Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wi

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Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft Modul 2: Chancen und Risiken f端r den Mittelstand in Hessen

Dr. Claus Bauer PD Dr. Johannes Harsche Kathrin Ramsauer

Report Nr. 851 Wiesbaden 2013


Eine Veröffentlichung der

HA Hessen Agentur GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet

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Folke Mühlhölzer (Vorsitzender), Dr. Rainer Waldschmidt

Florian Rentsch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

Die vorliegende Studie wurde mitfinanziert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft Modul 2: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Inhalt

Seite

1

Hintergrund, Ziel und Aufbau der Untersuchung

1

2

Konzeption der Unternehmensbefragung und Struktur der Befragungsteilnehmer

4

3

Energiewende: Informationsstand und Begriffsverständnis

8

4

Energiekosten und Energieversorgung

12

4.1

Energiekosten

12

4.2

Maßnahmen der Unternehmen hinsichtlich der Energieversorgung

15

5

6

7

Chancen und Risiken aus einzelwirtschaftlicher Sicht

18

5.1

Chancen und Risiken: Was überwiegt?

18

5.2

Chancen mit Fokus auf Wachstum und neue Geschäftsfelder

20

5.3

Risiken

26

Chance Energiesparen und Energieeffizienz

32

6.1

Stellenwert des Themas bei den Unternehmen

32

6.2

Energiesparpotenziale

36

6.3

Energiesparmaßnahmen der Unternehmen

39

6.4

Energiesparhemmnisse

43

Chancen und Risiken im gesamtwirtschaftlichen Kontext 7.1

7.2 8

49

Gesamtwirtschaftliche Gesichtspunkte und spezielle Mittelstandsaspekte

49

Gesamteinschätzung der Auswirkungen der Energiewende

54

Zusammenfassung

58

Tabellenverzeichnis

61

Abbildungsverzeichnis

62

Literaturverzeichnis

64


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Anhang:

67

Ausgewählte wirtschaftspolitische Förderinstrumente

69

Zu Methodik und Konzeption der Untersuchung

74


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

1

Hintergrund, Ziel und Aufbau der Untersuchung

Im Jahr 2010 hat die Bundesregierung ein Energiekonzept1 beschlossen, das die wichtigsten Ziele der deutschen Energie- und Klimapolitik für die nächsten Jahrzehnte definiert. Dieses Konzept impliziert einen tiefgreifenden Umbau des gesamten Energiesystems weg von den fossilen Energieträgern (Öl, Erdgas und Kohle) sowie der Kernenergie hin zu Erneuerbaren Energien (Biomasse, Windkraft, Sonnenenergie, Geothermie, Wasserkraft), wobei auch die Steigerung der Energieeffizienz ein zentrales Element darstellt. Auf die Reaktorkatastrophe in Japan im März 2011 reagierend, hat die Regierung einen deutlich schnelleren Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen als ursprünglich in ihrem Konzept vorgesehen: Bereits im Jahr 2022 sollen die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen, die beiden Reaktoren Biblis A und B in Hessen sind bereits stillgelegt. Um auch in Hessen die notwendigen Weichen für die Energiewende zu stellen, hat Ministerpräsident Bouffier im April 2011 den Hessischen Energiegipfel ins Leben gerufen. Der Abschlussbericht2 aus dem November 2011 ist zu folgenden Zielen als Basis der zukünftigen hessischen Energiepolitik gekommen: Deckung des Endenergieverbrauchs in Hessen (Strom und Wärme) möglichst zu 100 % aus Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050, Steigerung der Energieeffizienz und Realisierung deutlicher Energieeinsparungen, Ausbau der Energieinfrastruktur zur Sicherstellung der jederzeitigen Verfügbarkeit – „so dezentral wie möglich und so zentral wie nötig“ sowie Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz der energiepolitisch notwendigen Schritte in der Zukunft. Darüber hinaus werden im Abschlussbericht hessenspezifische Potenziale beim Ausbau der einzelnen Erneuerbaren Energieformen im Strombereich formuliert – jeweils getrennt für Biomasse, Windkraft, Photovoltaik, Geothermie und Wasserkraft – sowie eine Vielzahl von Maßnahmenvorschlägen zur Erreichung der vier o.g. Ziele gemacht. Wichtiger Bestandteil des Umsetzungskonzeptes ist das Hessische Energiezukunftsgesetz, das im November 2012 in Kraft getreten ist.

1 2

Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2010). Vgl. Hessische Staatskanzlei (Hrsg.) (2011).

1


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Die Energiewende, die von Bundesumweltminister Altmaier als „die größte wirtschaftspolitische Aufgabe seit dem Wiederaufbau und die größte umweltpolitische Herausforderung überhaupt“3 bezeichnet wird, wird auch Auswirkungen auf die hessische Wirtschaft haben. Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung hat deshalb die Hessen Agentur mit einem Forschungsprojekt zu den Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft beauftragt: Das erste Modul stellt Basisdaten zur Energieversorgung und -verbrauch in Hessen bereit und widmet sich der theoretischen Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte.4 In der vorliegenden Studie – das zweite Modul des Projektes – werden Einschätzungen zur Energiewende aus der Sicht der Unternehmen des hessischen Mittelstands dargestellt. Grundlage der Untersuchung ist eine breit angelegte Primärerhebung bei hessischen mittelständischen Unternehmen, die im August/September 2012 stattgefunden hat. Die Studie stellt somit ein Meinungsbild der befragten Unternehmen zu diesem Zeitpunkt dar, d.h. zu einem Zeitpunkt, an dem die öffentliche Diskussion insbesondere um die EEG-Umlage – Erhöhung zum 01.01.2013 um rund 50 % –, aber auch um die Energiekostenbelastung der Unternehmen insgesamt sowie um die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Energiewende noch keineswegs die derzeitige Intensität hatte. Speziell mit den Strategien großer, energieintensiver Unternehmen im Rahmen der Energiewende befasst sich das dritte Modul.5 Die vorliegende Studie gliedert sich wie folgt: Im sich anschließenden Kapitel 2 wird kurz die Konzeption der schriftlichen Unternehmensbefragung vorgestellt sowie ein Überblick über die befragten mittelständischen Unternehmen – mit dem Schwerpunkt auf der größensowie branchenmäßigen Struktur – gegeben. In Kapitel 3 wird auf das Begriffsverständnis der Energiewende aus der Sicht der befragten Mittelständler eingegangen und aufgezeigt, inwieweit sich die Unternehmen mit der Thematik der Energiewende bereits beschäftigt haben.

3 4 5

2

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2012), S. 8. Vgl. van den Busch, U., Gauler, A., Harsche, J. (2012). Vgl. van den Busch, U. (2013).


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Die Energiekosten der Unternehmen und die Ausgestaltung der Energieversorgung sind Gegenstand des Kapitels 4. Verbinden die befragten Mittelständler mit der Energiewende eher Chancen oder eher Risiken für ihr Unternehmen? Oder rechnen sie möglicherweise mit überhaupt keinen Auswirkungen? In welchen Bereichen werden Chancen bzw. Risiken gesehen? Und: Fallen die Antworten je nach Wirtschaftszweig oder Größe des Unternehmens unterschiedlich aus? Diese Fragestellungen werden in Kapitel 5 untersucht. Ein zentrales Element der Energiewende, nämlich ein effizienterer Einsatz der Energie, um den Energieverbrauch zu reduzieren, ist das Thema des Kapitels 6. Die Bandbreite der untersuchten Fragestellungen reicht vom Stellenwert, den die Mittelständler der Energieeffizienz beimessen, über Energiesparmaßnahmen im Unternehmen bis hin zu möglichen Hemmnissen, die einer stärkeren Ausschöpfung effizienzsteigernder Potenziale entgegen stehen. Im Mittelpunkt des Kapitels 7 stehen die Chancen und Risiken, die die befragten Unternehmen im gesamtwirtschaftlichen Kontext sehen – so z.B. die Rolle der Energiewende als Innovationstreiber. Zudem wird eine Gesamteinschätzung der Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen aus der Sicht des hessischen Mittelstands vorgestellt. Eine Zusammenfassung – unter Berücksichtigung der von den Unternehmen an die Adresse der Landespolitik gemachten Anregungen und Vorschläge zur Energiewende – stellt das abschließende Kapitel 8 dar. Im Anhang befinden sich zum einen eine komprimierte Darstellung ausgewählter Fördermaßnahmen im Kontext der Energiewende und zum anderen eine ausführliche Erläuterung der Methodik und Konzeption der schriftlichen Befragung.

3


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

2

Konzeption der Unternehmensbefragung und Struktur der Befragungsteilnehmer

Die vorliegende Studie widmet sich dem hessischen Mittelstand. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde im August/September 2012 eine breit angelegte schriftliche Primärerhebung bei hessischen mittelständischen Unternehmen durchgeführt. Die wesentlichen Charakteristika und Befragungsinhalte dieser Unternehmensbefragung sind in der Tabelle 1 aufgeführt. Eine ausführliche Darstellung der Methodik und der Konzeption, aus der ergänzende Hinweise zur Interpretation der Ergebnisse hervorgehen, befindet sich im Anhang. Tabelle 1: Kurzcharakterisierung der schriftlichen Unternehmensbefragung Befragte Unternehmen

Mittelständische Unternehmen aus Hessen (in Anlehnung an die EU-Definition mit mindestens 5 und maximal 249 Beschäftigten, maximal 50 Millionen Euro Jahresumsatz)

Branchen

Breit angelegte Befragung (Ausnahme: Primärer Sektor und Gesundheitswesen)

Befragungsumfang

5.400 Unternehmen

Befragungszeitraum

August/September 2012

Rücklauf

1.050 Fragebögen (1.027 verwertbare Fragebögen)

Rücklaufquote

19 %

Befragungsaspekte

Energiewende: Verständnis / Informationsstand Energiekosten und Energieversorgung Chancen und Risiken für Unternehmen (insgesamt / einzelne Felder) Energieeffizienz / Energieeinsparung im Unternehmen (u.a. implementierte/geplante Maßnahmen, Hemmnisse) Energiewende: Gesamtwirtschaftliche Perspektive, spezielle Mittelstandsaspekte Energiewende: Anregungen / Vorschläge an die Politik

Besondere Erwähnung verdient die niedrige Abschneidegrenze von fünf Beschäftigten, die die vorliegende Befragung von zahlreichen anderen Untersuchungen abhebt, welche zumeist eine deutlich höhere Abschneidegrenze verwenden – und deshalb einen beträchtlichen Teil des Mittelstands nicht berücksichtigen. Der hessische Mittelstand stellt nicht nur einen zentralen, sondern auch einen sehr vielfältigen Teil der hessischen Wirtschaft dar. Zwei der wesentlichen Unterscheidungsmerkmale sind die Größe des Unternehmens und die Branche. Diese beiden Charakteristika werden in der weiteren Analyse zur Energiewende immer wieder als differenzierende Merkmale aufgegriffen, indem z.B. untersucht wird, welche Bran4


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chen besonders aktiv in Sachen Energieeinsparung sind oder ob ein Kleinstunternehmen mit fünf Beschäftigten andere Auswirkungen der Energiewende sieht als ein Mittelständler mit über 100 Beschäftigten. Ferner wird ggf. auf regionale Unterschiede – auf der Ebene der drei Regierungsbezirke Darmstadt, Gießen und Kassel – hingewiesen. Deshalb wird nachfolgend in aller Kürze die Struktur der befragten hessischen Mittelständler differenziert nach Größe und Branche vorgestellt.6 Abbildung 1: Befragte Unternehmen nach Umsatzgröße 70 Anteil an Gesamtzahl der Unternehmen 60

Anteil an Gesamtumsatz*

54

51

Anteil in %

50

37

40

40

30 20 10

10

9

0 bis 2 Millionen Euro

2 Millionen bis 10 Millionen

10 Millionen bis 50 Millionen

*Näherungsweise Berechnung unter der Annahme, dass die Klassenmitte dem arithmetischen Mittel entspricht. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Lediglich 9 % der Unternehmen sind der Klasse mit 10 bis 50 Millionen Euro Jahresumsatz zugehörig, wie aus Abbildung 1 hervorgeht. Diese Unternehmen vereinen die Hälfte des Umsatzes (51 %) aller Befragten auf sich – ein aus der Mittelstandsberichterstattung (vgl. zur Mittelstandsdefinition der Europäischen Kommission im Anhang) bekanntes Bild. Hingegen erwirtschaftet über die Hälfte (54 %) der befragten Unternehmen einen Umsatz von maximal 2 Millionen Euro und trägt damit insgesamt nur 10 % zum Gesamtumsatz des hessischen Mittelstands bei. Auch beim Blick auf die Beschäftigung (vgl. Abbildung 2) lässt sich eine Konzentration konstatieren, die jedoch geringer ausfällt: In 13 % der Unternehmen sind zwischen 50 und 249 Beschäftigte tätig, womit fast die Hälfte (47 %) der Beschäftigten des hessischen Mittelstands dort ihren Arbeitsplatz hat. Die größte Gruppe der Befragten (58 %) sind die Unternehmen zwischen 10 und 49 Beschäftigten. 6

Es handelt sich hierbei um die gewichtete Struktur (vgl. die methodischen Erläuterungen im Anhang).

5


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Abbildung 2: Befragte Unternehmen nach Beschäftigtengröße 70

60

Anteil in %

50

Anteil an Gesamtzahl der Unternehmen Anteil an Gesamtzahl der Beschäftigten

58 47

46

40

30

29

20 10

13 7

0 weniger als 10 Beschäftigte

10 bis 49 Beschäftigte

50 bis 249 Beschäftigte

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Aus der Kombination des Umsatz- und des Beschäftigungskriteriums resultieren die drei bekannten Unternehmensgrößen des Mittelstands: Kleinstunternehmen, kleine Unternehmen und mittlere Unternehmen (vgl. Abbildung 3). Kleine Unternehmen stellen mit 58 % den mit Abstand größten Teil der Befragungsteilnehmer. Die Gruppe der Kleinstunternehmen vereint 25 % der Befragten auf sich, bei 17 % handelt es sich um mittlere Unternehmen. Abbildung 3: Befragte Unternehmen nach Unternehmensgröße

Mittlere Unternehmen 17 %

Kleinstunternehmen 25 %

Kleine Unternehmen 58 %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

6


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Abbildung 4 zeigt die Aufteilung nach Branchen und vier Wirtschaftszweigen (Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Handel, Dienstleistungen ohne Handel). Abbildung 4: Befragte Unternehmen nach Wirtschaftszweigen und Branchen

Sonstige 2% Verarbeitendes Gewerbe 22 %

Dienstleistungen (ohne Handel) 36 %

Baugewerbe 17 % Handel 23 %

Verarbeitendes Gewerbe Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff Metallgewerbe Maschinenbau, Fahrzeugbau Elektrotechnik Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Bauhauptgewerbe Ausbaugewerbe Handel Handelsvermittlung, Großhandel Einzelhandel Dienstleistungen (ohne Handel) Gastgewerbe Verkehr und Lagerei EDV/IT, Telekommunikation, Verlage Rechts- u. Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung Unternehmensberatung, Marktforschung, Werbung Architektur- und Ingenieurbüros, technische, chemische und physikalische Untersuchung (nachfolgend abgekürzt Ingenieurbüros) Sonstige Dienstleistungen Sonstige

3% 5% 3% 4% 7% 9% 8% 9% 14 % 4% 6% 5% 4% 6% 4% 7% 2%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Von den Unternehmen entfallen 59 % auf den Dienstleistungssektor, davon sind 23 % Handelsunternehmen (14 % Einzelhandel, 9 % Großhandel und Handelsvermittlung). Weitere 22 % sind dem Verarbeitenden Gewerbe zuzuordnen, wobei das Metallgewerbe (5 %) die größte Branche ist. 17 % zählen zum Baugewerbe – jeweils etwa hälftig zu Ausbau- und zu Bauhauptgewerbe. Unter dem Begriff „Sonstige“ werden Unternehmen der Energie- und Wasserversorgung, des Bergbaus, der Verarbeitung von Steinen und Erden sowie Unternehmen, deren Angaben keine eindeutige Zuordnung erlauben, subsumiert. Da diese Restgruppe von untergeordneter Bedeutung ist und sich zudem einer Interpretation weitgehend entzieht, wird sie bei den nach Wirtschaftszweigen bzw. Branchen differenzierten Untersuchungen nicht berücksichtigt.

7


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

3

Energiewende: Informationsstand und Begriffsverständnis

Bei der Energiewende handelt es sich um ein vergleichsweise junges und zudem sehr langfristig angelegtes Vorhaben. Es kann deshalb nicht davon ausgegangen werden, dass sich bereits alle hessischen Mittelständler hinreichend informiert und mit den möglichen Konsequenzen der Energiewende für ihr Unternehmen auseinandergesetzt haben. Doch wie ist der Informationsstand im hessischen Mittelstand? Und – damit im Zusammenhang stehend – welches Verständnis des Begriffs „Energiewende“ haben die befragten Unternehmen? Hieraus lassen sich auch bereits erste Hinweise auf das Ausmaß der Betroffenheit ableiten – im positiven wie im negativen Sinne. Denn es ist naheliegend anzunehmen, dass Unternehmen, die von den Auswirkungen der Energiewende tangiert sind, sich umfassender informieren sowie frühzeitiger und intensiver mit der Thematik beschäftigen als die übrigen Unternehmen. Und ohne ausreichende Informationen können schwerlich die Chancen der Energiewende wahrgenommen bzw. die Risiken minimiert werden. Abbildung 5: Informationsstand

Begriff bekannt, nur geringe Kenntnisse 8%

Auswirkungen waren bzw. sind Thema 39 %

Ziele bekannt, mit Auswirkungen noch nicht befasst 53 %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

„Die Energiewende ist mir zwar ein Begriff – ich weiß darüber jedoch nur wenig.“ – auf 8 % der befragten mittelständischen Unternehmer und Unternehmerinnen in Hessen trifft diese Aussage nach eigener Einschätzung zu (vgl. Abbildung 5). Dieser Wert ist weitestgehend unabhängig von der Größe des Unternehmens. Gut die Hälfte (53 %) der Unternehmen gibt an, die Energiewende und deren Ziele zu kennen, d.h. über einen höheren Informationsstand als die erstgenannten Unternehmen zu verfügen. Mit den möglichen Auswirkungen der Energiewende auf das eigene

8


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Unternehmen haben sich allerdings auch diese Mittelständler bis jetzt nicht befasst, wobei der Anteil mit steigender Unternehmensgröße deutlich zurückgeht: Trifft dies für 59 % der Kleinstunternehmen zu, so sinkt der Wert bei den kleinen Unternehmen auf 52 % und fällt bei den mittleren Unternehmen weiter auf 47 %. Zusammengefasst haben sich damit 61 % der Mittelständler zum Befragungszeitpunkt noch nicht mit den eventuellen Folgen der Energiewende für ihr Unternehmen beschäftigt.7 Für 39 % der befragten hessischen Mittelständler (Kleinstunternehmen: 33 %, kleine Unternehmen: 40 %, mittlere Unternehmen: 47 %) ist die Energiewende mit ihren Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit hingegen aktuell ein Thema im Unternehmen bzw. man hat sich bereits damit auseinandergesetzt. Nicht nur hinsichtlich der Unternehmensgröße, sondern auch differenziert nach Wirtschaftszweigen bestehen beachtliche Unterschiede (vgl. Abbildung 6): Während im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe für jeweils knapp die Hälfte (49 % bzw. 47 %) der Mittelständler die Energiewende ein Thema ist, fallen die entsprechenden Werte beim Handel (35 %) und im Dienstleistungssektor (ohne Handel) mit 33 % klar niedriger aus. In allen vier Sektoren geben weniger als 10 % der befragten Unternehmen an, dass ihnen der Begriff der Energiewende zwar bekannt ist, sie darüber hinaus jedoch nur über geringe Kenntnisse verfügen. Das Verarbeitende Gewerbe beinhaltet mit „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ den (energieintensiven) Bereich der Wirtschaft, in dem sich anteilig die meisten hessischen Mittelständler – und zwar 68 % – aktuell mit den Auswirkungen der Energiewende befassen oder dies bereits getan haben. Im Gegensatz dazu ist dieser Anteil im Dienstleistungssegment „Unternehmensberatung, Marktforschung und Werbung“ mit 28 % am geringsten. Exakt dem Durchschnittswert für den Mittelstand insgesamt entspricht das Antwortverhalten im Bauhauptgewerbe (39 %), das sich damit deutlich vom Ausbaugewerbe (56 %) abhebt.

7

Wie aus weiter unten vorgestellten Befragungsergebnissen hervorgeht (vgl. insbesondere Kapitel 6), werden bzw. wurden von einem Teil dieser Unternehmen allerdings Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz durchgeführt. Zwar hat mit der Energiewende auch das Ziel der Energieeffizienz neue Aufmerksamkeit erfahren, aber Energiesparen gab es selbstverständlich schon vor der Energiewende. Dementsprechend werden derartige Schritte und die zugehörigen vorgeschalteten Überlegungen zum Teil von den Unternehmen nicht im Kontext der Energiewende gesehen.

9


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Abbildung 6: Informationsstand nach Wirtschaftszweigen 100

Anteil der Unternehmen in %

80

49

35

33

57

59

47

60

40 43

47

7

6 Baugewerbe

20

0

Verarbeitendes Gewerbe

8

8

Handel

Dienstleistungen (ohne Handel)

Auswirkungen waren bzw. sind Thema Ziele bekannt, mit Auswirkungen noch nicht befasst Begriff bekannt, nur geringe Kenntnisse

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Da jedes Unternehmen bzw. jede Geschäftsführung eine individuelle Sicht der Dinge hat, rücken ggf. jeweils andere Aspekte in den Vordergrund, d.h. es besteht kein einheitliches Verständnis des Begriffs „Energiewende“. Darauf weisen die in Abbildung 7 dargestellten Antworten der hessischen Mittelständler auf die Frage „Wenn Sie an die Energiewende denken, woran denken Sie vor allem?“ hin. Zur Auswahl standen mit dem Atomausstieg, dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und dem Energieeinsparen / Energieeffizienz drei wesentliche Antwortmöglichkeiten. Mit einem Anteil von 51 % wurden die Erneuerbaren Energien an die erste Stelle gewählt. 45 % der befragten Mittelständler denken bei der Energiewende vor allem an das Energiesparen bzw. an einen effizienten Energieeinsatz. 36 % schließlich verbinden mit der Energiewende in erster Linie das Ende der Kernkraft in Deutschland.

10


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Abbildung 7: Begriffsverständnis

Ausbau Erneuerbarer Energien

51

Energieeinsparung / Energieeffizienz

45

Atomausstieg

36

0 Mehrfachnennungen möglich

10

20

30

40

50

60

Anteil der Unternehmen in %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Die Unterschiede fallen nochmals stärker aus, wenn der unterschiedliche Informationsstand einbezogen wird. So rückt bei denjenigen Unternehmen, die sich bereits mit den möglichen Auswirkungen der Energiewende beschäftigt haben, die Energieeffizienz (noch) stärker in den Mittelpunkt, denn der entsprechende Wert liegt hier mit 56 % über dem Durchschnitt. Oder anders herum formuliert: Je geringer der Informationsstand, desto weniger wird mit der Energiewende das Einsparen von Energie assoziiert.

11


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

4

Energiekosten und Energieversorgung

4.1

Energiekosten

Welche Bedeutung kommt den Energiekosten im hessischen Mittelstand zu? Und: Wie hat sich der „Kostenblock Energie“ in Relation zu den Kosten der Unternehmen insgesamt entwickelt? Abbildung 8 stellt den von den Unternehmen genannten Anteil der Energiekosten8 an ihren Gesamtkosten dar. Abbildung 8: Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten "25 % und mehr" 2%

weiß nicht

4%

"10 bis unter 25 %" 9%

"unter 2 %" 37 %

"5 bis unter 10 %" 17 %

"2 bis unter 5 %" 31 %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Für 37 % der hessischen Mittelständler liegt dieser unter 2 % und wird von knapp einem weiteren Drittel (31 %) mit einem Wert zwischen 2 und weniger als 5 % beziffert. 17 % der Befragten sehen die Energiekosten in ihrem Unternehmen bereits bei 5 bis unter 10 % der Kosten insgesamt. Bei dieser Größenordnung dürften selbst verhaltene Kostensteigerungen bei den Unternehmen bereits ins Gewicht gefallen. Dies trifft in besonderem Maße für die 11 % der Befragten zu, die den Energiekostenanteil auf mindestens 10 % schätzen, wovon einige wenige Unternehmen (2 %) sogar einen Wert von 25 % und mehr angeben.

8

12

Da bei der Energiewende Strom und Wärme im Zentrum stehen, sind Kraftstoffe (z.B. Benzin und Diesel) bzw. Kraftstoffkosten nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Würden diese in die Betrachtung einbezogen, läge der durchschnittliche Energiekostenanteil naturgemäß höher.


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Nach Wirtschaftszweigen differenzierte Informationen über die von Unternehmen zu Unternehmen stark variierenden Energiekostenanteile – und damit weitere Aufschlüsse über die Betroffenheit von Preissteigerungen im Energiebereich – gibt die Abbildung 9. Der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten ist im Verarbeitenden Gewerbe eindeutig am größten: 18 % der Befragten geben einen Kostenanteil von mindestens 10 % an und auch die Kategorien „5 bis unter 10 %“ sowie „2 bis unter 5 %“ sind überdurchschnittlich stark ausgeprägt. Zugleich ist der Anteil derer, die keine Vorstellung über die Bedeutung der Energiekosten für die Kostenstruktur ihres Unternehmens haben, im Verarbeitenden Gewerbe mit 2 % am geringsten im Vergleich der vier aufgeführten Wirtschaftszweige. Abbildung 9: Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten – Blick auf die Wirtschaftszweige 2 3

Anteil der Unternehmen in %

100

15

80

4 1 7

4 1 8

6 1 9

12

16

16 23 33

60

26 34

40

36

44

20

46 34

22 0

Verarbeitendes Gewerbe unter 2%

2 bis unter 5%

Baugewerbe 5 bis unter 10%

Handel 10 bis unter 25%

Dienstleistungen (ohne Handel) 25 % und mehr

weiß nicht

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Doch auch im Verarbeitenden Gewerbe erreicht bei 22 % der Befragten der Energiekostenanteil keine 2 % – im Baugewerbe oder im Dienstleistungsbereich (ohne Handel) sind es mit 44 bzw. 46 % allerdings doppelt so viele. Aber auch der Dienstleistungssektor besteht nicht nur aus Büroberufen, sondern dort gibt es ebenfalls Mittelständler, bei denen ein beträchtlicher Teil der Gesamtkosten auf die Kosten für Energie entfällt: So z.B. bei Wäschereien, im IT-Sektor (Betrieb und Kühlung von Computerservern) oder im Handel und in der Logistik (Kühlung verderblicher Ware).

13


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Abbildung 10: Entwicklung des Energiekostenanteils in den letzten Jahren

weiß nicht gefallen 5 % 4%

in etwa gleich geblieben 29 %

gestiegen 62 %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Bei der überwiegenden Anzahl der hessischen Mittelständler hat der Kostenfaktor Energie an Bedeutung zugenommen (vgl. Abbildung 10). Befragt, wie sich der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten ihrer Einschätzung nach in den letzten Jahren tendenziell entwickelt hat, antworten 62 % der Befragungsteilnehmer mit „gestiegen“. D.h. die Ausgaben für Energie sind stärker als die übrigen Kosten gestiegen. Demgegenüber kann nur eine Minderheit (4 %) auf einen gefallenen Anteil verweisen. 29 % der Unternehmen können weder einen positiven noch einen negativen Trend feststellen und 5 % sehen sich nicht in der Lage, eine Angabe hierzu zu machen. Ob Kleinstunternehmen, kleines Unternehmen oder mittleres Unternehmen – überall muss sich deutlich mehr als die Hälfte den Herausforderungen eines mehr oder weniger stark gestiegenen Energiekostenanteils stellen. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Anteil dieser Unternehmen mit 71 % am höchsten, im Dienstleistungsbereich (ohne Handel) mit 56 % am niedrigsten. Hier findet sich mit den Ingenieurbüros auch die einzige Branche, in der weniger als die Hälfte (41 %) von einem gestiegenen Kostenanteil sprechen. Die umfangreiche Expertise dieses Segmentes der Wirtschaft hinsichtlich der Energieeffizienz wird sicherlich auch zum Eigennutzen einsetzt.

14


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4.2

Maßnahmen der Unternehmen hinsichtlich der Energieversorgung

Im Anbetracht der für die meisten Mittelständler steigenden Energiekosten und vor dem Hintergrund der Ziele der Energiewende stellt sich die Frage, was die hessischen Unternehmen im Hinblick auf eine kostengünstige und ressourcenschonende Energieversorgung machen. Abbildung 11 gibt hierüber Auskunft. Abbildung 11: Maßnahmen im Hinblick auf die Energieversorgung

Energieeinsparung / Energieeffizienz

46

Neue Energieversorger

45

29

Eigene Energieversorgungskapazitäten

27

17

22

Maßnahmen erfolgt / implementiert Maßnahmen beabsichtigt

Langfristige Verträge

20 0

16 20

Mehrfachnennungen möglich

40

60

80

100

Anteil der Unternehmen in %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Ganz oben auf der Rangliste steht das Thema Energieeinsparung und Energieeffizienz: Insgesamt 91 % der Unternehmen bemühen sich, die Frage der Energieversorgung sozusagen ursachenadäquat anzupacken, indem sie am Energieverbrauch ansetzen. Oder um einen Befragungsteilnehmer zu zitieren: „Sparen, sparen und nochmals sparen! Was ich einspare, muss ich nicht einkaufen.“ Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz bzw. Änderungen im Nutzungsverhalten, um Energie einzusparen und somit letztlich weniger Energie beziehen zu müssen, sind entweder bereits erfolgt (46 %) oder beabsichtigt (45 %). Energieeinsparung und -effizienz sind eine wesentliche Voraussetzung zum Gelingen der Energiewende und zugleich ein wichtiges Handlungsfeld der Unternehmen. Deshalb wird dieses Thema nochmals ausführlich in einem separaten Kapitel (Kapitel 6) behandelt. Was so mancher Privathaushalt bereits in jährlichem Turnus praktiziert – nämlich die Suche nach einem neuen Energieversorger – ist auch im hessischen Mittelstand ein Thema, wie die Befragungsergebnisse zeigen: 29 % der Unternehmen haben sich einen neuen Lieferanten für ihre Energie gesucht, wobei es in der Re-

15


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

gel um Strom, Gas oder Heizöl gehen dürfte. Weitere 27 % beabsichtigen, sich nach Alternativen zu ihren derzeitigen Energielieferanten umzusehen. Je größer das Unternehmen, desto tendenziell aufgeschlossener steht man einem Wechsel gegenüber. Unterdurchschnittlich ausgeprägt ist die Wechselstimmung im Baugewerbe, wo lediglich 14 % der Unternehmen bereits aktiv geworden sind. Ein Teil der hessischen Mittelständler setzt auf die Schaffung eigener Kapazitäten zur Energieerzeugung: So haben 17 % der befragten Unternehmen nach eigenen Angaben bereits in die Eigenerzeugung investiert, und weitere 22 % tragen sich mit dem Gedanken, diesbezüglich Maßnahmen zu ergreifen. Ziel ist es, zumindest einen Teil des Energiebedarfs des Unternehmens selbst zu decken (z.B. um Lastspitzen zu glätten) bzw. – z.B. im Falle einer netzgekoppelten Photovoltaikanlage – Strom in das öffentliche Netz einzuspeisen. Früher eine Domäne großer Industrieunternehmen, stellt die Strom- oder Wärmeerzeugung aufgrund des technischen Fortschritts etwa bei der Nutzung von Sonnenenergie und Erdwärme oder der Entwicklung von kompakten Blockheizkraftwerken mittlerweile auch für den Mittelstand eine Option dar. Es sind allerdings auch innerhalb des Mittelstands eher die größeren Unternehmen, die diese Chance wahrnehmen und häufiger über die entsprechenden Voraussetzungen – etwa im Vergleich zum kleinen Einzelhändler in angemieteten Verkaufsräumen – verfügen. Was die Absichten für die Zukunft betrifft, sind die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes besonders engagiert: 30 % der Befragten möchten in die eigene Energieversorgung investieren. Abzuwarten bleibt, inwieweit diese Planungen letztlich realisiert werden. Dies gilt erst recht vor dem Hintergrund der intensiven Diskussionen über eine Reform des EEG-Gesetzes. Wenngleich das Umweltbewusstsein und der Wunsch nach einer gewissen Autarkie ebenfalls Gründe für den Aufbau eigener Energieversorgungskapazitäten sein können, darf doch der Aspekt der Rentabilität einer solchen Investition nicht unterschätzt werden. Und diese steht im Kontext der staatlichen Förderung. Die Bereitschaft, einen neuen Energieversorger zu suchen und Verträge mit langer Laufzeit abzuschließen, sind nicht als Widerspruch zu sehen: Ist ein neuer Versorger gefunden, so sind die Unternehmen daran interessiert, sich die günstigeren Konditionen nicht nur kurzfristig zu sichern. Je größer der Kostenblock Energie im Unternehmen ausfällt, desto mehr kommt der Preisstabilität eine wichtige Rolle zu. In größeren Abständen kann dann ggf. wieder gewechselt werden – und es können aufgrund der vergleichsweise großen Abnahmemenge vielleicht erneut Sonderkonditionen für einen gewissen Zeitraum ausgehandelt werden. Dementsprechend liegt im Verarbeitenden Gewerbe der Anteil der Unternehmen, die angeben, dass sie längerfristige Verträge abgeschlossen haben, mit 33 % auch deutlich über dem Durchschnitt von 20 %. 16


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Zahlreiche Unternehmen sind auch in mehreren der genannten Handlungsfelder aktiv, um eine kostengünstige und ressourcenschonende Energieversorgung für ihr Unternehmen zu gewährleisten. Lediglich eine Minderheit von 10 % der Befragten gibt an, weder Maßnahmen durchgeführt zu haben noch solche zu beabsichtigen. Den Zielen der Energiewende entsprechend, soll der Anteil der Erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden. Wie viele hessische Mittelständler beziehen bereits heute so genannten Ökostrom? Nach den Angaben der befragten Unternehmen trifft dies für 28 % zu (vgl. Abbildung 12). Und deren Zahl wird voraussichtlich noch ansteigen: Weitere 25 % planen, zukünftig Strom aus Erneuerbaren Energien zu beziehen. Ob es sich um Kleinstunternehmen, kleine Unternehmen oder mittlere Unternehmen handelt, spielt dabei keine Rolle. Die Betrachtung nach Branchen zeigt hingegen eine gewisse Bandbreite auf, die vom Handel (35 % Ökostrombezieher) bis zum Baugewerbe (21 %) reicht. Der Trend hin zum Ökostrom ist nicht etwa eine spezifisch hessische Entwicklung, sondern wird mit Verweis auf die Geschäftsentwicklung großer Ökostromanbieter für Deutschland insgesamt konstatiert. 9 Abbildung 12: Bezieht Ihr Unternehmen Strom aus Erneuerbaren Energien („Ökostrom“)?

ja 28 %

nein, und auch nicht geplant 47 %

nein, aber geplant 25 %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Zu beachten ist allerdings, dass der Begriff „Ökostrom“ nicht geschützt ist. Der Reinheitsgrad des Ökostroms ist somit sehr unterschiedlich und es existiert eine Vielfalt an Gütesiegeln, Standards und Labels zur Zertifizierung des jeweiligen Ökostromangebots. Nicht jeder Bezieher von Ökostrom trägt damit letztlich zum Ausbau der regenerativen Energien bei – dies gilt für den Mittelstand ebenso wie für Privathaushalte.

9

Vgl. Rat für nachhaltige Entwicklung (Hrsg.).

17


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

5

Chancen und Risiken aus einzelwirtschaftlicher Sicht

5.1

Chancen und Risiken: Was überwiegt?

Mit der Belastung durch steigende Energiekosten, die zumindest zum Teil auf die Erhöhung staatlicher Abgaben zur Finanzierung der Energiewende bzw. der Erneuerbaren Energien zurückzuführen sind, wurde ein Risiko für die Unternehmen bereits thematisiert. Auch wurde mit dem effizienten Einsatz der Energie bereits ein Themenkomplex angesprochen, der für die hessischen Mittelständler Möglichkeiten bietet, Energieverbrauch und Energiekosten zu reduzieren. Bevor im weiteren Verlauf auf einzelne Chancen und Risiken genauer eingegangen wird, soll zunächst folgende Frage beantwortet werden: Wie sehen die befragten Mittelständler die Auswirkungen der Energiewende für ihr Unternehmen (vgl. Abbildung 13), d.h. überwiegt für sie das Positive oder das Negative? Abbildung 13: Verbinden Sie mit der Energiewende eher Chancen oder eher Risiken für Ihr Unternehmen?

Mittelstand insgesamt

21

Kleinstunternehmen

22

Kleine Unternehmen

22

Mittlere Unternehmen

16

Verarbeitendes Gewerbe

17

Baugewerbe

25

19

25

38

20

34

Dienstleistungen (ohne Handel)

20 0

16

19

21

17

9

40

60

Chancen und Risiken halten sich in etwa die Waage

weder Chancen noch Risiken

16

7

12

9 12

32

eher Risiken

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

7

22

eher Chancen

keine Aussage möglich

21

23 25

20

11

26

30

9

29

24

12

22

19

40

Handel

18

23

7 80

100

Anteil der Unternehmen in %


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Bereits auf den ersten Blick lässt sich für den Mittelstand insgesamt (der oberste Balken) ein recht ausgewogenes Bild erkennen – vier in etwa gleich große Gruppen sowie ein kleinerer Teil (9 %), dem keine Aussage möglich ist. Zugleich wird jedoch auch deutlich, dass die Einschätzungen sowohl je nach Unternehmensgröße (die drei mittleren Balken) als auch von Wirtschaftszweig zu Wirtschaftszweig (die vier unteren Balken) deutlich voneinander abweichen. Doch zunächst zum Mittelstand insgesamt: 21 % der hessischen Mittelständler verbinden mit der Energiewende eher Chancen für ihr Geschäft. Etwas mehr Befragte (25 %) sind dagegen der Ansicht, die Energiewende ist eher mit Risiken für ihr Unternehmen verbunden. Damit bezieht nur knapp die Hälfte (46 %) der Befragungsteilnehmer in positiver oder negativer Hinsicht Stellung zu den Auswirkungen der Energiewende. Dementsprechend äußern sich im Gegenzug insgesamt 54 % der hessischen Mittelständler mehr oder weniger neutral. 23 % sehen sowohl Licht als auch Schatten, sind insgesamt gesehen jedoch der Ansicht, dass sich Chancen und Risiken in etwa die Waage halten. Weitere 22 % der Mittelständler können in der Energiewende weder Chancen noch Risiken für das eigene Unternehmen erkennen – ihrer Ansicht nach betrifft sie die Energiewende nicht. Hinzu kommen die bereits erwähnten 9 % („keine Aussage möglich“), worunter erwartungsgemäß viele der Unternehmen mit geringen Kenntnissen über die Energiewende zu finden sind. Befragt nach den Auswirkungen der Energiewende auf ihr Unternehmen, sind damit im hessischen Mittelstand weder Optimisten noch Pessimisten in der Mehrheit, sondern jene Unternehmerinnen und Unternehmer, die der Energiewende weitgehend indifferent gegenüberstehen. Dieser Anteil umfasst bei den Kleinstunternehmen 59 %, bei den kleinen Unternehmen 53 % und bei den mittleren Unternehmen 46 %. Im Gegenzug liegt der Anteil der Befragten, die eher Risiken für das Unternehmen sehen, bei den mittleren Unternehmen (38 %) klar höher als bei den kleinen Unternehmen (24 %) und den Kleinstunternehmen (19 %). Erheblich fallen auch die Unterschiede von Wirtschaftszweig zu Wirtschaftszweig aus. Zuerst zu den Chancen: Hier sticht das Baugewerbe klar hervor, in dem 40 % der Mittelständler in der Energiewende eher positive Aspekte für ihr Unternehmen sehen. Innerhalb des Baugewerbes trifft dies insbesondere auf das Ausbaugewerbe zu (51 %) – der höchste Wert aller untersuchten Branchen –, während sich das Bauhauptgewerbe (29 %) zwar immer noch überdurchschnittlich positiv, aber doch deutlich zurückhaltender äußert. Im Dienstleistungsbereich (ohne Handel) mit 20 %, im Verarbeitenden Gewerbe (17 %) und im Handel (12%) verbinden erheblich weniger Befragte mit der Energiewende eher Chancen für ihr Unternehmen. Bei den Dienstleistungen sind es die Ingenieurbüros (46 %) und der Bereich „Unternehmensberatung, Marktforschung, Werbung“ (35 %), wo überdurchschnittlich viele 19


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Mittelständler auf positive Auswirkungen der Energiewende setzen. Insgesamt gesehen ähnelt das Stimmungsbild im Dienstleistungsbereich (ohne Handel) stark dem des Mittelstands insgesamt: Es werden in etwa gleich häufig eher Chancen wie eher Risiken gesehen und der Anteil indifferenter Unternehmen ist ähnlich hoch. Was die Risiken angelangt, so wird die Energiewende überdurchschnittlich oft im Verarbeitenden Gewerbe (34 %) und im Handel (30 %) eher mit Risiken für das eigene Unternehmen in Verbindung gebracht. Innerhalb des Handels ist der heimische Einzelhandel (32 %) etwas skeptischer gestimmt als Großhandel und Handelsvermittlung (26 %). Im Verarbeitenden Gewerbe sind es vor allem die Mittelständler im Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“, von denen 46 % eher Risiken sehen – aber auch im Metallgewerbe (37 %) und im sonstigen Verarbeitenden Gewerbe (35 %) liegen die Werte über dem Durchschnitt. Vergleichsweise wenig pessimistisch zeigen sich die Unternehmen des Maschinen- und Fahrzeugbaus und der Elektrotechnik (jeweils 25 %). Ein gewichtiger Erklärungsansatz für diese Unterschiede ist zweifellos der je nach Unternehmen unterschiedlich hohe Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten. So rechnen von den Mittelständlern, deren Energiekostenanteil unter 2 % liegt, 14 % eher mit Risiken aufgrund der Energiewende. Dieser Wert nimmt mit steigender Bedeutung der Energie in der Kostenstruktur des Unternehmens zu – bis auf 40 % bei Unternehmen mit einem Energiekostenanteil von 10 % und mehr. Und im Verarbeitenden Gewerbe fällt der Energiekostenanteil wie bereits gezeigt überdurchschnittlich hoch aus. Sicherlich gibt es noch weitere Ursachen für die unterschiedlichen Einschätzungen der Auswirkungen der Energiewende für das Unternehmen. Zumal sich umgekehrt mit geringen Energiekosten nicht automatisch eine positive Beurteilung („eher Chancen“) erklären lässt. Deshalb werden nachfolgend genauer ausgewählte Chancen und Risiken der Energiewende aus der Sicht der mittelständischen Unternehmen in Hessen thematisiert. 5.2

Chancen mit Fokus auf Wachstum und neue Geschäftsfelder

Mit der Energiewende werden keineswegs nur Ziele des Umwelt- und speziell des Klimaschutzes verbunden, sondern es wird auch auf die vielfältigen Wachstumschancen verwiesen, die sich eröffnen. Gegenstand der nachfolgenden Ausführungen sind deshalb Wachstumschancen und neue Geschäftsfelder durch die Energiewende. Zu beachten ist, dass die Unternehmen, die in Kapitel 5.1 „weder Chancen noch Risiken“ angegeben haben, in der vertieften Untersuchung von Chancen in diesem Kapitel 5.2 und im Kapitel 5.3 (Risiken) nicht berücksichtigt sind.

20


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Die Frage „Sehen Sie durch die Energiewende Chancen für Ihr Unternehmen im Hinblick auf Wachstum oder neue Geschäftsfelder?“ wird von gut einem Viertel (27 %) der befragten Mittelständler bejaht (vgl. Abbildung 14). Abbildung 14: Chancen – Wachstum oder neue Geschäftsfelder?

ja 27 %

nein 73 %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Wo machen diese 27 % ihre Chancen aus? Etwa im Wachstum der Erneuerbaren Energien, d.h. bei der Energieerzeugung, oder möglicherweise beim Verbraucher, indem dort neue Geschäftsfelder im Bereich der Energieeffizienz erschlossen werden? Und mit welchen Produkten oder Dienstleistungen des Unternehmens profitieren sie möglicherweise bereits heute von der Energiewende oder sind optimistisch, dass dies zukünftig der Fall sein wird? Die folgende Tabelle 2 gibt erste Antworten auf diese Fragen. Insgesamt wurden von den gut 200 Unternehmen knapp 500 Nennungen abgegeben, d.h. im Durchschnitt sind diese hessischen Mittelständler nicht nur in einem Bereich engagiert bzw. planen dort Aktivitäten.

21


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Tabelle 2: Chancen – Wachstum und neue Geschäftsfelder nach Bereichen Effiziente Energienutzung / Energieeinsparung

Energieerzeugung

Energieverteilung

Energiespeicherung

Anteil der Unternehmen in % Wachstum in bereits bearbeiteten Geschäftsfeldern

61

41

23

18

neue Geschäftsfelder

28

26

15

21

Mehrfachnennungen möglich Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

61 % der Unternehmen, die die Frage nach Wachstumschancen oder neuen Geschäftsfeldern bejaht haben, erwarten von der Energiewende expansive Impulse für ihre bereits bestehende Geschäftstätigkeit im Bereich der effizienten Energienutzung bzw. der Energieeinsparung. 28 % sehen gute Chancen, sich in diesem Segment neue Geschäftsfelder zu erschließen und damit ihr Angebot auszuweiten oder ganz neu in das Geschäft mit der Energieeffizienz einzusteigen. Jedes sechste Unternehmen gibt an, in der Konsequenz voraussichtlich das Personal im Bereich der Energieeffizienz aufzustocken. Damit steht das Feld der Energieeffizienz an erster Stelle der vier untersuchten Segmente Energieeffizienz, -erzeugung, -verteilung und -speicherung. Mit 46 % entfällt fast die Hälfte der Nennungen im Bereich Energieeffizienz / Energiesparen auf das heimische Baugewerbe (vgl. linkes Diagramm in Abbildung 15), worunter das Ausbaugewerbe den wesentlichen Anteil auf sich vereint. Energieeffizientes Bauen und Sanieren sowie die Leistungen des Handwerks für die ganze Bandbreite moderner Gebäudetechnik sind hier die wesentlichen Felder. Es folgt das Verarbeitende Gewerbe (22 %), wo vor allem die Branchen Maschinenbau und Elektrotechnik zu nennen sind. Diese stellen nicht zuletzt die oben genannte Gebäudetechnik her oder sind Zulieferer von Teilen und Komponenten. Doch nicht nur im Produzierenden Sektor gibt es hessische Mittelständler, die zuversichtlich sind, durch ein verstärktes Engagement als Anbieter von Energieeffizienzlösungen von der Energiewende zu profitieren. Im Dienstleistungssektor (ohne Handel) – Anteil: 20 % – gilt dies insbesondere für Ingenieurbüros, die Ingenieurleistungen von der Planung bis zur Wartung erbringen. Aber auch Unternehmensberatungen und Werbeagenturen sehen durchaus Potenzial für ihre beratenden oder werbenden Dienstleistungen. Der Handel (12 %) schließlich verspricht sich vom Verkauf und Vertrieb energieeffizienter Produkte neuen Schwung für das Geschäft.

22


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Abbildung 15: Chancen – Wachstum und neue Geschäftsfelder im Bereich Energieeffizienz und Energieerzeugung nach Wirtschaftszweigen (Anteil der Nennungen in %) Energieeffizienz/Energieeinsparung

Dienstleistungen (ohne Handel) 20 %

Verarbeitendes Gewerbe 22 %

Energieerzeugung

Dienstleistungen (ohne Handel) 26 %

Handel 12 % Baugewerbe 46 %

Verarbeitendes Gewerbe 30 %

Handel 12 % Baugewerbe 32 %

Kategorien „Wachstum in bereits bearbeiteten Geschäftsfeldern“ u. „neue Geschäftsfelder“ zusammengefasst Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Tabelle 3 führt – stellvertretend für das gesamte Spektrum – einige Beispiele von Produkten und Dienstleistungen aus dem Angebot der hessischen Mittelständler an, mit denen diese Wachstumschancen wahrnehmen und neue Geschäftsfelder im Bereich der Energieeffizienz erschließen wollen. Tabelle 3: Chancen – Wachstum und neue Geschäftsfelder: Beispiele für Produkte und Dienstleistungen des hessischen Mittelstands aus dem Bereich Energieeffizienz und Energiesparen Verarbeitendes Gewerbe: Verbrauchsreduzierte Hydrauliksysteme Lösungen zur Verstromung von Abwärme Eingießteile für Fassadendämmsysteme Sensoren, die zur Optimierung von thermischen Prozessen erforderlich sind Isolierrolladen und intelligenter Sonnenschutz Stromsparende LED-Technik Steuerungselektronik zur Optimierung von Heizungsanlagen Isolier- und Dämmmaterialien Messgeräte zur Messung unterschiedlichster Energieverbräuche

23


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Baugewerbe: Einbau von Dreifachglasisolierfenstern Energieeinsparungsberatung und Umsetzung Optimierung bestehender Heizungsanlagen Energetische Sanierung von Dachflächen und Isolierung von Dachflächenfenstern Dämmung von Fassaden an Wohn- und Geschäftsgebäuden Einbau moderner Heizungen mit Brennwerttechnik Austausch alter Holzfenster durch hochgedämmte Aluminium- und Kunststofffenster Intelligente Gebäudeautomation aller Art Installation von Lüftungs- und Klimaanlagen mit Wärmerückgewinnung Dienstleistungen (einschließlich Handel): Durchführung von Seminar- und Studienprogrammen zur Energieeffizienz Großhandel mit Wärmedämmstoffen für Dach und Fassaden Reporting Lösungen für Kunden im Bereich Nachhaltigkeit Energieeffizienzanalysen und -beratungen für Haushalte, Gewerbe und Industrie Planung energieoptimierter Häuser Durchführung „grüner“ Veranstaltungen, Beratung zu Energiesparpotenzialen bei Veranstaltungen Verkauf möglichst energiesparender weißer Ware Software zur Heizungssteuerung über das Internet Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Nach der Energieeffizienz folgt an zweiter Stelle die Energieerzeugung (vgl. Tabelle 2): 41 % der Unternehmen, die die Frage nach Wachstumschancen oder neuen Geschäftsfeldern bejaht haben, sind optimistisch, durch die Energiewende mit ihrem in puncto Energieerzeugung bestehendem Angebotsportfolio zu profitieren. 26 % sehen die Möglichkeit, sich neue Geschäftsfelder in diesem Segment zu erschließen. Etwa jedes zehnte Unternehmen wird voraussichtlich seine Belegschaft in diesem Bereich verstärken. Im Gegensatz zur Energieeffizienz ist bei der Energieerzeugung das Baugewerbe nicht so dominierend: 32 % der Nennungen entfallen auf die Baubranche und 30 % auf das Verarbeitende Gewerbe (vgl. rechtes Diagramm in Abbildung 15). Innerhalb des Baus ist es wieder das Ausbaugewerbe, in dem die Unternehmen überdurchschnittlich oft Chancen sehen – von der Photovoltaikanlage bis zur modernsten Heiztechnik reicht hier das Leistungsspektrum der heimischen Mittelständler. Das Verarbeitende Gewerbe wiederum entwickelt und fertigt diese Produkte und liefert damit die wesentlichen technischen Voraussetzungen. Im Dienstleistungsbereich (ohne Handel) mit 26 % der Nennungen sind vor allem die Entwicklungsleistungen

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der Ingenieurbüros anzuführen, aber auch andere Anbieter erbringen z.B. Beratungsleistungen. Der Handel (12 %) verspricht sich Chancen im Groß- oder auch Einzelhandel mit Verkauf und Vertrieb entsprechender Produkte. Vereinzelt werden auch Potenziale gesehen, die man zumindest auf den ersten Blick nicht in Verbindung mit der Energiewende bringt: So erwarten zwei Mittelständler positive Impulse für ihr Geschäft im Bereich des Kohlekraftwerkbaus, da zur Kompensation der zukünftig wegfallenden Atomkraftwerke nach Überzeugung dieser Unternehmen neue, konventionelle Kraftwerke errichtet werden müssen. Einige Beispiele aus dem umfangreichen Angebotsspektrum des hessischen Mittelstands, mit denen die Unternehmen im Bereich der Energieerzeugung profitieren, enthält Tabelle 4. Tabelle 4: Chancen – Wachstum und neue Geschäftsfelder: Beispiele für Produkte und Dienstleistungen des hessischen Mittelstands aus dem Bereich Energieerzeugung Verarbeitendes Gewerbe: Maschinenelemente für Windkraftanlagen und für Wellen- und Gezeitenkraftwerke Unterkonstruktionen für Photovoltaikanlagen Displays für Windkraftanlagen Pellets, Briketts und Hackschnitzel Condition Monitoring Systeme an OffShore-Windanlagen Steuerungselektronik für Photovoltaik, Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke und Solarthermie Zulieferteile für Transformatoren von Windkraftanlagen Baugewerbe: Montage und Wartung von Photovoltaikanlagen Bauleistungen im Zusammenhang mit der Errichtung von Anlagen der Erneuerbaren Energien Einbau von Solarwärmeanlagen und Solarstromanlagen Errichtung von Blockheizkraftwerken aller Art Einbau von Pelletsheizungen Blitzschutz für Photovoltaik Von Planung bis Service alles rund um Wärmepumpen Gerüstbauarbeiten bei der Errichtung von Solaranlagen Dienstleistungen (einschließlich Handel): Planung von Anlagen aus dem Bereich Erneuerbare Energie Vertrieb von Blockheizkraftwerken Versicherung von Solar- und Windkraftparks, Biogas- und Photovoltaikanlagen Reinigung von Photovoltaikanlagen

25


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Handel mit Produkten Erneuerbarer Energien Planung von energieeffizienten Gebäuden Biomasseaufbereitung (z.B. Hackschnitzel) Vermarktungsunterstützung von Energieproduzenten und -vertreibern Beherbergung von Arbeitskräften, die Windkraftanlagen errichten und warten, Biogasanlagen bauen etc. Steuerberatung für Betreiber von Photovoltaik Technische Dokumentationen im Bereich Erneuerbare Energien Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Im Vergleich zur Energieeffizienz und zur Energieerzeugung sehen deutlich weniger der befragten Unternehmen in den Bereichen Energieverteilung und Energiespeicherung Chancen für ihr Geschäft (vgl. Tabelle 2) und lediglich vereinzelt soll die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich erhöht werden. Zudem wird nur in Einzelfällen einer der beiden Bereiche allein genannt, sondern sie fungieren offenbar vielmehr als Portfolioergänzung der wichtigeren Felder Energieeffizienz und Energieerzeugung. Auch werden von den Unternehmen nur wenige Beispiele für Produkte oder Dienstleistungen aus den Bereichen Energieverteilung und Energiespeicherung angeführt, wobei sich diese Ausnahmen im Wesentlichen auf Bauunternehmen, die Leistungen beim Netzausbau erbringen wollen, beziehen. 5.3

Risiken

Ein derart tiefgreifender Umbau des gesamten Energiesystems, wie ihn die Energiewende impliziert, eröffnet nicht nur Chancen, sondern birgt auch Risiken, die es zu minimieren gilt. In Kapitel 5.1 wurde u.a. bereits aufgezeigt, dass für 25 % der befragten Mittelständler die Risiken eher überwiegen. Doch welche Risiken sind es, die nach Ansicht der Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Energiewende für ihr Geschäft erwachsen? Abbildung 16 gibt hierüber Auskunft und Abbildung 17 führt ergänzend die Ergebnisse differenziert nach Wirtschaftszweigen an. Die Mittelständler, die mit der Energiewende „weder Chancen noch Risiken“ für ihr Unternehmen verbinden (vgl. Kapitel 5.1), finden in der vertieften Untersuchung der Risiken in diesem Kapitel 5.3 – entsprechend der Vorgehensweise bei der Diskussion der Chancen in Kapitel 5.2 – keine Berücksichtigung.

26


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Abbildung 16: Risiken

Anstieg der Energiepreise

89

Vorprodukte und Dienstleistungen werden teurer

52

Bürokratiekosten nehmen durch die vielen Regulierungen zu

40

erhöhte Schwankungen der Energiepreise

30

technischer Erneuerungsbedarf

28

Energieversorgung unsicherer / Energieunterbrechungen denkbar

28

Wettbewerbsfähigkeit leidet

25 0

Mehrfachnennungen möglich

25

50

75

100

Anteil der Unternehmen in %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

In der Rangliste der Risiken steht der Anstieg der Energiepreise mit Abstand an erster Stelle. Die überwältigende Mehrheit (89 %) derjenigen Unternehmen, die eines oder mehrere der in Abbildung 16 angeführten Risiken angekreuzt hat, assoziiert mit der Energiewende gestiegene Energiepreise bzw. die Erwartung weiterer Preiserhöhungen. Angesichts der Preisentwicklung beim Strom steht dieser bei den Überlegungen der Unternehmen im Zentrum. Zumal sich deren Erwartungen durchaus bewahrheitet haben, denn zum Jahreswechsel 2012/2013 war ein weiterer Preisschub beim Strom zu verzeichnen, weil die EEG-Umlage erneut erhöht wurde – und zwar um rund 50 %. Zusätzlich zur EEG-Umlage, die den Hauptteil der zu entrichtenden Steuern und Abgaben auf den Strompreis ausmacht, stehen noch die Stromsteuer, die Kraft-Wärme-Kopplungs-Umlage und die Netzentgeltumlage im Zusammenhang mit der Energiewende.10 Im Verarbeitenden Gewerbe liegt der Anteil der Unternehmen, die in den bereits hohen und voraussichtlich weiter steigenden Preisen eine Kostenbelastung und damit ein Risiko der Energiewende für die Unternehmensentwicklung sehen, mit 93 % nochmals höher. Im Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ gibt es sogar fast keinen hessischen Mittelständler, der nicht dieser Ansicht ist. Im Han-

10 Zum Befragungszeitraum im August und September 2012 existierte die so genannte Offshore-Haftungsumlage noch nicht, die mit der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes zum 01.01.2013 eingeführt wurde.

27


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

del und im Dienstleistungssektor (ohne Handel) sind die Einschätzungen mit 92 % bzw. 90 % dem Verarbeitenden Gewerbe vergleichbar. Nur das Baugewerbe (80 %) fällt etwas ab. Auch zahlreiche Mittelständler, bei denen der Energiekostenanteil in den letzten Jahren in etwa gleich geblieben ist (vgl. Abbildung 10), sehen in den Energiepreisen ein Risiko. Offenbar sind sie skeptisch, ob es auch zukünftig gelingt, den Kostenblock Energie im Griff zu behalten. Die hessischen Mittelständler richten ihren Blick in puncto Energiepreise allerdings nicht ausschließlich auf die staatlich verursachten Kostenkomponenten. So hinterfragt das eine oder andere Unternehmen die Kosten bzw. Preise hinsichtlich Stromerzeugung, -transport und -vertrieb und stellt damit z.B. die Frage, ob Preissenkungen auf der Seite der Erzeuger auch an den Endverbraucher weitergegeben werden. „Oligopol der Stromkonzerne aufbrechen“ und „Mehr Wettbewerb auf dem Energiemarkt ist dringend nötig!“ sind typische Äußerungen in diesem Kontext – obwohl durch die Liberalisierung des Marktes der Stromlieferant gewechselt werden kann und Wechsel zu anderen Anbietern auch durchgeführt werden. „Vorprodukte und Dienstleistungen werden teurer“ folgt mit erheblichem Abstand auf dem zweiten Rang der angegebenen Risiken. 52 % der Befragten verbinden mit der Energiewende nicht nur steigende Energiepreise, sondern sie gehen zudem davon aus, dass diese Preiserhöhungen von den Unternehmen zumindest zum Teil überwälzt werden können. Je weniger den Befragten diese Überwälzung auf ihre Kunden gelingt, und je besser dies den in der Wertschöpfungskette vorgelagerten Stufen gelingt, desto stärker stellen steigende Preise einen Risikofaktor für das jeweilige Unternehmen dar. Als ein Beispiel aus dem Verarbeitenden Gewerbe, wo der Anteil mit 60 % überdurchschnittlich ausfällt, können die hessischen Mittelständler der Kunststoff- und Gummiverarbeitenden Industrie gelten: Diese Unternehmen sehen sich auf der einen Seite großen Kunststoffherstellern aus der Chemischen Industrie gegenüber und sind auf der anderen Seite mit Großkunden z.B. aus der Automobilindustrie konfrontiert. Bei dieser Marktkonstellation dürften Preissteigerungen gegenüber den mittelständischen Unternehmen öfters durchgesetzt werden, als diesen ihrerseits die Überwälzung auf ihre Kunden gelingt. Entsprechend müssen die erhöhten Kosten häufiger unternehmensintern aufgefangen werden (z.B. durch Effizienzsteigerungen), was nicht zuletzt den Finanzierungsspielraum etwa für Investitionen verringert. 40 % der Befragten sehen durch die vielen Regulierungen im Kontext der Energiewende zunehmende Bürokratiekosten. Die Ergebnisse fallen im Verarbeitenden Gewerbe (46 %) und im Baugewerbe (50 %) – im Ausbaugewerbe liegt der Wert sogar bei 58 % – überdurchschnittlich hoch aus. Den Überblick über die relevanten Gesetze, Verordnungen, Vorschriften usw. zu behalten, ist zweifellos 28


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keine leichte Aufgabe, die vonseiten der Unternehmen Zeit erfordert und Kosten verursacht – zumal die Dynamik in diesem Bereich hoch ist. Manches Unternehmen wird auch in verbrauchslenkenden Regulierungen ein Risiko sehen. Abbildung 17: Risiken nach Wirtschaftszweigen 93 80

Anstieg der Energiepreise

92 90 60 51 53

Vorprodukte und Dienstleistungen werden teurer 46

46 50

Bürokratiekosten nehmen durch die vielen Regulierungen zu

33 35 30 32 28 31

erhöhte Schwankungen der Energiepreise

Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe

28

Handel

20

technischer Erneuerungsbedarf

Dienstleistungen (ohne Handel)

32

29 32 23

Energieversorgung unsicherer / Unterbrechungen denkbar

28 28 41 14

Wettbewerbsfähigkeit leidet

26 18 0

Mehrfachnennungen möglich

20

40

60

80

100

Anteil der Unternehmen in %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

30 % der Befragten befürchten im Zuge der Energiewende erhöhte Schwankungen der Energiepreise. Diese Einschätzung wird über alle Unternehmensgrößen und Branchen hinweg von einem weitestgehend gleich großen Anteil der Mittelständler geteilt. Erhöhte Preisschwankungen erschweren aus Sicht des Mittelstands die langfristige Kalkulation und stellen damit ein Risiko dar. Die Absiche-

29


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

rung gegen Schwankungen mittels Termingeschäfte verursacht Kosten – entweder direkt beim Stromlieferanten, die dieser nach Möglichkeit überwälzen wird, oder beim Abnehmer selbst. Auf die Frage, welche Risiken sie aus der Energiewende für ihr Unternehmen sehen, geben 28 % den technischen Erneuerungsbedarf an. Die Bandbreite reicht auf der Branchenebene von 18 % im Ausbaugewerbe bis hin zu 35 % im Einzelhandel und 37 % im Gastgewerbe. Eine hohe Zuverlässigkeit der Energieversorgung ist ein zentraler Standortfaktor. Vor dem Hintergrund der Energiewende machen sich (nicht nur) die hessischen Mittelständler Gedanken um die Versorgungssicherheit, die in der Vergangenheit mehr oder weniger als selbstverständlich angesehen wurde. So verbinden 28 % der Befragten mit der Energiewende das Risiko, dass die Energieversorgung unsicherer wird und – unter Umständen sogar längere – Unterbrechungen der Energieversorgung denkbar sind. Spannungseinbrüche und -überhöhungen, Netzfrequenzabweichungen oder kurze Unterbrechungen für Sekundenbruchteile haben für viele hessische Mittelständler keine Auswirkungen. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe können allerdings bereits kleinere Abweichungen von den Normalbedingungen negative Folgen etwa für die empfindliche Steuerelektronik von Produktionsprozessen nach sich ziehen – von einem mehrminütigen Ausfall der Stromversorgung ganz zu schweigen. So sehen denn auch z.B. im hessischen Metallgewerbe (33 %) deutlich mehr Befragte aus der Energiewende resultierende Risiken für die Energieversorgung als etwa im Ausbaugewerbe (21 %). Unterbrechungsfreie Systeme zur Versorgung der notwendigen Anlagen und eine Versicherung gegen Ausfälle können zwar ggf. auftretende Probleme reduzieren – sind jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden. Schließlich sehen 25 % der Mittelständler in der Energiewende das Risiko, dass die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens leidet. Diese Ansicht äußern vor allem Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes (41 %) – „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ (54 %), Metall (48 %), Elektro (41 %) –, währenddessen es im Gegensatz dazu etwa im Baugewerbe nur 14 % sind. Je größer die Unternehmen, desto häufiger wird eine solche Gefahr für die Wettbewerbsposition genannt. In gewisser Hinsicht handelt es sich bei der Wettbewerbsfähigkeit um eine Art Zusammenfassung, denn die bereits genannten Risiken wirken sich mehr oder weniger stark auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens aus. Die Wett-

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

bewerbsfähigkeit ist keineswegs nur im nationalen Kontext zu betrachten,11 wo man argumentieren könnte, dass die (mittelständische) Konkurrenz ebenfalls die Auswirkungen der Energiewende zu tragen hat. Insbesondere die größeren heimischen Mittelständler – nicht nur, aber insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe – sind jedoch intensiv mit der Weltwirtschaft verflochten:12 Sie exportieren teilweise einen beträchtlichen Anteil ihrer Produktion, unterhalten eigene oder im Joint-Venture betriebene Standorte im Ausland oder sie exportieren als Zulieferer international tätiger Unternehmen sozusagen indirekt. Damit konkurrieren sie im intensiven internationalen Wettbewerb quasi mit den ausländischen Standortbedingungen – und somit auch mit den dortigen Energiekosten.

11 Einige Unternehmen weisen sogar explizit darauf hin, indem sie z.B. Ergänzungen des Fragenbogens wie „International!“, oder „gegenüber dem Ausland“ vornehmen. 12 Vgl. hierzu ausführlich Bauer, C., Frings, K., Harsche, J. (2010), S. 55ff.

31


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

6

Chance Energiesparen und Energieeffizienz

Energiesparen bzw. die Steigerung der Energieeffizienz gilt als eine zentrale Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende.13 Es ist zugleich ein Handlungsfeld, in dem jedes Unternehmen in Hessen, ob Mittelständler oder Großunternehmen, einen Beitrag leisten kann.14 Dies dient nicht nur einer intakten Umwelt oder trägt geopolitischen Gesichtspunkten Rechnung (Verringerung der Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger), sondern eröffnet die Chance, die eigenen Kosten zu reduzieren und somit die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken. Ein geringerer Energieverbrauch lässt sich prinzipiell auf zweierlei Art und Weise erzielen: Zum einen durch einen möglichst effizienten Einsatz der Energie, d.h. ein gegebener Nutzen (z.B. eine bestimmte Raumtemperatur) soll entsprechend dem ökonomischen Prinzip mit minimalem Energieeinsatz erzielt werden. Zum anderen kann ein geändertes Verhalten der Nutzer zu einer Senkung des Energieverbrauchs führen, indem z.B. nicht unnötig die Beleuchtung eingeschaltet wird oder bei zu warmen Büroräumen keine Fenster geöffnet, sondern stattdessen die Heizung entsprechend gedrosselt wird. In der vorliegenden Untersuchung werden die beiden Begriffe Energieeffizienz und Energieeinsparung synonym verwendet. Damit soll auch unterstrichen werden, dass mit dem Streben nach Energieeffizienz das Ziel der Energieeinsparung einhergeht.15 6.1

Stellenwert des Themas bei den Unternehmen

Wie die Untersuchungsergebnisse zeigen, ist das Energiesparen eine Aufgabe, die bei vielen hessischen Mittelständlern hoch im Kurs steht (vgl. Abbildung 18). 21 % geben an, dieses Thema werde in ihrem Unternehmen als sehr wichtig angesehen. Weitere 34 % stufen sich in die zweithöchste Kategorie ein. Für eine Minderheit von 5 % ist die Energieeffizienz in ihrem Unternehmen unwichtig und für weitere 10 % nimmt sie einen eher geringen Stellenwert ein. 30 % der Befragten wählen die mitt-

13 So wird z.B. vonseiten der Hessischen Landesregierung festgestellt: „Die Steigerung der Energieeffizienz hat höchste Priorität, um eine Energieversorgung möglichst zu 100 Prozent bis 2050 aus erneuerbaren Energien zu ermöglichen.“ Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2012), S. 16. 14 Angesprochen sind selbstverständlich nicht nur die Unternehmen, sondern auch Private wie Öffentliche Haushalte. Im Jahr 2010 stellte sich der Endenergieverbrauch nach Verbrauchssektoren wie folgt dar: Verkehr 44,5 %, Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen 41,5 %, Industrie 14,0 %. Vgl. Hessisches Statistisches Landesamt (Hrsg.) (2013), S. 17. 15 Es ist allerdings auch denkbar, dass eine Steigerung der Energieeffizienz zu einem erhöhten Energieverbrauch führt: Dies tritt ein, falls die aufgrund der Steigerung der Energieeffizienz gesunkene Nachfrage die Energiepreise so stark sinken lässt, dass die Nachfrage nach Energie in einem Maße wieder ausgedehnt wird, die die ursprüngliche Senkung des Energieverbrauchs überkompensiert. Bei diesem Effekt handelt es sich aufgrund der geringen Preiselastizität der Energienachfrage jedoch lediglich um ein theoretisches Konstrukt mit geringer Praxisrelevanz.

32


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lere Kategorie. Damit überwiegen im hessischen Mittelstand die dem Thema Energiesparen und Energieeffizienz gegenüber aufgeschlossenen Unternehmen eindeutig. Abbildung 18: Wie wichtig ist das Thema Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz in Ihrem Unternehmen?

"5" 5% "4" 10 %

"1" 21 %

"3" 30 % "2" 34 %

Skala von 1 = „sehr wichtig“ bis 5 = „unwichtig“ Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Die Unterschiede fallen auf der Ebene der vier Wirtschaftszweige Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Handel und Dienstleistungen (ohne Handel) nur gering aus. Innerhalb des Dienstleistungsbereiches ist die Bandbreite jedoch beträchtlich und reicht von der Rechts- und Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfung (5 %) bis zum Gastgewerbe mit 49 %. Die Differenzierung nach Unternehmensgröße zeigt keine nennenswerten Unterschiede auf. In größeren Unternehmen des hessischen Mittelstands wird dem Thema Energieeffizienz also nicht etwa per se ein höherer Stellenwert zuteil als in Kleinstunternehmen. Oder anders gewendet: Nur weil der Energieverbrauch bei einem Unternehmen mit sieben Beschäftigten absolut gesehen geringer ausfällt als bei einem Mittelständler mit 200 Beschäftigten, bedeutet dies nicht, dass Ersteres weniger auf den Energieverbrauch achtet als Letzterer. Ein positiver Zusammenhang lässt sich allerdings zwischen dem Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten einerseits und dem Stellenwert der Energieeffizienz andererseits erkennen, d.h. je stärker der Kostenblock Energie ins Gewicht fällt, desto tendenziell wichtiger ist dem Unternehmen ein möglichst effizienter Energie-

33


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

einsatz. Der Zusammenhang fällt jedoch nicht sehr eng aus, denn es gibt durchaus Mittelständler mit hohem Energiekostenanteil, für die dennoch die Energieeffizienz von nachgeordneter Bedeutung ist. Eventuell konzentriert die Geschäftsführung ihre Anstrengungen auf die Kundenakquise, d.h. auf die Einnahmenseite. Häufiger ist allerdings die umgekehrte Konstellation anzutreffen: Unternehmen mit relativ geringem Energiekostenanteil, die der Energieeffizienz eine hohe Relevanz beimessen – bei dem einen oder anderen Unternehmen wird der Energiekostenanteil aus diesem Grund so gering ausfallen. Unabhängig davon, wie wichtig für den hessischen Mittelstand die Handlungsfelder Energieeffizienz bzw. Energiesparen bereits heute sind, wird es für das Gelingen der Energiewende wesentlich sein, dass sich in den nächsten Jahren möglichst viele Unternehmen möglichst umfassend dieser Thematik annehmen. „Der Stellenwert von Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz in unserem Unternehmen wird in den nächsten Jahren voraussichtlich ansteigen.“ – diese Einschätzung geben 41 % der befragten hessischen Mittelständler ab (vgl. Abbildung 19). Ein sinkender Stellenwert (1 %) ist demgegenüber die absolute Ausnahme. Bei gut der Hälfte der Unternehmen (54 %) wird sich voraussichtlich keine Veränderung ergeben. Abbildung 19: Wie wichtig ist das Thema Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz in Ihrem Unternehmen?: Künftige Entwicklung Der Stellenwert von Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz in unserem Unternehmen wird in den nächsten Jahren voraussichtlich …

... abnehmen. 1% weiß nicht 4%

... in etwa so bleiben. 54 %

... ansteigen. 41 %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Der Dienstleistungssektor (ohne Handel) fällt etwas gegenüber dem Durchschnitt von 41 % ab, denn dort geben lediglich 35 % der Unternehmen einen steigenden Stellenwert des Themas Energieeffizienz an. Im Dienstleistungssektor findet sich mit

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dem Bereich „Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung“ auch das Segment mit dem geringsten Anteil (21 %). Sozusagen das andere Ende der Rangliste stellt der Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ des Verarbeitenden Gewerbes dar, wo 51 % der Befragungsteilnehmer davon ausgehen, dass der Stellenwert der Energieeffizienz in ihrem Unternehmen in den nächsten Jahren zunehmen wird. Abbildung 20 stellt eine Kombination der Abbildung 18 mit Abbildung 19 dar und gibt an, wie hoch der Anteil der Unternehmen ist, die von einer zukünftig steigenden Bedeutung der Energieeffizienz ausgehen – differenziert nach dem heutigen Stellenwert der Energieeffizienz von „1= sehr wichtig“ bis „5 = unwichtig“. Es gilt: Je stärker das Thema bereits heute im Unternehmen verankert ist, desto mehr Befragte prognostizieren, dass es zukünftig für sie einen (noch) größeren Stellenwert erlangen wird. So gehen nur 8 % derjenigen Unternehmen, für die Energieeffizienz zurzeit unwichtig ist, davon aus, dass das Thema in den nächsten Jahren für sie relevanter werden wird. Von den Unternehmen, für die Energieeffizienz bereits heute sehr wichtig ist, sind es hingegen 63 %. Abbildung 20: Wie wichtig ist das Thema Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz in Ihrem Unternehmen?: Künftige Entwicklung nach Ausgangsniveau Stellenwert heute 1 = "sehr wichtig"

63

2

46

3

31

4

19

5 = "unwichtig"

8 0

20

40

60

80

Anteil der Unternehmen mit voraussichtlich steigendem Stellenwert in % Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

35


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

6.2

Energiesparpotenziale

Um den Energieverbrauch verringern zu können, bedarf es entsprechender Einsparpotenziale im Unternehmen, die zunächst identifiziert und dann realisiert werden können. Bezogen auf den Endenergieverbrauch Deutschlands insgesamt – so die Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“ – „lassen die meisten diesbezüglichen Studien den Schluss zu, dass für die Umsetzung der effizienzbezogenen Ziele der Bundesregierung ausreichend technisch und ökonomisch erschließbare Effizienzpotentiale existieren.“16 Wie sehen die hessischen Mittelständler die Möglichkeiten, in ihrem Unternehmen den Energieverbrauch zu reduzieren? Darüber gibt Abbildung 21 Auskunft. Abbildung 21: Energieverbrauch: Einsparpotenziale

weiß nicht 6% "20 % u. mehr" 6%

"10 bis unter 20 %" 15 %

kein Potenzial 13 %

"unter 5 %" 35 %

"5 bis unter 10 %" 26 %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Lediglich 13 % der hessischen Mittelständler sehen keinerlei Einsparpotenziale und weitere 6 % sind nicht imstande, eine Einschätzung abzugeben. Deutlich mehr als die Hälfte (61 %) der Unternehmen vermutet ein Sparpotenzial im einstelligen Prozentbereich – und zwar 35 % weniger als 5 % und 26 % von 5 bis unter 10 % Verbrauchsreduzierung. 15 % der Befragten schätzen das Potenzial auf 10 bis unter 20 %. 6 % schließlich sind der Ansicht, den Energieverbrauch in ihrem Unternehmen um mindestens 20 % reduzieren zu können.

16 Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“ (Hrsg.) (2012), S. 42f.

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„Kein Energiesparpotenzial in unserem Unternehmen“ – diese Antwort wird überdurchschnittlich oft (23 %) vom Baugewerbe gegeben, dessen Rolle im Rahmen der Energiewende auch in erster Linie als Erbauer von energieeffizienten Gebäuden bzw. in der energetischen Gebäudesanierung gesehen wird. In Bereichen des hessischen Mittelstands mit zumeist geringem Energiekostenanteil und oftmals gemieteten Büroräumen (z.B. Freiberufler) wird ebenfalls überdurchschnittlich oft keinerlei Sparpotenzial gesehen. Zwar sollte es auch dort möglich sein, im kleineren Rahmen Energie einzusparen, doch über die weitreichenderen Ansatzpunkte verfügen die Vermieter. Einsparpotenziale im oberen Bereich – verstanden als 10 % und mehr – werden besonders häufig vom Einzelhandel (31 %), vom Gastgewerbe (29 %) und vom Bereich „EDV/IT, Telekommunikation, Verlage“ (29 %) vermutet. Abbildung 22: Energieverbrauch: Einsparpotenziale nach Unternehmensgröße 100

Anteil der Unternehmen in %

5 80

5

6 6

7 9

16

8 18

22 60

40

26

30

36 35

32

20 21 0

kein Potenzial

Kleinstunternehmen

unter 5 %

5 bis unter 10 %

11

7

Kleine Unternehmen

Mittlere Unternehmen

10 bis unter 20 %

20 % und mehr

weiß nicht

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Aus Abbildung 22 geht ein Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und vermuteten Einsparpotenzialen hervor. Je größer das Unternehmen, desto häufiger werden Spielräume zur Erhöhung der Energieeffizienz gesehen: Sind es bei den Kleinstunternehmen insgesamt 72 % der Befragten, so steigt dieser Anteil bei kleinen Unternehmen auf 83 % und erreicht bei mittleren Unternehmen sogar 88 %. Darüber hinaus fallen die geschätzten Einsparpotenziale mit steigender Unternehmensgröße tendenziell höher aus, wobei mit der Größe des Unternehmens in der Regel auch die Ressourcen zunehmen. Dies gilt im Hinblick auf das Know-how, um Energiesparpotenziale zu eruieren, ebenso wie hinsichtlich des zur Verfügung ste37


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

henden Zeitbudgets. Darüber hinaus bieten sich z.B. in einem über viele Jahrzehnte gewachsenen Mehrbetriebsunternehmen des Metallgewerbes oder der Kunststoffverarbeitung mit hundert Beschäftigten allerdings auch mehr Ansatzpunkte unterschiedlichster Natur, um Energie zu sparen als etwa bei einem kleinen Einzelhändler. Bei der weitaus überwiegenden Anzahl der Unternehmen sind also Potenziale, die es auszuschöpfen gilt, vorhanden. Die Einsparmöglichkeiten werden von vielen hessischen Unternehmerinnen und Unternehmern jedoch als relativ gering eingeschätzt. Allerdings ist es insbesondere bei den Mittelständlern, die über einen vergleichsweise geringen Informationsstand verfügen und bei denen einem möglichst effizienten Energieeinsatz nur eine untergeordnete Bedeutung zugemessen wird, plausibel anzunehmen, dass das Sparpotenzial unterschätzt wird. Neue Einsparmöglichkeiten können allerdings auch nicht in beliebigem Ausmaße „gefunden“ und realisiert werden. Dies gilt beispielsweise für Effizienzbemühungen im Rahmen von Produktionsprozessen, wo Schmelzpunkte, Umformkräfte oder Reaktionstemperaturen enge Grenzen setzen. Auch die vergleichsweise lockere Korrelation zwischen (steigendem) Energiekostenanteil und (zunehmenden) Einsparpotenzialen weist in diese Richtung. So sind bei manchem hessischen Mittelständler mit hohem Energiekostenanteil weitere Effizienzsteigerungen aufgrund bereits in den letzten Jahren implementierter Energiesparmaßnahmen unter Umständen nur noch in inkrementellen Schritten möglich.

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6.3

Energiesparmaßnahmen der Unternehmen

Wie aktiv sind die hessischen Mittelständler bereits in Sachen Steigerung der Energieeffizienz? Wo werden Maßnahmen ergriffen? Und was wird konkret gemacht? Tabelle 5 gibt anhand einiger Beispiele einen Einblick in die Maßnahmen des hessischen Mittelstands in puncto Energieeffizienz und Energieeinsparung. Tabelle 5: Beispiele für Energiesparmaßnahmen (geplant oder bereits implementiert) des hessischen Mittelstands Wärmerückgewinnung bei der Lüftungsanlage Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik (auch in Büroräumen) Nicht nur neue Heizungsanlage mit Kraft-Wärme-Kopplung kaufen, sondern auch bessere Isolierung der Heizungsrohre vornehmen In die Außendämmung investieren Die Beleuchtung nicht nur ein- und ausschalten, sondern Beleuchtungsstärke an das Tageslicht anpassen! Ersatz der veralteten Heizungsanlage durch ein modernes System mit Luftwärmepumpe Wärmerückgewinnung aus Abwasser Kauf eines Kompressors mit höherem Wirkungsgrad Neubau der Werkstatt in gut gedämmter Halle In puncto Wärmeisolierung haben wir uns bis jetzt auf das Bürogebäude konzentriert, Produktion und Lager werden demnächst folgen. Wir rüsten die alte Ölheizung auf Gasbrennwerttechnik um. Luftschleieranlagen werden in Kürze installiert. Dreifachfenster zur Wärmeisolierung einbauen Wir bereiten die Einführung eines Energiemanagementsystems vor. Umstellung zentraler Warmwasserversorgung auf eine dezentrale Lösung Optimierung der alten, überdimensionierten Lüftungsanlage Bedarfsgerechte Beleuchtung durch Zeitschalter und Bewegungsmelder Prozesswärme durch Investitionen mit deutlich geringerem Energieverbrauch erzeugen Anbringen tageslichtlenkender Außenjalousien In stromsparende Abluftanlage investieren Wärmelecks durch thermografische Untersuchung identifizieren und beseitigen Nutzung der Abwärme der Kompressoranlagen zur Heizung von Gebäudeteilen Austausch der Glühbirnen durch Energiesparlampen Bei unserem Erweiterungsbau setzen wir auf eine möglichst gute Ausnutzung des natürlichen Lichts. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

39


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Diese Beispiele zeigen die große Bandbreite der Handlungsfelder bzw. Bereiche im Unternehmen auf, in denen der Energieverbrauch reduziert werden kann. Abbildung 23 gibt einen Überblick über das Ausmaß der Aktivitäten in wesentlichen Bereichen. Abbildung 23: Bereiche, in denen Energiesparmaßnahmen bereits implementiert bzw. beabsichtigt sind

Beleuchtung

43

Heizung / Warmwasser

32

37

Wärmedämmung Gebäude

25

24

Lüftung / Klimatisierung

21

14

Nutzung Abwärme / Wärmerückgewinnung

10

17 12 Maßnahmen erfolgt / implementiert

Prozesswärme

5 0

Maßnahmen beabsichtigt

8 20

Mehrfachnennungen möglich

40

60

80

Anteil der Unternehmen in %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Energiesparmaßnahmen auf dem Feld der Beleuchtung führen klar die Rangliste an. 43 % der befragten Mittelständler sind diesbezüglich bereits aktiv und bei weiteren 32 % stehen Maßnahmen wie etwa der Umstieg auf die energiesparende LED-Beleuchtung auf der Agenda. Die Beliebtheit dieses Handlungsfeldes bei kleinen wie bei großen Mittelständlern rührt sicherlich daher, dass derartige Maßnahmen mit relativ geringem investiven Aufwand vorgenommen werden können. Zudem ist die Beleuchtung eines der wenigen Handlungsfelder, in denen nahezu jeder Mittelständler tätig werden kann. So versteht es sich von selbst, dass etwa im Einzelhandel und im Gastgewerbe keine Einsparmöglichkeiten bei der Prozesswärme realisiert werden können. Oftmals stehen aber auch andere Optionen (beispielsweise Maßnahmen der Wärmedämmung) nicht zur Verfügung, denn zahlreiche Mittelständler – insbesondere Dienstleister – nennen keine Immobilien ihr Eigen, sondern haben Büroräumlichkeiten oder Verkaufsflächen angemietet. Die Möglichkeiten, selbst Energie und damit Kosten einzusparen, sind folglich eng begrenzt. Dies dürfte auch ein Grund dafür sein, dass mit 62 % im Einzelhandel und 78 % im Gastgewerbe dort überdurchschnittlich viele der Befragten Energiesparmaßnahmen bei der Beleuchtung angeben. Der Vermieter steht im Übrigen

40


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

dem Thema Energieeffizienz nicht immer aufgeschlossen gegenüber, wie Angaben der befragten Mittelständler – „Desinteresse des Vermieters“, „Vermieter investiert leider nicht“, „Wir versuchen bereits seit Jahren unseren Vermieter von einer neuen Heizung zu überzeugen.“ – belegen. Es folgt mit Heizung und Warmwasser ein weiterer wichtiger Bereich, denn nicht nur bei den Privathaushalten, sondern auch in der Wirtschaft ist die Heizung sowie die damit verbundene Warmwasserbereitung der größte Energieverbraucher. 37 % der hessischen Mittelständler haben in diesem Handlungsfeld bereits Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz getroffen und 25 % wollen sich in nächster Zeit dieses Themas annehmen. Insbesondere die mittleren Unternehmen sind dort aktiv und ersetzen z.B. die alte Heizung komplett durch ein System moderner Prägung mit Wärmepumpe oder Kraft-Wärme-Kopplung bzw. ergänzen die Heizung durch eine Wärmeerzeugung auf der Basis regenerativer Energieträger. In die Wärmedämmung des Gebäudes – ein Bereich, der unter dem Stichwort Energetische Sanierung eine hohe Aufmerksamkeit der Politik genießt – haben bereits 24 % der befragten Mittelständler investiert. Für 21 % stehen Maßnahmen wie neue Fenster, Außendämmung oder auch kleinere Reparaturen (z.B. schadhafte Fenster und Türen abdichten) auf der Agenda. 14 % der Befragten geben an, im Bereich der Lüftung und Klimatisierung Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz vorgenommen zu haben, weitere 17 % haben dies vor – sei es nun in der Verwaltung, in Produktionsgebäuden, im Lager oder in Verkaufsräumen. 10 % der befragten Mittelständler haben Maßnahmen ergriffen, um entweder direkt die erzeugte Abwärme zu nutzen (z.B. zum Heizen) oder Wärmerückgewinnung zu betreiben, d.h. die enthaltene thermische Energie umzuwandeln und dann z.B. zur Kühlung zu verwenden. Diese Möglichkeit existiert besonders bei industriellen Prozessen, so dass der Schwerpunkt der Aktivitäten im Verarbeitenden Gewerbe liegt: 22 % der Befragten des hessischen Verarbeitenden Gewerbes sind in diesem Bereich tätig und 21 % beabsichtigen Maßnahmen – jeweils mit Schwerpunkt im Bereich Chemie, Pharma, Gummi und Kunststoff. Doch auch im Dienstleistungssektor gibt es vielversprechende Ansatzpunkte, wie das Beispiel einer hessischen Wäscherei zeigt, die in ein Wärmerückgewinnungssystem investiert hat, um die Energie aus Abluft und Abwasser mittels Wärmetauscher zur Vorwärmung des Frischwassers zu nutzen. Schließlich haben 5 % der an der Befragung teilgenommenen Unternehmen nahezu ausnahmslos aus dem Verarbeitenden Gewerbe Energiesparmaßnahmen

41


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

im Bereich der Prozesswärme umgesetzt; weitere 8 % planen dies. Da den Möglichkeiten, die Prozesswärme zu verringern, enge Grenzen gesetzt sind – z.B. sind Schmelzpunkte und Reaktionstemperaturen weitestgehend exogen vorgegeben – dürfte es sich vor allem um Investitionen handeln, die benötigte Prozesswärme mit geringerem Energieeinsatz zu erzeugen. Die so genannte solare Prozesswärme stellt hierbei eine Option dar. Gemeinsam ist all den in Tabelle 5 angeführten Beispielen, dass sie mehr oder weniger umfangreiche Investitionen in Technik erfordern. Darüber hinaus sind die Unternehmen aber auch bemüht, durch Verhaltensänderungen Einsparpotenziale zu heben. Einige Beispiele hierfür aus dem Kreis der hessischen Mittelständler sind die nächtliche Abschaltung der Schaufensterbeleuchtung („Für die fünf Passanten lohnt sich das nicht“), die Reduzierung von unnötigen Maschinenlaufzeiten, die Optimierung der Raumtemperatur („Ein Grad weniger eingestellt – und keiner hat es bemerkt“), das Abschalten von nicht im Gebrauch befindlichen Geräten und die Sensibilisierung der Mitarbeiter für die Belange des Energiesparens. Dass die Unternehmen in einem energiebewussteren Verhalten ihrer Belegschaft einen vielversprechenden Ansatz sehen, belegen auch die Befragungsergebnisse: 35 % der hessischen Mittelständler haben bereits Maßnahmen zur Information und Motivation der Mitarbeiter zum Energiesparen durchgeführt, weitere 32 % wollen in der nächsten Zeit z.B. Schulungen in Angriff nehmen. Diese Anteilswerte sind weitestgehend unabhängig von Unternehmensgröße oder Branche. Aus der täglichen Arbeit gewonnene Hinweise der Belegschaft, wo und wie sich der Energieverbrauch im Unternehmen senken lässt, ist ebenfalls ein Ziel der Schulungen des Personals. Die Sensibilisierung der Mitarbeiter ist zudem eine auch kurzfristig umsetzbare Maßnahme. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die hessischen mittelständischen Unternehmen in beachtlichem Ausmaße in Sachen Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz bereits aktiv sind bzw. in der nächsten Zeit (weitere) Maßnahmen in Angriff nehmen wollen. Die Bandbreite reicht dabei vom Austauschen alter Glühbirnen – womit sicherlich das Energiesparpotenzial noch nicht ausgeschöpft ist – bis hin zum ganzheitlichen Ansatz eines umfassenden Energiemanagements. Dabei ist das (energieintensive) Verarbeitende Gewerbe überdurchschnittlich aktiv, verfügt allerdings auch über mehr Ansatzpunkte. 7 % der befragten hessischen Mittelständler geben an, weder etwas unternommen zu haben noch etwas zu planen. Unter diesen befinden sich auch zahlreiche Unternehmen, die nach eigener Einschätzung über Energiesparpotenziale verfügen und denen das Thema Energiesparen durchaus nicht unwichtig ist. Dies führt zur Frage, welche Hemmnisse der Ausschöpfung der Einsparpotenziale möglicherweise entgegenstehen, d.h. warum Energiesparmaßnahmen nicht angepackt werden.

42


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6.4

Energiesparhemmnisse

Ob und inwieweit die Potenziale letztlich realisiert werden, ist auch eine Frage des Kosten-Nutzen-Verhältnisses, d.h. „rechnen“ sich die möglicherweise erforderlichen Investitionen? Und: Stehen die entsprechenden Finanzmittel zur Verfügung? Dieser Themenkomplex – Hemmnisse, die das Energiesparen be- oder gar verhindern – ist Gegenstand der nachfolgenden Analyse. Konkret wurde den Unternehmen die Frage gestellt: „Falls in Ihrem Unternehmen Energiesparpotenziale nicht bzw. nicht im möglichem Umfang genutzt werden, warum ist dies so?“. Die grafische Darstellung der Antworten erfolgt überblicksmäßig in Abbildung 24 sowie detailliert in Abbildung 25 nach Unternehmensgrößenklassen und in Abbildung 26 nach Wirtschaftszweigen differenziert. Abbildung 24: Energiesparhemmnisse

Amortisationszeiten zu lang

41

Planungsunsicherheit durch fehlende / sich ständig ändernde Politikvorgaben

37

fehlendes Kapital

36

keine Zeit

27

Technik nicht ausgereift

17

mangelnde Informationen über Energiesparmöglichkeiten

15

Fehlende Kenntnisse über Anbieter energiesparender Technologien

15

Verantwortlichkeit für Energiefragen nicht eindeutig geregelt

7 0

Mehrfachnennungen möglich

10

20

30

40

50

Anteil der Unternehmen in %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

An erster Stelle wird von den mittelständischen Unternehmen in Hessen genannt, dass bei Investitionen in Energiesparmaßnahmen die Amortisationsdauer zu lang ist. 41 % der Befragten geben dies als Hemmnis an, wobei der Anteil mit der Größe des Unternehmens zunimmt. Während dieses Argument nur von 35 % der Kleinstunternehmen angeführt wird, trifft es nach eigenen Angaben für 55 % der mittleren Unternehmen zu. Die Unterschiede sind nicht nur im Hinblick auf die

43


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Größe des Unternehmens beträchtlich: So liegt der entsprechende Wert im Verarbeitenden Gewerbe bei 57 % – im Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ sogar bei 71 % – gegenüber 33 % im Baugewerbe. Das erforderliche Investitionsvolumen spielt hierbei sicherlich eine Rolle. Was „zu lang“ ist, liegt jedoch letztlich im Ermessen der Entscheidungsträger und ist damit von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Wird z.B. bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung nur auf die Anzahl der Jahre abgestellt, binnen derer sich die Anschaffungskosten aus den jährlichen Energieeinsparungen refinanzieren müssen und zudem eine möglichst geringe Kapitalbindungsdauer angestrebt, so werden eigentlich wirtschaftliche Investitionen verworfen. Eine stärkere Betrachtung der gesunkenen Betriebskosten über den gesamten Lebenszyklus z.B. einer neuen Maschine hinweg, trägt der langfristigen Natur von Investitionen in die Energieeffizienz besser Rechnung. Sollten die Energiepreise weiter steigen, so werden sich Investitionen in Energiesparmaßnahmen – unabhängig davon, ob die Investitionsentscheidung mehr unter Renditegesichtspunkten gefasst wird oder stärker auf einem Sicherheitsdenken fußt – künftig früher rentieren als bisher. Und für manche Investition, die noch heute als unwirtschaftlich verworfen wird, gilt dies morgen nicht mehr. Ob eine Investition wirtschaftlich ist, hängt nicht zuletzt von den Rahmenbedingungen, die die Politik setzt, ab. Finanzierungshilfen (z.B. in Form von Förderkrediten oder Zuschüssen) oder etwa auch Beratungsangebote können die Investitionsentscheidung positiv beeinflussen – vorausgesetzt, durch verlässliche Rahmenbedingungen besteht eine gewisse Planungssicherheit, was zum nächsten Punkt führt. 37 % der befragten Mittelständler sehen eine bestehende Planungsunsicherheit in Sachen Energiewende durch fehlende oder sich fortwährend ändernde Vorgaben aus der Politik als Investitionshemmnis an. Kleinstunternehmen sehen sich von einer eingeschränkten Planungssicherheit ebenso betroffen wie mittlere Unternehmen, wie die Befragungsergebnisse zeigen. Im Produzierenden Bereich, d.h. im Verarbeitenden Gewerbe (40 %) und im Baugewerbe (44 %) messen etwas mehr Mittelständler diesem Investitionshemmnis Relevanz zu als im Handel (36 %) und im Dienstleistungssektor (ohne Handel), wo der entsprechende Anteil bei 31 % liegt.

44


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Abbildung 25: Energiesparhemmnisse nach Unternehmensgröße 55 zu lange Amortisationszeiten 35

38

38 37

Planungsunsicherheit durch fehlende / sich ändernde Politikvorgaben

34 26

fehlendes Kapital

34 45

19 keine Zeit

26 35

22 noch nicht ausgereifte Technik

17 15 Mittlere Unternehmen

12

mangelnde Informationen über Energiesparmöglichkeiten

15 19

Kleine Unternehmen Kleinstunternehmen

15 15 13

fehlende Kenntnisse über Anbieter energiesparender Technologien 7 8

Verantwortlichkeit für Energiefragen nicht eindeutig geregelt

5 0

Mehrfachnennungen möglich

20

40

60

Anteil der Unternehmen in %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Für 36 % der Befragten stellt fehlendes Kapital einen Hemmschuh für Energiesparmaßnahmen dar. Je kleiner das Unternehmen, desto häufiger kommen Restriktionen hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Finanzmittel zum Tragen: Sind es bei den mittleren Unternehmen 26 %, so geben bei den kleinen Unternehmen bereits 34 % und bei den Kleinstunternehmen schließlich 45 % an, Investitionen in Sachen Energieeffizienz durch fehlende finanzielle Ressourcen nicht im gewünschten Umfang oder überhaupt nicht tätigen zu können. Dies ist nicht damit gleichzusetzen, dass das Unternehmen über keinerlei Spielraum für Investitionen verfügt. Investitionen im Energiebereich stehen jedoch in Konkurrenz zu anderen, häufig als wichtiger erachteten Investitionen vor allem im Kerngeschäft. Im Verarbeitenden Gewerbe nennen mit 44 % überdurchschnittlich viele Mittelständler fehlende Finanzmittel als Hemmnis für eine höhere Energieeffizienz. Bei so manchem hessischen Mittelständer in diesem Bereich der Wirtschaft wird die vorausgegangene Wirtschaftskrise an den Rücklagen gezehrt haben. Hinzu tritt, dass für

45


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Energiesparmaßnahmen im Produktionsprozess das erforderliche Investitionsvolumen relativ hoch sein dürfte. Im Gegensatz zu den bereits diskutierten Hemmnissen stehen die Ergebnisse hier in einem Zusammenhang mit der Energieintensität: Je höher diese ausfällt, desto häufiger wird auf fehlendes Kapital als Hemmnis für Energiesparmaßnahmen hingewiesen. Von den Branchen außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes verweisen am häufigsten Mittelständler im Gastgewerbe (58 %) und im Einzelhandel (44 %) auf fehlende Finanzmittel – Wirtschaftsbereiche mit traditionell niedriger Eigenkapitalquote und geringer Innenfinanzierungskraft. „Kein Zeit, sich darum zu kümmern“: 27 % der hessischen Mittelständler führen dies als einen Grund dafür an, dass in ihrem Unternehmen Energiesparmöglichkeiten nicht bzw. nicht im möglichen Umfang realisiert werden. Zum Teil schlägt sich darin der Stellenwert nieder, der einem effizienten Energieeinsatz im Unternehmen zugemessen wird. Allerdings ist dieses Befragungsergebnis auch Ausdruck von Budgetrestriktionen – hier des Faktors Zeit. Letzteres gilt vor allem für die Kleinstunternehmen, denn der Anteilswert bei den Kleinstunternehmen liegt mit 35 % klar über dem Durchschnitt (mittlere Unternehmen: 19 %). Typische Äußerungen von Kleinstunternehmen sind in diesem Kontext „Ich würde ja gerne, aber das Tagesgeschäft ...“ oder „Das schaffen wir nicht auch noch.“ Die Konzentration erfolgt auf das Wesentliche – und eine eher langfristige Fragestellung abseits des normalen Geschäfts wie das Energiesparen zählt offenbar häufig nicht dazu. „Die Technik ist noch nicht ausgereift“: Diese Ansicht vertreten 17 % der befragten Mittelständler und sehen darin ein Hemmnis für energiesparende Investitionen in ihrem Unternehmen. Für Standardlösungen wie etwa die Wärmedämmung der Gebäudehülle kann man schwerlich von unausgereifter Technik sprechen – aber bei komplexen, individuellen Anforderungen kann es durchaus sein, dass die angebotenen Problemlösungen als unzureichend eingestuft werden. Lückenhafte oder nicht mehr aktuelle Kenntnisse können jedoch ebenfalls Grundlage dieser Einschätzung sein. In diesem Fall handelt es sich um eine Frage des Informationsstands, womit ein weiterer Bereich der Investitionshemmnisse angesprochen ist.

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Abbildung 26: Energiesparhemmnisse nach Wirtschaftszweigen 57

33

zu lange Amortisationszeiten

42

32

40

Planungsunsicherheit durch fehlende / sich ändernde Politikvorgaben

31

32 26 keine Zeit

24

16

noch nicht ausgereifte Technik

14 12 11

fehlende Kenntnisse über Anbieter energiesparender Technologien 5

Verantwortlichkeit für Energiefragen nicht eindeutig geregelt

6 0

Mehrfachnennungen möglich

30

28

22 Verarbeitendes Gewerbe

17

13

36

19

14 mangelnde Informationen über Energiesparmöglichkeiten

44

44

26

fehlendes Kapital

36

18

Baugewerbe Handel Dienstleistungen (ohne Handel)

18 16

7 9 20

40

60

Anteil der Unternehmen in %

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Die beiden nachfolgenden Hemmnisse sind im engen Kontext zu sehen, denn es handelt sich zweimal um Informationsdefizite. Jeweils 15 % der Unternehmen verfügen nach eigenen Angaben nicht über genügend Informationen über Einsparpotenziale bzw. ihnen fehlen die Kenntnisse über Anbieter energiesparender Technologien. Ersteres ist eindeutig das grundlegendere Defizit, welches bei den Kleinstunternehmen (19 %) überdurchschnittlich oft anzutreffen ist. Eine genaue Kenntnis über den aktuellen Energieverbrauch ist aber wesentliche Voraussetzung, um Energiesparpotenziale zu identifizieren. Nicht nur der Gesamtverbrauch, sondern auch die Transparenz ist essentiell: Wo im Unternehmen wird

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

wie viel Energie verbraucht – erfolgt z.B. eine Zurechnung zu den einzelnen Maschinen? Angesichts der hohen Innovationsgeschwindigkeit und des insbesondere für Neueinsteiger in Sachen Energiesparen vielfältigen Angebots fällt es nicht immer leicht, den Überblick über die aktuellen Technologien und deren Anbieter zu haben. Dies gilt naturgemäß vor allem für komplexere, individuelle Energiesparlösungen im Unternehmen. Doch auch bei Standardprodukten kann sich dies durchaus schwierig gestalten: Wurden beispielsweise noch vor Kurzem Energiesparlampen als der Ersatz für Glühlampen propagiert und deren Einführung vom Gesetzgeber forciert, so sind diese mittlerweile durch ihren Quecksilbergehalt in die Diskussion geraten. Zudem steht mit der LED-Technik bereits die nächste Generation von Leuchtmitteln bereit. In nicht klar definierten Zuständigkeiten, d.h. die Verantwortlichkeit für Energiefragen ist in ihrem Unternehmen nicht eindeutig geregelt, sieht lediglich ein Anteil von 7 % der hessischen Mittelständler ein Hemmnis für die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen. Die kurzen Wege und flachen Hierarchien bei den oft familiengeführten mittelständischen Unternehmen erweisen sich als großer Vorteil, wenn unterschiedliche Aspekte des Themas in verschiedenen Stellen im Unternehmen vom Produktionsleiter bis zum Einkaufsleiter ressortieren. Denn einen speziellen Ansprechpartner, der für die Querschnittsaufgabe der Energieeffizienz bzw. für Energiefragen im Allgemeinen für das ganze Unternehmen zuständig ist, wird es nur in seltenen Fällen geben.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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Chancen und Risiken im gesamtwirtschaftlichen Kontext

7.1

Gesamtwirtschaftliche Gesichtspunkte und spezielle Mittelstandsaspekte

In den vorangegangenen Analysen stand das einzelne mittelständische Unternehmen mit seinen aus der Energiewende resultierenden Chancen und Risiken im Mittelpunkt. In diesem und dem nächsten Kapitel sollen die aus der Befragung gewonnenen Einschätzungen der heimischen Mittelständler zur Energiewende für eine breiter angelegte Betrachtungsweise genutzt werden, d.h. weniger der einzelwirtschaftliche Aspekt, sondern mehr der gesamtwirtschaftliche Blickwinkel ist Gegenstand der Untersuchung. Dabei wird auch das Verhältnis Mittelstand zu Großunternehmen beleuchtet. Zur Einschätzung wurden den hessischen mittelständischen Unternehmen in der Befragung insgesamt sieben Aussagen – davon drei zum Verhältnis Mittelstand zu Großunternehmen – vorgelegt. Bei der Formulierung der Aussagen wurde auf Ausdrücke wie „könnte“, „hat das Potenzial“ o.ä. verzichtet, was bei der Interpretation zu berücksichtigen ist. Die Bewertung erfolgte auf einer Skala von eins bis fünf (von „trifft überhaupt nicht zu“ bis „trifft voll und ganz zu“). Die so gewonnenen, nachfolgend vorgestellten Einschätzungen der Mittelständler sind naturgemäß von Strukturmerkmalen wie z.B. der Größe des Unternehmens oder der Branche abhängig. Darüber hinaus spiegelt sich in den Bewertungen jedoch auch eine Vielzahl weiterer, zum Teil ausgesprochen subjektiver Einflussfaktoren wider. Die Darstellung der Ergebnisse in Abbildung 27 und in Abbildung 28 erfolgt nach dem Grad der Zustimmung (gemessen am Mittelwert der Einschätzungen, berechnet ohne „0 = keine Aussage möglich“). „Die Energiewende wird Unternehmen ins Ausland treiben.“ Der Mittelwert der Bewertungen dieser ersten Aussage beträgt 2,9 und liegt damit sozusagen im „Ablehnungsbereich“ – wenngleich nur sehr knapp. 10 % der Befragungsteilnehmer sind „voll und ganz“ der Meinung und weitere 19 % stimmen mit gewissen Einschränkungen zu. Dem stehen 13 % eindeutig negative Einschätzungen („trifft überhaupt nicht zu“) und ebenfalls 19 % tendenziell ablehnende Stimmen gegenüber. Mit zunehmender Unternehmensgröße entwickelt sich der Mittelwert von dem neutralen Wert 3,0 bei Kleinstunternehmen tendenziell in Richtung Ablehnung (Kleine Unternehmen: 2,9; Mittlere Unternehmen: 2,8). Im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt halten sich Beipflichtung und Ablehnung ebenfalls die Waage (3,0), wobei im Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ (3,3) die Zustimmung bei allen untersuchten Branchen am größten ausfällt. Unternehmen, die in der Energiewende eher Risiken für ihr Unternehmen sehen, betrachten die The-

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

matik der Verlagerung ins Ausland eindeutig kritischer als der Durchschnitt der befragten Mittelständler. Für 23 % dieser Unternehmen trifft es „voll und ganz“ zu, dass die Energiewende Unternehmen ins Ausland treiben wird. Die insgesamt gesehen nur recht schwache Ablehnung der Aussage „Die Energiewende wird Unternehmen ins Ausland treiben.“ verdeutlicht die in beachtlichem Ausmaße existierenden Befürchtungen, dass energieintensive Teile der Fertigung, energieintensive Produktionsschritte oder ganze Unternehmen ins Ausland verlagert werden. Dies ist keineswegs nur weltweit agierenden Großunternehmen möglich, sondern auch Mittelständlern – zumal diese des Öfteren bereits über einen weiteren Standort im Ausland (z.B. in Mittel- oder Osteuropa) verfügen, der ggf. ausgebaut werden könnte. Im Falle von Verlagerungen sind zudem negative Auswirkungen auf vor- und nachgelagerte Unternehmen – zahlreiche Mittelständler sind als Zulieferer tätig – zu erwarten. Abbildung 27: Gesamtwirtschaftliche Gesichtspunkte Die Energiewende wird Unternehmen ins Ausland treiben. (Mittelwert: 2,9)

5

4

3

2

1

0

Die Energiewende wird zum Exportschlager für deutsche Technologien. (Mittelwert: 3,1)

Die Energiewende wird einen Innovationsschub auslösen. (Mittelwert: 3,1)

Die Energiewende ist im Interesse der Umwelt notwendig und richtig. (Mittelwert: 4,1) 0%

20%

40%

60%

80%

100%

Skala von 5 = „trifft voll und ganz zu“ bis 1 = „trifft überhaupt nicht zu“; 0 = „keine Aussage möglich“ Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

„Die Energiewende wird zum Exportschlager für deutsche Technologien.“ Aus dem Mittelwert der Bewertungen von 3,1 – unabhängig von der Unternehmensgröße – geht hervor, dass diese These zur Energiewende von mehr Mittelständlern als die vorangegangene Aussage geteilt wird. Im Verarbeitenden Gewerbe beträgt der Wert 2,9, im Handel 3,0 und im Baugewerbe und im Dienstleistungsbereich (ohne Handel) wird ein Wert von 3,2 erreicht. Insgesamt betrachtet sind 9 % der Befragten – auch im Verarbeitenden Gewerbe – „voll und ganz“ der Ansicht, dass die Energiewende zum Exportschlager für deutsche Technologien

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wird. Weitere 23 % stimmen der Aussage nicht mehr vollumfänglich, sondern mit gewissen Abstrichen zu. Am geringsten – gemessen am Mittelwert der Bewertungen – fällt die Zustimmung bei den Mittelständlern im hessischen Metallgewerbe (2,8) und im Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ (2,9) aus, am höchsten hingegen im Ausbaugewerbe (3,3), im Bereich „Unternehmensberatung, Marktforschung, Werbung“ (3,3) und bei den Ingenieurbüros (3,6). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass z.B. Umwelttechnologie und Erneuerbare Energien bereits seit etlichen Jahren wichtige, zukunftsträchtige Exportfelder hessischer Unternehmen sind, d.h. bei so manchem Mittelständler dürften es bereits „Exportschlager“ gewesen sein, bevor von einer Energiewende auch nur die Rede war. Ob Deutschland, dem Vorreiter in Sachen Energiewende, andere Länder folgen, wird wesentlich davon abhängen, inwieweit im Ausland die Energiewende letztlich als erfolgreich und nachahmenswert empfunden wird. Tritt dies ein, ist es in der Tat eine Steilvorlage für die heimische Exportwirtschaft. Noch ist es für eine Bewertung jedoch sehr früh, was sich auch im Stimmungsbild des Mittelstands ausdrückt. Vergleichbar fällt die Bewertung der These „Die Energiewende wird einen Innovationsschub auslösen.“ aus, denn die unterschiedlichen Einschätzungen der mittelständischen Unternehmen in Hessen resultieren ebenfalls in einem Durchschnittswert von 3,1. Zwar übersteigen auch hier die zustimmenden Voten (33 %) die ablehnenden Einschätzungen (24 %), doch lediglich 7 % der befragten Unternehmen schließen sich „voll und ganz“ der o.g. Aussage an. Die Erwartungen fallen wiederum im Verarbeitenden Gewerbe (3,0) etwas skeptischer aus als beim Baugewerbe und beim Handel (jeweils 3,1) sowie im Dienstleistungsbereich (ohne Handel) mit einem Wert von 3,2. Auf der Ebene der Branchen reicht das Spektrum von 2,8 im Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ bis hin zu einem Wert von 3,5 bei den Ingenieurbüros. „Die Energiewende ist im Interesse der Umwelt notwendig und richtig.“ Diese Aussage erfährt mit einem Mittelwert von 4,1 eine sehr breite Unterstützung des hessischen Mittelstands. 48 % der Unternehmerinnen und Unternehmer stimmen sogar „voll und ganz“ zu, während die Gegenposition („trifft überhaupt nicht zu“) lediglich durch eine Minderheit von 4 % vertreten wird. Die Ansicht, es ist aus Umweltgründen die richtige Entscheidung, die Erneuerbaren Energien auszubauen, aus der Atomkraft auszusteigen und nicht zuletzt auf eine Steigerung der Energieeffizienz zu setzen, ist selbst bei denjenigen Mittelständlern durchaus verbreitet, die für ihr Unternehmen eher Risiken aus der Energiewende sehen: 30 % dieser – der Energiewende gegenüber sicherlich kritisch eingestellten – Unternehmen stimmen dem eingangs formulierten Satz dennoch „voll und

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

ganz“ zu. Mit einem Mittelwert von 3,5 überwiegt auch bei diesen Unternehmen die Zustimmung, wenngleich sie deutlich verhaltener ausfällt. Mit steigender Unternehmensgröße nimmt die Zustimmung tendenziell leicht ab: Beläuft sich der Mittelwert bei den Kleinstunternehmen auf 4,2, so beträgt dieser bei den mittleren Unternehmen nur noch 4,0. Für das Verarbeitende Gewerbe steht ein Wert von 3,9 zu Buche, während es bei den anderen drei Wirtschaftszweigen Baugewerbe, Handel und Dienstleistungssektor (ohne Handel) jeweils 4,2 sind. Auf Branchenebene fällt die Zustimmung am geringsten bei den mittelständischen Unternehmen im Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ mit 3,6 aus, wobei jedoch selbst in diesem Segment die positiven Stimmen noch eindeutig die negativen Voten übertreffen. Die höchste Zustimmung – gemessen am Mittelwert der Bewertungen – wird im Bereich „EDV/IT, Telekommunikation, Verlage“ (4,5) gefolgt von den Ingenieurbüros (4,4) erreicht. Hinter der Energiewende zu stehen, ist jedoch nicht damit gleichzusetzen, mit allem einverstanden zu sein und keine Kritik zu äußern oder Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. So sehen denn auch zahlreiche Mittelständler, für die die o.g. Aussage „voll und ganz“ zutrifft, z.B. eine ungleiche Kostenbelastung zwischen Mittelstand und (energieintensiven) Großunternehmen und erwartet diesbezüglich Korrekturen – ein Aspekt, der weiter unten nochmals ausführlicher thematisiert wird. „Bei Großprojekten der Energiewende (z.B. Windkraftparks und Hochspannungsleitungen) kommen Mittelständler kaum zum Zuge.“ Der Mittelwert der Bewertungen liegt hier mit 4,1 ebenso hoch wie bei der vorangegangenen These. 35 % der Befragten sind „voll und ganz“ dieser Ansicht. Die Durchführung von Großprojekten ist naturgemäß die Domäne von – in der Regel wenigen – Großunternehmen. Hessen verfügt allerdings zweifellos über einen leistungsfähigen Mittelstand, aus dessen Kreis Unternehmen etwa für Beratungs- oder Bauleistungen oder als Zulieferer von Teilen in Frage kommen. So fällt denn auch beispielsweise beim Maschinenbau (3,6) die Unterstützung der o.g. Aussage merklich verhaltener aus.

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Abbildung 28: Spezielle Mittelstandsaspekte

Bei Großprojekten der Energiewende kommen Mittelständler kaum zum Zuge. (Mittelwert: 4,1)

5

4

3

21

0

Mögliche Energiepreiserhöhungen treffen vor allem den Mittelstand. (Mittelwert: 4,2)

Eine stärkere Berücksichtigung der Interessen des Mittelstands tut not. (Mittelwert: 4,3) 0%

20%

40%

60%

80%

100%

Skala von 5 = „trifft voll und ganz zu“ bis 1 = „trifft überhaupt nicht zu“; 0 = „keine Aussage möglich“ Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

„Mögliche Energiepreiserhöhungen treffen vor allem den Mittelstand.“ Mit einem Mittelwert von 4,2 erfährt diese These eine noch etwas größere Zustimmung, die im Handel (4,3) nochmals stärker ausfällt. Für 45 % der Befragungsteilnehmer trifft es „voll und ganz“ zu, dass der Mittelstand überproportional die Lasten von Energiepreiserhöhungen zu tragen hat. Lediglich 2 % sind „überhaupt nicht“ dieser Ansicht. Selbst von den Unternehmen, die lediglich einen Energiekostenanteil von weniger als 2 % aufweisen, stützen 38 % „voll und ganz“ die o.g. Aussage. Bemerkungen der befragten Unternehmen wie „Kosten der Energiewende gerechter aufteilen“, „Ungleichbehandlung der Klein- und Großbetriebe bei der Stromsteuer“, „Großunternehmen beim Strom nach gleichen Kriterien behandeln wie den Mittelstand“, „Lasten aus dem EEG gleichmäßiger verteilen“ u.v.m. stehen für die Kritik der Unternehmen. Als ein Beispiel für Ungleichbehandlung kann die kontrovers diskutierte „Besondere Ausgleichsregelung“ nach § 40ff. EEG dienen, von der zum Befragungszeitpunkt im Jahr 2012 bundesweit 734 Unternehmen bzw. Unternehmensteile mit 979 so genannten Abnahmestellen profitierten17 – darunter jedoch kein Befragungsteilnehmer. „Eine stärkere Berücksichtigung der Interessen speziell des Mittelstands bei der Energiewende tut not.“ Mit einem Durchschnittswert von 4,3 erreicht diese Forderung im hessischen Mittelstand die höchste Zustimmung aller vorgestellten Aussagen, was nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Ausführungen im vorangegangenen Absatz zu sehen ist. 48 % der befragten Unternehmen sind „voll und ganz“ der Ansicht, dass bei der Energiewende die Interessen speziell

17 Vgl. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Hrsg.) (2012).

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

des Mittelstands mehr berücksichtigt werden sollten. Mit sinkender Unternehmensgröße wird diese Forderung tendenziell häufiger erhoben. Nur vereinzelte Unternehmen sind „überhaupt nicht“ dieser Auffassung. Bei Unternehmen mit einer skeptischen Einschätzung der Auswirkungen der Energiewende für das eigene Unternehmen („eher Risiken“) wird überdurchschnittlich oft (63 %) Handlungsbedarf vonseiten der Politik gesehen. 7.2

Gesamteinschätzung der Auswirkungen der Energiewende

Abschließend wurden die hessischen Mittelständler auch um eine Gesamteinschätzung gebeten. Die Frage – wiederum auf einer fünfstufigen Skala von „sehr positiv“ bis „sehr negativ“ zu beantworten – lautete: „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende insgesamt gesehen für den Wirtschaftsstandort Hessen ein?“ (vgl. Abbildung 29). Die mit Abstand größte Gruppe – 41 % der mittelständischen Unternehmen in Hessen – wählt die Kategorie drei und gibt damit ein neutrales Votum ab. Weitere 14 % der Befragten sehen sich nicht in der Lage, eine Einschätzung abzugeben. Damit standen zum Befragungszeitraum August/September 2012 über die Hälfte der Mittelständler (55 %) den Auswirkungen der Energiewende für Hessen indifferent gegenüber. Oder anders formuliert: Lediglich 45 % der befragten Unternehmen beziehen in positiver oder negativer Hinsicht Stellung. Hierbei überwiegen die „positiven“ Erwartungen (26 %) die „negativen“ Stimmen (11 %). Unternehmerinnen und Unternehmer, die von „sehr positiven“ Auswirkungen der Energiewende auf den Wirtschaftsstandort Hessen ausgehen, halten sich mit allerdings 4 % in engen Grenzen. Dies gilt ebenso für die Zahl der hessischen Mittelständler, die mit „sehr negativen“ Konsequenzen rechnet (ebenfalls 4 %). Insgesamt ergibt sich damit ein Mittelwert von 3,2, d.h. eine leicht positive Gesamteinschätzung.

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Abbildung 29: Gesamteinschätzung der Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen

Mittelwert: 3,2 "1" 4%

"keine Aussage möglich" 14 %

"5" 4%

"4" 26 %

"2" 11 %

"3" 41 %

Skala von 5 = „sehr positiv“ bis 1 = „sehr negativ“ Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Damit fällt das Bild der erwarteten positiver aus als die Einschätzung für das eigene Unternehmen, wie der Vergleich mit Abbildung 13 auf Seite 20 verdeutlicht – bei gleich großem Anteil im weitesten Sinne neutraler Voten („Chancen und Risiken halten sich in etwa die Waage“, „weder Chancen noch Risiken“, „keine Aussage möglich“). Die Gegenüberstellung von jeweiliger einzelwirtschaftlicher und gesamtwirtschaftlicher Bewertung ist aufschlussreich: Von den hessischen Mittelständlern, die für ihr eigenes Unternehmen … … eher von Risiken ausgehen, schätzen 42 % die Auswirkungen der Energiewende für Hessen als „negativ“ oder „sehr negativ“, 48 % als neutral und 10 % als „positiv“ oder „sehr positiv“ ein. … eher von Chancen ausgehen, schätzen 58 % die Auswirkungen der Energiewende für Hessen als „positiv“ oder „sehr positiv“, 36 % als neutral und 6 % als „negativ“ oder „sehr negativ“ ein. … eine im weitesten Sinne neutrale Einschätzung abgeben, schätzen 64 % die Auswirkungen der Energiewende für Hessen als neutral, 29 % als „positiv“ oder „sehr positiv“ und 7 % als „negativ“ oder „sehr negativ“ ein.

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Die Befragten differenzieren hier und übertragen also nicht einfach ihre Einschätzung für das eigene Unternehmen auf die Gesamteinschätzung der Auswirkungen der Energiewende. So gibt es durchaus hinsichtlich der Zukunft des eigenen Unternehmens positiv gestimmte Befragte, die jedoch die Folgen der Energiewende für Hessen eher neutral oder sogar negativ sehen. Deutlich häufiger – und wesentlich für die leicht positive Gesamteinschätzung – ist jedoch eine Konstellation dergestalt, wie sie beispielsweise in nachfolgendem Statement eines Befragungsteilnehmers zum Ausdruck kommt: „Für unser Geschäft sehe ich weder Vor- noch Nachteile, aber viele andere Unternehmen und Hessen insgesamt werden m.E. letztlich eher profitieren.“ Abbildung 30: Gesamteinschätzung der Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen: Blick auf die Wirtschaftszweige und die Unternehmensgröße

Verarbeitendes Gewerbe

3,0

Baugewerbe

3,4

Handel

3,2

Dienstleistungen (ohne Handel)

3,2 Mittelwert = 3,2

Kleinstunternehmen

3,2

Kleine Unternehmen

3,2

Mittlere Unternehmen

3,0 1

2

3

4

5

Skala von 1 = „sehr negativ“ bis 5 = „sehr positiv“; 0 = „keine Aussage möglich“ Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Abbildung 30 stellt die Gesamteinschätzung nach Wirtschaftszweigen und Unternehmensgrößenklassen dar. Mit einem Wert von 3,4 gibt das heimische Baugewerbe die positivste Einschätzung ab, die Werte für den Handel sowie den Dienstleistungssektor (ohne Handel) entsprechen mit rund 3,2 weitestgehend dem Mittelwert für den Mittelstand insgesamt. Am skeptischsten der vier angeführten Wirtschaftszweige sind die mittelständischen Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe ge-

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stimmt – der Wert von 3,0 entspricht jedoch einer noch immer insgesamt neutralen Einschätzung der Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen. Dies gilt ebenfalls für die mittleren Unternehmen (3,0), deren Erwartung im Durchschnitt etwas pessimistischer als bei den Kleinstunternehmen (3,2) und den kleinen Unternehmen (3,2) ausfällt. Die Bandbreite auf Branchenebene reicht von 2,9 im Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ bis hin zu einem Wert von 3,5 bei den Ingenieurbüros, wo 46 % der Befragten mit „positiven“ oder sogar „sehr positiven“ Auswirkungen der Energiewende für Hessen rechnen. Klar überdurchschnittlich hohe Erwartungen existieren auch bei den Mittelständlern im hessischen Ausbaugewerbe sowie in den Bereichen „EDV/IT, Telekommunikation, Verlage“ und „Unternehmensberatung, Marktforschung, Werbung“ mit jeweils 3,4.

57


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

8

Zusammenfassung

Die Energiewende steht für einen grundlegenden Umbau des gesamten Energiesystems, der auf mehrere Jahrzehnte angelegt ist. Der Prozess weg von den fossilen Energieträgern und der Kernenergie hin zu Erneuerbaren Energien steht somit erst am Anfang. Die vorliegenden Ergebnisse einer hessenweiten Befragung mittelständischer Unternehmen im August/September 2012 stellen ein Meinungsbild der befragten Unternehmen zu diesem Zeitpunkt dar, d.h. zu einem Zeitpunkt, an dem die öffentliche Diskussion insbesondere um die EEG-Umlage – Erhöhung zum 01.01.2013 um rund 50 % –, aber auch um die Energiekostenbelastung der Unternehmen insgesamt sowie um die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Energiewende noch keineswegs die derzeitige Intensität hatte. Über die Hälfte aller befragten hessischen Mittelständer gab an, sich mit den Auswirkungen der Energiewende auf ihr Unternehmen noch nicht beschäftigt zu haben. Je kleiner das Unternehmen, desto höher fällt dieser Wert aus. Dementsprechend richten Unternehmen an die Adresse der Politik den Wunsch nach transparenten Informationen oder auch einer neutralen Beratung, um auf der Basis eines verbesserten Informationsstands Chancen der Energiewende wahrnehmen bzw. Risiken minimieren zu können. Befragt, ob sie mit der Energiewende eher Chancen oder eher Risiken für ihr Unternehmen verbinden, steht gut die Hälfte der hessischen Mittelständler der Energiewende weitgehend indifferent gegenüber – worin sich auch Informationsdefizite widerspiegeln können. Folglich bezieht nur knapp die Hälfte in positiver oder negativer Hinsicht Stellung, wobei sich über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg gesehen positive und negative Einschätzungen in etwa die Waage halten. Eine nach Wirtschaftszweigen differenzierte Betrachtung zeigt jedoch deutliche Unterschiede: So verbinden im Baugewerbe, insbesondere im Ausbaugewerbe, weit überdurchschnittlich viele Unternehmen mit der Energiewende Chancen – sei es ein Wachstum des bereits bestehenden Geschäfts oder auch die Aussicht, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen. Energieeffizientes Bauen und Sanieren sowie die Leistungen des Handwerks für die ganze Bandbreite moderner Gebäudetechnik sind Beispiele für Chancen, die gesehen werden. Anders stellt sich das Bild im Verarbeitenden Gewerbe dar, wo es doppelt so viele Pessimisten wie Optimisten gibt. Die wesentliche Ursache für dieses negative Stimmungsbild liegt im hohen Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten in Teilen des Verarbeitenden Gewerbes. Dementsprechend fallen in den besonders energieintensiven Bereichen „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ und Metallindustrie die Einschätzungen auch besonders skeptisch aus. Hier wird die Energiewende ganz überwiegend als Risiko für die Geschäftstätigkeit angesehen, denn die Preissteigerungen bei der Energie schlagen

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in diesen Wirtschaftsbereichen stark auf die Gesamtkosten durch. Insbesondere größere Mittelständler sind zudem direkt oder indirekt eng mit der Weltwirtschaft verflochten und konkurrieren damit im intensiven internationalen Wettbewerb – der einer Kostenüberwälzung enge Grenzen setzt – auch mit den Energiekosten an ausländischen Standorten.18 Oftmals handelt es sich bei diesen Unternehmen um Investitionsgüterproduzenten oder Hersteller von Vorleistungsgütern, d.h. relativ weit vorne in der Wertschöpfungskette stehende Unternehmen mit entsprechend großer Bedeutung für den gesamten Wertschöpfungsprozess und damit auch für nachgelagerte Unternehmen. Doch nicht allein Unternehmen mit einem hohen Energiekostenanteil verfolgen die Entwicklung der Energiepreise kritisch – was nicht verwundern kann, denn in der Befragung berichten knapp zwei Drittel aller Befragten von einer in der letzten Zeit gestiegenen Bedeutung der Energiekosten für die Kostenstruktur. Einen Ansatzpunkt zur Reduzierung der Kostenbelastung sehen die befragten Mittelständler hinsichtlich der Ungleichbehandlung zwischen Mittelständlern auf der einen Seite und Großunternehmen auf der anderen Seite. Die Energieeffizienz im Unternehmen zu steigern und auf diese Art und Weise den Energieverbrauch zu reduzieren, ist ein wichtiger Ansatz zur Reduzierung der Energiekosten. Der Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit geht damit Hand in Hand mit dem Ziel der Ressourcenschonung, d.h. es liegt im ureigenen Interesse eines jeden Unternehmens, um der Wettbewerbsfähigkeit willen die Energiekosten möglichst gering zu halten. Entsprechend aktiv sind die hessischen Mittelständler, wobei die Bandbreite der Energiesparmaßnahmen von der effizienteren Beleuchtung über die Gebäudedämmung bis zur Wärmerückgewinnung reicht. Die Einsparpotenziale sind noch nicht ausgeschöpft: Acht von zehn befragten Mittelständlern sehen in ihrem Unternehmen die Möglichkeit, den Energieverbrauch zu verringern. Hier bestehen jedoch auch vielfältige Hemmnisse, wie die Befragung zeigt. So verfügen z.B. insbesondere die mittelständischen Unternehmen mit geringem Energiekostenanteil oftmals nicht über die nötigen Informationen, wobei die Kosten der Informationsbeschaffung vor allem bei den kleineren Unternehmen ein Problem darstellen. Eine stärkere politische Flankierung des Themas Energieeffizienz wird denn auch von den Unternehmen gewünscht.

18 In dieses Bild fügt sich ein, dass energieintensive Großunternehmen der hessischen Industrie die Auswirkungen der Energiewende nochmals negativer einschätzen als die hessischen Mittelständler des Verarbeitenden Gewerbes. Vgl. speziell zu den Strategien großer, energieintensiver Unternehmen im Rahmen der Energiewende van den Busch, U. (2013).

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Kritisiert wird von hessischen Mittelständlern die bestehende Planungsunsicherheit in Sachen Energiewende und es wird folglich die Forderung nach klaren und verlässlichen Rahmenbedingungen erhoben. Befragt nach ihrer Einschätzung zu den Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen insgesamt, stellen die diesbezüglich indifferenten Unternehmen die Mehrheit: Über die Hälfte der befragten hessischen Mittelständler bezieht einen neutralen Standpunkt bzw. sieht sich nicht zu einer Aussage in der Lage. Die positiven Stimmen belaufen sich auf knapp ein Drittel, die negativen Bewertungen auf etwa ein Sechstel. Unternehmerinnen und Unternehmer, die sogar von sehr positiven Auswirkungen ausgehen, halten sich allerdings ebenso in engen Grenzen wie die Zahl derer, die im Gegenteil mit sehr negativen Konsequenzen rechnet. Das heimische Baugewerbe gibt die positivste Einschätzung ab. Am kritischsten sehen die mittelständischen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes die Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen, worunter im Bereich „Chemie, Pharma, Gummi, Kunststoff“ die Einschätzungen nochmals skeptischer ausfallen. Abschließend ist anzumerken: Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende ist eine breite Unterstützung quer durch den hessischen Mittelstand. Insoweit bleibt abzuwarten, wie sich die anhaltende Diskussion über den Anstieg der Energiepreise, das EEG und die Versorgungssicherheit im Mittelstand entwickeln wird.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabellenverzeichnis Tabelle

Seite

1

Kurzcharakterisierung der schriftlichen Unternehmensbefragung

4

2

Chancen – Wachstum und neue Geschäftsfelder nach Bereichen

22

3

Chancen – Wachstum und neue Geschäftsfelder: Beispiele für Produkte und Dienstleistungen des hessischen Mittelstands aus dem Bereich Energieeffizienz und Energiesparen

23

Chancen – Wachstum und neue Geschäftsfelder: Beispiele für Produkte und Dienstleistungen des hessischen Mittelstands aus dem Bereich Energieerzeugung

25

Beispiele für Energiesparmaßnahmen (geplant oder bereits implementiert) des hessischen Mittelstands

39

6

Mittelstandsabgrenzung der EU

74

7

Zusammensetzung von Stichprobe und Rücklauf der Unternehmensbefragung

75

4

5

61


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Abbildungsverzeichnis Abbildung

Seite

1

Befragte Unternehmen nach Umsatzgröße

5

2

Befragte Unternehmen nach Beschäftigtengröße

6

3

Befragte Unternehmen nach Unternehmensgröße

6

4

Befragte Unternehmen nach Wirtschaftszweigen und Branchen

7

5

Informationsstand

8

6

Informationsstand nach Wirtschaftszweigen

10

7

Begriffsverständnis

11

8

Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten

12

9

Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten – Blick auf die Wirtschaftszweige

13

10

Entwicklung des Energiekostenanteils in den letzten Jahren

14

11

Maßnahmen im Hinblick auf die Energieversorgung

15

12

Bezieht Ihr Unternehmen Strom aus Erneuerbaren Energien („Ökostrom“)? 17

13

Verbinden Sie mit der Energiewende eher Chancen oder eher Risiken für Ihr Unternehmen?:

18

14

Chancen – Wachstum oder neue Geschäftsfelder?

21

15

Chancen – Wachstum und neue Geschäftsfelder im Bereich Energieeffizienz und Energieerzeugung nach Wirtschaftszweigen

23

16

Risiken

27

17

Risiken nach Wirtschaftszweigen

29

18

Wie wichtig ist das Thema Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz in Ihrem Unternehmen?

33

Wie wichtig ist das Thema Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz in Ihrem Unternehmen?: Künftige Entwicklung

34

Wie wichtig ist das Thema Energieeinsparung bzw. Energieeffizienz in Ihrem Unternehmen?: Künftige Entwicklung nach Ausgangsniveau

35

21

Energieverbrauch: Einsparpotenziale

36

22

Energieverbrauch: Einsparpotenziale nach Unternehmensgröße

37

23

Bereiche, in denen Energiesparmaßnahmen bereits implementiert bzw. beabsichtigt sind

40

24

Energiesparhemmnisse

43

25

Energiesparhemmnisse nach Unternehmensgröße

45

26

Energiesparhemmnisse nach Wirtschaftszweigen

47

27

Gesamtwirtschaftliche Gesichtspunkte

50

19 20

62


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

28

Spezielle Mittelstandsaspekte

53

29

Gesamteinschätzung der Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen

55

Gesamteinschätzung der Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen: Blick auf die Wirtschaftszweige und die Unternehmensgröße

56

30

63


Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Literaturverzeichnis Amtsblatt der Europäischen Union (2003), L24/36, 20.05.2003. Bauer, C., Frings, K., Harsche, J. (2010): Hessischer Mittelstand – Fit für die Zukunft?!: Hessischer Mittelstandsbericht 2010, HA Report Nr. 794, Wiesbaden. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) (Hrsg.) (2012): Unternehmen und Unternehmensteile, die im Jahr 2012 an den aufgelisteten Abnahmestellen von der Besonderen Ausgleichsregelung profitieren, Eschborn, verfügbar unter www.bafa.de/bafa/de/energie/besondere_ausgleichsregelung_eeg/ publikationen/besar_2012.xls. Abgerufen am 14.11.2012. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2012): Mit neuer Energie: 10-Punkte-Programm für eine Energie- und Umweltpolitik mit Ambition und Augenmaß von Bundesumweltminister Peter Altmaier, Berlin. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2010): Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung, Berlin. Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“ (Hrsg.) (2012): Stellungnahme zum ersten Monitoring-Bericht der Bundesregierung für das Berichtsjahr 2011, Berlin, Mannheim, Stuttgart. Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2012): Hessischer Energiegipfel – Umsetzungskonzept der Hessischen Landesregierung, Wiesbaden. Hessische Staatskanzlei (Hrsg.) (2011): Hessischer Energiegipfel – Abschlussbericht des Hessischen Energiegipfels vom 10. November 2011, Wiesbaden, verfügbar unter www.energiegipfel.hessen.de/mm/AbschlussberichtEnergiegipfel.pdf. Abgerufen am 15.11. 2012. Hessisches Statistisches Landesamt (Hrsg.) (2013): Statistischer Bericht E IV 6 – j 2010/2010: Hessische Energiebilanz 2010 und CO2-Bilanz 2010, Wiesbaden. Rat für nachhaltige Entwicklung (Hrsg.) (2012): Energiewende in Eigenregie: Unternehmen als Vorreiter, Pressemitteilung vom 09.02.2012, Berlin, verfügbar unter www.nachhaltigkeitsrat.de/news-nachhaltigkeit. Abgerufen am 16.11.2012.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Van den Busch, U., Gauler, A., Harsche, J. (2012): Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft – Modul 1: Basisdaten zu Energieversorgung und -verbrauch in Hessen; Theoretische Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte, HA Report Nr. 828, Wiesbaden. Van den Busch, U. (2013): Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft – Modul 3: Strategien großer, energieintensiver Unternehmen, HA Report Nr. 852, Wiesbaden.

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Energiewende: Chancen und Risiken f端r den Mittelstand in Hessen

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Anhang

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Energiewende: Chancen und Risiken f端r den Mittelstand in Hessen

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Ausgewählte wirtschaftspolitische Förderinstrumente Im Rahmen der Wirtschaftsförderung stehen dem hessischen Mittelstand zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung. Nachfolgend werden mit dem Fokus auf Beratungs- und Investitionsförderung exemplarisch Förderinstrumente angeführt, die den mittelständischen Unternehmen in Hessen im Kontext der Energiewende hilfreich sein können. Vielfältige weitere Informationen zum Thema Energie, zur hessischen Energiepolitik sowie zur Umsetzung der Energiewende stehen beispielsweise unter www.energieland-hessen.de und www.energiegipfel.hessen.de zur Verfügung.

Hessische Initiative für Energieberatung im Mittelstand: Die hessische Initiative für Energieberatung im Mittelstand unterstützt mittelständische Unternehmen aller Branchen bei der Steigerung ihrer Energieeffizienz. Die Initiative entstand 2011 auf Anregung des Hessischen Energiegipfels. Netzwerkpartner des vom Hessischen Umweltministerium mit der Umsetzung beauftragten RKW Hessen sind die Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern, der Deutsche Gewerkschaftsbund (Bezirk Hessen-Thüringen), der Hessische Handwerkstag, die IG Bergbau, Chemie, Energie (Landesbezirk Hessen-Thüringen), die IG Metall (Bezirksleitung Frankfurt) und die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände. Die Initiative möchte die hessischen Mittelständler für Einsparpotenziale beim Energieverbrauch sensibilisieren, gibt Orientierung für Unterstützungsund Förderprogramme und vermittelt passende Experten für die Erschließung von Energiesparprogrammen. Weiterführende Informationen: www.energieeffizienz-hessen.de

Kostenfreie Impulsgespräche zur Energieeffizienz; Die Impulsgespräche bieten einen Überblick über die Einsparpotenziale beim Energieverbrauch. Mitarbeiter des RKW Hessen führen diese Gespräche zur Energieeffizienz mit kleinen und mittleren Unternehmen – vorrangig aus dem Handwerk, Verarbeitenden Gewerbe und Hotellerie / Gastronomie – durch. Dabei stehen eingesetzte Querschnittstechnologien (z.B. Beleuchtung, Druckluft, Heizung und Klimatisierung) im Vordergrund. Weiterführende Informationen unter: www.rkw-hessen.de > Energie & Ressourcen > Impulsgespräche

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Aktionslinie Hessen-Umwelttech: Die Aktionslinie Hessen-Umwelttech als zentrale Plattform des Hessischen Wirtschaftsministeriums für die Umwelttechnologiebranche bietet u.a. Veranstaltungen und themenspezifische Publikationen (z.B. zur Energieeffizienz in der Produktion) an. Ein weiterer Service der Aktionslinie ist der Kompetenzatlas „Erneuerbare Energien in Hessen“, der einen Überblick über hessische Unternehmen und Institutionen im Bereich der Erneuerbaren Energien mit ihren eigenen Kompetenzprofilen gibt. Weiterführende Informationen unter: www.hessen-umwelttech.de www.kompetenzatlas-erneuerbareenergien.de

ProduktionsIntegrierter UmweltSchutz (Hessen-PIUS®): Ziel des finanziell geförderten Beratungsprogramms Hessen-PIUS® ist der umweltschonende und wirtschaftliche Umgang mit Ressourcen. So soll beispielsweise die Entstehung von Abfall minimiert und der Einsatz von Energie und Wasser verringert werden. Infolge der Optimierung der Produktionsprozesse sollen die Belastungen durch gestiegene Kosten für den Energie- und Materialeinsatz für kleine und mittlere Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistung reduziert werden. Weiterführende Informationen: www.rkw-hessen.de > Energie & Ressourcen > Produktionsintegrierter Umweltschutz (Hessen-PIUS®)

Hessen − Innovationen für Energie- und Ressourceneffizienz (HIER!): Das Projekt „Hessen − Innovationen für Energie- und Ressourceneffizienz (HIER!)“ strebt die effizientere Gestaltung der Produktionsprozesse an, um den Energieverbrauch in Unternehmen zu senken. Dies soll u.a. durch Forschung in den Bereichen Druckluftarme Produktion, Kraft-Wärme-Kopplungs-gerechte Produktion und Produktion in klimatisierten Räumen erreicht werden. Darüber hinaus sind auch die Weiterbildung (z.B. Ausbildung von Energiecoaches) und die Kommunikation (Tagungen, Leitfäden zu Energieeffizienz usw.) wichtige Bausteine des Projektes. Weiterführende Informationen: www.hier-hessen.de

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Energieberatung Mittelstand: Im Rahmen der Energieberatung Mittelstand der KfW werden der Energieeinsatz im Unternehmen analysiert, Sparpotenziale aufgezeigt und konkrete Verbesserungsmaßnahmen vorgeschlagen. Bei dieser Beratung wird unterschieden in Initialberatung und Detailberatung. Erstere besteht in einer Analyse der Schwachstellen des Energieeinsatzes im Unternehmen, in der Beschreibung der bestehenden Mängel und in Vorschlägen für Energieeffizienzmaßnahmen. In Letzterer erfolgt eine Vertiefung der Energieanalyse und die Erarbeitung eines konkreten Maßnahmenplanes. Weiterführende Informationen: www.energieeffizienz-hessen.de > Beratungsförderung > KfW-Beratung www.kfw.de > Unternehmen > Energie & Umwelt > Förderprodukte > Energieberatung Mittelstand

Hessische Handwerkskammern: Energiebeschaffung, Fördermöglichkeiten, innovative Technologien u.a. sind Themen, die Experten der Handwerkskammern regional in kostenlosen Energieeffizienzberatungen für ihre Mitglieder behandeln. Veranstaltungen wie z.B. „Das Handwerkerfrühstück zur Energiezukunft“ – für alle Betriebe, die Energie einsparen wollen und an solche, die die dazu notwendige Technik anbieten – sind ebenfalls Bestandteil des Angebots. Weiterführende Informationen: www.hwk-rhein-main.de > Beratung > Energieeffizienz-Beratung > Energiefrühstück

Hessische IHKs: Die Industrie- und Handelskammern in Hessen bieten u.a. persönliche Beratungen, Seminare und Veranstaltungen (z.B. eine Veranstaltungsreihe zu Energieeffizienzmaßnahmen von der Lüftungs- und Klimatechnik über Kraft-Wärme-Kopplung bis zur Prozesswärme) zu Themen aus den Feldern Energie und Umwelt an, um ihre Mitglieder zu unterstützen Auch in der Aus- und Weiterbildung in Sachen Energie sind die hessischen IHKs aktiv: So richtet sich etwa die Ausbildung zum zertifizierten Energiemanager IHK an Fach- und Führungskräfte, die als Energieverantwortliche im Unternehmen fungieren. Weiterführende Informationen: www.ihk-hessen.de

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

EcoStep – Integriertes Managementsystem: EcoStep ist ein eigenständiges Betriebsoptimierungssystem mit dessen Hilfe kleine und mittlere Unternehmen ihre internen Betriebsabläufe verbessern können. Dabei werden die Bereiche Qualitätssicherung, Umweltschutz und Arbeitsschutz in einem Managementsystem miteinander verbunden. Ab März 2013 steht zusätzlich das Modul EcoStep Energie zur Verfügung. Ziel dieses Moduls ist es, den Unternehmen ein kostengünstiges Instrument zu bieten, um die Energiekosten im Blick zu halten sowie Einspar- und Kostensenkungspotenziale zu identifizieren. Weiterführende Informationen: www.rkw-hessen.de > Energie & Ressourcen > EcoStep www.ecostep-online.de

KfW-Energieeffizienzprogramm: Durch das KfW-Energieeffizienzprogramm werden Investitionskredite für Energieeinsparmaßnahmen in Unternehmen – auch im Ausland – vergeben, die wesentliche Energieeinspareffekte erzielen. Es werden Ersatzinvestitionen wie auch Neuinvestitionen gefördert. Beispiele für förderfähige Investitionen sind Anlagentechnik, Wärmerückgewinnung, effiziente Energieerzeugung sowie die Sanierung oder der Neubau von Gebäuden. Kleine Unternehmen profitieren von besonders günstigen Zinskonditionen. Bis zu 25 Mio. Euro Kreditbetrag können vergeben werden. Weiterführende Informationen: www.kfw.de > Unternehmen > Energie & Umwelt > Förderprodukte > KfW-Energieeffizienzprogramm

KfW-Umweltprogramm: Das KfW-Umweltprogramm unterstützt bei unternehmerischen Vorhaben im In- und Ausland, die zu einer wesentlichen Verbesserung der Umweltsituation beitragen. Gefördert werden u.a. Maßnahmen zur Material- und Ressourceneinsparung, Vermeidung von Luftverschmutzungen sowie Abfallvermeidung. Für kleine Unternehmen gilt ein besonders günstiger Zinssatz. Bis zu einem Höchstbetrag von in der Regel 10 Mio. Euro kann Kredit gewährt werden. Weiterführende Informationen: www.kfw.de > Unternehmen > Energie & Umwelt > Förderprodukte > KfW-Umweltprogramm

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KfW-Erneuerbare Energien Standard: Mit diesem Kreditprogramm (Höchstbetrag 25 Mio. Euro) werden Anlagen zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien gefördert. Außerdem können Anlagen zur Wärmeerzeugung und Anlagen zur kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung (KWK) gefördert werden. Nicht nur der Kaufpreis der Anlage, sondern die Kosten für Aufbau oder Erweiterungen können ebenfalls gefördert werden. Das Programm richtet sich nicht nur an privatwirtschaftliche Unternehmen, sondern es können z.B. auch Unternehmen mit kommunaler Beteiligung von der Förderung profitieren. Weiterführende Informationen: www.kfw.de > Unternehmen > Energie & Umwelt > Förderprodukte > Erneuerbare Energien – Standard

Förderprogramm für hocheffiziente Querschnittstechnologien: Mittelständische Unternehmen haben die Möglichkeit, über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen Investitionszuschuss zu hocheffizienten und am Markt verfügbaren Querschnittstechnologien zu erhalten. Hinsichtlich der Förderung ist zwischen zwei Verfahren zu unterscheiden: Einzelmaßnahme: Ersatz einzelner Anlagen durch hocheffiziente Anlagen z.B. in den Bereichen elektrische Motoren und Antriebe und Pumpen systemische Optimierung: Ganzheitliche Betrachtung eines technischen Systems unter Erarbeitung eines unternehmensindividuellen Energieeinsparkonzepts Weiterführende Informationen: www.bafa.de > Energie > Querschnittstechnologien

Marktanreizprogramm – Heizen mit Erneuerbaren Energien: Die Nutzung von Wärme aus Erneuerbaren Energien wird durch ein vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) durchgeführtes Marktanreizprogramm gefördert. Gefördert werden u.a. Solarthermieanlagen – dies gilt ebenfalls für Anlagen zur Erzeugung solarer Prozesswärme für industrielle Prozesse –, Anlagen zur Verfeuerung fester Biomasse und effiziente Wärmepumpen. Weiterführende Informationen: www.bafa.de> Energie > Heizen mit Erneuerbaren Energien

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Zu Methodik und Konzeption der Untersuchung Grundlage der vorliegenden Studie ist eine schriftliche Unternehmensbefragung hessischer mittelständischer Unternehmen im August/September 2012. Die Definition des Begriffes „Mittelstand“ orientiert sich dabei an den Kriterien der EU. In der Tabelle 6 sind diese Kriterien zur Identifikation von „Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen“ zusammengefasst dargestellt. Es müssen alle drei Kriterien dieser EU-Mittelstandsdefinition gleichzeitig erfüllt sein. Beim Finanzkriterium müssen entweder die Schwellenwerte für den Umsatz oder die für die Bilanzsumme zutreffen. Abweichend von dieser Definition wurde für die vorliegende Befragung eine Abschneidegrenze von fünf Beschäftigten festgelegt. Tabelle 6: Mittelstandsabgrenzung der EU Kriterium

Beschäftigung

Unternehmensgröße

Mitarbeiter

Mittelstand

Großunternehmen

Finanzen* Umsatz

Bilanzsumme

Kleinst

bis 9

bis 2 Mio. €

bis 2 Mio. €

Klein

10 bis 49

2 bis 10 Mio. €

2 bis 10 Mio.€

Mittel

50 bis 249

10 bis 50 Mio.€ 10 bis 43 Mio.€

250 und mehr

über 50 Mio. €

-

Konzernunabhängigkeit Zugehörigkeit zu anderen Unternehmen Das Unternehmen darf nicht zu 25 % oder mehr des Kapitals oder der Stimmanteile im Besitz von einem oder mehreren weiteren Unternehmen gemeinsam sein, welche die Mittelstandsdefinition nicht erfüllen.

über 43 Mio. €

* Hiervon ist fakultativ ein Kriterium zu erfüllen. Quelle: Quelle: Amtsblatt der Europäischen Union (2003).

Als Adressgrundlage für die schriftliche Befragung diente die Unternehmensdatenbank MARKUS (Creditreform/Bureau van Dijk), die eine Auswahl der zu befragenden Unternehmen unter Berücksichtigung der EU-Mittelstandskriterien ermöglicht. Die Aufnahmekriterien von MARKUS gewährleisten, dass praktisch nur wirtschaftsaktive Unternehmen erfasst werden und die Daten in Verbindung mit der regelmäßigen Pflege und Aktualisierung eine hohe Qualität aufweisen. Da Freiberufler in der MARKUS-Datenbank nur zum Teil erfasst sind, ergänzt ein weiterer Datensatz von Creditreform speziell zu Freiberuflern die Adressen aus MARKUS.

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Tabelle 7: Zusammensetzung von Stichprobe und Rücklauf der Unternehmensbefragung WZ 2008 Code

Beschreibung

Versandte Fragebögen (Anteil an Summe in %)

B bis E

Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Verarbeitendes Gewerbe, Energieversorgung, Wasserversorgung

22,5

26,7

F

Baugewerbe

16,9

19,4

G

Handel

23,9

20,4

H bis M (ohne M75), N, P855, R, S95, S96

Dienstleistungen (außer Handel) ergänzt um Freiberufler

36,7

31,6 (+Sonstige 1,9)

100,0 = 5.400 versandte Fragebögen

= 100,0 = zur Auswertung verfügbarer Rücklauf von 1.027 Fragebögen

Quelle Quelle:

Rücklauf (Anteil an Summe in %)

Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Die Zusammensetzung der geschichteten Zufallsstichprobe geht aus Tabelle 7 hervor. Zu den befragten Unternehmen gehören Mittelständler aus dem Produzierenden Gewerbe, dem Baugewerbe, dem Handel und dem Dienstleistungsbereich einschließlich der Freien Berufe (z.B. Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Architekten und Ingenieure). Die staatlichen Bereiche „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung (O)“ sowie weite, ebenfalls zum öffentlichen Sektor zählende Teile von „Erziehung und Unterricht (P)“ sind naturgemäß nicht Untersuchungsgegenstand dieser Mittelstandsstudie. Ausgenommen wurden von der Befragung ferner der Bereich „Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen (Q)“, in welchem eine Vielzahl von staatlichen Anbietern sowie eine in weiten Teilen hohe Regulierungsdichte zusammentreffen, und der Bereich „Land- und Forstwirtschaft; Fischerei (A)“. In Verbindung mit der o.g. Abschneidegrenze ergibt sich damit naturgemäß eine von der „tatsächlichen“ Wirtschaftsstruktur abweichende Verteilung, was bei der Interpretation der Ergebnisse unbedingt zu beachten ist. Ungeachtet dessen deckt die Befragung damit – nicht nur im Hinblick auf die Branche, sondern z.B. auch auf die Unternehmensgröße – eine außerordentliche Breite ab. Die schriftliche Unternehmensbefragung fand im August und September 2012 statt. 1.050 Fragebögen wurden von den Unternehmen zurückgesandt bzw. online beantwortet. Nur ein sehr geringer Teil des Rücklaufs konnte nicht in die Auswertung einbezogen werden, da die Fragebögen entweder nicht ausgefüllt werden konnten (z.B. wegen Einstellung der Geschäftstätigkeit), die Unternehmen gemäß eigener

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Energiewende: Chancen und Risiken für den Mittelstand in Hessen

Angabe nicht die Mittelstandskriterien erfüllten oder die Fragebogen erst mehrere Wochen nach dem letztmöglichen Rücksendetermin eingetroffen sind. Letztlich konnten 1.027 Fragebögen in die Auswertung einbezogen werden, was einer Rücklaufquote von 19 % entspricht, womit die vorliegende Untersuchung auf einer erfreulich breiten Basis steht. In der letzten Spalte ist die Zusammensetzung des Rücklaufs gegenübergestellt. Um Verzerrungen aufgrund der gewissen Abweichungen zu vermeiden, fließen die Wirtschaftszweige mit Gewichtungsfaktoren versehen in die Gesamtbetrachtung ein.

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