seite 24/25: Fuchs, Heidelberger Kalksandstein GmbH Seite 28: pline / wikipedia Seiten 29/30: ARTEO taoufik.eloufir.architectes Seite 31: Courtesy of Zaha Hadid Architects S. 34: Archiv Ken Adam, S. 31 oben: Foto Ken Adam (privat) S. 35 unten: Foto aus: Ken Adam Designs the Movies: James Bond and Beyond, by Ken Adam and Christopher Frayling, Published October 2008 by Thames & Hudson, www.thamesandhudson.com S. 36: Metro Goldwyn Mayer S. 37: Foto aus: Ken Adam Designs the Movies: James Bond and Beyond, by Ken Adam and Christopher Frayling, Published October 2008 by Thames & Hudson, www.thamesandhudson.com Seite 42: Visualisierung Preuss und Preuss Seite 43: Geländeplan: RMP/igs 2013 GmbH Seite 44: Visualisierung RMP/igs 2013 GmbH Foto: Irene Altenmüller Seite 45 oben: Claudia Mohr/igs 2013 Seite 45 unten: Klaus Frahm Seite 46/47: Spacial Solutions, München Seite 52/53: Camster2; wikipedia.org Seite 54: großes Foto: Thierry Lubin Seite 55: Deutsche Ev.-luth. St. Annen und St. Petrigemeinde, St. Petersburg Seite 56/57: Tania Samus, photoskiff.com Seite 58 oben: Nic Lehoux Seite 59: Tilke GmbH & Co. KG

Die Schnittstelle zwischen Architektur und Wasser sehen wir nicht als Abgrenzung, sondern vielmehr als verbindendes, formgebendes Element – als einen Bereich des Übergangs. Mit den Inhalten unseres Magazins möchten wir faszinieren, überraschen und natürlich auch informieren – mal nahe an, mal ein wenig weiter entfernt von der Schnittstelle _ architektur _ wasser. Wenn Ihnen das Heft gefallen hat, abonnieren Sie es kostenlos: online über www.architektur-wasser.de oder mit dem Antwortfax.

ACO Architektenmappe In der ACO Architektenmappe finden Sie Informationen zu den Themenbereichen Bad, Keller, Dach & Fassade und Freifläche. Daneben thematisieren wir den Klimawandel und seine Folgen, den Ansatzpunkt des „Universal Design“, Urbanes Grün sowie Beziehungen zwischen Landschaft, Architektur und Stadt. Vorgestellt werden außerdem wegweisende visionäre Wasserarchitekturprojekte, wie Oceanic City, No Man‘s Land, das Green Float, der Waterscraper und mehr. Die ACO Architektenmappe kann kostenlos bestellt werden: online über www.architektur-wasser.de oder mit dem Antwortfax.

ACO Onlinemedien Mit der Internetseite www.architekturwasser.de und dem Facebook-Auftritt www.facebook.com/ACO.architektur bietet ACO Informationen für Architekten auf allen Kanälen. Bleiben Sie auf dem Laufenden, lesen Sie interessante News rund um die Schnittstelle _ architektur _ wasser und erfahren Sie alles über die Produkte von ACO.


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