Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de
Hessen-Biotech NEWS Ausblick: BIO-Europe feiert zwanzigjähriges Jubiläum in Hessen Rückblick: Leben 3.0 – Der Mensch im Mittelpunkt 6 Jahre CIB Frankfurt: Nährboden für eine biobasierte Wirtschaft AbbVie: Gut gefüllte Pipeline Professor Volker Müller: Ein Enzym für die Energiewende Biowert Industrie GmbH: Nachhaltige Grasfabrik
2 | 2014
Liebe Leserinnen und Leser, es gibt viele spannende und clevere technologische Ideen für die Lösung aktueller Probleme. In Hessen wollen wir eine Plattform schaffen für diese Ideen, die Menschen und Umwelt nutzen, ohne dabei neue Probleme zu verursachen. Beim Zukunftskongress Leben 3.0 haben Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik Lösungsansätze und Strategien angesichts der aktuellen Megatrends erörtert. In den vier Lebenswelten Mobilität, Stadt und Raum, Arbeit und Bildung, Wohnen und Freizeit sowie Gesundheit und Ernährung diskutierten sie über technologische Entwicklungen, die unser Leben erleichtern, unsere Wirtschaft antreiben und unsere Mobilität sichern. In der Lebenswelt Ernährung und Gesundheit gingen sie etwa der Frage nach, welche Auswirkungen die zunehmende Menge von Daten über Krankheiten und Patienten auf die Erforschung und Entwicklung neuer Arzneien und Therapien hat.
1
INHALT
2
2
Hessen-Biotech Aktuell Ankündigung: Gemeinsam zu mehr Innovation und Ressourceneffizienz
4
Ankündigung: Hessischer Gemeinschaftsstand auf der MEDICA 2014
4
Rückblick: Saubere Bilanz – Bioökonomie auf der Hannover Messe 5
5
6
Ci3 ist Mitglied im AK-BioRegio
8
Nachlese Ci3 Schaufenster Biotest
8
Rückblick: 6 Jahre CIB 9
Wissenschaft im Porträt Ein Enzym für die Energiewende
8
7
10
Wirtschaft im Porträt Gut gefüllte Pipeline
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
12
Hessen Mix Gründer der Life Sciences und Chemie setzen auf intelligente Produktinnovationen
14
LOEWE-Zentrum „Insektenbiotechnologie“ am Standort Gießen
15
Cleanzone in Frankfurt
15
Hessen ModellProjekte MoNaPi - Mobile Diagnoseeinheit zum Nachweis von Pilzinfektionen
11
16
Enterprise Europe Network EEN Veranstaltungen
17
BioFuture Nachhaltige Grasfabrik
18
13
Nachrichten aus der Wirtschaft
19
14
Nachrichten aus der Wissenschaft
21
Broschürenbestellung/Faxformular
23
Neues von Ci3
Nährboden für eine biobasierte Wirtschaft
7
6
Rückblick: Synmikro Synthesizing the Future
10
12
Ausblick: BIO Europe 2014 in Frankfurt BIO-Europe feiert zwanzigjähriges Jubiläum in Hessen
4
Tarek Al-Wazir Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung
3
Rückblick PerMediCon 2014 Interdisziplinärer Austausch und Wissenstransfer auf hohem Niveau 5
3
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre der Hessen-Biotech NEWS und viele neue Ideen für zukünftige Innovations- und Produktionsprozesse.
9
Rückblick Leben 3.0 Treffpunkt Zukunft: Der Mensch im Mittelpunkt
Auch vor dem Hintergrund knapper werdender fossiler Ressourcen müssen wir umdenken und unsere Wirtschaft nachhaltiger gestalten. Ob Schmieröl auf Basis von Sonnenblumen, ob Tüten aus Biokunststoffen – wie hessische Firmen ihren Beitrag zu diesem Prozess leisten, zeigten sie im „Schaufenster Bioökonomie“ auf der Industrial Green Tec im Rahmen der Hannover Messe.
15
Biotech im Alltag Bioökonomie im Auto
23
Veranstaltungen / Termine / Impressum
24
Rückblick Leben 3.0
1
1
Treffpunkt Zukunft: Der Mensch im Mittelpunkt Der Andrang war groß am 14. Mai im The Squaire am Frankfurter Flughafen: 500 Teilnehmer trafen sich zum Zukunftskongress „Leben 3.0“. „Wie können wir mit neuen Technologien unser Leben nachhaltig zum Besseren verändern?“, so formulierte Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, die Leitfrage des Zukunftskongresses „Leben 3.0“, der gemeinsam von Hessen Trade & Invest und dem F.A.Z.-Institut veranstaltet wurde. Einigkeit herrschte darüber, dass Industrie und Gesellschaft sich immer schneller wandeln, und zwar grundlegend. Bezogen auf die digitale Transformation sagte Impulsredner Klaus Burmeister, Geschäftsführer von Z_punkt The Forsight Company: „Es geht nicht um ein Update, sondern um ein neues Betriebssystem.“ Nicht nur die zunehmende Vernetzung, auch 3DDrucker und Roboter revolutionieren die Industrie und halten Einzug in Privathaushalte. In der begleitenden Ausstellung konnten die Besucher diese und weitere Exponate bestaunen. Rolf Najork, Mitglied der Geschäftsführung der Heraeus Holding, bezeichnete 3D-Drucktechniken unter anderem wegen ihrer individuellen und autarken Produktionsweise als zukunftsträchtig. In der Entwicklung von Materialien für den 3D-Druck, aber auch in der Energie- und der Medizintechnik sieht Najork klare Stärken Deutschlands, die es auszubauen gelte: „Deutschland muss bei einigen Technologien an der Spitze bleiben.“
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir im Zukunftsdialog mit Klaus Burmeister, Geschäftsführer Z_punkt GmbH – The Foresight Company (rechts) und Rolf Najork, Mitglied der Geschäftsführung der Heraeus Holding GmbH (zweiter von rechts). Links im Bild: Moderator Sascha Hingst
Datenschutz als Standortvorteil
Der medizinische Fortschritt wurde in Frankfurt zudem unter dem Aspekt der zunehmenden Verschmelzung von Mensch und Technik diskutiert. Implantate, die Blinden das Hell-Dunkel-Sehen möglich machen, gibt es bereits. Könnten Chips im Auge nicht auch den Sehbereich von Gesunden erweitern, etwa um ultraviolettes Licht? Verhelfen künstliche Arme uns zu mehr Kraft? Wären wir bereit, unser Hirn auf einen Roboter zu übertragen, wenn sich der Körper nicht mehr reparieren lässt? Mit solchen Szenarien, die zwar aus der Science-Fiction-Literatur stammen, aber erschreckend realitätsnah wirken, beschäftigte sich Thomas Le Blanc von der Phantastischen Bibliothek Wetzlar in seinem Workshop – wohlwissend, dass die Zukunft unvorhersehbar bleibt.
In Sachen E-Health und Datensicherheit im Gesundheitswesen könnte Deutschland ebenfalls eine führende Position einnehmen. Jochen Maas, Geschäftsführer Forschung & Entwicklung bei Sanofi-Aventis Deutschland, plädierte im Plenum „Gesundheit und Ernährung“ dafür, auch Daten zu sammeln, die aktuell noch nicht genutzt werden können – das absolute Einverständnis der Patienten und höchsten Datenschutz vorausgesetzt. „Das Wissen von morgen kommt aus der Information von heute“, unterstrich Maas. Gensequenzen, die jetzt noch unbedeutend scheinen, tragen vielleicht zukünftig zur Heilung von Krankheiten bei.
„Planen Sie, aber seien Sie sich bewusst, dass viele Entwicklungen dem Zufall unterworfen sind“, lautete die Botschaft des Kabarettisten und Physikers Vince Ebert, der Aufgeschlossenheit statt Effizienz fordert und die deutsche Übervorsicht ablehnt: „Schrammen sind sexy, Angstschweiß nie.“ Nur Mut also, zündende Ideen auch umzusetzen. Wie und wo Geistesblitze entstehen, erklärte der Science Slammer und Neurobiologe Henning Beck am Ende des Tages. Die Ideenplattform unseres Gehirns liegt im präfrontalen Cortex. Keine Frage, dieser Teil der Großhirnrinde hat während des Kongresses „Leben 3.0“ reichlich Futter bekommen. Uta Neubauer
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Großer Andrang beim dritten Zukunftskongress Leben 3.0 im The Squaire
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir mit Dr. Rainer Waldschmidt (rechts), Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH, und Dr. Carsten Ott (links), Abteilungsleiter Technologie & Zukunft der Hessen Trade & Invest GmbH auf dem Zukunftskongress Leben 3.0.
3
2
Hessen-Biotech Aktuell
Ankündigung: Gemeinsam zu mehr Innovation und Ressourceneffizienz 5. PIUS-Länderkonferenz 2014 Die 5. PIUS-Länderkonferenz lädt am 1. und 2. Juli nach Frankfurt in die Räume der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zum fachlichen Austausch zum Thema Produktionsintegrierter Umweltschutz (PIUS) und Ressourceneffizienz ein.
Weitere Informationen unter: www.hessen-umwelttech.de/PIUS_LK www.pius-netzwerk-deutschland.de/ pius-länderkonferenzen n Ansprechpartnerin:
Dagmar Dittrich Aktionslinie Hessen-Umwelttech Hessen Trade & Invest GmbH Tel. 0611 / 95017-8645 E-Mail: dagmar.dittrich@ htai.de
Ziel ist es, Erfahrungen und Wissen aus den Aktivitäten der Bundesländer und des Bundes zusammenzutragen und nutzbar zu machen. Dabei wird Ressourceneffizienz nicht nur als Thema für das einzelne Unternehmen, sondern auch für die gesamte Wertschöpfungskette gesehen. „Produktionsintegrierter Umweltschutz und Ressourceneffizienz bieten Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, um nicht nur die Umwelt zu schonen, sondern gleichzeitig auch Energie und Materialien und damit Kosten einzusparen“, betonte der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Trotz der erzielten Fortschritte bestehe weiterhin großer Handlungsbedarf. „Denn die Endlichkeit der fossilen Energieträger, schwankende Rohstoffpreise und die Bedrohung durch den Klimawandel machen einen sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen immer dringlicher“, sagte Al-Wazir.
Neue Technologien und verbesserte Produktgestaltung Neue Technologien wie der 3D-Druck oder die verstärkte Nutzung nachwachsender Rohstoffe durch biotechnologische Verfahren können helfen, zusätzliche Potenziale zu erschließen. Darüber hinaus können innovatives Design und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Unternehmen dazu beitragen, dass Produkte länger nutzbar und besser zu recyceln sind. Die Konferenz wird diese und weitere Ansätze aufgreifen. Sie wird gemeinsam von den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz durchgeführt und richtet sich an Unternehmen, Institutionen, Verbände und öffentliche Einrichtungen, die sich mit dem Thema Ressourceneffizienz befassen und es weiter voranbringen möchten. Darüber hinaus sind alle Unternehmen angesprochen, die Ressourceneffizienzmaßnahmen selbst umsetzen oder Technologien und Beratungen hierzu anbieten.
Ankündigung: Hessischer Gemeinschaftsstand auf der MEDICA 2014 Jetzt bewerben!
Die Attraktivität der weltgrößten Medizintechnikmesse ist ungebrochen. Die MEDICA bietet einen umfassenden Überblick zu Innovationen, Trends und Fakten. Sie ermöglicht es, fachliche Kontakte in der Medizintechnik zu knüpfen und auszubauen.
n Ansprechpartnerin:
Lena Haupt Aktionslinie Hessen-Biotech Hessen Trade & Invest GmbH Tel. 0611 / 95017-8610 E-Mail: lena.haupt@htai.de
4
Auch in diesem Jahr besteht für hessische Unternehmen die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Gemeinschaftsbeteiligung auf der MEDICA vom 12. bis 15. November 2014 in Düsseldorf zu präsentieren. Die Beteiligung auf dem hessischen Gemeinschaftsstand auf der MEDICA bedeutet für Aussteller eine umfassende und professionelle Betreuung zu attraktiven Konditionen. Teilnehmer können sich frei von organisatorischen Belastungen auf ihre Kunden und das Messegeschäft konzentrieren.
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Wir übernehmen: > Die organisatorischen Aufgaben > Den kompletten Aufbau des Messestandes und Ihrer Präsentationsfläche > Die Betreuung vor Ort > Einbindung in die PR- und Marketingaktivitäten der Aktionslinie Hessen-Biotech > Erstellung eines Standflyers Aussteller erhalten während der Messe: > Eine eigene Standfläche für eine optimale Präsentation ihres Unternehmens/ihrer Exponate > Eine große Gemeinschaftsfläche mit Besprechungsmöglichkeiten > Verpflegung am Stand > Die Nutzung der gesamten Infrastruktur am Gemeinschaftsstand > Einen individuellen Eintrag in den offiziellen Messekatalog
Rückblick PerMediCon 2014: Interdisziplinärer Austausch und Wissenstransfer auf hohem Niveau Unter dem Motto "Die Zukunft der Gesundheit gestalten" diskutierten rund 400 Experten aus Medizin, Pharmazie, Forschung, Industrie, Politik und Regulatorik über Fortschritte und Herausforderungen der personalisierten Medizin sowie deren Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung. Das Kongressprogramm behandelte in Panels, Foren und Projektpräsentationen umfassend die Chancen und Herausforderungen der personalisierten Medizin sowie den aktuellen Stand in Forschung, Diagnostik, Technik und Therapie. Der Ausstellungsbereich mit mehr als 65 Unternehmensbeteiligungen bot darüber hinaus viel Raum für persönlichen Austausch und ausführliche Fachgespräche. Hessen-Biotech war gemeinsam mit dem Rhein-MainPharmaspitzencluster für Individualisierte ImmunIntervention Ci3 und dem Darmstädter Diagnostik-
spezialisten R-Biopharm als Aussteller auf der PerMediCon aktiv. Durch den Kongress führte der hessische BiotechBeauftragte Professor Theo Dingermann. Dingermann sieht in der personalisierten Medizin ein großes Zukunftspotenzial: Die Kenntnis individueller genetischer Charakteristika werde die Arzneimittelwahl massiv beeinflussen. Dadurch könne die personalisierte Medizin die Effektivität des Gesundheitssystems um ein ganzes Stück Effizienz ergänzen. Er resümierte: „Es wäre fahrlässig, sich neu bietende Konzepte und technische Möglichkeiten nicht dahingehend zu evaluieren, inwieweit sie sich zum Wohle von Patientinnen und Patienten, aber auch zum Wohle eines immer kostspieliger werdenden Gesundheitssystems einsetzen lassen."
(Foto: Kölnmesse GmbH)
Rückblick: Saubere Bilanz – Bioökonomie auf der Hannover Messe Auf der Hannover Messe 2014 vom 7. bis 11. April zogen 5.000 Aussteller aus über 100 Nationen die Aufmerksamkeit der 180.000 Besucher auf sich. Erneut auf der IndustrialGreenTec vertreten: das hessische Cluster CIB (Cluster Integrierte Bioindustrie) Frankfurt auf dem Gemeinschaftsstand „Schaufenster biobasierte Wirtschaft – Bioökonomie“. Auf diesem wurden dem Besucher die aktuelle Bioökonomieforschung sowie visionäre Einblicke in die Bioökonomie des Jahres 2030 präsentiert. „Die Bioökonomie basiert auf nachwachsenden Rohstoffen und nutzt unter anderem Pflanzen, Pflanzenreste und Bioabfälle für industrielle Prozesse und Wertschöpfung“, erklärte Dr. Ralf Kindervater, Geschäftsführer der BIOPRO Baden-Württemberg und Organisator des Gemeinschaftsstandes. „Wenn die Bioökonomie realisiert wird, werden sich Rohstoffwege, Stoffkreisläufe, Wertschöpfungsketten, Energiewirtschaft, Abfallwirtschaft und Schlüsselindustrien wie zum Beispiel die Chemieindustrie maßgeblich verändern.“
CIB Frankfurt gab zudem zwei hessischen Unternehmen die Möglichkeit, ihre biobasierten Produkte vorzustellen: dem italienischstämmigen Unternehmen Novamont mit neuem Sitz in Frankfurt und der in Kelkheim (Taunus) ansässigen Danico GmbH, die sich sehr zufrieden äußerte: „An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei der Hessen Trade & Invest für die Einladung auszustellen herzlich bedanken. Besonders hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang die hervorragende Unterstützung. Für die Danico GmbH war die Hannover Messe ein voller Erfolg“, so Arian Nek, Geschäftsführer der Danico GmbH. n
Ansprechpartnerin: Dolores Schmitt Aktionslinie Hessen-Biotech Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611 / 95017-8312 E-Mail: dolores.schmitt@htai.de
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Im Gespäch mit Arian Nek, Danico GmbH: Karl Falkenberg, Generaldirektor Umwelt der Europäischen Kommission, und Reinhard Bütikofer, Mitglied des Europäischen Parlaments und ehemaliger Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.
5
3
Ausblick: BIO-Europe 2014 in Frankfurt
BIO-Europe feiert zwanzigjähriges Jubiläum in Hessen Die bedeutendste Partnering-Konferenz der Life Science Branche, die BIO-Europe, kommt vom 3. bis 5. November 2014 nach Frankfurt. Der Veranstalter EBD-Group, der bei der Durchführung der Konferenz durch die Hessen Trade & Invest GmbH als „Regional Host“ begleitet wird, erwartet mit mehr als 3.200 Teilnehmern eine neue Rekordbeteiligung.
Bedeutendste Partnering-Plattform der Branche Die BIO-Europe ist eine der größten und dynamischsten Networking-Plattformen, auf der hochrangige Führungskräfte und Entscheidungsträger aus den Bereichen Pharma und Biotechnologie eine Vielzahl potenzieller Kooperationspartner kennenlernen und finden können. Als größte europäische Partnering-Konferenz im Dienste der globalen Biotechnologiebranche zieht die BIO-Europe jedes Jahr nicht nur Entscheidungsträger aus der Spitzenliga der Biotech-, Pharma- und Finanzbranche an, sondern ist auch ein Magnet und eine Plattform für interessante Jungunternehmen.
© Ludwig Schedl
Die BIO-Europe bietet darüber hinaus der gastgebenden Region die Möglichkeit, sich umfangreich darzustellen. Hessen-Biotech wird als Regional Host diese Chance wahrnehmen, den starken Biotechund Pharmastandort Hessen mit seinen Unternehmen zu präsentieren sowie in Kooperation mit weiteren Partnern für die Region zu werben.
Angebote für hessische Unternehmen
© Ludwig Schedl
Kennzahlen der letzten BIO-Europe 2013 in Wien
Als besonderes Angebot für hessische Biotech-Unternehmen hat die Hessen Trade & Invest GmbH Sonderkonditionen für die Teilnahme an der Konferenz ausgehandelt: Bei Anmeldung über Hessen Trade & Invest kann ein Nachlass von 50 % auf das reguläre Ticket für das Partnering und die Konferenz gewährt werden.
Teilnehmer: 3.202 Unternehmen: 1.841 Nationen: 56 Aussteller: 95 Vermittelte Gespräche: 17.874
6
Ein gemeinsamer Messestand der Hessen Trade & Invest GmbH und des hessisch-rheinland-pfälzischen Clusters für Individualisierte ImmunIntervention (Ci3) bietet Unternehmen aus dem Netzwerk eine Anlaufstelle für Verabredungen und Gespräche.
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Schon bei der Übergabe des Staffelstabs vom letztjährigen Ausrichter Wien wurden die Teilnehmer bei einer Reception mit hessischen Spezialitäten auf Frankfurt eingestimmt (© LISAvienna/Cardamom/Rauchecker)
Zudem wird sich Hessen-Biotech gemeinsam mit Ci3 im Konferenzprogramm engagieren und in zwei Workshops die regionalen Kompetenzen in den Feldern Translation und individualisierte Therapien vorstellen.
Marketing für den Standort und seine Unternehmen Wohl kaum eine andere Veranstaltung aus der Life Science Branche zieht so viele internationale Entscheidungsträger an einem Ort zusammen wie die BIO-Europe. Hessen-Biotech spricht diese internationalen Fachbesucher mit einer Reihe von Aktivitäten an, um die Region als starken Biotech- und Pharmastandort noch besser zu positionieren, zum Beispiel durch Exkursionen zu Forschungszentren, Programme für die internationale Presse und Empfänge für internationale Delegationen. Zudem wird es zur BIO-Europe eine Neuauflage des Kompetenzatlanten Hessen-Biotech geben, der neben den Kurzprofilen der hessischen Biotech-Unternehmen auch einen Überblick über den Biotechnologiestandort Hessen gibt. n
Ansprechpartner: Dr. Detlef Terzenbach Themenfeldleiter Bio/Nano/Umwelt Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611 / 95017-8613 E-Mail: detlef.terzenbach@htai.de
4
Rückblick: Synmikro
Synthesizing the Future Beim vierten SYNMIKRO-Symposium im Mai in Marburg diskutierten rund 400 Teilnehmer das Potenzial von synthetischen Mikroorganismen für die Herstellung von Kraftstoffen und Grundchemikalien.
Großer Andrang bei der vierten SYNMIKRO-Veranstaltung in der Alten Aula der Universität Marburg
„Um Kohlenstoffdioxid-Emissionen zu senken, brauchen wir Alternativen zu fossilen Kraftstoffen. Nur so können wir unsere Mobilität und Wirtschaft nachhaltig gestalten“, sagte Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI), anlässlich des vierten SYNMIKRO-Symposiums in Marburg, das die HTAI gemeinsam mit dem Marburger LOEWE-Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO) organisiert hatte. Die Fachvorträge machten deutlich, dass der Verkehr nicht zum Erliegen kommt, wenn Erdöl in Zukunft knapp oder schwerer zugänglich wird. Woher also stammen die Kraftstoffe der Zukunft?
Nicht nur die Rohstoffpalette, auch das Portfolio an industrietauglichen Zellfabriken erweitert sich stetig. Ein relativ junger Kandidat ist die Kieselalge Phaeodactylum tricornutum, vorgestellt von Dr. Uwe Maier von der Universität Marburg. Gentechnisch verändert, produziert sie aus Sonnenlicht, Kohlenstoffdioxid und Wasser sogar humane Antikörper gegen das Hepatitis-B-Virus.
Der zukünftige Rohstoffmix
Biotech und Chemie Hand in Hand
Biomasse könne global etwa zehn Prozent des Energiebedarfs decken, rechnete Professor Rolf Thauer vom Marburger Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie vor – eine Limitierung, die der Branche durchaus bewusst ist. Rauchgase und andere industrielle Abgasströme rücken daher als Rohstoff immer mehr in den Vordergrund. Die darin enthaltenen Kohlenstoffdioxide oder Kohlenstoffmonoxide können mit Wasserstoff und der Hilfe von Mikroorganismen zu Chemikalien und Kraftstoffen umgesetzt werden. Auch sogenanntes Synthesegas, das unter anderem bei der Vergasung von Hausmüll entsteht, bietet sich als Rohstoff an, wie Dr. Thomas Haas von Evonik unterstrich: Die bakterielle Umwandlung von Synthesegas in die Chemikalie 2-HIBA, Grundstoff für Plexiglas, haben Evonik-Biotechnologen bereits demonstriert.
Eine weitere positive Botschaft des SYNMIKROSymposiums lautet: Biotech und Chemie ergänzen sich bestens. Professor Jay Keasling von der University of California in Berkeley etwa will den Kohlenwasserstoff Pinen mit Bakterien herstellen und ihn anschließend mit chemischen Katalysatoren in einen luftfahrttauglichen Treibstoff umwandeln. Der Chemiker Dr. Ferdi Schüth vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr löst gar das Grundproblem, dass Cellulose, der Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände und damit die weltweit häufigste organische Substanz, von den meisten Mikroorganismen nicht verwertet wird und bislang kaum als Rohstoff für Bioverfahren taugt. Das von Schüth präsentierte mechano-chemische Mahlverfahren spaltet Cellulose in besser nutzbare Zuckereinheiten.
Dass sogar Erdöl dank Biotech noch länger zur Verfügung stehen könnte, berichtete Andrea Herold von BASF. Das Chemieunternehmen und seine Tochter Wintershall testen im norddeutschen Erdölfeld Bockstedt den Effekt des Verdickungsmittels Schizophyllan, das BASF aus einem Pilz gewinnt. Es wird dem Wasser, das in die Lagerstätte gepresst wird, zugegeben und soll die Förderausbeute erhöhen.
Kurzum: Die Verknappung fossiler Rohstoffe stellt unsere Gesellschaft nicht vor unlösbare Probleme – vorausgesetzt, Industrie, Wissenschaft und Politik ziehen an einem Strang. Das vierte SYNMIKRO-Symposium, das wegen der internationalen Beteiligung erstmals auf Englisch abgehalten wurde, bot allen Akteuren dafür das ideale Kontakt- und Diskussionsforum.
Im Gespräch: Prof. Bruno Eckhardt (SYNMIKRO), Dr. Rainer Waldschmidt (HTAI) und Dr. Jochen Michels (DECHEMA)
Antikörper gegen Hepatitis-BVirus aus Algen – Domenica Martorana (SYNMIKRO) berichtete über die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb „International Genetically Engineered Machine competition“ (iGEM) in Lyon und Boston
Uta Neubauer
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
7
5
Neues von Ci3
Ci3 ist Mitglied im AK-BioRegio Seit März 2014 ist Ci3 Mitglied im Arbeitskreis der Bioregionen Deutschlands (AK-BioRegio). Dadurch wird die Sichtbarkeit des Rhein-Main-Gebiets, das international als stärkster deutscher Pharmastandort und als starke Biotechnologieregion gilt, weiter verbessert. Mehr als 300 Unternehmen, davon 90 mit Kernfokus auf Biotechnologie, sind in der Region beheimatet. Der AK-BioRegio, das zentrale Netzwerk der regionalen Initiativen zur Förderung der wirtschaftlichen Nutzung moderner Biotechnologien
in Deutschland, setzt sich für Forschung, Entwicklung und Kommerzialisierung der Biotechnologien ein und unterstützt den Austausch zwischen den deutschen Bioregionen. Durch die Mitgliedschaft im AK-BioRegio sieht sich Ci3 in seiner Arbeit bestätigt, die weitere Vernetzung und Steigerung von Synergien in der Rhein-Main-Region und darüber hinaus nun auch im Verbund mit anderen deutschen Bioregionen voranzutreiben.
Nachlese Ci3 Schaufenster Biotest Über die Entwicklung und Produktion von biologischen Arzneimitteln aus humanem Blutplasma informierten sich im März 2014 mehr als 70 Fachkräfte aus Wissenschaft und Wirtschaft bei der Biotest AG in Dreieich. Die Veranstaltung unter dem Titel „From Nature for Life: Entwicklung und Produktion biologischer Arzneimittel“ war Teil der Veranstaltungsreihe Ci3-Schaufenster. Die Teilnehmer verschafften sich einen Überblick über Therapiegebiete, Forschungsaktivitäten und adressierte Märkte des Spezialisten für innovative Hämatologie und Immunologie sowie die Herausforderungen an die weltweite Zulassung biologischer Arzneimittel. Eine virtuelle Produktionsführung bot spannende Einblicke in die Produktion, Qualitätskontrolle und Verfahrenstechnik. Was macht die Qualitätskontrolle in biopharmazeutischen Unternehmen aus? Welche Filter werden in den Produktionsanlagen eingesetzt? Wie müssen sich die Mitarbeiter in den verschiedenen
Reinräumen kleiden? Diese und weitere Fragen konnten im Rahmen einer begleitenden Ausstellung und in persönlichen Gesprächen mit den Verantwortlichen der einzelnen Bereiche beantwortet werden. Zahlreiche Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um persönliche Einstiegsmöglichkeiten bei Biotest auszuloten. Professor Gregor Schulz, Vorstandsvorsitzender der Biotest AG, ist vom Erfolg des Schaufensters überzeugt: „Das Ci3 Schaufenster war für uns eine hervorragende Gelegenheit, mit Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen und Einstiegsmöglichkeiten sowie Karriereperspektiven bei Biotest aufzuzeigen. Ci3 schafft die notwendigen Strukturen für einen gelebten Austausch zwischen Wissenschaft und pharmazeutischer Industrie.“ In diesem Jahr haben Interessierte an zwei weiteren Terminen die Möglichkeit, wichtige Akteure der Branche im Rhein-Main-Gebiet näher kennenzulernen. Am 3. Juni öffnet das Institut für Molekulare Biologie gGmbH (IMB) seine Türen und am 25. November ist Ci3 zu Gast bei der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
n
8
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Kontakt: Ci3 Clusterbüro Tel.: 06131 / 62305-81 E-Mail: mail@ci-3.de www.ci-3.de
6
Rückblick: 6 Jahre Cluster Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt
Nährboden für eine biobasierte Wirtschaft CIB Frankfurt: Rückblick auf sechs Jahre Clusterarbeit im Dienst der Industriellen Biotechnologie.
Kooperationen anbahnen, Projekte fördern, Investoren überzeugen: Sechs Jahre lang hat der Cluster Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt die Industrielle Biotechnologie in Hessen und bundesweit angetrieben. CIB Frankfurt zählte zu den fünf Gewinnerclustern des Wettbewerbs BioIndustrie 2021. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte die von CIB Frankfurt identifizierten Verbundprojekte mit insgesamt 11,2 Millionen Euro. Im März lief die Förderung für die Geschäftsstelle des Clusters aus. „Wir werden die Industrielle Biotechnologie auch künftig unterstützen und allen Akteuren weiterhin entsprechende Plattformen bieten“, betonte Dr. Carsten Ott, Abteilungsleiter Technologie & Zukunft bei Hessen Trade & Invest, der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft des Landes Hessen. Hessen-Biotech wird ausgewählte Aspekte des Clusters in seine eigene Arbeit integrieren. CIB Frankfurt vereinte zuletzt über 200 Partner aus ganz Deutschland, darunter Branchengrößen wie BASF, Merck und Sanofi-Aventis, aber auch etliche kleinere Biotech-Unternehmen und Forschungseinrichtungen.
Moschus, Menthol und kostengünstige Enzyme CIB Frankfurt hat sich von Beginn an auf Fein- und Spezialchemikalien fokussiert: Der Duft- und Geschmackstoffhersteller Symrise etwa arbeitete im Rahmen von CIB an Bioprozessen für die Herstellung von Moschuskomponenten und Menthol. Diese könnten petrochemische Verfahren schon bald ablösen. Unternehmen müssen sich aber nicht komplett von etablierten Prozessen verabschieden – viele Verfahren werden schon effizienter und umweltfreundlicher, wenn in Zwischenschritten Enzyme eingesetzt werden, etwa als Ersatz für chemische Katalysatoren. CIB-Partner BASF beispielsweise entwickelte neue Enzyme für kostensensitive Branchen wie die Textil- und Bauchemie. Da die Fein- und Spezialchemie kleineren und mittleren Betrieben ebenfalls gute Marktchancen bietet, beteiligten sich an den Clusteraktivitäten viele Start-ups, unter ihnen N-Zyme BioTec aus Darmstadt und c-LEcta aus Leipzig.
Ausbilden von Netzwerken Insgesamt elf Projekte hat CIB Frankfurt in die Förderung gebracht. Ganz oben auf der Agenda stand außerdem der Aufbau von Netzwerken. Unternehmer und Wissenschaftler kamen zum Beispiel auf den CIB Partnering Konferenzen miteinander ins Gespräch. Die CIB Invest Konferenzen wiederum sollten Start-ups die Kontaktaufnahme zu Kapitalgebern erleichtern. Die vielen Projekte, die CIB Frankfurt auf den Weg gebracht hat, demonstrieren die Leistungskraft und die Vielfalt der Industriellen Biotechnologie. Bleibt zu hoffen, dass dieses Potenzial zukünftig stärker ins Blickfeld von Kapitalgebern rückt.
n Ansprechpartnerin:
Dolores Schmitt Aktionslinie Hessen-Biotech Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611 / 95017-8312 E-Mail: dolores.schmitt@htai.de
Projekte von CIB Frankfurt (BMBF gefördert)
BASF AG, Ludwigshafen Entwicklung und Optimierung von Oxidoreduktasen für technische Anwendungen DSM Nutritional Products GmbH, Grenzach-Wyhlen Neuartige In-vivo- und In-vitro-Verfahren zur biotechnologischen Produktion von Carotinoiden DSM Nutritional Products GmbH, Grenzach-Wyhlen Produktion von wasserlöslichen Vitaminen durch fermentative und/oder biokatalytische Verfahren Goethe-Universität Frankfurt und Merck KGaA, Darmstadt Neuer Studiengang Biotechnologie an der Goethe-Universität Frankfurt und an der TU Darmstadt sowie Einrichtung einer Stiftungsprofessur an der Goethe-Universität Frankfurt
Merck KGaA, Darmstadt Funktions- und strukturbasierte Aufreinigung und Analytik werthaltiger Chemikalien und Pharmaprodukte N-Zyme BioTec GmbH, Darmstadt „Disposable Factory“ für die GMP-konforme Fermentation und Isolierung von Transglutaminase für biomedizinische Anwendungen Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt Genetische Modifikation von Naturstoffproduzenten zur Herstellung von Pharmawirkstoffen Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt Potenzial der Magnetbandtechnologie in der industriellen Biokatalyse Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt Enzymatische Synthese von Wirkstoff-Metaboliten Symrise GmbH & Co. KG, Holzminden Entwicklung eines neuartigen biokatalytischen Verfahrens zur Produktion von Menthol aus nachwachsenden Rohstoffen Symrise GmbH & Co. KG, Holzminden Biotechnische Gewinnung makrozyklischer Moschusriechstoffe
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
9
7
Wissenschaft im Porträt
Ein Enzym für die Energiewende Professor Volker Müller leitet die Abteilung Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik an der Goethe-Universität Frankfurt. Sein Team erforscht den Stoffwechsel von Mikroorganismen, die unter extremen Umweltbedingungen leben.
Prof. Volker Müller (Foto: Uta Neubauer)
Lebewesen können genügsam sein: Bei Bohrungen in tiefen Sedimenten der Ostsee stößt man auf Mikroorganismen, die sich von Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff ernähren. „Da dort äußerst selten eine Wasserstoffblase vorbeikommt, teilen sich die Zellen nur alle 200 bis 2.000 Jahre“, erklärt Professor Volker Müller, Leiter der Abteilung Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik am Biozentrum der GoetheUniversität Frankfurt. Wie ist Leben an so extremen Standorten mit derart miserablen Substraten überhaupt möglich? Diese Frage beantworten Müller und seine Mitarbeiter, indem sie Stoffwechselreaktionen entschlüsseln, Enzyme charakterisieren und Membranpumpen identifizieren, welche die Zellen mit Energie versorgen. In Frankfurt, wo Müller seit dem Jahr 2003 lehrt und forscht, hat er das ideale Umfeld für seine Projekte gefunden. Mehrere Forschungsverbünde zur Bestimmung der Struktur und Funktion von Membranproteinen sind auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität beheimatet. Die strukturelle Aufklärung von Enzymen gelingt Müller in Kooperation mit Wissenschaftlern vom Max-Planck-Institut für Biophysik, das ebenfalls auf dem Campus angesiedelt ist.
Acetobacterium woodii: die Pfeile zeigen die Teilungsebenen des stäbchenförmigen Bakteriums (Bild: AG Müller)
Kohlenstoffdioxid als Nahrungsquelle Müllers Interesse gilt vor allem zwei Klassen von Mikroorganismen: den acetogenen Bakterien und den methanogenen Archaeen. Archaeen bilden neben Bakterien und Eukaryoten einen eigenen Ast im Stammbaum des Lebens. Die meisten methanoge-
10
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
nen Archaeen ernähren sich von Kohlenstoffdioxid, das sie mit Wasserstoff zu Methan reduzieren. Acetogene Bakterien besitzen eine ähnliche Fähigkeit. Sie produzieren allerdings kein Methan, sondern zunächst Ameisensäure, die wie Methan ebenfalls nur ein Kohlenstoffatom enthält. Die Ameisensäure wird dann im weiteren Stoffwechsel zu Essigsäure umgesetzt. Methanbildende Archaeen und acetogene Bakterien leben strikt anaerob, etwa im Pansen oder in tiefen Sedimenten. Auch im Labor verlangen sie eine sauerstofffreie Umgebung. Außerdem wachsen die Zellen selbst bei optimaler Versorgung mit Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff langsam. Je nach Mikrobenart dauert es mehrere Stunden, manchmal länger als einen Arbeitstag, bis sie sich verdoppelt haben. Zum Vergleich: Escherichia coli, die Lieblingsmikrobe der Biotechnologen, teilt sich alle 30 Minuten.
Wasserstoff speichern Die Arbeit mit anaeroben Mikroorganismen ist so aufwendig, dass sich in Deutschland nur relativ wenige Forschergruppen mit ihnen beschäftigen. Doch die Mühe lohnt sich. Im vergangenen Dezember haben Müller und sein Doktorand Kai Schuchmann mit einer Publikation im Fachblatt Science für Aufsehen gesorgt. Schuchmann hat aus dem acetogenen Bakterium Acetobacterium woodii jenes Enzym isoliert, das den ersten Schritt der Umsetzung von Kohlenstoffdioxid zu Essigsäure katalysiert: die Reaktion mit Wasserstoff zu Ameisensäure. In Zeiten von Klimawandel und Energiewende werden große Hoffnungen in dieses Enzym gesetzt, denn es könnte die Speicherung von Wasserstoff erleichtern. In Form von Ameisensäure lässt sich Wasserstoff sicherer transportieren und lagern als unter Hochdruck oder bei tiefen Temperaturen wie bisher üblich. Zwar lassen sich Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid auch chemisch in Ameisensäure überführen, aber die Reaktion erfordert in der Regel hohe Temperaturen oder Drücke. Mit dem von Schuchmann und Müller entdeckten Enzym läuft die Umsetzung schneller sowie bei Raumtemperatur und Normaldruck ab.
Leben am Limit
Um den Prozess technisch nutzbar zu machen, suchen die Frankfurter Wissenschaftler Kooperationspartner. Die Gewinnung des reinen Enzyms ist relativ aufwendig. Eine Alternative wäre, ganze Zellen als Biokatalysatoren einsetzen. „Man muss die Bakterien nur dazu bringen, ihren Stoffwechsel nach der Produktion von Ameisensäure, die ein Zwischenprodukt ist, abzubrechen“, erkärt Müller. Das gelingt durch das Entfernen von Natrium-Ionen aus dem Medium, die essenziell sind für die Energiegewinnung der Zelle. Bei Energiemangel stoppt der Stoffwechsel auf der Stufe von Ameisensäure. Über Genmodifizierungen denken Müller und sein Team ebenfalls nach. Sie wollen den Stoffwechsel der Bakterien so verändern, dass sie aus Kohlenstoffdioxid höherwertige Substanzen produzieren, Biodiesel etwa oder Isopren als Ausgangsstoff für Biokautschuk. Füttern könnte man die Bakterien mit Abgasen von Raffinerien und Betrieben der Stahloder Chemieindustrie. Auch Abgase von Verbrennungsprozessen eignen sich, wenn sie keinen Sauerstoff enthalten. Früher, sagt Müller, habe sich die Industrie nicht für „seine Viecher“ interessiert. Jetzt häufen sich die Anfragen von Unternehmen. Kein Wunder, denn wer das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid als Rohstoff nutzen möchte, kann sich ein Beispiel an den Mikroorganismen nehmen. Immerhin betreiben sie den Prozess seit etwa 3,5 Milliarden Jahren. Uta Neubauer
Mikroorganismen, die an extremen Standorten – bei 100 Grad Celsius, Trockenheit, Nährstoffmangel oder hohen Salzkonzentrationen – existieren, stehen im Fokus der Forschung von Volker Müller und Beate Averhoff, die in der Abteilung für Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik einen eigenen Arbeitskreis leitet. Die Frankfurter Professoren betreiben Grundlagenforschung, haben die Anwendung ihrer Ergebnisse aber immer im Blick. Methanbildende Archaeen etwa, die zu den ersten Lebewesen auf der Erde zählen, spielen eine Schlüsselrolle in Biogasanlagen. Sie sind das letzte Glied im komplexen Abbau der Biomasse und wandeln das bei der Vergärung gebildete Kohlenstoffdioxid in Methan um. Welche biochemischen Reaktionen in Biogasanlagen ablaufen und welche Organismen daran beteiligt sind, untersucht Müllers Gruppe zusammen mit sieben Partnern aus Wissenschaft und Industrie im Projekt BioPara, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Die Erkenntnisse sollen helfen, Biogasanlagen zu optimieren. Beate Averhoff beschäftigt sich unter anderem mit dem pathogenen, trockenresistenten Bakterium Acinetobacter baumannii, das monatelang auf Wasser verzichten kann. Man findet es auf Türgriffen und anderen Oberflächen, auch auf medizinischen Geräten in Krankenhäusern, wo es immer mehr zum Problem wird. Für Patienten mit einem gestörten Immunsystem sind Infektionen mit Acinetobacter baumannii lebensgefährlich. Zur Erforschung des Stoffwechsels und der Wirkweise des Keimes haben die Frankfurter Mikrobiologen jetzt einen Antrag auf ein Verbundprojekt bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gestellt.
Schlamm aus einer Biogasanlage: Welche Reaktionen darin ablaufen und welche Organismen daran beteiligt sind, untersucht das Verbundprojekt BioPara (Foto: Uta Neubauer)
Die ausgefallensten Einzeller in der Frankfurter Arbeitsgruppe sind Pyrococcus furiosus, auch rasende Feuerkugel genannt, und Thermus thermophilus. Pyrococcus furiosus besitzt Flagellen und flitzt noch bei über 100 Grad Celsius durchs Medium. Thermus thermophilus gedeiht am besten bei 60 Grad Celsius und nimmt begierig fremde DNA auf. Was macht die Zelle mit dem fremden Erbgut? Wie kann Pyrococcus in kochendem Wasser, das sämtliche Proteine denaturieren lässt, derart aktiv sein? Auch daran tüftelt das Team um Müller und Averhoff. Uta Neubauer Doktorandin Marie Weghoff am Anaeroben-Zelt: Die Organismen, die sie untersucht, vertragen keinen Sauerstoff (Foto: Uta Neubauer)
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
11
8
Wirtschaft im Porträt
Gut gefüllte Pipeline Das Biopharmaunternehmen AbbVie hat sich im Januar 2013 als Spinn-off des Gesundheitskonzerns Abbott gegründet. Anfang 2014 hat die AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG ihren neuen Hauptsitz in der Wiesbadener Innenstadt bezogen.
Geschäftsführer von AbbVie Deutschland: Dr. Friedrich Richter (links) und Alexander Würfel (Foto: AbbVie)
Statt immer größer und vielfältiger zu werden, gehen manche Pharmakonzerne den umgekehrten Weg und fokussieren ihr Geschäft. Zum Beispiel Abbott: Das Gesundheitsunternehmen hat im Januar 2013 sein forschendes Pharmageschäft abgespalten und unter dem Namen AbbVie als eigenständiges Unternehmen an die US-Börse gebracht. Im Portfolio von Abbott sind nur Generika verblieben, neben so unterschiedlichen Produkten wie Blutzuckermessgeräten, Sondennahrung für die künstliche Ernährung und Pflegemitteln für Kontaktlinsen. Abott habe mit dieser Aufteilung die tiefgreifendste Veränderung in seiner 125-jährigen Geschichte vorgenommen, sagte Miles White, Vorsitzender und CEO von Abbott, anlässlich der Bekanntgabe der Abspaltung. In Deutschland ist AbbVie mit insgesamt 2.400 Mitarbeitern in Wiesbaden, Ludwigshafen und Berlin vertreten.
Stadtteil Delkenheim. Mit dem Umzug in die Wiesbadener Innenstadt will AbbVie seine Sichtbarkeit in der Region erhöhen und sich zudem noch stärker als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Im vergangenen Jahr hat AbbVie zudem ein Büro in Berlin eröffnet, um Entwicklungen in der Gesundheitspolitik besser verfolgen zu können. Im Pharmageschäft des Unternehmens kennen sich sowohl Würfel als auch Richter schon jahrelang aus. Würfel verantwortete bei Abbott zuletzt das deutsche Pharmageschäft mit innovativen Arzneien. Seine Karriere im Unternehmen begann er bereits im Jahr 2001, als Abbott die Pharmasparte von BASF übernahm, für die er tätig war. Richter leitet – wie schon zu Abbotts Zeiten – als Geschäftsführer den Forschungs- und Produktionsstandort in Ludwigshafen, wo AbbVie 1.900 Mitarbeiter beschäftigt und unter anderem HIV-Medikamente für den Weltmarkt herstellt. Mit 900 Mitarbeitern in Forschung und Entwicklung ist Ludwigshafen die größte Forschungsstätte des Unternehmens außerhalb der USA. „An diesem integrierten Standort führen wir alle Schritte der Wertschöpfungskette durch – von der frühen Wirkstoffsuche über die Entwicklung von Arzneimitteln bis zur Produktion“, betonte Richter.
Umsatzerwartungen übertroffen Im ersten Geschäftsjahr erzielte AbbVie global einen Umsatz von 18,8 Milliarden US-Dollar. Damit hat das Unternehmen die Erwartungen übertroffen und blickt optimistisch in sein zweites Geschäftsjahr. Etwa die Hälfte des Umsatzes generierte der Blockbuster Humira, ursprünglich ein Arthritis-Medikament, das auch zur Behandlung der Schuppenflechte sowie der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zugelassen ist.
Der neue Hauptsitz von AbbVie Deutschland in Wiesbaden (Foto: AbbVie)
Deutschlandzentrale in Wiesbadens Mitte Ende Januar 2014 bezogen 500 Mitarbeiter ein neues Bürogebäude in der Wiesbadener Innenstadt als Hauptsitz von AbbVie Deutschland. „Dem Standort Wiesbaden sind wir aus Abbott-Zeiten verpflichtet“, betont Alexander Würfel, der im Duo mit Dr. Friedrich Richter die Geschäfte von AbbVie Deutschland führt. Bislang lag Würfels Büro im Wiesbadener
12
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Der Humira-Wirkstoff Adalimumab, ein biotechnisch hergestellter humaner monoklonaler Antikörper, bindet an einen Signalstoff des Immunsystems und hemmt dadurch die Bildung von Entzündungsmediatoren. Adalimumab wurde einst von BASF-Forschern entwickelt und hat die Übernahme der BASFPharmasparte für Abbott zu einem lohnenden Coup gemacht. In der EU ist Humira seit dem Jahr 2003 zugelassen, der Patentschutz läuft im Jahr 2018 aus, in den USA bereits 2016. Weitere führende Marken
von AbbVie sind Synagis, das vor allem zur Immunisierung von Frühgeborenen gegen das Pneumovirus RSV eingesetzt wird, und das HIV-Medikament Kaletra.
Wachstumsmarkt Hepatitis C An neuen Wirkstoffen – unter anderem gegen Krebs, Nierenerkrankungen, Morbus Parkinson und Multiple Sklerose – arbeitet das Unternehmen mit Hochdruck. Etwa 16 Prozent des Umsatzes investiert AbbVie in Forschung und Entwicklung. Die Pipeline sei gut gefüllt, betont Richter: Mehr als 20 Wirkstoffe befinden sich derzeit in klinischen Prüfungen der Phase 2 oder 3, ein knappes Drittel davon sind Biologika. Dieser Anteil soll zukünftig noch gesteigert werden. Bis zum Jahr 2017 rechnet AbbVie mit 15 Zulassungen. Große Hoffnung setzt das Unternehmen in eine neue Therapie gegen Hepatitis C (siehe Kasten), deren Phase-3-Prüfung bereits weitgehend abgeschlossen ist. Präparate gegen diese durch Viren übertragene Infektionskrankheit besitzen laut Experten ein ähnliches Marktpotenzial wie Arzneien gegen die Massenleiden Krebs, Diabetes und Rheuma. Weltweit tragen etwa 160 Millionen Menschen das Hepatitis-C-Virus, in Deutschland sind schätzungsweise 350.000 Personen infiziert. Allein hierzulande liegt die Zahl der jährlichen Neuinfektionen bei 6.000. Läuft alles glatt, könnte das neue Medikament von AbbVie schon Anfang 2015 zugelassen werden. Uta Neubauer
Neue Therapie gegen Hepatitis C
An Hepatitis C erkrankte Personen weisen in der Akutphase oft keine oder nur schwache, grippeähnliche Symptome auf. Das ist tückisch, denn etwa 80 Prozent der Betroffenen entwickeln eine chronische Hepatitis, die langfristig zu Leberzirrhose oder Leberkrebs führen kann. Die bisher übliche Langzeittherapie, bei der das Virostatikum Ribavirin und ein Interferon über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr verabreicht werden, lehnen viele Patienten wegen der Nebenwirkungen ab. Interferone können unter anderem zu Fieber, Haarausfall, Depressionen und Angstzuständen führen. AbbVie hat kürzlich eine klinische Studie der Phase 3 zu einer interferonfreien Behandlung der chronischen Hepatitis C abgeschlossen. Das neue Präparat richtet sich gegen Viren vom Genotyp 1, die in Europa weiter verbreitet sind und sich bislang schlechter bekämpfen lassen als Viren der Genotypen 2 und 3. Das neue Präparat kombiniert drei Wirkstoffe, welche die Vermehrung der Viren auf jeweils unterschiedliche Weise stören. An der klinischen Studie nahmen 419 erwachsene Patienten teil, die noch keine Leberzirrhose entwickelt hatten. 210 von ihnen erhielten das neue Präparat in Kombination mit dem Virostatikum Ribavirin. Die anderen 209 Personen bekamen statt Ribavirin ein Placebo. Zwölf Wochen nach Ende der Behandlung wurden bei 99 Prozent der ersten Gruppe und bei 99,5 Prozent der zweiten Gruppe keine Viren mehr nachgewiesen. Die meisten Personen, die nach 12 Wochen als virenfrei gelten, bleiben es auch dauerhaft. AbbVie präsentierte erste Ergebnisse der Phase-3-Studie Anfang März auf einer Fachkonferenz in Boston. Weitere Veröffentlichungen auf wissenschaftlichen Kongressen und in Fachzeitschriften sind geplant.
AbbVie-Mitarbeiter am Produktions- und Forschungsstandort Ludwigshafen (Fotos: AbbVie)
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
13
9
Hessen-Mix
Gründer der Life Sciences und Chemie setzen auf intelligente Produktinnovationen Prämierung der Gewinner der Konzeptphase des bundesweiten Businessplan-Wettbewerbs Science4Life Berlin - Deutschlands Gründerszene ist um zehn ausgezeichnete Geschäftskonzepte reicher: In der Hessischen Landesvertretung in Berlin wurden im März die besten Gründerteams des Science4Life Venture Cup prämiert. Die Schirmherren, Mathias Samson, Hessischer Wirtschaftsstaatssekretär und Dr. KarlHeinz Baringhaus von Sanofi-Aventis Deutschland, würdigten die Teilnehmer für deren herausragende Konzepte.
Die Gewinner erhielten je 1.000 Euro Preisgeld. Vor der Prämierung wurden die 20 besten Teams von Science4Life zu einem zweitägigen Intensiv-Workshop nach Berlin eingeladen. Dort nutzten sie die Gelegenheit, die Geschäftskonzepte gemeinsam mit Branchenexperten aus dem Science4Life-Netzwerk zu diskutieren.
Die Preisträger der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup 2014 (Foto: Science4Life)
Hauptsponsoren:
Goldsponsoren:
Dr. Karl-Heinz Baringhaus, administrativer Leiter Forschung und Entwicklung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, lobte die Innovationskraft der Science4Life-Teilnehmer. „Die meisten neuen Ideen stammen von kleinen, jungen Firmen. Gerade auch in Partnerschaft mit großen Unternehmen können daraus Erfolgsgeschichten werden. Beispiele dafür gibt es in der Pharmabranche viele.“
Über 300 Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland reichten 60 innovative Geschäftskonzepte ein. Neben Einreichungen aus den klassischen Life-Science-Gebieten wie Biotechnologie und Pharma gingen bei Science4Life auch erfolgversprechende Konzepte aus den Bereichen Energiewirtschaft, chemische Prozessindustrie oder Materialwissenschaft zur Bewertung ein. Außer dem wissenschaftlichen Fortschritt steht der gesellschaftliche Mehrwert im Fokus der Gründer. Dies würdigte der Hessische Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson: „Die anspruchsvollen Ideen sind nicht nur eine große Bereicherung für Wissenschaft und Wirtschaft, sondern sie bringen Nutzen für jeden Einzelnen. Die Gründer leisten mit ihren Entwicklungen einen großen Beitrag zur Lösung existenzieller Fragen: Gesundheit, Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen und Klimawandel.“ Besonders beeindruckt zeigte sich der Staatssekretär von dem großen Unterstützernetzwerk aus über 220 ehrenamtlich tätigen Experten, die die Gründerteams bei der Umsetzung ihrer Ideen in professionelle Geschäftskonzepte unterstützen.
Expertenrat erwartet Gründer aus den Life Sciences auch in der Businessplanphase des Wettbewerbs, die sich an die Konzeptphase anschließt: In dieser werden die ausgearbeiteten Businesspläne von der Jury fachkundig bewertet. Die fünf besten Teams werden dann zu einem mehrtägigen Gründerworkshop eingeladen und profitieren von Einzelcoachings und individueller Beratung. Zur Abschlussprämierung am 7. Juli 2014 in Frankfurt werden Preisgelder im Gesamtwert von 56.000 Euro vergeben. www.science4life.de Die zehn Preisträger der Konzeptphase sind (in alphabetischer Reihenfolge): n n n n n n n n n n n
14
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Team Akesion, Schriesheim (Baden-Württemberg) 300Microns, Eggenstein-Leopoldshafen (Baden-Württemberg) Akesion GmbH, Schriesheim (Baden-Württemberg) AOM-Systems GmbH, Darmstadt (Hessen) COLDPLASMATECH, Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) FreshDetect GmbH, Karlsfeld (Bayern) Hydrogenius Technologies GmbH, Nürnberg (Bayern) Mesentech, Bonn (Nordrhein-Westfalen) NO@wound, Langenfeld (Nordrhein-Westfalen) PoreGenic, Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) Themtec, Darmstadt (Hessen)
LOEWE-Zentrum „Insektenbiotechnologie“ am Standort Gießen Gießen – Die Entwicklung neuer Wirkstoffe, Produkte und Dienstleistungen, basierend auf durch Insekten gewonnene Erkenntnisse, gilt international als innovatives Forschungsgebiet mit enormen Wachstumsprognosen. Das hat man an der Justus-LiebigUniversität Gießen (JLU) früh erkannt und mit einem LOEWE-Schwerpunkt Insektenbiotechnologie die erste operative Einheit zur Entwicklung von innovativen Schlüsseltechnologien auf dem Gebiet der „gelben Biotechnologie“ geschaffen. Beteiligt an dem LOEWE-Zentrum „Insektenbiotechnologie“ sind neben der JLU (Federführung) die Technische Hochschule Mittelhessen und das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie, Aachen. Die überragenden Forschungserfolge der beteiligten Wissenschaftlerteams werden jetzt einmal mehr gewürdigt: Das Land Hessen fördert in einer dreijährigen Förderperiode von 2014 bis 2016 das neue LOEWE-Zentrum für Insektenbiotechnologie mit 17,7 Millionen Euro für das wissenschaftliche Forschungsprogramm; eine zweite Förderperiode mit
einem vergleichbaren Volumen ist im Anschluss vorgesehen. Außerdem stellen das Land Hessen und der Bund insgesamt 30 Millionen Euro für den Neubau eines Forschungsgebäudes zur Verfügung. „Die Erschließung von Insekten als neue Ressourcen für Produkte mit Anwendungen in Medizin, Pflanzenschutz und Industrieller Biotechnologie steht im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten im neuen LOEWE-Zentrum“, erläutert der wissenschaftliche Koordinator und Leiter des neuen LOEWE-Zentrums, Professor Andreas Vilcinskas. Er ist überzeugt: „Die Insekten gelten als die erfolgreichste Tier- oder Organismengruppe auf der Erde. Diese Biodiversität, die man auf der Artenebene sieht, spiegelt sich auch auf der Molekülebene wider. Das heißt: Insekten sind ein riesengroßer Wirkstoffschrank, und es geht uns darum, darin gezielt neue Wirkstoffe zu entdecken und für die Menschheit nutzbar zu machen.“ www.insekten-biotechnologie.de
Arbeiten mit Bienen im Labor (Foto: Jan Michael Hosan / Hessen schafft Wissen)
Cleanzone in Frankfurt Reinraumtrends im Herzen Hessens
Frankfurt – Sie hat sich in kürzester Zeit als der zentrale Treffpunkt für Reinraumtechnologie etabliert: die Cleanzone – internationale Fachmesse und Kongress in Frankfurt am Main. Am 21. und 22. Oktober 2014 geht die spezialisierte Veranstaltung zum dritten Mal an den Start. Das Besondere der Cleanzone ist ihr länder- und branchenübergreifender Anspruch. Mit ihren zwei Schwerpunkten spricht sie alle Anwendungsfelder an, in denen unter reinen Bedingungen produziert, montiert, verpackt, gearbeitet und geforscht wird: „Life Sciences“ richtet sich neben der Biotechnologie vor allem an Industrien wie Pharma, Kosmetik und Lebensmittel. „Mikrotechnologie“ adressiert unter anderem die Nanotechnologie, Mikroelektronik, Halbleiter-, Kunststoff- und Oberflächentechnik, Optik, Lasertechnologie, Automobilindustrie, Elektronik, Luft- und Raumfahrt. Überschneidungen ergeben sich bei den Verpackungslösungen und in der Medizintechnik.
Der Zweiklang von Ausstellung und Wissensplattform erlaubt es Besuchern, sich intensiv über alle relevanten Entwicklungen zu informieren. Dafür präsentiert die Fachmesse das gesamte Angebotsspektrum von der Planung über Bau und Betrieb von Reinräumen bis hin zu Verbrauchsmitteln und Schulungen. Die kostenfreie Aktionsbühne Cleanzone Plaza bietet dazu Ausstellervorträge und Praxis-Know-how. Der Kongress liefert Reinraumexperten und -einsteigern wissenschaftlich fundiertes Wissen, Berichte aus Forschung und Praxis sowie aktuelle Trends. 2014 können Teilnehmer erstmals alle Module einzeln buchen und so ihren Messe- und Kongressbesuch noch besser aufeinander abstimmen.
Kurze Wege für hessische Unternehmen: Cleanzone behauptet sich als internationaler Treffpunkt für Reinraumtechnologie
Cleanzone 2014 Die Cleanzone findet am 21. und 22. Oktober 2014 in Frankfurt am Main statt. Aussteller können sich noch bis 6. September anmelden. Messebesucher registrieren sich bis einen Tag vor der Veranstaltung kostenfrei. Die Kongresssessions werden bequem online gebucht. Alle Informationen und Tickets unter: www.cleanzone.messefrankfurt.com
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
15
10
Hessen ModellProjekte
MoNaPi – Mobile Diagnoseeinheit zum Nachweis von Pilzinfektionen Projektkonsortium entwickelt im Rahmen eines Hessen ModellProjektes neues Diagnosegerät für die Erkennung von Pilzinfektionen der Haut
Einblick in die Anordnung der optischen und mechanischen Komponenten der Diagnoseeinheit (Foto: Helmut Hund GmbH)
Mikroskopisches Bild einer Hautschuppe mit Pilzinfektion. Die länglichen Pilzhyphen (blau leuchtend) sind im Fluoreszenzmikroskop deutlich zu erkennen. (Quelle: THM)
Dieses Projekt (HA-ProjektNr.: 294/11-39) wurde im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – LandesOffensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben, gefördert. Weitere Informationen zur hessischen Modellprojektförderung unter: www.innovationsfoerderunghessen.de
16
Wer kennt sie nicht aus dem Schwimmbad, die Anlagen zur Fußdesinfektion - ist doch der Schutz vor Hautpilz zumindest in öffentlichen Schwimmbädern seit langem ein Thema. Weniger bekannt ist, dass Schätzungen zufolge etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung an einer Hautpilzinfektion leiden – Tendenz steigend. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Anzahl der Verdachtsfälle in den dermatologischen Praxen aus. Eine sichere Diagnose auf Grundlage von Symptomen und des optischen Eindruckes des betroffenen Hautareals durch den Dermatologen ist schwierig. Ähnliche Symptome können auch bei anderen Hauterkrankungen auftreten. Der Einsatz eines Mikroskops, optimalerweise eines Fluoreszenzmikroskops, erleichtert die Befundung von entnommenen Hautschuppen. Hierdurch erhöhen sich jedoch die Kosten und die Anforderungen an die Qualifikation des Praxispersonals erheblich. Diese Vorgehensweise kommt daher selten zum Einsatz. Hinzu kommt ein großer Zeitaufwand, da bei mikroskopischer Untersuchung nur ein kleiner Ausschnitt der Probe auf einmal betrachtet werden kann und die Probe „abgesucht“ werden muss. Das führt dazu, dass die Probenauswertung in der Regel nicht während der Kontaktzeit zum Patienten geschieht, sondern das Probenmaterial im praxisinternen oder externen Labor zu einem späteren Zeitpunkt untersucht wird. Vor diesem Hintergrund erdachte Professor Peter Mayser, Leitender Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Gießen, ein Konzept für ein automatisches Diagnosesystem, das eine schnelle, sichere und automatisierte Diagnose erlauben soll. Darauf aufbauend entwarf und konstruierte ein Projektkonsortium, bestehend aus Wissenschaftlern der Technischen Hochschule Mittelhessen, der Justus-LiebigUniversität Gießen und der Helmut Hund GmbH aus Wetzlar, in den letzten zwei Jahren (Dezember 2011 bis November 2013) einen voll funktionsfähigen Prototypen eines solchen Diagnosegeräts.
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Das Gerät stellt automatisch aufgenommene mikroskopische Bilder der entnommenen Proben schnell und unkompliziert zur Verfügung. Das zeitaufwendige manuelle Einstellen eines konventionellen Mikroskops durch den Anwender – von der Handhabung des Mikroskopes über die Fokussierung hin zur Suche der betroffenen Hautstellen im Mikroskopbild – entfällt. Das Gerät wird über eine eigens, ebenfalls während der Projektlaufzeit, entwickelte Software gesteuert. Darüber hinaus wurde ein innovatives Bildverarbeitungsmodul entwickelt, das Hautpilzinfektionen in den aufgenommenen Bildern identifiziert. Dem Dermatologen werden speziell die Bilder präsentiert, auf denen eine Infektion zu erkennen ist. In den kommenden Monaten wird der Prototyp in Feldtests in ausgewählten dermatologischen Praxen für den Markteintritt optimiert. Die Einführung in den dermatologischen Praxisalltag ist für das 4. Quartal 2014 durch die Helmut Hund GmbH vorgesehen. Parallel wird der Einsatz für weitere Branchen geprüft, in denen Pilzinfektionen ebenfalls im Fokus liegen, etwa in der Veterinärmedizin. Ein weiteres interessantes Einsatzgebiet ist die Baubiologie, hier kann eine schnelle Erkennung von Schimmelpilzen in Wohnräumen möglich werden. Schimmelpilze lauern eben doch nicht nur im Schwimmbad. n
Ansprechpartner: Dipl.-Inform. Med. (FH) Ulf Mäder Technische Hochschule Mittelhessen E-Mail: ulf.maeder@kmub.thm.de Prof. Dr. Frank Runkel Technische Hochschule Mittelhessen E-Mail: frank.runkel@kmub.thm.de Dr. Jörg Haus Helmut Hund GmbH E-Mail: j.haus@hund.de Prof. Dr. med. Peter Mayser Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, UKGM Standort Gießen E-Mail: peter.mayser@derma.med.uni-giessen.de
11
Enterprise Europe Network
EEN Veranstaltungen Biotech, Gesundheit, Medizin - Internationale Kooperationsbörsen und Kongresse
Das Enterprise Europe Network organisiert Kooperationsbörsen weltweit auf allen bedeutenden Messen und Fachtagungen. Hier haben Sie die Möglichkeit, neue Geschäftskontakte zu knüpfen oder Partner für gemeinsame F&E-Vorhaben kennenzulernen. Hier die wichtigsten Branchenevents 2014:
Japan gehört zu den am weitesten entwickelten Ländern der Welt im Biotechnologiesektor. Lange Zeit als geschlossener Markt betrachtet, beginnt Japan seine Tore für ausländische Unternehmen zu öffnen. Der Sektor verzeichnet jährlich Wachstumsraten und die Liberalisierung der letzten Jahre schafft ein unternehmerfreundliches Klima für ausländische Firmen, die in den japanischen Markt eintreten wollen.
Biomedica Brokerage Event 2014 17 bis 18. Juni 2014, Maastricht /Niederlande Die Biomedica ist der führende interdisziplinäre LifeScience-Kongress in den Top-Technologie-Regionen Belgien, Deutschland und Niederlande. Der 8. Biomedica Summit findet vom 17. bis 18. Juni 2014 im MECC in Maastricht statt. Der diesjährige Schwerpunkt liegt auf Forschung & Entwicklung in den Bereichen Medizinische Instrumente, Material, Geräte und Diagnostik. Das Kongressprogramm umfasst mehrere Vortragsreihen, eine Kooperationsbörse, Pitchings sowie eine begleitende Ausstellung und Posterpräsentationen und richtet sich an Teilnehmer aus Industrie, Kliniken und F&E-Organisationen. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.biomedicasummit.com.
Die Kooperationsbörse richtet sich an Biotechnologiecluster und ihre Mitglieder, die Zugang zu globalen Wertschöpfungsketten suchen und an strategischen internationalen Partnerschaften und Geschäftskooperationen interessiert sind. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.eu-japan.eu/detail-business-programmes/BioJapan-Cluster-Mission-2014.
9. Micro- und Nanotechnologie Kooperationsbörse auf der Micronora 2014 25. bis 26. September 2014, Besançon/Frankreich Die Micronora ist die den Spitzentechnologien gewidmete Biennale der Mikrotechniken und der Präzision. Die Kooperationsbörse richtet sich an Unternehmen, technische Institute, Forschungseinrichtungen und Clusterinitiativen, die ihre innovativen Technologien präsentieren möchten oder nach Partnern für Forschungsprojekte oder Geschäftskooperationen suchen. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.micro-nano-event.eu.
Bio Japan Cluster Mission 2014 13. bis 17. Oktober 2014, Yokohama/Japan Im Rahmen der BioJapan 2014 organisiert das EUJapan Centre, Mitglied im Enterprise Europe Network, eine Kooperationsbörse für europäische Biotechnologiecluster und -unternehmen.
Healthcare Brokerage Event MEDICA 2014 12. bis 14. November 2014 Die MEDICA ist die weltgrößte und bedeutendste Fachmesse im Bereich Medizintechnik. Im Rahmen der Messe organisiert das Enterprise Europe Network eine Kooperationsbörse als Plattform für die gezielte Ansprache von potenziellen Geschäfts- und Technologiepartnern. Am 15. Healthcare Brokerage Event 2013 haben über 250 Unternehmen aus 32 Ländern teilgenommen und mehr als 870 Gespräche geführt. Die Kooperationsbörse bietet Ausstellern und Messebesuchern die Möglichkeit, Vertriebs- und Technologiepartnerschaften oder Forschungskooperationen zu finden. Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Unternehmen als auch an Universitäten und Forschungseinrichtungen. Alle Bereiche der Medizin/Technik werden abgedeckt. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.een-hessen.de/medica2014. n
Ansprechpartnerin: Tanja Göb-Zeizinger Hessen Trade & Invest GmbH / Enterprise Europe Network Hessen Tel.: 0611 / 95017-8958 E-Mail: tanja.goeb-zeizinger@htai.de www.een-hessen.de
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
17
12
Bio Future
Nachhaltige Grasfabrik Die Biowert Industrie GmbH aus Brensbach im Odenwald betreibt eine Bioraffinerie. Der Hauptrohstoff ist Wiesengras aus der Umgebung. Ein Gespräch mit dem Chemiker Dr. Michael Gass, Gründer und Geschäftsführer von Biowert. Wie kommt man als Chemiker auf die Idee, Wiesengras als Rohstoff zu verwenden? Ich war jahrelang in der Papierindustrie tätig. Als wir für einen Kunden Papier aus Gras herstellen sollten, haben wir Grasfasern genauer angeschaut. Normales Wiesengras besteht zu 50 Prozent aus Zellulosefasern – die sind biologisch gar nicht so leicht zu verwerten, besitzen aber interessante Eigenschaften, zum Beispiel hohe Festigkeiten, auch im Vergleich zu anderen Naturfasern wie Flachs oder Hanf. So entstand die Idee, aus diesem trivialen, gut verfügbaren Gras einen Faserverbundwerkstoff herzustellen.
?
Dr. Michael Gass, Gründer und Geschäftsführer von Biowert. (Foto: M. Gass)
Grasfasern, der Rohstoff der Bioraffinerie im Odenwald. (Foto: Biowert)
Sie stellen daraus unter anderem Terrassendielen, Becher und Kugelschreiber her. Wie kommen sie vom Gras zum Biokunststoff? Zunächst isolieren und reinigen wir die Zellulose, um sie thermoplastisch verarbeiten zu können. An die Fasern binden wir Haftvermittler und vermischen sie dann mit pulverisierten Kunststoffabfällen aus Polypropylen. Im Odenwald gibt es mehrere Hersteller von Kunststoffartikeln, deren Produktionsabfälle wir verwerten. Wir mahlen sie und bringen sie fein verteilt auf die Zellulosefasern auf. Wir vermischen das in einer speziellen Weise. Schließlich erhalten wir einen Verbundwerkstoff mit etwa 25 Prozent Polypropylen.
?
Könnte man das Polypropylen durch einen nachwachsenden Rohstoff ersetzen? Das ist eher schwierig, denn man braucht eine sehr stabile Matrix. Lignine wären möglich oder Biopolymere wie Polymilchsäure (PLA). Letztere eignen sich zwar nicht für Terrassendielen und andere Produkte für den Außenbereich, dafür aber gut für die Spritzgusstechnik. Unsere Fasern fließen sehr schön und eignen sich deutlich besser als jene aus Holz, Flachs oder Hanf, um dünnwandige Produkte im Spritzgussverfahren herzustellen.
?
18
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Sie produzieren in Hessen, obwohl Ihre ? Muttergesellschaft, die Biowert AG, im schweizerischen Aarau sitzt. Warum? Wir sind mit unserem Technologieansatz aus der Schweiz nach Deutschland gekommen, weil es in Brensbach eine Biogasanlage gab, die einen Wärmenutzer suchte. Unsere ursprüngliche Idee war die stoffliche Verwertung, wir hatten zunächst gar nicht an ein Kreislaufsystem mit einer Biogasanlage gedacht.
Luftaufnahme der Bioraffinerie in Brensbach. (Foto: Biowert)
Jetzt bezeichnen Sie Ihre Grasfabrik als Bioraffinerie – was verbirgt sich hinter dem Begriff? Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat in einer neuen Richtlinie die Gütekriterien für eine Bioraffinerie festgelegt. Wir sind weltweit die erste Fabrik, die diese Vorgaben erfüllt. Was also zeichnet uns aus? Wir produzieren nicht einfach nur ein Faserverbundmaterial, sondern betreiben mit den Grasresten, angereichert mit Speiseabfällen, eine Biogasanlage. Wir nutzen die Abwärme aus dem Blockheizkraftwerk zu 100 Prozent und decken auch unseren Bedarf an Prozesswasser selbst, indem wir das Wasser aus den Gärresten der Biovergasung zurückgewinnen. Früher mussten wir den Strom ins Netz einspeisen, aber seit diesem Jahr dürfen wir ihn auch selbst nutzen. Das lohnt sich. Wir benötigen nur etwa ein Viertel des hier produzierten Stroms. Die Eigenstromnutzung verringert außerdem den Carbon Footprint unserer Produkte.
?
Lässt sich Ihr Konzept auf andere pflanzliche Rohstoffe ausdehnen? Geprüft haben wir auch Bagasse, die Fasern aus Zuckerrohrabfall. Sie eignen sich ebenfalls für unser Bioraffinerie-Konzept und die Verbundmaterialien. In Brasilien, Afrika und auch Asien könnte man sich das vorstellen. Hier verwenden wir Wiesengras aus der Umgebung. Das funktioniert gut und die Zahlen werden immer besser. Anfangs wurden wir belächelt, die Kreislaufwirtschaft war eine Vision. Mittlerweile gelten solche Bioraffinerie-Konzepte als zukunftsweisend. Uta Neubauer
?
13
Nachrichten aus der Wirtschaft BRAIN übernimmt Anti-Bitter Patent- und Gebrauchsmusterportfolio von BASF
Sanofi und die Fraunhofer-Gesellschaft gründen Exzellenzzentrum für Naturstoffforschung Suche nach neuen Wirkstoffen für Antibiotika
Zwingenberg – Die BRAIN AG hat von ihrem langjährigen Kooperationspartner BASF SE ein Patentportfolio übernommen, das im Zuge einer dreijährigen FuE-Kooperation erarbeitet wurde. Das Portfolio umfasst in vier Patentfamilien sowohl Verwendungs- und Verfahrenspatente als auch die dazugehörigen Gebrauchsmuster von Stoffen, die den bitteren Beigeschmack von Lebensmitteln reduzieren. Im Rahmen der Kooperation wurden auf Basis hoch komplexer zellulärer Testsysteme des Technologieunternehmens BRAIN in einem breit angesetzten Screening-Programm neuartige biologisch aktive und geschmacksmodulierende Substanzen identifiziert. Die als Bittergeschmacks-Modulatoren wirkenden Azofarbstoffe und Fettsäureester binden an Bitter-Rezeptoren, die auf der Oberfläche von Geschmackszellen exponiert werden und für die Vermittlung des ungewünschten Nebengeschmacks verantwortlich sind. Mit der umfassenden Charakterisierung dieser Substanzen sowie der Entwicklung und Anmeldung von Gebrauchsmustern wurde die Basis zur Produktoptimierung bzw. Produktinnovation und für eine industrielle Verwendung in verschiedenen Zielindustrien geschaffen. n
www.brain-biotech.de
Frankfurt – Sanofi und die Fraunhofer-Gesellschaft gründen ein Zentrum für Naturstoffforschung, um die Entdeckung und Entwicklung neuer Therapien von Infektionskrankheiten voranzutreiben. Sanofi und das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME werden in Frankfurt gemeinsam daran arbeiten, natürlich vorkommende chemische und biologische Substanzen zu erforschen und zu optimieren Das wohl bekannteste Antibiotikum, das aus Naturstoffen entwickelt wurde, ist Penicillin. Die Herangehensweise, bei der Wirkstoffsuche von Naturstoffen auszugehen, ist aber auch für andere Indikationen von Interesse: Diabetes, Schmerzforschung oder seltene Krankheiten sind weitere Therapiegebiete, bei denen von Naturstoffen abgeleitete Substanzen eine wichtige Rolle bei Prävention und Behandlung spielen können. n n
Pilzkulturen aus der Sanofi-Naturstoffsammlung in Petrischalen (Foto: Sanofi)
www.ime.fraunhofer.de www.sanofi.de
HUMAN erwirbt LABiTec Wiesbaden – Die HUMAN Gesellschaft für Biochemica und Diagnostica GmbH hat sämtliche Gesellschaftsanteile der LABiTec, LAbor BioMedical Technologies GmbH, Ahrensburg, übernommen. Mit diesem Schritt stärkt HUMAN ihre technologische Kompetenz zur Eigenentwicklung und -produktion von labordiagnostischen Analysesystemen im Bereich der Gerinnung und erweitert das Produktangebot um einen vollautomatischen Koagulationsanalyzer. LABiTec wird als eigenständiges Unternehmen am Standort Ahrensburg erhalten bleiben und im Weltmarkt weiterhin als LABiTec präsent sein. Ralph Neuberger, Geschäftsführer der HUMAN, kommentierte den Neuerwerb: „Wir freuen uns, LABiTec in unserer Gruppe begrüßen zu dürfen. Der ausgezeichnete Ruf der Marke LABiTec, technologisch überlegene Produkte und die hohe Entwicklungskompetenz sind wichtige Stützpfeiler, mit denen wir unsere internationale Marktposition gemeinsam weiter ausbauen können." n
www.human.de
Neue globale Initiative will Versorgung von Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom verbessern Darmstadt – Merck Serono, die biopharmazeutische Sparte von Merck, hat die Gründung des globalen Oncology Partnership and Education Network (OPEN) bekannt gegeben. Diese globale von Merck Serono unterstützte Initiative setzt sich aus fachbereichsübergreifenden Interessensvertretern, die an der Bewältigung von Krebserkrankungen beteiligt sind, zusammen, um zur Verbesserung der Patientenversorgung beizutragen. Mit seiner anfänglichen Fokussierung auf das metastasierte Kolorektalkarzinom (mCRC) will das OPEN-Netzwerk auf die wichtige Rolle der Biomarker-Testung für die personalisierte Therapie bei mCRC aufmerksam machen. „Biomarker ermöglichen Onkologen, für ihre Patienten mit mCRC von Anfang an personalisierte, klinisch nachgewiesene Behandlungspläne aufzustellen und so deren Chancen auf Verlängerung des Gesamtüberlebens zu verbessern”, erklärte Professor Fortunato Ciardiello von der Seconda Università di Napoli in Italien, der Vorsitzende des Lenkungsausschusses von OPEN. n
www.merck.de
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
19
Frankfurter Unternehmen bio.logis stellt sich neu auf
Briten kaufen Activaero für 130 Millionen Euro
Holding-Struktur mit drei Geschäftsbereichen sowie dem
Gemünden – Für 130 Millionen Euro hat das britische Pharmaunternehmen Vectura die Activaero GmbH gekauft. Activaero ist auf die Behandlung von Atemwegserkrankungen spezialisiert. Eine selbst entwickelte Inhalationstechnologie ermöglicht es, Medikamente gezielt in bestimmte Bereiche der Lunge zu verabreichen. Das Unternehmen entwickelt nicht nur spezielle Inhalationstechnologien, sondern hat auch eigene Wirkstoffe gegen Atemwegserkrankungen in der Pipeline. Die Briten wollen mit der Übernahme nach eigenen Angaben ihr Profil als Spezialist für Atemwegserkrankungen schärfen.
„bio.logis Zentrum für Humangenetik“ als eigenständige Facharztambulanz Frankfurt – bio.logis bündelt seine Kompetenzen zukünftig in drei Geschäftsbereichen: bio.logis Genomic Healthcare übernimmt als Holding die Aufgabe der operativen Steuerung und das Management der beiden bio.logis Tochterunternehmen. bio.logis Genetic Information Management ist verantwortlich für das IT-basierte Management und die Aufbereitung von Genotypisierungsdaten für die ärztliche Befundung und medizinische Nutzung. bio.logis Medical Services ist Dienstleister für humangenetische Laboranalysen und Auftragsstudien. Darüber hinaus wird das bio.logis Zentrum für Humangenetik als eigenständige und wirtschaftlich unabhängige Facharztambulanz weitergeführt. Geschäftsführer der neuen Organisationen sind Professorin Daniela Steinberger, Fachärztin für Humangenetik, sie übernimmt die medizinische Leitung und DiplomMathematiker Martin Korbmacher, zuständig für die technische Leitung und Finanzen. n
www.bio.logis.de
BRAIN AG als industrieller Allianzpartner in deutsch-französischem Forschungsprogramm „EcoMetals“ Zwingenberg – Die BRAIN AG engagiert sich als Allianzpartner in dem auf drei Jahre angelegten deutsch-französischen Forschungsprogramm „EcoMetals“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 4,2 Millionen Euro gefördert wird. In dem Forschungsprogramm „EcoMetals“ werden gemeinschaftlich innovative, nachhaltige Wege zur Gewinnung von Kupfer und anderen Wertmetallen aus vornehmlich europäischen primären und sekundären Rohstoffquellen bis zur Anwendungsreife entwickelt. Biohydrometallurgische Methoden, das heißt die Herauslösung von Metallen aus der Gesteinsmatrix mit Hilfe von Mikroorganismen (Biolaugung), sowie die selektive Abtrennung der gelösten Metalle durch Biosorption oder Biomineralisierung haben sich als vielversprechende Optionen in der Behandlung komplexer Rohstoffe erwiesen. BRAIN unterstützt das Programm mit Forschungsarbeiten unter Verwendung ihrer mikrobiologischen Stammsammlung, um neue Konzepte der Biolaugung in die Anwendung zu überführen. n
20
www.brain-biotech.de
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Activaero hat seinen Hauptsitz im hessischen Gemünden, die Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist im Münchener Vorort Gauting angesiedelt. Gerhard Scheuch hatte 1998 die Inamed GmbH als Ausgründung aus dem Helmholtz Zentrum München aufgebaut, aus der 2005 wiederum Activaero ausgegliedert wurde. Scheuch kündigte an, nach der Übernahme nun weiter für Vectura arbeiten zu wollen. © biotechnologie.de/bk+pg n n
www.vectura.com www.activaero.de
STRATIPHARM gewinnt PerMediCon-Award für personalisierte Medizin Neuer Ansatz für mehr Arzneimittelsicherheit im Apotheken- und Praxisalltag überzeugt Jury Pfungstadt – Die humatrix AG wurde für ihr neu eingeführtes pharmakogenetisches Konzept Stratipharm, eine datenbankbasierte Serviceplattform für Apotheker und Ärzte, mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. In der Datenbank wird das genetische Profil eines Kunden (ca. 100 pharmakogenetisch relevante Variationen in über 30 Genen) mittels einer einmalig durchgeführten Laboranalyse hinterlegt und steht jederzeit für Wirkstoffprüfungen zur Verfügung. Die Datenbank enthält zu allen möglichen genetischen Konstellationen und den davon betroffenen Wirkstoffen Hinweistexte, Empfehlungen und Warnungen. Durch Scannen einer PZN oder Eingabe eines Wirkstoffnamens startet die Prüfung und das System generiert Information, wie der gewählte Wirkstoff bei dem entsprechenden Kunden anzuwenden ist. In Absprache mit dem behandelnden Arzt können Wirkstoff- bzw. Dosierungsempfehlungen an den individuellen Arzneistoffwechsel des Patienten angepasst und eine optimale Versorgung mit der für ihn wirksamsten und verträglichsten Medikation garantiert werden. n
www.humatrix.de
Preisverleihung (von links): Dr. Anna C. Eichhorn (humatrix AG), Dr. Christian Glasmacher (Koelnmesse), Dr. Christina Kyzirakos (Universität Tübingen) und Dr. Ralf Herwig (Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik) (Foto: Koelnmesse GmbH)
14
Nachrichten aus der Wissenschaft Neuentdeckung im Zellkern Marburger Zellforscher erhält Binder Innovationspreis Marburg – Professor Robert Grosse hat auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zellbiologie e.V. in Regensburg den Binder Innovationspreis erhalten. Ausgezeichnet wurde die Entdeckung eines neuartigen signalregulierten nukleären Aktin-Zellskeletts. Bereits letztes Jahr hatte Grosses Arbeitsgruppe am Pharmakologischen Institut der Philipps-Universität zu der neuentdeckten Funktion von Proteinen im Zellkern eine Publikation im Magazin „Science“ vorgelegt. Der Innovationspreis wird von der Tuttlinger Firma Binder gestiftet und von der Deutschen Gesellschaft für Zellbiologie e.V. verliehen. Er ist mit EUR 4.000 dotiert und wurde erstmals 1998 ausgeschrieben. Der Preis wird für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Zellbiologie vergeben, die Zellkulturen betreffen oder nutzen. Die Auswahl des Preisträgers erfolgt durch eine unabhängige Gutachter-Jury der Deutschen Gesellschaft für Zellbiologie. n
www.uni-marburg.de
Chronische Schmerzen: neue Medikamente gesucht EU-Projekt testet neue Hypothesen zur Schmerzentstehung und Toleranzentwicklung Frankfurt – „Neue und innovative Schmerzmedikamente werden dringend benötigt“, weiß Professor Jörn Lötsch vom Institut für Klinische Pharmakologie der Goethe-Universität. Im Forschungsprojekt „GLORIA“ forscht er dazu zusammen mit internationalen Kollegen. Das Interesse der Forscher richtet sich auf die Rolle der Gliazellen. „Unsere Haupthypothese ist, dass Entzündungen der Nervenzellen und die damit verbundene Aktivierung der Gliazellen eine wichtige Rolle bei chronischen Schmerzzuständen spielen“, so Lötsch. Im Projekt „GLORIA“ wollen Lötsch und seine Kollegen unter anderem auch genetische und epigenetische Faktoren untersuchen, die das Opioidsystem, ein Hauptsystem der körpereigenen Schmerzunterdrückung und Ort der Wirkung von Opioidanalgetika, an seiner Schnittstelle zur den Gliazellen betreffen. Die Forscher wollen Patientengruppen identifizieren, denen ursächlich am Schmerzempfinden beteiligte genetische Marker gemeinsam sind. Damit wollen sie die Grundlagen zur Entwicklung innovativer klinisch-pharmakologischer Therapieansätze legen, die es künftig erlauben werden, chronischen Schmerz individuell und wirksam zu behandeln. n
Xenotransplantation – keine Vermehrung endogener Retroviren des Schweins in menschlicher Zellkultur Langen – Bei der Transplantation von Organen anderer Spezies auf Menschen (Xenotransplantation) besteht die Gefahr, dass endogene Retroviren, die im Genom der Spendertiere verankert sind, in Form vermehrungsfähiger Viruspartikel übertragen werden und Infektionen hervorrufen können. So sind die bei Schweinen vorkommenden endogenen Retroviren (PERV, „porcine endogenous retroviruses“) eng verwandt mit Retroviren, die bei Mäusen, Katzen oder Gibbonaffen Leukämien und Immundefizienzerkrankungen auslösen können. Daher wurde vermutet, dass PERV nach Übertragung auf den Menschen diese Krankheiten ebenfalls auslösen könnten. Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts konnten nun nachweisen, dass PERV zwar unter bestimmten Umständen in menschliche Blutzellen eindringen, sich dort aber nicht vermehren können. In Verbindung mit Screening-Methoden soll das Risiko einer PERVÜbertragung durch das Xenotransplantat minimiert werden. n
Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme eines porzinen endogenen Retrovirus (PERV). grün: Zytoplasma der infizierten Zelle; pink: sog. Clathrinummantelte Vertiefung; gelb: Viruspartikel; rot: Viruskern; blau: Erbsubstanz des Virus. (Quelle: Dr. Klaus Boller, PEI)
www.pei.de
1,3 Millionen Euro für acht Forschungsprojekte Marburg und Gießen – Über insgesamt 1,3 Millionen Euro können sich Marburger und Gießener Mediziner freuen, die bei der jüngsten Förderrunde der von Behring-Röntgen-Stiftung erfolgreich waren. Insgesamt werden acht große Forschungsprojekte unterstützt, von denen fünf in Marburg und drei in Gießen koordiniert werden. Die Ziele der ausgewählten Projekte reichen von der Erforschung neuer Behandlungsmöglichkeiten von Lungen- und Gefäßerkrankungen bis zur verbesserten Diagnose und Therapie von Tumorerkrankungen. Neben einem Lehrprojekt, das das Interesse junger Studierender an einer wissenschaftlichen Tätigkeit in der Urologie und Andrologie fördern soll, wird von der von Behring-Röntgen-Stiftung erstmals auch ein Forschungsprojekt in der Zahnheilkunde unterstützt. n
www.br-stiftung.de
www.uni-frankfurt.de
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
21
Produktion von Bioethanol aus Abfällen beschleunigt
Molekulare Verbindung zwischen Entzündungsvorgängen und Tumorwachstum entdeckt
Frankfurt – Hefen schmeckt der hochwertige Zucker Glucose besser als die aus Pflanzenresten gewonnene Xylose. Deshalb vergären sie den Abfallzucker erst dann zu Bioethanol, wenn es keine Glukose mehr gibt. Das verlängert die Produktionszeiten und verursacht höhere Kosten. Frankfurter Forschern um Professor Eckhard Boles ist es nun gelungen, dieses Problem zu umgehen: Sie konnten ein Glucosetransportsystem in der Zellmembran der Hefen in ein spezifisches Xylosetransportsystem umwandeln. Verändert man die Hefen so, dass sie beide Transportsysteme besitzen, können sie in Zukunft beide Zucker, Glucose und Xylose, gleichzeitig und damit deutlich schneller zu Bioethanol umsetzen.
Gießen – Eine unkontrollierte Zellteilung ist eines der wichtigsten Merkmale von Tumoren. Verantwortlich hierfür ist eine gesteigerte Aktivität von intrazellulären Faktoren: Zellzyklusfaktoren kontrollieren als molekulare Schalter den Eintritt von ruhenden Zellen in den sogenannten Zellzyklus – den Kreislauf von Zellteilung zu Zellteilung. Dass diese Moleküle darüber hinaus auch eine Funktion im Zellkern übernehmen, zeigten jetzt Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen in Zusammenarbeit mit Forschern der Medizinischen Hochschule Hannover und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig.
In Biokraftstoffe der zweiten Generation werden große Hoffnungen gesetzt, da sie aus Abfallstoffen gewonnen werden und ihre Herstellung mehr Treibhausgase einspart, als dies bei Biokraftstoffen der Fall ist, die aus Nahrungs- oder Futtermitteln hergestellt werden. Bisher standen aber technische und finanzielle Gründe der Produktion dieser Abfallkraftstoffe entgegen. n
Professorin Katja Becker koordiniert internationales DFGSchwerpunktprogramm zur regulatorischen Funktion von Oxidantien Gießen – Ein Jahr nach der Entscheidung der DFG, unter Federführung der Justus-Liebig-Universität Gießen ein Schwerpunktprogramm zur Erforschung der Signalwirkung von Oxidantien einzurichten, stehen die Fördersummen für die 28 Einzelprojekte in Deutschland, den USA und den Niederlanden fest. Die JLU erhält knapp 1,5 Millionen Euro, davon 1,08 Millionen Euro für die Koordination des Programms und 450.000 Euro für wissenschaftliche Arbeiten. „Wir erforschen fundamentale zelluläre Prozesse, die für das Überleben tierischer und pflanzlicher Zellen, aber auch für Krankheitserreger relevant sind“, erklärt Becker. „Die Ergebnisse vertiefen unser Verständnis zellulärer Regulationsmechanismen und können bei der Entwicklung neuer Medikamente gegen Krebs- oder Infektionserkrankungen, aber beispielsweise auch in der Biotechnologie zur Anwendung kommen.“ Im Gießener Teil des Schwerpunktprogramms werden vor allem die Protein-Thiol-Schalter in Malaria-Parasiten und Krebszellen untersucht, um langfristig neue Möglichkeiten der Therapie zu eröffnen.
22
n
www.uni-giesen.de
www.uni-frankfurt.de
1,5 Millionen Euro für Zellforschung an der Universität Gießen
n
Die Wissenschaftler entdeckten, dass der Zellzyklusfaktor CDK6 die Aktivität jener Gene steigert, die eine entscheidende Rolle bei Entzündungsvorgängen spielen. Neue, zurzeit in der klinischen Testphase befindliche Wirkstoffe gegen CDK6 könnten nicht nur das Tumorwachstum begrenzen, sondern zugleich das Entzündungsgeschehen im Tumor vermindern.
www.uni-giessen.de
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
Mit maßgeschneiderter Immuntherapie Gelenkrheuma heilen Professor Harald Burkhardt, Fraunhofer- Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME, ist einer der Preisträger der sechsten Auswahlrunde von GO-Bio Frankfurt – Bei der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis (RA) wird in der Regel das aus den Fugen geratene Immunsystem unspezifisch gedämpft. Das führt zwar häufig zu einem günstigeren Krankheitsverlauf, doch eine dauerhafte Linderung oder gar eine Heilung sind eher die Ausnahme. Burkhardt und sein Team machen sich daran, eine personalisierte, nachhaltig wirksame und dazu noch gut verträgliche Therapie für die RA zu entwickeln. Die Forscher verfolgen den Ansatz einer auf den jeweiligen Patienten zugeschnittenen Immuntherapie, mit der die Überreaktionen des Immunsystems gebändigt werden sollen. Unter dem Arbeitstitel „aidCure“ ist in der ersten GO-Bio-Phase geplant, Proteinkomplexe, bestehend aus MHC-Klasse II- und Gelenkknorpel-Molekülen, biotechnologisch herzustellen. Die Idee: Diese Proteinmoleküle helfen dabei, das Immunsystem zu mehr Selbsttoleranz zu erziehen und die irrtümlich als Eindringling eingestuften körpereigenen Gelenkstrukturen werden wieder in Ruhe gelassen. n
www.bmbf.de
FAX 0611 / 95017-8620
>
Einfach kopieren oder ausschneiden und per FAX senden an: Hessen Trade & Invest GmbH • Aktionslinie Hessen-Biotech
BESTELLUNG
Beratung und Service: Wir interessieren uns für Informationen zu folgenden Themen und bitten um Kontaktaufnahme:
Hessen-Biotech NEWS:
Projektförderung Bitte schicken Sie mir die zukünftigen Ausgaben der Hessen-Biotech NEWS (kostenlos). per Post
per E-Mail (pdf-Datei)
Publikationen der Aktionslinie Hessen-Biotech:
Beratung zu europäischen Förderprogrammen Möglichkeiten zur Beteiligung an Messe-Gemeinschaftsständen
Ansprechpartner
Bitte senden Sie mir die Broschüre (kostenlos): „Hessen - Your Gateway to the Diagnostics Market in Europe“ „Nanomedizin – Innovationspotenziale in Hessen“ „Biotechnologie-Standort Hessen: Facts & Figures“
Firma/Institution
Straße
PLZ/Ort
„Medizintechnik in Hessen“ „Raum für Innovation – Biotechnologiestandort Hessen“
Telefon
„Personalisierte Medizin in Hessen“ „Chemical Parks in Hessen“
!
.........................................................................................................................................
15
Biotech im Alltag
Bioökonomie im Auto
© Eisenhans | Fotolia.com
Winterreifen aus Löwenzahn, Sitze aus Bioplastik und Benzin aus Biomasse – das Auto bietet viele Möglichkeiten für den Einsatz von biobasierten Erzeugnissen. Die Maya formten Gummibälle aus dem Saft des Kautschuk-Baumes, lange bevor dieser im 18. Jahrhundert als Material für technische Dinge, zum Beispiel für Autoreifen, genutzt wurde. Im Zuge der industriellen Entwicklung stieg die Nachfrage stetig an, es kam zu Preisschwankungen und Lieferengpässen. Schon früh gab es daher Bestrebungen, Alternativen zum Naturkautschuk zu finden. Anfang des 20. Jahrhunderts gelang es Friedrich Hofmann, reines Isopren, die technische Bezeichnung von Kautschuk, herzustellen. Da die synthetische Herstellung von Kunstgummi auf der Nutzung von Erdöl basiert und der Bestand an Kautschuk-Bäumen nicht die Nachfrage deckt, gilt es jetzt wieder, Alternativen zu finden und zu
erforschen, etwa den Russischen Löwenzahn. Eine ausgewachsene Pflanze liefert zwar nur rund einen Milliliter Milchsaft, der Löwenzahn wächst jedoch sehr schnell und lässt mehrere Ernten im Jahr zu. Ähnlich wie bei der Weiterentwicklung von Löwenzahn-Gummi, der derzeit noch teurer als das Material aus dem KautschukBaum ist, besteht bei der Entwicklung und Nutzung biobasierter Treibstoffe noch Potenzial. Neuen Technologien zur Verarbeitung von Biomasse kommt hier eine entscheidende Rolle zu, um Biokraftstoffe nachhaltig und ohne Nutzungskonkurrenzen herzustellen. Derzeitige Ansätze bestehen in der Verarbeitung von Reststoffen oder in der Produktion auf langfristig frei gewordenen Flächen, ohne negative Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung und die Artenvielfalt. Bereits im Auto verbaut werden Bauteile aus Biokunststoffen. Neben strapazierfähigen Sitzbezügen und Fußmatten werden etwa Motorenabdeckungen, die zu 70 Prozent aus einem besonders widerstandsfähigen und hitzebeständigen Biokunststoff bestehen, eingesetzt.
Hessen-Biotech NEWS 2/2014
23
Veranstaltungen/Termine
12. Juni 2014
Wiesbaden
Beratungstag „Hessen ModellProjekte – Förderung angewandter F&E-Projekte“
n
www.innovationsfoerderung-hessen.de
23. – 26. Juni 2014
San Diego, USA
BIO International Convention
n
http://convention.bio.org
25. Juni 2014
Frankfurt
Neue Potenziale für die Nanotechnologie in der Medizin – regenerative Medizin
n
www.hessen-nanotech.de
14. August 2014
Wiesbaden
Beratungstag „Hessen ModellProjekte – Förderung angewandter F&E-Projekte“
n
www.innovationsfoerderung-hessen.de
9. September 2014
Frankfurt
Die Aktionslinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahme des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Jens Krüger Kaiser-Friedrich-Ring 75 D-65185 Wiesbaden Tel.: 0611 / 815-2493, Fax: 0611 / 815-492493 E-Mail: jens.krueger@hmwvl.de Internet: www.wirtschaft.hessen.de Projektträger ist die Hessen Trade & Invest GmbH Dr. Detlef Terzenbach (Projektleiter), Lena Haupt Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Tel.: 0611 / 95017-8610, Fax: 0611 / 95017-58610 E-Mail: lena.haupt@htai.de Internet: www.hessen-biotech.de | www.htai.de
Impressum Herausgeber Aktionslinie Hessen-Biotech Hessen Trade & Invest GmbH Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden
Jahrestagung House of Pharma & Healthcare
n
Redaktion Lena Haupt, Hessen Trade & Invest GmbH
www.convent.de/pharma
9. Oktober 2014
Wiesbaden
Beratungstag „Hessen ModellProjekte – Förderung angewandter F&E-Projekte“
n
www.innovationsfoerderung-hessen.de
3. – 5. November 2014
Düsseldorf
Hessischer Gemeinschaftsstand auf der MEDICA
n
www.hessen-biotech.de, www.medica.de
20. November 2014
Saarbrücken
PharmaForum
n
Druck Werbedruck GmbH Horst Schreckhase, Spangenberg Erscheinungsweise 3-mal pro Jahr (kostenlos)
www.ebdgroup.com/bioeurope
12. – 15. November 2014
Fotos © FotografiaBasica | iStockphoto.com (Titel)
Frankfurt
BIO-Europe 2014
n
Gestaltung Piva & Piva, Studio für visuelles Design, Darmstadt
Auflage 3.300 Exemplare Newsletter-Abonnement www.hessen-biotech.de Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.
www.pharmaforum-sw.de Die Aktionslinie Hessen-Biotech wird kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union.
24
Hessen-Biotech NEWS 2/2014