Hessischer Konjunkturspiegel 2/2015

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Postfach 3129 65021 Wiesbaden Internet: www.wirtschaft.hessen.de

Hessischer Konjunkturspiegel 3. Quartal 2015 Konjunkturdaten Tabellen Kurzbericht Was bringt 2016? – Blick auf aktuelle Konjunkturprognosen Schwerpunktthemen Auswirkungen der TTIP für die hessische Wirtschaft Monitoring der Energiewende in Hessen


Inhalt

Vorwort

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Kurzbericht Was bringt 2016? – Blick auf aktuelle Konjunkturprognosen

2

Kurzberichte und Schwerpunktthemen im Hessischen Konjunkturspiegel

Heft

Jahr

Titel

1. Quartal

13

2. Quartal

13

3. Quartal

13

4. Quartal

13

1. Quartal

14

2. Quartal

14

3. Quartal

14

4. Quartal

14

1. Quartal

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Herstellung und Druck: Hessisches Statistisches Landesamt

2. Quartal

15

Herausgegeben vom Hessischen Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (www.wirtschaft.hessen.de)

Hessisches Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2012 Hessischer Außenhandel 2012 mit Länderfokus Türkei Hessische Kapitalverflechtungen mit dem Ausland 2011: Direktinvestitionen Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Industrie Verarbeitendes Gewerbe in Hessen im Bundesländervergleich Blick auf den dualen hessischen Ausbildungsmarkt im Jahr 2012 Neue Förderkulisse der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ GRW Anwendungen von IKT in der hessischen Wirtschaft Die 100 größten Unternehmen in Hessen Berufs- und Qualifikationsprognosen bis 2018 Ein- und Auspendler über die hessische Landesgrenze Hessischer Außenhandel 2013 mit Länderfokus USA Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen Blick auf den hessischen Außenhandel mit Russland und mit der Ukraine Hessische Kapitalverflechtungen mit dem Ausland 2012: Direktinvestitionen Beitrag von Wanderungen zur Abmilderung der Fachkräfteknappheit Wirtschaftliche Entwicklung in Hessen im Jahr 2013 Blick auf den hessischen dualen Ausbildungsmarkt im Jahr 2013 Arbeitnehmerüberlassung in Hessen Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen Blick auf den hessischen Außenhandel mit der VR China MINT-Projekte in Hessen Hessen in Bundesländer- und Regionalrankings Messelandschaft ausgewählter Exportmärkte: Golfstaaten Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen Hessischer Außenhandel 2014 mit Länderfokus Golfstaaten Hessisches Bruttoinlandsprodukt 2014 Mindestlohn: Anspruchsberechtigte Arbeitnehmer in Hessen Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen bis 2030/2050 Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen: Neue Methoden und neue Ergebnisse Hessische Kapitalverflechtungen mit dem Ausland 2013: Direktinvestitionen Blick auf den dualen hessischen Ausbildungsmarkt im Jahr 2014 Auslandskontrollierte Unternehmen in Hessen Pendlerverflechtungen Hessens

Schwerpunktthemen Auswirkungen der TTIP für die hessische Wirtschaft Monitoring der Energiewende in Hessen

3 7

Die hessische Konjunktur Die hessische Konjunktur in Zahlen Die hessische Konjunktur im Überblick Beschäftigung und Arbeitsmarkt Außenhandel, Einzelhandel, Gastgewerbe Verarbeitendes Gewerbe Bauhauptgewerbe Indikatoren im Detail

11 12 13 15 17 19 21

Konjunkturumfragen anderer Institutionen Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft hessischer IHKs Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern

Impressum Redaktion: Dr. Claus Bauer HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9, D-65189 Wiesbaden Telefon 0611 / 95017 - 8216 Telefax 0611 / 95017 - 8313 E-mail claus.bauer@hessen-agentur.de Internet www.hessen-agentur.de/konjunkturspiegel

Datenquellen:

Hessisches Statistisches Landesamt Statistisches Bundesamt Statistik der Bundesagentur für Arbeit Deutsche Bundesbank Europäische Zentralbank

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Quellenangabe gestattet.

www.statistik-hessen.de www.destatis.de www.arbeitsagentur.de www.bundesbank.de www.ecb.int

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VORWORT

Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, die letzte Ausgabe des Hessischen Konjunkturspiegels in diesem Jahr wirft einen Blick in die Zukunft: Der Kurzbericht widmet sich der Frage: „Was bringt 2016? – Blick auf aktuelle Konjunkturprognosen“. Die gängigen Prognosen sagen für die Weltwirtschaft ein Wachstum von rund 3 Prozent vorher. Für Deutschland bewegen sich die Konjunkturerwartungen mit knapp 2 Prozent geringfügig oberhalb des Euroraums. Die Landesbank HessenThüringen (Helaba) erwartet für Hessen 2016 ein BIP-Wachstum mindestens auf dem Niveau des Bundes. Der erste Schwerpunktbeitrag untersucht die „Auswirkungen der TTIP für die hessische Wirtschaft“. Er kommt zu dem Schluss, dass der Abbau tarifärer Handelshemmnisse sowie eine verbesserte regulatorische und technische Abstimmung Chancen für die hessische Wirtschaft, gerade für den Mittelstand, eröffnen. Es versteht sich, dass dabei europäische Standards und Schutzniveaus nicht zur Disposition gestellt werden dürfen. Das zweite Schwerpunktthema lautet „Monitoring der Energiewende in Hessen“: Der kürzlich veröffentlichte erste MonitoringBericht zeigt eindrucksvoll den Zuwachs der erneuerbaren Energien seit dem Jahr 2000. Deutliche Fortschritte lassen sich auch bei Energieeinsparung und -effizienz feststellen. Hessen engagiert sich zudem stark für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf diesem Feld. Rund 20.000 Beschäftigte zählte der Wirtschaftsbereich Erneuerbare Energien im Jahre 2013. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hält sich auf erfreulich hohem Niveau. Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie seit über 20 Jahren nicht mehr, und die Zahl der Erwerbstätigen hat im Berichtszeitraum wieder einen neuen Höchststand erreicht. Die Landesregierung wird auch 2016 alles dafür tun, günstige Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung in Hessen zu schaffen. Ihnen allen wünsche ich frohe Festtage und ein glückliches neues Jahr. Mit freundlichen Grüßen

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

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KURZBERICHT

Was bringt 2016? – Blick auf aktuelle Konjunkturprognosen Ob die Wirtschaft „brummt“, sich in einer Rezession befindet oder die Konjunktur einer Seitwärtsbewegung folgt – für Konjunkturprognosen jedenfalls herrscht in den letzten Monaten eines Jahres immer Hochkonjunktur. Anhand einiger ausgewählter Prognosen für das Jahr 2016 wird nachfolgend überblicksartig aufgezeigt, welches Wirtschaftswachstum – d.h. Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) gegenüber 2015 – erwartet wird. Für die Welt wird ein Wachstum zwischen 2,6 % (Sachverständigenrat) und 3,5 % (EU-Kommission) prognostiziert. Ein BIPPlus von rund 3 % würde für Hessen bzw. Deutschland ein kräftiges Wachstum bedeuten – aus dem Blickwinkel der Weltwirtschaft ist es jedoch eher als verhaltener Zuwachs zu interpretieren. Als wichtige Ursache hierfür ist die schwächere Entwicklung in den Schwellenländern zu nennen: Zweistellige Wachstumsraten in der VR China gehören der Vergangenheit an, für Russland und Brasilien gehen die Prognosen auch 2016 noch von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung aus. Für die USA ist hingegen mit einer größeren Dynamik als im Jahr 2015 zu rechnen, und die Wirtschaft in Japan gewinnt den Prognosen zufolge etwas an Fahrt – jedoch auf niedrigem Niveau. Die Prognosen für den Euroraum fallen nur ungefähr halb so hoch aus wie die für die Weltwirtschaft, wobei wiederum der Sachverständigenrat (+1,5 %) die pessi-

mistischste, die EU-Kommission (+1,8 %) die optimistischste Einschätzung abgibt. Erfreulicherweise wird ganz überwiegend mit einem Wachstum in allen Euroländern gerechnet, d.h. auch in den so genannten Euro-Krisenländern (u.a. Spanien). Dies sollte jedoch nicht über die bestehenden Ungleichgewichte in der Eurozone hinwegtäuschen, die die wirtschaftliche Entwicklung belasten. So hat in einigen Ländern die Industrieproduktion das Niveau von vor der Rezession 2008 / 2009 bei weitem noch nicht wieder erreicht und die Staatsverschuldung ist vielerorts hoch. In den Vorhersagen für Deutschland liegt das Wirtschaftswachstum 2016 unisono nur minimal über dem im Euroraum, wobei Deutschland nicht etwa an Fahrt verliert, sondern die anderen Länder aufholen. Die Spannweite der Prognosen für Deutschland reicht von 1,9 % der EUKommission bis zu 1,3 % des DIHK, der bei seiner letzten Unternehmensbefragung bereits im Titel („Gegenwind nimmt zu“) seine vergleichsweise skeptische Ansicht zum Ausdruck bringt. Wie 2015, so wird auch 2016 den privaten Konsumausgaben die Rolle des Wachstumstreibers für die Konjunktur in Deutschland zugeschrieben – gestützt durch die positive Entwicklung der Beschäftigung und die Zunahme der Tarifeinkommen. In den Prognosen sind auch die Bauinvestitionen eine Stütze der Konjunktur, wobei die expansiven Impulse vor allem vom Wohnungsbau ausgehen,

während die Unternehmen bei Bauvorhaben zurückhaltend agieren. Bei den Ausrüstungsinvestitionen wird zwar von einer Belebung ausgegangen – aufgrund der nur durchschnittlichen Auslastung der Produktionskapazitäten dürfte sich diese jedoch in engen Grenzen halten. Im Einklang mit dem nur moderaten Wachstum der Weltwirtschaft gehen im Prognosezeitraum auch vom Export nur mäßig positive Impulse für die Konjunktur in Deutschland aus Was bringt das Jahr 2016 für Hessen? Die letzten (noch vorläufigen) Angaben zum Wirtschaftswachstum beziehen sich auf das 1. Halbjahr 2015, für das sowohl für Hessen als auch für Deutschland insgesamt ein Zuwachs von 1,4 % ausgewiesen wird. Die Helaba sieht Hessen auch 2016 „im Laufschritt mit Deutschland“ und erwartet „ähnlich hohe Raten von mindestens 1,6 %“. Das IHK-Forum Rhein-Main geht ebenfalls davon aus, dass sich der Wachstumskurs der heimischen Wirtschaft fortsetzt. Für die Metropolregion FrankfurtRheinMain, die neben hessischen Kreisen auch angrenzende Teile von Bayern und Rheinland-Pfalz umfasst, rechnet das IHK-Forum auf Basis der Ergebnisse der turnusmäßigen Unternehmensbefragung mit einem BIPWachstum von 2,1 % in 2016. Dr. Claus Bauer, Hessen Agentur

Wachstumsprognosen 2016 im Überblick Institution

Veröffentlichung

EU-Kommission Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose Sachverständigenrat Bundesregierung DIHK Helaba

EU-Herbstprognose 2015 Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2015 Jahresgutachten 2015 / 2016 Herbstprojektion 2015 Konjunkturprognose Herbst 2015 Märkte und Trends 2016

Welt Euroraum Deutschland Veröffentlichungszeitpunkt Wachstum des realen BIP ggü. 2015 in % November 2015 Oktober 2015 November 2015 Oktober 2015 Oktober 2015 November 2015

3,5 2,9 2,6 x x 3,2

1,8 1,6 1,5 x x 1,6

1,9 1,8 1,6 1,8 1,3 1,7

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.

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HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


SCHWERPUNKTTHEMEN

Anforderungen zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) Für Hessen sind die USA der wichtigste internationale Handelspartner, sowohl im Export wie beim Import. Mit über 1.300 Niederlassungen amerikanischer Unternehmen in Hessen sind diese Firmen als Investoren von erheblicher Bedeutung für den Arbeitsmarkt in unserem Land. Der Hessische Landtag hat deshalb zu den Verhandlungen über Freihandelsabkommen am 05. / 06. November 2015 eine Anhörung durchgeführt. Diese hat Befürwortern wie Kritikern der Abkommen die Gelegenheit zur Vorstellung ihrer Positionen eröffnet. Die Wirtschaftsminister des Bundes und der Länder haben ihre Anforderungen zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft TTIP wiederholt beraten. Es besteht Übereinkunft zu den folgenden Aspekten:  Der Abbau von Handelshemmnissen liegt im Interesse der exportorientierten Wirtschaft;  neben dem Abbau von tarifären Hemmnissen ist vor allem eine bessere Abstimmung auf regulatorischer, technischer Ebene von großer Bedeutung, insbesondere für den deutschen Mittelstand;  europäische Standards und Schutzniveaus, z.B. für Verbraucher, Arbeitnehmer, Umwelt und Gesundheit, dürfen nicht zur Disposition stehen;  spezielle Investitionsschutzvorschriften und Streitbeilegungsmechanismen im Verhältnis Investor und Staat zwischen der EU und den USA sind verzichtbar; deshalb wird der Vorschlag begrüßt, an Stelle eines Schiedsgerichtes einen ständigen europäisch-amerikanischen Handelsgerichtshof zu schaffen, der sich aus unabhängigen Richtern zusammensetzt, öffentlich tagt und eine Berufungsmöglichkeit zulässt. Nur durch umfassende Information und eine offene Kommunikation seitens der EU-Kommission kann politische Zustimmung und gesellschaftliche Akzeptanz erreicht werden. Bislang liegen noch keine Verhandlungsergebnisse vor. Erst nach Abschluss der Verhandlungen sollen die Vertragsentwürfe den nationalen Parlamenten zur Zustimmung vorgelegt werden. Dies eröffnet auch Hessen im Rahmen des Bundesrats die Beteiligung. Im Sinne der bereits beschlossenen Positionen werden darum die weiteren Verhandlungen begleitet und eventuelle Ergebnisse bewertet. Bernd Kistner, Hesssiches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung – Referat Außenwirtschaft, Standortmarketing

Auswirkungen der TTIP für die hessische Wirtschaft Vorbemerkung Das aktuell zwischen der EU und den USA verhandelte Freihandelsabkommen TTIP – Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft – steht im Zentrum einer breiten öffentlichen und politischen Diskussion. Zusammenfassend versprechen sich Befürworter insbesondere positive wirtschaftliche Effekte durch eine Intensivierung des transatlantischen Handels, während Gegner eine Erosion wichtiger gesellschaftlicher Ziele und Errungenschaften befürchten. Die Debatte wird oft emotional geführt und lässt häufig eine

sachliche Abwägung von Vor- und Nachteilen vermissen. Ziel einer Studie der Hessen Agentur1 im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums ist es, die Auswirkungen einer geplanten TTIP auf die hessische Wirtschaft zu analysieren, womit gleichzeitig ein Beitrag zur Versachlichung der Debatte geleistet werden kann. Der vorliegende Beitrag präsentiert ausgewählte Aspekte der Untersuchung. Rahmenbedingungen der TTIP In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der weltweite Handel stark intensiviert.

Durch Einrichtung der World Trade Organization (WTO) wurden im Rahmen eines multilateralen Ansatzes Handelsschranken weltweit abgesenkt. Aufgrund deutlicher Interessenskonflikte konnten bei multilateralen Verhandlungen zur Handelsliberalisierung zuletzt nur noch wenige Fortschritte erreicht werden. Darin liegt ein Grund für eine verstärkte Verhandlung von regionalen Freihandelsabkommen. Dabei müssen die regionalen Freihandelsabkommen eine sehr weitgehende Senkung von Handelsbarrieren verfolgen, um unter den Regularien der WTO zulässig zu sein. Werden z.B. nur einzelne Zollsätze ge-

_____________________ 1) Vgl. Werner, A., Petkova, G., Harsche, J. (2015): Auswirkungen der Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft für die hessische Wirtschaft, HAReport Nr. 897, Wiesbaden (im Erscheinen).

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SCHWERPUNKTTHEMEN

senkt, darf diese Senkung aufgrund der Meistbegünstigungsklausel nicht auf einen Partner beschränkt werden, sondern muss für alle WTO-Mitglieder gelten. Ein wichtiger Aspekt der Verhandlungen der TTIP ist das weitgefasste Verständnis von Handelsbeschränkungen. Waren es in früheren Handelsabkommen überwiegend tarifäre Handelsbarrieren (d.h. Zölle und Import- / Exportquoten), die beseitigt wurden, steht bei TTIP aufgrund der aktuell bereits niedrigen Zollsätze zwischen den USA und der EU die Abschaffung nichttarifärer Handelsbarrieren im Vordergrund. Hierzu zählen z.B. Vereinfachungen der Zollabwicklung und Wareneinfuhr, einheitliche Ursprungsregeln, die gegenseitige Anerkennung bzw. Vereinheitlichung von Produktstandards und Normen sowie die Zusammenarbeit bei der zukünftigen Gestaltung von Regulierungen. Zudem sollen Handelsbarrieren im Dienstleistungsbereich gesenkt und Investitionsschutzregelungen getroffen werden. Durch verschiedene internationale Simulationsstudien werden die wirtschaftlichen Folgen, die sich aus einem Abschluss der TTIP ergeben, abgeschätzt. Die Ergebnisse der einschlägigen Simulationsstudien beschränken sich dabei meist auf Angaben zu den Effekten für die EU insgesamt und für einzelne Nationalstaaten. Hervorzuheben ist, dass bei der ökonomischen Betrachtung der Simulationsstudien weitere Aspekte des Abkommens nicht erfasst werden. Hierzu zählen Argumente, deren positive oder negative Bewertung umstritten ist, wie etwa die Möglichkeit zur Setzung von weltweiten Normen und die geostrategische Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen EU und USA. Zudem lassen sich viele durch Gegner eines Abkommens vorgebrachte Argumente in den Studien nicht bewerten. So werden Absenkungen von Umwelt- und Verbraucherschutzstandards sowie Arbeitnehmer-

rechten befürchtet. Auch erzeugen die juristischen Folgen des Investitionsschutzkapitels auf die Unabhängigkeit und Freiheit der Parlamente bei der Verabschiedung neuer Gesetze und Regulierungen große Besorgnis. Ohne auf die einzelnen Aspekte der Diskussionen einzugehen zu können, sei hervorgehoben, dass viele der häufig vorgebrachten Befürchtungen durch die EU-Kommission und politisch Verantwortliche negiert werden. Darüber hinaus präzisierte und erweiterte die EU-Kommission infolge der öffentlichen Diskussion einige der Verhandlungsziele für die TTIP. Das Europäische Parlament, das den endgültigen Vertragsentwurf ratifizieren muss, hat ebenfalls Bedingungen hinsichtlich der TTIP definiert, um dem Vertrag schließlich zustimmen zu können. Prognosen zu den wirtschaftlichen Folgen der TTIP Die Abschätzung der Auswirkungen der TTIP muss aktuell vor dem Hintergrund der noch nicht abgeschlossenen Verhandlungen erfolgen. In den ökonomischen Simulationsstudien werden daher verschiedene Szenarien betrachtet. Der simulierten Entwicklung innerhalb eines Status-quo Szenarios werden ein reines Zollsenkungsszenario sowie Szenarien mit unterschiedlich weit gehendem Abbau von nichttarifären Handelsbarrieren gegenübergestellt. In der öffentlichen Diskussion stehen insbesondere die Prognosen des Centre for Economic Policy Research (CEPR) im Auftrag der EU-Kommission und die des ifo-Instituts im Auftrag von Bundeswirtschaftsministerium und Bertelsmannstiftung zur Wirkung von TTIP im Vordergrund.2 Die dort berechneten Effekte sind als langfristige Wachstumseffekte, d.h. als eine nach rund 10 bis 15 Jahren auftretende Niveauverschiebung gegenüber einem Status-quo Szenario, zu interpretie-

ren. Alle Studien ermitteln aufgrund der geringen Zollsätze zwischen der EU und den USA äußerst geringe Wachstumseffekte bei einer reinen Zollsenkung: Das CEPR geht von einer langfristigen Erhöhung des BIP in Europa von 0,1 % aus, ifo weist in Abhängigkeit von weiteren Parametern ein Wachstum des realen BIP für Deutschland von 0,03 - 0,24 % aus. Deutlich höhere Effekte lassen sich bei einer Absenkung von nichttarifären Handelsbarrieren erzielen. Diese werden in der CEPR-Studie wie zusätzliche Zollsätze behandelt, deren Höhe auf einer Studie des Beratungsunternehmens Ecorys basiert. Danach wird für ein umfassendes Freihandelsabkommen eine Steigerung des BIP der EU um 0,5 % ermittelt. Das ifo-Institut leitet hingegen mit Hilfe von Gravitationsmodellen die Handelsschaffung aus früheren Freihandelsabkommen ab. In Abhängigkeit verschiedener Parameter wird danach eine Steigerung von 1,6 - 4,7 % der Wohlfahrt in Deutschland erwartet. Diese ökonomischen Schätzmodelle sind vereinfachte Abbildungen wirtschaftlicher Zusammenhänge, denen verschiedene Annahmen zugrunde liegen. Hieraus werden verschiedene Kritikpunkte abgeleitet. So würden hierdurch die Effekte des Handelsabkommens als zu günstig bewertet. Kritiker der TTIP merken zudem an, dass die errechneten Wachstumseffekte zu gering seien, um die Risiken in den übrigen Bereichen zu rechtfertigen. Hessische Wirtschaftskennzahlen – günstige Ausgangssituation für TTIP Aufbauend auf den internationalen Studien zu den Folgen der TTIP lassen sich die Auswirkungen für die hessische Wirtschaft ableiten. Hierzu kann auf die Struktur der wechselseitigen Wirtschaftsbeziehungen sowie auf die Branchenstruktur Bezug genommen werden.

_____________________ 2) Vgl. ebenda für ausführliche Quellenangaben und eine Zusammenfassung weiterer Untersuchungen.

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SCHWERPUNKTTHEMEN

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Hessen sind sehr intensiv. Hessen exportierte 2014 Waren im Wert von 7,3 Mrd. Euro in die USA. Damit sind die USA mit einem Anteil von 12,4 % der bedeutendste Abnehmer hessischer Waren. Auch als Ziel von Direktinvestitionen hessischer Unternehmen sind die USA von überragender Bedeutung, denn 48,6 Mrd. Euro bzw. 31,1 % der FDI aus Hessen entfallen auf die USA. Importseitig stammen 10,2 % (8,3 Mrd. Euro) aller Waren aus den USA. Mit 4,8 Mrd. Euro nehmen die USA einen Anteil von 7,1 % an den hessischen FDI aus dem Ausland ein. Mit Ausnahme der FDI aus den USA in Deutschland bzw. Hessen sind die außenwirtschaftlichen Verflechtungen mit den USA für Hessen intensiver als für Deutschland insgesamt, wodurch bei einer prozentualen Ausweitung der Wirtschaftsbeziehungen aufgrund der TTIP überdurchschnittliche Effekte für Hessen zu erwarten sind. Neben der Intensität der außenwirtschaftlichen Verflechtung ist die Branchenstruktur ein weiterer wichtiger Aspekt, da sich die prognostizierten Auswirkungen der TTIP für die einzelnen Branchen deutlich unterscheiden. Hierbei fällt die Prognose für Hessen etwas ungünstiger als für den Bundesdurchschnitt aus. Die stärksten Wachstumseffekte werden für den produzierenden Sektor prognostiziert. In Hessen entfallen 21,3 % der Bruttowertschöpfung auf das Produzierende Gewerbe, in Deutschland liegt dieser Anteil bei 26,1 %. Auch innerhalb des Produzierenden Gewerbes ist die hessische Wirtschaftsstruktur im Hinblick auf die TTIP ungünstiger: Der von TTIP besonders positiv beeinflusste Bereich der Kraftfahrzeuge hat in Hessen einen Anteil von 14,1 % am Umsatz des Verarbeitenden Gewerbes, während er in Deutschland auf 21,0 % kommt. Zusätzlich ist hervorzuheben, dass auf die USA

Wirtschaftsbeziehungen - Außenhandel und Direktinvestitionen mit den USA: Hessen und Deutschland im Vergleich Hessen

Deutschland

in Mrd. Euro Anteil an ges. in Mrd. Euro Anteil an ges. Export gesamt 2014

58,5

-

Export in USA 2014

7,3

12,4%

95,9

Import gesamt 2014*

80,7

-

910,1

-

Import aus USA 2014*

8,3

10,2%

49,2

5,4%

156,1

-

919,0

-

FDI in USA 2013

48,6

31,1%

241,7

26,3%

FDI aus dem Ausland gesamt 2013

66,5

-

458,4

-

4,8

7,1%

33,7

7,3%

FDI im Ausland gesamt 2013

FDI aus USA 2013

1.123,8

8,5%

* Abweichendes Erhebungskonzept: keine Saldierung mit Exporten möglich, keine vollständige Vergleichbarkeit mit den Importen Deutschlands. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Deutsche Bundesbank, Berechnungen der Hessen Agentur.

nur 3,3 % der hessischen Exporte der Warengruppe Straßenfahrzeuge entfallen, was ein deutlich unterproportionaler Anteil ist. Hierfür kann die spezifische Konzernstruktur des bedeutenden hessischen Automobilherstellers Opel ursächlich sein. Positiv ist im Hinblick auf die TTIP-Auswirkungen dagegen die Struktur des hessischen Dienstleistungssektors zu bewerten, denn für Finanz- und Unternehmensdienstleistungen sowie im Verkehr- und Transportbereich werden überdurchschnittliche Wachstumseffekte prognostiziert. Beide Bereiche spielen für die hessische Wirtschaftsstruktur eine überproportional große Rolle. Akteure der hessischen Wirtschaft – Differenzierte Sichtweise auf TTIP Im Rahmen von Experteninterviews der Hessen Agentur wurden Akteure der hessischen Wirtschaft – vor allem Unternehmen, aber auch Verbände und Gewerkschaften – hinsichtlich ihrer Erwartungen zur TTIP befragt. Entsprechend der Verlautbarungen auf Bundesebene betrachten die befragten hessischen Verbandsvertreter TTIP eher positiv und die Gewerkschaften eher kritisch. Insbesondere die Gewerkschaften definieren verschiedene Bedingungen – bspw. die Ratifizie-

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rung der Kernarbeitsnormen der International Labor Organization (ILO) durch die USA –, ohne deren Erfüllung sie TTIP nicht mittragen könnten. Die befragten Unternehmen haben eine überaus differenzierte Sichtweise der TTIP. Grundsätzlich begrüßen die hessischen Unternehmen Handelsliberalisierungen. Entsprechend wünschen sich viele Unternehmen einen Abbau von Handelshürden mit den USA. Allerdings wurde vielfach betont, dass bereits jetzt die Erschließung des US-Marktes im Vergleich mit den übrigen Märkten weltweit relativ einfach sei. Da zudem zum derzeitigen Verhandlungszeitpunkt unklar ist, welche Regelungen durch das TTIP getroffen werden, konnte vielfach der Nutzen, der sich durch eine TTIP für die Unternehmen ergibt, nicht genau beziffert werden. So werden z.B. in der Medizin- und Pharmabranche große Potenziale zur Vereinfachung gesehen, da aktuell häufig doppelte Zulassungsverfahren und doppelte Kontrollen notwendig sind. Inwieweit sich die Verhandlungsparteien darauf einigen können, dass Kontrollen der Produktionsprozesse durch hiesige Prüfer zur Zulassung des Verkaufs in den USA genügen und nicht zusätzlich eine Prüfung durch die US-Instanz durchgeführt werden muss, lässt sich allerdings kaum abschätzen. Unternehmensvertreter

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SCHWERPUNKTTHEMEN

äußerten jedoch die Sorge, dass die EUKommission keine ausreichende Verhandlungsstärke zur Durchsetzung von Regelungen im Sinne der europäischen Wirtschaft habe. Auch Kritikpunkte aus der öffentlichen Debatte wurden aufgegriffen – so hoben verschiedene Unternehmensvertreter hervor, dass es keine Niveauabsenkung bei Umwelt- und Sicherheitsstandards geben dürfe und Bereiche des öffentlichen Sektors wie etwa der Kulturbereich nicht liberalisiert werden dürften. Mehrfach betont wurde, dass das Abkommen fair und zu beiderseitigem Vorteil ausgestaltet sein müsse. Die Ergebnisse korrespondieren mit einer schriftlichen Befragung von exportierenden kleinen und mittleren Unternehmen des hessischen Verarbeitenden Gewerbes durch die Hessen Agentur. Die Zahl der Unternehmen mit der Erwartung positiver Effekte der TTIP übersteigt die Zahl der Unternehmen, die negative Effekte erwarten. Die Mehrzahl der Unternehmen erwartet allerdings weder positive noch negative Effekte durch die TTIP. Dies gilt sowohl für die Exporte in die USA als auch für die Geschäftstätigkeit insgesamt.

6

Erwartete Effekte der TTIP für den Auslandsumsatz in den USA der befragten Unternehmen (n=78) Anzahl 60 50 40 30 20 10 0 Zunahme

Stabilität

Abnahme

Quelle: KMU-Befragung der Hessen Agentur.

Erwartete Effekte der TTIP für die Geschäftstätigkeit insgesamt der befragten Unternehmen (n=93) Anzahl 60 50 40 30 20 10

Fazit Die hessische Wirtschaftsstruktur erscheint für eine Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA insgesamt günstig. Aufbauend auf internationalen Folgenabschätzungen lässt sich anhand der hessischen Wirtschaftsstruktur ableiten, dass die hessische Wirtschaft etwas stärker als der Durchschnitt der EU und etwas schwächer als der Bundesdurchschnitt von der TTIP profitieren sollte. Die hessischen Unternehmen agieren bereits derzeit sehr erfolgreich auf dem US-Markt. Sie erwarten zwar überwiegend keine einschneidenden Auswirkungen der TTIP, äußern sich aber in der Tendenz optimistisch. Sowohl von den Unternehmen als auch anderen gesellschaftlichen Gruppen wie etwa den Gewerkschaften werden Anforderungen an das Verhandlungsergebnis formuliert. Eine demgemäß gut verhandelte Partnerschaft zwischen den USA und der EU wird positiv bewertet.

0 positiv

neutral

negativ

Dr. Alexander Werner, Hessen Agentur

Quelle: KMU-Befragung der Hessen Agentur.

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SCHWERPUNKTTHEMEN

Monitoring der Energiewende in Hessen Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch stark gestiegen

Vorbemerkung Die Umsetzung der Energiewende ist ein zentrales Vorhaben der Hessischen Landesregierung. Die Ziele der hessischen Energiepolitik – Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung und Steigerung der Energieeffizienz – wurden im Hessischen Energiezukunftsgesetz im Jahr 2012 festgeschrieben und im Koalitionsvertrag der Hessischen Landesregierung für die Wahlperiode 2014 bis 2019 nochmals bekräftigt. Um den Fortschritt der Energiewende und die Umsetzung der Ziele der hessischen Energiepolitik zu überprüfen, hat das Hessische Wirtschaftsministerium ein Monitoring eingerichtet. Im November 2015 wurde der erste Monitoringbericht zur Energiewende in Hessen veröffentlicht.1 Er berichtet auf der Basis energiestatistischer Kennzahlen faktenbasiert über Entwicklungen der Energiewende, wobei im Fokus des ersten Berichts – wie auch des vorliegenden Beitrags – die Ausbaudynamik der erneuerbaren Energien steht. Die Auswahl der Indikatoren des Berichts erfolgte in enger Anlehnung an das Monitoring des Bundes. Grundlage des Berichtssystems sind die amtliche Energiestatistik sowie weitere verfügbare energiestatistische Informationen.

Ziel der Hessischen Landesregierung ist es, den Endenergieverbrauch in Hessen (Strom und Wärme) bis zum Jahr 2050 möglichst zu 100 % aus erneuerbaren Energien abzudecken. Darüber hinaus ist im Koalitionsvertrag der CDU Hessen und Bündnis 90 / Die Grünen Hessen als Zwischenziel vereinbart worden, den Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2019 auf 25 % zu erhöhen. Im Zeitraum von 2000 bis 2014 ist dieser Anteil von 2,3 % auf 14,4 % gestiegen und hat sich damit mehr als versechsfacht. Besonders hohe Zuwächse wurden in den vergangenen Jahren erreicht. Durch die geänderten Rahmenbedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 werden besondere Anstrengungen notwendig sein, um die bisherige Ausbaudynamik zu erhalten. Endenergieverbrauch an erneuerbaren Energien mehr als verdreifacht Im Jahr 2014 trugen erneuerbare Energien über 5,3 Terawattstunden (TWh) zur Stromerzeugung in Hessen bei – im Jahr 2000 waren es lediglich 0,9 TWh. Davon

entfallen jeweils rund 1,5 TWh auf Windenergie und Photovoltaik. Biogas und feste Biomasse trugen zusammen 1,4 TWh bzw. knapp 25 % zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bei. Die Stromerzeugung aus Abfällen lag bei 0,5 TWh, aus Wasserkraft bei gut 0,3 TWh sowie aus Klärgas und Deponiegas bei zusammen 0,1 TWh. Auch für den Wärmeverbrauch hat die Bedeutung erneuerbarer Energien in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Während im Jahr 2000 ihr Beitrag noch bei 3,8 TWh lag, ist er im Jahr 2014 mit 8,7 TWh mehr als doppelt so hoch. Differenziert nach einzelnen Energieträgern dominiert nach wie vor Biomasse die Zusammensetzung der erneuerbaren Wärmequellen. Während im Jahr 2000 noch 95 % des gesamten Wärmeverbrauchs aus erneuerbaren Energien auf feste Biomasse entfielen, lag ihr Anteil 2014 bei 77 %. Seit einigen Jahren gewinnen zunehmend Solarthermieanlagen und Umweltwärme an Bedeutung, die im Jahr 2014 zusammen rund 12 % des Wärmeverbrauchs aus erneuerbaren Energien abdeckten. Erneuerbare Energien werden in Form von Bioethanol, Biodiesel, Pflanzenöl und Biomethan auch als Treibstoffe eingesetzt.

Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch von 2000 bis 2050

100,0%

100% 75%

2,3%

3,8%

7,9%

14,4% 12,7%

25,0%

2019

25%

2013 2014 (p)

50%

2050

2045

2040

2035

2030

2025

2010

2005

2000

0%

2014 (p) = Prognose Quelle: Hessisches Statisches Landesamt, Leipziger Institut für Energie GmbH.

_____________________ 1) Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (Hrsg.) (2015): Energiewende in Hessen – Monitoringbericht 2015, Wiesbaden.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

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SCHWERPUNKTTHEMEN

Entwicklung des Endenergieverbrauchs an erneuerbaren Energien für Strom, Wärme und Treibstoffe von 2000 bis 2014 (in Terrawattstunden)

in TWh 20,0

Treibstoffe

16,0

2,6

Wärme

12,0

Strom 8,7

8,0 0,1 4,0 0,0

3,9

5,3 0,9

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013 2014 (p)

2014 (p) = Prognose Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Leipziger Institut für Energie GmbH.

In diesem Bereich ist seit dem Jahr 2000 ebenso ein enormer Zuwachs zu verzeichnen. Im Jahr 2014 lag der Treibstoffverbrauch aus erneuerbaren Energien bei 2,6 TWh (2000: 0,1 TWh). Mit einem Anteil von über 70 % ist Biodiesel der wichtigste Biotreibstoff, gefolgt von Bioethanol mit einem Anteil von 27 %. Die zunehmende Substitution fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien trägt zum Rückgang der Treibhausgasemissionen (Kohlendioxid, Methan, Lachgas) bei. In Anlehnung an das Umweltbundesamt wurden Berechnungen zur Vermeidung von CO2-Emissionen durch den Ersatz konventioneller Energien mittels erneuerbarer Energieträger durchgeführt. Danach ergibt sich für Hessen im Jahr 2014 eine Einsparung in Höhe von ca. 6,8 Mio. Tonnen. Den größten Beitrag lieferte die Stromerzeugung, da hierfür vermehrt emissionsarme Wind- und Photovoltaikanlagen eingesetzt werden. EEG-geförderte Anlagen: Photovoltaik vor Windenergie … Informationen zu allen EEG-geförderten Anlagen der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Hessen stellen die Bundesnetzagentur und die Übertragungsnetzbetreiber bereit. Hiernach betrug deren installierte Leistung in Hessen zum Jahresende 2014 insgesamt 3.208,6 Me-

8

gawatt (MW). Mit Abstand an der Spitze stehen Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von 1.772,1 MW bzw. 55 % der installierten Gesamtleistung, ge-

folgt von Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von 1.087,3 MW bzw. einem Anteil von 34 %. Auf dem dritten Rang folgen Biomasseanlagen mit einer

Installierte elektrische Leistung nach erneuerbaren Energieträgern auf Kreisebene (in MegaWatt, zum 31.12.2014) Vogelsbergkreis Landkreis Waldeck-Frankenberg Landkreis Kassel Main-Kinzig-Kreis Schwalm-Eder-Kreis Landkreis Marburg-Biedenkopf Lahn-Dill-Kreis Landkreis Hersfeld-Rotenburg Landkreis Fulda Wetteraukreis Landkreis Gießen Landkreis Bergstraße Werra-Meißner-Kreis Landkreis Limburg-Weilburg Landkreis Darmstadt-Dieburg Odenwaldkreis Landkreis Groß-Gerau Main-Taunus-Kreis Frankfurt am Main Rheingau-Taunus-Kreis Kassel Hochtaunuskreis Landkreis Offenbach Wiesbaden Darmstadt Offenbach am Main

Solar Wind Biomasse Wasser Deponie- und Klärgas

0

50

100

Quelle: Übertragungsnetzbetreiber, Bundesnetzagentur.

150

200

250

300

350

400 MW

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


SCHWERPUNKTTHEMEN

installierten Leistung von 254,1 MW bzw. 8 %. Wasserkraft sowie Deponie- und Klärgas kommt mit zusammen 95,1 MW bzw. 3 % eine untergeordnete Rolle zu. … ländlich geprägte Landkreise vor Verdichtungsräumen Die installierte Leistung ist nicht gleichmäßig über Hessen verteilt. Einige vor allem ländlich geprägte Landkreise heben sich besonders hervor. So befindet sich z. B. mit 373 MW die höchste installierte Leistung an erneuerbaren Energieträgern im Vogelsbergkreis. Charakteristisch für den Vogelsbergkreis ist – auch aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten – der hohe Anteil der Windenergie (76 % bzw. 283 MW). An zweiter Stelle steht der LK Kassel mit insgesamt 303 MW. Hier spielt neben der Windenergie die Solarenergie eine besondere Rolle. Der LK WaldeckFrankenberg nimmt mit einer installierten Leistung von insgesamt 291 MW den dritten Rang ein. Auch im LK Waldeck-Frankenberg ist die Windenergie (139 MW) von großer Bedeutung. An vierter Stelle liegt der Main-Kinzig-Kreis mit 263 MW. Zusammengenommen waren zum Jahresende 2014 in diesen vier Landkreisen knapp 40 % der in Hessen installierten Leistung an erneuerbaren Energien angesiedelt. Weitere Landkreise mit relativ hohen Kapazitäten sind der Schwalm-EderKreis (220 MW), der LK Marburg-Bie-

denkopf (187 MW) und der Lahn-Dill-Kreis (182 MW). Im Lahn-Dill-Kreis und im LK Marburg-Biedenkopf entfällt jeweils rund die Hälfte der installierten Leistung auf den Energieträger Windenergie. Hingegen ist im Schwalm-Eder-Kreis die Solarenergie mit einem Anteil von über 70 % der wichtigste Energieträger. In den städtischen Gebieten rund um Frankfurt ist relativ wenig Leistung installiert. So weisen die vier kreisfreien Städte im Rhein-MainGebiet eine installierte Leistung im Bereich zwischen 14 MW bis maximal 55 MW auf. Windenergieanlagen sind in keiner der vier kreisfreien Städte installiert, dafür spielt der Energieträger Biomasse zumindest in Darmstadt und in Frankfurt eine größere Rolle. Wasserkraft ist in Offenbach und Wiesbaden vorhanden. Im gesamten betrachteten Zeitraum vom 01.01.2014 bis 30.06.2015 gab es einen Nettozubau von 92 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 273,7 MW und von 6.239 Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 108,5 MW. Darüber hinaus kam es zum Nettozubau von 29 Biomasseanlagen mit einer installierten Leistung von 12,3 MW, einer Deponiegasanlage (2,2 MW) und von zwei Wasserkraftanlagen. Insgesamt gesehen summiert sich von Jahresbeginn 2014 bis Jahresmitte 2015 der Nettozubau an installierter Leistung von erneuerbaren Energieanlagen auf 396,7 MW bzw. 13,7 %.

Energieeinsparung und Energieeffizienz – ebenfalls Fortschritte Energieeinsparungen und die Steigerung der Energieeffizienz sind ein weiteres wesentliches Handlungsfeld der Energiewende in Hessen. Hier sind ebenfalls Fortschritte festzustellen. So ist der Endenergieverbrauch in Hessen im Zeitraum von 2000 bis 2014 um 85 Petajoule (PJ) – von 832 auf 747 PJ – zurückgegangen. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Abnahme von rund 6 PJ bzw. 0,8 %. Differenziert nach Energieträgern prägen vor allem Mineralöl mit 55 %, Gase (18 %) sowie der Sekundärenergieträger Strom (17 %) den Endenergieverbrauch in Hessen. Betrachtet man die Entwicklung des Endenergieverbrauchs differenziert nach den Sektoren Verkehr, Haushalte, Gewerbe / Handel / Dienstleistungen und Industrie, so zeigt sich in allen Sektoren ein rückläufiger Verbrauch. Der größte Rückgang ist mit knapp 20 % bei den Privaten Haushalten festzustellen. Der Rückgang des Endenergieverbrauchs schlägt sich in einer deutlich steigenden Energieeffizienz nieder, d.h. mit einer gegebenen Menge an Energie kann eine größere Wirtschaftsleistung erzeugt werden. So konnte im Jahr 2014 pro Gigajoule Endenergie ein realer Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt im Wert von 321 Euro geleistet werden, im Jahr 2000 lag der entsprechende Wert noch bei 268 Euro.

Entwicklung des Endenergieverbrauchs nach Sektoren von 2000 bis 2014 (in Petajoule)

in PJ 1.200 Haushalte

1.000 800 600

Handel, Gastgewerbe, Dienstleistungen

Verkehr

Industrie

215 118

173 107

382

357

117

109

400 200 0

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012 2013 (v) 2014 (p)

2013 (v) = vorläufig, 2014 (p) = Prognose Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Leipziger Institut für Energie GmbH.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

9


SCHWERPUNKTTHEMEN

Dies entspricht einem Zuwachs von insgesamt 20 % bzw. 1,3 % jährlich. Betrachtet man den Stromverbrauch der Privaten Haushalte, so ist im Vergleich zum Ausgangsjahr 2000 ein Rückgang des durchschnittlichen Stromverbrauchs um 3,2 % auf einen Wert von gut 1.600 kWh im Jahr 2014 zu beobachten. Die Privaten Haushalte haben somit in den letzten Jahren einen großen Beitrag zur Einsparung von Strom geleistet. Der in den letzten Jahren rückläufige Stromverbrauch in Hessen geht mit einer steigenden Stromeffizienz einher. So ist die gesamtwirtschaftliche Stromproduktivität – definiert als reales Bruttoinlandsprodukt bezogen auf den gesamten Bruttostromverbrauch – im Jahr 2014 nach ersten Schätzungen gegenüber dem Vorjahr um 3,5 % gestiegen. Kurzer Blick auf gesamtwirtschaftliche Effekte Die fundamentale Umgestaltung der Energieversorgung ist darüber hinaus mit zahlreichen gesamtwirtschaftlichen Effekten verbunden. Einige dieser Effekte, zu denen hessenspezifische Daten vorliegen,

10

werden abschließend schlaglichtartig vorgestellt: Hessen sind im Jahr 2014 EEG-Fördermittel für erneuerbar erzeugte Energien in Höhe von rund 665 Mio. Euro zugeflossen. Dem stehen jedoch Zahlungen hessischer Stromverbraucher in Höhe von rund 1,8 Mrd. Euro für die EEG-Umlage gegenüber, so dass sich ein negativer Saldo aus Mittelzuflüssen und -abflüssen von insgesamt 1,15 Mrd. Euro ergibt. Hessen bildet damit zusammen mit Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg die Gruppe der größten Nettozahler unter den Bundesländern. Forschung und Entwicklung stellen ein Schlüsselfeld für das Gelingen der Energiewende dar. Das Land Hessen fördert FuE im Energiebereich sowohl in Hochschulen und Forschungseinrichtungen als auch in Unternehmen. Die Landesregierung wendete im Jahr 2013 insgesamt 9,6 Mio. Euro für die institutionelle und Projektförderung im Bereich der Energieforschung auf. Hervorzuheben ist das Förderprogramm LOEWE – die LandesOffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz. Die wichtigsten Förderfelder bilden die erneuerbaren

Energieträger, Energiespeicher, Energiesysteme, Energieeinsparung, Elektromobilität und Stromnetze. Der Wirtschaftsbereich Erneuerbare Energien zählte in Hessen im Jahr 2013 rund 20.000 Beschäftigte. Hierin enthalten sind Personen, die direkt Waren und Dienstleistungen für erneuerbare Energien herstellen, wie auch Beschäftigte in vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen (indirekte Beschäftigung). Rund die Hälfte der Beschäftigten – jeweils gut 5.000 Personen – entfallen dabei auf die beiden Bereiche Photovoltaik und Windenergie. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Beschäftigtenzahl in Hessen um gut 10 % ab, was auf den Einbruch im Bereich Photovoltaik zurückzuführen war. Hingegen gingen von der Windenergie weiterhin positive Impulse aus. Uwe van den Busch, Hessen Agentur

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Die hessische Konjunktur in Zahlen Hessische Konjunkturindikatoren im Überblick 2014

2015

Art der Angabe Sep

Okt

Nov

Jun

Jul

Aug

Sep

Okt

Nov

Aktuellste 3 Monate gegen entsprechende Vorjahresmonate (Veränderung in %)

Arbeitsmarkt Arbeitslosenquote (in %)1 Arbeitslose Gemeldete Arbeitsstellen Kurzarbeiter

5,7

5,5

5,4

5,3

5,4

5,5

5,3

5,2

5,1

– 6,0

182.657 38.874 3.049

176.902 38.503 3.357

174.132 38.235 4.040

174.263 42.731 .

177.929 44.030 .

181.106 45.424 .

174.559 45.216 .

170.664 45.882 .

167.209 45.965 .

– 4,0 18,6 – 9,3

Beschäftigte (in 1.000) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Bergbau, Energie u. Wasser, Entsorgung Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel; Instandhaltung u. Reparatur. v. Kfz Verkehr und Lagerei Gastgewerbe Information und Kommunikation Finanz- u. Versicherungsdienstleistungen Wirtschaftliche Dienstleistungen Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung Erziehung und Unterricht Gesundheits- und Sozialwesen sonstige Dienstleistungen, Private Haushalte

2.399 9 39 440 116 333 162 75 86 141 390 134 88 299 86

2.402 9 39 440 115 334 163 75 86 141 391 134 89 301 86

2.403 8 39 439 115 335 163 74 87 141 390 134 90 302 86

2.409 9 39 436 115 332 165 79 87 140 395 133 89 304 86

2.405 9 39 441 116 331 166 79 87 140 392 132 87 302 85

2.424 9 39 444 118 337 167 80 87 141 395 133 86 304 85

2.452 9 40 446 119 340 168 80 88 142 399 134 91 310 86

. . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . .

2,2 5,2 0,8 1,5 2,9 1,9 3,8 6,8 1,4 0,3 2,1 0,0 2,5 3,6 1,7

Außenhandel (in Mio. Euro) Einfuhren Ausfuhren

7.005 5.315

6.907 5.207

7.015 4.816

7.054 5.422

7.263 5.382

6.555 4.373

7.220 5.208

. .

. .

5,9 1,0

Auftragseingänge Verarbeitendes Gewerbe 3 (2010 = 100) Bau 4 (2010 = 100)

102,3 130,5

101,0 133,3

107,4 106,4

106,7 143,4

102,0 132,9

81,1 124,8

99,9 159,3

. .

. .

– 3,3 – 0,3

Umsätze Einzelhandel 3 (2010 = 100) Gastgewerbe 3 (2010 = 100) Verarbeitendes Gewerbe 3 (2010 = 100) Bau (in 1.000 Euro)

97,8 113,3 110,3 386.425

102,6 111,1 104,1 385.523

102,2 105,1 102,4 400.852

99,6 112,7 110,4 345.869

104,2 106,0 105,3 338.897

95,3 96,6 87,5 340.354

98,4 114,3 105,0 367.856

. . . .

. . . .

1,9 1,4 – 3,8 – 8,3

106,4

106,2

106,1

106,5

106,7

106,7

106,4

106,4

106,4

0,10 1,60

0,08 1,60

0,08 1,50

– 0,01 1,60

– 0,02 1,50

– 0,03 1,30

– 0,04 1,30

– 0,05 1,10

. .

– 132,4 – 24,5

1,29 138,39 7,92

1,27 136,85 7,76

1,25 145,03 7,64

1,12 138,74 6,96

1,10 135,68 6,83

1,11 137,12 7,06

1,12 134,85 7,15

1,12 134,84 7,13

. . .

– 13,9 – 1,3 – 10,6

2

Verbraucherpreisindex (2010 = 100) Zinsen im Euro-Währungsgebiet (in % p.a.) EURIBOR Dreimonatsgeld 5 Umlaufrendie von 10jährigen Staatsanleihen 6 Wechselkurse (1 Euro = ... WE) 5 US-Dollar Japanischer Yen Chinesischer Renminbi Yuan 1

Arbeitslose bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen ––– 2 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ––– ––– 5 Monatsdurchschnitte ––– 6 BIP-gewichtete Rendite (DE, FR, NL, BE, AT, FI, IE, PT, ES, IT, GR)

3

Volumenindex –––

4

0,2

Wertindex

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Hessisches Statistisches Landesamt, Deutsche Bundesbank, Europäische Zentralbank.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

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DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Die hessische Konjunktur im Überblick  Der hessische Arbeitsmarkt präsentiert sich nach wie vor von seiner guten Seite. So waren im November 2015 hessenweit 167.209 Frauen und Männer als arbeitslos registriert, was einem beachtlichen Minus von 3.455 Personen gegenüber dem Vormonat Oktober entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Arbeitslosenzahl in Hessen noch stärker – und zwar um 6.923 – zurück. Dementsprechend ist auch die Arbeitslosenquote gesunken: 5,4 % im November 2014 und 5,2 % im Oktober 2015 steht eine Quote von aktuell 5,1 % gegenüber. Anzuführen ist ebenfalls die Zunahme der offenen Stellen, d.h. der zu besetzenden Arbeitsplätze: 45.965 offene Stellen wurden im November 2015 gemeldet – und damit 20,2 % mehr als ein Jahr zuvor (38.235). Und nicht zuletzt geht aus den neuesten Angaben (September 2015) zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ein Plus in Höhe von 2,2 % im Vorjahresvergleich hervor.  Der Außenhandel nimmt weiter zu. Die Exporte der hessischen Wirtschaft summierten sich im 3. Quartal 2015 auf 15,0 Mrd. Euro, womit das Vorjahresniveau um 1,0 % übertroffen wurde. Die hessischen Importe sind auf einen Gesamtwert von 21,0 Mrd. Euro gestiegen, was einem Anstieg von 5,9 % entspricht.

 Ein ähnliches Konjunkturbild zeigt sich beim hessischen Gastgewerbe, das auf ein Umsatzwachstum von 1,4 % gegenüber dem 3. Quartal 2014 zurückblicken kann. Im Zuge dieser positiven Entwicklung wurde die Beschäftigung ausgeweitet, die somit das Vorjahresniveau um 2,4 % übertrifft.  Die Konjunktur im Verarbeitenden Gewerbe Hessens stellt sich auf den ersten Blick als wenig befriedigend dar, denn Umsatz (-3,8 %) wie auch Auftragseingang (-3,3 %) fallen im 3. Vierteljahr 2015 niedriger aus als vor Jahresfrist. Wesentlich hierfür ist jedoch ein Sondereffekt – ein massiver Rückgang in der Pharmaindustrie aufgrund ausgelaufener Patente –, der unabhängig von der aktuellen Konjunktur zu sehen ist. Der Beschäftigungsstand in der hessischen Industrie ist unverändert hoch.  Das hessische Bauhauptgewerbe ist auch in den warmen Sommermonaten nicht richtig in Schwung gekommen: Umsatz (-8,3 %) und Zahl der Beschäftigten (-0,7 %) liegen im 3. Quartal 2015 niedriger als vor Jahresfrist. Die Entwicklung des Auftragseingangs (-0,3 %) lässt nicht erwarten, dass sich die Lage kurzfristig verbessert.

 Der hessische Einzelhandel profitiert weiterhin von dem guten Konsumklima. So steht auch im 3. Quartal im Vorjahresvergleich ein Umsatzplus – und zwar in Höhe von 1,9 % – sowie eine Zunahme der Beschäftigung um 1,3 % zu Buche.

12

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Beschäftigung und Arbeitsmarkt Im November 2015 waren 167.209 Arbeitslose in Hessen registriert. Damit ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat Oktober um mehr als 3.400 Personen gesunken. Zwar ist eine Belebung im November aufgrund des Weihnachtsgeschäfts durchaus üblich, der Rückgang fällt dieses Jahr jedoch erfreulich hoch aus. Noch stärker hat sich die Arbeitslosigkeit gegenüber dem November 2014 reduziert, als hessenweit 174.132 Arbeitslose gezählt wurden. Bereits diese beiden Vergleiche stehen für den Aufwärtstrend auf dem hessischen Arbeitsmarkt. Der Blick (noch weiter) zurück unterstreicht die gute Verfassung des Arbeitsmarkts, denn die aktuelle Angabe von 167.209 Arbeitslosen ist der niedrigste Novemberwert seit über 20 (!) Jahren. Aus der saisonbereinigten Darstellung geht hervor, dass die Arbeitslosigkeit in Hessen – nach einer kurzen „Verschnaufpause“ in diesem Sommer – seit etwa eineinhalb Jahren zurückgeht. Korrespondierend zur Arbeitslosenzahl ist auch die Arbeitslosenquote – definiert als die registrierten Arbeitslosen in Relation zu allen zivilen Erwerbspersonen –

ARBEITSLOSE

weiter gesunken: Die Quote in Hessen war im November mit 5,1 % geringfügig niedriger als noch im Oktober (5,2 %), im Vergleich zum November 2014 (5,4 %) hingegen deutlich niedriger. Auf Kreisebene betrachtet wird für den Landkreis Fulda die geringste Arbeitslosenquote (3,0 %) ausgewiesen – ein Wert, bei dem man schon nahezu von Vollbeschäftigung sprechen kann. Das andere Ende der Rangliste bildet die Stadt Offenbach (10,1 %). Ungeachtet dieser erheblichen regionalen Unterschiede innerhalb Hessens ist nahezu allen 26 Kreisen und kreisfreien Städten gemeinsam, dass sich die Arbeitslosenquote im Vorjahresvergleich reduziert hat. Aufschlussreich ist jedoch nicht nur der Blick in die hessischen Regionen, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus: So fällt die Arbeitslosenquote klar geringer aus als im Bund – und zwar um 0,9 Prozentpunkte im November. Sie ist zudem seit über fünf Jahren zumeist auch niedriger als die Quote in Westdeutschland, die sich zurzeit auf 5,4 % beläuft. Die aktuell verfügbaren Angaben über die Zahl der Kurzarbeiter (realisierte Kurzar-

beit) beziehen sich auf den Berichtsmonat Mai 2015. Zu diesem Zeitpunkt waren hessenweit lediglich 3.176 Personen in Kurzarbeit – nochmals weniger als ein Jahr zuvor (4.445). Die Kurzarbeiteranzeigen1 bis Oktober lassen nicht erwarten, dass sich an dieser Inanspruchnahme auf niedrigem Niveau – abgesehen von den üblichen Schwankungen durch das SaisonKurzarbeitergeld (früher: Schlechtwettergeld) – in den nächsten Monaten signifikant etwas ändern wird. Die gemeldeten Arbeitsstellen (offene Stellen) sind Ausdruck der Arbeitsnachfrage der Unternehmen. Die Gegenüberstellung der offenen Stellen im November 2015 (45.965) mit deren Anzahl im November des Vorjahres (38.235) weckt durchaus die Erwartung, die positive Entwicklung am hessischen Arbeitsmarkt werde sich weiter fortsetzen. Es muss sich allerdings jedes Mal aufs Neue zeigen, inwieweit zu besetzende Stellen und Arbeitssuchende – ob registrierte Arbeitslose oder Personen aus der so genannten Stillen Reserve – letztlich zusammenpassen.

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

100 95 90 85 Jan 13

Jul 13

Jan 14

Jul 14

Jan 15

Jul 15

Arbeitslosenquoten in Hessen, Westdeutschland und Deutschland * Nov 14 Dez 14 Hessen Westdeutschland Deutschland

5,4 5,6 6,3

5,4 5,7 6,4

Jan 15

Feb 15

Mrz 15

Apr 15

Mai 15

Jun 15

Jul 15

5,9 6,2 7,0

5,8 6,2 6,9

5,7 6,0 6,8

5,6 5,8 6,5

5,4 5,6 6,3

5,3 5,6 6,2

5,4 5,7 6,3

Aug 15 Sep 15 5,5 5,8 6,4

5,3 5,6 6,2

Okt 15

Nov 15

5,2 5,5 6,0

5,1 5,4 6,0

* Arbeitslose bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, Angaben in Prozent

_____________________ 1) Vor Beginn der Kurzarbeit müssen die Betriebe eine Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitszeitausfall erstatten. Insofern können die Anzeigen als potenzielle Zugänge in die Kurzarbeit interpretiert werden, die tatsächliche Inanspruchnahme steht jedoch erst später fest.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

13


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

115

BESCHÄFTIGTE

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010=100)

Deutschland

Hessen

Jan 15

Jul 15

110 105 100 Jan 13

Jul 13

Jan 14

Neben Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und gemeldeten Arbeitsstellen ist die Beschäftigung ein weiterer wichtiger Indikator zur Beurteilung der Arbeitsmarktsituation, wobei zu beachten ist, dass die Angaben über die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich zu den Arbeitslosen erst zwei Monate später vorliegen. Wie aus der saisonbereinigten Darstellung hervorgeht, hat der positive Trend nach wie vor Bestand. Damit nimmt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessen wie auch im Bund bereits seit über fünf Jahren zu. Gemäß den Ursprungswerten wurde in Hessen im April 2015 erstmals die Marke von 2,4 Mio. Beschäftigten überschritten – und seitdem ist die Beschäftigung weiter gestiegen. Im September 2015 zählte Hessen rund 2,45 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte – ein neuer Rekordstand. Gegenüber September 2014 nahm deren Zahl um 52.600 Personen bzw. 2,2 % zu. Für Deutschland insgesamt steht ebenfalls ein Plus von 2,2 % zu Buche, in Westdeutschland fiel die Dynamik

Jul 14

noch stärker aus (+2,4 %). Eine derart positiver, lang andauernder Beschäftigungsaufbau ist nur auf einem breiten Fundament möglich. So zeigt denn auch die differenzierte Darstellung, dass in nahezu allen aufgeführten Bereichen der hessischen Wirtschaft im September 2015 mehr Personen tätig sind als vor Jahresfrist. Die Ausnahme bildet der Bereich „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung“, wo der Beschäftigungsstand unverändert blieb (±0,0 %). Die höchste Wachstumsrate im Vergleich der Monate September 2014 und 2015 wird für das hessische Gastgewerbe ausgewiesen (+6,8 %). Ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt konnten das Gesundheits- und Sozialwesen (+3,7 %) und der Bereich Verkehr und Lagerei (+3,6 %) zulegen. Werden die absoluten Zahlen betrachtet, so sind an erster Stelle die so genannten wirtschaftlichen Dienstleistungen – hierzu gehören vor allem unternehmensorientierte Dienstleister wie etwa Unternehmensberatung, Ingenieurbüros und Werbung –

zu nennen: Obwohl die Wachstumsrate mit 2,1 % nur durchschnittlich ausfällt, wurden in diesem Bereich der hessischen Wirtschaft per Saldo 8.100 Arbeitsplätze geschaffen, während es beim Gastgewerbe „nur“ 5.100 waren. Zu den wirtschaftlichen Dienstleistungen wird auch die Arbeitnehmerüberlassung gezählt, die mit einem Plus von 4,6 % bzw. rund 2.500 Zeitarbeitskräften allerdings in den letzten zwölf Monaten keine wesentliche Rolle für die Beschäftigungszunahme in Hessen gespielt hat. Im größten Bereich der hessischen Wirtschaft, nämlich dem Verarbeitenden Gewerbe (annähernd 450.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte), ist die Beschäftigung nur um 1,3 % gestiegen. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass zahlreiche Mitarbeiter der Zeitarbeitsunternehmen einer Tätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe nachgehen. Insofern unterschätzen die für Industrie angegebenen Zahlen die dortige Entwicklung, während diese umgekehrt im Dienstleistungssektor überzeichnet wird.

Veränderung der Beschäftigung im September 2015 gegenüber September 2014* Insgesamt

Bergbau, Energie und Wasser, Entsorgung

absolut

relativ

0,5

1,2

5,9

1,3

3,7

3,2

6,1

1,8

5,9

3,6

5,1

6,8

Deutschland

687,9

2,2

-4,6

-0,8

67,4

1,0

27,1

1,6

79,8

1,9

63,2

4,0

61,8

6,5

Westdeutschland

595,5

2,4

-3,4

-0,8

62,3

1,1

28,1

2,1

64,6

1,8

54,2

4,3

47,5

6,5

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

Wirtschaftliche Dienstleistungen

Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

absolut

absolut

absolut

relativ

relativ

relativ

Erziehung und Unterricht absolut

absolut

relativ

absolut

relativ

Gesundheits- und Sozialwesen

sonstige Dienstleistungen, Private Haushalte absolut

relativ

absolut

relativ

1,6

2,4

0,4

0,3

8,1

2,1

0,0

0,0

2,5

2,9

11,1

3,7

0,9

1,0

Deutschland

29,5

3,2

-1,4

-0,1

183,6

4,2

4,4

0,3

18,0

1,5

139,2

3,2

21,4

1,9

Westdeutschland

21,6

2,8

-0,5

-0,1

151,3

4,4

11,1

0,8

15,7

1,8

116,8

3,4

21,7

2,5

Hessen

relativ

absolut

Gastgewerbe

2,2

relativ

relativ

Verkehr und Lagerei

relativ

absolut

absolut

Handel; Instandsetzung und Reparatur von Kfz

52,6

Information und Kommunikation

relativ

Baugewerbe

absolut Hessen

absolut

Verarbeitendes Gewerbe

relativ

* Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, absolute Angaben in 1.000, relative Angaben in Prozent

14

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Außenhandel, Einzelhandel und Gastgewerbe Aufgrund der engen Verflechtung der hessischen Wirtschaft mit den Weltmärkten – sowohl über die Export- als auch über die Importseite – spiegelt der hessische Außenhandel das konjunkturelle Auf und Ab der Weltwirtschaft wider. Nicht nur die Industrie, sondern auch viele Dienstleister in Hessen profitieren direkt oder indirekt von einer weltweiten Hochkonjunktur bzw. haben umgekehrt in einer Rezession die entsprechenden negativen Auswirkungen zu verkraften. Die saisonbereinigte Darstellung verdeutlicht, dass die hessische Ausfuhr seit Jahresbeginn 2013 trendmäßig zunimmt. In absoluten Werten gemessen führte die hessische Wirtschaft im 3. Quartal 2015 Güter für insgesamt 15,0 Mrd. Euro aus, was einem Zuwachs von 1,0 % (Deutschland: +4,7 %) gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Dieser moderate Exportzuwachs ist wesentlich auf die gestiegene Nachfrage der USA (+3,8 %) und des asiatischen Raums (+5,7 %) zurückzuführen. Zwar schwächelte die VR China (-0,4 %), doch in anderen Staaten Asiens – so z.B. in der Republik Korea (+19,5 %) – konnte die hessische Wirtschaft im 3. Quartal 2015 zum Teil deutlich mehr Produkte absetzen als noch

AUSFUHR

im Vorjahr. Die heimische Exportwirtschaft profitiert dabei von der Schwäche des Euro, die die preisliche Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Die hessischen Exporte in die EU lassen hingegen nach wie vor zu wünschen übrig (-0,2 %). Dies trifft im 3. Quartal 2015 vor allem für Frankreich zu (-3,3 %), der nach den USA wichtigste Handelspartner Hessens. Auch in der Russischen Föderation wurde weniger (-32,2 %) abgesetzt als noch im 3. Quartal 2014. Die Rezession in Russland und die verhängten Sanktionen fordern ihren Preis. Neben dem Russland-Ukraine-Konflikt ist auch die Situation im Nahen Osten (insbesondere in Syrien) als weiterer geopolitischer Konflikt zu nennen, der die Weltkonjunktur belastet – und damit die Exportchancen der hessischen Unternehmen. Der größten Beliebtheit im Ausland erfreuten sich im 3. Quartal einmal mehr Erzeugnisse der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie, die Hessen für 5,0 Mrd. Euro in alle Welt exportierte. Dies ist ein Drittel des gesamten Exportvolumens in diesem Zeitraum und verdeutlicht die große Bedeutung der Branche für Hessen. Mit deutlichem Abstand folgen Erzeugnisse der heimischen Elektroindustrie für

2,4 Mrd. Euro vor Maschinen (1,6 Mrd. Euro). Die saisonbereinigte Einfuhr zeigt bei insgesamt lebhafterem Verlauf kein grundlegend anderes Bild als die Ausfuhr. Dies würde auch überraschen, denn die Importe werden keineswegs nur konsumtiv verwendet, sondern mit deren Einsatz werden zu einem beträchtlichen Teil wiederum Erzeugnisse für den Export produziert. Hessen importierte im 3. Quartal 2015 Güter ausländischen Ursprungs für insgesamt 21,0 Mrd. Euro, womit die Einfuhr gegenüber dem Vorjahr um 5,9 % (Bund: +4,3 %) gestiegen ist. Was Chemie und Pharma für die hessischen Export sind, stellt die Elektrotechnik für die Importe dar: Wichtigste Importgüter im 3. Quartal 2015 waren Produkte der Elektroindustrie, die für 4,9 Mrd. Euro überwiegend aus Asien eingeführt wurden. Auf dem zweiten Rang folgen Chemische Erzeugnisse und Pharmazeutika (3,0 Mrd. Euro) vor Metallerzeugnissen aller Art für 2,5 Mrd. Euro.

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

130 120 110 100 Jan 13

EINFUHR

Jul 13

Jan 14

Jul 14

Jan 15

Jul 15

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

130 120 110 100 Jan 13

Jul 13

Jan 14

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

Jul 14

Jan 15

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15


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

EINZELHANDEL, UMSATZ

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

110 105 100 95 Jan 13

Jul 13

Jan 14

EINZELHANDEL, BESCHÄFTIGUNG

Jul 14

Jan 15

Jul 15 Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

110 105 100 95 Jan 13

Jul 13

Jan 14

Aufgrund seiner Funktion als Mittler zwischen Hersteller und Endverbraucher steht die Konjunktur im Einzelhandel für den Privaten Konsum, die Umsatzentwicklung gibt sozusagen die „Kauflaune“ der Bevölkerung wider. Und diese ist nach wie vor bestens, wie die saisonbereinigte Darstellung des Umsatzes verdeutlicht. Ein hoher Beschäftigungsstand, niedrige Zinsen und gestiegene Realeinkommen sind Motoren der anhaltend guten Konsumkonjunktur – und damit der positiven Entwicklung im Einzelhandel. So konnte der Einzelhandel nach dem kräftigen Jahresauftakt auch im 3. Quartal 2015 einen höheren Umsatz als im Vorjahr ausweisen. Real, d.h. unter Ausschaltung der Preiseffekte, wurden in Hessen 1,9 % und bun-

GASTGEWERBE, UMSATZ

Jul 14

desweit 3,4 % mehr Umsatz erwirtschaftet (jeweils Ursprungswerte). Dieser Aufwärtstrend wirkt auch stimulierend auf die Arbeitskräftenachfrage des Einzelhandels, wie aus der Entwicklung der saisonbereinigten Beschäftigung der Branche hervorgeht. Gemessen an den Ursprungswerten waren im hessischen Einzelhandel im 3. Quartal 2015 1,3 % mehr Beschäftigte tätig als noch vor Jahresfrist (Deutschland: +0,8 %). Das Gastgewerbe profitiert ebenfalls von den hohen Konsumausgaben der Bevölkerung. Dass der Monat August relativ schwach ausgefallen ist, tut dem positiven Verlauf keinen Abbruch: Bereits seit rund zwei Jahren ist die Entwicklung des saisonbereinigten Umsatzes im hessischen

Jan 15

Jul 15

Gastgewerbe aufwärts gerichtet. Für das 3. Quartal 2015 steht ein reales Plus von 1,4 % zu Buche, im Gastgewerbe bundesweit fiel der Umsatz um 1,8 % höher aus als im 3. Quartal 2014 (jeweils Ursprungswerte). Die saisonbereinigte Beschäftigung im hessischen Gastgewerbe nimmt ebenfalls seit gut zwei Jahren zu. Die Ursprungswerte unterstreichen diese erfreuliche Tatsache und geben für das 3. Quartal in Hessen einen Zuwachs von 2,4 %, auf Bundesebene von 2,0 % an. Relativierend zu berücksichtigen ist, dass bei der Zunahme der Beschäftigung im Gastgewerbe Teilzeitarbeitsverhältnissen eine wichtige Rolle zukommt.

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

110 105 100 95 Jan 13

Jul 13

GASTGEWERBE, BESCHÄFTIGUNG

Jan 14

Jul 14

Jan 15

Jul 15 Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

115 110 105 100 95 Jan 13

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HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Verarbeitendes Gewerbe Beginnend mit dem Herbst 2014 hat die Umsatzentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen an Dynamik gewonnen, wie aus der saisonbereinigten Darstellung hervorgeht. Die Grafik zeigt jedoch auch einen deutlichen Rückgang des Umsatzes in den letzten Monaten, während sich die wirtschaftliche Lage in der Industrie bundesweit weitestgehend stabil präsentiert. Auch vor dem Hintergrund der nachfragestimulierenden Effekte – vom schwachen Euro über den niedrigen Rohölpreis bis hin zum hohen Beschäftigungsstand – überrascht die unbefriedigende Umsatzentwicklung der hessischen Industrie im 3. Quartal 2015. Gemessen an den Ursprungswerten musste das Verarbeitende Gewerbe in Hessen im 3. Quartal 2015 einen um 3,8 % niedrigeren Umsatz als im Vorjahr (Deutschland: +2,0 %) verbuchen. Die Betrachtung der nach Hauptgruppen und Branchen untergliederten Entwicklung macht sichtbar, dass in drei der vier Hauptgruppen im 3. Quartal mehr Umsatz erwirtschaftet wurde: Dies sind die hessischen Hersteller von Vorleistungsgütern (u.a. weite Teile der Chemischen Industrie) mit einem Plus von 6,1 %, die Investitionsgüterproduzenten (+2,4 %), zu denen

UMSATZ

z.B. der Maschinenbau gehört, und die Gebrauchsgüterhersteller – u.a. Haushaltsgeräte und Möbel – (+1,3 %). Hingegen ist im 3. Vierteljahr 2015 der Umsatz bei den Produzenten von Verbrauchsgütern massiv zurückgegangen (-29,0 %). Hierfür zeichnet die Pharmazeutische Industrie verantwortlich, in der bei konstantem Inlandsumsatz der Umsatz mit dem Ausland eingebrochen ist (-48,7 %). Nach Angaben der Chemieverbände Hessens sind ausgelaufene Patente der Grund hierfür. Aufgrund der großen Bedeutung der Branche für das Verarbeitende Gewerbe in Hessen schlägt ein derartiger Umsatzeinbruch auf das Gesamtergebnis durch. Ohne diesen Sondereffekt, der in keinem Zusammenhang mit der Konjunktur steht, hätte die hessische Industrie im 3. Quartal 2015 – wie auch im 1. Halbjahr 2015 – ein Umsatzwachstum erwirtschaftet. Der Pharma-Sondereffekt hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Entwicklung des Auftragseingangs: Nach einer schwächeren Phase um die Jahreswende 2013 / 2014 zeigte der saisonbereinigte Verlauf des Auftragseingangs bis zum Sommer 2015 tendenziell nach

oben, um dann deutlich nachzugeben. Dieser Rückgang spiegelt sich auch in den Ursprungswerten für das 3. Quartal 2015 wider, die ein Minus von 3,3 % für Hessen ausweisen (Deutschland: -0,2 %). Einen aussagekräftigeren Eindruck der Auftragsentwicklung in der hessischen Industrie liefert wiederum der Blick auf einzelne Hauptgruppen, ausgewählte Branchen sowie den nach In- und Ausland differenzierten Auftragseingang. Sowohl bei den hessischen Vorleistungsgüterherstellern (+8,0 %) als auch bei den Investitionsgüterproduzenten (+4,8 %) – beide Gruppen stellen zusammen rund 80 % der hessischen Industriebeschäftigten – füllten sich im 3. Quartal 2015 die Auftragsbücher. Der geringere Auftragseingang bei den Gebrauchsgüterherstellern (-1,4 %) fällt aufgrund der untergeordneten Bedeutung dieses Segmentes für die hessische Industrie (Beschäftigtenanteil unter 5 %) insgesamt gesehen nicht ins Gewicht. Dies trifft nicht für die Verbrauchsgüterhersteller zu, deren um 35,9 % gesunkener Auftragseingang (Pharma: -40,1 %) das Gesamtergebnis für die hessische Industrie im 3. Quartal 2015 in den negativen Bereich drückt – und damit ein „schieDeutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

120 110 100 90 Jan 13

Jul 13

AUFTRAGSEINGANG

Jan 14

Jul 14

Jan 15

Jul 15 Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

120 110 100 90 Jan 13

Jul 13

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HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

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DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

fes“ Bild der Konjunktur vermittelt. Die stärkeren Impulse für die hessische Industrie gehen zumeist vom Ausland aus. Im 3. Quartal 2015 lag das ausländische Ordervolumen jedoch um 8,8 % unter dem Vorjahresniveau, die Inlandsbestellungen legten hingegen um 5,4 % zu. Doch nicht nur im Vergleich zu den – auf-

BESCHÄFTIGUNG

grund des Pharma-Effektes nach unten verzerrten – Auslandsaufträgen kann sich die Binnennachfrage sehen lassen: Ein Anstieg in dieser Größenordnung wurde zuletzt vor vier Jahren erreicht. Auf der Ebene der wichtigsten Branchen reicht das Spektrum von einer kräftigen Zunahme des Auftragseingangs bei der

Chemischen Industrie (+14,8 %) über einen kleinen Zuwachs bei der Herstellung von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen (+1,2 %) bis hin zum bereits genannten, massiven Rückgang in der Pharmazeutischen Industrie.

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

110

105

100 Jan 13

Jul 13

Wie präsentiert sich zurzeit die Beschäftigung in der Industrie, die als nachlaufender Indikator als weitestgehend unabhängig von dem Pharma-Sondereffekt anzusehen ist? Die saisonbereinigte Darstellung veranschaulicht, dass die Beschäftigungsentwicklung in Hessen seit einigen Monaten durch eine Seitwärtsbewegung charakterisiert ist, d.h. der Aufwärtstrend setzt sich zurzeit nicht weiter fort. Auch auf Bundesebene hat sich die Dynamik deutlich abgeschwächt. Die Konjunkturimpulse für die Industrie sind anscheinend nicht mehr kräftig genug, um die Beschäftigung weiterhin nachhaltig steigen zu lassen. Ob

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Jan 14

Jul 14

es sich hierbei nur um eine „Verschnaufpause“ handelt oder der Höhepunkt der Beschäftigung im aktuellen Konjunkturzyklus erreicht ist, werden die nächsten Monate zeigen. Die Ursprungswerte unterstreichen diesen Verlauf: Im 3. Quartal 2015 waren in der hessischen Industrie genauso viele Beschäftigte tätig wie im Vorjahr, die Industrie bundesweit konnte noch eine Beschäftigungszunahme um 0,9 % verzeichnen. Der Blick auf die Hauptgruppen des hessischen Verarbeitenden Gewerbes zeigt einen Beschäftigungsrückgang bei den Vorleistungsgüterproduzenten (-0,8 %), der je-

Jan 15

Jul 15

doch durch die positive Entwicklung in den anderen Bereichen der Industrie – vor allem im Verbrauchsgütersegment (+1,9 %) – kompensiert werden konnte. Auf Branchenebene sind es die Produzenten von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Geräten, die im Vergleich zum 3. Vierteljahr 2014 die Anzahl ihrer Mitarbeiter am stärksten aufstockten (+4,9 %). Hingegen steht bei der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen, d.h. sozusagen der anderen Hälfte der Elektroindustrie, der größte Rückgang (-4,9 %) zu Buche.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Bauhauptgewerbe Bereits seit dem Herbst letzten Jahres lässt die Konjunktur im hessischen Bauhauptgewerbe – auf hohem Niveau – etwas an Dynamik vermissen. Hieran vermochten auch die Sommermonate 2015 wenig zu ändern, wie aus dem Verlauf des saisonbereinigten baugewerblichen Umsatzes hervorgeht. Gemessen an den Ursprungswerten lag der Umsatz im 3. Quartal 2015 in Hessen um 8,3 % unter dem des Vorjahres. Sowohl im Hochbau (-13,4 %) als auch im Tiefbau (-2,6 %) mussten die Unternehmen Umsatzeinbußen hinnehmen. Für das Bauhauptgewerbe bundesweit wird hingegen ein Plus von 2,7 % verzeichnet. Die Entwicklung des Auftragseingangs in den letzten Monaten lässt nicht erwarten, dass die Konjunktur am hessischen Bau kurzfristig wieder anzieht. Hierzu müssten sich die Auftragsbücher der heimischen Bauunternehmen auf breiter Basis wieder stärker füllen. Der hessische Bau konnte jedoch lediglich das Niveau des 3. Quartals 2014 knapp halten (-0,3 %, Deutschland: +2,8 %). Wie so häufig in den letzten Jahren, ist auch im 3. Quartal 2015 eine gespaltene Entwicklung zu konstatieren: Einem Rückgang des Auftragseingangs im

BAUGEWERBLICHER UMSATZ

Tiefbau um 6,4 % steht ein höherer Auftragseingang im Hochbau (+6,1 %) gegenüber. Neben dem Auftragseingang stellen die erteilten Baugenehmigungen für Neubaumaßnahmen (gemessen am Rauminhalt in m3) einen weiteren vorlaufenden Konjunkturindikator für den Bau dar. Die beträchtlichen Schwankungen – zum Teil aufgrund von Großprojekten – sowie die Tatsache, dass aus genehmigten Bauvorhaben keineswegs quasi automatisch Aufträge für das Baugewerbe werden, erschweren allerdings die Interpretation. Im 3. Quartal 2015 wurden im so genannten Nichtwohnungsbau (u.a. Büro-, Fabrik- und Lagergebäude) in Hessen um 31,2 % weniger Baugenehmigungen erteilt, für das 1. Halbjahr wurde ebenfalls bereits ein Rückgang (-11,6 %) ausgewiesen. Die entsprechenden Werte auf Bundesebene fallen mit einem Plus von 6,3 % bzw. einem Minus von 5,5 % zwar freundlicher aus – doch auch für Deutschland insgesamt gilt, dass die Unternehmen in Bezug auf Neubaumaßnahmen recht vorsichtig agieren. Im hessischen Wohnungsbau lagen die Genehmigungen im 3. Quartal 2015 ebenfalls niedriger als vor Jahresfrist – und

zwar um 19,6 % (Deutschland: +7,8 %). Wenngleich aufgrund der hohen Volatilität der Baugenehmigungen dieser Rückgang nicht überbewertet werden sollte, so steht er doch für eine gewisse Abschwächung des seit rund fünf Jahren bestehenden Aufwärtstrends bei den Wohnungsbaugenehmigungen. Angesichts der zahlreichen Wohnungssuchenden vor allem in den Ballungsgebieten und dem zusätzlichen Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge ist zu hoffen, dass die Entwicklung wieder an Kraft gewinnt. Die nach wie vor niedrigen Hypothekenzinsen und das Fehlen attraktiver Anlagemöglichkeiten sprechen dafür. Die saisonbereinigte Beschäftigung zeigt sich etwa seit Jahresmitte 2014 sowohl in Hessen als auch im Bund weitgehend stabil, wobei dieser Seitwärtsbewegung unterschiedliche Entwicklungen vorausgegangen sind: Auf Bundesebene erfolgte ein Beschäftigungsanstieg, während in Hessen die Zahl der Arbeitsplätze zurückgegangen ist. Im 3. Quartal 2015 lag die Anzahl der Beschäftigten im hessischen Bauhauptgewerbe etwas niedriger (-0,7 %) als noch vor einem Jahr, auf Bundesebene um 0,3 % darüber.

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

150 130 110 90 Jan 13

Jul 13

Jan 14

Jul 14

Jan 15

BESCHÄFTIGUNG (Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Jul 15

Deutschland

Hessen

115 110 105 100 95 Jan 13

Jul 13

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HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

Jul 14

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19


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Indikatoren im Detail Beschäftigung und Arbeitsmarkt Indikatoren (Ursprungswerte, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %)

Quartal

Halbjahr

Jahr

4/14

1/15

2/15

3/15

2/14

1/15

2013

2014

H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD

1,9 1,7 1,7 2,5 2,0 3,3 – 0,2 – 1,4 – 1,7 0,6 1,1 1,1 2,5 0,8 1,1 1,8 0,9 1,0 2,9 2,5 2,5 2,8 3,5 3,5 1,4 2,5 2,1 0,7 – 0,3 – 0,1 4,6 4,0 4,0 – 0,9 – 0,4 0,2 1,4 1,8 1,8 2,4 2,4 2,6 1,2 0,7 1,2

2,0 1,9 2,0 5,7 2,1 3,4 0,5 – 1,6 – 1,8 0,5 1,0 1,0 2,3 0,7 1,0 2,2 1,5 1,5 3,0 3,1 3,0 4,5 5,6 5,4 – 0,2 1,8 1,5 1,1 – 0,1 0,1 4,0 4,6 4,6 – 0,3 – 0,6 0,1 0,9 1,1 1,2 2,6 2,6 2,8 2,1 1,3 2,0

2,1 2,0 2,1 4,9 1,2 2,8 0,4 – 1,3 – 1,4 0,3 0,9 0,9 2,4 0,9 1,3 2,2 1,7 1,7 3,3 3,2 3,3 5,4 5,8 5,7 0,1 1,9 1,5 0,6 0,1 0,2 4,1 4,6 4,7 – 0,3 – 0,4 0,3 1,2 1,1 1,0 3,1 2,8 2,9 1,9 1,5 2,1

2,2 2,2 2,3 5,2 1,6 3,4 0,8 – 0,8 – 0,9 1,5 1,0 1,0 2,9 1,4 1,9 1,9 1,9 1,8 3,8 3,9 4,1 6,8 6,4 6,4 1,4 2,8 2,4 0,3 0,1 0,2 2,1 4,3 4,4 0,0 0,0 0,7 2,5 1,5 1,7 3,6 3,1 3,3 1,7 1,9 2,5

1,8 1,7 1,7 2,7 2,2 3,7 0,0 – 1,3 – 1,5 0,5 1,1 1,1 2,3 0,9 1,2 1,6 0,8 0,9 2,4 2,5 2,6 2,8 3,3 3,2 1,1 2,4 2,0 0,6 – 0,5 – 0,3 4,7 3,9 3,9 – 1,0 – 0,3 0,2 1,2 2,0 2,0 2,2 2,5 2,7 0,9 0,8 1,2

2,0 1,9 2,0 5,3 1,6 3,1 0,4 – 1,5 – 1,6 0,4 0,9 1,0 2,4 0,8 1,1 2,2 1,6 1,6 3,2 3,1 3,1 4,9 5,7 5,5 – 0,0 1,8 1,5 0,8 0,0 0,2 4,0 4,6 4,7 – 0,3 – 0,5 0,2 1,0 1,1 1,1 2,9 2,7 2,9 2,0 1,4 2,1

0,9 1,2 1,3 2,0 2,0 3,5 0,9 – 0,4 – 0,3 0,9 0,5 0,6 1,5 0,5 0,8 – 0,8 0,1 0,0 – 1,5 1,8 2,1 1,8 2,4 2,4 4,5 2,6 2,4 – 0,6 0,0 0,1 2,5 2,9 3,3 – 0,3 0,6 0,7 1,4 2,1 2,8 1,9 2,4 2,3 0,3 0,1 0,3

1,7 1,6 1,7 3,4 2,7 4,4 0,4 – 0,9 – 1,1 0,4 0,9 0,9 2,6 1,3 1,6 1,3 0,7 0,8 1,8 2,7 2,8 3,0 2,9 2,9 1,1 2,4 2,0 0,2 – 0,5 – 0,3 4,5 3,8 3,8 – 1,0 0,1 0,3 1,5 2,3 2,4 2,4 2,5 2,6 0,5 0,7 0,9

H D WD H D WD H D WD

– 1,2 – 3,2 – 1,9 9,2 12,1 12,3 – 11,4 – 16,4 – 13,9

– 2,2 – 3,7 – 2,5 16,6 13,9 14,1 5,0 – 5,2 – 5,0

– 3,6 – 4,0 – 2,9 20,1 15,0 15,7 . . .

– 4,5 – 3,6 – 2,9 19,1 16,2 16,5 . . .

– 0,7 – 2,3 – 1,0 7,3 10,4 10,2 – 14,3 – 22,0 – 18,1

– 2,9 – 3,8 – 2,7 18,4 14,5 14,9 . . .

4,1 1,8 4,0 – 3,9 – 4,3 – 5,2 12,2 11,2 12,2

– 0,7 – 1,8 – 0,3 4,6 7,3 6,7 – 26,2 – 24,1 – 20,6

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Insgesamt

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

Bergbau, Energie und Wasser, Entsorgung

Verarbeitendes Gewerbe

Baugewerbe

Handel, Instandsetzung u. Reparatur v. Kfz

Verkehr und Lagerei

Gastgewerbe

Information und Kommunikation

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

Wirtschaftliche Dienstleistungen

Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

Erziehung und Unterricht

Gesundheits- und Sozialwesen

sonst. Dienstleistungen, Private Haushalte

Arbeitsmarkt Arbeitslose

Gemeldete Arbeitsstellen

Kurzarbeiter

20

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Verarbeitendes Gewerbe Indikatoren (Ursprungswerte, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %)

Quartal

Jahr

Halbjahr

4/14

1/15

2/15

3/15

2/14

1/15

2013

2014

H

– 2,4

0,5

3,6

– 3,8

– 1,1

2,1

– 0,9

0,8

D

2,1

1,1

2,9

2,0

2,0

2,0

– 0,3

2,5

Vorleistungsgüterproduzenten

H

– 2,7

3,7

5,3

6,1

– 2,9

4,5

– 3,4

– 1,9

D

0,5

0,7

1,6

0,8

0,8

1,2

– 1,4

1,6

Investitionsgüterproduzenten

H

3,5

1,7

4,0

2,4

2,6

2,8

– 0,4

3,8

D

4,4

2,4

5,0

3,9

4,2

3,7

0,6

4,4

H

3,3

8,2

1,7

1,3

1,1

5,1

– 5,9

1,1

D

1,9

1,9

3,7

4,2

1,1

2,8

– 1,2

1,0

H

– 11,0

– 7,8

0,2

– 29,0

– 4,4

– 3,8

2,4

0,2

Umsatz

1

Gebrauchsgüterproduzenten Verbrauchsgüterproduzenten

D

– 0,8

– 0,4

– 0,6

– 0,7

– 0,4

– 0,5

– 0,6

0,5

H

5,4

3,1

6,5

– 3,3

3,2

4,8

1,9

1,0

D

2,5

0,3

4,4

– 0,2

2,4

2,3

2,5

2,9

aus dem Inland

H

– 2,6

0,5

2,7

5,4

– 3,9

1,6

– 3,3

– 3,5

D

1,4

0,7

1,1

2,9

0,1

0,9

0,6

1,7

aus dem Ausland

H

10,8

4,8

9,3

– 8,8

8,0

7,0

5,9

4,2

D

3,2

– 0,0

7,0

– 2,3

4,1

3,4

4,0

3,9

H

– 2,9

5,6

8,2

8,0

– 4,7

6,9

– 1,7

– 5,7

Auftragseingänge 1

Vorleistungsgüterproduzenten aus dem Inland aus dem Ausland Investitionsgüterproduzenten

D

0,8

– 1,1

0,2

– 0,8

1,0

– 0,4

0,0

2,0

H

– 5,1

1,9

4,6

4,7

– 6,3

3,2

– 6,4

– 4,9

D

– 1,2

– 2,4

– 1,3

0,0

– 1,3

– 1,8

0,0

0,5

H

– 1,0

8,6

11,3

10,8

– 3,2

10,0

2,7

– 6,4

D

3,2

0,4

1,9

– 1,7

3,6

1,1

0,0

3,8

H

18,4

4,1

4,7

4,8

10,0

4,4

5,3

3,5

D

3,6

1,1

7,2

0,1

3,5

4,1

4,3

3,4

aus dem Inland

H

– 0,7

– 2,3

0,1

7,1

– 2,3

– 1,1

0,1

– 2,6

D

3,9

3,5

3,1

5,7

1,3

3,3

1,2

2,8

aus dem Ausland

H

34,1

9,9

8,5

2,9

20,4

9,1

10,2

8,8

D

3,5

– 0,2

9,6

– 3,0

4,6

4,6

6,1

3,8

H

3,1

12,7

4,1

– 1,4

3,8

8,4

– 10,1

– 2,9

Gebrauchsgüterproduzenten

D

– 0,2

2,5

0,3

6,1

– 0,4

1,4

1,5

0,2

aus dem Inland

H

0,3

– 0,0

3,7

– 5,1

– 2,7

1,8

– 8,7

– 8,0

D

– 2,4

– 1,2

– 3,3

1,4

– 0,8

– 2,3

0,1

– 1,0

aus dem Ausland

H

4,9

20,7

4,3

0,7

8,1

12,4

– 11,0

0,4

D

1,6

5,9

3,3

10,3

– 0,0

4,6

2,7

1,2

H

– 0,4

– 4,7

6,6

– 35,9

6,6

0,6

4,9

10,5

D

1,5

– 0,1

5,1

– 0,8

2,3

2,4

1,2

4,9

H

– 2,4

3,2

2,6

2,1

– 1,4

2,9

– 1,6

– 2,1

D

2,5

2,3

4,4

1,7

2,1

3,3

0,7

2,5

H

0,3

– 6,6

7,5

– 45,0

8,8

0,0

6,9

14,2

D

0,8

– 1,7

5,6

– 2,7

2,4

1,8

1,6

6,6

H

1,2

1,2

0,9

0,0

1,2

1,0

– 0,3

1,1

D

1,0

1,2

1,1

0,9

1,0

1,1

0,6

0,9

H

0,4

1,1

0,3

– 0,8

0,6

0,7

– 0,7

0,6

D

0,5

1,0

0,8

0,7

0,4

0,9

– 0,1

0,2

H

1,8

0,8

0,7

0,6

1,8

0,7

1,1

1,9

D

2,0

1,5

1,2

1,1

2,0

1,4

1,8

1,8

H

x

x

x

x

x

x

x

x

D

– 1,8

– 0,2

0,1

0,3

– 1,9

0,0

– 1,7

– 2,0

H

1,2

1,8

2,9

1,9

0,9

2,4

– 2,1

0,3

D

0,1

0,9

1,4

1,2

0,2

1,1

– 0,2

0,2

Verbrauchsgüterproduzenten aus dem Inland aus dem Ausland Beschäftigte 2 Vorleistungsgüterproduzenten Investitionsgüterproduzenten Gebrauchsgüterproduzenten Verbrauchsgüterproduzenten

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

21


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Außenhandel, Einzelhandel, Gastgewerbe Indikatoren (Ursprungswerte, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %) Außenhandel Einfuhr Ausfuhr Einzelhandel 1 Umsätze Beschäftigung Gastgewerbe 1 Umsätze Beschäftigung

Halbjahr

Quartal

Jahr

4/14

1/15

2/15

3/15

2/14

1/15

2013

2014

H D H D

4,4 2,7 2,6 5,1

3,5 1,5 1,7 5,1

4,0 3,9 4,0 8,2

5,9 4,3 1,0 4,7

3,1 2,4 3,1 5,2

3,8 2,7 2,9 6,6

1,3 – 1,2 3,4 – 0,1

2,3 2,3 2,7 3,6

H D H D

1,5 1,5 1,4 1,2

4,2 3,7 1,8 1,0

1,0 1,7 1,6 0,9

1,9 3,4 1,3 0,8

1,1 1,1 1,3 1,2

2,6 2,7 1,7 1,0

– 2,6 0,1 – 0,2 0,8

0,7 1,3 1,1 1,3

H D H D

0,7 1,6 2,2 2,6

0,5 0,7 1,7 1,1

4,6 2,6 2,6 2,2

1,4 1,8 2,4 2,0

1,3 1,3 2,2 2,5

2,6 1,7 2,2 1,6

0,2 – 1,6 1,6 0,7

0,9 1,1 2,5 2,3

Bauhauptgewerbe Indikatoren (Ursprungswerte, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %) Baugewerblicher Umsatz Geleistete Arbeitsstunden Auftragseingänge 3 Hochbau Tiefbau Beschäftigte 2 Baugenehmigungen 4 im Wohnungsbau im Nichtwohnungsbau

Quartal 4/14

Jahr

Halbjahr

1/15

2/15

3/15

2/14

1/15

2013

2014

H

– 5,9

– 8,3

– 6,8

– 8,3

– 3,1

– 7,5

0,5

1,5

D

– 0,6

– 2,7

0,2

2,7

– 1,0

– 1,0

2,7

4,4

H

4,3

– 0,8

1,1

– 2,1

2,4

0,3

– 0,6

5,0

D

0,1

– 3,9

0,3

– 0,4

0,2

– 1,6

0,8

4,6

H

0,8

– 6,5

2,3

– 0,3

– 2,4

– 2,0

– 0,0

– 3,5

D

– 4,8

3,0

1,0

2,8

– 3,9

1,9

3,7

– 0,5

H

10,4

1,5

1,3

6,1

1,5

1,4

7,7

– 4,2

D

– 1,0

0,2

3,2

7,3

– 1,7

1,8

3,9

0,6

H

– 8,1

– 14,9

3,1

– 6,4

– 6,1

– 5,3

– 6,8

– 2,8

D

– 9,6

6,4

– 1,3

– 2,0

– 6,4

2,1

3,5

– 1,8

H

– 1,8

– 2,1

– 2,2

– 0,7

– 2,7

– 2,1

1,0

– 2,1

D

– 0,1

– 0,1

0,2

0,3

– 0,1

0,1

1,6

0,9

H

16,6

– 9,6

17,3

– 19,6

11,5

5,2

17,0

2,6

D

4,5

– 1,4

– 2,8

7,8

1,0

– 2,2

11,8

– 0,3

H

28,9

– 19,6

– 5,7

– 31,2

– 0,5

– 11,6

7,9

– 4,2

D

– 2,6

– 11,7

0,7

6,3

– 11,1

– 5,5

– 6,6

– 4,4

1) Volumenindex — 2) Fachliche Betriebsteile — 3) Wertindex — 4) Rauminhalt in Kubikmetern Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

22

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


UMFRAGEN ANDERER INSTITUTIONEN

Umfragen anderer Institutionen Auszug aus: „Konjunktur in Hessen Herbst 2015“ Wirtschaft hält Kurs Die hessische Wirtschaft befindet sich in guter Verfassung. 43 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als „gut“, 48 Prozent als „befriedigend“ und lediglich neun Prozent als „schlecht“. Damit hat sich die Lagebeurteilung gegenüber dem Frühsommer nochmals geringfügig verbessert. Etwas verschlechtert haben sich hingegen die Zukunftserwartungen der Unternehmen. Aber noch immer überwiegt mit 23 Prozent der Anteil derjenigen Unternehmen, die optimistisch auf die kommenden Monate blicken, den Anteil der Betriebe, die eine Verschlechterung ihrer Lage befürchten (15 Prozent). Die Investitionsbereitschaft bleibt verhalten. Der Investitionssaldo ist gegenüber dem Frühsommer unverändert bei plus sieben Punkten. Beschäftigungsimpulse gehen momentan vor allem von unternehmensbezogenen Dienstleistern aus. Die Gesamtbeschäftigung in der hessischen Wirtschaft dürfte angesichts eines Beschäftigungssaldos von plus sieben Punkten nur leicht zunehmen. Hohe Binnennachfrage stützt Konjunktur Die nur noch schwache Expansion des Welthandels hat zwar die Exporttätigkeit der hessischen Industrie belastet, die Konjunktur zeigt sich jedoch nach wie vor robust. Vor allem die ungebrochene Kauflaune der privaten Haushalte ist dabei ein wesentlicher Stützpfeiler. Positiv auf das

Wirtschaftswachstum wirkt sich auch die anhaltend hohe Wohnungsbautätigkeit aus. Sorge bereitet hingegen die vergleichsweise geringe Investitionstätigkeit der Unternehmen trotz historisch niedriger Zinsen. Dies ist nicht nur eine Folge von Unsicherheiten in Bezug auf zukünftige Nachfrageentwicklungen, sondern auch ein Ergebnis fehlenden Vertrauens in die Wirtschaftspolitik. Immerhin 43 Prozent der hessischen Unternehmen sehen aktuell in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen eines der Hauptrisiken für die weitere Entwicklung.

möchten neue Arbeitsplätze schaffen, elf Prozent planen einen Beschäftigungsabbau. Investitionen Die Investitionsbereitschaft bleibt verhalten. Allerdings dürfte das Investitionsvolumen in den kommenden Monaten leicht zunehmen. 23 Prozent der Unternehmen planen eine Ausweitung der Investitionstätigkeit, lediglich 16 Prozent eine Reduzierung. Export

Geschäftslage Die hessischen Unternehmen sind mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. 91 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Situation als „gut“ oder „befriedigend“, lediglich neun Prozent als „schlecht“.

Von Sorgen über die konjunkturelle Abschwächung in den Schwellenländern ist wenig zu spüren. 87 Prozent der Exporteure erwarten ein zunehmendes oder gleich bleibendes Auslandsgeschäft; negative Erwartungen hinsichtlich des Exports haben lediglich 13 Prozent der Unternehmen.

Erwartungen 23 Prozent der Unternehmen blicken zuversichtlich auf die kommenden Monate. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als im Frühsommer. 15 Prozent befürchten hingegen eine eher negative Entwicklung (plus zwei Prozentpunkte). Beschäftigung Der Beschäftigungsaufbau der letzten Jahre dürfte sich in den kommenden Monaten – wenn auch abgeschwächt – fortsetzen. 18 Prozent der hessischen Unternehmen

_____________________ 1) Der Geschäftsklimaindex dient als Barometer zur Beurteilung der aktuellen und zukünftigen Geschäftslage in den Unternehmen. Er setzt sich aus der Lagebeurteilung und den Erwartungen der Unternehmen zusammen. Ein Wert von 100 stellt die Grenze zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung dar. Die Lage und Erwartungen werden als Saldo aus den gewichteten positiven Antworten (Antwort: „wird steigen“) und negativen Antworten (Antwort: „wird sinken“) ermittelt. Neutrale Aussagen bleiben unberücksichtigt.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

23


UMFRAGEN ANDERER INSTITUTIONEN

Übersichtstabelle nach Branchen zum Herbst 2015 Lage*

Erwartungen*

Produzierendes Gewerbe Industrie gut befriedigend schlecht

39 50 11

besser gleichbleibend schlechter

22 65 13

gut befriedigend schlecht

52 40 8

besser gleich bleibend schlechter

18 70 12

gut befriedigend schlecht

30 60 10

besser gleichbleibend schlechter

21 62 17

gut befriedigend schlecht

35 52 13

besser gleichbleibend schlechter

17 65 18

gut befriedigend schlecht

41 51 8

besser gleichbleibend schlechter

20 66 14

gut befriedigend schlecht

49 48 3

besser gleichbleibend schlechter

23 54 23

gut befriedigend schlecht

40 48 12

besser gleichbleibend schlechter

21 65 14

gut befriedigend schlecht

52 41 7

besser gleichbleibend schlechter

30 58 12

gut befriedigend schlecht

55 37 8

besser gleichbleibend schlechter

24 64 12

Bauwirtschaft

Handel Einzelhandel

Großhandel und Handelsvermittlung

Dienstleistungen Verkehrswirtschaft

Finanz-, Kredit- u.Versicherungswirtschaft

Hotel- und Gaststättengewerbe

unternehmensbezogene Dienstleistungen

personenbezogene Dienstleistungen

* Angaben in Prozent der gewichteten Antworten

Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Hessischer IHKs Geschäftsführung IHK Frankfurt am Main 60284 Frankfurt am Main Internet: www.frankfurt-main.ihk.de

24

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


UMFRAGEN ANDERER INSTITUTIONEN

Auszug aus „Konjunkturbericht des hessischen Handwerks 3. Quartal 2015“ Hessisches Handwerk weiterhin mit guten Zahlen: Geschäftsklimaindex klettert auf Allzeithoch – Nur Kfz-Handwerk mit Sorgenfalten Die gute Konjunktur im hessischen Handwerk hat sich auch im 3. Quartal 2015 weiter fortgesetzt. Anhaltend niedrige Zinsen, gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und eine weiterhin hohe Konsumbereitschaft in der Bevölkerung sind hier die treibenden Kräfte, sodass Umsätze und Auftragsbestände ihr hohes Niveau behalten und die Betriebe ihr Personal aufgestockt haben. Auch für das Schlussquartal 2015 sind die Aussichten sehr positiv. Lediglich saisonale Impulse werden voraussichtlich für eine kleine Verschnaufpause sorgen. Im aktuellen Befragungszeitraum Juli bis September bewerteten 42,6 Prozent der Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“, weitere 44,2 Prozent mit „befriedigend“. Gegenüber dem Sommerquartal waren das weitere leichte Verbesserungen – und das gute Vorjahresniveau wurde ebenfalls übertroffen. Auch die Geschäftserwartungen bleiben, trotz der bevorstehenden kalten Jahreszeit, sehr zuversichtlich: Für das Winterquartal erwarten immerhin 88,7 Prozent gute bzw. befriedigende Geschäfte. Das hatte positive Folgen für den Geschäftsklimaindex. Der stieg gegenüber dem Vorjahr (85,3 Punkte) um 2,5 Punkte auf ein Allzeithoch von 87,8 Punkten! Der Optimismus ist allerdings nicht in allen Handwerksbranchen gleichermaßen spürbar. Viel gute Laune und eine sehr gute konjunkturelle Lage war bei den Betrieben im Baugewerbe, den gewerblichen Zulieferern und nach wie vor bei den Nahrungsmittelhandwerken zu erkennen. Sehr

zufrieden äußerten sich auch die Befragten in den Gesundheitshandwerken. Unter dem Durchschnitt lagen die Betriebe des privaten Dienstleistungsgewerbes, die aber besser dastanden als vor einem Jahr und deutlich über ihrem langfristen Mittelwert lagen. Enttäuschend schnitt dagegen das Kfz-Gewerbe ab, das nicht einmal den Zufriedenheitswert des Vorjahres erreichen konnte. Wie die Umfrageergebnisse weiter zeigten, blieben die Auftragsbücher gut gefüllt, viele Betriebe sind bis zum Jahresende eingedeckt. Im 3. Quartal lag die durchschnittliche Reichweite der Orderbestände bei 6,8 Wochen, im Vorjahr waren es noch 6,3 Wochen. Die Ordereingänge entwickelten sich angesichts der Jahreszeit auf hohem Niveau und waren ebenfalls günstiger als vor zwölf Monaten: Über alle befragten Branchen hinweg berichteten 18,5 Prozent der Betriebsinhaber von gestiegenen und 57,5 Prozent von gleichbleibenden Auftragseingängen. Zufriedenheit gab es auch bei der Umsatzentwicklung: Bei 77,9 Prozent der Betriebe blieben die Umsätze auf dem Vorquartalsniveau bzw. stiegen weiter an, selbst im guten Herbstquartal 2014 war der Wert etwas schwächer (76,1 Prozent). Die Betriebsauslastung legte ebenfalls noch einmal zu und die Handwerker waren mit durchschnittlich 78,7 Prozent sehr gut ausgelastet (Vorjahr: 77,6 Prozent). Deutlich mehr als jeder vierte der Befragten arbeitete sogar an oder über der Kapazitätsgrenze. Die gute Entwicklung der Konjunkturindikatoren führte auch zu mehr Beschäftigung in vielen Betrieben. Insgesamt 14,9 Prozent der Befragten des Gesamthandwerks (Vorjahr: 13,8 Prozent) haben im Zeitraum Juli bis September weiteres

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015

Personal eingestellt, während 9,8 Prozent der Betriebe ihren Personalstamm reduzierten (Vorjahr: 9,7 Prozent). Die übrigen 75,3 Prozent der Befragten hielten ihr Personal auf dem Niveau des Sommers.

25


UMFRAGEN ANDERER INSTITUTIONEN

Ergebnisse des Gesamthandwerks in Hessen, 3. Quartal 2015 Von 100 befragten Betrieben beurteilten ihre Geschäftslage mit ... derzeit ... gut ... befriedigend ... schlecht

42,6 44,2 13,2

+/- ggü. Vorjahr 3,4 – 1,0 – 2,4

zukünftig 41,4 47,3 11,3

+/- ggü. Vorjahr 3,8 – 1,2 – 2,6

– – –

– – –

Wichtige Eckdaten der Handwerkskonjunktur Betriebsauslastung (100% = Vollauslastung) Reichweite des Auftragsbestandes (in Wochen) Anteil investierender Betriebe

78,7 6,9 28,2

1,1 0,6 0,2

Von 100 befragten Betrieben meldeten … folgende Entwicklung ggü. dem Vorquartal gestiegen Beschäftigung Nachfrage Umsätze Investitionen Einkaufspreise Verkaufspreise

14,9 18,5 20,0 11,6 24,6 11,4

unverändert 75,3 57,7 57,9 63,5 74,2 83,7

gesunken

Erwartungen

9,8 23,8 22,1 24,9 1,2 4,9

     

Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern Bierstadter Straße 45 65189 Wiesbaden Internet: www.handwerk-hessen.de

26

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 3. QUARTAL • 2015


Inhalt

Vorwort

1

Kurzbericht Was bringt 2016? – Blick auf aktuelle Konjunkturprognosen

2

Kurzberichte und Schwerpunktthemen im Hessischen Konjunkturspiegel

Heft

Jahr

Titel

1. Quartal

13

2. Quartal

13

3. Quartal

13

4. Quartal

13

1. Quartal

14

2. Quartal

14

3. Quartal

14

4. Quartal

14

1. Quartal

15

Herstellung und Druck: Hessisches Statistisches Landesamt

2. Quartal

15

Herausgegeben vom Hessischen Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (www.wirtschaft.hessen.de)

Hessisches Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2012 Hessischer Außenhandel 2012 mit Länderfokus Türkei Hessische Kapitalverflechtungen mit dem Ausland 2011: Direktinvestitionen Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Industrie Verarbeitendes Gewerbe in Hessen im Bundesländervergleich Blick auf den dualen hessischen Ausbildungsmarkt im Jahr 2012 Neue Förderkulisse der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ GRW Anwendungen von IKT in der hessischen Wirtschaft Die 100 größten Unternehmen in Hessen Berufs- und Qualifikationsprognosen bis 2018 Ein- und Auspendler über die hessische Landesgrenze Hessischer Außenhandel 2013 mit Länderfokus USA Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen Blick auf den hessischen Außenhandel mit Russland und mit der Ukraine Hessische Kapitalverflechtungen mit dem Ausland 2012: Direktinvestitionen Beitrag von Wanderungen zur Abmilderung der Fachkräfteknappheit Wirtschaftliche Entwicklung in Hessen im Jahr 2013 Blick auf den hessischen dualen Ausbildungsmarkt im Jahr 2013 Arbeitnehmerüberlassung in Hessen Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen Blick auf den hessischen Außenhandel mit der VR China MINT-Projekte in Hessen Hessen in Bundesländer- und Regionalrankings Messelandschaft ausgewählter Exportmärkte: Golfstaaten Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen Hessischer Außenhandel 2014 mit Länderfokus Golfstaaten Hessisches Bruttoinlandsprodukt 2014 Mindestlohn: Anspruchsberechtigte Arbeitnehmer in Hessen Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen bis 2030/2050 Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen: Neue Methoden und neue Ergebnisse Hessische Kapitalverflechtungen mit dem Ausland 2013: Direktinvestitionen Blick auf den dualen hessischen Ausbildungsmarkt im Jahr 2014 Auslandskontrollierte Unternehmen in Hessen Pendlerverflechtungen Hessens

Schwerpunktthemen Auswirkungen der TTIP für die hessische Wirtschaft Monitoring der Energiewende in Hessen

3 7

Die hessische Konjunktur Die hessische Konjunktur in Zahlen Die hessische Konjunktur im Überblick Beschäftigung und Arbeitsmarkt Außenhandel, Einzelhandel, Gastgewerbe Verarbeitendes Gewerbe Bauhauptgewerbe Indikatoren im Detail

11 12 13 15 17 19 21

Konjunkturumfragen anderer Institutionen Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft hessischer IHKs Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern

Impressum Redaktion: Dr. Claus Bauer HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9, D-65189 Wiesbaden Telefon 0611 / 95017 - 8216 Telefax 0611 / 95017 - 8313 E-mail claus.bauer@hessen-agentur.de Internet www.hessen-agentur.de/konjunkturspiegel

Datenquellen:

Hessisches Statistisches Landesamt Statistisches Bundesamt Statistik der Bundesagentur für Arbeit Deutsche Bundesbank Europäische Zentralbank

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Quellenangabe gestattet.

www.statistik-hessen.de www.destatis.de www.arbeitsagentur.de www.bundesbank.de www.ecb.int

23 25


Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Postfach 3129 65021 Wiesbaden Internet: www.wirtschaft.hessen.de

Hessischer Konjunkturspiegel 3. Quartal 2015 Konjunkturdaten Tabellen Kurzbericht Was bringt 2016? – Blick auf aktuelle Konjunkturprognosen Schwerpunktthemen Auswirkungen der TTIP für die hessische Wirtschaft Monitoring der Energiewende in Hessen


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