Branchenprofil Tourismus in Hessen

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Branchenprofil Tourismus in Hessen

Dr. Claus Bauer Report Nr. 813 Wiesbaden 2011


Eine Veröffentlichung der

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Dieter Posch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Branchenprofil Tourismus in Hessen

Inhalt

Seite

Tourismus in Hessen im Überblick

1

Tourismus als Wirtschaftsfaktor

4

Touristisches Angebot

12

Touristische Nachfrage

17

Ausbildung

27

Tourismusorganisationen in Hessen

29

Ausblick

31



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Tourismus in Hessen im Überblick Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Hessen, dessen Bedeutung weit über Bereiche wie das Beherbergungsgewerbe, die Gastronomie und die Reisebüros hinausgeht. Abschätzungen über die Nachfrageseite (d.h. über die Ausgaben der Touristen) gehen von einem touristischen Beschäftigungseffekt von etwa 200.000 Arbeitsplätzen (Vollzeitäquivalente) in Hessen aus. Für das vorliegende Branchenprofil wurden Ergebnisse einer für Deutschland durchgeführten angebotsund nachfrageseitig fundierten Abschätzung auf Hessen übertragen: Hieraus ergibt sich für Hessen eine Zahl von mindestens 100.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, zu der noch mehrere 10.000 geringfügig Beschäftigte und Selbständige hinzukommen. Ein direkter Vergleich der beiden Ergebnisse ist allerdings aufgrund der unterschiedlichen Methodik nicht möglich. So liegt den letztgenannten Berechnungen eine vergleichsweise enge Abgrenzung zugrunde, die sich auf die direkten Beschäftigungseffekte des Tourismus in so genannten tourismuscharakteristischen Wirtschaftsbereichen – zu denen der Einzelhandel nicht gezählt wird – beschränkt. Die 3.637 geöffneten Beherbergungsbetriebe in Hessen im Jahr 2010 verfügten über ein Angebot von 231.633 Betten. 11,9 % der Beherbergungsbetriebe sind im Landkreis Waldeck-Frankenberg ansässig, die 11,0 % aller Betten anbieten. Den größten Anteil am Bettenangebot weist die Stadt Frankfurt (15,7 %) auf, in der 6,8 % der Betriebe ihren Sitz haben. Die durchschnittliche Auslastung der Beherbergungsbetriebe betrug 2010 33,3 %. Am höchsten war die Auslastung 2010 in der Stadt Frankfurt (45,7 %), am geringsten im Landkreis Kassel (16,9 %). Das Angebot wird ergänzt durch 9.300 Gastronomiebetriebe bis hin zum 3-SterneRestaurant. Zielgruppenspezifische Angebote von Gesundheit und Wellness über Radfahren und Wandern bis zu Kulturreisen sowie zahlreiche Tagungsstätten für geschäftliche Anlässe sind ebenso Bestandteil des touristischen Angebotes wie die naturräumlichen Voraussetzungen vom Edersee bis zum Biosphärenreservat Rhön. 2010 zählten die Beherbergungsbetriebe in Hessen insgesamt 28,2 Millionen Übernachtungen, womit der durch die Wirtschaftskrise bedingte Rückgang des Jahres 2009 mehr als wettgemacht werden konnte. 21,6 % der Übernachtungen entfallen auf die Stadt Frankfurt, den zweiten Rang innerhalb Hessen belegt der Landkreis Waldeck-Frankenberg (11,7 %). Zu diesen Zahlen treten nach ergänzenden Berechnungen noch etwa 3,6 Millionen Übernachtungen in Privatquartieren unter neun Betten. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Übernachtungsgäste belief sich 2010 auf 2,4 Tage. Die Bandbreite reicht von 1,6 Tagen in der Stadt Frankfurt bis zu 4,6 Tagen Aufenthaltsdauer im Wetteraukreis. Die Tourismusintensität, d.h. die Zahl der Übernachtungen je 1.000 Einwohner, belief sich 2010 in Hessen auf ungefähr 4.600. Im Landkreis Waldeck-Frankenberg 1


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ist die Tourismusintensität mit 20.300 Übernachtungen je 1.000 Einwohner mit Abstand am größten, am geringsten ist sie im Landkreis Gießen (1.600). 5,4 Millionen bzw. 19,3 % aller Übernachtungen in Hessen entfielen 2010 auf Übernachtungsgäste aus dem Ausland, wovon 60,6 % aus Europa kamen. Wichtigstes Herkunftsland waren die USA mit 683.000 Übernachtungen vor den Niederlanden (594.000) und dem Vereinigten Königreich (430.000). Die Ausgaben eines Übernachtungsgastes in Beherbergungsbetrieben während seines Aufenthaltes in Hessen betragen durchschnittlich ungefähr 150 Euro pro Tag, bei Übernachtungsgästen in Privatquartieren unter neun Betten sind es knapp 75 Euro, auf Campingplätzen gut 40 Euro. Zu den Aufenthalten mit Übernachtung(en) treten noch in erheblichem Ausmaß Tagesreisen. Für das Jahr 2006 werden diese mit 222 Millionen Tagesausflügen und 59 Millionen Tagesgeschäftsreisen quantifiziert. Die Ausgaben der Tagesreisenden in Hessen liegen bei knapp 30 Euro. Die hessischen Betriebe des Tourismus – hier verstanden im engen Sinne als die Bereiche Beherbergung, Gastronomie sowie Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen – beschäftigten zum Jahresende 2009 5.992 Auszubildende. In Hessen bestehen zahlreiche Bildungsangebote im Tourismus von Hotelfachschule über Berufsakademie bis hin zur Hochschule. Wichtige Kennziffern des Tourismus 2010 im Überblick

Kennziffer Beherbergungsbetriebe1 Betten2 durchschnittliche Auslastung Gastronomiebetriebe Übernachtungen insgesamt Übernachtungen ausländischer Gäste durchschnittliche Aufenthaltsdauer

Hessen

Deutschland

Anteil Hessen an Deutschland bzw. Niveau im Vergleich zu Deutschland in %

3.637

55.315

6,6

231.633

3.223.676

7,2

33,3

32,7

101,8

9.300

120.933

7,7

28.150.338

380.334.025

7,4

5.443.373

60.310.448

9,0

2,4

2,7

88,9

Tourismusintensität3

4.600

4.600

100,0

Auszubildende4

5.992

89.076

6,7

1 Geöffnete Betriebe 2 Ein Campingstellplatz entspricht vier Betten 3 Anzahl der Übernachtungen je 1.000 Einwohner 4 In Tourismusbetrieben im engen Sinne (Beherbergung, Gastronomie, Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen) zum 31.12.2009 Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen der Hessen Agentur.

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Methodische Anmerkung Eine wichtige Datengrundlage des vorliegenden Profils ist die Tourismusstatistik, aus der die Daten zu Beherbergungsbetrieben, Betten, Auslastung, Übernachtungen und Aufenthaltsdauer stammen. Diese Angaben beziehen sich auf Beherbergungsbetriebe mit neun und mehr Gästebetten und Campingplätze (ohne Dauercampingplätze), und zwar unabhängig davon, ob die Beherbergung Hauptzweck (z.B. bei Hotels und Pensionen) oder Nebenzweck (z.B. bei Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen) des Betriebes ist. Zu weiteren Hinweisen vergleiche die obige Tabelle und die Anmerkungen im Text.

3


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Tourismus als Wirtschaftsfaktor Es ist offenkundig, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Dies gilt keineswegs nur für klassische Tourismusregionen wie die Alpen oder die See: Mehrere Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste pro Jahr in Hessen und unzählige Tagesausflüge hessischer Bürgerinnen und Bürger an den Edersee zum Baden, in die Rhön zum Wandern, ins Museum nach Frankfurt oder zur documenta nach Kassel stehen beispielhaft für die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus auch in Hessen. Die Erfassung der wirtschaftlichen Bedeutung gestaltet sich jedoch als sehr schwierig. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass in der Wirtschaftsstatistik der Tourismus keine eindeutig definierte und entsprechend abgegrenzte Branche wie etwa der Maschinenbau oder das Baugewerbe ist. Vielmehr bedienen eine Vielzahl unterschiedlichster Bereiche der Wirtschaft die touristische Nachfrage: Das Spektrum reicht hierbei von Hotellerie und Gastgewerbe, Reisebüros und Verkehrsdienstleistern aller Art über Freizeitparks, Museen und Theatern bis hin zum Souvenirladen. Beim Tourismus handelt es sich somit um eine typische Querschnittsbranche, d.h. es ist eine Vielzahl von Wirtschaftsbereichen der amtlichen Statistik einzubeziehen. Zudem orientiert sich der Aufbau der Wirtschaftszweiggliederung der amtlichen Statistik an Gütern und Dienstleistungen und nicht daran, wer Nachfrager ist (Tourist oder kein Tourist?). D.h., die Beschäftigten in Gastronomie werden nicht etwa unterschieden in Beschäftigte, die Touristen bedienen und in Beschäftigte, die z.B. das Essen von Berufstätigen in der Mittagspause servieren. Einen Eindruck von der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus in Hessen vermitteln Untersuchungen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institutes für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München (dwif).1 Das dwif hat in mehreren Untersuchungen basierend auf Erhebungen der Ausgaben von Tagesreisenden und Übernachtungsgästen vor einigen Jahren Bruttoumsätze ermittelt, aus denen entsprechende Einkommenseffekte abgeleitet werden. Dabei finden sowohl die direkten Effekte (1. Stufe) als auch die indirekten Effekte der 2. Stufe Berücksichtigung. Aus einem Bruttoumsatz in Hessen von 9,8 Mrd. Umsatz resultiert ein Einkommenseffekt in Höhe von 4,8 Mrd. Euro. Da hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung in der Regel Arbeitsplätze im Mittelpunkt des Interesses stehen, wird darüber hinaus eine Abschätzung des Beschäftigungseffektes vorgenommen. Auf der Basis des durchschnittlichen Einkommens eines Vollzeitbeschäftigten im Tourismus ergibt sich ein Beschäftigungseffekt von etwa 200.000 Arbeitsplätzen (Vollzeitäquivalente) in Hessen – eine durchaus beachtliche Anzahl.

1

4

Vgl. zu den folgenden Ausführungen bzgl. der Untersuchungen des dwif Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (Hrsg.): Tourismuspolitischer Handlungsrahmen Hessen 2007, Wiesbaden 2007, S. 29ff.


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Die Fokussierung auf die Nachfrageseite liefert jedoch z.B. keine Erkenntnisse darüber, welche Bereiche der Wirtschaft Güter und Dienstleistungen für die Touristen anbieten. An diesem Punkt setzt das Tourismussatellitensystem (Tourism Satellite Account, Abkürzung: TSA) an, welches eine „konsistente angebots- und nachfrageseitige Erfassung der direkten ökonomischen Bedeutung des Tourismus leistet“2. Aufgrund der unterschiedlichen Methodik ist eine Vergleichbarkeit mit den oben genannten Ergebnissen – 200.000 Arbeitsplätze (Vollzeitäquivalente) – jedoch leider nicht möglich. Die Grundlage der folgenden Ausführungen und Darstellungen bildet eine Pilotstudie zur Einführung dieses Tourismussatellitensystems (TSA) in Deutschland.3 Das TSA stellt den Versuch dar, „die innerhalb der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) vollständig erfassten ökonomischen Dimensionen des Tourismus unter Hinzuziehung von ergänzenden tourismusbezogenen Statistiken und Untersuchungen explizit in einem separaten Tabellensystem sichtbar zu machen“.4 Das TSA beruht methodisch auf Vorgaben der OECD, der UN und ihrer Welttourismusorganisation (UNWTO) sowie von Eurostat. Damit liegt dem TSA auch die – weit verbreitete – Tourismusdefinition der UNWTO zugrunde, d.h. der Tourismus umfasst „die Aktivitäten von Personen, die an Orten außerhalb ihrer eigenen Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten.“5 Das TSA ist kompatibel mit dem makroökonomischen Grundgerüst der VGR. Kernstück des TSA ist ein Satz von sechs Tabellen, mit denen die Wertschöpfung des Tourismus berechnet wird: Vier Tabellen dienen der Bestimmung der tourismusbezogenen Nachfrage, eine weitere Tabelle ist ein Produktionskonto; es stellt das tourismusbezogene Angebot dar. In der sechsten Tabelle erfolgt die Verknüpfung von Nachfrage- und Angebotsseite zum Zwecke der Berechnung der Wertschöpfung. Basierend auf einer Kategorisierung der Waren und Dienstleistungen des Tourismus wurden im TSA zwölf charakteristische Wirtschaftszweige des Tourismus festgelegt, die in der nachfolgenden Übersicht dargestellt sind. Diese Wirtschaftsbereiche setzen für den Tourismus charakteristische Waren und Dienstleistungen direkt an die Touristen ab. Über diese zwölf als tourismuscharakteristisch definierten Wirtschaftszweige hinaus gibt es noch eine weitere Gruppe, die direkt Waren und Dienstleistungen an Touristen absetzt. Hierbei handelt es sich jedoch gemäß Definition des TSA nicht um für 2 3 4 5

Ahlert, G.: Der Beitrag des Tourismus zur Beschäftigung in Deutschland – Bestandsaufnahme innerhalb des TSABeschäftigungsmodells und Potenziale des Tourismus, Osnabrück 2006, S. 1. Vgl. ebenda und Ahlert, G.: Einführung eines Tourismussatellitensystems in Deutschland, GWS Discussion Paper 2003/4, Osnabrück 2003. Ebenda S. 6. Zitiert nach ebenda, S. 16. 5


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den Tourismus charakteristische Waren und Dienstleistungen. Auf diese Gruppe, die insbesondere den Einzelhandel umfasst, wird weiter unten nochmals genauer eingegangen. Der Einzelhandel – darauf sei an dieser Stelle ausdrücklich hingewiesen – ist somit nicht Teil der nachfolgenden Ausführungen und Ergebnisse. Indirekte Effekte, d.h. der Vorleistungsbezug derjenigen Unternehmen, die direkt an Touristen Waren oder Dienstleistungen absetzen bei anderen Unternehmen, sind nicht einbezogen. Vorleistungsanbieter wie etwa Reinigungen für Hotelbettwäsche oder Hersteller von Reisebussen sind damit nicht Gegenstand des TSA-Konzeptes. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind einkommensinduzierte Effekte gemäß dem Multiplikatormodell von Keynes. Der ursprünglichen Gliederung des TSA liegt die Wirtschaftszweigsystematik WZ 1993 zugrunde. Die Umstellung von der WZ 1993 auf die WZ 2003 hatte auf die Abgrenzung der tourismuscharakteristischen Bereiche keine nennenswerten Auswirkungen. Hingegen sind durch die Anpassung an die WZ 2008 deutlich größere Veränderungen vor allem im Bereich Verkehr – der Güterverkehr konnte zu einem erheblichen Teil ausgegliedert werden – zu konstatieren. Tourismuscharakteristische Wirtschaftsbereiche gemäß Tourismussatellitensystem 1. Beherbergungsgewerbe 55

Beherbergung

2. Dienstleistungen für Zweitwohnsitze 68.20

Vermietung u. Verpachtung von eigenen oder geleasten Grundstücken, Gebäuden u. Wohnungen

3. Gastronomie 56

Gastronomie

4. Eisenbahnverkehr 49.1

Eisenbahnverkehr

5. Straßenverkehr 49.3

Sonstige Personenbeförderung im Landverkehr

6. Schifffahrt 50.1

Personenbeförderung in der See- und Küstenschifffahrt

50.3

Personenbeförderung in der Binnenschifffahrt

7. Luftverkehr 51.1

Personenbeförderung in der Luftfahrt

8. Hilfstätigkeiten für den Verkehr

6

52.21

Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den Landverkehr

52.22

Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für die Schifffahrt

52.23

Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für den Luftverkehr


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Tourismuscharakteristische Wirtschaftsbereiche gemäß Tourismussatellitensystem (Fortsetzung) 9. Vermietung von Reisefahrzeugen etc. 77.11

Vermietung von Kraftwagen mit einem Gesamtgewicht von 3,5 t und weniger

77.34

Vermietung von Wasserfahrzeugen

77.35

Vermietung von Luftfahrzeugen

10. Reiseveranstalter und -büros 79

Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen

11. Kulturelle Leistungen 90.01

Darstellende Kunst

90.02

Erbringung von Dienstleistungen für die darstellende Kunst

90.03 o. 90.035

Künstlerisches und schriftstellerisches Schaffen (ohne Journalisten und Pressefotografen)

90.04

Betrieb von Kultur- und Unterhaltungseinrichtungen

91.02

Museen

91.03

Betrieb von historischen Stätten und Gebäuden und ähnlichen Attraktionen

91.04

Botanische u. zoologische Gärten sowie Naturparks

12. Sport und sonstige Erholungsleistungen 93.11

Betrieb von Sportanlagen

93.12

Sportvereine

93.19

Erbringung von sonstigen Dienstleistungen des Sports

92.00.1

Spielhallen und Betrieb von Spielautomaten

92.00.2

Spielbanken und Spielclubs

93.2

Erbringung von sonstigen Dienstleistungen der Unterhaltung und der Erholung

Quelle: Hessen Agentur auf Basis von Janisch, U.: Empirische Befunde zum Wirtschaftsfaktor Tourismus in Sachsen, in: Statistik in Sachsen 1 / 2007, S. 2, der eine Umsetzung von der WZ 1993 auf die WZ 2003 vorgenommen hat.

Diese Zusammenstellung belegt zum einen eindrucksvoll, dass sich die wirtschaftlichen Auswirkungen des Tourismus nicht auf das Beherbergungsgewerbe und die Gastronomie beschränken. Zum anderen ist innerhalb der identifizierten Wirtschaftsbereiche ein mehr oder weniger großer nicht-touristischer Anteil offenkundig. Bei der Betrachtung der wirtschaftlichen Bedeutung einer Branche richtet sich das Augenmerk zumeist auf die Beschäftigung. Einen ersten Eindruck von dieser Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor für Hessen kann die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den zwölf tourismuscharakteristischen Bereichen der Wirtschaft vermitteln. Im Jahr 2010 zählten diese zusammen 164.128 Beschäftigte, wovon mit Abstand am meisten – und zwar 49.435 Personen – auf die Gastronomie entfielen. Als ein Kennzeichen des Tourismus gilt der hohe Anteil von geringfügig Beschäftigten, mithelfenden Familienangehörigen sowie Saisonarbeitskräften: So waren im Jahr 2010 in diesen Wirtschaftsbereichen zusätzlich 87.311 geringfügig Beschäftigte (ausschließlich geringfügig Beschäftigte und geringfügig Beschäftigte im Nebenjob) tätig, d.h. auf zwei sozialversicherungspflichtig Beschäf7


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tige kommt ungefähr ein geringfügig Beschäftigter. Zum Vergleich: Für die hessische Wirtschaft insgesamt gilt ein Verhältnis von etwa 4:1. Die meisten dieser geringfügig Beschäftigten waren in der Gastronomie (45.138 Personen) tätig. Um eine Größenvorstellung über die direkt durch den Tourismus bedingte Beschäftigung in Hessen zu gewinnen, werden Ergebnisse des bereits erwähnten Tourismussatellitensystems (TSA) für Deutschland genutzt. In diesem System wurden u.a. zur Abschätzung der Beschäftigungswirkungen Bruttowertschöpfungsanteile des Tourismus in den einzelnen Wirtschaftsbereichen geschätzt, die nachfolgend zur Abschätzung der direkt bedingten touristischen Beschäftigung in Hessen in diesen zwölf tourismuscharakteristischen Wirtschaftsbereichen herangezogen werden.6 Tourismuscharakteristische Wirtschaftsbereiche: Beschäftigte in Hessen 20101 Geringfügig Beschäftigte

Geringfügig Beschäftigte insgesamt gewichtet mit TSA-Anteilen (gerundet)

Tourismuscharakteristische Wirtschaftsbereiche

Soz. Beschäftigte

Touristische Wertschöpfungsanteile gemäß TSA in %

1. Beherbergungsgewerbe

17.745

90

16.000

8.395

6.091

2.304

7.600

5.159

.

.

10.686

5.966

4.720

.

49.435

76

37.600

45.138

30.167

14.791

34.300

.

412

.

.

.

.

.

18.175

61

11.000

9.032

6.070

2.962

5.500

279

42

0

115

68

47

0

7. Luftverkehr

25.998

932

24.200

75

46

29

100

8. Hilfstätigkeiten für den Verkehr

23.427

2

500

800

397

403

0

9. Vermietung von Reise fahrzeugen etc.

1.939

24

500

1.108

697

411

300

10. Reiseveranstalter und Reisebüros

9.433

100

9.400

1.610

1.008

602

1.600

11. Kulturelle Leistungen

5.489

11

600

1.653

1.088

565

200

12. Sport u. sonstige Erholungsleistungen

7.049

11

800

8.699

5.009

3.690

1.000

164.128

-

100.600

87.311

55.607

20.524

50.600

2. Dienstleistungen für Zweitwohnsitze 3. Gastronomie 4. Eisenbahnverkehr 5. Straßenverkehr 6. Schifffahrt

Summe

Soz. Beschäftigte gewichtet mit TSA-Anteilen (gerundet)

insgesamt

ausschließlich

Neben tätigkeit

1 Zum 30.06.2010 . = unbekannt oder geheim zu halten 2 Aufgrund der auf S. 6 gemachten Erläuterungen dürften diese Anteile nach unten verzerrt sein. Quelle: Ahlert, G.: Der Beitrag des Tourismus zur Beschäftigung in Deutschland – Bestandsaufnahme innerhalb des TSA-Beschäftigungsmodells und Potenziale des Tourismus, Osnabrück 2006, S. 48, Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen der Hessen Agentur.

6

8

Vgl. Ahlert, G.: Der Beitrag des Tourismus zur Beschäftigung in Deutschland – Bestandsaufnahme innerhalb des TSABeschäftigungsmodells und Potenziale des Tourismus, Osnabrück 2006, S. 40ff.


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Die Anteile variieren sehr stark und reichen von 100 % bei den Reiseveranstaltern und Reisebüros bis zu einem Wert von lediglich 2 % bei den Hilfstätigkeiten für den Verkehr. Die Gewichtung der Beschäftigung mit den jeweiligen Anteilen ergibt für Hessen eine direkt touristisch bedingte Beschäftigung von 100.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, was einem Anteil an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessen von 4,6 % entspricht.7 Hinzu kommen noch 50.600 geringfügig Beschäftigte (Anteil an den geringfügig Beschäftigten in Hessen insgesamt: 9,0 %). Die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind gemäß dieser Abschätzung in der Gastronomie (37.600) tätig, gefolgt vom Luftverkehr (24.200) und dem Beherbergungsgewerbe (16.000). Bei den geringfügig Beschäftigten dominiert die Gastronomie: Mit 34.300 Beschäftigten sind gut zwei Drittel der direkt touristisch geringfügig Beschäftigten der zwölf tourismuscharakteristischen Bereiche in Hessen in der Gastronomie tätig. Über die Anzahl der Beschäftigten hinaus sind zudem noch die Selbständigen zu berücksichtigen. Die Angaben über Selbständige liegen leider aufgrund zu geringer Klassenbesetzung nicht in der erforderlichen Gliederungstiefe vor, so dass die Bildung der zwölf tourismuscharakteristischen Bereiche nicht möglich ist. Die Zahl der Selbständigen in der hessischen Wirtschaft betrug gemäß den Angaben aus dem Mikrozensus im Jahresdurchschnitt 2010 325.000 Personen, wovon mehrere zehntausend Selbständige den tourismuscharakteristischen Bereichen zuzuordnen sein dürften. So werden allein für einen Teilbereich der Gastronomie – und zwar für das Segment „Restaurants, Gaststätten, Imbissbuden, Cafes, Eissalons u.Ä.“ – 11.100 Selbständige in Hessen angegeben. Gewichtet mit dem TSA-Anteil von 76 % resultieren allein daraus 8.400 direkt touristisch bedingte Selbständige. Könnten die weiteren Bereiche angegeben werden, so dürfte sich diese Anzahl sicherlich noch um einige Tausend erhöhen. Schließlich ist eine allerdings unbekannte Anzahl mithelfender Familienangehöriger zu erwähnen. Wie bereits oben erwähnt, wird im TSA über die zwölf tourismuscharakteristischen Wirtschaftszweigen hinaus noch eine weitere Gruppe berücksichtigt, die direkt Waren und Dienstleistungen an Touristen absetzt. Es wird allerdings eine klare Trennungslinie zwischen den zwölf ausführlich vorgestellten tourismuscharakteristischen Bereichen und dieser Gruppe gezogen. Letztere wird im TSA u.a. als „tourismusbezogen“ bzw. „nicht-tourismusspezifisch“ bezeichnet. Diese Gruppe setzt definitionsgemäß keine für den Tourismus charakteristischen Waren und Dienstleistungen an Touristen ab. Sie ist heterogen zusammengesetzt und reicht von freiberuflichen Dolmetschern, Flugschulen und den Verleih von Sportgeräten über Finanz- und Versicherungsdienstleistungen bis hin zum bereits erwähnten Einzelhandel. Es ist zweifellos eine methodische Schwäche des TSA, dass insbesondere der Einzelhan7

Dieser Wert dürfte sich lediglich geringfügig erhöhen, wenn die Bereiche Dienstleistungen für Zweitwohnsitze und Eisenbahnverkehr einbezogen werden könnten. 9


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del – der in Hessen zum 30.06.2010 152.775 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 77.449 geringfügig Beschäftigte zählt – nicht bei den tourismuscharakteristischen Bereichen berücksichtigt ist, sondern in einer (umfangreichen) „Restgruppe“ aufgeht.8 Beim Einzelhandel ist keineswegs nur an den Verkauf von Reisesouvenirs aller Art zu denken, sondern beispielsweise auch an Nahrungsmittel, Bekleidung und nicht zuletzt an Kraftstoff. Ein TSA-Anteil für diese Gruppe liegt angesichts der Fokussierung auf die zwölf tourismuscharakteristischen Bereiche in der zugrundeliegenden TSA-Studie jedoch nicht vor. Deshalb kann nicht angegeben werden, wie stark die touristisch direkt induzierte Beschäftigung in Hessen steigen würde, wenn man diese Gruppe einbeziehen könnte. Angesichts der hohen Beschäftigtenzahl dieser Gruppe würde selbst ein geringer TSA-Anteil die insgesamt direkt touristisch induzierte Beschäftigung um etliche Tausend erhöhen. Es wird an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die angegebenen Abschätzungen mit Vorsicht zu interpretieren sind. Wesentliche Gründe hierfür sind:  Die Gewichtung der Beschäftigten mit den TSA-Anteilen unterstellt einen konstanten Zusammenhang zwischen Beschäftigung und Wertschöpfung – eine zweifellos sehr restriktive Annahme.  Es wird bei der Anwendung der TSA-Wertschöpfungsanteile für Deutschland auf Hessen eine entsprechend vergleichbare Wirtschaftsstruktur vorausgesetzt. Insbesondere bei den Hilfstätigkeiten für den Verkehr – die auch den Flughafenbetrieb (Frankfurt Airport!) umfassen – trifft dies sicherlich nicht zu.  Die im TSA-System geschätzten Wertschöpfungsanteile wurden im Jahr 2006 veröffentlicht. Das den Schätzungen zugrundeliegende Datenmaterial ist zum Teil noch einige Jahre älter und somit nur noch bedingt aktuell.  Durch die Umsetzung der Abgrenzung der zwölf tourismuscharakteristischen Bereiche von der ursprünglichen Wirtschaftszweigsystematik WZ 93 auf die WZ 2003 und schließlich auf die WZ 2008 hat die Gültigkeit der Wertschöpfungsanteile zweifellos gelitten.  Den verwendeten Ergebnissen aus dem TSA-System liegen zahlreiche Modellannahmen und Restriktionen zugrunde – insbesondere die Beschränkung auf die angeführten zwölf tourismuscharakteristischen Bereiche und auf die direkten Ef8

10

Dieser Kritik wurde bei der Überarbeitung des TSA Rechnung getragen: Der Einzelhandel zählt nun explizit zu den tourismuscharakteristischen Bereichen. Vgl. Commission of the EC, OECD, UN and WTO: 2008 Tourism Satellite Account: Recommended Methodological Framework, New York, Bruxelles 2008, S. 41 u. S. 78. Zu dieser neuen Abgrenzung liegen jedoch keine Berechnungen von TSA-Anteilen vor, die verwendet werden könnten.


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fekte seien an dieser Stelle erwähnt. Insofern kann durchaus von einer engen Abgrenzung gesprochen werden.  Abschließend sei daran erinnert, dass den verwendeten TSA-Anteilen eine Pilotstudie zugrundeliegt, „deren Vorgehensweise in einzelnen Bereichen noch weiterzuentwickeln sein wird“.9 Zusammenfassend ist über die direkten Beschäftigungswirkungen der oben genanten zwölf tourismuscharakteristischen Wirtschaftsbereiche in Hessen festzuhalten, dass im Hinblick auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die Zahl von knapp 164.000 sicherlich zu hoch ist, da auch nicht tourismusbezogene Beschäftigung mit dargestellt ist. Der geschätzte Wert von rund 100.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dürfte jedoch eher eine Untergrenze darstellen. Der Blick auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in traditionellen Industriebranchen wie der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie oder der Elektroindustrie, im Baugewerbe oder z.B. im Großhandel unterstreicht die Bedeutung des Tourismus in Hessen. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Hessen 2010*: Ausgewählte Branchen 150.000 125.000

116.962 103.834

100.000 75.000 53.270 50.000

46.772

25.000 0 Großhandel

Baugewerbe

Elektroindustrie

Chemische und Pharmazeutische Industrie

* Zum 30.06.2010. Quelle: Bundesagentur für Arbeit.

9

Ahlert, G.: Einführung eines Tourismussatellitensystems in Deutschland, GWS Discussion Paper 2003/4, Osnabrück 2003, S. 2. 11


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Würden zusätzlich noch die mehreren zehntausend geringfügig Beschäftigten und Selbständigen einbezogen, so würde die Gegenüberstellung mit der Elektroindustrie sowie der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie noch eindrucksvoller ausfallen. Dies gilt erst recht, wenn die direkten Beschäftigungswirkungen – in unbekannter, jedoch sicherlich beachtlicher Höhe – außerhalb der zwölf tourismuscharakteristischen Bereiche einbezogen werden könnten.

Touristisches Angebot Im Jahr 2010 boten die 3.637 Beherbergungsbetriebe (einschließlich Campingplätze) in Hessen 231.633 Betten (bzw. Schlafgelegenheiten) an. 6,6 % der im Jahr 2010 bundesweit 55.315 Beherbergungsbetriebe waren damit in Hessen ansässig. Für die durchschnittlich angebotenen Betten beträgt der entsprechende Anteilswert 7,2 %. Der Blick auf die Entwicklung der letzten zehn Jahre zeigt bis zum Jahr 2007 nur wenig Veränderungen: So ist für Hessen wie für Deutschland insgesamt eine geringfügige Zunahme des Bettenangebotes bei in Hessen bis 2004 abnehmender Betriebszahlen zu konstatieren, was für eine tendenziell etwas angestiegene Betriebsgröße steht. Ab dem Berichtsjahr 2008 werden die Campingplätze gemeinsam mit den Hotels, Pensionen usw. ausgewiesen. Aus dieser methodischen Änderung der Statistik resultiert eine sprunghafte Zunahme der Zahl der Betriebe und der Bettenanzahl (ein Stellplatz wird mit vier Schlafgelegenheiten angesetzt) von 2007 auf 2008. Die durchschnittliche Auslastung der in Hessen angebotenen Betten wird für das Jahr 2010 mit 33,3 % angegeben. Sie liegt damit etwas über dem Vergleichswert für Deutschland insgesamt (32,7 %). 2010 war die Auslastung in Frankfurt mit 45,7 % am höchsten, im Landkreis Kassel mit 16,9 % am niedrigsten. Der Blick auf die Ebene der Regierungsbezirke (RB) zeigt, dass 48,1 % der Betriebe im RB Darmstadt ansässig sind, die 2010 52,6 % des Bettenangebotes stellten. Innerhalb des RB Darmstadt sticht die Stadt Frankfurt hervor, auf die mit über 36.000 Betten 15,7 % des hessenweiten Bettenangebotes entfällt. Auf den RB Kassel entfällt ein Anteil von 36,8 % aller hessischen Beherbergungsbetriebe, die einen Anteil von 35,3 % des hessenweiten Bettenangebotes auf sich vereinen. Hervorzuheben ist hier der Landkreis Waldeck-Frankenberg (11,9 % der Betriebe und 11,0 % des Bettenangebotes). Hervorragende naturräumliche Voraussetzungen wie Edersee und Kellerwald treffen dort mit einem renommierten Heilbad wie Bad Wildungen zusammen. 15,1 % der hessischen Beherbergungsbetriebe sind schließlich im RB Gießen ansässig, auf den 12,1 % des Bettenangebotes entfallen.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Beherbergungsbetriebe, Betten und durchschnittliche Auslastung in Hessen 2010 Beherbergungsbetriebe 2010*

Betten 2010 Anteil an Hessen in % Durchschnittbzw. Anteil Hessen liche Auslastung in % an Deutschland in % (letzte Zeile)

absolut

Anteil an Hessen in % bzw. Anteil Hessen an Deutschland in % (letzte Zeile)

3.637

100,0

231.633

100,0

33,3

1.751

48,1

121.865

52,6

38,6

40

1,1

4.211

1,8

38,8

Frankfurt am Main

246

6,8

36.381

15,7

45,7

Offenbach am Main

30

0,8

2.613

1,1

35,6

Wiesbaden

74

2,0

7.106

3,1

39,6

LK Bergstraße

156

4,3

6.971

3,0

27,7

LK Darmstadt-Dieburg

104

2,9

4.701

2,0

32,6

LK Groß-Gerau

112

3,1

8.110

3,5

34,5

Hochtaunuskreis

137

3,8

8.129

3,5

41,6

Main-Kinzig-Kreis

218

6,0

10.350

4,5

35,1

Main-Taunus-Kreis

94

2,6

5.809

2,5

29,7

Odenwaldkreis

136

3,7

4.611

2,0

25,7

LK Offenbach

102

2,8

6.601

2,8

36,7

Rheingau-Taunus-Kreis

181

5,0

9.363

4,0

36,1

Wetteraukreis

121

3,3

6.910

3,0

43,4

RB Gießen

548

15,1

28.038

12,1

23,9

LK Gießen

111

3,1

5.100

2,2

22,2

Lahn-Dill-Kreis

100

2,7

4.400

1,9

26,6

95

2,6

5.366

2,3

28,4

LK Marburg-Biedenkopf

122

3,4

6.354

2,7

24,4

Vogelsbergkreis

120

3,3

6.819

2,9

19,5

1.338

36,8

81.730

35,3

28,7

65

1,8

5.716

2,5

34,7

LK Fulda

299

8,2

15.296

6,6

25,9

LK Hersfeld-Rotenburg

106

2,9

9.324

4,0

31,1

LK Kassel

163

4,5

11.158

4,8

16,9

Schwalm-Eder-Kreis

137

3,8

7.519

3,2

23,6

LK Waldeck-Frankenberg

432

11,9

25.376

11,0

35,5

Werra-Meißner-Kreis

136

3,7

7.340

3,2

26,0

55.315

6,6

3.223.676

7,2

32,7

Gebiet

Hessen RB Darmstadt

Darmstadt

LK Limburg-Weilburg

RB Kassel

Kassel

Zum Vergleich: Deutschland

absolut

* Geöffnete Betriebe Quelle:

Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

13


Branchenprofil Tourismus in Hessen

Die voran stehend vorgestellten Daten, die stark auf die Beherbergung fokussieren, werden nachfolgend um zahlreiche weitere Informationen über das touristische Angebot in Hessen ergänzt, um eine weitergehende Charakterisierung der hessischen Tourismusangebote zu erreichen. Aufgrund des großen Umfangs und der außerordentlichen Vielfalt kann es sich naturgemäß nur um eine Auswahl handeln. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf Gesichtspunkte der Angebotsqualität gelegt, um dem Trend zu höherem Qualitätsbewusstsein Rechnung zu tragen. Die hessische Tourismuslandschaft weist 490 gemäß DEHOGA klassifizierte Hotels auf, wovon auf die begehrte 5-Sterne Kategorie 15 Hotels entfallen. Die höher klassifizierten Hotels – ab drei Sterne – sind in Hessen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt geringfügig unterrepräsentiert: In Hessen entfallen 87,3 % der klassifizierten Hotels auf diese Kategorien, auf Bundesebene sind es 90,2 %. Hinzu kommen in Hessen 38 gemäß der so genannten G-Klassifizierung für Gästehäuser, Gasthöfe und Pensionen klassifizierte Objekte, die jedoch mit bundesweit nur 850 klassifizierten Objekten nicht sehr verbreitet sind. Hessen zählt darüber hinaus 1.401 gemäß DTV klassifizierte Ferienwohnungen und Privatzimmer, wobei mit Abstand die meisten Objekte auf den Landkreis Waldeck-Frankenberg entfallen. 43 Objekte weisen die höchste Klassifizierung auf. Auffällig ist, dass in Hessen die beiden obersten Kategorien im Vergleich zum Bundesdurchschnitt unterrepräsentiert sind: In Hessen entfallen 3,1 % auf 5-SterneAngebote und 30,1 % auf Ferienwohnungen und Privatzimmer mit 4 Sternen, im Bundesdurchschnitt sind es 5,1 % bzw. 37,9 %. Zur touristischen Infrastruktur zählen auch die zahlreichen Campingplätze, von denen es in Hessen zwischen Odenwald und Kassel-Land, zwischen Rheingau und Rhön, über 230 gibt. 20 dieser Plätze für Tourismuscamping können eine Klassifizierung gemäß DVCD-DTV vorweisen, vier davon besitzen sogar die höchste Auszeichnung. Ein ansprechendes gastronomisches Angebot ist zweifellos essentieller Bestandteil einer touristischen Infrastruktur. In vielen hessischen Beherbergungsbetrieben gehört dies ebenfalls zum Angebot. Darüber hinaus verfügt Hessen über 9.300 Gastronomiebetriebe – von der Dorfkneipe bis zum Sternerestaurant: Jeweils ein 3Sterne- und ein 2-Sterne-Restaurant sowie 17 1-Sterne-Restaurants gibt es in Hessen. In Hessen gibt es auch zahlreiche Angebote speziell für Radfahrer: So hat Hessen z.B. knapp 400 „radlerfreundliche Gastbetriebe“, d.h. Gastbetriebe, die die Qualitätskriterien des ADFC erfüllen.

14


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Ein entsprechendes Angebot für die Zielgruppe der Wanderer – denen in Hessen zahlreiche Wanderwege mit Gütesiegel (Premiumwanderwege gemäß den Qualitätskriterien des Deutschen Wanderinstituts bzw. Qualitätswege nach den Vorgaben des Deutschen Wanderverbandes) zur Verfügung stehen – stellen die „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ dar. Weit über 100 Objekte in Hessen haben sich der Prüfung gemäß den Qualitätskriterien des Deutschen Wanderverbandes erfolgreich unterzogen. Für den Tourismus in Hessen insgesamt und insbesondere für das Segment Gesundheit und Wellness spielen die hessischen Heilbäder und Kurorte traditionell eine wichtige Rolle. Insgesamt gibt es in Hessen 158 Orte und Ortsteile, die prädikatisiert wurden – von Bad Wildungen, welches bereits vor über hundert Jahren als Heilbad anerkannt wurde, bis Waldmichelbach-Siedelbrunn, das erst seit Anfang des Jahres 2010 das Prädikat „Erholungsort“ führen darf. Anzahl der Orte und Ortsteile in Hessen mit Prädikat* Art des Prädikates

Heilbäder Kneippheilbäder Kneippkurort Heilklimatische Kurote Heilquellenkurbetriebe Luftkurorte Erholungsorte Insgesamt

Anzahl

20 9 1 4 3 54 67 158

* Teilweise wurde ein gemeinsames Prädikat für mehrere Ortsteile anerkannt, zum Teil gibt es mehrere Prädikate pro Ortsteil. Quelle: Fachausschuss für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen beim RP Kassel (Stand: 02.02.2011).

Innerhalb dieser Prädikate sind nochmals die Heilbäder, Kneippheilbäder, Kneippkurorte, Heilklimatischen Kurorte und Heilquellenkurbetriebe hervorzuheben, da an sie besonders hohe und spezielle Anforderungen gestellt werden. Diese Gruppe stellt einen beachtlichen Anteil des Beherbergungsangebotes in Hessen: 616 Beherbergungsbetriebe verzeichnete sie Ende 2010, was ein Anteil an der Gesamtzahl in Hessen von 18,1 % bedeutet. Auf die Luftkurorte und Erholungsorte zusammen entfallen weitere 14,0 % der hessischen Beherbergungsbetriebe. Entsprechend ihrer Funktion haben 74 der landesweit 88 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen in den hessischen Heilbädern, Kneippheilbädern, Kneippkurorten, Heilklimatischen Kurorten oder Heilquellenkurbetrieben ihren Sitz. Diese 74 Einrichtungen verfügten zum Jahresende 2010 über eine Bettenkapazität von 14.718 Betten, was 35,7 % aller Betten in den hessischen Heilbädern, Kneipp-Heilbädern, Heilklimatischen Kuror15


Branchenprofil Tourismus in Hessen

ten oder Heilquellenkurbetrieben (41.260) entspricht, die wiederum 19,1 % aller zum Jahresende 2010 in Hessen angebotenen Betten stellen. Zu nennen ist ebenfalls die Fülle von touristischen Angeboten, die sich unter dem Begriff „Landtourismus“ subsumieren bzw. vermarkten lassen. Ein wesentliches Element stellt hierbei der Urlaub auf dem Bauernhof dar, den 95 Höfe in Hessen anbieten. Zehn qualitätsgeprüfte Kinderbauernhöfe, sechs Wellness- und Gesundheitshöfe, zehn Höfe mit Tagungsmöglichkeiten und 25 Höfe, die „LandfrischeUrlaub“ (z.B. mit eigenen Erzeugnissen) anbieten, vervollständigen das Angebot. Pferdeliebhaber kommen in Hessen ebenfalls auf ihre Kosten: Ein hessenweiter Qualitätsstandard auf der Basis von Kategorien und Mindestkriterien gewährleistet ein gutes reiterliches Angebot – von Wanderreitstationen und Höfen für Urlaub mit dem eigenen Pferd über Bauernhöfe mit Reitmöglichkeit bis hin zu Reiterhöfen. Auch für den an Kultur interessierten Touristen hat Hessen viel zu bieten: Als Beispiele des umfangreichen und vielfältigen Angebots seien die vier UNESCO-Welterbestätten Grube Messel, Limes, Benediktiner-Abtei / Kloster Lorsch und Oberes Mittelrheintal genannt. Eine attraktive Museumslandschaft vom Senckenberg Naturmuseum Frankfurt und dem Städel Frankfurt über das Mathematikum Gießen bis zur Museumslandschaft Hessen Kassel, zahlreiche Schlösser, Burgen und Gärten, Ausstellungen wie die documenta in Kassel sowie Feste wie das Museumsuferfest Frankfurt und Musikevents (z.B. Rheingau Musik Festival) sind weitere Elemente des breiten kulturellen Angebots. Nicht zuletzt sind die naturräumlichen Gegebenheiten ein wichtiges Element für den Tourismus: Willingen im Sauerland, die Wasserkuppe und der große Feldberg laden zum Skilaufen ein, die zahlreichen Flüsse und der Edersee zum Wassersport. 40 % Hessens ist mit Wald bedeckt – Hessen ist damit das waldreichste Bundesland –, durch den zahlreiche, zum Teil mit Gütesiegel ausgezeichnete Wanderwege führen. Besonders zu erwähnen sind der Natur- und Nationalpark KellerwaldEdersee und das Biosphärenreservat Rhön sowie weitere zehn Naturparks. Für Geschäftsreisende sind die naturräumlichen Gegebenheiten sicherlich weniger der Grund Hessen zu besuchen – ein erheblicher Teil des Tourismus in Hessen wird jedoch durch Geschäftsreisende aus dem In- und Ausland geprägt.10 Dies trifft insbesondere für das Rhein-Main-Gebiet zu. Neben klassischen Geschäftsreisen sind hierfür auch Messen, Tagungen, Kongresse oder Symposien der Anlass. Die zentrale Lage in Deutschland und Europa, die ausgezeichnete Verkehrsanbindung, die hohe Wirtschaftskraft prädestinieren Hessen geradezu als Destination für derartige Veranstaltungen. Dieses Profil wird durch zahlreiche Angebote vervollständigt. Als 10 Die Thematik der Geschäftsreisen wird im nächsten Kapitel nochmals aufgenommen. 16


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

hessisches Aushängeschild ist zweifellos die Messe Frankfurt zu nennen, der – nach eigenen Angaben – „weltweit größte Messekonzern mit eigenem Gelände“. Im Jahr 2010 konnte die Messegesellschaft allein bei ihren Messen in Frankfurt 1,5 Millionen Besucher begrüßen. Weitere 110.000 Teilnehmer haben an Kongressen und Tagungen teilgenommen. Weitere Messezentren in Hessen sind die Messen Gießen, Kassel, Offenbach und auch die Rhein-Main-Hallen Wiesbaden sind ein beliebter Veranstaltungsort für Messen. Die vielfältige Tagungs- und Kongresslandschaft Hessens – von Locations mit historischem Ambiente bis hin zu futuristischen Objekten – ist weiter in Bewegung, was für die Attraktivität Hessens in diesem Segment des Tourismus spricht. Als Beispiele sind das Wissenschafts- und Kongresszentrum darmstadtium in Darmstadt, der Congress Park Hanau und das „The Squaire Conference Center“ am Flughafen Frankfurt zu nennen. Attraktive Veranstaltungsorte finden sich allerdings keineswegs nur im Rhein-Main-Gebiet, wie das Beispiel Kassel zeigt. Auch beim dortigen Kongress Palais – eines der „Historic Conference Centers of Europe“ und als erstes Veranstaltungshaus in Deutschland mit dem „Green Globe Zertifikat“ ausgezeichnet – stehen die Zeichen auf Expansion: Der Erweiterungsbau soll im Herbst 2011 abgeschlossen sein. Beliebte Tagungsstädte außerhalb des Rhein-Main-Gebietes sind auch Fulda und Wetzlar.

Touristische Nachfrage Im Jahr 2010 zählten die Beherbergungsbetriebe in Hessen insgesamt 28,2 Millionen Übernachtungen. Damit konnten die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftsund Finanzkrise, die sich 2009 in einem – vor allem auf die ausländischen Quellmärkte zurückzuführenden11 – deutlichen Rückgang der Übernachtungen ausdrückte, bereits ein Jahr später wieder mehr als kompensiert werden. Die Entwicklung der Übernachtungen auf Bundesebene stellt sich vergleichbar dar: In den letzten Jahren war ein stetiger Anstieg der Übernachtungszahlen zu vermelden, der im Krisenjahr 2009 zum Erliegen gekommen ist. Bereits im Jahr 2010 lagen die Übernachtungen jedoch wieder höher als im Jahr 2008. Im Jahr 2010 entfielen auf Hessen 8,3 % der bundesweit 380,3 Millionen Übernachtungen von Touristen. Der Verlauf der Ankünfte von Gästen (Hessen: 11,9 Millionen, Deutschland: 140,0 Millionen) entspricht vom Grundmuster dem der Übernachtungen, fällt jedoch überwiegend dynamischer aus. Die erfreuliche Entwicklung des Jahres 2010 hat sich in den ersten Monaten des Jahres 2011 fortgesetzt. So wurden im Zeitraum Januar bis Mai 2011 hessenweit 11,0 Millionen Übernachtungen gezählt – mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Auch die Zahl der Ankünfte ist gestiegen und summiert sich für die ersten fünf Monate des Jahres 2011 auf 4,7 Millionen.

11 Auf die ausländischen Touristen wird weiter unten detailliert eingegangen. 17


Branchenprofil Tourismus in Hessen

Übernachtungen und Ankünfte der Gäste in Beherbergungsbetrieben in Hessen und Deutschland von 2000 bis 2010 Übernachtungen und Ankünfte 2000=100 150 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 2000 2001 2002

2003

2004

2005

2006

Deutschland Übernachtungen Deutschland Ankünfte

2007

2008

2009

2010

Hessen Übernachtungen Hessen Ankünfte

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Daraus resultiert eine für Hessen wie auch auf Bundesebene tendenziell rückläufige durchschnittliche Aufenthaltsdauer (definiert als Quotient von Ankünften und Übernachtungen). Im Jahr 2010 betrug diese in Hessen 2,4 Tage, auf Bundesebene 2,7 Tage. Im Jahr 2000 waren es noch 2,6 bzw. 3,1 Tage gewesen. Durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste in Beherbergungsbetrieben in Hessen und Deutschland von 2000 bis 2010 Aufenhaltsdauer in Tagen 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 2000

2001

2002

2003

2004

Deutschland Aufenthaltsdauer

2005

2006

2007

2008

2009

Hessen Aufenthaltsdauer

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

18

2010


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Übernachtungen, Ankünfte und durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste in hessischen Beherbergungsbetrieben 2010 Übernachtungen 2010

Ankünfte 2010

absolut

Anteil an Hessen in % bzw. Anteil Hessen an Deutschland in % (letzte Zeile)

28.150.338

100,0

11.947.934

100,0

2,4

17.151.945

60,9

8.128.363

68,0

2,1

596.017

2,1

290.086

2,4

2,1

6.066.456

21,6

3.684.583

30,8

1,6

339.533

1,2

181.643

1,5

1,9

1.027.695

3,7

527.799

4,4

1,9

LK Bergstraße

704.334

2,5

294.407

2,5

2,4

LK Darmstadt-Dieburg

559.707

2,0

226.793

1,9

2,5

LK Groß-Gerau

1.021.972

3,6

588.150

4,9

1,7

Hochtaunuskreis

1.235.316

4,4

440.168

3,7

2,8

Main-Kinzig-Kreis

1.325.237

4,7

331.388

2,8

4,0

Main-Taunus-Kreis

629.005

2,2

304.646

2,5

2,1

Odenwaldkreis

431.852

1,5

137.312

1,1

3,1

LK Offenbach

885.391

3,1

428.208

3,6

2,1

Rheingau-Taunus-Kreis

1.234.115

4,4

454.605

3,8

2,7

Wetteraukreis

1.095.315

3,9

238.575

2,0

4,6

RB Gießen

2.447.475

8,7

1.025.404

8,6

2,4

LK Gießen

413.028

1,5

215.297

1,8

1,9

Lahn-Dill-Kreis

427.402

1,5

193.565

1,6

2,2

LK Limburg-Weilburg

556.009

2,0

210.507

1,8

2,6

LK Marburg-Biedenkopf

566.541

2,0

217.774

1,8

2,6

Vogelsbergkreis

484.495

1,7

188.261

1,6

2,6

8.550.918

30,4

2.794.167

23,4

3,1

724.046

2,6

405.201

3,4

1,8

LK Fulda

1.443.232

5,1

623.406

5,2

2,3

LK Hersfeld-Rotenburg

1.058.259

3,8

384.967

3,2

2,7

LK Kassel

689.229

2,4

279.941

2,3

2,5

Schwalm-Eder-Kreis

646.927

2,3

197.110

1,6

3,3

3.292.365

11,7

745.352

6,2

4,4

696.860

2,5

158.190

1,3

4,4

380.334.025

8,3

140.014.772

8,5

2,7

Gebiet

Hessen RB Darmstadt

Darmstadt Frankfurt am Main Offenbach am Main Wiesbaden

RB Kassel

Kassel

LK Waldeck-Frankenberg Werra-Meißner-Kreis Zum Vergleich: Deutschland

absolut

Anteil an Hessen Durchschnittliche in % Aufenthaltsdauer bzw. Anteil Hessen in Tagen an Deutschland in % (letzte Zeile)

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

19


Branchenprofil Tourismus in Hessen

Der Blick auf die Ebene der Regierungsbezirke (RB) unterstreicht die herausragende Rolle des RB Darmstadt, auf den 60,9 % der Übernachtungen und 68,0 % der Ankünfte in Hessen entfallen. Innerhalb des RB Darmstadt wiederum sticht mit 6,1 Millionen Übernachtungen und 3,7 Millionen Ankünften die Stadt Frankfurt hervor. Allein Frankfurt vereint damit 21,6 % aller Übernachtungen und 30,8 % aller Gästeankünfte in hessischen Beherbergungsbetrieben auf sich. Der RB Kassel zählte im Jahr 2010 30,4 % der Übernachtungen und 23,4 % der Ankünfte, der RB Gießen lediglich 8,7 % der Übernachtungen und 8,6 % der Ankünfte. Im RB Kassel ist der besondere Stellenwert des Landkreises Waldeck-Frankenberg für den Tourismus in Hessen hervorzuheben: 11,7 % aller Übernachtungen und 6,2 % aller Gästeankünfte in hessischen Beherbergungsbetrieben zählt dieser Landkreis, der damit nach Frankfurt die „Nummer 2“ in Hessen ist. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer fällt in der Stadt Frankfurt mit 1,6 Tagen am kürzesten aus. Deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegt auch der Landkreis Groß-Gerau (1,7). Am anderen Ende der Rangliste befinden sich mit über vier Tagen der Wetteraukreis (4,6), der Landkreis Waldeck-Frankenberg (4,4) und der Werra-Meißner-Kreis (4,4). Längere Aufenthalte zur Wiederherstellung der Gesundheit in den dortigen Heilbädern zeichnen für diese weit überdurchschnittlichen Werte verantwortlich. Auf die regionalwirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in den einzelnen Regionen lässt sich jedoch besser schließen, wenn mit der Tourismusintensität eine relative Größe – d.h. die Anzahl der Übernachtungen je 1.000 Einwohner – betrachtet wird (vgl. die Karte auf der nächsten Seite). Für Hessen insgesamt betrug die Tourismusintensität im Jahr 2010 4.600 Übernachtungen je 1.000 Einwohner, womit die Tourismusintensität in Hessen dem Wert für Deutschland (4.600) entspricht. Hessen belegt damit im Vergleich der Bundesländer den achten Rang. Den Spitzenplatz unter den Bundesländern wurde im Jahr 2010 mit großem Abstand von MecklenburgVorpommern (16.800 Übernachtungen je 1.000 Einwohner) eingenommen. Am anderen Ende der Rangliste befindet sich das Saarland mit lediglich 2.200 Übernachtungen pro 1.000 Einwohner. Die Spannweite der Tourismusintensität innerhalb Hessens ist noch ausgeprägter: So ist die Tourismusintensität im Landkreis Waldeck-Frankenberg (20.300) mit weitem Abstand am höchsten. Es folgt die Stadt Frankfurt (9.000) vor dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg (8.600). Die wenigsten Übernachtungen je 1.000 Einwohner aller hessischen Kreise und kreisfreien Städte weist der Landkreis Gießen (1.600) auf.

20


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Tourismusintensität in Hessen im Jahr 2010 – Übernachtungen je 1.000 Einwohner

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

21


Branchenprofil Tourismus in Hessen

Genauere Angaben über die Herkunft der Übernachtungsgäste aus dem Inland stellt die amtliche Statistik nicht zur Verfügung. Dem Qualitätsmonitor DeutschlandTourismus,12 der auf Interviews mit Gästen beruht, lassen sich hierzu ergänzende Informationen entnehmen: Ungefähr ein Viertel der Gäste kommt aus Hessen selbst, zwei Drittel aus den angrenzenden Bundesländern – mit großem Abstand angeführt von Nordrhein-Westfalen (circa ein Fünftel) und Bayern (ungefähr ein Sechstel). Zwar stellen die Touristen aus Deutschland mit 80,7 % (bzw. 22,7 Millionen Übernachtungen) den weitaus überwiegenden Teil der Übernachtungsgäste in Hessen. Mit 19,3 % (bzw. 5,4 Millionen Übernachtungen) entfiel im Jahr 2010 allerdings auch ein beachtlicher Teil der Übernachtungen in Hessen auf Übernachtungsgäste aus dem Ausland. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt kommt den Übernachtungen ausländischer Touristen in Hessen ein größerer Stellenwert zu: Für Deutschland insgesamt beläuft sich der entsprechende Vergleichswert lediglich auf 15,9 %. Oder anders ausgedrückt: 7,1 % aller bundesweiten Übernachtungen inländischer Gäste des Jahres 2010 entfielen auf Hessen, jedoch 9,0 % der Übernachtungen ausländischer Touristen. Eine zentrale Rolle kommt hierbei der Stadt Frankfurt zu, wo 2010 allein 49,6 % der Übernachtungen ausländischer Touristen in Hessen stattfanden. Gegliedert nach Kontinenten waren im Jahr 2010 60,6 % der Übernachtungen Touristen aus Europa, 19,2 % aus Asien, 16,6 % aus Amerika, 1,6 % aus Afrika und 1,3 % aus Australien zuzuordnen (ohne Angaben: 0,6 %). Wichtigster Quellmarkt gemessen an den Übernachtungszahlen waren im Jahr 2010 die USA mit 683.000 Übernachtungen, gefolgt von den Niederlanden (594.000) und dem Vereinigten Königreich (430.000). Der Vergleich mit Deutschland zeigt, dass in Hessen weiter entfernt liegende Staaten deutlich überrepräsentiert sind: So die USA, Japan, die VR China und Hongkong sowie die arabischen Golfstaaten – letztere sind übrigens auf Bundesebene nicht unter den TOP15 zu finden. Die wichtige Rolle des Frankfurter Flughafens, der Hessen z.B. auch als Ausgangspunkt einer Deutschlandreise prädestiniert, ist hierbei evident.

12 www. qualitaetsmonitor-deutschland-tourismus.de. Zu den genannten Ergebnissen des Qualitätsmonitors vgl. HA Hessen Agentur GmbH, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (Hrsg.): Strategischer Marketingplan für den Tourismus in Hessen 2009 – 2013, Wiesbaden 2008, S. 56. 22


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Übernachtungen der Gäste in hessischen Beherbergungsbetrieben nach Herkunftsländern – TOP 15

Anzahl der Übernachtungen 2010 in 1.000

Anteil Hessen an Deutschland 2010 in %

Zum Vergleich: Deutschland TOP 15

22.707

7,1

320.024

5.443

9,0

60.310

1. USA

683

14,3

2. Niederlande

594

5,7

3. Vereinigtes Königreich

430

10,3

4. Italien

246

7,5

4. Vereinigtes Königreich

5. Schweiz

215

5,1

5. Italien

6. VR China u. Hongkong

213

19,5

6. Österreich

7. Frankreich

199

7,3

7. Frankreich

8. Spanien

189

9,8

8. Belgien

9. Japan

188

17,3

9. Dänemark

10. Arabische Golfstaaten

173

17,9

10. Spanien

11. Dänemark

166

6,5

11. Schweden

12. Österreich

158

5,6

12. Russland

13. Belgien

153

5,8

13. Polen

14. Schweden

116

7,6

14. Japan

15. Russland

114

7,7

15. VR China u. Hongkong

Herkunftsland

Deutschland Ausland insgesamt

darunter: 1. Niederlande 2. USA 3. Schweiz

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Der Blick auf die längerfristige Entwicklung zeigt, dass die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste in Hessen nach einem vorangegangenen Rückgang ab dem Jahr 2003 bis zum Jahr 2007 deutlich angestiegen ist, ohne jedoch mit der Dynamik auf Bundesebene Schritt halten zu können. Einem moderaten Minus im Jahr 2008 folgte dann 2009 im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise – die zahlreiche Staaten zum Teil deutlich stärker getroffen hat als Deutschland – ein kräftiger Rückgang, der jedoch erfreulicherweise bereits im darauf folgenden Jahr wieder mehr als ausgeglichen werden konnte. Die Anzahl der Gästeankünfte folgt weitestgehend diesem Verlauf. Der Blick auf die Monate Januar bis Mai des Jahres 2011 zeigt, dass sich die positive Entwicklung des Jahres 2010 fortgesetzt hat: Sowohl die Übernachtungen ausländischer Gäste (2,2 Millionen) als auch die Ankünfte (1,1 Millionen) liegen in Hessen über dem entsprechenden Vorjahresniveau.

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Branchenprofil Tourismus in Hessen

Übernachtungen und Ankünfte ausländischer Gäste in Beherbergungsbetrieben in Hessen und Deutschland von 2000 bis 2010 Übernachtungen und Ankünfte 2000=100 150 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 2000 2001 2002

2003

2004

2005

2006

Deutschland Übernachtungen Deutschland Ankünfte

2007

2008

2009

2010

Hessen Übernachtungen Hessen Ankünfte

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Die (durchschnittliche) Aufenthaltsdauer entspricht im Jahr 2010 mit 1,9 Tagen nahezu dem Wert von zehn Jahren zuvor. Damit liegt die Aufenthaltsdauer der ausländischen Übernachtungsgäste in Hessen deutlich geringer als die der inländischen Gäste aus Deutschland (2,5 Tage). Dies gilt ebenfalls auf Bundesebene – wenngleich auf höherem Niveau (2,2 Tage gegenüber 2,8 Tagen). Durchschnittliche Aufenthaltsdauer ausländischer Gäste in Beherbergungsbetrieben in Hessen und Deutschland von 2000 bis 2010 Aufenhaltsdauer in Tagen 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 2000

2001

2002

2003

2004

Deutschland Aufenthaltsdauer

2005

2006

2007

2008

2009

Hessen Aufenthaltsdauer

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

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2010


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Die bisher gemachten Angaben zur touristischen Nachfrage beziehen sich auf die Angaben der amtlichen Statistik über Beherbergungsbetriebe mit neun und mehr Gästebetten und Campingplätze (ohne Dauercamping).13 Das Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München (dwif) hat in einer aktuellen Studie auf der Basis von Rahmendaten aus der Statistik und originären Erhebungen ergänzend eine Quantifizierung der Übernachtungen in Privatquartieren unter neun Betten vorgenommen.14 Das Institut geht von 3,6 Millionen Übernachtungen in Hessen aus, was im Verhältnis zu den Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit neun und mehr Betten für das Jahr 2010 ungefähr 13 % entspricht. Die Ergebnisse zeigen, dass es sich bei den Übernachtungen in Privatquartieren mit weniger als neun Betten nicht um eine zu vernachlässigende Größe handelt. Die Erfahrungen zeigen, dass die Übernachtungskosten einen erheblichen Anteil an den Ausgaben der Übernachtungsgäste in Hessen ausmachen. Insofern geben das Volumen der Übernachtungen und dessen Entwicklung im Zeitablauf bereits eine Vorstellung über die Ausgaben, die in die heimische Wirtschaft fließen. Hinzu kommen jedoch noch Ausgaben für Speisen und Getränke, Öffentliche Verkehrmittel, Eintrittsgebühren, Reisesouvenirs usw. In der oben genannten Untersuchung des dwif werden auch diese Ausgaben erfasst.15 Damit ist es möglich, ein differenziertes Bild über die Ausgaben der Übernachtungsgäste in Hessen – auch im Vergleich zu Deutschland – zu gewinnen. Ausgabenstruktur der Übernachtungsgäste in Hessen und Deutschland Zielland

Unterkunft

Verpflegung im Lebensmittel- Sonstiger Gastgewerbe

einkauf

Freizeit /

Lokaler

Sonstige

Einkauf Unterhaltung Transport Dienstleistungen

Summe

Ausgaben pro Tag und Person in Euro von Übernachtungsgästen … … in gewerblichen Betrieben mit neun und mehr Betten 27,50 3,90 19,20 10,70 24,80 4,40 18,30 10,10

Hessen Deutschland

66,90 57,00

Hessen Deutschland

27,80 27,00

22,00 18,90

Hessen Deutschland

10,70 12,20

14,20 13,60

3,60 3,50

17,60 13,50

149,40 131,60

1,00 2,20

4,70 4,00

73,60 72,40

0,60 1,20

2,80 2,00

41,30 45,80

… in Privatquartieren unter neun Betten

5,40 6,00

7,00 8,10

5,70 6,20

… auf Campingplätzen (ohne Dauercamping)

5,10 6,50

3,90 5,80

4,00 4,50

Quelle: Harrer, B., Scherr, S.: Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland, dwif e.V., München 2010, S. 68ff.

13 Vgl. die methodischen Anmerkungen auf S. 3. 14 Vgl. Harrer, B., Scherr, S.: Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland, Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München (dwif e.V.), München 2010, S. 25ff. 15 Vgl. ebenda, S. 32ff. 25


Branchenprofil Tourismus in Hessen

Ein Übernachtungsgast in gewerblichen Betrieben mit neun und mehr Betten – gleich, ob er aus dem In- oder aus dem Ausland kommt – gibt pro Tag seines Aufenthalts in Hessen durchschnittlich 149,40 Euro aus, wovon 66,90 Euro auf die Kosten für die Unterkunft entfallen. Beide Werte liegen über dem Bundesdurchschnitt und sind nur in den Stadtstaaten höher. Die Spannweite innerhalb Hessens ist beträchtlich und reicht von 100,70 Euro im Schwalm-Eder-Kreis bis zu 202,60 Euro im Reisegebiet Main und Taunus (Hochtaunuskreis, Main-Taunuskreis, Landkreis Offenbach und die Städte Frankfurt und Offenbach). Die Untersuchungsergebnisse zeigen darüber hinaus, dass auch die Campinggäste sowie die Übernachtungsgäste in Privatquartieren, welche nicht von der amtlichen Statistik erfasst werden, Ausgaben tätigen, die die – deutlich geringeren – Unterkunftskosten erheblich übertreffen. Zu den Aufenthalten in Hessen, die mindestens eine Übernachtung beinhalten, treten noch in erheblichem Ausmaße Tagesreisende. Das dwif geht für das Jahr 2006 für Hessen von 222 Millionen Tagesausflügen und 59 Millionen Tagesgeschäftsreisen aus, wovon 140 Millionen bzw. 24 Millionen auf die Einwohner Hessens entfallen.16 Einen Eindruck über Höhe und Struktur der Ausgaben von Tagesreisenden in Hessen kann diese Studie ebenfalls vermitteln.17 Ausgabenstruktur der Tagesausflügler und Tagesgeschäftsreisenden in Hessen und Deutschland Zielland

Eintritt, Sport, Besuch von Lebensmittel Sonstiger Transport Unterhaltung

Lokalen

einkauf

Einkauf

Pauschal-

Sonstige

arrangements

Leistungen

0,20 0,10

0,20 0,50

0,50 0,40

30,00 28,00

0,50 0,50

1,70 1,90

0,90 0,80

23,00 25,20

vor Ort

Summe

Ausgaben pro Tag und Person in Euro

Hessen Deutschland

2,30 2,60

9,00 8,40

Hessen Deutschland

1,20 1,00

13,20 10,60

Tagesausflügler 1,50 16,30 1,70 14,20 Tagesgeschäftsreisende 2,40 3,10 2,00 8,40

Quelle: Maschke, J.: Tagesreisen der Deutschen, dwif e.V., München 2005, S. 105ff.

Ein Tagesausflügler aus dem Inland – sei es aus Hessen selbst oder aus einem anderen Bundesland – gibt pro Tag seines Aufenthaltes in Hessen durchschnittlich 30 Euro aus. Wie bei den Ausgaben von Übernachtungsgästen liegen damit auch die Ausgaben der Tagesreisenden in Hessen über dem Bundesdurchschnitt (28,00 Euro). Im Vergleich zu den Übernachtungsgästen fallen die Ausgaben allerdings erheblich niedriger aus. Nochmals etwas geringer als bei Tagesausflüglern sind die Ausgaben der Tagesgeschäftsreisenden in Höhe von 23,00 Euro (Deutschland: 25,20 Euro). Die Bandbreite der Ausgaben der Tagesreisenden (Tagesausflügler 16 Vgl. Maschke, J.: Tagesreisen der Deutschen, Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München (dwif e.V.), München 2005, S. 60ff. 17 Vgl. ebenda, S. 99ff. 26


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

und Tagesgeschäftsreisende zusammengefasst) reicht innerhalb Hessens von 15,90 Euro im Durchschnitt der Landkreise Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner bis zu 33,20 Euro im Reisegebiet Main und Taunus (Hochtaunuskreis, Main-Taunuskreis, Landkreis Offenbach und den Städten Frankfurt und Offenbach).

Ausbildung Der Tourismus ist – wie gezeigt – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und zugleich ein bedeutender „Arbeitgeber“. Ein gut ausgebildeter Fachkräftenachwuchs ist für die Tourismusbranche essentiell. Dies gilt sowohl für die duale Berufsausbildung als auch für weiterführende Qualifikationen wie z.B. Studiengänge für zukünftige Führungskräfte. Eine ansprechende Ausbildungslandschaft ist zur Gewinnung von qualifizierten Arbeitskräften für die Branche sicherlich von Vorteil – zumal der Tourismus häufig durch wenig attraktive Arbeitszeiten und eine im Vergleich zu vielen anderen Branchen unterdurchschnittliche Bezahlung gekennzeichnet ist. Duale Berufsausbildung in Hessen im Tourismus Anzahl

Auszubildende in Tourismusberufen zum 31.12.2009 davon: Köche / Köchinnen Hotelfachmann /-fachfrau Restaurantfachmann /- fachfrau Reiseverkehrskaufmann /-frau Fachmann / Fachfrau für Systemgastronomie Fachkraft im Gastgewerbe Hotelkaufmann /-kauffrau Kaufmann / Kauffrau für Tourismus und Freizeit

7.077

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung im Tourismus zum 31.12.2009 davon: Beherbergung Gastronomie Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen

5.992

2.537 2.035 939 540 496 377 97 56

3.310 2.242 640

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesagentur für Arbeit / Regionaldirektion Hessen.

Die Ausbildungsstatistik nach Berufen18 verzeichnet zum Jahresende 2009 in Hessen 7.077 Personen, die in Tourismusberufen – verstanden in einem engem Sinne 18 Nach dem Berufsbildungsgesetz wird Berufsausbildung vielfach nach der Art des Ausbildungsberufs und nicht nach der Zugehörigkeit des Ausbildungsbetriebs zu einem bestimmten Wirtschaftsbereich unterschieden. Daher deckt sich die Gliederung der Ausbildungsbereiche nicht mit der Wirtschaftsgliederung nach der Systematik der Wirtschaftszweige. 27


Branchenprofil Tourismus in Hessen

von Koch / Köchin bis zu Kaufmann / Kauffrau für Tourismus und Freizeit – ausgebildet werden. Dies sind deutlich weniger als noch ein Jahr zuvor, als sich die Anzahl der Auszubildenden auf 7.530 belief. Mit Abstand die meisten Auszubildenden erlernen dabei den Beruf des Koches / der Köchin (2.537 Auszubildende) bzw. werden zum Hotelfachmann / zur Hotelfachfrau (2.035 Auszubildende) ausgebildet. Wird ergänzend betrachtet, wie viele Auszubildende der Tourismusbereich in Hessen – wiederum im engen Sinne – zum Jahresende 2009 zählte, so beläuft sich die Anzahl auf 5.992 Personen (Jahr 2008: 6.425 Azubis). Hierunter fallen auch andere Ausbildungsberufe (z.B. Büroberufe) wie auch umgekehrt bspw. eine Reiseverkehrskauffrau in der Reisestelle eines Großunternehmens ausgebildet werden kann. Über die betriebliche Ausbildung hinaus bestehen in Hessen auch zahlreiche Angebote im Bereich der Weiterbildung bzw. Aufstiegsfortbildung sowie spezielle, auf eine berufliche Tätigkeit im Tourismus ausgerichtete Studiengänge und Schwerpunkte innerhalb anderer Studiengänge. Ganz überwiegend wird die Nachfrage nach derartigen Bildungsangeboten von privaten Einrichtungen – von der Berufsakademie bis zur Hochschule – gedeckt. Die nachfolgende Aufstellung vermittelt einen Eindruck der zahlreichen Angebote in Hessen. Hotelfachschule Fulda Abschluss: Staatlich geprüfte(r) Betriebswirt(in) in den Fachrichtungen Fremdenverkehrswirtschaft / Tourismus sowie Hotel und Gaststättengewerbe www.hotelfachschule-fulda.de Hotel- und Tourismusfachschule Marburg Abschluss: Staatlicher geprüfte(r) Betriebswirt(in) mit den Schwerpunkten Hotel sowie Tourismus www.kks-marburg.de/hotel-tourismus/hotel-und-tourismusfachschule Schule für Touristik, Frankfurt Abschlüsse: Tourismusfachwirt(in) (IHK), staatlich geprüfte(r) internationale(r) Tourismusassistent(in), staatlich geprüfte(r) Betriebswirt(in) Fachrichtung Touristik www.schule-fuer-touristik.de Obermayr Business School (OBS), Wiesbaden Abschlüsse: Assistent(in) für Hotellerie / Gastronomie / Fremdenverkehrswirtschaft, internationale(r) Touristikassistent(in) Diploma FH Nordhessen, Standort Bad Sooden-Allendorf Abschluss: Bachelor of Arts; Betriebswirtschaft, Schwerpunkt Tourismus- und Eventmanagement www.bad-sooden-allendorf.diploma.de

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Accadis Hochschule Bad Homburg Abschluss: Bachelor of Arts; International Business Administration, Schwerpunkt Tourism Management www.accadis.com International School of Management, Standort Frankfurt Abschluss: Bachelor of Arts; Tourism & Event Management www.ism.de Hochschule Fresenius Idstein Abschluss: Bachelor of Arts; Tourism & Travel Management www.hs-fresenius.de Internationale Berufsakademie der F+U Unternehmensgruppe, Standort Darmstadt Abschluss: Bachelor of Arts; Internationale Betriebswirtschaftslehre mit den Fachrichtungen Hotel- und Tourismusmanagement sowie Event- Veranstaltungs- und Kongressmanagement www.iba-darmstadt.com Berufsakademie Rhein-Main, Rödermark Abschluss: Bachelor of Arts; Wirtschaft mit Studienschwerpunkt Hotel- und Gastronomiemanagement www.ba-rm.de

Tourismusorganisationen in Hessen Einen Überblick – mit Kurzbeschreibung – über die entsprechenden hessenweit tätigen Organisationen im Tourismus gibt die nachfolgende Zusammenstellung: HA Hessen Agentur GmbH, Tourismus- und Kongressmarketing Die Hessen Agentur ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Landes Hessen. Sie bündelt alle nichtmonetären Aktivitäten der hessischen Wirtschaftsförderung. Die Abteilung Tourismus- und Kongressmarketing hat im Wesentlichen die Aufgabe, zielgruppenspezifische Marketingmaßnahmen für das Land Hessen durchzuführen. Dies umfasst z.B. die Weiterentwicklung und Vermarktung von Themenlinien, die Unterstützung der hessischen Destinationen wie auch die Betreuung von Fachausstellungen (z.B. ITB), das Bilden von Plattformen (z.B. Fachkongress „Hessischer Tourismustag“) sowie die nachhaltige Qualitätsentwicklung und -sicherung der hessischen Angebote. Die Hessen Agentur hat einen Touristischen Marketingbeirat zur Seite. www.hessen-tourismus.de

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Branchenprofil Tourismus in Hessen

Hessischer Tourismusverband e.V. Der Hessische Tourismusverband e.V. ist ein Zusammenschluss von Kommunen, Leistungsträger-Organisationen sowie Interessensverbänden aus dem Bereich Tourismus. Er nimmt auf Hessenebene die tourismuspolitische Interessenvertretung gegenüber dem Hessischen Landtag, der Hessischen Landesregierung, den Marketingorganisationen des Landes Hessen und anderen juristischen Personen des öffentlichen Rechts sowie sonstigen Stellen im Auftrag der Kommunen, Destinationen und weiterer touristischer Organisationen bzw. Verbände wahr. www.hessischertourismusverband.de Hessischer Heilbäderverband Der Hessische Heilbäderverband (HHV) ist ein eingetragener Verein, der die Interessen der hessischen Heilbäder und Kurorte vertritt. Dazu arbeitet der HHV in Verbänden, Vereinigungen und Ausschüssen mit, verfügt selbst über Ausschüsse und verfolgt eigene Projekte und setzt auf eine breite Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. www.hessischer-heilbaederverband.de Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Hessen e.V. Der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Hessen e.V. ist der Dachverband der Hoteliers und Gastronomen in Hessen. Als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband nimmt der Verband die wirtschaftspolitischen, tarif- und sozialpolitischen sowie die ideellen Interessen des Gastgewerbes in Hessen wahr. Neben der Lobbyarbeit für das hessische Gastgewerbe liegen die Schwerpunkte in einer Vielzahl von Dienstleistungen für seine Mitglieder. www.dehogahessen.de Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern Die IHK Arbeitsgemeinschaft Hessen vertritt die Interessen von über 380.000 Unternehmen in Hessen, worunter sich auch zahlreiche Tourismusunternehmen befinden. Zu den wichtigsten Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft gehört die Abgabe von Stellungnahmen und Positionen zu wirtschaftspolitischen Fragen gegenüber der Landesregierung – darunter auch zum Tourismus in Hessen. www.ihk-hessen.de Bauernhof- und Landurlaub in Hessen e.V. Die Aufgabe des Vereins besteht u.a. darin, den Urlaub auf dem Bauernhof und andere Formen des Landtourismus zu fördern, bekannt zu machen und mit den Anbietern kontinuierlich an der Verbesserung der Angebote in Hessen zu arbeiten. www.landurlaub-hessen.de Verband der Campingwirtschaft in Hessen e.V. (VCH) Der Verein verfolgt das Ziel, den Zusammenschluss aller Campingplatzunternehmer sowie das Campingwesen insgesamt in Hessen zu fördern. www.hessencamping.de 30


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Ausblick Wie Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt, so verändert sich auch der Tourismus fortwährend. Wer erfolgreich am Markt bestehen will – ob Hotels oder Freizeitparks, Kurorte, Großstädte oder Destinationen –, muss die Trends bei Angebot und Nachfrage ständig beobachten, um auf Veränderungen entsprechend reagieren zu können und doch zugleich nicht jeder Eintagsfliege gerecht werden zu wollen. Einige dieser Trends, die den Tourismus in Hessen in den nächsten Jahren mitbestimmen werden, sind in diesem Ausblick nachfolgend kurz vorgestellt. Der demografische Wandel hat erhebliche Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft, an deren Anfang wir erst stehen. Die „Neuen Senioren“, „Silver Generation“ oder auch „Best Agers“ werden sowohl relativ als auch absolut deutlich an Bedeutung gewinnen. Sich auf das Konsumverhalten dieser Menschen einzustellen und ihnen zielgruppenspezifische touristische Angebote zu unterbreiten, wird für den Tourismus in Hessen zu einem zentralen Erfolgsfaktor werden. Zumal die Senioren von morgen keine leicht zufriedenzustellende Zielgruppe sind: Sie verfügen über eine große Reiseerfahrung und Qualitätsgesichtspunkte des Angebotes spielen bei ihren Entscheidungen eine gewichtige Rolle. Auf die Zertifizierung und Klassifizierung der hessischen Angebote zu setzen, ist deshalb wichtig. Mit Standardangeboten – und womöglich noch als „Seniorenangebote“ tituliert – wird es kaum gelingen, diese Nachfrager für einen Aufenthalt in Hessen zu gewinnen. So mobil diese älteren Touristen auch sind, so gilt es doch auch den Aspekt der Barrierefreiheit verstärkt zu berücksichtigen. Dies betrifft selbstverständlich nicht nur ältere Menschen, sondern mobilitätseingeschränkte Reisende insgesamt. Die Alterung der Bevölkerung ist auch eine der wesentlichen Antriebskräfte eines weiteren Tourismustrends – und zwar die zunehmende Nachfrage von Gesundheit und Wellness beim Urlaub, auf die sich die Tourismusanbieter einstellen müssen. Diese Entwicklung geht weit über die klassischen Kuraufenthalte hinaus und umfasst auch die aktive Gesundheitsvorsorge in Verbindung mit Erholung, wobei die Grenzen zwischen Prävention auf der einen Seite und Lebensstil auf der anderen Seite fließend sind. So lässt sich z.B. das seit einigen Jahren regelrecht boomende Wandern sicherlich beidem zuordnen. Gesundheit und Wellness sind jedoch keineswegs eine Domäne nur älterer Menschen, sondern dieser Trend zieht sich durch die gesamte Bevölkerung. Entsprechend differenziert werden auch die Angebote für die Touristen im Segment Gesundheit und Wellness ausfallen müssen, denn was einen 70jährigen anspricht, dürfte kaum den Geschmack eines 40jährigen treffen. Zweifellos werden auch zukünftig inländische Touristen die überwiegende Mehrheit der Touristen in Hessen stellen. Dennoch gilt es, auch die Potenziale ausländischer Zielmärkte auszuschöpfen. Hierbei ist zuallererst an die für Hessen besonders wich-

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Branchenprofil Tourismus in Hessen

tigen Märkte USA, Niederlande und Vereinigtes Königreich zu denken. Darüber hinaus sollten die Chancen für den hessischen Tourismus in anderen Märkten ebenfalls genutzt werden. Als Beispiel ist Asien zu nennen. Bereits heute sind Touristen aus der VR China und aus Hongkong eine feste Größe in Hessen. In der VR China und auch in anderen Staaten Asiens bildet sich im Zuge des außerordentlichen Wirtschaftswachstums zunehmend eine Bevölkerungsschicht heraus, die sich Fernreisen leisten kann. Diese Reisenden aus Asien gilt es verstärkt für einen Aufenthalt in Hessen zu gewinnen – zumal viele von ihnen auf dem Flughafen Frankfurt ankommen dürften. Voraussetzung hierfür sind entsprechende zielgruppenspezifische Marketingaktivitäten, die den speziellen Erwartungen und auch den kulturellen Unterschieden Rechnung tragen. Eine Vernetzung der Tagungsbranche mit den hessischen Destinationen kann einen Beitrag dazu leisten, speziell die asiatischen Geschäftsreisenden für einen späteren Urlaubsaufenthalt zu gewinnen. Das Internet hat sowohl die Buchungswege im Tourismus als auch die Informationsmöglichkeiten über potenzielle Reiseziele massiv verändert – und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Im Internet als Hotel, Reiseziel oder Tourismusdestination präsent zu sein, ist mittlerweile geradezu eine conditio sine qua non für wirtschaftlichen Erfolg geworden. Und die bloße Präsenz reicht zunehmend weniger aus: Eine komplizierte Buchungsroutine, Bilder in zu geringer Auflösung, alte Einträge unter der Rubrik „Aktuelles“ oder negative Kritiken in Web 2.0-Instrumenten wie Bewertungsportalen oder Blogs können potenzielle Touristen abschrecken. Umgekehrt eröffnet der gezielte Einsatz der neuen Medien zweifellos enorme Potenziale, neue Zielgruppen zu erschließen und auch die touristischen Angebote vor Ort besser zu vermarkten. GPS-gestützte Reiseführer auf dem smart phone sind ein Beispiel von vielen. Die außerordentliche Innovationsgeschwindigkeit in diesem Segment verlangt jedoch eine permanente Marktbeobachtung, um die sich ergebenden Chancen nutzen zu können: Heute entworfene Vermarktungsstrategien können bereits morgen technisch überholt sein. Der durch das Internet erleichterte Zugang auf die außerordentlich große Zahl verschiedenster Reiseangebote weckt bei den Nachfragern den Wunsch nach einer höheren Markttransparenz. Dies verstärkt den Trend zur Klassifizierung der touristischen Angebote. Das Konzept der Nachhaltigkeit – zu dem auch der Umweltschutz zählt – wird auch im Tourismus immer mehr Einzug halten. Was für diese Entwicklung die gewichtigere Rolle spielt – die Überzeugung der Anbieter, dass ohne eine intakte Umwelt weiten Bereichen des Tourismus seine Grundlage entzogen wird, oder die Entscheidung der Touristen, derartige Aspekte bei der Auswahl ihres Reiseziels stärker zu gewichten – sei dahingestellt. Einzelne, nicht koordinierte Maßnahmen der Anbieter, Städte und Gemeinden oder Tourismusdestinationen dürften dabei wenig Erfolg zeitigen. Vielmehr sind im hessischen Tourismus umfassende, langfristig angelegte Konzepte gefragt, die auch überzeugende Antworten auf mögliche Zielkonflikte (z.B. 32


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Naturschutz versus Freizeitaktivitäten) geben müssen. Ob die Nachhaltigkeit allerdings einen derart hohen Stellenwert bei der Wahl des Urlaubsziels erhalten wird, so dass man auf Fernreisen zugunsten eines Urlaubs in Hessen verzichtet, bleibt abzuwarten. Der bereits erwähnte demografische Wandel ist auch unter dem Gesichtpunkt der Gewinnung von qualifizierten Arbeitskräften für den Tourismus zu sehen – ein ganz wichtiger Aspekt für die Zukunft des hessischen Tourismus. Wenig attraktive Arbeitszeiten und eine im Vergleich zu vielen anderen Branchen oftmals schlechte Bezahlung der Mitarbeiter machen es dem Tourismus bereits heute schwer, junge Menschen z.B. für eine Ausbildung in der Gastronomie oder im Hotelgewerbe zu gewinnen. Der absehbare absolute Rückgang des Arbeitskräftepotenzials wird den Wettbewerb um Arbeitskräfte zwischen den Branchen, aber auch der Tourismusunternehmen untereinander, zweifellos verstärken. Dies gilt nicht nur für Auszubildende, sondern auch für Fach- und Führungskräfte bis hin zur Frage der Nachfolgeproblematik z.B. in familiengeführten Beherbergungsbetrieben. Zugleich bedingt das steigende Qualitätsbewusstsein der Nachfrager erhöhte Anforderungen an die im Tourismus tätigen Beschäftigten, was die Personalrekrutierung zusätzlich erschwert. Die hessische Tourismusbranche wird deshalb ihre Anstrengungen, um qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen, zukünftig intensivieren müssen. Denn ohne entsprechend ausgebildetes Personal wird es ihr kaum möglich sein, sich im zunehmenden Wettbewerb zu behaupten und Wachstumspotenziale zu erschließen.

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