Abschlussbericht Wissenschaftliche Begleitung des

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Abschlussbericht Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts Qualifizierte berufsp채dagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb (QuABB)

Dr. Bernd Werner Stefan Kuse Kathrin Ramsauer Report 865 Wiesbaden 2014


Eine Veröffentlichung der

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Folke Mühlhölzer (Vorsitzender), Dr. Rainer Waldschmidt

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Die Untersuchung wurde im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung erstellt und mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziell unterstützt.

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abschlussbericht Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojektes Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb (QuABB)

Inhalt

Seite

1

Einleitung

3

2

Implementierung und Ablauf des Modellprojekts

6

3

Grundlagen

9

3.1

Ausbildungsabbrüche in der dualen Ausbildung

9

3.2

Quantifizierung von Ausbildungsabbrüchen

11

3.3

Ursachen und Motive für Ausbildungsabbrüche

13

4

5

Analyse des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes in den Modellregionen

15

4.1

Die regionale Arbeitsmarktsituation

15

4.2

Der regionale Ausbildungsmarkt

17

4.3

Vertragslösungen in Hessen und den Modellregionen

22

Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb

26

5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.1.4

Teilnehmer am Modellprojekt Entwicklung der Anzahl der Teilnehmer am Modellprojekt Strukturmerkmale der Teilnehmer Schulische Qualifikation und Übergangssystem Berufliche Ausbildung

26 26 30 33 38

5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3

Indikatoren für die Aufnahme in das Modellprojekt QuABB Probleme im Betrieb Probleme in der Berufsschule Probleme im persönlichen Umfeld

43 46 47 49

5.3 5.3.1 5.3.2

Ergebnisse des Maßnahmenmonitorings Maßnahmen und Unterstützung im Rahmen des Modellprojekts Verbleib der Teilnehmer

51 52 55

5.4

Zusammenfassung

61

I


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Inhalt

6

II

Seite

5.5 5.5.1 5.5.2

Teilnehmerbefragungen im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung Grundlagen Zugang und Erwartungen an das Modellprojekt

62 62 66

5.6 5.6.1 5.6.2 5.6.3 5.6.4

Unternehmensbefragung im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung Grundlagen Anzahl der Ausbildungsabbrüche und deren Verteilung Gründe der Ausbildungsabbrüche Maßnahmen gegen Ausbildungsabbrüche

68 68 69 71 72

5.7 5.7.1 5.7.2

Identifikation von potenziellen Ausbildungsabbrechern Allgemeine Anforderungen an ein Frühwarnsystem Stand des „Frühwarnsystems“ im Rahmen des Modellprojekts QuABB

78 79 82

5.8

Ergebnisse der Expertengespräche

83

Fazit und Ausblick

86

Literaturverzeichnis

90

Tabellenverzeichnis

93

Abbildungsverzeichnis

92

Anhang

95


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1

Einleitung

Für den Ausbildungsbetrieb und die Auszubildenden ergeben sich durch den Abbruch bzw. die Lösung eines Ausbildungsverhältnisses vielfältige Probleme. Vertragslösungen bedeuten für die Ausbildungsbetriebe im Regelfall erhebliche Kosten in Form verlorener Ausbildungsanstrengungen sowie in Form zusätzlichen Aufwands für Neubesetzungen. In Abhängigkeit von der Häufigkeit von Vertragslösungen kann daraus langfristig eine geringere Ausbildungsbereitschaft der Betriebe resultieren. Für die Auszubildenden ergibt sich in der Regel ein Bruch in der Erwerbsbiografie, allerdings kann sich auch die Chance zur Neuorientierung eröffnen. So ist die vorzeitige Lösung eines Ausbildungsvertrages nicht zwingend mit dem endgültigen Ausbildungsabbruch gleichzusetzen. Vielmehr führt eine Vielzahl der jungen Menschen anschließend eine Ausbildung in einem anderen Unternehmen oder in einem anderen Ausbildungsberuf fort. Per Saldo steigt jedoch die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Dies kann dazu führen, dass sich die oftmals angespannte Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt verschärft. Die Gründe für eine vorzeitige Beendigung von Ausbildungsverhältnissen sind vielfältig und können betrieblicher, schulischer und/oder persönlicher Natur sein. Auslöser für die vorzeitige Beendigung eines Ausbildungsverhältnisses sind beispielsweise eine falsche Berufswahlentscheidung, schlechte schulische Leistungen, Konflikte und Probleme mit Ausbildern1 und Kollegen oder familiäre und gesundheitliche Probleme. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des sich abzeichnenden Fachkräftemangels spielt eine Reduzierung der Abbrecherquote eine entscheidende Rolle. Um die Abbruchquote langfristig zu senken, kommt der frühzeitigen Erkennung und Stabilisierung von Jugendlichen, die zum Ausbildungsabbruch tendieren, eine besondere Bedeutung zu. Hierzu sind eine rasche Identifikation der Problemlage und der Einsatz einer begleitenden berufspädagogischen Unterstützung hilfreich. Hier setzt das Modellprojekt „Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb“ (QuABB) an. Das gemeinsam vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung sowie dem Hessischen Kultusministerium ins Leben gerufene Projekt hat zum Ziel, neue Instrumente zu entwickeln, um die Zahl der vorzeitigen Vertragslösungen nachhaltig zu senken. Die Maßnahmen konzentrieren sich auf die Personen, die Gefahr laufen, dauerhaft unversorgt zu bleiben und nur für unqualifizierte Tätigkeiten zur Verfügung zu stehen. Personen, die aufgrund einer falschen Berufswahl ihren Ausbildungsvertrag auflösen oder Personen, die unmittelbar eine neue Ausbildung anfangen, sind nicht die primäre Zielgruppe der Maßnahmen. Die Umsetzung, Entwicklung und Erprobung des Modellprojekts wird vom Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (INBAS) gesteuert und begleitet. 1

Die Verwendung der männlichen Form soll das Lesen des Textes erleichtern. Sofern nicht anders angegeben, sind jedoch damit stets beide Geschlechter gemeint. 3


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Die Hessen Agentur wurde vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung mit der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprojekts beauftragt. Ziel der wissenschaftlichen Begleitung ist es, frühzeitig sowohl Erfolgsfaktoren als auch mögliche Fehlentwicklungen und Umsetzungsdefizite zu identifizieren. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprojekts „Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb“ (QUABB) geht es im Kern um die Beantwortung der Fragen: 

Welche Ursachen sind ausschlaggebend für einen vorzeitigen Ausbildungsabbruch?

Auf welche Art und Weise können potenzielle Ausbildungsabbrecher rechtzeitig identifiziert werden?

Durch welche Merkmale unterscheiden sich die potenziellen Ausbildungsabbrecher und ihre Ausbildungsbetriebe von anderen Auszubildenden und Ausbildungsbetrieben?

Welche Maßnahmen haben sich im Rahmen des Modellprojekts als besonders erfolgreich herausgestellt?

Wie bedeutsam für den Erfolg sind die Vernetzung und die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure (Projektbeteiligte, Teilnehmer/innen, Schule, Ausbildungsbetriebe, Eltern)?

Wie hoch ist der Anteil der Teilnehmer/innen, die trotz umfangreicher Beratungsund Unterstützungsangebote die Ausbildung abbrechen?

Um die hier skizzierten forschungsleitenden Fragen beantworten zu können, basiert die wissenschaftliche Begleitung sowohl auf einem quantitativen als auch qualitativ ausgelegten Untersuchungsdesign. So ist ein wesentliches Element der wissenschaftlichen Begleitung die Auswertung des Teilnehmer- und Maßnahmenmonitorings. Ziel ist es, nähere Informationen über die Struktur der potenziellen Abbrecher, die Beweggründe für die Teilnahme am Modellprojekt, über die Möglichkeiten einer rechtzeitigen Identifikation von potenziellen Ausbildungsabbrechern sowie die eingeleiteten Maßnahmen und deren Wirksamkeit zu erlangen. Im Zuge des Maßnahmenmonitorings geht es primär um die Frage nach dem Verbleib der Teilnehmer nach Beendigung der Maßnahme. Die Erhebung dieser Informationen erfolgte in enger Abstimmung und Kooperation mit den Projektverantwortlichen vor Ort. Zudem wurden die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Begleitung durch eine schriftliche und mündliche Befragung der handelnden bzw. beteiligten Akteure gewonnen. Dazu zählen Vertreter der beteiligten Kommunen, Ausbildungsbegleiter und Berufsschullehrer, Vertreter von Kammern und Ausbildungsbetrieben sowie die Auszubildenden selbst. Auf diese Weise konnten mögliche Fehlentwicklungen und Umsetzungsdefizite frühzeitig

4


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identifiziert sowie eine solide Basis für die Ableitung von Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung wurde für die Jahre 2009, 2010 und 2011 jeweils ein (unveröffentlichter) Tätigkeitsbericht erstellt. Im September 2013 lief die wissenschaftliche Begleitung zum Modellprojekt QuABB aus. Der vorliegende Abschlussbericht fasst die zentralen Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung zusammen.

5


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

2

Implementierung und Ablauf des Modellprojekts

Das Modellprojekt QuABB wurde vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung und vom Hessischen Kultusministerium ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, durch abgestimmte Gesprächs-, Beratungs- und Unterstützungsangebote die Anzahl der vermeidbaren Ausbildungsabbrüche in hessischen Modellregionen dauerhaft zu senken. Das Modellprojekt startete im Februar 2009 in den folgenden Modellregionen:2 

Stadt und Landkreis Kassel (Modellregion Kassel)

Lahn-Dill-Kreis

Stadt Offenbach und Kreis Offenbach (Modellregion Offenbach)

Stadt Darmstadt und Landkreis Darmstadt-Dieburg (Modellregion Darmstadt).

Bereits zuvor hatte der Projektträger INBAS eine Koordinierungsstelle eingerichtet und wichtige Aufbauaktivitäten durchgeführt. Hierzu zählten insbesondere vorbereitende Gespräche mit den Projektpartnern, das heißt: Kammern, Staatliche Schulämter und wissenschaftlicher Begleitung. Darüber hinaus wurde ein Handlungskonzept für die Umsetzung des Modellprojekts entwickelt. In diesen vier sieben Modellregionen stehen neben den Ausbildungsbegleitern des Projektträgers INBAS auch Beratungslehrer für die Beratung und Unterstützung der Auszubildenden zur Verfügung. Im Jahr 2010 wurde das Modellprojekt substantiell erweitert und gleichzeitig die Laufzeit bis zum 30.09.2013 verlängert. Seitdem wird das Modellprojekt auch in den folgenden fünf Modellregionen umgesetzt: 

Gießen

Kreis Hersfeld-Rotenburg

Fulda

Frankfurt am Main

Kreis Groß-Gerau.

Im Jahr 2012 erfolgte eine weitere Ausweitung auf die Modellregionen 

Odenwaldkreis

Main-Kinzig-Kreis

Landkreis Bergstraße.

2

6

Am 03. Juni 2009 fand im Hessischen Wirtschaftsministerium die Eröffnungsveranstaltung zum Start des Modellprojekts QuABB statt. Die im Rahmen dieser so genannten Kick-off Veranstaltung im Hessischen Landeshaus präsentierten Vorträge sind im Internet unter: www.quabb.inbas.com abrufbar.


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Somit wurde das Modellprojekt seit dem Jahr 2009 in der Summe in 15 der insgesamt 26 hessischen Landkreise und kreisfreien Städte implementiert. Nachfolgende Karte gibt einen Überblick über den Stand des Modellprojekts im Jahr 2013. Anhand der Karte wird die regionale Verteilung auf die einzelnen Standorte und die unterschiedliche Ressourcenverteilung auf die einzelnen Standorte, was die Ausbildungsbegleiter und Beratungslehrer anbelangt, deutlich. Abbildung 1 Modellregionen in QuABB

Stadt und Landkreis Kassel: ‐ 3 Ausbildungsbegleiterinnen ‐ 11 Beratungslehrer/innen ‐ 6 berufliche Schulen

Stadt und Landkreis Gießen: ‐ 2 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 5 berufliche Schulen

Lahn‐Dill‐Kreis: ‐ 2 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 11 Beratungslehrer/innen ‐ 5 berufliche Schulen

Stadt Frankfurt: ‐ 3 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 16 berufliche Schulen

Stadt und Landkreis Groß‐Gerau: ‐ 2 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 2 berufliche Schulen Kreis Bergstraße: ‐ 1 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 3 berufliche Schulen

Landkreis Hersfeld-Rotenburg: - 2 Ausbildungsbegleiter/innen - 3 berufliche Schulen

Stadt und Landkreis Fulda: ‐ 2 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 4 berufliche Schulen

Main‐Kinizig‐Kreis: ‐ 2 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 5 berufliche Schulen

Stadt und Landkreis Offenbach: ‐ 3 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 18 Beratungslehrer/innen ‐ 6 berufliche Schulen

Stadt Darmstadt und Landkreis Darmstadt‐Dieburg: ‐ 2 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 11 Beratungslehrer/innen ‐ 7 berufliche Schulen Odenwaldkreis: ‐ 1 Ausbildungsbegleiter/innen ‐ 1 berufliche Schule

Quelle: INBAS GmbH.

Im Rahmen des Modellprojekts werden unterschiedliche Erkennungs- und Unterstützungsmaßnahmen sowie Beratungsangebote entwickelt, erprobt und eingesetzt. Die Umsetzung der Maßnahmen wird über eine Koordinierungsstelle gesteuert, welche die Abstimmung der Maßnahmen in den 15 Modellregionen koordiniert. Die operative Umsetzung der Maßnahmen erfolgt in den „ersten“ sieben Modellregionen vor Ort durch (regionale) Ausbildungsbegleiter und (regionale) Beratungslehrer, die eng mit den Ausbildungsberatern der Kammern und Netzwerkpartnern vor Ort zusammenarbeiten. Der 7


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Aufgabenschwerpunkt dieser Akteure liegt darin, abbruchgefährdete Jugendliche rechtzeitig zu identifizieren und darauf aufbauend durch individuelle Förderpläne oder Fördermaßnahmen die Lernmotivation und Leistungsbereitschaft der betroffenen Auszubildenden zu stärken. Die Ausbildungsbegleiter sind wichtiges Bindeglied zwischen den Jugendlichen, der Schule / Kammer / Betrieb und den Eltern. Ihre Kernaufgabe besteht auch in der zeitnahen Einleitung von Unterstützungs- und Beratungsmaßnahmen. In allen Modellregionen gelang es, die Ausbildungsbegleiter direkt bei den Kammern, der Kreishandwerkerschaft oder in Berufsschulen anzusiedeln. Die unmittelbare Nähe zu den wichtigsten Projektpartnern stellt eine wichtige Voraussetzung für eine enge Zusammenarbeit insbesondere zwischen Ausbildungsbegleitern und Ausbildungsberatern dar. Die Ausbildungsbegleiter halten Sprechstunden an den Berufsschulen ab und ermöglichen so einen „niederschwelligen“ Zugang für die Auszubildenden in das Modellprojekt. Ein Netzwerk zu weiteren Projektpartnern wie Jugendberufshilfe, Arbeitsagentur, Wohlfahrtsverbänden und vielen anderen Institutionen durch die Ausbildungsbegleiter ist nach Aussage der Experten in allen Modellregionen aufgebaut worden. Durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit wurde auf das neue innovative Beratungsangebot aufmerksam gemacht. Ein wichtiges Element der Öffentlichkeitsarbeit war die Einrichtung einer Homepage, auf der die zentralen Projektinhalte und standortbezogene Informationen abgerufen werden können. Unter www.quabb.inbas.com sind die einzelnen Projektstandorte mit ihren Profilen detailliert präsentiert. Im Laufe des Modellprojekts hat die Koordinierungsstelle eine Vielzahl von Veranstaltungen, Workshops und Fortbildungen durchgeführt, um das Projekt vor Ort bekannt zu machen und den Know-how-Transfer sicherzustellen. Mit der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprojekts erfolgten ein reger Austausch und eine Unterstützung bei der Umsetzung des projektbegleitenden Monitorings sowie bei der Durchführung der Teilnehmerinnenbefragung.

8


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3

Grundlagen

3.1

Ausbildungsabbrüche in der dualen Ausbildung

Eine Vertragslösung bedeutet für den Ausbildungsbetrieb erhebliche Kosten, Ausbildungsanstrengungen sind verloren und die mittelfristige Personalplanung muss neu austariert werden.3 So kann nur in wenigen Fällen die freie Ausbildungsstelle nach kurzer Zeit wieder besetzt werden.4 Berechnungen des Bundesinstituts für Berufliche Bildung (BiBB) gehen davon aus, dass in den Ausbildungsbereichen Industrie und Handel sowie Handwerk die Nettokosten einer vorzeitigen Vertragslösung bei über 7.000 Euro liegen.5 Hinzu addiert werden muss der Aufwand für die Gewinnung neuer Auszubildender.6 Der Jugendliche muss wertvolle Ausbildungszeit abschreiben und weist einen Bruch in der Ausbildungsbiografie auf. Dies kann auch zu einer Stigmatisierung der Jugendlichen beitragen, obwohl der Ausbildungsabbruch möglicherweise sehr gut nachzuvollziehen ist. Ausbildungsabbrüche können darüber hinaus zum gesamtwirtschaftlichen Problem werden, wenn viele Ausbildungsplätze nicht mehr sofort adäquat besetzt werden können. Dies gilt speziell vor dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel aufgrund des demografischen Wandels. Und es besteht langfristig die Gefahr, dass die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen sinkt – bei tendenziell steigender Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Ausbildungsabbrüche können somit die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt verschärfen.7 Die Anzahl von Ausbildungsabbrechern nachhaltig zu reduzieren ist deshalb besonders wichtig, weil Personen ohne Berufsausbildung auf dem Arbeitsmarkt erhebliche Nachteile haben. Der Abbruch einer Berufsausbildung führt „zu einem äußerst starken Anstieg der Gefahr, ohne Ausbildung zu bleiben“.8 Wer über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügt, hat es schwer einen Arbeitsplatz zu finden. Dies gilt insbesondere vor dem strukturellen Wandel hin zu hochqualifizierten Tätigkeiten.9 Die Probleme lassen sich auch an der Entwicklung der qualifikationsspezifischen Arbeitslosigkeit klar ablesen. Insbesondere bei den Personen ohne Berufsabschluss ist seit den 80er Jahren ein überproportionaler Anstieg der Arbeitslosigkeit auszumachen.10 Die Arbeitslosenquote

3

Vgl. zu den Kosten und Nutzen einer Berufsausbildung aus der Sicht der Ausbildungsbetriebe die Untersuchung von Wenzelmann, Felix u.a. (2009). 4 Vgl. Greilinger, Andrea (2013), S. 50. Im Rahmen einer Befragung gaben 13 % der Unternehmen an, bereits nach kurzer Zeit wieder Ersatz für den Auszubildenden gefunden zu haben. Rund 42 % konnten die Ausbildungsstelle erst zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres wieder neu besetzen. Weitere 43 % haben die Ausbildungsstelle nicht wieder oder zu einem späteren Zeitpunkt vergeben. 5 Vgl. Wenzelmann, Felix; Lemmermann, Heike (2012), S. 5. 6 Vgl. Brosi, Walter; Werner, Rudolf (2003), S. 5. 7 Vgl. Deuer, Ernst (2006), S. 14ff. 8 Beicht, Ursula; Ulrich, Gerd Joachim (2008), S. 7. 9 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2013). 10 Vgl. Reinberg, Alexander; Hummel, Markus (2007), S. 18ff. 9


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lag bei Personen, die keinen Berufsabschluss vorweisen können, im Jahr 2012 bei knapp 20 %, während die Arbeitslosenquote der Personen mit einem Hochschul-/Fachhochschulabschluss nur 2,2 % betrug.11 Nachteile zeigen sich auch darin, dass jüngere Menschen ohne Berufsausbildung seltener einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen und geringer entlohnt werden als Fachkräfte.12 Über die Notwendigkeit, einen endgültigen Ausbildungsabbruch zu vermeiden, besteht Einigkeit. Leider lässt sich die Anzahl der „wahren Ausbildungsabbrecher“ nicht einfach aus der Statistik ablesen. Vielmehr werden in der Statistik nur Vertragslösungen erfasst. Deshalb ist es von großer Bedeutung, die Probleme, die von Ausbildungsabbrüchen induziert werden können, näher zu betrachten. Die folgende Typologie von Ausbildungsabbrüchen zeigt, dass eine Vertragslösung nicht zwingend das Scheitern der beruflichen Ausbildung bedeutet.13 Vielmehr sind verschiedene Arten von Ausbildungsabbrüchen zu differenzieren. So kann ein „Abbruch nach oben“ erfolgen, wenn der Auszubildende nach Vertragslösung eine weiterführende Qualifizierung (z.B. Studium) antritt. Ein horizontaler Abbruch lässt sich untergliedern in eine berufliche Umorientierung innerhalb des dualen Systems (z.B. Wahl eines anderen Ausbildungsberufs) oder in einen Maßnahmenwechsel und Rückkehr in die Berufsvorbereitung. Nur der „Abbruch nach unten“ stellt streng genommen ein zentrales Problem dar, da ein ersatzloser Ausstieg aus der beruflichen Qualifizierung die Gefahr einer höheren Arbeitslosigkeit impliziert. Abbildung 2

Typologie von Ausbildungsabbrüchen „Abbruch nach oben“ weiterführende Qualifizierung außerhalb des dualen Systems

Berufliche Umorientierung innerhalb des dualen Systems

Vertragslösung des Ausbildungsvertrags

horizontaler Abbruch

Maßnahmenwechsel Rückkehr in die Berufsvorbereitung

„Abbruch nach unten“ ersatzloser Ausstieg aus der beruflichen Qualifizierung

Quelle: Faßmann, Heinrich (1998), S. 3. 11 Vgl. IAB (2013), S. 3ff. 12 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2011): Die Arbeitsmarktsituation jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss. Broschüre der Arbeitsmarktberichterstattung, Nürnberg. 13 Vgl. hierzu die Ergebnisse beim Bündnis für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit Mecklenburg-Vorpommern (2013). Demnach nehmen jeweils rund 25 % der Auszubildenden, die eine Ausbildung abbrechen, im selben Ausbildungsbereich auch wieder eine Ausbildung auf. Diese Quoten sind sowohl im Bereich der Handwerkskammer als auch im Bereich der Industrie- und Handelskammern zu beobachten gewesen.

10


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3.2

Quantifizierung von Ausbildungsabbrüchen

Die Quantifizierung von Ausbildungsabbrüchen erweist sich als schwierig.14 Hauptgrund hierfür ist, dass in der Berufsbildungsstatistik nur Vertragslösungen erfasst werden. Angaben über den Verbleib der Auszubildenden nach einer Vertragslösung liegen nicht vor. Grund hierfür ist das Fehlen einer Verlaufsstatistik. So kommt es dazu, dass es insbesondere bei der derzeitigen Erfassung von neuen Ausbildungsverträgen weder möglich ist, „die bildungspolitisch besonders wichtige Quote der endgültigen Ausbildungsabbrecher zu berechnen, noch ist es möglich, genaue Vertragslösungsraten zu ermitteln“.15 Die Quote der Vertragslösungen wird systematisch dadurch verzerrt, dass eine Vertragsauflösung stattfindet, der Auszubildende jedoch unmittelbar wieder einen neuen Ausbildungsvertrag unterzeichnet, was in die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge einfließt.16 Eine Ursache hierfür kann ein Ausbildungsplatzwechsel sein. Darüber hinaus können aber auch der Konkurs eines Betriebes, Betriebsschließungen oder Verlagerungen oder die Änderung der Rechtsform eines Ausbildungsbetriebs ursächlich sein.17 Dies führt zu einer Verzerrung der Ergebnisse, was die Anzahl der Ausbildungsverträge insgesamt und die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge anbelangt. Ein kleiner Anteil von Auszubildenden kündigt den Ausbildungsvertrag im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Ausbildungsbetrieb nach erfolgreicher Abschlussprüfung. Die Ursache hierfür liegt in der Tatsache begründet, dass eine anschließende Beschäftigung, Ausbildung (Studium) oder andere Tätigkeit fristgerecht früher aufgenommen wird. Hier von einem „Abbruch“ zu sprechen erscheint fragwürdig, wenn die duale Ausbildung erfolgreich absolviert wurde.18 Eine weitere Verzerrung wird dadurch ausgelöst, dass trotz bestehendem Ausbildungsvertrag die Ausbildung nicht angetreten wird, weil der Auszubildende bei mehreren Ausbildungsbetrieben einen Ausbildungsvertrag unterschrieben hat. Aus diesem Grund kommt es zu einer (oder mehreren) Vertragslösung(en), obwohl das Ausbildungsverhältnis de facto nie bestand.19

14 Vgl. hierzu die Untersuchung von Tischler, Lothar (1993). 15 Althoff, Heinrich (2003), S. 46. 16 Dabei hat es zudem erhebliche Auswirkungen, ob die Vertragslösung und die Aufnahme einer neuen Ausbildung innerhalb oder zwischen zwei Ausbildungsbereichen erfolgt. 17 Vgl. Schöngen, Klaus (2003), S. 35. Demnach lag allein der Anteil der „unechten“ Vertragslösungen aufgrund von Konkurs, Betriebsschließungen und Betriebsverlagerungen bei bundesweit über 12 %. 18 Auf der anderen Seite wird in der Statistik eine Ausbildung, die ohne Abschlussprüfung absolviert wird, nicht als erfolglos bewertet, solange keine Vertragslösung erfolgt. Das endgültige Nichtbestehen einer Ausbildungsprüfung geht in der Statistik, die allein auf Vertragslösungen abstellt, unter. Vgl. Huth, Sandra (2000), S. 10f. 19 Diese Verzerrung bei der Bestimmung der Abbruchquote wurde im Rahmen der Expertengespräche vor Ort bestätigt. Sie ist jedoch aufgrund der unterschiedlichen Erfassung vor Ort nicht in allen Modellregionen von Bedeutung. 11


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Die methodischen Schwierigkeiten bei der näheren Quantifizierung von Ausbildungsabbrüchen belasten auch die Aussagekraft der wissenschaftlichen Untersuchungen. Einen guten Überblick über die Ergebnisse von Untersuchungen mit dem Thema Ausbildungsabbruch und Vertragslösungen bietet Bohlinger. Sie fasst die verschiedenen Untersuchungsergebnisse über die Quantität von Ausbildungsabbrüchen zusammen. Die Untersuchungsergebnisse weisen eine sehr breite Streuung auf und basieren zum Teil auf Befragungen mit nur sehr kleinen Stichproben. Demnach schwankt die errechnete Quote der Ausbildungsabbrecher und Vertragslösungen zwischen 6 % und rund 25 %.20 Die große Bandbreite der Ausbildungsabbrecher bzw. Vertragslösungen ist auch auf unterschiedliche Berechnungsmethoden zurückzuführen. So berechnet beispielsweise das Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) Vertragslösungsquoten anhand eines sogenannten „Schichtenmodells“ und kommt für Hessen im Jahr 2011 zu dem Ergebnis, dass rund 21 % der Ausbildungsverträge gelöst werden. Die Vertragslösungsquoten werden berechnet anhand der Relation von Vertragslösungen zu neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Oftmals ist nach einer Vertragslösung noch eine Berufsausbildung geplant. So kommt eine Untersuchung von Schöngen zu dem Ergebnis, dass nur bei 28 % der Vertragslösungen auch die Berufsausbildung endgültig abgebrochen wurde (vgl. Abbildung 3).21 Abbildung 3 Beruflicher Verbleib nach Vertragslösung

wieder Auszubildender

50%

Ausbildung an (Berufs-)fachschulen

6%

Schüler

4%

Student

3%

Arbeiter/ Angestellter

9%

Wehr/ Zivildienst

1%

arbeitslos

17%

nicht genannte Beschäftigung

11% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Quelle: Schöngen, Klaus (2003), S. 37. Darstellung der Hessen Agentur.

20 Vgl. Bohlinger, Sandra (2001), S. 4. So basieren einige Untersuchungen auf Stichproben mit deutlich weniger als 50 Personen. 21 Vgl. Schöngen, Klaus (2003), S. 38.

12


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Diese Ergebnisse werden gestützt von einer weiteren Untersuchung, die zu dem Ergebnis kommt, dass 55 % der Auszubildenden nach einer Vertragslösung wieder eine betriebliche Ausbildung beginnen.22 Berücksichtigt man diese Ergebnisse, dann wird klar, dass die Anzahl der in der Berichterstattung genannten Vertragslösungen mit großer Vorsicht zu interpretieren sind. So reduziert sich die Quote der endgültigen Ausbildungsabbrecher um über 50 %, wenn die Auszubildenden berücksichtigt werden, welche im Anschluss an eine Vertragslösung wieder eine duale Ausbildung beginnen. In der Gesamtbetrachtung ist die exakte Quantifizierung der „echten“ Ausbildungsabbrecher, welche endgültig die Berufsausbildung abgebrochen haben, sehr schwierig. Genauer gesagt ist auf Basis der derzeit verfügbaren Daten die Bestimmung der echten Abbrecher sogar unmöglich. Aufgrund des Fehlens einer Verlaufsstatistik kann nur näherungsweise bestimmt werden, wie groß die Problematik selbst und der erforderliche Interventionsbedarf von Seiten der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik ist. Für die wissenschaftliche Begleitung ist dieser Sachverhalt wichtig, da sich das Modellprojekt QuABB zum Ziel gesetzt hat, die „echten“ Ausbildungsabbrecher zu identifizieren und einen potenziellen Ausbildungsabbruch zu verhindern.

3.3

Ursachen und Motive für Ausbildungsabbrüche

Wird der Frage nach den Gründen eines Ausbildungsabbruchs nachgegangen, dann ist es notwendig, die Vielzahl von potenziellen Gründen für einen Abbruch zu systematisieren. Die gebräuchlichste Differenzierung ist eine Unterscheidung nach betrieblichen, persönlichen und schulischen Gründen.23 Im Rahmen von Untersuchungen wurden die Gründe für eine Vertragslösung bzw. einen Ausbildungsabbruch näher erfasst. Von sehr großer Bedeutung bei der Interpretation der Ergebnisse ist dabei, dass in der Wahrnehmung der Gründe für einen Ausbildungsabbruch große Differenzen zwischen den Perspektiven der Auszubildenden, der Perspektive der Lehrer sowie der Perspektive des Ausbildungsbetriebs respektive Ausbilder zu beobachten sind.24 In einer Untersuchung des nach den Gründen für eine zu dem Ergebnis, dass sich pen systematisieren lassen

Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) wurde die Frage Vertragslösung näher beleuchtet.25 Die Untersuchung kam die vielfältigen Ursachen für Vertragslösungen in vier Grup(Mehrfachnennungen waren möglich). Rund 70 % der Be-

22 Vgl. Troltsch, Klaus (2003), S. 64ff. Er kommt zu dem Fazit: „Werden dagegen die Versuche der Jugendlichen mit einbezogen, nach Abbruch der Lehre doch noch zu einem beruflichen Abschluss zu kommen, dann liegen die analog zur amtlichen Statistik berechneten Vertragslösungsquoten eindeutig zu hoch.“ 23 Eine davon abweichende Systematisierung nimmt Bohlinger vor. Sie unterscheidet nach Gründen, die (1) in einer unzureichenden Berufswahlvorbereitung liegen, (2) in Interessensunterschieden während der Ausbildung sowie (3) nach Gründen, die im privaten Umfeld des Auszubildenden liegen. Vgl. Bohlinger, Sandra (2003), S. 42f. 24 Vgl. Westdeutscher Handwerkskammertag (2001a), S. 31ff. 25 Grundlage für die Studie ist eine Befragung von 9.000 Auszubildenden, deren Ausbildungsvertrag im Ausbildungsjahr 2001/2002 aufgelöst wurde. Insgesamt beteiligten sich über 2.300 Auszubildenden von sechs Handwerkskammern und sieben Industrie- und Handelskammern an der Untersuchung. 13


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

fragten gaben an, dass betriebliche Gründe kausal für die Vertragslösung waren. Werden die Hauptgründe für eine Vertragslösung weiter untergliedert, dann lassen sich weitere Erkenntnisse gewinnen. So verbergen sich hinter den betrieblichen Gründen viele Faktoren.26 Hier sind besonders zu nennen: 

Konflikte mit dem Ausbilder, Meister, Chef,

Ungenügende Vermittlung von Ausbildungsinhalten,

Ausübung von ausbildungsfremden Tätigkeiten,

Ungünstige Arbeitszeiten und Überstundenregelungen.

An zweiter Stelle rangieren persönliche Probleme (46 %), hierunter sind vor allem gesundheitliche Probleme und familiäre Gründe zu zählen. Berufs(wahl)bezogene Gründe spielten bei rund einem Drittel der Auszubildenden eine dominante Rolle für die Vertragslösung. Hinter diesen Gründen verbergen sich: 

Beruf war nicht der Wunschberuf,

Falsche Vorstellungen über die berufsbezogenen Tätigkeiten,

Ungünstige Einkommenserwartungen.

Darüber hinaus waren bei 19 % der Auszubildenden schulische Gründe Ursache für die Vertragslösung. Hierzu zählen insbesondere: 

Konflikte mit Lehrern

Überforderung

Prüfungsangst

Schlechte schulische Leistungen.

26 Die Darstellung der Gründe für einen Ausbildungsabbruch basieren auf den Untersuchungen von Schöngen, Klaus (2003) sowie Westdeutscher Handwerkskammertag (2001a), S. 31ff .

14


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4

Analyse des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes in den Modellregionen

Es ist zu erwarten, dass die Lage am regionalen Arbeitsmarkt die Höhe der Ausbildungsabbrecherzahlen beeinflusst. Dabei besteht die Hypothese, dass auf knappen Ausbildungsstellenmärkten die Konzessionsbereitschaft bei der Aufnahme einer dualen Ausbildung höher ist. Die Chancen auf den Wunschberuf sind geringer und entgegen der persönlichen Präferenzen wird eher die Ausbildung in einem Beruf zweiter Wahl begonnen, bei dem die Abbruchneigung größer ist. Dies kann, so die Hypothese, in einer höheren Anzahl von Ausbildungsabbrüchen resultieren, da in der Ausbildung dann Konflikte und Probleme auftreten, die ihre Ursache in der falschen Wahl der Ausbildungsstelle haben. Auf der anderen Seite bestehen bei einer ungünstigen Ausbildungsmarktsituation auch weniger Chancen auf eine neue Lehrstelle, so dass viele Auszubildende versuchen durchzuhalten. Dies gilt es zu berücksichtigen, will man die Ergebnisse des Modellprojekts sachgemäß einordnen. Im Folgenden werden die regionale Arbeitsmarkt- und Ausbildungsmarktsituation sowie die Entwicklung der regionalen Vertragslösungen betrachtet. Die Angaben für die Modellregionen Kassel, Darmstadt und Offenbach beziehen sich dabei jeweils auf Stadt und Kreis.

4.1

Die regionale Arbeitsmarktsituation

Der Arbeitsmarkt in Hessen und in den Modellregionen entwickelte sich in den letzten Jahren positiv. Die Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) hat sich insgesamt zwischen 2009 und 2012 um rund einen Prozentpunkt reduziert. Die Jugendarbeitslosigkeit in der Altersgruppe unter 25 Jahren sank in Hessen überproportional um 1,7 Prozentpunkte, was dazu geführt hat, dass die Arbeitslosenquote der Jugendlichen mit 5,3 % heute insgesamt geringer ausfällt als die der älteren Erwerbspersonen (Hessen insgesamt: 5,7 %, vgl. Tabelle 1). Die Arbeitsmarktsituation unterscheidet sich jedoch zwischen und auch innerhalb der Modellregionen zum Teil deutlich:

15


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Tabelle 1

Arbeitslosigkeit in Hessen 2012 Arbeitslosenquote bez. auf alle zivile Erwerbspersonen

Arbeitslose Jahr Kreise und kreisfreie Städte Anzahl Darmstadt Darmstadt-Dieburg, Landkreis

15 bis unter 20 Jahre

15 bis unter 25 Jahre

Anzahl

Anzahl

4.540

104

Arbeitslosenquote bez. auf alle zivile Erwerbspersonen 15 bis unter 25 Jahre

Prozent

Prozent

464

6,0

5,8

4,5

4,4

6.980

150

716

Modellregion Darmstadt

11.520

254

1.180

Frankfurt am Main

25.724

414

2.070

7,4

7

Offenbach am Main

6.517

118

517

10,7

8,2

Offenbach, Landkreis

5,6

5,2

9.837

166

866

Modellregion Offenbach

16.354

284

1.383

Groß-Gerau, Landkreis

7.853

143

787

5,8

5,4

Gießen, Landkreis

9.275

149

953

7,0

6,1

Lahn-Dill-Kreis

7.746

136

827

5,8

5,2

Kassel

9.517

214

1.078

9,9

9,8

Kassel, Landkreis

5.981

127

666

4,9

5,4

15.498

341

1.744

Fulda, Landkreis

4.080

76

410

3,6

2,9

Hersfeld-Rotenburg, Landkreis

3.207

67

351

5,2

4,9

Odenwaldkreis

2.850

78

334

4,3

3,8

Main-Kinzig-Kreis

10.659

269

1.189

5,0

5,1

Kreis Bergstraße

6.286

54

399

4,6

2,7

178.323

3.302

17.466

5,7

5,3

Modellregion Kassel

Hessen

Quelle: Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit, Jahresdurchschnittswerte.

Vor allem in den Städten Offenbach und Kassel war die Arbeitslosenquote jüngerer und älterer Erwerbspersonen im Jahr 2012 überdurchschnittlich hoch. In den Landkreisen Offenbach und Kassel lag sie hingegen auf bzw. sogar leicht unterhalb des hessischen Durchschnittsniveaus. Die niedrigste Arbeitslosenquote der Modellregionen wies 2012 der Landkreis Fulda mit 3,6 % auf. Dieser Landkreis zeichnet sich zugleich durch eine sehr geringe Jugendarbeitslosigkeit aus. Die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen lag 2012 mit 2,9 % unter dem hessischen Durchschnitt von 5,3 %. Allein im Kreis Bergstraße werden vergleichbar niedrige Werte erreicht. Darüber hinaus sind die Landkreise Odenwald und Darmstadt-Dieburg durch eine geringe Jugendarbeitslosenquote gekennzeichnet. Die höchste Jugendarbeitslosenquote hat die Stadt Kassel (9,8 %).

16


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Betrachtet man die Jugendlichen in der Altersgruppe zwischen 15 bis 19 Jahren, zeigt sich auch hier eine positive Entwicklung. So sank die Arbeitslosenquote von 4,4 % im Jahr 2009 auf 3,5 % im Jahr 2012. Dabei zeigen sich jedoch abermals regionale Unterschiede. So stehen sich die Stadt Kassel mit einer Arbeitslosenquote von 9,6 % und der Landkreis Fulda mit einer Arbeitslosenquote von 1,7 % gegenüber (vgl. Anhang).

4.2

Der regionale Ausbildungsmarkt

Im Jahr 2012 gab es in Hessen rund 102.500 Auszubildende, wovon rund 68.200 Personen in den Modellregionen ihre Ausbildung absolvierten. Damit haben nach den Erweiterungen des Projekts aktuell 67 % aller hessischen Auszubildenden die Chance, von dem Modellprojekt zu profitieren. Die Modellregion Frankfurt am Main war dabei der größte Ausbildungsmarkt mit 15.200 Auszubildenden, der Odenwaldkreis der kleinste mit 1.300 Auszubildenden.27 Abbildung 4 Verteilung der Auszubildenden nach Regionen in Hessen im Jahr 2012

Odenwaldkreis Frankfurt am Main

Hersfeld-Rotenburg Kreis Bergstraße

Modellregion Kassel

Groß-Gerau Andere Gießen

Modellregion Darmstadt

Lahn-Dill-Kreis Main-KinzigKreis

Modellregion Offenbach

Fulda

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Darstellung der Hessen Agentur.

Die meisten Ausbildungsplätze stellten über alle Modellregionen hinweg die beiden Ausbildungsbereiche Industrie und Handel sowie Handwerk bereit. Es folgten die Freien Berufe, der Öffentliche Dienst und die Landwirtschaft. Die unterschiedliche Wirtschaftsstruktur der Modellregionen wird auch bei der Verteilung des Anteils der Auszubildenden nach Ausbildungsbereichen deutlich (vgl. Tabelle 2). So lag der Anteil der Auszubilden-

27 Die Anzahl der Auszubildenden nach Ausbildungsbereichen ist in Tabelle 9 im Anhang dargestellt. 17


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

den im Bereich Industrie und Handel in der Finanzmetropole Frankfurt am Main weit über dem hessischen Durchschnitt. Im Gegensatz dazu war der Anteil der Auszubildenden im Bereich Handwerk in Frankfurt am Main in etwa halb so hoch wie in Fulda, das gemessen an verschiedenen Indikatoren aktuell über eine vergleichbar gute Ausbildungsmarktlage für Jugendliche verfügt (siehe unten). Den größten Anteil an Auszubildenden im Handwerk wiesen die Modellregionen Odenwaldkreis und Kreis Bergstraße auf. Der Anteil der Auszubildenden, die eine Ausbildung in den Freien Berufen absolvierten, war in der Modellregion Offenbach am höchsten. Tabelle 2

Anteil der Auszubildenden nach Ausbildungsbereichen in den Modellregionen im Jahr 2012 (Angaben in %) Industrie und Handel

Handwerk

Landwirtschaft

Öffentlicher Dienst

Freie Berufe

Modellregion Darmstadt

63,5

24,3

1,4

3,3

7,5

Frankfurt am Main

72,3

15,5

0,7

3,5

8,1

Modellregion Offenbach

59,1

26,0

1,7

2,9

10,4

Groß-Gerau

65,5

23,5

1,2

2,4

7,4

Gießen

57,3

27,4

2,3

5,1

7,9

Lahn-Dill-Kreis

63,6

25,9

1,6

1,9

7,1

Modellregion Kassel

64,7

21,7

1,6

4,8

7,2

Fulda

58,2

29,8

1,7

3,6

6,7

Hersfeld-Rotenburg

63,4

25,7

1,0

3,1

6,9

Odenwaldkreis

52,1

36,9

1,8

2,2

7,0

Main-Kinzig-Kreis

60,0

28,6

1,9

2,1

7,5

Kreis Bergstraße

47,9

40,1

2,2

2,1

7,8

QuABB

63,2

24,2

1,5

3,3

7,7

Hessen

60,7

26,2

1,9

3,3

7,9

Region

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Berechnungen der Hessen Agentur.

Ende 2012 wies gemäß der Berufsberatungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit keine Region in Hessen mehr freie Stellen als unvermittelte Bewerber auf.28 Die Betriebe in Hessen sind zwar seit dem Jahr 2009 mit zunehmenden Rekrutierungsproblemen konfrontiert. Trotzdem herrscht abgesehen von einzelnen Berufsgruppen (vor allem Gastronomie, Lebensmittelverarbeitung) rechnerisch und gemäß Berufsberatungsstatistik noch kein Bewerbermangel, sondern weiterhin ein Stellenmangel. Dies gilt auch für Berufe, in denen bereits heute Fachkräftemangel und -mismatch konstatiert bzw. für die Zukunft erwartet werden, wie die Bereiche Logistik, MINT und Gesundheitsdienstberufe.29

28 Vgl. hierzu Hessen Agentur (2013), S. 11. 29 Vgl. ebenda, S. 54.

18


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Gemessen an der Kennziffer „unbesetzte Stellen je unvermitteltem Bewerber“ war die Ausbildungsmarktsituation für die Jugendlichen hessenweit am besten in: 

Frankfurt am Main

Fulda

Modellregion Offenbach (Stadt und Landkreis Offenbach).

Deutlich unterdurchschnittlich war sie hingegen in: 

Modellregion Kassel (Stadt und Landkreis Kassel) und im

Odenwaldkreis.

Abbildung 5 Ausbildungsmarktsituation in den Modellregionen gemäß Berufsberatungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit zum 30.09.2012 Frankfurt am Main, St.

66

Fulda

64

Modellregion Offenbach

49

Kreis Bergstraße

37

Lahn-Dill-Kreis

36

Gießen

27

Modellregion Darmstadt

27

Main-Kinzig-Kreis

unbesetzte Stellen für 100 unvermittelte Bewerber

20

Groß-Gerau

18

Hersfeld-Rotenburg

16

Odenwaldkreis

9

Modellregion Kassel

4 0

20

40

60

Quelle: Berufsberatungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur.

Gemessen an dem Verhältnis von unbesetzten Stellen zu unvermittelten Bewerbern verzeichnen mittelhessische Regionen wie Gießen und der Lahn-Dill-Kreis in den vergangenen Jahren tendenziell schlechte Entwicklungen.30 Tabelle 3 zeigt die schulische Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach Ausbildungsbereichen im Jahr 2012. Der höchste Anteil an 30 Vgl. hierzu Hessen Agentur (2013), S. 59. 19


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss war in der Landwirtschaft zu finden – dieser lag bei 9,4 % und übertraf damit den hessischen Durchschnitt von 3 % deutlich. Es folgten die Bereiche Industrie und Handel mit 3,3 % sowie das Handwerk mit durchschnittlichen 3,0 %. Von den Auszubildenden in der Landwirtschaft haben allerdings auch 21,5 % das Abitur bzw. die Fachhochschulreife – ein Wert, der weit über dem im Handwerk lag. Dort besaßen im Jahr 2012 lediglich 8,8 % der neuen Auszubildenden das Abitur bzw. die Fachhochschulreife, hingegen 53 % einen Hauptschulabschluss und 35 % den Realschulabschluss. Im Öffentlichen Dienst lag der Anteil der neuen Auszubildenden, die mindestens einen Realschulabschluss haben, bei etwa 97 %. Der höchste Anteil an Auszubildenden mit Realschulabschluss war in den Freien Berufen zu finden (54 %). Dieser Abschluss dominiert auch im Bereich Industrie und Handel. So hatten 41 % der Azubis einen Realschulabschluss, 33 % Abitur bzw. Fachhochschulreife und 22 % einen Hauptschulabschluss. Tabelle 3

Schulische Vorbildung der Auszubildenden bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen nach Zuständigkeitsbereichen in Hessen im Jahr 2012

Abitur/ Fachhochschulreife

im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zuzuordnen ist

ohne Hauptschulabschluss

mit Hauptschulabschluss

Realschul- oder vergleichbarer Abschluss

Industrie und Handel

3,3

22,3

41,2

33,1

0,1

Handwerk

3,0

52,6

35,2

8,8

0,3

Landwirtschaft

9,4

36,4

32,8

21,5

--

Öffentlicher Dienst

0,1

2,6

42,8

54,5

0,1

Freie Berufe

0,3

18,9

53,9

25,4

1,5

insgesamt

3,0

29,6

40,5

26,6

0,3

Ausbildungs-/ Zuständigkeitsbereich

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Berechnungen der Hessen Agentur.

Auch die Modellregionen wiesen zum Teil deutliche Unterschiede in der schulischen Vorbildung der Auszubildenden auf. So besaßen in Frankfurt am Main 38 % und in der Modellregion Kassel über 33 % der Jugendlichen, die 2012 eine Ausbildung begannen, die (Fach)hochschulreife. Der hessische Durchschnitt lag bei 27 %. Von den neuen Auszubildenden im Lahn-Dill-Kreis haben vergleichsweise viele die Schule ohne Abschluss verlassen (11 %), was sich negativ auf den Erfolg der Ausbildung auswirken

20


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

könnte.31 Im Durchschnitt Hessens und im Durchschnitt aller Modellregionen betrug der Anteil nur 3 % (vgl. Tabelle 4). Tabelle 4

Schulische Vorbildung der Auszubildenden bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in den Modellregionen im Jahr 2012 Hauptschulabschluss

Realschul- oder vergleichbarer Abschluss

Abitur / Fachhochschulreife

im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zuzuordnen ist

2,4

28,4

44,1

25,0

0,2

Frankfurt am Main

1,6

20,7

38,9

38,4

0,4

Modellregion Offenbach

3,5

31,6

39,0

25,5

0,3

Groß-Gerau

1,9

29,1

42,3

26,4

0,3

Gießen

3,0

30,3

41,5

25,0

0,2

Lahn-Dill-Kreis

10,7

28,5

39,8

20,7

0,2

Modellregion Kassel

1,5

27,7

37,7

33,1

0,1

Fulda

4,6

29,1

42,2

23,8

0,3

Hersfeld-Rotenburg

1,0

30,6

44,1

24,2

0,1

Odenwaldkreis

3,3

37,6

42,3

16,8

--

Main-Kinzig-Kreis

2,7

34,0

44,1

18,7

0,6

Kreis Bergstraße

3,4

38,3

42,1

15,9

0,3

QuABB

3,0

28,3

40,8

27,6

0,3

Hessen

3,0

29,6

40,5

26,6

0,3

ohne Hauptschulabschluss

Modellregion Darmstadt

Region

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Berechnungen der Hessen Agentur.

Zusammenfassend variiert die Ausgangslage auf den Arbeits- und Ausbildungsmärkten zwischen den einzelnen Modellregionen. Auch innerhalb der Modellregionen gibt es insbesondere zwischen den Städten Offenbach bzw. Kassel und der Ebene der Landkreise Offenbach und Kassel große Differenzen. Dies gilt sowohl für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit insgesamt als auch für die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit. Was die Verteilung der Auszubildenden auf die einzelnen Ausbildungsbereiche anbelangt, gibt es zwischen den Modellregionen nur vereinzelt Unterschiede. Allerdings hat das Handwerk in Fulda, im Odenwaldkreis und im Kreis Bergstraße eine hohe Bedeutung. Auszubildende des Bereichs Industrie und Handel sind in Frankfurt am Main, die der Freien Berufe in der Modellregion Offenbach überdurchschnittlich stark vertreten.

31 Die Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes für den Lahn-Dill-Kreis weichen in den Kategorien „Hauptschulabschluss“ und „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zuzuordnen ist“ erheblich von den anderen Modellregionen ab. Der Grund dafür konnte nicht ermittelt werden. 21


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Die Ergebnisse der Berufsberatungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit lassen darauf schließen, dass die Ausbildungsmarktlage aktuell noch vor allem in Nord- und Mittelhessen für die Jugendlichen angespannt ist. In Südhessen haben die Betriebe – ebenfalls bei einem quantitativen Stellenmangel – zunehmende Probleme bei der Gewinnung geeigneter Auszubildender.

4.3

Vertragslösungen in Hessen und den Modellregionen

Wie in Kapitel 3.2 dargestellt, erweist sich die Bestimmung der Anzahl von Ausbildungsabbrüchen in der Praxis – aufgrund des Fehlens einer Verlaufsstatistik – als schwierig. In der Berufsbildungsstatistik werden lediglich die Vertragslösungen erfasst – Informationen über den Verbleib der Auszubildenden nach einer Vertragslösung werden nicht dokumentiert. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Einflussfaktoren, die die Aussagekraft der Statistik über Vertragslösungen einschränken. Zu nennen sind hierbei: Umfirmierungen, Insolvenzen, abgeschlossene aber nicht angetretene Ausbildungsverträge sowie sonstige Einflussfaktoren. Vertragslösungen sind deshalb nicht mit Ausbildungsabbrüchen gleichzusetzen. Im Jahr 2012 wurden rund 10.100 Ausbildungsverhältnisse vorzeitig gelöst. Im langjährigen Vergleich schwankt die Anzahl der Vertragslösungen wesentlich stärker als die Anzahl der Auszubildenden in Hessen. Seit 2005 ist eine Zunahme von Vertragslösungen festzustellen, bei annähernder Konstanz der Anzahl der Auszubildenden in Hessen. Vertragslösungen lassen sich nach Vertragslösungen insgesamt und nach der Probezeit differenzieren. Diese Unterscheidung ist wichtig, da Vertragslösungen innerhalb der Probezeit aufgrund unrealistischer oder falscher Vorstellungen über den Ausbildungsberuf, nicht erfüllter Anforderungen oder persönlicher, d.h. zwischenmenschlicher Probleme, von den potenziellen Auswirkungen her differenzierter zu beurteilen sind als Vertragslösungen nach der Probezeit. Eine frühzeitige Lösung innerhalb der Probezeit eröffnet beiden Ausbildungspartnern die Möglichkeit, zeitnah nach einer anderen beruflichen Option (Auszubildender) zu suchen bzw. die Ausbildungsstelle neu zu besetzen, ohne dass die Konflikte weiter anwachsen und möglicherweise eskalieren. Darüber hinaus sind bei Vertragslösungen in der Probezeit nur geringe Ausbildungskosten der Ausbildungsbetriebe angefallen. Im Jahr 2012 fanden rund 31 % aller vorzeitig gelösten Verträge in der Probezeit statt. 55 % der Ausbildungsverträge wurden im ersten Lehrjahr, 30 % im zweiten Lehrjahr und 15 % im dritten Lehrjahr gelöst. Auf das vierte Lehrjahr entfiel ein geringer Anteil von rund 1 %. Wie in Abbildung 6 dargestellt ist, lag der Anteil der Vertragslösungen in der Probezeit an allen gelösten Ausbildungsverträgen im Jahr 2012 in Fulda mit 40 % am höchsten, in den Modellregionen Offenbach und Kreis Bergstraße mit 24 % bzw. 22 %

22


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

am niedrigsten. In den letztgenannten Regionen sind somit vergleichsweise hohe Kosten durch Ausbildungsabbrüche zu befürchten. Abbildung 6

Vertragslösungen in der Probezeit nach Modellregion im Jahr 2012

Fulda

40,1

Hersfeld-Rotenburg

36,7

Modellregion Kassel

35,7

Frankfurt am Main, St.

32,6

Main-Kinzig-Kreis

32,5

Modellregion Darmstadt

31,2

Hessen

31,1

Gießen

29,7

Kreis Groß-Gerau

29,1

Odenwaldkreis

27,9

Lahn-Dill-Kreis

25,8

Modellregion Offenbach

23,5

Kreis Bergstraße

21,8 0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Berechnungen der Hessen Agentur.

Die folgende Tabelle 5 zeigt den Anteil der Auszubildenden sowie der Vertragslösungen an allen Auszubildenden bzw. Vertragslösungen nach Ausbildungsbereichen in den einzelnen Regionen im Jahr 2012. Zu Vertragslösungen kam es gemessen an dieser Gegenüberstellung vergleichsweise häufig im Handwerksbereich. Die Abweichungen zwischen den Modellregionen sind gering. Die Anteile an den Vertragslösungen reflektieren letztlich die Verteilung der Auszubildenden auf die einzelnen Ausbildungsbereiche. Eine Ausnahme bilden die Regionen Lahn-Dill-Kreis, Kreis Hersfeld-Rotenburg und Main-Kinzig-Kreis, die durch vergleichsweise viele Vertragslösungen im Handwerksbereich gekennzeichnet sind. Erklärungen, welche Ursachen für die unterschiedliche Quantität der Vertragslösungen auf der regionalen Ebene verantwortlich sind, konnten im Rahmen der Expertengespräche nicht gefunden werden. Die aufgezeigten unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt sind kein Erklärungsfaktor. Einen Einfluss könnten die Schulabschlüsse haben, die vor allem im Handwerksbereich niedrig ausfallen. Umgekehrt könnten auch berufsspezifische Arbeitsbedingungen im Handwerk eine hohe Zahl an Vertragslösungen und Ausbildungsabbrüchen auslösen, die wiederum von vielen Auszubildenden ohne und mit Hauptschulabschluss ausgehen. Ursache und Wirkung konnten auch im Rahmen des Monitorings nicht eindeutig unterschieden werden.

23


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Tabelle 5

Verteilung der Auszubildenden und Vertragslösungen nach Ausbildungsbereichen und Modellregionen in Hessen im Jahr 2012 (Angaben in %) Industrie und Handel VertragsAuszubildende lösungen

Region

Handwerk VertragsAuszubildende lösungen

Freie Berufe VertragsAuszubildende lösungen

Modellregion Darmstadt

63,5

62,0

24,3

27,4

7,5

7,7

Frankfurt am Main

72,3

71,5

15,5

16,8

8,1

9,7

Modellregion Offenbach

59,1

60,4

26,0

28,7

10,4

6,9

Groß-Gerau

65,5

63,1

23,5

27,1

7,4

6,9

Gießen

57,3

54,8

27,4

33,3

7,9

8,0

Lahn-Dill-Kreis

63,6

53,8

25,9

39,3

7,1

4,9

Modellregion Kassel

64,7

58,5

21,7

29,7

7,2

7,0

Fulda

58,2

56,3

29,8

33,8

6,7

7,0

Hersfeld-Rotenburg

63,4

52,7

25,7

38,9

6,9

5,8

Odenwaldkreis

52,1

54,1

36,9

40,2

7,0

2,5

Main-Kinzig-Kreis

60,0

54,2

28,6

38,8

7,5

5,3

Kreis Bergstraße

47,9

52,0

40,1

38,3

7,8

5,9

QuABB

63,2

60,3

24,2

29,4

7,7

7,3

Hessen

60,7

57,1

26,2

33,0

7,9

7,0

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Berechnungen der Hessen Agentur.

Auch die Experten vor Ort wiesen darauf hin, dass eine Vertragslösung nicht zwingend ein endgültiges Scheitern der dualen Ausbildung impliziert. Viele Auszubildende absolvieren nach einem Ausbildungsabbruch erfolgreich eine duale Ausbildung in einem anderen Betrieb im selben Ausbildungsberuf oder aber in einem anderen Ausbildungsberuf. Auch wurde darauf hingewiesen, dass eine Vertragslösung im gegenseitigen Einvernehmen erfolgen kann. So kündigen beispielsweise Auszubildende nach erfolgreicher Abschlussprüfung ihre Ausbildungsstelle, um rechtzeitig einer anderen Tätigkeit (Bundeswehr oder Zivildienst) oder Ausbildung (weiterführende Schule / Studium) nachgehen zu können. Der Anteil der Personen, die trotz Vertragslösung erfolgreich ihre Ausbildung beenden, lässt sich nicht abbilden. Die Quote der Ausbildungsabbrecher, die endgültig keine duale Ausbildung mehr absolvieren, ist nach Einschätzung der Gesprächspartner aus den beteiligten Industrie- und Handelskammern bzw. Handwerkskammern wesentlich geringer als die Anzahl der Vertragslösungen. Im Rahmen der Expertengespräche wurde danach gefragt, welche Ausbildungsbereiche und Ausbildungsberufe vor Ort eine hohe Anzahl von tatsächlichen Ausbildungsabbrüchen, nicht Vertragslösungen, aufweisen. In allen Modellregionen wurde darauf hingewiesen, dass Ausbildungsberufe mit langen und aus der Sicht der Auszubildenden „ungünstigen“ Arbeitszeiten eine hohe Anzahl von Ausbildungsabbrechern verzeichnen. Zu der Gruppe von Ausbildungsberufen, die eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Abbrüchen vorzuweisen hat, zählen nach Aussage der Gesprächspartner auch Ausbildungsberufe, in denen ein hoher Zeitdruck herrscht, die eine hohe Dienstleistungsmen24


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

talität erfordern und in denen der Umgangston branchenspezifisch direkt und „rau“ ist. Die Gesprächspartner nannten die Branchen Einzelhandel, Ausbildungsberufe aus dem Hotel- und Gaststättenbereich (Köche), das Friseurhandwerk, Berufskraftfahrer sowie Berufe aus dem Logistikbereich, ohne die Anzahl näher spezifizieren zu können. Wie sich Ausbildungsabbrüche auf die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ausgewirkt haben, wurde ebenfalls in den Expertengesprächen thematisiert. Hier war der Tenor einhellig, dass aufgrund der insgesamt geringen Anzahl von Ausbildungsabbrüchen bisher noch keine Konsequenzen für die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen festzustellen sind.

25


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

5

Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb

Im Folgenden werden zunächst die zentralen Ergebnisse des Teilnehmer- und Maßnahmenmonitorings vorgestellt. Im Anschluss daran folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Teilnehmer- und der Unternehmensbefragung. Abschließend sind die Ergebnisse der Gespräche mit den verschiedenen Handlungsakteuren dargestellt.

5.1

Teilnehmer am Modellprojekt

Von jedem Teilnehmer des Modellprojekts sind Daten über das Alter, Geschlecht, schulische Bildung, Ausbildungsbereich, Beruf, Beginn der Ausbildung, Unternehmensgröße etc. in einem Monitoringsystem erfasst worden, das von der Hessen Agentur entwickelt wurde. Die Erhebung dieser Daten erfolgte in enger Abstimmung und Kooperation mit den Projektverantwortlichen vor Ort. 5.1.1

Entwicklung der Anzahl der Teilnehmer am Modellprojekt

Bis Ende Juni 2013 wurden insgesamt 3.739 Teilnehmer am Modellprojekt gezählt. Die Aufbau- und Etablierungsphase des Projekts, das am 1.12.2008 startete, dauerte gemessen an den Teilnehmerzahlen etwa ein Jahr (vgl. Abbildung 7). Abbildung 7 Entwicklung der Teilnehmerzahlen je Quartal im Modellprojekt 2009 bis 2013 900 787

800

680

700

682

611 574

600 479

500

509

510

475

501

531

445

391

400 300

258 187

200 128 100 0

III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal 2009 2009 2010 2010 2010 2010 2011 2011 2011 2011 2012 2012 2012 2012 2013 2013

Phase I

Phase II

Phase III

7 Modellregionen mit 10 Ausbildungsbegleitern

12 Modellregionen mit 20 Ausbildungsbegleitern

15 Modellregionen mit 25 Ausbildungsbegleitern

Quelle: Hessen Agentur. Die letzte Erweiterung erfolgte am 1.11.2011. Der Stichtag wurde zur Darstellung auf das 1. Quartal 2012 gelegt.

26


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Vom dritten Quartal 2010 bis zum zweiten Quartal 2012 wurden im Modellprojekt jeweils rund 500 Auszubildende pro Quartal betreut. Mit Ausweitung des Modellprojekts auf insgesamt 15 Modellregionen in Hessen sowie der personellen Erweiterung haben sich die Teilnehmerzahlen schließlich auf rund 700 betreute Auszubildende pro Quartal erhöht. Abbildung 8 stellt die Zahl der Zugänge in das Modellprojekt je Quartal dar. Vor allem im vierten Quartal eines Jahres steigen die Teilnehmerzahlen regelmäßig an. Ein Grund hierfür ist der Zugang von Teilnehmern, deren Ausbildungsvertrag während und nach Beendigung der Probezeit gelöst wird. Abbildung 8 Entwicklung der Zahl der Zugänge in das Modellprojekt je Quartal + 600

+ 515 + 500

+ 424 + 400

+ 320 + 291

+ 300

+ 266 + 233

+ 223 + 205 + 186

+ 200

+ 186

+ 190

+ 186

+ 162 + 128 + 100

+ 125 + 99

+0 III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal 2009 2009 2010 2010 2010 2010 2011 2011 2011 2011 2012 2012 2012 2012 2013 2013

Quelle: Hessen Agentur.

Differenziert man die Zugänge nach Modellregionen, werden auch hier regionale Unterschiede deutlich. So nahmen relativ viele Auszubildende aus den Modellregionen Offenbach, Darmstadt und Kassel – diese sind neben dem Lahn-Dill-Kreis seit Beginn beteiligt – am Modellprojekt teil, während die Zugänge in den anderen Modellregionen geringer ausfielen (vgl. Abbildung 9).

27


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 9

Anzahl aller Zugänge nach Modellregionen 2009 bis 2013

Offenbach

641

Darmstadt

613

Kassel

504

Lahn-Dill-Kreis

384

Groß-Gerau

347

Frankfurt

309

Fulda

298

Gießen

232

Hersfeld

202

Bergstraße

105

Odenwald

52

Main-Kinzig

52 0

100

200

300

400

500

600

700

Quelle: Hessen Agentur.

Um Hinweise auf die Reichweite des Modellprojektes zu erhalten, wurden in Abbildung 10 die Zugänge der Teilnehmer im Jahr 2012 in Relation zur Anzahl der Vertragslösungen nach der Probezeit im Jahr 2012 gesetzt. Dabei wird auf die Darstellung der drei erst im Jahr 2012 etablierten Modellregionen (Main-Kinzig-Kreis, Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis) verzichtet. Eine hohe Reichweite im Sinne dieser Gegenüberstellung wiesen 2012 vor allem die Modellregionen Fulda und der Lahn-Dill-Kreis auf. Für die QuABB-Modellregionen insgesamt lässt sich festhalten, dass der Zugang der Teilnehmer im Modellprojekt in Relation zur Anzahl der Vertragslösungen nach der Probezeit nur bei rund 25 % lag und damit verbesserungsfähig bleibt. Insbesondere in der Modellregion Frankfurt am Main war die Reichweite mit 8 % eingeschränkt. Ein Grund kann darin bestehen, dass dort nur an wenigen Berufsschulen Ausbildungsbegleiter tätig sind. Im mehrjährigen Vergleich hat die Reichweite z. B. in den Modellregionen Hersfeld-Rotenburg (2011: 47,6 %) und Offenbach (2011: 47,0 %) abgenommen. Gesteigert wurde sie 2012 vor allem im Lahn-DillKreis (2011: 20,5 %) und auch in Fulda (2011: 33 %).

28


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 10 Reichweite des Modellprojekts QuABB im Jahr 2012 (Angaben in %) Fulda

54,9

Lahn-Dill-Kreis

50,7

Hersfeld-Rotenburg

41,3

Modellregion Darmstadt

35,8

Modellregion Offenbach

32,0

Kreis Groß-Gerau

25,2

QuABB insgesamt

25,1

Gießen

24,3

Modellregion Kassel

24,2

Frankfurt am Main, St.

Neuzugänge in QuABB im Verhältnis zur Anzahl der Vertragslösungen (nach der Probezeit) in %

8,4 0

10

20

30

40

50

60

Quelle: Hessen Agentur.

Neben dem Bestand der Teilnehmer variiert auch die Teilnahmedauer der Auszubildenden im Modellprojekt zwischen den einzelnen Standorten deutlich.32 So ist die Teilnahmedauer, gerechnet in Quartalen, in den Modellregionen Darmstadt, Fulda und GroßGerau wesentlich niedriger als in den anderen Regionen. Ganz anders das Bild in den Modellregionen Kassel und Frankfurt am Main, wo die Teilnehmer überdurchschnittlich lang betreut werden (vgl. Tabelle 6). So werden sowohl in Kassel als auch in Frankfurt am Main rund 30 % der Teilnehmer länger als ein Jahr im Rahmen des Modellprojekts betreut. Im Rahmen der Expertengespräche wurde dieser Sachverhalt thematisiert. Nach den Aussagen der Ausbildungsbegleiter sind die Differenzen vor allem in der unterschiedlichen „Betreuungsphilosophie“, weniger in den unterschiedlichen Ausgangslagen der Regionen z. B. hinsichtlich der Struktur und Problemlagen der Teilnehmer begründet. Grundsätzlich ist anzumerken, dass es nicht die Intention des Modellprojekts sein kann, Auszubildende möglichst lange bis zum Ausbildungsabschluss zu betreuen. Vielmehr steht eine akute Krisenbewältigung im Vordergrund. Bei längerer Begleitung sind Stigmatisierungseffekte zu befürchten, das heißt der Auszubildende bekommt das Gefühl, die Ausbildung nicht alleine gemeistert zu haben, sondern nur durch kontinuierliche Betreuung. Auch stellt sich die Frage nach dem Ressourceneinsatz, da der Erfolg der Maßnahmen, gemessen am Verbleib der Teilnehmer nach Beendigung des Modell-

32 Auf die Darstellung der drei erst 2012 etablierten Modellregionen wird aus Vergleichbarkeitsgründen verzichtet. 29


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

projekts, in diesen beiden Städten sich nicht wesentlich von den anderen Modellregionen unterscheidet. Tabelle 6

Dauer der Teilnahme am Modellprojekt (Angaben in %) Dauer der Teilnahme

Region

1 Quartal

2 Quartale

3 Quartale

Darmstadt

27,0

40,3

19,3

6,0

4,5

2,1

Fulda

36,4

34,5

20,8

3,4

0,0

0,4

Frankfurt am Main

11,3

28,9

20,1

7,7

10,3

20,6

Groß-Gerau

36,6

32,3

12,7

1,2

0,0

1,9

7,0

41,3

36,3

9,5

4,0

2,0

Hersfeld-Rotenburg

20,5

25,6

35,2

5,7

5,1

6,8

Kassel

11,0

19,1

21,4

14,0

9,9

23,4

Lahn-Dill

21,6

40,3

15,0

8,9

6,6

5,2

Offenbach

17,4

20,4

29,0

12,2

6,6

8,4

insgesamt

20,8

29,8

21,6

7,9

5,2

7,7

Gießen

4 Quartale

5 Quartale

6 Quartale

Quelle: Hessen Agentur.

5.1.2

Strukturmerkmale der Teilnehmer

Bis Ende Juni 2013 waren insgesamt 3.739 Teilnehmer in das Projekt eingemündet. Davon waren rund 52 % männlich und 48 % weiblich. Diese nahezu gleichmäßige Aufteilung ist nicht in allen Modellregionen gegeben (vgl. Abbildung 13). So waren im Landkreis Fulda mehr Teilnehmer männlich als weiblich. Im Kreis Bergstraße, in Frankfurt am Main und im Odenwaldkreis nahmen hingegen deutlich mehr weibliche Auszubildende am Projekt teil als männliche. Ein Grund dafür liegt auch in den Standorten der die Daten erfassenden Ausbildungsbegleiter bzw. Berufsschullehrer. Z. B. können an Berufsschulstandorten Berufe dominieren, die traditionell einen hohen Frauen- oder Männeranteil aufweisen.

30


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 11 Geschlecht der Teilnehmer nach Modellregion Main-Kinzig

53,8%

40,4%

Frankfurt

44,7%

54,4%

Odenwald

46,2%

53,8%

Lahn-Dill-Kreis

49,0%

50,3%

Gießen

49,6%

49,6%

Darmstadt

50,6%

48,8%

Kassel

51,2%

47,4%

QuABB insgesamt

51,5%

47,5%

Groß-Gerau

51,9%

47,6%

Offenbach

52,4%

47,0%

Hersfeld

44,6%

55,4%

Bergstraße

41,9%

58,1%

Fulda

35,2%

61,7% 0%

n = 3.739

10%

20%

30%

40% männlich

50%

60%

70%

80%

90%

100%

weiblich

Quelle: Hessen Agentur.

Die meisten jungen Menschen beginnen im Alter von 17 bis 18 Jahren eine duale Berufsausbildung. Wertet man allerdings das Teilnehmermonitoring dahingehend aus, so wird deutlich, dass viele der Teilnehmer „relativ“ alt waren und spät in die duale Ausbildung einmündeten (vgl. Abbildung 12). Der Großteil der Teilnehmer war zwischen 18 und 20 Jahre alt (45 %), weitere 27 % der Altersgruppe 21-23 Jahre zuzuordnen. In die Altersgruppe 17 Jahre oder jünger fielen lediglich 10 %. Rund 15 % waren älter als 23 Jahre. Damit scheinen ältere Teilnehmer stärker von Ausbildungsabbrüchen bedroht zu sein.

31


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 12 Altersstruktur der Teilnehmer bei Eintritt in das Modellprojekt 29 Jahre und älter

2,5%

24 bis 28 Jahre

12,3%

21 bis 23 Jahre

26,8%

18 bis 20 Jahre

44,5%

17 Jahre oder jünger n = 3.739

9,9% 0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

50%

Quelle: Hessen Agentur.

Nur ein sehr geringer Anteil der Teilnehmer ist verheiratet (3 %). Rund 5 % der Teilnehmer hat Kinder, der Anteil der Alleinerziehenden liegt dabei bei rund 40 %. Im Rahmen des Teilnehmermonitorings wurde auch erhoben, ob die Teilnehmer einen Migrationshintergrund aufweisen.33 Abbildung 13 zeigt, dass dieses Merkmal auf rund 35 % der Teilnehmer zutrifft. Dabei waren in den einzelnen Modellregionen wiederum Unterschiede auszumachen. Am höchsten war der Anteil der Teilnehmer mit Migrationshintergrund in Frankfurt am Main (55 %) und der Modellregion Offenbach (46 %). Deutlich unter dem Durchschnitt lag der Anteil der Auszubildenden mit Migrationshintergrund in den Modellregionen Kassel, Fulda und Odenwaldkreis.

33 Was den Migrationshintergrund anbelangt, so wurde auf die Definition des Mikrozensus abgestellt. Im Rahmen der ergänzenden Erläuterungen ist sowohl den Ausbildungsbegleitern als auch den Beratungslehrern die zugrunde liegende Definition übermittelt worden.

32


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 13 Anteil der Teilnehmer mit Migrationshintergrund (Angaben in %) Frankfurt

57,3%

Offenbach

45,7%

Darmstadt

38,3%

Groß-Gerau

37,5%

Main-Kinzig

36,5%

QuABB insgesamt

35,2%

Gießen

31,5%

Bergstraße

31,4%

Lahn-Dill

28,4%

Hersfeld

28,2%

Kassel

23,4%

Fulda

20,8%

Odenwald

19,2% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

n = 3.739

Quelle: Hessen Agentur.

Ein Vergleich der im Modellprojekt gemessenen Teilnehmeranteile der Personen mit Migrationshintergrund mit den (allein) durch den Mikrozensus zu Verfügung gestellten Bevölkerungsanteilen ist in der interessierenden Altersklasse nur für die Modellregion Frankfurt am Main möglich, die eine in statistischer Hinsicht ausreichende Einwohnerzahl aufweist. In Frankfurt am Main beträgt der Bevölkerungsanteil der Personen mit Migrationshintergrund in der Altersklasse 18 bis unter 25 Jahre aktuell rund 44 %, hessenweit 31 %. Auf Ebene der Regierungsbezirke beträgt der Anteil in Darmstadt 35 %, in den Bezirken Gießen und Kassel unterdurchschnittliche 25 %.34 5.1.3

Schulische Qualifikation und Übergangssystem

Die Auswertung des Teilnehmermonitorings dokumentiert, dass von allen bis Juni 2013 in das Projekt aufgenommenen Auszubildenden 2,8 % das Abitur erworben hatten. 5 % verfügten über eine Fachhochschulreife, 38 % hatten die Realschule und 48 % die Hauptschule abgeschlossen. Damit stellten die beiden letztgenannten Kategorien den 34 Vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2013). Auf der einen Seite werden in der Veröffentlichung die Städte Offenbach am Main, Darmstadt und Wiesbaden sowie auf der anderen Seite die Landkreise Groß-Gerau und Offenbach aggregiert ausgewertet. Sie weisen einen Anteil von 46 % bzw. 37 % auf und sind damit ebenfalls überdurchschnittlich. 33


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Hauptanteil der schulischen Qualifikation der Teilnehmer. Ohne Hauptschulabschluss mündeten 2 % und von einer Förderschule kommend 0,7 % in das Projekt ein (vgl. Abbildung 14). Im Vergleich zu allen Auszubildenden in den Modellregionen (vgl. hierzu Tabelle 3) zeigt sich sehr deutlich, dass die Teilnehmer am Modellprojekt QuABB im Durchschnitt über eine wesentlich niedrigere formale schulische Ausbildung verfügen. So haben in den Modellregionen nach Berufsbildungsstatistik rund 28 % der Auszubildenden einen Hauptschulabschluss, während es bei den Teilnehmern des Modellprojekts gemäß Monitoring rund 48 % sind. Abbildung 14 Teilnehmer am Modellprojekt nach schulischer Qualifikation Modellprojekt

Neue Auszubildende insgesamt

Mittlere Reife 38,2%

Fachhochschulreife + Abitur 27,6

Fachhochschulreife 4,7% Abitur 2,8% Hauptschulabschluss 47,9%

n = 3.739

Mittlere Reife 40,8

unbekannt 3,4%

Förderschule 0,7%

ohne Hauptschulabschluss 3,0

Hauptschulabschluss 28,3

ohne Hauptschulabschluss 2,3%

Quelle: Hessen Agentur, Hessisches Statistisches Landesamt, Darstellung Hessen Agentur.

Auf der regionalen Ebene zeigen sich größere Differenzen bei der schulischen Qualifikation der Teilnehmer in den Modellregionen (vgl. Tabelle 7 auf der folgenden Seite).

34


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 7

Schulische Vorbildung der Teilnehmer nach Modellregionen (Angaben in %)

unbekannt

ohne Hauptschulabschluss

Modellregion Darmstadt

2,3

2,9

Modellregion Offenbach

2,8

Lahn-Dill-Kreis

Hauptschulabschluss

Mittlere Reife

0,8

53,8

32,5

3,4

4,2

2,8

0,3

53,8

37,0

1,4

1,9

0,5

1,8

0,8

45,8

43,5

3,9

3,6

Modellregion Kassel

3,6

2,0

0,2

43,8

36,9

11,1

2,4

Fulda

1,3

3,0

1,7

50,3

37,2

4,7

1,7

Gießen

4,7

0,0

0,4

35,8

49,6

5,6

3,9

Hersfeld-Rotenburg

20,8

1,0

0,0

39,1

29,7

6,9

2,5

Frankfurt am Main

0,3

1,9

0,0

42,1

44,7

5,8

5,2

Groß-Gerau

2,6

1,4

1,4

51,6

38,9

2,9

1,2

Odenwaldkreis

1,9

3,8

3,8

42,3

46,2

1,9

0,0

Kreis Bergstraße

3,8

9,5

1,0

50,5

32,4

2,9

0,0

Main-Kinzig-Kreis

3,8

0,0

1,9

42,3

42,3

3,8

5,8

Region

Förderschule

Fachhochschulreife

Abitur

Quelle: Hessen Agentur.

Im Kreis Bergstraße werden relativ viele QuABB-Teilnehmer ohne Hauptschulabschluss gezählt. Der Vergleich mit den in Tabelle 4 dargestellten Schulabschlüssen der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Vertrag macht deutlich: Nur in der Modellregion Kassel schlägt sich der hohe Anteil der neuen Auszubildenden mit Fachhochschulreife auch im QuABB-Monitoring nieder. Hingegen weist Frankfurt am Main zwar auch einen hohen Anteil dieser Gruppe auf, dies findet aber nur einen geringen Niederschlag im QuABB-Monitoring. Im Rahmen des Teilnehmermonitorings wurde auch erhoben, ob die Teilnehmer im Anschluss an Maßnahmen des Übergangsbereichs die duale Ausbildung begonnen haben. Zu den Maßnahmen des Übergangssystems zählen z. B. die Besonderen Bildungsgänge Vollzeit BBGV (früher: Berufsvorbereitungsjahr BVJ), das Programm zur Einstiegsqualifizierung Jugendlicher EQJ, die Berufsvorbereitenden Maßnahmen der BA sowie weitere schulische Bildungsgänge an den Berufsschulen und Berufsfachschulen. Die Instrumente vermitteln keinen qualifizierten beruflichen Ausbildungsabschluss. Die Maßnahmen zielen vielmehr darauf ab, individuelle Kompetenzen im Sinne der Berufsvorbereitung zu verbessern. Zum Teil ermöglichen sie das Nachholen eines allgemein bildenden Schulabschlusses.

35


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Die Teilnehmer nahmen im Vorfeld ihrer Ausbildung an folgenden Maßnahmen teil: 

Berufsvorbereitungsjahr (7,7 %)

Einstiegsqualifizierung Jugendlicher EQJ (5,5 %)

EIBE (2,4 %)

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme BVB (11,2 %)

Sprach- und Integrationskurs (0,9 %).

Insgesamt hatten rund 28 % aller bisherigen QuABB Teilnehmer eine dieser Fördermaßnahmen absolviert (vgl. Abbildung 15). Im Lahn-Dill-Kreis (35 %) hatten überdurchschnittlich viele QuABB-Teilnehmer eine Förderung durchlaufen. Am geringsten war der Anteil der Absolventen einer Fördermaßnahme in den Landkreisen Groß-Gerau und Main-Kinzig mit 20 % bzw. 15 %. Abbildung 15 Anteil der Teilnehmer am Modellprojekt, die vor Beginn der Ausbildung eine zwischengeschaltete Fördermaßnahme absolviert haben Lahn-Dill

35,4%

Offenbach

30,9%

Darmstadt

30,2%

Gießen

30,2%

Kassel

28,6%

QuABB insgesamt

28,3%

Frankfurt

28,2%

Odenwald

26,9%

Bergstraße

24,8%

Fulda

24,5%

Hersfeld

23,3%

Groß-Gerau

19,9%

Main-Kinzig

15,4% 0%

n = 3.739

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

Quelle: Hessen Agentur.

In den Expertengesprächen wurde das Absolvieren eines Praktikums im Ausbildungsbetrieb selbst oder in einem anderen Betrieb der Branche als eine der zentralen Voraus36


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

setzungen benannt, um die Anzahl der Ausbildungsabbrecher dauerhaft zu reduzieren. So ermögliche ein Praktikum nicht nur wertvolle Einblicke in den Arbeitsalltag und die betrieblichen Prozesse. Vielmehr gewännen beide Partner auch Erfahrungen darüber, ob man sich eine enge Zusammenarbeit im Rahmen der Ausbildung vorstellen kann. Das Risiko einer falschen Berufswahl bzw. der Wahl eines „falschen“ Ausbildungsbetriebes wird, so die Einschätzung der Experten, durch ein vorgeschaltetes Praktikum dauerhaft gesenkt. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass sich die beiden Parteien im Rahmen eines Praktikums von ihrer „besten Seite“ zeigen und dass sich die Konflikte im betrieblichen Alltag letztlich nicht komplett ausschließen lassen. Die Frage, inwieweit ein betriebliches Praktikum die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Abbruchs reduzieren kann, ist abschließend nicht zu beantworten. Eine Studie aus dem Jahr 2012 kommt zu dem Ergebnis: „Es muss überraschen, dass bei der Hälfte der Ausbildungsabbrüche die Betriebe Gelegenheit hatten, die Auszubildenden im Betriebspraktikum (40 %)“35 kennen zu lernen. Dass ein Praktikum nicht unbedingt vor Problemen in der Ausbildung schützt, zeigen auch die Zahlen des Teilnehmermonitorings: Abbildung 16 Teilnehmer am Modellprojekt QuABB, die vorher ein mindestens vierwöchiges Praktikum im Ausbildungsbetrieb absolviert haben Fulda

64,4%

Main-Kinzig

42,3%

Kassel

31,4%

QuABB insgesamt

29,1%

Gießen

28,4%

Lahn-Dill

27,9%

Hersfeld

26,7%

Groß-Gerau

26,2%

Darmstadt

24,8%

Frankfurt

23,0%

Offenbach

21,5%

Odenwald

19,2%

Bergstraße n = 3.328

17,1% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Quelle: Hessen Agentur.

35 Vgl. Piening, Dorothea; Hauschildt, Ursel; Heinemann, Lars; Rauner, Felix (2012), S. 14. 37


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

So hatten insgesamt 29 % der QuABB-Teilnehmer ein mindestens vierwöchiges Praktikum im Ausbildungsbetrieb absolviert. Dabei unterscheiden sich die Modellregionen erneut erheblich. 64 % der QuABB-Teilnehmer hatten in Fulda ein Praktikum im Ausbildungsbetrieb durchgeführt. Am niedrigsten lag dieser Wert in der Modellregion Kreis Bergstraße, in der nur 17 % der Teilnehmer ein Praktikum gemacht hatten. 5.1.4

Berufliche Ausbildung

Konflikte und Probleme im Rahmen der dualen Ausbildung fallen nicht nur zu Beginn der Ausbildung an. Abbildung 17 stellt dar, in welchem Ausbildungsjahr sich die Teilnehmer des Modellprojekts QuABB befinden. 46 % aller Teilnehmer nahmen die Unterstützung und Beratung durch das Modellprojekt QuABB im 1. Ausbildungsjahr in Anspruch (davon rund ein Viertel in der Probezeit), 32 % der Teilnehmer absolvierten das zweite und 14 % das dritte Lehrjahr. Ein geringer Anteil von 8 % der Teilnehmer wurde kurz vor Abschluss der Ausbildung im 4. Ausbildungsjahr in das Modellprojekt aufgenommen. Abbildung 17 Ausbildungsjahr der Teilnehmer am Modellprojekt QuABB 4. Ausbildungsjahr 8% 3. Ausbildungsjahr 14%

1. Ausbildungsjahr 46%

2. Ausbildungsjahr 32% n = 3.739 Quelle: Hessen Agentur.

Die Ausbildungsbereiche, in denen die Teilnehmer ihre duale Ausbildung durchführen, sind in Abbildung 18 abgebildet. Der größte Anteil der Teilnehmer wird im Bereich Industrie und Handel (55 %) ausgebildet. Mit 36 % folgt das Handwerk und in den Freien Berufen absolvieren 7 % der Teilnehmer ihre Ausbildung.36 Diese Anteile entsprechen in etwa der Verteilung der Auszubildenden und Vertragslösungen auf die einzelnen Ausbil-

36 In der Landwirtschaft und im öffentlichen Dienst wurden weniger als 1 % der Teilnehmer ausgebildet, daher sind diese Bereiche nicht in der Abbildung dargestellt.

38


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

dungsbereiche in Hessen, wobei die Bedeutung des Handwerks überdurchschnittlich ist (vgl. Tabelle 5). Abbildung 18 Teilnehmer am Modellprojekt nach Ausbildungsbereichen

Handwerk 36%

Industrie und Handel 55%

n = 3.739

Freie Berufe 7% sonstiges oder keine Angabe 2%

Quelle: Hessen Agentur.

Zwischen den Modellregionen bestehen große Unterschiede bei der Betrachtung der Anzahl der Teilnehmer nach den einzelnen Ausbildungsbereichen, wie die nachfolgende Abbildung zeigt. So waren beispielsweise in der Modellregion Frankfurt am Main rund 78 % der Teilnehmer dem Ausbildungsbereich Industrie- und Handel zuzuordnen – dies entspricht in etwa der Bedeutung des Bereichs insgesamt (vgl. Tabelle 5) –, während dieser Anteil in der Modellregion Groß-Gerau nur bei 28 % lag und damit deutlich geringer als in der Grundgesamtheit ausfiel. Diese sehr großen Unterschiede sind zum Teil durch die Anbindung der Ausbildungsbegleiter an die einzelnen Institutionen zu erklären. Auch ist die Zusammenarbeit mit einzelnen Berufsschulen, die einen spezifischen Schwerpunkt haben, unterschiedlich gut ausgeprägt, so dass hier die Angebote des Modellprojekts QuABB unterschiedlich intensiv genutzt werden.

39


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 19 Teilnehmer im Ausbildungsbereich Industrie und Handel nach Modellregion Frankfurt

77,7%

Hersfeld-Rotenburg

73,8%

Lahn-Dill

66,7%

Odenwald

63,5%

Kassel

60,1%

Fulda

57,7%

Offenbach

56,8%

QuABB insgesamt

55,5%

Darmstadt

48,9%

Main-Kinzig

48,1%

Gießen

44,4%

Bergstraße

31,4%

Groß-Gerau

27,7% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Quelle: Hessen Agentur.

Im Ausbildungsbereich Handwerk lag der Anteil der Teilnehmer in der Modellregion Frankfurt am Main (15 %) und Hersfeld-Rotenburg (20 %) im Gegensatz zum Bereich Industrie und Handel weit unter dem Durchschnitt aller Modellregionen mit rund 36 % (vgl. Abbildung 20). Überdurchschnittlich viele Teilnehmer aus dem Bereich Handwerk mündeten wiederum in den Modellregionen Kreis Groß-Gerau (57 %) und Kreis Bergstraße (62 %) in das Projekt ein.

40


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 20 Teilnehmer im Ausbildungsbereich Handwerk nach Modellregion Bergstraße

61,9%

Groß-Gerau

57,1%

Gießen

44,0%

Darmstadt

41,6%

Fulda

37,6%

QuABB insgesamt

35,8%

Kassel

35,3%

Offenbach

34,3%

Odenwald

30,8%

Main-Kinzig

28,8%

Lahn-Dill

24,0%

Hersfeld-Rotenburg

19,8%

Frankfurt

15,2% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Quelle: Hessen Agentur.

Neben der unterschiedlichen Qualität und Intensität in der Zusammenarbeit der beteiligten Akteure besteht eine andere Ursache für die regional unterschiedliche Struktur der Zuständigkeitsbereiche darin, dass einzelne Ausbildungsberufe an bestimmten Berufsschulen konzentriert sind. Die Daten des Teilnehmermonitorings wurden auch hinsichtlich der Betriebsgrößenstruktur der Ausbildungsbetriebe ausgewertet. Es ergibt sich folgendes Bild: Wenige Teilnehmer wurden in Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern ausgebildet. Davon entfielen 8 % auf Betriebe mit 50 bis 99 Mitarbeitern, 6 % auf Betriebe mit 100 bis 249 Mitarbeitern und 11 % auf Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern. 36 % der Auszubildenden waren in Betrieben mit 10 bis 49 Mitarbeitern beschäftigt – dabei lag der hessenweite Durchschnitt im September 2012 bei nur 24 %. Den größten Anteil von 39 % der Teilnehmer vereinten Ausbildungsbetriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern auf sich (vgl. Abbildung 21). Die Bedeutung der Kleinstbetriebe ist danach deutlich überdurchschnittlich, da der Anteil an den Auszubildenden gemäß Beschäftigungsstatistik nur 19 % beträgt.37 37 Vgl. zu den Daten der Beschäftigungsstatistik Hessen Agentur (2013), S. 80. 41


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 21 Betriebsgrößenklasse der Ausbildungsbetriebe der Teilnehmer

Modellprojekt

100 - 249 Mitarbeiter 6%

Neue Auszubildende insgesamt

250 und mehr Mitarbeiter 11%

50 - 99 Mitarbeiter 8%

250 und mehr Mitarbeiter 31%

weniger als 10 Mitarbeiter 39%

weniger als 10 Mitarbeiter 19%

10 - 49 Mitarbeiter 24% 50 - 249 Mitarbeiter 26%

10 - 49 Mitarbeiter 36%

Quelle: Hessen Agentur, Hessisches Statistisches Landesamt, Darstellung Hessen Agentur.

Auch hier sind auf regionaler Ebene Unterschiede festzustellen. In den Modellregionen Kreis Hersfeld-Rotenburg und Lahn-Dill-Kreis gab es vergleichsweise viele Teilnehmer aus Großbetrieben mit mehr als 250 Mitarbeitern. Hier lag der Anteil jeweils bei rund 18 %. In Fulda und Gießen waren dagegen nur rund 5 % der Teilnehmer in einem Ausbildungsbetrieb mit mehr als 250 Beschäftigten tätig. Tabelle 8

Teilnehmer nach Betriebsgrößenklassen der Ausbildungsbetriebe (Anteile in %) weniger als 10 Mitarbeiter

10 - 49 Mitarbeiter

50 - 99 Mitarbeiter

100 - 249 Mitarbeiter

250 und mehr Mitarbeiter

Modellregion Darmstadt

40,6

35,1

7,8

6,2

8,2

Frankfurt am Main

34,6

36,2

11,3

8,4

8,7

Modellregion Offenbach

37,8

30,7

8,3

4,5

13,3

Groß-Gerau

47,8

25,1

4,9

5,2

8,6

Gießen

43,1

32,3

6,9

6,0

4,7

Lahn-Dill-Kreis

40,9

26,8

8,1

5,2

18,2

Modellregion Kassel

30,0

40,9

8,7

6,0

7,1

Fulda

24,5

53,4

8,1

6,0

4,4

Hersfeld-Rotenburg

34,2

28,2

5,0

2,5

17,8

Odenwaldkreis

34,6

26,9

13,5

5,8

11,5

Main-Kinzig-Kreis

51,9

32,7

9,6

0,0

0,0

Kreis Bergstraße

25,7

31,4

3,8

0,0

10,5

QuABB

37,1

34,1

7,9

5,4

10,0

Quelle: Hessen Agentur.

42


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Der Anteil der Teilnehmer, der bereits eine andere Ausbildung abgebrochen hat, lag im Schnitt bei rund 15 %, wie aus Abbildung 22 hervorgeht. Die regionale Schere war hier weit geöffnet und reichte von einem 8%igen Anteil in Fulda bis zu einem 20%igen Anteil in Frankfurt am Main. Abbildung 22 Anteil der Teilnehmer mit vorherigem Ausbildungsabbruch Frankfurt

19,7%

Main-Kinzig

19,2%

Bergstraße

18,1%

Kassel

17,3%

Offenbach

15,9%

Odenwald

15,4%

Hersfeld

15,3%

QuABB insgesamt

15,2%

Lahn-Dill-Kreis

14,8%

Darmstadt

14,7%

Gießen

14,2%

Groß-Gerau

13,8%

Fulda

7,7% 0%

n = 3.739

5%

10%

15%

20%

25%

Quelle: Hessen Agentur.

5.2

Indikatoren für die Aufnahme in das Modellprojekt QuABB

Um die Hintergründe für die Aufnahme der Teilnehmer in das Modellprojekt darzustellen, wurden im Rahmen des Teilnehmermonitorings die Ursachen und Problemlagen, die für die Aufnahme der Teilnehmer in das Modellprojekt verantwortlich waren, erfasst. Hierbei wurde eine Systematisierung in drei Kategorien vorgenommen: 

Probleme im Betrieb

Probleme in der Berufsschule

Probleme im persönlichen Umfeld.

43


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Die Einstufung der Probleme erfolgt im Rahmen des Teilnehmermonitorings durch die Ausbildungsbegleiter bzw. Beratungslehrer. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es gewisse Unschärfen gibt. Die Ursachen für die Probleme im Rahmen der Ausbildung können oftmals nicht monokausal einer Ursache zugeordnet werden. So können beispielsweise Probleme im privaten Bereich letztlich der Auslöser für die Probleme im Ausbildungsbetrieb sein. Die Einstufung im Rahmen des Teilnehmermonitorings beruht auf der Sichtweise der Auszubildenden. Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung kommen dagegen – ohne dass dies wirklich verwundern mag – zu zum Teil diametral anderen Ergebnissen (vgl. Kapitel 5.6). Die Analyse der Daten ergab, dass vor allem betriebliche Probleme die Auszubildenden zu einer Teilnahme am Modellprojekt bewegten, wie in Abbildung 23 abzulesen ist. So waren Probleme im Betrieb für 76 % der Teilnehmer ausschlaggebend, Probleme in der Berufsschule wurden von 41 % und Probleme im persönlichen Umfeld von 30 % der Teilnehmer genannt. Abbildung 23 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt (Mehrfachantworten möglich)

Probleme im Betrieb

76,1%

Probleme in der Berufsschule

41,4%

Probleme im persönlichen Umfeld

n = 3.739

0,0%

29,6%

10,0%

20,0%

30,0%

40,0%

50,0%

60,0%

70,0%

80,0%

Quelle: Hessen Agentur.

Zu Problemen in der Berufsschule kommt es vergleichsweise häufig bei Personen mit Migrationshintergrund (48 %) und bei männlichen Teilnehmern. Hingegen zeigen sich bei den anderen beiden Kategorien keine Häufungen, weder geschlechtsbezogen noch hinsichtlich des Vorliegens eines Migrationshintergrundes. Regional werden schulische Probleme vor allem in den Modellregionen Darmstadt, Offenbach und Kreis Bergstraße überdurchschnittlich häufig genannt. Unterschieden nach Zuständigkeitsbereichen treten die Probleme etwas häufiger im Handwerksbereich auf. Am seltensten hingegen wird

44


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

das Problem im Lahn-Dill-Kreis genannt, in dem gemäß Berufsbildungsstatistik vergleichsweise viele Auszubildende über niedrige Schulabschlüsse verfügen (vgl. Tabelle 3). Hier stehen Probleme im Betrieb deutlich im Vordergrund. Probleme im Betrieb häufen sich darüber hinaus auch in Frankfurt am Main (mit dem Schwerpunkt Industrie und Handel) und im Kreis Hersfeld-Rotenburg. Probleme im persönlichen Umfeld werden vergleichsweise häufig in Frankfurt am Main und Offenbach als Grund für die Aufnahme in das Modellprojekt genannt. 68 % der Teilnehmer hatten Probleme in einer der drei genannten Kategorien. Bei 19 % der Teilnehmer waren zwei Gründe ausschlaggebend, Unterstützung und Beratung in Anspruch zu nehmen (vgl. Abbildung 24). Abbildung 24 Anteil der Teilnehmer mit multiplen Problemlagen mehr als 3 Gründe 5% 3 Gründe 8%

2 Gründe 19%

1 Grund 68%

n = 3.739

Quelle: Hessen Agentur.

Drei Gründe für den Einstieg in das Modellprojekt hatten 8 % der Teilnehmer und 5 % der Teilnehmer hatten mehr als drei Gründe bzw. Probleme, die im Rahmen des Modellprojekts gelöst werden müssen, um einen Ausbildungsabbruch zu vermeiden. Im Vergleich der Modellregionen zeigt sich, dass in Frankfurt am Main relativ viele Teilnehmer mit multiplen Problemlagen teilnehmen – 24 % von ihnen geben 3 oder mehr Gründe für die Teilnahme an. Vergleichbar hoch ist dieser Anteil im Kreis Hersfeld-Rotenburg und in der Modellregion Offenbach. Von den Teilnehmern im Odenwaldkreis und in Gie-

45


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

ßen geben hingegen jeweils mehr als 80 % nur ein Problem bzw. einen Grund für die Teilnahme an. 5.2.1

Probleme im Betrieb

Eine detailliertere Aufschlüsselung der Probleme im Betrieb zeigt, dass 58 % der Teilnehmer aufgrund von „Konflikten im Betrieb“ die Unterstützung durch das Modellprojekt in Anspruch nahmen. Die sonstigen Gründe haben im Laufe der Erfassung stark zugenommen und waren 2013 auf rund 64 % zu beziffern. Hierzu zählen unter anderem „hohe Arbeitszeiten“, „Überstunden“, „Arbeitsbedingungen“", „bereits erfolgte Kündigung von Seiten des Ausbildungsbetriebs“, „falsche Berufswahl“ sowie „Mobbing“. Hingegen standen „Ungenügende praktische Leistungen“ (9 %) und „hohe Fehlzeiten“ (8 %) bei den Gründen für die Teilnahme am Modellprojekt nicht im Vordergrund (vgl. Abbildung 25). Abbildung 25 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt: Probleme im Betrieb (Mehrfachantworten möglich)

sonstige Gründe

64,0%

Konflikte im Betrieb

57,6%

ungenügende praktische Leistungen

hohe Fehlzeiten

n = 3.739

0,0%

8,8%

7,9%

10,0%

20,0%

30,0%

40,0%

50,0%

60,0%

70,0%

Quelle: Hessen Agentur.

Nach Ausbildungs- bzw. Zuständigkeitsbereichen zeigen sich keine Auffälligkeiten, so dass die unterschiedenen betriebsbezogenen Probleme für alle Bereiche in etwa gleich relevant sind. Bei den männlichen Teilnehmern kommt es vergleichsweise häufig zu

46


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

„hohen Fehlzeiten“ und „ungenügenden praktischen Leistungen“, bei Frauen hingegen zu „Konflikten im Betrieb“. Abbildung 26 dokumentiert die Bedeutung der betrieblichen Probleme, die in allen Modellregionen überwiegen. Überdurchschnittlich oft waren diese dabei in den Modellregionen Frankfurt am Main (90 %) und Hersfeld-Rotenburg (86 %) ausschlaggebend für die Teilnahme am Modellprojekt. Abbildung 26 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt nach Modellregionen: Probleme im Betrieb (Mehrfachantworten möglich)

Frankfurt

89,6%

Hersfeld

85,6%

Lahn-Dill

81,0%

Darmstadt

79,0%

Gießen

78,4%

Kassel

77,2%

QuABB insgesamt

76,1%

Offenbach

73,5%

Groß-Gerau

70,9%

Main-Kinzig

65,4%

Bergstraße

64,8%

Fulda

60,1%

Odenwald

57,7% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Quelle: Hessen Agentur.

5.2.2

Probleme in der Berufsschule

Bei der genaueren Untersuchung der Probleme in den Berufsschulen stellten „schlechte Noten“ mit etwa 30 % eine der Hauptursachen dar, warum die Auszubildenden Unterstützung suchten. „Hohe Fehlzeiten“ spielten mit 12 % und „Probleme mit Mitschülern“ mit 3 % nur eine vergleichsweise geringe Rolle (vgl. Abbildung 27). Der Anteil der „sonstigen Gründe“ liegt mit 54 % auf hohem Niveau. Benannt wurden hierbei beispielsweise „Prüfungsangst“ sowie „Konflikte mit Lehrern“. 47


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 27 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt: Probleme in der Berufsschule (Mehrfachantworten möglich)

sonstige Gründe

54,2%

schlechte Noten

30,4%

hohe Fehlzeiten

Probleme mit Mitschülern n = 3.739

12,0%

2,7% 0,0%

10,0%

20,0%

30,0%

40,0%

50,0%

60,0%

Quelle: Hessen Agentur.

Nach Ausbildungs- bzw. Zuständigkeitsbereichen zeigt sich, dass schlechte Noten vergleichsweise häufig bei den (vorrangig männlichen) Teilnehmern aus dem Handwerksbereich als Grund für die Aufnahme genannt werden. Bei den männlichen Teilnehmern kommt es zudem vergleichsweise oft zu „hohen Fehlzeiten“. Auch bei Personen mit Migrationshintergrund werden überdurchschnittlich häufig schlechte Noten als Grund für die Aufnahme genannt. Der Vergleich der Modellregionen ist in Abbildung 28 dargestellt. Der größte Anteil an Teilnehmern mit Problemen in der Berufsschule war in der neuen Modellregion Kreis Bergstraße zu finden. Hier waren rund 55 % der Teilnehmer aufgrund schulischer Probleme in das Modellprojekt eingemündet. Im Gegensatz dazu hatten in Kassel und im Lahn-Dill-Kreis ca. 30 % der Teilnehmer schulische Probleme, die die Vollendung der Ausbildung gefährden könnten.

48


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 28 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt nach Modellregionen: Probleme in der Berufsschule (Mehrfachantworten möglich)

Bergstraße

55,2%

Offenbach

50,4%

Darmstadt

48,3%

Frankfurt

45,6%

Odenwald

42,3%

Hersfeld

42,1%

QuABB insgesamt

41,4%

Fulda

40,6%

Main-Kinzig

38,5%

Gießen

37,1%

Groß-Gerau

36,3%

Kassel

30,8%

Lahn-Dill

29,7% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Quelle: Hessen Agentur.

5.2.3

Probleme im persönlichen Umfeld

Für rund 30 % der Projektteilnehmer waren Probleme im persönlichen Umfeld ein Grund, Hilfestellung durch das Projekt in Anspruch zu nehmen. Dabei sind die Problemstellungen der einzelnen Teilnehmer sehr unterschiedlich, wie Abbildung 29 zeigt. 60 % der Teilnehmer hatten „sonstige Gründe“ im persönlichen Umfeld, zu denen unter anderen die Problemlagen „finanzielle Sorgen und Schulden“, „(psychische) Erkrankung“, „kranke Familienmitglieder, „Schwangerschaft“ sowie „Wohnungssuche“ zählten. Ein weiterer wichtiger Grund für die Aufnahme ins Modellprojekt waren „Konflikte mit Bezugspersonen“, die bei 15 % der Teilnehmer eine Rolle spielten. „Suchtprobleme“ und „Kriminalität“ waren demgegenüber nur bei einem geringen Anteil der Teilnehmer ursächlich für die Beteiligung am Modellprojekt.

49


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 29 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt: Probleme im persönlichen Umfeld (Mehrfachantworten möglich)

sonstige Gründe

59,9%

Konflikte mit Bezugspersonen

14,8%

Suchtprobleme

1,8%

Kriminalität

n = 3.739

0,8%

0,0%

10,0%

20,0%

30,0%

40,0%

50,0%

60,0%

70,0%

Quelle: Hessen Agentur.

Auch diese Daten wurden nach weiteren Strukturmerkmalen ausgewertet. Nach Ausbildungs- bzw. Zuständigkeitsbereichen, dem Vorliegen eines Migrationshintergrundes und dem Geschlecht zeigen sich jedoch keine Auffälligkeiten. Gliedert man die Teilnehmer mit Problemen im sozialen Umfeld nach den Modellregionen auf, zeigen sich hingegen Differenzen. Während in Gießen nur rund 10 % der Teilnehmer aufgrund von Problemen im persönlichen Umfeld in das Modellprojekt einmündeten, war dieser Anteil in Frankfurt am Main mit 51 % deutlich höher (vgl. Abbildung 30).

50


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 30 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt nach Modellregionen: Probleme im persönlichen Umfeld (Mehrfachantworten möglich)

Frankfurt

50,5%

Offenbach

41,8%

Groß-Gerau

31,7%

Hersfeld

29,7%

QuABB insgesamt

29,6%

Fulda

26,8%

Darmstadt

26,8%

Lahn-Dill

24,5%

Kassel

22,6%

Bergstraße

21,0%

Main-Kinzig

19,2%

Odenwald

11,5%

Gießen

10,3% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Quelle: Hessen Agentur.

5.3

Ergebnisse des Maßnahmenmonitorings

Bei der Bestimmung des Projekterfolgs steht man vor zwei Herausforderungen: Erstens ist die Grundgesamtheit der potenziellen Abbrecher unbekannt. Dadurch fehlt eine wichtige Referenzgröße für die Messung, wie erfolgreich potenzielle Abbrecher identifiziert werden und die vorzeitige Beendigung des Ausbildungsverhältnisses verhindert werden konnte. Zweitens kann der Erfolg der Maßnahmen nicht über einen Vergleich zwischen den Modellregionen und anderen hessischen Regionen abgeleitet werden. Zum einen sind die Modellregionen durch eine spezifische Problemlage gekennzeichnet. Zum anderen können weitere Einflussfaktoren wie regionale Arbeitsmarktlage oder spezifische Strukturmerkmale der Auszubildenden nicht hinreichend isoliert werden, um den Projekterfolg anhand eines Vergleichs zwischen beteiligten und nicht beteiligten Regionen abzuleiten. Im Rahmen des begleitenden Maßnahmenmonitorings wurden deshalb, neben den Informationen über die eingeleiteten Maßnahmen, auch Daten über den Verbleib der Teilnehmer nach Beendigung der Unterstützungsmaßnahmen erhoben, um Anhaltspunkte 51


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

zum Erfolg der Maßnahmen zu erhalten. Diese Informationen wurden von den Projektbeteiligten vor Ort erfasst, die auch nach Beendigung der Maßnahmen über Kontaktdaten Zugang zu ihnen hatten. Die Teilnehmer wurden drei Monate nach Abschluss der Maßnahmen bzw. der letzten Intervention kontaktiert und nach ihrem aktuellen Ausbildungsstatus befragt. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass die Erhebung dieser Daten für die beteiligten Ausbildungsbegleiter und Beratungslehrer eine große Herausforderung darstellte und oftmals mit einem hohen personellen Einsatz verbunden war.

5.3.1

Maßnahmen und Unterstützung im Rahmen des Modellprojekts

Die Maßnahmen, die im Rahmen des Modellprojekts QuABB durchgeführt werden, sind an den Problemlagen der Auszubildenden und damit an den Gründen für die Aufnahme in das Modellprojekt ausgerichtet. Daher wurden bei 77 % der bereits ausgeschiedenen Teilnehmer Maßnahmen durchgeführt, die dazu beitragen sollten, betriebliche Probleme zu beseitigen. 56 % der Teilnehmer bekamen eine Hilfeleistung bei der Behebung von Problemen in der Berufsschule. Über ein Viertel der Teilnehmer wurde bei der Lösung von Problemen im persönlichen Umfeld unterstützt (vgl. Abbildung 31). Abbildung 31 Maßnahmen im Rahmen des Modellprojekts QuABB (Mehrfachantworten möglich)

Maßnahmen zur Beseitigung von Problemen im Betrieb

77,4%

Maßnahmen zur Beseitigung von Problemen in der Berufsschule

56,1%

Maßnahmen zur Lösung von Problemen im persönlichen Umfeld

n = 3.057

Quelle: Hessen Agentur.

52

26,9%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Die am häufigsten angewendeten Maßnahmen zur Beseitigung von betrieblichen Problemen waren Aufklärung z. B. über Rechte und Pflichten im Rahmen der Ausbildung und Gespräche mit den Teilnehmern. Zudem die Ausbildungsberater oftmals zur Unterstützung hinzugezogen (Vgl. Abbildung 32). Mit einem Anteil von etwa 19 % waren auch Konfliktberatung bzw. Schlichtungsgespräche eine wichtige Hilfeleistung des Projekts. Maßnahmen zur Verbesserung der praktischen Leistungen standen dagegen mit nur 4 % nicht im Vordergrund der Maßnahmen. Abbildung 32 Maßnahmen zur Lösung von Problemen im Betrieb (Mehrfachantworten möglich)

Aufklärung und Gespräche mit dem Auszubildenden

73,6%

Unterstützung durch den Ausbildungsberater

32,0%

Konfliktberatung mit dem Ausbilder/ Schlichtungsgespräch

19,4%

Fördermaßnahmen zur Verbesserung der praktischen Leistungen

n = 3.057

3,9%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Quelle: Hessen Agentur.

Bei Problemen in der Berufsschule wurden sehr häufig Beratungsgespräche mit den Ausbildungsbegleiter/innen (47 %) und den Beratungslehrer/innen (21 %) durchgeführt. Rund 19 % der Teilnehmer, die bereits aus dem Modellprojekt QuABB ausgeschieden sind, erhielten zur Verbesserung der schulischen Leistungen Nachhilfe- und Förderunterricht (vgl. Abbildung 33).

53


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 33 Maßnahmen zur Lösung von Problemen in der Berufsschule (Mehrfachantworten möglich)

Beratungsgespräche mit Ausbildungsbegleiter/innen

47,4%

Beratungsgespräche mit Beratungslehrer/innen

20,7%

Nachhilfe/ Förderunterricht

19,1%

0%

n = 3.057

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

50%

Quelle: Hessen Agentur.

Die vielschichtigen Problemlagen der Teilnehmer im persönlichen Umfeld erfordern individuelle Hilfestellungen. Hier wurden auch unterschiedlichste Hilfeleistungen in Anspruch genommen. Dazu zählten: 

Gespräche mit den Eltern (9 %)

Sozialtraining (5 %)

Unterstützung bei der Wohnungssuche (4 %)

Familienberatung (4 %)

Schuldnerberatung (3 %)

Therapie (3 %)

Drogen- und Suchtberatung (1 %)

Unterstützung bei der Kinderbetreuung (1 %).

54


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

5.3.2

Verbleib der Teilnehmer

Da der Verbleib der Teilnehmer des Modellprojektes nach Beendigung der Maßnahmen eine wichtige Zielgröße darstellt, wurden die Teilnehmer drei Monate nach Abschluss der letzten Maßnahme hiernach befragt. Abbildung 34 dokumentiert ein erfreuliches Ergebnis: 61 % der Teilnehmer waren noch im selben Ausbildungsberuf tätig. Etwa jeder zehnte hatte seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Eine Erwerbstätigkeit wurde von 5 % aufgenommen.38 Ein geringer Anteil der Teilnehmer war drei Monate nach der letzten Maßnahme arbeitslos (3 %). Hinter den „sonstigen“ Fällen stehen oftmals gesundheitliche Probleme oder eine Erziehungszeit. Abbildung 34 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt noch im selben Ausbildungsberuf

61,0%

Sonstiges

5,7%

Aufnahme einer Erwerbstätigkeit

5,0%

Verbleib unbekannt

9,7%

Ausbildung erfolgreich abgeschlossen

10,1%

Arbeitslos

3,4%

Praktikum

0,9%

Weitere schulische Ausbildung, Studium etc.

3,6%

Zivildienst/ Bundeswehr / FSJ n = 3.057

0,5% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Quelle: Hessen Agentur.

In 472 Fällen wurde die Ausbildungsstelle mit Unterstützung der Ausbildungsbegleiter gewechselt. Hier liegt ein deutlicher Schwerpunkt innerhalb der Aufgaben der Ausbildungsbegleiter, da die Probleme oftmals schon sehr weit fortgeschritten sind und es keine Lösung im bisherigen Ausbildungsbetrieb mehr gibt. 38 Hierbei wurde die Art der Erwerbstätigkeit nicht abgefragt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine niedrig qualifizierte Tätigkeit handelt, ist allerdings hoch. 55


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Für die Regionen, die bereits vor 2012 am Modellprojekt teilnahmen, ergibt sich im Vergleich hinsichtlich des Verbleibs folgendes Bild: Abbildung 35 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt regional 56,1%

Offenbach

8,9% 59,0%

Lahn-Dill

14,1% 44,7%

Kassel

noch im selben Ausbildungsberuf

19,9%

Ausbildung erfolgreich abgeschlossen 48,4%

Hersfeld

15,8% 77,1%

Gießen

5,3% 74,2%

Groß-Gerau

2,6% 39,2%

Frankfurt

25,8% 80,3%

Fulda

3,2% 70,8%

Darmstadt

3,9% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Quelle: Hessen Agentur.

Die in Tabelle 6 dargestellte geringe Teilnahmedauer der Auszubildenden in den Modellregionen Darmstadt, Fulda und Groß-Gerau hat nach den Monitoringdaten insofern einen nur geringen Effekt auf die Begleitungserfolge, als dass sich trotzdem noch vergleichsweise viele Teilnehmer im selben Ausbildungsberuf befinden. Die überdurchschnittlich langen Teilnahmedauern in den Modellregionen Kassel und Frankfurt am Main wiederum korrelieren damit, dass vergleichsweise viele Teilnehmer die Ausbildung auch erfolgreich abgeschlossen haben.

56


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Hinsichtlich des Verbleibs gibt es zwischen männlichen und weiblichen Teilnehmern nur sehr geringe Unterschiede, wie die folgende Abbildung verdeutlicht. Tendenziell scheint bei den männlichen Teilnehmern die Neigung über die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, stärker ausgeprägt zu sein. Abbildung 36 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt nach Geschlecht

61,4% 10,9% weiblich

10,0% 3,9% 3,1% 60,7% 9,5%

männlich

noch im selben Ausbildungsberuf Ausbildung erfolgreich abgeschlossen Verbleib unbekannt Aufnahme einer Erwerbstätigkeit arbeitslos

9,3% 6,1% 3,7% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Quelle: Hessen Agentur.

Was den Verbleib nach Beendigung der Teilnahme anbelangt, so gibt es zwischen den Ausbildungs- bzw. Zuständigkeitsbereichen nur geringe Unterschiede, wie die folgende Abbildung verdeutlicht.

57


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 37 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt nach Ausbildungs- bzw. Zust채ndigkeitsbereichen 73,0% 3,5% Freie Berufe

8,5% 1,0% 2,5% 63,6% 8,8%

Handwerk

6,8% 5,8% 4,0% 57,9% 11,7%

Industrie und Handel

noch im selben Ausbildungsberuf Ausbildung erfolgreich abgeschlossen Verbleib unbekannt Aufnahme einer Erwerbst채tigkeit arbeitslos

11,7% 5,2% 3,0% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Quelle: Hessen Agentur.

Auch der Migrationshintergrund hat auf den Verbleib der Teilnehmer nur einen unwesentlichen Einfluss, wie die folgende Abbildung verdeutlicht.

58


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 38 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt nach Migrationshintergrund 59,0% 11,8% mit Migrationshintergrund

9,8% 5,7% 3,7% 62,5%

ohne Migrationshintergrund

9,4%

noch im selben Ausbildungsberuf

9,4%

Ausbildung erfolgreich abgeschlossen Verbleib unbekannt

4,6%

Aufnahme einer Erwerbstätigkeit

3,2% 0%

arbeitslos 10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Quelle: Hessen Agentur.

In der Gesamtbetrachtung gibt es zwischen den Teilnehmern, was den Verbleib nach Beendigung der Maßnahmen anbelangt, nur geringe Unterschiede. Eine Fokussierung der Maßnahmen auf eine bestimmte Personengruppe lässt sich somit nicht rechtfertigen. Für einen Teil der Auszubildenden, insgesamt 659 Teilnehmer, konnten Angaben über die Gründe für den Abbruch bzw. dazu, wer die Kündigung ausgesprochen hat, erhoben werden. Unter den Abbrechern sind die Männer leicht in der Überzahl. Der Männeranteil unter den Abbrechern beträgt 55 %, während er insgesamt 52 % erreicht. Hinsichtlich des Vorliegens eines Migrationshintergrundes hingegen unterscheiden sich die Abbrecher nicht. Personen mit Migrationshintergrund stellen rund 35 % aller Teilnehmer und auch 35 % der Abbrecher. Wie in Abbildung 39 dargestellt, wurden 33 % der Teilnehmer vom Betrieb gekündigt und etwa 20 % kündigten die Ausbildung selbst auf. Vergleichsweise häufig sind männliche Auszubildende von Kündigungen durch den Betrieb betroffen gewesen. Der Anteil lag bei 38 % im Vergleich zu 27 % bei Frauen. Zugleich war der Anteil bei Personen mit Migrationshintergrund mit 36 % und der Personen mit vergleichsweise niedrigen Schulabschlüssen (Hauptschulabschluss: 37 %) leicht erhöht. Regional betrachtet wurden Kündigungen durch den Betrieb vergleichsweise häufig in den Modellregionen Frankfurt am Main (38 %) und Offenbach (46 %) ausgesprochen. Umgekehrt haben vergleichsweise häufig Frauen Kündigungen selbst ausgesprochenen (22 % im Vergleich zu 19 % bei Männern) sowie Personen mit höheren Schulabschlüssen ab dem Niveau der Mittle59


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

ren Reife. Ein Erklärungsansatz hierfür kann sein, dass es sich um "Abbrüche" nach oben handelt, d.h. die Auszubildenden ein Studium aufnehmen oder eine weitere schulische Qualifikation anstreben. Abbildung 39 Gründe für den Abbruch der Ausbildung (Mehrfachantworten möglich)

Falsche Berufswahl

33,2%

Kündigung durch den Betrieb

33,1%

Unüberbrückbare Differenzen zwischen Auszubildendem und Betrieb

32,8%

Kündigung durch den Auszubildenden

19,7%

Mangelnde Motivation des Auszubildenden

19,4%

Mangelnde Ausbildungsreife

Konkurs des Ausbildungsbetriebs 0,0%

n = 659

13,1%

3,5%

5,0%

10,0%

15,0%

20,0%

25,0%

30,0%

35,0%

40,0%

Quelle: Hessen Agentur.

Zu den wesentlichen Ursachen für den Abbruch der Ausbildung zählten unüberbrückbare Differenzen zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildendem sowie eine falsche Berufswahl. Ein weiterer entscheidender Faktor für das Scheitern der Ausbildung war die mangelnde Motivation der Auszubildenden. „Unüberbrückbare Differenzen zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubilden“ werden bei 31 % der männlichen und 35 % der weiblichen Abbrecher als Abbruchgrund angeführt. Während sich hinsichtlich des Migrationshintergrundes und auch des Schulabschlusses im Monitoring keine Unterschiede zeigen, wurden regional vergleichsweise häufig in den Modellregionen Kassel (46 %), Hersfeld-Rotenburg (41 %) und Offenbach (39 %) „unüberbrückbare Differenzen“ als Abbruchgrund angegeben. In Bezug auf den weiteren wesentlichen Abbruchgrund „falsche Berufswahl“ unterscheiden sich Männer und Frauen nur wenig. Eine falsche Berufswahl wird bei 34 % der 60


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Männer und 33 % der Frauen als Abbruchgrund angegeben. Für die Personen mit Migrationshintergrund hat der Aspekt eine leicht geringere Bedeutung: Bei nur 31 % wird eine falsche Berufswahl als Abbruchgrund genannt. Eine Häufung zeigt sich hingegen insgesamt bei Personen mit höheren Schulabschlüssen ab dem Niveau der Mittleren Reife. Dies korreliert damit, dass für einige Teilnehmer auch im fortgeschrittenen Alter über 20 Jahren noch eine falsche Berufswahl als Grund angegeben wird und dass die Kündigung in diesem Fall relativ häufig durch den Auszubildenden erfolgt ist. Regional ist eine falsche Berufswahl vor allem im Lahn-Dill-Kreis relevant. Mangelnde Motivation wird vergleichsweise häufig in Frankfurt am Main und Offenbach, geschlechtsbezogen bei männlichen Auszubildenden und herkunftsbezogen bei Personen mit Migrationshintergrund als Abbruchgrund angeführt.

5.4

Zusammenfassung

In der Zusammenfassung führt die Auswertung des Teilnehmermonitorings und des Maßnahmenmonitorings zu folgenden Ergebnissen: 

Im Modellprojekt QuABB ist eine stetige Steigerung der Anzahl der Teilnehmer festzustellen.

Das Modellprojekt weist in den Modellregionen eine unterschiedlich große Reichweite auf.

Bei rund einem Drittel der Teilnehmer liegen multiple Problemlagen vor, die das erfolgreiche Absolvieren einer dualen Ausbildung gefährden.

Probleme im Betrieb, genauer Konflikte im Ausbildungsbetrieb, stellen in allen Modellregionen die zentrale Gefahr für einen Ausbildungsabbruch dar.

Probleme in der Berufsschule und Probleme im persönlichen Umfeld sind gegenüber den Konflikten im Ausbildungsbetrieb, was die Quantität anbelangt, nachrangig. Allerdings sind oftmals gerade Probleme im persönlichen Umfeld der Auszubildenden die Ursache für Probleme im Ausbildungsbetrieb.

Innerhalb der Modellregionen gibt es erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Ursachen, die ausschlaggebend für die Aufnahme der Teilnehmer in das Modellprojekt waren.

Die Auswertung des begleitenden Monitorings verdeutlicht, dass die sehr unterschiedlichen und zum Teil gravierenden Probleme der Auszubildenden eine intensive und individuelle Betreuung der Teilnehmer erfordern.

61


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Die Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbildungsabbrüche sind zielgerichtet auf die Problemlagen der Auszubildenden abgestimmt; es dominieren Maßnahmen zur Beseitigung der Konflikte im Betrieb.

Erfreulich ist, dass 61 % der Teilnehmer drei Monate nach Abschluss der letzten Maßnahme in ihrem Ausbildungsberuf tätig sind und weitere 10 % die Ausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen haben.

5.5

Teilnehmerbefragungen im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung

5.5.1

Grundlagen

Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung zum Modellprojekt wurden insgesamt drei Befragungen von Teilnehmern durchgeführt. Die erste Befragung erfolgte im Dezember 2009, die zweite im November/Dezember 2010 und die letzte zu Beginn des Jahres 2012. Die Befragungen richteten sich jeweils an die neu in das Projekt eingetretenen Teilnehmer, so dass jeder Teilnehmer nur einmal daran partizipierte. Der Versand bzw. die Übergabe der Fragebögen erfolgte direkt durch die Ausbildungsbegleiter vor Ort. Die Teilnehmer konnten die Fragebögen anonym und kostenfrei an die Hessen Agentur zurückzusenden. In der zweiten und dritten Befragung wurden Gutscheine für vollständig ausgefüllte Fragebögen ausgelost, um die Teilnahmebereitschaft zu erhöhen. Insgesamt wurden über die Laufzeit 1.849 Teilnehmer angeschrieben, davon haben sich 225 Teilnehmer an der schriftlichen Befragung beteiligt, was einer durchschnittlichen Rücklaufquote von 12 % entspricht. Im Laufe des Projekts hat die Teilnahmebereitschaft stetig abgenommen. Die Rücklaufquote ist letztlich vor dem Hintergrund nicht befriedigend, dass die Anreize zur Teilnahme an der Befragung erhöht und die Fragebögen oftmals dem Teilnehmer direkt und persönlich von den Ausbildungsbegleitern überreicht wurden. Allerdings gestaltete sich der Versand der Fragebögen auch oftmals schwierig, da die Adressdaten den Ausbildungsbegleitern häufig unbekannt oder die Adressdaten unvollständig bzw. veraltet waren. Trotz dieser Restriktionen geben die Befragungen einen wichtigen und interessanten Einblick in das Modellprojekt QuABB. Betrachtet man die Strukturmerkmale der Teilnehmer, so lässt sich festhalten, dass sich Männer und Frauen in etwa gleich häufig an der Befragung beteiligt haben. Sowohl im Modellprojekt als auch in der Teilnehmerbefragung liegt der Anteil weiblicher Teilnehmer bei rund 48 %. Auch hinsichtlich des Migrationshintergrundes zeigen sich keine gravierenden Unterschiede bei der Teilnahmebereitschaft. Der Schulabschluss hingegen hat durchaus einen Einfluss: Auszubildende mit einem Hauptschulabschluss beteiligten sich weniger oft, Auszubildende mit Fachhochschulreife hingegen häufiger. Eine höhere Beteiligung an der Teilnehmerbefragung ist auch bei den Auszubildenden aus dem Ausbildungsbereich Industrie und Handel festzu62


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stellen. Die Indikatoren für die Aufnahme in das Modellprojekt variieren hingegen nur geringfügig zwischen den Teilnehmern am Modellprojekt und den Teilnehmern an der schriftlichen Befragung. Tabelle 9

Repräsentativität der Befragung: Merkmale der Teilnehmer im Vergleich (Angaben in %) Teilnehmer am Modellprojekt QuABB insgesamt

Teilnehmer an der schriftlichen Befragung

männlich

51,5

48,9

weiblich

47,5

51,1

ja

35,2

33,0

nein

64,8

66,0

Ohne Hauptschulabschluss

3,0

1,6

Hauptschulabschluss

47,9

39,8

Mittlere Reife

38,2

45,0

Fachhochschulreife

4,7

7,9

Abitur

2,8

4,2

Industrie und Handel

55,0

63,9

Handwerk

36,0

27,2

Freie Berufe

7,0

7,9

Probleme im Betrieb

78,9

78,0

Probleme in der Berufsschule

40,7

40,8

Probleme im privaten Umfeld

28,4

33,0

Geschlecht

Migrationshintergrund

Schulabschluss

Ausbildungsbereich

Indikator

Quelle: Hessen Agentur.

Die meisten Befragten gaben an, über Freunde und Verwandte auf den Ausbildungsplatz aufmerksam gemacht worden zu sein (vgl. die folgende Abbildung). An zweiter Stelle rangiert die Bundesagentur für Arbeit. Die Stellenausschreibung des Betriebes, eine direkte Bewerbung bzw. Anfrage beim Betrieb und ein Praktikum haben in etwa die gleiche Bedeutung.

63


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 40 Zugangswege zum Ausbildungsberuf der Teilnehmer (Mehrfachantworten mĂśglich)

Freunde, Bekannte, Eltern oder andere Verwandte

25%

Bundesagentur fĂźr Arbeit

23%

eine Stellenausschreibung des Betriebes

17%

ein Praktikum

16%

eine Bewerbung oder Anfrage bei Betrieb

16%

Sonstiges n = 225

15% 0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

Quelle: Hessen Agentur.

Abbildung 41 zeigt, wie viele der Teilnehmer ein Betriebspraktikum vor der Ausbildung absolviert haben. Abbildung 41 Anteil der Teilnehmer mit einem Praktikum in ihrem Ausbildungsberuf

Kein Praktikum im Ausbildungsberuf gemacht

37%

Praktikum im gleichen Ausbildungsbetrieb

38%

Praktikum in einem anderen Betrieb n = 225

25% 0%

10%

20%

30%

40%

Quelle: Hessen Agentur.

Die Auswertung der Befragungen ergab, dass insgesamt rund 38 % der Teilnehmer ein Praktikum im gleichen Ausbildungsbetrieb und 25 % ein Praktikum in einem anderen Betrieb durchgefĂźhrt haben. Ohne Praktikum begannen 37 % ihre duale Ausbildung. Die hohe Anzahl an Teilnehmern, die ein Praktikum absolviert haben, deutet nochmals da64


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

rauf hin, dass die Durchführung eines Praktikums nicht automatisch vor einem vorzeitigen Ausbildungsabbruch bewahren kann.39 Um die Motivation der Jugendlichen zur Wahl eines Betriebes zu sondieren, wurden sie gefragt, ob der Ausbildungsbetrieb, in dem sie die Lehre begonnen haben, auch ihr Wunschbetrieb war (vgl. Abbildung 42). Insgesamt bejahten dies 29 % der Teilnehmer, 37 % verneinten es. Ein ebenfalls großer Teil (34 %) der Auszubildenden hatte keinen Wunschbetrieb. Abbildung 42 War der Ausbildungsbetrieb, in dem Sie die Ausbildung begonnen haben, Ihr Wunschbetrieb?

kein Wunschbetrieb vorhanden 34%

n = 225

ja 29%

nein 37%

Quelle: Hessen Agentur.

39 Ähnliche Ergebnisse findet auch Bohlinger, Sandra (2004). Der Zusammenhang von Benachteiligung, Vertragslösungen und Praktika; TU Darmstadt. 65


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

5.5.2

Zugang und Erwartungen an das Modellprojekt

Abbildung 43 zeigt die Wege auf, über die die Jugendlichen von dem Modellprojekt QuABB erfahren haben. Die direkte Ansprache durch einen Berufschullehrer war über die gesamte Laufzeit der wichtigste Faktor. Bei der letzten Teilnehmerbefragung wurden zudem rund 23 % der Auszubildenden von einem Ausbildungsbegleiter auf das Projekt angesprochen. Damit hat die Bedeutung der Ausbildungsbegleiter im Projektverlauf stetig zugenommen. Bei der Befragung 2009 lag der Anteil noch bei 9 %. Eine Zunahme zeigt sich auch bei der Kategorie „andere Auszubildende/Mitschüler“, was auf eine gewachsene Reputation bei der Zielgruppe hinweisen kann. Weitere Zugangswege waren Aushänge in der Berufsschule, die Auslage von Flyern und Informationsmaterial in den Berufsschulen sowie die direkte Ansprache durch Ausbildungsberater der Kammern. Informationsveranstaltungen bildeten mit 5 % auch bei der letzten Teilnehmerbefragung den am seltensten genutzten Zugangsweg. Abbildung 43 Zugang zum Modellprojekt bei der letzten Teilnehmerbefragung (Mehrfachantworten möglich)

direkte Ansprache durch Berufsschullehrer

40%

direkte Ansprache durch Ausbildungsbegleiter

23%

andere Auszubildende/ Mitschüler

14%

Aushang in der Berufsschule

14%

Flyer/ Informationsmaterial in der Berufsschule

13%

direkte Ansprache durch Ausbildungsberater der Kammern

12%

Informationsveranstaltung

5% 0%

n = 92

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

Quelle: Hessen Agentur.

Betrachtet man die Erwartungen der Teilnehmer an das Modellprojekt, so spiegeln sich deren Gründe für die Aufnahme in das Projekt wider. Probleme im Betrieb waren über die gesamte betrachtete Projektlaufzeit gemäß den Ergebnissen des Teilnehmermonitorings die am häufigsten genannte Ursache für die Projektteilnahme (vgl. Abbildung 23). Folgerichtig versprachen sich die Jugendlichen auch vorrangig „Hilfestellung bei konkre-

66


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

ten Konflikten mit dem Ausbildungsbetrieb“ sowie „Unterstützung bei Konflikten mit dem Ausbilder“, wie exemplarisch für die letzte Teilnehmerbefragung in Abbildung 44 dargestellt ist. Viele Teilnehmer sahen zudem offenbar eine geringe Chance auf Lösung ihrer Probleme und Konflikte und erhofften sich Unterstützung bei der Suche nach einem anderen Ausbildungsberuf“ bzw. eine Beratung über einen anderen Ausbildungsberuf. Die Bedeutung dieser Kategorien hat im Projektverlauf zugenommen. Zur Beseitigung der Probleme in der Berufsschule erwarteten 38 % der Jugendlichen „Unterstützung zur Verbesserung der schulischen Leistungen“. Ein über die Laufzeit konstant bleibender Teil der Teilnehmer wünschte sich eine Beratung bei privaten Problemlagen (25,0 %). Abbildung 44 Erwartungen an das Modellprojekt bei der letzten Teilnehmerbefragung (Mehrfachantworten möglich)

Hilfestellung bei konkreten Konflikten mit dem Ausbildungsbetrieb

65%

Unterstützung bei Konflikten mit dem Ausbilder

59%

Unterstützung bei der Suche nach einem anderen Ausbildungsberuf

40%

Unterstützung zur Verbesserung der schulischen Leistungen

38%

Unterstützung und Beratung bei privaten Problemlagen (Sucht/ Schulden)

25%

Beratung über einen anderen Ausbildungsberuf

25%

Sonstiges?

4% 0%

n = 92

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Quelle: Hessen Agentur.

Während der Weg in das Modellprojekt häufig über die Berufsschullehrer führt (vgl. Abbildung 43), sind bei der tatsächlichen Unterstützung vor allem die Ausbildungsbegleiter des Projektträgers INBAS von Bedeutung (vgl. Abbildung 45). Bei der letzten Befragung gaben rund 70 % der Teilnehmer an, eine Beratung und Hilfestellung durch einen Ausbildungsbegleiter erhalten zu haben. Zu Beginn lag dieser Anteil noch bei 60 %. Am zweithäufigsten wurde die Unterstützung bei der Suche nach einem anderen Ausbildungsberuf genannt. Die Beratung durch einen Ausbildungsberater der Kammern oder durch einen Berufsschullehrer wurde von jeweils 17,4 % der Teilnehmer in Anspruch genommen. Im Vergleich zur ersten Befragung hat die Bedeutung der Beratung durch

67


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

einen Berufsschullehrer deutlich abgenommen (2009: 43 %). Hilfestellungen in der Schule erhielten in der letzten Befragung 16,3 % der Antwortenden. Abbildung 45 Unterstützung im Rahmen des Modellprojekts bei der letzten Teilnehmerbefragung (Mehrfachantworten möglich) Beratung und Unterstützung durch einen Ausbildungsbegleiter

70%

Unterstützung bei der Suche nach einem anderen Ausbildungsberuf

22%

Beratung und Unterstützung durch einen Ausbildungsberater

17%

Beratung durch einen Berufsschullehrer

17%

Unterstützung zur Verbesserung der schulischen Leistungen

16%

Sonstiges? n = 92

14% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Quelle: Hessen Agentur.

Letztlich zeichnete der Großteil der Befragten ein positives Bild des Modellprojekts. So gaben insgesamt rund 70 % an, dass ihnen das Projekt weitergeholfen hat. Weiteren 22 % kam die Unterstützung wenigstens teilweise zugute. Lediglich 5 % der Befragten konnte das Modellprojekt nicht weiterhelfen. Diese insgesamt positive Einschätzung wird auch dadurch bestätigt, dass 93 % der Teilnehmer das Modellprojekt QuABB weiterempfehlen würden. Diese hohe Wertschätzung von Seiten der Auszubildenden ist ein nicht zu unterschätzender Erfolg des Modellprojekts und zeigt, wie wichtig ein qualifiziertes Beratungs- und Unterstützungsangebot für die Auszubildenden ist.

5.6

Unternehmensbefragung im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung

5.6.1

Grundlagen

Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge belasten Betriebe aufgrund der verlorenen Ausbildungsinvestitionen und der zu revidierenden Personalplanung. Auch für Jugendliche kann ein Ausbildungsabbruch, vor allem wenn es zu einem dauerhaften Ausstieg aus 68


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

der Bildungsbeteiligung kommt, zu schwerwiegenden Problemen führen. Die vorliegende Unternehmensbefragung soll zunächst die Dimension der Ausbildungsabbrüche und die Gründe für die Abbrüche aus Sicht hessischer Betriebe darstellen. Zudem wird eruiert, wie die Betriebe sich der Abbruchsproblematik stellen und wie sie versuchen, Vertragslösungen zu verhindern. Die Unternehmensbefragung richtete sich explizit an Ausbildungsbetriebe. Die Adressdaten wurden dankenswerterweise von der hessischen Industrie und Handelskammer und der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern bereitgestellt. Die beiden Kammern wurden um eine repräsentative Auswahl der Ausbildungsunternehmen gebeten. Die schriftliche Unternehmensbefragung fand im Frühjahr 2013 statt. Insgesamt wurden 4.879 Fragebögen versandt. Der Rücklauf beträgt 1.396 Fragebögen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 29 %, womit sich die Auswertungen der Befragung auf eine erfreulich breite Basis stützen. Die Verteilung der teilnehmenden Betriebe auf Branchen, Anzahl der Beschäftigten sowie Anzahl der Auszubildenden kann Tabelle 10 entnommen werden. Die Zeitspanne, in der die Betriebe gegründet wurden, reicht von 1358 bis 2012. Tabelle 10

Grundgesamtheit der Betriebe nach Branchen, Beschäftigten und Auszubildenden

Branche (n=1387)

Beschäftigte (n=1.393)

Auszubildende (n=1.391)

Industrie/Verarbeitendes Gewerbe

15%

1 bis 9 Beschäftigte

38%

1 bis 2 Auszubildende

59%

Handel

16%

10 bis 19 Beschäftigte

19%

3 bis 4 Auszubildende

18%

Baugewerbe

31%

20 bis 49 Beschäftigte

17%

5 bis 9 Auszubildende

11%

Dienstleistungen

33%

50 bis 249 Beschäftigte

15%

10 bis 19 Auszubildende

5%

Sonstige

5%

250 und mehr Beschäftigte

10%

20 und mehr Auszubildende

7%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

5.6.2

Anzahl der Ausbildungsabbrüche und deren Verteilung

Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist, dass hessische Betriebe mehrheitlich keine Probleme mit Ausbildungsabbrüchen haben. So gaben 64 % der Betriebe an, dass es in den Jahren 2010 bis 2012 zu keinen Ausbildungsabbrüchen nach Beendung der Probezeit gekommen ist (vgl. Abbildung 46). Eine vorzeitige Vertragslösung wurde in 19 % der Betriebe verzeichnet. Zu mehr als fünf Ausbildungsabbrüchen kam es zwischen 2010 und 2012 in nur sehr wenigen Fällen.

69


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 46 Anzahl der Ausbildungsabbrüche

keine Ausbildungsabbrüche im Betrieb

64%

1 Ausbildungsabbruch

19%

2 bis 4 Ausbildungsabbrüche

14%

5 bis 9 Ausbildungsabbrüche

2%

10 und mehr Ausbildungsabbrüche

n = 1.396

1%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Betrachtet man die Anzahl der Ausbildungsabbrüche nach Branchenzugehörigkeit, so zeigen sich keine deutlichen branchenspezifischen Unterschiede, wie aus Abbildung 47 hervorgeht. Lediglich im Dienstleistungsbereich gaben einige Betriebe etwas häufiger als im Durchschnitt aller Branchen an, dass eine Vertragslösung vorgenommen wurde.

70


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 47 Anzahl der Ausbildungsabbrüche nach Branchenzugehörigkeit 80%

75%

70%

68%

66%

65% 60%

60%

50%

40%

30% 21%

20%

20%

16% 13%

14%

21% 16%

13%

13%

10%

7% 1% 1%

4%

1% 1%

1%

3% 3%

0% Industrie/ Verarbeitendes Gewerbe

n = 1.380

Handel

Baugewerbe

keine Ausbildungsabbrüche im Betrieb 2 bis 4 Ausbildungsabbrüche 10 und mehr Ausbildungsabbrüche

Dienstleistungen

Sonstige

1 Ausbildungsabbruch 5 bis 9 Ausbildungsabbrüche

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

5.6.3

Gründe der Ausbildungsabbrüche

Befragt nach den Gründen für einen vorzeitigen Ausbildungsabbruch waren Motivationsmängel der Auszubildenden die zumeist genannte Antwort der Betriebe (vgl. Abbildung 48). Des Weiteren wurden sowohl häufiges Fehlen in der Schule als auch im Betrieb als wesentliche Abbruchsgründe genannt. Zu einer vorzeitigen Vertragslösung kam es auch aufgrund von Lernschwierigkeiten der Auszubildenden. Konflikte zwischen den Auszubildenden und dem Ausbilder wurden als weniger relevant eingestuft: 12 % der Betriebe mit Ausbildungsabbrüchen zwischen 2010 und 2012 gaben diese Ursache an. Ein Fünftel der Betriebe nannte eine andere berufliche Perspektive der Auszubildenden. In der Kategorie „andere Gründe“ wurden vielfältige Schwierigkeiten aufgeführt. Dazu zählen Krankheiten, fehlende Unterstützung durch die Eltern, Schwangerschaft, Drogenprobleme sowie eine falsche Berufswahl der Auszubildenden.

71


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung 48 Gründe für Ausbildungsabbrüche aus Sicht der Betriebe (N=499) Motivationsmängel beim Auszubildenden

57%

Häufiges unentschuldigtes Fehlen in der Schule

40%

Lernschwierigkeiten des Auszubildenden

33%

Häufiges unentschuldigtes Fehlen im Betrieb

32%

Schlechte Leistungen im Betrieb

27%

Andere Gründe

26%

Es waren keine betrieblichen Probleme entscheidend

20%

Andere berufliche Perspektive des Auszubildenden

20%

Konflikte zwischen Azubi und Ausbilder

n = 499

12% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Anmerkungen: Mehrfachantworten möglich Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Motivationsmängel sind sowohl differenziert nach Betriebsgrößen als auch nach Branchenzugehörigkeit der Abbruchsgrund, der von den Betrieben am häufigsten identifiziert wurde. Das Konfliktpotential zwischen Auszubildenden und Ausbildern scheint in kleinen Betrieben etwas größer zu als in großen Betrieben. Die Ergebnisse der Befragung gleichen sich in Bezug auf Abbruchsgründe in der Branchen-Betrachtung. 5.6.4

Maßnahmen gegen Ausbildungsabbrüche

Nahezu alle Betriebe, die zwischen 2010 und 2012 mit Ausbildungsabbrüchen konfrontiert waren, versuchten diese durch Gespräche mit den Auszubildenden zu verhindern (vgl. Abbildung 49). Die Hälfte der Betriebe gab an, Gespräche mit den Eltern der Auszubildenden geführt zu haben. Auch durch frühzeitige disziplinarische Maßnahmen versuchten 47 % der Betriebe, die Vertragslösung zu vermeiden. Gespräche mit den Berufsschullehrern sowie mit anderen Mitarbeitern mit engem Kontakt zu den Jugendlichen stehen an vierter bzw. fünfter Stelle der von den Betrieben angegebenen Präventionsstrategien. Die Auswertung zeigt, dass 32 % der Betriebe den Abbruch durch mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für ihre Auszubildenden abwenden wollten. 72


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Weniger häufig wurde den abbruchgefährdeten Jugendlichen innerbetrieblicher Nachhilfeunterricht angeboten. Dieser Befund deckt sich mit einer Studie des deutschen Handwerksinstituts, deren Ergebnisse zudem zeigen, dass auch grundsätzlich nur rund ein Fünftel der Ausbilder Nachhilfemaßnahmen als sinnvolles Instrument zur Abbruchsprävention erachten.40 Hilfeleistungen durch den Ausbildungsberater der Kammern (17 %) oder dem Lehrlingswart der Innung (4 %) wurden relativ wenig in Anspruch genommen. Bei sonstigen Maßnahmen führten die Betriebe beispielsweise Gespräche mit dem Betriebsrat oder dem Jugendamt sowie die Vermittlung von therapeutischer Hilfe an. Auch außerschulischer Nachhilfeunterricht wurde zur Prävention angeboten. Abbildung 49 Umgesetzte Maßnahme zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen Gespräche zwischen dem Betrieb und den Auszubildenden

96%

Gespräche zwischen dem Betrieb und den Eltern der Auszubildenden

50%

Frühzeitige disziplinarische Maßnahmen

47%

Gespräche zwischen dem Betrieb und den Berufsschullehrer(n)

42%

Gespräche zwischen dem Betrieb und anderen Mitarbeitern mit engem Kontakt zu den Auszubildenden

35%

Mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für die Auszubildenden

32%

Innerbetrieblicher Nachhilfeunterricht

19%

Gespräche zwischen dem Betrieb und dem Ausbildungsberater der Kammern

17%

Sonstige Maßnahmen

10%

Gespräche zwischen dem Betrieb und dem Lehrlingswart der Innung n = 485

4% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Anmerkungen: Mehrfachantworten möglich Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Die Betrachtung der Betriebsgrößen zeigt keine großen Unterschiede. Lediglich die Konsultation mit den Eltern der Auszubildenden wurde in kleinen Betrieben etwas häufiger zur Entschärfung der Problemsituation herangezogen als in großen Unternehmen. Gespräche mit anderen Mitarbeitern, die im engen Kontakt mit den Auszubildenden ste40 Greilinger, Andrea (2013), S. 64. 73


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

hen, wurden von Betrieben der Dienstleistungsbranche etwas öfter als Lösungsstrategie angegeben als in den anderen Branchen. Wie Abbildung 50 zeigt, sehen 62 % der Betriebe, die mindestens einen Ausbildungsabbruch in den letzten drei Jahren zu verzeichnen hatten, Betriebspraktika im Ausbildungsbetrieb als adäquates Mittel an, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Rund die Hälfte der Betriebe wollen zukünftig regelmäßig Gespräche mit ihren Auszubildenden führen, um Konflikte im Vorfeld zu lösen. Einige Betriebe werden ihre Personalauswahl beispielsweise durch Assessment-Center intensivieren und die Mindestqualifikationen anheben. 25 % der Betriebe nannten als Präventionsmaßnahme „Frühzeitige disziplinarische Maßnahmen“. Beratung bei sozialen Problemlagen wollen 23 % der Betriebe zur Verfügung stellen. Ähnlich den umgesetzten Maßnahmen wird dem innerbetrieblichen Nachhilfeunterricht kein großes Gewicht bei der Vermeidung eines Ausbildungsabbruchs eingeräumt. Abbildung 50 Zukünftige Maßnahmen zur Prävention von Ausbildungsabbrüchen

Praktikum im Ausbildungsbetrieb

62%

Regelmäßige Gespräche mit dem Auszubildenden im Vorfeld von Konflikten

54%

Intensivere Personalauswahl

42%

Anhebung der Mindestqualifikationen

30%

Frühzeitige disziplinarische Maßnahmen

25%

Beratung bei sozialen Problemlagen

23%

Mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für die Auszubildenden

20%

Innerbetrieblicher Nachhilfeunterricht

17%

Sonstige Maßnahmen

8%

Aufgrund der schlechten Erfahrungen bilden wir nicht mehr aus n = 462

5% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Anmerkungen: Mehrfachantworten möglich Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Das am häufigsten genannte Mittel zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen – Praktika im Ausbildungsbetrieb – nimmt in den größeren Betrieben einen vergleichs74


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weise geringeren Stellenwert ein. Dennoch wurden die Praktika hier – nach der Durchführung von regelmäßigen Gesprächen mit dem Auszubildenden im Vorfeld von Konflikten – am zweithäufigsten genannt. In der Branchenbetrachtung ist der Anteil der Betriebe, die auf Praktika setzen, im Baugewerbe am höchsten (76 %) und im Handel mit rund der Hälfte der Betriebe am kleinsten. Festzuhalten gilt, dass von denjenigen Betrieben, die Ausbildungsabbrüche verzeichnen mussten, nur fünf Prozent angaben, dass sie aufgrund der schlechten Erfahrungen nicht mehr ausbilden. Abschließend konnten sich die Betriebe zu externen Unterstützungsmaßnahmen äußern. Das Augenmerk der Betriebe galt hier der Kooperation mit Schulen. Einerseits sehen einige Betriebe die allgemeinbildenden Schulen in der Pflicht, bessere Grundbildung (Deutsch- und Rechenkenntnisse) zu vermitteln. Auch für die Berufsorientierung der Jugendlichen sehen die Betriebe Verbesserungspotentiale. Der Punkt, der von den Betrieben jedoch am häufigsten aufgeführt wurde, war die Zusammenarbeit zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsschule. Sie verwiesen darauf, dass die Berufsschulen den Betrieben Fehlzeiten, abfallende Leistungen etc. mitteilen sollten. Durch die regelmäßige Kommunikation mit der Berufsschule erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, einen potentiellen Ausbildungsabbruch frühzeitig zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Eine weitere Gruppe, von denen sich die Betriebe mehr erhoffen, sind die Eltern der Auszubildenden. Die Eltern sollten die Jugendlichen mehr motivieren und unterstützen. Auch die Bedeutung des Dreiklangs zwischen Betrieb, Eltern und Schule wurde von den Betrieben mehrmals beschrieben. Zudem wünschen sich Betriebe Hilfestellungen, wenn Auszubildende soziale und/oder psychische Probleme haben. Einzelne Betriebe forderten auch Zuschüsse für leistungsschwächere oder "betreuungsintensive" Jugendliche. Externe Vermittler, die bei Konflikten vermitteln können, und kostenlose Nachhilfeangebote wurden ebenfalls genannt – allerdings nur von einer sehr geringen Anzahl der Unternehmen.

Zusammenfassend kann fest gehalten werden, dass knapp ein Drittel der befragten hessischen Unternehmen in den letzten drei Jahren Probleme mit Ausbildungsabbrüchen hatten. Als Gründe für die vorzeitigen Vertragslösungen gaben die betroffenen Betriebe Motivationsmängel, häufiges Fehlen in der Schule als auch im Betrieb sowie Lernschwierigkeiten der Auszubildenden an. Um Abbrüche zu verhindern, führten die Betriebe Gespräche mit den Auszubildenden, den Eltern sowie mit Berufsschullehrern. Zudem setzten die Betriebe auf disziplinarische Maßnahmen. Der zentrale Grund für die Ausbildungsabbrüche „Motivationsmängel“ wurde auch im Rahmen der Expertengespräche noch einmal deutlich betont. Gefragt nach den Gründen für den Mangel an Ausbildungsbereitschaft wurde klar, dass oftmals falsche Vorstel-

75


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

lungen über die Anforderungen im Ausbildungsberuf herrschen. Die Ursachen für die Motivationsmängel sind deshalb auch oftmals in der falschen Berufswahl der Auszubildenden begründet und dürfen nicht pauschal mit einer mangelnder Leistungsbereitschaft der jungen Menschen gleichgestellt werden. Als weitere Ursachen für die mangelnde Motivation der Auszubildenden wurden das Elternhaus und hier insbesondere die ungenügende Vorbereitung auf das Berufsleben von Seiten des Elternhauses genannt. In der Gesamtbetrachtung war es für die Unternehmen zum Teil nicht nachvollziehbar, warum einige Auszubildende vom ersten Tag an nicht die Bereitschaft zum Erlernen eines Berufs mitbringen. Somit sind Konflikte im Rahmen der beruflichen Ausbildung vom ersten Tag an vorprogrammiert. Als ein besonderes Ärgernis wurde von einigen Gesprächspartnern die Tatsache genannt, dass Auszubildende, trotz unterschriebenen Ausbildungsvertrags, die Ausbildungsstelle nicht antreten. Dies verursache hohe Kosten aufgrund der zum Teil langen und aufwändigen Personalauswahl. Viel problematischer wurde jedoch die Tatsache gewertet, dass die Ausbildungsstellen zum Teil nicht wieder oder nur verzögert besetzt werden konnten und eine verlässliche Personalplanung mit im eigenen Betrieb ausgebildeten Fachkräften somit sehr schwer fällt. Im Rahmen der ergänzenden Expertengespräche wurde auch die Rolle der Eltern hervorgehoben. Eltern werden – trotz Volljährigkeit der Auszubildenden – als sehr wichtige Ansprechpersonen im Rahmen der Ausbildung angesehen. Einige kleinere Ausbildungsbetriebe laden deshalb die Eltern noch vor Vertragsunterzeichnung zu sich in den Betrieb ein, um sich gegenseitig kennenzulernen und den Ausbildungsbetrieb vorzustellen. Wie in der schriftlichen Befragung wurde auch im Rahmen der Expertengespräche angemahnt, dass die Eltern die Jugendlichen beim Absolvieren der Ausbildung mehr unterstützen sollen. Hierbei wurde auch auf ein teilweise vorhandenes Desinteresse bzw. Gleichgültigkeit der Eltern hingewiesen. So wurde bemängelt, dass nicht alle Eltern am erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung wirklich interessiert sind und für die Ausbildungsunternehmen als Ansprechpartner bei Konflikten im Rahmen der Ausbildung zur Verfügung stehen. Zukünftig will eine Großzahl der Betriebe Abbrüche mit Maßnahmen verhindern, die bereits vor Ausbildungsbeginn ansetzen und auf eine bessere Bewerberauswahl abzielen. Dazu gehören Betriebspraktika, eine intensivere Personalauswahl und die Anhebung der Mindestqualifikation. Das am häufigsten genannte Mittel „Betriebspraktika“ kann sicherlich einen wichtigen Beitrag im Prozess der Berufsorientierung und der Wahl des Ausbildungsbetriebs bzw. des Auszubildenden leisten, sie schützen jedoch nicht grundsätzlich vor einem Ausbildungsabbruch. Dies belegen die Ergebnisse des QuABBTeilnehmermonitorings. Insgesamt hatte eine Vielzahl der Teilnehmer ein mindestens 76


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vierwöchiges Praktikum im Ausbildungsbetrieb absolviert. Auch die Auswertungen der Studie des deutschen Handwerksinstituts zeigen ein ähnliches Bild. Nur 16 % der befragten Ausbildungsabbrecher hatten kein Praktikum im Ausbildungsberuf gemacht. Zudem war das Praktikum für die Hälfte der Jugendlichen ein Grund für die Betriebswahl.41 Sollen Betriebspraktika vor Ausbildungsabbrüchen schützen, ist es bei der Durchführung von Praktika wichtig, ein möglichst realistisches Bild des Berufsalltages zu vermitteln. Im Rahmen der Expertengespräche wurde darauf hingewiesen, dass die Bereitstellung von Praktikumsplätzen für viele Unternehmen eine große Herausforderung darstellt. So nannte beispielsweise ein Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich folgende zentrale Anforderungen: 

Es muss ein Arbeitsplatz eingerichtet werden.

Es muss ein Zugang für das Unternehmen, für die EDV-Infrastruktur, PC, Telefon, etc.) bereitgestellt werden.

Der Praktikant muss von Mitarbeitern des Ausbildungsbetriebes qualifiziert betreut und eingearbeitet werden.

Kleinere inhabergeführte Unternehmen gaben an, dass der Zeitfaktor für ein qualifiziertes Praktikum ein Hinderungsgrund ist, noch mehr Praktikumsstellen bereitzustellen. Rund ein Drittel der Ausbildungsbetriebe versucht über die Anhebung der Mindestqualifikation Ausbildungsabbrüche zu verhindern. In den Expertengesprächen wurde diese Sichtweise als rational angesehen. Allerdings wurde auch eingeräumt, dass eine solche Strategie für alle Unternehmen nicht erfolgversprechend sein kann, da sich die schulische Qualifikation der Auszubildenden nicht ad hoc erhöhen lässt. Letztlich müssen die Unternehmen lernen, so die Aussage einiger Gesprächspartner, mit den vorhandenen Auszubildenden ihren Fachkräftenachwuchs zu sichern. Wichtig war den Betrieben auch, auf die Bedeutung einer guten Kommunikation zwischen den Berufsschulen und den Betrieben hinzuweisen. Allerdings gibt es auch hier nach den Ergebnissen der Expertengespräche noch einen Verbesserungsbedarf. So wünschen sich die Unternehmen eine verbesserte und zeitnahe Information über die Fehlzeiten der Auszubildenden an der Berufsschule. Oftmals erfahren die Unternehmen gar nicht oder erst sehr spät, dass Auszubildende regelmäßig dem Berufsschulunterricht fern bleiben. Aus diesem Grund sind Ausbildungsbetriebe häufig überrascht und auch verärgert, dass sie viel zu spät – und oftmals nur auf Anfrage des Betriebs – über dieses Fehlverhalten informiert werden.

41 Greilinger, Andrea (2013), S. 46. Vgl. auch Piening, Dorothea; Hauschildt, Ursel; Heinemann, Lars; Rauner, Felix (2012), S. 40.

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Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Die Qualität der Ausbildung wird nach Einschätzung der Ausbildungsbetriebe in Zukunft eine größere Rolle einnehmen müssen. Nach Einschätzung der Unternehmen war es in der Vergangenheit häufig das einzige Ziel, die reine Quantität der Ausbildungsstellen zu steigern. Auch von Seiten der Politik, so die Einschätzung, stand das Ziel, genügend Ausbildungsplätze bereitzustellen, stets im Vordergrund. Aufgrund der stetig steigenden Herausforderungen im beruflichen Alltag, sei es was den Einsatz von elektronischen Medien, die gesteigerte Dienstleistungsbereitschaft und die höhere zeitlich Flexibilität anbelangt, wird es in Zukunft darauf ankommen, die geeigneten Auszubildenden über eine intensive Personalauswahl zu rekrutieren. Danach befragt, ob denn in Zukunft mit weniger Ausbildungsabbrüchen zu rechnen sei, antworteten die Ausbildungsbetriebe in der Mehrheit, dass dies nicht zu erwarten ist. Die Qualifikationsanforderungen werden nach Aussage der Gesprächspartner eher zunehmen. Das formale schulische Qualifikationsniveau wird sich jedoch, so die Einschätzung im Rahmen der Gespräche, nicht so schnell steigern lassen. Es ist im Gegenteil eher zu erwarten, dass die Schere zwischen den Anforderungen an die Auszubildenden und den Qualifikationsprofilen der Auszubildenden zunimmt. Gerade aus letztgenanntem Grund sind sich die Unternehmen im Rahmen der Expertengespräche einig gewesen, dass sich auch in Zukunft Ausbildungsabbrüche nicht komplett vermeiden lassen. Nur eine Vielzahl von Maßnahmen kann dabei helfen, die Anzahl der Abbrüche nachhaltig zu senken.

5.7

Identifikation von potenziellen Ausbildungsabbrechern

Um die Anzahl der Ausbildungsabbrüche nachhaltig zu senken, sind Kenntnisse über die Ursachen, die zum Abbruch führen können, von großer Bedeutung. Berücksichtigt man, dass rund 70 % der Ausbildungsabbrüche vermeidbar sind, dann kommt der Identifizierung von potenziellen Abbrechern sowie Maßnahmen zur Verhinderung eines Ausbildungsabbruchs eine hohe Bedeutung zu.42 Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass es eine Vielzahl von „schwachen Signalen“ gibt, die einen Abbruch der Ausbildung vorab signalisieren können. Im Rahmen der Projektumsetzung ist es relativ selten gelungen, die Auszubildenden proaktiv anzusprechen. Eine Grunderkenntnis aus dem Modellprojekt ist, dass die Auszubildenden viel zu spät auf Berufsschullehrer, Ausbildungsberater oder Ausbildungsbegleiter zugehen und sich um eine Unterstützung bei ihren Problemen bemühen. Oftmals sind die Konflikte und Probleme bereits eskaliert und es bedarf immenser Anstrengungen, um das Ausbildungsverhältnis noch zu retten. In vielen Fällen ist es dafür aber 42 Vgl. hierzu den Tätigkeitsbericht 2009 der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprojekts Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb (QuABB), S. 17.

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schon zu spät und es geht „nur“ noch darum, eine Anschlussperspektive in einem anderen Ausbildungsbetrieb oder Ausbildungsberuf zu entwickeln. Dies zeigen auch die Einschätzungen der Ausbildungsbegleiter zur Intensität der Probleme der Auszubildenden. Ein zentrales Ziel muss es deshalb sein, über ein „Frühwarnsystem“ so früh wie möglich Informationen und „schwache“ Signale über einen bevorstehenden Ausbildungsabbruch zu generieren und auszuwerten, um potenzielle Ausbildungsabbrecher zu identifizieren, bevor der Ausbildungsvertrag gelöst wird. Ein solches Frühwarnsystem ist ein wichtiger Baustein für die Identifizierung und die direkte Ansprache der Zielgruppe des Modellprojekts. Wenn eine rechtzeitige Identifikation der Zielgruppe gelingt, dann können zielgerichtet die Maßnahmen zur Vermeidung des Ausbildungsabbruchs eingesetzt werden. Insofern kann ein praktikables Frühwarnsystem eine entscheidende Rolle für die Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen sein. Der Nutzen eines Frühwarnsystems ist letztlich der Zeitgewinn, und damit die Möglichkeit, mit Präventionsmaßnahmen wesentlich effizienter und effektiver als mit Interventionsmaßnahmen einen Abbruch zu vermeiden. 5.7.1

Allgemeine Anforderungen an ein Frühwarnsystem

Ein Frühwarnsystem beinhaltet vier Elemente: 

Erstens gilt es Indikatoren zu benennen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Ausbildungsabbruch signalisieren. Hierbei besteht die Herausforderung darin, dass es erstens keine monokausale Ursache für einen Abbruch der Ausbildung gibt.

Zweitens stellt eine vorzeitige Vertragslösung im Regelfall das Ende eines mittel- bis langfristigen Prozesses dar. Es gibt eine Vielzahl von Indikatoren, die einen vorzeitigen Abbruch der dualen Ausbildung induzieren können. Als ausgewählte Beispiele seien an dieser Stelle genannt: -

Fehlzeiten in Betrieb und Berufsschule,

-

Zunahme der Konflikte im Betrieb,

-

Mangelnde Leistungsbereitschaft,

-

Konzentrationsschwächen,

-

Alkohol- oder Drogenmissbrauch,

-

Zunehmende Unzufriedenheit mit den Ausbildungsinhalten,

-

Schwache schulische Leistungen,

-

Aggressivität gegenüber Ausbildern, Mitschülern oder anderen Bezugspersonen.43

Mit der Aufzählung und Bestimmung von Frühwarnindikatoren ist jedoch nur ein erster Baustein für ein Frühwarnsystem erreicht. Von weitaus größerer Bedeutung ist zweitens 43 Vgl. Greilinger, Andrea (2013), S. 50. 79


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die Informationsbeschaffung, d.h. ein System, bei dem z.B. aus den Bereichen Eltern, Auszubildende, Berufsschule und Ausbildungsbetrieb systematisch Frühwarnindikatoren erhoben werden, um zeitnah die Gefahr eines Ausbildungsabbruchs zu erkennen. Wenn es um Signale geht, die relativ einfach zu quantifizieren und zu erheben sind wie Schulnoten und Fehlzeiten, mag dies relativ unproblematisch sein. Die Identifikation von Problemen aus dem privaten Umfeld der Auszubildenden stellt sich hingegen kompliziert dar. Für Berufsschullehrer oder Ausbilder ist es sehr schwierig, Konflikte im Elternhaus oder mit dem Partner, Probleme mit Wohnraumversorgung oder mit Finanzen zu erkennen. Für ein Frühwarnsystem ist es erforderlich, dass die Gruppe der Auszubildenden komplett „gescreent“ wird, da man ja nicht weiß, wer potenziell abbruchgefährdet ist. Besondere Herausforderung ist es dabei, nicht darauf zu warten, bis die Zielgruppe von sich aus aktiv wird. So ist insbesondere bei der Gruppe der Auszubildenden nicht zu erwarten, dass sie selbst das Problembewusstsein haben und eine Folgenabschätzung ihres (Fehl)Verhaltens vornehmen. Es wäre zudem verfehlt, sich darauf zu verlassen, dass die Azubis von sich aus das Gefährdungspotenzial ihres Ausbildungsverhältnisses erkennen und dieses sachgerecht abschätzen können. Deshalb kommt der Identifikation der potenziellen Abbrecher durch ein Frühwarnsystem eine so zentrale Bedeutung zu. So ist beispielsweise die Sensibilität der Auszubildenden über die vorhandenen Problemlagen im Gegensatz zu den Ausbildern sehr unterschiedlich ausgeprägt (vgl. Abbildung 51). Es genügt nicht, sich auf das Urteil der Auszubildenden zu verlassen, da diese im Regelfall die Gefahr eines Abbruchs unterschätzen. Abbildung 51 Vorzeichen für einen Ausbildungsabbruch (Mehrfachantworten möglich)

39%

Schlechte Noten im Abschlusszeugnis der allgemeinbildenden Schule

17% 62%

Schlechte Noten in der Berufsschule

34% 47%

Schlechtes Ergebnis in der Zwischenprüfung

30% 47%

Schlechte Leistungen im Betrieb

9% 64%

Häufiges unentschuldigtes Fehlen in Betrieb oder Schule

13% 0%

10% Ausbilder

20%

30%

40%

Ausbildungsabbrecher

Quelle: Westdeutscher Handwerkskammertag (2001), S. 70. Darstellung der Hessen Agentur.

80

50%

60%

70%


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Aus Gründen der Praktikabilität und der oftmals beschränkten Ressourcen empfiehlt es sich, sich auf eine bestimmte Anzahl von (Kern)Frühwarnindikatoren zu beschränken. Dies gilt natürlich auch für ein Modellprojekt: Hier bietet es sich an, mit einer begrenzten Anzahl von Frühwarnindikatoren zu beginnen, die relativ einfach zu erheben sind und dieses Frühwarnindikatorensystem dann entsprechend den Erkenntnissen des Modellprojekts zu modifizieren. Alternativ könnte man mit bestimmten Ausbildungsberufen beginnen, wo die Anzahl der Vertragslösungen überdurchschnittlich hoch ist. •

Drittes Element eines Frühwarnsystems ist die Informationsbewirtschaftung, d.h. die technische Umsetzung der Sammlung der verschiedenen Frühwarnindikatoren unter Beachtung des Datenschutzes. Dies kann über eine Datenbank erfolgen, wobei der Ressourceneinsatz sehr hoch ausfallen kann – in Abhängigkeit von den Personen, die Zugang zu diesem System haben. Als Alternative im Rahmen eines Modellprojekts bieten sich einfachere technische Lösungen an. So ist im Handlungskonzept des Staatlichen Schulamtes für den Lahn-Dill-Kreis und den Landkreis LimburgWeilburg eine Handreichung für Lehrkräfte enthalten, die den Umfang von einer DIN A4-Seite nicht übersteigt.

Viertes Element ist die Informationsverarbeitung, d.h. die Interpretation der erhobenen und aggregierten Frühwarnindikatoren. Liegt eine Gefährdung des Ausbildungsverhältnisses vor, dann können darauf aufbauend rechtzeitig Maßnahmen zur Stabilisierung der Ausbildung eingeleitet werden. Hier ist gegebenenfalls das Zusammenspiel einer Vielzahl von Akteuren notwendig, um die Informationen sachgerecht zu bewerten und Entscheidungen einzuleiten („Fallkonferenz“).

Ein solches Frühwarnsystem, das an dieser Stelle nur kurz skizziert werden kann, bietet die Chance einer frühzeitigen Erkennung der Zielgruppe. Der Zeitgewinn durch das rechtzeitige Identifizieren der potenziell abbruchgefährdeten Auszubildenden ermöglicht dann den Einsatz von Präventions- und Interventionsmaßnahmen mit höheren Erfolgsaussichten. Es hat darüber hinaus den Vorteil, dass es sukzessive implementiert werden kann und die technische Umsetzung nicht zwingend einen hohen Aufwand erfordert. Als Restriktionen bei der Umsetzung des Frühwarnsystems sind zu nennen: Hoher Aufwand bei großflächiger und umfassender Einführung sowie die Einhaltung des Datenschutzes. Zudem gibt es eine Unsicherheit über die Wirkungszusammenhänge zwischen den Frühwarnindikatoren und einem Ausbildungsabbruch. Es gibt Frühwarnindikatoren, die fast zwingend zu einem Abbruch führen (schwere Konflikte, Vertrauensmissbrauch), und „schleichende“ negative Veränderungen des Verhältnisses zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildendem. Auch ist zu berücksichtigen, dass nicht zu sensible Frühwarnindikatoren gewählt werden, da hier die Gefahr besteht, dass „Fehlalarme“ ausgelöst werden und der Auszubildende zu einem potenziellen Ausbildungsabbrecher „gestempelt“ wird.

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5.7.2

Stand des „Frühwarnsystems“ im Rahmen des Modellprojekts QuABB

In einzelnen Modellregionen hat man Instrumente wie das „Stimmungsbarometer“ oder Unterrichtseinheiten eingesetzt und damit erste wertvolle Erkenntnisse gewonnen. So sind insbesondere in der Modellregion Lahn-Dill-Kreis vielfältige Erfahrungen mit verschiedenen Unterrichtseinheiten zu den Themenkomplexen „Konflikte in der Ausbildung“ oder „Ausbildungsabbrüche und deren Gründe“ gesammelt worden. Darüber hinaus wurde im Jahr 2011 der „Werkzeugkoffer“ in allen Regionen eingesetzt. Im Werkzeugkoffer sind verschiedene grundlegende Informationen und Materialien aus dem Themenbereich „Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“ zusammengefasst. Der Einsatz der verschiedenen Instrumente erfolgt freiwillig. Ein Schwerpunkt der Materialien liegt im Bereich der Prävention. Aus der Sicht der wissenschaftlichen Begleitung ist festzuhalten, dass die im Werkzeugkoffer enthaltenen Materialien erste Ansätze eines „Frühwarnsystems“ darstellen. Ein aktives „Identifizieren“ von potenziell gefährdeten Auszubildenden erfolgt derzeit noch nicht. Dies unterscheidet die Instrumente des „Werkzeugkoffers“ von dem zuvor skizzierten Frühwarnsystem, bei dem nach Vorliegen einzelner oder mehrerer Warnzeichen automatisch eine Aktion, sprich der Kontakt mit den Auszubildenden, aufgenommen wird. Vielmehr dienen die bisher eingesetzten Instrumente dazu, die Themen Konflikte und Abbruch während der Ausbildung zu thematisieren und damit einen „Aufhänger“ und Anlass zu bieten, mit den Berufsschülern ins Gespräch zu kommen und für das Angebot des Modellprojekts QuABB zu werben. Die Instrumente können somit helfen, für das Thema „Problematik und Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“ zu sensibilisieren und sie sind somit ein wichtiger Baustein für die Prävention. Bisher ist es jedoch, so auch die Einschätzung aus den Expertengesprächen, nicht gelungen, über den „Werkzeugkoffer Frühwarnsystem“ eine höhere Anzahl von Auszubildenden im Vorfeld eines Ausbildungsabbruchs zu identifizieren. Ein Zeitgewinn gegenüber dem derzeitigen Status quo, welcher ermöglichen würde, früher als bisher in die Beratung und Unterstützung der Ausbildenden einzusteigen, kann mit den Instrumenten momentan noch nicht erreicht werden. Im Handlungskonzept des Staatlichen Schulamtes für den Lahn-Dill-Kreis und den Landkreis Limburg-Weilburg gibt es ein Frühwarnsystem, das die Anforderungen an eine rechtzeitige Identifizierung der Zielgruppe prinzipiell erfüllt. Kern ist eine einfache und transparente Auflistung von wesentlichen Frühwarnindikatoren, die neben dem schulischen Werdegang und Testergebnissen auch Fehlzeiten und Sozialverhalten erfasst, um frühzeitig potenzielle Abbrecher identifizieren zu können. Im Rahmen des Modellprojekts ist dieses einfache System der Früherkennung von potenziellen Ausbildungsabbrechern temporär getestet worden. Die gemachten Erfahrungen zeigen, dass die Imple82


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mentierung eines solchen Systems nicht beiläufig erfolgen sollte. Nur wenn alle beteiligten Akteure mitmachen, kann sich Erfolg einstellen. Hierzu wird es in Zukunft nötig sein, den Nutzen eines solchen Systems deutlich zu kommunizieren, um mögliche Widerstände gegen ein solches Früherkennungssystem abzubauen. Abschließend bleibt somit festzuhalten, dass in der Theorie die Vorzüge und der Nutzen eines solchen Systems sich deutlich ablesen lassen. In der Praxis und im Verlauf des Modellprojekts hat sich herausgestellt, dass die Entwicklung und Implementierung eines Frühwarnsystems einen hohen Aufwand erfordert. Die Lösung dieser komplexen Aufgabenstellung bedarf viel Zeit. Darüber hinaus ist eine Vielzahl von technischen und datenschutzrechtlichen Fragen zu beantworten. Es bleibt daher spannend, wie die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie „Einführung eines elektronisch gestützten Fehlzeitenmanagements im Rahmen des Früherkennungssystems an hessischen Berufsschulen“ ausfallen.

5.8

Ergebnisse der Expertengespräche

Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprojekts nahmen die Interviews mit den direkt beteiligten Handlungsakteuren einen großen Raum ein. Die ein bis drei-stündigen Gespräche wurden mit Ausbildungsbegleitern, Beratungslehrern, Vertretern der Staatlichen Schulämter, Koordinierungslehrern, Vertretern der Handwerkskammern und der Industrie- und Handelskammern sowie dem Projektträger INBAS durchgeführt. Im Vordergrund standen vor allem die Ergebnisse des Modellprojekts und die Option, ein Unterstützungs- und Beratungsangebot flächendeckend in Hessen zu implementieren. Die Ergebnisse der Expertengespräche werden im Folgenden in komprimierter und aggregierter Form dargestellt, ohne dass Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind. Vorab kann konstatiert werden, dass die Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Expertengesprächen sich im letzten Jahr der wissenschaftlichen Begleitung gegenüber denen, die im Laufe des Modellprojekts geführt wurden, nur in Nuancen geändert haben. Neue Erkenntnisse, bzw. Sachverhalte, die es Rahmen der weiteren Umsetzung des Modellprojekts noch zwingend zu beachten sind, konnten nicht gewonnen werden. Die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren hat sich im Laufe der Projektlaufzeit „eingespielt“. In der tagtäglichen Praxis gibt es naturgemäß Unterschiede. So variiert die Qualität der direkten Zusammenarbeit vor Ort zwischen den Ausbildungsbegleitern, den Ausbildungsberatern und den Beratungslehrern. Als einer der größten Erfolge des Modellprojekts wurde angeführt, dass die Thematik von Ausbildungsabbrüchen verstärkt in den Fokus der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik gerückt ist. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des sich ab83


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zeichnenden Fachkräftemangels hat die Thematik der Ausbildungsabbrüche einen höheren Stellenwert erhalten. Das Modellprojekt hat nach Auffassung der Gesprächspartner schon jetzt einen wertvollen Beitrag dazu geleistet, das Thema aufzugreifen und Maßnahmen umzusetzen. Dies wird in allen Modellregionen als ein wichtiger Erfolg gewertet. Darüber hinaus ist es aus Sicht der Akteure gelungen, eine spezifische Beratungskompetenz für die Zielgruppe aufzubauen. So ist es gelungen, das Beratungsportfolio für die Auszubildenden durch innovative Maßnahmen zu erweitern. Durch das Angebot des Modellprojekts QuABB gelingt es nun, sich auch um sehr schwierige, komplexe und zeitaufwendige „Problemfälle“ zu kümmern und auf den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung hinzuwirken. Zunehmend profitiert das Modellprojekt QuABB vom Aufbau der Reputation bei der Zielgruppe. Dies lässt erwarten, dass in Zukunft vermehrt Auszubildende die Angebote von QuABB nutzen. Auch die Einbindung der Thematik von Ausbildungsabbrüchen in Ausbildungseignerprüfungen und Meisterlehrgängen wird als ein wichtiger Präventionsbaustein im Rahmen der Strategie von QuABB gewertet. In den Tätigkeitsberichten 2009, 2010 und 2011 der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprojekts QuABB wurde auf das Erfordernis eines einheitlichen und praxistauglichen Handlungskonzepts für die Beratungslehrer hingewiesen. Nach Auskunft des Hessischen Kultusministeriums ist dieses Konzept in Arbeit und steht unmittelbar vor der Fertigstellung. Im Rahmen der Expertengespräche vor Ort und auf Basis der Auswertung des begleitenden Monitorings lassen sich Verbesserungspotenziale identifizieren. Im Kern handelt es sich um Aspekte, die bereits im Tätigkeitsbericht 2009 thematisiert worden sind. Sie haben an Bedeutung nicht abgenommen, sondern sind weiterhin von hoher Relevanz. Die wesentlichen Potenziale zur Optimierung des Modellprojekts sind: 

Die Zusammenarbeit bei der Beratung und Unterstützung der potenziellen Ausbildungsabbrecher ist zu intensivieren. Ein singuläres Vorgehen ist bei der Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen aufgrund der multiplen Problemlagen nicht erfolgversprechend. Hierzu ist eine vorbehaltlose und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den regionalen Partnern notwendig.

Auch in Zukunft sind Doppelstrukturen zu vermeiden. Deshalb gilt es, insbesondere bei einer Ausdehnung des Beratungsangebots, auf die bereits vorhandenen Unterstützungs- und Beratungsangebote aufzubauen und deren spezifische Kompetenzen zu berücksichtigen. Eine Konkurrenz im Sinne eines Wettbewerbs um die Beratung von Auszubildenden mit Problemen sollte auf jeden Fall vermieden werden.

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Der regelmäßige Austausch, etwa durch kontinuierlich stattfindende Abstimmungstreffen, ist fortzuführen und gegebenenfalls auszubauen, um das gegenseitige Verständnis für die Arbeit der anderen Projektpartner zu vertiefen und das Modellprojekt als Ganzes zu befördern. Hierzu gehört insbesondere eine verstärkte projektinterne Öffentlichkeitsarbeit. Wo geboten, kann eine formale Kooperationsvereinbarung zwischen den Partnern hilfreich sein.

Weiterhin sind Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit über das Modellprojekt QuABB für die Zielgruppe der Ausbildungsbetriebe und der Eltern zu forcieren.

Die frühzeitige Identifikation der Zielgruppe hat weiterhin hohe Priorität. Alle am Modellprojekt beteiligten Akteure sind gefordert, über eine intensive Zusammenarbeit die frühzeitige Identifikation der Zielgruppe im Fokus zu behalten.

Lehrer und Beratungslehrer können aufbauend auf einer frühzeitigen Identifikation der Zielgruppe durch individuelle Förderpläne oder Fördermaßnahmen die Lernmotivation und Leistungsbereitschaft vor allem leistungsschwacher Auszubildender stärken. Probleme im persönlichen Umfeld sind über die Förderpläne jedoch nicht lösbar.

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6

Fazit und Ausblick

Ein zentrales Ziel des Modellprojekts „Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb“ (QuABB) ist es, die Anzahl der vermeidbaren Ausbildungsabbrüche nachhaltig zu senken. Darüber hinaus gilt es zum Einen Erfahrungen und Kenntnisse zu sammeln, mit welchen Maßnahmen sich Ausbildungsabbrüche vermeiden lassen, und zum Anderen innovative Wege der Prävention von Ausbildungsabbrüchen zu beschreiten. Die rechtzeitige Identifizierung der Zielgruppe – potenzielle Ausbildungsabbrecher – stellt dabei eine große Herausforderung dar. Die Wahrscheinlichkeit zur Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses fällt umso höher aus, je früher die Jugendlichen auf ein unterstützendes Beratungsangebot zugreifen können. Das Modellprojekt QuABB wird in sehr unterschiedlichen Regionen umgesetzt, was deren regionale Arbeitsmarkt- und Ausbildungsmarktsituation anbelangt. Die institutionelle Umsetzung variiert ebenfalls zwischen den Modellregionen. Über 3.700 Teilnehmer nutzten bis Mitte des Jahres 2013 die Beratungs- und Unterstützungsangebote von QuABB, davon haben mehr als die Hälfte das Modellprojekt wieder verlassen. In der Gesamtbetrachtung ist die Reichweite des Modellprojekts noch unbefriedigend. Der Zugang in das Modellprojekt erfolgt im Regelfall viel zu spät. Was die Struktur der Teilnehmer betrifft, so liegen bei mehr als einem Drittel der Teilnehmer multiple Problemlagen vor, die das erfolgreiche Absolvieren einer dualen Ausbildung gefährden. Die zum Teil gravierenden Probleme der Auszubildenden erfordern eine intensive und individuelle Betreuung der Teilnehmer. Probleme im Betrieb, genauer Konflikte im Ausbildungsbetrieb, stellen in allen Modellregionen die zentrale Gefahr für einen Ausbildungsabbruch dar. Probleme in der Berufsschule und Probleme im persönlichen Umfeld sind gegenüber den Konflikten im Ausbildungsbetrieb, was die Quantität anbelangt, nachrangig. Dies darf jedoch nicht dazu verleiten, die Gründe für Ausbildungsabbrüche einseitig auf der Ebene der Ausbildungsbetriebe zu sehen. Vielmehr sind es oftmals gerade Probleme im persönlichen Umfeld der Auszubildenden, die Ursache für die Probleme im Ausbildungsbetrieb sind. Erfreulich ist die Tatsache, dass nach Verlassen des Modellprojekts rund 61 % der Teilnehmer in ihrem Ausbildungsberuf tätig sind und weitere 10 % die Ausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen haben. Diese „Erfolgsquote“ ist über die gesamte Projektlaufzeit festzustellen. Die Teilnehmerbefragung ergibt wichtige Hinweise auf den Zugang in das Modellprojekt und zeigt deutlich, dass das Angebot von QuABB von den Jugendlichen angenommen wird. Rund 70 % der Teilnehmer antworteten, dass ihnen die Beratung und Unterstützung weitergeholfen haben und über 93 % würden das Modellprojekt QuABB weiter-

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empfehlen. Das Modellprojekt erfährt von den Auszubildenden somit eine sehr hohe Wertschätzung. Vielen Auszubildenden konnte im Rahmen des Modellprojekts QuABB bei Konflikten und Problemen während der Ausbildung eine wertvolle Unterstützung angeboten werden. Der Einsatz der Ausbildungsbegleiter und der Beratungslehrer hat sich gelohnt, auch wenn eine Vergleichsgröße zum „Nettoeffekt“ der eingesetzten Maßnahmen fehlt. Wertvolle Erfahrungen konnten über das Thema „Ausbildungsabbruch“ gewonnen werden. In vielen Modellregionen ist es gelungen, ein Netzwerk zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen zu implementieren. Ein nicht zu unterschätzender Erfolg ist es, dass die Thematik Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen in vielen Modellregionen deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen hat. Dies lässt erwarten, dass zusammen mit der Vernetzung der Akteure der Grundstein für ein dauerhaftes Unterstützungs- und Beratungsnetzwerk gelegt ist. Im Rahmen der verbleibenden Projektlaufzeit gilt es, die bereits gewonnenen Erfahrungen zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen systematisch auszuwerten und zu sichern. Hierzu gehören insbesondere die Erkenntnisse zur zeitnahen und rechtzeitigen Identifikation der Zielgruppe. Ausblick Die Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen ist ein wichtiger Baustein im Rahmen der vielfältigen Maßnahmen zur langfristigen Fachkräftesicherung in Hessen. Das Thema Fachkräftesicherung wird aufgrund des demografischen Wandels in Zukunft eine noch größere Rolle einnehmen. Dies gilt nicht nur für die bisher ausgewählten Modellregionen, sondern für ganz Hessen. Das spezifische Unterstützungsangebot der Ausbildungsbegleiter und Beratungslehrern hat im Laufe der bisherigen Projektlaufzeit dazu geführt, dass mehr als 2.000 Ausbildungsverhältnisse stabilisiert bzw. eine duale Ausbildung erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Unter der Annahme, dass ein Ausbildungsabbruch im Durchschnitt im Bereich der IHK und HWK über 7.000 Euro Nettokosten verursacht, sind somit erhebliche Kosten durch das Modellprojekt eingespart worden. Hinzuzurechnen ist die Vermeidung der sozialen Folgekosten, weil Maßnahmen zur beruflichen Integration im Anschluss an den Abbruch der Ausbildung oder Transferzahlungen eingespart werden konnten. Auf der Habenseite steht zudem der langfristige persönliche Nutzen für die Teilnehmer, denn eine abgeschlossene Berufsausbildung ist eine der zentralen Voraussetzungen für die Senkung des individuellen Arbeitslosigkeitsrisikos und den erfolgreichen Start in das Berufsleben.

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Dieses Ergebnis sollte Anlass sein, eine Verstetigung bzw. Ausweitung des Beratungsangebots zu überprüfen. Wie schon zuvor in den Tätigkeitsberichten der Hessen Agentur erläutert, gilt es bei einer nachhaltigen Bereitstellung eines Beratungs- und Unterstützungsangebots für abbruchgefährdete Auszubildende in Hessen folgende Aspekte besonders zu berücksichtigen: 

Der Aufbau und die kontinuierliche Arbeit eines Betreuungsnetzwerks bedürfen einer langfristig abgesicherten Finanzierungsgrundlage. Hierbei gilt es, die Option der Einbindung von Partnern aus den Ausbildungsbetrieben, Berufsschulen und kommunalen Akteuren zu überprüfen. Durch die direkte finanzielle Beteiligung kann es gelingen, den Anreiz zu verstärken, sich aktiv am Netzwerk zu Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen zu beteiligen.

In den Regionen, in denen das Modellprojekt QuABB bisher noch nicht implementiert wurde, gilt es zu überprüfen, welche bereits vorhandenen artverwandten Angebote oder Initiativen eingebunden werden können. Eine Verdrängung bzw. ein Aufbau von doppelten Strukturen gilt es dringend zu vermeiden.

Für die Verteilung der Ressourcen und Ausbildungsbegleiter sollte im Falle der hessenweiten Implementierung eines Betreuungsnetzwerks die Anzahl der Auszubildenden als Verteilungsmaßstab gewählt werden. Hierbei ist sicherzustellen, dass die Verteilung der Ressourcen und Ausbildungsbegleiter die Anzahl der potenziellen Teilnehmer, d.h. die Anzahl der Auszubildenden widerspiegelt.

Die Reichweite des Modellprojekts kann und sollte gesteigert werden, um die Anzahl der Ausbildungsabbrecher zu senken. Ein Ansatzpunkt auch im Hinblick auf die Etablierung eines Frühwarnsystems ist eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit bei Eltern.

Der Zugang zu den Auszubildenden sollte durch ein niedrigschwelliges Beratungsangebot an den Berufsschulen ermöglicht werden. Deshalb ist eine möglichst hohe Präsenz der Ausbildungsbegleiter an den Berufsschulen zu gewährleisten.

Die Aufgabenteilung zwischen den Akteuren und Netzwerkpartnern, insbesondere zwischen den Berufsschulen, Ausbildungsberatern und Ausbildungsbegleitern, ist von Anfang an klar zu regeln. Hierbei sind auch weiterhin die vielfältigen Aspekte des Datenschutzes rechtzeitig zu integrieren.

Erst im Laufe des Modellprojekts ist es sukzessive gelungen, den direkten Zugang zu Ausbildungsunternehmen zu erreichen. In Zukunft sollte deshalb der Zielgruppe der Ausbildungsunternehmen eine hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hierbei ist insbesondere an Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit zu denken.

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Ebenso ist es von hoher Bedeutung, durch geeignete Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit die Zielgruppe Eltern zu informieren. Die Eltern der Auszubildenden müssen wissen, dass ein Betreuungsnetzwerk für abbruchgefährdete Jugendliche existiert.

Von höchster Priorität ist es, die richtige Zielgruppe rechtzeitig zu erreichen, da Konflikte in der Ausbildung rasch eskalieren können und sich Abbrüche sehr schnell vollziehen. Aus diesem Grund sind alle Maßnahmen im Sinne eines geeigneten "Frühwarnsystems" zu forcieren, die sicherstellen, dass die Beratung zeitnah die richtige Zielgruppe erreicht.

Das Ziel, vermeidbare Ausbildungsabbrüche zu minimieren, sollte weiter konsequent verfolgt werden. Der Nutzen der öffentlichen Förderung eines flächendeckenden Beratungsangebots ist aufgrund der negativen Auswirkungen eines Abbruchs für den Ausbildungsbetrieb und den Auszubildenden als sehr hoch einzuschätzen und rechtfertigt einen hohen Mitteleinsatz.

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Tabellenverzeichnis Tabelle

Seite

1

Arbeitslosigkeit in Hessen 2012 ........................................................................................... 16

2

Anteil der Auszubildenden nach Ausbildungsbereichen in den Modellregionen im Jahr 2012 ....................................................................................................................... 18

3

Schulische Vorbildung der Auszubildenden bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen nach Zuständigkeitsbereichen in Hessen im Jahr 2012 ...................................... 20

4

Schulische Vorbildung der Auszubildenden bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in den Modellregionen im Jahr 2012 ................................................................... 21

5

Verteilung der Auszubildenden und Vertragslösungen nach Ausbildungsbereichen und Modellregionen in Hessen im Jahr 2012 ............................................................................ 24

6

Dauer der Teilnahme am Modellprojekt .............................................................................. 30

7

Schulische Vorbildung der Teilnehmer nach Modellregionen ............................................. 35

8

Teilnehmer nach Betriebsgrößenklassen der Ausbildungsbetriebe .................................... 42

9

Repräsentativität der Befragung: Merkmale der Teilnehmer im Vergleich ......................... 63

10 Grundgesamtheit der Betriebe nach Branchen, Beschäftigten und Auszubildenden .......... 69 11 Auszubildende 2012 nach Verwaltungsbezirken und Ausbildungsbereichen ...................... 99 12 Arbeitslosenquoten bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 15- bis unter 20 Jahre..... 100 13 Arbeitslosigkeit in den Modellregionen .............................................................................. 101 14 Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – 15 bis unter 20 Jahre ..... 103 15 Entwicklung der Anzahl der Auszubildenden und der Vertragslösungen .......................... 103 16 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt ......... 104

93


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildungsverzeichnis Abbildung

Seite

1

Modellregionen in QuABB ...................................................................................................... 7

2

Typologie von Ausbildungsabbrüchen ................................................................................. 10

3

Beruflicher Verbleib nach Vertragslösung ............................................................................ 12

4

Verteilung der Auszubildenden nach Regionen in Hessen im Jahr 2012............................. 17

5

Ausbildungsmarktsituation in den Modellregionen gemäß Berufsberatungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit zum 30.09.2012 ........................................................................... 19

6

Vertragslösungen in der Probezeit nach Modellregion im Jahr 2012 ................................... 23

7

Entwicklung der Teilnehmerzahlen je Quartal im Modellprojekt 2009 bis 2013 ................... 26

8

Entwicklung der Zahl der Zugänge in das Modellprojekt je Quartal ..................................... 27

9

Anzahl aller Zugänge nach Modellregionen 2009 bis 2013 ................................................. 28

10 Reichweite des Modellprojekts QuABB im Jahr 2012 ......................................................... 29 11 Geschlecht der Teilnehmer nach Modellregion .................................................................... 31 12 Altersstruktur der Teilnehmer bei Eintritt in das Modellprojekt ............................................. 32 13 Anteil der Teilnehmer mit Migrationshintergrund ................................................................. 33 14 Teilnehmer am Modellprojekt nach schulischer Qualifikation .............................................. 34 15 Anteil der Teilnehmer am Modellprojekt, die vor Beginn der Ausbildung eine zwischengeschaltete Fördermaßnahme absolviert haben ................................................... 36 16 Teilnehmer am Modellprojekt QuABB, die vorher ein mindestens vierwöchiges Praktikum im Ausbildungsbetrieb absolviert haben .............................................................. 37 17 Ausbildungsjahr der Teilnehmer am Modellprojekt QuABB ................................................. 38 18 Teilnehmer am Modellprojekt nach Ausbildungsbereichen .................................................. 39 19 Teilnehmer im Ausbildungsbereich Industrie und Handel nach Modellregion ...................... 40 20 Teilnehmer im Ausbildungsbereich Handwerk nach Modellregion ....................................... 41 21 Betriebsgrößenklasse der Ausbildungsbetriebe der Teilnehmer .......................................... 42

94


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung

Seite

22 Anteil der Teilnehmer mit vorherigem Ausbildungsabbruch ................................................ 43 23 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt .................................................................. 44 24 Anteil der Teilnehmer mit multiplen Problemlagen .............................................................. 45 25 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt: Probleme im Betrieb ................................ 46 26 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt nach Modellregionen: Probleme im Betrieb ........................................................................................................... 47 27 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt: Probleme in der Berufsschule ................. 48 28 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt nach Modellregionen: Probleme in der Berufsschule ............................................................................................. 49 29 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt: Probleme im persönlichen Umfeld .......... 50 30 Gründe für die Aufnahme in das Modellprojekt nach Modellregionen: Probleme im persönlichen Umfeld ...................................................................................... 51 31

Maßnahmen im Rahmen des Modellprojekts QuABB ....................................................... 52

32 Maßnahmen zur Lösung von Problemen im Betrieb .......................................................... 53 33 Maßnahmen zur Lösung von Problemen in der Berufsschule ............................................ 54 34 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt ........... 55 35 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt regional .............................................................................................................................. 56 36 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt nach Geschlecht ........................................................................................................................... 57 37 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt nach Ausbildungs- bzw. Zuständigkeitsbereichen........................................................................ 58 38 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt nach Migrationshintergrund .......................................................................................................... 59 39 Gründe für den Abbruch der Ausbildung ............................................................................ 60 40 Zugangswege zum Ausbildungsberuf der Teilnehmer ....................................................... 64 41 Anteil der Teilnehmer mit einem Praktikum in ihrem Ausbildungsberuf .............................. 64 42 War der Ausbildungsbetrieb, in dem Sie die Ausbildung begonnen haben, Ihr Wunschbetrieb?

65

95


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Abbildung

Seite

43 Zugang zum Modellprojekt bei der letzten Teilnehmerbefragung ....................................... 66 44 Erwartungen an das Modellprojekt bei der letzten Teilnehmerbefragung ........................... 67 45 Unterstützung im Rahmen des Modellprojekts bei der letzten Teilnehmerbefragung ......... 68 46 Anzahl der Ausbildungsabbrüche ......................................................................................... 70 47 Anzahl der Ausbildungsabbrüche nach Branchenzugehörigkeit .......................................... 71 48 Gründe für Ausbildungsabbrüche aus Sicht der Betriebe ................................................... 72 49 Umgesetzte Maßnahme zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen ................................ 73 50 Zukünftige Maßnahmen zur Prävention von Ausbildungsabbrüchen ................................... 74 51 Vorzeichen für einen Ausbildungsabbruch .......................................................................... 80

96


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Anhang

97


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

98


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 11 Auszubildende 2012 nach Verwaltungsbezirken und Ausbildungsbereichen davon im Ausbildungsbereich Insgesamt

Modellregion Darmstadt

Industrie und Handel

Handwerk

Landwirtschaft

Öffentlicher Dienst

Freie Berufe

7.310

4.641

1.776

104

241

548

15.228

11.003

2.365

107

526

1.227

Modellregion Offenbach

5.903

3.487

1.532

103

170

611

Groß-Gerau

3.334

2.184

782

41

80

247

Gießen

4.743

2.720

1.300

107

243

373

Lahn-Dill-Kreis

4.848

3.083

1.254

76

90

345

Modellregion Kassel

8.788

5.682

1.904

144

422

636

Fulda

5.314

3.093

1.583

89

191

358

Hersfeld-Rotenburg

2.323

1.473

596

23

71

160

Odenwaldkreis

1.289

672

475

23

29

90

Main-Kinzig-Kreis

5.961

3.576

1.702

112

126

445

Kreis Bergstraße

3.127

1.497

1.253

69

65

243

QuABB

68.168

43.111

16.522

998

2.254

5.283

Hessen

102.505

62.247

26.898

1.937

3.334

8.089

Frankfurt am Main

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Berechnungen der Hessen Agentur.

99


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Tabelle 12 Arbeitslosenquoten bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 15- bis unter 20 Jahre Jahr Kreise und kreisfreie Städte

2008

Darmstadt, Wissenschaftsstadt

7,3

6,4

5,3

5,7

6,8

Frankfurt am Main

9,7

8,1

6,8

6,6

6,7

Offenbach am Main, Stadt

8,6

7,9

7,7

7,2

7,8

Wiesbaden, Landeshauptstadt

8,5

7,9

8,2

7,0

6,8

Bergstraße

2,3

2,3

2,1

1,4

1,2

Darmstadt-Dieburg

3,6

3,6

3,2

3,2

2,9

Groß-Gerau

4,9

4,0

3,9

3,3

3,5

Hochtaunuskreis

2,2

1,9

1,7

1,9

1,5

Main-Kinzig-Kreis

3,3

3,2

3,1

4,1

3,9

Main-Taunus-Kreis

3,2

3,8

2,9

2,0

2,2

Odenwaldkreis

3,2

3,1

2,9

3,8

3,8

Offenbach

6,5

5,2

4,0

3,7

3,3

Rheingau-Taunus-Kreis

2,7

2,2

1,7

2,2

1,8

Wetteraukreis

4,2

4,5

3,8

3,1

3,2

Gießen

5,8

4,7

3,8

3,9

3,8

Lahn-Dill-Kreis

4,5

4,5

4,1

3,3

2,8

Limburg-Weilburg

3,9

3,7

3,0

2,9

2,7

Marburg-Biedenkopf

3,7

3,5

3,0

3,1

2,3

Vogelsbergkreis

2,7

2,0

2,0

1,8

2,5

Kassel, documenta-Stadt

9,0

11,2

10,0

10,3

9,6

Fulda

2,7

2,8

2,0

1,7

1,7

Hersfeld-Rotenburg

4,1

3,8

3,5

3,1

3,1

Kassel

3,5

4,2

3,9

3,8

3,4

Schwalm-Eder-Kreis

3,8

3,5

3,2

2,7

2,6

Waldeck-Frankenberg

3,1

3,4

2,7

2,5

2,7

Werra-Meißner-Kreis

4,8

5,8

4,6

4,2

4,2

2009

2010

2011

Quelle: Arbeitsmarktstatistik der Bundesanstalt für Arbeit; QuABB-Modellregionen (Phase III) sind grau hinterlegt.

100

2012


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 13 Arbeitslosigkeit in den Modellregionen Arbeitslose Jahr Kreise und kreisfreie Städte

Arbeitslosenquote bez. auf alle zivile Erwerbspersonen

Arbeitslosenquote bez. auf alle zivile Erwerbspersonen

Anzahl

15 bis unter 20 Jahre Anzahl

15 bis unter 25 Jahre Anzahl

Prozent

15 bis unter 25 Jahre Prozent

Darmstadt

4.540

104

464

6,0

5,8

Darmstadt-Dieburg, Landkreis Modellregion Darmstadt

6.980 11.520

150 254

716 1.180

4,5

4,4

Frankfurt am Main

25.724

414

2.070

7,4

7

Offenbach am Main

6.517

118

517

10,7

8,2

Offenbach, Landkreis

9.837

166

866

5,6

5,2

Modellregion Offenbach

16.354

284

1.383

Groß-Gerau, Landkreis

7.853

143

787

5,8

5,4

Gießen, Landkreis

9.275

149

953

7,0

6,1

Lahn-Dill-Kreis

7.746

136

827

5,8

5,2

Kassel

9.517

214

1.078

9,9

9,8

Kassel, Landkreis

5.981

127

666

4,9

5,4

Modellregion Kassel

15.498

341

1.744

Fulda, Landkreis

4.080

76

410

3,6

2,9

Hersfeld-Rotenburg, Landkreis

3.207

67

351

5,2

4,9

Odenwaldkreis

2.850

78

334

4,3

3,8

Main-Kinzig-Kreis

10.659

269

1.189

5,0

5,1

Kreis Bergstraße

6.286

54

399

4,6

2,7

178.323

3.302

17.466

5,7

5,3

Darmstadt

4.528

91

413

6,0

5,3

Darmstadt-Dieburg, Landkreis

7.608

166

787

5,0

4,9

Modellregion Darmstadt Frankfurt am Main

12.136

257

1.200

25.628

420

2.113

7,5

7,1

Offenbach am Main

6.520

115

505

10,7

7,9

Offenbach, Landkreis

10.824

186

892

6,1

5,0

Modellregion Offenbach

17.344

301

1.397

Groß-Gerau, Landkreis

7.301

135

710

5,4

4,9

Gießen, Landkreis

9.272

156

900

7,0

5,8

Lahn-Dill-Kreis

8.011

154

835

6,0

5,3

Kassel

9.626

226

1.064

10,2

10,0

Kassel, Landkreis

6.061

143

665

5,0

5,4

Modellregion Kassel

15.687

369

1.729

Fulda, Landkreis

4.498

75

450

4,0

3,3

2012

Hessen 2011

Hersfeld-Rotenburg, Landkreis Hessen

3.022

68

316

4,9

4,6

182.534

3.447

17.477

5,9

5,3

101


Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Arbeitslose Jahr Kreise und kreisfreie Städte

Arbeitslosenquote bez. auf alle zivile Erwerbspersonen

Arbeitslosenquote bez. auf alle zivile Erwerbspersonen

Anzahl

15 bis unter 20 Jahre Anzahl

15 bis unter 25 Jahre Anzahl

Prozent

15 bis unter 25 Jahre Prozent

4.947

91

422

6,6

5,3

Darmstadt-Dieburg, Landkreis

8.242

173

868

5,4

5,4

Modellregion Darmstadt Frankfurt am Main

13.189

264

1.290

26.827

458

2.280

7,9

7,5

Offenbach am Main

6.815

133

567

11,3

8,8

Offenbach, Landkreis

11.297

212

1.007

6,4

5,5

Modellregion Offenbach

18.112

345

1.574

Groß-Gerau, Landkreis

8.057

169

868

6,0

6,0

Gießen, Landkreis

9.994

166

960

7,6

6,1

Lahn-Dill-Kreis

9.236

208

1.089

6,9

6,8

Kassel

9.837

233

1.068

10,5

10,1

Kassel, Landkreis

6.417

152

711

5,3

5,7

Modellregion Kassel

16.254

385

1.779

Fulda, Landkreis

5.476

88

544

4,9

4,0

Hersfeld-Rotenburg, Landkreis

3.663

81

397

6,0

5,6

197.932

3.807

19.792

6,4

6,0

Darmstadt

5.497

118

514

7,3

6,4

Darmstadt-Dieburg, Landkreis

8.546

205

953

5,6

5,8

Modellregion Darmstadt Frankfurt am Main

14.043

323

1.467

28.122

581

2.635

8,3

8,6

Offenbach am Main

6.899

143

610

11,4

9,5

Offenbach, Landkreis

11.388

300

1.242

6,4

6,7

Modellregion Offenbach

18.287

443

1.852

Groß-Gerau, Landkreis

8.397

182

970

6,2

6,6

Gießen, Landkreis

10.834

213

1.192

8,2

7,6

Lahn-Dill-Kreis

9.555

248

1.302

7,1

7,9

Kassel

11.595

285

1.311

12,4

12,5

Kassel, Landkreis

7.343

170

861

6,0

6,9

Modellregion Kassel

18.938

455

2.172

Fulda, Landkreis

6.414

133

766

5,8

5,5

Hersfeld-Rotenburg, Landkreis

4.452

96

543

7,3

7,5

211.155

4.611

23.372

6,8

7,0

2010 Darmstadt

Hessen 2009

Hessen

Quelle: Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit, Jahresdurchschnitt.

102


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 14 Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – 15 bis unter 20 Jahre Berichtsjahr

Hessen

Reg.-Bez. Darmstadt

Reg.-Bez. Gießen

Reg.-Bez. Kassel

2008

4,7

5,0

4,3

4,1

2009

4,4

4,6

3,9

4,5

2010

3,9

4,0

3,3

3,9

2011

3,7

3,9

3,1

3,6

2012

3,5

3,8

2,8

3,5

Quelle: Arbeitsmarktstatistik der Bundesanstalt für Arbeit

Tabelle 15 Entwicklung der Anzahl der Auszubildenden und der Vertragslösungen

Auszubildende insgesamt

Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge

Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge

Anteil der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge an den neu abgeschlossenen

1980

140.920

54.901

8.017

14,6%

1985

156.671

60.948

9.086

14,9%

1990

124.602

45.993

10.610

23,1%

1995

104.852

38.371

8.891

23,2%

1996

104.753

39.010

7.876

20,2%

1997

106.017

39.542

8.018

20,3%

1998

109.292

41.391

8.134

19,7%

1999

112.045

42.585

9.266

21,8%

2000

112.898

41.912

10.400

24,8%

2001

112.658

41.591

10.307

24,8%

2002

108.971

38.341

10.020

26,1%

2003

106.896

38.554

8.704

22,6%

2004

104.758

38.389

8.117

21,1%

2005

104.899

38.397

7.301

19,0%

2006

106.212

39.782

7.908

19,9%

2007

107.801

42.453

8.444

19,9%

2008

110.053

41.762

9.550

22,9%

2009

108.334

39.244

9.290

23,7%

2010

105.531

39.634

9.535

24,1%

2011

103.475

40.611

10.010

24,6%

2012

102.505

39.727

10.095

25,4%

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Berechnungen der Hessen Agentur.

103


104

50,0% 62,5% 59,0%

61,0%

insgesamt

60,6% 57,9% 63,6% 100,0% 57,1% 73,0% 20,0%

60,7% 61,4%

70,8% 80,3% 39,2% 74,2% 77,1% 48,4% 44,7% 59,0% 56,1%

keine Angabe nein ja

Migrationshintergrund

keine Angabe Industrie und Handel Handwerk Öffentlicher Dienst Landwirtschaft Freie Berufe Hauswirtschaft

Zuständigkeitsbereich

männlich weiblich

Geschlecht

Darmstadt Fulda Frankfurt Groß-Gerau Gießen Hersfeld Kassel Lahn-Dill Offenbach

Modellregion

Merkmal/Verbleib

10,1%

3,3% 9,4% 11,8%

9,1% 11,7% 8,8% 0,0% 35,7% 3,5% 0,0%

9,5% 10,9%

3,9% 3,2% 25,8% 2,6% 5,3% 15,8% 19,9% 14,1% 8,9%

noch im Ausbildung selben erfolgreich Ausbildungsabgeschlossen beruf

5,0%

6,7% 4,6% 5,7%

0,0% 5,2% 5,8% 0,0% 0,0% 1,0% 0,0%

6,1% 3,9%

3,1% 2,0% 5,2% 3,0% 5,9% 9,2% 5,7% 6,3% 6,9%

Aufnahme Erwerbstätigkeit

3,4%

1,7% 3,2% 3,7%

3,0% 3,0% 4,0% 0,0% 0,0% 2,5% 40,0%

3,7% 3,1%

3,7% 2,4% 2,6% 2,6% 2,1% 0,5% 1,5% 3,6% 6,9%

arbeitslos

0,5%

0,0% 0,8% 0,2%

3,0% 0,5% 0,5% 0,0% 0,0% 1,0% 0,0%

0,8% 0,3%

0,2% 0,4% 0,5% 1,0% 0,0% 0,5% 0,7% 0,9% 0,2%

3,6%

3,3% 3,8% 3,3%

3,0% 3,6% 3,6% 0,0% 7,1% 4,0% 0,0%

3,8% 3,4%

2,7% 3,6% 5,7% 2,6% 3,7% 4,9% 3,2% 6,0% 2,8%

Weitere Zivildienst/ schulische Bundeswehr/ Ausbildung, FSJ Studium etc.

0,9%

0,0% 1,0% 0,6%

0,0% 0,7% 1,0% 0,0% 0,0% 2,0% 0,0%

0,9% 0,9%

0,6% 1,6% 0,0% 0,3% 0,0% 2,2% 1,7% 0,3% 0,4%

Praktikum

9,7%

18,3% 9,4% 9,8%

15,2% 11,7% 6,8% 0,0% 0,0% 8,5% 20,0%

9,3% 10,0%

13,0% 6,0% 10,8% 11,3% 4,3% 3,3% 19,4% 6,6% 4,9%

Verbleib unbekannt

5,7%

16,7% 5,3% 5,9%

6,1% 5,7% 6,0% 0,0% 0,0% 4,5% 20,0%

5,3% 6,2%

1,9% 0,4% 10,3% 2,3% 1,6% 15,2% 3,2% 3,3% 13,0%

Sonstiges

100,0%

100,0% 100,0% 100,0%

100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0%

100,0% 100,0%

100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0%

Summe

Wissenschaftliche Begleitung Modellprojekt QuABB

Tabelle 16 Verbleib der Teilnehmer 3 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Modellprojekt


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

105


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