Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in H

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Dr. Claus Bauer Gergana Petkova

Report Nr. 862 Wiesbaden 2014


Eine Veröffentlichung der

HA Hessen Agentur GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet

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Folke Mühlhölzer (Vorsitzender), Dr. Rainer Waldschmidt

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Inhalt

Seite

Vorwort

I

Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Überblick

1

Beschäftigte

3

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen

4

Umsatz

9

Produktpalette und Produktionsschwerpunkte

10

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse

11

Forschung und Entwicklung

14

Clusternetzwerke

16

Fachkräftenachwuchs

17

Ausblick

18



HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, die hessische Wirtschaft ist nicht nur durch einen starken Dienstleistungssektor geprägt – Hessen ist auch ein wichtiger Industriestandort. Ich möchte hier neben der Automobilindustrie sowie Chemie und Pharma beispielsweise auch den Maschinenbau oder die Gummi- und Kunststoffindustrie nennen. Das Branchenprofil „Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen“ – im Auftrag meines Hauses von der Hessen Agentur erstellt – gibt einen beeindruckenden Einblick in die Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieses Wirtschaftszweigs, der in Hessen knapp 35.000 Beschäftigte zählt. Namen bedeutender Großunternehmen (z.B. Continental, Goodyear Dunlop, Pirelli, Veritas) stehen ebenso für Qualität aus Hessen wie die zahlreichen Mittelständler der Branche. Die Landesregierung ist bestrebt, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu stärken und damit einen Beitrag zu ihrer Zukunftssicherung zu leisten. Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit werden hierbei nach meiner Überzeugung eine wichtige Rolle spielen. Ebenso ist es meine Überzeugung, dass Ökologie und Ökonomie keine Gegensätze sind. Energie- und Rohstoffeffizienz schonen nicht nur die Umwelt, sondern eröffnen den Unternehmen auch Chancen – sei es durch optimierte Produktionsverfahren, die z.B. Kosteneinsparungen bewirken, oder durch Produktinnovationen, mit denen neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte erschlossen werden können. Weitere Branchenprofile zu bedeutenden hessischen Industriezweigen stehen Ihnen unter www.hessen-agentur.de  Wirtschafts- & Regionalforschung  Wirtschaft & Strukturwandel zum Download zur Verfügung. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

I



HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Überblick Beschäftigte

Die Zahl der Beschäftigten1 in der Gummi- und Kunststoffindustrie – verstanden im Sinne der „Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren“ der amtlichen Statistik – belief sich in Hessen im Jahr 2012 auf 34.658 Personen. Dies entspricht einem Anteil an allen Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen von 8,7 % und an der Gummi- und Kunststoffindustrie deutschlandweit von 9,3 %.

Betriebe

223 Betriebe zählten 2012 zur hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie. Die meisten Betriebe und die höchste Anzahl der Beschäftigten weist der Main-Kinzig-Kreis auf.

Bedeutende Unternehmen

In Hessen sind zahlreiche bedeutende Unternehmen der Gummi- und Kunststoffbranche vertreten. Als Beispiele sind zu nennen: Brita, Continental, Decoma, Goodyear Dunlop Tyres, Hübner, Kalle, Koziol, Pirelli, Trelleborg und Veritas.

Umsatz

Im Jahr 2012 erwirtschaftete die Branche einen Umsatz in Höhe von 8,0 Mrd. Euro. Differenziert nach Sparten steuerte die Herstellung von Gummiwaren 52,9 % zum Gesamtumsatz der Branche bei, auf die Herstellung von Kunststoffwaren entfielen entsprechend 47,1 %. Damit unterscheidet sich die Spartenstruktur in Hessen erheblich von der auf Bundesebene, wo der Gummiindustrie lediglich ein Umsatzanteil von 23,6 % zukommt.

Internationales

Die Exportquote der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie lag im Jahr 2012 bei 30,5 %, d.h. 2,4 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes von 8,0 Mrd. Euro waren Umsatz mit dem Ausland. Die ausländischen Direktinvestitionen in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie summierten sich zum Jahresende 2011 auf einen Bestand von 1,8 Mrd. Euro.

Fachkräftenachwuchs Im Wintersemester 2012/2013 waren an den hessischen Hochschulen in den Fächern Chemie und Maschinenbau / Verfahrenstechnik 20.219 Studierende eingeschrieben. Die hessischen Betriebe der Gummi- und Kunststoffindustrie beschäftigten 1.469 Auszubildende im Jahr 2012. 1

Mit Ausnahme der Angaben zu einzelnen Unternehmen und zur Ausbildung beziehen sich alle Angaben zu Beschäftigten, Betrieben und Umsätzen im vorliegenden Branchenprofil auf Betriebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hessen Agentur.

1


Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Gummi- und Kunststoffindustrie1 in Hessen 2012: Wichtige Indikatoren im Vergleich mit anderen Industriebranchen Anteil am Verarbeit. absolut Gewerbe Hessens in % Beschäftigte

Anteil an der Gummi- und KunststoffAutomobil industrie Deutschlands in %

Zum Vergleich: Chemie und Pharma

Elektro

Ernährung

Maschinenbau

Metall

absolut

34.658

8,7

9,3

48.851

58.648

50.306

34.962

43.829

52.014

223

8,1

7,0

75

182

326

368

380

413

Umsatz (in Mio. €)

7.957

7,2

10,8

15.725

25.533

9.830

9.300

10.019

16.304

Auslandsumsatz (in Mio. €)

2.431

4,4

9,1

9.474

17.633

4.747

1.770

6.104

7.754

1452

3,4

11,8

1.448

1.618

464

-3

256

145

Betriebe

FuE-Aufwendungen (in Mio. €, 2011)

1 Unter der Gummi- und Kunststoffindustrie wird im Folgenden – unter Anlehnung an die amtliche Statistik – die Abteilung „Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren“ der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 verstanden. Die Herstellung von Kunststoffen und synthetischem Kautschuk in Primärformen ist in der Wirtschaftszweigsystematik hingegen Teil der Chemischen Industrie und somit Gegenstand des Branchenprofils „Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen“. 2

Einschließlich Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden.

3

Für die Ernährungsindustrie liegen keine Angaben vor.

Quelle: destatis, HSL, Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Berechnungen der Hessen Agentur.

2


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Beschäftigte 34.658 Beschäftigte hatten 2012 ihren Arbeitsplatz in der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie, was 8,7 % der Beschäftigten des hessischen Verarbeitenden Gewerbes entspricht. 9,3 % aller Branchenbeschäftigten bundesweit sind in der hessischen Gummiund Kunststoffindustrie tätig. Die Ende 2008 einsetzende weltweite Rezession konnte nicht ohne Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Gummi- und Kunststoffindustrie bleiben: So zählte die Branche 2009 in Hessen 6,3 % weniger Beschäftigte als noch im Vorjahr (Deutschland: -5,5 %). Sehr schnell wurde der Beschäftigungsabbau jedoch gestoppt, ja sogar die Zahl der Beschäftigten bereits im Jahr 2010 wieder erhöht. Im Jahr 2011 wurde in der heimischen Gummiund Kunststoffindustrie weiter Personal eingestellt, so dass in der Branche per Saldo 3,2 % Beschäftigte mehr (Deutschland: +4,2 %) ihren Arbeitsplatz hatten. Auch 2012, bei weltweit schwächelnder Konjunktur, erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie noch (+0,5 %) – wenngleich nicht so stark wie in der Branche auf Bundesebene (+1,7 %). Entwicklung der Beschäftigung in der Gummi- und Kunststoffindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2009 – 2012 in % zum Vorjahr 6

in % zum Vorjahr 6

Gummi- und Kunststoffindustrie

4

4

2

2

0

0

-2

-2

-4

-4

Beschäftigte 2012 (in 1.000):

-6

Hessen Deutschland

34,7

Verarbeitendes Gewerbe

Beschäftigte 2012 (in 1.000):

-6

Hessen

374,1

Deutschland 5.923,1

-8

-8 2009

2010

2011

2012

399,0

2009

2010

2011

2012

Quelle: destatis, HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

3


Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen Die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie zählte im Jahr 2012 – wie bereits in den beiden Jahren zuvor – 223 Betriebe, wovon 197 Betriebe auf die Produktion von Kunststoffwaren entfallen. 26 Betriebe sind der Herstellung von Gummiwaren zuzuordnen. Bei insgesamt 25 Betrieben der Branche handelt es sich um Großbetriebe, d.h. um Betriebe, in denen 250 und mehr Beschäftigte ihren Arbeitsplatz haben. 56,1 % der Beschäftigten der Branche sind in diesen Großbetrieben tätig und erzielen 66,7 % des Branchenumsatzes. Die Größenstruktur der Gummi- und Kunststoffindustrie insgesamt – gemessen an der Bedeutung dieser Großbetriebe – entspricht damit in etwa der des Verarbeitenden Gewerbes. Innerhalb der Branche ist festzustellen, dass in der Gummiindustrie die Konzentration von Umsatz und Beschäftigung auf Großbetriebe beträchtlich höher ist als in der Kunststoffindustrie. Größenstruktur der Gummi- und Kunststoffindustrie und des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen im Jahr 2012 – Anteil der Großbetriebe* an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz

11,2

Betriebe

Gummi- und Kunststoffindustrie

10,5

Verarbeitendes Gewerbe

56,1

Beschäftigte

60,1

66,7

Umsatz

71,4 0

20

40

60

80

100 Anteil in %

* Betrie*Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten Quelle: HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

Entsprechend diesem Strukturmerkmal der Branche sind die regionalen Schwerpunkte der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Wesentlichen auf die Gummiindustrie zurückzuführen:2

2

4

Ein unmittelbarer Vergleich der im nachfolgenden Text gemachten Angaben mit der vorstehenden Tabelle ist allerdings nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde, während sich die Angaben im Text weitgehend auf Unternehmen beziehen. Zweitens ist insbesondere bei breitem Produktspektrum nicht immer zweifelsfrei erkennbar, welcher Branche ein Unternehmen zuzuordnen ist (z.B. Chemie oder Gummi / Kunststoff bzw. Maschinenbau oder Elektrotechnik).


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Regionale Verteilung der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Jahr 2012 Verwaltungsbezirk

Betriebe

Beschäftigte1

Regierungsbezirk Darmstadt

126

18.723

Darmstadt, Wissenschaftsstadt

1

n.a.

Frankfurt am Main, Stadt

1

n.a.

Offenbach am Main, Stadt

0

0

Wiesbaden, Landeshauptstadt

3

n.a.

Bergstraße

20

1.735

Darmstadt-Dieburg

16

1.976

Groß-Gerau

4

309

Hochtaunuskreis

3

260

Main-Kinzig-Kreis

26

6.449

Main-Taunus-Kreis

2

n.a.

Odenwaldkreis

15

3.856

Landkreis Offenbach

13

702

Rheingau-Taunus-Kreis

11

909

Wetteraukreis

11

649

Regierungsbezirk Gießen

42

n.a.

Gießen

8

788

Lahn-Dill-Kreis

9

1.339

Limburg-Weilburg

7

n.a.

12

1.686

6

550

Regierungsbezirk Kassel

55

n.a.

Kassel, documenta-Stadt

4

310

Fulda

8

n.a.

Hersfeld-Rotenburg

3

267

Landkreis Kassel

8

1.374

Schwalm-Eder-Kreis

8

928

Waldeck-Frankenberg

17

5.172

Werra-Meißner-Kreis

7

821

Marburg-Biedenkopf Vogelsbergkreis

1 n.a.: Zahlenwert geheim zu halten. Quelle: HSL.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Südhessen Differenziert nach Regionen weist Südhessen die meisten Betriebe wie auch die meisten Beschäftigten in der Gummi- und Kunststoffindustrie auf. So ist der Main-Kinzig-Kreis der Hauptstandort der Branche in Hessen. Eines der größten Unternehmen der Branche ist die Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH mit Sitz in Hanau. Über 2.100 Beschäftigte zählt der Standort, der nicht nur der Hauptsitz des Unternehmens in Deutschland ist, sondern an dem neben dem Reifenwerk noch die europäische Reifenforschung und Reifenentwicklung konzentriert ist. Ein weiteres großes Unternehmen der Branche im MainKinzig-Kreis ist die Veritas AG in Gelnhausen, die etwa 1.500 Mitarbeiter vor Ort beschäftigt. Produkte der Fluidtechnik sowie der Spritzgießtechnik für die Automobilindustrie werden dort hergestellt. Weitere Anbieter der Gummi- und Kunststoffindustrie im Main-KinzigKreis sind die Innovative Components Technologies GmbH – die zukünftig als KDK Automotive GmbH firmieren soll – mit ihrem Werk in Wächtersbach, wo mit rund 300 Mitarbeitern Mittelkonsolen und Kofferraumsysteme für die Automobilindustrie gefertigt werden, die WOCO Industrietechnik GmbH in Bad Soden-Salmünster (zusammen mit der Betriebsstätte in Steinau knapp 600 Mitarbeiter in Hessen) die zugleich die Unternehmenszentrale der weltweit tätigen WOCO-Gruppe ist, die im Bereich Akustik, Aktuatorik und Polymertechnik Produkte insbesondere für die Automobilindustrie herstellt. Die ALSA GmbH in Steinau – Hersteller von Laufsohlen und Fußbettungen – mit knapp 300 Beschäftigten am Stammsitz in Steinau beabsichtigt, ihren Unternehmenssitz in Hessen aufzugeben und nach Görlitz, dem zweiten Standort des Unternehmens, umzuziehen. Der Odenwaldkreis – genauer gesagt Breuberg im Odenwald – ist ebenfalls ein traditionell bedeutender Standort der Gummiindustrie. Dort befindet sich die Zentrale der Pirelli Deutschland GmbH, das neben Mailand wichtigste Forschungs- und Entwicklungszentrum für PKW-Reifen des Pirelli-Konzerns sowie eine große Produktionsstätte für PKWund LKW-Reifen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen dort etwa 2.300 Personen. In Breuberg sind zudem mehrere Unternehmen der Trelleborg Group tätig, die dort u.a. Reifen für die Land- und Forstwirtschaft produzieren – der Vertriebsstandort befindet sich in Erbach – und Antivibrationslösungen für PKW und Nutzfahrzeuge fertigen. Der Unternehmenssitz der Trelleborg Vibracoustic GmbH wurde 2013 in Darmstadt bezogen. In Reichelsheim ist die Freudenberg Gruppe – Geschäftsgruppe Sealing Technologies – in Form der Freudenberg Spezialdichtungsprodukte GmbH & Co. KG tätig. Über 450 Mitarbeiter entwickeln und produzieren dort Spezialdichtungen und Membrane für die Industrie. Ein weit über die Grenzen Hessens hinaus bekanntes Unternehmen der Kunststoffindustrie im Odenwald ist die Koziol >> ideas for friends GmbH (knapp 200 Mitarbeiter am Unternehmenssitz in Erbach), die hochwertige Designprodukte herstellt und weltweit vertreibt. Als weiteres Unternehmen der Branche im Odenwald ist die Röchling Oertl Kunststofftechnik GmbH in Brensbach zu nennen, die mit rund 150 Mitarbeitern auf technische Kunststoffteile für die Medizintechnik spezialisiert ist.

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Im benachbarten LK Bergstraße ist der global tätige Parker Hannifin Konzern vertreten: Mit der Parker Hannifin Manufacturing Germany GmbH & Co. KG ist Lampertheim Sitz der Polyflex Division Europe, der zugleich Fertigungseinrichtung ist. Die Division stellt Hoch- und Höchstdruckschläuche aus Thermoplasten her und ist in Lampertheim Arbeitgeber für über 150 Beschäftigte. Ein Beispiel für ein größeres mittelständisches Unternehmen im LK Bergstraße ist die Sanner GmbH in Bensheim – mehr als 200 Beschäftigte produzieren dort hochwertige Kunststoffverpackungen und Komponenten für Pharma-, Medizin- und Haushaltsprodukte. Zu nennen ist ebenfalls die ISL SchaumstoffTechnik GmbH in Viernheim, die mit 170 Beschäftigten vor Ort technische Produktlösungen und Verpackungen aus Schaumstoff entwickelt und fertigt. Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist ebenfalls Standort der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie: So sind hier u.a. der Wursthüllen- und Schwammtuchhersteller Kalle GmbH mit rund 750 Mitarbeitern und die Mitsubishi Polyester Film GmbH – ein Produzent von Polyesterfolien – mit 500 Beschäftigten ansässig. Weitere bedeutende Unternehmen der Branchen in Südhessen sind u.a. die Decoma Exterior Systems GmbH in Obertshausen (Hersteller von Stoßfängern für Fahrzeuge mit rund 1.000 Beschäftigten vor Ort) der Tischwasserfilterhersteller Brita GmbH in Taunusstein (rund 550 Beschäftigte am dortigen Hauptsitz), die Resopal GmbH in Groß-Umstadt (über 600 Mitarbeiter) – Hersteller des gleichnamigen Schichtstoffes –, der Produzent von Formschaumteilen für Autositze Proseat GmbH & Co. KG in Mörfelden-Walldorf (Unternehmenszentrale) und in Rüsselsheim (Produktionsstandort), der Verpackungsspezialist Schlaadt-Plastics GmbH in Lorch (rund 200 Beschäftigte), die Polytec Plastics Idstein GmbH & Co KG aus Idstein, welche mit ebenfalls rund 200 Mitarbeitern Kunststoffkomponenten für den Automotivebereich fertigt, die GESA Form + Funktion Displaybau GmbH in Dreieich, die mit rund 250 Beschäftigten vor Ort Displays und Warenträger für die Kosmetik- und Verbrauchsgüterindustrie herstellt, die Precision Dispensing Solutions Europe GmbH – vormals Deutsche Präzisions-Ventil GmbH – in Hattersheim (mehr als 200 Beschäftigte), die Aero Pump GmbH in Hochheim, Hersteller von Applikationssystemen für die Pharmaindustrie (über 150 Beschäftigte), sowie die Riegler GmbH & Co. KG in Ober-Ramstadt und in Mühltal (LK Darmstadt-Dieburg), welche mit annähernd 250 Beschäftigten Medizinprodukte und Kosmetikpackmittel aus Kunststoff fertigt. Mittelhessen In Mittelhessen sind die meisten Beschäftigten der Gummi- und Kunststoffindustrie im LK Marburg-Biedenkopf tätig. Biedenkopf ist der Sitz der Elkamet Kunststofftechnik GmbH, die im benachbarten Dautphetal noch einen weiteren Standort unterhält. Elkamet produziert u.a. Spezialprofile, Behälter für Fahrzeuganwendungen (z.B. Kraftstoff) sowie Leuchtenkörper aus Kunststoff und beschäftigt an den beiden Standorten über 500 Mitarbeiter.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

In Dautphetal ist auch die Zentrale der Firmengruppe Roth Industries GmbH & Co. KG ansässig, die weltweit etwa 1.100 Mitarbeiter zählt. Am Standort werden im größten Unternehmen der Gruppe, der Roth Werke GmbH, verschiedenste Produkte von Heiz- und Kühlsystemen über Komplettduschen bis hin zu Behältersystemen produziert. Kunststoffprodukte aus den Bereichen Automotive, Haus- und Heiztechnik stellen das Portfolio der Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik und Formenbau aus Dillenburg dar, die insgesamt rund 950 Beschäftigte hat. Nordhessen Ein Großteil der Beschäftigten der Gummi- und Kunststoffindustrie in Nordhessen arbeitet in Betrieben im LK Waldeck-Frankenberg. So zählt Korbach zu den größten Standorten der Branche in Hessen. Dort beschäftigt der Continental Konzern in den Bereichen Reifen, ContiTech sowie Chassis & Safety über 3.300 Beschäftigte – Reifen und Schläuche aller Art vom Industriereifen über PKW- und Nutzfahrzeugreifen bis hin zum Fahrradschlauch werden in Korbach produziert. Ab 2014 soll in Korbach zudem ein neues ContiTechnikum mit angegliederter Hochleistungsreifenproduktion entstehen (Investitionsvolumen: 40 Mio. Euro). Ein weiteres Unternehmen im LK Waldeck-Frankenberg ist die HEWI Heinrich Wilke GmbH (insgesamt 600 Mitarbeiter), die im benachbarten Bad Arolsen ihren Hauptsitz hat. Das Unternehmen produziert Beschläge, Sanitärprodukte und Produkte für Barrierefreies Wohnen und wurde 2013 mit dem Hessischen Staatspreis für Universelles Design ausgezeichnet. Ebenfalls in Bad Arolsen ist die ALMO-Erzeugnisse Erwin Busch GmbH (rund 350 Beschäftigte vor Ort) ansässig, Hersteller von Einmalspritzen. Der überwiegende Teil der Beschäftigten der Gummi- und Kunststoffindustrie im LK Fulda arbeitet im Reifenwerk in Fulda (zu Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH gehörend), wo rund 1.500 Mitarbeiter PKW- und LKW-Reifen der gleichnamigen Marke produzieren. Nicht weit entfernt von Fulda, in Eichenzell, stellt die KCL GmbH Schutzhandschuhe aller Art her. Rund 200 Personen sind dort in der Firmenzentrale und in der Produktion tätig. In und um Kassel sind ebenfalls Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie ansässig. An erster Stelle ist die Hübner GmbH in Kassel zu nennen, in deren drei Werken vor Ort 900 Beschäftigte eine umfangreiche Produktpalette aus Gummi und Kunststoff von Faltenbälgen bis Stoßstangen herstellt. Kassel ist zudem Unternehmenssitz der Technoform Group die weltweit etwa 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. Wichtige Produktionsstätten der Gruppe befinden sich unmittelbar vor der Stadtgrenze Kassels: In Fuldabrück die Technoform Bautec Kunststoffprodukte GmbH (Isolierprofile für die Bauindustrie), in Lohfelden die Technoform Glass Insulation GmbH (thermisch isolierende Komponenten für Fensterrahmen) und ebenfalls in Lohfelden die Technoform Kunststoffprofile GmbH, das größte Unternehmen der Gruppe. Ebenfalls in Kassel ansässig ist der WEGU-Konzern,

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der mit seinem dortigen Werk Arbeitgeber für über 200 Beschäftigte in den Bereichen Leichtbau und Schwingungsdämpfung ist. Weitere Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Nordhessen sind u.a. die Friedola Gebr. Holzapfel GmbH in Meinhard im Werra-Meißner-Kreis, die mit 500 Beschäftigten u.a. Baubedarfs- und Haushaltsartikel aus Kunststoff, Heimtextilien und Freizeitartikel herstellt und die Horn & Bauer GmbH & Co. KG in Schwalmstadt (rund 200 Mitarbeiter) – Spezialist für die Herstellung und Veredelung von Kunststofffolien für Verpackungszwecke.

Umsatz Die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie erwirtschaftete im Jahr 2012 einen Umsatz in Höhe von 8,0 Mrd. Euro. Damit wurden 7,2 % des Umsatzes des hessischen Verarbeitenden Gewerbes und 10,8 % des Branchenumsatzes deutschlandweit von der Gummiund Kunststoffindustrie in Hessen erzielt. In Relation etwa zum Maschinenbau, in dem der „Spitzenreiter“ Baden-Württemberg einen mehr als sechsmal so hohen Umsatz als der hessische Maschinenbau erwirtschaftet, fällt die räumliche Konzentration der Gummi- und Kunststoffindustrie deutlich geringer aus: Die nordrhein-westfälische Gummi- und Kunststoffindustrie – als umsatzstärkste aller Bundesländer – erzielt weniger als doppelt so viel Umsatz wie die Branche in Hessen. Aufgrund der weltweiten Rezession ging die Binnennachfrage wie auch das Bestellvolumen aus dem Ausland deutlich zurück. Das Ergebnis war ein Umsatzminus in der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie im Jahr 2009 von 9,2 % gegenüber dem Vorjahr, womit der Rückgang allerdings geringer als im Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (-13,2 %) und ebenfalls geringer als in der Branche auf Bundesebene (-18,3 %) ausfiel. Bereits 2010 konnte die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie jedoch wieder ein deutliches Umsatzplus (+14,1 %) erzielen. Für das Jahr 2011 bietet sich ein vergleichbares Bild: Wachstumstreiber war nach wie vor die kräftige Inlandsnachfrage vor allem für die Gummiindustrie, die wesentlich auf die ausgezeichnete Automobilkonjunktur zurückzuführen war. Für die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie stand damit 2011 ein erhebliches Umsatzplus von 17,6 % zu Buche, das höher als in der Branche insgesamt (+11,2 %) und auch höher als im Durchschnitt des hessischen Verarbeitenden Gewerbes (+12,6 %) ausfiel. Diese positive Entwicklung konnte 2012 – in einem allgemein schwachen konjunkturellen Umfeld – nicht fortgeschrieben werden: Die leicht expansiven Impulse aus dem Ausland (+1,6 %) konnten den geringeren Umsatz im Inland (-4,1 %) nicht ausgleichen, so dass für das Jahr 2012 für die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie letztlich ein Umsatzminus von 2,4 % resultiert. Damit bleibt die Branche in Hessen hinter der auf Bundesebene (-0,9 %) und ebenfalls etwas hinter der Umsatzentwicklung im hessischen Verarbeitenden Gewerbe insgesamt (-1,7 %) zurück.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Umsatzentwicklung in der Gummi- und Kunststoffindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2009 – 2012 in % zum Vorjahr 20

in % zum Vorjahr 20

Gummi- und Kunststoffindustrie

15

15

10

10

5

5

0

0

-5

-5

-10

-15 2009

2010

Umsatz 2012 (in Mrd. Euro): Hessen

8,0

Deutschland

73,4

2011

Verarbeitendes Gewerbe

Umsatz 2012 (in Mrd. Euro):

-10

Hessen -15

2012

110,3

Deutschland 1.741,9 2009

2010

2011

2012

Quelle: destatis, HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

Produktpalette und Produktionsschwerpunkte Die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie fertigt ein sehr breites Spektrum von Produkten, die im Wesentlichen als Vorleistungsgüter an andere Unternehmen abgesetzt werden, aber auch zum Teil in den Privaten Haushalten (z.B. Autoreifen, Haushaltswaren) Verwendung finden. Zu den wichtigsten Anwendungsbereichen der Erzeugnisse zählen der Fahrzeugbau, Verpackungen aller Art und das Baugewerbe. Zum Teil werden auch Halbzeuge anderer Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie weiterverarbeitet. Jeweils etwa die Hälfte des Umsatzes der Branche in Hessen entfällt auf die Herstellung von Gummiwaren (52,9 %), d.h. Produkte aus synthetischem oder natürlichem Kautschuk, bzw. auf die Herstellung von Kunststoffwaren (47,1 %). Damit hebt sich die Struktur der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie erheblich von der auf Bundesebene ab, wo der Umsatz vor allem mit der Produktion von Kunststoffwaren (76,4 %) erzielt wird. Dieser Unterschied ist auf die Reifenindustrie zurückzuführen, die in Hessen prominent vertreten ist. In Hessen werden Reifen aller Art hergestellt – von PKW-Reifen, LKW-Reifen und Motorradreifen über Reifen für industrielle Einsatzzwecke bis hin zu Reifen für Landwirtschaft und Fahrräder. Zu den so genannten sonstigen Gummiwaren (14,4 %) zählen u.a. Schläuche, Dichtungen (z.B. Profile und Ringe) aber auch Schuhteile aus Gummi.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Die Herstellung von Kunststoffwaren (3,8 Mrd. Euro Umsatz in Hessen im Jahr 2012) umfasst die Produktion von Halbfertig- oder Fertigwaren durch Verfahren wie Formpressen, Extrudieren oder Spritzgießen. Die Herstellung von Platten, Folien, Schläuchen und Profilen aus Kunststoff ist hierbei die umsatzstärkste Untergruppe (22,0 %). Die „sonstigen Kunststoffwaren“ (14,5 %) umfassen eine breite Palette an Produkten, die von Haushaltsartikeln und Toilettenartikeln über Büro- und Schulbedarf bis hin zu Möbelbeschlägen reichen. Der Herstellung von Verpackungsmitteln (z.B. Beutel, Folien, Flaschen) bzw. Baubedarfsartikeln (Türen, Fenster, Rollläden, Tanks, Bodenbeläge, Dämmstoffe etc.) kommt ein vergleichsweise geringer Stellenwert (5,3 % bzw. 5,4 %) zu. Gummi- und Kunststoffindustrie: Umsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2012 Herstellung von ...

Hessen

Deutschland

in Mio. Euro

in %

in Mio. Euro

in %

Gummiwaren

4.206

52,9

17.292

23,6

Bereifungen und Runderneuerung von Bereifungen

3.062

38,5

6.975

9,5

sonstigen Gummiwaren

1.144

14,4

10.317

14,1

Kunststoffwaren

3.750

47,1

56.120

76,4

Platten, Folien usw. aus Kunststoffen

1.749

22,0

19.369

26,4

Verpackungsmitteln aus Kunststoffen

422

5,3

8.128

11,1

Baubedarfsartikeln aus Kunststoffen

429

5,4

6.816

9,3

sonstigen Kunststoffwaren

1.151

14,5

21.808

29,7

Insgesamt

7.957

100,0

73.412

100,0

Quelle: destatis, HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse Der hessische Gummi- und Kunststoffindustrie erwirtschaftete 2012 einen Umsatz in Höhe von 8,0 Mrd. Euro. Hiervon entfielen 2,4 Mrd. Euro auf den Umsatz mit dem Ausland, was einer Exportquote von 30,5 % (Deutschland: 36,3 %) entspricht. Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe, bei dem die Exportquote in Hessen 50,3 % (Deutschland: 45,2 %) beträgt, ist die Exportorientierung der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie deutlich geringer, wobei die Exportquote des Gummiwaren produzierenden Segments (26,1 %) nochmals unter der Quote der Branche insgesamt liegt.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Hessischer Außenhandel1 mit Gummi- und Kunststoffwaren im Jahr 2012: Import- und Exportvolumen sowie wichtigste Handelspartner Import Italien

11,4

Frankreich

Tschech. Rep.

11,0

UK

8,2

USA

7,9

Ungarn

8,1

VR China

6,6

Rumänien

6,4 0

1

Export

5

9,1

Niederlande Import insgesamt: 2.776 M io. Euro

10 15 20 25 Anteil an insgesamt in %

7,0

Österreich

6,2 0

5

Export insgesamt: 3.251 M io. Euro 10 15 20 25 Anteil an insgesamt in %

Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. Über die Fertigwaren hinaus werden zwar auch Halbwaren, d.h. Erzeugnisse, die erst verhältnismäßig gering bearbeitet sind, sowie Rohstoffe gehandelt. Bei diesen Warengruppen ist eine Zuordnung zu einem bestimmten Wirtschaftszweig jedoch kaum möglich. Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft.

Quelle: HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

2012 importierte Hessen Gummi- und Kunststoffwaren Wert von 2,8 Mrd. Euro. Italien war das bedeutendste Lieferland. Es folgen die Tschechische Republik – in der die Gummi- und Kunststoffbranche zu den am dynamischsten wachsenden Wirtschaftszweigen zählt – und Ungarn. Insgesamt gesehen stellten Gummi- und Kunststofferzeugnisse 4,4 % der gesamten hessischen Einfuhr von Fertigwaren des Jahres 2012. Der Wert der aus Hessen exportierten Gummi- und Kunststoffwaren belief sich auf 3,3 Mrd. Euro. Wie in den Jahren zuvor war auch im Jahr 2012 Frankreich der größte Abnehmer. Es folgen das Vereinigte Königreich und die USA. 6,6 % der hessischen Fertigwarenausfuhren des Jahres 2012 bestanden aus Gummi- und Kunststoffwaren. Direktinvestitionen3 sind ein weiterer Indikator für die internationale Verflechtung. Auf 210 Mio. Euro belief sich der Direktinvestitionsbestand der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie im Ausland zum Jahresende 2011. Im Gegenzug hatte das Ausland

3

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Eine Direktinvestition ist eine grenzüberschreitende Investition, mit dem Ziel, eine dauerhafte (Kapital-)Beteiligung an einem Unternehmen im Ausland herzustellen. Zu beachten ist, dass Direktinvestitionen zunächst nur Kapitalbewegungen zwischen Inund Ausland widerspiegeln, d.h. es können unmittelbar weder die Motive des Investors daraus abgeleitet werden noch können z.B. Fragen, inwieweit Direktinvestitionen Realkapital schaffen oder zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen, beantwortet werden. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Bestandsstatistik der Deutschen Bundesbank.


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zum Jahresende 2011 ein Vielfaches dieser Summe – nämlich 1,8 Mrd. Euro – in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie investiert. Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen geben – auf der Ebene der Unternehmensverflechtungen – ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der Branche, wobei die zum Teil komplexen Verflechtungen bisweilen eine eindeutige Aussage erschweren. Zu dieser Perspektive des investiven Engagements in der nachfolgenden Tabelle tritt sozusagen noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie sind im Ausland aktiv und unterhalten dort z.B. Produktionsstätten. Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Unternehmen

Konzernmutter

Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter

ALMO-Erzeugnisse Erwin Busch GmbH

mehrheitlich B.Braun Melsungen AG (Familienbesitz)

Deutschland

ALSA GmbH

Familienbesitz

Deutschland / Österreich

Brita GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Continental Konzern

börsennotiert, größter Aktionär Schaeffler AG

Deutschland

Elkamet Kunststofftechnik GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Decoma Exterior Systems GmbH

Magna International Inc.

Kanada / Österreich

Friedola Gebr. Holzapfel GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Freudenberg Spezialdichtungsprodukte GmbH & Co. KG

Freudenberg SE (Familienbesitz)

Deutschland

GESA Form+Funktion Displaybau GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH

Goodyear Tire & Rubber Corp.

USA

HEWI Heinrich Wilke GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Horn & Bauer GmbH & Co. KG

Familienbesitz

Deutschland

Hübner GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Innovative Components Technologies GmbH / KDK Automotive GmbH

Dongkook Ind. Co.

Republik Korea

ISL Schaumstoff-Technik GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Kalle GmbH

mehrheitlich Silverfleet Capital Partners LLP

Vereinigtes Königreich

KCL GmbH

Honeywell International Inc.

USA

Koziol >> ideas for friends GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Mitsubishi Polyester Film GmbH

Mitsubishi Chemical Holdings Corp.

Japan

Parker Hannifin Manufacturing Germany GmbH & Co. KG

Parker Hannifin Corp.

USA

Pirelli Deutschland GmbH

Pirelli Tyre S.p.A.

Italien

Polytec Plastics Idstein GmbH & Co. KG

Polytec Holding AG

Österreich

Precision Dispensing Solution Europe GmbH

Precision Valve Corp.

USA

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Unternehmen

Konzernmutter

Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter

Proseat GmbH & Co. KG

Gemeinschaftsunternehmen von N.V. Recticel (51 %) und Woodbridge Foam Corp. (49 %)

Belgien / Kanada

Resopal GmbH

Wilsonart International Holdings LLC

USA

Riegler GmbH & Co. KG

Wirthwein AG (Familienbesitz)

Deutschland

Röchling Oertl Kunststofftechnik GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Roth Industries GmbH & Co. KG

Familienbesitz

Deutschland

Sanner GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Schlaadt-Plastics GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Technoform Group

Familienbesitz

Deutschland / Schweiz

Trelleborg Group

Trelleborg AB (publ.)

Schweden

Trelleborg Vibracoustic GmbH

Gemeinschaftsunternehmen der Trelleborg AB (50 %) und der Freudenberg SE (50 %)

Schweden / Deutschland

Veritas AG

Poppe-Veritas-Holding GmbH & KO. KG (Familienbesitz)

Deutschland

Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik und Formenbau

Familienbesitz

Deutschland

WEGU-Konzern

Familienbesitz

Deutschland

WOCO Industrietechnik GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.

Forschung und Entwicklung Produkt- und Prozessinnovationen sind für die Wettbewerbsposition von großer Bedeutung und dementsprechend wichtig sind Forschung und Entwicklung (FuE). Nach Angaben des ZEW4 wurden im Jahr 2011 16 % des Branchenumsatzes der Gummi- und Kunststoffindustrie in Deutschland mit neuen oder deutlich verbesserten Produkten erwirtschaftet. Dabei konnten 62 % der Unternehmen erfolgreich neue Produkte oder Prozesse einführen. Angaben des Stifterverbands Wissenschaftsstatistik über die Ausgaben für FuE speziell für die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie liegen leider nicht vor, sondern nur zusammengefasst mit den Bereichen Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik sowie der Verarbeitung von Steinen und Erden. Die hessischen Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie und der oben genannten Branchen haben im Jahr 2011 zusammen 145 Mio. Euro für Forschung und Entwicklung aufgewendet.5 Bezogen auf die FuE4 5

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Vgl. ZEW (Hrsg.): Branchenreport Innovationen – Gummi- und Kunststoffverarbeitung, S. 1f., Mannheim 2013. Hierbei handelt es sich nur um die so genannten internen FuE-Aufwendungen – d.h. Aufwendungen innerhalb des Unternehmens –, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen.


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Aufwendungen des Verarbeitenden Gewerbes insgesamt beläuft sich der Anteil auf 4,0 %. Die Größe der Branche spielt hierbei sicherlich eine Rolle – die Gummi- und Kunststoffindustrie ist gemessen an der Zahl der Beschäftigten nach der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie, Metallindustrie, Elektroindustrie, Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der Ernährungsindustrie lediglich die siebtgrößte Industriebranche in Hessen. Von ungleich größerer Bedeutung dürfte allerdings sein, dass wesentliche Innovationsimpulse von den Kunststoffherstellern (d.h. der Chemischen Industrie) und auch vom Maschinenbau (d.h. den Herstellern von Gummi- und Kunststoffmaschinen) ausgehen. Prominente Beispiele für FuE-Einrichtungen von Unternehmen in Hessen sind die Europäische Dunlop-Entwicklungszentrale in Hanau und das FuE-Zentrum des PirelliKonzerns in Breuberg, wobei selbstverständlich nicht nur Großunternehmen in FuE investieren, sondern auch der hessische Mittelstand. Zu den universitären und weiteren institutionellen Forschungseinrichtungen in Hessen, die im Bereich Gummi und Kunststoff tätig sind, zählen z.B.6  das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt mit einem Forschungsbereich Kunststoffe, welches u.a. auf den Gebieten der Bruchmechanik zur Lebensdauer- und Schadensanalyse von Elastomerbauteilen sowie der Optimierung der Eigenschaften und der Lebensdauer von Leichtbaukomponenten aus faserverstärkten und unverstärkten Kunststoffen geforscht hat. Seit der Übernahme des Deutschen Kunststoff-Instituts im Jahr 2012 kann beim LBF die gesamte Wertschöpfungskette für Kunststoffe, d.h. vom Molekül zum Bauteil und von der Materialentwicklung bis zur Freigabe kompletter Systeme, abgedeckt werden.  das Institut für Kunststofftechnik Darmstadt der Hochschule Darmstadt – eine Einrichtung des dortigen Fachbereichs Maschinenbau und Kunststofftechnik. Forschungsprojekte befassen sich z.B. mit der automatischen Charakterisierung von Kunststoffteilen bei der Entsorgung, der Qualitätssicherungskette bei der Compoundierung von technischen Kunststoffen und der zerstörungsfreien Bestimmung des Alterungsverhaltens von Kunststoffteilen.  das Institut für Werkstofftechnik am Fachbereich Maschinenbau der Universität Kassel, welches sich auf dem Gebiet der Kunststofftechnik beispielsweise mit Recycling-

6

Dem Fokus des vorliegenden Profils auf die Gummi- und Kunststoffindustrie im Sinne der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren bzw. der Gummi- und Kunststoffverarbeitung entsprechend, sind keine Forschungsaktivitäten aus dem Bereich der Chemie angeführt. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die TU Darmstadt und die Universitäten in Frankfurt, Gießen und Marburg anzuführen, an denen allesamt Chemie gelehrt und auf dem Gebiet der Polymerchemie bzw. der makromolekularen Chemie geforscht wird.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

technologien, mit Biopolymeren und mit Multimaterialsystemen (z.B. Kunststoff / Metallhybride) beschäftigt.  das Institut für Mechanik, ebenfalls am Fachbereich Maschinenbau der Universität Kassel, hier wird im Fachgebiet Strömungsmechanik z.B. auf dem Gebiet der viscoelastischen Polymerschmelzen geforscht.  das Zentrum für Konstruktionswerkstoffe – bestehend aus der Staatlichen Materialprüfungsanstalt Darmstadt und dem Fachgebiet und Institut für Werkstoffkunde der TU Darmstadt: Im dortigen Kompetenzbereich Kunststoffe liegen die Forschungsschwerpunkte auf der Lebensdaueranalyse von Kunststoffbauteilen, dem thermisches Langzeitverhalten von Elektroisolierstoffen und dem mechanischen Schädigungsverhalten von Verbundwerkstoffen.

Clusternetzwerke Die Cluster und Netzwerke in Hessen sind ein wichtiger Faktor für die Innovationskraft der hiesigen Unternehmen. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur regionalen und überregionalen Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und wirtschaftsnahen Einrichtungen, wodurch die vorhandenen Potenziale gestärkt, Wissensaustausch und Technologietransfer befördert werden und die Wettbewerbsfähigkeit der hessischen Regionen steigt. Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen können je nach Aufgabenspektrum und Zielsetzung der einzelnen Clusterinitiativen von dem eigenen Engagement in Clustern profitieren: von einem leichteren Zugang zu neuen Technologien durch Kooperationen mit Forschungseinrichtungen über einen besseren Zugang zu Fachkräften bis hin zu neuen Marktzugangsmöglichkeiten oder Kostenersparnis durch betriebswirtschaftliche Kooperationen. Von den hessischen Cluster- und Netzwerkinitiativen im Kontext der Gummi- und Kunststoffbranche sind der HESSENMETALL Spritzguss-Cluster und der Verpackungscluster Mittelhessen anzuführen. Für die als Automobilzulieferer tätigen Unternehmen der Branche sind zudem auch Clusternetzwerke wie MoWiN.net – Netzwerk der Mobilitätswirtschaft Nordhessen, der Automotive Cluster RheinMainNeckar und die AG Mobil, das Netzwerk der Zulieferindustrie des RKW Hessen, zu nennen.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Fachkräftenachwuchs Zur Fachkräftesicherung der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie ist die Ausbildungslandschaft von großer Bedeutung. Zum einen ist hier an die Hochschulausbildung in den Bereichen Chemie und Maschinenbau zu denken, die sich auch den unterschiedlichsten Aspekten der Gummi- und Kunststoffherstellung sowie -verarbeitung widmet. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Studierenden in Hessen insgesamt gestiegen, was auch für die Fächer Chemie und Maschinenbau / Verfahrenstechnik gilt. So waren an den Universitäten und Fachhochschulen im Wintersemester 2012/13 hessenweit insgesamt 20.219 Studierende in diesen beiden Studienbereichen immatrikuliert – gut 700 Personen mehr als noch ein Jahr zuvor. Im Jahr Prüfungsjahr 2012 legten 2.550 (Vorjahr: 2.184) Studierende erfolgreich ihre Abschlussprüfung ab. Eigenständige Studiengänge im Bereich Gummi und Kunststoff werden in Hessen an der Hochschule Darmstadt angeboten. Hierbei handelt es sich um einen Bachelor- (sechs Semester) und einen Masterstudiengang (vier Semester) Kunststofftechnik. Gummi- und Kunststoffindustrie-affine Ausbildung in Hessen Anzahl Studierende im WS 2012/13 davon: Maschinenbau / Verfahrenstechnik Chemie Absolventen (Diplom, Master und Bachelor) im Prüfungsjahr 2012 davon: Maschinenbau / Verfahrenstechnik Chemie Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung in der Gummi- und Kunststoffindustrie zum 31.12.2012 Auszubildende in Gummi- und Kunststoffberufen* 2012

20.219 16.149 4.070 2.550 2.082 468 1.469 538

* Gruppe 221 der Ausbildungsstatistik. Quelle: HSL, Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

Doch nicht nur der Hochschulen, sondern zum anderen auch den hessischen Betrieben bzw. Berufsschulen kommt eine wichtige Rolle bei der Ausbildung des Fachkräftenachwuchses zu: 1.469 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung (Auszubildende) zählten die Betriebe der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie Ende 2012. Die Ausbildungsstatistik nach Berufen gibt für das Jahr 2012 538 junge Menschen an, die einen Kunststoffausbildungsberuf (z.B. Verfahrensmechaniker/in für Kunststoffund Kautschuktechnik) gewählt haben.

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Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen

Ausblick Entsprechend ihrer Stellung in der Wertschöpfungskette – vornehmlich Zulieferer von Vorleistungsgütern für andere Wirtschaftszweige – werden die Perspektiven der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie maßgeblich von den Entwicklungen in diesen nachgelagerten Branchen bestimmt. In Hessen ist dies aufgrund der im Vergleich zum Bundesdurchschnitt deutlich überproportional vertretenen Gummiindustrie (insbesondere Reifenherstellung) vor allem die Automobilindustrie mit ihrem Erstausrüstungsgeschäft. Darüber hinaus sind jedoch einige brancheneigene Bestimmungsfaktoren anzuführen: Eine wichtige Rolle für die Gummi- und Kunststoffindustrie spielt die zukünftige Entwicklung der Material- und der Energiepreise (z.B. Strom). In den letzten Jahren ist es zu deutlichen Preissteigerungen bei den Vormaterialien gekommen – vom Naturkautschuk und den Basis-Synthesekautschuktypen Styrol-Butadien-Kautschuk (zentral für die Reifenproduktion) und Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (wichtig für die Herstellung von technischen Gummierzeugnissen) über Spezialelastomere bis hin zu den Zusatzstoffen. Wenngleich im Verlauf des Konjunkturzyklus die Preise auch wieder nachgeben, muss doch damit gerechnet werden, dass nicht zuletzt durch die hohe Nachfrage in Schwellenländern wie der VR China, Indien und Brasilien die Lage weiter angespannt bleiben wird. Dies stellt insbesondere die zahlreichen kleinen und mittleren Anbieter der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie vor große Herausforderungen, da die Margen der Unternehmen damit aus zweierlei Gründen weiter unter Druck stehen: Die Mittelständler sehen sich auf der einen Seite den großen Kunststoffherstellern aus der Chemischen Industrie gegenüber und sind auf der anderen Seite mit den Großkunden z.B. aus der Automobilindustrie konfrontiert. Bei dieser Marktkonstellation werden Preissteigerungen bei Material und Energie gegenüber den mittelständischen Unternehmen durchgesetzt, während diesen die Überwälzung gestiegener Kosten auf ihre Kunden – wenn überhaupt – nur zu einem geringeren Teil gelingt. Die Konzentrationstendenzen in der Branche, um insbesondere bei Standardprodukten Größenvorteile realisieren zu können und somit den Gefahren einer derartigen „Sandwichposition“ zu begegnen, sind eine Konsequenz dieser Marktstruktur. Ein breites Produktportfolio, um durch Diversifizierung Abhängigkeiten zu reduzieren, ist eine weitere Option. Am viel versprechendsten dürfte es jedoch sein, durch eine hohe Innovationskraft technisch anspruchsvolle Spezialprodukte zu entwickeln und zu fertigen sowie individuelle, auf den jeweiligen Kunden ausgerichtete Problemlösungen anzubieten. Mit dieser Strategie behaupten sich zahlreiche mittelständische Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie auch in Zeiten einer hohen Wettbewerbsintensität am Markt. Die Fokussierung auf Marktnischen, in denen man dann über eine ausgeprägte Kompetenz verfügt, wird auch deswegen noch wichtiger werden, weil Massenprodukte und einfachere Teile aus Kunststoff zunehmend in Osteuropa oder in Niedriglohnländern in Asien

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hergestellt werden. Noch ist die Kunststoffindustrie der VR China zwar primär binnenorientiert; eine Stärkung der Exportaktivitäten dürften jedoch nur eine Frage der Zeit sein. Auch einige hessische Unternehmen der Gummi- und Kunststoffbranche haben Produktionskapazitäten z.B. in den neuen EU-Mitgliedstaaten geschaffen, um dort günstiger, aber unter Umständen auch näher am Markt fertigen zu können. Insbesondere für Unternehmen der Branche, die der Automobilindustrie zuliefern, wird eine solche räumliche Nähe zum Kunden oftmals verlangt. Wachstumsperspektiven für die heimische Gummi- und Kunststoffindustrie werden jedoch keineswegs nur durch weltweites Wirtschaftswachstum oder durch den Aufholprozess des Pro-Kopf-Verbrauchs von Kunststoffen etwa in den BRIC-Staaten generiert: Gummi und Kunststoff sind sehr vielseitig einsetzbare Werkstoffe, die sich – Forschung und Entwicklung bei den Herstellern wie bei den Verarbeitern vorausgesetzt – permanent neue Anwendungsgebiete durch Innovationen erschließen können. So prädestiniert das niedrige Gewicht in Verbindung mit der hohen Festigkeit und der leichten Formbarkeit die Kunststoffe dazu, andere Werkstoffe wie z.B. Metalle, Stein oder Glas zu substituieren. Als Beispiel seien die Bestrebungen einer höheren Energieeffizienz zu nennen, wodurch im Zuge des Leichtbaus Kunststoffe in der Automobilindustrie verstärkt genutzt werden (z.B. in Form von aufgeschäumten Kunststoffen). Ein weiteres Beispiel für zusätzliche Absatzpotenziale im Zuge von Maßnahmen der Energieeffizienz sind Produkte wie Isolierungen und Dämmstoffe (z.B. zur energetischen Sanierung). Weitere Potenziale für die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie erschließen Kunststoffe auf Basis anderer Ausgangsmaterialien, die Weiterentwicklung durch neue chemische Zusatzstoffe oder die Kombination von Kunststoffen mit anderen Materialien. Hier ist an biobasierte Kunststoffe auf der Basis nachwachsender Rohstoffe zu denken, d.h. umweltfreundliche Ersatzstoffe auf der Basis von Biopolymeren als Alternative zum fossilen Rohstoff Rohöl. Zu einer besseren Nutzung der Ressourcen kann auch der zunehmende Einsatz von Rezyklaten, d.h. werkstofflich aufbereiteten Kunststoffen, beitragen sowie speziell in der Reifenindustrie dem Reifenrecycling bzw. der Reifenrunderneuerung. Ebenso sind elektrisch leitfähige Kunststoffe sowie Verbund- bzw. Hybridwerkstoffe zu nennen, z.B. in Form von glas- und kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen oder auch Holz-Polymer-Werkstoffen.

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