Nature et Ville Natur und Stadt Forschungsprogramm HES-SO zu Natur als Vorteil fĂźr die Stadt und Stadt als Vorteil fĂźr die Natur
Ingenieurwesen und Architektur
hepia - Institut Terre-Nature-Environnement (inTNE) Sophie Rochefort sophie.rochefort@hesge.ch +41 22 546 68 07
HTA-FR Institut für Bau und Umwelttechnologien (iTEC)
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Leitungskomitee des Programms Nature et Ville Nature und Stadt
Fabienne Favre-Boivin fabienne.favre@hefr.ch +41 26 429 66 87
hepia - Institut du Paysage, d'Architecture, de la Construction et du Territoire (inPACT) Natacha Guillaumont natacha.guillaumont@hesge.ch +41 22 388 41 54
HEIG-VD - Institut d'ingénierie du territoire (insit) Florent Joerin florent.joerin@heig-vd.ch +41 24 557 23 23
HTA-FR – Institut für Architektur: Erbe, Konstruktion und Nutzer (TRANSFORM) Florinel Radu florinel.radu@hefr.ch +41 26 429 66 78
Ingenieurwesen und Architektur - Nature et Ville - Natur und Stadt
Editorial Die angewandte Forschung und Entwicklung steht im Mittelpunkt der Tätigkeiten der HES-SO, inbesondere der Fachbereiche Ingenieurwesen und Architektur. Unter der Leitung von Professoren und Forschern werden praktische Kompetenzen erworben, die den Bedürfnissen von Gesellschaft und Industrie gerecht werden. Darüber hinaus wird den Studierenden eine hochklassige Lehre geboten, die sich nach Abschluss des Diploms als regelrechtes Karrieresprungbrett erweist.
wachsenden Siedlungsdichte und deren Einwirkung auf Mensch und Umfeld stellen. Dafür stellt das Programm die Natur mit dem gesellschaftlichem Leben, der Gesundheit sowie der Baulandschaft in Beziehung. Durch Integration und Erhaltung von Fauna, Flora und Ressourcen können städtische Ökosysteme geschaffen werden. Als Pufferzonen tragen sie zum Wohlbefinden in der Stadt bei und steigern die Lebensqualität wie auch die Gesundheit der Stadtbewohner.
In den vergangenen vier Jahren hat der Fachbereich Ingenieurwesen und Architektur seine Projekte der angewandten Forschung in sechs thematische Programme untergliedert, die gemeinsam alle Forschungsfelder abdecken. Ob es um Themen wie Energie, die Optimierung der Lebensmittelkette, Untersuchungen zur städtebaulichen Verdichtung oder um verwandte Gebiete geht, übergeordnetes Ziel dieser Programme ist stets die Erarbeitung konkreter Lösungen für die Probleme unserer Zeit.
Die Tätigkeiten im Rahmen des Programms sind darauf angelegt, die Vegetation in der Stadt zu erhöhen und die Artenvielfalt, die Wärmeregulierung sowie die Rückhaltung bzw. die Versickerung des Niederschlagswassers zu fördern. Ausserdem analysiert das Programm Möglichkeiten zur lokalen Wiederverwertung von Baumaterialien.
Das Programm Natur und Stadt verbindet Städtebau und Umweltmanagement und öffnet damit originelle Perspektiven zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung bei gleichzeitiger Wahrung der Naturvielfalt. Damit entspricht es dem Respekt der Nachhaltigkeit, einem Leitwert der HES-SO im Bereich Ingenieurwesen und Architektur.
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Olivier Naef Fachbereichsleiter Ingenieurwesen und Architektur der HES-SO
Wir möchten unseren Partnern aus Forschung und Wirtschaft anhand einer Reihe von Broschüren die Inhalte unserer Programme präsentieren, und die Stärken und Schlüsselkompetenzen der HES-SO aufzeigen. Diese Publikationen dienen auch dazu, die konkreten Ergebnisse vorzustellen, die diese Programme dank der engen Zusammenarbeit mit Partnern aus den jeweiligen Sektoren hervorgebracht haben. Das Programm Natur und Stadt entwickelt pragmatische Lösungen für Fragen, die sich mit der
Ingenieurwesen und Architektur - Nature et Ville - Natur und Stadt
Das Programm
Nature et Ville Natur und Stadt
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Ingenieurwesen und Architektur - Nature et Ville - Natur und Stadt
Ziel des Forschungsprogramms „Nature et Ville Natur und Stadt“ ist die verstärkte Integration von Vegetation in Stadtgebieten, um den Auswirkungen der städtischen Verdichtung entgegenzuwirken. Die 14 Projekte des Programms haben zum Ziel, Instrumente zu entwickeln, um das Vorhandensein von Natur in der Stadt zu verstehen, zu analysieren und zu steuern und ihre Vorteile für die Bewohner zu messen. Die städtische Verdichtung wird zu einem wahren ökologischen und gesellschaftlichen Problem. Sie bedroht die Lebensqualität und die Gesundheit der Bewohner sowie die Biodiversität im Stadtgebiet. Die städtische Verdichtung ist zu einem Problem geworden, das sich seit ca. 15 Jahren verschärft und weiter zuspitzen wird: Bis 2020 werden mehr als 75 % der Gesamtbevölkerung in Städten leben. Schon heute lässt sich beobachten, dass die Temperatur in Stadtgebieten höher ist als im ländlichen Raum. Zu den Gründen gehören die wärmespeichernde Bodenversiegelung und das Fehlen einer ausreichenden Vegetation. Bei Starkregen führen die versiegelten Flächen in den Städten zu einem Rückstau in der Abwasserkanalisation, wodurch Überschwemmungen verursacht werden. Es wurde nachgewiesen, dass die Natur für einen grossen Teil dieser Probleme die Lösung ist. Wie aber kann sie vor dem Hintergrund der städtischen Verdichtung integriert werden? Mit dem Programm „Nature et Ville - Natur und Stadt“ versuchen wir Lösungen zu finden und konkrete Steuerungs- und Entwicklungsinstrumente von Natur in der Stadt
75%
zu erarbeiten und gleichzeitig Wege zu finden, die Natur in der Stadt zu erhalten und einen sicheren und angenehmen Lebensraum für ihre Bewohner zu schaffen.
Drei Fragen an Beat Oertli - Projekt Urbexo
Natur sorgt in den Städten für Erfrischung, spendet Schatten, fängt den Staub in der Luft ein und bindet Kohlendioxid. Aber welche Vegetation eignet sich am besten für welches Stadtgebiet? Es gibt zahlreiche Lösungsansätze, mehr Natur in der Stadt zu integrieren, wie Dachbegrünungen und begrünte Fassaden oder die Pflanzung von Bäumen an strategischen Standorten. Was ist der tatsächliche Nutzen für die Stadt und ihre Bewohner? Alle im Rahmen dieses Programms tätigen Forscher verfolgen vier Hauptziele: Die Vielfalt in den städtischen Naturräumen zu bewahren, die natürlichen Ressourcen zu schützen, qualitativ hochwertige städtische Räume zu gestalten und zu bewerten sowie die Machbarkeit und die Akzeptanz der Massnahmen zu evaluieren.
Warum ist es wichtig, invasive Arten zu lokalisieren? Die Erfassung dieser Pflanzen in städtischen Gewässern ermöglicht, die Bestände einzugrenzen, ihre Verbreitung zu verhindern bzw. sie ganz auszurotten. Wenn wir an der Quelle eingreifen, vermeiden wir, dass sich ein kleiner Bestand über das ganze Gebiet auswuchert. Dies ist eine echte Bedrohung für die heimische Artenvielfalt und die Naturschutzgebiete. Je früher die Massnahmen getroffen werden, desto leichter kann die Gefahr gebannt werden. Das hat z.B. vor 15 Jahren der Fall des Grossblütigen Heusenkrauts gezeigt. Innert fünf Jahren ist im Kanton Genf gelungen, dessen Ausbreitung zu stoppen.
Das Programm „Nature et Ville Natur und Stadt“ arbeitet mit kantonalen und kommunalen Partnern zusammen und möchte nun verschiedene private Akteure, insbesondere aus dem Baugewerbe, Konstrukteure, Architekten und Ingenieure, aber auch Hauseigentümer und Politiker von der Notwendigkeit überzeugen, geeignete Vegetation im Stadtgebiet zu integrieren, eine Investi tion, die sich kurz-, mittel- und langfristig auszahlt.
Beat Oertli ist Professor an der hepia und Mitverantwortlicher von Urbexo: ein Projekt, das gebietsfremde invasive Wasserpflanzen kartografiert, um deren Risiko für die einheimische Artenvielfalt einschätzen zu können.
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Beobachten Sie eine steigende Verbreitung solcher Bioinvasoren? Die Lage wird immer kritischer. Auf Reisen oder im Internet können Sie sich invasive Pflanzen ganz einfach beschaffen. Im Vergleich zu früher lässt sich dies viel schwerer kontrollieren. Vor 50 Jahren war die Auswahl verfügbarer Arten für die Bepflanzung heimischer Gartenteiche noch wesentlich geringer.
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Welche Massnahmen schlagen Sie zu Bekämpfung der Bioinvasoren vor? Einerseits gibt es die vom Kanton Genf entwickelten interaktiven Karten, die dazu dienen, Risikobereiche zu lokalisieren und zu überwachen sowie gegebenenfalls entsprechende Massnahmen einzuleiten. Andererseits wollen wir in Zusammenarbeit mit der Haute Ecole d'Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud (HEIG-VD) Tools zur Entscheidungshilfe erarbeiten, um an der Quelle anzusetzen, d.h. Erwerb und Einführung unerwünschter Arten einzudämmen. Die Massnahmen richten sich somit an Händler, Privatpersonen oder Verantwortliche in öffentlichen Behörden.
Beteiligte Hochschulen:
Sophie Rochefort Koordinatorin des Programms Nature et Ville (Natur und Stadt) Leiterin des Studiengangs Agronomie der hepia
HEIG-VD
hepia
Bis 2020 werden 75 % der Weltbevölkerung in Städten wohnen.
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HTA-FR
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14 PROJEKTE NATURE ET VILLE - NATUR UND STADT
Végétal en ville
Nature vs City
BioMon
Ziel: Den Pflanzenbestand in der
Ziel: Entwicklung einer Entschei-
Ziel: Eine Internet-Plattform
Stadt fördern.
dungshilfe zur Beurteilung der Risikoanfälligkeit von Bebauungen.
entwickeln, mit der die Bevölkerung von Lausanne die biologische Vielfalt der Stadtviertel entdecken und evaluieren kann.
Projektstart: Januar 2014
HES-SO Hochschule:
Projektstart: Februar 2014
hepia
HES-SO Hochschulen:
Beschreibung: Das Projekt
HTA-FR, HEIG-VD und hepia
erforscht zwei komplementäre und unabhängige Analyseverfahren, mit denen Daten zur Evaluierung von Spazierwegen und Stadtparks erfasst werden können. Die Verfahren tragen allgemein dazu bei, die Kenntnisse über Landschaftsprojekte und deren Veränderungen zu vertiefen. Végétal en ville untersucht an einem breiten Nutzerpanel die jahres- und tageszeitbedingten Abläufe von vier Genfer Promenaden.
Beschreibung: Die Bewältigung von Naturrisiken ist entscheidend für die Raumplanung, insbesondere in der Schweiz mit ihrer dichten Bebauung in bergigem Gebiet. Die durch Naturrisiken verursachten Kosten betreffen hauptsächlich materielle Schäden, die direkt mit der Anfälligkeit der Bauten zusammenhängen. Ziel des Projekts ist eine bessere Einschätzung bzw. Verringerung dieser Anfälligkeit.
Projektstart: Februar 2014
HES-SO Hochschulen: HEIG-VD und hepia
Beschreibung: BioMon bietet eine Internetplattform zur Sensibilisierung der Bevölkerung für biologische Vielfalt. Sie stellt neun Indikatoren für biologische Vielfalt dar, die in Beratung mit Sachverständigen und Fokusgruppen aus bestehenden Listen gewählt wurden. Diese messen beispielsweise den Anteil von Grünflächen, Gründächern, beobachteten Arten oder auch die Qualität der Lebensräume.
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Transitions Habitat–Nature
THER-SOL
Projektstart: März 2014
Projektstart: Mai 2014
Ziel: Untersuchung der Rolle des Bodens für das Stadtklima und seiner Wirkung auf die thermische Umgebung.
HES-SO Hochschulen: HTA-FR, hepia und HEIG-VD
Beschreibung: Urbane Hitzeinseln sind ein verbreitetes Phänomen in Städten. Der Stadtboden gilt als potenzieller Wärmeregulator. Jedoch besitzen nicht alle Böden dieselben klimaregulierenden Eigenschaften. Das Projekt ermittelt insbesondere die verschiedenen vorhandenen Bodentypen und deren Eigenschaften, um ihre Kapazität zur Klimaregulierung zu bestimmen.
Ziel: Ein Konzeptionsinstrument für Projekte zur Verstärkung von Siedlungsdichte und Förderung biologischer Vielfalt bereitstellen.
HES-SO Hochschulen: HTA-FR und hepia
Beschreibung: Die biologische Vielfalt in der Stadt geht mit der baulichen Vielfalt des Siedlungsraums einher. Das vom Projekt entwickelte innovative Tool umfasst eine Typologie der Formen des Zusammenlebens von Mensch und Natur und eine Darstellung interdisziplinärer Konzeptionsverfahren.
Ingenieurwesen und Architektur - Nature et Ville - Natur und Stadt
TVEG
Projektstart: Mai 2014 Ziel: Den Beitrag von Gründächern für biologische Vielfalt, Wassermanagement, Energie und Klima im Kanton Genf evaluieren.
HES-SO Hochschulen: hepia und HEIG-VD
Beschreibung: Es gibt kaum Untersuchungen zu existierenden Gründächern unterschiedlichen Alters oder Typs. Um optimale territoriale und ökologische Auswirkung von Gründächern sicherzustellen, muss einerseits deren Potenzial bekannt sein und anderseits müssen Tools entwickelt werden, die den Entscheidungsträgern helfen, Gründächer angemessen einzurichten und zu unterhalten.
14 PROJEKTE NATURE ET VILLE - NATUR UND STADT
Urbexo
WallNat
SAGE
Ziel: Lösungen finden, mit denen die
Ziel: Einen neuen Ansatz für die
Ziel: Versickerungs- und Regulie-
Projektstart: Oktober 2014
Projektstart: Dezember 2014
Verbreitung nicht-heimischer Wasserpflanzen verhindert werden kann.
Erhaltung von Stützmauern in der Stadt und ihrem Ökosystem konzipieren.
HES-SO Hochschulen:
HES-SO Hochschulen:
hepia und HEIG-VD
hepia und HTA-FR
Beschreibung: Die Ausbreitung nicht-heimischer Wasserpflanzen und die damit verbundenen Risiken wurden im Kanton Genf kartiert. Eine Umfrage konnte die Bezugsquellen dieser Pflanzen ermitteln. Urbexo hat mit privaten und öffentlichen Akteuren ein Verfahren zur Entscheidungshilfe entwickelt, um Einführung und Ausbreitung dieser Arten einzuschränken.
Beschreibung: Vegetation braucht nicht immer einen Boden: Hangbefestigungen aus Natursteinen bieten eine Grundlage für eine reiche Pflanzen- und Tiervielfalt. Anhand konkreter Fälle soll WallNat bestehende und künftige Ökosysteme bewahren und fördern und neue Kompetenzen zur Erhaltung und zum Schutz von Natursteinmauern entwickeln.
Projektstart: September 2015
rungspotenzial der städtischen Abwässer durch Bepflanzungen evaluieren.
HES-SO Hochschulen: hepia und HTA-FR
Beschreibung: Die städtischen Oberflächenwasser sind verschmutzt und stellen eine hydrologische Bedrohung dar. Die schlechte Qualität der Stadtböden schränkt die Wasserdurchlässigkeit ein und schwächt die Bäume, die dadurch weniger Wasserüberschüsse verdunsten können. Das Projekt evaluiert die aktuelle Rolle der Vegetation im städtischen Wasserzyklus, zeigt Grenzen auf und bietet neue Technosole, die diese Funktionen besser erfüllen. 7
SEED
Projektstart: September 2015 Ziel: Züchtung von heimischem Saatgut zur Bepflanzung mineralischer Baustrukturen.
HES-SO Hochschule: hepia
Beschreibung: Die Bereitstellung heimischen Saatguts ist eine der Bedingungen für die Begrünung von Baustrukturen (Wände, Dächer, Parkings). Das Ziel von SEED (SEminum on Edifices Downtown) ist, das bestehende Angebot in der Westschweiz um Saat- und Pflanzgut für blühende Pflanzen sowie für nicht-samenbildende Pflanzengruppen (Farne, Moose) zu erweitern. Gleichzeitig sollen neue Anordnungen von für blütenbesuchende Insekten günstigen Trachtpflanzen auf wenig verwerteten Roh- bzw. Recyclingmaterialien (Bauschutt, Aushubreste, Terra Preta) getestet werden.
UrbEco
BioPocket
Ziel: Migrationsbedürfnissen der
Ziel: Bereitstellung einer mobilen
Projektstart: Dezember 2015
Fauna in der Raumentwicklungsplanung integrieren.
HES-SO Hochschulen: hepia und HTA-FR
Beschreibung: Stadtraum und natürliche Lebensräume (Reservoirs der Biodiversität, Wanderkorridore, Trittsteine) überschneiden sich. Eine wesentliche Herausforderung im Agglomerationsprojekt der Genfer Region besteht darin, Massnahmen zur Erhaltung der Tierwelt vorzusehen, insbesondere Wanderkorridore, die für die besonders bedrohten Biotopnetze grundlegend sind. UrbEco will ein Instrument zur Städtebauplanung und Kommunikation schaffen, das diese Umweltanforderungen berücksichtigt.
Projektstart: Januar 2016
App, mit der Bewohner Artenvielfalt fördern können.
HES-SO Hochschulen: HEIG-VD und hepia
Beschreibung: Hauptziel des Projekts BioPocket ist es, die Bevölkerung für die biologische Vielfalt in der Stadt zu sensibilisieren und sie über mobile Technologien anzuregen, Massnahmen zu deren Förderung zu ergreifen. Das Projekt basiert auf drei Zielen: Ermittlung der Massnahmen, die Einwohner für die biologische Vielfalt der Stadt ergreifen können, Ermittlung von Strategien zur Anregung, sich für die Artenvielfalt einzusetzen sowie die Nutzung einer App, um entsprechende Massnahmen zu ergreifen.
Ingenieurwesen und Architektur - Nature et Ville - Natur und Stadt
14 PROJEKTE NATURE ET VILLE - NATUR UND STADT
Recycling-Urb
SAVGE
Ziel: Die autarke Wiederverwertung
Ziel: Die Rolle von Niederschlags-
Projektstart: Januar 2016
Projektstart: Januar 2016
von Material aus städtischen Baustellen analysieren.
wasser als Vektor von Auswirkungen und Anpassungen im Rahmen des Klimawandels evaluieren.
HES-SO Hochschulen: HEIG-VD, HTA-FR und hepia
HES-SO Hochschulen:
Beschreibung: Recycling-Urb zielt
HEIG-VD und hepia
darauf ab, über Fallstudien das Wiederverwertungspotenzial von Baumaterialien aufzuzeigen. Das Projekt schlägt innovative Technologien vor und vermeidet die Vergeudung von Naturressourcen. Zwei Beispiele sind Gruben mit recyceltem Erde- / Steingemisch zur Pflanzung von Bäumen oder Gabionenwände aus Recyclingmaterial.
Beschreibung: Anlagen für Regenwassermanagement erfüllen eine wichtige Ausgleichsfunktion (Hochwasserschutz, Hitzeinseln, biologischen Vielfalt). SAVGE untersucht die Wirksamkeit des Regenwassermanagements in den Schweizer Städten anhand aktueller und im Hinblick auf Klimawandel prognostizierter Daten. Lösungen werden für die Integration von Rückhalte- und Versickerungsanlagen in Siedlungsräumen angeboten.
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Ein Vorzeigeprojekt
Dachbegrünungen
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Das interdisziplinäre Projekt Toitures végétalisées (TVEG) untersucht die Auswirkungen begrünter Dächer in urbanen Siedlungsräumen hinsichtlich Thermik, hydrologischer Risiken und Einfluss auf die Biodiversität im direkten Umfeld. Erläuterungen von Pascal Boivin, Leiter des Unterprojekts „Subtrat und Hydrodynamik“ zum von Sophie Rochefort von der hepia koordinierten Projekt.
HES-so Wie kam es zu diesem Projekt? PB In der Agronomie und Gartenbau-Agronomie gehören begrünte Dächer selbstverständlich zu den Untersuchungsgegenständen. Im Rahmen des TVEG-Projekts analysieren wir den ökologischen Nutzen dieser Oberflächen. HES-so Was ist das Besondere am TVEG-Projekt? PB In der Literatur basieren die Auswertung und die Funktionen von begrünten Dächern stets auf Versuchsdächern, die mit neuen Substraten erstellt wurden. Unser
Ansatz bestand dagegen darin, Dachbegrünungen unterschiedlichen Alters von mehr und von weniger als zehn Jahren zu bewerten, was unseres Wissens nach noch nie zuvor untersucht wurde. Wir haben 30 Gründächer je nach Standort, Alter und verwendetem Substrat im Kanton Genf ausgewählt. HES-so Wie wichtig sind die Substrate in der Studie über begrünte Dächer? PB Dachsubstrate sind Systemerden, die aus einer Mischung von verschiedenen natürlichen
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Materialien wie Ton oder Sand, synthetischen (Perlit, Vermiculit) und recycelten Materialien wie Tonziegel oder Ziegelstein bestehen. Sie dienen als künstlicher Boden und stellen ein wichtiges Element bei der Untersuchung der Wassereigenschaften eines begrünten Daches, wie seine Evapotranspiration und Wirksamkeit in Bezug auf die Wasserspeicherung. Die Art des Substrats, vor allem aber auch die Dicke der Substratschicht sind zwei Faktoren, die in der Studie berücksichtigt werden müssen. Unsere Auswahl umfasste Substratschichten von weniger als 15 cm (Extensivbegrünungen) und von mehr als 25 cm (Intensivbegrünungen). Was haben die Untersuchungen dieser künstlichen Böden ergeben? PB Durch die Untersuchung von Gründächern unterschiedlichen Alters konnten wir die Weiterentwicklung der Substrate und ihre Wirksamkeit über die Jahre vergleichen. Uns hat am meisten ihre Effizienz in Sachen Hydrodynamik überrascht. Wir konnten messen, dass die so genannten Extensivbegrünungen 45 bis 63 % der Niederschlagsmenge speichern und den Abfluss drei bis fünf Stunden verzögerten. Dies ist ein wichtiger Faktor für die Wasserwirtschaft in Städten. HES-so
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Die Evapotranspiration dieser Flächen konnte zudem auf ungefähr 1,48 mm geschätzt werden. Die Ergebnisse konnten wir auch mit vier Gründächern vergleichen, bei denen neues Substrat verwendet wurde: Wir haben festgestellt, dass ihre Wasserspeicherung zwar höher ist, allerdings für eine kurze Zeit. Auf welche Schwierigkeiten sind Sie gestossen? PB Wir hatten erstens Schwierigkeiten, die Gebäudedaten der Archive einzusehen und die Zusammensetzung der Substrate zu erfahren, die bereits seit mehreren Jahren verbaut wurden. Wir mussten ausserdem unsere Messtechniken für die Analyse dieser älteren Dächer überdenken, da unsere aktuellen Protokolle nicht auf sie angewendet werden konnten. Wir haben HES-SO
deshalb geeignete Messinstrumente entwickelt. HES-so Welchen Nutzen bringen begrünte Dächer der Stadt von morgen? PB Die Vegetation auf den Dächern wirkt sich positiv auf die Luftverschmutzung und Biodiversität aus. Es entsteht ein wahres Ökosystem: Wir konnten beobachten, dass bedrohte Arten (Tiere und Pflanzen) auf diesen Dächern Schutz fanden, sich aber auch invasive Pflanzen ansiedeln. Auf diesen Grünflächen muss das Gleichgewicht sorgfältig bewahrt werden. Wie unsere Messungen gezeigt haben, sind sie effizient in Bezug auf die Wasserspeicherung bei Starkregen und senken somit das Risiko von Überschwemmungen, sofern ihre Wasserkapazität nicht ausgelastet ist. Wir müssen aber vorsichtig bleiben: Wie hoch sind die Aufnahmekapazitäten solcher Gründächer noch nach mehr als zehn Jahren? Wie viele Gründächer müssen in einer Stadt wie Genf gebaut werden, damit die Gefahr von Überschwemmungen bei besonderem Starkregen tatsächlich effizient beseitigt wird? Die Risikoanalyse muss fortgesetzt werden. Sie ist im Übrigen eines unserer Ziele für die weitere Forschung. HES-so Es gibt ebenfalls Versuchsdächer am Standort Lullier. Wie nutzen Sie diese Anlagen? PB Wir begrünen seit einem Jahr Dächer des Gartenbauzentrums von Lullier mit einer Fläche von insgesamt fast 1200 Quadratmetern. Die Dächer dienen tatsächlich Demonstrationszwecken für Privatleute und Bauunternehmen, die sich besonders für diese Problematik interessieren, sowie für die Lehre und Forschung – wir können ihren Alterungsprozess beobachten. Wir lernen die Neuheiten und Techniken der Branchenunternehmen kennen und können mit ihnen über unsere Forschung sprechen und sie für den richtigen Unterhalt der begrünten Dächer sensibilisieren. Wir sind im Übrigen zurzeit mit einem Privatunternehmen im Gespräch für die Herstellung einer Substratmischung.
Die Genfer Fachhochschule für Landschaftsarchitektur hepia unterhält seit 2015 Dachbegrünungen auf den Dächern des Gartenbauzentrums von Lullier, die eine Fläche von fast 1200 Quadratmetern umfassen.
Beteiligte Hochschulen:
HEIG-VD
hepia
„Die Vegetation auf den Dächern wirkt sich positiv auf die Luftverschmutzung und Biodiversität aus. Es entsteht ein wahres Ökosystem.“
63%
Eine Extensivbegrünung (mit einer Dicke von weniger als 15 cm) kann bis zu 63 % der Niederschläge speichern.
Ingenieurwesen und Architektur - Nature et Ville - Natur und Stadt
Nature et Ville - Natur und Stadt Forschungsprogramm Natur als Vorteil für die Stadt und Stadt als Vorteil für die Natur Eine Veröffentlichung des Fachbereichs Ingenieurwesen und Architektur der HES-SO Fachhochschule Westschweiz
Impressum
Edition HES-SO Rektorat Route de Moutier 14 2800 Delémont Schweiz
Bildnachweis Einband – Thierry Parel S. 3 – Bertrand Rey S. 4, 9, 10 – Thierry Parel
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Nature et Ville - Natur und Stadt