Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hess

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen – eine empirische und qualitative Analyse

Lioba Trabert Kathrin Ramsauer

Report Nr. 887 Wiesbaden 2015


Eine Veröffentlichung der

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Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen – eine empirische und qualitative Analyse

Inhalt

Seite

1

Einleitung

1

2

Gegenstand und Zielsetzung der Untersuchung

2

3

Formen, Struktur und Rahmenbedingungen der Betriebspraktika in Hessen

5

3.1

Formen von Betriebspraktika

5

3.2

Die Struktur der Schülerpraktika in Hessen – Erhebung bei den Staatlichen Schulämtern in Hessen

6

3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4 4

5

Rahmenbedingungen für Betriebspraktika in Hessen Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb OloV-Qualitätsstandards Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen Zusammenfassung

20 20 23 31 32

Betriebspraktika aus Sicht hessischer Unternehmen

35

4.1

Bereitstellung von Praktikumsplätzen

36

4.2

Gründe gegen die Bereitstellung von Praktikumsplätzen

38

4.3

Motive und Erfahrungen bei der Bereitstellung von Praktikumsplätzen

41

4.4

Umsetzung von Qualitätskriterien

46

4.5

Aktivitäten und Kontakte der Unternehmen in Bezug auf Praktika

50

4.6

Allgemeine Einschätzung der Betriebspraktika

54

4.7

Zusammenfassung

56

Betriebspraktika aus Sicht der Schülerinnen und Schüler sowie aus Sicht der Lehrkräfte

61

5.1

Vor- und Nachbereitung der Praktika

63

5.2

Finden eines Praktikumsplatzes

65

5.3

Umsetzung von Qualitätskriterien

69

I


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Inhalt

Seite 5.4

Tätigkeiten während des Praktikums

73

5.5

Probleme während des Praktikums

74

5.6

Beurteilung der Betriebspraktika durch die Schülerinnen und Schüler und deren Lehrkräfte

75

5.7

Einschätzungen zur Berufsorientierung

79

5.8

Verbleib der Schülerinnen und Schüler nach ihrem Schulabschluss

82

Zusammenfassung

84

5.9

II

6

Ergebnisse der Expertengespräche

87

7

Fazit und Empfehlungen

97

Literaturverzeichnis

103

Tabellenverzeichnis

106

Abbildungsverzeichnis

109

Anhang

111


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1

Einleitung

Schulischer Berufsorientierung wird zukünftig eine weiter wachsende Bedeutung zukommen, da Jugendliche zum Ende ihrer Schulzeit aus einer Vielfalt an Ausbildungsgängen, Berufen und Tätigkeitsfeldern die richtige Wahl für ihre Zukunft treffen müssen. Schulische Berufsorientierung hat zum Ziel, die Berufswahlkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu erhöhen und einen direkten Übergang in den Beruf zu ermöglichen. Dabei sollen Vorstellungen entwickelt und Fehlentscheidungen, Ausbildungs- sowie Studienabbrüche vermieden werden. Dass hier weiterhin Handlungsbedarf besteht, zeigen beispielsweise die hessische Vertragslösungsquote als Indikator für Ausbildungsabbrüche, aber auch die Ergebnisse der hessischen IHKAusbildungsumfrage, die die unklaren Berufsvorstellungen der Auszubildenden als wichtiges Ausbildungshemmnis identifiziert. Schülerbetriebspraktika können einen wichtigen Beitrag im Prozess der Berufsorientierung leisten. Als Schnittstelle zwischen Bildung und Beruf sollen Praktika Schülerinnen und Schülern praktische Kenntnisse und Erfahrungen und damit Anwendungskompetenzen aus der täglichen Arbeit vermitteln. Praktika erfüllen somit eine zentrale Orientierungs- und Qualifizierungsfunktion und bieten wertvolle Einblicke in die allgemeine Berufswelt sowie in spezielle Arbeitsprozesse im Detail. Sie sind geeignet, berufliche Weichenstellungen zu unterstützen, sei es bei der Wahl des Ausbildungsberufs oder des Ausbildungsbetriebs. Aus der Sicht der Unternehmen eröffnen Praktika die Möglichkeit, sich den zukünftigen Fachkräften mit den in ihrem Spektrum der Berufe angebotenen Berufsfeldern und Tätigkeiten zu präsentieren. Praktika können daher Ausgangspunkt für eine spätere Ausbildung im Praktikumsbetrieb sein. Zudem können Praktika helfen, den Mismatch am Ausbildungsmarkt, hervorgerufen durch eine ungenügende oder falsche Berufsauswahl, zu reduzieren. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Fachkräftebedarfs sowie dem Ziel einer qualitativen Verbesserung der Berufsorientierung kommt zukünftig der Qualität der durchgeführten Praktika ein noch höherer Stellenwert zu. Aus diesem Grund ist es von besonderem Interesse, Näheres über die Durchführung von Schülerbetriebspraktika in Hessen zu erfahren sowie Handlungsoptionen und Potenziale für eine kontinuierliche Verbesserung der Qualität von betrieblichen Praktika zu identifizieren.

1


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

2

Gegenstand und Zielsetzung der Untersuchung

Der Anspruch an Betriebspraktika als Instrument im Rahmen der Berufsorientierung hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Während sie ursprünglich eher mit dem Ziel eines „Hineinschnupperns“ in die Arbeitswelt verbunden waren, sind Betriebspraktika heute stärker in einen kontinuierlichen, stringenten und strukturierten Prozess der Berufsorientierung eingebettet.1 So werden im Vorfeld der Betriebspraktika persönliche Kompetenzprofile der Schülerinnen und Schüler erstellt, die idealtypisch in die Wahl des Praktikumsplatzes einfließen sollen. Darüber hinaus spielen für die Durchführung von Praktika eine Reihe von Qualitätsstandards eine Rolle zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Berufsorientierung. Das Ziel eines qualitativ abgesicherten und stringenten Prozesses der Berufsorientierung hat an Bedeutung gewonnen und angesichts des zu erwartenden Fachkräfteengpasses gilt es umso mehr berufliche Fehlentscheidungen und Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.2 Schülerbetriebspraktika als zentrales Instrument der Berufsorientierung stehen in der hier vorliegenden Studie im Zentrum. Dabei wird untersucht, welche Formen von Praktika in Hessen durchgeführt werden, welche Ziele, Regelungen und Qualitätsstandards zur Durchführung existieren und wie diese Rahmenbedingungen in der Praxis umgesetzt werden. Abschließend gilt es zu klären, wie Schülerbetriebspraktika gestaltet sein müssen, um den Jugendlichen im Verlauf ihrer Berufsorientierung eine realitätsnahe Vorstellung von Ausbildung und Beruf zu vermitteln und ihnen die Möglichkeit einer Reflexion in Bezug auf ihre eigenen Fähigkeiten und Chancen zu geben. Für die Darstellung quantitativer und qualitativer Ergebnisse sind eine Vielzahl von Handlungsakteuren mit ihrem spezifischen Wissen und ihren Erfahrungen im Bereich der Schülerbetriebspraktika zu berücksichtigen. Aus diesem Grund nehmen Befragungen und leitfadengestützte Expertengespräche eine zentrale Rolle bei dem gewählten Untersuchungsansatz ein. Die Studie gliedert sich in vier Teile. Im ersten Teil werden verschiedene Praktikumsformen vorgestellt. Mit Hilfe einer Vollerhebung bei den Staatlichen Schulämtern in Hessen wird die konkrete Realisierung der verschiedenen Praktikumsarten ausgewertet. Die Angaben lassen sich sowohl nach Schulform als auch nach Jahrgangsstufe differenzieren. Im ersten Teil werden darüber hinaus bestehende Gesetze und Regelungen bzw. Rahmenbedingungen vorgestellt, die die Praktikumsziele sowie die konkrete Vorbereitung, Durchführung, Nachbereitung, Akquise etc. betreffen. Zu diesen Rahmensetzungen gehört der Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und

1 2

2

Vgl. Bergzog, Thomas (2006), S. 28. Vgl. zu dem Zusammenhang von Praktika und Ausbildungsabbrüchen Scharrer, Tina., Vogler, Melanie (2007) sowie Werner, Bernd; Stefan Kuse; Ramsauer, Kathrin (2013).


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Betrieb im Bereich der allgemeinbildenden und der berufsbildenden Schulen. Im Rahmen der Qualitätsstandards der hessenweiten Strategie OloV sind einige Standards im Zusammenhang mit der Durchführung von Praktika formuliert. Darüber hinaus stellen die Kriterien für das Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen Rahmensetzungen dar, die für die Untersuchung ausgewertet und aufbereitet werden. Der Überblick über diese verschiedenen Rahmenbedingungen soll aufzeigen, inwieweit allgemeingültige Regelungen für betriebliche Praktika bestehen. Anschließend werden die konkreten Aktivitäten, die in den Regionen im Rahmen der OloV-Strategie bezüglich betrieblicher Praktika und den jeweiligen Zielvereinbarungen umgesetzt werden, dokumentiert. Ziel des zweiten Teils der Untersuchung ist es, Erkenntnisse über die Durchführung von Schülerbetriebspraktika in den hessischen Unternehmen zu erhalten.3 Grundlage der Gewinnung von Erkenntnissen über die Umsetzung von Praktika und die diesbezüglichen Erfahrungen ist eine breite schriftliche Befragung von Unternehmen, die wesentliche Akteure im Rahmen der betrieblichen Praktika darstellen. In der Befragung werden nicht nur die Motive und Erfahrungen von Unternehmen analysiert, die bereits Schülerpraktika durchgeführt haben, sondern auch die Argumente von Unternehmen betrachtet, die noch keine Praktikantinnen und Praktikanten beschäftigt haben. Die Ergebnisse werden nach Branchenzugehörigkeit und Unternehmensgröße ausgewertet. Der dritte Teil der Studie analysiert die Umsetzung der Praktika sowie deren Qualität und Nutzen aus Sicht der Schulen. Hierzu erfolgen schriftliche Befragungen von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern. Somit lassen sich Erkenntnisse darüber gewinnen, wie der Prozess zur Auswahl des Praktikumsplatzes verläuft, welche Vor- und Nachbereitungen innerhalb der Schule stattfinden, wie intensiv sich die Schülerinnen und Schüler mit Berufsorientierung auseinandersetzen, welche Rolle dabei das Betriebspraktikum einnimmt und wie Ablauf und Inhalt des Praktikums konkret beurteilt werden. Im vierten Teil der Studie werden die Umfragen durch eine Reihe von Experteninterviews mit Vertretern verschiedener Institutionen zur Umsetzung der Betriebspraktika und den diesbezüglichen Erfahrungen ergänzt. Zu den Gesprächspartnern zählen u.a. Vertreter von Kammern und der Landesarbeitsgemeinschaft SchuleWirtschaft, ausgewählte Unternehmen, Schülerinnen und Schüler, Elternbeiräte, OloVRegionalkoordinatoren sowie Schulkoordinatorinnen und Schulkoordinatoren. In Leitfaden gestützten Gesprächen werden einzelne Themen im Zusammenhang mit der Durchführung und der Bewertung von Betriebspraktika vertieft und dargestellt. 3

Die Begriffe „Betrieb“ und „Unternehmen“ werden in der vorliegenden Studie synonym verwendet, auch wenn es inhaltliche Unterschiede gibt, vgl. für die Definitionen www.wirtschaftslexikon.gabler.de. Diese Unterschiede sind für die Aussagen im Rahmen der Studie jedoch ohne Belang.

3


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Im abschließenden Teil der Studie sollen Handlungsoptionen für eine effektivitätssteigernde Durchführung von Betriebspraktika aufgezeigt werden. Hierzu werden die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungsschritte zusammengetragen und entsprechende Empfehlungen ausformuliert.

4


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3

Formen, Struktur und Rahmenbedingungen der Betriebspraktika in Hessen

3.1

Formen von Betriebspraktika

Praktika sind allgemein als Einstiegshilfen in den Arbeitsmarkt und zur Berufsorientierung gedacht. Sie ersetzen keine Berufsausbildung, stellen aber eine gute Möglichkeit dar, sich auf den Ausbildungs- oder Berufseinstieg vorzubereiten. Neben den hier betrachteten Schülerbetriebspraktika gibt es zahlreiche andere Arten von Praktika, wie Anerkennungspraktika, Auslandspraktika, Praxissemester, Trainee etc.4 Die in der vorliegenden Studie im Fokus stehenden Schülerbetriebspraktika dienen in erster Linie der Heranführung der Schülerinnen und Schüler an die Arbeitswelt sowie der Berufsorientierung. Weitere Maßnahmen mit ähnlicher Zielrichtung wie Betriebsbesichtigungen, -führungen, -erkundungen, Besuche regionaler Messen, Tage der offenen Tür, Girls‘ Day, Besuche der Berufsinformationszentren o.ä. werden hier nicht als Betriebspraktika verstanden und nachfolgend nicht berücksichtigt. Das Hessische Schulgesetz sieht für die allgemeinbildenden Schulen ab der Mittelstufe (Sekundarstufe I) die Vermittlung von Grundkenntnissen hinsichtlich wirtschaftlicher Abläufe, die Heranführung der Schülerinnen und Schüler an die Arbeitswelt sowie die Berufsorientierung vor. Betriebspraktika, die exemplarisch Einsichten ermöglichen, stellen ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Zielsetzungen dar. Betriebspraktika sind nach Maßgabe der jeweiligen Rahmenstundentafeln bei berufsbildenden Schulen Bestandteile des berufsbildenden Lernbereichs und bei allgemeinbildenden Schulen Bestandteil des Berufsorientierungsprozesses. Die Organisation der Praktika ist an den Schulen angesiedelt. Einzelheiten zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung sind im Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb im Bereich der allgemeinbildenden und der berufsbildenden Schulen geregelt.5 Darin ist zu den Formen der Praktika folgendes vermerkt: Betriebspraktika können als 

kontinuierliche Praxistage (betriebliche Lerntage),

Blockpraktika oder als

Kombination beider Formen

organisiert sein. Sie können als Klassen-, Gruppen- oder Einzelpraktika durchgeführt werden. In berufsbildenden Schulen dauern Betriebspraktika in Blockform in der Regel vier Wochen, können jedoch auf bis zu sechs Wochen ausgedehnt werden. In allgemeinbildenden Schulen sind Blockpraktika oder kontinuierliche Praxistage ab der 4 5

Vgl. die Darstellung verschiedener Praktikumsformen in Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2011) u.a. Siehe Kapitel 3.3.1.

5


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Jahrgangsstufe 8 durchzuführen. Blockpraktika in allgemeinbildenden Schulen dauern in der Regel zwei oder drei Wochen je Schuljahr.6 Praxistage können in Betrieben, Lernwerkstätten oder in berufsbildenden Schulen stattfinden. In SchuB-Klassen7 an den Schulen mit Bildungsgang Hauptschule sowie an Förderschulen ist die Aufteilung von drei Tagen Unterricht an der Schule und zwei Tage Lernen und Arbeiten im Betrieb vorgegeben. Durch die Kontinuität im Rahmen der Praxistage lernen die Schülerinnen und Schüler betriebliche Realität nachhaltiger kennen als im Rahmen kurzfristiger Blockpraktika, und Unternehmen können die Jugendlichen mit ihren Stärken und Schwächen besser kennenlernen und evtl. bestehende gezielt Vorbehalte abbauen. Die vorliegende Untersuchung konzentriert sich auf die Betriebspraktika in allgemeinbildenden Schulen, wobei der Fokus auf Schulformen mit einer vergleichsweise starken Ausrichtung auf eine betriebliche Ausbildung liegt. Betrachtet werden daher Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen (KGS, IGS) und Förderschulen mit Förderschwerpunkt Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung.8 Die konkrete Durchführung von Praktika kann je nach Schulform und innerhalb von Schulformen auch in jeder Schule sehr unterschiedlich ausgestaltet sein. Welche Formen von Praktika im Einzelnen an den Schulen durchgeführt werden, ist statistisch bislang nicht erfasst. Um einen ersten Eindruck über die Praktikumslandschaft in Hessen zu erhalten, erfolgt daher eine eigene Erhebung.

3.2

Die Struktur der Schülerpraktika in Hessen – Erhebung bei den Staatlichen Schulämtern in Hessen

Eine eigene Erhebung an den Staatlichen Schulämtern bzw. den einzelnen Schulen soll einen Überblick darüber liefern, zu welchem Zeitpunkt welche Schulformen welche Art von Schülerbetriebspraktika durchführen. Die Abfrage schließt die Jahrgangsstufen 8, 9 und 10 ein und umfasst die unterschiedlichen Arten der Schülerbetriebspraktika (kontinuierliche Praxistage, Blockpraktika oder deren Kombination), die Anzahl, die Dauer und den Zeitpunkt der Praktika in den einzelnen Schulen. Zudem

6 7 8

6

Vgl. Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb im Bereich der allgemeinbildenden und der berufsbildenden Schulen vom 20.12.2010 (Verz.-Nr. 7200), Abschnitt III. SchuB steht für „Lernen und Arbeiten in Schule und Betrieb“. Näheres dazu siehe http://schub.bildung.hessen.de (Stand: Oktober 2012) bzw. SchuB-Klassen in Hessen – Erlass vom 2.11.2004 - II A 2.1 – 170.000.063 –. Berufsorientierung und Förderung der Ausbildungsreife sind zudem wesentliche Bestandteile der Mittelstufenschulen, die berufsorientierende Maßnahmen in Kooperation mit beruflichen Schulen durchführen. An Mittelstufenschulen kann ein Hauptschul- oder ein Realschulabschluss erworben werden. In Hessen gibt es im Schuljahr 2012/2013 14 Mittelstufenschulen, die 0,3 % aller hessischen Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen besuchen. Aufgrund dieser geringen Anzahl an Schülerinnen und Schülern wurde diese Schulform in der Befragung nicht berücksichtigt. In beruflichen Schulen übernehmen Praktika ebenfalls eine wichtige Funktion zur Orientierung und als Einstiegshilfe in den Beruf. Die jeweilige Ausgestaltung der Praktika für die einzelnen Schulformen (Berufsschulen, Berufsfachschulen, Fachschulen, Fachoberschulen und Berufliche Gymnasien) weist allerdings eine sehr große Spannbreite auf und würde den Rahmen dieser Untersuchung sprengen.


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wurde erhoben, ob die Schule einen aktuellen Praktikumspool hat. Als Praktikumspool ist ein Verzeichnis von Betrieben zu verstehen, das zur Vermittlung von Praktika genutzt wird. Er sollte den entsprechenden Lehrkräften zugänglich sein und regelmäßig aktualisiert werden. Die Frage nach dem Praktikumspool wurde aufgenommen, um Informationen darüber zu erhalten, ob Schülerinnen und Schüler, die selbstständig keinen Praktikumsplatz finden, auf diesem Weg eine Hilfestellung erhalten können.

Vorgehensweise der Befragung Der Fragebogen wurde mit den zuständigen Referaten im Hessischen Kultusministerium („Haupt- und Realschulen“; „Sonderpädagogische Förderung“; „Gesamtschulen, schulfachliche Religionsangelegenheiten“) abgestimmt. Zudem wurde der Fragebogen den Ansprechpersonen für Berufsorientierung und den Dezernentinnen und Dezernenten für die Bildungsgänge Haupt- und Realschule an den hessischen Schulämtern vorgestellt und Änderungswünsche eingearbeitet. Um den Zeitaufwand für die Schulen möglichst gering zu halten, wurden im Vorfeld alle Informationen in den Fragebogen eingefügt, die dem Hessischen Kultusministerium vorliegen. Dazu gehören die Schultypen, die Schulformen mit den jeweiligen Stufen sowie die Anzahl der Klassen und die Anzahl der Schülerinnen und Schüler für das Schuljahr 2012/2013.9 Die für SchuB- und Praxis-Klassen vorgesehenen zwei kontinuierlichen Praxistage wurden ebenfalls als feststehende Größe übernommen. Der Fragebogen wurde an die Ansprechpersonen für Berufsorientierung der Staatlichen Schulämter versandt, die ihn entweder selbst ausfüllen konnten oder an die jeweiligen Schulen im Schulamtsbezirk weiterleiteten. Die Antworten wurden von den Ansprechpersonen für Berufsorientierung gesammelt und an die Hessen Agentur zurück gesendet.10

Die folgende Tabelle 1 zeigt die Beteiligung an der Umfrage in den Staatlichen Schulämtern. Insgesamt haben sich von den 474 befragten Schulen 415 Schulen beteiligt. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 88 %.

9 Stand der bereit gestellten Daten der Lehrer- und Schülerdatenbank des Hessischen Kultusministeriums vom 09.09.2012. 10 In einigen Fällen antworteten die Schulen direkt der Hessen Agentur.

7


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabelle 1

Befragungsteilnahme in den einzelnen Staatlichen Schulämtern Anteil der Schulen, die sich beteiligt haben in %

Anzahl Schulen*)

Schulen, die sich beteiligt haben

LK Bergstraße und Odenwaldkreis

29

29

100

LK Darmstadt-Dieburg und Stadt Darmstadt

32

19

59

Stadt Frankfurt am Main

43

41

95

LK Fulda

22

22

100

LK Groß-Gerau und Main-Taunus-Kreis

29

26

90

Landkreis Gießen und Vogelsbergkreis

34

16

47

LK Hersfeld-Rotenburg und Werra-Meißner-Kreis

24

24

100

Hochtaunuskreis und Wetteraukreis

35

34

97

LK und Stadt Kassel

33

33

100

Lahn-Dill-Kreis und Landkreis Limburg-Weilburg

39

30

77

Main-Kinzig-Kreis

33

33

100

LK Marburg-Biedenkopf

21

21

100

LK und Stadt Offenbach

28

25

89

Rheingau-Taunus-Kreis und Landeshauptstadt Wiesbaden

33

33

100

Schwalm-Eder-Kreis und LK Waldeck-Frankenberg

39

29

74

474

415

88

Staatliche Schulämter

Insgesamt *)

Schulen mit Haupt-, Real-, Förderschul- oder Gesamtschulzweigen.

Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Über alle betrachteten Schulformen hinweg besuchen rund 98.000 Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2012/2013 die Jahrgangsstufen 8, 9 und 10 der befragten Schulen. Tabelle 2 zeigt die Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die einzelnen Schulformen, sowie den Anteil der Schülerinnen und Schüler, deren Schulen den Fragebogen beantwortet haben. Für rund 87.000 Schülerinnen und Schüler kann die Praktikumsart aufgrund der Rückmeldung näher beschrieben werden. Demnach liegt die an den Schülern gemessene Rücklaufquote insgesamt bei 88 %. Der höchste Rücklauf bezogen auf die Zahl der Schülerinnen und Schülern konnte mit 90 % in den Integrierten Gesamtschulen (IGS) erzielt werden,11 während dieser Anteil in den Schulen mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung mit 65 % deutlich geringer ist. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Befragung die Struktur der betrieblichen Praktika im Schuljahr 2012/2013 in Hessen umfassend darstellen kann und einen Großteil der Schüler repräsentiert. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass es sich um 11 Acht der Schulen befanden sich in einem Umwandlungsprozess zu einer integrativen Gesamtschule, sind hier aber noch mit dem alten Schultyp erfasst.

8


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eine Zeitpunktbetrachtung handelt. Es wird also dargestellt, wie viele Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2012/2013 an einem Praktikum teilnehmen. Ob diese Schülerinnen und Schüler bereits in vergangenen Schuljahren ein Praktikum absolviert haben oder in den nachfolgenden Schuljahren noch eines absolvieren werden, geht aus der Befragung nicht hervor. Tabelle 2

Anzahl der Schülerinnen und Schüler der Jahrgangstufen 8, 9, 10 in den einzelnen Schulformen Anzahl aller Schülerinnen und Schüler*)

Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit Rückmeldung

Anteil in %

Insgesamt

97.976

86.602

88

Realschulzweige

50.105

44.202

88

Integrierte Gesamtschulen

28.007

25.275

90

Hauptschulzweige

14.185

12.236

86

SchuB-Klassen

1.187

1.019

86

Schulzweige mit Förderschwerpunkt Lernen

3.797

3.336

88

Praxisklassen

549

439

80

Schulzweige mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung

146

95

65

*)

Angaben des Hessischen Kultusministeriums zum Schuljahr 2012/2013.

Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Rund 53.000 Schülerinnen und Schüler aus den hier betrachteten allgemeinbildenden Schulen in Hessen absolvieren im laufenden Schuljahr 2012/2013 ein Praktikum.12 Bei einem Großteil (rund 29.000) handelt es sich um Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse. In dieser Jahrgangsstufe ist die Praktikumsquote mit knapp 92 % am höchsten, in der 8. Klasse sind es rund 64 % (rund 20.000) und in der 10. Klasse rund 15 % (rund 4.000). Favorisiert werden Blockpraktika, die von rund 79 % aller Schülerinnen und Schüler absolviert werden. Die Kombination aus Blockpraktikum und kontinuierlichen Praxistagen spielt mit rund 13 % und die ausschließliche Durchführung von kontinuierlichen Praxistagen mit rund 9 % eine deutlich geringere Rolle (vgl. Tabelle 3). Die nachfolgenden differenzierten Auswertungen nach den Schulformen zeigen allerdings, dass die Struktur der Praktikumsformen und die jeweiligen Zeitpunkte je nach Schulform sehr unterschiedlich ausfallen.

12 Die Zahlen beziehen sich auf den Rücklauf der Befragung von Haupt-, Real-, Gesamt- sowie ausgewählten Förderschulen. Die Gesamtzahl der Praktikantinnen und Praktikanten dürfte dementsprechend deutlich höher sein.

9


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabelle 3

Übersicht über Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen in allen Schulformen 8. Klasse

9. Klasse

10. Klasse

Summe

Anzahl Schülerinnen und Schüler mit Praktika

19.581

29.458

3.644

52.683

Anzahl Schülerinnen und Schüler insg.

30.548

32.166

23.888

86.602

64

92

15

61

Anteil mit Praktika in %

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten Blockpraktika (ausschließlich)

16.263

22.820

2.327

41.410

kont. Praxistage (ausschließlich)

1.101

2.520

1.003

4.624

Kombination

2.217

4.118

314

6.649

Anteil der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten an allen Praktika in dieser Stufe in % Blockpraktika (ausschließlich)

83

78

64

79

kont. Praxistage (ausschließlich)

6

9

28

9

Kombination

11

14

9

13

Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Tabelle 4 gibt einen Überblick über die Praktika, die Schülerinnen und Schüler an Schulen mit einem Realschulzweig, die den Fragebogen beantwortet haben, absolvieren. Im Schuljahr 2012/2013 nehmen rund 21.200 Schülerinnen und Schüler bzw. 48 % der Schülerinnen und Schüler, die den Realschulzweig in den Jahrgangsstufen 8, 9 und 10 besuchen, an einem Praktikum teil. Dabei gilt es die deutlichen Unterschiede in den einzelnen Stufen zu berücksichtigen. Tabelle 4

Übersicht über Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen im Realschulzweig 8. Klasse

9. Klasse

10. Klasse

Summe

Anzahl Schülerinnen und Schüler mit Praktika

4.654

14.717

1.792

21.163

Anzahl Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig

13.237

15.611

15.354

44.202

35

94

12

48

Anteil mit Praktika in %

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten Blockpraktika (ausschließlich)

4.478

13.995

1.530

20.003

kont. Praxistage (ausschließlich)

134

183

262

579

Kombination

42

539

-

581

Anteil der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten an allen Praktika in dieser Stufe in % Blockpraktika (ausschließlich)

96

95

85

95

kont. Praxistage (ausschließlich)

3

1

15

3

Kombination

1

4

-

3

Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

10


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In der 9. Klasse findet für rund 94 % der Schülerinnen und Schüler ein Praktikum statt, während die Befragung für die 8. und 10. Klasse (35 % und 12 %) wesentlich geringere Anteile ergab. Zudem zeigt sich, dass im Realschulzweig der Anteil an Blockpraktika über alle Stufen hinweg deutlich dominiert. Greift man sich die 9. Klasse heraus, in der die meisten Schülerinnen und Schüler ein Praktikum absolvieren, belegt die Umfrage, dass Blockpraktika mit rund 95 % die am häufigsten durchgeführte Praktikumsart darstellen. In Tabelle 5 ist die Umsetzung der Blockpraktika detailliert beschrieben.13 Die meisten Schulen führen zwei- bzw. dreiwöchige Blockpraktika durch. Über fünf Wochen dauernde Praktika werden an den Realschulzweigen nur sehr vereinzelt durchgeführt. Hier spiegelt sich demnach wider, dass Blockpraktika gemäß den Vorgaben des Erlasses des Hessischen Kultusministeriums vom 20.12.2010 an den allgemeinbildenden Schulen in der Regel zwei bzw. drei Wochen pro Schuljahr dauern sollen. Tabelle 5

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren (nach Jahrgang und Praktikumsdauer) 1 Wo

2 Wo

3 Wo

4 Wo

5 Wo

6 Wo

8 Wo

8. Klasse

180 (2)

3.384 (57)

794 (17)

84 (2)

36 (1)

-

-

9. Klasse

93 (1)

6.091 (95)

6.619 (94)

1.103 (15)

-

39 (1)

50 (1)

10. Klasse

174 (3)

1.175 (14)

181 (3)

-

-

-

-

Anmerkung: Anzahl der Schulen in Klammern. Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Tabelle 6 zeigt die Anzahl der Realschülerinnen und Realschüler, die kontinuierliche Praxistage oder eine Kombination aus Blockpraktika und kontinuierlichen Praxistagen absolvieren, sowie deren genaue Durchführungsform. Dabei ist eine Kombination aus einem betrieblichen Lerntag und einem zweiwöchigen Blockpraktikum die häufigste Form, die in vier Schulen praktiziert wird. Jedoch sind die Schülerinnen- und Schülerzahlen im Vergleich zu den Blockpraktika eher gering.

13 Dabei werden hier und in den folgenden Tabellen nur die häufigsten Ausführungen dargestellt. Eine Übersicht über alle Umsetzungsformen befindet sich im Anhang.

11


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabelle 6

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die kontinuierliche Praxistage bzw. ein kombiniertes Praktikum absolvieren (nach Jahrgang und Praktikumsdauer) Kombination kontinuierlicher Praxistage und Blockpraktika

Kontinuierliche Praxistage 0,5 Tag

1 Tag

4 Tage

1 kPT / 2 Wo Block

1 kPT im 2. HJ / 3 Wo Block

1 kPT für 8 Wo / 2 Wo Block

8. Klasse

30 (1)

104 (2)

-

42 (1)

-

-

9. Klasse

-

102 (2)

81 (1)

293 (4)

168 (1)

78 (1)

10. Klasse

-

113 (2)

-

-

-

-

Anmerkung: Anzahl der Schulen in Klammern. Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Die zweitgrößte Zahl an Schülerinnen und Schülern der befragten Schulen findet sich in Integrierten Gesamtschulen. In den betrachteten Jahrgangsstufen absolvieren dabei im Schuljahr 2012/2013 rund 15.800 Schülerinnen und Schüler ein Praktikum. Dies entspricht einem Anteil von rund 63 %. Der Anteil ist somit höher als im Realschulzweig (48 %). Überwiegend finden die Praktika in der 8. und 9. Klasse statt (vgl. Tabelle 7). Ähnlich dem Realschulzweig ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die Praktika absolvieren, in der 10. Klasse mit 10 % relativ niedrig, da der Schwerpunkt in den Abschlussjahrgängen vorwiegend auf den Prüfungsvorbereitungen liegt. Tabelle 7

Übersicht über die Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen in den Integrierten Gesamtschulen 8. Klasse

9. Klasse

10. Klasse

Summe

Anzahl Schülerinnen und Schüler mit Praktika

7.969

7.167

703

15.839

Anzahl Schülerinnen und Schüler in den Integrierten Jahrgangsstufen

10.084

8.387

6.804

25.275

79

86

10

63

Anteil mit Praktika in %

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten Blockpraktika (ausschließlich)

7.220

5.081

335

12.636

kont. Praxistage (ausschließlich)

274

673

368

1.315

Kombination

475

1.413

-

1.888

Anteil der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten an allen Praktika in dieser Stufe in % Blockpraktika (ausschließlich)

91

71

48

80

kont. Praxistage (ausschließlich)

3

9

52

8

Kombination

6

20

-

12

Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

12


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Die Bedeutung der Blockpraktika ist in den Integrierten Gesamtschulen nicht ganz so ausgeprägt wie im Realschulzweig, nichts desto trotz sind Blockpraktika in der 8. Klasse mit 91 % und in der 9. Klasse mit 71 % die am häufigsten durchgeführten Praktikumsarten. Die Umsetzung der einzelnen Praktikumsarten ist in Tabelle 8 dargestellt. Die meisten Schulen führen zwei- bis dreiwöchige Blockpraktika durch. Dies trifft für 6.913 Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen, 4.761 Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen und 270 Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen in den befragten Schulen zu. An wenigen Schulen dauert die Praktikumsphase nur eine Woche. Kontinuierliche Praxistage werden überwiegend an einem Tag der Woche praktiziert. Eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika wird für insgesamt 1.647 Schülerinnen und Schüler durchgeführt, wobei der Schwerpunkt auf der Kombination von einem kontinuierlichen Praxistag und zwei Wochen Blockpraktikum liegt. Tabelle 8

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in der Integrierten Gesamtschule, die Blockpraktika, kontinuierliche Praxistage bzw. ein kombiniertes Praktikum absolvieren (nach Jahrgang und Praktikumsdauer) Blockpraktika

Kontinuierliche Praxistage

Kombination kontinuierlicher Praxistage und Blockpraktika

1 Wo

2 Wo

3 Wo

1 Tag

2 Tage

1 kPT / 2 Wo Block

1 kPT / 3 Wo Block

2 kPT / 2 Wo Block

8. Klasse

307 (2)

4.399 (33)

2.514 (21)

98 (1)

176 (1)

246 (2)

91 (1)

-

9. Klasse

100 (1)

3.178 (23)

1.583 (12)

673 (5)

-

808 (6)

230 (2)

272 (2)

10. Klasse

-

170 (2)

100 (1)

368 (3)

-

-

-

-

Anmerkung: Anzahl der Schulen in Klammern. Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Welche Art und Durchführungsform von betrieblichen Praktika in den Hauptschulzweigen14 gewählt wird, geht aus Tabelle 9 hervor. Insgesamt nehmen im Schuljahr 2012/2013 rund 11.000 Hauptschülerinnen und -schüler an einem Praktikum teil. Dies entspricht einem Anteil von rund 92 % der in den Hauptschulen gemeldeten Zahl an Schülerinnen und Schüler, deren Schulen geantwortet haben. Die Befragung zeigt somit eine größere Bedeutung von Praktika im Hauptschulzweig als im Realschulzweig bzw. in den Integrierten Gesamtschulen. Zudem unterscheiden sich die Anteile der Schülerinnen und Schüler, die ein Praktikum machen, in den einzelnen Stufen weniger deutlich als im Realschulzweig und in den Integrierten Gesamtschulen. Die meisten Praktika werden hier in der 8. Klasse mit 97 %, gefolgt von der 9 Klasse mit 14 Hiervon sind die SchuB-Klassen ausgenommen, da für die SchuB-Klasse zwei kontinuierliche Praxistage vorgeschrieben sind. Die SchuB-Klassen werden anschließend gesondert betrachtet.

13


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

rund 92 % durchgeführt. Dies entspricht auch den Empfehlungen im Rahmen der OloV-Qualitätsstandards, die Praktika in der 8. und 9. Klasse befürworten (vgl. Kapitel 3.3.2). Aber auch in den 10. Klassen – die an einigen Hauptschulen eingerichtet sind – absolviert mit rund 54 % ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Schülerinnen und Schüler ein Praktikum. Bei den Praktikumsarten überwiegt wiederum in allen Stufen das Blockpraktikum. Der Anteil liegt in der 8. und 10. Klasse bei circa 70 %, während er in den 9. Klassen mit 53 % etwas geringer ist. Im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Schulformen ist die Bedeutung von Blockpraktika – vor allem in der 9. Klasse – etwas geringer. Tabelle 9

Übersicht über die Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen im Hauptschulzweig 8. Klasse

9. Klasse

10. Klasse

Summe

Anzahl Schülerinnen und Schüler mit Praktika

5.187

5.612

412

11.211

Anzahl Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig

5.350

6.124

762

12.236

97

92

54

92

Anteil mit Praktika in %

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten Blockpraktika (ausschließlich) kont. Praxistage (ausschließlich) Kombination

3.638

3.157

284

7.079

260

928

112

1.300

1.289

1.527

16

2.832

Anteil der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten an allen Praktika in dieser Stufe in % Blockpraktika (ausschließlich)

70

56

69

63

kont. Praxistage (ausschließlich)

5

17

27

12

Kombination

25

27

4

25

Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Aus Tabelle 10 geht auch für den Hauptschulzweig hervor, dass zwei- bzw. dreiwöchige Blockpraktika, wie im Erlass vorgesehen, die meist gewählten Formen über alle Stufen hinweg in dieser Praktikumsart sind. Ein vierwöchiges Praktikum absolvieren im Schuljahr 2012/2013 222 Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig. Nur einzelne Schulen sehen Blockpraktika, die kürzer als zwei Wochen bzw. länger als vier Wochen sind, vor.

14


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 10 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren (nach Jahrgang und Praktikumsdauer) 1 Wo

1,5 Wo

2 Wo

3 Wo

4 Wo

5 Wo

6 Wo

8 Wo

8. Klasse

106 (3)

-

1.623 (67)

1.618 (59)

193 (12)

38 (1)

36 (2)

24 (1)

9. Klasse

-

20 (1)

1.953 (76)

1.131 (40)

10 (1)

-

-

13 (1)

10. Klasse

16 (1)

-

249 (11)

-

19 (1)

-

-

-

Anmerkung: Anzahl der Schulen in Klammern. Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

In den befragten Schulen mit einem Hauptschulzweig, die kontinuierliche Praxistage durchführen, befinden sich die Schülerinnen und Schüler überwiegend einen Tag pro Woche im Betrieb. Die Kombination von kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika setzt sich am häufigsten aus einem fortlaufenden Tag im Betrieb und zwei oder drei Wochen Blockpraktikum pro Schuljahr zusammen, wie aus Tabelle 11 hervorgeht. Tabelle 11 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die kontinuierliche Praxistage bzw. ein kombiniertes Praktikum absolvieren (nach Jahrgang und Praktikumsdauer) Kontinuierliche Praxistage

Kombination kontinuierlicher Praxistage und Blockpraktika

1 Tag

2 Tage

1 kPT / 1 Wo Block

1 kPT / 2 Wo Block

1 kPT / 3 Wo Block

1 kPT / 4 Wo Block

1 kPT / 6 Wo Block

8. Klasse

213 (11)

21 (1)

102 (3)

523 (23)

363 (14)

71 (3)

34 (1)

9. Klasse

870 (34)

58 (2)

178 (7)

912 (32)

328 (12)

21 (1)

-

10. Klasse

96 (4)

-

-

16 (1)

-

-

-

Anmerkung: Anzahl der Schulen in Klammern. Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Zwei Tage Lernen und Arbeiten im Betrieb ist für SchuB-Klassen an den Schulen mit Bildungsgang Hauptschule in den Jahrgangsstufen 8 und 9 vorgegeben. Schülerinnen und Schülern der SchuB-Klassen soll u.a. eine strukturierte Berufsorientierung sowie Praxiserfahrungen ermöglicht werden. Zudem wird die Vermittlung der Schülerinnen und Schüler in Ausbildung und Arbeit angestrebt.15 Insgesamt sind im Schuljahr 2012/2013 1.187 Schülerinnen und Schüler Teil einer SchuB-Klasse und absolvieren damit – dem Erlass nach – zwei betriebliche Lerntage.16 Über die

15 Erlass vom 2.11.2004 - II A 2.1 – 170.000.063: SchuB-Klassen in Hessen – Lernen und Arbeiten in Schule und Betrieb 16 Eine der Schulen, die den Fragebogen beantwortet hat, gab an, dass sie sowohl in der 8. als auch in der 9. Stufe 3 kontinuierliche Praxistage durchführt.

15


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

zwei betrieblichen Lerntage hinaus führen von den Schulen, die geantwortet haben, in der 8. Klasse drei Schulen einwöchige Blockpraktika bzw. zwei Schulen zweiwöchige Blockpraktika durch. In der 9. Klasse bietet eine Schule ein zweiwöchiges Blockpraktikum an. Von den Förderschulen wurden diejenigen mit dem Förderschwerpunkt Lernen sowie dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (sogenannte Schulen für Lernhilfe und Erziehungshilfe) betrachtet. Zudem wurden auch die Praxisklassen berücksichtigt. An den Lernhilfeschulen nahmen rund 3.000 Schülerinnen und Schüler an einem Praktikum teil. Das entspricht einem Anteil von 88 % der Schülerinnen und Schüler, deren Schulen den Fragebogen beantwortet haben (vgl. Tabelle 12). Der Anteil liegt damit knapp unter dem Anteil in den Hauptschulzweigen. Dabei absolvieren in der 8. und 9. Klasse über 90 % der Schülerinnen und Schüler ein Praktikum und auch in der 10. Klasse liegt der Anteil mit 70 % vergleichsweise hoch. Während in der 8. Klasse, dem bisherigen Muster folgend, Blockpraktika überwiegen, halten sich Blockpraktika und eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika in der 9 Klasse die Waage. In den 10. Klassen wird sogar häufiger eine Kombination durchgeführt. Tabelle 12 Übersicht über die Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen in Schulzweigen mit Förderschwerpunkt Lernen 8. Klasse

9. Klasse

10. Klasse

Summe

Anzahl Schülerinnen und Schüler mit Praktika

1.200

1.220

512

2.932

Anzahl Schülerinnen und Schüler im Lernhilfezweig

1301

1.299

736

3.336

92

94

70

88

Anteil mit Praktika in %

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten Blockpraktika (ausschließlich) kont. Praxistage (ausschließlich) Kombination

874

566

176

1.616

4

101

81

186

322

553

255

1.130

Anteil der Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Praktikumsarten an allen Praktika in dieser Stufe in % Blockpraktika (ausschließlich) kont. Praxistage (ausschließlich) Kombination

73

46

34

55

-

8

16

6

27

45

50

39

Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Tabelle 13 zeigt, dass auch in den Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen zwei- bzw. dreiwöchige Blockpraktika von Bedeutung sind. In der 8. Klasse führen 15 Schulen ein vierwöchiges Blockpraktikum durch.

16


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 13

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulzweigen mit Förderschwerpunkt Lernen, die ein Blockpraktikum absolvieren (nach Jahrgang und Praktikumsdauer) 2 Wo

3 Wo

4 Wo

5 Wo

6 Wo

8. Klasse

147 (13)

488 (34)

172 (15)

21 (2)

9 (2)

9. Klasse

144 (14)

240 (18)

70 (7)

-

60 (5)

10. Klasse

35 (4)

71 (8)

46 (6)

4 (1)

13 (2)

Anmerkung: Anzahl der Schulen in Klammern. Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Wie aus Tabelle 14 hervorgeht, wird eine Kombination der beiden Praktikumsarten in der 8. und 9. Klasse oft so umgesetzt, dass die Schülerinnen und Schüler regelmäßig einen Tag im Betrieb lernen und zusätzlich durch ein dreiwöchiges Blockpraktikum einen Einblick in die Arbeitswelt erhalten. In der 10. Klasse überwiegt ein zweiwöchiges Blockpraktikum in Kombination mit einem kontinuierlichen Praxistag. Tabelle 14

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulzweigen mit Förderschwerpunkt Lernen, die kontinuierliche Praxistage bzw. ein kombiniertes Praktikum absolvieren (nach Jahrgang und Praktikumsdauer) Kontinuierlicher Praxistag

Kombination kontinuierlicher Praxistage und Blockpraktika

1 Tag

1 kPT / 1 Wo Block

1 kPT / 2 Wo Block

1 kPT / 3 Wo Block

1 kPT / 4 Wo Block

8. Klasse

4 (1)

13 (1)

39 (2)

167 (9)

41 (3)

9. Klasse

50 (6)

14 (1)

46 (5)

347 (16)

53 (5)

10. Klasse

62 (7)

52 (2)

76 (6)

37 (2)

26 (2)

Anmerkung: Anzahl der Schulen in Klammern. Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Als Ergänzung des schulischen Angebotes der Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen werden sogenannte Praxisklassen, analog zu den SchuB-Klassen an Hauptschulen, angeboten. Hier werden Praxiserfahrungen wiederum an zwei kontinuierlichen Praxistagen in der Woche vermittelt.17 Davon profitieren im Schuljahr 2012/2013 549 Schülerinnen und Schüler.18 Von den Schulen, die den Fragebogen beantwortet haben, führen sieben Schulen zusätzlich Blockpraktika durch. Dies trifft für 100 Schülerinnen und Schüler zu. 17 Vgl. Hessische Kultusministerium: http://www.kultusministerium.hessen.de/irj/HKM_Internet?cid=c372361427 babe34b9ca8204f280fd89 (Letzter Zugriff: 14.11.2012) 18 Zwei der 439 Schulen, die den Fragebogen beantwortet haben, gaben an, dass sie nur einen kontinuierlichen Praxistag anbieten. Eine Schule gab an, in ihrer Praxisklasse würden drei kontinuierliche Praxistage durchgeführt.

17


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an Schulen mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung beläuft sich im Schuljahr 2012/2013 auf insgesamt 146 Schülerinnen und Schüler. Davon besuchten 95 Schülerinnen und Schüler Schulen, die den Fragebogen beantwortet haben (vgl. Tabelle 2). Die Antworten belegen, dass 80 Schülerinnen und Schüler ein Praktikum absolvieren. Ausschließlich kontinuierliche Praxistage werden in Schulen mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung nicht durchgeführt. 18 Schülerinnen und Schüler absolvierten eine Kombination und die Mehrheit (62 Schülerinnen und Schüler) nahm an Blockpraktika teil. Ein Praktikumspool stand den Schülerinnen und Schülern in 241 Schulen bzw. 58 % der Schulen zur Verfügung. 33 % der Schulen verneinten hingegen das Vorhandensein eines Praktikumspools (vgl. Abbildung 1). Ein Praktikumspool soll eine Hilfestellung darstellen für Schülerinnen und Schüler, die selbständig keinen Praktikumsplatz finden. Dabei sollte der Praktikumspool allen Schülern und Lehrkräften zugänglich sein und regelmäßig aktualisiert werden. Möglicherweise erfolgt in den Schulen ohne Praktikumspool die Hilfestellung bei der Suche nach einem Praktikumsplatz auf anderem Wege, beispielsweise durch die Beratung einer erfahrenen Lehrkraft. Dies ist aus der Befragung nicht ersichtlich. Allerdings ist das Vorhandensein eines Praktikumspools ein Kriterium für das Gütesiegel „Berufs- und Studienorientierung Hessen“ und spielt insofern eine wichtige Rolle, falls sich die Schulen für dieses Gütesiegel bewerben wollen (vgl. Kapitel 3.3.3). Abbildung 1 Anteil der befragten Schulen mit einem Praktikumspool

Praktikumspool vorhanden

58%

kein Praktikumspool vorhanden

keine Antwort

33%

9%

Quelle: Befragung der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

18


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Zusammenfassend zeigt die Erhebung deutliche Unterschiede in der Durchführung verschiedener Praktikumsformen in den jeweiligen Schulformen: 

In Realschulen absolviert der überwiegende Teil der Schülerinnen und Schüler in der 9. Klasse ein zwei- bis dreiwöchiges Blockpraktikum. Kontinuierliche Praxistage oder eine Kombination aus beiden Praktikumsformen sind für Schülerinnen und Schüler der Realschulen eher eine Seltenheit.

In den Gesamtschulen verteilt sich hingegen der Zeitpunkt für Praktika stärker auf die 8. und 9. Klasse, zudem wird eine Kombination aus Blockpraktikum und kontinuierlichen Praxistagen etwas häufiger als an der Realschule praktiziert, vor allem in den 9. Klassen. Insgesamt sind kontinuierliche Praxistage oder auch die Kombination aus beiden Praktikumsformen auch eher selten.

Für den Hauptschulzweig spielen Blockpraktika zwar auch die dominierende Rolle, allerdings führen etwa ein Drittel der Schüler kontinuierliche Praxistage oder eine Kombination durch. Damit ist die Bandbreite der Praktikumsformen bei den Hauptschulen am größten. Meist erfolgen die Praktika in den 8. und 9. Klassen, wobei der Fokus etwas stärker auf den 8. Klassen liegt. Aber auch in den vereinzelt vorhandenen 10. Klassen macht immerhin noch etwa die Hälfte der Schüler ein Praktikum. Dies ist deutlich häufiger als in den 10. Klassen der Realschulen der Fall, obwohl beide Schulformen den gleichen Abschluss anstreben.

Für SchuB-Klassen sind zwei Tage Lernen und Arbeiten im Betrieb in den Jahrgangsstufen 8 und 9 vorgegeben. In Einzelfällen werden für SchuB-Klassen darüber hinaus ergänzende Blockpraktika gemeldet.

An den Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen zeigt sich eine ähnliche Struktur wie an den Hauptschulen. Auch hier ist eine hohe Praktikumsdichte in den 8. und 9. Klassen zu beobachten, in den 10. Klassen finden Praktika sogar häufiger als in Haupt- oder Realschulen statt. Meist handelt es sich um Praktika mit einer Dauer von zwei bis drei Wochen. Eine wesentlich größere Rolle als in den anderen Schulformen spielt die Kombination aus Blockpraktikum und kontinuierlichen Praxistagen.

In den sogenannten Praxisklassen an den Förderschulen sammeln Schülerinnen und Schüler analog zu der Regelung für SchuB-Klassen an zwei Tagen pro Woche Praxiserfahrung. Einige Schulen berichten, darüber hinaus noch zusätzlich Blockpraktika durchzuführen.

In Schulen mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung absolviert die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler ein Blockpraktikum, kontinuierliche Praxistage werden nach den Angaben der befragten Schulen nicht durchgeführt.

19


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Neben den teilweise recht eindeutigen Schwerpunkten für die einzelnen Schulformen zeigt die Befragung auch, dass es eine erhebliche Bandbreite der Praktikumsformen gibt. Dabei variieren sowohl die Dauer der Blockpraktika von einer Woche bis zu acht Wochen als auch die Anzahl der kontinuierlichen Praxistage von einem halben Tag bis zu vier Tagen pro Woche.

3.3

Rahmenbedingungen für Betriebspraktika in Hessen

Um die gegenwärtige Praxis der Durchführung von Betriebspraktika beurteilen zu können, ist die Kenntnis der in Hessen gültigen gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie weiterer Richtlinien, Empfehlungen etc. notwendig. Im Folgenden werden die Ziele und Bestimmungen aus insgesamt drei Quellen dargestellt. Zentral ist der Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Beruf vom 20.10.2010, der sowohl Ziele als auch konkrete Anweisungen zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Schülerbetriebspraktika enthält. Darüber hinaus werden die im Rahmen der hessenweiten Strategie OloV formulierten OloV-Qualitätsstandards präsentiert, die sich mit der Berufsorientierung und der Akquise von Praktikumsplätzen beschäftigen. Inwieweit diese Qualitätsstandards in Hessen umgesetzt sind, schließt sich in einem Überblick an. Als dritte Quelle werden die Kriterien der Vergabe des Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung dargestellt. Auch hier spielen konkrete Anforderungen bezüglich der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Betriebspraktika eine Rolle, die im Rahmen der Auditorien auch überprüft werden. 3.3.1

Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb

Der Erlass des Hessischen Kultusministeriums über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb vom 20.12.2010 bildet den relevanten Rahmen für die Betriebspraktika im Bereich der allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Diese Betriebspraktika können in Wirtschaftsunternehmen oder anderen Einrichtungen, z. B. in der öffentlichen Verwaltung, sozialen Einrichtungen und sonstigen Institutionen, stattfinden. Zielsetzungen sind gemäß Erlass, dass die Schülerinnen und Schüler •

„einen Einblick in Arbeitstechniken im gewählten Berufsfeld erhalten und sich mit typischen Arbeitsabläufen vertraut machen,

schulisch vermittelte Kenntnisse und Fertigkeiten in der Praxis anwenden und an der Realität messen,

die Berufs- und Arbeitswelt am spezifischen Arbeitsplatz erfahren,

Kenntnisse über die Realität der Berufsausübung im betrieblichen Sozialgefüge erwerben,

für die schulische und berufliche Ausbildung stärker motiviert werden.“19

19 Hessisches Kultusministerium (2010), Abschnitt II.

20


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Der Erlass enthält Vorgaben für die Vor- und Nachbereitung der Betriebspraktika sowie deren Durchführung im In- und Ausland. Die Gesamtkonferenz der jeweiligen Schule beschließt darüber hinaus über die grundsätzliche Ausgestaltung der Praktika und den notwendigen Umfang der Praktikumsbesuche. Leitung und Durchführung der Praktika sollen gemäß Erlass durch fachkundige Lehrkräfte und gegebenenfalls weitere qualifizierte Personen erfolgen. Die Termine der Betriebspraktika werden von der jeweiligen Schulleitung vorgeschlagen und vom zuständigen Staatlichen Schulamt koordiniert.20 Hinsichtlich der Vor- und Nachbereitung der Betriebspraktika sieht der Erlass des Hessischen Kultusministeriums unter anderem vor, dass das Praktikum in geeigneten Betrieben durchgeführt wird. In der Regel erfolgt die Wahl des Betriebs durch die Schülerin bzw. den Schüler. Die Schule unterstützt die Suche nach einem Praktikumsplatz bei Bedarf beratend. Die Leiterin bzw. der Leiter des Betriebspraktikums prüft die Eignung des gewählten Betriebs als Praktikumsplatz und die Möglichkeit, eine schulische Betreuung sicherzustellen.21 Für die Praktikumsdurchführung werden die von den Betrieben benannten verantwortlichen Personen mit der Betreuung der Schülerinnen und Schüler betraut. Die Betriebe gewährleisten zudem die Sicherheit am Arbeitsplatz.22 Vor Praktikumsbeginn findet im Rahmen eines Elternabends rechtzeitig eine Information der Eltern der Schülerinnen und Schüler statt. Die Eltern bekommen das „Merkblatt zum Betriebspraktikum von Schülerinnen und Schülern“ ausgehändigt und werden über Zielsetzung und Organisation des Praktikums, Versicherungsfragen sowie Datenschutzbestimmungen unterrichtet.23 Darüber hinaus erfolgt eine Information der Schülerinnen und Schüler bezüglich der für die betriebliche Arbeit relevanten Regeln für Sicherheit und Gesundheit, datenschutzrechtlicher Bestimmungen und Verschwiegenheitspflicht. Zudem sieht der Erlass des Hessischen Kultusministeriums vor, dass eine Vor- und Nachbereitung des Praktikums im Unterricht (an den allgemeinbildenden Schulen vor allem in Leitfächern wie Arbeitslehre, Politik und Wirtschaft, Gesellschaftslehre) stattfindet. Dabei sollen sachkundige Personen einbezogen werden, z. B. Angehörige von Wirtschaftsunter-nehmen, der Arbeitgeberverbände, der Kammern und Innungen, der Gewerkschaften, der Berufsberatung der Agentur für Arbeit etc.24

20 21 22 23 24

Vgl. ebenda, I-III. Vgl. ebenda, III 1.d. Vgl. ebenda, III. 1.e Vgl. ebenda, III. 1.f Vgl. ebenda, III. 1.g

21


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Eine Dokumentation über die Praktikumstätigkeit wird von der jeweiligen Praktikantin bzw. dem jeweiligen Praktikant erstellt und der Schule vorgelegt. Dieser Praktikumsbericht sollte die ausgeführten Tätigkeiten, eine Vorstellung des Praktikumsbetriebs und mindestens eines Berufsfelds beinhalten. Der Bericht ist auf Verlangen des Betriebs von der betreuenden Person im Betrieb abzuzeichnen.25 Die Schule stellt eine Bescheinigung über Art und Umfang der im Rahmen des Praktikums geleisteten Tätigkeit aus und vermerkt die Teilnahme am Praktikum im Schulzeugnis. In der Regel wird die Bescheinigung um eine Beurteilung durch den Betrieb ergänzt, welche sich für die allgemeinbildenden Schulen auf eine Beurteilung des jeweiligen Arbeits- und Sozialverhaltens beschränkt.26 Hinsichtlich der Durchführung der Betriebspraktika regelt der Erlass des Hessischen Kultusministeriums unter anderem, dass Praktika im Bereich der allgemeinbildenden Schulen ab der Jahrgangsstufe 8 und – außer in Ausnahmefällen – in der Schulzeit stattfinden. Sie können grundsätzlich als kontinuierliche Praxistage (in Betrieben, Lernwerkstätten, berufsbildenden Schulen) oder als Blockpraktika (mit einer Dauer von in der Regel zwei bis drei Woche je Schuljahr), als Klassen-, Gruppen- oder Einzelpraktika realisiert werden. In berufsbildenden Schulen sieht der Erlass des Hessischen Kultusministeriums für Betriebspraktika in Blockform in der Regel eine Dauer von vier Wochen bzw. gegebenenfalls eine Verlängerung auf bis zu sechs Wochen vor. Zur Praktikumsmitte hin soll bei derartigen Blockpraktika ein Unterrichtstag in der Schule dazu dienen, den Verlauf des Betriebspraktikums auszuwerten. Für die Dauer des Praktikums unterstehen die Praktikantinnen und Praktikanten dem Weisungsrecht des Betriebspersonals und gelten die Bestimmungen des Jugendarbeits-schutzgesetzes sowie des jeweiligen Unfallversicherungsträgers.27 Dem Erlass sind als Anlagen insgesamt vier Muster beigefügt. Bei Anlage 1 handelt es sich um ein Merkblatt zum Betriebspraktikum, Anlage 2 ist eine Vorlage für Unternehmen zur Nennung einer verantwortlichen Person, die in der Firma für die Betreuung der Schülerinnen und Schüler zuständig ist. Mit dem Muster in Anlage 3 kann die Schulleiterin bzw. der Schulleiter die von den Betrieben benannten verantwortlichen Personen mit der Betreuung der Schülerinnen und Schüler beauftragen. Anlage 4 dient als Muster zur Erläuterung datenschutzrechtlicher Bestimmungen für die Praktikantinnen und Praktikanten im Betriebspraktikum.

25 Vgl. ebenda, III. 1.h 26 Vgl. ebenda, III 1.i. 27 Vgl. ebenda, III 2.

22


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

3.3.2

OloV-Qualitätsstandards

Im Rahmen der hessenweiten Strategie „Optimierung der lokalen Vermittlungstätigkeit bei der Schaffung und Besetzung von Ausbildungsplätzen in Hessen“ (OloV) gibt es eine Reihe von Qualitätsstandards, die die Durchführung bzw. die Akquise von Betriebspraktika betreffen. Qualitätsstandards für Praktika sind sowohl in den Themenbereichen „Berufsorientierung“ als auch „Akquise von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen“ formuliert. Der Qualitätsstandard „BO7 Praktika“ im Themenbereich „Der Prozess Berufsorientierung“ sagt aus, dass im Rahmen der betrieblichen Praktika definierte Mindestkenntnisse vermittelt werden und dass sie im Unterricht vor- und nachbereitet werden.“28 Blockpraktika sollen mindestens über die Dauer von drei Monaten hinweg vorbereitet und zeitnah (innerhalb von zwei Wochen nach Praktikumsende) nachbereitet werden. Für die kontinuierlichen Praxistage ist eine fortwährende Reflexion zwischen den Tagen in den Betrieben vorgesehen. Auch hier soll eine abschließende Nachbereitung zügig auf das Praktikumsende folgen. Beide Praktikumsarten haben gleichermaßen zum Ziel, den Schülerinnen und Schülern die Anforderungen der Arbeitswelt und des Berufes zu vermitteln. Zudem sollen Kenntnisse über das eigene Interesse bzw. die Eignung für das Berufsfeld erlangt werden. Wie auch schon im Erlass vorgesehen, sollen die Betriebe den Praktikantinnen und Praktikanten eine Bescheinigung über das Praktikum ausstellen. Der Qualitätsstandard beinhaltet dabei, dass darin die ausgeübten Tätigkeiten und die vermittelten Kenntnisse beschrieben werden. Darüber hinaus sieht dieser Qualitätsstandard vor, dass die erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen in den Berufswahlpass aufgenommen werden. Der Berufswahlpass, in den auch die Schülerbetriebspraktika aufgenommen werden sollen, hat zum Ziel junge Menschen bei der Wahl ihres Berufes zu unterstützen. Der Berufswahlpass ist ein Ordner, der über Angebote zur Berufsorientierung und Wege zur Berufswahl informiert. Er bietet Raum für die Dokumentation der ergriffenen Maßnahmen und gibt Hilfen zur Lebensplanung. Damit soll er den Schülerinnen und Schülern beim Berufsorientierungsprozess helfen. Der Berufswahlpass wird seit dem Schuljahr 2009/2010 an allen Schulen mit den Bildungsgängen Haupt- und Realschule im 7. Jahrgang kostenfrei bereitgestellt. Seit dem Schuljahr 2010/2011 wird er auch in den Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen im 7. Jahrgang verteilt. Ab 2014 wird der Berufswahlpass auch in Gymnasien eingesetzt. Fester Bestandteil des hessischen Berufswahlpasses ist der Einleger "Berufswahl aktiv".29 Der Einsatz des Berufswahlpasses ist im BO10 der OloV-Qualitätsstandards festgehalten und beinhaltet,

28 Vgl. Hessische Landesregierung (2012), S. 32. 29 Vgl.http://www.olov-hessen.de/magazin/links-materialien/informationsmaterialien/detailansicht-informationsmaterialien/artikel/berufswahlpass.html (Zugriff: Juli 2013)

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

dass alle schulischen und außerschulischen Aktivitäten im Rahmen der fächerübergreifenden Berufsorientierung im Berufswahlpass dokumentiert werden sollen. Der Qualitätsstandard BO10 sieht vor, dass Schülerinnen und Schüler die dokumentierten Aktivitäten beschreiben können. Zudem sollen sie dazu aufgefordert werden, in ihren Bewerbungsunterlagen auf den Berufswahlpass hinzuweisen und ihn zu Bewerbungsgesprächen mitzubringen.30 Weitere drei Empfehlungen der OloV-Koordination sind in diesem Qualitätsstandard festgehalten. Dazu zählt die Durchführung der Praktika in den 8. und 9. Klassen, wobei in der 8. Klasse die Schwerpunktsetzung der Praktika auf die betriebliche Realität und in der 9. Klasse auf den Berufswunsch und die Eignung der Schülerinnen und Schüler gerichtet sein soll. In der zweiten Empfehlung befürwortet die hessenweite OloV-Koordination den Aufbau der Praktika auf den Kompetenzfeststellungen, an denen die Schülerinnen und Schüler im Verlauf des Berufsorientierungs-Prozesses teilnehmen. Die dritte Empfehlung lautet, dass das staatliche Schulamt die Praktika regional zeitlich koordinieren sollte, damit durch Überschneidungen keine Probleme bei der Suche des Praktikumsplatzes entstehen. Für das ebenfalls im Rahmen von OloV formulierte Themenfeld „Der Prozess der Akquise von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen“ wurden drei Qualitätsstandards (AK1, AK2, AK3) entwickelt.31 Da viele unterschiedliche Akteure (Schüler und Schülerinnen, die Agenturen für Arbeit bzw. Argen, Bildungsträger, Kammern) nach Praktikumsplätzen suchen, sehen sich einige Betriebe einer hohen Nachfrage gegenüber. Der erste Qualitätsstandard (AK1) zielt daher auf eine bessere Abstimmung der regionalen Akteure bei der Akquise von Praktikumsplätzen ab. Beispielsweise wurden in einigen Regionen Konferenzen durchgeführt, um u.a. zu klären, wer welche Arten der Akquise anwendet, wie viele Stellen akquiriert werden, wie die Betriebe beraten werden und wer die jeweiligen Ansprechpartner sind. Durch eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit soll die Praktikumsakquise, dem zweiten Qualitätsstandard (AK2) nach, unterstützt werden. Hierbei wird empfohlen, die Öffentlichkeitsarbeit auf die Zielgruppen Betriebe, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Altbewerberinnen und Altbewerber sowie Erziehungsberechtigte zu konzipieren. Um eine effiziente Ressourcennutzung und eine gemeinsame inhaltliche Darstellung sicherzustellen, sollen Ziele und Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit mit anderen Akteuren abgestimmt werden. Es wird darauf hingewiesen, dass für die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen von OloV das OloV Corporate Design zu berücksichtigen sei. Als inhaltliche Vorschläge für die Öffentlichkeitsarbeit schlägt dieser Qualitätsstandard beispielsweise folgende Themen vor: „Arten von Praktika und ihr Nutzen für alle Beteiligten“ sowie „Rahmenbedingungen von Ausbildung und Praktika“.

30 Vgl. Hessische Landesregierung (2012), S. 35. 31 Vgl. Hessische Landesregierung (2012), S. 64ff.

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Der dritte Qualitätsstandard (AK3) hält die regionalen Akteure dazu an, Schüler und Schülerinnen nur in solche Betriebe zu vermitteln, die bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Die Idee ist, dass diese Anforderungen von den regionalen Akteuren selbst bestimmt werden. Dabei sollen wenigstens folgende Punkte aufgenommen werden: 

Ein persönlicher Ansprechpartner im Betrieb ist vorhanden.

Ein Praktikumszeugnis wird durch den Betrieb erstellt.

Grundkenntnisse über die Anforderungen des Berufsbilds und der Arbeitswelt werden vermittelt.

Um die Betriebe zu unterstützen wird angeregt, ein Merkblatt mit Informationen zur Durchführung von Praktika zu erstellen, wie beispielsweise im Main-Taunus-Kreis geschehen.32 Teil der Empfehlungen dieses Qualitätsstandards ist, dass die bisherigen Übernahmequoten von Praktikum in Ausbildung der jeweiligen Betriebe dokumentiert werden. Dazu wurde von INBAS ein Muster erstellt, mit dessen Hilfe Informationen über den Betrieb in Bezug auf Praktikums- und Ausbildungsplätze abgefragt werden können. In diesem Muster werden auch die dargestellten Mindestanforderungen berücksichtigt.33 Umsetzung der OloV-Qualitätsstandards Für die Wirkung der OloV-Qualitätsstandards ist vor allem der Umsetzungsstand in den einzelnen Regionen von Bedeutung. Aus den regelmäßigen Monitoringberichten der OloV-Koordination lassen sich gezielt die Angaben der Regionen zur Realisierung einzelner Qualitätsstandards zusammenfassen. Zudem beinhaltet die 7. Befragung der Regionalen Koordinatorinnen und Koordinatoren (ReKo) im Februar 2012 eine vertiefende Befragung zur Umsetzung des Prozesses „Akquise von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen“.34 Gemäß der Befragung der Regionalen Koordinatorinnen und Koordinatoren im Februar 2012 vermerkten 12 der 28 Regionen, im Zeitraum September 2011 bis Februar 2012 an der Umsetzung der regionalen Zielvereinbarungen zum Thema Praktika im Bereich der „Berufsorientierung mit Förderung der Ausbildungsreife“ (BO7) zu arbeiten. In einigen der zwölf Regionen werden die Aktivitäten der Schulen ausgeweitet und der Kontakt zwischen Schulen und Unternehmen intensiviert. Dabei haben einzelne Regionen Broschüren oder Flyer zu einem gelingenden Praktikum und weiteren relevanten Informationen herausgeben bzw. planen dies. Konkrete Beispiele 32- Vgl.http://www.olov-hessen.de/nc/mtk-flyer-praktikum-im-betrieb.html (Stand: 31.08.2012) 33 Vgl.http://www.olov-hessen.de/magazin/links-materialien/informationsmaterialien/detailansicht-informationsmaterialien/artikel/muster-fuer-ein-betriebsprofil.html (Stand: 31.08.2012) oder Hessische Landesregierung (2012), S. 69. 34 Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Ergebnisse der 7. Befragung der Regionalen Koordinatorinnen und Koordinatoren (2012).

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

aus verschiedenen hessischen Kreisen finden sich in der Übersicht (Tabelle 15). Der Empfehlung in diesem Qualitätsstandard, dass die Betriebspraktika durch das Staatliche Schulamt zeitlich koordiniert werden sollen, folgten 13 Regionen. Zum Qualitätsstandard „Abstimmung der Akquise von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen“ haben ebenfalls zwölf Regionen eine Zielvereinbarung speziell zur Akquise von Praktikumsplätzen getroffen. Dabei sind zehn Regionen noch im Erarbeitungsprozess, während in zwei Regionen ein Konzept fertiggestellt wurde (z.B. Praktikumsbörse im Vogelsbergkreis, vgl. Tabelle 15). Die Anzahl der zu akquirierenden Praktikumsplätze wurde in drei der zwölf Regionen festgelegt. Sechs Regionen, die zum Zeitpunkt der Befragung im September 2010 noch angegeben hatten, dass sie an einem Konzept arbeiten, haben die Bearbeitung mit der Begründung, es bestehe kein Bedarf (mehr), eingestellt. Im Rahmen des Qualitätsstandards „Öffentlichkeitsarbeit für Ausbildung- und Praktikumsplätze“ gaben 19 Regionen an, die regionale Öffentlichkeitsarbeit zu Praktikumsplätzen abzustimmen bzw. sich darum zu bemühen. Dabei werden in den meisten Regionen Schülerinnen und Schüler, Betriebe sowie Erziehungsberechtigte angesprochen. Etwas weniger häufig werden Altbewerberinnen und -bewerber adressiert. Einige Regionen nutzen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit Flyer und Broschüren (vgl. Tabelle 15). Ein weiteres beliebtes Mittel der Öffentlichkeitsarbeit sind Informationsveranstaltungen zu Betriebspraktika, die etwa im Landkreis Hersfeld-Rotenburg oder im Werra-Meißner-Kreis durchgeführt wurden. Auch die Pflege des Internetauftritts wird häufig genannt. Jedoch konnten die wirkungsvollsten Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit bzw. der effizienteste Einsatz der Werbemittel auf Basis der Einschätzungen der ReKos nicht abschließend bestimmt werden. Von den 28 Regionen haben sich 25 mit Zielvereinbarungen im Rahmen des Qualitätsstandards „Mindestanforderungen an die Praktikumsbetriebe“ befasst. Verbindlich vereinbart und veröffentlicht haben diese bisher allerdings erst vier Regionen. Dabei wurde zum Beispiel im Landkreis Marburg-Biedenkopf ein Kriterienkatalog erarbeitet, der Anforderungen an Schüler und Schülerinnen, Lehrkräfte sowie Betriebe für ein erfolgreiches Praktikum benennt und in Form eines Flyers veröffentlicht. Im Landkreis Gießen wurde der Weg einer „Positivliste“ gewählt, in die ein Betrieb aufgenommen wird, wenn die Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb funktioniert. In den Regionen, die Mindestanforderungen an Praktikumsbetriebe inhaltlich festgelegt haben (14 Regionen), sind eine persönliche Ansprechperson und die Vermittlung von Grundkenntnissen über die Anforderungen in der Arbeitswelt von zentraler Bedeutung. Weniger in den Fokus rückt die Anforderung, dass Betriebe ein qualitatives Praktikumszeugnis ausstellen sollen. Der Empfehlung regional einheitliche Informationsblätter zu erstellen, sind bisher acht Regionen nachgekommen. Einige der Regionen haben zudem Vorlagen für qualifizierte Praktikumszeugnisse bzw.

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Praktikumsbescheinigungen35 erarbeitet. Die Eintragung der Praktika in den Berufswahlpass erfolgt gemäß den Einschätzungen der Regionalen Koordinatorinnen und Koordinatoren in 23 der 28 Regionen. Die Überprüfbarkeit der Anforderungen wird durch die ReKos jedoch mehrheitlich als schwierig angesehen. Dennoch versuchen die ReKos die Umsetzung der regionalen Mindestanforderungen durch Information und Schulungen von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (z.B. den Schulkoordinationen) weiter zu etablieren. Unter den zukünftigen Aktivitäten wurden von den OloV-Steuerungsgruppen u.a. der Ausbau von Praktikumsdatenbanken und die Abstimmung der Zeiten der Betriebspraktika in den Regionen genannt.36 Ausgewählte Beispiele aus den Regionen Einige ausgewählte Beispiele zu Veröffentlichungen der regionalen Aktivitäten sind in der nachfolgenden Übersicht zusammengefasst (vgl. Tabelle 15). Die Informationsmaterialien stammen teilweise aus einer Internetrecherche, teilweise aus einer Umfrage bei den OloV-Koordinationen. Bei den Aktivitäten zeigt sich ein breites Spektrum der in den Regionen entwickelten Konzepte und Materialien. Im Wesentlichen lassen sich die Aktivitäten in drei Gruppen zusammenfassen. Dazu gehören a) Informationsmaterialien für unterschiedliche Zielgruppen, b) Koordinierungsinstrumente wie Datenbanken und Online-Kalender sowie c) Vorlagen für Beurteilungen nach Abschluss der Praktika. Zu a) Informationsmaterialien für unterschiedliche Zielgruppen: In einigen Regionen gibt es Flyer, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richten. Für Schülerinnen und Schüler gibt es beispielsweise „Verhaltensregeln für Schüler/innen im Betriebspraktikum“ als Klappkarte im Visitenkarten-Format (Landkreis Marburg-Biedenkopf). Darauf sind praktische Tipps für unterschiedliche Situationen in einer jugendgerechten und verständlichen Sprache festgehalten. Eine weitere Anleitung für Jugendliche aus der 8. Klasse heißt „Der Weg zum Traumpraktikum“ (Kassel) und enthält die Beschreibung konkreter Schritte bei der Auswahl, der Suche und der Bewerbung für ein Praktikum. Darüber hinaus gibt es mehrere Flyer, die zur Information für Unternehmen konzipiert sind. Inhaltlich werden darin die verschiedenen Praktikumsarten vorgestellt mit den jeweiligen Zielgruppen, der Dauer, dem Nutzen etc.

35 Im Rahmen der vorliegenden Studie werden die Begriffe Praktikumszeugnis und Praktikumsbeurteilung synonym verwendet. Streng genommen werden Zeugnisse im Sinne des Hessischen Schulgesetzes „am Ende eines jeden Schuljahres oder Ausbildungsabschnittes oder als Übergangszeugnis beim Verlassen der Schule erteilt“, vgl. § 74 Hessisches Schulgesetz. Umgangssprachlich hat sich jedoch auch der Begriff „Praktikumszeugnis“ etabliert und wird daher nachfolgend im gleichen Sinn wie Praktikumsbeurteilung verwendet. 36 Hessenweite Strategie OloV (2012), S. 44.

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Dazu gehören die Flyer „Praktikum im Betrieb“ (Stadt Hanau, Main-Kinzig-Kreis sowie Main-Taunus-Kreis) und „Praktika – Wer? Wann? Warum?“ (Rheingau-Taunus-Kreis, Wiesbaden). Einige Flyer richten sich mit ihren Inhalten an mehrere Zielgruppen gleichzeitig. Dazu zählt der Flyer „BerufsWeg – Praktika in Betrieben“ (Groß-Gerau) sowie der Flyer „Das Betriebspraktikum – Win-Win-Situation für Jugendliche und Betriebe“ (Landkreis Darmstadt-Dieburg). Beide enthalten Informationen sowohl für Betriebe als auch für Eltern und Jugendliche. Der „Praktikumsfahrplan“ (Stadt und Kreis Offenbach) ist eine zeitlich gegliederte Übersicht für Lehrkräfte über die unterschiedlichen Aktivitäten, die beteiligten Personen sowie Vorschläge zu Ausgestaltung und Methoden. Dokumentiert ist auch das Arbeitsergebnis der OloV-Vertretungen aus der Stadt und dem Kreis Offenbach zum Thema „Qualitätskriterien Betriebspraktikum“, in dem für die drei Zielgruppen Betriebe, Schule und Schüler jeweils konkrete Anforderungen zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung festgehalten sind. Ähnlich aufgebaut ist der Flyer „Qualitätskriterien für Praktika“ (Marburg-Biedenkopf). Zu b) Online-Übersichten, Kalender, Datenbanken: In einigen Regionen sind Online-Kalender verfügbar, z.B. der Google-Kalender des Schulamtsbezirks Kassel, in den die Schulen die jeweiligen Praktikumszeiten eintragen können, oder der „OloV-Praktikumskalender“ des Rheingau-Taunus-Kreises und der Stadt Wiesbaden, der die Praktikumszeiten der Haupt-, Real-, Gesamt- und Förderschulen sowie die Anzahl der benötigten Praktikumsplätze beinhaltet. Eine Praktikumsbörse ist auch für den Vogelsbergkreis aktiviert. Die angebotenen Praktikumsplätze lassen sich nach Berufen, Art des Praktikums, Schulabschluss und Orten differenziert darstellen. Darüber hinaus ist ein Online-Schülerportal zur Praktikumssuche für den Landkreis und die Stadt Kassel im Aufbau. Zu c) Vorlagen für Beurteilungen/Schriftverkehr: In Anlehnung an den Qualitätsstandard BO7 sollen die Betriebe am Ende des Praktikums eine Bescheinigung bzw. Beurteilung ausstellen. Zur Unterstützung der Betriebe gibt es hierfür unterschiedliche Vorlagen. Einige Regionen nutzen die Praktikumsbeurteilungsbögen, die als gemeinsames Produkt von OloV und dem Arbeitskreis Schule-Wirtschaft erarbeitet wurden. Der Bogen ist dabei sowohl als Printversion als auch digital erhältlich (Landkreis Kassel). Darüber hinaus gibt es leicht abweichende Versionen, z.B. im Landkreis Darmstadt-Dieburg sowie im Hochtaunuskreis und im Wetteraukreis. Vorlagen für einen standardisierten Praktikumsschriftverkehr stehen den Schulen im Kreis Waldeck-Frankenberg als CD-ROM zur Verfügung. Die dargestellten Beispiele zeigen eine recht große Bandbreite der regionalen Aktivitäten zu den OloV-Qualitätsstandards. Die meisten Dokumente stehen den Akteuren im Internet (teilweise auf der OloV-Webseite) zur Verfügung.

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Tabelle 15 Ausgewählte Beispiele der regionalen Aktivitäten Aktivität

Inhalt

Region

Quelle

Informationsmaterialien für unterschiedliche Zielgruppen Visitenkarten – Verhaltensregeln für Schüler/-innen im Betriebspraktikum

Auf einer Klappkarte im Visitenkarten-Format erhalten Schülerinnen und Schüler praktische Tipps, die zu einem erfolgreichen Betriebspraktikum beitragen.

Marburg-Biedenkopf

http://www.olov-hessen.de/nc/marburg-biedenkopfvisitenkarten.html

Flyer "Praktikum im Betrieb"

Flyer mit den wichtigsten Formen von Praktika sowie Ansprechpersonen und Links für weitere Informationen

Main-Taunus-Kreis

http://www.olov-hessen.de/fileadmin/user _upload/04-Praxisbeispiele/012_mtk_flyer_ praktikum/flyer_mtk_praktikum_betrieb_150409.pdf

Handout "Der Weg zum Traumpraktikum"

Anleitung für Jugendliche aus der 8. Klasse für die Suche nach einem Praktikumsplatz und konkrete Hilfestellung für die Bewerbung

Kassel

Dokument in Druckversion

Flyer "Praktikum im Betrieb"

Informationen für Unternehmen in der Stadt Hanau und im Main-Kinzig-Kreis über verschiedene Praktikumsformen und die jeweilige Ausgestaltung

Hanau

Flyer in Druckversion

Praktikumsfahrplan

Übersicht über die unterschiedlichen Aktivitäten, die beteiligten Personen sowie Vorschläge zu Ausgestaltung und Methoden

Offenbach

http://www.kreis-offenbach.de/praktikumsfahrplan

Flyer "Das Betriebspraktikum – Win-Win-Situation für Jugendliche und Betriebe"

Informationen für Jugendliche, Betriebe und Lehrkräfte

Darmstadt-Dieburg

http://www.bo-suedhessen.de/ fileadmin /user_upload/Darmstadt-Dieburg /KiJuFoe_Betriebspraktikum_Web.pdf

Flyer (Stand 2010) "Praktika Wer? Wann? Warum?

Der Flyer beinhaltet Informationen für Arbeitgeber.

Rheingau-Taunus-Kreis

Flyer in Druckversion

Qualitätskriterien Betriebspraktikum

Für die drei Zielgruppen Betriebe, Schule und Schüler jeweils konkrete Anforderungen zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Betriebspraktika

Stadt und Kreis Offenbach

http://www.kreis-offenbach.de/PDF/Qualit% C3%A4tskriterien_f%C3%BCr_Praktika.PDF?ObjSvrID=1856&ObjID=1614&ObjLa=1& Ext=PDF&WTR=1&_ts=1338378238

Qualitätskriterien für Praktika

Anforderungen an Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Betriebe für ein erfolgreiches Praktikum. Im Rahmen einer Zielvereinbarung für OloV wurde vereinbart, dass die regionalen Akteure Jugendliche nur noch in Praktikumsstellen vermitteln, die diese Qualitätskriterien einhalten.

Marburg-Biedenkopf

http://www.ruem-marburg-biedenkopf.de/download/01fj3u_de.pdf

Fortsetzung Tabelle 15 auf folgender Seite

29


Betriebspraktika in Hessen

Fortsetzung Tabelle 15

Aktivität

Inhalt

Region

Quelle

Online-Übersichten, Kalender, Datenbanken „Digitalen InfoPoint Ausbildung Vogelsberg“

Erstellung einer Online-Praktikumsbörse im Rahmen der Webseite „Digitalen InfoPoint Ausbildung Vogelsberg“. Die durch weitere geplante Aktionen (Mailing, Artikel) akquirierten Praktikumsplätze sollen ebenfalls in die digitale Praktikumsbörse integriert werden

Vogelsberg

http://www.ausbildung-vogelsberg.de/

Praktikums-Online-Kalender + Datenbank

Online-Kalender mit Wochen-Übersicht der benötigten Praktikumsplätze

Wiesbaden und Rheingau-Taunus-Kreis

http://praktikumskalender.wiesan.de/

Online-Kalender

Online-Kalender, zu dem jede Schule Zugriff hat und ihre Praktikumszeiten einträgt

Kassel

www.schulamt-kassel.hessen.de

Praktikumsdatenbank

Die technische Umsetzung einer Praktikumsdatenbank wurde entwickelt. Derzeit noch im Testbetrieb (Stand: Oktober 2012)

Kassel

www.praktikum-kassel.de

Vorlagen für Beurteilungen/Schriftverkehr: Beurteilungsbogen für das Betriebspraktikum

Zur Unterstützung der Betriebe wurde eine Musterbeurteilung erarbeitet, die in als Anhang zur Bescheinigung der Schule über das Betriebspraktikum empfohlen wird.

Hochtaunuskreis und Wetteraukreis

http://www.olov-hessen.de/beurteilungsbogen.html

Praktikumsbeurteilungsbogen

Der Praktikumsbeurteilungsbogen als gemeinsames Produkt von OloV und dem Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT ist als Printversion und als digitale Version an die Schulen verteilt

Kassel

Dokument in Druckversion

Beurteilungsbogen

Erstellung eines eigenen Beurteilungsbogens

Darmstadt-Dieburg

http://www.bo-suedhessen.de/fileadmin/user_upload/Darmstadt-Dieburg/Beurteilungsbogen_Formular.pdf

standardisierter Praktikumsschriftverkehr

Der standardisierte Praktikumsschriftverkehr wird allen OloV-Schulen auf CD-ROM zur Verfügung gestellt

Waldeck-Frankenberg

http://www.olov-hessen.de/waldeck-frankenberg-olov-schild.html

Quelle: Angaben der OloV-Koordinationen zu den regionalen Aktivitäten in Bezug auf Betriebspraktika, Internetrecherche, Zusammenstellung der Hessen Agentur (Stand November 2012).

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3.3.3

Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen

Das Gütesiegel „Berufs- und Studienorientierung Hessen“ wurde mit Beginn des Schuljahres 2010/2011 in Hessen eingeführt. Es wird an Schulen vergeben, die eine vorbildliche Berufsorientierung mit Förderung der Ausbildungsreife nach den OloV-Qualitätsstandards gestalten und umsetzen. Auch darin ist die Durchführung von Betriebspraktika thematisiert und mit entsprechenden Kriterien belegt. Um das Gütesiegel zu erhalten, müssen die Schulen nachweisen, dass die einzelnen Kriterien erfüllt sind. Der Kriterienkatalog teilt sich in vier Themenbereiche, von denen einer explizit dem Thema Praktikum gewidmet ist. Der Themenbereich „Praktika und Lernortwechsel“ geht dabei konkret auf die Praxis bei der Vor- und Nachbereitung von Praktika ein. Unter insgesamt drei Stichworten (Praktika, Art und Umfang der Praktika, Beurteilung der Praktika) sind die folgenden Kriterien formuliert: Praktika: 

Die Lehrkräfte beraten die Schülerinnen und Schüler bei der Wahl der Praktikumsplätze.

Die Schule hat einen Pool an Praktikumsplätzen für Schülerinnen und Schüler.

Die Praktika werden im Unterricht vor- und nachbereitet. Das BSO-Curriculum37 enthält hierzu Regelungen.

Es gibt im BSO-Curriculum definierte Kriterien zur Durchführung des Praktikums.

Es gibt im BSO-Curriculum definierte Kriterien zur Bewertung des Praktikumsberichts.

In der Sekundarstufe II finden Auslandspraktika statt. Diese Praktika sind mit den interkulturellen Zielen der Schule verknüpft. (optional)

Art und Umfang der Praktika: 

Im Rahmen der Blockpraktika bzw. der betrieblichen Lerntage werden definierte Mindestkenntnisse vermittelt. Im schulischen BSO-Curriculum gibt es begründete Aussagen zu Art und Umfang der Praktika sowie zur Anzahl der zu erkundeten Berufsfelder.

Beurteilung der Praktika: 

Die Schülerinnen und Schüler erhalten Praktikumsbeurteilungen von den Betrieben / Unternehmen.

37 BSO = Berufs- und Studienorientierung.

31


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Darüber hinaus ist in dem Themenbereich „Kooperationen“ unter dem Stichwort „Verknüpfung der Berufsvorstellung der Schülerinnen und Schüler mit den aktuellen Entwicklungen der Arbeitswelt“ als Kriterium beschrieben, dass die einzelnen Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler – unter die auch die Bewerbungen für Praktika fallen – im Berufswahlpass bzw. einem vergleichbaren Portfolio dokumentiert werden. Die Auditorinnen und Auditoren überprüfen die einzelnen Kriterien im Rahmen von Interviews und durch Einsicht in die entsprechenden Dokumente.38 Auch wenn die Aktivitäten der einzelnen Schulen sehr unterschiedlich sind, so lassen sich nach Angaben der Koordinationsstelle für das Gütesiegel (INBAS) keine allgemeinen oder gravierenderen Probleme im Zusammenhang mit Betriebspraktika feststellen. Insgesamt ist das Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung im Zeitraum 2010 bis 2013 an 151 Schulen in Hessen vergeben worden. 3.3.4

Zusammenfassung

Die wesentlichen Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit Betriebspraktika sind im Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb enthalten. Dazu gehören die Benennung von Zielen der Zusammenarbeit, die Regelungen zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Schülerbetriebspraktika sowie gesetzliche Bestimmungen und Vorschriften im Bereich Versicherungsschutz, Datenschutz etc. Dem Erlass sind zudem Muster für die Informationsweitergabe und die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb beigefügt. Die formulierten Zielsetzungen sind dabei zwar eher allgemein gehalten, aber inhaltlich doch sehr umfangreich. Einzelne Ziele sind zudem an bestimmte Voraussetzungen gebunden, die zu einer weiteren Komplexität führen. So setzt beispielsweise die Forderung, dass schulisch vermittelte Kenntnisse und Fertigkeiten in der Praxis angewendet und an der Realität gemessen werden sollen, voraus, dass entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten im Rahmen der schulischen Praktikumsvorbereitung auch vermittelt werden. Dies ist wiederum auch davon abhängig, ob und welche Erfahrungen und Kenntnisse beim Lehrpersonal vorhanden sind. Ein weiteres Beispiel ist die Forderung, dass sich Schülerinnen und Schüler mit den typischen Arbeitsabläufen vertraut machen sollen. In einigen Berufen stößt dies jedoch sehr schnell an Grenzen durch gesetzliche Bestimmungen und Vorschriften im Bereich des Jugendschutzgesetzes oder des Datenschutzes. Einige der Regelungen aus dem Erlass werden in den OloV-Qualitätsstandards aufgegriffen und teilweise konkretisiert. So wird als Qualitätsstandard beispielsweise formuliert, dass die betrieblichen Praktika fächerübergreifend im Unterricht vor- und nachbereitet werden. Dies ist auch im Erlass gefordert. In den OloV-Qualitätsstandards gibt es 38 Einzelne Ergebnisse der Audits sind nicht veröffentlicht und liegen der Hessen Agentur nicht vor.

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zudem genauere zeitliche Vorgaben über den zeitlichen Beginn der Vor- und Nachbereitungsphase.39 Allerdings gibt es hinsichtlich der Inhalte auch Abweichungen. So ist im Erlass festgelegt, dass die Beurteilungen durch die Betriebe bei Praktika der allgemeinbildenden Schulen sich auf die Beurteilung des Arbeits- und Sozialverhaltens beschränken. Die Beschreibung der Tätigkeiten während des Praktikums soll in dem Praktikumsbericht enthalten sein, den die Praktikantin bzw. der Praktikant erstellt. Im Rahmen der OloV-Qualitätsstandards ist hingegen formuliert, dass die Betriebe eine Bescheinigung ausstellen, in der die ausgeübten Tätigkeiten und die vermittelten Kenntnisse beschrieben sind. Die Anforderungen im Rahmen der OloV-Qualitätsstandards gehen somit über die Standards im Erlass hinaus. Bis auf solche Ausnahmen lässt sich grundsätzlich jedoch festhalten, dass in den OloV-Qualitätsstandards teilweise die Regelungen des Erlasses aufgegriffen und konkretisiert werden und um weitere Aspekte ergänzt sind. So werden beispielsweise die Themen Abstimmung der Akquise neuer Praktikumsplätze, Öffentlichkeitsarbeit sowie Mindestanforderungen für Praktikumsbetriebe im Rahmen der OloV-Qualitätsstandards aufgegriffen. Die Umsetzung der einzelnen Standards lässt sich anhand der halbjährlich stattfindenden Befragung der Regionalen Koordinatorinnen und Koordinatoren nachvollziehen. Der hier ausgewertete Bericht umfasst den Zeitraum September 2011 bis Februar 2012. Danach haben zwölf der 28 Regionen zur Umsetzung der Zielvereinbarung des Qualitätsstandards BO7 (Praktika) Angaben gemacht. Im Wesentlichen handelt es sich bei den Aktivitäten um die Erstellung von Informationsmaterialien für Schülerinnen und Schüler sowie für Betriebe. An der Umsetzung der Zielvereinbarungen im Rahmen der Akquise von Praktikumsplätzen wird in den drei Qualitätsstandards unterschiedlich stark gearbeitet. Ein offenbar wichtiges Thema sind die Mindestanforderungen für Praktikumsbetriebe, die von der Mehrzahl der Regionen zumindest bereits diskutiert wurden. In einem Teil der Regionen wurden diese Mindestanforderungen auch bereits veröffentlicht. Allerdings räumen die Regionalen Koordinatorinnen und Koordinatoren ein, dass es kaum Möglichkeiten zur Überprüfung dieser Mindestanforderungen gäbe. Einige der Regionen haben zudem Vorlagen für qualifizierte Praktikumszeugnisse bzw. Praktikumsbescheinigungen erarbeitet. Die Eintragung der Praktika in den Berufswahlpass erfolgt gemäß den Einschätzungen der Regionalen Koordinatorinnen und Koordinatoren im Großteil der Regionen. Allerdings handelt es sich hierbei eher um Einschätzungen, da die Eintragung der Praktika in den Berufswahlpass von den Schulen gewährleistet wird. Die Vereinbarung von Zielsetzungen und die Umsetzung der Qualitätsstandards sind folglich in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Einzelne Aktivitäten zeigen einen weit entwickelten Stand in der Unterstützung der Qualitätssicherung 39 Für Blockpraktika soll die Vorbereitungsphase spätestens drei Schulmonate vor deren Start und die Reflexionsphasen zur Nachbereitung innerhalb von zwei Schulwochen nach dem letzten Praktikumstag beginnen. Vgl. Hessische Landesregierung (2012), S. 32.

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

für die Durchführung und die Akquise von Betriebspraktika, wobei die Notwendigkeit ausgeprägter Akquise-Aktivitäten auch nur in solchen Regionen notwendig ist, die eine geringe Dichte aktiver Unternehmen aufweist. Schwierig ist nach Angabe der beteiligten Koordinatorinnen und Koordinatoren prinzipiell die Überprüfung der Einhaltung von formulierten Standards. Da die Organisation und die Vor- und Nachbereitung von Praktika in den Schulen erfolgt, haben die OloV-Koordinatorinnen und Koordinatoren keinen umfassenden Einblick über das konkrete Prozedere. Eine gewisse Prüfung festgelegter Kriterien erfolgt jedoch im Rahmen der Vergabe des Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung. Hier wird vor allem geprüft, inwieweit die Schule Regelungen zu den einzelnen Aspekten des Betriebspraktikums im Rahmen des BSO-Curriculums definiert hat. Das heißt, es findet in erster Linie eine indirekte Prüfung statt. Ergänzend sind konkrete Fragen u.a. nach einem Praktikumspool, nach einer Praktikumsbeurteilung durch die Betriebe / Unternehmen sowie nach einer Beratung seitens der Lehrkräfte bei der Wahl der Praktikumsplätze enthalten. Die intensive Überprüfung der Kriterien erfolgt allerdings nur für Schulen, die sich für das Gütesiegel bewerben. Eine umfassende Überprüfung der Richtlinien und Qualitätsstandards gibt es folglich nicht. Im Rahmen der Studie sollen daher weitere Erkenntnisse zu den einzelnen Vorgaben und Qualitätskriterien von Betriebspraktika erhoben werden. Sowohl die Unternehmensbefragung als auch die Befragung von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften können Aufschluss über den konkreten Ablauf und die individuelle Beurteilung durch verschiedene Beteiligte geben.

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4

Betriebspraktika aus Sicht hessischer Unternehmen

Betriebspraktika sind ein breit angelegtes und regelmäßig durchgeführtes Instrument der Berufsorientierung. Jährlich finden tausende Schülerinnen und Schüler einen Platz in einem der hessischen Unternehmen und Institutionen. Ein wichtiges Ziel der Untersuchung ist es daher, Erkenntnisse über die Durchführung von Betriebspraktika in den Unternehmen zu erhalten. Zentral zur Gewinnung von Erkenntnissen über die Umsetzung von Praktika und die diesbezüglichen Erfahrungen ist eine breite schriftliche Befragung von Unternehmen, die wesentliche Akteure im Rahmen der betrieblichen Praktika darstellen. Die Befragung wurde im Oktober 2012 durchgeführt. Zielleitende Fragestellungen im Rahmen der Unternehmensbefragung sind: 

Welche Unternehmen bieten Praktika an?

Welche Gründe sprechen aus Sicht der Unternehmen für bzw. gegen die Bereitstellung von Betriebspraktika?

Welche Erfahrungen haben Unternehmen mit der Durchführung von Betriebspraktika gemacht?

Werden bestimmte Qualitätskriterien von den Unternehmen umgesetzt?

Welche Kontakte bestehen zwischen Unternehmen und Schulen sowie Eltern?

Besteht bei den Unternehmen ein Bedarf nach weiterer Unterstützung bei der Durchführung von Praktika?

Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung werden im Folgenden ausgewertet und im weiteren Verlauf der Studie den Ergebnissen aus den Befragungen der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte gegenübergestellt.

35


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Methodische Anmerkungen Der der Unternehmensbefragung zugrunde liegende Fragebogen ist von der Hessen Agentur konzipiert und mit dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung abgestimmt. Die Befragung richtet sich an Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche sowie an Freiberufler mit einer Größe von mindestens drei Beschäftigten. Die Stichprobe wurde nach der Unternehmensgröße geschichtet. Insgesamt wurden rund 5.000 Fragebögen an hessische Unternehmen versendet. Die Kontaktdaten entstammen der Unternehmensdatenbank „MARKUS“ von Creditreform. Da in „MARKUS“ Freiberufler nur zum Teil erfasst sind, ergänzt ein weiterer Datensatz der an Creditreform angelehnten Firma „beDirect“ die Kontaktdaten der Freiberufler.40 Die Anbieter der Datenbanken versichern, dass praktisch nur wirtschaftsaktive Unternehmen erfasst werden und die Daten in Verbindung mit der regelmäßigen Pflege und Aktualisierung eine hohe Qualität aufweisen. Die schriftliche Unternehmensbefragung fand im Oktober 2012 statt. Nach Adressbereinigungen wurden insgesamt 4.927 Fragebögen versandt. Der Rücklauf umfasste 1.331 auswertbare Fragebögen. Folglich liegt die Rücklaufquote bei 27 %, womit die vorliegende Untersuchung auf einer erfreulich breiten Basis steht. Im Hinblick auf die Unternehmensgröße entspricht der Rücklauf der Struktur der Grundgesamtheit, auf eine Gewichtung der Antworten kann somit verzichtet werden. Insgesamt zeigt sich, dass die Mehrheit der hessischen Unternehmen Praktikumsplätze für Schülerinnen und Schüler bereitstellen. Rund 62 % der Unternehmen geben an, Betriebspraktika anzubieten, in rund 38 % der Unternehmen stehen keine Praktikumsplätze bereit. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Rücklauf möglicherweise stärker von Unternehmen geprägt ist, die Betriebspraktika durchführen, da Unternehmen, die keine Praktika durchführen, eher zur „Non-Response“-Gruppe (Antwortausfall) gehören dürften. Nachfolgend werden beide Gruppen vorwiegend getrennt ausgewertet.

4.1

Bereitstellung von Praktikumsplätzen

Rund 62 % der befragten hessischen Unternehmen stellen Praktikumsplätze zur Verfügung. Die Auswertung nach Unternehmensgrößenklassen zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit Praktikumsplätze bereitzustellen mit zunehmender Beschäftigtenzahl wächst. So bieten etwas mehr als die Hälfte (55 %) der Kleinstunternehmen mit 3 bis 9 Beschäftigten Praktikumsplätze an, bei Großunternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten sind es rund 94 % (vgl. Abbildung 2).

40 Die beDirect Verwaltungs GmbH ist ein Joint Venture von arvato und Creditreform.

36


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Abbildung 2

Anteil hessischer Unternehmen mit Praktikumsplätzen für Schülerinnen und Schüler nach Unternehmensgröße Unternehmen stellen keine Praktikumsplätze zur Verfügung Unternehmen stellen Praktikumsplätze zur Verfügung

24%

23%

76%

78%

10%

7% 38%

45%

91%

94%

55%

62%

3 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr insgesamt Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte N=1.331 N=612 N=237 N=191 N=126 N=46 Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012)

Der Vergleich zeigt, dass sich innerhalb der Größenklassen drei Hauptgruppen identifizieren lassen. Eine Gruppe mit ähnlichen Strukturen in der Bereitstellung von Praktikumsplätzen sind Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten und Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten. Mit 91 % bzw. 94 % ist die Quote der Praktikumsplatzanbieter hier sehr hoch. In der Mitte liegt eine weitere Gruppe von Unternehmen in den beiden Größenklassen 10 bis 19 Beschäftigten sowie 20 bis 49 Beschäftigten. Hier sagen rund drei von vier Unternehmen (76 % bzw. 78 %), dass sie Praktika durchführen. Kleinere Unternehmen bilden eine eigene Klasse, in der Unternehmen, die Praktika bereitstellen (55 %), weniger deutlich überwiegen als in den anderen Größenklassen. Insgesamt zeigt die Beteiligungsquote an Praktika nach Unternehmensgröße damit eine sehr ähnliche Struktur wie die Ausbildungsbetriebsquote, also der Anteil der Betriebe, die sich an der dualen Ausbildung beteiligen.41 Überdurchschnittlich aktiv in der Bereitstellung von Praktika sind Unternehmen aus der Industrie bzw. dem Verarbeitenden Gewerbe .79 % der befragten Unternehmen aus diesem Bereich gaben an, Praktikantinnen und Praktikanten zu betreuen. Weitere überdurchschnittlich aktive Branchen sind das Baugewerbe (78 %), das Gesundheits-

41 Vgl. Kuse, Stefan (2013), S. 32. Inwieweit ein Zusammenhang zwischen der Bereitstellung von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen in den Unternehmen besteht, wird in Kapitel 4.3 dargestellt.

37


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

und Sozialwesen (76 %) sowie das Gastgewerbe (67 %). Dagegen geben Unternehmen aus den Bereichen Information und Kommunikation (52 %), unternehmensnahe Dienstleistungen (49 %) sowie Verkehr (45 %) seltener an, Praktikanten zu beschäftigen (vgl. Tabelle 16). Tabelle 16 Anteil hessischer Unternehmen mit Praktikumsplätzen für Schülerinnen und Schüler nach Branchen Bereitstellung von Praktikumsplätzen Ja

Nein

Anzahl der Antworten (Anteil an Gesamtantworten)

Industrie/Verarbeitendes Gewerbe

79%

21%

186 (14%)

Baugewerbe

78%

22%

195 (15%)

Gesundheits- und Sozialwesen

76%

24%

190 (14%)

Gastgewerbe

67%

33%

39 (3%)

Finanz-/Versicherungsdienstleistungen

67%*

33%*

18 (1%)

Handel

61%

39%

232 (17%)

Erbringung von freiberuflichen Dienstleistungen

56%

44%

97 (7%)

Information und Kommunikation

52%

48%

56 (4%)

Unternehmensnahe Dienstleistungen

49%

51%

132 (10%)

Sonstige

48%

52%

50 (4%)

Verkehr

45%

55%

31 (2%)

Immobilienbranche

33%*

67%*

15 (1%)

Keine Angabe

11%

89%

90 (7%)

Gesamt

62%

38%

1.331

* = Eingeschränkte Repräsentativität (N<20). Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

4.2

Gründe gegen die Bereitstellung von Praktikumsplätzen

Der wichtigste Grund gegen die Bereitstellung von Praktikumsplätzen sind nach Aussage der Unternehmen das Geschäftsfeld bzw. die konkreten Tätigkeiten der Unternehmen.42 Fast die Hälfte aller Unternehmen (49 %), die keine Praktika anbieten, stimmt der Aussage zu „Tätigkeiten eignen sich nicht für Praktikum“ (vgl. Tabelle 17). Überdurchschnittlich häufig wird diese Meinung von Unternehmen der Informationsund Kommunikationsbranche (IuK) sowie des Gesundheits- und Sozialwesens vertreten. Während die Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen für die IuK-Branche ein primäres Argument darstellen dürfte, gibt es im Gesundheits- und Sozialwesen 42 Die Basis der Auswertungen in diesem Abschnitt umfasst ausschließlich diejenigen Unternehmen, die keine Praktika zur Verfügung stellen. Insgesamt handelt es sich um 507 Unternehmen.

38


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einige Bereiche, die aufgrund der notwendigen Einhaltung des Infektionsschutzgesetzes nicht für ein Praktikum geeignet sind. So dürfen bei einer Beschäftigung in einer Klinik oder Praxis die Jugendlichen nicht mit Personen in Berührung kommen, durch die sie in ihrer Gesundheit gefährdet werden. Zudem ist zu gewährleisten, dass die ärztliche Schweigepflicht eingehalten wird. Die Landesärztekammer Hessen hatte sich in der Vergangenheit aus diesen Gründen grundsätzlich gegen die Durchführung von Schülerpraktika in Arztpraxen ausgesprochen, aufgrund der Bedeutung von Betriebspraktika im Rahmen der beruflichen Orientierung allerdings Anfang 2011 ein Informationsblatt veröffentlicht, das den Ärzten die Entscheidung selbst überlässt.43 Ein weiterer wichtiger Grund für die Unternehmen gegen die Bereitstellung von Praktikumsplätzen ist die fehlende Zeit, sich um Praktikantinnen und Praktikanten zu kümmern. Rund 43 % aller Unternehmen, die keine Praktika anbieten, stimmen dieser Aussage zu. Für Unternehmen aus den Bereich Handel sowie der IuK-Branche spielt dieses Argument eine überdurchschnittliche Rolle. Rund 53 % der Handelsunternehmen und 52 % der IuK-Unternehmen führen die fehlende Zeit als Argument an. Tabelle 17 Gründe gegen die Bereitstellung von Praktikumsplätzen Gründe gegen die Bereitstellung von Praktikumsplätzen (N=507)

Anzahl

Prozent

Tätigkeiten eignen sich nicht für Praktikum

246

49%

Keine Zeit, sich um Praktikantinnen/Praktikanten zu kümmern

217

43%

Unternehmen erhält keine Bewerbungen

49

10%

Unternehmen hat schlechte Erfahrungen

41

8%

Andere Begründung

102

20%

Keine Angabe

30

6%

Anmerkung: Die Prozentangaben summieren sich durch Mehrfachantworten nicht auf 100%. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Schlechte Erfahrungen scheinen als Begründung für fehlende Praktikumsplätze hingegen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Lediglich rund 8 % aller befragten Unternehmen stellen aufgrund schlechter Erfahrungen keine Praktikumsplätze mehr bereit. Eine Ausnahme bildet die Antwortstruktur der Unternehmen des Gesundheits- und Sozialwesens: Mit rund 24 % stimmen überdurchschnittlich viele der befragten Unternehmen dieser Begründung zu. Offensichtlich passen in diesem Bereich die Ansprüche der Unternehmen häufig nicht mit den Erwartungen und Fähigkeiten der Jugendlichen zusammen. In den offenen Antworten wurde beispielsweise die Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht als Begründung angegeben. Möglicherweise sind Schülerinnen und Schüler mit diesen Rahmenbedingungen überfordert. Tiefergehende Erkenntnisse 43 Vgl. Landesärztekammer Hessen (2011).

39


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

lassen sich aufgrund der niedrigen Fallzahlen aus der empirischen Erhebung nicht ableiten. Eine gesonderte Untersuchung dieser Fragestellung wäre auch angesichts der weiter steigenden Fachkräfteengpässe in dieser Branche sinnvoll. Rund die Hälfte der insgesamt 507 Unternehmen, die bisher keine Praktikumsplätze zur Verfügung stellen, sagen, dass sie diesbezüglich bereits angefragt wurden (vgl. Abbildung 3). 17 % wurden von der Schule angefragt, 22 % von Bewerbern direkt, 3 % von der Bundesagentur für Arbeit und 8 % von anderen Personen/Institutionen, wie beispielsweise Eltern, Freunden, Kunden, Mitarbeitern. Die Anfragen an diese Unternehmen deuten darauf hin, dass sie für ein Praktikum prinzipiell in Frage kommen und ein mögliches Potenzial für weitere Praktikumsplätze darstellen könnten. Insgesamt 44 % der Unternehmen, die keine Praktikumsplätze bereitstellen, erhielten bislang auch keine Anfragen. Als Erklärung kommt zum einen in Frage, dass die Unternehmen den Schülerinnen und Schülern nicht bekannt sind. Zum anderen könnte die Ursache auch an den spezifischen Tätigkeitsprofilen liegen, die sich für ein Praktikum von Schülerinnen und Schülern nicht unbedingt eignen oder für die Schülerinnen und Schüler nicht attraktiv sind. Aus den offenen Antworten lassen sich hier beispielsweise nennen: Bestattungsunternehmen, Schlachthöfe etc. Abbildung 3

Anfrage zur Bereitstellung von Praktikumsplätzen bei Unternehmen, die bislang keine Praktikumsplätze zur Verfügung stellen (N=507) Keine Antwort 6%

Anfragen der BA 3% Anfragen von anderen 8%

Keine Anfragen 44%

Anfragen von Schulen 17%

Anfragen von Schülerinnen und Schülern 22%

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

40


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

4.3

Motive und Erfahrungen bei der Bereitstellung von Praktikumsplätzen

Die befragten Unternehmen mit Praktikumsplätzen44 haben nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr im Durchschnitt fünf Plätze je Unternehmen zur Verfügung gestellt, wobei der Großteil der Unternehmen ein oder zwei Praktikumsplätze im Jahr vergibt. Motive für die Bereitstellung von Praktikumsplätzen Die wichtigsten Motive für die Unternehmen zur Bereitstellung von Schülerpraktika sind „bei Schülern das Interesse für ein Berufsfeld zu wecken“ (72 %) und „unternehmerische Verantwortung im Rahmen der Berufsorientierung“ wahrzunehmen mit rund 69 % der Antworten. Aber auch die Gewinnung von Nachwuchs spielt für die Unternehmen eine wichtige Rolle. Insgesamt 54 % der Unternehmen stimmen dieser Aussage zu, wobei das Motiv an Bedeutung gewinnt je größer die Unternehmen sind. Während 44 % der Kleinstunternehmen durch Schülerpraktika Nachwuchs gewinnen wollen, sind es 60 % der Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten und 81 % der Großunternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten. Dies ist angesichts des allgemein größeren Problemdrucks für Kleinbetriebe hinsichtlich der Besetzung von (Ausbildungs-)Stellen eher überraschend. Offensichtlich gibt es bei größeren Unternehmen gezielte Konzepte für die Beschäftigung von Praktikantinnen und Praktikanten, die unter strategischen Gesichtspunkten der Personalrekrutierung stärker genutzt werden. Größere Unternehmen geben auch häufiger an, dass Praktikanten eine wichtige Unterstützung im betrieblichen Ablauf sind. Möglicherweise sind in größeren Unternehmen für Praktikantinnen und Praktikanten in größerem Ausmaß standardisierte Aufgabenfelder vorgesehen, die für den betrieblichen Ablauf gezielt genutzt werden können. Tabelle 18 Motive für die Bereitstellung von Praktikumsplätzen nach Betriebsgrößenklassen Insge3 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr samt Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

N=824

Keine Angaben

Bei Schülern das Interesse für ein Berufsfeld wecken

72%

70%

72%

68%

80%

86%

50%

Unternehmerische Verantwortung im Rahmen der Berufsorientierung

69%

67%

62%

73%

78%

74%

50%

Durch Betriebspraktikum Nachwuchs gewinnen

54%

44%

53%

65%

60%

81%

-

Praktikanten wichtige Unterstützung im betrieblichen Ablauf

7%

5%

6%

6%

12%

9%

-

Andere Gründe

5%

5%

6%

6%

4%

5%

25%

Keine Angabe

1%

1%

2%

-

-

2%

-

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

44 Die nachfolgenden Auswertungen beziehen sich auf die befragten Unternehmen, die Praktikumsplätze anbieten (N=824).

41


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Verhältnis von Bewerbungen und Praktikumsplätzen Die hessischen Unternehmen können die an sie gerichtete Nachfrage nach Praktikumsplätzen oft nicht erfüllen, 44 % der Unternehmen haben mehr Bewerbungen als Praktikumsplätze, wobei insbesondere im Bereich Handel sowie im Bereich IuK eine höhere Nachfrage konstatiert wird (54 %). Der umgedrehte Fall fehlender Bewerber für bereitstehende Praktikumsplätze ist mit 9 % eher die Ausnahme. Ausgeglichen ist das Verhältnis von Bewerbungen und zur Verfügung stehenden Praktikumsplätzen bei rund 45 % der befragten Unternehmen (vgl. Tabelle 19). Größere Unternehmen sind für Schülerinnen und Schüler offensichtlich attraktiver als kleinere. Der Anteil der Unternehmen, die mehr Bewerbungen erhalten als sie Praktikumsplätze zur Verfügung haben, liegt bei Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten bei rund 65 %, während nur 42 % der Kleinst- und 40 % der Kleinunternehmen eine im Verhältnis zum Angebot größere Nachfrage haben. Tabelle 19

Verhältnis von Bewerbungen und Praktikumsplätzen nach Betriebsgrößenklassen Insgesamt

3 bis 9 Beschäftigte

10 bis 19 Beschäftigte

20 bis 49 Beschäftigte

50 bis 249 Beschäftigte

250 und mehr Beschäftigte

Keine Angaben

Mehr Bewerbungen als Praktikumsplätze

44%

42%

40%

41%

50%

65%

50%

Hält sich die Waage

45%

45%

49%

49%

44%

26%

-

Mehr Praktikumsplätze als Bewerbungen

9%

10%

9%

9%

5%

7%

-

Keine Angabe

2%

3%

2%

1%

1%

2%

50%

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

N=824

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Bewerbungen für Praktikumsplätze Von den Unternehmen, die Praktikumsplätze anbieten, gaben rund 94 % an, dass sich die Schülerinnen und Schüler selbst um einen Praktikumsplatz bemühten, wie aus Abbildung 4 hervorgeht. Aber auch die Eltern der Schülerinnen und Schüler kümmern sich um Praktikumsplätze für ihre Kinder. So gaben 39 % der Unternehmen an, die Anfragen nach Praktikumsplätzen kämen gewöhnlich von Eltern. Lehrkräfte und die Bundesagentur für Arbeit scheinen bei der Suche nach einem Praktikumsplatz eine eher untergeordnete Rolle zu spielen.

42


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Abbildung 4

Anfrage nach Praktikumsplätzen (N=824) Anfragen von Schülerinnen und Schülern

94%

Anfragen von Eltern

39%

Anfragen von Lehrer Anfragen von Anderen Anfragen von BA

19% 7% 5%

Anmerkung: Die Prozentangaben summieren sich durch Mehrfachantworten nicht auf 100%. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Lediglich 19 % bzw. 5 % der Unternehmen bestätigen, dass die Anfrage üblicherweise von diesen Akteuren gestellt wird. Die Möglichkeit zur Mehrfachnennung in dieser Frage zeigt, dass in einigen Fällen offensichtlich ein gemeinschaftliches Handeln vorliegt, also Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Eltern oder den Lehrkräften sich um einen Praktikumsplatz bemühen. In den meisten Fällen bestätigen die Unternehmen jedoch, dass die Jugendlichen eigeninitiativ handeln und die Anfrage für einen Praktikumsplatz selbst übernehmen. Erfahrungen mit Praktikantinnen und Praktikanten Generell sind die Unternehmen überwiegend zufrieden mit ihren Praktikantinnen und Praktikanten. So gaben 9 % der Unternehmen an, dass sie sehr gute und 80 % dass sie eher gute Erfahrungen gemacht haben. Demgegenüber stehen nur 9 % der Unternehmen, die eher schlechte Erfahrungen mit den Praktikantinnen und Praktikanten gesammelt haben. Über sehr schlechte Erfahrungen berichteten insgesamt nur drei Unternehmen. Tabelle 20 stellt die Erfahrungswerte der Unternehmen nach Betriebsgrößenklassen dar. Die mehrheitlich positiven Erfahrungen zeigen sich über alle Größenklassen, wobei die kleineren Unternehmen etwas häufiger eher schlechte Erfahrungen mit den Praktikantinnen und Praktikanten gemacht haben. Bei Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten war dies hingegen nie der Fall.

43


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabelle 20

Erfahrungen der Unternehmen mit Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen Insgesamt

3 bis 9 Beschäftigte

10 bis 19 Beschäftigte

20 bis 49 Beschäftigte

sehr gute

9%

10%

10%

7%

8%

14%

-

eher gute

80%

77%

78%

84%

89%

84%

50%

eher schlechte

9%

11%

12%

7%

4%

-

-

sehr schlechte

-

1%

-

1%

-

-

-

keine Angabe

2%

2%

1%

1%

-

2%

50%

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

N=824

50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte

Keine Angaben

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Unternehmen, die eher oder sehr schlechte Erfahrungen mit Schülerpraktikantinnen und Schülerpraktikanten gemacht haben, stellen zu 91 % ein Motivationsproblem der Schülerinnen und Schüler fest. Auch die Zuverlässigkeit der Praktikantinnen und Praktikanten wird von 60 % der Unternehmen bemängelt. „Schulische“ Defizite, wie mathematische (44 %), betriebswirtschaftliche (20 %) oder Deutschkenntnisse (20 %) werden ebenfalls von den Befragten erkannt, haben jedoch einen geringeren Stellwert (vgl. Abbildung 5). Fehlende Motivation bleibt auch dann das meistgenannte Defizit, wenn zusätzlich nach Schulformen oder Jahrgangsstufen ausgewertet wird. Möglicherweise steht die Kritik fehlender Motivation im Zusammenhang mit dem häufig eingeschränkten Tätigkeitsspektrum im Rahmen eines Betriebspraktikums. Schülerinnen und Schüler dürfen während ihres Praktikums oft nur zuschauen und nicht selbst tätig werden. So gibt es in vielen Bereichen, wie beispielsweise in Krankenhäusern, in Schreinereien oder auf dem Bau, wo eine Unfall- oder Gesundheitsgefahr nicht ausgeschlossen werden kann, bestimmte Einschränkungen oder sogar Verbote, die die Jugendlichen davor bewahren sollen, sich zu verletzen oder krank zu werden. Die damit einhergehende Passivität und möglicherweise entstehende Enttäuschung bei den Jugendlichen kann eine der Ursachen für die von den Unternehmen kritisierte Motivationsschwäche sein.

44


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Abbildung 5

Von Unternehmen mit schlechten/eher schlechten Erfahrungen (N=75) benannte Defizite der Praktikantinnen und Praktikanten

Motivation

91%

Zuverlässigkeit

60%

Pünktlichkeit

52%

Mathematische Kenntnisse

44%

Höflichkeit

35%

Betriebswirtschaftliche Kenntnisse

20%

Deutschkenntnisse

20%

Anmerkung: Die Prozentangaben summieren sich durch Mehrfachantworten nicht auf 100%. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Die Auswertung nach Branchen zeigt, dass negative Erfahrungen vor allem von Unternehmen aus dem Bereich Gesundheits- und Sozialwesen gemeldet werden. Die Anzahl der Antworten mit negativen Erfahrungen (18) der insgesamt 145 Unternehmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen stellt zahlenmäßig zwar keine stark belastbare Grundlage dar, allerdings deckt sich diese Aussage mit den Antworten der Unternehmen, die keine Praktikumsplätze bereitstellen und bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben. Möglicherweise spielen hier die eingeschränkten Tätigkeitsfelder für die Jugendlichen eine Rolle. In den Bestimmungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes und des Infektionsschutzgesetzes ist festgelegt, dass bei einer Beschäftigung in einer Klinik oder sonstigen Einrichtung des Gesundheitswesens die Praktikantinnen und Praktikanten nicht mit Personen in Berührung kommen dürfen, durch die sie in ihrer Gesundheit gefährdet werden. Konkret dürfen Praktikantinnen und Praktikanten keinen Umgang mit Blut, Urin, Speichel u.a. Ausscheidungen haben, keine Tätigkeiten im Kontrollbereich ionisierender Strahlung oder offener radioaktiver Substanzen durchführen etc. Nach den Empfehlungen der Landesärztekammer Hessen sollte die Beschäftigung der Praktikantinnen und Praktikanten vor allem im Bereich des Empfangs, Gipszimmern u.ä. und mit administrativen Tätigkeiten erfolgen. Möglicherweise stimmen diese Tätigkeiten nicht immer mit den Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler überein, was

45


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

zu Frustration führt und von den Unternehmen bzw. betreuenden Personen in den Arztpraxen als fehlende Motivation interpretiert werden kann. In Institutionen wie Kliniken oder Pflegeeinrichtungen kann es im Umgang mit Schwerstkranken oder Sterbenden zudem zu emotionalen Überforderungen kommen, die zur Folge haben, dass sich die Jugendlichen zurückziehen, was ebenfalls als Motivationsmangel angesehen werden kann. Zusammenhang von Ausbildungs- und Praktikumsplätzen Der überwiegende Teil der Unternehmen, die Praktikumsplätze bereitstellen, bildet auch aus (74 %). Dies zeigt, dass Unternehmen offensichtlich die Möglichkeit nutzen, im Rahmen eines Praktikums potenzielle Auszubildende im Vorfeld kennenzulernen und abzuschätzen, ob sich die Praktikantinnen und Praktikanten für eine Ausbildung im eigenen Betrieb eignen. Für die Jugendlichen ergeben sich auf der anderen Seite Chancen, den potenziellen Ausbildungsbetrieb kennenzulernen und sich für eine spätere Ausbildung zu qualifizieren. Insgesamt bestätigen rund 38 % der befragten Unternehmen, im vergangenen Jahr Praktikantinnen und Praktikanten in eine Ausbildung übernommen zu haben.45 Das gegenseitige Kennenlernen im Rahmen des Praktikums führt somit nicht selten zum Abschluss eines Ausbildungsvertrages, allerdings weist die „Übergangsquote“ durchaus noch auf Potenziale für eine längerfristige Personalakquisition bei den Unternehmen hin. Eine im Branchenvergleich unterdurchschnittliche „Übergangsquote“ zeigt sich vor allem bei unternehmensnahen Dienstleistungen, freiberuflichen Tätigkeiten sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Auf der anderen Seite bietet ein Viertel der Unternehmen Praktikumsplätze an, bildet aber nicht selbst aus. Im Bereich IuK ist dieser Anteil besonders hoch: Rund die Hälfte der Unternehmen beschäftigt Praktikantinnen und Praktikanten, bildet aber nicht selbst aus. In dieser Branche ist die Ausbildungsquote insgesamt eher niedrig, da die überwiegende Nachfrage sich auf Hochschulabgänger konzentriert. Dennoch scheint ein Praktikum in diesem Bereich beliebt zu sein, denn die Unternehmen geben überdurchschnittlich häufig an, mehr Bewerbungen als Praktikumsplätze zu haben.

4.4

Umsetzung von Qualitätskriterien

Der Nutzen eines Betriebspraktikums für Schülerinnen und Schüler hängt nicht zuletzt von der Qualität der durchgeführten Praktika ab. Als Qualitätskriterien lassen sich für die Durchführung eines Praktikums bestimmte Vorgaben heranziehen. So sollten im Rahmen des Praktikums spezifische Kenntnisse der jeweiligen Berufsbilder vermittelt werden. Darüber hinaus ist die Benennung fester Ansprechpartner für die Dauer des 45 Die Angaben der Befragung beziehen sich nur auf das vergangene Jahr. Dadurch kann die Übergangsquote vom Praktikum in Ausbildung leicht unterschätzt werden. Dies gilt, wenn Unternehmen zwar grundsätzlich die Strategie verfolgen, potenzielle Auszubildende im Rahmen von Praktika auszuwählen und zu übernehmen, aber in dem abgefragten Jahr gar keinen Auszubildenden eingestellt haben.

46


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Praktikums sowie die Beurteilung der Praktikumsleistungen der Schülerin/des Schülers in schriftlicher Form festgelegt. Ferner können Unternehmen zur besseren Beurteilung des Berufsorientierungsprozesses und der Kompetenzen der Jugendlichen den Berufswahlpass nutzen (vgl. Kapitel 3.3.2). Fester Ansprechpartner in den Unternehmen Im Rahmen der Vorbereitungen für die Durchführung eines Praktikums ist geregelt, dass die Unternehmen den Schulen eine verantwortliche Person benennen, die mit der Betreuung der Schülerinnen und Schüler beauftragt wird. Für die Praktikantinnen und Praktikanten übernimmt eine solche Bezugsperson eine wichtige Funktion, wenn es beispielsweise um die Einführung in das Unternehmen, die Begleitung im Verlauf des Praktikums und die Beantwortung auch überfachlicher Fragen geht. Darüber hinaus ist eine Betreuungsperson wichtig, falls Probleme auftauchen. Obwohl die Nennung einer solchen Betreuungsperson obligatorisch ist, bestätigen nur drei von vier Unternehmen, dass während der Zeit des Praktikums ein fester Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler bereitsteht. Lediglich bei den Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten liegt dieser Anteil mit 88 % deutlich höher (vgl. Tabelle 21). Feste Ansprechpartner sind im Verarbeitenden Gewerbe, Baugewerbe und im Gesundheits- und Sozialwesen unterdurchschnittlich oft festgelegt. Im Handel und im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen wurde häufiger das Vorhandensein einer festen Betreuungsperson bestätigt. Insgesamt ist fraglich, warum trotz der schriftlich festgelegten Benennung einer Ansprechperson im Vorfeld der Praktika nur drei von vier Unternehmen angaben, dass eine solche Betreuungsperson für die Schülerinnen und Schüler bereitsteht. Entweder die Nennung der Ansprechpersonen durch die Unternehmen erfolgt lediglich pro forma und die Praktikantinnen und Praktikanten haben tatsächlich keine Ansprechpersonen oder es gibt in der Praxis mehrere Ansprechpersonen, die für die Betreuung der Praktikantinnen und Praktikanten zuständig sind, und eine eindeutige Beantwortung der Frage war den Unternehmen nicht möglich. Tabelle 21

Fester Ansprechpartner im Unternehmen für die Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen

N=824

Insgesamt

3 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

Keine Angaben

Kein Ansprechpartner vorhanden

22%

22%

23%

26%

23%

9%

25%

Ansprechpartner vorhanden

75%

75%

74%

72%

75%

88%

75%

Keine Angabe

3%

3%

3%

3%

2%

2%

-

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

47


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Kennenlernen mehrerer Abteilungen eines Unternehmens Praktika sollen einen Einblick in die verschiedenen Arbeitsbereiche eines Berufsbildes ermöglichen und die Schülerinnen und Schüler durch angemessene Arbeitsaufträge in die betrieblichen Abläufe integrieren.46 Zur Erreichung dieses Qualitätsanspruches ist es in vielen Betrieben bzw. Berufsfeldern sicherlich sinnvoll, mehrere Abteilungen zu besuchen, um umfassende Einblicke in die jeweiligen Tätigkeiten zu erhalten. Insgesamt durchlaufen die Schülerinnen und Schüler in rund der Hälfte der befragten Unternehmen mehrere Abteilungen. Auffällig dabei ist, dass der Anteil in den Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten mit 35 % relativ gering ist. Dies könnte abermals ein Hinweis auf standardisierte Aufgabenfelder oder Projekte sein, die Praktikantinnen und Praktikanten in großen Unternehmen zugewiesen werden. Bei den befragten Unternehmen zeigt sich vor allem in der Branche Industrie / Verarbeitendes Gewerbe, dass Praktikantinnen und Praktikanten relativ häufig verschiedene Abteilungen durchlaufen. Ausstellung eines Praktikumszeugnisses Sowohl im Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb sowie in den OloVQualitätsstandards als auch in den Kriterien des Gütesiegels ist festgehalten, dass die Betriebe den Schülerinnen und Schülern eine Bescheinigung über das Praktikum ausstellen sollen (vgl. Kapitel 3.3). Auch wenn die inhaltlichen Anforderungen an ein Praktikumszeugnis nicht standardisiert sind, stellt das Zeugnis doch ein wichtiges Element zur Dokumentation des Berufsorientierungsprozesses der Schülerinnen und Schüler dar. Aus Tabelle 22 geht hervor, dass 76 % der Unternehmen dieser Anforderung nachkommen und ein Praktikumszeugnis ausstellen. Dieser Anteil ist in den kleineren Unternehmen geringer als in den größeren. Hier sind offensichtlich über die bereits bestehenden Unterstützungen durch die bereit gestellten Vorlagen weitere Bemühungen notwendig, um insbesondere die kleineren Unternehmen zur Ausstellung eines Zeugnisses zu motivieren. Möglicherweise sollten weitere Sensibilisierungsmaßnahmen Teil dieser Bemühungen sein, da sich nur sehr wenige der Unternehmen, die kein Zeugnis ausstellen, Hilfe bei deren Anfertigung wünschen. Betrachtet man hier nur diejenigen Unternehmen, die auch ausbilden, zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Befragung ergab, dass 77 % der Ausbildungsunternehmen ein Praktikumszeugnis ausstellen. Somit händigen auch nicht alle Ausbildungsunternehmen, von denen eine gewisse Routine mit der Zeugnisanfertigung erwartet werden kann, eine Bescheinigung aus. Dies spricht dafür, alle Unternehmen weiter auf die Bedeutung der Ausstellung eines Praktikumszeugnisses aufmerksam zu machen. Im Branchenvergleich fällt die vergleichsweise geringe Zahl der Unternehmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen auf, die ein Praktikumszeugnis ausstellen. Nur 67 % dieser Unternehmen bejahten die Frage nach der Ausfertigung eines Zeugnisses. 46 Beispielhaft werden im „Leitfaden Schülerpraktikum“ der deutschen Industrie und Handelskammer (2010) einige Praktikumspläne vorgestellt, in denen die Praktikantinnen und Praktikanten mehrere Abteilungen durchlaufen.

48


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Tabelle 22

Ausstellung eines Praktikumszeugnis nach Betriebsgrößenklassen

N=824

Insgesamt

3 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

Keine Angaben

Kein Praktikumszeugnis

23%

28%

22%

20%

14%

16%

-

Praktikumszeugnis wird erstellt

76%

71%

74%

79%

85%

81%

75%

Keine Angabe

2%

2%

4%

1%

1%

2%

25%

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Berufswahlpass Die Unternehmensbefragung zeigt, dass die hessischen Unternehmen nur selten auf den Berufswahlpass zurückgreifen (vgl. Tabelle 23). In seiner Zielsetzung soll der Berufswahlpass für Unternehmen eine Hilfestellung zur Beurteilung der Ausbildungsreife und des Eignungspotenzials der Schülerinnen und Schüler darstellen.47 Im Rahmen des Praktikums lassen sich lediglich rund 8 % den Berufswahlpass zeigen. Dabei liegen sowohl zwischen den Betriebsgrößenklassen als auch zwischen den Branchen keine wesentlichen Unterschiede vor. Einzig die Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten informieren sich etwas häufiger über die Inhalte des Berufswahlpasses. Die geringe Beachtung des Berufswahlpasses gilt dabei auch für Unternehmen, die ausbilden und somit ein größeres Interesse an dem Profil der Praktikanten als potenzielle Auszubildende haben könnten. Somit lässt sich insgesamt festhalten, dass der Berufswahlpass derzeit in seiner Funktion als ausführliche Informationsbasis über den Berufsorientierungsprozess der Jugendlichen offensichtlich nur ungenügend genutzt wird. Die darin enthaltenen Ausführungen zum persönlichen Profil der Jugendlichen könnten für die Durchführung des Praktikums jedoch wertvolle zusätzliche Informationen darstellen, um während des Praktikums gezielt auf die individuellen Stärken, Interessen, Fähigkeiten und beruflichen Ziele einzugehen. Ein systematischer Aufbau der verschiedenen Instrumente im Rahmen des Berufsorientierungsprozesses ist folglich noch nicht vollständig erreicht. Andererseits können Unternehmen auch nur dann von den Inhalten des Berufswahlpasses Nutzen ziehen, wenn dieser in den entsprechenden Schritten von der Schule bearbeitet wurde und alle relevanten Informationen enthält. Solange kein einheitlicher Umgang mit diesem Instrument vorliegt, wird der Nutzen auch nur punktuell zum Tragen kommen.

47 Vgl. Hessische Landesregierung: Berufswahlpass – Informationen für Betriebe.

49


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabelle 23

Anwendung des Berufswahlpasses nach Betriebsgrößenklassen Insgesamt

N=824

3 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

Keine Angaben

Berufswahlpass wird nicht vorgezeigt

87%

91%

87%

84%

82%

84%

75%

Berufswahlpass wird vorgezeigt

8%

5%

9%

8%

15%

9%

-

Keine Angabe

5%

4%

4%

8%

4%

7%

25%

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

4.5

Aktivitäten und Kontakte der Unternehmen in Bezug auf Praktika

Gute Kontakte zwischen Unternehmen einerseits und Schulen bzw. Eltern andererseits unterstützen eine problemlose Durchführung der Betriebspraktika. Stehen Unternehmen und Schulen auch außerhalb der Praktikumszeit in Verbindung, können sich positive Effekte für die Zusammenarbeit der beiden Akteure hinsichtlich der Berufsorientierung der Schülerschaft ergeben. Kontakt zu Lehrkräften Aus der Unternehmensbefragung geht hervor, dass 76 % der Unternehmen persönlichen Kontakt zu den Lehrkräften ihrer Praktikantinnen und Praktikanten haben. Kleinere Unternehmen kommunizieren dabei etwas häufiger mit den Lehrerinnen und Lehrern als die größeren Unternehmen (vgl. Tabelle 24). Tabelle 24 Kontakt zwischen den Unternehmen und den Lehrkräften der Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen Insgesamt

3 bis 9 Beschäftigte

Kein Kontakt

21%

15%

20%

27%

26%

23%

50%

Kontakt vorhanden

76%

81%

77%

70%

72%

72%

25%

Keine Angabe

4%

4%

3%

3%

2%

5%

25%

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

N=824

10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

50

Keine Angaben


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Einmalige Besuche der Lehrkräfte im Unternehmen sind mit 82 % die häufigste Art des Kontaktes zwischen Unternehmen und Lehrkräften. Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten liegen hier über dem Durchschnitt (90 %). Mehrmalige Besuche sind in dieser Größenklasse hingegen eher selten, nur 3 % der Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten gaben an, dass die Lehrkräfte während der Praktikumszeit mehrmals in den Betrieb kommen. Mehrmalige Besuche sind mit 26 % in der Größenklasse 20-49 Beschäftigte am häufigsten. Telefonkontakt haben durchschnittlich 30 % der Unternehmen mit den Lehrkräften, wobei der Anteil der Unternehmen, die Telefonkontakt pflegen, mit der Größe der Unternehmen ansteigt (vgl. Tabelle 25). Tabelle 25

Kontakte zwischen Unternehmen und Lehrkräften nach Betriebsgrößenklassen Insgesamt

3 bis 9 Beschäftigte

einmaliger Besuch

82%

82%

84%

75%

85%

90%

100%

mehrmaliger Besuch

20%

20%

17%

26%

20%

3%

-

Telefonkontakt

30%

23%

30%

36%

38%

42%

-

Keine Angabe

1%

1%

1%

-

1%

-

-

Anzahl der Unternehmen

625

269

139

103

82

31

1

N=625

10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

Keine Angaben

Anmerkung: Die Prozentangaben summieren sich durch Mehrfachantworten nicht auf 100%. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Andere Kontakte zwischen Unternehmen und Schulen bestehen bei 23 % der Unternehmen. Dabei ist die Ausgestaltung sehr unterschiedlich. 14 Unternehmen stehen z.B. mit Schulen über Ausbildungs- bzw. Berufsmessen in Kontakt. Weitere sieben Unternehmen gaben an Betriebsbesichtigungen durchzuführen. Auch der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft bringt einige Unternehmen mit Schulen in Kontakt. Weitere Unternehmen haben Kooperationen mit Schulen geschlossen, z.B. in einem MINT-Projekt.48 Generell sind Kontakte zwischen Unternehmen und Schulen im Bereich der Berufsorientierung allgemein sowie für Schülerbetriebspraktika als sehr wichtig einzustufen. Auf diese Weise erhalten Lehrkräfte leichter Einblicke in die betrieblichen Anforderungen und Arbeitsrealitäten und Unternehmen können sich über die schulischen Vorbereitungen und Unterrichtsthemen informieren und so an die Unterrichtsinhalte anknüpfen. Zudem können Lehrkräfte auf diese Weise auch unentschlossenen Schülerinnen und Schülern, die keinerlei Unterstützung ihrer Eltern erhalten, einen individuell passenden Praktikumsbetrieb nennen. In Einzelfällen kann allerdings das Risiko bestehen, dass Praktikumsplätze vermehrt von den Schulen und nicht mehr von der Schülerschaft 48 Darüber hinaus gibt es allerdings auch Nennungen von eher persönlichen Kontakten als Elternbeirat oder als angestellte Lehrkräfte. Weitere Unternehmen nennen hierunter den Kontakt zur Berufsschule des Auszubildenden im Unternehmen.

51


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

selbst bei den Unternehmen angefragt werden. So gaben von den Unternehmen, die keinen Kontakt mit der Schule außerhalb der Praktikumszeit pflegen, 16 % an, dass die Praktikumsanfrage von Lehrkräften stammt. Bei Unternehmen, deren Kontakt sich nicht ausschließlich auf die Praktikumszeit beschränkt, liegt dieser Anteil mit 24 % deutlich höher. Der Lerneffekt einer eigenständigen Praktikumssuche stellt jedoch ein zentrales Element im Rahmen der ersten Erfahrung mit der Berufspraxis dar und sollte daher nicht außer Acht gelassen werden. Ein deutlich positiver Effekt lässt sich zwischen der Zusammenarbeit von Unternehmen und Schulen und der Erfüllung der betrachteten Qualitätskriterien erkennen. In Unternehmen, die in intensiverem Kontakt mit den Schulen stehen, spielt die qualitative Betreuung der Praktikantinnen und Praktikanten eine größere Bedeutung (vgl. Abbildung 6). Sie stellen vermehrt Praktikumszeugnisse aus (89 % bzw. 72 % der Unternehmen mit bzw. ohne intensivere Kontakte zu Schulen), der Berufswahlpass kommt öfter zum Einsatz (14 % versus 6 %) und feste Ansprechpartner stehen häufiger zur Verfügung (86 % versus 72 %). Abbildung 6 Erfüllung von Qualitätskriterien bei Unternehmen mit und ohne intensiven Kontakt zu Schulen

89%

Ausstellung eines Praktikumszeugnisses

72%

86% Fester Ansprechpartner 72%

Beachtung des Berufswahlpasses

Unternehmen mit intensivem Kontakt zu Schulen Unternehmen ohne intensiven Kontakt zu Schulen

14% 6%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Kontakt zu Eltern 70 % der Unternehmen haben keinen Kontakt zu den Eltern ihrer Praktikantinnen und Praktikanten. Hierbei zeigen sich Unterschiede in der Größe der Unternehmen, wobei Kommunikation zwischen Eltern und Unternehmen eher in kleineren Unternehmen stattfindet (vgl. Tabelle 26). Vorhandene Beziehungen beispielsweise durch Elternteile, die selbst in dem Unternehmen tätig sind, könnten Gründe hierfür sein.

52


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 26

Kontakt zwischen den Unternehmen und den Eltern der Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen Insgesamt

N=824

3 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

Keine Angaben

Kein Kontakt

70%

64%

68%

78%

83%

77%

25%

Kontakt vorhanden

27%

34%

30%

20%

15%

19%

25%

Keine Angabe

3%

3%

2%

3%

3%

5%

50%

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Der Austausch mit den Eltern ist von den Unternehmen nur bedingt gewünscht. Grundsätzlich befürworten nur 8 % der Unternehmen die Kommunikation mit den Eltern. Im Einzelfall sind jedoch 62 % der Unternehmen bereit, sich mit den Eltern zu besprechen. In den Branchen Baugewerbe, Handel und Gesundheits- und Sozialwesen liegt hierzu relativ hohe Bereitschaft vor. Grundsätzlich keinen Kontakt zu Eltern wünschen sich 26 % der Unternehmen (vgl. Tabelle 27). Dieser Anteil ist über alle Größenklassen relativ stabil und wohl auf den großen Aufwand, der damit verbunden ist, zurückzuführen. Tabelle 27

Kontaktwunsch zwischen den Unternehmen und den Eltern der Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen Insgesamt

N=580

3 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

Keine Angaben

Grundsätzlich Kontakt gewünscht

8%

9%

9%

10%

5%

-

-

Im Einzelfall Kontakt gewünscht

62%

62%

65%

59%

62%

70%

-

Grundsätzlich kein Kontakt gewünscht

26%

26%

24%

25%

30%

27%

100%

Keine Angabe

3%

3%

2%

6%

3%

3%

-

Anzahl der Unternehmen

580

214

123

115

94

33

1

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Unterstützungswunsch bei Vorbereitung und Durchführung von Praktika Als weitere Partner der Unternehmen in Bezug auf die Unterstützung bei der Durchführung von Betriebspraktika kommen die Ausbildungsberater der Kammern sowie die Bundesagentur für Arbeit in Frage. Die Unternehmensbefragung ergab jedoch, dass

53


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

sich die Mehrheit der Unternehmen (75 %) keine Hilfeleistungen bei der Vorbereitung und Durchführung der Schülerbetriebspraktika wünscht (vgl. Tabelle 28). Von den 22 % (184 Unternehmen), die eine Hilfestellung befürworten, wünschen sich 53 % Unterstützung bei der Auswahl der Jugendlichen und 49 % erhoffen sich Hilfe beim organisatorischen Ablauf. Unterstützung bei der Erstellung der Zeugnisse wird nur von 26 % der Unternehmen genannt. Möglicherweise werden die Vorlagen, die im Rahmen des OloV-Prozesses erarbeitet worden sind oder im Berufswahlpass vorliegen, bereits von vielen Unternehmen genutzt, so dass kein Bedarf für zusätzliche Unterstützung gesehen wird. Bei der Frage, von wem die Unterstützung kommen soll, richtet sich der Fokus mit 78 % auf die Schulen, gefolgt von Ausbildungsberatern der Kammern (44 %) und der Bundesagentur für Arbeit (25 %). Insgesamt ist der Bedarf an Hilfestellungen bei kleinen Unternehmen größer als bei Großunternehmen. Tabelle 28

Unterstützungswunsch der Unternehmen bei Vorbereitung und Durchführung von Praktika Wobei wünschen sich die Unternehmen Unterstützung?

N=184 Anzahl der Unternehmen Anteil

Auswahl der Jugendlichen

Organisatorischer Ablauf des Praktikums

Erstellung der Zeugnisse

Keine Antwort

97

91

47

13

53%

49%

26%

7%

Von wem wünschen sich die Unternehmen Unterstützung? Schule

Ausbildungsberater der Kammern

Bundesagentur für Arbeit

Keine Antwort

Anzahl der Unternehmen

143

81

46

5

Anteil

78%

44%

25%

3%

N=184

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

4.6

Allgemeine Einschätzung der Betriebspraktika

Als favorisierte Praktikumsform der Unternehmen steht das Blockpraktikum eindeutig vor den kontinuierlichen Praxistagen. Insgesamt erachten 75 % der Unternehmen Blockpraktika als sinnvolle Praktikumsform, während 22 % sich für die kontinuierlichen Praxistage als zweckmäßige Form entscheiden. Möglicherweise wird diese Entscheidung durch die bereits bekannten Praktikumsformen beeinflusst, da die meisten Schülerinnen und Schüler ausschließlich Blockpraktika absolvieren (vgl. Kapitel 3.2). In kleineren Unternehmen werden kontinuierliche Praxistage als sinnvolle Form der Praktika etwas häufiger genannt als in größeren Unternehmen.

54


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 29

Einschätzung der Praktikumsart Insgesamt

3 bis 9 Beschäftigte

Blockpraktika sinnvoll

75%

72%

72%

80%

82%

77%

50%

Kontinuierliche Praxistage sinnvoll

22%

24%

24%

18%

18%

16%

25%

Keine Angabe

4%

4%

4%

3%

1%

7%

25%

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

N=824

10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

Keine Angaben

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Insgesamt sieht die deutliche Mehrheit der hessischen Unternehmen Betriebspraktika für Schülerinnen und Schüler als eine nützliche Maßnahme an, dies bestätigen 93 % aller befragten Unternehmen. Lediglich 2 % halten Praktika für ein überflüssiges Instrument. Damit zeigt sich aus Sicht der Unternehmen, die Praktika anbieten, eine fast einstimmige Befürwortung dieser Maßnahme der Berufsorientierung. Die Abweichungen nach Unternehmensgröße sind eher gering (vgl. Tabelle 30). Tabelle 30

Allgemeine Einschätzung von Betriebspraktika als Maßnahme zur Berufsorientierung

N=824

Insgesamt

3 bis 9 10 bis 19 20 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte

Keine Angaben

Eher nützliche Maßnahme

93%

94%

94%

95%

90%

91%

75%

Eher überflüssige Maßnahme

2%

2%

1%

2%

4%

5%

-

-

-

1%

1%

-

-

-

Keine Angabe

4%

3%

4%

2%

6%

5%

25%

Anzahl der Unternehmen

824

334

181

148

114

43

4

Eher schlechte Maßnahme

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur (Oktober 2012).

Dabei investieren Unternehmen sowohl Zeit als auch Geld in diese Form der Berufsorientierung. Nach Angaben der Unternehmen beträgt der Medianwert des zeitlichen Aufwands für die Betreuung eines Praktikanten im Blockpraktikum 5 Stunden und die Kosten liegen bei 150 Euro.49 Die Angaben für kontinuierliche Praxistage weichen mit 4 Stunden und 90 Euro nur wenig davon ab.50 49 Bei allen Angaben handelt es sich um Medianwerte, da diese robuster gegen einzelne Ausreißer sind. 50 Die Antworthäufigkeiten für die einzelnen Angaben sind dabei sehr unterschiedlich. Während 522 Unternehmen Angaben zum zeitlichen Aufwand bei Blockpraktika machen, beschränken sich die Informationen des finanziellen Aufwandes bei dieser Praktikumsform auf 265 Unternehmensangaben. Informationen zu kontinuierlichen Praxistagen basieren im Hinblick auf den zeitlichen (finanziellen) Aufwand auf 217 (114) Unternehmen.

55


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

In gewissem Maße stellen Betriebspraktika für die Unternehmen auch einen betrieblichen Nutzen dar, sei es durch die personelle Unterstützung im betrieblichen Ablauf oder auch durch die Möglichkeit, zukünftige Auszubildende im Vorfeld besser kennenzulernen und dadurch eventuelle Fehlentscheidungen und damit verbundene Kosten zu vermeiden.

4.7

Zusammenfassung

Unternehmen in einigen Branchen sehr aktiv Rund 62 % der befragten hessischen Unternehmen stellen Praktikumsplätze für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung. Überdurchschnittlich aktiv in der Bereitstellung von Plätzen sind Unternehmen aus der Industrie bzw. dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Dagegen geben Unternehmen aus den Bereichen Verkehr, unternehmensnahe Dienstleistungen, Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie freiberuflicher Tätigkeiten seltener an, Praktikantinnen und Praktikanten zu beschäftigen. Die Wahrscheinlichkeit, Praktikumsplätze bereitzustellen, wächst mit zunehmender Beschäftigtenzahl. Während etwas mehr als die Hälfte der Kleinstunternehmen Praktikanten beschäftigt, sind es bei Großunternehmen 94 %. Sinnvoll erscheinen somit Bemühungen zur Erweiterung des Praktikumsplatzangebots insbesondere bei kleineren Unternehmen (unter 50 Mitarbeiter), da diese häufig nicht über ein systematisches Konzept bei der Durchführung von Praktika verfügen. Für Großbetriebe gilt häufig, dass sie die an sie gerichtete Nachfrage nach Praktikumsplätzen nicht erfüllen können, wobei insbesondere im Handel sowie im IuK-Bereich die Anfragen zahlreicher sind als die verfügbaren Plätze. Ideelle Motive stehen neben der Gewinnung von Nachwuchs im Vordergrund Die wichtigsten Motive für die Unternehmen zur Bereitstellung von Schülerpraktika sind „bei Schülern das Interesse für ein Berufsfeld wecken“ und „unternehmerische Verantwortung im Rahmen der Berufsorientierung“ wahrnehmen. Damit stehen ideelle Motive bei der Bereitstellung von Praktikumsplätzen deutlich im Vordergrund. Aber auch die Gewinnung von Nachwuchs spielt für die Unternehmen eine wichtige Rolle, wobei dieses Motiv an Bedeutung gewinnt, je größer die Unternehmen sind. Noch vorhandene Potenziale bei bislang nicht aktiven Unternehmen Unternehmen, die bislang keine Praktikumsplätze bereitstellen, weisen in ihrer Begründung überwiegend auf das Geschäftsfeld bzw. die konkreten Tätigkeiten der Unternehmen hin, die sich für ein Praktikum nicht eignen. Insbesondere kleinere Unternehmen

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können aus Zeitmangel und wegen hoher Belastungen häufig nicht in gleichem Ausmaß wie große Unternehmen Praktikumsplätze bereitstellen. Schlechte Erfahrungen oder fehlende Bewerbungen spielen als Begründungen für fehlende Praktikumsplätze hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich Unternehmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen stimmen dieser Begründung häufiger zu. Rund die Hälfte der Unternehmen, die bislang keine Praktikumsplätze zur Verfügung stellen, haben bereits Anfragen von Schulen oder Bewerbungen von Schülerinnen und Schülern erhalten. In einigen dieser Fälle ist davon auszugehen, dass die Unternehmen und deren Tätigkeitsfelder prinzipiell für Praktika geeignet sind und ein bislang nicht ausgeschöpftes Potenzial für zusätzliche Plätze darstellen. Überwiegend positive Erfahrungen mit Praktikantinnen und Praktikanten Die Erfahrungen von Unternehmen mit Praktikantinnen und Praktikanten sind überwiegend positiv. Wenn Unternehmen von schlechten Erfahrungen berichten, dann beziehen diese sich vor allem auf die Motivation sowie auf Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der Schülerinnen und Schüler, also in erster Linie auf „Soft-Skills“ und nicht so sehr schulische Leistungen wie Mathematik- und Deutschkenntnisse. Die von den Unternehmen häufig beklagten Motivationsdefizite können auch mit dem eingeschränkten Tätigkeitsspektrum im Rahmen eines Betriebspraktikums zusammenhängen, da Schülerinnen und Schüler während des Praktikums in vielen Bereichen nur zuschauen und nicht selbst tätig werden dürfen. Um den genannten Defiziten im Bereich der Eigeninitiative entgegenzuwirken, sollte im Rahmen der Praktikumsvorbereitungen an den Schulen verstärkt auf die Erwartungen der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf ihre Tätigkeiten während des Praktikums eingegangen und auf mögliche eher passive Phasen vorbereitet werden. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass nur eine Minderheit (9 %) der Unternehmen von schlechten Erfahrungen berichtet, die überwiegende Mehrheit äußert sich positiv zu den bisherigen Erfahrungen im Rahmen eines Praktikums. Feste Ansprechperson in Unternehmen nicht immer vorhanden Der Nutzen eines Betriebspraktikums für Schülerinnen und Schüler hängt ganz entscheidend von der Qualität der durchgeführten Praktika ab. Entsprechende Qualitätskriterien sind in allgemeiner Form schriftlich abgefasst. Sie werden zwar keiner systematischen Überprüfung unterzogen, stellen aber die Rahmenbedingungen für die Durchführung und Begleitung der Betriebspraktika dar. In diesen Rahmenbedingungen ist geregelt, dass die Unternehmen den Schulen eine verantwortliche Person nennen, die schriftlich mit der Betreuung der Schülerinnen und Schüler beauftragt wird. Für die Praktikantinnen und Praktikanten übernimmt eine solche Bezugsperson eine wichtige Funktion, wenn es beispielsweise um die Einführung in das Unternehmen, die Begleitung im Verlauf des Praktikums und die Beantwortung auch überfachlicher Fragen

57


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

geht. Obwohl die Nennung einer solchen Betreuungsperson obligatorisch ist, bestätigen nur drei von vier Unternehmen, dass während der Zeit des Praktikums ein fester Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler bereitsteht. Bei Großunternehmen ist der Anteil mit 88 % zwar höher, allerdings sollte insbesondere in Großunternehmen mit entsprechenden personellen Kapazitäten das Vorhandensein einer festen Ansprechperson durchweg selbstverständlich sein. In kleineren Unternehmen sind die personellen Kapazitäten deutlich enger, aber auch dort ist eine feste Ansprechperson für die Praktikantinnen und Praktikanten sehr wichtig und für die Qualität des Praktikums maßgeblich. Ausstellung von Praktikumszeugnissen nicht die Regel In den Rahmenbedingungen zu Betriebspraktika ist ebenfalls vorgesehen, dass Unternehmen den Schülerinnen und Schülern ein Zeugnis über das Praktikum ausstellen sollen. Diese Anforderung ist bislang nur in rund drei von vier Unternehmen erfüllt, wobei der Anteil in den kleineren Unternehmen geringer ist als in den größeren. Selbst für Unternehmen, die ausbilden und somit eine gewisse Routine mit der Zeugnisausfertigung haben sollten, ist die Ausstellung eines Praktikumszeugnisses nicht die Regel. An entsprechenden Dokumentenvorlagen mangelt es dabei nicht. Diese sind aus verschiedenen Quellen leicht zu erhalten. Auch weitere Hilfestellungen bei der Anfertigung von Zeugnissen werden nur von den wenigsten Unternehmen gewünscht. Daraus lässt sich schließen, dass in erster Linie weitere Sensibilisierungsmaßnahmen sinnvoll sind, um Unternehmen die Bedeutung von Zeugnissen für den weiteren Berufsorientierungsund Bewerbungsprozess der Schülerinnen und Schüler zu vermitteln. Berufswahlpass wird als Informationsgrundlage im Rahmen der Praktika noch nicht genügend genutzt Der Berufswahlpass spielt als mögliche Informationsgrundlage für die Unternehmen offensichtlich bislang kaum eine Rolle. Nur wenige lassen sich den Berufswahlpass zeigen, sei es, weil sie ihn nicht kennen oder weil der Berufswahlpass in den Schulen nicht oder nur in Auszügen genutzt wird und somit keine einheitliche und vollständige Informationsbasis darstellt. Eine systematische Verzahnung der verschiedenen Instrumente im Rahmen des Berufsorientierungsprozesses ist folglich noch nicht erreicht. Besondere Probleme bei Unternehmen des Gesundheits- und Sozialwesens Die Unternehmen des Gesundheits- und Sozialwesens geben häufiger an, schlechte Erfahrungen mit Praktika gemacht zu haben, weisen jedoch gleichzeitig auch unterdurchschnittliche Ergebnisse im Hinblick auf die abgefragten Qualitätskriterien auf. Offensichtlich liegen in diesem Bereich spezifische Probleme vor, die sich negativ auf die Bereitschaft der Unternehmen zur Bereitstellung und Durchführung von Praktika aus-

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

wirken. Aufgrund notwendiger Schutzvorschriften (Impfschutz, Datenschutz etc.) bestehen hier einige Hürden, die insbesondere bei den Arztpraxen zu einer geringeren Bereitschaft zur Bereitstellung von Praktikumsplätzen führen können. In anderen Einrichtungen, wie Kliniken oder Pflegeeinrichtungen, können die Jugendlichen zudem leicht in Situationen geraten, die sie emotional überfordern. Eine daraus folgende Zurückhaltung der Schülerinnen und Schüler bei den einzelnen Tätigkeiten kann auch leicht als Desinteresse oder fehlende Motivation interpretiert werden. Insgesamt offenbaren die Befragungsergebnisse möglicherweise ein grundsätzliches Problem, da insbesondere der Bereich Gesundheits- und Sozialwesen auch mittel- und langfristig von Personalmangel geprägt ist und es daher umso notwendiger wäre, bei Schülerinnen und Schülern das Interesse für die entsprechenden Berufe zu wecken sowie ihnen einen realistischen Einblick in die verschiedenen Tätigkeiten zu geben. Systematischer Einsatz von Praktika in Großunternehmen Je größer die Unternehmen, desto systematischer und zielgerichteter erfolgt der Einsatz der Praktikantinnen und Praktikanten. Im Rahmen von standardisierten Bewerbungsprozessen müssen Schülerinnen und Schüler sich teilweise ein Jahr im Voraus um die Plätze bewerben. Großunternehmen verfolgen wesentlich häufiger das Ziel, mit Hilfe von Praktika zukünftig Personal zu akquirieren. Zudem durchlaufen die Praktikantinnen und Praktikanten in Großunternehmen seltener mehrere Abteilungen, was ein Hinweis auf eher standardisierte Aufgabenfelder im Verlauf des Praktikums sein kann. Große Unternehmen sind für die Schülerinnen und Schüler häufig attraktiver, da sie aufgrund der hohen Zahl von Praktikantinnen und Praktikanten routiniert sind und teilweise ausgefeilte Praktikumsprogramme oder Projekte aufstellen bzw. spezifische Lehrwerkstätten eingerichtet haben und somit ein attraktives Arbeitsumfeld versprechen. Kontakte zwischen Schulen und Unternehmen können positiv auf die Qualität wirken Stehen Schulen und Unternehmen auch außerhalb des Praktikumszeitraums in Kontakt, indiziert die Unternehmensbefragung eine bessere Erfüllung der betrachteten Qualitätskriterien. Die Kontakte sind dabei ganz unterschiedlicher Art und können dazu führen, dass sich beide Seiten im Hinblick auf praktische Anforderungen einerseits und schulische Vor- sowie Nachbereitung andererseits intensiver austauschen und somit zur qualitativen Verbesserung des Berufsorientierungsprozesses beitragen. Der Anteil der Unternehmen, die weitergehende Kontakte zu den Schulen pflegen, liegt bei rund einem Viertel. Damit engagiert sich ein Teil der Unternehmen bereits sehr aktiv, eine weitere Ausdehnung dieser Kooperationen wäre wünschenswert. Kontakt zu den Eltern der Praktikantinnen und Praktikanten ist von den Unternehmen hingegen nur bedingt gewünscht.

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Praktika werden als insgesamt nützliche Maßnahme befürwortet – nur vereinzelter Unterstützungsbedarf Betriebspraktika werden von hessischen Unternehmen überwiegend als nützliche Maßnahme befürwortet, wobei die gängigeren Blockpraktika im Vergleich zu kontinuierlichen Praxistagen von den Unternehmen als sinnvolle Praktikumsform favorisiert werden. Unternehmen investieren für die Bereitstellung von Praktikumsplätzen sowohl Zeit als auch Geld und engagieren sich teilweise auch über die Praktika hinaus im Rahmen der Berufsorientierung. Die Durchführung von Praktika ist aus Sicht der Unternehmen dabei überwiegend klar und problemlos, nur ein Fünftel äußert einen Unterstützungsbedarf bei der Vorbereitung und Durchführung von Praktika. Jeweils die Hälfte dieser Unternehmen wünscht sich Hilfe bei der Auswahl der Jugendlichen sowie beim organisatorischen Ablauf des Praktikums. Hilfestellungen werden überdurchschnittlich häufig von kleineren Unternehmen gewünscht. Weitere Bemühungen sollten sich daher in erster Linie auf kleinere Unternehmen konzentrieren, da diese meist nicht über ein systematisches Konzept bei der Durchführung von Praktika verfügen und bei den Schülerinnen und Schülern häufig weniger beliebt sind als Großunternehmen. Gleichzeitig ist es insbesondere für kleinere Unternehmen wichtig, sich als potenziellen Ausbildungsbetrieb bereits im Rahmen eines Praktikums zu präsentieren, denn kleinere Unternehmen haben bereits jetzt größere Probleme, Auszubildende zu finden.

60


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

5

Betriebspraktika aus Sicht der Schülerinnen und Schüler sowie aus Sicht der Lehrkräfte

Eine Befragung der Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte bietet wesentliche Einblicke in den Prozess zur Vor- und Nachbereitung und der konkreten Durchführung von Praktika sowie deren Bewertung. Zu den zielleitenden Fragestellungen gehören: 

Haben die Praktika den Erwartungen der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich eines Einblicks in die Berufswelt entsprochen?

Haben Betriebspraktika Einfluss auf den Berufswahlprozess?

Welche Vor- und Nachbereitung findet in den Schulen statt?

Werden die Qualitätsstandards/-kriterien in der schulischen Praxis umgesetzt?

Wie wird der Berufswahlpass in Bezug auf die Schülerbetriebspraktika eingesetzt?

Welche Möglichkeiten haben die Schülerinnen und Schüler, den Verlauf des Praktikums zu beeinflussen und ggfs. rückzukoppeln?

Wie erfolgt die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben?

Welche Verbesserungspotenziale lassen sich aus den Erfahrungen der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und Betriebe ableiten?

Methodische Anmerkungen Die Hessen Agentur entwickelte für die Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte zwei unterschiedliche Fragebögen. Diese wurden sowohl mit dem Hessischen Kultusministerium als auch mit dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung abgestimmt. Die Auswahl der Schulen erfolgte durch eine Zufallsstichprobe, um zu verhindern, dass durch eine Vorauswahl bestimmter Schulen die Ergebnisse der Befragung beeinflusst werden. Der Ziehung der Stichprobe liegt zugrunde, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den ausgewählten Schulen der Verteilung innerhalb der drei hessischen Regierungsbezirke entspricht. In der Befragung wurden dabei Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10 berücksichtigt, da in dieser Phase die Praktika durchgeführt werden. Die Befragung der Schulen war nach § 84 des hessischen Schulgesetzes an die Zustimmung der Schulkonferenz gebunden. Insgesamt haben von den 26 angefragten Schulen 11 unter den beschriebenen Bedingungen teilgenommen.51 Für die Beantwortung des Fragebogens war zusätzlich eine Einverständ-

51 Eine Schule, die ihre Teilnahme zugesagt hatte, versäumte die rechtzeitige Verteilung der zugesandten Fragebögen.

61


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

niserklärung der Eltern einzuholen. Insgesamt wurden rund 2.500 Schüler- und rund 100 Lehrerfragebögen versendet. Der Rücklauf umfasste 1.028 Schülerfragebögen und 52 Lehrefragebögen und bildete angesichts der Rahmenbedingungen eine zufriedenstellende Basis. Bei den Schulen handelt es sich um drei Integrierte Gesamtschulen, drei Kooperative Gesamtschulen, drei (Grund- und) Hauptschulen sowie zwei Haupt- und Realschulen. Aus dem Regierungsbezirk Darmstadt antworteten fünf Schulen und aus den Regierungsbezirken Gießen und Kassel jeweils drei Schulen. Der Rücklauf, differenziert nach Regierungsbezirken, entspricht etwa der regionalen Verteilung der Schülerinnen und Schüler in den relevanten Klassen. Betrachtet man den Rücklauf differenziert nach Schulform, sind Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschulen etwas über- und Schülerinnen und Schüler des Realschulzweigs unterrepräsentiert. Dies liegt in der unterschiedlichen Größe der Schulen, die sich beteiligt haben, begründet. Da sich im Antwortmuster nach verschiedenen Schulformen nur wenige Unterschiede erkennen ließen, wurde auf eine Nacherhebung verzichtet. In den Auswertungen wird die Differenzierung nach Schulformen immer berücksichtigt und bestehende Unterschiede dokumentiert. Insgesamt sind die Ergebnisse jedoch relativ homogen und weisen nur wenige Ausreißer auf. Ein Teil der Befragung richtete sich gezielt an Schülerinnen und Schüler in Abgangsklassen. In dieser Phase ist die berufliche Orientierung meist bereits weit fortgeschritten und die Befragten können dezidiert zum Einfluss der einzelnen Aktivitäten im Rahmen der Berufsorientierung Auskunft geben. Dieser Teil der Befragung wurde von insgesamt 446 Schülerinnen und Schülern beantwortet.

Die Befragung der Schülerinnen und Schüler als auch der Lehrkräfte beinhaltet zum einen einige personenbezogene Fragen sowie die Organisation und Durchführung betreffende Fragen, etwa wie die Praktikumsplätze gefunden werden, wie viele Lehrkräfte die Praktika vorbereiten oder wie die Vor- und Nachbereitung gestaltet wird. Zum anderen wurden alle Befragten um eine Beurteilung der Praktika auch im Rahmen der Berufsorientierung gebeten. Darüber hinaus zielte die Befragung darauf ab, die Umsetzung der OloV-Qualitätsstandards an den Schulen zu ermitteln. Abschließend wurden einige gezielte Fragen an Schülerinnen und Schüler aus Abschlussklassen zur Beurteilung der verschiedenen Aktivitäten im Rahmen der Berufsorientierung sowie zu den beruflichen Plänen der Jugendlichen gestellt. Den Lehrer-Fragebogen haben 52 Lehrkräfte beantwortet, wobei 29 % an einer Hauptschule oder im Hauptschulzweig, 26 % an einer Realschule oder im Realschulzweig und 45 % an einer Integrierten Gesamtschule unterrichten. An der Schülerbefragung haben sich insgesamt 1.028 Schülerinnen und Schüler beteiligt. Die generellen Fragen zum Praktikum und die Beurteilung der Praktika bezogen sich auf das Praktikum, das die Jugendlichen zuletzt absolviert haben. Einen Überblick darüber, wann das letzte Praktikum stattgefunden hat und um welche Art von Praktikum es sich dabei handelte, gibt Tabelle 31. Dass der Anteil der Schülerinnen und Schüler, deren letztes Praktikum in der 10. Klasse stattfand, geringer ist als in den beiden anderen Stufen ging auch aus

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den Ergebnissen der Befragung der hessischen Staatlichen Schulämter hervor (vgl. Kapitel 3.2). Auch der hohe Anteil der Blockpraktika wird von der Befragung der Schülerinnen und Schüler wiedergespiegelt. Jedoch sind die Anteile der beiden anderen Praktikumsarten über alle hessischen Schülerinnen und Schüler in den relevanten Klassen etwas höher (vgl. Tabelle 3). Bei der Auswertung der Schülerbefragung wurde eine Differenzierung nach Größe und Branche der Unternehmen, in denen die Jugendlichen ihre Praktika absolviert haben, vorgenommen. Diese ergab jedoch mehrheitlich keine großen Unterschiede. Praktika wurden von den Schülerinnen und Schülern über die Größenklassen und Branchen hinweg, überwiegend ähnlich bewertet. Daher werden im Folgenden nur wesentliche Abweichungen beschrieben. Tabelle 31 Basisinformationen des letzten Praktikums Anzahl

Prozent

8. Klasse

450

44

9. Klasse

519

51

10. Klasse

56

5

Keine Angaben

3

-

Blockpraktikum

885

86

Kontinuierliche Praxistage

48

5

Kombination aus beiden Formen

53

5

Keine Angaben

42

4

Letztes absolviertes Praktikum (N=1.028) Zeitpunkt des letzten Praktikums

Art des letzten Praktikums

Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

5.1

Vor- und Nachbereitung der Praktika

Um die Effizienz von Schülerbetriebspraktika zu steigern, ist die Vor- und Nachbereitung der Praktika unerlässlich. Praktikumsziele sollten erarbeitet und anschließend mit den Erfahrungen in der Praxis verglichen werden. Praktika dürfen keine isolierten Maßnahmen sein, um ihre Wirkung entfalten zu können. So sieht auch der OloV-Qualitätsstandard „BO7 Praktika“ vor, dass Betriebspraktika fächerübergreifend im Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern vor- und nachbereitet werden. Während 34 % der Lehrkräfte in der Befragung angaben, dass das Praktikum nur in einem Fach vorbereitet wird, liegen der Anteil für zwei Fächer bei 52 % und der Anteil für drei Fächer bei 14 %. Somit kann davon ausgegangen werden, dass der Anforderung, die Praktika in mehreren Fächern vorzubereiten, zu zwei Dritteln nachgekommen wird. Auf die Frage, wie viele Lehrkräfte an der Vor- und Nachbereitung beteiligt sind, antwortete die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer, sie seien die einzige Lehrkraft. Bei der anderen Hälfte

63


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bereiten zwischen zwei und sieben Lehrkräfte die Betriebspraktika vor bzw. nach. In Bezug auf die Dauer der Vorbereitung von Blockpraktika schlägt der Qualitätsstandard „BO7 Praktika“ mindestens drei Schulmonate vor. In der Befragung gaben jedoch nur wenige Lehrkräfte eine Vorbereitungszeit von 12 oder mehr Wochen an. Insgesamt war die Bandbreite der Antworten hier sehr hoch und reichte von einer Stunde in vier Wochen über 30 Stunden in zwei Wochen bis zu zwei Stunden in 18 Wochen. Zu den Materialien, die die Lehrkräfte zur Vorbereitung des Praktikums im Unterricht nutzen, zählen u.a. der Berufswahlpass, planet-beruf.de, das Internet im Allgemeinen, Arbeitslehre-Bücher sowie schulinterne Unterlagen.52 Zur Vorbereitung der Praktika auf betrieblicher Seite gaben alle Lehrkräfte an, dass sie gewährleisten, dass die Unternehmen über ihre gesetzlichen Vorgaben informiert sind. Damit kommen sie den Empfehlungen des Qualitätsstandards AK3 nach. Sie erklärten außerdem mehrheitlich, dass ihnen immer eine Ansprechperson von den Betrieben genannt wird (vgl. Kapitel 5.3). Die Praktika werden nach Angaben aller befragten Lehrkräfte im Unterricht nachbereitet. Prinzipiell hat die Nachbereitung der Praktikumserfahrungen einen hohen Stellenwert, da eine Reflexion der gemachten Erfahrungen wichtige Anhaltspunkte für die nachfolgenden Praktikumsentscheidungen sowie die grundlegenden Entscheidungen im Rahmen des Berufsorientierungsprozesses sind. Bei 90 % der Lehrkräfte berichtet jede Schülerin und jeder Schüler ausführlich über ihre bzw. seine Praktikumserfahrungen. Einige Lehrer nannten zusätzlich Präsentationen und Praktikumsordner als Mittel der Nachbereitung. In einer Schule wird ein Wettbewerb der besten Praktikumsmappe im Jahrgang ausgelobt. Fünf Lehrer antworteten, dass die Praktika nur kurz im Unterricht besprochen werden. Gemäß BO7 sollen die Reflexionsphasen zur Nachbereitung eines Blockpraktikums innerhalb von zwei Schulwochen nach dem letzten Praktikumstag beginnen. Dieses Kriterium erfüllen 80 % der Lehrkräfte. In den wenigen Fällen, in denen die Nachbereitung erst später stattfindet, ist dies überwiegend ferienbedingt. In Bezug auf die kontinuierlichen Praxistage haben nur wenige Lehrkräfte geantwortet, wobei die Bandbreite von null bis vier Unterrichtsstunden zur fortwährenden Reflexion reicht.53 Im Erlass ist vorgesehen, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Praktikumstätigkeit dokumentieren. Damit ist die Praktikumsmappe als Standardinstrument der Nachbe-

52 Die Lehrkräfte einer Schule im Landkreis Groß-Gerau nannten häufig einen Info-Ordner „Zusammenstellung der Schulformen in den weiterführenden Schulen und Angebote der Berufsberatung der Agentur für Arbeit im Kreis Groß-Gerau“ des Landkreises, der Bundesagentur für Arbeit sowie den Beratungsstellen Ausbildung und Arbeit/Kompetenzagenturen Groß-Gerau und Rüsselsheim. 53 Die geringe Antwortzahl ist dadurch begründet, dass nur wenige der befragten Schulen in einzelnen Klassen kontinuierliche Praxistage durchführen.

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reitung von Praktika zu sehen. Die Schülerbefragung ergab, dass 75 % der Schülerinnen und Schüler eine benotete Praktikumsmappe erstellt haben. Inwieweit bei der restlichen Gruppe keine Benotung erfolgt ist oder ob die Mappen nicht fertig gestellt wurden, ist aus den Ergebnissen nicht ersichtlich.

5.2

Finden eines Praktikumsplatzes

Wie auch schon die Ergebnisse der Unternehmensbefragung zeigten (vgl. Abbildung 4), bemühen sich die Schülerinnen und Schüler mehrheitlich selbst um einen Praktikumsplatz. Eltern, Verwandte und Freunde spielen – zumindest in einer beratenden Funktion – eine wichtige Rolle.54 Lehrkräfte wie auch ein Praktikumspool an den Schulen scheinen einen geringeren Stellwert bei der Suche eines Praktikumsplatzes einzunehmen (vgl. Abbildung 7). Abbildung 7

Wie wurde der Praktikumsplatz gefunden

Die Schülerin bzw. der Schüler hat den Praktikumsplatz ganz alleine gesucht.

44%

Die Eltern haben beraten, die Schülerin bzw. der Schüler hat sich selbst beworben.

24%

Das Praktikum wurde in dem Unternehmen absoviert, in dem auch Eltern bzw. Verwandten arbeiten.

10%

Die Eltern haben den Praktikumsplatz vermittelt. Die Lehrkraft hat beraten, die Schülerin bzw. der Schüler hat sich selbst beworben.

6%

3%

Die Lehrkraft hat den Platz vermittelt.

2%

Der Betrieb wurde in einer Datenbank/Liste der Schule gefunden (Praktikumspool).

2%

Anmerkung: Mehrfachantworten waren möglich. N=1.214. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Obwohl die Rolle eines Praktikumspools bei der Suche nach einem Praktikumsplatz eher gering ist, kann er Schülerinnen und Schüler bei der Wahl eines Praktikumsplatzes unterstützen. Falls Jugendliche Hilfestellungen beim Finden eines Praktikumsplatzes benötigen oder sie sich rückversichern wollen, dass ihr Wunschunternehmen für ein Praktikum geeignet ist, kann es sinnvoll sein, eine „Positivliste“ über passende

54 Auf die wichtige Rolle von Eltern und Freunden im Rahmen der Berufsorientierung weisen auch andere Studien hin, vgl. Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (Hrsg.) (2011). Die Bewertung des Einflusses der verschiedenen Personengruppen variiert dabei nach Geschlecht. Junge Mädchen lassen sich insbesondere von ihren Freundinnen beeinflussen, vgl. Puhlmann (2011), S. 9.

65


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Unternehmen an den Schulen zu führen. An insgesamt sieben der 11 befragten Schulen gaben alle Lehrkräfte an, dass es eine Positivliste gibt. Bei zwei Schulen waren die Antworten der Lehrkräfte nicht einheitlich, was auf eine gewisse Intransparenz in Bezug auf das Vorhandensein solcher Listen hinweist. Wenn Positivlisten existieren, sind sie meist auch der Schülerschaft zugänglich. Dieser Aussage stimmten 23 von 28 Lehrkräften zu. Nach den Praktikumsphasen wird die Liste gemäß den Angaben der Lehrkräfte in 16 Fällen immer und in 10 Fällen manchmal aktualisiert. Eine regelmäßige Aktualisierung ist für die Nutzbarkeit einer solchen Liste von entscheidender Bedeutung, da sich die Gegebenheiten in Unternehmen auch ändern können und die Informationen nur dann hilfreich sind, wenn sie einen aktuellen Stand aufweisen. In einigen Fällen existieren zwischen Schulen und Unternehmen konkrete Partnerschaften, die ein gegenseitiges Kennenlernen deutlich erleichtern können. 64 % der Lehrkräfte gaben an, dass eine Zusammenarbeit mit Unternehmen in festen Kooperationsvereinbarungen geregelt ist. Solche Partnerschaften sind in der jeweiligen Ausgestaltung sehr unterschiedlich und werden von den Lehrkräften insgesamt positiv bewertet.55 So wünschen sich 62 % der befragten Lehrkräfte zusätzliche Kontakte zu den Unternehmen in Form von festen Kooperationen, 23 % befürworten mehr lose Kooperationen. Zu den Empfehlungen des Qualitätsstandards BO7 gehört, dass „Praktika mit Unterstützung durch das Staatliche Schulamt regional zeitlich koordiniert werden, wenn in der Region eine Konzentration auf bestimmte Monate oder einzelne Betriebe erkennbar ist und Schülerinnen und Schüler deshalb Schwierigkeiten haben, geeignete Praktikumsplätze zu finden“.56 Einen Praktikumsplatz für alle Schülerinnen und Schüler in ihrer Region zu bekommen, bewerteten nahezu alle Lehrkräfte als unproblematisch.57 Zu den Gründen hierfür könnte auch die regionale zeitliche Koordinierung der Praktikumsplätze zählen, die gemäß 69 % der Lehrkräfte an ihren Schulen stattfindet. Auch die Schülerinnen und Schüler wurden gefragt, ob sie ihr Praktikum in ihrem Wunschunternehmen bzw. ihrem Wunschberuf absolvieren konnten, um Schwierigkeiten bei der Suche zu beleuchten. In Bezug auf das Wunschunternehmen bekamen 10 % der Jugendlichen nicht den gewünschten Platz, 76 % konnten das Praktikum jedoch im erhofften Unternehmen absolvieren. 13 % hatten kein konkretes Wunschunternehmen. In Bezug auf die Wunschberufe war das Matching zwar auch sehr hoch, aber etwas geringer als hinsichtlich der Wunschunternehmen. 68 % der Jugendlichen 55 Neben einzelnen Betriebspräsentationen oder der Teilnahme an kleineren schulinternen Messen gibt es auch fest installierte und regelmäßige Kooperationen bis hin zu finanziell ausgestatteten Schulpatenschaften wie beispielsweise durch den Energieversorger HEAG in Darmstadt, der zeitlich befristet einzelne Schulen ideell und finanziell unterstützt, vgl. http://www.heag.de/site/holding,schulpatenschaft (Stand: Sept. 2013). 56 Hessische Landesregierung (2012) S. 32. 57 Nur fünf der befragten Lehrkräfte gaben an, dass es in ihrer Region schwierig sei, für alle Schülerinnen und Schüler einen Praktikumsplatz zu finden.

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fanden einen passenden Platz für ihren Wunschberuf, 11 % gelang dies nicht und immerhin 19 % hatten keinen konkreten Wunschberuf (vgl. Tabelle 32). Dabei zeigten sich keine größeren Unterschiede zwischen den Schulformen. Generell lässt sich somit die Einschätzung der Lehrkräfte, dass es relativ unproblematisch ist einen bzw. den favorisierten Praktikumsplatz für alle Schülerinnen und Schüler zu finden bestätigen. Wie wichtig der Wunschpraktikumsplatz für das allgemeine Urteil ist, zeigen die Auswertungen der Umfrage zur Bewertung der Praktika (vgl. Kapitel 5.6). Tabelle 32 Praktikumsplatz im Wunschunternehmen bzw. im Wunschberuf Wunschunternehmen bzw. Wunschberuf (N=1.028)

Anzahl

Prozent

Praktikumsplatz im Wunschunternehmen

778

76

Kein Praktikumsplatz im Wunschunternehmen

99

10

Kein konkretes Wunschunternehmen

138

13

Keine Angaben

13

1

Praktikumsplatz im Wunschberuf

701

68

Kein Praktikumsplatz im Wunschberuf

116

11

Kein konkreter Wunschberuf

198

19

Keine Angaben

13

1

Wunschunternehmen

Wunschberuf

Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Von den befragten Schülerinnen und Schülern absolvierten 41 % ihr Praktikum in kleineren Unternehmen mit bis zu neun Beschäftigten, 28 % in einem Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten, 11 % in einem Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten und 17 % in einem Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten (vgl. Abbildung 8).

67


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Abbildung 8 Größe der Unternehmen, in denen die Schülerinnen und Schüler ihr Praktikum absolviert haben 41%

28% 17% 11% 2% 1 bis 9 Beschäftigte

10 bis 49 Beschäftigte

50 bis 249 Beschäftigte

250 und mehr Keine Angaben Beschäftigte

Anmerkung: N=1.028. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Abbildung 9 gibt einen Überblick über die Branchen in denen die Schülerinnen und Schüler ihr Praktikum durchgeführt haben. Der größte Anteil mit 26 % fällt dabei auf den Bereich Gesundheits- und Sozialwesen. Weitere wichtige Bereiche waren der Handel, das Handwerk und die Industrie bzw. das Verarbeitende Gewerbe. Abbildung 9 Branchen, in denen die Schülerinnen und Schüler ihr Praktikum absolviert haben Bank-/ Versicherungsdienstleistungen Baugewerbe

2% 3%

Gastgewerbe

4%

Gesundheit, Pflege, Soziales

26%

Handel

14%

Handwerk

12%

Industrie/ Verarbeitendes Gewerbe Information und Kommunikation

12% 2%

Öffentlicher Dienst

7%

Unternehmensnahe Dienstleistungen Verkehr Sonstige Keine Angaben

5% 1% 5% 8%

Anmerkung: N=1.028. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

68


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In der Lehrerbefragung wurde erhoben, wie der Kontakt zwischen Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften während des Blockpraktikums ausgestaltet ist. 78 % der Lehrkräfte besuchen ihre Schülerinnen und Schüler meist mehrmals im Unternehmen, während 22 % die Praktikanten meistens einmal besuchen. Hingegen gab keine Lehrkraft an, nur Telefonkontakt zu den Schülerinnen und Schülern während des Praktikums zu halten. Die Lehrkräfte machen sich demnach persönlich ein Bild des Praktikums ihrer Schülerinnen und Schüler vor Ort.

5.3

Umsetzung von Qualitätskriterien

Unbestritten geht der Nutzen eines Betriebspraktikums für Schülerinnen und Schüler mit der Qualität der durchgeführten Praktika Hand in Hand. In den Rahmenbedingungen der hessischen Schülerbetriebspraktika (vgl. Kapitel 3.3) werden einige Qualitätskriterien formuliert. Hier werden in Anlehnung an die Unternehmensbefragung die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte u.a. mit der Betreuung im Unternehmen, den Praktikumszeugnissen oder dem Berufswahlpass beschrieben. Kompetenzfeststellung Teil der Empfehlungen des Qualitätsstandards BO7 ist, dass die Praktika auf den Kompetenzfeststellungen,58 an denen die Schülerinnen und Schüler teilnehmen, aufbauen. Daher wurde in der Lehrerbefragung zunächst geklärt, an wie vielen Schulen eine Kompetenzfeststellung durchgeführt wird. Die Befragung ergab, dass an acht der 11 Schulen ein Kompetenzfeststellungsverfahren eingesetzt wird. Ob die Ergebnisse der Kompetenzfeststellung in die Praktikumswahl der Schülerinnen und Schüler einfließen, schätzten die Lehrkräfte sehr unterschiedlich ein. Im Durchschnitt waren sie der Ansicht, dass die Kompetenzfeststellung für 29 % der Schülerinnen und Schüler für die Wahl des ersten Praktikumsplatzes relevant ist. Dabei belief sich die Spannbreite der Schätzungen von 0 % bis 60 %.59 Für das zweite Praktikum wurde der Einfluss der Kompetenzfeststellung mit durchschnittlich 36 % etwas höher eingestuft. Folgt man BO3 der OloV-Qualitätskriterien, der besagt, dass „im Verlauf der Kompetenzfeststellung die personalen, methodischen und sozialen Kompetenzen jeder Schülerin und jedes Schülers festgestellt und dokumentiert werden“,60 bleiben möglicherweise Chancen ungenutzt, die ermittelten Fähigkeiten und Interessen im Betrieb zu überprüfen und einzuordnen.

58 Die OloV-Qualitätskriterien sehen die Kompetenzfeststellung in der 7. Klasse vor (BO3 „Durchführung von Kompetenzfeststellungen“). Darauf aufbauend sollen die Betriebspraktika in den Klassen 8 und 9 stattfinden, vgl. Hessische Landesregierung (2012) S. 28 und S. 32. 59 Dieser Frage liegen geringe Antwort-Fallzahlen zu Grunde. So wurde die Frage für das erste Praktikum von 22, für das das zweite Praktikum von 14 und für das dritte Praktikum von fünf Lehrkräften beantwortet. 60 Hessische Landesregierung (2012) S. 28.

69


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Betreuung im Unternehmen Gefragt nach der generellen Betreuung im Unternehmen, gaben 63 % der Schülerinnen und Schüler an, dass sie sehr gut betreut wurden. Lediglich ein Prozent der Befragten bewertete die Betreuung als sehr schlecht. Differenziert nach Branchen zeigen sich keine größeren Unterschiede. Einzig der Handel fällt durch einen relativ kleinen Anteil an Schülerinnen und Schülern auf, die die Betreuung im Unternehmen als sehr gut bewertet haben (52 %). Mit 73 % in der Antwortkategorie „sehr gut“ waren Praktikantinnen und Praktikanten von Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten am zufriedensten mit ihrer Betreuung. Eine festgelegte Ansprechperson im Unternehmen hatten 84 % der Schülerinnen und Schüler. Wie auch schon die Unternehmensbefragung zeigte, scheinen Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten besser organisiert zu sein. Hier gaben 94 % der Schülerinnen und Schüler an, dass eine bestimmte Person für sie zuständig war. Abbildung 10 Bewertung der Schülerinnen und Schüler Betreuung im Unternehmen insgesamt

1

Genaue Vorstellung des Berufs während des Praktikums erhalten

3

6

30

8

45

63

sehr schlecht

44

sehr gut

keine genaue Vorstellung

sehr genaue Vorstellung

Anmerkung: N=1.028. Angaben in Prozent. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Unternehmens- und Schülerbefragung (vgl. Kapitel 4.4) gaben 96 % der Lehrerinnen und Lehrer an, dass ihnen von jedem Unternehmen eine Ansprechperson genannt wird, die für die Betreuung der Schülerinnen und Schüler während des Praktikums zuständig ist. Von den Unternehmen hatten insgesamt 22 % aufgeführt, dass kein fester Ansprechpartner für die Praktikantinnen und Praktikanten vorhanden ist. Die Ursache dieser Diskrepanz ist fraglich, da im Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb festgelegt ist, dass es eine Ansprechperson geben soll. Ob die Frage von den Unternehmen anders verstanden

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wurde, kann nachträglich nicht geklärt werden. Möglicherweise gibt es keinen einzelnen festen Ansprechpartner, sondern mehrere Ansprechpersonen, abhängig von den unterschiedlichen Abteilungen. Tabelle 33 Übersicht der Angaben der Schülerinnen und Schüler zu den Qualitätskriterien Qualitätskriterien (N=1.028)

Anzahl

Prozent

Festgelegte Ansprechperson im Unternehmen Ja, es gab eine festgelegte Ansprechperson

862

84

Nein, es gab keine festgelegte Ansprechperson

161

16

5

1

Keine Angaben

Einblick in unterschiedliche Abteilungen des Unternehmens Ja, Einblick in unterschiedliche Abteilungen erhalten

871

85

Nein, keinen Einblick in unterschiedliche Abteilungen erhalten

146

14

Keine Angaben

11

1

Ja, Praktikumsbeurteilung erhalten

827

80

Nein, keine Praktikumsbeurteilung erhalten

190

19

Keine Angaben

11

1

Praktikumsbeurteilung

Praktikumserfahrungen in den Ordner „Berufswahlpass“ eingetragen Ja, Erfahrungen eingetragen

393

38

Nein, Erfahrungen nicht eingetragen

609

59

Keine Angaben

26

3

Person aus dem Unternehmen hat sich den Berufswahlpass angesehen Ja, Berufswahlpass wurde angesehen

243

24

Nein, Berufswahlpass wurde nicht angesehen

764

74

Keine Angaben

21

2

Anmerkung: Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Das Kennenlernen mehrerer Abteilungen eines Unternehmens erscheint in vielen Bereichen sinnvoll, um Einblicke in die verschiedenen Tätigkeiten eines Berufsfeldes zu gewinnen. Insgesamt bestätigten deutlich mehr Schülerinnen und Schüler einen Einblick in mehrere Abteilungen erhalten zu haben (85 %) als dies bei der Unternehmensbefragung der Fall war (54 %). Der geringe Anteil an wechselnden Abteilungen in der Unternehmensbefragung in Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten findet sich in den Resultaten der Schülerinnen- und Schülerbefragung nicht. Um bewerten zu können, ob ein Beruf für sie in Frage kommt, sollten sich Schülerinnen und Schüler

71


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

während ihres Praktikums ein fundiertes Bild des Berufs machen. Die Ergebnisse zeigen, dass lediglich 8 % der Befragten keine genaue Vorstellung des Berufsbildes entwickeln konnten. Dem Großteil der Schülerinnen und Schüler wurden die Inhalte des Berufs deutlich. Differenziert nach den Jahrgangsstufen sind keine wesentlichen Unterschiede zu erkennen. Auffällig ist, dass die Praktikantinnen und Praktikanten größerer Unternehmen häufiger angaben, eine genaue Vorstellung des Praktikumsberufs erhalten zu haben als in kleineren Betrieben. Praktikumszeugnis Ein weiteres Qualitätskriterium der Praktika ist, ob den Schülerinnen und Schülern ein Praktikumszeugnis von den Unternehmen ausgestellt wird. Dieses sowohl im Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb als auch in den OloV-Qualitätsstandards und den Kriterien des Gütesiegels festgelegte Merkmal wurde von den Unternehmen noch nicht vollständig umgesetzt (vgl. Kapitel 4.4). So gaben auch 19 % der Schülerinnen und Schüler an, keine Praktikumsbeurteilung erhalten zu haben. In der Struktur entsprechen die Ergebnisse den Resultaten der Unternehmensbefragung, kleinere Unternehmen stellen weniger häufig Beurteilungen aus, während größere Unternehmen dieser Anforderung häufiger nachkommen. Differenziert nach Branchen zeigen sich keine größeren Abweichungen. Schülerinnen und Schüler, die ein Praktikum im Bereich Bau und Handwerk sowie im Gastgewerbe absolviert haben, gaben etwas häufiger an, kein Zeugnis erhalten zu haben. Ein grundsätzlicher Handlungsbedarf zeigt sich auch daran, dass 96 % der Lehrkräfte den Unternehmen, in denen ihre Schülerinnen und Schüler ihr Praktikum absolvieren, einen Beurteilungsbogen zur Verfügung stellen. An Vorlagen mangelt es mit den von den Lehrkräften und den OloV-Regionen bereitgestellten demnach nicht. Hier gilt es, das Verständnis für die Bedeutung des Zeugnisses als wichtiges Element zur Dokumentation des Berufsorientierungsprozesses bei den Unternehmen zu stärken. Berufswahlpass Die Dokumentation des Praktikums im Berufswahlpass ist Teil des OloV-Qualitätsstandards BO7. Die Unternehmensbefragung ergab eine geringe Beachtung des Berufswahlpasses von Seiten der Unternehmen. Wenn der Berufswahlpass von den Schülerinnen und Schülern jedoch ausführlich bearbeitet und die Aktivitäten im Rahmen des Berufsorientierungsprozesses detailliert dokumentiert werden, könnten die Unternehmen von den Informationen im Berufswahlpass profitieren. In der Lehrerbefragung gab die überwiegende Zahl der Lehrer (78 %) an, dass sie den Berufswahlpass im Unterricht verwenden. Meist werden dabei ausgewählte Teile für den Unterricht herangezogen. Im Durchschnitt werden die Inhalte des Berufswahlpasses etwa zur Hälfte genutzt, wobei dies nicht einheitlich gilt. Die Antworten zeigten hier vielmehr eine große Heterogenität. Die befragten Lehrkräfte setzten vor allem den zweiten Teil „Mein Weg zur

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Berufswahl“ des Berufswahlpasses im Unterricht ein. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf den Materialien „Mein persönliches Profil: Meine Stärken, Interessen, Fähigkeiten, Ziele“. Auf Schwierigkeiten bei der Arbeit mit dem Berufswahlpass verwiesen insgesamt fünf Lehrkräfte. Kritisiert wurde, dass der Berufswahlpass nicht die richtige Ansprache findet, er „sei wenig motivierend“. In der Frage, wie hoch der Anteil der Schülerinnen und Schüler ist, die den Berufswahlpass für ihre Bewerbung um einen Praktikumsplatz oder Ausbildungsplatz nutzen, kommt die Lehrerbefragung zu ähnlichen Ergebnissen wie die Unternehmensbefragung: Die Bedeutung des Berufswahlpasses in der Funktion als Informationsbasis für Unternehmen ist gering. Nach Aussagen der Lehrer nutzen im Durchschnitt ein Viertel der Schülerinnen und Schüler den Berufswahlpass zu diesem Zweck. Die Antworten wiesen allerdings auch hier eine breite Streuung auf, was stark unterschiedliche Nutzung des Berufswahlpasses deutlich macht. Die zurückhaltende Einschätzung zum Einsatz des Berufswahlpasses wird durch die Schülerbefragung bestätigt. Insgesamt gaben nur 24 % der Befragten an, dass sich eine Person aus dem Unternehmen den Berufswahlpass angesehen hat. Der Dokumentation ihres Praktikums im Berufswahlpass kamen 38 % der Schülerinnen und Schüler nach. Möglicherweise sollte den Jugendlichen mehr Raum für die Bearbeitung des Berufswahlpasses im Unterricht gegeben werden. Zusammenfassend deuten die Ergebnisse der Befragungen einerseits darauf hin, dass der Berufswahlpass zumindest in Auszügen von den befragten Lehrkräften genutzt wird. Andererseits scheint er seine Informationsfunktion für Unternehmen nicht zu erfüllen.61

5.4

Tätigkeiten während des Praktikums

Die Schülerinnen und Schüler wurden danach gefragt, ob sie während des Praktikums eigenständig mitarbeiten konnten. Die Abstufung reichte hierbei von eins (mehr zugesehen) bis vier (mehr selbst gearbeitet). 83 % der Praktikanten wählten Kategorien drei und vier. Demnach durfte die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler selbst mitarbeiten. Die Tätigkeiten, die die Jugendlichen während des Praktikums erledigt haben, wurden unterschiedlich bewertet. Die Mehrzahl der Praktikantinnen und Praktikanten war mit der Vielfalt ihrer Aufgabe zufrieden. Auf einer Skala von eins (langweilig) bis vier (abwechslungsreich) bewerteten lediglich 6 % der Praktikantinnen und Praktikanten ihre Aufgaben als langweilig. Weitere 17 % ordneten sich der zweiten Ka-

61 Eine nur geringe Nutzung des Berufswahlpasses wird auch in Ergebnissen anderer Befragungen deutlich. So weist die jährliche Schulabgangsbefragung der Stadt Offenbach aus, dass lediglich 15 % der dort befragten Schülerinnen und Schüler den Berufswahlpass überhaupt kennen und nur 5 % geben an, dass der Berufswahlpass sie beim Übergang von der Schule in den Beruf unterstützt hat. Vgl. Auswertung der Schulabgangsbefragung an Haupt-, Real-, und Gesamtschulen der Stadt Offenbach (2012), S. 18f.

73


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

tegorie zu. Durften die Jugendlichen nur zusehen (sog. „Shadowing“), wurden die Tätigkeiten – wenig überraschend – häufiger als langweilig empfunden. Jugendliche, die ein Praktikum in einem Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten absolvierten, gaben häufiger an, dass ihre Tätigkeiten abwechslungsreich gewesen seien. Dem Empfinden der Praktikantinnen und Praktikanten nach, waren die Tätigkeiten im Handel überdurchschnittlich häufig langweilig. Hier stuften nur 26 % der Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben als abwechslungsreich ein. Abbildung 11 Tätigkeiten während des Praktikums Eigenständiges Arbeiten oder eher Zusehen

5

Bewertung der Tätigkeit

6

11

17 39

43

40

mehr zugesehen

mehr selbst gearbeitet

38

langweilig angweilig

abwechslungsreich

Anmerkung: N=1.028. Angaben in Prozent. Die Summe der Prozentangaben kann aufgrund fehlender Angaben (Missing Values) von 100 % abweichen. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

5.5

Probleme während des Praktikums

Die Bedeutung einer Ansprechperson im Unternehmen für die Praktikantinnen und Praktikanten zeigt sich auch bei der Frage, an wen sich die Jugendlichen bei Problemen während des Praktikums gewendet haben. 67 % der Schülerinnen und Schüler besprachen ihre Probleme mit der Ansprechperson im Unternehmen. Wie auch in Abbildung 12 dargestellt, folgen mit großem Abstand Eltern und Lehrer. Unter der Kategorie „sonstige“ wurden weitere Mitarbeiter oder Azubis sowie Freunde genannt.

74


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 12 Personen, an die sich Jugendliche bei Problemen während des Praktikums wendeten

Ansprechperson im Unternehmen

Eltern

Lehrer/ Lehrerin

Sonstige

67%

13%

12%

9%

Anmerkung: Mehrfachantworten waren möglich. N=1.102. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Anscheinend versuchen Schülerinnen und Schüler ihre Probleme, falls Probleme auftreten, zunächst selbst im Unternehmen zu lösen. Darauf deuteten auch die Ergebnisse der Lehrerbefragung hin. Die Lehrkräfte wurden gefragt, in wie vielen Fällen Schülerinnen und Schüler gravierende Probleme mit dem Praktikumsunternehmen melden. Durchschnittlich beantworteten die Lehrerinnen und Lehrer diese Frage mit fünf Prozent, wobei die Bandbreite der Antworten von 0-33 % reicht. Es kann also davon ausgegangen werden, dass kleinere Probleme im Unternehmen selbst gelöst werden und größere Probleme zwischen den Jugendlichen und den Unternehmen eher selten auftreten.

5.6

Beurteilung der Betriebspraktika durch die Schülerinnen und Schüler und deren Lehrkräfte

Generell beurteilen die Lehrkräfte die Betriebspraktika im Rahmen der Berufsorientierung mehrheitlich positiv und bewerten sie zu 89 % mit sehr gut oder gut. Die Wertungen mangelhaft und ungenügend wurden nicht vergeben. In der Begründung der Einschätzung verwiesen die Lehrkräfte darauf, dass Schülerinnen und Schüler erst durch ein Praktikum die betriebliche Realität kennen lernen, die eigenen Fähigkeiten einordnen und ihren Berufswunsch überprüfen können. Zu den wenigen kritischen Anmerkungen zählte, dass Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten bei der Organisation im Vorfeld der Praktika haben und somit die Wahl des Praktikumsplatzes nicht optimal

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

verlaufe. Eine Lehrkraft erläuterte, dass die Schülerinnen und Schüler nach dem Praktikum zwar häufig wissen, was sie nicht machen wollen, jedoch noch nicht, welchen beruflichen Weg sie tatsächlich einschlagen sollen. Auch diese Erkenntnis kann jedoch für die Schülerinnen und Schülern und ihren individuellen Berufsorientierungsprozess hilfreich sein. Die wichtige Bedeutung der Praktika im Berufsorientierungsprozess zeigt sich auch daran, dass rund die Hälfte der befragten Lehrkräfte der Aussage „Schülerbetriebspraktika haben Einfluss auf den Berufswahlprozess“ voll und ganz zustimmt. Keine Lehrerin und kein Lehrer gaben an, diese Einschätzung überhaupt nicht zu teilen. Daher ist es auch stringent, dass die Lehrkräfte den Betriebspraktika im Vergleich zu anderen Maßnahmen im Rahmen der Berufsorientierung die besten Noten geben (vgl. Abbildung 13). Die Note „sehr gut“ oder „gut“ vergaben hier 89 % der Lehrkräfte. Kein anderes Instrument hat eine so hohe „sehr gut“-Benotung erhalten. Betriebsbesichtigungen weisen ebenfalls eine hohe positive Bewertung auf, hier benoten insgesamt 82 % der Lehrkräfte mit „sehr gut“ oder „gut“, wobei „gut“ in der Benotung dominiert. 74 % der Lehrkräfte bewerteten Bewerbungstrainings mit Unternehmensvertretern mit „sehr gut“ oder „gut“. Besuche der Unternehmen an der Schule schnitten in den ersten beiden Notenstufen mit 70 % weniger gut ab. Abbildung 13 Bewertung unterschiedlicher Maßnahmen durch die Lehrkräfte

Betriebspraktikum

Bewerbungstraining mit Unternehmensvertretern

Besuche der Unternehmen an der Schule

Betriebsbesichtigung

50

39

19

7

56

30

26

22

39

25

Note 2

Note 3

N=44

N=27

9

14

57

Note 1

5

N=23

4

N=28

Note 4

Anmerkung: Angaben in Prozent. Die Summe der Prozentangaben kann rundungsbedingt von 100% abweichen. Quelle: Befragung hessischer Lehrkräften durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Zudem wurden die Lehrer danach gefragt, ob die Jugendlichen durch die Praktika auch für den Unterricht motiviert werden, da ihnen die Praxisrelevanz mancher Lerninhalte

76


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bewusst wird. Diese Ansicht bekräftigten viele Lehrkräfte.62 Motivationseffekte von Praktika werden auch in anderen Studien gemessen. So bestätigen Fachlehrerinnen und -lehrer laut einer Studie des BIBB, dass einige „schulmüde“ Jugendliche durch Erfolgserlebnisse während der Praktikumszeit wieder motiviert werden konnten.63 Auch die Schülerinnen und Schüler wurden nach ihrer allgemeinen Beurteilung der Betriebspraktika gefragt. Die Ergebnisse der Befragung durch die Hessen Agentur, differenziert nach Schulform, sind in der folgenden Abbildung 14 dargestellt. Abbildung 14 Generelle Bewertung der Praktika durch die Schülerinnen und Schüler nach Schulform

25% 25%

Note 1 20%

29%

48% Note 2 43%

Note 3

Note 4

13%

6% 4% 5%

47%

50%

16% 16% 20% Insgesamt

10% Integrierte Gesamtschule (IGS)

Note 5

4% 4% 4% 5%

Note 6

1%

Realschule oder Realschulzweig an einer kooperativen Gesamtschule (KGS) Hauptschule oder Hauptschulzweig an einer kooperativen Gesamtschule (KGS)

Anmerkung: N=1.028. Angaben in Prozent. Bewertung nach der Notenskala. Die Summe der Prozentangaben kann aufgrund fehlender Angaben (Missing Values) von 100 % abweichen. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Insgesamt bewerteten die Praktikantinnen und Praktikanten ihre Praktika sehr positiv. So gaben 73 % der Befragten die Note „gut“ oder „sehr gut“. Lediglich 5 % der Schülerinnen und Schüler wählten die Noten „mangelhaft“ und „ungenügend“. Auffällig dabei 62 Auf einer Skala von eins (Aussage: „trifft nur für einzelne Schülerinnen und Schüler zu“) bis vier (Aussage „trifft für fast alle Schülerinnen und Schüler zu“) lag der Durchschnitt bei drei. 21 Lehrkräfte entschieden sich für vier, 14 für drei, acht für zwei und drei für eins. 63 Vgl. Bergzog, Thomas (2008), S. 29.

77


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

ist die schlechtere Bewertung der Praktika durch Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig. Dabei haben die Hauptschülerinnen und -schüler ihre Tätigkeiten ähnlich abwechslungsreich empfunden wie diejenigen in anderen Schulformen. Auch im Hinblick auf selbständiges Arbeiten während des Praktikums gibt es keine größeren Unterschiede. Jedoch fühlten sich deutlich weniger Schülerinnen und Schüler dieser Schulform insgesamt sehr gut betreut, obwohl sie bei der Frage nach dem Vorhandensein von Ansprechpersonen ähnliche Antwortstrukturen aufweisen. Zudem konnten Schülerinnen und Schüler aus dem Hauptschulzweig seltener als Schülerinnen und Schüler aus anderen Schulformen sehr genaue Vorstellungen des Praktikumsberufs entwickeln. Die Befragung zeigt, dass die Beurteilung des Praktikums davon abhängt, ob die Schülerinnen und Schüler das Praktikum in ihrem Wunschunternehmen bzw. in ihrem Wunschberuf absolvieren konnten. So gaben 79 % der Befragten die Note „sehr gut“ oder „gut“, wenn sie ihr Praktikum in ihrem Wunschunternehmen durchgeführt haben. Eine ähnlich hohe Zufriedenheit stellt sich bei Praktika in dem jeweiligen Wunschberuf ein. Konnten die Wünsche nicht realisiert werden, fiel das Urteil deutlich schlechter aus. In den Fällen, in denen das Praktikum nicht im erhofften Unternehmen absolviert werden konnte, bewerteten nur 45 % der Jugendlichen das Praktikum mit sehr gut oder gut. Im Falle, dass das Praktikum nicht im Wunschberuf durchgeführt wurde, lag der Anteil bei 44 %. Die Schülerinnen und Schülern, die keine konkreten Wünsche hatten, schätzten die Praktika wiederum häufiger sehr gut oder gut ein (Wunschunternehmen: 59 %; Wunschberuf: 69 %). Betrachtet man die allgemeine Beurteilung der Schülerinnen und Schüler nach der Größe der Unternehmen, in denen sie ihr Praktikum absolviert haben, bekamen Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten die besten Noten (vgl. Abbildung 15). Dies ist aufgrund des besseren Abschneidens in einigen Qualitätskriterien nicht verwunderlich. Eine detaillierte Auswertung der Beurteilung der Praktika in Bezug auf die einzelnen Branchen ist aufgrund der geringen Fallzahl jedoch nicht möglich.

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Abbildung 15 Generelle Bewertung der Praktika durch die Schülerinnen und Schüler nach Unternehmensgröße

Gesamt

25

250 und mehr Beschäftigte

48

16

39

50 bis 249 Beschäftigte

50

29

10 bis 49 Beschäftigte

21

1 bis 9 Beschäftigte

22

Note 1

8

49

9

46

47

Note 2

6

Note 3

Note 4

Note 5

8

20

6

18

7

Note 6

Anmerkung: N=1.028. Angaben in Prozent. Bewertung nach der Notenskala. Die Summe der Prozentangaben kann aufgrund fehlender Angaben (Missing Values) von 100 % abweichen. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Im Fragebogen sollten die Schülerinnen und Schüler ihre Beurteilung begründen. Die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler führten aus, dass sie während ihres Praktikums viel Spaß und abwechslungsreiche Aufgaben hatten. Außerdem erklärten einige Jugendliche, dass sie in ihrem Berufswunsch bestärkt worden seien. Bei denjenigen, die die Noten 4 und schlechter vergaben, spielte in der Begründung häufig das Wort „Langeweile“ eine Rolle. Die Schülerinnen gaben dazu ergänzend an, dass sie immer das Gleiche machen mussten oder zu wenig zu tun hatten. Sie beschrieben darüber hinaus, dass ihnen nur wenig erklärt wurde oder sie häufig allein gelassen wurden. Einige wenige schilderten, dass ihre Arbeitszeit überschritten wurde, sie als Putzfrau benutzt wurden oder sie Aufgaben erledigen sollten, die eigentlich nicht für Praktikantinnen und Praktikanten geeignet sind. Insgesamt lässt sich aus den Antworten der Jugendlichen ableiten, dass die Bewertung des Praktikums häufig durch die Beziehung zu den Mitarbeitern beeinflusst wurde: Waren Schülerinnen und Schüler mit ihrem Praktikum zufrieden, wurden oft nette Kollegen und ein gutes Arbeitsklima angeführt.

5.7

Einschätzungen zur Berufsorientierung

Im Schülerfragebogen sollten die Jugendlichen einige Aussagen zu ihrem Berufswahlprozess bewerten. Abbildung 16 zeigt, dass die Schülerinnen und Schüler mehrheitlich Interesse daran haben, sich mit ihrer Berufsorientierung zu beschäftigen. Dies kann

79


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

man auch daran sehen, dass sich der Großteil der Befragten mit ihrer Berufswahl auseinandersetzt. Erwartungsgemäß steigt der Anteil derjenigen, die sich Gedanken über ihre Berufswahl machen, mit der Jahrgangsstufe an. Um bei der Berufswahl realistische Ziele zu entwickeln, ist es wichtig die Voraussetzungen für die jeweiligen Berufe zu kennen. Die Jugendlichen konnten sich in Bezug auf die Aussage „Ich kenne die Aufnahmevoraussetzungen für die Berufe, für die ich mich interessiere“ auf einer Skala von eins (trifft überhaupt nicht zu) bis vier (trifft voll und ganz zu) einordnen. Dabei entschieden sich 80 % der Befragten für die letzten beiden Kategorien, was bedeutet, dass die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler die Voraussetzungen kennt, auf die es in bestimmten Berufen ankommt. Der Anteil dieser Jugendlichen erhöht sich wiederum mit der besuchten Jahrgangsstufe. Bei den Schülerinnen und Schülern, die eine Hauptschule bzw. einen Hauptschulzweig besuchen, zeigt sich eine etwas höhere Unsicherheit bezüglich der Aufnahmevoraussetzungen. Abbildung 16 Allgemeine Aussagen zum Stand der Berufsorientierung

Ich finde es interessant, mich mit meiner beruflichen Orientierung zu beschäftigen.

3

Ich kenne die Aufnahmevoraussetzungen für die Berufe, für die ich mich interessiere.

3

15

Ich kann gut einschätzen, welche Berufe zu mir passen.

3

18

Ich weiß schon genau, welchen Beruf ich ergreifen möchte. Über meine Berufswahl mache ich mir noch keine Gedanken.

14

10

27

54

40

40

35

43

21

31

36

54

Trifft überhaupt nicht zu

25

14

Trifft voll und ganz zu

Anmerkung: N=1.028. Angaben in Prozent. Die Summe der Prozentangaben kann aufgrund fehlender Angaben (Missing Values) von 100 % abweichen. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Generell gibt der Großteil der Befragten an, einschätzen zu können, welche Berufe zu ihnen passen. Interessanterweise zeigt sich, dass hier keine „Verbesserung“ mit einer steigenden Jahrgangstufe einherging. Über die Schulformen betrachtet ergeben sich auch keine größeren Abweichungen. 31 % der Jugendlichen gaben an, dass die Aussage „Ich weiß schon genau, welchen Beruf ich ergreifen möchte“ voll und ganz zutrifft. In der achten Klasse hatten 25 % der

80


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Befragten einen konkreten Berufswunsch, in der neunten Klasse 33 % und in der zehnten Klasse 36 %. Folglich nehmen konkrete Vorstellungen über den geeigneten Beruf mit zunehmendem Alter zu. Ein Teil der Befragung richtete sich gezielt an Schülerinnen und Schüler in Abgangsklassen. Die Jugendlichen haben bis zu diesem Zeitpunkt mehrere Maßnahmen der beruflichen Orientierung absolviert. Daher können sie über deren Hilfestellungspotential in Bezug auf ihre Berufswahl Auskunft geben. Dieser Teil der Befragung wurde von insgesamt 446 Schülerinnen und Schülern beantwortet. Die Jugendlichen wurden danach gefragt, welche Aktivitäten der beruflichen Orientierung ihnen geholfen haben einen Berufswunsch zu entwickeln und sich zu entscheiden, was sie nach dem Abschluss machen wollen. Dabei reichten die Antwortkategorien von „sehr gut geholfen“ bis zu „nicht geholfen“. Abbildung 17 gibt einen Überblick über die Einschätzungen der Schülerinnen und Schüler in Bezug auf die einzelnen Instrumente. Hierbei zeigt sich, dass bei den Praktika am häufigsten die Kategorie „sehr gut geholfen“ gewählt wurde. Fasst man die beiden Kategorien „sehr gut geholfen“ und „gut geholfen“ zusammen, liegen Gespräche mit Familie und Freunden in der Beurteilung der Jugendlichen an erster Stelle, gefolgt von den Betriebspraktika und dem Internet. Weniger hilfreich empfanden die Schülerinnen und Schüler hingegen Ausbildungsmessen, die Berufsberatung sowie das Berufsinformationszentrum. Auch der Nutzen der Kompetenzfeststellung wird von den Jugendlichen in Frage gestellt. Abbildung 17 Bewertung der Aktivitäten der beruflichen Orientierung durch Schülerinnen und Schüler in den Abschlussklassen Betriebspraktikum Gespräche mit Familie oder Freund Internet Berufsberatung

15

Betriebsbesichtigungen

15

Berufsinformationszentrum Kompetenzfeststellung Ausbildungsmessen

31

41

23

gut geholfen

teilweise geholfen

N=426

N=406 N=409

22

39

31

sehr gut geholfen

31

34

25

N=430

N=407 19

29

37

8

5

27

33

25

11

9

22

42

27

N=431 5

18

41

36

8

18

32

42

N=395 N=410

nicht geholfen

Anmerkung: Angaben in Prozent. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

81


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

5.8

Verbleib der Schülerinnen und Schüler nach Beendigung der Abschlussklasse

Zu welchem Weg sich die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen nach der Beendigung dieser Klasse entschlossen haben, zeigt Abbildung 18. 56 % der Befragten werden eine weiterführende Schule besuchen bzw. weiter zur Schule gehen, während sich 30 % für eine Berufsausbildung entschieden haben. Bei „Sonstiges“ nannten die Jugendliche u.a. die Absolvierung eines freiwilligen sozialen bzw. ökologischen Jahres. Abbildung 18 Verbleib der Jugendlichen nach Schulende

Ich werde weiter eine Schule besuchen.

56%

Ich habe mich für eine Berufsausbildung entschieden.

30%

Sonstiges

7%

Ich weiß es noch nicht. Ich werde ohne Berufsausbildung arbeiten gehen.

6%

1%

Anmerkung: N=427. Angaben in Prozent. Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/ Juli 2013).

Eine Auswertung der allgemeinen Aussagen zum Stand der Berufsorientierung für die Abschlussklassen deutet darauf hin, dass auch in den Abgangsklassen Unsicherheiten in Bezug auf den beruflichen Werdegang verbleiben. Beispielsweise meint nur rund ein Drittel der Jugendlichen genau einschätzen zu können, welche Berufe zu ihnen passen. Dabei unterscheiden sich diejenigen Schülerinnen und Schüler, die eine Ausbildung anstreben von denjenigen, die weiterhin zur Schule gehen. Bei den zukünftigen Auszubildenden stimmten 51 % der Befragten der Aussage voll und ganz zu, dass sie gut einschätzen können, welche Berufe zu ihnen passen. Bei den Jugendlichen die weiter zu Schule gehen lag dieser Anteil bei nur 31 %. Diese Differenzierung wird bei der Aussage „Ich weiß schon genau, welchen Beruf ich ergreifen möchte.“ noch deutlicher. Während 62 % der Jugendlichen, die sich für eine Berufsausbildung entschieden haben, dieser Feststellung voll und ganz zustimmten, bestätigten lediglich 26 % derjenigen, die weiter zur Schule gehen werden, diese Aussage. Eine Interpretation dieser Ergebnisse ist, dass die Jugendlichen, die weiterhin eine Schule besuchen werden, erst nach einer zusätzlichen Qualifikation entscheiden, welchen Beruf sie ergreifen möchten.

82


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Von den 128 Schülerinnen und Schülern, die nach Beendigung der Abschlussklasse eine Berufsausbildung beginnen wollen, hatten zum Zeitpunkt der Befragung bereits 71 % einen Ausbildungsvertrag. Betrachtet man die Bewertung der Instrumente der beruflichen Orientierung speziell für diejenigen, die eine Berufsausbildung beginnen werden, nimmt die Bedeutung der Betriebspraktika im Vergleich zu allen Abgangsklassenschülerinnen und -schülern sogar noch zu. 55 % der zukünftigen Auszubildenden gaben an, dass ihnen das Praktikum sehr gut geholfen hat, einen Berufswunsch zu entwickeln. Fasst man die beiden Kategorien „sehr gut geholfen“ und „gut geholfen“ zusammen, bleibt das Praktikum vor den Gesprächen mit Familien und Freunden an erster Stelle.64 Dass Betriebspraktika auch dazu dienen, können Ausbildungsverhältnisse anzubahnen, zeigt sich daran, dass sich 56 % der Jugendlichen, die sich nach ihrem Abschluss für ein Berufsausbildung entschieden haben, bei einem ihrer Praktikumsunternehmen bewerben werden oder bereits haben.

64 Von denjenigen, die eine Ausbildung beginnen werden, besuchten mehr Schülerinnen und Schülern eine Hauptschule oder einen Hauptschulzweig als im Durchschnitt aller Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler einer Integrierten Gesamtschule war hingegen geringer.

83


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

5.9

Zusammenfassung

Vor- und Nachbereitung der Praktika erfolgt an Schulen in unterschiedlicher Intensität Die Vor- und Nachbereitung ist für ein gelungenes Praktikum von zentraler Bedeutung. Aus der Befragung der Lehrkräfte geht hervor, dass der Anforderung, die Praktika in mehreren Fächern vorzubereiten, zu zwei Dritteln nachgekommen wird. Die Vorbereitungszeiträume der Praktika im Unterricht variieren stark. Zur Vorbereitungen der Praktika zwischen Schule und Unternehmen ist es für die Lehrkräfte selbstverständlich, dass die Unternehmen über ihre gesetzlichen Vorgaben informiert sind und dass den Lehrkräften eine Ansprechperson im Unternehmen vorliegt. Die Lehrerbefragung belegt keine stringente Verknüpfung der Kompetenzfeststellung mit den Schülerbetriebspraktika. Demnach fließen die Ergebnisse der Kompetenzfeststellung nur partiell in die Wahl des Praktikumsplatzes ein. Über die Praktikumserfahrungen berichten Schülerinnen und Schüler meist ausführlich im Unterricht, wobei diese Nachbereitung in den überwiegenden Fällen zeitnah erfolgt. Einfluss von Eltern und Freunden bei der Wahl des Praktikumsplatzes groß Schülerinnen und Schüler bemühen sich mehrheitlich selbst um einen Praktikumsplatz, wobei die Jugendlichen oftmals – zumindest in einer beratenden Funktion – von ihren Eltern, Verwandten und Freunden unterstützt werden. Ein geringerer Stellenwert kommt Lehrkräften und einem Praktikumspool zu. Schülerinnen und Schüler können ihr Praktikum zu 76 % in ihrem Wunschunternehmen und zu 68 % in ihrem Wunschberuf absolvieren. Ein Großteil der Praktika findet in kleineren Unternehmen mit bis zu neun Beschäftigten statt (41 %). Im Branchenvergleich liegen gemessen an der Praktikantinnen- und Praktikantenanzahl die Bereiche Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Handel auf den vorderen Plätzen. Betreuung im Unternehmen weist Lücken auf Rund 60 % der Schülerinnen und Schüler bewerteten die allgemeine Betreuung während ihres Praktikums als sehr gut. Lediglich ein Prozent der Befragten fühlte sich sehr schlecht betreut. Obwohl 96 % der Lehrkräfte angaben, dass ihnen von jedem Unternehmen formal eine Ansprechperson genannt wird, trafen 16 % der Schülerinnen und Schüler keine feste Ansprechperson im Unternehmen an. Diese Diskrepanz sollte geschlossen werden, da die Ansprechpersonen eine wichtige Funktion bei auftretenden Fragen sowie in Konfliktfällen spielen.

84


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Viele Praktika vermitteln genaue Vorstellung des Berufsbildes Ein Kernziel der Praktika ist, dass die Jugendlichen sich ein fundiertes Bild des Praktikumsberufs machen. Dieses Ziel wurde aus Sicht der meisten Schülerinnen und Schüler durch das Praktikum erfüllt. Lediglich 8 % der Befragten konnte keine genaue Vorstellung des Praktikumsberufs entwickeln. Ausstellung von Praktikumsbeurteilungen nicht die Regel Trotz der Vielzahl an Vorlagen für ein Praktikumszeugnis wurden rund einem Fünftel der Befragten keine Praktikumsbeurteilung ausgestellt. Unternehmen sollten daher weiter für die Bedeutung des Zeugnisses als wichtiges Element zur Dokumentation des Berufsorientierungsprozesses sensibilisiert werden. Berufswahlpass wird partiell genutzt Der im OloV-Qualitätsstandard BO7 geforderten Dokumentation des Praktikums im Berufswahlpass kamen rund 40 % der Schülerinnen und Schüler nach. Die Lehrkräfte nutzen den Berufswahlpass mehrheitlich im Unterricht. Demzufolge scheint der Berufswahlpass im Unterricht (mindestens teilweise) eingesetzt zu werden. Jedoch bescheinigen beide Umfragen (Schülerschaft sowie Lehrkräfte) dem Berufswahlpass in der Funktion als Informationsbasis für Unternehmen eine geringe Bedeutung. Gravierende Probleme während des Praktikums eher selten Falls während des Praktikums Probleme auftraten, besprachen 67 % der Schülerinnen und Schüler diese mit der Ansprechperson im Unternehmen. Hierdurch wird deutlich, wie wichtig eine Ansprechperson im Unternehmen für die Praktikantinnen und Praktikanten sind. Aus der Lehrkräftebefragung geht hervor, dass es bei durchschnittlich 5 % der Praktika zu gravierenden Problemen kommt. Es kann demnach davon ausgegangen werden, dass kleinere Problem im Unternehmen selbst gelöst werden und größere Probleme zwischen den Jugendlichen und den Unternehmen eher selten auftreten. Beurteilung der Betriebspraktika überwiegend gut Sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler bewerten Betriebspraktika überwiegend positiv. Rund 90 % der Lehrkräfte und 73 % der Praktikantinnen und Praktikanten vergaben für die Praktika die Note sehr gut oder gut. Auch die Tätigkeiten während des Praktikums wurden von rund drei Viertel der Jugendlichen als eher abwechslungsreich eingestuft. Die Lehrkräfte beurteilen die Betriebspraktika auch im Vergleich zu anderen Maßnahmen im Rahmen der Berufsorientierung am besten. Dem Praktikum folgen Betriebsbesichtigungen und mit größerem Abstand Bewerbungstrainings mit Unternehmensvertretern sowie Besuche der Unternehmen an den Schulen.

85


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Die Beurteilung der Schülerinnen und Schüler geht mit dem Wunschpraktikumsplatz Hand in Hand. Konnten die Jugendlichen ihr Praktikum in ihrem Wunschunternehmen bzw. Wunschberuf absolvieren, wurden die Praktika besser bewertet. War dies nicht der Fall, fiel das Urteil deutlich schlechter aus. Allgemeine Aussagen zum Stand der Berufsorientierung Insgesamt möchte sich die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mit ihrer Berufsorientierung beschäftigen. Dies lässt sich auch daran erkennen, dass der Großteil der Befragten sich mit ihrer Berufswahl auseinandersetzt. Dabei gibt das Gros der Befragten an, die Aufnahmevoraussetzungen für die Berufe die sie interessieren, zu kennen. Dass sie einschätzen können, welche Berufe zu ihnen passen, bejahte der überwiegende Teil der Jugendlichen ebenfalls. Wichtige Impulse der Berufsorientierung erfolgen über Praktika sowie Gespräche mit Familie und Freunden Da die Jugendlichen der Abschlussklassen während ihrer Schulzeit mehrere Maßnahmen der beruflichen Orientierung absolviert haben, können sie über deren Hilfestellungspotential Auskunft geben. In der persönlichen nicht einer grundsätzlichen Beurteilung bewerten Schülerinnen und Schüler sowie auch Lehrkräfte Betriebspraktika als äußerst hilfreich. Sie liegen neben Gesprächen mit Familie und Freunden in der Beurteilung der Jugendlichen auf dem ersten Platz. Auch das Internet spielt eine wichtige Rolle. Nach Angaben der Schülerinnen und Schüler waren hingegen Ausbildungsmessen, die Berufsberatung sowie das Berufsinformationszentrum für die berufliche Orientierung weniger hilfreich für die berufliche Orientierung. Nach Schulabschluss werden 56 % der Befragten weiterhin eine Schule besuchen, während sich 30 % für eine Berufsausbildung entschieden haben. Betrachtet man die Bewertung der Instrumente der beruflichen Orientierung speziell für diejenigen, die eine Berufsausbildung beginnen werden, nimmt die Bedeutung der Betriebspraktika im Vergleich zu allen Abgangsklassenschülerinnen und -schülern sogar noch zu. Trotz aller Anstrengungen deuten die Ergebnisse der Schülerbefragung darauf hin, dass auch in den Abgangsklassen Unsicherheiten in Bezug auf den beruflichen Werdegang verbleiben. Dabei unterscheiden sich diejenigen Schülerinnen und Schüler, die eine Ausbildung anstreben von denjenigen, die weiter eine Schule besuchen wollen. Die Befragten, die sich für einen weiteren Schulbesuch entschieden haben, können weniger gut einschätzen, welche Berufe zu ihnen passen und welchen Beruf sie erlernen wollen.

86


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6

Ergebnisse der Expertengespräche

Die schriftlichen Umfragen bei Unternehmen sowie Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften wurden ergänzt durch eine Reihe von Expertengesprächen mit Akteuren, die aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Betriebspraktikum konfrontiert sind. Ziel der Expertengespräche ist eine Spiegelung der Befragungsergebnisse sowie eine Vertiefung bestimmter Fragestellungen. So wurden die in Kapitel 4.3 dokumentierten Befragungsergebnisse der Branche Gesundheits-und Sozialwesen und die dort benannten Schwierigkeiten mit Ansprechpartnern aus diesem Bereich (Arztpraxis, Klinik, Altenpflegeeinrichtung) diskutiert. Darüber hinaus wurde in die Expertengespräche eine Reihe von übergeordneten Institutionen einbezogen, um angesichts der breiten Realisierung von Praktika zusammenfassende Einschätzungen zu erhalten. Dazu zählen Vertreter aus Kammern und Verbänden, OloV-Regionalkoordinatoren, Vertretern von Staatlichen Schulämtern sowie der Agentur für Arbeit. Im Einzelnen wurden Gespräche mit Ansprechpartnern65 aus folgenden Institutionen durchgeführt: 

9 Schulelternbeiräte der Schulen

Agaplesion Diakonie Kliniken, Kassel

Agentur für Arbeit Frankfurt am Main, Berufsberatung

Bundesinstitut für Berufliche Bildung, Bonn

Gütesiegelschule: Geschwister-Scholl-Schule, Alsfeld

Gütesiegelschule: Jahnschule, Hünfeld

Handwerkskammer Wiesbaden

Hessisches Kultusministerium, Wiesbaden

IHK Frankfurt am Main

Internistische Arztpraxis, Darmstadt

Landesarbeitsgemeinschaft SchuleWirtschaft

OloV Regionalkoordination Landkreis Bergstraße

OloV Regionalkoordination Landkreis Kassel

OloV Regionalkoordination Landkreis Vogelsberg

OloV Regionalkoordination Stadt Offenbach

Staatliches Schulamt für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg und den WerraMeißner-Kreis

Staatliches Schulamt für den Landkreis und die Stadt Kassel

Wohnpark Kranichstein, Seniorenwohnstift, Darmstadt

65 Die Liste der jeweiligen Ansprechpartner findet sich im Anhang.

87


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Den Expertengesprächen lagen zielgruppenspezifische Interviewleitfäden zugrunde. Inhaltlich konzentrierten sich die Interviews auf die Fragen, welche Erfahrungen mit Praktika im Rahmen der Berufsorientierung vorliegen, welche Rolle die bestehenden Qualitätskriterien spielen, ob den Akteuren grundlegende Probleme im Zusammenhang mit der Durchführung von Praktika bekannt sind und welche spezifischen Verbesserungsvorschläge für die Gestaltung der Praktika vorliegen. Im Rahmen dieses qualitativen Untersuchungsansatzes wurden die Fragen entsprechend der Interviewpartner angepasst und erweitert. Nachfolgend sind die wesentlichen Ergebnisse der Gespräche kurz zusammengefasst. Interviews mit Akteuren auf der Unternehmensseite In den Gesprächen mit Unternehmensvertretern wurde nochmals bestätigt, dass Betriebspraktika häufig angeboten werden, um bei Schülerinnen und Schülern das Interesse für ein Berufsfeld zu wecken und um künftige Auszubildende zu akquirieren. Dabei nutzen nach Ansicht der Kammern größere Betriebe dieses Instrument weit strukturierter als kleinere Betriebe, die aufgrund ihrer Größe und personeller Kapazitätsengpässe eingeschränkte Möglichkeiten haben. Da jedoch insbesondere kleinere Betriebe Probleme bei der Nachwuchsgewinnung haben, sei es notwendig, diese noch stärker in eine enge Partnerschaft mit Schulen einzubinden. Als mögliche Unterstützungsmaßnahmen wurden Imagekampagnen und der Aufbau erleichterter Kontaktstrukturen bspw. durch einheitliche E-Mail-Adressen (z.B. Betriebspraktikum@schule.de) der Ansprechpersonen an den Schulen genannt. Auch innovative Ansätze der Ansprache von Jugendlichen könnten nützlich sein, um Schülerinnen und Schüler in Betriebe oder zu Informationsveranstaltungen zu „locken“. So wurde im Lahn-Dill-Kreis eine Präsentation von Ausbildungsbetrieben mit einem Partyevent kombiniert. In den Gesprächen mit den Kammern und Verbänden wurde das Praktikum insgesamt als sinnvolle und zielführende Maßnahme gewertet und für eine Ausweitung der Zahl von Praktika und/ oder eine Ausdehnung der Praktikumsdauer gestimmt. Die Erstellung von sogenannten Positivlisten, d.h. eine Auflistung von Unternehmen, die qualitativ geprüfte Praktika anbieten, wurde einerseits befürwortet, um schlechte Erfahrungen im Rahmen des Praktikums zu vermeiden. Andererseits wurde jedoch auch zu bedenken gegeben, dass sich dadurch das Spektrum der Unternehmen und damit der auswählbaren Berufe möglicherweise sehr verenge und dies somit nicht zielführend für die Berufsorientierung wirke. Im Rahmen der schriftlichen Unternehmensbefragung gaben die Unternehmen des Gesundheits- und Sozialwesens häufiger an, schlechte Erfahrungen mit Schülerbetriebspraktika gemacht zu haben. Gleichzeitig wiesen sie unterdurchschnittliche Ergebnisse im Hinblick auf die abgefragten Qualitätskriterien auf (vgl. Kapitel 4.4). Da dieser Berufsbereich in Zukunft verstärkt von Fachkräftebedarfen gekennzeichnet sein wird und die berufliche Orientierung somit eine besonders wichtige Rolle spielt, wurde das

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Thema zum einen als allgemeine Fragestellung in (fast allen) Expertengesprächen diskutiert. Zum anderen wurden drei Gesprächspartner aus dem Bereich Krankenversorgung/Pflegebereich zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu gehörten Ansprechpartner einer Arztpraxis, einer Klinik sowie einer Altenpflegeinrichtung. In den Gesprächen konnten einige Zusammenhänge und abgeleitete Folgerungen der empirischen Erhebung bestätigt und ergänzt werden. So wiesen die Erfahrungen aus der Arztpraxis eher auf Probleme von Kleinstunternehmen hin, die aufgrund personeller Engpässe und hoher Arbeitsdichte meist keine oder nur wenig Zeit für die Betreuung von Praktikantinnen und Praktikanten haben. Im Rahmen der Studie lässt sich zeigen, dass diese Argumentation offensichtlich für viele kleinere Betriebe gilt (vgl. Kapitel 4.1), denn die Quote der kleineren Betriebe, die keine Praktika anbieten, ist höher als der Durchschnitt. Die Pflegedienstleitung der Klinik führte aus, überwiegend gute Erfahrungen mit Schülerinnen und Schülern im Praktikum zu machen. Zu der konkreten Durchführung der Praktika wurden ein sehr strukturiertes Vorgehen und ein großes Engagement der betreuenden Personen beschrieben. Es wurde verdeutlicht, dass eine breit angelegte Vorbereitung mit Hilfe von Vorstellungsgesprächen, Hospitationstagen, Informationsblättern sowohl für Praktikantinnen und Praktikanten als auch für die beteiligten Beschäftigten sowie auf der Internetseite hinterlegten Informationen eine gute Grundlage ist, um schlechten Erfahrungen auf beiden Seiten vorzubeugen. In dem Gespräch mit der Einrichtung der Seniorenpflege wurde deutlich, dass ein Praktikum im Pflegebereich im Vergleich zu einem Praktikum in einer Klinik häufig eher unbeliebt sei. Diese Situation führe dazu, dass die Einrichtungen häufiger mit wenig motivierten Schülerinnen und Schüler konfrontiert sind, die gleichzeitig einem nicht unbedingt einfachen Arbeitsbereich gegenüberstehen. Es gehe in der Seniorenpflege – anders als in der Krankenpflege – nicht um einen Übergangszustand, der überwiegend mit Genesung und positiver Entwicklung verbunden sei, sondern vielmehr um die Begleitung von älteren Menschen in die letzte Phase ihres Lebens. Eine gewisse persönliche Reife und die „Annahme“ dieser Situation seien hierbei grundlegende Voraussetzungen. Meist finden die Betriebspraktika für die Schülerinnen und Schüler in der sozialen Betreuung und nicht in der Pflege statt, um eine Überforderung der Jugendlichen zu vermeiden. Prinzipiell gäbe es kaum konkrete Hilfestellung seitens der Verbände. Insgesamt sei eine bessere Strukturierung von Praktika für die Pflegeeinrichtungen eine wichtige Hilfestellung und könne zudem die Qualität der Praktika entscheidend verbessern.

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Interviews mit Akteuren auf der Schulseite Zu den Akteuren auf der Schulseite gehören Gesprächspartner aus zwei Gütesiegelschulen sowie Gesprächspartner aus den Staatlichen Schulämtern und dem Kultusministerium. Die Bedeutung des Praktikums für den Berufsorientierungsprozess wurde von den Befragten grundsätzlich als sehr hoch beurteilt, wenngleich der individuelle Nutzen aus den Praktika für die Schülerinnen und Schüler eine breite Streuung aufweise. Die Wahl des Praktikumsplatzes erfolge in vielen Fällen nicht unbedingt berufsorientiert und an die individuellen Stärken und Potenziale der Schülerinnen und Schüler angepasst, sondern orientiere sich an Meinungen im persönlichen Umfeld, an der Beliebtheit bestimmter Betriebe oder ergebe sich schlicht zufällig. Die Erläuterungen der Gesprächspartner zu den einzelnen Schritten im Rahmen der Vorbereitungsphase zeigten dabei, dass bei den befragten Schulen überwiegend routinierte Abläufe vorliegen. Informationsveranstaltungen im Vorfeld des Praktikums gehören zum Standard. Hierbei werden die Eltern eingeladen und teilweise kommen auch Schülerinnen und Schüler sowie Praktikantinnen und Praktikanten aus den Vorjahren, um über ihre Erfahrungen zu berichten. Da sich der Kreis der ausgewählten Praktikumsunternehmen nur wenig verändere, gäbe es häufig keine zusätzlichen Absprachen mit diesen im Vorfeld der Praktika. Um eine schriftliche Dokumentation des Praktikums vor zu strukturieren, erhalten die Schülerinnen und Schüler in einigen Schulen Vorlagen für die Erstellung des Tätigkeitsberichtes. Zu den vorbereitenden Maßnahmen gehöre zudem das Versenden von Informationen über die Praktikumsrichtlinien an die Unternehmen. Während der organisatorische Ablauf meist ein eigespielter Prozess ist, wurde die inhaltliche Vorbereitung auf die Vielzahl unterschiedlicher Berufe als Herausforderung beschrieben. Im Rahmen des regulären Unterrichtsformats sei es kaum möglich, alle Tätigkeitsfelder der gewählten Praktikumsberufe ausreichend darzustellen und diese den Schülerinnen und Schüler zu vermitteln. Im Vorfeld der Praktika fehle vielen Schülerinnen und Schüler trotz vielfältiger theoretischer Vorarbeiten eine Vorstellungskraft für Prozesse des alltäglichen Arbeitsablaufes. Eine Auseinandersetzung werde erst mit dem Praktikum realisiert. Aus Sicht der befragten Schulvertreter sollten die Erfahrungen praktischen Arbeitens im Rahmen des Berufsorientierungsprozesses ausgedehnt werden. Vielfältigere Möglichkeiten für das Kennenlernen beruflicher Praxis seien auch im Vorfeld des Praktikums sehr wichtig. Als hilfreich wurden in diesem Zusammenhang Kooperationen mit Berufsschulen und beruflichen Ausbildungseinrichtungen der Kammern beschrieben, wo eine praktische Auseinandersetzung mit den berufsspezifischen Tätigkeiten für die Schülerinnen und Schüler erfahrbar gemacht werden könne.

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Während des Praktikums beschränkt sich der Austausch zwischen den Betrieben und den Lehrkräften meist auf den Praktikumsbesuch. Der zeitliche Rahmen für diese Besuche erlaube dabei nur einen eng begrenzten Austausch. Die Nachbereitung der Praktika erfolge in erster Linie über die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler und die Auswertung der Praktikumsmappen. Die Erstellung von Praktikumsmappen gehört zwar zu den Standardinstrumenten der Nachbereitung, allerdings habe sich der Stellenwert dieses Instruments durch die Teilnahme an Wettbewerben zur Auszeichnung des besten Praktikumsberichtes deutlich erhöht. Über die Auszeichnungen werde auch in der lokalen Presse berichtet. Um ein Feedback über den Ablauf des Betriebspraktikums von den Unternehmen zu erhalten, führt eine Schule eine regelmäßige Evaluation bei einigen Unternehmen durch. Darüber hinaus ist geplant, die beteiligten Unternehmen zu einem gemeinsamen Austausch mit den Lehrkräften einzuladen. Eine Schule erwähnte, dass sie bei der Praktikumsbeurteilung durch die Unternehmen bewusst die Beurteilung durch Zeugnisnoten einsetzt. Für Schülerinnen und Schüler sei eine solche Fremdbewertung häufig sehr wertvoll, da Fähigkeiten benotet werden können, die im Rahmen des Unterrichts keine Bewertung erfahren. Die Unternehmen haben die Wahl, ob sie ein benotetes Praktikumszeugnis oder eine Bescheinigung ohne Wertung ausstellen wollen. Die befragten Gütesiegelschulen verfügen alle über eine Reihe von Kooperationen mit Unternehmen. Im Rahmen dieser Kooperationen stellen die beteiligten Unternehmen verschiedene Angebote zur Verfügung, beispielsweise Bewerbungstrainings, Unterrichtseinheiten zu „Wirtschaftsrechnen“, die Ausgestaltung eines Wahlpflichtkurses „soziales Lernen“ oder andere praktische Übungen. Für die konkrete Formulierung der Kooperationsvereinbarung wurden Vorlagen aus dem Internet verwendet. Der Berufswahlpass könne insbesondere in Hauptschulen häufig nicht als Basis für selbständiges Arbeiten der Schülerinnen und Schüler genutzt werden, da die Konzeption sehr textlastig sei und die Hauptschülerinnen und Hauptschüler nicht anspricht. In der Praxis werde der Berufswahlpass als Portfolio genutzt. Sinnvoll sei aus Sicht einer der Schulen die Auflage unterschiedlicher Versionen, die für spezifische Zielgruppen ausgearbeitet sind. Die Potenzial- bzw. Kompetenzanalyse wird meist in der 7. Klasse durchgeführt und gehört damit zum Auftakt des Berufsorientierungsprozesses. Da sich die Schülerinnen und Schüler im Laufe der folgenden Jahre noch entwickeln, wäre es aus Sicht der Gesprächspartner wünschenswert, wenn diese Maßnahme zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wiederholt werden könnte. Die Gesprächspartner berichteten, dass die

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Durchführung der Potenzial- bzw. Kompetenzanalyse teilweise auch von außerschulischen Partnern, wie z.B. Berufsbildungswerken, durchgeführt werde. Dies habe zum einen organisatorische Vorteile, zum anderen sei die „Neutralität“ externer Personen für das Gesamtergebnis vorteilhaft. Auch für die Wahrnehmung anderer Aufgaben wird auf Nicht-Lehrkräfte zurückgegriffen. So sind „ArbeitsCoaches“ im Auftrag des Landkreises Fulda in Haupt- und Förderschulen tätig. Diese ArbeitsCoaches bieten in den Schulen u. a. Gruppenveranstaltungen und Workshops zur Berufswahlorientierung an, organisieren Betriebserkundungen für Schüler und Schülerinnen, pflegen Kontakte und Patenschaften zwischen Schule und Betrieben, vermitteln geeignete Praktikumsstellen und unterstützen die Schüler/innen bei der Ausbildungsplatzsuche.66 Ein „Outsourcing“ dieser Tätigkeiten an Dritte biete eine erhebliche Arbeitserleichterung für die Lehrkräfte. Von den Vertretern der Schulämter wurde die vielfach bestehende „Lücke“ zwischen Berufsbildern und Praktikum thematisiert. In der Regel sei es so, dass die Tätigkeiten im Praktikum nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Berufes abbilden. So weise der Ausbildungsberuf des Kaufmanns im Einzelhandel ein wesentlich breiteres Aufgabenspektrum auf als nur das Einräumen von Regalen, das in vielen Praktika zu den Haupttätigkeiten gehöre. Diese Diskrepanz sollte den Schülerinnen und Schülern stärker bewusst gemacht werden. Weitere Maßnahmen insbesondere für die Vor- und Nachbereitung wurden von den Experten immer wieder als notwendig erachtet. Wie diese Maßnahmen aussehen könnten, darüber gab es keine einheitliche Meinung. Jedoch herrschte Einigkeit darüber, dass die Qualität der Vorbereitungen auch daran geknüpft ist, wie viele Lehrkräfte eingebunden seien. Die Einbeziehung lasse sich zwar nicht auf alle Unterrichtsfächer ausdehnen, allerdings sei eine konsequente Einbindung des Klassenlehrers bzw. der Klassenlehrerin bereits sehr wirkungsvoll. Eine konkretere Fassung von Vorgaben zur Durchführung von Praktika wurde von den Akteuren meist abgelehnt. Die Berücksichtigung von regionalen Spezifika und den Potenzialen an den Schulen sei mit den vorhandenen Regelungen gut möglich, eine weitere Standardisierung widerspreche zudem dem Grundprinzip der landesweiten Strategie OloV, die auf vorhandenen Strukturen aufbaut und sich an der regionalen Bedarfslage orientiert. Insgesamt wurde von den Schulvertretern berichtet, dass der Aufbau gut strukturierter Prozesse an den Schulen meist mehrere Jahre dauere und nicht kurzfristig zu erreichen sei. Das Kollegium müsse eng zusammenarbeiten und entsprechend motiviert sein. 66 Vgl. http://www.bildungs-messe-fulda.de/index.php?id=4265&psid=0387891e91c81a6f4418fc4ecca6292d (Stand November 2013).

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Befragung von Elternvertretern Um die Erfahrungen aller Akteure, die im Rahmen der Betriebspraktika eine Rolle spielen, abbilden zu können, wurden auch Schulelternbeiräte von 26 zufällig ausgewählten hessischen Schulen angeschrieben und um die Beantwortung einiger Fragen gebeten. Neun Elternbeiräte kamen dieser Bitte nach. Die Durchführung eines Elternabends im Vorfeld der Praktika bestätigten die meisten Eltern. Gemäß der Einschätzung der Elternbeiräte wurden dabei alle relevanten Informationen etwa über Informationsblätter vermittelt. An einigen Schulen wurden auch Betriebe, mit denen die Schule gute Erfahrungen gemacht hat, vorgestellt. Nur vereinzelt wurde der Wunsch nach dezidierteren Informationen im Rahmen des vorbereitenden Elternabends geäußert. Der Mehrzahl der Elternbeiräte, die sich an der Befragung beteiligt haben, waren keine mehrsprachigen Informationen zu den Praktika an ihren Schulen bekannt. In weiteren Veranstaltungen zur Berufsorientierung waren in etwa die Hälfte der Elternbeiräte eingebunden, die an der Befragung teilgenommen haben. Dabei wurden u.a. eine Informationsveranstaltung des Arbeitsamtes, ein Berufemarkt und eine Praktikumsmesse genannt. Generell maßen die Eltern den Betriebspraktika im Rahmen der Berufsorientierung einen hohen Stellenwert bei. Es sei wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in bestimmte Berufsbilder erhalten und sie die Abläufe außerhalb der Schule kennenlernen können. Die Elternbeiräte erachten eine stärkere Einbindung der Eltern in den gesamten Prozess der Berufsorientierung mehrheitlich als sinnvoll. Um die Schülerinnen und Schüler besser unterstützen zu können, wünschen sich einige Elternbeiräte – neben ausführlicheren Informationen – beispielsweise eine Datenbank der Unternehmen, die Praktikumsplätze anbieten. Zugleich wurde aber auch betont, dass die Schülerinnen und Schüler sich eigenständig um das Praktikum kümmern sollten, da dies Teil des Prozesses zur Selbständigkeit sei. Interviews mit Akteuren in den Regionen Insgesamt wurden vier Gespräche mit OloV-Koordinationen aus dem Landkreis Bergstraße, dem Vogelsbergkreis, der Stadt Offenbach, sowie dem Landkreis Kassel geführt. Insbesondere in den eher ländlichen Regionen scheinen sich zwar Angebot und Nachfrage nach Praktikumsplätzen im Großen und Ganzen anzupassen, allerdings wurden auch vereinzelte Engpässe zurückgemeldet, die dazu führen, dass nicht jeder Praktikumswunsch erfüllt werden könne. Einige der Engpässe in ländlichen Regionen könnten allerdings durch die Einführung eines „Mobilitätskonzepts“ entschärft werden. Dafür sollten sich Unternehmen sowie Städte und Gemeinden als Netzwerk zusammenschließen und Mitfahrgelegenheiten für Schülerinnen und Schüler (z.B. durch pendelnde Eltern) organisieren. Auf diese Weise könnte der regionale Radius der Praktikumsmöglichkeiten für Jugendliche entscheidend erhöht werden.

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Zur Umsetzung der OloV-Qualitätsstandards in Bezug auf Praktika liegen in den Regionen unterschiedliche Aktivitäten vor (vgl. auch Kapitel 3.3.2). Dazu zählen die Erarbeitung von Vorlagen für die Praktikumsbescheinigungen, der Aufbau einer Praktikumsbörse sowie die Organisation einzelner Veranstaltungen etc. Eine ausführlichere Auseinandersetzung mit den notwendigen Aktivitäten im Rahmen Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Praktika ist im „Praktikumsfahrplan“ der Stadt und des Kreises Offenbach zusammengestellt. Hier findet sich ein sehr breites Angebot an Arbeitsmaterialien im PDF-Format wie Formulare, Musterbriefe, Textvorlagen, Arbeitsblätter etc., die im Internet frei verfügbar sind. Bei der zeitlichen Abstimmung der Durchführung von Praktika scheint sich in den Regionen eine gewisse Routine entwickelt zu haben. Es bestehen entsprechende Koordinierungsinstrumente wie beispielsweise Online-Kalender, in die Schulen die jeweiligen Termine eintragen und somit Terminkollisionen vermeiden. Als sinnvoll wird dabei erachtet, alle Schulformen, also auch die Beruflichen Schulen, bei der Koordination zu berücksichtigen. In Bezug auf zukünftige Aktivitäten wurde der Aufbau einer Datenbank mit Praktikumsunternehmen häufiger thematisiert, da die vorhandenen Angebote im Internet (z.B. der IHK) keine zufriedenstellende Basis darstellen würden. Allerdings weisen die Erfahrungen derjenigen Akteure, die ein solches Projekt bereits begonnen haben, darauf hin, dass ein solcher Service aufgrund der Akquise von Betrieben, der notwendigen Aufbereitung der Informationen sowie laufender Aktualisierungen sehr personalintensiv ist. Die bereits bestehenden regionalen Datenbanken (Kassel, Vogelsbergkreis) beinhalten bislang keine systematischen Qualitätsüberprüfungen im Hinblick auf die angebotenen Praktika. Auf die Frage, inwieweit sich in der Region Unternehmen im Rahmen der Berufsorientierung in Schulen engagieren, wurde ein heterogenes Bild gezeichnet. Neben größeren Informationsveranstaltungen und Ausbildungsmessen konnten einzelne strategische Partnerschaften zwischen (größeren) Unternehmen und Schulen explizit benannt werden. Auch wenn solche Partnerschaften noch nicht durchgehend für alle Regionen und Schulen der Fall sind, so wurde doch bestätigt, dass sich „die beiden Welten“ von Unternehmen und Schulen inzwischen annähern. „Unternehmen haben verstanden, dass der Weg in die Schule schlau ist und machen sich zunehmend auf den Weg“, und auch Schulen zeigten eine zunehmende Akzeptanz gegenüber den betrieblichen Inputs und öffneten sich im Rahmen von Kooperationen z.B. in Form von kleineren schulinternen Messen oder fest eingerichteten Präsentationsräumen („Zukunftswerkstätten“). In einer Region haben sich Schulen und Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen im Rahmen eines Workshops zum Erfahrungsaustausch getroffen, um Potenziale für Kooperationen auszuloten und Vorstellungen und Wünsche an die jeweils

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andere Seite auszutauschen. An diesem Erfahrungsaustausch bestand sowohl seitens der Unternehmen als auch der Schulen ein großes Interesse. Aus den Regionen wurde wiederholt bestätigt, dass die Vor- und Nachbereitung sowie die Durchführung von Praktika an den Schulen sehr unterschiedlich gehandhabt werden. In fast allen Regionen gäbe es sowohl gute Beispiele von Schulen, in denen das Thema Berufsorientierung „ganz groß geschrieben“ wird und die auf ein aufeinander abgestimmtes und inhaltlich intensiv vorbereitetes und begleitetes Praktikum achten. Es gäbe aber auch Schulen, in denen weniger engagierte Arbeit geleistet wird. Das Thema Elternarbeit war in einzelnen regionalen Steuerungsgruppen gerade aktuell, wobei Ansätze für Maßnahmen und konkrete Ergebnisse noch nicht vorlagen. Diskutiert wurde hierbei, inwieweit die bisherige Informationsarbeit an den Schulen ausreiche, um Eltern auch bildungsferner Schichten zu erreichen und ob hier mehr aktive Arbeit bzw. ein Aufsuchen der Eltern durch die Schulen und auch der Bundesagentur für Arbeit notwendig sei, um die Beratung der Eltern voranzutreiben. Zusammenfassende Ergebnisse der Expertengespräche Unternehmensseite

 

Schülerpraktika werden insgesamt als sinnvolle und zielführende Maßnahme bewertet. Die Erstellung von Positivlisten wird ambivalent diskutiert: Dem Vorteil einer transparenten Darstellung empfehlenswerter Praktikumsbetriebe steht eine mögliche Verengung des Spektrums auswählbarer Unternehmen und Berufe gegenüber. Größere Betriebe nutzen Praktika strukturierter als kleinere Betriebe, die in Anbetracht des Fachkräftebedarfs weiter unterstützt werden sollten. Unternehmen aus dem Bereich Krankenversorgung / Pflege

Aufgrund der sensiblen Aufgaben in dieser Branche ist eine intensivere Vorbereitung auf das Praktikum notwendig. Unzureichende Informationen aller Akteure (Was erwartet Praktikantinnen und Praktikanten bzw. Beschäftigte? Was sind die Zielsetzungen des Praktikums? Welche Tätigkeiten dürfen durchgeführt werden?), können zu schlechten Erfahrungen auf beiden Seiten führen. Im Bereich Krankenversorgung und Pflege sind die Tätigkeiten der Praktikantinnen und Praktikanten häufig eingeschränkt. Die Praktikantinnen und Praktikanten in Pflegeeinrichtungen lernen meist nur den Betreuungsbereich kennen. Für kleinere Arztpraxen gilt wie für Kleinstunternehmen insgesamt, dass häufig Zeit für die Betreuung der Praktikantinnen und Praktikanten fehlt.

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Schulseite

  

  

Die Bedeutung der Praktika im Berufsorientierungsprozess wird generell als hoch eingeschätzt, wenngleich die Umsetzung sehr heterogen verläuft. Zumeist erfolgt ein routinierter Organisationsablauf der Praktika, während die inhaltliche Vorbereitung auf viele unterschiedliche Berufe im Unterricht nicht immer gelingt. Im Praktikum wird häufig nur ein Ausschnitt der Tätigkeiten eines Berufsbilds erfahrbar gemacht. Diese Diskrepanz gilt es ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu rücken (Vorund Nachbereitung). Erfahrungen praktischen Arbeitens sollten auch im Vorfeld des Praktikums ausgedehnt werden. Als sinnvoll wurden hierfür Kooperationen mit Berufsschulen und beruflichen Ausbildungseinrichtungen der Kammern beschrieben. Die Einbindung einer höheren Zahl von Lehrkräften (auch Klassenlehrer) wirkt qualitätssteigernd für die Vor- und Nachbereitung der Praktika. Wettbewerbe zur Auszeichnung des besten Praktikumsberichtes werden als Instrument zur Aufwertung dieses Standardinstrumentes in der Nachbereitung der Praktika bewertet. Standardisierungen und konkretere Vorgaben zur Durchführung von Praktika wurden von den Akteuren eher abgelehnt. Elternvertreter

 

Den Betriebspraktika wird prinzipiell ein hoher Stellenwert im Rahmen der Berufsorientierung beigemessen. Neben dem Wunsch einer stärkeren Einbindung der Eltern in den gesamten Berufsorientierungsprozess wurde auch darauf verwiesen, dass die Schülerinnen und Schüler sich eigenständig um das Praktikum kümmern sollten, da dies Teil des Prozesses zur Selbständigkeit sei. Regionale Akteure

 

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Aus Sicht der regionalen OloV-Koordinationen werden an Schulen noch Verbesserungspotenziale im Bereich der Vor- und Nachbereitung der Praktika gesehen. Die zeitliche Abstimmung der Praktika (u.a. durch Online-Kalender) erfolgt meist routiniert. Für vereinzelt vorliegende Engpässe gibt es Vorschläge zur Einführung von „Mobilitätskonzepten“ (z.B. Mitfahrgelegenheiten durch pendelnde Eltern). Auf diese Weise können auch regional nicht erfüllbare Praktikumswünsche der Schülerinnen und Schüler realisiert werden. In Bezug auf Praktikums-Datenbanken wurde in den Regionen festgestellt, dass der Aufbau und die Pflege sehr personal- und zeitintensiv sind. Eine systematische Qualitätsprüfung der von Unternehmen angebotenen Praktikumsplätze wird bislang nicht praktiziert. Das Thema Elternarbeit wird in den Regionen als wichtig erachtet und aktuell in den regionalen Steuerungsgruppen diskutiert. Als ein wichtiger Aspekt wird dabei erörtert, wie auch bildungsferne Schichten besser erreicht werden können. Insgesamt wird ein wachsendes Aufeinander-Zugehen zwischen Schulen und Unternehmen beobachtet.


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Fazit und Empfehlungen

Betriebspraktika sind ein wertvolles Instrument der Berufsorientierung. Sie haben eine lange Tradition und finden bei allen Beteiligten – Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Unternehmen – ein hohes Maß an Zustimmung. Die Studie hat gezeigt, dass die Durchführung von Praktika eine starke Heterogenität aufweist. Neben den teilweise recht eindeutigen Schwerpunkten für die einzelnen Schulformen zeigen die Auswertungen auch, dass es eine erhebliche Bandbreite der Praktikumsformen sowie der Durchführungszeitpunkte und -dauern gibt (vgl. Kapitel 3.2). Trotz dieser Heterogenität weisen die Ergebnisse auf eine recht homogene positive Beurteilung aller hier befragten Akteure (Unternehmen, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte) hin. Die Befragung der Schülerinnen und Schüler zeigte beispielsweise im Einklang mit vielen anderen Untersuchungen, dass das Praktikum zu den wichtigsten Instrumenten im Rahmen der Berufsfindung zählt. Diese allseits proklamierte Zustimmung für Praktika kann zwar aus unterschiedlichen Motiven erfolgen, so haben Schülerinnen und Schüler oder Betriebe sicherlich teilweise eigene Vorstellungen über ein „erfolgreiches Praktikum“. Auch mag bei der Wahl des Praktikumsplatzes ein bestimmter Betrieb mehr im Vordergrund stehen als die Wahl eines bestimmten Berufes. Trotzdem haben sie für die Jugendlichen in der Phase der Berufsorientierung einen sehr hohen Wert und erreichen im Ranking der verschiedenen Maßnahmen einen Spitzenplatz. Die mit der Durchführung von Betriebspraktika verbundenen Zielsetzungen und Anforderungen sind sehr hoch. Bereits die allgemein gehaltenen Zielsetzungen, wie sie im Erlass des Kultusministeriums formuliert sind, lassen sich im Rahmen von Praktika nicht selbstverständlich einlösen. Daraus wird deutlich, dass Praktika den hohen Erwartungen insbesondere dann nicht gerecht werden können, wenn sie als Einzelmaßnahme im Berufsorientierungsprozess betrachtet werden. Grundlegende Voraussetzung für eine Effizienzsteigerung dieses Instrumentes ist es, Betriebspraktika konsequent und systematisch in den Gesamtprozess der Berufsorientierung einzubetten. Aus den Ergebnissen der vorliegenden Studie lassen sich Handlungsansätze in drei Bereichen ableiten: 

Realisierung von Qualitätskriterien

Ausdehnung von Bildungspartnerschaften

Förderung von Elternarbeit

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Realisierung von Qualitätskriterien: Auf Seiten der Schulen: 

Die Wirkung von Betriebspraktika für die Berufsorientierung könnte noch effektiver sein, wenn eine noch engere Verzahnung mit anderen Instrumenten erreicht wird. Dies bezieht sich zum einen auf die Verknüpfung der Kompetenzfeststellung mit der Auswahl eines Praktikumsplatzes sowie auf die Ausarbeitungen im Rahmen des Berufswahlpasses, denn eine Reflexion der persönlichen Neigungen, Interessen und Berufschancen sind die Grundvoraussetzung für die Generierung eines Berufswunsches und die gezielte Wahl eines entsprechenden Praktikumsplatzes.

Im Rahmen der Praktikumsvorbereitung spielt die intensive Auseinandersetzung mit den Berufsbildern eine zentrale Rolle Hierbei sind vielfältige Maßnahmen und Institutionen einzubeziehen, die ein Verständnis für die Handlungsabläufe im Rahmen der verschiedenen Berufsbilder vermitteln können. Dies kann für bestimmte Berufsfelder auch bedeuten, neue Wege zu finden und zusätzliche Kooperationen aufzubauen, um die Möglichkeiten in anderen Institutionen nutzen zu können (beispielsweise Lehrwerkstätten oder Berufsschulen). Erste Schritte sind hierbei bereits unternommen durch eine Anfang 2014 geschlossene Vereinbarung zwischen der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit und dem Hessischen Kultusministerium zur Anwendung abgestimmter Module, um Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern weiter zu unterstützen.67

Auch in der Phase der Nachbereitung ist eine Auseinandersetzung auf der Basis der Berufsbilder fortzusetzen. Eine Expost-Gegenüberstellung der kennengelernten Tätigkeiten mit dem Gesamtspektrum des beruflichen Tätigkeitsfeldes kann helfen, partielle Eindrücke bei den Jugendlichen zu ergänzen und somit falsche Eindrücke über berufliche Möglichkeiten zu vermeiden.

Die Qualität der Vor- und Nachbereitung hängt maßgeblich von der Sachkenntnis und dem Engagement der darin eingebundenen Lehrkräfte sowie der dafür veranschlagten Zeit ab. Lehrkräfte profitieren bei der Vermittlung von berufsspezifischen Informationen sehr stark von eigenen Berufserfahrungen und/oder betrieblichen Einblicken in verschiedene Branchen der Wirtschaft. Entsprechende verpflichtende praxisorientierte Angebote innerhalb der Lehrerfortbildung sollten ausgebaut werden.  In den Schulen ist die Nutzung des Berufswahlpasses bisher noch nicht als flächendeckend einzustufen. Die Rückmeldungen aus den Expertengesprächen auf eine zunehmende Nutzung hin, auch wenn immer noch von einzelnen Hürden

67 Vgl. www.bo.bildung.hessen.de

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berichtet wird (u.a. Verständnis- und Verteilungsprobleme), die es zu identifizieren und zu beseitigen gilt. Auf Seiten der Verbände: 

Um den Berufswahlpass noch stärker als Informationsgrundlage für Unternehmen zu etablieren ist seitens der Kammern und Verbände eine weitere Öffentlichkeitsarbeit und für die Unternehmen verständliche Vermittlung der mit dem Berufswahlpass verbundenen Ziele notwendig.

Auf Seiten der Unternehmen: 

Für die Qualitätssicherung auf der Unternehmensseite insgesamt kann eine noch stärkere Unterstützung durch die jeweiligen Kammern und Verbände hilfreich sein. Auch bei grundlegenden Anforderungen, wie der Erstellung der Praktikumsbescheinigungen, besteht noch Handlungsbedarf. So weisen die Ergebnisse sowohl der Unternehmens- als auch der Schülerbefragung darauf hin, dass nicht alle Praktikantinnen und Praktikanten ein Zeugnis für ihr Praktikum erhalten. Hier sollte das Verständnis der Betriebe für die Bedeutung des Zeugnisses als wichtiges Element zur Dokumentation des Berufsorientierungsprozesses ausgebaut werden.

Notwendig sind weitere Maßnahmen zur deutlicheren Kommunikation der Praktikumsinhalte. Die häufig bestehenden Unklarheiten im Hinblick auf inhaltliche Tätigkeiten im Rahmen des Praktikums sind zu verringern. Sinnvoll wären daher kurze schriftliche Beschreibungen der konkreten Tätigkeiten durch die Unternehmen im Vorfeld der Praktika („Praktikums-Profil“). Auf diese Weise kann falschen Erwartungen sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Jugendlichen vorgebeugt werden. Die Einführung schriftlicher Tätigkeitsbeschreibungen kann z.B. als Modellprojekt analysiert und entwickelt werden.

Insgesamt sollten sich Bemühungen zur Erweiterung des Praktikumsplatzangebots und der Praktikumsqualität in erster Linie auf kleinere Unternehmen (unter 50 Mitarbeiter) konzentrieren, da diese häufig nicht über ein systematisches Konzept bei der Durchführung von Praktika verfügen. Gleichzeitig ist es insbesondere für kleinere Unternehmen wichtig, sich als potenziellen Ausbildungsbetrieb im Rahmen eines Praktikums zu präsentieren, denn kleinere Unternehmen haben häufiger Probleme Auszubildende zu finden.

Ein wichtiger Faktor für die Qualitätssicherung von Praktika ist ein enger Erfahrungsaustausch zwischen Schulen und Unternehmen. Der Kontakt sollte dabei nicht nur im Vorfeld des Praktikums erfolgen, sondern auch im Anschluss

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

an die Praktika. Voraussetzung eines intensiveren Austausches zwischen den Schulen und den Betrieben ist in einem ersten Schritt die Bereitstellung entsprechender Kontaktinformationen. Sowohl die Schulen als auch die Betriebe sollten einen ihnen namentlich bekannten Ansprechpartner haben und diesen kontaktieren können. Hilfreich kann hierbei auch die Einrichtung einer festen E-Mail-Adresse sein (z.B. Betriebspraktikum@schule.de), um auch bei wechselnden Zuständigkeiten die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme bereitzustellen. Allgemein: 

Die Überprüfung der Einhaltung von formulierten Standards ist nach Angabe der beteiligten OloV-Koordinatorinnen und Koordinatoren in den OloV-Regionen prinzipiell schwierig. Dies gilt sowohl für die schulische als auch für die betriebliche Seite. Damit stellt sich die Frage, inwieweit eine Überprüfung der Umsetzung von Qualitätsstandards gewünscht ist und wenn ja, wie sie konkret erfolgen soll. Ergänzend zu den bestehenden Qualitätsstandards sind entsprechende Prüfkriterien zu formulieren.

Im Zusammenhang mit der Prüfung von Qualitätsstandards und um die Qualität des Berufsorientierungsprozesses insgesamt weiter zu fördern, wäre es hilfreich, wenn der Kreis der Gütesiegelschulen weiter wächst. Das Prüfverfahren bezieht die gesamten Aktivitäten der Berufsorientierung mit ein, Praktika sind hierbei eine Teilmenge, die bei einer qualitativ gesicherten Gesamtarbeit jedoch auch mit entsprechender Sorgfalt vor- und nachbereitet werden. Möglicherweise sollten für bislang noch nicht beteiligte Schulen zusätzliche Anreize geschaffen werden, um sie zur Teilnahme zu motivieren.68

Ausdehnung von Bildungspartnerschaften: 

Die Studie hat gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Schulen positive Auswirkungen auf die Qualität von Praktika hat. Folglich ist die Umsetzung solcher Partnerschaften in Hessen weiter voranzutreiben.

Dieser Aspekt ist im Rahmen des Erlasses vom hessischen Kultusministerium vom 17.12.2012 bereits aufgenommen. Darin wird empfohlen, dass Schulen mindestens eine Kooperation mit einem Unternehmen oder Betrieb eingehen sollen. Die Forderung nach mindestens einer Unternehmenskooperation erscheint angesichts der Wichtigkeit solcher Kooperationen unterdimensioniert. Hier wäre entweder eine prinzipielle Erhöhung der Mindestanzahl oder eine Staffelung (z.B. nach der Größe der Schule) sinnvoll.

68 Eine Zusammenstellung von Good-Practice-Beispielen im Rahmen der Berufsorientierung enthält Beinke, Lothar (2013b).

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Im Erlass ist ausgeführt: „Ziele dieser Kooperationen können unter anderem sein: a. Unterstützung der Schulen bei der praxisnahen Ausgestaltung der Berufs- und Studienorientierung, b. Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien oder Elterninformationen, c. Einsatz von Ausbildungsleistern und Auszubildenden als Experten, d. Angebote zur Praxiserfahrung für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, e. Durchführung von professionellen Bewerbungstrainings“.69 Neben diesen Zielen wäre es sinnvoll weitere Standards zum Aufbau, zur Sicherung und zur Weiterentwicklung von Bildungspartnerschaften zu ergänzen, wie beispielsweise die Formulierung einer schriftlichen Grundlage der Kooperation, die Benennung fester Ansprechpersonen auf der Seite der Schulen sowie der Unternehmen, die Dokumentation geplanter Projekte sowie regelmäßige Treffen der Kooperationspartner (Beispiel: Vereinbarung über Bildungspartnerschaften in Baden Württemberg).

Für die praktische Umsetzung von Bildungspartnerschaften sind vor allem entsprechende Werkzeuge wie Vorlagen und Musterschreiben sehr hilfreich, um den administrativen Aufwand bei den Beteiligten möglichst gering zu halten. Solche Vorlagen und Musterschreiben für Schulen und Unternehmen sollten ausgearbeitet und allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden (Beispiele: LAG Schule Wirtschaft Hessen sowie Bildungspartnerschaften Baden Württemberg).

Aus bereits bestehenden regionalen Kooperationen lassen sich möglicherweise weitere hilfreiche Good-Practice Hinweise hinsichtlich des organisatorischen Ablaufs der Kooperation und/oder besonders erfolgreicher Kooperationsprojekte ableiten, die interessierten Schulen beziehungsweise Unternehmen bereitgestellt werden sollten (Beispiel: Kooperation Peter-Behrens-Schule und HEAG Konzern in Darmstadt sowie Kinzig-Schule in Schlüchtern und Möbelfabrik Fr. Rudolf und Sohn GmbH).

Förderung von Elternarbeit: 

Die Befragungsergebnisse der Studie zeigen sehr deutlich, dass Eltern zu den wichtigsten Ratgebern für Jugendliche in Bezug auf die Wahl des Praktikumsplatzes gehören. Dass dieser Einfluss in Bezug auf den gesamten Prozess des Übergangs Schule-Ausbildung gegeben ist, darüber herrscht in der Fachliteratur seit langem Einigkeit.70 Im Rahmen des Berufsorientierungsprozesses gibt es bereits jetzt an einigen Schulen Ansätze, die weit über die obligatorische Information der Eltern im Rahmen eines Elternabends, wie dies im

69 Vgl. Erlass zur Ausgestaltung der Berufs- und Studienorientierung in Schulen mit den Bildungsgängen Haupt- und Realschule sowie in Schulen mit dem Bildungsgang im Förderschwerpunkt Lernen vom 17.12.2012. 70 Vgl. die Zusammenfassung einzelner Fachaufsätze in Puhlmann, Angelika (2013) und Stadt Mannheim (Hrsg.) (2011), S. 6f.

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Erlass zum Thema Elterninformation formuliert ist, hinausgehen. Um Elternarbeit weiter zu fördern und eine intensivere Elternbeteiligung an allen Schulen zu etablieren, wäre es sinnvoll, Rahmensetzungen für zusätzliche Elternveranstaltungen einzuführen. Das heißt, neben den Elternabenden, die vorrangig der Informationsvermittlung dienen, wäre eine zusätzliche obligatorische Veranstaltung mit Eltern sinnvoll, bei der das Thema Berufsorientierung vertieft werden kann. Diese Veranstaltungen sollten zeitlich nach der Kompetenzfeststellung liegen, um die jeweiligen Ergebnisse miteinbeziehen zu können. Denkbar sind hier sehr unterschiedliche Formate, die jede Schule individuell wählen kann. Hilfreich bei der Umsetzung einer solchen Elternveranstaltung sind die bereits vielfach vorliegenden Handreichungen zum Thema Elternarbeit. Sie enthalten neben Planungshilfen, unterschiedlichen Formaten zur Ansprache und Beteiligung, Praxistipps und konkreten Arbeitsblättern auch die Darstellung von Good-Practice Beispielen mit jeweiligen Kontaktmöglichkeiten.71 

Die Bereitstellung von mehrsprachigem Informationsmaterial für Eltern sollte in Hessen als Bundesland mit einem vergleichsweise hohen Anteil an Migranten selbstverständlicher werden. Diese Materialien sind insbesondere an Schulen mit einem hohen Migrantenanteil hilfreich und geben den Eltern die Möglichkeit, sich in der jeweiligen Muttersprache und in Deutsch über das Bildungs- und Ausbildungssystem zu informieren. Fremdsprachige Informationsmaterialien sollten sowohl für Informationen im Rahmen der Berufsorientierung sowie speziell für Betriebspraktika zur Verfügung gestellt werden.

71 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, Bundesarbeitsgemeinschaft SchuleWirtschaft (2013), Stadt Mannheim (Hrsg.) (2011), Landeshauptstadt Stuttgart, Jugendamt Stuttgart (2011).

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Literaturverzeichnis Beinke, Lothar (2013a): Das Betriebspraktikum als Instrument der Berufsorientierung, in: Brüggemann, Tim; Rahn, Sylvia (Hrsg.): Berufsorientierung – Ein Lehr- und Arbeitsbuch, Münster. Beinke, Lothar (Hrsg.) (2013b): Handbuch Übergang von der Schule in die Ausbildung, Bad Honnef. Bergzog, Thomas (2006): Beruf fängt in der Schule an – Schülerbetriebspraktika in der Berufsorientierungsphase, in: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis (BWP), 3/2006, S. 28-31. Bergzog, Thomas (2008): Beruf fängt in der Schule an – Die Bedeutung von Schülerbetriebspraktika im Rahmen des Berufsorientierungsprozesses, Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn. Bundesagentur für Arbeit, Bundesarbeitsgemeinschaft SchuleWirtschaft (2013): Eltern erwünscht!? – Wie Zusammenarbeit in der Berufs- und Studienorientierung gelingen kann, München Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Zentralverband des Deutschen Handwerks, Deutscher Industrie- und Handelskammertag, Bundesverband der Freien Berufe (Hrsg.) (2011): Praktika – Nutzen für Praktikanten und Unternehmen. Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (Hrsg.) (2011): Eltern, Schule und Berufsorientierung – Berufsbezogene Elternarbeit, Bielefeld. Deutsche Industrie und Handelskammer (2010): Leitfaden Schülerpraktikum, Berlin. Dobischat, Rolf; Kühnlein, Gertrud; Schurgatz, Robert (2012): Ausbildungsreife – Ein umstrittener Begriff beim Übergang Jugendlicher in eine Berufsausbildung, Hans-Böckler Stiftung, Arbeitspapier 189, Düsseldorf. Hessenweite Strategie OloV (2012): Umsetzung der OloV-Qualitätsstandards – Ergebnisse der 7. Befragung der Regionalen Koordinatorinnen und Koordinatoren, Offenbach. Hessische Landesregierung (2012): OloV-Qualitätsstandards – Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule – Beruf, Wiesbaden. Hessische Landesregierung: Berufswahlpass – Informationen für Betriebe, Wiesbaden.

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Hessisches Kultusministerium (2004): Erlass vom 2.11.2004 - II A 2.1 – 170.000.063: SchuB-Klassen in Hessen – Lernen und Arbeiten in Schule und Betrieb. Hessisches Kultusministerium (2010): Erlass über die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb im Bereich der allgemeinbildenden und der berufsbildenden Schulen vom 20.12.2010 (Verz.-Nr. 7200). Hessisches Kultusministerium (2013): Erlass zur Ausgestaltung der Berufs- und Studienorientierung in Schulen mit den Bildungsgängen Haupt- und Realschule sowie in Schulen mit dem Bildungsgang im Förderschwerpunkt Lernen vom 17. Dezember 2012 (Verz. Nr. 7200), http://www.hessisches-amtsblatt.de/download/pdf_2013/alle_user/01_2013.pdf. Hessisches Ministerium der Justiz, für Integration und Europa (2012): Bildungswelten – Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in Hessen (Schuljahr 2010/2011), Wiesbaden. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (Hrsg.) (2013): Wie geht es weiter? Weiterhin Schule oder betriebliche Ausbildung? Schulische Abschlüsse in der dualen Berufsausbildung, http://www.hessen-agentur.de/flyer_berufsausbildung. Industrie und Handelskammer - Arbeitsgemeinschaft Hessen (2012): IHK Ausbildungsumfrage 2012 Hessen, Frankfurt am Main. Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart (2009): Bildungspartnerschaften – Ein Leitfaden für Schulen und Unternehmen, Stuttgart. Kreisausschuss des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Fachbereich Familie, Jugend und Soziales, FD Jugendförderung, OloV-Projektkoordination (Hrsg.) (2010): Fortbildungsreihe: Berufsbezogene Elternarbeit für Lehrkräfte und Sozialarbeiter/-innen an Haupt- und Realschulen, Marburg, http://www.olov-hessen.de/fileadmin/user_upload/04-Praxisbeispiele/043_mrb_dokumentation_elternarbeit/gp043_mrb_brosch_ea.pdf. Kuse, Stefan (2013): Berufsausbildung in Hessen, HA-Report 848, Wiesbaden. Landesärztekammer Hessen (2011): Praktikanten in Arztpraxen – Ein Informationsblatt für Ärzte, http://www.laekh.de/mfa-arzthelfer-innen/berufsausbildung/betriebspraktika/index.htm Landeshauptstadt Stuttgart, Jugendamt Stuttgart (2011): Zusammenarbeit mit Eltern in der Berufsorientierung, Stuttgart.

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Programmstelle beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für das Programm JOBSTARTER des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.) (2013): Elternratgeber: Ausbildung in Deutschland, Bonn 2013, http://www.jobstarter.de/publikationen. Puhlmann, Angelika (2013): Eltern als Partner beim Übergang von der Schule in die Ausbildung, www.familie-in-nrw.de. Scharrer, Tina; Vogler, Melanie (2006): Wie können Praktika dazu beitragen Ausbildungsabbrüche zu vermeiden?, Auszug aus: Jugend Beruf Gesellschaft 2/2007, S. 170-176. Schmidt, Rolf (2011): Auswertung der Schulabgangsbefragung an Haupt-,Real-, und Gesamtschulen der Stadt Offenbach 2011, Offenbach. Stadt Mannheim (Hrsg.) (2011): Unterstützen und stärken. Gelingende Elternarbeit am Übergang Schule – Beruf, Mannheim. https://www.mannheim.de/sites/default/files/page/21727/gelingende_elternarbeit_am_uebergang_schule_beruf.pdf Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände (VHU): Partnerschaft Schule Unternehmen – Eine Landkarte der Möglichkeiten, Frankfurt 2005. Werner, Bernd; Kuse, Stefan; Ramsauer, Kathrin (2013): Abschlussbericht – Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts Qualifizierte berufspädagogische Ausbildungsbegleitung in Berufsschule und Betrieb (QuABB), Wiesbaden (noch unveröffentlicht).

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Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabellenverzeichnis Tabelle

Seite

1

Befragungsteilnahme in den einzelnen Staatlichen Schulämtern

8

2

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den einzelnen Schulformen

9

3

Übersicht über die Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen in allen Schulformen

10

Übersicht über die Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen im Realschulzweig

10

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren

11

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die kontinuierliche Praxistage bzw. ein kombiniertes Praktikum absolvieren

12

Übersicht über die Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen in den Integrierten Gesamtschulen

12

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in der Integrierten Gesamtschule, die Blockpraktika,kontinuierliche Praxistage bzw. ein kombiniertes Praktikum absolvieren

13

Übersicht über die Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen im Hauptschulzweig

14

4 5 6 7 8

9

10 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren

15

11 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die kontinuierliche Praxistage bzw. ein kombiniertes Praktikum absolvieren 15 12 Übersicht über die Praktika und Schülerinnen- und Schülerzahlen in Schulzweigen mit Förderschwerpunkt Lernen

16

13 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulzweigen mit Förderschwerpunkt Lernen, die ein Blockpraktikum absolvieren 17 14 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulzweigen mit Förderschwerpunkt Lernen, die kontinuierliche Praxistage bzw. ein kombiniertes Praktikum absolvieren 17 15 Ausgewählte Beispiele der regionalen Aktivitäten

29

16 Anteil hessischer Unternehmen mit Praktikumsplätzen für Schülerinnen und Schüler nach Branchen

38

17 Gründe gegen die Bereitstellung von Praktikumsplätzen

39

18 Motive für die Bereitstellung von Praktikumsplätzen nach Betriebsgrößenklassen

41

19 Verhältnis von Bewerbungen und Praktikumsplätzen nach Betriebsgrößenklassen

42

20 Erfahrungen der Unternehmen mit Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen

44

106


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

21 Fester Ansprechpartner im Unternehmen für die Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen

47

22 Ausstellung eines Praktikumszeugnis nach Betriebsgrößenklassen

49

23 Anwendung des Berufswahlpasses nach Betriebsgrößenklassen

50

24

Kontakt zwischen den Unternehmen und den Lehrkräften der Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen 50

25 Kontakt zwischen Unternehmen und Lehrkräften nach Betriebsgrößenklassen 51 26 Kontakt zwischen den Unternehmen und den Eltern der Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen

53

27 Kontaktwunsch zwischen den Unternehmen und den Eltern der Praktikantinnen und Praktikanten nach Betriebsgrößenklassen

53

28 Unterstützungswunsch der Unternehmen bei Vorbereitung und Durchführung von Praktika 54 29 Einschätzung der Praktikumsart

55

30 Allgemeine Einschätzung von Betriebspraktika als Maßnahme zur Berufsorientierung

55

31 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren

112

32 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die ein kontinuierliches Praktikum absolvieren 112 33 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren

113

34 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Integrierten Gesamtschulen, die ein Blockpraktikum absolvieren

113

35 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Integrierten Gesamtschulen, die ein kontinuierliches Praktikum absolvieren

114

36 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Integrierten Gesamtschulen, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren

114

37 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren – Teil I

115

38 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren – Teil II

115

39 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die ein kontinuierliches Praktikum absolvieren 116 40 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil I 116 41 Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil II 117 42 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die ein Blockpraktikum absolvieren – Teil I

117

107


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

43 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die ein Blockpraktikum absolvieren – Teil II

118

44 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die ein kontinuierliches Praktikum absolvieren

118

45 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil I

119

46 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil II

119

47 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil III

120

48 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, die ein Blockpraktikum absolvieren

121

49 Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren

121

108


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildungsverzeichnis Abbildung

Seite

1

Anteil der befragten Schulen mit einem Praktikumspool

18

2

Anteil hessischer Unternehmen mit Praktikumsplätzen für Schülerinnen und Schüler nach Unternehmensgröße

37

Anfrage zur Bereitstellung von Praktikumsplätzen bei Unternehmen, die bislang keine Praktikumsplätze zur Verfügung stellen

40

4

Anfrage nach Praktikumsplätzen

43

5

Von Unternehmen mit schlechten/eher schlechten Erfahrungen benannte Defizite der Praktikantinnen und Praktikanten

45

Erfüllung von Qualitätskriterien bei Unternehmen mit und ohne intensiven Kontakt zu Schulen

52

7

Wie wurde der Praktikumsplatz gefunden

65

8

Größe der Unternehmen, in denen die Schülerinnen und Schüler ihr Praktikum absolviert haben

68

Branchen, in denen die Schülerinnen und Schüler ihr Praktikum absolviert haben

68

3

6

9

10 Bewertung der Schülerinnen und Schüler

70

11 Tätigkeiten während des Praktikums

74

12 Personen, an die sich Jugendliche bei Problemen während des Praktikums wendeten

75

13 Bewertung unterschiedlicher Maßnahmen durch die Lehrkräfte

76

14 Generelle Bewertung der Praktika durch die Schülerinnen und Schüler nach Schulform

77

15 Generelle Bewertung der Praktika durch die Schülerinnen und Schüler nach Unternehmensgröße

79

16 Allgemeine Aussagen zum Stand der Berufsorientierung

80

17 Bewertung der Aktivitäten der beruflichen Orientierung durch Schülerinnen und Schüler in den Abschlussklassen

81

18 Verbleib der Jugendlichen nach dem Abschluss

82

109


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Â

110


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Anhang

111


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Übersicht über die Umsetzung von Praktika in den untersuchten Schulformen Ergänzend zu den zusammenfassenden Ausführungen in Kapitel 3.2 werden nachfolgend alle von den Schulen angegebenen Formen der durchgeführten Praktika dargestellt.

Realschulzweig Tabelle 34

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren 1 x 3 Tg (freiw.) 2 x 5 Tg. (freiw.) Ferienpraktika / bei IHK techn. AG Übergangs3 Wo Prakt./ 2 Wo manag./ 2 Wo

1 Wo

2 Wo

3 Wo

4 Wo

5 Wo

6 Wo

8 Wo

8. Klasse

180

3.384

794

84

36

-

-

-

-

-

9. Klasse

93

5.924

6.475

1.103

-

39

50

87

80

144

10. Klasse

174

1.175

181

-

-

-

-

-

-

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Tabelle 35

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die ein kontinuierliches Praktikum absolvieren

0,5 Tag

1 Tag

2 Tage

4 Tage

1 Tag im 1. HJ

Tagespraktikum nach Bedarf

8. Klasse

30

104

-

-

-

-

9. Klasse

-

102

-

81

-

-

10. Klasse

-

113

-

-

53

96

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012). 112


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 36

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Realschulzweig, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren

1 kPT / 2 Wo Block

1 kPT im 2. HJ / 3 Wo Block

1 kPT für 8 Wo / 2 Wo Block

8. Klasse

42

-

-

9. Klasse

293

168

78

10. Klasse

-

-

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Integrierte Gesamtschule Tabelle 37

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Integrierten Gesamtschulen, die ein Blockpraktikum absolvieren

1 Wo

2 Wo

2 Wo (nur B/C-Klassen)

3 Wo

8. Klasse

307

4.399

-

2.514

9. Klasse

100

3.178

220

1.583

10. Klasse

-

170

-

100

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

113


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabelle 38

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Integrierten Gesamtschulen, die ein kontinuierliches Praktikum absolvieren

1 Tag

2 Tage

8. Klasse

98

176

9. Klasse

673

-

10. Klasse

368

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012)

Tabelle 39

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Integrierten Gesamtschulen, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren

1 kPT / 2 Wo Block

1 kPT / 3 Wo Block

2 kPT / 2 Wo Block

5 kPT / 3 Wo Block

1 kPT / Wo (wahlweise)/ 2 Wo + 1 Wo (wahlweise)

8. Klasse

246

91

-

138

-

9. Klasse

808

230

272

-

103

10. Klasse

-

-

-

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

114


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Hauptschule Tabelle 40

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren – Teil I

1 Wo

1,5 Wo

2 Wo

3 Wo

4 Wo

5 Wo

6 Wo

8 Wo

1 x 4 x 3 Tg. / 2 Wo

8. Klasse

106

-

1.590

1.531

178

38

36

24

19

9. Klasse

-

20

1.878

1.131

10

-

-

13

-

10. Klasse

16

-

249

-

19

-

-

-

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Tabelle 41

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die ein Blockpraktikum absolvieren – Teil II 2 x 5 Tage (freiw.) AG Übergangsmanag. / 3 Wo

3 x3 Tg. pro SJ / 3 Wo

1 Tg. / Wo an Berufsschule / 4 Wo

Koop. Berufsschule / 3 Wo

1 x 2 x 4 Std. / 2 Wo

1 x 3 Tage (freiw.) bei IHK techn. Prakt. / 2 Wo

2 bzw. 4 Wo

8. Klasse

42

29

15

16

-

-

-

9. Klasse

-

-

-

-

17

58

30

10. Klasse

-

-

-

-

-

-

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

115


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabelle 42

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die ein kontinuierliches Praktikum absolvieren

0,5 Tage

1 Tag

2 Tage

1 x16 Tage im HJ

1 Tag im 1. HJ

8. Klasse

12

213

21

14

-

9. Klasse

-

870

58

-

-

10. Klasse

-

96

-

-

16

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Tabelle 43

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil I 1 kPT / 1 Wo Block

1 kPT / 2Wo Block

1kPT / 2,5 Wo Block

1 kPT / 3 Wo Block

1 kPT / 4 Wo Block

1 kPT / 6 Wo Block

0,5 kPT / 2 Wo Block

8. Klasse

102

523

17

363

71

34

-

9. Klasse

178

912

-

328

21

-

51

10. Klasse

-

16

-

-

-

-

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

116


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 44

Anzahl der Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil II 0,5 kPT / 3 Wo Block

1 Tag im 1. HJ / 2 Wo Block

1 Tag im 1. HJ / 3 Wo Block

1 Praxistag über 3 Mon. / 2 Wo Block

1 Tag im 2. HJ / 2 Wo Block

1. HJ - 5 Blöcke je 2 Tage, 1 Tag p. Wo / 2 Wo Block

8. Klasse

43

-

19

15

49

53

9. Klasse

-

17

-

20

-

-

10. Klasse

-

-

-

-

-

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle:

Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen Tabelle 45

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die ein Blockpraktikum absolvieren – Teil I

1 Wo

2 Wo

2,5 Wo

3 Wo

4 Wo

5 Wo

8. Klasse

-

147

10

488

172

21

9. Klasse

2

144

-

240

70

-

10. Klasse

-

35

-

71

46

4

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

117


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabelle 46

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die ein Blockpraktikum absolvieren – Teil II

6 Wo

8 Wo

2x / 1x2 Wo / 1x3Wo

(nach Bedarf) / 5 Wo

Teilweise / 6 Wo

1 Wo nach Bedarf

8. Klasse

9

6

4

17

-

-

9. Klasse

60

5

7

16

22

-

10. Klasse

13

-

5

-

-

2

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Tabelle 47

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die ein kontinuierliches Praktikum absolvieren

1 Tag

2 Tage

3 Tage

nach Bedarf

8. Klasse

4

-

-

-

9. Klasse

50

12

-

-

10. Klasse

62

3

13

3

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

118


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tabelle 48

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil I 0,5 kPT / 5 Wo Block

1 kPT / 1 Wo Block

1 kPT / 2 Wo Block

1 kPT / 3 Wo Block

1 kPT / 4 Wo Block

1 kPT / 5 Wo

1 kPT / 6 Wo Block

8. Klasse

16

13

39

167

41

9. Klasse

-

14

46

347

53

10

22

10. Klasse

-

52

76

37

26

-

4

23

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Tabelle 49

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil II 2 kPT / 3 Wo Block

2 kPT / 4 Wo Block

2 kPT / 5 Wo Block

2 kPT / 6 Wo Block

2 kPT / je nach ind Förderbedarf

2 kPT im 2. HJ / 2 Wo Block

2 kPT im 2.HJ / 3 Wo Block

8. Klasse

7

-

-

-

-

-

-

9. Klasse

-

25

-

-

26

4

-

10. Klasse

9

17

9

1

12

-

2

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

119


Spektrum und Qualität von Betriebspraktika in Hessen

Tabelle 50

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren – Teil III 1 kPT im 1. HJ / 3 Wo Block

1 kPT im 2. HJ / 2 Wo Block

1 kPT im 2. HJ / 3 Wo Block

1,5 kPT / 4 Wo Block

8. Klasse

10

6

-

-

9. Klasse

-

-

6

-

10. Klasse

-

-

-

10

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

120


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Schulen mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung Tabelle 51

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, die ein Blockpraktikum absolvieren

2 Wo

3 Wo

5 Wo

6 Wo

8 Wo

3-4 Wo

8. Klasse

14

18

4

2

1

-

9. Klasse

14

6

-

-

-

1

10. Klasse

2

-

-

-

-

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

Tabelle 52

Anzahl der Schülerinnen und Schüler in Schulen mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, die eine Kombination aus kontinuierlichen Praxistagen und Blockpraktika absolvieren 1 kPT / 1 Wo Block

1 kPT / 3 Wo Block

1 kPT / 4 Wo Block

8. Klasse

-

-

-

9. Klasse

9

1

2

10. Klasse

1

5

-

Anmerkung: Bei den Angaben zum Umfang des Praktikums handelt es sich um eigene Formulierungen der jeweiligen Schulen. Quelle: Umfrage der Hessen Agentur bei den hessischen Staatlichen Schulämtern (Oktober 2012).

121


Betriebliche Praktika in Hessen

Ergebnisse der Schülerbefragung Tabelle 53

Basisinformationen der Schülerinnen und Schüler

Basisinformationen der Schülerinnen und Schüler (N=1.028)

Anzahl

Prozent

weiblich

522

51

männlich

506

49

13

22

2

14

203

20

15

387

38

16

285

28

17

54

5

18

10

1

19

3

-

Keine Angaben

64

6

8. Klasse

302

29

9. Klasse

471

46

10. Klasse

253

25

2

-

Hauptschule oder Hauptschulzweig an einer kooperativen Gesamtschule (KGS)

241

23

Realschule oder Realschulzweig an einer kooperativen Gesamtschule (KGS)

272

27

Integrierte Gesamtschule (IGS)

499

49

Keine Angaben

16

2

Geschlecht

Alter

Klasse

Keine Angaben Schulform

Quelle: Befragung hessischer Schülerinnen und Schüler durch die Hessen Agentur (Juni/Juli 2013).

122


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung–

Expertengespräche Tabelle 54

Gesprächspartner der Expertengespräche

Arend, Karin

Assistentin der Pflegedienstdirektion, Agaplesion Diakonie Kliniken, Kassel

Beier, Klaus und Frielinghaus, Anne

Hessisches Kultusministerium, Wiesbaden

Bergzog, Thomas

Bundesinstitut für Berufliche Bildung, Bonn

Beutnagel, Ulrike

Gemeinnützige Arbeitsförderungsgesellschaft im Landkreis Kassel mbH (AGiL gGmbH), OloV Regionalkoordination Landkreis Kassel

Finke, Harald

Vogelsberg Consult GmbH, OloV Regionalkoordination Landkreis Vogelsberg

Haberl, Andreas

Handwerkskammer Wiesbaden

Kersten, Ralph

Amt für Arbeitsförderung, Statistik, Integration, Offenbach, OloV Regionalkoordination Stadt Offenbach

Konnerth, Marco

Berufsberatung, Agentur für Arbeit Frankfurt am Main

Ohm, Elke

Internistische Arztpraxis, Darmstadt

Riebel, Herrmann

Kreis Bergstraße - Fachdienst Jugendberufshilfe, OloV Regionalkoordination Landkreis Bergstraße

Rust, Matthias

Landesarbeitsgemeinschaft SchuleWirtschaft

Scheuerle, Dr. Brigitte

IHK Frankfurt am Main

Schöppner, Susanne

Pflegedienstleitung, Wohnpark Kranichstein, Seniorenwohnstift, Darmstadt

Caspar, Irene

Fachbereichsleitung Arbeitslehre, Geschwister-Scholl-Schule, Alsfeld

Reith, Hubertus und Fleischmann, Norbert

Konrektor, Fachbereichsleitung Arbeitslehre, Jahnschule Fulda

123



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