Ergebnisanalyse zuim "Gütesiegel Berufs- und

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Ergebnisanalyse zum „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Dr. Kerstin Frings Birgit Imelli Stefan Kuse

HA-Report 894 Wiesbaden 2015


Eine Veröffentlichung der

HA Hessen Agentur GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet

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Folke Mühlhölzer (Vorsitzender) Dr. Rainer Waldschmidt

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Erstellt für das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden www.wirtschaft.hessen.de

Die Untersuchung steht im Internet zum Download zur Verfügung. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Inhalt

Seite

1

Einleitung

1

2

„Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

2

2.1 Zertifizierungsverfahren

3

2.2 Aktuelle Verbreitung des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“

5

3

Zielsetzung und Konzeption der Studie

10

3.1 Zielsetzung der Studie

10

3.2 Betriebsbefragung

12

3.3 Expertengespräche

14

Betriebsbefragung

16

4.1 Beteiligung an der Befragung nach strukturellen Merkmalen der Betriebe

16

4.2 Bekanntheit des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“

19

4.3 Motive der Beteiligung an Berufsorientierungsmaßnahmen

21

4.4 Formen und Entwicklung der Beteiligung an Berufsorientierungsmaßnahmen

22

4.5 Einschätzung des Gütesiegels und der Entwicklungen im Bereich der Berufsorientierung in Hessen

25

Ergebnisse der Expertengespräche

32

5.1 Bekanntheit und Relevanz des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“

32

5.2 Wirkungen des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“

33

5.3 Einschätzung des Gütesiegels und der Entwicklungen im Bereich der Berufsorientierung in Hessen

35

Zusammenfassung und Fazit

38

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

44

Verzeichnis der Expertinnen und Experten

45

Datengrundlagen

45

Tabellenanhang

46

4

5

6

I



HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

1

Einleitung

Die schulische Berufs- und Studienorientierung trägt zur Vorbereitung junger Menschen auf das Berufs- und Arbeitsleben bei und soll einen möglichst zügigen und passgenauen Übergang in eine berufliche Ausbildung bzw. in ein Studium ermöglichen. Hiervon profitieren nicht nur die jungen Menschen, sondern auch die hessische Wirtschaft, die auf den Nachwuchs von Fachkräften angewiesen ist. Das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“ wird seit dem Schuljahr 2010/2011 an Schulen in Hessen vergeben. Es soll zertifizieren, dass die Schulen eine vorbildliche Berufsorientierung mit Förderung der Ausbildungsreife nach den Qualitätsstandards der hessenweiten Strategie „Optimierung lokaler Vermittlungsarbeit bei der Schaffung und Besetzung von Ausbildungsplätzen“ (OloV) gestalten und umsetzen. In Schulen mit gymnasialer Oberstufe und Beruflichen Gymnasien wird zudem die Studienorientierung bewertet. Das Gütesiegel zielt auf die Qualitätssicherung der Berufs- und Studienorientierung an den Schulen ab und soll die Kommunikation schulischer und außerschulischer Partner sowie den Wettbewerb von Ideen fördern. Auch soll es der Profilbildung der Schulen dienen, die mit ihrer Zertifizierung z. B. bei Erziehungsberechtigten werben können. Das Siegel wird auf drei Jahre befristet vergeben. Im Schuljahr 2013/2014 durchliefen die ersten Schulen die Rezertifizierung. Die vorliegende Studie zeigt, wie die hessische Wirtschaft die Einführung des Gütesiegels in Hessen bewertet, welche Fortschritte aus ihrer Sicht durch die Einführung des Gütesiegels bei der Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler erzielt wurden und welcher Handlungsbedarf gegebenenfalls weiter besteht. Damit kann die Studie als Informations- und Planungsgrundlage für etwaige politische Aktivitäten dienen. Das folgende Kapitel 2 stellt Grundzüge des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“ wie die Zielsetzung, den Ablauf des Zertifizierungsverfahrens und die aktuelle Verbreitung dar. Kapitel 3 zeigt die Zielsetzung und die wesentlichen Fragestellungen der Studie sowie die methodische Vorgehensweise zu deren Beantwortung auf. In Kapitel 4 werden die Ergebnisse einer Betriebsbefragung zum Gütesiegel und zur schulischen Berufsorientierung insgesamt präsentiert. Kapitel 5 stellt die Einschätzungen von im Handlungsfeld tätigen Experten zu den Ergebnissen bzw. Wirkungen des Gütesiegels sowie zu Handlungsbedarfen und Handlungsansätzen dar. Kapitel 6 fasst die Ergebnisse der Studie zusammen.1

1

Die nachfolgende Verwendung der männlichen Form etwa bei Berufsbezeichnungen soll das Lesen des Textes erleichtern. In der Regel sind damit jedoch beide Geschlechter gemeint.

1


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

2

„Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Die allgemeinbildenden Schulen haben laut Hessischem Schulgesetz die Aufgabe, Schülerinnen und Schüler auf den Übergang in die Berufswelt vorzubereiten.2 Sie müssen spätestens ab der Jahrgangsstufe 7 umfassend über die beruflichen Möglichkeiten informieren und sollen gemäß „Erlass zur Ausgestaltung der Berufs- und Studienorientierung in Schulen mit den Bildungsgängen Haupt- und Realschule sowie in Schulen mit dem Bildungsgang im Förderschwerpunkt Lernen" dazu beitragen, dass die notwendigen fachlichen und überfachlichen Kompetenzen erworben werden.3 Das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“ soll zertifizieren, dass „Schulen eine vorbildliche Berufsorientierung mit Förderung der Ausbildungsreife nach den OloV-Qualitätsstandards gestalten und umsetzen.“4 Das Siegel ist zum Schuljahr 2011/12 aus dem „Gütesiegel Berufsorientierung Hessen“ hervorgegangen, weil seitdem in Schulen mit gymnasialer Oberstufe und Beruflichen Gymnasien auch die Studienorientierung bewertet wird. Partner bzw. Initiatoren des Gütesiegels sind das Hessische Kultusministerium, das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, die Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT, die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V., die Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern, die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern und die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit. Das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“ ist Mitglied im bundesweiten Netzwerk BerufswahlSIEGEL, das den Erfahrungsaustausch und die Erarbeitung gemeinsamer Standards über Landesgrenzen hinweg ermöglichen soll.5 Für operative Tätigkeiten des Zertifizierungsverfahrens, die Koordination und Weiterentwicklung des Gütesiegels gibt es ein Projektbüro. Dieses war bis Ende 2014 beim Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik - INBAS GmbH eingerichtet. Seit Anfang 2015 befindet es sich in der Industrie- und Handelskammer Darmstadt. Nach Auslaufen der ESF-Kofinanzierung werden die Tätigkeiten über private Stiftungsmittel finanziert.

2

3 4 5

2

Vgl. § 2 Absatz 2 Satz 9 und § 5 Absatz 2 Hessisches Schulgesetz (Schulgesetz - HSchG -) in der Fassung vom 14. Juni 2005, zuletzt geändert durch Gesetz vom 22. Mai 2014 (GVBl. S. 134) sowie Erlass vom 17. Dezember 2012 II.2 BE – 170.000.125 – 20 – Gült. Verz. Nr. 7200 (ABl. 1/13 S. 6ff) bzw. dessen Fortführung in seiner jeweils gültigen Form. Der Erlass verlor Ende 2014 seine Gültigkeit. Aktuell wird ein neuer Erlass erarbeitet. Quelle der Informationen im vorliegenden Kapitel ist, wenn nicht anders kenntlich gemacht, die Internetseite http://www.olovhessen.de/guetesiegel (Abruf: 19. Dezember 2014). Vgl. zum bundesweiten Netzwerk Berufswahl-SIEGEL http://www.netzwerk-berufswahl-siegel.de (Abruf: 19. 12. 2014).


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2.1

Zertifizierungsverfahren

Das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen" wird aktuell an Hauptschulen, Realschulen, Mittelstufenschulen, Gymnasien / Schulen mit gymnasialer Oberstufe / Berufliche Gymnasien, Schulen mit Sekundarstufe I und II in freier Trägerschaft, Integrierte und Kooperative Gesamtschulen, Schulen mit Förderschwerpunkt Lernen sowie Schulen mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung verliehen. Um die Verleihung können sich Schulen bewerben. Für die Bewerbung schätzen sie zunächst auf einem Selbstbewertungsbogen ein, ob bzw. wie sie in vier Themenbereichen einzelne Bewertungskriterien erfüllen.6 Im Hinblick auf die Bewertungskriterien, die in der Regel die Durchführung bestimmter Maßnahmen darstellen, können sie jeweils vier (Fortschritts-)Stufen erreichen, von „noch nicht begonnen“ bis hin zu „Ziele entsprechend der OloV-Qualitätsstandards erreicht“. Anforderungen bzw. Bewertungskriterien sind beispielsweise, dass Schulen ihre einzelnen BSO-Maßnahmen strukturiert in einem Gesamtkonzept bzw. BSO-Curriculum im Schulprogramm darstellen, dass Praktika im Unterricht vor- und nachbereitet werden sollen oder dass Schülerinnen und Schüler Gelegenheit zu Betriebserkundungen erhalten.7 Die inhaltliche Prüfung und Bewertung der Bewerbungsunterlagen wird von einer Jury vorgenommen, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, des Hessischen Kultusministeriums, der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern, der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, der Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT, der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V. und der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit zusammensetzt. Schulen mit geeigneter Bewerbung werden durch Audit-Teams vor Ort begutachtet. Das Audit-Team setzt sich in der Regel aus drei Vertreterinnen und Vertretern von a) Unternehmen, b) Schulleitungen und c) anderen Institutionen wie Kammern oder Agenturen für Arbeit zusammen. Das Audit umfasst Gespräche mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, der Schulleitung sowie Kooperationspartnern und gegebenenfalls auch Elternvertretern. Die im Bewerbungsbogen gemachten Angaben werden auf ihre praktische Umsetzung geprüft.8

6

7 8

Die vier Themenbereiche sind „Einordnung der Berufs- und Studienorientierung mit Förderung der Ausbildungsreife in das schulische Gesamtkonzept“, „Schlüsselqualifikationen / Kompetenzen“, „Kooperationen“, „Praktika und Lernortwechsel“. Die Bewertung orientiert sich am EFQM-Prozess in Unternehmen und Organisationen (European Foundation for Quality Management). Vgl. http://www.olov-hessen.de (Abruf: 30.01.2015). Ein detaillierter Überblick über die Themenbereiche und die für die Verleihung des Gütesiegel im Einzelnen zu erfüllenden Kriterien findet sich unter http://www.olov-hessen.de (Abruf: 30.01.2015). Bei den externen Partnern und den Erziehungsberechtigten spielt die Kooperation eine große Rolle, d.h. inwieweit sie in den BSO-Prozess mit einbezogen sind. Die Schülerinnen und Schüler werden befragt, wie sie auf den Übergang Schule-

3


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Die Audit-Teams teilen ihr Ergebnis der Jury mit und diese entscheidet schließlich über die Vergabe des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen". Die für drei Jahre zertifizierten Schulen werden in einer öffentlichen Veranstaltung geehrt, sie erhalten eine Urkunde sowie ein Schild für den Aushang im Schulgebäude und dürfen das Gütesiegel im Briefkopf führen. Seit dem Schuljahr 2013/14 gibt es zwei Zertifizierungsverfahren: die Erst- und die Rezertifizierung. Das Audit wird bei beiden Zertifizierungen ähnlich durchgeführt. Allerdings muss die Schule bei der Bewerbung um die Rezertifizierung ausführlich beschreiben, was in den letzten drei Jahren verbessert wurde. Weiterentwicklungen z. B. entsprechend den Empfehlungen aus dem ersten Audit müssen erkennbar sein. Unabdingbar zu erfüllende Kriterien für die Verleihung des Siegels sind:9  Die erforderliche Dokumentation zur Umsetzung des BSO-Konzeptes liegt vor.  Das Auditteam erhält Einsicht in diese Dokumentation.  Alle Maßnahmen müssen begonnen sein.  Die Schule hat sich weiter entwickelt.  Die Empfehlungen aus dem ersten Audit sind / werden umgesetzt.  Das BSO-Konzept wird vom Kollegium und der Schulleitung getragen.  Maßnahmen der Lehrerfortbildung fließen in den BSO-Prozess ein.  Die Eltern sind in den BSO-Prozess eingebunden.  Es gibt verbindliche Kooperationsvereinbarungen mit Ausbildungsbetrieben.  Der Berufswahlpass oder ein vergleichbares Portfolio wird von allen Schülerinnen und Schülern ab Klasse 7 regelmäßig genutzt.  Die Schule führt in der Jahrgangsstufe 7 eine Kompetenzfeststellung mit den Schwerpunkten soziale, personale und methodische Kompetenz durch.  Praktika und Kompetenzfeststellung sind miteinander verzahnt (individuelle Beratung).

9

4

Beruf vorbereitet werden. Hier sind von besonderer Bedeutung der Einsatz des Berufswahlpasses, die Vor- und Nachbereitung des Praktikums und die Kompetenzfeststellung. Lehrkräfte werden dazu befragt, inwieweit das BSO-Curriculum in der Schule umgesetzt wird und ob sie an Fortbildungen zur BSO teilgenommen haben oder aktiv in Arbeitskreisen mitwirken. Zusätzlich erhält das Auditteam auch einen Einblick, welche Räumlichkeiten für die BSO zur Verfügung stehen, wie die BSO in der Schule und auf der Schul-Homepage präsentiert wird. http://www.olov-hessen.de (Abruf: 30.01.2015).


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2.2

Aktuelle Verbreitung des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Seit dem Schuljahr 2010/2011 wurden, mit Stand Februar 2015, insgesamt 169 Schulen mit dem Gütesiegel ausgezeichnet. Von den 90 Schulen, die als erste im Schuljahr 2010/2011 das Gütesiegel erhielten, wurden dabei bereits 59 Schulen erfolgreich rezertifiziert. Die weiteren 31 Schulen verzichteten auf eine erneute Bewerbung oder durchliefen das Verfahren erfolglos. Aktuell tragen insgesamt 138 Schulen in Hessen das Gütesiegel, 79 davon sind erstmalig zertifiziert. Die Dynamik der Ausweisung neuer Gütesiegel-Schulen hat somit im Zeitablauf abgenommen – insofern etabliert sich offenbar ein Kern von mit dem Gütesiegel ausgezeichneten Schulen.10 Von allen öffentlichen hessischen Schulen, die in der Sekundarstufe unterrichten, tragen rund 17 % das Gütesiegel. Vergleichsweise häufig zählen dabei die Gesamtschulen und die Förderschulen zu den GütesiegelSchulen, während Gymnasien seltener ausgezeichnet wurden. Letzteres kann auch darauf zurückgeführt werden, dass an Gymnasien weniger die Berufsorientierung als vielmehr die Studienorientierung im Fokus stehen dürfte, die wiederum erst seit dem Schuljahr 2011/2012 durch das Gütesiegel honoriert wird. Abbildung 1 140

Schulen mit Gütesiegel im Schuljahr 2013/2014 in % aller hessischen Schulen der jeweiligen Schulform

138

120

Haupt- und/oder Realschule

21

Gesamtschule

20

100 80 60

47

40

Förderschule

40

20

12

0 Insgesamt

davon:

Gesamtschule

Förderschule

19

39

Hauptund/oder Realschule

Gymnasium

Insgesamt

17

Gymnasium

7 0

5

10

15

20

25

Quelle: INBAS GmbH, HMWEVL, Hessisches Statistisches Landesamt (2014). Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur.

10 Im Schuljahr 2011/2012 erhielten 31 Schulen das Gütesiegel, im Schuljahr 2012/2013 30 Schulen. 70 Schulen strebten Im Schuljahr 2013/2014 eine Rezertifizierung an. Kategorisiert wird in den Darstellungen nach der Form der Schule als Einrichtung, nicht nach der Schulform, die die Schülerinnen und Schüler absolvieren. Als „Gesamtschulen“ wurden schulformbezogene (kooperative) Gesamtschulen und schulformübergreifende (integrierte) Gesamtschulen zusammengefasst. Unter „Haupt- und/oder Realschulen“ fallen Schulen, die beide Schulformen oder nur eine abdecken.

5


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Die in Absolutzahlen betrachtet meisten öffentlichen Gütesiegel-Schulen finden sich in Südhessen, wie die folgende Tabelle verdeutlicht. Tabelle 1

Regionalverteilung der Gütesiegel-Schulen in Hessen im Schuljahr 2013/2014 in % (Sekundarstufe) Gütesiegel-Schulen davon: insgesamt

Region absolut Darmstadt, Wissenschaftsstadt 4 Frankfurt am Main, Stadt 8 Offenbach am Main, Stadt Wiesbaden, Landeshauptstadt 4 Bergstraße 1 Darmstadt-Dieburg 11 Groß-Gerau 5 Hochtaunuskreis 4 Main-Kinzig-Kreis 9 Main-Taunus-Kreis 3 Odenwaldkreis 3 Offenbach 4 Rheingau-Taunus-Kreis 3 Wetteraukreis 7 Gießen 4 Lahn-Dill-Kreis 8 Limburg-Weilburg 2 Marburg-Biedenkopf 10 Vogelsbergkreis 4 Kassel, documenta-Stadt 8 Fulda 8 Hersfeld-Rotenburg 6 Kassel 7 Schwalm-Eder-Kreis 8 Waldeck-Frankenberg 5 Werra-Meißner-Kreis 2 RB Darmstadt 66 RB Gießen 28 RB Kassel 44 Hessen 138 Quelle: Vgl. Tabelle A3 im Anhang.

6

Förderschule

Haupt- und/oder Gesamtschule Realschule

Gymnasium

in % in % in % in % in % aller absolut aller absolut aller absolut aller absolut aller Schulen Schulen Schulen Schulen Schulen 17,4 9,3

1 1

25,0 4,8

3

13,6

10,5 2,9 32,4 17,2 15,4 17,3 12,0 25,0 10,8 11,1 17,5 11,8 26,7 8,3 23,8 23,5 22,9 21,6 40,0 35,0 26,7 17,2 12,5 13,8 19,0 24,2 17,1

2

22,2

1

12,5

3 2 2 2

23,1 25,0 40,0 14,3

1

33,3

2 2 2 1 2

20,0 25,0 20,0 10,0 33,3

1 5 1 1 2 1 3

20,0 26,3 33,3 100,0 40,0 25,0 27,3

3 1 4 5 1 2 2

23,1 16,7 36,4 50,0 25,0 40,0 20,0

2 2 3 1 1 3

25,0 20,0 23,1 25,0 14,3 18,8

19 7 14 40

15,6 17,5 25,9 18,5

3 4 1 19 8 12 39

60,0 30,8 100,0 18,3 21,1 27,9 21,1

1 2

14,3 12,5

1 1 5 2 1 2 2 2

11,1 16,7 33,3 25,0 20,0 18,2 18,2 33,3

1 3 4

11,1 20,0 33,3

4

50,0

3

37,5

4 5 2 1 1 20 11 16 47

44,4 35,7 22,2 33,3 12,5 15,5 23,9 29,1 20,4

2 2

18,2 7,4

2 1

66,7 14,3

1

10,0

2

100,0

1

100,0

1

16,7

8 2 2 12

6,5 8,7 6,7 6,8


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Bezogen auf die Gesamtzahl der Schulen ist jedoch vor allem die Beteiligung der Schulen im Regierungsbezirk Kassel am Gütesiegel überdurchschnittlich hoch. Insbesondere die Kreise Hersfeld-Rotenburg und Kassel ragen hervor: Bei einer vergleichsweise geringen Gesamtzahl an Schulen ist dort etwa jede dritte eine GütesiegelSchule (vgl. auch Tabelle A3 im Anhang). In Südhessen liegt die Versorgung mit Gütesiegel-Schulen regional nur selten über dem Durchschnitt von rund 17 %. Die Stadt Offenbach weist dabei (noch) gar keine Gütesiegel-Schule auf.11 Eine hohe Zahl von Gütesiegel-Schulen gibt es hingegen im Landkreis Darmstadt-Dieburg, in dem ebenfalls etwa jede dritte Schule das Gütesiegel trägt (vgl. Tabelle 1). Die Übersicht verdeutlicht auch eine regional unterschiedliche Beteiligung der Schulformen am Gütesiegel. Im Vogelsbergkreis beispielsweise tragen beide Gymnasien bzw. 100 % das Gütesiegel, während in vielen anderen Regionen keine Gymnasien ausgezeichnet wurden. Gleiches gilt in abgeschwächter Form für die weiteren Schulformen Förderschule, Haupt- und/oder Realschule sowie Gesamtschule. Insofern dürften neben der regionalen Schulstruktur weitere Größen einen Einfluss auf die (erfolgreiche) Bewerbung um das Gütesiegel haben. Zu berücksichtigen ist bei den Gegenüberstellungen, dass regional sowohl die absolute Anzahl der Schulen als auch ihre Zusammensetzung bzw. Struktur unterschiedlich ausfallen. Starke relative Unterschiede der Beteiligung am Gütesiegel können auch auf eine unterschiedliche Anzahl vorhandener Schulen als Basis bzw. Nenner zurückzuführen sein. An den Gütesiegel-Schulen befinden sich rund 74.000 Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe. Somit werden aktuell rund 18 % aller hessischen Schülerinnen und Schüler an Gütesiegel-Schulen unterrichtet. Dieser Anteil entspricht in etwa dem der Schulen (17 %). Aufgrund der zumeist großen Anzahl der Schülerinnen und Schüler an Gesamtschulen stammen die meisten Gütesiegel-Schülerinnen und -Schüler von einer Gesamtschule. Förderschulen hingegen sind unter den Gütesiegel-Schulen zwar stark vertreten, stellen jedoch nur 5 % der Gütesiegel-Schülerinnen und -Schüler (vgl. auch Tabelle A4 im Anhang).

11 Dies führen die im Rahmen der Studie befragten Experten u.a. auf Alternativangebote zurück.

7


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Abbildung 2 80.000

Schülerinnen und Schüler an Gütesiegel-Schulen im Schuljahr 2013/2014 in % aller Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Schulform

74.066 Haupt- und/oder Realschule

26

60.000 Gesamtschule

24

41.805 40.000 Förderschule

22

16.996

20.000

11.495

Insgesamt

18

3.770 0 Insgesamt

davon:

Gesamtschule

HauptGymnasium Förderschule und/oder Realschule

Gymnasium

8 0

5

10

15

20

25

30

Quelle: INBAS GmbH, HMWEVL, Hessisches Statistisches Landesamt (2014). Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur.

Der Verteilung der Schulen entsprechend gibt es, in Absolutbetrachtung, auch die meisten Gütesiegel-Schülerinnen und -Schüler in Südhessen. Jedoch ist bezogen auf die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler die Reichweite des Gütesiegels wiederum in den Regierungsbezirken Kassel und Gießen überdurchschnittlich hoch, die in Südhessen unterdurchschnittlich (vgl. Tabelle 2). Der größte Anteil zeigt sich in den Kreisen Hersfeld-Rotenburg, Vogelsberg, Kassel, Darmstadt-Dieburg und – mit leichtem Abstand – Odenwald sowie Marburg-Biedenkopf. Neben der Stadt Offenbach gibt es auch in den Städten Wiesbaden und Frankfurt sowie in den Kreisen Offenbach, Hochtaunus, Rheingau-Taunus vergleichsweise geringe Anteile an Gütesiegel-Schülerinnen und -Schülern. In Nord- und Mittelhessen hingegen fällt der Anteil allein im Kreis Limburg-Weilburg sehr gering aus, obwohl dort vergleichsweise viele Schülerinnen und Schüler Haupt- und/oder Realschulen besuchen.

8


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 2

Regionalverteilung der Schülerinnen und Schüler an Gütesiegel-Schulen in Hessen im Schuljahr 2013/2014 (Sekundarstufe) Gütesiegel-Schülerinnen und -Schüler davon: Haupt- und/oder Gesamtschule Förderschule Realschule

insgesamt Region absolut

Darmstadt, Wissenschaftsstadt Frankfurt am Main, Stadt Offenbach am Main, Stadt Wiesbaden, Landeshauptstadt Bergstraße Darmstadt-Dieburg Groß-Gerau Hochtaunuskreis Main-Kinzig-Kreis Main-Taunus-Kreis Odenwaldkreis Offenbach Rheingau-Taunus-Kreis Wetteraukreis Gießen Lahn-Dill-Kreis Limburg-Weilburg Marburg-Biedenkopf Vogelsbergkreis Kassel, documenta-Stadt Fulda Hersfeld-Rotenburg Kassel Schwalm-Eder-Kreis Waldeck-Frankenberg Werra-Meißner-Kreis RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel Hessen

Gymnasium

in % in % in % in % in % aller absolut aller absolut aller absolut aller absolut aller Schulen Schulen Schulen Schulen Schulen

2.987

23,8

240

53,7

3.809

9,7

169

8,8

912

13,3

569

20,5

2.178

25,4

960

9,0

1.768

8,9

1.371

7,3

245

30,0

383

10,3

1.852

10,3

743

16,7

7.579

40,2

206

24,9

2.497

14,7

191

29,2

1.228

7,0

236

58,0

290

5.154

18,6

142

13,7

2.938

19,1

2.256

34,3

1.365

6,2

235

34,9

1.048

8,4

195

3.891

17,3

221

3.159

17,5

100

9,9

3.413

20,5

279

44,0

766

6,0

5.380

32,9

144

2.780

43,7

36

2.521

17,1

2.317

14,9

3.998

53,1

85

33,1

3.143

49,1

4.783

40,5

260

48,1

4.523

42,1

3.132

23,7

172

22,6

2.736

24,2

1.852

37,5

5.175

35,0

1.971

86,1

1.768

25,2

538

7,6

12,6

702

11,1

1.813

27,7

3.199

28,2

871

55,5

2.067

24,6

555

100,0

1.701

36,9

1.130

42,0

28,5

853

45,0

23,4

1.613

40,6

1.411

14,5

1.872

100,0

770

96,1

987

21,7

7,5

227

24,0

977

39,4

766

20,3

21,6

954

34,3

15,5

872

59,5

263

29,7

273

25,8

351

57,9

1.966

28,6

646

8,2

3.059

25,3

2.157

23,8

4.282

64,9

1.985

41,0

643

33,5

1.330

22,3

1.772

38,4

964

47,2

1.106

17,0

126

100,0

980

18,7

37.975

14,8

2.080

21,1

8.647

21,6

19.382

18,9

7.866

15.498

22,1

559

18,9

3.569

32,3

9.498

26,4

1.872

9,3

20.593

25,6

1.131

27,6

4.780

32,6

12.925

34,2

1.757

7,3

74.066

18,2

3.770

22,3

16.996

25,9

41.805

23,7

11.495

7,7

Quelle: Vgl. Tabelle A4 im Anhang.

9


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

3

Zielsetzung und Konzeption der Studie

3.1

Zielsetzung der Studie

Übergeordnete Zielsetzung der vorliegenden Studie ist, Ergebnisse bzw. Wirkungen der Einführung des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“ aufzuzeigen. Im Vordergrund steht dabei, die Perspektive der hessischen Wirtschaft auf das Gütesiegel und die Entwicklungen im Bereich der Berufsorientierung zu vermitteln. Wirkungen im Bereich der Studienorientierung werden nicht betrachtet.12 Im Fokus stehen grundsätzliche Einschätzungen zum Gütesiegel, nicht die Bewertung einzelner Gütesiegel-Schulen. Die potenziellen Wirkungen des Gütesiegels sind vielfältig. Sie können z. B. darin bestehen, Binnenveränderungen im „System Schule“, Verbesserungen in der Kommunikation von Schulen und Betrieben oder über den Werbeeffekt eine Verhaltensänderung bei Erziehungsberechtigten und Betrieben auszulösen. Letztlich soll das Gütesiegel einen Beitrag leisten zur Sicherung bzw. Steigerung von Qualität und Quantität der Berufs- und Studienorientierungsmaßnahmen, die wiederum auf einen möglichst reibungslosen Übergang von der Schule auf berufliche bzw. akademische Qualifzierungswege abzielen. Eine Ergebnisanalyse zum Gütesiegel kann somit an vielen Stellen ansetzen. Problematisch ist es jedoch grundsätzlich, die Veränderungen von Zielgrößen kausal auf das Gütesiegel zurückzuführen und die Wirkungen quantitativ, statistisch zu messen. Dies hat u. a. die folgenden Gründe:  Das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“ wirkt nicht allein auf die Zielgrößen – es ist ‚ein‘ Baustein der Berufs- und Studienorientierung. Andere Aspekte wie die schulische und soziale Grundbildung dürften dabei auch einen stärkeren Einfluss z. B. auf die Eignung für den Arbeitsmarkt ausüben.  Das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“ entfaltet seine Wirkungen überwiegend mit einer zeitlichen Verzögerung. Der Orientierungsprozess startet in Klasse 7 – die Schüler gehen noch mindestens zwei Jahre zur Schule. Das Gütesiegel wurde erstmalig im Jahr 2010/2011 an eine begrenzte Zahl von Schulen vergeben, so dass sich Veränderungen an der ersten Schwelle in die berufliche bzw. akademische Ausbildung noch nicht erkennbar in Statistiken niederschlagen dürften. Für die zweite Schwelle nach der Ausbildung in den Beruf kann das Gütesiegel aktuell noch keine Auswirkungen haben.

12 Für diese können auch vor dem Hintergrund der Einführung des Gütesiegels im Jahr 2010/2011 noch kaum Erfahrungen in der Privatwirtschaft vorliegen.

10


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Vor diesem Hintergrund behandelt die Studie im Einzelnen folgende Fragestellungen:  Welche Bekanntheit und Relevanz hat das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“ bei Betrieben in Hessen? Gibt es diesbezüglich regionale oder branchenspezifische Besonderheiten?  Wie hat sich das Engagement der Betriebe im Bereich der Berufsorientierung (an Gütesiegel- und Nicht-Gütesiegel-Schulen) qualitativ und quantitativ entwickelt? Was sind dafür die Hinter- bzw. Beweggründe?  Wie hat sich die Kooperation der am Prozess der Berufsorientierung beteiligten Personen und Institutionen (Unternehmen bzw. andere außerschulische Akteure) qualitativ und quantitativ entwickelt? Gibt es Unterschiede bei Gütesiegel- und Nicht-Gütesiegel-Schulen?  Nutzen Betriebe den Berufswahlpass bzw. ein vergleichbares Portfolio im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs für einen Ausbildungsplatz, um sich über Bewerberinnen und Bewerber zu informieren?  Wie zufrieden sind Vertreter der Wirtschaft mit den Entwicklungen im Bereich der Berufsorientierung (in Gütesiegel- im Vergleich zu Nicht-Gütesiegel-Schulen): Hat sich die Vorbereitung junger Menschen auf das Berufs- und Arbeitsleben konkret verbessert?  Welche wesentlichen Probleme im Hinblick auf das Gütesiegel, die Kooperation zwischen Schulen und Betrieben sowie die Berufsorientierung bestehen eventuell weiterhin?  Welche Handlungsansätze gibt es im Hinblick auf das Gütesiegel, die Kooperation zwischen Schulen und Betrieben sowie die Berufsorientierung? Zur Beantwortung der genannten Fragenkomplexe dienten eine Online-Befragung von Betrieben in Hessen sowie leitfadengestützte Gespräche mit Akteuren der Wirtschaft.

11


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

3.2

Betriebsbefragung

Ein Standbein der Untersuchung bildete eine Befragung hessischer Betriebe, um zu den genannten Fragestellungen „Informationen aus erster Hand“ zu erhalten. Aus dem großen Kreis möglicher Adressaten der Befragung – in Hessen gibt es aktuell rund 160.000 Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – wurde eine Auswahl getroffen: Einschätzungen zu den Ergebnissen der Einführung des Gütesiegels und zu Veränderungen im Bereich der Berufsorientierung sind vor allem von solchen Betrieben wertvoll, die im Hinblick auf die Berufsorientierung und möglichst auch in der Zusammenarbeit mit zertifizierten Schulen bereits über konkrete und umfangreiche Erfahrungen verfügen.13 Vor diesem Hintergrund wurden ausgesuchte Gütesiegel-Schulen mit Unterstützung des Hessischen Kultusministeriums gebeten, für die Online-Befragung die Postanschriften der Betriebe zu übermitteln, bei denen ihre Schülerinnen und Schüler Orientierungsphasen absolvieren bzw. absolviert haben. Die Bitte richtete sich an Schulen, die sich im Schuljahr 2013/2014 für eine Rezertifizierung bewarben und somit zu diesem Zeitpunkt bereits drei Schuljahre das Gütesiegel führten. Da der Fokus der Studie auf der Berufsorientierung liegt, wurden insgesamt 50 Schulen mit den berufsqualifizierenden Bildungsgängen der Hauptund Realschule angeschrieben, darunter gemäß Angaben von INBAS 1 Hauptschule, 2 Grund- und Hauptschulen, 5 Grund-, Haupt- und Realschulen, 7 Grund-, Haupt- und Realschulen mit Förderstufe, 6 Haupt- und Realschulen, 3 Haupt- und Realschulen mit Förderstufe, 1 Realschule, 11 integrierte Gesamtschulen und 14 kooperative Gesamtschulen.14 Die Schulen verteilen sich auf alle 15 Schulamtsbezirke. Mit ergänzenden Informationen aus der Lehrer- und Schülerdatenbank (LUSD) des Hessischen Kultusministeriums für diese 50 Schulen standen nach Bereinigung insgesamt ca. 5.800 Betriebsadressen in Hessen zur Verfügung. Das Adressmaterial war allerdings sehr heterogen: Die Anzahl der Adressen pro Schule variierte zwischen 1 und 860. In der Mehrzahl der Fälle standen pro Gütesiegel-Schule bis zu 10 Adressen zur Verfügung. Je geringer die Anzahl der Adressen je Schule, desto eher dürfte es sich um engere Kooperationspartner handeln, die zwar vergleichsweise gut über die Veränderungen im Bereich der Berufsorientierung informiert sind, deren Bereitschaft zur Teilnahme an der Befragung allerdings überdurchschnittlich hoch ausfallen kann, was wiederum die Gefahr einer Verzerrung der Befragungsergebnisse birgt. Das Adressmaterial konnte zudem nur 31 von 50 angeschriebenen Schulen zugeordnet werden. Allerdings meldeten diese Schulen auch einige Betriebsadressen in anderen, entfernten Kreisen, so dass sich die regionale Konzentration wieder etwas relativierte.

13 Z. B. weil Schüler bei ihnen Praktika absolviert haben oder weil ehemalige Schüler aus zertifizierten Schulen ausgebildet werden. 14 Förderschulen und Gymnasien bzw. gymnasiale Oberstufen standen nicht im Fokus der Untersuchung und dürften durch eine stärkere Heterogenität der schulischen Prozesse im Bereich Berufs- und Studienorientierung gekennzeichnet sein.

12


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Für die Online-Befragung wurden zudem (als Kompromisslösung) letztlich alle vorhandenen Adressen bis zu einer Maximalanzahl von 300 per Zufall ausgewählten Betrieben pro Kreis bzw. kreisfreie Stadt genutzt. Dadurch reduzierten sich der Einfluss von im Adressmaterial sehr stark vertretenen Regionen und die Gesamtzahl der befragten Betriebe auf ca. 4.000 Betriebe. Von diesen Betriebsadressen waren rund 500 offenbar veraltet, so dass als Grundgesamtheit letztlich rund 3.500 Betriebe in die Befragung einbezogen waren. Die regionale Verteilung der Schulen und der Betriebe, an die die Anschreiben versendet wurden, zeigt die folgende Übersicht: Tabelle 3

Regionalverteilung befragter Betriebe nach Schulen auf Regierungsbezirksebene

Standort der Schule RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel Hessen

RB Darmstadt absolut in % 2.262 99,5 6 1,7 6 0,7 2.274 65,7

Standort des Betriebs RB Gießen RB Kassel absolut in % absolut in % 10 0,4 2 0,1 333 97,1 4 1,2 4 0,5 836 98,8 347 10,0 842 24,3

Hessen absolut in % 2.274 65,7 343 9,9 846 24,4 3.463 100,0

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur. Vgl. zur Regionalverteilung auch Tabelle A5 im Anhang.

Die Verteilung der Betriebsadressen entspricht regional zufällig in etwa der Verteilung der Schulen, denen die Adressen zugeordnet werden konnten: 18 Schulen befinden sich im RB Darmstadt (60 %), 8 in Kassel (27 %) und 4 im Regierungsbezirk Gießen (13 %). Das zur Verfügung stehende Adressmaterial erlaubt keine tiefergehenden regional differenzierten Analysen. Eine hohe Anzahl von Gütesiegel-Schülern einerseits und Betriebsadressen andererseits lag nur für Frankfurt, Wiesbaden und die Kreise GroßGerau, Offenbach, Wetterau, Marburg-Biedenkopf und Hersfeld-Rotenburg vor (vgl. Tabelle A5 im Anhang). Die Online-Befragung wurde im Februar 2015 mittels eines Anschreibens des Wirtschaftsministeriums durchgeführt. Der Fragebogen behandelte die Formen und Entwicklung der betrieblichen Beteiligung an Berufsorientierungsmaßnahmen, die Bekanntheit und Relevanz des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“ für die Betriebe, zudem grundsätzliche Einschätzungen zum Gütesiegel und zu den Entwicklungen der Berufsorientierung in Hessen.

13


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

3.3

Expertengespräche

Zweites Standbein der Untersuchung sind insgesamt acht Expertengespräche mit wirtschaftsnahen Akteuren im Handlungsfeld, die Adressaten und in der Regel zugleich Impulsgeber der Entwicklungen im Bereich der Berufs- und Studienorientierung allgemein sowie des Gütesiegels im Speziellen sind. Interviewt wurden Vertreterinnen und Vertreter von:  Industrie- und Handelskammer (IHK),  Handwerkskammer (HWK),  regionalen Agenturen für Arbeit bzw. Jobcentern,  Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik GmbH (INBAS),  der Bundes- und der Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT. Um die Perspektive städtischer und ländlicher Regionen einzufangen, wurden zum Teil zwei Gesprächspartner mit dem gleichen institutionellen Hintergrund interviewt (siehe Verzeichnis der Expertinnen und Experten). Inhaltliche Schwerpunkte der Gespräche waren:  Bekanntheit und Relevanz des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“ bei Wirtschaft und Unternehmen,  Effekte der Einführung des Gütesiegels in Hessen, z. B. quantitative und qualitative Entwicklung der Beteiligung am Prozess der Berufsorientierung (an Gütesiegelund Nicht-Gütesiegel-Schulen) sowie deren Hintergründe,  Nutzung der Berufswahlpasses bzw. eines vergleichbaren Portfolios durch die Betriebe,  Zufriedenheit der Wirtschaft mit der Entwicklung der Berufsorientierung an den Schulen bzw. der Vorbereitung junger Menschen auf das Berufs- und Arbeitsleben (wesentliche Probleme und Handlungsansätze im Hinblick auf das Gütesiegel, die Kooperation zwischen Schulen und Betrieben sowie die Berufsorientierung). Die leitfadengestützten Interviews hatten je nach Interviewpartner bzw. bekleideter Funktion und damit nach Perspektive des Gesprächspartners einen unterschiedlichen Fokus. Die Fragestellungen wurden auf Basis der Aussagen bereits interviewter Experten weiterentwickelt. Den Experten sicherte die Hessen Agentur Vertraulichkeit der erhaltenen Informationen dahingehend zu, dass die Auswertungen der Gespräche kei-

14


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nen Rückschluss auf einen bestimmten Experten zulassen. Daher werden die Aussagen der Experten zu einer bestimmten Frage nicht nach Einzelpersonen differenziert dargestellt. Somit ist auch eine direkte Gegenüberstellung der Ansichten der Experten nicht möglich. Angesichts der begrenzten Anzahl an Expertengesprächen waren zudem a priori keine repräsentativen Ergebnisse etwa für die Gruppe der Unternehmen, der politischen oder im Bereich der Arbeitsvermittlung tätigen Akteure ermittelbar. Die Gespräche wurden dazu genutzt, einen Überblick über die wesentlichen regionalen und branchenspezifischen Aspekte sowie über mögliche Stellschrauben zu gewinnen, Argumente aufzunehmen und zu hinterfragen sowie darauf aufbauend ein konsistentes Gesamtbild abzuleiten. Die Erkenntnisse aus den Expertengesprächen fließen nachfolgend zunächst ergänzend in die Darstellungen ein. Im Vordergrund stehen diese Informationen in Kapitel 5.

15


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

4

Betriebsbefragung

4.1

Beteiligung an der Befragung nach strukturellen Merkmalen der Betriebe

Von insgesamt 3.463 angeschriebenen Betrieben beteiligten sich 360 bzw. 10,4 % an der Befragung. Diese Rücklaufquote kann für diese Online-Befragung als zufriedenstellend angesehen werden, auch weil im postalischen Anschreiben aus Gründen des Datenschutzes keine Ansprechpartner zur Verfügung standen. Zudem hat das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“, wie die Ergebnisse der Befragung und der Expertengespräche noch verdeutlichen werden, aktuell für die Betriebe eine nur mittelbare Relevanz, was sich negativ auf die Teilnahmequote ausgewirkt haben dürfte. Denn es ist anzunehmen, dass sich tendenziell eher diejenigen Betriebe an einer Befragung beteiligen, denen das Thema der Erhebung ein Begriff ist. Regional gibt es nur sehr geringe Abweichungen von der durchschnittlichen Rücklaufquote. Es wurde eine Quote von jeweils rund 10 % erreicht. Tabelle 4

Regionalverteilung befragter und antwortender Betriebe auf Regierungsbezirksebene Betriebe befragt

Standort

RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel Hessen

absolut 2.274 347 842 3.463

in % von insgesamt 65,7 10,0 24,3

absolut 235 35 90 360

mit Antwort in % von insgesamt

in % der befragten

65,3 9,7 25,0 100,0

10,3 10,1 10,7 10,4

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur.

Die antwortenden Betriebe sind größtenteils bereits vor dem Jahr 2000 gegründet worden. Nur knapp jeder fünfte Betrieb ist jünger. Darunter sind den jeweiligen Angaben zur Folge neun Betriebe, die erst in den Jahren 2010 bis 2014 gegründet wurden. In diesen wenigen Fällen ist davon auszugehen, dass eine Beurteilung der Entwicklung der Berufsorientierung nur eingeschränkt möglich war. Unter den antwortenden Betrieben sind alle Betriebsgrößen in etwa gleich stark vertreten (vgl. Abbildung 3). Bei einem Viertel der Betriebe handelt es sich um Kleinstbetriebe mit bis zu 9 Beschäftigten (inklusive Inhaber und Auszubildende), bei weiteren 30 % um kleine Betriebe mit 10 bis 49 Beschäftigten und bei 21 % um mittlere Betriebe mit 50 bis 249 Beschäftigten. Großbetriebe mit 250 und mehr Beschäftigten stellen weitere 24 % der an der Erhebung teilnehmenden Betriebe. Grundsätzlich ist die hes-

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sische Wirtschaft, wie die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit verdeutlicht, durch einen hohen Anteil von Kleinstbetrieben gekennzeichnet: Zum Stichtag 30.06.2014 waren rund 80 % aller Betriebe Kleinstbetriebe, 15 % kleine Betriebe, 4 % mittlere Betriebe und 1 % Großbetriebe.15 Insofern waren kleinere Betriebe unterdurchschnittlich an der Befragung beteiligt. Neben den eingeschränkten Ressourcen der Kleinst- und Kleinbetriebe ist ein möglicher Grund dafür, dass diese Betriebe unter den von den Schulen genannten Adressen unterproportional vertreten sind, weil eine (regelmäßige) Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben mit zunehmender Betriebsgröße wahrscheinlicher ist. Abbildung 3

Antwortende Betriebe nach Beschäftigungsgrößenklassen

Großbetriebe 24%

Kleinstbetriebe 25%

Mittlere Betriebe 21%

Kleine Betriebe 30%

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=351).

Mehr als drei Viertel der auf die Befragung antwortenden Betriebe waren im vergangenen Ausbildungsjahr in der betrieblichen Ausbildung engagiert. In rund 32 % aller Fälle waren ein oder zwei Auszubildende im Betrieb tätig. Die an der Erhebung teilnehmenden Betriebe lassen sich den verschiedensten Branchen zuordnen. Die am häufigsten vertretenen Branchen sind Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Verarbeitendes Gewerbe und öffentliche Verwaltung. Einige Betriebe verorteten sich nicht in den vorgegebenen Kategorien, sondern in der Kategorie Sonstiges. Hierunter wurden Branchen wie beispielsweise Kunst, Unterhaltung, Erholung oder Energieversorgung, Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallversorgung, Beseitigung von Umweltverschmutzungen genannt.

15 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (2014). Berechnungen der Hessen Agentur.

17


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Tabelle 5

Branchenzugehörigkeit antwortender Betriebe in % aller antwortenden Betriebe

Branche Gesundheits- und Sozialwesen

19,9

Handel (inkl. Reparatur v. Kfz)

14,3

Verarbeitendes Gewerbe

12,3

Öffentliche Verwaltung

8,1

übrige unternehmensnahe Dienstleistungen

7,8

Information und Kommunikation

7,6

Baugewerbe

6,7

Gastgewerbe

3,6

Erziehung, Unterricht

3,6

übrige persönliche Dienstleistungen

3,4

Finanz- / Versicherungsdienstleistungen

3,1

Verkehr und Lagerei

2,8

Sonstiges

10,4

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=357).

Rund 68 % der Betriebe geben an, dass die meisten Schülerpraktikantinnen und -praktikanten von Realschulen stammen. Etwa 58 % der Betriebe haben viele Schülerpraktikantinnen und -praktikanten von Gesamtschulen und 34 % von Hauptschulen. Trotz der Auswahl von Betriebsadressen über Haupt-, Real- und Gesamtschulen beteiligten sich vergleichsweise viele Betriebe an der Befragung, die auch Schülern von Gymnasien Berufs- bzw. Studienorientierungen anbieten. Es kann in diesem Kontext allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass einige Betriebe Schüler von Gesamtschulen mit Gymnasialzweig doppelt – sowohl bei Gesamtschule als auch bei Gymnasium – vermerkten. Abbildung 4

Welche Schule besuchen die meisten Ihrer Schülerpraktikantinnen und -praktikanten? (Mehrfachnennungen möglich)

Realschule

67,5

Gesamtschule

20,7

58,3

Gymnasium

46,7 in %

Hauptschule

33,9

Förderschule

9,7 0

20

40

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung N=360).

18

60

80


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4.2

Bekanntheit des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Rund 14 % der antwortenden Betriebe geben an, das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“ zu kennen. Abbildung 5

Kennen Sie das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“?

Ja 14%

Nein 86%

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

Mit Blick darauf, dass das Adressmaterial von Gütesiegel-Schulen gewonnen wurde, fällt der Bekanntheitsgrad eher gering aus. Dies kann darauf hinweisen, dass die Schulen mit dem Gütesiegel zumindest bei den Betrieben noch offensiver werben könnten. Ein möglicher Grund ist, dass sie das Gütesiegel als Auszeichnung vestehen, die nicht gegenüber Betrieben, sondern vielmehr gegenüber Eltern bzw. Erziehungsberechtigten bekannt zu machen ist. Die Betriebe arbeiten überwiegend mit einer geringen Anzahl von Schulen zusammen. Am häufigsten werden drei Schulen genannt. Mehr als die Hälfte aller Betriebe arbeitet mit maximal drei Schulen zusammen.

19


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Abbildung 6 Mit wie vielen Schulen arbeiten Sie derzeit bei der Berufsorientierung zusammen? Anzahl Betriebe

80

60

74

51

49 40

40

38

33

31

20

11

12

12 7

2

0 0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

mehr als 10

Anzahl der Schulen (ca.), mit denen ein Betrieb "zusammenarbeitet"

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

Vergleichsweise viele Betriebe geben dabei an, mit keiner Schule „zusammenzuarbeiten“, so dass sich die Maßnahmen zur Berufs- und Studienorientierung, die sie Schülerinnen und Schülern ermöglichen, hier offenbar weitgehend unabhängig von Planungen einzelner Schulen ergeben und insofern eher individuell zustande kommen. Von den Betrieben, die das Gütesiegel kennen, können 71 % nicht angeben, wie viele Schulen von denen, mit denen sie zusammenarbeiten, das Gütesiegel tragen. Hingegen geben lediglich vier Betriebe an, dass alle Schulen, mit denen sie zusammenarbeiten, das Gütesiegel tragen. Mit Blick auf die folgenden Auswertungen zur Entwicklung der Berufsorientierung wird daher deutlich, dass die meisten Betriebe über die Entwicklungen an mehreren Schulen urteilen, nicht nur über die Schulen, von denen die Hessen Agentur Betriebsadressen erhalten hat. Der geringe Bekanntheitsgrad des Gütesiegels führt dazu, dass nur vergleichsweise wenige Betriebe in der Lage sind, konkrete Aussagen zum Gütesiegel zu treffen. Sie können vielmehr die grundsätzlichen Entwicklungen im Bereich der Berufsorientierung einschätzen.

20


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

4.3

Motive der Beteiligung an Berufsorientierungsmaßnahmen

Als wesentliche Gründe für ihre Beteiligung an der Berufsorientierung nennen die Betriebe, dass sie bei Schülerinnen und Schülern das Interesse für ein bestimmtes Berufsfeld wecken möchten und dass sie damit ihre unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Neben diesen nur mittelbar betriebsrelevanten Motiven hat auch die Fachkräftesicherung bzw. die Gewinnung von Nachwuchskräften für den eigenen Betrieb einen hohen Stellenwert (vgl. Abbildung 7). Abbildung 7

Was ist der wesentliche Grund für Ihre Beteiligung an der Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler? (Mehrfachnennungen möglich)

Wir möchten das Interesse für ein bestimmtes Berufsfeld wecken

266

Wir nehmen unternehmerische u. gesellschaftliche Verantwortung wahr

235

Wir möchten Nachwuchskräfte für unseren Betrieb gewinnen

226

Wir nutzen Praktika/ Projektarbeiten für unsere Betriebstätigkeit

42

Sonstiges

5 0

100

200

300

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=357).

Von den antwortenden Betrieben geben 28 % bzw. 100 Betriebe an, aktuell bereits Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen zu haben. Dabei nennen sie folgende Schwierigkeiten: Abbildung 8

Haben Sie aktuell Schwierigkeiten bei der Besetzung von Lehrstellen? Falls „ja“: Welche Schwierigkeiten bestehen? (Mehrfachnennungen möglich) mangelnde persönliche Eignung der Bewerber/ -innen

nein 72%

68

mangelnde fachliche Eignung der Bewerber/ -innen

57

keine/ wenig Bewerbungen

55

mangelnde soziale Eignung der Bewerber/ -innen

42

abweichende Berufsvorstellung der Bewerber/ -innen ja 28%

36

Sonstiges

2 0

40

80

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=100).

21


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Im Vordergrund steht, dass die Bewerber persönlich, fachlich und im sozialen Umgang als nicht geeignet angesehen werden. Hinzu kommt ein rein quantitativer Mangel an Interessenten bzw. Bewerbern für die angebotenen Ausbildungsplätze. Eine abweichende Berufsvorstellung der Bewerber – deren Vermeidung steht im Fokus der Berufsorientierung – wird zwar von den Betrieben ebenfalls genannt, tritt allerdings als Problem gegenüber den anderen genannten leicht in den Hintergrund. Die befragten Betriebe geben darüber hinaus mehrheitlich an, seit dem Jahr 2010 bereits Schülerpraktikantinnen bzw. -praktikanten als Auszubildende oder Beschäftigte gewonnen zu haben. Rund 41 % der Betriebe hat diese Möglichkeit der Fachkräftesicherung bzw. der Gewinnung von Nachwuchskräften bereits mehrfach erfolgreich genutzt, weitere 21 % der Betriebe war bislang einmalig erfolgreich. Abbildung 9

Konnten Sie seit dem Jahr 2010 ehemalige Schülerpraktikantinnen bzw. -praktikanten als Auszubildende oder Beschäftigte gewinnen?

Ja, einmalig

0%

10%

Ja, mehrmals

20%

30%

Nein

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=345).

4.4

Formen und Entwicklung der Beteiligung an Berufsorientierungsmaßnahmen

Ein Kriterium bei der Siegelvergabe ist, dass die Schule verbindliche Kooperationsvereinbarungen mit Ausbildungsbetrieben abschließt. Diese Vereinbarungen sind insofern von besonderer Bedeutung, dass sie die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit signalisieren sollen. Derartige schriftlichen Kooperations-/ bzw. Partnerschaftsvereinbarungen mit einer / mehreren Schule(n) hat knapp ein Viertel (23 %) aller antwortenden Betriebe abgeschlossen. Dieser Anteil liegt oberhalb des Bekanntheitsgrades des Gütesiegels und signalisiert damit, dass sich viele Betriebe auch unabhängig vom Gütesiegel verbindlich an der Berufsorientierung beteiligen.16 Anders betrachtet haben von den vergleichsweise wenigen Betrieben, die das Gütesiegel kennen, 62 % Kooperations-/ bzw. Partnerschaftsvereinbarungen mit einer / mehreren Schule(n) abgeschlossen. Bei diesen insgesamt 32 Betrieben kann es sich um engere Kooperationspartner der in die Untersuchung einbezogenen Schulen handeln.

16 Bei den Betrieben, die Kooperationsvereinbarungen mit Schulen abgeschlossen haben, ist auch die Bekanntheit des Gütesiegels höher (39 %).

22


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Nach Betriebsgrößenklassen betrachtet wird deutlich, dass vor allem Großbetriebe verbindliche Kooperationsvereinbarungen mit Schulen abschließen. Fast jeder zweite Großbetrieb hat schriftliche Kooperations-/ bzw. Partnerschaftsvereinbarungen mit einer / mehreren Schule(n) abgeschlossen, während für Kleinst- und kleine Betriebe derartige Vereinbarungen relativ selten bestehen. Nach Wirtschaftszweigen konzentrieren sich die Kooperationsvereinbarungen in absoluter Betrachtung auf Betriebe aus den Bereichen Verarbeitendes Gewerbe (21), Gesundheits- und Sozialwesen (15), gefolgt von Finanz- / Versicherungsdienstleistungen (7), Handel (6), übrige unternehmensnahe Dienstleistungen (6) u. a. Fast die Hälfte der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe hat schriftliche Kooperations-/ bzw. Partnerschaftsvereinbarungen mit einer / mehreren Schule(n) abgeschlossen. Die Beteiligung der Betriebe am Prozess der Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler kann verschiedene Formen annehmen. Den Erhebungsergebnissen zufolge hat das Angebot von Betriebspraktika für Schülerinnen und Schüler die größte Bedeutung (vgl. Abbildung 10). Rund 95 % der antwortenden Betriebe führen – weitgehend unabhänig von der Betriebsgröße – solche Praktika durch. In mehr als der Hälfte aller Betriebe absolvieren im Jahr maximal sechs Schülerinnen und Schüler ein Praktikum. Abbildung 10 Wie beteiligen Sie sich am Prozess der Berufsorientierung? (Mehrfachnennungen möglich) Angebot von Betriebspraktika für Schülerinnen und Schüler

340

Beteiligung am Girls‘/Boys' Day

258

Teilnahme an Ausbildungs- und Berufsmessen u.Ä.

139

Durchführung von Betriebsbesichtigungen/ -erkundungen für Schulklassen

130

Angebot von Praktika/ Betriebsbesuchen/ Exkursionen für Lehrkräfte

104

Einsatz/ Vorträge von Mitarbeiterinnen/ Mitarbeitern im Schulunterricht

89

Unterstützung von Schule(n) bei praxisnaher Konzeption der BSO

60

Berufsbez./ wirtschaftsn. Projektarbeiten, Planspiele, Schülerfirmen u.Ä.

40

Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien

40

Bereitstellung von Elterninformationen

39

Professionelle Bewerbungstrainings für Schülerinnen und Schüler

39

Sonstiges

23 0

100

200

300

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=357).

Die Beteiligung der Betriebe am Girls‘ bzw. Boys‘ Day ist ebenfalls sehr verbreitet. Diesbezüglich sind 72 % der Betriebe engagiert. Mit deutlichem Abstand folgen die Teilnahme an Ausbildungs- und Berufsmessen u. Ä. sowie die Durchführung von Betriebsbesichtigungen/-erkundigungen für Schulklassen. Zum Teil, etwa im Hinblick auf

23


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

die Teilnahme an Ausbildungs- und Berufsmessen oder die Durchführung von Betriebsbesichtigungen/-erkundigungen für Schulklassen, ist ein deutlich stärkeres Engagement der mittleren und insbesondere der Großbetriebe erkennbar. Dies dürfte durch die verfügbaren Kapazitäten der Betriebe begründet sein. Weiterhin bringt sich immerhin jeder zehnte der antwortenden Betriebe dahingehend ein, dass Unterrichtsmaterialien bereit gestellt, Schülerinnen und Schüler bei berufsbezogenen / wirtschaftsnahen Projektarbeiten, Planspielen, Schülerfirmen u. Ä. unterstützt, professionelle Bewerbungstrainings für Schülerinnen und Schüler durchgeführt oder Elterninformationen bereitgestellt werden. Befragt nach der Entwicklung ihrer Beteiligung an wesentlichen Maßnahmen zur Berufsorientierung zeigt sich, dass die Betriebe nur teilweise Veränderungen seit dem Jahr 2010 erkennen (siehe Abbildung 11). Lediglich das Angebot an Praktikumsplätzen und die Anzahl der Kooperations-/Partnerschaftsvereinbarungen mit Schulen wurde von deutlich mehr Betrieben gesteigert als reduziert. Abbildung 11 Wie hat sich Ihre Beteiligung an Maßnahmen zur Berufsorientierung seit dem Jahr 2010 entwickelt? Anzahl der bereitgestellten Praktikumsplätze für Schülerinnen und Schüler:

Anzahl der Kooperations-/ Partnerschaftsvereinbarungen mit Schulen:

Anzahl der Teilnahmen an Ausbildungs- und Berufsmessen u.Ä.:

Anzahl der Betriebsbesichtigungen/ -erkundungen für Schulklassen:

0%

10%

20%

steigend

30%

40%

50%

60%

70%

konstant

80%

90%

100%

sinkend

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

Neben der grundsätzlichen Problematik, dass die Entwicklungen nicht kausal auf das Gütesiegel zurückgeführt werden können (demografischer Wandel, Bestrebungen zur Fachkräftesicherung), weisen einige Betriebe darauf hin, dass einer Ausweitung des

24


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Angebots an bereitgestellten Praktikumsplätzen und an Betriebsbesichtigungen/-erkundungen für Schulklassen Grenzen gesetzt sind, dies nicht nur seitens der Betriebe, sondern auch seitens der Schulen, die diese Maßnahmen begleiten, z. B. im Hinblick auf den Stundenplan. Ein weiteres Kriterium der Siegelvergabe, nach welchem im Zuge der Erhebung gezielt gefragt wurde, bildet die Verwendung des Berufswahlpasses. Der Berufswahlpass oder ein vergleichbares Portfolio wird von allen Schülerinnen und Schülern ab Klasse 7 regelmäßig genutzt. Abbildung 12 Haben Sie bereits den Berufswahlpass (bzw. Vergleichbares) im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs für einen Ausbildungsplatz/ eine Stelle genutzt, um sich über Bewerberinnen und Bewerber zu informieren? Ja, regelmäßig

0%

10%

Ja, vereinzelt

20%

30%

Nein

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=344).

Gerade mal ein Prozent der Betriebe gibt an, den Berufswahlpass regelmäßig zur Information über die Bewerber für einen Ausbildungsplatz bzw. eine Stelle heranzuziehen. Weitere acht Prozent der Betriebe nutzen den Berufswahlpass vereinzelt. Die Nutzung des Berufswahlpasses durch die Wirtschaft ist damit noch relativ gering. Mögliche Ursachen könnten eine generell geringe Bekanntheit ebenso wie fehlende positive Erfahrungen mit der Anwendung eines solchen Instruments sein.

4.5

Einschätzung des Gütesiegels und der Entwicklungen im Bereich der Berufsorientierung in Hessen

Die Betriebe wurden gebeten, zu ausgewählten Thesen im Hinblick auf das Gütesiegel und die Entwicklungen der Berufsorientierung in Hessen Stellung zu beziehen. Die Entwicklung des Prozesses der schulischen Berufsorientierung seit dem Jahr 2010 wird in großen Teilen positiv beurteilt (41 % trifft voll / trifft eher zu). Allerdings gibt es auch eine beträchtliche Anzahl an Betrieben, die die Entwicklungen zurückhaltend bzw. sogar negativ beurteilen oder diesbezüglich keine Aussage treffen können (vgl. Abbildung 13).

25


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Abbildung 13 Der Prozess der schulischen Berufsorientierung hat sich seit 2010 wesentlich verbessert (These 1) trifft voll zu

0%

10%

trifft eher zu

20%

30%

trifft weniger zu

40%

50%

trifft nicht zu

60%

70%

keine Angabe möglich

80%

90%

100%

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

Von den Betrieben, die das Gütesiegel kennen, wird die Entwicklung des Prozesses etwas positiver beurteilt. Hier liegen die Anteile mit Zustimmung zu der formulierten These (trifft voll/ trifft eher zu) bei rund 69 %. Für die Zusammenarbeit mit den Schulen ergibt sich ein positiverer Befund. Nahezu die Hälfte aller Betriebe gibt an, dass sich die Zusammenarbeit mit den Schulen seit 2010 zumindest in Teilen verbessert hat. Abbildung 14 Die Zusammenarbeit mit den Schulen hat sich seit 2010 wesentlich verbessert (These 2) trifft voll zu

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keine Angabe möglich

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Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

Auch hier wird die Entwicklung von den Betrieben, die das Gütesiegel kennen, positiver beurteilt. Die Anteile mit Zustimmung zu der formulierten These (trifft voll/ trifft eher zu) erreicht rund 77 %, bei den anderen Betrieben nur 42 %. Ein großer Teil der antwortenden Betriebe erkennt hinsichtlich des eigenen Engagements seit dem Jahr 2010 keine gravierenden Änderungen, die auf Veränderungen bzw. Entwicklungen in der schulischen Berufsorientierung zurückzuführen wären. Abbildung 15 Die Entwicklungen seit dem Jahr 2010 haben dazu geführt, dass sich unser Betrieb heute stärker für die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern engagiert (These 3) trifft voll zu

0%

10%

trifft eher zu

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Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

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keine Angabe möglich

80%

90%

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Auch von den Betrieben, die das Gütesiegel kennen, wird eine Steigerung des eigenen Engagements nur unwesentlich häufiger konstatiert. Im Hinblick auf die Qualität der Maßnahme zur Berufsorientierung, die in den Betrieben den höchsten Stellenwert hat – die Betriebspraktika – gibt ein Viertel der antwortenden Betriebe an, dass sich diese aufgrund der Zusammenarbeit mit den Schulen verbessert hat. Dabei erscheint grundsätzlich die Möglichkeit der Einflussnahme der Schulen auf die Umsetzung der Praktika in Betrieben vergleichsweise gering. Zudem gestehen Betriebe, die Verbesserungen erkennen, selbstkritisch ein, dass das zuvor erreichte Niveau steigerungsfähig war. Abbildung 16 Aufgrund der Zusammenarbeit mit den Schulen hat sich auch die Qualität der bei uns durchgeführten Betriebspraktika von Schülerinnen und Schülern seit 2010 stark verbessert (These 4) trifft voll zu

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Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

Auch im Hinblick auf die Entwicklung der Qualität der durchgeführten Betriebspraktika urteilen Betriebe, die das Gütesiegel kennen, noch positiver. Der Anteil mit Zustimmung zu der formulierten These (trifft voll/ trifft eher zu) erreicht rund 37 %, bei den anderen Betrieben 23 %. Der These, dass die Jugendlichen durch die intensivere schulische Berufsorientierung seit dem Jahr 2010 besser auf das Berufs- und Arbeitsleben vorbereitet sind, stimmen 32 % der antwortenden Betriebe zu. 47 % sehen hingegen beim Endergebnis des Orientierungsprozesses noch keine gravierenden Fortschritte, und rund 22 % können bzw. möchten keine Wertung vornehmen. Abbildung 17 Durch die intensivere schulische Berufsorientierung seit dem Jahr 2010 sind die Jugendlichen besser auf das Berufs- und Arbeitsleben vorbereitet (These 5) trifft voll zu

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Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

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Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Dieser weniger erfreuliche Befund fällt für Betriebe, die das Gütesiegel kennen, nur unwesentlich besser aus. Ein Grund dürfte darin bestehen, dass sich die Maßnahmen in dem kurzen Zeitraum noch nicht (vollständig) auf den Übergang in die Arbeitswelt niedergeschlagen haben und registriert werden können. Den Abschluss der Thesen-Fragengruppe bildeten drei Aussagen zum Gütesiegel. Diese Fragen wurden entsprechend nur an solche Betriebe gerichtet, die das Gütesiegel kennen. Die These, dass das Gütesiegel ein wesentlicher Grund dafür war, sich verstärkt mit der schulischen Berufsorientierung zu befassen, erhielt eine Zustimmung mit „trifft eher zu“ von rund 16 %. Insofern war das Gütesiegel offenbar selten unmittelbarer Auslöser für ein (verstärktes) Engagement in der Berufsorientierung. Abbildung 18 Das Gütesiegel war ein wesentlicher Grund dafür, sich verstärkt mit der schulischen Berufsorientierung zu befassen (These 6) trifft voll zu

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Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

Die These, dass aufgrund der Zusammenarbeit mit Gütesiegel-Schulen auch die qualitativen Anforderungen an den Betrieb gestiegen sind, findet ebenfalls keine breite Zustimmung (vgl. Abbildung 19). Die Anforderungen einer Zusammenarbeit mit Gütesiegel-Schulen unterscheiden sich aus Sicht vieler Betriebe nur wenig von den normalen qualitativen Standards. Somit ist auch eine Zusatzbelastung der Betriebe in Zusammenhang mit qualitativen Verbesserungen weniger zu befürchten. Vielen Betrieben ist eine Aussage zu diesem Aspekt auch nicht möglich. Ein wesentlicher Grund kann darin bestehen, dass einem Großteil der Betriebe (71 %) nicht bekannt ist, wie viele Schulen, mit denen sie zusammenarbeiten, das Gütesiegel tragen. Abbildung 19 Durch die Zusammenarbeit mit Gütesiegel-Schulen sind auch die qualitativen Anforderungen an meinen Betrieb gestiegen (These 7) trifft voll zu

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Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Die abschließende These, dass die Zusammenarbeit mit Gütesiegel-Schulen besser ist als mit anderen Schulen, erhielt eine Zustimmung von rund 20 % (trifft voll/ trifft eher zu), während dies etwa 45 % verneinten und 35 % keine Aussage treffen konnten. Dieses Ergebnis kann u. a. darauf zurückgeführt werden, dass alle Schulen Mindeststandards einhalten und auf freiwilliger Basis (bzw. ohne Gütesiegel-Auszeichnung) weitere Leistungen anbieten können. Dies erschwert aus Sicht der Betriebe eine Wertung der Qualität der Zusammenarbeit mit Gütesiegel- und Nicht-GütesiegelSchulen. Abbildung 20 Die Zusammenarbeit mit Gütesiegel-Schulen ist besser als mit anderen Schulen (These 8) trifft voll zu

0%

trifft eher zu

10%

20%

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40%

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trifft nicht zu

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keine Angabe möglich

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100%

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=360).

Der Zusammenarbeit mit den Schulen bei der Berufsorientierung geben die Betriebe aktuell zumeist die Schulnote „befriedigend“ (vgl. Abbildung 21). Abbildung 21 Wie beurteilen Sie zusammenfassend die Zusammenarbeit mit den Schulen bei der Berufsorientierung in Schulnoten? sehr gut

3

in %

gut

28

befriedigend

44

ausreichend

17

mangelhaft

6

ungenügend

2 0

20

40

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=358).

Das Notenbild weist darauf hin, dass die Betriebe noch Potenziale in der Zusammenarbeit erkennen. Nach dem Verbesserungsbedarf konkret befragt, sehen diesen 75 % der antwortenden Betriebe. Die 270 Betriebe machten dabei insgesamt 815 Angaben zu Verbesserungsvorschlägen:

29


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Abbildung 22 Sehen Sie Verbesserungsbedarf bei der Zusammenarbeit von Betrieben mit Schulen? Falls „ja“: Was sind Ihre Vorschläge? (Mehrfachnennungen möglich) nein 25%

Umfangreichere Vorbereitung der Schüler auf Praktikum

187

Präziseres Wissen über relevante Berufsfelder bei Lehrern

143

Bessere Absprache der Schwerpunkte des Praktikums

136

Ausführlichere Rückmeldung nach dem Praktikum

124

Intensivere Einbindung des Betriebs

ja 75%

75

Intensivere Vorbereitung auf Betriebsbesichtigungen

62

Aktivere Unterstützung bei Praktikumsorganisation/ -gestaltung

58

Sonstiges

30 0

100

200

Quelle: Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur (Betriebsbefragung, N=270).

Im Vordergrund steht die umfangreichere Vorbereitung der Schüler auf das Betriebspraktikum. Von ebenfalls hoher Bedeutung sind die Verbesserung des Wissens über relevante Berufsfelder bei Lehrern, die bessere Absprache der Schwerpunkte des Praktikums sowie ein ausführlicheres Feedback über den Erfolg des Praktikums durch die Schule. Diese Vorschläge sind zum Teil in den Kriterienkatalog der GütesiegelVerleihung aufgenommen, was deren Relevanz grundsätzlich unterstreicht. Allerdings sind diese keine unabdingbar zu erfüllenden Kriterien. Unter Sonstiges fallen Vorschläge wie:  „Bessere Abstimmung der Praktikazeiten, da sich zu viele Schüler bewerben“,  „Ressourcen an Schulen für Thematik Berufsorientierung schaffen, damit z. B. Lehrkräfte Zeit investieren können und feste Ansprechpartner sind“,  „Berufsorientierung in Gymnasien verbessern“,  „Lehrer machen die Entfernung des Wohnorts und des Praktikumsplatzes von einer Praktikumserlaubnis abhängig“,  „Es fehlt eine Art Vermittlungsbörse. Im Moment eher Zufallsprinzip, wo und bei wem ein Praktikum durchgeführt wird“,  „Stärkere Bündelung von Orientierungsmaßnahmen“,  „Schulen sollten Ausbildungsplätze örtlicher Unternehmen kund tun“,  „Aufgrund des Sparzwangs stehen oftmals keine geeigneten Mitarbeiter zu Verfügung, die Praktikanten betreuen könnten“,

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

 „Einführen des 10-Finger-Tastaturschreibens zumindest als Wahlfach“. Dabei weisen einzelne Betriebe darauf hin, dass sich ihre Angabe zur Schulnote und zum Verbesserungsbedarf allein auf Gymnasien beziehen. Andere Schulen seien „kooperativer“.

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Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

5

Ergebnisse der Expertengespräche

Die Expertengespräche ergaben eine sehr weitgehende Überstimmung der Einschätzung aller Gesprächspartner in Bezug auf die Bedeutung des Gütesiegels und seine Wirkungen. Breiter streut dagegen das Spektrum der Handlungsempfehlungen.

5.1

Bekanntheit und Relevanz des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Aus Sicht aller befragten Experten hat die Einführung des Gütesiegels der Verbesserung der Berufs- und Studienorientierung in Hessen einen starken Impuls gegeben. Die Gesprächspartner sind sich zwar darin einig, dass es sich um einen schwierigen und lang andauernden Prozess handelt. Übereinstimmend erwarten sie aber auch, dass die Berufs- und Studienorientierung weiter verbessert wird. Das Gütesiegel ist nach ihrer Einschätzung ein gutes Mittel, um die zwischen der Landesregierung, den Organisationen der hessischen Wirtschaft, der Agentur für Arbeit und den kommunalen Spitzenverbänden vereinbarten und im Erlass festgelegten Olov-Standards umzusetzen und darüber hinaus eine Verbesserung der Berufs- und Studienorientierung zu erreichen. Von direkter Bedeutung ist das Gütesiegel „Berufs- und Studienorientierung Hessen“ nach Einschätzung aller Experten in erster Linie für Schulen. Es bietet ihnen eine gute Möglichkeit, das eigene Profil zu schärfen und sich von anderen Schulen abzuheben. Für die zertifizierten Schulen sei das Gütesiegel ein Marketinginstrument, mit dem nach Auffassung der Experten in erster Linie Eltern und Schüler angesprochen werden können. Die Schulen haben nach Auffassung der Experten erkannt, dass das Gütesiegel ihnen einen Vorsprung vor anderen Schulen sichert. Die meisten, jedoch nicht alle, Schulen werben mit dem Gütesiegel. In Zukunft sollten die Schulen verpflichtet werden, das Gütesiegel in der Selbstdarstellung der Schule herauszustellen. Neben seiner Bedeutung für Profilierung und Marketing zeigt das Gütesiegel den Schulen auch Stärken und Schwächen ihrer Maßnahmen zur Berufsorientierung, ist also ein „Evaluationstool“. Das Hauptinteresse der Betriebe besteht nach einhelliger Auffassung der Experten darin, gut vorbereitete, motivierte Praktikanten und Auszubildende zu gewinnen. Ob diese aus einer Gütesiegel-Schule kommen, sei für die Betriebe zweitrangig. Das Gütesiegel „Berufs- und Studienorientierung Hessen“ ist daher für Betriebe nur mittelbar von Bedeutung, so die übereinstimmende Sicht der Gesprächspartner. Entsprechend gering ist die Aufmerksamkeit, die Betriebe dem Gütesiegel entgegenbringen.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Einige Experten wiesen darauf hin, dass viele Betriebe eine gute Berufs- und Studienorientierung nicht mit dem Gütesiegel in Zusammenhang bringen, da auch Schulen ohne Gütesiegel ihre Schüler erfolgreich auf die Arbeitswelt vorbereiten. Hinzu kommt, dass nicht alle zertifizierten Schulen das Gütesiegel auch bei der Ansprache von Betrieben einsetzen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT informiert die Kammern sowie Verbände, Vereine und andere Organisationen der Wirtschaft auf breiter Front über das Gütesiegel. Diese wiederum informieren die Unternehmen. Inwieweit die Information bei den einzelnen Betrieben ankommt, konnte seitens der Experten nicht abgeschätzt werden. Die Experten gehen davon aus, dass größere Unternehmen das Gütesiegel eher wahrnehmen als kleinere Betriebe. Für die Zukunft soll das Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung als bundesweite Dachmarke aufgebaut werden. Dafür entwickelt die Bundesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT eine Kommunikationsstrategie, die ab Ende 2015 umgesetzt werden soll. Relativ positiv wird die Bekanntheit des Gütesiegels bei Personalchefs oder Ausbildern eingeschätzt, die sich bereits in der Berufs- und Studienorientierung engagieren: Zwei Experten wiesen darauf hin, dass das Gütesiegel bei Betrieben, die bei der Berufsorientierung mitwirken, besser bekannt ist. Unternehmen, die das Gütesiegel kennen, gäben z. B. bei Berufsmessen positive Rückmeldungen. Auch die umfangreiche Beteiligung von Unternehmensvertretern als Partner des Gütesiegels oder als Auditoren spricht aus Sicht einiger Experten für die Wertschätzung des Gütesiegels bei der Wirtschaft. Ein Experte weist darauf hin, dass es sich im Einzelfall in Hessen dennoch schwierig gestaltet, eine Beteiligung von Wirtschaftsvertretern zu gewährleisten. Auch auf den großen Aufwand, der den ehrenamtlich tätigen Auditoren entsteht, wiesen einzelne Experten hin. Zudem bestünden Unsicherheiten z. B. im Hinblick auf den Versicherungsschutz, die die Teilnahme am Audit gefährden könnten.

5.2

Wirkungen des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Den Experten zufolge unterstützt der Gütesiegelprozess Schulen dabei, die Berufsund Studienorientierung systematisch und strukturiert umzusetzen. In den GütesiegelSchulen hat die Zertifizierung dazu beigetragen, den Prozess der Berufs- und Studienorientierung zu verbessern. Im Hinblick auf das Endergebnis – die Vorbereitung von Jugendlichen auf das Berufs- und Arbeitsleben – sind die Experten jedoch skeptisch.

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Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Laut Experten streben hauptsächlich Schulen, die sich bereits stark in der Berufs- und Studienorientierung engagieren, eine Zertifizierung an. Nach Ansicht einiger Experten motiviert das Gütesiegel aber auch Schulen, deren Berufs- und Studienorientierung noch am Anfang steht, dazu, ihre Bemühungen zu verstärken. Dennoch lassen die Äußerungen aller Experten nicht den Schluss zu, dass durch das Gütesiegel in großem Umfang Schulen ohne Berufs- und Studienorientierung an diese Aufgabe herangeführt werden. Eine positive Wirkung des Gütesiegels besteht gemäß der Erfahrung eines Experten darin, dass Gütesiegel-Schulen über Audits leichter in Kontakt zu Unternehmen kommen, Kooperationspartner finden und langfristige Kooperationen aufbauen können. Auch für Unternehmen sei eine Zusammenarbeit mit Gütesiegel-Schulen leichter als mit nicht zertifizierten Schulen. Allerdings gab dieser Experte auch zu bedenken, dass Gütesiegel-Schulen ohnehin besonders aktive Schulen sind. Die genannten positiven Wirkungen sind also nicht eindeutig auf das Gütesiegel zurückzuführen. Nach den Erfahrungen aller Experten engagieren sich die Betriebe stärker als früher in Berufsorientierung. Vermehrt suchen sie schon frühzeitig die Zusammenarbeit mit Schulen, sind aufgeschlossen für Kooperationsvereinbarungen und daran interessiert, über Praktika Einblicke in die Berufswelt zu bieten. Einige Unternehmen stellen sogar Ansprechpartner für die Berufsorientierung ab. Auch der Austausch zwischen Betrieben und Schulen sei intensiver geworden. Dabei arbeiten die Betriebe sowohl mit Gütesiegel-Schulen als auch mit Schulen zusammen, die nicht zertifiziert sind. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist nach übereinstimmender Auffassung der Experten die Hauptantriebskraft für Betriebe, sich in der Berufsorientierung zu engagieren. Mögliche Wirkungen des Gütesiegels treten dahinter zurück. Die Experten beobachten ein stärkeres Engagement in strukturschwachen Regionen als zum Beispiel im Rhein-Main-Gebiet. Auch Betriebe aus Branchen wie Einzelhandel, Gastronomie und Handwerk, die schon jetzt erhebliche Nachwuchsprobleme haben, bemühen sich nach Aussagen einiger Experten verstärkt um die Berufsorientierung. Von den Experten wird übereinstimmend darauf hingewiesen, dass das Engagement einer Schule im Bereich der Berufs- und Studienorientierung sehr stark vom persönlichen Engagement einzelner Lehrkräfte bzw. Schulleitungen abhängt, insofern häufig zufällig ist. Gleiches gilt für die Beteiligung von Wirtschaftsvertretern z. B. am Audit, die in der Regel auf Basis ehrenamtlichen Engagements erfolgt. Die Experten wiesen auch darauf hin, dass die Beteiligung an Aktivitäten zur Berufsorientierung aufgrund des hohen Aufwandes für größere Unternehmen leichter umzusetzen ist als für kleinere Betriebe.

34


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Eine nicht zu unterschätzende Wirkung des Gütesiegels besteht nach Ansicht einiger Gesprächpartner darin, dass zum Beispiel im Rahmen des Audits Schulen und Wirtschaft stärker kommunizieren. Ein Element der Berufs- und Studienorientierung ist die persönliche Dokumentation von Kompetenzen, Berufswünschen, Praktika, sonstigen Praxiserfahrungen usw. im Berufswahlpass. Jungen Menschen hilft er nach Einschätzung der meisten Gesprächspartner bei der Berufs- und Lebensplanung. Den Berufswahlpass bezeichnen die Experten als ein gutes Hilfsmittel für Schülerinnen und Schüler, das auch zunehmend genutzt werde. Allerdings stimmen die Experten auch in der Einschätzung überein, dass der Berufswahlpass bei den Betrieben kaum bekannt sei. Ob der Berufswahlpass von einem Betrieb angefordert werde, hänge vom einzelnen Ausbilder bzw. Personalchef ab, so eine Experteneinschätzung. Weitere Gesprächspartner merkten an, dass nur ein Teil der Informationen im umfangreichen Berufswahlpass von Betrieben als interessant eingestuft würde, zum Beispiel Informationen über Praktika. Zeugnisse oder Kompetenzfeststellungen werden dagegen von vielen Betrieben als nicht hilfreich angesehen, da sie sich bei Einstellung junger Menschen eher auf den persönlichen Eindruck oder das Bewerbungsschreiben verlassen. Dieses geringe Interesse der Betriebe am Berufswahlpass wirke durchaus demotivierend auf Schüler und Lehrer, so die Einschätzung einiger Experten.

5.3

Einschätzung des Gütesiegels und der Entwicklungen im Bereich der Berufsorientierung in Hessen

Für die Zukunft regen die Experten an, das Gütesiegel für weitere Schulformen, z. B. die Fachoberschulen, zu öffnen. Im Vordergrund steht zudem nach übereinstimmender Sicht der Experten die Verankerung der Berufs- und Studienorientierung in Gymnasien. In diesem Sinne regten alle Gesprächspartner an, Gymnasien stärker zur Zertifizierung zu motivieren. Indirekt bestätigen die Experten damit, dass das Gütesiegel einen wichtigen Beitrag dazu geleistet hat, die Aufgabe „Berufs- und Studienorientierung“ in die Schulen zu tragen. Im Zusammenhang mit der Zertifizierung unterschiedlicher Schulformen plädierten einige Gesprächspartner dafür, die Anforderungen nach Schulform zu differenzieren, während ein anderer Gesprächspartner dies nicht unterstützt. Problematisch für die weitere Entwicklung des Gütesiegels ist aus Sicht der meisten Experten der große Arbeitsaufwand, der mit der Zertifizierung für die ehrenamtlichen Auditoren und insbesondere die Schulen verbunden ist. Den Schulen stünden trotz großer Aufgabenfülle nur geringe Ressourcen für die Berufs- und Studienorientierung

35


Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

zur Verfügung. Einige Gesprächspartner gaben zu bedenken, dass der hohe Aufwand selbst Schulen mit gut ausgebauter Berufsorientierung daran hindere, den Zertifizierungsprozess durchzuführen. Allerdings scheint es sich aus Sicht der Experten um einen notwendigen Aufwand zu handeln, da nur wenige Gesprächspartner eine Vereinfachung des Verfahrens empfahlen. Die Berufsorientierung besteht nach Expertenansicht aktuell vorrangig in der Vermittlung vielfältiger Informationen über verschiedenste berufliche Perspektiven. Auf die Schüler wirkt die „Informationsflut“ nach Einschätzung einiger Experten potenziell überfordernd und sie erschwert ihnen, eine Entscheidung über den zukünftigen Ausbildungsweg treffen zu können. Im Hinblick auf die Zielsetzung des Gütesiegels plädierten die meisten Experten dafür, dass nur Schulen mit dem Gütesiegel ausgezeichnet werden sollen, deren Berufsund Studienorientierung von herausragender Qualität ist, also über die festgelegten Standards hinausgeht. Lediglich ein Experte sprach sich für eine flächendeckende Zertifizierung aus. Die Rezertifizierung solle mit einem Fortschritt verbunden sein. Damit ist allerdings verbunden, dass die Anforderungen bei der Rezertifizierung steigen. Hier mahnen die Experten an, „Augenmaß“ walten zu lassen. Bereits jetzt äußerten einige Experten die Befürchtung, dass das Interesse der Schulen am Gütesiegel, insbesondere an der Rezertifizierung, abnehmen könnte, da Schulen mit einer rezertifizierten vorbildlichen Berufsorientierung kaum Spielraum für Verbesserungen hätten. Das Gütesiegel könne daher nur noch mit sehr großem Aufwand wiedererlangt werden. Hier gelte es, so eine der Anregungen, bald festzulegen, ob zum Beispiel die Gültigkeit des Gütesiegels nach einer ersten Rezertifzierung verlängert werden sollte. Einige Gesprächspartner wiesen auf die breite Allianz von Institutionen hin, die das Gütesiegel zurzeit unterstützen. Diese Basis solle auch bei der künftigen Entwicklung erhalten bleiben, so dass das Gütesiegel ein „Gütesiegel aller Akteure“ bleibt. Die Experten gaben einzelne Anregungen insbesondere zu folgenden Themen:  Kriterienkatalog zur Zertifizierung: Reduzierung der Anzahl aussagekräftiger und messbarer Kriterien, Vereinfachung der Formulierung, Differenzierung nach Schulform;  Zertifizierungsverfahren: Möglichkeit zur kurzfristigen Nach-Auditierung, um Verlust des Gütesiegels bis zur nächsten Zertifizierungsrunde zu verhindern, Qualitätsstandards für Auditoren;  Verstärkte Werbung für das Gütesiegel bei Schulen und Betrieben;

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 Information der Lehrer: zeitlich gezielte Information für Lehrer von Vorabgangsklassen, vorhandene Angebote bekannt machen, z. B. Fortbildungsmodule der Agentur für Arbeit, Praktika in Betrieben des jeweiligen Schulbezirks;  Informationen für Schüler: Priorisierung und Strukturierung des umfangreichen Informationsangebotes;  Motivation und Unterstützung der Betriebe zur stärkeren Beteiligung an der Berufs- und Studienorientierung: Erstellung von Handreichungen, Handlungsleitfäden o. Ä. für Praktika, Betriebserkundungen, Vorträge, Organisation von Treffen zum Erfahrungsaustausch;  Zur Unterstützung der Auditorinnen bzw. Auditoren und auch zur Sicherstellung der Qualität des Audits können nach Ansicht eines Experten Schulungen dienen. Die Teilnahme an den Schulungen könne dabei zur Anforderung an Audit-Partner erklärt werden.

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Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

6

Zusammenfassung und Fazit

Die vorliegende Studie dient dazu, Ergebnisse und Wirkungen der Einführung des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“ aufzuzeigen. Im Vordergrund steht dabei, die Perspektive der hessischen Wirtschaft auf das Gütesiegel und die Entwicklungen im Bereich der Berufsorientierung zu vermitteln. Dazu wurden eine Online-Befragung von 3.500 Betrieben sowie leitfadengestützte Gespräche mit Akteuren der Wirtschaft in Hessen durchgeführt. Zentrale Ergebnisse sind:  Für das Gütesiegel gibt es in Hessen eine breite institutionelle Unterstützung. Partner des Gütesiegels sind neben dem Hessischen Kultus- sowie Wirtschaftsministerium die Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT, die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V., die Arbeitsgemeinschaft Hessischer Industrie- und Handelskammern, die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern und die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit. An den Audit-Teams, die die Schulen im Vorfeld einer Gütesiegel-Verleihung begutachten, ist auch eine Vielzahl größerer Unternehmen mit zumeist ehrenamtlichen Vertretern beteiligt.  Im Schuljahr 2013/2014 tragen 138 Schulen in Hessen das Gütesiegel. Darunter sind 59 Schulen bzw. 43 % bereits rezertifiziert, womit sie gegenüber der Erstzertifizierung Fortschritte bzw. Weiterentwicklungen bei der Berufs- und Studienorientierung nachgewiesen haben. Von allen Schulen, die in der Sekundarstufe unterrichten, tragen in Hessen ca. 17 % das Gütesiegel. Dabei werden aktuell rund 18 % aller hessischen Schülerinnen und Schüler an diesen Schulen unterrichtet. Vergleichsweise selten zählen (bislang) Gymnasien zu den Gütesiegel-Schulen.  Die Dynamik der Ausweisung neuer Gütesiegel-Schulen hat abgenommen – insofern etabliert sich ein Kern von mit dem Gütesiegel ausgezeichneten Schulen. Tendenziell ist die Beteiligung von Schulen in eher ländlichen bzw. dünn besiedelten Regionen Hessens wie z. B. dem Kreis Hersfeld-Rotenburg oder dem Vogelsbergkreis am Gütesiegel überdurchschnittlich. Ein Grund hierfür besteht nach Expertenansicht im demografischen Wandel und speziell in den eher geringen und zudem sinkenden Schülerzahlen, die die Schulen und Betriebe vor Ort zu einer intensiveren Zusammenarbeit veranlassen. Ausgezeichnet mit dem Siegel werden erfahrungsgemäß vor allem solche Schulen, die bereits vor Einführung des Gütesiegels stark im Bereich der Berufs- und Studienorientierung aktiv waren. Die Sogwirkung des Gütesiegels, insofern dass auch Schulen zur Zertifizierung motiviert wurden, die zuvor weniger in der Berufsorientierung engagiert waren, ist bisher eher gering einzuschätzen.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

 Nach den Ergebnissen der Betriebsbefragung kennen etwa 14 % der Betriebe in Hessen das Gütesiegel. Diese Betriebe können dabei nur in sehr seltenen Fällen angeben, wie viele Schulen, mit denen sie zusammenarbeiten, das Gütesiegel tragen. Insofern ist der Bekanntheitsgrad bei einem wesentlichen Akteur im Orientierungsprozess noch gering. Zum wichtigen Entscheidungskriterium für Betriebe im Hinblick auf die Beteiligung an der Berufsorientierung sowie die Zusammenarbeit mit Schulen hat sich das Gütesiegel (noch) nicht entwickelt. Nach Ansicht der interviewten Experten ist ein geringer Bekanntheitsgrad des Siegels bei Betrieben jedoch nicht problematisch zu werten. Die Bekanntheit sei sekundär. Schulen verstünden das Siegel als Auszeichnung, die weniger gegenüber Betrieben, sondern vielmehr gegenüber Eltern bzw. Erziehungsberechtigten bekannt zu machen ist. Zielsetzung des Siegels sei es zunächst vorrangig, besondere Leistungen von Schulen im Bereich der Berufs- und Studienorientierung zu honorieren sowie Binnenveränderungen im „System Schule“ und Verbesserungen in der Kommunikation von Schulen und Wirtschaft auszulösen.  Der Berufswahlpass, in dem Schüler mit offenbar teils aufwändiger Unterstützung der Schulen Maßnahmen zur Berufsorientierungen dokumentieren sollen, wird von den hessischen Betrieben nur selten als Informationsquelle bei der Besetzung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen herangezogen. Nach Ansicht der interviewten Experten richtet sich der Pass aber ebenfalls weniger an die Betriebe als vielmehr an die Schüler. Diese sollen sich strukturiert auf das Berufsleben vorbereiten, wobei sie die Dokumentation unterstützt. Für die Betriebe zähle bei einer Stellenbesetzung vorrangig der persönliche Eindruck, den die Betriebe von einem Bewerber gewinnen.  Das Engagement der am Prozess der Berufsorientierung beteiligten Personen und Institutionen (Schulen, Betriebe bzw. außerschulische Akteure) ist breit und hat sich nach Ansicht der Experten mit Einführung des Gütesiegels vor allem qualitativ erhöht. Für eine quantitative Ausweitung beruflicher Orientierungsmaßnahmen gibt es sowohl auf Seiten der Betriebe als auch der Schulen und Schüler Grenzen. So zeigen sich vor allem bei Kleinst- und Kleinbetrieben kapazitätsbezogene Einschränkungen im Hinblick auf die Teilnahme am Prozess von Berufsorientierung und Gütesiegel. Auf Seiten der Schulen und Schüler ist, neben kapazitätsbezogenen Einschränkungen und sinkenden Schülerzahlen, zu berücksichtigen, dass die Zeiträume zur Umsetzung z. B. von Praktika und Betriebsbesichtigungen/-erkundungen begrenzt sind und mit betrieblichen Bedarfen kollidieren können.

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Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

 Hintergrund für die grundsätzlich verstärkten Bemühungen im Bereich der Berufsorientierung sind nach Ansicht der Experten vorrangig eine regional rückläufige Anzahl an Schülern und der an einer beruflichen Ausbildung interessierten Jugendlichen sowie der konjunkturbedingt hohe Bedarf an Nachwuchskräften. Die Entwicklungen im Bereich der Berufsorientierung wurden durch das Gütesiegel unterstützt, es sei aber nicht der ausschlaggebende Faktor.  Die Berufsorientierung und das Gütesiegel als Auszeichnung für besondere Leistungen im Bereich der Berufsorientierung sollen letztlich einen Beitrag leisten zu einem möglichst reibungslosen Übergang von der Schule in berufliche bzw. akademische Qualifzierungswege und im Anschluss daran in den Arbeitsmarkt. Die Jugendlichen sollen nach Durchlaufen der Berufsorientierungsmaßnahmen u. a. erkannt haben, welche Stärken und Fähigkeiten sie besitzen, sie sollen ihre beruflichen Perspektiven kennen und wissen, welchen Ausbildungsweg sie einschlagen möchten. Nach Ansicht der Betriebe und Experten werden diesbezüglich noch keine wesentlichen Fortschritte deutlich. Zu berücksichtigen ist bei einer Wertung, dass sich die durch die Einführung der OloV-Qualitätsstandards und insbesondere des „Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen“ hervorgerufenen Veränderungen im Prozess der Berufsorientierung noch nicht vollständig auf die Eignung der Jugendlichen für den Arbeitsmarkt ausgewirkt haben können. Grund sind z. B. der kurze Zeitraum seit der Einführung der Standards sowie die aktuell noch begrenzte Beteiligung der Schulen am Gütesiegel. Zudem lassen nach Betriebsund Expertenmeinung relativ viele Bewerber vor allem persönlich, fachlich und im sozialen Umgang eine Eignung für Ausbildung und Arbeitsmarkt vermissen. Somit überlagern andere Einflüsse mögliche Erfolge in der Berufsorientierung. Ein grundsätzliches Problem für die frühzeitige Berufsorientierung ist, dass diese oftmals nicht im Fokus der Schülerinnen und Schüler steht. Wichtiger ist für die Schülerinnen und Schüler zunächst das Erreichen eines (möglichst guten) Schulabschlusses. Die Berufsorientierung wird daher nach Expertenmeinung seitens der Schüler in Teilen als zusätzliche Belastung empfunden, was sich nachteilig auf ihren Erfolg auswirkt.  Die Entwicklungen im Prozess der schulischen Berufsorientierung seit dem Jahr 2010 werden von den befragten Betrieben und Vertretern der Wirtschaft zusammenfassend überwiegend positiv bewertet. Befragte Betriebe, die das Gütesiegel kennen und daher eventuell auch mit Gütesiegel-Schulen zusammenarbeiten, sind dabei noch etwas positiver gegenüber den Entwicklungen eingestellt. Ein pauschales Urteil, dass sich die Zusammenarbeit mit Gütesiegel-Schulen besser bzw. einfacher gestaltet als mit Nicht-Gütesiegel-Schulen, ist jedoch nicht ableitbar. Ein möglicher Grund ist, dass Schulen auch ohne Gütesiegel-Auszeichnung die entsprechenden OloV-Qualitätstandards erfüllen oder sogar noch weitergehende Maßnahmen anbieten können.

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Perspektivisch geht zudem Folgendes aus der Betriebsbefragung und den Expertengesprächen hervor:  Ein grundlegender Änderungsbedarf hinsichtlich des Prozesses der schulischen Berufsorientierung lässt sich zwar nicht ableiten. Die Betriebe fordern aber überwiegend noch weitere Verbesserungen. Vorschläge gehen z. B. dahin, die Schüler umfangreicher auf ein Betriebspraktikum vorzubereiten, bei Lehrern das Wissen über relevante Berufsfelder zu verbessern und die Schwerpunkte eines Praktikums besser abzusprechen. Zudem wünschen die Betriebe z. B. ein ausführlicheres Feedback über den Erfolg des Praktikums durch die Schule. Diese Aspekte sind in den Kriterienkatalog des Gütesiegels aufgenommen, was deren Relevanz grundsätzlich unterstreicht. Weitere Maßnahmen wären aus Sicht ausgewählter Betriebe und Experten z. B. die Einrichtung einer Vermittlungsbörse für Betriebspraktika in der Region sowie eine stärkere Information über den regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt an Schulen. Letzteres setzt wiederum eine entsprechende Schulung der Lehrkräfte voraus, z. B. durch die regionalen Agenturen für Arbeit.  Aufgrund der Entwicklung am Ausbildungsmarkt ist ein steigendes Interesse der Betriebe an der schulischen Berufsorientierung und an einer diesbezüglichen Qualitätssicherung zu erwarten. Das sind gute Voraussetzungen, um weitere Betriebe zur Mitwirkung zu gewinnen. Insbesondere auch für kleinere Betriebe könnten hierfür Handreichungen durch Kammern, Verbände, sonstige Unternehmensnetzwerke hilfreich sein, z. B. zur Durchführung von Praktika und Betriebserkundungen (Best practice), wie von einem Gesprächspartner angeregt wurde.  Die Zielsetzung des Gütesiegels und die Entwicklungsperspektiven sind aktuell nicht eindeutig definiert bzw. kommuniziert, was z. B. das Interesse von Schulen an (erneuten) Bewerbungen um das Gütesiegel beeinträchtigen kann. Dies betrifft etwa das Verhältnis des Gütesiegels zu den Erlassen zur Ausgestaltung der Berufs- und Studienorientierung in Schulen. So stellt sich die Frage, ob das Gütesiegel die Einhaltung der per Erlass definierten Standards honorieren soll oder solche Leistungen, die über die Standards hinausgehen. Eine Honorierung von Leistungen über die allgemeinen Standards hinaus hätte zur Folge, dass das Gütesiegel auch bei Anpassung der Standards jeweils eine Auszeichnung für ausgewählte „exzellente“ Schulen wäre. Ist hingegen Zielsetzung, die Einhaltung der im Erlass definierten Standards zu honorieren – so wie es aktuell nach Expertenansicht häufig der Fall ist –, könnte das Gütesiegel letztlich fächendeckend an die Schulen verliehen werden. Grundsätzlich befürworten die im Rahmen der Studie interviewten Experten eine weitere Verbreitung des Gütesiegels, ohne deren Ausmaß genauer bemessen zu können.

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Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

In diesem Zusammenhang bestehen für Schulen aktuell Unsicherheiten, welchen Anforderungen sie für zukünftige, eventuell im Drei-Jahres-Rhythmus erforderliche Rezertifizierungen genügen müssen. Die Forderung, eventuell auf hohem Niveau erneut Fortschritte vorweisen zu müssen, kann sie kapazitätsbedingt von weiteren Bewerbungen absehen lassen, zumal mit dem Gütesiegel nur mittelbare Kompensationen bzw. Mehrwerte verbunden sind. Hier könnte es den Schulen helfen, wenn z. B. ab der zweiten Rezertifizierung keine weitere Steigerung notwendig ist, sondern das Einhalten des Erreichten für die Rezertifizierung genügt. Ein Problem kann zudem mit der Vergabe des gleichen Siegels für die Erst- und die Rezertifizierung einhergehen. Schulen, die eine Rezertifizierung mangels erkennbarer Weiterentwicklungen nicht erfolgreich durchlaufen, wird das Gütesiegel vollständig aberkannt, obwohl sie vielleicht die gleichen oder sogar bessere Leistungen erbringen als Schulen, die erstmals das Siegel erhalten.  Grundsätzlich kann gerade bei Auszeichnung von „exzellenter“ Berufs- und Studienorientierung eine unmittelbare Kompensation für die Schulen erwogen werden, um deren Interesse am Gütesiegel zu stärken (z. B. über Preise). Über einen Mehrwert kann es eventuell auch gelingen, zur Stärkung des Gütesiegels Schulen einzubinden, die hervorragende Berufsorientierung leisten, sich bislang aber nicht am Gütesiegelprozess beteiligen.  Auf Initiative der Wirtschaft sind in fast allen Bundesländern in den vergangenen Jahren Gütesiegel eingeführt worden. Das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“ ist Mitglied im bundesweiten Netzwerk Berufswahl-SIEGEL. Aktuell gibt es Bestrebungen, u. a. zur Steigerung der Außenwirkung, eine bundesweite Dachmarke aufzubauen und in diesem Zuge die Kriterienkataloge für das Gütesiegel zu vereinheitlichen. Für Hessen sind diesbezüglich keine grundlegenden Veränderungen zu erwarten. Erwogen wird z. B. eine Verschlankung des Katalogs und eine stärkere Fokussierung auf die individuelle Prozessbegleitung und Kompetenzvermittlung bei Schülerinnen und Schülern. Nach Ansicht der interviewten Experten könnte zudem eine stärkere Differenzierung des Kriterienkatalogs, z. B. im Hinblick auf Förderschulen und Gymnasien, überlegt werden, um der Unterschiedlichkeit der Schulformen Rechnung zu tragen. Zusammenfassend wird das Gütesiegel von den Vertretern der hessischen Wirtschaft als wichtiger Baustein von insgesamt positiven Entwicklungen im Prozess der schulischen Berufsorientierung angesehen. Ein wesentlicher Gewinn durch die Einführung des Gütesiegels besteht nach Experteneinschätzung in der Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten von Schule und Wirtschaft, u. a. durch die Zusammenarbeit im Audit-Team. Von direktem Nutzen sei das Gütesiegel zurzeit insbesondere für die Schulen. Sie profitierten durch die systematische und strukturierte Herangehensweise an das Thema Berufsorientierung, die im Zuge des Gütesiegelprozesses erforderlich

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ist. Zudem gewinnen sie Ansatzpunkte, um die Berufsorientierung weiterzuentwickeln, und können ihre „geprüfte“ Stärke in diesem Bereich nach außen dokumentieren. Bei einem Großteil der Betriebe sind Verbesserungen des Orientierungsprozesses noch nicht nachhaltig „angekommen“. Offene Fragen zu den Zielsetzungen und Entwicklungsperspektiven des Gütesiegels bedürfen einer Beantwortung durch die beteiligten Partner.

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Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

Schulen mit Gütesiegel im Schuljahr 2013/2014 Schülerinnen und Schüler an Gütesiegel-Schulen im Schuljahr 2013/2014 Antwortende Betriebe nach Beschäftigungsgrößenklassen Welche Schule besuchen die meisten Ihrer Schülerpraktikantinnen und -praktikanten? (Mehrfachnennungen möglich) Kennen Sie das „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“? Mit wie vielen Schulen arbeiten Sie derzeit bei der Berufsorientierung zusammen? Was ist der wesentliche Grund für Ihre Beteiligung an der Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler? (Mehrfachnennungen möglich) Haben Sie aktuell Schwierigkeiten bei der Besetzung von Lehrstellen? Falls „ja“: Welche Schwierigkeiten bestehen? Konnten Sie seit dem Jahr 2010 ehemalige Schülerpraktikantinnen bzw. -praktikanten als Auszubildende oder Beschäftigte gewinnen? Wie beteiligen Sie sich am Prozess der Berufsorientierung? Wie hat sich Ihre Beteiligung an Maßnahmen zur Berufsorientierung seit dem Jahr 2010 entwickelt? Haben Sie bereits den Berufswahlpass (bzw. Vergleichbares) im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs für einen Ausbildungsplatz/ eine Stelle genutzt, um sich über Bewerberinnen und Bewerber zu informieren? Der Prozess der schulischen Berufsorientierung hat sich seit 2010 wesentlich verbessert (These 1) Die Zusammenarbeit mit den Schulen hat sich seit 2010 wesentlich verbessert (These 2) Die Entwicklungen seit dem Jahr 2010 haben dazu geführt, dass sich unser Betrieb heute stärker für die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern engagiert (These 3) Aufgrund der Zusammenarbeit mit den Schulen hat sich auch die Qualität der bei uns durchgeführten Betriebspraktika von Schülerinnen und Schülern seit 2010 stark verbessert (These 4) Durch die intensivere schulische Berufsorientierung seit dem Jahr 2010 sind die Jugendlichen besser auf das Berufs- und Arbeitsleben vorbereitet (These 5) Das Gütesiegel war ein wesentlicher Grund dafür, sich verstärkt mit der schulischen Berufsorientierung zu befassen (These 6) Durch die Zusammenarbeit mit Gütesiegel-Schulen sind auch die qualitativen Anforderungen an meinen Betrieb gestiegen (These 7) Die Zusammenarbeit mit Gütesiegel-Schulen ist besser als mit anderen Schulen (These 8) Wie beurteilen Sie zusammenfassend die Zusammenarbeit mit den Schulen bei der Berufsorientierung in Schulnoten? Sehen Sie Verbesserungsbedarf bei der Zusammenarbeit von Betrieben mit Schulen? Falls „ja“: Was sind Ihre Vorschläge?

Tabelle 1 2 3 4 5 A1 A2 A3 A4 A5

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Seite

Regionalverteilung der Gütesiegel-Schulen in Hessen im Schuljahr 2013/2014 in % (Sekundarstufe) Regionalverteilung der Schülerinnen und Schüler an Gütesiegel-Schulen in Hessen im Schuljahr 2013/2014 (Sekundarstufe) Regionalverteilung befragter Betriebe nach Schulen auf Regierungsbezirksebene Regionalverteilung befragter und antwortender Betriebe auf Regierungsbezirksebene Branchenzugehörigkeit antwortender Betriebe Regionalverteilung hessischer Schulen im Schuljahr 2013/2014 nach der Schulform (Sekundarstufe) Regionalverteilung hessischer Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2013/2014 nach der Schulform (Sekundarstufe) Regionalverteilung der hessischen Gütesiegel-Schulen im Schuljahr 2013/2014 nach der Schulform (Sekundarstufe) Regionalverteilung der hessischen Gütesiegel-Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2013/2014 nach der Schulform (Sekundarstufe) Regionalverteilung befragter Betriebe nach Schulen auf Kreisebene

5 8 17 18 19 20 21 21 22 23 24 25 26 26 26 27 27 28 28 29 29 30

Seite 6 9 13 16 18 46 47 48 49 50


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Verzeichnis der Expertinnen und Experten Institution

Name

Agentur für Arbeit Marburg

Sigrid Hablowetz

Bundesagentur für Arbeit

Christa Weidt-Klaes

Bundesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT, Team Berufswahl-Siegel

Yvonne Kohlmann Angela Mecking

Handwerkskammer Wiesbaden

Andreas Haberl

Industrie- und Handelskammer Darmstadt

Dr. Roland Lentz

Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill

Dr. Gerd Hackenberg

Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik - INBAS GmbH

Hardy Merz

Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT Hessen

Matthias Rust

Datengrundlagen Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (2014): Arbeitsmarkt in Zahlen, Beschäftigungsstatistik - Betriebe und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Land Hessen, Stichtag 30 Juni 2014. Berechnungen der Hessen Agentur Hessisches Statistisches Landesamt (2014): Die allgemeinbildenden Schulen in Hessen 2013, Teil 1: Grundschulen, Hauptschulen, Mittelstufenschulen, Förderstufen, Förderschulen, Sonderpädagogische Förderung an allgemeinen Schulen, Stand: 1. November 2013, Kennziffer: B I 1 - j/13 - Teil 1, Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden.

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Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Tabellenanhang Tabelle A1 Regionalverteilung hessischer Schulen im Schuljahr 2013/2014 nach der Schulform (Sekundarstufe) Anzahl Schulen davon: insgesamt Region Darmstadt, Wissenschaftsstadt Frankfurt am Main, Stadt Offenbach am Main, Stadt Wiesbaden, Landeshauptstadt Bergstraße Darmstadt-Dieburg Groß-Gerau Hochtaunuskreis Main-Kinzig-Kreis Main-Taunus-Kreis Odenwaldkreis Offenbach Rheingau-Taunus-Kreis Wetteraukreis Gießen Lahn-Dill-Kreis Limburg-Weilburg Marburg-Biedenkopf Vogelsbergkreis Kassel, documenta-Stadt Fulda Hersfeld-Rotenburg Kassel Schwalm-Eder-Kreis Waldeck-Frankenberg Werra-Meißner-Kreis RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel Hessen

absolut 23 86 15 38 34 34 29 26 52 25 12 37 27 40 34 30 24 42 17 35 37 15 20 30 29 16 478 147 182 807

Förderschule

in % absolut 0,5 4 10,7 21 1,9 4 4,7 9 4,2 6 4,2 13 3,6 8 3,2 5 6,4 14 3,1 6 1,5 4 4,6 10 3,3 8 5,0 10 4,2 10 3,7 6 3,0 5 5,2 13 2,1 6 4,3 11 4,6 10 1,9 4 2,5 5 3,7 10 3,6 9 2,0 5 59,2 122 18,2 40 22,6 54 100,0 216

Haupt- und/oder Realschule

in % absolut 17,4 1 24,4 22 26,7 4 23,7 8 17,6 12 38,2 3 27,6 6 19,2 5 26,9 19 24,0 3 33,3 1 27,0 5 29,6 4 25,0 11 29,4 3 20,0 8 20,8 10 31,0 13 35,3 4 31,4 7 27,0 16 26,7 1 25,0 33,3 5 31,0 13 31,3 1 25,5 104 27,2 38 29,7 43 26,8 185

Gesamtschule

in % absolut 25,0 7 25,6 16 26,7 4 21,1 9 35,3 6 8,8 15 20,7 8 19,2 5 36,5 11 12,0 11 8,3 6 13,5 14 14,8 8 27,5 9 8,8 15 26,7 12 41,7 6 31,0 8 23,5 5 20,0 8 43,2 4 6,7 9 14 16,7 9 44,8 3 6,3 8 21,8 129 25,9 46 23,6 55 22,9 230

Gymnasium

in % absolut 175,0 11 18,6 27 26,7 3 23,7 12 17,6 10 44,1 3 27,6 7 19,2 11 21,2 8 44,0 5 50,0 1 37,8 8 29,6 7 22,5 10 44,1 6 40,0 4 25,0 3 19,0 8 29,4 2 22,9 9 10,8 7 60,0 1 70,0 1 30,0 6 10,3 4 50,0 2 27,0 123 31,3 23 30,2 30 28,5 176

in % 275,0 31,4 20,0 31,6 29,4 8,8 24,1 42,3 15,4 20,0 8,3 21,6 25,9 25,0 17,6 13,3 12,5 19,0 11,8 25,7 18,9 6,7 5,0 20,0 13,8 12,5 25,7 15,6 16,5 21,8

Kategorisiert nach Schulen mit entsprechender Schulform. Schulen mit mehreren Schulformen werden nur einmal gezählt. Förderschulen, die zugleich Haupt- und/oder Realschulen sind, wurden als Haupt- und/oder Realschulen gezählt. Eine Schule mit Schülern im Realschulsowie Gymnasialzweig wurde entsprechend der überwiegenden Anzahl der Schüler eingeordnet. Schulen mit Unterricht in Förderstufen, die nicht Gesamtschulen sind, wurden mit Haupt- bzw. Realschule oder Gymnasium zusammengefasst. Förderschulen können sowohl in der Primarstufe als auch in der Sekundarstufe unterrichten, sind insofern hinsichtlich ihrer Anzahl mit den weiteren dargestellten Schulen nicht vollständig vergleichbar. Die Anzahl der Förderschulen fällt vergleichsweise hoch aus. Als „Gesamtschulen“ wurden schulformbezogene (kooperative) Gesamtschulen und schulformübergreifende (integrierte) Gesamtschulen zusammengefasst.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014). Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle A2 Regionalverteilung hessischer Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2013/2014 nach der Schulform (Sekundarstufe) Anzahl Schüler davon: insgesamt Region Darmstadt, Wissenschaftsstadt Frankfurt am Main, Stadt Offenbach am Main, Stadt Wiesbaden, Landeshauptstadt Bergstraße Darmstadt-Dieburg Groß-Gerau Hochtaunuskreis Main-Kinzig-Kreis Main-Taunus-Kreis Odenwaldkreis Offenbach Rheingau-Taunus-Kreis Wetteraukreis Gießen Lahn-Dill-Kreis Limburg-Weilburg Marburg-Biedenkopf Vogelsbergkreis Kassel, documenta-Stadt Fulda Hersfeld-Rotenburg Kassel Schwalm-Eder-Kreis Waldeck-Frankenberg Werra-Meißner-Kreis RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel Hessen

absolut 12.570 39.303 8.311 18.655 17.947 18.860 16.935 17.601 27.759 15.405 6.574 22.139 12.433 22.552 18.097 16.622 12.735 16.359 6.366 14.702 15.595 7.525 11.804 13.194 11.283 6.490 257.044 70.179 80.593 407.816

Förderschule

in % absolut 3,1 447 9,6 1.922 2,0 428 4,6 816 4,4 448 4,6 828 4,2 653 4,3 407 6,8 1.039 3,8 434 1,6 129 5,4 674 3,0 684 5,5 943 4,4 1.013 4,1 634 3,1 407 4,0 667 1,6 232 3,6 885 3,8 606 1,8 257 2,9 540 3,2 761 2,8 794 1,6 254 63,0 9.852 17,2 2.953 19,8 4.097 100,0 16.902

in % 3,6 4,9 5,1 4,4 2,5 4,4 3,9 2,3 3,7 2,8 2,0 3,0 5,5 4,2 5,6 3,8 3,2 4,1 3,6 6,0 3,9 3,4 4,6 5,8 7,0 3,9 3,8 4,2 5,1 4,1

Haupt- und/oder Realschule absolut 784 6.868 1.511 3.705 4.455 945 2.196 2.306 6.546 1.568 555 2.692 1.897 3.971 540 2.480 3.767 2.784 1.465 1.058 6.867 71

in % 6,2 17,5 18,2 19,9 24,8 5,0 13,0 13,1 23,6 10,2 8,4 12,2 15,3 17,6 3,0 14,9 29,6 17,0 23,0 7,2 44,0 0,9

1.919 4.613 126 39.999 11.036 14.654 65.689

14,5 40,9 1,9 15,6 15,7 18,2 16,1

Gesamtschule absolut 2.774 10.621 3.230 4.440 4.938 14.798 7.013 6.332 11.350 8.396 4.611 11.199 4.902 7.903 12.092 9.052 5.455 6.594 2.797 4.842 2.566 6.396 10.744 5.963 2.042 5.246 102.507 35.990 37.799 176.296

in % 22,1 27,0 38,9 23,8 27,5 78,5 41,4 36,0 40,9 54,5 70,1 50,6 39,4 35,0 66,8 54,5 42,8 40,3 43,9 32,9 16,5 85,0 91,0 45,2 18,1 80,8 39,9 51,3 46,9 43,2

Gymnasium absolut 8.565 19.892 3.142 9.694 8.106 2.289 7.073 8.556 8.824 5.007 1.279 7.574 4.950 9.735 4.452 4.456 3.106 6.314 1.872 7.917 5.556 801 520 4.551 3.834 864 104.686 20.200 24.043 148.929

in % 68,1 50,6 37,8 52,0 45,2 12,1 41,8 48,6 31,8 32,5 19,5 34,2 39,8 43,2 24,6 26,8 24,4 38,6 29,4 53,8 35,6 10,6 4,4 34,5 34,0 13,3 40,7 28,8 29,8 36,5

Schülerinnen und Schüler, die eine Gesamtschule besuchen, sind unter Gesamtschulen erfasst. Als „Gesamtschulen“ wurden schulformbezogene (kooperative) Gesamtschulen und schulformübergreifende (integrierte) Gesamtschulen zusammengefasst. Personen an Förderschulen, die zugleich Haupt- und/oder Realschulen sind, wurden als Haupt- und/oder Realschüler gezählt. Schülerinnen und Schüler in Förderstufen, die nicht an Gesamtschulen unterrichtet werden, wurden mit Haupt- bzw. Realschule oder Gymnasium zusammengefasst. Gleiches gilt für die Mittelstufenschule und für eine Förderschule, die zugleich Haupt- und/oder Realschule ist.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014). Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur.

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Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Tabelle A3 Regionalverteilung der hessischen Gütesiegel-Schulen im Schuljahr 2013/2014 nach der Schulform (Sekundarstufe) Anzahl Gütesiegel-Schulen davon: insgesamt

Förderschule

Region absolut Darmstadt, Wissenschaftsstadt Frankfurt am Main, Stadt Offenbach am Main, Stadt Wiesbaden, Landeshauptstadt Bergstraße Darmstadt-Dieburg Groß-Gerau Hochtaunuskreis Main-Kinzig-Kreis Main-Taunus-Kreis Odenwaldkreis Offenbach Rheingau-Taunus-Kreis Wetteraukreis Gießen Lahn-Dill-Kreis Limburg-Weilburg Marburg-Biedenkopf Vogelsbergkreis Kassel, documenta-Stadt Fulda Hersfeld-Rotenburg Kassel Schwalm-Eder-Kreis Waldeck-Frankenberg Werra-Meißner-Kreis RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel Hessen

Haupt- und/oder Realschule

in % absolut

in % absolut

4 8

2,9 5,8

1 1

25,0 12,5

3

37,5

4 1 11 5 4 9 3 3 4 3 7 4 8 2 10 4 8 8 6 7 8 5 2 66 28 43 138

2,9 0,7 8,0 3,6 2,9 6,5 2,2 2,2 2,9 2,2 5,1 2,9 5,8 1,4 7,2 2,9 5,8 5,8 4,3 5,1 5,8 3,6 1,4 47,8 20,3 31,2 100,0

2

50,0

1

25,0

3 2 2 2

27,3 40,0 50,0 22,2

1

9,1

2 2 2 1 2

50,0 66,7 28,6 25,0 25,0

1 5 1 1 2 1 3

25,0 55,6 33,3 33,3 50,0 33,3 42,9

3 1 4 5 1 2 2

30,0 25,0 50,0 62,5 16,7 28,6 25,0

2 2 3 1 1 3

25,0 100,0 30,0 25,0 12,5 37,5

19 7 14 40

28,8 25,0 32,6 29,0

3 4 1 19 8 12 39

Gesamtschule

in % absolut

37,5 80,0 50,0 28,8 28,6 27,9 28,3

Gymnasium

in % absolut

in %

1 2

25,0 25,0

2 2

50,0 25,0

1 1 5 2 1 2 2 2

25,0 100,0 45,5 40,0 25,0 22,2 66,7 66,7

2 1

18,2 20,0

1 3 4

14,3 75,0 50,0

1

14,3

4

40,0 2

50,0

3

37,5

4 5 2 1 1 20 11 16 47

66,7 71,4 25,0 20,0 50,0 30,3 39,3 37,2 34,1

1

16,7

1

12,5

8 2 2 12

12,1 7,1 4,7 8,7

Kategorisiert nach Schulen mit entsprechender Schulform, nicht nach Schülern. Schulen mit mehreren Schulformen werden nur einmal gezählt. Förderschulen können sowohl in der Primarstufe als auch in der Sekundarstufe unterrichten, sind insofern hinsichtlich ihrer Anzahl mit den weiteren dargestellten Schulen nicht vollständig vergleichbar. Die Anzahl der Förderschulen fällt vergleichsweise hoch aus. Als „Gesamtschulen“ wurden schulformbezogene (kooperative) Gesamtschulen und schulformübergreifende (integrierte) Gesamtschulen zusammengefasst.

Quelle: INBAS GmbH, HMWEVL, Hessisches Statistisches Landesamt (2014). Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle A4 Regionalverteilung der hessischen Gütesiegel-Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2013/2014 nach der Schulform (Sekundarstufe) Anzahl Schüler davon: insgesamt Region Darmstadt, Wissenschaftsstadt Frankfurt am Main, Stadt Offenbach am Main, Stadt Wiesbaden, Landeshauptstadt Bergstraße Darmstadt-Dieburg Groß-Gerau Hochtaunuskreis Main-Kinzig-Kreis Main-Taunus-Kreis Odenwaldkreis Offenbach Rheingau-Taunus-Kreis Wetteraukreis Gießen Lahn-Dill-Kreis Limburg-Weilburg Marburg-Biedenkopf Vogelsbergkreis Kassel, documenta-Stadt Fulda Hersfeld-Rotenburg Kassel Schwalm-Eder-Kreis Waldeck-Frankenberg Werra-Meißner-Kreis RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel Hessen

absolut 2.987 3.809 1.371 1.852 7.579 2.497 1.228 5.154 2.938 2.256 1.365 1.048 3.891 3.159 3.413 766 5.380 2.780 2.521 2.317 3.998 4.783 3.132 2.736 1.106 37.975 15.498 20.593 74.066

Förderschule

in % absolut 4,0 240 5,1 169 1,9 2,5 10,2 3,4 1,7 7,0 4,0 3,0 1,8 1,4 5,3 4,3 4,6 1,0 7,3 3,8 3,4 3,1 5,4 6,5 4,2 3,7 1,5 51,3 20,9 27,8 100,0

Haupt- und/oder Realschule

Gesamtschule

in % absolut 8,0 4,4 912

in % absolut 569 23,9 960

245

17,9

383

27,9

206 191 236 142

2,7 7,6 19,2 2,8

227

3,0

235 195 221 100 279

17,2 18,6 5,7 3,2 8,2

290 1.813 871 555 1.130 853 1.613

23,6 35,2 29,6 24,6 82,8 81,4 41,5

144 36 263 351 85 260 172

2,7 1,3 10,4 15,1 2,1 5,4 5,5

977 766 954 872 273 1.966

28,6 100,0 17,7 31,4 10,8 84,9

2.080 559 1.131 3.770

5,5 3,6 5,5 5,1

643 1.772 126 8.647 3.569 4.780 16.996

20,5 64,8 11,4 22,8 23,0 23,2 22,9

Gymnasium

in % absolut 19,0 2.178 25,2 1.768

743 1.852 5.175 1.768 702 3.199 2.067 1.701

54,2 100,0 68,3 70,8 57,2 62,1 70,4 75,4

646 3.059 2.157

16,6 96,8 63,2

4.282

79,6

1.985

78,7

3.143 4.523 1.330 964 980 19.382 9.498 12.925 41.805

78,6 94,6 42,5 35,2 88,6 51,0 61,3 62,8 56,4

in % 72,9 46,4

1.971 538

26,0 21,5

1.411

36,3

1.872

67,3

770

19,3

987

31,5

7.866 1.872 1.757 11.495

20,7 12,1 8,5 15,5

Schülerinnen und Schüler, die eine Gesamtschule besuchen, sind unter Gesamtschulen erfasst. Als „Gesamtschulen“ wurden schulformbezogene (kooperative) Gesamtschulen und schulformübergreifende (integrierte) Gesamtschulen zusammengefasst. Personen an Förderschulen, die zugleich Haupt- und/oder Realschulen sind, wurden als Haupt- und/oder Realschüler gezählt. Schülerinnen und Schüler in Förderstufen, die nicht an Gesamtschulen unterrichtet werden, wurden mit Haupt- bzw. Realschule oder Gymnasium zusammengefasst. Gleiches gilt für die Mittelstufenschule und für eine Förderschule, die zugleich Haupt- und/oder Realschule ist.

Quelle: INBAS GmbH, HMWEVL, Hessisches Statistisches Landesamt (2014). Darstellung und Berechnungen der Hessen Agentur.

49


50

Quelle: Berechnungen der Hessen Agentur.

21

3

101

1

16

2

112

1

15

280

2

36

62

2

103

73

1

16

1

55

Fulda

9

2

7

Gießen

In den grau hinterlegten Städten / Kreisen war im Schuljahr 2010/2011 keine Schule zertifiziert.

Gesamt

19 Wiesbaden, Landeshauptstadt

18 Wetteraukreis

17 Werra-Meißner-Kreis

16 Waldeck-Frankenberg

15 Schwalm-Eder-Kreis

14 Offenbach

13 Odenwaldkreis

12 Marburg-Biedenkopf

11 Main-Taunus-Kreis

10 Main-Kinzig-Kreis

9 Lahn-Dill-Kreis

1

38

5

3

26

8 Kassel

1

57

1

38

7 Hochtaunuskreis

66

15

Frankfurt am Main, Stadt

3

12

1

4

DarmstadtDieburg

6 Hersfeld-Rotenburg

5 Groß-Gerau

4 Fulda

3 Frankfurt am Main, Stadt

2 Darmstadt-Dieburg

1 Bergstraße

Bergstraße

Darmstadt, Wissenschaftsstadt

256

2

10

69

2

169

4

GroßGerau

264

1

2

261

HersfeldRotenburg

266

17

2

5

241

1

Hochtaunuskreis

220

4

1

213

2

Kassel

115

6

1

103

5

57

55

1

1

7

1

1

5

Kassel, Lahn-Dill- LimburgdocumentaKreis Weilburg Stadt

75

50

2

1

2

18

2

MainKinzigKreis

276

3

1

2

162

102

6

MainTaunusKreis

269

269

6

4

1

1

MarburgOdenBiedenwaldkreis kopf

Anzahl Betriebsadressen je Stadt / Kreis

294

2

279

2

3

2

4

2

Offenbach

17

2

12

1

2

15

8

1

6

114

1

105

1

7

5

4

1

6

5

1

50

48

2

281

274

1

3

3

274

223

41

9

1

Wiesbaden, Offenbach RheingauWaldeck- WerraWetterauSchwalm- VogelsLandesam Main, TaunusFranken- Meißnerkreis Eder-Kreis bergkreis hauptStadt Kreis berg Kreis stadt

3.463

239

386

50

5

119

403

4

342

388

19

1

316

404

301

357

55

7

63

4

Gesamt

Ergebnisanalyse „Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen“

Tabelle A5 Regionalverteilung befragter Betriebe nach Schulen auf Kreisebene

Standort der Schule(n)




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