Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

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Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

Dr. Claus Bauer Gergana Petkova

Report Nr. 857 Wiesbaden 2014


Eine Veröffentlichung der

HA Hessen Agentur GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet

Geschäftsführer:

Vorsitzender des Aufsichtsrates:

0611 / 95017-80 0611 / 95017-8313 info@hessen-agentur.de http://www.hessen-agentur.de

Folke Mühlhölzer (Vorsitzender), Dr. Rainer Waldschmidt

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

Inhalt

Seite

Vorwort

I

Maschinenbau in Hessen im Überblick

1

Beschäftigte

3

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen

4

Umsatz

8

Produktpalette und Produktionsschwerpunkte

9

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse

10

Forschung und Entwicklung

13

Clusternetzwerke

14

Fachkräftenachwuchs

15

Ausblick

16



HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, die hessische Wirtschaft ist nicht nur durch einen starken Dienstleistungssektor geprägt – Hessen ist auch ein wichtiger Industriestandort. Ich möchte hier neben der Automobilindustrie sowie Chemie und Pharma beispielsweise auch die Elektroindustrie oder den Maschinenbau nennen. Das Branchenprofil „Maschinenbau in Hessen“ – im Auftrag meines Hauses von der Hessen Agentur erstellt – gibt einen beeindruckenden Einblick in die Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieses Wirtschaftszweigs, der in Hessen knapp 44.000 Beschäftigte zählt. Namen bedeutender Großunternehmen (z.B. ABB, Bosch, Siemens) stehen ebenso für Qualität aus Hessen wie die zahlreichen Mittelständler der Branche. Die Landesregierung ist bestrebt, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu stärken und damit einen Beitrag zu ihrer Zukunftssicherung zu leisten. Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit werden hierbei nach meiner Überzeugung eine wichtige Rolle spielen. Ebenso ist es meine Überzeugung, dass Ökologie und Ökonomie keine Gegensätze sind. Energie- und Rohstoffeffizienz schonen nicht nur die Umwelt, sondern eröffnen den Unternehmen auch Chancen – sei es durch optimierte Produktionsverfahren, die z.B. Kosteneinsparungen bewirken, oder durch Produktinnovationen, mit denen neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte erschlossen werden können. Weitere Branchenprofile zu bedeutenden hessischen Industriezweigen stehen Ihnen unter www.hessen-agentur.de  Wirtschafts- & Regionalforschung  Wirtschaft & Strukturwandel zum Download zur Verfügung. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

I



HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Maschinenbau in Hessen im Überblick Beschäftigte

Im Jahr 2012 zählte der hessische Maschinenbau 43.829 Beschäftigte.1 Dies sind 4,4 % aller Beschäftigten des Maschinenbaus in Deutschland und 11,0 % der Beschäftigten des hessischen Verarbeitenden Gewerbes.

Betriebe

380 Maschinenbaubetriebe waren im Jahr 2012 in Hessen ansässig. Besonders viele Betriebe sind im Main-Kinzig-Kreis, im Lahn-Dill-Kreis und im Landkreis Gießen tätig.

Bedeutende Unternehmen

Hessen weist eine Vielzahl bedeutender Unternehmen des Maschinenbaus auf. Hierzu zählen u.a. ABB, Alstom, FederalMogul, Karl Mayer Textilmaschinenfabrik, Bosch und Siemens.

Umsatz

Der heimische Maschinenbau erwirtschaftete im Jahr 2012 einen Umsatz von 10,0 Mrd. Euro. 65,9 % des Umsatzes entfallen auf die Sparte der so genannten nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen, deren Spektrum von Verbrennungsmotoren und Turbinen (ohne Motoren für Straßen- und Luftfahrzeuge) über Pumpen, Armaturen, Getriebe, Aufzüge, Öfen und Brenner bis hin zur Kältetechnik reicht.

Internationales

Die Exportquote des hessischen Maschinenbaus wird für das Jahr 2012 mit 60,9 % angegeben – d.h. 6,1 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes von 10,0 Mrd. Euro entfallen auf den Auslandsumsatz. Der Direktinvestitionsbestand hessischer Maschinenbauunternehmen im Ausland belief sich auf 520 Mio. Euro zum Jahresende 2011. Im Gegenzug hatten ausländische Investoren 860 Mio. Euro im Maschinenbau Hessens angelegt.

FuE-Aufwendungen

Die hessischen Maschinenbauer haben im Jahr 2011 256 Mio. Euro für Forschung und Entwicklung aufgewendet.

Fachkräftenachwuchs In Hessen waren zum Wintersemester 2012/13 in den Fächern Maschinenbau / Verfahrenstechnik 16.149 Studierende immatrikuliert. Die heimischen Maschinenbaubetriebe beschäftigten 2012 insgesamt 2.586 Auszubildende.

1

Mit Ausnahme der Angaben zu einzelnen Unternehmen und zur Ausbildung beziehen sich alle Angaben zu Beschäftigten, Betrieben und Umsätzen im vorliegenden Branchenprofil auf Betriebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hessen Agentur.

1


Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

Maschinenbau in Hessen 2012: Wichtige Indikatoren im Vergleich mit anderen Industriebranchen

Beschäftigte Betriebe Umsatz (in Mio. €) Auslandsumsatz (in Mio. €) FuE-Aufwendungen (in Mio. €, 2011)

Zum Vergleich:

Anteil am Anteil am Verarbeit. absolut Gewerbe Maschinenbau Automobil Hessens Deutschlands in % in %

Chemie und Pharma

43.829

11,0

4,4

48.851

58.648

50.306

380

13,8

6,2

75

182

10.019

9,1

4,5

15.725

6.104

11,0

4,5

256

6,0

5,2

Gummiund Kunststoff

Metall

34.962

34.658

52.014

326

368

223

413

25.533

9.830

9.300

7.957

16.304

9.474

17.633

4.747

1.770

2.431

7.754

1.448

1.618

464

-1

1452

145

Elektro

absolut

1

Für die Ernährungsindustrie liegen keine Angaben vor.

2

Einschließlich Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden.

Quelle: destatis, HSL, Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Berechnungen der Hessen Agentur.

2

Ernährung


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Beschäftigte 43.829 Beschäftigte hatten 2012 ihren Arbeitsplatz im hessischen Maschinenbau, was 11,0 % der Beschäftigten des heimischen Verarbeitenden Gewerbes entspricht. Damit sind 4,4 % aller Beschäftigten der Branche bundesweit im hessischen Maschinenbau tätig. Entwicklung der Beschäftigung im Maschinenbau und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2009 – 2012 in % zum Vorjahr 6

in % zum Vorjahr 6

Maschinenbau

4

4

2

2

0

0

-2

-2

-4

-4

Beschäftigte 2012 (in 1.000): Hessen 43,8

-6

Deutschland

-8 2009

2010

2011

999,5 2012

Verarbeitendes Gewerbe

Beschäftigte 2012 (in 1.000): Hessen 399,0 Deutschland 5.923,1

-6

-8

2009

2010

2011

2012

Quelle: destatis, HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

Aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise wurden im Maschinenbau zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut, sodass der hessische Maschinenbau 2009 um 6,5 % weniger Beschäftigte zählte als noch ein Jahr zuvor (Deutschland: -5,1 %). Die Entwicklung des Maschinenbaus im Krisenjahr 2009 stellte sich folglich schlechter dar als im Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (Hessen: -5,3 %, Deutschland: -4,5 %). Die kräftige Erholung des Umsatzes im Jahr 2010 hat den Beschäftigungsabbau abgebremst: Für 2010 stand für den hessischen Maschinenbau ein Minus von 1,2 % zu Buche. Erst im Jahr 2011 drehte die Beschäftigungsentwicklung wieder ins Plus (+4,7 %). Diese positive Entwicklung setzte sich allerdings im Jahr 2012, das durch eine weltweit verhaltene Konjunktur gekennzeichnet war, nicht fort. Im Zuge stagnierender Umsätze im hessischen Maschinenbau fand kein weiterer Beschäftigungsaufbau mehr statt (-0,1 %) – anders im Maschinenbau auf Bundesebene (+3,3 %).

3


Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen 380 Betriebe umfasste der hessische Maschinenbau im Jahr 2012 – sechs Betriebe mehr als noch im Vorjahr. Der Maschinenbau ist traditionell durch eine Vielzahl kleinerer und mittelgroßer Betriebe geprägt, die sich zumeist in Familienbesitz befinden. Oftmals dient der Maschinenbau deshalb auch als Paradebeispiel für mittelständisch strukturierte Branchen. Der Vergleich mit dem Verarbeitenden Gewerbe hinsichtlich der Bedeutung der Großbetriebe unterstreicht diese Größenstruktur des Maschinenbaus: So entfallen auf die 38 hessischen Großbetriebe 42,6 % der Beschäftigten der Branche und 57,5 % des Branchenumsatzes. Beide Werte liegen erheblich unter dem Durchschnitt des hessischen Verarbeitenden Gewerbes (60,1 % bzw. 71,4 %). Größenstruktur des Maschinenbaus und des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen im Jahr 2012 – Anteil der Großbetriebe* an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz

10,0

Betriebe

Maschinenbau

10,5

Verarbeitendes Gewerbe

42,6

Beschäftigte

60,1

57,5

Umsatz

71,4 0

20

40

60

80

100 Anteil in %

* Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten Quelle: HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

Nicht zuletzt aufgrund dieser Branchenstruktur ist der hessische Maschinenbau deutlich weniger regional konzentriert als etwa die Chemie- oder die Automobilindustrie in Hessen. Er zeichnet sich jedoch ebenfalls durch Schwerpunkte in einigen Regionen aus.

4


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Regionale Verteilung des Maschinenbaus1 in Hessen im Jahr 2012 Verwaltungsbezirk

Betriebe

Beschäftigte

Regierungsbezirk Darmstadt

176

23.109

Darmstadt, Wissenschaftsstadt

7

n.a.

Frankfurt am Main, Stadt

7

n.a.

Offenbach am Main, Stadt

8

2.304

Wiesbaden, Landeshauptstadt

7

n.a.

Bergstraße

17

1.308

Darmstadt-Dieburg

14

1.360

5

298

Hochtaunuskreis

13

2.125

Main-Kinzig-Kreis

32

2.147

Main-Taunus-Kreis

11

1.388

7

389

Landkreis Offenbach

19

n.a.

Rheingau-Taunus-Kreis

10

1.501

Wetteraukreis

19

1.942

108

11.126

Gießen

30

2.664

Lahn-Dill-Kreis

31

3.408

Limburg-Weilburg

13

1.269

Marburg-Biedenkopf

21

2.597

Vogelsbergkreis

13

1.188

Regierungsbezirk Kassel

96

9.594

Kassel, documenta-Stadt

16

1.161

Fulda

23

2,187

8

1.090

Landkreis Kassel

13

1.015

Schwalm-Eder-Kreis

10

1.008

Waldeck-Frankenberg

19

1.996

Werra-Meißner-Kreis

7

1.137

Groß-Gerau

Odenwaldkreis

Regierungsbezirk Gießen

Hersfeld-Rotenburg

1 n.a.: Zahlenwert geheim zu halten. Quelle: HSL.

5


Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

Südhessen In Südhessen2 ist die Stadt Offenbach zu nennen, wo die Siemens AG ein großer Arbeitgeber ist: Derzeit sind an diesem Standort über 1.000 Mitarbeiter vornehmlich im Bereich der Energieerzeugung tätig. Auch die Dematic GmbH – ein Unternehmen, das aus Siemens ausgegründet wurde und heute ein weltweit führender Anbieter für Logistikautomatisierung ist – beschäftigt in ihrer Deutschlandzentrale in Offenbach knapp 400 Mitarbeiter. Die Europazentrale des Unternehmens befindet sich in Frankfurt am Main. In Offenbach hat zudem der Marktführer im Bereich der Kernenergie, die AREVA GmbH, ihren zweitgrößten Standort in Deutschland. Die Stadt Offenbach war zudem bis 2012 einer der Hauptstandorte des Druckmaschinenherstellers manroland AG. Nach dem abgeschlossenen Insolvenzverfahren sind in Offenbach noch knapp 1.000 Mitarbeiter für die Manroland sheetfed GmbH tätig. 1.100 Personen sind im Stammwerk des Marktführers für Kettenwirkmaschinen, der Karl Mayer Textilmaschinenfabrik GmbH in Obertshausen (Landkreis Offenbach), beschäftigt. Auch in der Landeshauptstadt Wiesbaden sind eine Reihe bedeutender Maschinenbauunternehmen tätig. Hier ist einer der größten Standorte des Automobilzulieferers Federal Mogul (Federal-Mogul Wiesbaden GmbH, u.a. Herstellung von Gleitlagern für Automotoren) in Deutschland, bei dem rund 1.800 Personen hessenweit beschäftigt sind. Zudem stellt in Wiesbaden die Smiths Heimann GmbH Röntgenprüfsysteme her. Die Unternehmenszentrale des Spezialisten für Gabelstapler und Lagertechnikgeräte KION Group AG mit rund 100 Mitarbeitern befindet sich ebenfalls in der Landeshauptstadt. Die FRIATEC AG entwickelt und fertigt in Wiesbaden mit über 200 Beschäftigten Chemiekreiselpumpen und wird voraussichtlich Ende 2014 einen im Bau befindlichen neuen Pumpenprüfstand mit Kompetenzzentrum in Betrieb nehmen. Die VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverarbeitungssysteme GmbH mit über 500 Mitarbeitern befindet sich ebenso in der Landeshauptstadt wie das Technologie-Zentrum und europäische Abwicklungszentrum für Carbon Capture der ALSTOM Gruppe, die ALSTOM Carbon Capture GmbH mit knapp 150 Beschäftigten. Darüber hinaus sind weitere namhafte Maschinenbauunternehmen in Südhessen tätig: So der Technologiekonzern ABB, der an seinen drei hessischen Standorten Frankfurt, Friedberg und Hanau mit insgesamt 1.100 Beschäftigten u.a. Industrieroboter und Hochspannungsprodukte herstellt. Weitere Maschinenbauunternehmen mit Sitz in Südhessen sind u.a. der Pumpen- und Klimakompressorproduzent ixetic Bad Homburg GmbH mit 850 2

6

Ein unmittelbarer Vergleich der im nachfolgenden Text gemachten Angaben mit der vorstehenden Tabelle ist allerdings nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde, während sich die Angaben im Text weitgehend auf Unternehmen beziehen. Zweitens ist insbesondere bei breitem Produktspektrum nicht immer zweifelsfrei erkennbar, welcher Branche ein Unternehmen zuzuordnen ist (z.B. Chemie oder Pharma bzw. Maschinenbau oder Elektrotechnik).


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Mitarbeitern, die Hofheimer Polar Mohr Maschinenvertriebsgesellschaft GmbH & Co. KG – Hersteller von Papierschneidemaschinen für die Druckindustrie – mit ihrer Tochtergesellschaft Dienst Verpackungstechnik GmbH in Hochheim und insgesamt gut 450 Mitarbeitern. Zu nennen sind ebenfalls die Lurgi GmbH (Frankfurt), Großanlagenbauer im Bereich Chemie, die Schenck Rotec GmbH (Darmstadt), Anbieter von Auswucht- und Diagnosetechnik, die ALD Vacuum Technologies GmbH in Hanau, Spezialist für Vakuumprozesstechnik, sowie die Passavant-Roediger GmbH mit Hauptsitz in Frankfurt (Wasser-, Abwasser-, Schlamm- und Abfallbehandlungsanlagen). Auch die beiden operativen Gesellschaften der Bilfinger Water Technologies in Deutschland, die Bilfinger Passavant Water Technologies GmbH und die Roediger Vacuum GmbH mit insgesamt rund 400 Mitarbeitern sind in Südhessen ansässig – und zwar in Aarbergen bzw. in Hanau. Mittelhessen In Mittelhessen ist an erster Stelle der Lahn-Dill-Kreis zu nennen: In Herborn ist der Unternehmenssitz und das Stammwerk des Weltmarktführers in der Herstellung von Bordküchen und Flugzeugbordausrüstung – die Sell GmbH (rund 1.400 Mitarbeiter in Hessen). Aßlar ist der Konzernsitz der Pfeiffer Vacuum Technology AG, Anbieter für Vakuumtechnik, Vakuumpumpen und Vakuumlösungen mit insgesamt rund 600 Beschäftigten vor Ort. Im rund 500 Mitarbeiter zählenden Stammwerk in Haiger stellt die Carl Cloos Schweißtechnik GmbH ihre gesamte Produktpalette der Schweiß- und Schneidtechnik her. In Wetzlar befindet sich der Hauptsitz des Heiztechnikspezialisten Bosch Thermotechnik GmbH, die im Lahn-Dill-Kreis noch ein Werk in Eschenburg-Eibelshausen mit mehr als 400 Mitarbeitern hat. Zwei weitere Werke in Mittelhessen mit insgesamt 1.400 Beschäftigten befinden sich in Lollar im LK Gießen, wobei das kleinere Werk (200 Beschäftigte) von der Tochtergesellschaft Bosch KWK Systeme GmbH betrieben wird. Darüber hinaus gibt es noch weitere Bosch-Standorte unterschiedlicher Geschäftsbereiche in Hessen mit insgesamt gut 4.600 Bosch-Mitarbeitern. Weitere mittelhessische Unternehmen sind die Roth Industries Gruppe mit Sitz in Dautphetal, die Unternehmen der Weiss Group Weiss Klimatechnik GmbH und Weiss Umwelttechnik GmbH (Umweltsimulationsanlagen) mit zusammen rund 750 Beschäftigten in Reiskirchen, die Produktionsstätte der GEA Food Solutions Germany GmbH – einem Hersteller von Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie – in Biedenkopf, der Solartechnikspezialist Wagner & Co Solartechnik GmbH in Cölbe, der Schneidemaschinenspezialist Weber Maschinenbau GmbH in Breidenbach, die Emco Wheaton GmbH in Kirchhain – Hersteller von Schiffsbeladungssystemen – und die Schneider GmbH & Co. KG aus Fronhausen (LK Marburg-Biedenkopf), Weltmarktführer für Maschinen zur Herstellung von Gleitsichtbrillen.

7


Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

Nordhessen Bedeutende Maschinenbauunternehmen sind auch in Nordhessen tätig. Der Solaranlagenspezialist SMA Solar Technology AG mit Stammsitz in Niestetal im LK Kassel – einschließlich der Tochtergesellschaft SMA Railway Technologies GmbH in Kassel – gehört mit seinen rund 4.000 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern in Nordhessen. Dazu zählt auch die Viessmann Werke GmbH & Co. KG in Allendorf mit hessenweit über 4.500 der weltweit rund 10.600 Beschäftigten. In Kassel ist der Hauptsitz der ALSTOM Power Energy Recovery GmbH, die auf Prozesswärmetauscher und Energierückgewinnungssysteme für die Industrie spezialisiert ist. In Bad Hersfeld entwickelt und fertigt die Grenzebach BSH GmbH mit rund 350 Beschäftigten Produktionsanlagen für die Baustoffindustrie. In Diemelsee (LK Waldeck-Frankenberg) ist die Weidemann GmbH (über 250 Beschäftigte) ansässig, die in ihrem Werk in Korbach landwirtschaftliche Maschinen vom Hoflader bis zum Teleskoplader herstellen.

Umsatz Der Maschinenbau in Hessen erwirtschaftete 2012 einen Umsatz in Höhe von 10,0 Mrd. Euro. Mit diesem Ergebnis steuerte der hessische Maschinenbau 4,5 % zum Umsatz der Branche in Deutschland bei und 9,1 % zum Umsatz des hessischen Verarbeitenden Gewerbes. Im Zuge der Rezession 2008/2009 ist die Nachfrage nach Erzeugnissen des Maschinenbaus regelrecht eingebrochen. Das Ergebnis war ein Umsatzminus im heimischen Maschinenbau von 17,4 % gegenüber dem Vorjahr 2008, womit der Rückgang stärker als im Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (-13,2 %) ausfiel. Der Blick auf die Bundesebene (-23,2 %) zeigt, dass der Maschinenbau in Hessen ungeachtet der Umsatzeinbußen noch relativ gut durch das Jahr 2009 gekommen ist. Unerwartet schnell und zugleich kräftig setzte die wirtschaftliche Erholung ein, was 2010 in eine Umsatzsteigerung von 10,1 % mündete. Diese positive Entwicklung setzte sich im Jahr 2011 fort: Gestützt insbesondere auf lebhafte Auslandsumsätze wurde im zweiten Jahr in Folge im heimischen Maschinenbau ein zweistelliges Umsatzplus (+14,5 %) verzeichnet. Bei weltweit unbefriedigender Konjunktur war das Jahr 2012 für den heimischen Maschinenbau durch Stagnation gekennzeichnet. So verharrte der Umsatz (-0,1 %) auf Vorjahresniveau, wobei diesem Ergebnis eine gespaltene Entwicklung zugrunde liegt: Während im Inland ein um 5,6 % höherer Umsatz erwirtschaftet werden konnte, blieb der Auslandsumsatz um 3,4 % hinter dem Wert des Jahres 2011 zurück.

8


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Umsatzentwicklung im Maschinenbau und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2009 – 2012 in % zum Vorjahr 20

in % zum Vorjahr 20

Maschinenbau

15

15

10

10

5

5

0

0

-5

-5

-10

-10

-15 -20 -25 2009

2010

-15

Umsatz 2012 (in Mrd. Euro): Hessen

10,0

Deutschland

223,6

2011

Verarbeitendes Gewerbe

2012

Umsatz 2012 (in Mrd. Euro): Hessen 110,3 Deutschland 1.741,9

-20 -25

2009

2010

2011

2012

Quelle: destatis, HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

Produktpalette und Produktionsschwerpunkte Die Produktpalette des Maschinenbaus ist außerordentlich breit. Zum überwiegenden Teil werden die Erzeugnisse des Maschinenbaus als Investitionsgüter an Unternehmen abgesetzt. Nur ein kleiner Teil des Angebotsspektrums dient in Privaten Haushalten als Gebrauchsgüter (z.B. Maschinen für den Heimwerkerbedarf). Der wichtigste Kunde des Maschinenbaus ist der Maschinenbau selbst, gefolgt von der Automobil- und der Chemieindustrie. Die Vielfalt der Erzeugnisse des Maschinenbaus und ihre mannigfaltigen Einsatzgebiete erschweren eine Systematisierung. Die amtliche Statistik differenziert zwischen der Herstellung von Spezialmaschinen für bestimmte einzelne oder eine kleine Gruppe von Wirtschaftszweigen einerseits und der Herstellung von so genannten nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen andererseits. 39,7 % des Umsatzes des hessischen Maschinenbaus im Jahr 2012 entfällt auf die „Herstellung von nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen“. Das Spektrum der Erzeugnisse, die dieser Gruppe zugeordnet werden, reicht von Verbrennungsmotoren und Turbinen (ohne Motoren für Luft- und Straßenfahrzeuge), Hydraulik, Pneumatik, Pumpen und Kompressoren über Armaturen bis hin zu Lagern, Getrieben und Zahnrädern. 26,2 % des Umsatzes erwirtschaftet der hessische Maschinenbau mit der „Herstellung von sons-

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Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

tigen nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen“. Hierzu zählen z.B. Öfen und Brenner, Aufzüge, Kräne, Fotokopiergeräte, Sägen und Erzeugnisse der Kältetechnik. Die „Herstellung von Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige“ steuerte 25,5 % zum hessischen Maschinenbauumsatz des Jahres 2012 bei. So zahlreich und unterschiedlich die Abnehmerbranchen, so breit gefächert ist auch das Angebot dieser Spezialmaschinen: Es reicht von Baumaschinen, Textilmaschinen und Maschinen für die Kunststoffverarbeitung über Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie bis hin zu Druckmaschinen – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Herstellung von Werkzeugmaschinen (z.B. Drehmaschinen, Stanzen, Fräsen, Laser- und Plasmaschneidemaschinen), die für viele der Inbegriff für Erzeugnisse des Maschinenbaus sind, sowie die Herstellung von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen sind demgegenüber von deutlich geringerer Bedeutung. Der Vergleich der Spartenstruktur des Maschinenbaus in Hessen mit den entsprechenden Anteilswerten auf Bundesebene zeigt auf diesem – notwendigerweise – hohen Aggregationsniveau keine wesentlichen Unterschiede auf. Maschinenbauumsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2012 Herstellung von ...

Hessen1

Deutschland

in Mio. Euro

in %

in Mio. Euro

in %

nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen

3.979

39,7

77.019

34,4

sonstigen nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen

2.622

26,2

59.856

26,8

land- und forstwirtschaftlichen Maschinen

n.a.

n.a.

10.693

4,8

Werkzeugmaschinen

n.a.

n.a.

20.117

9,0

2.554

25,5

55.952

25,0

10.019

100,0

223.637

100,0

Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige Insgesamt 1 n.a.: Zahlenwert geheim zu halten. Quelle: destatis, HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse Der hessische Maschinenbau erwirtschaftete 2012 einen Umsatz von 10,0 Mrd. Euro. Hiervon entfielen 6,1 Mrd. Euro auf den Umsatz mit dem Ausland, was einer Exportquote von 60,9 % (Deutschland: 60,1 %) entspricht. Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe, bei dem die Exportquote in Hessen 50,3 % (Deutschland: 45,2 %) beträgt, ist die Exportorientierung beim Maschinenbau damit klar ausgeprägter.

10


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Hessischer Außenhandel1 mit Maschinen2 im Jahr 2012: Import- und Exportvolumen sowie wichtigste Handelspartner Import

Export

USA

12,7

Frankreich

11,0

Japan

8,9

Italien

8,2

Schweiz

6,7 0

5

Import insgesamt: 4.342 M io. Euro

10 15 20 25 Anteil an insgesamt in %

VR China

12,2

USA

9,3

Frankreich

7,9

Russ. Föderation

5,7

UK

5,4 0

5

Export insgesamt: 5.927 M io. Euro

10 15 20 25 Anteil an insgesamt in %

1

Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. Über die Fertigwaren hinaus werden zwar auch Halbwaren, d.h. Erzeugnisse, die erst verhältnismäßig gering bearbeitet sind, sowie Rohstoffe gehandelt. Bei diesen Warengruppen ist eine Zuordnung zu einem bestimmten Wirtschaftszweig jedoch kaum möglich. Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft.

2

ohne Büromaschinen und automatische Datenverarbeitungsmaschinen. Wenngleich diese gelegentlich den Maschinen zugeordnet werden, handelt es sich nur zu einem geringen Teil (z.B. Schreibmaschinen) um Erzeugnisse des Maschinenbaus.

Quelle: HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.

Im Jahr 2012 importierte Hessen Maschinen aller Art im Wert von insgesamt 4,3 Mrd. Euro. Die USA waren der bedeutendste Lieferant für Maschinen aus dem Ausland vor Frankreich. Es folgen mit Japan und Italien zwei der Hauptkonkurrenten des deutschen Maschinenbaus auf den Weltmärkten. Insgesamt gesehen stellten Erzeugnisse des Maschinenbaus 6,8 % der gesamten hessischen Einfuhr von Fertigwaren des Jahres 2012. Der Ausfuhrwert der aus Hessen exportierten Maschinen belief sich im Gegenzug auf 5,9 Mrd. Euro. Größter Abnehmer des hessischen Maschinenbaus im Ausland war die Volksrepublik China, womit China binnen weniger Jahre zum wichtigsten Kunde des Maschinenbaus geworden ist. In der Volksrepublik erfreuen sich vor allem Textilmaschinen aus Hessen einer hohen Nachfrage. Es folgen mit den USA und Frankreich traditionell wichtige Absatzmärkte des heimischen Maschinenbaus vor einem weiteren BRICS-Staat, nämlich der Russischen Föderation: Im Gegensatz zum Handelspartner China exportiert Hessen in die Russische Föderation viele Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen. Insgesamt gesehen waren 12,1 % der hessischen Fertigwarenexporte des Jahres 2012 Erzeugnisse des Maschinenbaus.

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Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

Neben dem Außenhandel sind die Direktinvestitionen3 ein weiterer Indikator der internationalen Verflechtung einer Branche. Auf 520 Mio. Euro belief sich der Direktinvestitionsbestand des hessischen Maschinenbaus im Ausland zum Jahresende 2011, wovon mehr als die Hälfte auf Staaten außerhalb Europas entfällt. Im Gegenzug hatte das Ausland zum Jahresende 2011 860 Mio. Euro im hessischen Maschinenbau investiert. Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen des Maschinenbaus in Hessen geben – auf der Ebene der Unternehmensverflechtungen – ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der Branche, wobei die zum Teil komplexen Verflechtungen bisweilen eine eindeutige Aussage erschweren. Zu dieser Perspektive des investiven Engagements in der nachfolgenden Tabelle tritt sozusagen noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen des heimischen Maschinenbaus sind im Ausland aktiv und unterhalten dort z.B. Produktionsstätten. Eigentumsverhältnisse bedeutender Maschinenbauunternehmen in Hessen Unternehmen

Konzernmutter

Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter

ABB Gruppe

ABB Ltd

Schweiz

ALD Vacuumtechnologies GmbH

AMG Advanced Metallurgical Group N.V.

Niederlande

ALSTOM Carbon Capture GmbH, Alstom Power Energy Recovery GmbH

Alstom S.A.

Frankreich

AREVA GmbH

AREVA S.A.

Frankreich

Bilfinger Passavant Water Technologies GmbH

Bilfinger & Berger SE (börsennotiert)

Deutschland

Bosch Thermotechnik GmbH, Bosch KWK Systeme GmbH

Robert Bosch Stiftung / Familienbesitz

Deutschland

Carl Cloos Schweißtechnik GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Dematic GmbH

AEA Investors und Teachers’ Private Capital

Kanada

GEA Food Solutions Germany GmbH

GEA Group AG (börsennotiert)

Deutschland

Emco Wheaton GmbH

Gardner Denver Inc.

USA

Federal-Mogul-Wiesbaden GmbH

Federal-Mogul Corp.

USA

FRIATEC AG

Aliaxis S.A. / N.V.

Belgien

Grenzebach BSH GmbH

Familienbesitz

Deutschland

ixetic Bad Homburg GmbH

Magna International Inc.

Kanada / Österreich

Karl Mayer Textilmaschinenfabrik GmbH

Familienbesitz

Deutschland

KION Group AG

börsennotiert

USA

3

12

Eine Direktinvestition ist eine grenzüberschreitende Investition, mit dem Ziel, eine dauerhafte (Kapital-)Beteiligung an einem Unternehmen im Ausland herzustellen. Zu beachten ist, dass Direktinvestitionen zunächst nur Kapitalbewegungen zwischen Inund Ausland widerspiegeln, d.h. es können unmittelbar weder die Motive des Investors daraus abgeleitet werden noch können z.B. Fragen, inwieweit Direktinvestitionen Realkapital schaffen oder zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen, beantwortet werden. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Bestandsstatistik der Deutschen Bundesbank.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Unternehmen

Konzernmutter

Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter

Lurgi GmbH

Air Liquide S.A.

Frankreich

Manroland sheetfed GmbH

Langley Holdings PLC

Vereinigtes Königreich

Passavant-Roediger GmbH

Drake & Scull International PJSC

Vereinigte Arabische Emirate

Pfeiffer Vacuum Technology AG

börsennotiert, überwiegend Streubesitz

Deutschland

Polar-Mohr Maschinenvertriebsgesellschaft GmbH & Co. KG, Dienst Verpackungstechnik GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Roediger Vacuum GmbH

Bilfinger & Berger SE (börsennotiert)

Deutschland

Roth Industries Gruppe

Familienbesitz

Deutschland

Schenck Rotec GmbH

Dürr AG (börsennotiert)

Deutschland

Schneider GmbH & Co.KG

Familienbesitz

Deutschland

Sell GmbH

Zodiac Aerospace

Frankreich

Siemens AG

börsennotiert, überwiegend Streubesitz

Deutschland

SMA Solar Technology AG

börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz

Deutschland

Smiths Heimann GmbH

Smith Group plc

Vereinigtes Königreich

Viessmann Werke GmbH & Co. KG

Familienbesitz

Deutschland

VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverarbeitungssysteme GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Wagner & Co Solartechnik GmbH

Im Besitz der Geschäftsführung u. der Mitarbeiter

Deutschland

Weber Maschinenbau GmbH

Familienbesitz

Deutschland

Weidemann GmbH

Wacker Neuson SE

Deutschland

Weiss Klimatechnik GmbH, Weiss Umwelttechnik GmbH

Schunk-Gruppe (Ludwig Schunk-Stiftung / Familienbesitz)

Deutschland

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.

Forschung und Entwicklung Innovationen – seien es Produkt- oder Prozessinnovationen – sind für die Wettbewerbsfähigkeit von essentieller Bedeutung. Ein entsprechend hoher Stellenwert kommt der Forschung und Entwicklung zu. Nach Angaben des ZEW 4 wurden im Jahr 2011 28 % des Branchenumsatzes des Maschinenbaus deutschlandweit mit neuen oder deutlich verbesserten Produkten erwirtschaftet. Dabei konnten 76 % der deutschen Unternehmen erfolgreich neue Produkte oder Prozesse einführen. Der Maschinenbau zählt damit zu den innovativsten Industriebranchen.

4

Vgl. ZEW (Hrsg.): Branchenreport Innovationen – Maschinenbau, S. 1f., Mannheim 2013.

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Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

Die Angaben des Stifterverbands Wissenschaftsstatistik unterstreichen diese Aussage auch für die Branche in Hessen: Die hessischen Maschinenbauer haben im Jahr 2011 für Forschung und Entwicklung (FuE) 260 Mio. Euro aufgewendet.5 Damit ist der Maschinenbau nach der Chemieindustrie, dem Fahrzeugbau und der Elektrotechnik die Industriebranche mit den vierthöchsten FuE-Aufwendungen in Hessen: 6 % der FuEAufwendungen des hessischen Verarbeitenden Gewerbes entfallen auf den Maschinenbau. Der Anteil Hessens an den FuE-Aufwendungen des Maschinenbaus in Deutschland beläuft sich auf 5 %. Doch nicht nur in der hessischen Wirtschaft – sowohl in den Großunternehmen als auch im Mittelstand – wird im Bereich des Maschinenbaus geforscht und entwickelt, sondern selbstverständlich auch an den hessischen Hochschulen und weiteren Institutionen. Hierzu zählen z.B.:  Fachbereich Maschinenbau der Technischen Universität Darmstadt mit knapp 30 Fachgebieten und Instituten  Fachbereich Maschinenbau der Universität Kassel mit rund 20 Fachgebieten und Instituten  Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik an der Hochschule Darmstadt  Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Hochschule RheinMain  die Fachbereiche Maschinenbau und Energietechnik sowie Maschinenbau, Mechatronik und Materialtechnologie der TH Mittelhessen  Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt mit einem Geschäftsfeld Maschinen- und Anlagenbau

Clusternetzwerke Die Cluster und Netzwerke in Hessen sind ein wichtiger Faktor für die Innovationskraft der hiesigen Unternehmen. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur regionalen und überregionalen Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und wirtschaftsnahen Einrichtungen, wodurch die vorhandenen Potenziale gestärkt, Wissensaustausch und Technologietransfer befördert werden und die Wettbewerbsfähigkeit der hessischen Regionen steigt. Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen können je nach Aufgabenspektrum und Ziel5

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Hierbei handelt es sich nur um die so genannten internen FuE-Aufwendungen – d.h. Aufwendungen innerhalb des Unternehmens –, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

setzung der einzelnen Clusterinitiativen in verschiedenster Weise von dem eigenen Engagement in Clustern profitieren: von einem leichteren Zugang zu neuen Technologien durch Kooperationen mit Forschungseinrichtungen über einen besseren Zugang zu Fachkräften bis hin zu neuen Marktzugangsmöglichkeiten oder Kostenersparnis durch betriebswirtschaftliche Kooperationen. Zu den hessischen Clusternetzwerken, die für den Maschinenbau in Hessen relevant sind, gehören die Automatisierungsregion Rhein Main Neckar, Die MaschinenbauPartner, das HESSENMETALL Spritzguss-Cluster, der Engineering-High-Tech-Cluster (EHC) Fulda sowie speziell im Umweltkontext der KompetenzNetz UmweltTechnologie KNUT und im Bereich Verpackung der Verpackungscluster Mittelhessen.

Fachkräftenachwuchs Die Ausbildungslandschaft ist zur Fachkräftesicherung (Stichwort: Ingenieurmangel) für die künftige Entwicklung des Maschinenbaus von großer Bedeutung. In den letzten Jahren hat die Zahl der Studierenden in Hessen insgesamt zugenommen, was auch für den Studienbereich Maschinenbau / Verfahrenstechnik zutrifft. So waren an den hessischen Universitäten und Fachhochschulen zum Wintersemester 2012/13 16.149 Studierende in Maschinenbau / Verfahrenstechnik immatrikuliert (Vorjahr: 15.557 Studierende). Maschinenbau-affine Ausbildung in Hessen Anzahl Studierende Maschinenbau / Verfahrenstechnik im WS 2012/13

16.149

Absolventen (Diplom, Master und Bachelor) Maschinenbau / Verfahrenstechnik im Prüfungsjahr 2012

2.082

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung im Maschinenbau zum 31.12.2012

2.586

Auszubildende in Maschinenbau- und -wartungsberufen* 2012

2.934

* Gruppe 2510 und 2511 der Ausbildungsstatistik. Quelle: HSL, Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

Im Prüfungsjahr 2012 konnten 2.082 Studierende erfolgreich ihr Studium beenden – ebenfalls ein beachtliches Plus um rund 200 Absolventen gegenüber dem Vorjahr. Seit einigen Jahren ist eine Erweiterung des Studienangebotes zu festzustellen: Zum einen bieten die hessischen Hochschulen zunehmend interdisziplinäre Studiengänge wie Mechatronik, Adaptronik oder Computational Engineering an und zum anderen nimmt die Zahl der angebotenen Dualen Studiengänge (z.B. Systems Engineering – Fachrichtung Maschinenbau an der TH Mittelhessen) zu.

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Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

Doch nicht nur der Hochschulausbildung, sondern auch der dualen Ausbildung in den Betrieben bzw. Berufsschulen kommt eine wichtige Rolle zu: 2.586 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung (Auszubildende) zählten die Maschinenbaubetriebe in Hessen zum Jahresende 2012. Die Ausbildungsstatistik nach Berufen weist für das Jahr 2012 2.934 Personen aus, worunter Industriemechaniker/in der am häufigsten gewählte Ausbildungsberuf ist.

Ausblick Der Maschinenbau weist zweifellos eine hohe Wettbewerbsfähigkeit auf, was nicht nur für Hessen, sondern auch für Deutschland insgesamt gilt. Die starke Weltmarktposition des heimischen Maschinenbaus spricht hier eine eindeutige Sprache. Viele Unternehmen gehören ungeachtet ihrer bisweilen verhältnismäßig geringen Größe oftmals in ihrer Nische zu den weltweit führenden Anbietern. Hierzu zählen auch zahlreiche Unternehmen aus Hessen. Dies ist jedoch noch kein Garant für zukünftige Erfolge: Zwar erschließt die Globalisierung neue Absatzpotenziale. Sie bringt jedoch ebenso neue Konkurrenten hervor. Hierbei ist zuvorderst die Volksrepublik China zu nennen – ein außerordentlich dynamisch wachsender Markt, der mittlerweile der wichtigste Absatzmarkt für Maschinen „Made in Hessen“ ist. China ist allerdings nicht nur ein attraktiver Absatzmarkt, sondern mittlerweile der weltgrößte Maschinenbauproduzent, der in zunehmendem Maße auf dem Weltmarkt als Konkurrent des hessischen Maschinenbaus auftritt. So wurden in der jüngeren Vergangenheit im Reich der Mitte erhebliche Produktionskapazitäten aufgebaut, die nicht nur zur Bedienung der Nachfrage vor Ort dienen, sondern auch für den Export. Zudem investiert der chinesische Staat erhebliche Mittel in Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, aus dem Segment des „Low-Tech“ aufzusteigen. Aber auch der Kauf von innovativen Unternehmen im Ausland, um auf diese Art und Weise Zugang zu Know-how zu erlangen, stellt eine Option dar. Neben dem Aufbau von Infrastruktur – von der Ver- und Entsorgung über Verkehr bis hin zu Großanlagen – vor allem in den so genannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russische Föderation, Indien, Volksrepublik China, Südafrika) wird eines der Themen der Zukunft für den Maschinenbau Energie und Klima mit all den Facetten von hohen Rohstoffpreisen und begrenzten fossilen Energieträgern über den Klimawandel bis hin zu Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz sein. Hier eröffnen sich vielfältige Wachstumspotenziale im In- und Ausland für den hessischen Maschinenbau. Sei es in der Energieerzeugung (z.B. Wind-, Bio- und Solarenergie, dezentrale Energieversorgung, Geothermie sowie Kraftwerksmodernisierung), der Energieverteilung oder auch in einer energieeffizienten, die Ressourcen schonenden Produktion. Im Kontext von Energie und Klima ist zurzeit auch das Thema Elektromobilität in aller Munde, was ebenfalls Perspektiven eröffnet – zu den-

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

ken ist hierbei etwa an den Bereich Leichtbau für Elektrofahrzeuge. Sollte sich mit der Elektromobilität tatsächlich eine technologische Zeitenwende im Verkehrsbereich vollziehen, erfordert dies bei hessischen Unternehmen des Maschinenbaus, die Komponenten für Verbrennungsmotoren herstellen, langfristig jedoch auch erhebliche Anpassungen. Der heimische Maschinenbau ist im Gegensatz z.B. zur Automobilindustrie, bei der die Großserienfertigung mit weitgehend standardisierten Komponenten vorherrscht, durch eine vergleichsweise hohe Fertigungstiefe und durch eine große Bedeutung der Einzel(„Losgröße 1“) bzw. Kleinstserienfertigung gekennzeichnet. Der hohe Anteil kundenspezifischer Erzeugnisse bedingt zumeist eine intensive Kommunikation zwischen der Produktion und der Konstruktion sowie in vielen Fällen spezifische Anforderungen an Vorerzeugnisse, wie sie nur von einer leistungsfähigen und differenzierten Metallindustrie erfüllt werden können. Die ausgeprägte Spezialisierung des Maschinenbaus stellt auch hohe Anforderungen an eine Zusammenarbeit bei Forschung und Entwicklung, wobei in einer solchen Kooperation in Netzwerken durchaus ein Weg zu sehen ist, evtl. betriebsgrößenbedingte Nachteile zu kompensieren. Diese maßgeschneiderten oder zumindest individuell angepassten Kundenlösungen des Maschinenbaus erlauben eine effektive Kundenbindung und bewirken eine relativ preisunelastische Nachfrage, d.h. der Wettbewerb findet nicht primär über den Preis statt. Dennoch wird der eine oder andere heimische Anbieter unter Kostengesichtspunkten eine (verstärkte) Produktion im Ausland ins Auge fassen, d.h. die Internationalisierung ist nicht nur auf den Absatzmarkt beschränkt, sondern findet durchaus auch innerhalb der Wertschöpfungsketten statt. Kleinere Maschinenbauunternehmen dürften sich eher in Richtung der neuen EU-Mitglieder als Produktionsstandort für einfachere Teile und Komponenten oder für den Bezug von Vorleistungen orientieren, um Kostensenkungen realisieren zu können. Größere Unternehmen werden sich stärker für Asien interessieren. Plagiate und ungewollten Technologietransfer zu verhindern, wird hierbei eine wichtige Aufgabe darstellen. Fortwährende Produkt- und Prozessinnovationen (Ziel: Innovationsführerschaft), eine hohe Flexibilität und auch kurze Entwicklungszeiten von neuen Ideen in vermarktungsfähige Produkte sind entscheidende Parameter, um im zunehmenden Wettbewerb punkten zu können. Doch nicht nur Innovationen im technischen Bereich sind von großer Bedeutung, sondern auch produktbegleitende Dienstleistungen werden immer wichtiger. Damit sind keineswegs nur Montage und Inbetriebnahme gemeint, denn es wird mehr innovative Produkt-Dienstleistungskombinationen bzw. Systemlösungen geben, deren Palette neben den Maschinen selbst von Wartungs- und Überwachungsleistungen (zunehmend über das Internet, d.h. Fernwartung) sowie Reparaturen über Probefertigung und Schulungen des Bedienungspersonals bis hin zu Finanzierungsmodellen (z.B. Leasing) reichen kann. Mit derartigen Dienstleistungen über die ganze Laufzeit der Maschine können sich die Hersteller von ihren Wettbewerbern abheben. Je komplexer die Maschine, desto mehr wird

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Branchenprofil Maschinenbau in Hessen

dies von den Kunden im In- und Ausland auch vorausgesetzt und desto höher ist der Wertschöpfungsanteil, den diese Dienstleistungen erwirtschaften können. Auf diese Art und Weise kann auch ein Gegengewicht zu dem stark schwankenden Geschäft mit den Maschinen als solchen aufgebaut werden. Mit der Wartung und Überwachung von Maschinen über das Internet ist ein weiterer wichtiger Trend bereits angesprochen – und zwar hängen Innovationen im Maschinenbau immer stärker vom Einsatz von Software und der zugehörigen Hardware ab, die darüber hinaus auch den Nutzen für den Kunden wesentlich mitbestimmen. Ohne so genannte embedded systems, d.h. Computersysteme, die in Geräte, Maschinen und Anlagen eingebettet sind und Steuerungs-, Regelungs- und Datenverarbeitungsaufgaben übernehmen, sind moderne Maschinen kaum mehr denkbar. In einem weiteren Schritt werden Maschinen zunehmend vernetzt sein und über das Internet miteinander autonom kommunizieren. Bisweilen wird in diesem Zusammenhang sogar von der vierten industriellen Revolution („Industrie 4.0“) gesprochen. Hersteller, die dieser Entwicklung nicht folgen, dürften ihre Wettbewerbsfähigkeit nur schwer aufrechterhalten können. Dementsprechend wird dem Software Engineering eine (weiter) steigende Bedeutung zukommen. Dieser Trend stellt ebenfalls hohe Anforderungen an die Forschung und Entwicklung, aber auch an die Produktion in dieser Schnittstelle von Maschinenbau, Elektrotechnik und EDV / IT. Hoch qualifizierte Fachkräfte, insbesondere aus den so genannten MINT-Bereichen, sind hierfür unabdingbar – was auch für den Maschinenbau insgesamt Gültigkeit hat. Wenngleich konjunkturell bedingt die Diskussion um den Ingenieurmangel mal mehr und mal weniger intensiv geführt wird, so sind doch die strukturellen Herausforderungen z.B. durch den demografischen Wandel offenkundig. Mehr Frauen für ein Studium des Maschinenbaus zu gewinnen, auf geringere Studienabbrecherquoten hinzuwirken oder ausländischen Fachkräften den Zugang zum heimischen Arbeitsmarkt zu erleichtern sind mögliche Optionen, um einem Fachkräftemangel im hessischen Maschinenbau zu begegnen.

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