Regionalรถkonomische Analyse der hessisch-bayerischen Grenzregionen
Uwe van den Busch
Report Nr. 874 Wiesbaden 2014
Eine Veröffentlichung der
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Tarek Al-Wazir Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung
Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayerischen Grenzregionen
Inhalt
Seite
Ziel und Aufbau der Studie
1
1
Ausgangslage und regionale Zuordnung
3
1.1
Die hessisch-bayerische Grenzregion im GRW-Ranking
3
1.2
Arbeitslosenquoten und erweiterte Einkommensindikatoren
6
1.3
Zwischenfazit
2
3
10
Bevölkerungsentwicklung und Pendlerbeziehungen
11
2.1
Einwohnerentwicklungen in den hessisch-bayerischen Grenzregionen
11
2.2
Pendlerbilanzen der hessisch-bayerischen Grenzregionen
17
2.3
Zwischenfazit
19
Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsentwicklung
20
3.1
20
Gesamtwirtschaftliche Entwicklungen
3.1.1 Bruttoinlandsprodukt
20
3.1.2 Bruttowertschöpfung insgesamt
24
3.1.3 Erwerbstätige insgesamt
27
3.1.4 Gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität
30
3.2
33
Wirtschaftsentwicklung im Produzierenden Gewerbe insgesamt
3.2.1 Bruttowertschöpfung im Produzierenden Gewerbe
34
3.2.2 Erwerbstätige im Produzierenden Gewerbe
37
3.3
40
Wirtschaftsentwicklung innerhalb des Produzierenden Gewerbes
3.3.1 Verarbeitendes Gewerbe
40
3.3.2 Baugewerbe
42
3.4
44
Wirtschaftsentwicklung der Dienstleistungsbereiche insgesamt
3.4.1 Bruttowertschöpfung in den Dienstleistungsbereichen insgesamt
45
3.4.2 Erwerbstätige in den Dienstleistungsbereichen insgesamt
48
I
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
3.5
4
II
Wirtschaftsentwicklung innerhalb des Dienstleistungsbereichs
51
3.5.1 Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation
51
3.5.2 Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücksund Wohnungswesen
53
3.5.3 Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte mit Hauspersonal
55
3.6
57
Fazit
Zwischenfazit
58
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Ziel und Aufbau der Studie Ausgangspunkt für diese Analyse ist das aktuelle Regionalranking der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW), da bei der Neuabgrenzung des GRW-Fördergebietes für die Förderperiode von 2014 bis 2020 die bayerischen Arbeitsmarktregionen beim direkten Regionalvergleich der hessisch-bayerischen Grenzregion um mehr Plätze nach vorne rücken konnten als ihre unmittelbaren hessischen Nachbarregionen. Um die strukturschwächsten Regionen Deutschlands zu bestimmen, wurden dazu für alle 258 Arbeitsmarktregionen Indikatoren zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit, zu den Einkommen der Beschäftigten, zur Infrastrukturausstattung der Regionen und zur zukünftigen Erwerbstätigenentwicklung erstellt und in einem Gesamtindikator zusammengefasst. Im Ergebnis haben an Bayern angrenzende hessische Regionen im Vergleich zu ihren unmittelbaren bayerischen Nachbarregionen sich tendenziell weniger dynamisch entwickelt und im Gesamtranking entsprechend schlechter abgeschnitten. Ziel dieser Untersuchung ist es, mögliche Ursachen für diese Entwicklungsunterschiede aufzuzeigen. Es soll dabei der Frage nachgegangen werden, ob tatsächliche wirtschaftliche Gründe oder eher methodische Aspekte wie die Auswahl und Gewichtung der Indikatoren dafür verantwortlich sind. Dazu werden im nächsten Kapitel der Aufbau des GRW-Ranking und dabei insbesondere dessen beiden Hauptindikatoren „Entwicklung der Arbeitslosigkeit“ und „Einkommenshöhe der Beschäftigten“ untersucht, da alleine diese beiden Indikatoren das Ergebnis des Gesamtindikators zu 85 % prägen. Im zweiten Kapitel erfolgen dazu erweiterte Analysen sowohl der Bevölkerungsentwicklung als auch der Pendlerverflechtungen. Diese beiden Komponenten können nämlich in hohem Maße sowohl das Angebot auf den regionalen Arbeitsmärkten und damit auch die geleistete Arbeitszeit und das dabei erzielbare Erwerbseinkommen beeinflussen. So wirken sich rückläufige Einwohnerzahlen und Wanderungsverluste negativ auf das verfügbare Arbeitsangebot aus, was zunächst zu einer Entspannung auf den regionalen Arbeitsmärkten und zu niedrigen Arbeitslosenquoten führt. Um ihre Arbeitsnachfrage auf den regionalen Arbeitsmärkten befriedigen zu können, dürften die Arbeitgeber tendenziell bestrebt sein, die Arbeitszeiten ihrer bereits beschäftigten Arbeitskräfte auszuweiten. Dies dürfte zu höheren Durchschnittslöhnen führen, die in Regionen mit sehr niedrigen Arbeitslosenquoten gezahlt werden.
1
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Im dritten Kapitel erfolgt ein Regionalvergleich der gesamtwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der hessisch-bayerischen Grenzregionen anhand der Indikatoren Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung, Erwerbstätige und Arbeitsproduktivität. Anschließend wird die Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung auf einzelne Wirtschaftsbereiche vertieft. Abschließend erfolgt im vierten Kapitel die Zusammenfassung und Bewertung der Untersuchungsergebnisse.
2
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1
Ausgangslage und regionale Zuordnung
1.1
Die hessisch-bayerische Grenzregion im GRW-Ranking
Die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) stellt ein zentrales Instrument der regionalen Wirtschaftsförderung in Deutschland dar. Primäres Ziel ist der Ausgleich von Standortnachteilen, damit auch strukturschwache Regionen Anschluss an die allgemeine Wirtschaftsentwicklung halten können. Um die Fördermittel zielgerichtet auf die strukturschwächsten Regionen Deutschlands verteilen zu können, müssen die Fördergebiete der GRW immer wieder neu abgegrenzt werden.
Rangplatz
Arbeitsmarktregion
Arbeitslosenquote im Durchschnitt von 2009 bis 2012
Lohn pro Beschäftigten in Euro im Jahr 2010 (korrigiert)
Infrastrukturindikator
Erwerbstätigenprognose 2011-2018
Dynamik
Landkreise und Stadt, aus denen sich die Arbeitsmarktregionen zusammensetzen
Die angrenzenden hessisch-bayerischen Arbeitsmarktregionen im aktuellen GRW-Ranking
107
Bad Kissingen
4,6
23.124
26,3
-0,8
+ 14
Lkr. Bad Kissingen
120
Erbach
5,9
24.294
84,9
0,1
-4
Odenwaldkreis
154
Fulda
4,6
24.487
61,5
0,3
+9
Lkr. Fulda
181
Hanau
5,7
27.727
92,4
-0,1
-9
Main-Kinzig-Kreis
184
Bad Neustadt
3,8
25.636
30,2
0,6
+ 30
Lkr. Rhön-Grabfeld
209
Aschaffenburg
4,0
27.420
45,3
0,3
+7
Stadt und Lkr. Aschaffenburg und Lkr. Miltenberg
246
Lohr am Main
3,0
30.321
66,5
-0,4
+9
Lkr. Main-Spessart
Quelle: IAB-Forschungsbericht 13/2013; Zusammenstellung der Hessen Agentur
Im regelmäßigen Turnus wird dazu die Leistungsfähigkeit aller 258 Arbeitsmarktregionen in Deutschland überprüft. Zur Festlegung des regionalen Ranking wird ein Gesamtindikator gebildet, der sich aus Arbeitslosenquote, Bruttojahreslohn je sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, regionaler Erwerbstätigenprognose sowie einem Infrastrukturindikator zusammensetzt.1
1
Die Gewichtung der vier Indikatoren wird von der Arbeitsgruppe der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ „politisch“ entschieden mit zuletzt: Arbeitslosenquote (45%), Bruttojahreslohn je sozialversicherungspflichtig Beschäftigtem (40%), regionale Erwerbstätigenprognose (7,5%) und Infrastrukturindikator (7,5%). Die Erwerbstätigenprognose gibt dabei nicht die absolute Entwicklung wieder, sondern die Veränderung des Erwerbstätigenanteils der jeweiligen Region an der bundesweiten Zahl der Erwerbstätigen. Der Infrastrukturindikator setzt sich aus einer 3
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Bei der jüngsten Neuabgrenzung der Fördergebiete für die Periode von 2014 bis 2020 zeichnen sich beim Vergleich der hessisch-bayrischen Grenzregionen die in der Tabelle blau unterlegten bayerischen Regionen sowohl durch niedrigere durchschnittliche Arbeitslosenquoten als auch durch eine dynamischere Entwicklung aus als ihre direkt angrenzenden hessischen Regionen, die in der Tabelle rot unterlegt sind.2 Dieser Vorsprung trifft überwiegend auch auf den Lohnindikator zu. Ein anderes Bild zeigt sich hingegen beim Vergleich der Ergebnisse der Erwerbstätigenprognose und vor allem beim Infrastrukturindikator. Hier weisen die hessischen Regionen vielfach deutlich bessere Ergebnisse als ihre bayerischen Pendants auf. Dies wirkt sich wegen des geringen Gewichts dieser beiden Teilindikatoren von jeweils 7,5% am Gesamtergebnis allerdings nur wenig auf die Rankingplatzierungen aus. Maßgeblich für die augenscheinlich dynamischere Wirtschaftsentwicklung in den bayerischen Regionen sind vor allem die niedrigeren Arbeitslosenquoten und die höheren Löhne je Beschäftigten. Diese beiden Indikatoren sollen daher in dieser Studie auf breiter Basis diskutiert werden. Zu prüfen sind dabei u.a. die regionsspezifischen Veränderungen der Einwohnerzahlen, insbesondere der arbeitsmarktrelevanten Bevölkerungsgruppen, sowie die Arbeitspendlerverflechtungen, da diese beiden Komponenten je nach Ausprägung unmittelbare Auswirkungen auf die regionalen Arbeitsmärkte haben können. Die Nachfrage nach Arbeitskräften wird darüber hinaus in erheblichem Maße durch die regionale Wirtschaftsentwicklung und die regionale Wirtschaftsstruktur beeinflusst, wobei entsprechende Auswirkungen auch auf die Lohnhöhe zu erwarten sind. Um diese Zusammenhänge aufzuzeigen, werden das regionale Bruttoinlandsprodukt und die nach Wirtschaftsbereichen differenzierte regionale Bruttowertschöpfung betrachtet. Um ein vollständigeres Bild der Einkommenssituation in den Regionen aufzeigen zu können, werden zusätzlich die Einkommensgrößen Bruttolöhne und -gehälter sowie Primäreinkommen und Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte analysiert.
2
4
Vielzahl von Indikatoren zur sachkapital-, humankapital- und haushaltsorientierten Infrastrukturausstattung der Regionen zusammen. Da sich infolge von Gebietsreformen in den neuen Bundesländern die Zahl der Arbeitsmarktregionen verändert hat, kann die Dynamik nicht mehr direkt an Rangplatzveränderungen gemessen werden. Daher werden vom IAB dazu hilfsweise Veränderungen der kumulierten Bevölkerungsanteile zwischen der aktuellen und der vorhergehenden Fördergebietsabgrenzung ermittelt. Beispiel: In der aktuellen Abgrenzung leben rund 44 % der Einwohner Deutschlands in Regionen, die strukturschwächer sind als die Arbeitsmarktregion Erbach (identisch mit dem Odenwaldkreis). Bei der vorherigen Abgrenzung im Jahr 2006 waren es noch rund 48 %, der Odenwaldkreis ist mithin um 4%-Punkte abgerutscht.
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Das Ranking des GRW-Fördergebiets erfolgt für alle 258 Arbeitsmarktregionen in Deutschland. Diese setzen sich kreisscharf aus den 295 Landkreisen und 107 kreisfreien Städten Deutschlands zusammen, wobei insbesondere die kreisfreien Städte mit ihren Umlandkreisen eine gemeinsame Arbeitsmarktregion bilden. Wie schon aus der obigen Tabelle ersichtlich wurde, bestehen die hessisch-bayerischen Arbeitsmarktregionen überwiegend aus je einem Landkreis. Eine Ausnahme bildet die Arbeitsmarktregion Aschaffenburg, die sich aus der Stadt Aschaffenburg und den zwei Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg zusammensetzt. Um möglichst homogene Gebietszuschnitte miteinander vergleichen zu können, wird in den folgenden Betrachtungen die Arbeitsmarktregion Aschaffenburg aufgespalten: Der herausgelöste bayerische Landkreis Miltenberg bildet dabei mit dem Odenwaldkreis eine gemeinsame Vergleichsregion. Beide ländlich geprägten Kreise sind am Rande des Verdichtungsraums Rhein-Main gelegen und zeichnen sich durch eine relativ hohe Bedeutung des Produzierenden Sektors aus. Die Ergebnisse für die Stadt und den Landkreis Aschaffenburg werden jeweils einzeln und – soweit es die Daten erlauben – auch zusammengefasst dem MainKinzig-Kreis gegenübergestellt. Zusätzlich wird auch der ebenfalls an den östlichen Teil des Main-Kinzig-Kreis angrenzende bayerische Main-Spessart-Kreis, der identisch mit der Arbeitsmarktregion Lohr am Main ist, in diese Vergleichsgruppe aufgenommen. Die dritte Vergleichsregion bildet die hessisch-bayerische Rhön, die sich aus dem Landkreis Fulda (identisch mit der Arbeitsmarktregion Fulda) und den zwei bayerischen Landkreisen Bad Kissingen (identisch mit der Arbeitsmarktregion Bad Kissingen) und Rhön-Grabfeld (identisch mit der Arbeitsmarktregion Bad Neustadt) zusammensetzt.
5
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
1.2
Arbeitslosenquoten und erweiterte Einkommensindikatoren
Bei der GRW-Abgrenzung wird als Datengrundlage für die Bruttolohn- und Gehaltssumme das Jahreszeitraummaterial der Bundesagentur für Arbeit herangezogen.3 Darin enthalten sind für alle Beschäftigten, die krankenversicherungs-, pflegeversicherungs- und rentenversicherungspflichtig oder nach dem Recht der Arbeitsförderung versicherungspflichtig sind – also auch für Auszubildende, geringfügig entlohnte Beschäftigte sowie Wehrübungs- und Zivildienstleistende –, Angaben der Bruttolohn- und Gehaltssumme jeweils differenziert nach Wohn- und Arbeitsort des Beschäftigten. Damit können fast 70 % aller Erwerbstätigen und das von ihnen erzielte Erwerbseinkommen abgebildet werden. Die regionalen Auswertungen zur Bildung des GRW-Ranking folgen dem Inlandsprinzip, d.h. die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und ihre Bruttolohn- und Gehaltssummen werden am Arbeitsort ihres Hauptbeschäftigungsverhältnisses erfasst. Da die Arbeitgeber die gezahlten Einkommen nur bis zur jeweils gültigen Beitragsbemessungsgrenze zur Renten- und Arbeitslosenversicherung an die Sozialversicherungsträger melden, liegt an der Beitragsbemessungsgrenze nur eine kumulierte Zahl für alle Beschäftigten mit höheren Einkommen vor. Um eine dadurch verursachte Untererfassung der Einkommen zu korrigieren, hat das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zur Berechnung des GRW-Ranking ein spezielles Schätzverfahren zur Verteilung der Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze entwickelt. Zu den bisher nicht berücksichtigten gut 30 % der Erwerbstätigen zählen Beamte, Selbständige und deren mithelfenden Familienangehörige. Diese Lücke kann zumindest näherungsweise mit Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) geschlossen werden. So sind in den Arbeitnehmerentgelten der VGR neben den Bruttolöhnen und -gehältern auch die Besoldung von Richtern und Beamten enthalten. Auch diesen Angaben zu Bruttolöhnen und -gehältern sowie zu den Arbeitnehmerentgelten der VGR liegt das Inlandsprinzip zugrunde, d.h. die regionale Zuordnung der Einkommen erfolgt am Arbeitsort der Arbeitnehmer.
3
6
Vgl. Barbara Schwengler, Emanuel Bennewitz: Arbeitsmarkt- und Einkommensindikatoren für die Neuabgrenzung des GRW-Regionalfördergebietes ab 2014; S. 203ff. IAB-Forschungsbericht 13/2013, Nürnberg, 2013.
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Definitionen der verwendeten Einkommensbegriffe: Arbeitnehmerentgelt: Das Arbeitnehmerentgelt (Inland) umfasst sämtliche Geldund Sachleistungen, die den innerhalb eines Wirtschaftsgebietes beschäftigten Arbeitnehmern aus den Arbeits- oder Dienstverhältnissen zugeflossen sind. Das Arbeitnehmerentgelt setzt sich zusammen aus den Bruttolöhnen und -gehältern sowie den tatsächlichen und unterstellten Sozialbeiträgen der Arbeitgeber. Bruttolöhne und -gehälter: Die Bruttolöhne und -gehälter (Verdienste) enthalten die von den im Inland ansässigen Wirtschaftseinheiten (Betrieben) geleisteten Löhne und Gehälter der beschäftigten Arbeitnehmer vor Abzug der Lohnsteuer und der Sozialbeiträge der Arbeitnehmer sowie Sachleistungen, die den Arbeitnehmern unentgeltlich oder verbilligt zur Verfügung gestellt werden. Arbeitnehmer: Als beschäftigter Arbeitnehmer (Inland) zählt, wer als Arbeiter, Angestellter, Beamter, Richter, Berufssoldat, Soldat auf Zeit, Wehr- oder Zivildienstleistender, Auszubildender, Praktikant oder Volontär in einem Arbeits- oder Dienstverhältnis steht und hauptsächlich diese Tätigkeit ausübt. Dabei ist die Dauer der tatsächlich geleisteten oder vertragsmäßig zu leistenden wöchentlichen Arbeitszeit unerheblich, d. h. dass u. a. auch geringfügig Beschäftigte und Heimarbeiter zu den Arbeitnehmern gehören. Primäreinkommen der privaten Haushalte: Das Primäreinkommen der privaten Haushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck) enthält die Einkommen aus Erwerbstätigkeit und Vermögen, die den inländischen privaten Haushalten zugeflossen sind. Zu diesen Einkommen gehören im Einzelnen das Arbeitnehmerentgelt, die Selbstständigeneinkommen der Einzelunternehmen und Selbstständigen, die auch eine Vergütung für die mithelfenden Familienangehörigen enthalten, der Betriebsüberschuss aus der Produktion von Dienstleistungen aus eigengenutztem Wohneigentum sowie die netto empfangenen Vermögenseinkommen (einschließlich des Erwerbs von Finanzdienstleistungen, indirekte Messung (FISIM)). Verfügbares Einkommen: Das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte (Ausgabenkonzept) ergibt sich dadurch, dass dem Primäreinkommen einerseits die monetären Sozialleistungen und sonstigen laufenden Transfers hinzugefügt werden, die die privaten Haushalte überwiegend seitens des Staates empfangen; abgezogen werden andererseits Einkommen- und Vermögensteuern, Sozialbeiträge und sonstige laufende Transfers, die von den privaten Haushalten zu leisten sind. Das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte entspricht damit den Einkommen, die den privaten Haushalten letztendlich zufließen und die sie für Konsum- und Sparzwecke verwenden können.
7
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
In den VGR-Angaben zum Primäreinkommen sowie zum Verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte sind zudem die Erwerbseinkommen der Selbständigen und deren mithelfenden Familienangehörigen enthalten. Zu beachten ist, dass abweichend von den bisherigen Einkommensgrößen diese beiden am weitesten gefassten Einkommensbegriffe dem Inländerprinzip folgen, d.h. die regionale Zuordnung erfolgt am Hauptwohnsitz der Haushalte (vergleiche dazu auch die definitorischen Erläuterungen im grau unterlegten Kasten). In Anlehnung an die Arbeitsmarktregionen der GRW-Abgrenzung sind in der folgenden Tabelle jeweils für die drei hessisch-bayerischen Vergleichsregionen kreisscharfe Angaben zu Arbeitslosenquoten und Einkommen zusammengestellt. Die Arbeitslosenquoten zeigen sowohl den Durchschnittswert für den Zeitraum von 2009 bis 2012 sowie für das aktuellste verfügbare Jahr 2013. Die hier betrachteten Einkommensgrößen sind jeweils weiter gefasst als die im GRW-Ranking dargestellte korrigierte Lohnsumme ausschließlich der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Insbesondere bei den Arbeitslosenquoten zeigt sich in der folgenden Tabelle erwartungsgemäß ein ähnliches Bild, wobei die Arbeitslosenquoten am aktuellen Rand tendenziell noch weiter gesunken sind. Im Jahresdurchschnitt 2013 erzielte der Landkreis Fulda mit einer Quote von 3,6 % zwar den mit Abstand niedrigsten Wert aller hessischen Landkreise und kreisfreien Städte, gefolgt vom Hochtaunuskreis mit 4,1 %. In den meisten hier betrachteten bayerischen Regionen wurden jedoch noch z.T. deutlich niedrigere Werte erzielt. Die Arbeitslosenquote der kreisfreien Stadt Aschaffenburg war im Jahr 2013 in Höhe von 6,4 % beispielsweise niedriger als die aller hessischen kreisfreien Städte (Darmstadt: 6,6 %; Frankfurt: 7,4 %; Wiesbaden: 7,5 %; Kassel: 10,1 %; Offenbach: 11,1 %). Bei den Einkommensindikatoren zeigt sich in nun ein differenzierteres und z.T. auch anderes Bild als im GRW-Ranking. So werden im Landkreis Fulda und im Odenwaldkreis sowohl bei den Bruttolöhnen und -gehältern als auch bei den Arbeitnehmerentgelten höhere Durchschnitteinkommen je Arbeitnehmer erzielt als in ihren bayerischen Nachbarkreisen. Für den Main-Kinzig-Kreis trifft dies im Vergleich mit der aus Stadt und Landkreis Aschaffenburg zusammengesetzten Vergleichsregion zu, wohingegen im Main-Spessart-Kreis deutlich höhere Einkommen erzielt werden. Das Bild wandelt sich erheblich, wenn die Verfügbaren Einkommen und die Primäreinkommen der privaten Haushalte betrachtet werden. In allen bayerischen Regionen entfallen auf jeden Einwohner nun z.T. deutlich höhere Durchschnittseinkommen als in den jeweiligen hessischen Vergleichsregionen.
8
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Arbeitslosenquote im Jahr 2013 in %
Bruttolöhne und -gehälter (Inland) je Arbeitnehmer 2011 (einschl. Beamte u.a.)
Arbeitnehmerentgelt (Inland) je Arbeitnehmer 2011
Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner 2011
Main-Kinzig-Kreis
5,7
5,1
30.520
37.383
20.199
24.182
Stadt Aschaffenburg
6,3
6,4
30.702
37.682
22.462
27.166
Lkr. Aschaffenburg
3,3
3,3
29.752
36.227
22.561
28.207
-
-
30.208
36.925
22.533
27.910
Lkr. Main-Spessart
3,0
2,8
32.166
39.381
20.773
25.256
Lkr. Fulda
4,6
3,6
30.056
36.907
19.601
22.117
Lkr. Bad Kissingen
4,6
4,0
25.962
32.012
19.810
22.291
Lkr. Rhön-Grabfeld
3,8
3,2
28.344
34.699
19.752
22.997
Odenwaldkreis
5,9
5,9
28.548
35.082
19.530
22.263
Lkr. Miltenberg
3,7
3,5
28.442
34.808
21.300
25.493
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
Primäreinkommen der privaten Haushalte je Einwohner 2011
Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt von 2009 bis 2012 in %
Arbeitslosenquoten4 und Einkommensangaben im hessisch-bayerischen Regionalvergleich
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Da Bruttolöhne und -gehälter sowie Arbeitnehmerentgelte am Arbeitsort, Verfügbare Einkommen und Primäreinkommen der privaten Haushalte hingegen am Wohnort erfasst werden, können Pendlerbeziehungen eine wesentliche Ursache für abweichende regionale Einkommensverhältnisse sein. So erhöhen die Erwerbseinkommen von Auspendlern, die nach dem Inlandskonzept erfasst werden, die am Arbeitsort erzielten Einkommen. Werden sie hingegen nach dem Inländerkonzept erfasst, schlägt sich dies positiv auf die Einkommenshöhe am Wohnort nieder. Zusätzlich steht das Arbeitsangebot von Auspendlern auf dem heimischen Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung, was sich tendenziell senkend auf die Arbeitslosenquote auswirkt. Ein beispielhafter hessischer Landkreis wäre der Hochtaunuskreis, wo viele hochbezahlte Führungskräfte wohnen, die in Frankfurt am Main arbeiten. Obwohl die durchschnittlichen Arbeitnehmereinkommen im Hochtaunuskreis nur leicht
4
Die in diesem Bericht verwendeten Arbeitslosenquoten beziehen sich immer auf alle zivilen Erwerbspersonen. 9
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
über dem Landesdurchschnittswert liegen, erreicht der Kreis beim durchschnittlichen Verfügbaren Einkommen sowie dem Primäreinkommen der privaten Haushalte weit überdurchschnittliche Werte, die zu den höchsten deutschlandweit zählen. Zudem sind die Arbeitslosenquoten sehr niedrig. 1.3
Zwischenfazit
Für die Untersuchung des hessisch-bayerischen Grenzraums werden drei Vergleichsregionen gebildet, wozu aus der Arbeitsmarktregion Aschaffenburg der Landkreis Miltenberg herausgenommen wird. Er bildet zusammen mit dem Odenwaldkreis eine eigene Vergleichsregion. Die verbleibenden Teilgebiete Stadt und Landkreis Aschaffenburg werden einzeln und zusammengefasst mit dem MainKinzig-Kreis verglichen. Zusätzlich wird in dieser Vergleichsregion auch der MainSpessart-Kreis berücksichtigt, der ebenfalls eine etwa 50 Kilometer lange gemeinsame Grenze mit dem Main-Kinzig-Kreis hat. Und schließlich bildet der hessische Landkreis Fulda zusammen mit den beiden bayerischen Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld eine gemeinsame Vergleichsregion. In Anlehnung an das GRW-Ranking werden für die drei hessisch-bayerischen Grenzregionen die Entwicklung der Arbeitslosenquoten und verschiedene Einkommensgrößen nach Arbeitsort (Inlandskonzept) bzw. nach Wohnort (Inländerkonzept) zusammengestellt. Es zeigt sich, dass die Arbeitslosenquoten in den bayerischen Regionen in der Regel niedriger als in den hessischen Nachbarkreisen sind. Beim Vergleich der Einkommensindikatoren ändert sich die Reihenfolge der Vergleichsregionen beim Wechsel von Inlandsprinzip zu Inländerprinzip deutlich. Beim Inlandsprinzip werden die Bruttolöhne und -gehälter bzw. die Arbeitnehmerentgelte am Arbeitsort erfasst und sollen durch den Bezug auf die Zahl der Arbeitnehmer miteinander vergleichbar gemacht werden. Insbesondere für den Main-Spessart-Kreis scheint jedoch die extrem niedrige Arbeitslosenquote dazu zu führen, dass auch die durchschnittliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer höher ist als in den Vergleichsregionen und dadurch höhere Durchschnittseinkommen erzielt werden. Das Verfügbare Einkommen der Haushalte und insbesondere das Primäreinkommen der privaten Haushalte, der am weitesten gefasste Einkommensbegriff, werden am Wohnort ausgewiesen (Inländerkonzept) und durch den Bezug auf die Einwohnerzahlen regional miteinander vergleichbar gemacht. Dabei mögliche demografische Effekte und Einflüsse von Berufspendlern werden im folgenden Kapitel näher aufgezeigt.
10
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
2
Bevölkerungsentwicklung und Pendlerbeziehungen
Neben den jeweils verwendeten Einkommenskonzepten müssen auch die demografischen Rahmenbedingungen genauer betrachtet werden, da sich z.B. bei sinkenden Einwohnerzahlen unmittelbar das durchschnittliche verfügbare Einkommen auf weniger Köpfe verteilt und alleine dadurch rechnerisch höhere Primäreinkommensbzw. Verfügbare Einkommenswerte erzielt werden. Zudem können Abwanderungen speziell von Personen im erwerbsfähigen Alter ein Absinken der regionalen Arbeitslosenquoten bewirken. Bevor in Kapitel 3 die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Regionen anhand ihrer wirtschaftsstrukturellen Besonderheiten und wirtschaftlichen Entwicklungen differenziert nach sektoraler Wertschöpfung und Erwerbstätigkeit analysiert werden, sollen daher zunächst die Einwohnerentwicklungen und Pendlerbilanzen der hessischbayerischen Grenzregionen diskutiert werden. 2.1
Einwohnerentwicklungen in den hessisch-bayerischen Grenzregionen
Wie die folgende Tabelle zeigt, unterscheiden sich die hessisch-bayerischen Grenzregionen erheblich in ihren Einwohnerzahlen. So war im Jahr 2010 der Main-KinzigKreis mit über 400.000 Einwohnern der mit Abstand größte hessische Landkreis, gefolgt vom Landkreis Offenbach mit knapp 340.000 Einwohnern. Er hat somit mehr Einwohner als alle seine hier betrachteten bayerischen Vergleichsregionen, nämlich die Stadt und der Landkreis Aschaffenburg sowie der Main-Spessart-Kreis, zusammengenommen. Im Zeitraum von 2005 bis 2010 ging die Einwohnerzahl im Main-Kinzig-Kreis um insgesamt -0,7 % zurück. Diese Abnahme war relativ geringer ausgeprägt als in den entsprechenden Vergleichsregionen. Allerdings nahm speziell die Zahl der 15- bis unter 65-Jährigen – hier abgegrenzt als die Bevölkerungsgruppe im erwerbsfähigen Alter – um -1,4 % und damit stärker ab als in allen Vergleichsregionen. Differenziert nach Altersgruppen war sowohl der Rückgang bei den beiden jüngeren Altersgruppen bis unter 40 Jahren als auch die Zunahmen der 40 bis unter 65-Jährigen geringer als in den Vergleichsregionen. Der Landkreis Fulda weist sowohl insgesamt als auch in allen Altersgruppen eine günstigere Einwohnerentwicklung als seine Vergleichsregionen auf. Im Gegensatz dazu verzeichnet der Odenwaldkreis sowohl insgesamt als auch bei der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter einen höheren Rückgang als der Landkreis Miltenberg.
11
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Einwohner insgesamt und im erwerbsfähigen Alter: Entwicklung von 2005 bis 2010 Bevölkerung am
Veränderung zwischen 2005 und 2010 in %
31.12.2010
davon im Alter von 15 bis 15 bis unter 65 unter 20
20 bis unter 40
40 bis unter 65
-5,8%
-10,4%
5,6%
0,0%
-14,7%
-3,9%
5,6%
-1,3%
-0,2%
-3,1%
-11,2%
7,9%
241.345
-0,9%
-0,2%
-6,1%
-9,0%
7,2%
Lkr. Main-Spessart
127.761
-2,6%
-1,0%
-8,5%
-11,3%
7,5%
Lkr. Fulda
217.255
-1,2%
0,2%
-3,6%
-9,3%
8,3%
Lkr. Bad Kissingen
104.301
-3,4%
-2,1%
-9,8%
-12,0%
6,1%
Lkr. Rhön-Grabfeld
82.916
-3,7%
-1,9%
-9,7%
-13,6%
8,4%
Odenwaldkreis
97.032
-3,1%
-2,7%
-8,3%
-11,5%
4,4%
Lkr. Miltenberg
128.341
-2,3%
-1,3%
-6,6%
-12,7%
8,2%
Insgesamt
Insgesamt
Main-Kinzig-Kreis
407.234
-0,7%
-1,4%
Stadt Aschaffenburg
68.678
0,1%
Lkr. Aschaffenburg
172.667
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
Quelle: Bayerisches und Hessisches Landesamt für Statistik; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
In den folgenden Abbildungen ist die Bevölkerungsentwicklung insgesamt für den Zeitraum von 2000 bis 2011 sowie gesondert für die aktuellen Jahre von 2009 bis 2011 dargestellt. Um die unterschiedlichen absoluten Niveaus vergleichbar zu machen ist im ersten Fall der jeweilige Ausgangswert im Jahr 2000 und im zweiten Fall der Ausgangswert im Jahr 2009 gleich 100 gesetzt. In den Abbildungen werden immer die jeweils angrenzenden Vergleichsregionen zusammen dargestellt. 5 Zunächst erfolgt jedoch die Darstellung der Bevölkerungsentwicklung in den Bundesländern Hessen und Bayern sowie für Deutschland insgesamt. Dabei blickt Bayern auf eine sehr dynamische Expansion seiner Einwohnerzahl zurück, während die Einwohnerzahl in Hessen eher stagniert. Am aktuellen Rand seit 2009 entwickelt sich Bayern ebenfalls mit leichtem Vorsprung, aber auch in Hessen nimmt die Bevölkerung stärker zu als im Bundesdurchschnitt.
5
12
Konsistente Vergleiche im Zeitverlauf sind nur ohne Berücksichtigung der Korrekturen der Einwohnerzahlen durch die Zensuserhebung, die im Mai 2011 durchgeführt wurde, möglich.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
In regionaler Betrachtung entwickelte sich die Einwohnerzahl des Main-KinzigKreises bis zum Jahr 2009 identisch mit der aus Stadt und Landkreis zusammengesetzten Region Aschaffenburg. Seitdem verläuft die Entwicklung dynamischer, was insbesondere auf den Bevölkerungsschwund im Landkreis Aschaffenburg zurückzuführen ist. Der Main-Spessart-Kreis zeichnet sich fast über den gesamten Zeitraum durch eine kontinuierlichen Schrumpfungsprozess aus, der sich auch am aktuellen Rand unvermindert weiter fortsetzt. Die Bevölkerungsentwicklung in der hessischen Rhön ist zwar insgesamt deutlich besser als in der bayerischen Rhön verlaufen, zuletzt sank die Bevölkerungszahl aber auch im Landkreis Fulda wieder unter den Ausgangswert des Jahres 2000. Nachdem der Odenwaldkreis zunächst noch bis zum Jahr 2003 eine Zunahme der Bevölkerung verzeichnen konnte, die zudem dynamischer als im Nachbarkreis Miltenberg war, drehte sich das Bild danach um. Am aktuellen Rand seit 2009 war der Rückgang in beiden Vergleichsregionen fast identisch stark ausgeprägt.
13
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Bevölkerungsentwicklung von 2000 bis 2011 im Regionalvergleich Hessen, Bayern und Deutschland (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Main-Kinzig-Kreis, Aschaffenburg und Main-Spessart-Kreis (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
14
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Fortsetzung: Bevölkerungsentwicklung von 2000 bis 2011 im Regionalvergleich Hessisch-Bayerische Rhön im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Odenwaldkreis und Lkr. Miltenberg im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
15
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Die Bevölkerungsentwicklung resultiert aus dem Zusammenwirken der natürlichen Komponenten Geburten und Sterbefälle sowie der Wanderungen. Während der Main-Kinzig-Kreis einen annähernd ausgeglichenen Wanderungssaldo und die Stadt Aschaffenburg spürbare Wanderungsgewinne aufweist, verlieren alle übrigen Vergleichsregionen Einwohner durch Wegzug, wobei die Wanderungsverluste in den bayerischen Grenzregionen jeweils absolut wie relativ stärker ausgeprägt sind als in den hessischen Nachbarkreisen. Wanderungssalden im Zeitraum von 2005 bis 2010 Bevölkerung am 31.12.2010 insgesamt
aggregierte Wanderungssalden von 2005 bis 2010
wanderungsbedingte Bevölkerungsveränderung (in %)
Main-Kinzig-Kreis
407.234
347
0,1%
Stadt Aschaffenburg
68.678
1.111
1,6%
Lkr. Aschaffenburg
172.667
-1.399
-0,8%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
241.345
-288
-0,1%
Lkr. Main-Spessart
127.761
-1.855
-1,5%
Lkr. Fulda
217.255
-1.550
-0,7%
Lkr. Bad Kissingen
104.301
-1.577
-1,5%
Lkr. Rhön-Grabfeld
82.916
-2.959
-3,6%
Odenwaldkreis
97.032
-1.649
-1,7%
Lkr. Miltenberg
128.341
-2.504
-2,0%
Quelle: Bayerisches und Hessisches Landesamt für Statistik; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Insgesamt sinken mit Ausnahme der Stadt Aschaffenburg die Einwohnerzahlen in allen bayerischen Grenzregionen – im Gegensatz zur sehr dynamischen demografischen Landesentwicklung in Bayern – überwiegend stark. Besonders ausgeprägt ist der Rückgang in Höhe von rund 5 % seit dem Jahr 2000 in den zwei Landkreisen der bayerischen Rhön und im Main-Spessart-Kreis. Die seit 2005 aggregierten Wanderungsverluste fielen in den bayerischen Regionen absolut immer höher aus als in den hessischen Nachbarregionen. Bezogen auf die jeweiligen Einwohnergrößen sind die relativen Unterschiede sogar noch deutlich größer.
16
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
2.2
Pendlerbilanzen der hessisch-bayerischen Grenzregionen
In Hessen waren im Jahresdurchschnitt 2012 insgesamt gut 3,2 Mio. Menschen erwerbstätig. Diesen standen knapp 3,1 Mio. Erwerbstätige gegenüber, die ihren Wohnsitz in Hessen hatten, woraus sich ein Einpendlerüberschuss in Höhe von gut 140.000 Personen errechnet, bzw. 4,4 % aller in Hessen Erwerbstätigen pendeln aus anderen Bundesländern nach Hessen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Pendlerverflechtungen auf Basis der Daten der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2012 (Stand: 30 Juni), die auch eine nach Bundesländern differenzierte Betrachtung erlauben. Demnach hatten knapp 2,3 Mio. versicherungspflichtig Beschäftigte im Jahr 2012 ihren Arbeitsplatz und gut 2,1 Mio. ihren Wohnsitz in Hessen, woraus sich ein Einpendlerüberschuss in Höhe von gut 134.000 Personen errechnet, bzw. 5,9 % aller in Hessen versicherungspflichtig Beschäftigten pendeln aus anderen Bundesländern nach Hessen. Speziell aus Bayern kamen im Jahr 2012 (Stand: 30. Juni) etwa 56.400 versicherungspflichtig Beschäftigte zum Arbeiten nach Hessen, während im Gegenzug etwa 34.200 Beschäftigte zum Arbeiten von Hessen nach Bayern pendelten. Daraus ergibt sich aus hessischer Sicht ein Einpendlerüberschuss von rd. 22.200 Beschäftigten, die zudem überwiegend aus den grenznahen bayerischen Regionen nach Hessen zum Arbeiten gekommen sein dürften. In der nächsten Tabelle sind die Pendelbewegungen der versicherungspflichtig Beschäftigten in den hessisch-bayerischen Grenzregionen zur Jahresmitte 2012 zusammengestellt. Mit Ausnahme der Stadt Aschaffenburg und des Landkreises Fulda weisen alle übrigen Regionen mehr Aus- als Einpendler auf. Den absolut höchsten Auspendlerüberschuss hatte dabei der Main-Kinzig-Kreis mit fast 30.000. Zum Teil ist dies der Größe des Kreises geschuldet. Wird der Pendlersaldo auf die versicherungspflichtig beschäftigte Wohnbevölkerung bezogen, errechnet sich eine „Entlastungsquote“ von 21 %.6 Im Landkreis Aschaffenburg, im Odenwaldkreis und im Landkreisen Miltenberg werden diesbezüglich höhere („Entlastungs-“) Quoten erreicht.
6
In gewisser Hinsicht lässt sich dieser Wert als „Be- oder Entlastungquote des regionalen Arbeitsmarktes“ interpretieren, je nachdem ob in der Region rein rechnerisch genug Arbeitsplätze für die dort wohnenden Beschäftigten zur Verfügung stehen. 17
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
SV-Beschäftigte am Arbeitsort
Einpendler
Auspendler
Pendlersaldo
Einpendlerquote: Einp./SVB am AO
Auspendlerquote: Ausp./SVB am WO
Main-Kinzig-Kreis
145.679
115.806
36.581
66.454
-29.873
32%
46%
-21%
Stadt Aschaffenburg
25.216
45.956
33.409
12.669
20.740
73%
50%
82%
Lkr. Aschaffenburg
66.421
47.557
20.408
39.272
-18.864
43%
59%
-28%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
91.637
93.513
-
-
1.876
-
-%
2%
Lkr. Main-Spessart
50.853
43.896
11.126
18.083
-6.957
25%
36%
-14%
Lkr. Fulda
75.697
81.966
20.262
13.993
6.269
25%
18%
8%
Lkr. Bad Kissingen
37.895
31.053
7.701
14.543
-6.842
25%
38%
-18%
Lkr. Rhön-Grabfeld
30.481
29.471
7.862
8.872
-1.010
27%
29%
-3%
Odenwaldkreis
33.169
24.337
5.104
13.936
-8.832
21%
42%
-27%
Lkr. Miltenberg
49.182
38.591
9.856
20.447
-10.591
26%
42%
-22%
Nachrichtlich: Hessen
2.137.899
2.272.259
335.606
201.246
134.360
15%
9%
6%
56.382
34.227
22.155
302.726
234.802
67.924
6%
5%
1%
34.227
56.382
-22.155
davon aus/nach Bayern Bayern davon aus/nach Hessen
4.759.492
4.827.416
Pendlersaldo/ SVB am WO
SV-Beschäftigte am Wohnort
Versicherungspflichtige Pendler in den hessisch-bayerischen Grenzregionen
Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Bei kommunaler Betrachtung ist der positive Wert des Landkreises Fulda fast ausschließlich auf die Stadt Fulda zurückzuführen, die alleine einen positiven Pendlersaldo in Höhe von 23.500 Beschäftigten aufweist. Wegen der guten verkehrlichen Anbindung durch die A7 dürfte ein großer Teil davon auch aus dem bayerischen Landkreis Bad Kissingen kommen. Die ebenfalls sehr gute verkehrstechnische Anbindung über A3, A45 und A66 sowie die autobahnähnlich ausgebaute B469 begünstigt generell das Berufspendeln aus den bayerischen Grenzregionen in den Rhein-Main-Verdichtungsraum, so dass viele Beschäftigte aus den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg bis hin zum 18
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Main-Spessart-Kreis zum Arbeiten nach Hessen pendeln. Die auch im deutschlandweiten Vergleich sehr niedrigen Arbeitslosenquoten dieser bayerischen Landkreise dürften zumindest teilweise darauf zurückzuführen sein. 2.3
Zwischenfazit
Mit Ausnahme der stagnierenden Bevölkerung in der Stadt Aschaffenburg war die Einwohnerzahl in allen übrigen hessisch-bayerischen Grenzregionen zwischen 2005 und 2010 insgesamt rückläufig. Dabei fiel der Rückgang im Odenwald insgesamt stärker aus als in der direkten Vergleichsregion Miltenberg, im Main-Kinzig-Kreis und im Landkreis Fulda nahm die Einwohnerzahl hingegen weniger stark ab als in den jeweiligen bayerischen Vergleichsregionen. Vor dem Hintergrund dieser demografischen Entwicklungen fallen z.B. Einkommensgrößen, die pro-Kopf ausgewiesen werden, in Regionen mit stärker sinkenden Einwohnerzahlen allein rechnerisch höher aus, da sich das erzielte Einkommen auf weniger Köpfe verteilt. Bei den Größen Verfügbares Einkommen und Primäreinkommen der privaten Haushalte könnte dies eine Rolle spielen und zum Teil das Zurückfallen der hessischen Regionen beim Umstieg vom Inlandskonzept zum Inländerkonzept erklären. Als ein weiterer Grund sind die Pendlerverflechtungen zu nennen, da Erwerbseinkommen, die Auspendler erzielen, nach dem Inlandskonzept am Arbeitsort, nach dem Inländerkonzept jedoch am Wohnort erfasst werden. Nach Hessen pendeln per Saldo über 22.000 Beschäftigte zum Arbeiten aus Bayern, vorwiegend aus den grenznahen Regionen. Die dabei in Hessen erzielten Einkommen erhöhen unmittelbar das Verfügbare Einkommen sowie das Primäreinkommen in den bayerischen Regionen. Pendler spielen mit Blick auf die regionalen Arbeitsmärkte ebenfalls eine große Rolle, da sich hohe Auspendlerüberschüsse dämpfend auf die Arbeitslosenquoten am Wohnort auswirken können. Es kann gezeigt werden, dass die bayerischen Grenzregionen – auch hier mit Ausnahme der Stadt Aschaffenburg – relativ hohe Auspendlersalden aufweisen. Allerdings entlasten auch die hessischen Landkreise Main-Kinzig und Odenwald in erheblichem Maße ihre regionalen Arbeitsmärkte durch Auspendler, wohingegen in den Landkreis Fulda per Saldo deutlich mehr Menschen ein- als auspendeln. Von der Größenordnung der Salden her betrachtet dürften dabei viele dieser Einpendler aus den bayerischen Nachbarkreisen RhönGrabfeld und insbesondere Bad Kissingen kommen.
19
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
3
Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsentwicklung
Zur Darstellung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der hessisch-bayerischen Grenzregionen erfolgt zunächst ein gesamtwirtschaftlicher Vergleich von nominalem Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung, Erwerbstätigen sowie der Arbeitsproduktivität, die als Quotient aus (nominaler) Bruttowertschöpfung und der Zahl der Erwerbstätigen errechnet wird. Daran anschließend werden sektorale Entwicklungen im Produzierenden Gewerbe sowie in den Dienstleistungsbereichen aufgezeigt. Neben sektoraler Bruttowertschöpfungs- und Erwerbstätigenentwicklung wird auch der jeweilige Anteil an der Gesamtwirtschaft im Regionalvergleich dargestellt. Als zusätzliche Referenzgrößen werden die Entwicklungen in Hessen, Bayern sowie in Deutschland herangezogen. 3.1
Gesamtwirtschaftliche Entwicklungen
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der hessischen Wirtschaft verlief sowohl in längerfristiger Betrachtung im Zeitraum von 2000 bis 2011 als auch bei kurzfristiger Betrachtung in den Jahren von 2009 bis 2011 unter dem Bundesdurchschnitt und blieb insbesondere auch hinter der bayerischen Wirtschaft zurück. In regionaler Betrachtung schnitten beim Vergleich der gesamtwirtschaftlichen Leistungsindikatoren alle hessischen Grenzregionen besser ab als der hessische Landesdurchschnitt. Die bayerischen Grenzregionen haben sich keineswegs pauschal immer besser entwickeln können als ihre hessischen Pendants. Vielmehr zeichnen sich alle drei Vergleichsregionen durch unterschiedliche Entwicklungsverläufe aus. 3.1.1
Bruttoinlandsprodukt
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen ist die Wirtschaft im Landkreis Fulda zusammen mit dem Wetteraukreis im Zeitraum von 2000 bis 2011 am stärksten von allen hessischen Landkreisen und kreisfreien Städten gewachsen. Diese Dynamik konnte auch von beiden bayerischen Vergleichsregionen – den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld – bei weitem nicht erreicht werden. Ein anderes Bild zeigt sich beim jeweiligen Regionalvergleich von Main-Kinzig-Kreis und Odenwaldkreis mit ihren angrenzenden bayerischen Nachbarregionen. Beide hessischen Kreise blieben im längerfristigen Vergleich deutlich hinter der Dynamik ihrer jeweiligen bayerischen Vergleichsregionen zurück, seit dem Krisenjahr 2009 sind die Entwicklungsunterschiede aber als eher gering zu bewerten. Wie die Liniendiagramme zeigen, unterscheiden sich die bayerischen Vergleichsregionen des Main-Kinzig-Kreises im Zeitverlauf sehr deutlich. Bis zum Jahr 2006 sind 20
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
die Verläufe in den Landkreisen Main-Spessart und Aschaffenburg fast identisch mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Main-Kinzig-Kreis. Extrem dynamisch entwickelte sich nur die Stadt Aschaffenburg, wodurch auch die mit dem Landkreis zusammen gebildete Gebietseinheit nach oben angehoben wurde. Entwicklung des nominalen Bruttoinlandsprodukts von 2000 bis 2011 absolute Werte (in Mio. Euro)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
Main-Kinzig-Kreis
9.507
Stadt Aschaffenburg
11.576
22%
14%
8%
13%
2.773
4.212
52%
19%
33%
14%
Lkr. Aschaffenburg
4.112
4.867
18%
13%
19%
0%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
6.885
9.078
32%
16%
25%
6%
Lkr. Main-Spessart
2.952
3.840
30%
21%
11%
18%
Lkr. Fulda
5.313
7.082
33%
18%
22%
9%
Lkr. Bad Kissingen
2.179
2.553
17%
14%
10%
7%
Lkr. Rhön-Grabfeld
1.829
2.300
26%
14%
17%
7%
Odenwaldkreis
1.765
2.274
29%
8%
12%
15%
Lkr. Miltenberg
2.623
3.611
38%
15%
19%
15%
Nachrichtlich: Hessen
188.394
226.180
20%
10%
12%
7%
Bayern
342.486
456.273
33%
20%
20%
11%
2.047.500
2.592.600
27%
17%
16%
9%
Deutschland
2000-2009
2009-2011
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Vom Konjunktureinbruch im Jahr 2009 hat sich bisher der Main-Spessart-Kreis am besten erholen können, wohingegen im Landkreis Aschaffenburg der Erholungsprozess noch kaum begonnen hat. Aber auch im Main-Kinzig-Kreis ist eine ausgeprägte Aufwärtsbewegung zu erkennen, wobei der konjunkturbedingte Einbruch des Jahres 2009 bereits im Folgejahr wieder aufgeholt werden konnte.
21
RegionalĂśkonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Entwicklung des nominalen Bruttoinlandsprodukts von 2000 bis 2011 Hessen, Bayern und Deutschland (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Main-Kinzig-Kreis, Aschaffenburg und Main-Spessart-Kreis (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
22
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Hessisch-Bayerische Rhön im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Odenwaldkreis und Lkr. Miltenberg im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
23
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
3.1.2
Bruttowertschöpfung insgesamt
Ein sehr ähnliches Bild wie beim nominalen Bruttoinlandsprodukt zeigt sich erwartungsgemäß auch bei der nominalen Bruttowertschöpfung, da sich beide gesamtwirtschaftlichen Größen nur durch den Saldo aus Gütersteuern und Gütersubventionen unterscheiden. Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung von 2000 bis 2011 absolute Werte (in Mio. Euro)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
Main-Kinzig-Kreis
8.551
10.348
21%
13%
7%
13%
Stadt Aschaffenburg
2.494
3.765
51%
18%
32%
15%
Lkr. Aschaffenburg
3.698
4.350
18%
12%
18%
0%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
6.192
8.115
31%
15%
24%
6%
Lkr. Main-Spessart
2.655
3.433
29%
20%
10%
18%
Lkr. Fulda
4.778
6.330
32%
17%
21%
9%
Lkr. Bad Kissingen
1.959
2.282
16%
13%
9%
7%
Lkr. Rhön-Grabfeld
1.645
2.056
25%
13%
16%
8%
Odenwaldkreis
1.587
2.033
28%
7%
11%
15%
Lkr. Miltenberg
2.359
3.228
37%
14%
18%
16%
Nachrichtlich: Hessen
169.438
202.174
19%
9%
11%
7%
308.025
407.845
32%
19%
19%
11%
1.841.480
2.317.430
26%
16%
15%
9%
Bayern Deutschland
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Die Größe Bruttowertschöpfung wird hier dennoch dargestellt, da sie auch detailliert für die einzelnen Wirtschaftsbereiche ausgewiesen wird und somit tiefergehende sektorale Auswertungen der regionalen Wirtschaftsleistung ermöglicht. Die obigen Ausführungen zum Bruttoinlandsprodukt treffen mit geringen Abweichungen im Nachkommabereich uneingeschränkt auch für die regionale Bruttowertschöpfungsentwicklung zu.
24
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung von 2000 bis 2011 Hessen, Bayern und Deutschland (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Main-Kinzig-Kreis, Aschaffenburg und Main-Spessart-Kreis (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
25
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Hessisch-Bayerische Rhön im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Odenwaldkreis und Lkr. Miltenberg (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
26
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
3.1.3
Erwerbstätige insgesamt
Die Zahl der Erwerbstätigen am Arbeitsort hat in Hessen im Zeitraum von 2000 bis 2011 mit 4 % etwas weniger zugenommen als im Bundesdurchschnitt (+5 %), blieb aber deutlich hinter der Entwicklung in Bayern (+8 %) zurück. Ähnlich wie schon bei der Wirtschaftsleistung blickt der Landkreis Fulda auch auf dem Arbeitsmarkt auf eine erfolgreiche Entwicklung zurück, die bis zuletzt anhielt. Entwicklung der Erwerbstätigen von 2000 bis 2011 absolute Werte (in 1.000)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
Main-Kinzig-Kreis
161
Stadt Aschaffenburg
2000-2009
2009-2011
168
4%
4%
1%
3%
54
61
13%
10%
11%
2%
Lkr. Aschaffenburg
67
70
4%
3%
3%
1%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
121
131
8%
6%
7%
1%
Lkr. Main-Spessart
56
60
6%
6%
7%
0%
Lkr. Fulda
108
118
9%
9%
6%
3%
Lkr. Bad Kissingen
53
51
-3%
0%
-4%
2%
Lkr. Rhön-Grabfeld
39
41
5%
6%
1%
3%
Odenwaldkreis
37
37
0%
2%
-2%
2%
Lkr. Miltenberg
55
57
4%
8%
3%
1%
Nachrichtlich: Hessen
3.072
3.194
4%
5%
2%
2%
Bayern
6.357
6.835
8%
7%
5%
3%
Deutschland
39.382
41.164
5%
6%
3%
2%
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
In der kurzfristigen Betrachtung seit dem Jahr 2009 können sich auch der MainKinzig-Kreis und der Odenwaldkreis von ihren bayerischen Vergleichsregionen positiv absetzen. Allerdings trifft dies nicht auf die längerfristige Sicht zu: So stagnierte zwischen den Jahren 2000 und 2009 die Zahl der Erwerbstätigen im Main-KinzigKreis annähernd und im Odenwaldkreis war sie sogar deutlich rückläufig.
27
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Entwicklung der Erwerbstätigen von 2000 bis 2011 Hessen, Bayern und Deutschland (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Main-Kinzig-Kreis, Aschaffenburg und Main-Spessart-Kreis (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
28
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Hessisch-Bayerische Rhön im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Odenwaldkreis und Lkr. Miltenberg im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
29
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
3.1.4
Gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität
Aus dem Zusammenspiel von Wirtschaftsleistung und Erwerbstätigkeit errechnet sich die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, ein Indikator für den Beitrag, den ein Erwerbstätiger im Schnitt zum Bruttoinlandsprodukt in der Region erbringt. Im Jahr 2011 waren dies in Hessen knapp 71.000 Euro. Die entsprechenden Werte in Bayern und Deutschland lagen deutlich darunter, und zwar um 6 bzw. um 11 %. Die Entwicklung der Arbeitsproduktivität im Zeitverlauf hängt vom jeweiligen Ausgangsniveau ab, wobei gilt: je höher der Startwert, umso tendenziell schwächer ist die weitere Entwicklung (Niveaueffekt). Der Landkreis Aschaffenburg beispielsweise startete im Jahr 2000 von einem Niveau, das knapp über dem auch damals hohen Hessendurchschnittswert lag. Die Produktivitätsentwicklung des Landkreises Aschaffenburg war im Zeitverlauf die schwächste von allen Vergleichsregionen und drehte am aktuellen Rand von 2009 bis 2011 sogar ins Negative. Entwicklung der Arbeitsproduktivität von 2000 bis 2011 absolute Werte (in Euro)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
Main-Kinzig-Kreis
58.879
68.908
17%
10%
7%
9%
Stadt Aschaffenburg
51.033
68.866
35%
8%
20%
12%
Lkr. Aschaffenburg
61.357
69.941
14%
9%
15%
-1%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
56.733
69.438
22%
9%
17%
5%
Lkr. Main-Spessart
52.247
64.044
23%
14%
4%
18%
Lkr. Fulda
49.011
59.804
22%
9%
16%
6%
Lkr. Bad Kissingen
41.471
49.891
20%
14%
15%
5%
Lkr. Rhön-Grabfeld
46.670
56.052
20%
8%
16%
4%
Odenwaldkreis
47.226
60.950
29%
6%
15%
12%
Lkr. Miltenberg
47.553
63.084
33%
6%
16%
14%
Nachrichtlich: Hessen
61.319
70.819
15%
5%
10%
5%
Bayern
53.879
66.759
24%
12%
15%
8%
Deutschland
51.991
62.982
21%
10%
13%
7%
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
30
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Entwicklung der Arbeitsproduktivität von 2000 bis 2011 Hessen, Bayern und Deutschland (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Main-Kinzig-Kreis, Aschaffenburg und Main-Spessart-Kreis (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
31
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Hessisch-Bayerische Rhön im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Odenwaldkreis und Lkr. Miltenberg im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
32
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
3.2
Wirtschaftsentwicklung im Produzierenden Gewerbe insgesamt
Im Jahr 2011 zeigen sich zwischen den Regionen beim Vergleich der Anteile des Produzierenden Gewerbes an der Gesamtwirtschaft erhebliche Unterschiede. Mit Abstand am stärksten industriegeprägt ist der Main-Spessart-Kreis, in dem mehr als die Hälfte der Bruttowertschöpfung und rund 45 % aller Erwerbstätigen auf das Produzierende Gewerbe entfallen. Das andere Extrem ist der Landkreis Bad Kissingen, wo nur etwa ein Viertel sowohl der Bruttowertschöpfung als auch der Erwerbstätigen auf diesen Wirtschaftssektor entfallen. Wirtschaftlicher Strukturwandel im Regionalvergleich Anteile an Gesamtwirtschaft im Jahr 2011
Strukturveränderung von 2005 bis 2011
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur.
Mit Ausnahme des Odenwaldkreises weist das Produzierende Gewerbe in allen Regionen in den Jahren von 2005 bis 2011 Anteilsgewinne bei der Bruttowertschöpfung in der Größenordnung von bis 5-Prozentpunkten auf. Beim Blick auf die Beschäftigungsentwicklung überwiegen hingegen Anteilsverluste. Als einzige Region hat sich somit im Odenwaldkreis der „klassische Strukturwandel“ von der Industrie hin zu den Dienstleistungen weiter fortgesetzt, wobei allerdings die Entwicklungsunterschiede zu seinem direkten Nachbarkreis Miltenberg dabei vergleichsweise gering ausgefallen sind.
33
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
3.2.1
Bruttowertschöpfung im Produzierenden Gewerbe
Mit Ausnahme der Stadt Aschaffenburg war die Entwicklung des Produzierenden Gewerbes zwischen 2000 und dem Krisenjahr 2009 insgesamt eher schwach ausgeprägt, im Odenwaldkreis und im Main-Kinzig-Kreis waren sogar hohe Abnahmeraten zu verzeichnen. Diese Rückgänge konnten in Folge des nach 2009 einsetzenden allgemeinen Erholungsprozesses der Industrie mehr als kompensiert werden. Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung im Produzierenden Gewerbe von 2000 bis 2011 absolute Werte (in Mio. Euro)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
3.380
3.574
6%
27%
-20%
32%
Stadt Aschaffenburg
630
1.061
68%
29%
31%
28%
Lkr. Aschaffenburg
1.155
1.407
22%
21%
6%
15%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
1.785
2.467
38%
24%
15%
20%
Lkr. Main-Spessart
1.324
1.809
37%
32%
0%
36%
Lkr. Fulda
1.561
1.990
28%
36%
3%
24%
Lkr. Bad Kissingen
480
539
12%
23%
1%
11%
Lkr. Rhön-Grabfeld
595
735
23%
27%
2%
21%
Odenwaldkreis
664
775
17%
4%
-13%
34%
Lkr. Miltenberg
1.074
1.332
24%
15%
1%
23%
Nachrichtlich: Hessen
43.488
50.116
15%
13%
-5%
21%
Bayern
97.041
139.431
44%
34%
14%
26%
Deutschland
561.870
713.490
27%
21%
5%
21%
Main-Kinzig-Kreis
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Die hessischen Regionen haben insbesondere am aktuellen Rand hohe Zuwachsraten des Produzierenden Gewerbes, die überwiegend höher sind als in ihren bayerischen Vergleichsregionen.
34
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung im Produzierenden Gewerbe Hessen, Bayern und Deutschland (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Main-Kinzig-Kreis, Aschaffenburg und Main-Spessart-Kreis (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
35
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Hessisch-Bayerische Rhön im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Odenwaldkreis und Lkr. Miltenberg im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
36
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
3.2.2
Erwerbstätige im Produzierenden Gewerbe
Trotz überwiegend hoher Zuwachsraten bei der Bruttowertschöpfung zeichnet sich die Erwerbstätigenentwicklung überwiegend durch negative Vorzeichen aus. Insbesondere die Stadt Aschaffenburg ist durch sehr konträre BWS- und Erwerbstätigenverläufe gekennzeichnet. Ausnahmen hiervon bilden der Main-Spessart-Kreis und der Landkreis Rhön-Grabfeld. Im direkten Regionalvergleich der Erwerbstätigenentwicklungen im Produzierenden Gewerbe schneiden die hessischen Landkreise abermals relativ gut ab, so dass nicht auf ein systematisches Entwicklungsdefizit gegenüber ihren bayerischen Nachbarregionen geschlossen werden kann. Für den Odenwaldkreis zeichnet sich insbesondere für die Jahre von 2000 bis 2009 ein ausgeprägter wirtschaftlicher Strukturwandel ab, bei dem etwa ein Fünftel aller Arbeitsplätze des Produzierenden Gewerbes abgebaut wurden. Entwicklung der Erwerbstätigen im Produzierenden Gewerbe von 2000 bis 2011 absolute Werte (in 1.000)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
Main-Kinzig-Kreis
55
Stadt Aschaffenburg
2000-2009
2009-2011
50
-10%
4%
-12%
3%
16
14
-14%
2%
-13%
-1%
Lkr. Aschaffenburg
28
26
-9%
-2%
-7%
-3%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
44
39
-11%
-1%
-9%
-2%
Lkr. Main-Spessart
26
27
5%
8%
6%
-1%
Lkr. Fulda
34
34
-2%
6%
-5%
3%
Lkr. Bad Kissingen
14
12
-13%
-2%
-14%
2%
Lkr. Rhön-Grabfeld
15
16
1%
11%
-6%
7%
Odenwaldkreis
16
13
-17%
-6%
-20%
3%
Lkr. Miltenberg
26
23
-11%
7%
-13%
3%
Nachrichtlich: Hessen
786
694
-12%
-1%
-13%
1%
Bayern
1.969
1.891
-4%
3%
-5%
1%
Deutschland
11.302
10.163
-10%
1%
-11%
1%
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
37
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Entwicklung der Erwerbstätigen im Produzierenden Gewerbe Hessen, Bayern und Deutschland (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Main-Kinzig-Kreis, Aschaffenburg und Main-Spessart-Kreis (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
38
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Hessisch-Bayerische Rhön im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Odenwaldkreis und Lkr. Miltenberg im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
39
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
3.3
Wirtschaftsentwicklung innerhalb des Produzierenden Gewerbes
Der Blick auf die Entwicklungen innerhalb des Produzierenden Gewerbes richtet sich auf das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe. Die Wirtschaft des Main-Spessart-Kreises wird in hohem Maße durch das Verarbeitende Gewerbe geprägt. Diese hohe Bedeutung schlägt sich angesichts der insgesamt guten Industriekonjunktur seit 2005 und insbesondere nach dem Konjunktureinbruch im Jahr 2009 unmittelbar auch spürbar positiv auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung nieder. Der Zuwachs an Erwerbstätigen wirkt sich zudem positiv auf dem regionalen Arbeitsmarkt aus. Hierin dürfte auch ein wichtiger Grund für die niedrigen Arbeitslosenquoten des Kreises liegen. 3.3.1
Verarbeitendes Gewerbe
Wirtschaftlicher Strukturwandel im Regionalvergleich Anteile an Gesamtwirtschaft im Jahr 2011
Strukturveränderung von 2005 bis 2011
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Ein ähnliches Erklärungsmuster trifft auch für den Landkreis Rhön-Grabfeld zu. Die gute Industriekonjunktur führt zu Beschäftigungszuwächsen und zu sinkenden Arbeitslosenquoten, mit 3,2 % im Jahresdurchschnitt die zweitniedrigste aller Vergleichsregionen.
40
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe absolute Werte (in Mio. Euro) Main-Kinzig-Kreis
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
2.548
2000-2009
2009-2011
2.604
2%
32%
-25%
37%
Stadt Aschaffenburg
456
848
86%
25%
39%
33%
Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart
819
1.057
29%
19%
12%
16%
1.274
1.905
50%
22%
22%
23%
1.127
1.544
37%
34%
-5%
45%
Lkr. Fulda
1.139
1.494
31%
39%
4%
27%
Lkr. Bad Kissingen
265
292
10%
15%
-6%
17%
Lkr. Rhön-Grabfeld
445
575
29%
28%
5%
23%
Odenwaldkreis
548
641
17%
0%
-14%
36%
Lkr. Miltenberg
896
1.090
22%
11%
-4%
26%
32.392
37.625
16%
15%
-8%
26%
Bayern
73.755
110.048
49%
34%
13%
32%
Deutschland
410.120
524.510
28%
19%
0%
27%
Nachrichtlich: Hessen
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Entwicklung der Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe von 2000 bis 2011 absolute Werte (in 1.000)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
Main-Kinzig-Kreis
39
Stadt Aschaffenburg Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart Lkr. Fulda
2000-2009
2009-2011
36
-9%
5%
-13%
4%
12
10
-14%
-1%
-12%
-2%
21
19
-9%
-4%
-5%
-4%
33
29
-11%
-3%
-8%
-3%
21
23
6%
9%
7%
-1%
24
23
-3%
2%
-5%
3%
Lkr. Bad Kissingen
8
7
-11%
-5%
-12%
1%
Lkr. Rhön-Grabfeld
11
12
5%
12%
-3%
9%
Odenwaldkreis
13
10
-18%
-7%
-20%
3%
Lkr. Miltenberg
21
19
-9%
8%
-12%
3%
Hessen
574
495
-14%
-3%
-14%
1%
Bayern
1.448
1.410
-3%
3%
-3%
0%
Deutschland
7.741
7.175
-7%
0%
-7%
0%
Nachrichtlich:
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
41
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
3.3.2
Baugewerbe
Die Bedeutung des Baugewerbes sowohl an der Bruttowertschöpfung als auch an den Erwerbstätigen variiert im Regionalvergleich zwischen rund 4 % in der Stadt Aschaffenburg und rund 10 % im Landkreis Bad Kissingen. Wirtschaftlicher Strukturwandel im Regionalvergleich Anteile an Gesamtwirtschaft im Jahr 2011
Strukturveränderung von 2005 bis 2011
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Seit dem Konjunktureinbruch im Jahr 2009 war sowohl der Zuwachs der Bruttowertschöpfung als auch der Erwerbstätigen in Hessen insgesamt wie auch in den hessischen Vergleichsregionen jeweils stärker ausgeprägt als in den bayerischen Pendants. Als wichtige Ursache sind hierfür die Konjunkturprogramme für Hessen zu nennen, die sich positiv auf das Baugewerbe ausgewirkt haben.7
7
42
Vgl. Kerstin Frings, u.a.: Auswirkungen der Konjunkturprogramme für Hessen; HA-Report 825; *Wiesbaden 2012. Alexander Werner, Heiko Müller: Wirkungen der Konjunkturprogramme: Ex-post Betrachtung; HA-Report 850; Wiesbaden 2013.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung im Baugewerbe von 2000 bis 2011 absolute Werte (in Mio. Euro) 2000
Veränderungen im Zeitraum (in %) 2011
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
Main-Kinzig-Kreis
513
602
17%
41%
-4%
22%
Stadt Aschaffenburg
108
125
16%
20%
12%
4%
Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart
215
274
28%
46%
8%
18%
323
399
24%
37%
9%
13%
154
192
24%
16%
21%
2%
Lkr. Fulda
324
433
34%
65%
10%
22%
Lkr. Bad Kissingen
190
218
15%
38%
7%
7%
Lkr. Rhön-Grabfeld
115
113
-1%
18%
-17%
18%
Odenwaldkreis
105
121
14%
37%
-4%
20%
Lkr. Miltenberg
139
165
19%
32%
13%
5%
Nachrichtlich: Hessen
7.049
7.836
11%
33%
-7%
19%
Bayern
16.233
19.366
19%
30%
7%
11%
Deutschland
97.270
106.050
9%
30%
-4%
14%
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Entwicklung der Erwerbstätigen im Baugewerbe von 2000 bis 2011 absolute Werte (in 1.000)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
Main-Kinzig-Kreis
13
12
-6%
6%
-9%
3%
Stadt Aschaffenburg
3
2
-8%
14%
-11%
3%
Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart
7
6
-9%
5%
-10%
1%
10
9
-9%
7%
-10%
2%
4
4
-3%
5%
-1%
-2%
Lkr. Fulda
9
9
1%
18%
-5%
6%
Lkr. Bad Kissingen
6
5
-15%
2%
-18%
4%
Lkr. Rhön-Grabfeld
3
3
-14%
6%
-16%
3%
Odenwaldkreis
3
3
-14%
-3%
-17%
4%
Lkr. Miltenberg
5
4
-15%
4%
-17%
2%
Nachrichtlich: Hessen
174
164
-6%
6%
-9%
4%
Bayern
456
410
-10%
6%
-12%
3%
2.920
2.424
-17%
4%
-19%
3%
Deutschland
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
43
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
3.4
Wirtschaftsentwicklung der Dienstleistungsbereiche insgesamt
Die Entwicklung des zusammengefassten Dienstleistungsbereichs ist annähernd das exakte Spiegelbild des Produzierenden Gewerbes. Den mit Abstand niedrigsten Dienstleistungsanteil aller Vergleichsregionen hat mit 45 % der Main-Spessart-Kreis, den höchsten Anteil der Landkreis Bad Kissingen mit knapp 75 %. Insbesondere zahlreiche Kur- und Reha-Einrichtungen haben zur hohen Bedeutung des tertiären Sektors in diesem Landkreis beigetragen. Finanzielle Engpässe im Gesundheitswesen haben sich in den Jahren 2000 bis 2005 stark dämpfend auf die Entwicklung der Bruttowertschöpfung und die Zahl der Erwerbstätigen im Landkreis Bad Kissingen ausgewirkt. Wirtschaftlicher Strukturwandel im Regionalvergleich Anteile an Gesamtwirtschaft im Jahr 2011
Strukturveränderung von 2005 bis 2011
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Generell stehen in den meisten Regionen rückläufigen Bruttowertschöpfungsanteilen leichte Bedeutungsgewinne bei den Erwerbstätigen gegenüber. Das Zusammenspiel dieser konträren Entwicklungen wirkt sich wiederum dämpfend auf die Pro-Kopf -Arbeitsproduktivität in den Regionen aus, da nun vergleichsweise weniger Bruttowertschöpfung von mehr Erwerbstätigen erstellt wird.
44
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
3.4.1
Bruttowertschöpfung in den Dienstleistungsbereichen insgesamt
In Hessen ist die Bruttowertschöpfungsentwicklung der Dienstleistungsbereiche bis zum Jahr 2008 sehr ähnlich wie in Bayern und Deutschland verlaufen, was sich mit dem Konjunktureinbruch im Jahr 2009 aber deutlich verändert hat. Zum einen war der Rückgang sehr viel stärker ausgeprägt und zum anderen blieb der Erholungsprozess verhaltener als in Deutschland und insbesondere in Bayern. Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung in den Dienstleistungsbereichen insgesamt von 2000 bis 2011 absolute Werte (in Mio. Euro)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
Main-Kinzig-Kreis
5.121
Stadt Aschaffenburg
6.708
31%
6%
25%
5%
1.861
2.697
45%
14%
32%
10%
Lkr. Aschaffenburg
2.519
2.896
15%
7%
23%
-7%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
4.380
5.593
28%
11%
27%
1%
Lkr. Main-Spessart
1.285
1.558
21%
7%
20%
1%
Lkr. Fulda
3.156
4.268
35%
10%
31%
3%
Lkr. Bad Kissingen
1.432
1.677
17%
9%
12%
5%
Lkr. Rhön-Grabfeld
1.006
1.265
26%
5%
25%
0%
Odenwaldkreis
905
1.233
36%
9%
29%
6%
Lkr. Miltenberg
1.263
1.860
47%
13%
33%
11%
Nachrichtlich: Hessen
125.063
151.026
21%
7%
17%
3%
Bayern
206.996
263.955
28%
12%
22%
5%
1.259.160
1.582.370
26%
13%
20%
5%
Deutschland
2000-2009
2009-2011
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Die Dienstleistungsentwicklung der hessischen Grenzregionen ist durchwegs dynamischer als im hessischen Landesdurchschnitt verlaufen. Auch im Vergleich zu ihren bayerischen Nachbarregionen können bei der nominalen Bruttowertschöpfung keine systematischen Entwicklungsnachteile festgestellt werden.
45
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung in den Dienstleistungsbereichen Hessen, Bayern und Deutschland (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Main-Kinzig-Kreis, Aschaffenburg und Main-Spessart-Kreis (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
46
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Hessisch-Bayerische Rhön im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Odenwaldkreis und Lkr. Miltenberg im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
47
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
3.4.2
Erwerbstätige in den Dienstleistungsbereichen insgesamt
Die Dienstleistungsbereiche haben sich in der längerfristigen Betrachtung in fast allen Vergleichsregionen seit dem Jahr 2000 insgesamt als Beschäftigungsmotoren erwiesen, die den Arbeitsplatzrückgang im Produzierenden Gewerbe sogar überkompensieren konnten. Entwicklung der Erwerbstätigen in den Dienstleistungsbereichen insgesamt von 2000 bis 2011 absolute Werte (in Mio. Euro)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
Main-Kinzig-Kreis
104
116
12%
3%
8%
3%
Stadt Aschaffenburg
38
47
23%
13%
20%
2%
Lkr. Aschaffenburg
37
43
16%
8%
13%
3%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
75
90
20%
10%
17%
3%
Lkr. Main-Spessart
29
31
8%
4%
8%
0%
Lkr. Fulda
72
83
16%
11%
11%
4%
Lkr. Bad Kissingen
37
37
3%
2%
1%
2%
Lkr. Rhön-Grabfeld
22
24
9%
3%
7%
1%
Odenwaldkreis
20
23
14%
7%
12%
2%
Lkr. Miltenberg
28
33
17%
9%
18%
0%
Nachrichtlich: Hessen
2.248
2.469
10%
7%
8%
2%
Bayern
4.193
4.787
14%
10%
10%
4%
Deutschland
27.326
30.334
11%
7%
8%
2%
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Auch bei diesem Indikator sind im Regionalvergleich keine systematischen Entwicklungsunterschiede zum Nachteil der hessischen Regionen festzustellen. Am aktuellen Rand von 2009 bis 2011 sind die Zuwächse der hessischen Grenzregionen sogar durchwegs stärker ausgeprägt als in ihren jeweiligen bayerischen Pendants.
48
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Entwicklung der Erwerbstätigen in den Dienstleistungsbereichen insgesamt Hessen, Bayern und Deutschland (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Main-Kinzig-Kreis, Aschaffenburg und Main-Spessart-Kreis (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
49
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Hessisch-Bayerische Rhön im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Odenwaldkreis und Lkr. Miltenberg im Regionalvergleich (Jahr 2000 = 100 bzw. 2009 = 100)
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
50
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
3.5
Wirtschaftsentwicklung innerhalb des Dienstleistungsbereichs
3.5.1
Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation
Die Anteilswerte des sehr heterogenen Wirtschaftsbereichs Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation an der Gesamtwirtschaft reichen gemessen an der Bruttowertschöpfung von 10 % im Main-Spessart-Kreis bis zu über 30 % sowohl in der Stadt als auch im Landkreis Aschaffenburg. Da es im Handel und im Gastgewerbe vergleichsweise viele Teilzeit- und geringfügige Beschäftigungsverhältnisse gibt, ist die Bedeutung dieses Sektors für die jeweiligen regionalen Arbeitsmärkte in der Regel einige Prozentpunkte höher. Der Main-KinzigKreis und der Odenwaldkreis haben sich insbesondere in der jüngeren Vergangenheit seit 2009 sowohl bei der Bruttowertschöpfung als auch bei den Erwerbstätigen zumeist besser als ihre Nachbarregionen entwickelt. Auffällig ist, dass eine vergleichsweise positive Bruttowertschöpfungsentwicklung im Main-Spessart-Kreis nicht auch zu einer entsprechenden Zunahme der Erwerbstätigen führte, sondern im Gegenteil sogar Arbeitsplätze abgebaut wurden. Wirtschaftlicher Strukturwandel im Regionalvergleich Anteile an Gesamtwirtschaft im Jahr 2011
Strukturveränderung von 2005 bis 2011
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
51
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung im Wirtschaftsbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation von 2000 bis 2011 absolute Werte (in Mio. Euro)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
1.778
2.062
16%
3%
3%
12%
719
1.187
65%
28%
45%
14%
1.270
1.444
14%
10%
31%
-13%
1.989
2.631
32%
17%
36%
-3%
307
360
17%
8%
11%
6%
Lkr. Fulda
951
1.302
37%
16%
36%
1%
Lkr. Bad Kissingen
296
341
15%
2%
15%
0%
Lkr. Rhön-Grabfeld
253
294
16%
2%
10%
6%
Odenwaldkreis
190
256
35%
14%
22%
11%
Lkr. Miltenberg
314
426
35%
22%
30%
4%
Nachrichtlich: Hessen
35.746
42.152
18%
7%
13%
4%
Bayern
62.175
75.680
22%
13%
15%
6%
Deutschland
373.370
458.690
23%
13%
16%
6%
Main-Kinzig-Kreis Stadt Aschaffenburg Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
Entwicklung der Erwerbstätigen im Wirtschaftsbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation von 2000 bis 2011 absolute Werte (in 1.000)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
Main-Kinzig-Kreis
45
44
-2%
-2%
-5%
3%
Stadt Aschaffenburg
17
21
26%
13%
23%
3%
Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart
19
21
9%
7%
6%
2%
36
42
17%
10%
14%
3%
12
12
-4%
-1%
-2%
-2%
Lkr. Fulda
31
32
4%
5%
2%
2%
Lkr. Bad Kissingen
11
11
-4%
-8%
6%
-9%
Lkr. Rhön-Grabfeld
8
8
5%
-1%
5%
0%
Odenwaldkreis
8
8
2%
3%
0%
2%
Lkr. Miltenberg
12
13
11%
8%
18%
-6%
Nachrichtlich: Hessen
873
890
2%
2%
0%
2%
Bayern
1.655
1.756
6%
5%
4%
2%
Deutschland
10.347
10.730
4%
4%
3%
1%
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
52
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
3.5.2
Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücksund Wohnungswesen
Durch den Finanzplatz und die Dienstleistungsmetropole Frankfurt am Main hat dieser Wirtschaftsbereich für die hessische Wirtschaft – sowohl was die Bruttowertschöpfung als auch die Erwerbstätigen betrifft – eine außerordentlich hohe Bedeutung. Die entsprechenden Anteilswerte liegen sowohl deutlich über dem Bayern- als auch dem Deutschlanddurchschnitt. Wirtschaftlicher Strukturwandel im Regionalvergleich Anteile an Gesamtwirtschaft im Jahr 2011
Strukturveränderung von 2005 bis 2011
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
Im Regionalvergleich haben alle hessischen Grenzregionen im Jahr 2011 sowohl bei der Bruttowertschöpfung als auch bei den Erwerbstätigen höhere Anteilswerte als ihre direkten bayerischen Nachbarn. Und auch am aktuellen Rand von 2009 bis 2011 fiel der Erwerbstätigenzuwachs höher aus als in Bayern. In wieweit die hohen Zuwachsraten im Odenwaldkreis und im Landkreis Miltenberg im Gesamtzeitraum 2000 bis 2011 auf statistische Umstrukturierungen infolge der Umstellung der Wirtschaftszweigsystematik von der WZ 2003 auf die WZ 2008 zurückzuführen ist, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden.
53
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung im Wirtschaftsbereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen absolute Werte (in Mio. Euro) Main-Kinzig-Kreis
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
2.087
2.909
39%
6%
38%
1%
Stadt Aschaffenburg
667
837
25%
-4%
14%
10%
Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart
906
980
8%
2%
8%
0%
1.573
1.817
16%
-1%
11%
5%
567
668
18%
3%
18%
0%
Lkr. Fulda
1.206
1.653
37%
3%
33%
3%
Lkr. Bad Kissingen
442
567
28%
12%
21%
6%
Lkr. Rhön-Grabfeld
358
470
31%
6%
38%
-5%
Odenwaldkreis
408
571
40%
7%
35%
4%
Lkr. Miltenberg
559
911
63%
6%
37%
19%
Nachrichtlich: Hessen
58.219
69.662
20%
4%
18%
2%
Bayern
84.680
110.539
31%
10%
24%
5%
Deutschland
482.700
608.640
26%
11%
21%
4%
Entwicklung der Erwerbstätigen im Wirtschaftsbereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen von 2000 bis 2011 absolute Werte (in 1.000)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
Main-Kinzig-Kreis
22
29
30%
6%
20%
8%
Stadt Aschaffenburg
9
10
18%
14%
11%
7%
Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart
7
9
20%
8%
16%
3%
16
19
19%
11%
13%
5%
4
5
23%
12%
20%
3%
Lkr. Fulda
13
18
43%
24%
30%
10%
Lkr. Bad Kissingen
5
6
11%
6%
2%
8%
Lkr. Rhön-Grabfeld
3
4
18%
11%
14%
3%
Odenwaldkreis
3
5
78%
40%
65%
8%
Lkr. Miltenberg
5
7
34%
13%
26%
6%
Nachrichtlich: Hessen
563
665
18%
11%
15%
3%
Bayern
852
1.089
28%
19%
16%
10%
5.544
7.021
27%
17%
19%
7%
Deutschland
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
54
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
3.5.3
Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte mit Hauspersonal
Im Wirtschaftsbereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte mit Hauspersonal übertreffen die Erwerbstätigenanteile noch ausgeprägter die entsprechenden Bruttowertschöpfungsanteile als dies bereits im Wirtschaftsbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation der Fall war. Dies lässt auf viele Teilzeit- und geringfügig Beschäftigte in diesem Wirtschaftsbereich schließen. Mit Ausnahme des Landkreises Bad Kissingen, dessen Entwicklung insbesondere durch die zahlreichen Gesundheitseinrichtungen geprägt wird, ist sowohl die wirtschaftsstrukturelle Bedeutung als auch die länger- und kurzfristige Bruttowertschöpfungs- und Erwerbstätigenentwicklung in allen Vergleichsregionen sehr ähnlich zu bewerten. Entwicklungsnachteile der hessischen Grenzregionen sind somit auch für diesen Wirtschaftsbereich nicht erkennbar. Wirtschaftlicher Strukturwandel im Regionalvergleich Anteile an Gesamtwirtschaft im Jahr 2011
Strukturveränderung von 2005 bis 2011
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
55
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Entwicklung der nominalen Bruttowertschöpfung im Wirtschaftsbereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte von 2000 bis 2011 absolute Werte (in Mio. Euro) Main-Kinzig-Kreis
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
1.256
1.737
38%
11%
35%
3%
Stadt Aschaffenburg
475
673
42%
21%
37%
4%
Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart
342
471
38%
13%
36%
1%
817
1.144
40%
17%
37%
2%
411
529
29%
12%
28%
1%
Lkr. Fulda
998
1.313
31%
13%
25%
6%
Lkr. Bad Kissingen
694
769
11%
11%
4%
6%
Lkr. Rhön-Grabfeld
395
501
27%
5%
24%
2%
Odenwaldkreis
306
406
33%
10%
27%
5%
Lkr. Miltenberg
390
523
34%
18%
29%
4%
Nachrichtlich: Hessen
31.098
39.211
26%
12%
20%
5%
Bayern
60.141
77.736
29%
15%
25%
3%
Deutschland
403.090
515.040
28%
15%
23%
4%
Entwicklung der Erwerbstätigen im Wirtschaftsbereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte von 2000 bis 2011 absolute Werte (in 1.000)
Veränderungen im Zeitraum (in %)
2000
2011
Main-Kinzig-Kreis
37
44
17%
8%
16%
1%
Stadt Aschaffenburg
13
16
23%
12%
24%
-1%
Lkr. Aschaffenburg Stadt und Lkr. Aschaffenburg Lkr. Main-Spessart
10
13
27%
10%
24%
3%
23
29
25%
11%
24%
1%
13
15
16%
6%
15%
1%
Lkr. Fulda
28
32
16%
10%
13%
2%
Lkr. Bad Kissingen
20
21
5%
6%
-2%
6%
Lkr. Rhön-Grabfeld
11
12
9%
3%
7%
2%
Odenwaldkreis
10
10
7%
0%
7%
0%
Lkr. Miltenberg
11
13
17%
10%
13%
3%
Nachrichtlich: Hessen
2000-2011
2005-2011
2000-2009
2009-2011
813
915
12%
8%
10%
2%
Bayern
1.686
1.942
15%
10%
12%
3%
Deutschland
11.435
12.583
10%
6%
9%
1%
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
56
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
3.6
Zwischenfazit
Als ein zentrales Ergebnis kann weder beim Regionalvergleich der gesamtwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der hessisch-bayerischen Grenzregionen anhand der Indikatoren Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung, Erwerbstätige und Arbeitsproduktivität noch in der anschließenden vertiefenden sektoralen Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung der einzelnen Wirtschaftsbereiche ein systematischer Entwicklungsvorsprung der bayerischen Grenzregionen vor den hessischen Grenzregionen festgestellt werden. So schneidet der Landkreis Fulda über den gesamten Zeitraum von 2000 bis 2011 sowohl in der Gesamtwirtschaft als auch bei den meisten Wirtschaftsbereichen besser ab als seine bayerischen Vergleichsregionen, die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Auch der Odenwaldkreis und der Main-Kinzig-Kreis haben seit Überwindung der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 eine ähnliche wirtschaftliche Dynamik entwickeln können wie ihre jeweiligen bayerischen Vergleichsregionen. Eine Sonderstellung nimmt der Main-Spessart-Kreis ein, dessen Wirtschaft zu mehr als der Hälfte durch das Produzierende Gewerbe geprägt wird. Dank dieses hohen Gewichts hat die gute Industriekonjunktur seit dem Jahr 2005 insgesamt zu hohen Wachstumsraten der wirtschaftlichen Leistungskraft und insbesondere der Erwerbstätigen geführt. Selbst der starke Einbruch im Jahr 2009 konnte im Main-SpessartKreis schnell wieder überkompensiert werden. Allerdings birgt die insgesamt hohe industrielle Konzentration auch Gefahren, falls sich die Absatzchancen für Industrieprodukte in Zukunft einmal verschlechtern sollten. Insgesamt ist festzustellen, dass sich der allgemeine wirtschaftliche Strukturwandel, gekennzeichnet durch Anteilsgewinne des Tertiären Sektors zu Lasten der Sekundären und Primären Sektoren, in den hier betrachteten Jahren von 2005 bis 2011 zumindest bei der Bruttowertschöpfung nicht weiter fortgesetzt hat. Im Gegenteil haben die Dienstleistungsbereiche sogar an Bedeutung verloren. Ein nach wie vor bekanntes Bild zeigt sich hingegen bei der Entwicklung der Erwerbstätigen. Bei dieser Größe handelt es sich allerdings um Kopfzahlen, so dass sich dahinter auch eine Zunahme von Teilzeit- und geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen zu Lasten von Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen verbergen kann.
57
Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
4
Fazit
Im letzten GRW-Ranking zur Neuabgrenzung des GRW-Fördergebietes für die Förderperiode von 2014 bis 2020 konnten die bayerischen Arbeitsmarktregionen beim direkten Regionalvergleich der hessisch-bayerischen Grenzregion um mehr Plätze nach vorne rücken als ihre unmittelbaren hessischen Nachbarregionen. Ursächlich hierfür waren in erster Linie die sehr niedrigen Arbeitslosenquoten und die relativ hohen Einkommen, die je Beschäftigten gezahlt werden. Diese beiden Indikatoren zusammen dominieren zu 85 % das Gesamtergebnis des GRW-Ranking und zwar zu 45 % die durchschnittliche Arbeitslosenquote der Jahre 2009 bis 2012 und zu 40 % die (korrigierte) Bruttolohn- und Gehaltssumme je versicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2010. Bei den beiden anderen Indikatoren des GRW-Ranking – einem Infrastrukturindikator, der sich selbst wiederum aus einer Reihe von Teilindikatoren zusammensetzt, und einer regionalen bis zum Jahr 2018 reichenden Erwerbstätigenprognose – schneiden die hessischen Landkreise hingegen oftmals besser ab als die bayerischen. Wegen des geringen Gewichts von zusammengenommen 15 % wirken sich diese beiden Indikatoren aber kaum auf die Gesamtplatzierung im GRW-Ranking aus. Die niedrigen Arbeitslosenquoten in den bayerischen Grenzregionen gehen einher mit hohen Auspendlerüberschüssen, großenteils nach Hessen. So kamen im Jahr 2012 per Saldo über 22.000 Menschen zum Arbeiten aus Bayern – und zwar vorwiegend aus den grenznahen Regionen – nach Hessen. Tendenziell entlasten Auspendler den heimischen Arbeitsmarkt alleine schon dadurch, dass sie bei der Berechnung der Arbeitslosenquote den Nenner vergrößern und damit der Bruch insgesamt kleiner wird. Als weitere Komponente kann auch eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung auf die Arbeitslosenquoten dämpfend wirken. Es wird gezeigt, dass in den bayerischen Regionen im Beobachtungszeitraum von 2005 bis 2010 der Bevölkerungsrückgang tatsächlich sowohl insgesamt als auch bei der jüngeren Bevölkerungsgruppe der unter 40-Jährigen zumeist stärker ausgeprägt war als in den hessischen Nachbarregionen. Sehr niedrige Arbeitslosenquoten, die wie z.B. im Main-Spessart-Kreis mit zuletzt 2,8 % im Jahresdurchschnitt 2013 schon nahe am Vollbeschäftigungsniveau liegen dürften, führen in der Wirtschaftstheorie tendenziell zu steigenden Löhnen, die die
58
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung
Arbeitgeber zu zahlen bereit sind, um ihre Arbeitsnachfrage zu befriedigen. Die Lohnsumme steigt aber auch dann, wenn die Arbeitskräfte – auch bei gleichen Stundenlöhnen – bereit sind, länger zu arbeiten. Die vergleichsweise hohe Lohnsumme im GRW-Ranking für die Arbeitsmarktregion Lohr am Main, die identisch mit dem Main-Spessart-Kreis ist, dürfte zum Teil auf letzteres zurückzuführen sein. So übertraf z.B. im Main-Spessart-Kreis das Arbeitsvolumen im Jahr 2011 das Niveau von 2000 um insgesamt knapp 2 %, wohingegen im Main-Kinzig-Kreis das geleistete Arbeitsvolumen in beiden Vergleichsjahren nahezu identisch war (-0,2 %). Damit korrelieren aber die beiden dominanten Indikatoren des GRW-Ranking Arbeitslosenquote und Löhne in hohem Maße. Zusätzlich zur Analyse der Entwicklung der Arbeitslosenquoten und der Löhne wird die gesamtwirtschaftliche und sektorale Wirtschaftsentwicklung sowohl längerfristig von 2000 bis 2011 als auch kurzfristig seit 2009 im Regionalvergleich betrachtet. Insbesondere der Regionalvergleich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am aktuellen Rand seit dem Krisenjahr 2009 zeigt nicht, dass sich die bayerischen Kreise besser entwickelt hätten als ihre hessischen Nachbarregionen. Oftmals ist sogar das Gegenteil der Fall. Wirtschaftsentwicklung von 2009 bis 2011 Bruttowertschöpfung (BWS) insgesamt
Erwerbstätige (ET) insgesamt
BWS des Produzierenden Gewerbes
Main-Kinzig-Kreis
13%
3%
32%
Stadt Aschaffenburg
15%
2%
Lkr. Aschaffenburg
0%
Stadt und Lkr. Aschaffenburg
ET im Produzierenden Gewerbe
BWS des Dienstleistungssektors
ET im Dienstleistungssektor
3%
5%
3%
28%
-1%
10%
2%
1%
15%
-3%
-7%
3%
6%
1%
20%
-2%
1%
3%
Lkr. Main-Spessart
18%
0%
36%
-1%
1%
0%
Lkr. Fulda
9%
3%
24%
3%
3%
4%
Lkr. Bad Kissingen
7%
2%
11%
2%
5%
2%
Lkr. Rhön-Grabfeld
8%
3%
21%
7%
0%
1%
Odenwaldkreis
15%
2%
34%
3%
6%
2%
Lkr. Miltenberg
16%
1%
23%
3%
11%
0%
Quelle: Arbeitskreis VGR des Bundes und der Länder (2014); Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur
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Regionalökonomische Analyse der hessisch-bayrischen Grenzregionen
Das im direkten Vergleich zum Main-Kinzig-Kreis insgesamt deutlich höhere Wirtschaftswachstum des Main-Spessart-Kreises ist vor allem auf die gute Industriekonjunktur sowie auf das außerordentlich hohe Gewicht, das das Produzierende Gewerbe für die Gesamtwirtschaft des Main-Spessart-Kreises hat, zurückzuführen. So entfielen dort im Jahr 2011 rd. 53 % der Bruttowertschöpfung und 46 % aller Erwerbstätigen alleine auf diesen Wirtschaftssektor. Allerdings stagnierte die Erwerbstätigenentwicklung insgesamt im Main-Spessart-Kreis und blieb damit deutlich hinter der hessischen Vergleichsregion Main-Kinzig-Kreis zurück. Aus Sicht des MainKinzig-Kreis zeigt sich zudem im direkten Vergleich mit der Stadt und dem Landkreis Aschaffenburg ein eher uneinheitliches Bild, wobei der hessische Landkreis bei der Zunahme der Erwerbstätigen insgesamt sowie bei der Entwicklung von Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigen im Produzierenden Gewerbe durchwegs höhere Werte aufweist. Auch der Landkreis Fulda liegt im direkten Vergleich zu seinen bayerischen Vergleichsregionen, den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld, zumeist vorne. Beim Vergleich zwischen dem Odenwaldkreis und dem Landkreis Miltenberg zeigt sich insgesamt ein sehr ausgeglichenes Bild. Miltenberg liegt bei der Bruttowertschöpfungsentwicklung insgesamt leicht vorne, was auf den Dienstleistungsbereich zurückzuführen ist. Der Odenwald führt bei der Erwerbstätigenentwicklung insgesamt, aber auch die Bruttowertschöpfung des Produzierenden Gewebes expandierte deutlich stärker. Als Quintessenz dieser Analyse kann kein genereller Entwicklungsvorsprung der bayerischen Grenzregionen vor ihren hessischen Nachbarkreisen nachgewiesen werden. Die Aussagekraft alleine des GRW-Ranking für regionale Vergleiche der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung ist als nicht ausreichend zu bewerten. Verzerrungen entstehen insbesondere dadurch, dass bei den beiden Hauptindikatoren des GRW-Ranking Interdependenzen anzunehmen sind. Ein völlig anders Bild zeigt hingegen die Entwicklung des Landes Hessen, das bei der Wirtschaftsanalyse – zusammen mit Bayern und Deutschland – als übergeordnete Vergleichsregionen mit ausgewertet wurde. Hessen blieb sowohl bei längerfristiger als auch kürzerfristiger Betrachtung hinter Bayern zurück. Eine diesbezügliche Ursachenanalyse wäre ein lohnendes Unterfangen. Nach ersten Recherchen dürften dabei auch statistische Neuabgrenzungen, die im Rahmen der Revision und des Umstiegs von der Wirtschaftszweigsystematik 2003 auf die Wirtschaftszweigsystematik 2008 vorgenommen wurden, von Bedeutung sein.
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