Der Umgang mit Dingen im Haftraum

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Der Umgang mit Dingen im Haftraum

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Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Schulen,

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dem Landesprüfungsamt I – Geschäftsbereich Köln

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vorgelegt von: M RO U SA

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Tessa Roumidis TE S

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Köln, November 2012 Gutachterin:

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Prof. Dr. Heidi Helmhold

Universität zu Köln Humanwissenschaftliche Fakultät Fachgruppe Kunst / Textil - Musik Ästhetisch – kulturelles Forschungsprojekt in der Textilgestaltung


Inhaltsverzeichnis

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1 Einleitung............................................................................................................. 3 1.1 Themeneingrenzung und Kontextualisierung................................................3 1.2 Vorgehensweise............................................................................................. 4 2 Zum Verhältnis von Mensch und Ding..............................................................6 2.1 Dinge – eine begriffliche Annäherung...........................................................6 2.2 Das Konzept der Kultivation......................................................................... 9 2.2.1 Selbstreflexion und bewegliche Aufmerksamkeit.................................9 2.2.2 Der Fluss psychischer Energie.............................................................11 2.2.3 Die Person-Objekt-Transaktion........................................................... 14 2.3 Die Dinge des Wohnbereichs...................................................................... 19 3 Zur Rolle des Raumes....................................................................................... 21 3.1 Wohnen als Schonen ...................................................................................21 3.2 Der unheimliche Raum................................................................................25 3.2.1 Das Verhältnis von Raum und Leib..................................................... 25 3.2.2 Das Unheimliche in Kunst und Architektur.........................................27 3.3 Die Beziehung zwischen Mensch, Ding und Raum....................................30 4 Der Haftraum als Ort der Mensch-Ding-Beziehung......................................32 4.1 Das Gefängnis als Heterotopie.................................................................... 32 4.2 Form und Wirkung von strafenden Räumen...............................................36 4.2.1 Die Freiheitsstrafe................................................................................36 4.2.2 Hermetik.............................................................................................. 37 4.2.3 Deprivation.......................................................................................... 38 4.2.4 Disziplinierung und Überwachung...................................................... 41 4.3. Das Wohnbedürfnis im Haftraum...............................................................45 4.4 Zwischenfazit.............................................................................................. 48 5 Die Verwendung der Dinge im Haftraum....................................................... 48 5.1 Gesetzliche Limitierung des Inventars........................................................ 48 5.2 Strategien der Aneignung des Haftraumes.................................................. 50 5.2.1 Rohe Raumaneignung..........................................................................50 5.2.2 Polstern................................................................................................ 51 5.2.3 Sammeln.............................................................................................. 53 5.2.4 Aufhängen............................................................................................54 5.2.5 Anrichten..............................................................................................55 5.2.6 Bricolage..............................................................................................57 5.3 Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung........................................... 58 6 Fazit und Ausblick.............................................................................................61 7 Literaturverzeichnis..........................................................................................65 8 Anhang............................................................................................................... 70 Anhang A: Tagesablauf in der JVA Mannheim.................................................70 Anhang B: Abbildungen.................................................................................... 71

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1 Einleitung 1.1 Themeneingrenzung und Kontextualisierung Dinge sind omnipräsent in unserem Alltag: Wenn wir morgens von unserem Wecker geweckt werden, schlagen wir die Bettdecke zurück, um – in unsere Pantoffeln schlüpfend – ins Badezimmer zu schlurfen und mit unserer Zahnbürste die ID

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Zähne zu putzen. Richtig wach werden wir erst durch den frisch zubereiteten KafRO

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fee aus unserer Kaffeemaschine, den wir aus unserer Lieblingstasse genießen. So TE S

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füllt sich jeder Tag vom Augenblick des Aufwachens bis zum Einschlafen mit T

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Dingen, die wir nutzen und die uns umgeben. PY

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Der europäische Durchschnittsbürger besitzt ungefähr 10.000 Dinge aller Art.1 CO

Einen Großteil davon beherbergt er in seiner Wohnung, um sie zu benutzen, aufzuhängen und anzuschauen, zu verstauen oder einfach nur verstauben zu lassen. Sie dienen ihm als Einrichtung seines privaten Territoriums, als materielle Zeugen IS

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seiner Existenz und meistens würde ihn ihr Verlust sehr schmerzen, da sie auf TE S

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vielfache Weise mit ihm verbunden sind. H T

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Die vorliegende Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen Menschen und Dingen H T

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in ihrer Wohnumwelt genauer. Um sich dabei von der Selbstverständlichkeit im CO PY RI G

Umgang mit Dingen zu lösen und ihre besondere Bedeutung für den Menschen deutlich zu machen, soll der Fokus jedoch nicht auf die alltägliche Lebenspraxis gelegt werden. Im Umfang dieser Arbeit steht deshalb der Umgang mit Dingen im ID

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Haftraum im Mittelpunkt. Das gewählte Setting eignet sich hierfür durch seine RO

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spezielle Hermetik und Limitierung besonders gut, da es sowohl territorial als BY

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auch quantitativ klar abzugrenzen ist. Die folgenden Ausführungen sollen darleBY

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gen, ob die materielle Kultur der Häftlinge zur Raumaneignung geeignet ist und H

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kennzeichnet.

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somit – wie auch in der alltäglichen Lebenspraxis – den Raum als Wohnraum Die den Ausführungen zugrunde liegende Fragestellung lautet dementsprechend: Wie gehen Häftlinge in ihrem Haftraum mit Dingen um und sind diese Anzeiger für eine Raumaneignung ?

1 Silke Bigalki, Moderne Sammelwut. Wenn Besitz zur Last wird, (26.02.2011); URL: http://www.sueddeutsche.de/leben/moderne-sammelwut-wenn-besitz-zur-last-wird-1.1089089 : (Stand: 20.11.2012)

3


Des weiteren soll der Mehrwert der Dinge als Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung festgehalten werden, da diese grundlegendes Ziel des Strafvollzugs ist. Durch den Untersuchungskomplex Mensch – Ding – Haftraum, ergeben sich Schnittstellen zwischen vielen Forschungsdisziplinen, sodass Beiträge aus der Sozialpsychologie, den Sozialwissenschaften, der Soziologie und der Philosophie, der Phänomenologie, als auch der Architektur und der Kunst, aber auch aus der Kriminologie und dem angewandten Strafrecht zusammengetragen werden müs-

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können.

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sen, um der Vielschichtigkeit des Untersuchungsgegenstandes Rechnung tragen zu

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1.2 Vorgehensweise PY

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Die Arbeit ist thematisch in drei große Bereiche gegliedert: Im ersten Teil wird der CO

Gesamtkomplex Mensch – Ding – Raum auf konzeptueller Ebene dargestellt. Im darauf folgenden Themenkomplex wird das spezielle Raum-Leib-Verhältnis im Haftraum untersucht, um im dritten Teil die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse IS

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auf den konkreten Umgang mit Dingen im Haftraum zu übertragen und kategoriTE S

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sieren zu können. H T

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Nach einer Begriffsklärung wird in Kapitel 2 die konzeptuelle Beziehung zwiH T

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schen Mensch und Ding dargelegt. Als Grundlage hierzu dienen die sozialpsychoCO PY RI G

logischen Erkenntnisse von Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 2, da die Autoren ihre Studienergebnisse unter besonderer Berücksichtigung der Persönlichkeitsentwicklung darlegen. Zudem stehen in ihren Untersuchungen die Dinge der ID

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Wohnumwelt im Vordergrund, sodass hier ein Bezug zum UntersuchungsgegenRO

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stand gegeben ist. Das dritte Kapitel untersucht den Raum als konzeptuellen BY

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Kontext der Mensch-Ding-Relation. Zuerst wird hierzu der Raum als Schonraum BY

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in Anlehnung an den Wohnbegriff Heideggers3 betrachtet. Da dieses Verständnis RI

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der Raum-Leib-Beziehung jedoch nicht ausreicht, um die grundlegende negative CO

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Wirkung des Haftraumes gedanklich zu erfassen, wird anbringend der aktuelle architekturtheoretische Diskurs über Unheimliche Räume4, wie Vidler ihn angestoßen hat, angeführt und durch einen kunsttheoretischen Diskurs über die Dekon2 Mihaly Csikszentmihalyi und Eugene Rochberg-Halton, Der Sinn der Dinge: d. Selbst u.d. Symbole d. Wohnbereichs (München; Weinheim: Psychologie-Verl.-Union, 1988), 32f. 3 Martin Heidegger, „Bauen Wohnen Denken“, in: Herrmann, Friedrich-W. (Hrsg.), Martin Heidegger Gesamtausgabe – Vorträge und Aufsätze, Band 7 (Farnkfurt am Main: Vittoro Klostermann, 1975), 147–166. 4 Vgl. Anthony Vidler, UnHEIMlich: über das Unbehagen in der modernen Architektur (Hamburg; Berlin; New York: Ed. Nautilus ; Lukas und Sternberg, 2002)

4


struktion des Heimes von Busch5 und Söntgen6 ergänzt. Zum Ende des ersten Teiles wird so die komplexe Verknüpfung der Raum-Leib-Relation mit dem in ihr stattfindenden Mensch-Ding-Verhältnis sichtbar. Im vierten Kapitel wird das Verhältnis zwischen Leib und Raum in der Haft untersucht, da dieses grundlegenden Einfluss auf die Beziehung der Insassen zu den Gegenständen des Haftraumes hat. Hierzu wird zunächst der Zusammenhang von Gesellschaft und Strafe unter Bezugnahme auf den von Foucault geprägten BeID

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griff der Heterotopie7 skizziert, da dieser das Dispositiv bildet, indem der strafenRO

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de Raum seine Wirkung entfalten kann. Anschließend werden, in Anlehnung an BY

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die Ausführungen Helmholds über den strafenden Raum8, die verschiedenen WirH

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kungsmechanismen des Haftraumes auf den Inhaftierten veranschaulicht, da es CO

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eben diese sind, die die Mensch-Ding-Beziehung im Haftraum zu einer besonderen machen. Mit der abschließenden Frage nach den Wohnbedürfnissen der Inhaftierten wird die These aufgestellt, dass Insassen sich trotz der massiven äußeren IS

Einflüsse im Haftraum wohnend verorten. Kenntnisse hierzu werden, zusätzlich IS

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zu den zuvor generierten Ergebnissen, durch die Untersuchungsergebnisse von TE S

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Hasse über das Wohnen an verdeckten Rändern der Gesellschaft 9 untermauert. H T

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In Kapitel 5 werden, nach eingänglicher Beschreibung der Vorschriften zu UmCO PY RI G

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fang und Umgang mit Dingen in der Haft, die Strategien der Raumaneignung identifiziert. Die Kategorien sind selbstgewählt und generieren sich sowohl aus der Fotodokumentation von Klosse10 über die Inhaftierten der Justizvollzugsanstalt Remscheid, als auch der Analyse von filmischen Dokumentationen über den U M

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Gefangenenalltag11, sowie aus eigenen Erfahrungen mit der Arbeit mit Inhaftierten

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5 Vgl. Kathrin Busch, „Befremdliche Räume“, (o.D), in: sic et non. Zeitschrift für Philosophie und Kultur. Im Netz, http://www.sicetnon.org/modules.php? op=modload&name=PagEd&file=index&topic_id=38&page_id=418 : (Stand: 20.10.2012) 6 Vgl. Beate Söntgen, „Interieur: Vom Wohnen in Bildern“, In: Eva Horn et al. (Hg.), Tagung Zone X – Literatur und Philosophie., Literatur als Philosophie, Philosophie als Literatur (Wilhelm Fink, 2006), 139–152. 7 Vgl. Michel Foucault, „Andere Räume“ (1967), in: Barck, Karlheinz u.a., Aisthesis, Wahrnehmungen heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik, Berlin 1993, (Original: „Des Espaces Autre“, Typoskript eines Vortrages am Cercle d'Etudes Architecturales, Paris, 14. März 1967), S.34–43. 8 Vgl. Heidi Helmhold, Affektpolitik und Raum: zu einer Architektur des Textilen (Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König, 2012) 9 Vgl. Jürgen Hasse, Unbedachtes Wohnen : Lebensformen an verdeckten Rändern der Gesellschaft (Bielefeld: Transcript-Verl., 2009) 10 Vgl. Nicolai Klosse, Knast (Remscheid; RGA-Buchverlag, 2006) 11 Vgl. Schran, Peter, „Gewalt hinter Gittern“ (Erstausstrahlung: 08.05.12), WDR-Die Story, URL: http://www.ardmediathek.de/einsfestival/einsfestival/gewalt-hinter-gittern?documentId=10434480 : (Stand: 10.05.12); Siegmund, Norbert , „Wegsperren für immer?“, in: WDR – Dokumentation: Die Story, (Erstausstrahlung: 18.06.12), URL:

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an Justizvollzugsanstalten12. Die identifizierten Strategien im Umgang mit Dingen beziehen sich insbesondere auf den gewählten Themenschwerpunkt der Raumaneignung, sie sind jedoch nicht als ausschließliche Strategien anzusehen. Im letzten Schritt werden die durch die Kategorisierung gewonnenen Ergebnisse mit Rückblick auf das zu Anfang der Arbeit dargestellte Konzept der Mensch-Ding-Beziehung in ihrer Bedeutsamkeit für die Persönlichkeitsentwicklung überprüft. Im abschließenden Fazit sollen die sukzessive generierten Erkenntnisse noch ein-

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dungsmöglichkeiten eben dieser geben zu können.

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mal zusammenfassend dargelegt werden, um einen Ausblick auf weitere Verwen-

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2 Zum Verhältnis von Mensch und Ding CO

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2.1 Dinge – eine begriffliche Annäherung

Sachen, Dinge, Gegenstände, Objekte, Zeug, Geräte, Stücke – in der deutschen Sprache existieren viele Begriffe für die diffuse Umschreibung der materiellen IS

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und immateriellen Welt, die uns umgibt. An dieser Stelle soll deshalb eine genaueTE S

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re Bestimmung des Dingbegriffs erfolgen, ohne jedoch einer Analyse der Dinge in H T

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der speziellen Beziehung zum Menschen vorzugreifen. H T

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Die erste Unterscheidung, der es sich bei der Frage nach der Beschaffenheit von CO PY RI G

Dingen zuzuwenden gilt, vollzieht sich nach Ute Guzzoni gemäß den Kategorien Dinge im engeren und im weiteren Verständnis.13 Sie ordnet zum einen den Dingen im engeren Sinne Eigenschaften wie Unbelebtheit14, Umgrenztheit und EndID

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lichkeit zu und macht gleichsam verständlich, dass ihrer Ansicht nach sowohl von RO

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Menschen hergestellte, als auch natürlich entstandene, materielle Dinge hierin geBY

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fasst sein können. Reduziere man diese Sichtweise, so könne man sagen, dass al-

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les „handgreifliche“ zu den Dingen im engeren Sinne zählt. 15

http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2012/06/18/die-story.xml : (Stand: 17.07.12) 12 Im Rahmen von eines zweitägigen Studierendenprojektes an der Universität zu Köln zum Thema „Erlebnispädagogik“ in der Justizvollzugsanstalt Rockenberg; im Sommersemester 2010, sowie Eindrücken aus dem Studium „Jugendstrafrechtspflege“ an der Universität zu Köln, Department Heilpädagogik, Lehrstuhl für Erziehungshilfe unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Walkenhorst, Sommersemester 2007– Wintersemster 2011. 13 Vgl. Ute Guzzoni, Unter anderem: die Dinge (Freiburg: Alber, 2008), 14–16. 14 Guzzoni spekuliert über eine Zurodnung von Lebewesen zu dieser Kategorie, nimmt jedoch explizit den Menschen aus der Schnittmenge heraus 15 Vgl. Guzzoni 2008, 14.

6


Zu den Dingen im weiteren Sinne zählt sie hingegen auch immaterielles, aber dennoch selbstständiges und umgrenztes Geistiges, wie z. B. ein Gedanke, ein Bedürfnis oder eine Angelegenheit. Diese Kategorie entspricht dem Allgemeinplatz „Dinge“, wie wir ihn in unserem alltäglichen Sprachgebrauch häufig verwenden, wenn wir beispielsweise sagen: „Die Dinge sind eben so“. Gänzlich außerhalb dieser Kategoriebildung sind hier reine „Substanzen“16. Ohne jegliche Sinnzusammenhänge sind sie vom Dinghaften in der Form abzugrenzen, als dass Dinge in ID

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ihrem „in-der-Welt-sein“ immer auch etwas Situatives und Kontextuelles anhaftet, RO

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durch das der Mensch mit ihnen in Beziehung treten kann. 17 BY

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Auch Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton entnehmen die Qualität, die Dinge

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ausmacht, dem Blickwinkel des Menschen: CO

Unter einem Ding wollen wir eine bestimmte Informationseinheit verstehen, die sich mit erkennbarer Identität im Bewusstsein abbildet, ein Informationsmuster, dessen hinreichende Kohärenz oder Binnenstruktur ein konsistentes Bild oder Sprachschema evozieren kann.18

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Sie sehen das entscheidende Moment im Auslöser für ein konsistentes mentales TE S

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Schema. Ganz besonders sprechen sie Sachobjekten diese Eigenschaft zu, da diese H T

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besonders konkret und permanent seien. Deshalb legen sie in ihren UntersuchunH T

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gen über die Objektbeziehungen von amerikanischen Familien 19 den Fokus auf CO PY RI G

Objekte, die intentional vom Menschen gefertigt worden sind, um alltäglich damit umzugehen und zu denen sie eine Beziehung pflegen: Dinge rund um das Wohnen.20 ID

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Das spezifizierende Moment der persönlichen Beziehung nimmt Habermas als RO

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grundlegende Qualität der Objekte, die er in seinen Ausführungen über das Ver-

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hältnis von Dingen und Identitätsbildung betrachtet. 21 So heißt es hierin:

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16 Ebd., 21. 17 Vgl. Ebd., 22. 18 Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton,1988, 32f. 19 Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton untersuchten 1977/1978 in einer sozialpsychologischen Studie der Chicago University die Rolle der Dinge innerhalb des Prozesses der menschlichen Selbstfindung und führten hierzu mit über 300 Angehörigen aus drei Generation von 82 Familien qualitative Inerviews. Das Milieu zeichnete sich durch den Wohnsitz in grosstädtischen Verhältnissen Amerikas aus und die Interviews wurden in den Wohnungen der Befragten durchgeführt. 20 Vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 35. 21 Vgl. Tilmann Habermas, Geliebte Objekte: Symbole und Instrumente der Identitätsbildung (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1999).

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Für gewöhnlich sind persönliche Objekte unbelebte Dinge, doch gibt es wichtige Ausnahmen: Tiere und Musik werden oft in einem Atemzug mit Lieblingsdingen genannt.22

Habermas zählt zu den persönlichen Dingen Gegenstände der persönlichen Habe, häufig sogar aus dem Bereich der Intimsphäre. Meist seien es Artefakte, die die Kultur ihren Mitgliedern anbiete, seltener natürliche Objekte. 23 Heidegger hingegen negiert diese besondere Beziehung als qualitatives Merkmal für Dinghaftigkeit und schreibt dem „Zeug“ um so mehr Authentizität zu, desto unbeachteter es U

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vom Menschen bleibt.24 SA

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Bis zu dieser Stelle zusammengefasst handelt es sich bei Dingen also entweder T

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um materielle oder immaterielle, aber in jedem Fall um umgrenzte Objekte, die, PY

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mehr oder weniger, durch einen bewussten persönlichen Bezug in Erscheinung CO

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treten. Nach der Unterscheidung gemäß Guzzoni beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit materiellen, ergo räumlich ausgedehnten Objekten, respektive Dingen – auch wenn diese klar zu identifizierenden Gegenstände natürlich ebenfalls in ihM

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rer immateriellen Qualität, der Beziehung zum Menschen, untersucht und von dieSA

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ser nicht losgelöst betrachtet werden sollen. Darüber hinaus wird nachfolgend der BY

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Begriff „Dinge“ für unbelebte Materialien nach Habermas' Definition verwendet; BY

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der Terminus „Objekt“ hingegen kann auch für Belebtes gelten. CO PY RI G

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Über die Qualität der äußeren Erscheinungsform und den damit verbundenen individuellen Vorstellungen und kulturell-geprägten Praktiken des Gebrauchs der Dinge kann, ohne Ergründung des Kontextes, der im Falle des Haftraumes eine immense Rolle spielt, wenig gesagt werden. Denn sogar all jene Dinge, die existieRO

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ren, ohne dass wir sie ständig in ihrem Dasein beachten und hinterfragen, stehen RO U

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auf ihre Art und Weise in Beziehung zu uns. Wie diese Beziehung konzeptuell zuH T

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stande kommt, soll anschließend am Beispiel der Ergebnisse von Csikszentmiha-

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lyi und Rochberg-Halton25 näher beleuchtet werden.

22 Ebd., 18. 23 Vgl. Ebd. 24 Vgl. Martin Heidegger, Holzwege (Frankfurt am Main: Klostermann, 2003), 18–22. 25 Vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988.

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2.2 Das Konzept der Kultivation 2.2.1 Selbstreflexion und bewegliche Aufmerksamkeit Die Betrachtung der Beziehung zwischen Menschen und Dingen, die nun vorgenommen wird, orientiert sich am empirischen Ansatz von Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton, deren Leitgedanke die sogenannte Kultivation ist. Da die von ihnen ausführlich dokumentierte Erhebung und die daraus entstandenen Thesen IS

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einen Auschnitt aus den Lebensverhältnissen amerikanischer Familien in den 70er A

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Jahren26 wiedergeben, bedarf es an dieser Stelle einer kritischen Beurteilung und BY

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einer Aktualisierung. In Frage stehen sowohl die Aktualität der SchlussfolgerunH

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gen, als auch ihre Übertragbarkeit auf den europäischen Raum. Es ist anzunehCO

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men, dass bei einer Wiederholung der Studie die individuellen Antworten der Probanden eine Verschiebung in der Inventur der Dinge des Wohnbereichs sichtbar machen würde – besonders aufgrund des heutzutage selbstverständlichen Zugangs IS

zu multimedialen technischen Geräten für die private Nutzung. Die abgeleiteten ID

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Grundaussagen zum Konzept der Mensch-Ding-Beziehung lassen sich jedoch in TE S

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die heutige Zeit transferieren. Diese Annahme wird durch den aktuellen philosoBY

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phischen Ansatz von Guzzoni gestützt, der, ebenso wie die Ergebnisse der ErheCO PY RI G

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bung für den deutschsprachigen Raum von Boehe und Selle27, hinzugezogen wird. Zunächst ist die den Untersuchungen von Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton zugrunde liegende Vorstellung der Persönlichkeitsentwicklung näher zu betrachU M

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ten. Das Ich, operationalisierbar gemacht durch den Begriff des Selbst, sowie das TE SS

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Objekt bilden die interagierenden Größen im Prozess der Kultivation. Dieser BeBY

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griff wurde von den Autoren im Zuge der Anwendung des philosophischen PragT

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matismus auf eine Theorie des Kulturprozesses entwickelt28 und bezeichnet einen G

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sachen gesteuert wird“29.

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„Interpretations- und Selbstlenkungsprozess, der mehr durch Ziele, als durch UrGemäß der Empirie des Begründers der amerikanischen Psychologie William James30, der die Konstitution des Selbstbewusstseins im präreflexivem Gedanken26 Die Studie wurde 1977/ 1978 erhoben 27 Gert Selle und Jutta Boehe, Leben mit den schönen Dingen: Anpassung und Eigensinn im Alltag des Wohnens (Reinbek bei Hamburg: Rowohilt, 1986). 28 Vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 14. 29 Ebd., 23. 30 *1842 New York, † 1910 Chocorua, Begründer des Pragmatismus; in Habermas 1999, 30.

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strom verankert sieht31, ist das Schlüsselmoment der Persönlichkeitsentwicklung bei Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Hierin wird das Selbst zum Objekt im Prozess des Bewusstwerdens über das eigene Ich. Da es nicht möglich ist die Gesamtheit der Ich-repräsentierenden Gedanken und Gefühle, sowie Erfahrungen für diesen Prozess simultan heranzuziehen, beschreiben Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton an dieser Stelle das Ausweichen auf „ […] stellvertretende Größen, für den immensen, das Selbst konstituieID

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renden und formenden Erfahrungsumfang“32. Diese Repräsentationen des Ichs RO

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machen es demnach möglich, das Selbst auf einer abstrakten Ebene im Prozess BY

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der Selbstreflexion zu betrachten und des Weiteren auch zu lenken, denn laut den H

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Autoren „besteht der elementarste Sachverhalt beim Menschen darin, daß er sich CO

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nicht nur seiner Existenz bewusst ist, sondern auch Kontrolle über seine Existenz ausüben kann, indem er diese auf gewisse Ziele ausrichtet“ 33.

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Die Möglichkeit der Selbstkorrektur ist eng verknüpft mit dem Gedanken der beIS

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schriebenen kognitiven Grenze: bestimmte Ziele müssen verfolgt, andere hingeTE S

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gen fallen gelassen werden, da keine gleichzeitige Ausrichtung auf die Gesamtheit H T

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der optionalen Intentionen erfolgen kann – es muss eine Selektion stattfinden. Das CO PY RI G

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Instrument, um diese Intentionen zu realisieren, beschreiben Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton als die „bewegliche Aufmerksamkeit“34 im Sinne psychischer Energie35, welche zur Verfügung steht. Psychische Aktivität setze sich demnach aus Intentionen zusammen, die die Aufmerksamkeiten steuern, die wiederum die ID

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Selektion und Verarbeitung von Informationen im Bewusstsein übernehmen. 36 A

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Spenden wir nach dieser Auffassung einem Objekt gezielte Aufmerksamkeit, so BY

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steht dahinter auch gleichsam immer ein Ziel, das es zu realisieren gilt. Die psyBY

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chische Aktivität steuere so den dynamischen Prozess der Selbstreflexion und PY

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CO PY

durch diese auch die Konstituierung der Persönlichkeit des Menschen. 37AufmerkCO

samkeit ist gemäß Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton somit die Grundlage jeglicher bewussten und unbewussten Handlungen, unterscheidbar durch den 31 Vgl. Habermas 1999, 30. 32 Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 23. 33 Vgl. Ebd., 22. 34 Ebd., 24. 35 Vgl. Kapitel 2.2.2 36 Vgl. Csikszentmihaly und Rochberg-Halton 1988, 24. 37 Vgl. Ebd.

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Grad der Zuwendung. Dass die Aufmerksamkeit eine begrenzte Ressource darstellt wird deutlich bei der Betrachtung der Aufnahmemöglichkeit des Menschen von Informations-Bits: Pro Sekunde kann der Mensch ungefähr 126 Bits aufnehmen; um beispielsweise einem gewöhnlichen Gespräch zu folgen benötigt er ca. 40 von diesen pro Sekunde.38 Auch in der philosophischen Betrachtung der Dinge gemäß Guzzoni ist die Aufmerksamkeit ein zentrales Moment.39 Die Autorin verwendet den Begriff im Sinne ID

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der Achtsamkeit, mit der wir Dinge wahrnehmen, aber auch für Impulse, mit deRO

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nen Dinge uns begegnen können, also unsere Aufmerksamkeit erregen. Sie stellt BY

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fest, dass durch Aufmerksamkeitszuweisung Dinge zu „herausstehenden“ 40 Din-

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BY

gen werden und führt hierzu folgendes Zitat von Vilém Flusser an: CO

Wir leben in zwei Welten: in einer uns gegebenen Welt und der anderen, die von der Aufmerksamkeit, die wir ihr schenken, provoziert wird.41

Das separierende Moment dieser beiden Welten ist die Aufmerksamkeit. Guzzoni M

ID

IS

übernimmt ebenfalls die Metapher der Dingwelt und verdeutlicht, dass durch AufRO U

SA

M

ID

IS

RO U

merksamkeitszuweisung Herausgesehenes nicht zu Isoliertem wird. Mit anderen TE S

BY

SA

TE S

Worten: Jedes mit expliziter Aufmerksamkeit bedachte Element bleibt dennoch H T

BY

CO PY RI G

H T

durch viele Verstrickungen an seine Umwelt gebunden.42 Sie beschreibt die gezielCO PY RI G

te Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf bestimmte Gegebenheiten als Extrahierung isolierbarer Bildausschnitte von multidimensional ineinander verschachtelten Momenten.43 So wie Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton betrachtet auch IS

Guzzoni den Vorgang der Aufmerksamkeitslenkung als notwendig, um die

TE SS

A

M

RO

ID IS

U M

ID

menschliche Wahrnehmung zu entlasten. 44

H T

TE S

BY

SA

RO U

2.2.2 Der Fluss psychischer Energie

H

T

CO PY

BY

RI G

Wie bereits in Kapitel 2.2.1 erwähnt wurde, braucht jeder Mensch gewisse RepräCO

PY

RI

G

sentationen, beispielsweise in Form von Gegenständen, anderen Lebewesen, Men38 Vgl. Mihaly Csikszentmihalyi, Das flow-Erlebnis und seine Bedeutung für die Psychologie des Menschen, in: Csikszentmihalyi, Mihaly und Csikszentmihalyi Isabella S. (Hrsg.), Die außergewöhnliche Erfahrung im Alltag. Die Psychologie des flow-Erlebnisses (Stuttgart 1991), S. 30f. 39 Guzzoni 2008, 80f. 40 Ebd., 81. 41 Vilém Flusser, zitiert nach Guzzoni 2008, 82. 42 Vgl. Ebd, 84. 43 Guzzoni Ebd., 27 f. 44 Vgl. Ebd, 92.

11


schen oder lediglich Ideen, um seine Intentionen reflektieren und realisieren zu können.45 Wenn nun Aufmerksamkeit, respektive psychische Energie, auf ein solches Objekt gerichtet wird, so wird das Objekt laut Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton mit dieser „geladen“ und es werden Teile der Energie des Akteurs im Fokus-Objekt gespeichert. Widmen wir uns z. B. einer Aufgabe in besonderem Maße, so kanalisieren wir hierin einen Teil unserer „Erfahrungs-, Informationsverarbeitungs-, und Zielsetzungskapazität“46. Die so zunächst abgegebene Energie ID

IS

kann gemäß Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton zurück gewonnen werden, RO

U M

U

ID

M

IS

wenn das Ziel bzw. die Aufgabe nach unseren Vorstellung als erreicht oder erleBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

digt betrachtet wird. Wenn ein selbstgewähltes Ziel erreicht sei, verschaffe es so H

RI

T

G

H

T

BY

dem Selbst eine positive Resonanz und erweitere den Raum des EntwicklungspoCO

PY

CO

PY

RI G

tentials dafür.47

Als Grundvorraussetzung für die Zurückgewinnung der Energie sehen Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton zum einen die freie Wählbarkeit eines solchen IS

Ziels, denn nur durch die Kultivation einer eigenen Zielhierarchie und der daraus IS

RO U

M

ID

resultierenden Selektion und Kanalisation der Aufmerksamkeit kann das SelbstTE S

RO U

SA

M

ID

konzept authentisch generiert werden.48 Zum anderen muss über einen gewöhnliH T

TE S

BY

SA

chen und unaufmerksamen Umgang hinaus Energie investiert werden. Sind diese CO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

Faktoren nicht gegeben, droht die Energie dem Menschen verloren zu gehen und von den Objekten aufgesogen zu werden: „Das vormalige Werkzeug verwandelt seinen Herrn in einen Sklaven“49. In die heutige Zeit des Massenkonsums transferiert, könnte die ubiquitäre Konsumverführung der Werbung mit all ihren ProdukID

IS

ten und der daraus entstehenden Vielfalt im persönlichen Dinginventar zu solch A

M

RO

ID IS

U M

einem Energieverlust führen, da sie eine enthropische Aufmerksamkeitsspaltung BY

SA

RO U

TE SS

mit sich bringt und das Einzelding zum arbiträren Zeichen verkommen lässt. BY

RI G

H T

TE S

Den ideal ablaufenden Prozess hingegen beschreibt Csikszentmihalyi in früheren PY

RI

G

H

T

CO PY

Publikationen als „flow-Erlebnis“50, der als Moment der Selbstbestimmtheit und CO

Situationskontrolle als Zustand erhöhten Energieflusses wahrgenommen werde51. Dieses autotelische Erleben lässt das Selbst des Handelnden in den Hintergrund 45 Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 27. 46 Ebd., 28. 47 Vgl. Ebd. 48 Vgl. Ebd., 28. 49 Ebd., 69. 50 Vgl hierzu auch: Mihaly Csikszentmihalyi, Hans Aebli und Urs Aeschbacher, Das FlowErlebnis: jenseits von Angst und Langeweile: im Tun aufgehen (Stuttgart: Klett-Cotta, 2000) 51 Vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton, 1988, 29.

12


treten, da die aufeinander folgenden Handlungen in inhärenter Logik ohne das Eingreifen seitens des Handelnden erfolgen – ein Fluss entsteht, in dem der Handelnde „kaum eine Trennung zwischen sich und der Umwelt, zwischen Stimulus und Reaktion, oder zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verspürt“52. Dabei ist die Rückmeldung des Objekts auf das eigene Tun so klar und unmittelbar, dass an der Sinnhaftigkeit der Aktivität und dem Erreichen des Ziels kein Zweifel besteht. Der Mensch gelange so zu einem Zustand innerer Harmonie. 53 ID

IS

An dieser Stelle ist bereits anzumerken, dass die Fremdlenkung dieses Prozesses RO

U M

U

ID

M

IS

im umgekehrten Wege zu einem psychischen Konflikt führen kann, da hier die InBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

tegrität der einzelnen Intentionen instabiler ist – durch Fremdbestimmung erhöht H

RI

T

G

H

T

BY

sich die Wahrscheinlichkeit, dass die verschiedenen Intentionen der Person kolliCO

PY

CO

PY

RI G

dieren und so ein intrapersonaler Konflikt entsteht, der die Kultivation erschwert. Dieser Gedanke wird in Kapitel 5.3 im Bezug auf die Situation der inhaftierten Personen noch einmal genauer betrachtet. IS

Insgesamt wird in den vorangegangenen Überlegungen deutlich, dass der Mensch IS

RO U

M

ID

Objekte – auch in der Art von konkreten, räumlich ausgedehnten Dingen – benöTE S

RO U

SA

M

ID

tigt, um sein Selbst spiegeln und dadurch bewusst reflektieren und konstruieren zu H T

TE S

BY

SA

können. Nur durch Dinge als Medium unseres Selbst lässt sich das Wahrgenomme CO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

mittels Aufmerksamkeitslenkung strukturieren und fokussieren. Durch die Hineingabe von psychischer Energie bleibt es hier nicht bei einem einseitigen Fluss der Energie vom Menschen zum Objekt, sondern es entsteht ein Dialog, der durch einen wechselseitigen Energiefluss gekennzeichnet ist: Energie wird investiert, ID

IS

aber auch zurück gewonnen. So generiert der Mensch fortwährend neue Ziele, auf A

M

RO

ID IS

U M

die er seine Intentionen und letztlich sein Handeln ausrichten kann. Habermas beBY

SA

RO U

TE SS

schreibt in diesem Sinne die „Identität“ als eine Idealnorm, die nie realisiert wird, BY

RI G

H T

TE S

sondern stetige Annäherungsgröße und Zielvorstellung bleibt.54 Diesen gegenseiPY

RI

G

H

T

CO PY

tig formenden Prozess von Umwelt und Selbst beschreiben Csikszentmihalyi und CO

Rochberg-Halton als Kultivation. Auch aus philosophischer Perspektive gemäß Guzzoni ist der Bezug zwischen Menschen und Dingen kein monologischer seitens der Person: Dinge, die von uns durch, beispielsweise, besondere affektive Erinnerungen und Kognitionen mit Bedeutung versehen werden, können so ihrer52 Mihaly Csikszentmihalyi und Isabella S. Csikzsnetmihaly, Das Flow-Erlebnis: jenseits von Angst und Langeweile: im Tun aufgehen (Stuttgart, 1987), 59. 53 Vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 29. 54 Vgl. Habermas 1999, 23.

13


seits durch ihre erlangte Besonderheit und ihre intrinsischen Eigenschaften zu uns „sprechen“55. Wie genau dieser „Akt des Sprechens“ oder mit den Worten Csikszentmihalyis und Rochberg-Haltons die „Transaktion“ zwischen Person und Objekt gestaltet ist, soll im folgenden genauer betrachtet werden. 2.2.3 Die Person-Objekt-Transaktion Wie bereits deutlich wurde ist der Fluss der psychischen Energie in der ObjektbeIS

ziehung nach Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton keineswegs einseitig deterRO

U M

U

ID

M

IS

ID

miniert, sondern auch den Objekten als Manifestation psychischer Energie wird TE S

TE

SA

SS

A

RO

mit ihren intrinsischen Impulsen eine aktive Komponente eingeräumt. Deshalb T

G

H

T

BY

BY

wird für den konzeptuellen Vorgang der Energiebewegung der Begriff der „TransPY

CO

PY

RI G

H

RI

aktion“56 festgelegt. Die Autoren grenzen sich mit dem Gedanken der wechselseiCO

tigen Beeinflussung von Person und Objekt von psychologischen Konzeptionen von unter anderem Freud oder Durkheim ab, welche physische Gegenstände als bloße Projektionsfläche für a priori vorhandene Kognitionen und Emotionen anseIS

RO U

M

ID

IS

hen und damit eine auf den Mensch zentrierte Sichtweise verfolgen, die die intrinTE S

RO U

SA

M

ID

sischen Qualitäten der Objekte in den Hintergrund stellt. H T

TE S

BY

SA

Basierend auf ihren Erhebungen generieren Csikszentmihalyi und Rochberg-HalBY

CO PY RI G

H T

CO PY RI G

ton folgende Vorstellung der Transaktion:

Objekt

BY

G

H

T

Modus: 1 Ästhetische Qualität RI

CO PY

RI G

H T

TE S

BY

SA

RO U

TE SS

A

M

RO

ID IS

U M

ID

IS

Person

CO

PY

2 Aufmerksamkeit 3 Ziel Abb 1: Person-Objekt-Transaktion

Csikszentmihalyi / Rochberg-Halton, Der Sinn der Dinge. Das Selbst und die Symbolde des Wohnbereichs, München/ Weinheim, 1989, S.187 55 Guzzoni 2008, 82. 56 Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 185–200.

14


Sie unterscheiden dabei zwischen den zwei Korrelaten: der „Person“ und dem „Objekt“, mit dem eine Transaktion eingegangen wird57 und den sogenannten Transaktionsmodi. Die drei Modi bieten Dimensionen zur Beurteilung des Vorgangs, durch den die Dinge ihre Bedeutung erwerben; von daher sollen sie hier als Fragen formuliert genauer betrachtet und beantwortet werden: 1) Ästhetische58 Qualität: Wie kann die ideale ästhetische Beziehung zwiID

IS

schen Person und Objekt aussehen? RO

U M

U

ID

M

IS

2) Aufmerksamkeit: Wie sehen idealer Aufwand und Form der AufmerksamBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

keitslenkung bei der Transaktion aus? H

RI

T

G

H

T

BY

3) Ziel: Welche Ziele werden idealerweise generiert und wie sieht ein ideales PY CO

CO

PY

RI G

Ergebnis aus?

Zu 1): Ästhetische Qualität IS

Der Frage nach der idealen ästhetischen Beziehung zwischen Person und Objekt IS

RO U

M

ID

legen die Autoren in Anlehnung an J. Dewey die Unterscheidung von WahrnehTE S

RO U

SA

M

ID

men und Wiedererkennen zugrunde.59 Gemäß diesem ästhetischen Konzept beH T

TE S

BY

SA

schreibt Dewey das Wiedererkennen als „[…] ein ,Zurückfallen' auf ein bestimmCO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

tes vorgegebenes Deutungsschema oder Stereotyp“60. Um Gegenstände in ein Ordnungsschema einordnen zu können, strukturieren wir unsere Umwelt auf Basis von Ähnlichkeitsbeziehungen; somit entstehen entsprechende Erkennungsschemata. „Wahrnehmen“ im Sinne Deweys geht hier einen Schritt weiter und verlangt ID

IS

eine „[…] aktive Rezeptivität gegenüber dem Objekt, so dass seine Eigenschaften A

M

RO

ID IS

U M

vorgeformte Gewohnheiten oder Schemata modifizieren können“ 61. BY

SA

RO U

TE SS

Während Wiedererkennen gemäß dieser Konzeption eine reine Reproduktion beBY

RI G

H T

TE S

reits internalisierter Deutungs- und Verhaltensmuster darstellt, den Menschen fortPY

RI

G

H

T

CO PY

laufend im Muster der Konventionen hält und den Gegenstand zu einem reinen CO

Zeichen kulturellen Konsens verkommen lässt, durchbricht das Wahrnehmen durch seine Bewusstheit eben diese gewohnten Sehmuster. Beim Vorgang des Wahrnehmens werden somit auch die intrinsischen Eigenschaften des Interakti57 S. Kapitel 2.1 und 2.2.1 58 Ästhetik wird hier in seiner ursprünglichen Bedeutung des Wahrnehmens verwendet (Aisthetik: griech. Empfindung, Wahrnehmung) 59 Vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 188. 60 Ebd. 61 Ebd.

15


ons-Objektes fokussiert, denn diese sind es, die zum unkonventionellen Neuem beitragen. Somit ist „Wahrnehmen grundlegend für ästhetische Erfahrung und bewirkt psychisches Wachstum und Lernen“62.63 Dabei bilden beide Begegnungsmodalitäten keine Dichotomie – Wiedererkennen ist eher wie eine Art Vorstufe, oder mit den Worten der Autoren als „blockiertes“64 Wahrnehmen zu sehen. Umgekehrt kann auch das Wahrnehmen nicht ohne Rückgriff auf vertraute Strukturen auskommen, da es sonst zu völliger Orientierungslosigkeit führen würde. 65 ID

IS

Es wird deutlich, dass Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton unter einer idealen RO

U M

U

ID

M

IS

ästhetischen Beziehung von Person und Objekt eine über das bloße WiedererkenBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

nen hinausgehende, interaktionistische Bedeutungsschöpfung verstehen, unter BeH

RI

T

G

H

T

BY

rücksichtigung der intrinsischen Eigenschaften des Objektes. Dass die intrinsiCO

PY

CO

PY

RI G

schen Eigenschaften in der Erfahrung mit Dingen eine Rolle spielen, merkt auch Guzzoni an:

TE S

RO U

SA

M

ID

IS

RO U

M

ID

IS

Die Gründe und Weisen, wodurch und wie die herausstehenden Dinge sich auszeichnen, können sehr unterschiedlich sein. Sie können von sich aus auffallen; ihre Farbe, Form oder Größe oder ihr Kontext können erstaunlich anders sein als das Gewohnte und uns damit provozieren.66

H T

TE S

BY

SA

Zu 2): Aufmerksamkeit H T

BY

CO PY RI G

Aufmerksamkeit ist die grundlegende Voraussetzung für alle TransaktionsvorgänCO PY RI G

ge zwischen Person und Objekt. Dabei muss der Impuls für die Investition nicht zwangsläufig vom Menschen ausgehen: Bedenkt man die Beziehung zu Haustieren, so wird hier besonders deutlich, wie beispielsweise durch Bellen oder Miauen ID

IS

die Aufmerksamkeit auch von dieser Seite der Korrelate eingefordert werden RO

ID IS

U M

kann.67 Praktisch betrachtet sind diese besonderen Interaktionen in der Gesamtheit RO U

TE SS

A

M

der Interaktionen zwischen Personen und Objekten eher gering, denn meist ist es BY

RI G

H T

TE S

BY

SA

das gewohnheitsmäßige Aufmerksamkeitsverhalten, das den Umgang mit vielen RI

G

H

T

CO PY

Objekten prägt. Die sinnvolle Investition psychischer Energie sehen die CsiksCO

PY

zentmihalyi und Rochberg-Halton im bereits beschriebenen Rückfluss der Energie und im Idealfall durch Rückmeldung „freudvoller und bedeutungsvoller Information“68, die den Fluss initiieren. Die Autoren sprechen hier von integrierter Auf62 Ebd. 63 Vgl. Ebd., 188–189. 64 Ebd., 191. 65 Vgl. Ebd. 66 Guzzoni 2008, 78. 67 Vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 196. 68 Ebd., 198.

16


merksamkeitszuwendung. Sie dient der Kontrolle der psychischen Energie zugunsten der Erreichung der Intentionen und unterstützt so den Kultivationsprozess. Das Selbst wird dabei über die intrinsischen Merkmale der Transaktion angeregt.69 Geht während der Transaktion die Energie verloren, so sprechen die Autoren hingegen von einer „entfremdeten Aufmerksamkeit“, da hier die psychische Aktivität nicht auf den Kultivationsprozess ausgelegt ist. 70

ID

IS

Zu 3): Ziel RO

U M

U

ID

M

IS

Die Antwort auf die dritte Beurteilungsfrage soll sowohl Aufschluss über die GeBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

nerierung entwicklungsförderlicher Ziele, als auch über deren Erreichung und FolH

RI

T

G

H

T

BY

gen geben.71Objekte beeinflussen im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung vorCO

PY

CO

PY

RI G

nehmlich die Sozialisierung und das Verhalten in Richtung der angestrebten Ziele. Der Mensch ist von bestimmten Intentionen überzeugt und orientiert sich in seiner Haltung und in seinem Verhalten an dieser Norm, die dabei in ihrer Gültigkeit weIS

der als absolut, noch als zeitlich unbegrenzt anzusehen ist, da sie sich innerhalb IS

RO U

M

ID

des Kultivationsprozesses transformieren und weiterentwickeln kann. Da die Ziele TE S

RO U

SA

M

ID

somit letztlich eine Handlungsorientierung geben, weisen Csikszentmihalyi und

H T

BY

CO PY RI G

H T

TE S

BY

SA

Rochberg-Halton der Transaktion die Funktion einer intentionalen Tätigkeit zu: CO PY RI G

Das Gefühl, mit einer geliebten Person oder mit einem früher besuchten Ort in Verbindung zu stehen oder eine Beziehung zur Natur zu haben, drückt aus, was wir als bedeutsam erachten, und enthüllt die Zielsetzung, die uns dazu motiviert, in bestimmte Objekte und Bedeutungsgehalte mehr Aufmerksamkeit zu investieren als in andere.72

ID IS

U M

ID

IS

Durch gebräuchlichen Umgang entwickele sich so die Persönlichkeit und Dinge RO U

TE SS

A

M

RO

seien zugleich Abbild des Selbst (model of) und Prägeform für dessen weitere H T

TE S

BY

SA

Entwicklung (model for).73 Der Mensch als homo faber stellt zunächst eine mateH

T

CO PY

BY

RI G

rielle Umwelt her, um dann mit ihr zu interagieren. CO

PY

RI

G

Die Utilisation von Dingen wird nun auf drei verschiedenen Repräsentationsebenen des Selbst sichtbar, die zugleich die Zielintention der jeweiligen Transaktion verdeutlicht: auf der personalen, sozialen und kosmischen Ebene.74 Objekttransaktionen auf der personalen Ebene des Selbst dienen gemäß den Autoren dazu einen 69 Vgl. Ebd., 197. 70 Vgl. Ebd. 71 Vgl. Ebd., 199–207. 72 Ebd., 200. 73 Vgl. Ebd. 74 Vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 55.

17


eigenen Dingkosmos aufzubauen und somit der Person eine Rückmeldung über die Existenz und Wichtigkeit des eigenen Seins zu geben. Objekte vervielfältigen die persönliche Bedeutung in der Umwelt und zeigen gleichsam das Ziel des personalen Selbst, die unpersönliche Umwelt mit Bedeutung und Ordnung zu markieren.75 Aus diesem Einsatz von Dingen als Ich-repräsentierende Persönlichkeitsvervielfältigung, lässt sich schlussfolgern, dass Dinge als territoriale Markierungen der Wohnumwelt genutzt werden können. ID

IS

Da sich die Ziele des personalen Selbst jedoch durch Internalisierung der sozialen RO

U M

U

ID

M

IS

Umwelt kultivieren, sind sie untrennbar verwoben mit dem Selbst der sozialen BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

Ebene.76 Sinn und Ziel auf jener Ebene des Entwicklungsprozesses ist die „vollere H

RI

T

G

H

T

BY

Entfaltung unseres Menschseins innerhalb und für das soziale Leben“ 77. In diesem CO

PY

CO

PY

RI G

Teil des persönlichen Bewusstseins stehen die Transaktionsziele in enger Verbindung mit Verwandten, Freunden, Arbeitskollegen aber auch mit den verschiedenen sozialen Rollen, die ein Mensch inne hat.78 Den Objekten dieser Ebene des Selbst IS

liegen gemäß den Autoren vornehmlich zwei Qualitäten zugrunde: Entweder eine IS

RO U

M

ID

differenzierende, die die Einzigartigkeiten des Besitzers ausweist oder eine inteTE S

RO U

SA

M

ID

grierende, die die Ähnlichkeitsgrade zwischen Besitzer und Umwelt herstellt. 79 H T

TE S

BY

SA

Die kosmische Selbstebene ist Anzeiger für das Streben nach einer umfassenderen CO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

Harmonie der Dinge. Sie reflektiert sowohl existentielle Fragen über die Ordnung des Kosmos, als auch über die „Bewegungsgesetze“80 psychischer Energie, wie beispielsweise Werden und Vergehen oder aber auch Liebe und Hass. Das kosmische Selbst sei für die Entwicklung der Menschheit grundlegend, da es „[…] die ID

IS

Manifestation der Unrast des Menschen vor seinen eigenen Grenzen und seiner A

M

RO

ID IS

U M

Suche nach der wahren Ordnung der Dinge; […]“81 darstelle und ihn somit zur

BY

RI G

H T

TE S

BY

SA

RO U

TE SS

kontinuierlichen Weiterentwicklung antreibe. 82

CO

PY

RI

G

H

T

CO PY

75 Vgl. Ebd., 201. 76 Vgl. Ebd. 77 Ebd. 78 Vgl. Ebd., 203 79 Vgl. Ebd., 55. 80 Ebd., 203. 81 Ebd. 82 Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton bemängeln die fehlende Präsenz dieser Ebene Bewusstein ihrer Probanden und führen an dieser Stelle folgende Antwort ihres jüngsten Probanden an (auf die Frage, was all seine Objekte ihm bedeuten): „Die Geben mir das Gefühl, mit der Welt draussen verbunden zu sein. Wenn ich sie anschau', so beobachte ich sie längere Zeit und überlege mir ihre Bedeutung. Ich hab z.B. ein Sparschwein[…].Es bedeutet Geld für unsere Städte und unser Land, […]. Mein Stoffhase erinnert mich an die Natur, an all die Kaninchen, Hunde Katzen […]“ vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 204.

18


Die hier beschriebenen konstituierenden Interaktionsebenen des Selbst sind hypothetische Konstrukte der beiden Autoren und als Schematisierungshilfe der verschiedenen Zielbildungsebenen zu sehen und deshalb tatsächlich in ihrer Umgrenzung eher fließend und miteinander verwoben. Der Einklang der skizzierten Ebenen ist nach Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton die Vorraussetzung für authentisches Sein. So beschreiben sie zusammenfassend die Eigenschaften des autonomen und authentischen Selbst, die

TE

SA

SS

A

RO

RO

U M

U

ID

M

den, wie folgt:

IS

ID

IS

gleichsam auch das übergeordnete Ziel der idealen Person-Objekt-Beziehung bil-

H T

TE S

BY

SA

TE S

RO U

SA

M

ID

IS

RO U

M

ID

IS

CO

PY

CO

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G

H

T

BY

BY

TE S

In erster Linie handelt es sich um ein Selbst,[…] das in der Lage ist, seine Umwelt zu erfahren und diese Umwelt auf grundlage der Erfahrungen – und nicht nur aufgrund von Auslegungskonventionen – zu deuten. Das wahrnehmende Selbst ist ein zu ästhetischer Erfahrung […] befähigtes Selbst und ist in der Lage, die intrinsischen Qualitäten eines Objektes oder einer Situation bei der Interpretation umfänglich wirksam werden zu lassen. Das autonome Selbst ist zudem flowErfahrung befähigt, […], die eine Rückgewinnung der für das Objekt verausgabten psychischen Energie in Form von Freude ermöglicht. Durch integrierte Strukturen der Aufmerksamkeit fördert das autonome Selbst den Kultivationsprozess, indem es die psychische Energie in effizienter Weise lenkt und im Verlauf des Prozesses wächst.83

BY CO PY RI G

H T

CO PY RI G

2.3 Die Dinge des Wohnbereichs

Rückblickend erhalten die Dinge, mit denen der Mensch sich umgibt, durch den Prozess der Kultivation eine besondere Bedeutung, die sich in der Wahl und im Umgang mit den Dingen des alltäglichen Lebens konkretisiert. Csikszentmihalyi ID

IS

und Rochberg-Halton vermuten dabei, dass die generierte Bedeutung gleichsam A

M

RO

ID IS

U M

die durch die Kultivation erzeugten existenziellen Ziel-Werte wiederspiegele und BY

SA

RO U

TE SS

damit die Persönlichkeit sowohl in ihrem Ist-Zustand, als auch in ihrem angestrebBY

RI G

H T

TE S

ten Dasein abbilde. Dinge sind als Darstellung von und als Modell für die PersönRI

G

H

T

CO PY

lichkeitsentwicklung anzusehen und demnach wechselwirkend mit dem Prozess CO

PY

der Kultivation verknüpft.84 Die den Mensch umgebenden Objekte sind weitergehend Anzeiger für die Beziehung des Menschen zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen und zum Universum. Die drei Ebenen der wechselseitigen Beziehung stellen auch Boehe und Selle im Umgang mit Dingen heraus:

83 Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 206. 84 Vgl. Ebd., 14.

19


So lebt man in drei Wirklichkeiten der gegenständlichen Orientierung und des Orientiertwerdens, die wie die Puppe in der Puppe ineinander verschachtelt sind: In der gesellschaftlichen Wirklichkeit der allgemeinen Produktion von Gegenstandsbeziehungen, in der sozialgeschichtlich differenzierten Wirklichkeit kollektiver Gebrauchstradition und in der eigenen, persönlichen Lebenswirklichkeit.85

Sie merken weiterhin an, dass der individuelle Aneignungsprozess 86 „Muster der Lebensbewältigung“87 sichtbar und wirksam macht, die sich nicht nur aufgrund von subjektiven Faktoren generieren, sondern immer im Kontext „klassen-, ID

M

IS

ID

IS

schicht- und gruppenspezifischer Orientierungsmuster“ 88. SS

A

RO

RO

U M

U

Sowohl Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton, als auch Boehe und Selle komBY

TE S

TE

SA

men in ihren Untersuchungen zu ähnlichen Schlussfolgerungen89: Da die hier bePY

RI G

H

RI

T

G

H

T

BY

schriebene Beziehung immer auch eine räumliche ist, muss ebenfalls der UntersuCO

PY

CO

chungsrahmen räumlich determiniert sein. Die Autoren stimmen hier mit Habermas überein, welcher den Wohnraum als das bevorzugte Medium zur Selbstdarstellung hervorhebt.90 Hier treten zudem auch quantitativ die meisten Beziehungen ID

IS

des Selbst zu seinen Gegenständen in Erscheinung. Die Wohnung bietet einen SA

M

ID

IS

RO U

M

Schutzraum für die Vervielfältigung der persönlichen Bedeutung und deshalb erBY

SA

TE S

RO U

achten sowohl Czikszentmihalyi und Rochberg-Halton als auch Boehe und Selle BY

CO PY RI G

H T

TE S

den Wohnraum als besonders geeignet für die Mensch-Ding-Beziehung. 91 Die GeCO PY RI G

H T

genstände des Haushalts sind erlesen, da sie gezielt ausgewählt wurden, um eine gewisse Omnipräsenz im Alltag zu erhalten und bilden entsprechend eine Konstante, die Zeichen in unseren Bewusstseinsstrukturen hinterlässt. Der auf dem Flohmarkt erstandene Ohrensessel mit seiner abgenutzten Sitzfläche aus Brokat U M

ID

IS

trägt so die Spuren seiner unbekannten Benutzer in unser Wohnzimmer und lässt RO U

TE SS

A

M

RO

ID IS

unsere Biografie mit der von uns imaginierten Geschichte des Möbels und seiner H T

TE S

BY

SA

vorherigen Nutzer verschmelzen. In unseren Besitz übergegangen verbinden wir H

T

CO PY

BY

RI G

ihn nun beispielsweise mit Gemütlichkeit oder Entspannung – ein kognitiver AnCO

PY

RI

G

ker entsteht, der auf visuelle, haptische, aber auch olfaktorische Weise mit unse85 Selle und Boehe 1986, 27. 86 Dieser ist adäquat zur hier beschriebenen Transaktion zu verwenden 87 Boehe und Selle 1986, 52. 88 Ebd. 89 Boehe und Selle führten eine qualitative Studie mit drei Fallbeispielen zur Gegenstandsbeziehung gewöhnlicher Menschen durch, mit besonderer Berücksichtigung des entstehenden Massenkonsums und haben damit weniger versucht der Mensch-Ding-Beziehung, im Sinne der Transaktion, einen generalsierbaren psychischen Vorgang zugrunde zu legen. 90 Vgl. Habermas 1999, 60–62. 91 Vgl. Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, 37; Selle and Boehe 1986, 53.

20


rem Selbstbewusstsein vernetzt ist. Da zumindest die meisten Gegenstände der Wohnung nach freiem Willen gewählt werden und so ein intrapersonaler Konflikt92 vermutlich selten auftritt, stellen diese in besonderer Weise ein „ökologisches Zeichensystem dar, welches die Persönlichkeit ihres Besitzers sowohl abbildet, als auch formt“93. Die Wohnung sei eine Bühne der kontinuierlichen Aneignungen, ein Museum der gelebten Alltagsstruktur, dessen Sinnzusammenhang dem Publikum äußerlich vorerst verborgen bleibe. 94 ID

IS

Nachdem nun das konzeptuelle Verhältnis von Mensch und Gegenstand näher beRO

U M

U

ID

M

IS

trachtet wurde, soll deshalb anbringend die Rolle des Raumes, ausgehend vom BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

Wohnraum, für diese Beziehung entflochten werden, um diese Gedanken anH

RI

T

G

H

T

BY

schließend auf ihre Gültigkeit für den Haftraum zu überprüfen. Eine GefängnisCO

PY

CO

PY

RI G

zelle ist ohne Zweifel ein sehr spezieller Raum, der im allgemeinen Konsens der Mehrheitsgesellschaft nicht mit den Vorstellungen von Wohnraum in Einklang zu bringen ist, aber dennoch für eine festgelegte Zeit der primäre territoriale Bezugs-

M

ID

IS

punkt der Inhaftierten bildet.

TE S

BY

SA

TE S

RO U

SA

M

ID

IS

RO U

3 Zur Rolle des Raumes

BY H T

CO PY RI G

H T

3.1 Wohnen als Schonen CO PY RI G

Sowohl Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton, Boehe und Selle als auch Habermas95 bezeichnen die Wohnung als einen idealen Ort für die Existenz und das Nachempfinden der Beziehung zwischen Menschen und Dingen, da im Wohnen ID

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das Bedürfnis des Wohnenden zur Selbstentfaltung ausgedrückt und durch das InRO

ID IS

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terieur materialisiert wird. Diese Schlussfolgerung fußt auf einem bestimmten BY

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Verständnis des Wohnbegriffs, das genauer betrachtet werden muss, denn es unterBY

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scheidet sich deutlich von dem Raum-Leib-Verhältnis, welches wir in der Haft

CO

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CO PY

vorfinden und kanalisiert so einen Zugang zur Rolle der Dinge im Wohnbereich. Als sich der nomadische Mensch in der mittleren Steinzeit von seinen herumziehenden Tierherden trennt, stößt er damit den Prozess des Sesshaftwerdens und somit des Wohnens an. Wo er vorher im großen Universum, im zyklischen Kreislauf 92 s. Kapitel 2.2.2 93 Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton 1988, (Hervorhebung i.O.), 36. 94 Vgl. Selle und Boehe 1986, 53. 95 Habermas 1999, 60–62.

21


der Natur aufgehoben war, bringt er sich jetzt in ein selbstbewusstes Gegenüber zu diesem.96 Doch das saisonale Dasein unter Windschirmen würden wir für uns, in der von Urbanisierung geprägten Zeit, wohl kaum mehr als konventionelles Wohnen in Betracht ziehen. Erst im 19. Jahrhundert wird das „Hausen zum Wohnen“97, wie Irene Nierhaus in ihren Gedanken zum „Projekt des Privaten“ 98 feststellt. Sie sieht die Familienideologie und die daraus entstehende Geschlechterord nung des Biedermeiers als basale Struktur für die Konstruktion von Privatem. Die ID

IS

Frau als „Akteurin im Haushalt und Produzentin des Wohnens“ 99, steht dem Mann RO

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als Verkörperung der „Öffentlichkeit“ und der „Superintendenz des Privaten“ 100 BY

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gegenüber. Während die Urbanisierung und die bürgerliche Öffentlichkeit vor der H

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Tür immer gewaltiger wurden, entwickelte sich, trotz der multifunktionellen NutCO

PY

CO

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zung kleiner Räume, die Wohnung zum Mittelpunkt des privaten Familienlebens und zum „realen und imaginativen Ort der Entwicklung des bürgerlichen Subjekts mit seinen Gefühlsbindungen und Tugenden“101. IS

Das Bild der Wohnung als Ort der privaten Gemütlichkeit vervielfältigt sich in IS

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vielen Vorstellungen über das Wohnen, welche auf der Basis von Martin HeidegTE S

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gers Aufsatz „Bauen Wohnen Denken“102 generiert wurden. Die Wohnung als der H T

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intimste Ort persönlicher Entfaltung, einem von äußeren Einflüssen befreitem MiCO PY RI G

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BY

CO PY RI G

krokosmos, macht den Wohnenden zum unangezweifelten Herrscher über Sein und Ordnung.

Heidegger generiert sein philosophisches Konzept des Wohnens auf einer etymologischen Ebene mit der Betrachtung des althochdeutschen Wortes „buan“ 103, wel-

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nens gedeutet wird:

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ches wohnen bedeutet und vom Autor als am weitesten gefasster Begriff des Woh-

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Die Art, wie du bist und ich bin, die Weise, nach der wir Menschen auf der Erde sind, ist das Buan, das Wohnen. Mensch sein heißt: als Sterblicher auf der Erde sein, heißt: wohnen.104

96 Dieter Funke, Die dritte Haut: Psychoanalyse des Wohnens (Giessen: Psychosozial-Verlag, 2006), 59f. 97 Irene Nierhaus, Arch6: Raum, Geschlecht, Architektur (Wien: Sonderzahl, 1999), 93. 98 Ebd. 99 Ebd, 94. 100 Ebd, 93. 101 Ebd. 102 Martin Heidegger 1975, 147–166. 103 Ebd., 148. 104 Ebd., 149.

22


Gleichzeitig beinhaltet das althochdeutsche Wort, so Heidegger, aber auch die Aktivität des Pflegens und Errichtens, also eine Ausrichtung auf das Wachstum. Das Wohnen an sich ist nach diesen Vorstellungen also nicht mess- oder sichtbar, sondern bildet die Grundlage für Aktivitäten, die das psychische Wachstum begünstigen. Heidegger summiert diese unter dem Begriff des „Schonens“

105

, welcher so-

wohl auf den Wohnenden aber auch seine raumzeitliche Grundstruktur106 Anwendung findet. ID

IS

In der psychoanalytischen Interpretation von Heideggers Aufsatz sieht Dieter FunRO

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ke im Geviert107 die Vorraussetzung für den konfliktbehafteten Zustand der GrundBY

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bedürfnisse des Menschen: das Streben nach Abhängigkeit und Aufgehobensein H

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konkurriert mit dem Bedürfnis nach Freiheit, aber auch das Zerissensein zwischen CO

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CO

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Transzendenz und Bodenhaftung deutet auf die Grundstruktur des Daseins hin. Das Wohnen sei eine daraus resultierende Bewältigungsstrategie und die Wohnung stets unter divergierender Ordnung, als Ort des Paradieses oder der VertreiIS

bung, als Ort des Rückzugs, aber auch der Entsicherung zu betrachten. 108 In dieIS

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sem Zuge metaphorisiert er die Wohnung mit dem Bild der „dritten Haut“109, die TE S

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anstelle des Selbst gepflegt werde. H T

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Diese oder zumindest eine ähnliche Sichtweise auf das Wohnen teilen auch VerCO PY RI G

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CO PY RI G

treter anderer Disziplinen, wie beispielsweise Gert Selle110, Antje Flade111 oder Margret Tränkle112. Erstgenannter sieht die Wohnung als einen Unterschlupf, eine Befestigung gegen die Welt und den Tod und die Urangst jedes Wohnenden sieht er in der Zerstörung des festen Ortes. 113 Auch Tränkle sieht die Wohnung, im SinID

IS

ne eines Hilfsmittelcharakters, als ungestörten Schutzraum vor der Außenwelt, in A

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ID IS

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dem der Wohnende der Pflege des Körpers, der Nahrungsaufnahme, dem Schlaf, BY

SA

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der Entspannung und anderen psychischen Erlebnisdimensionen nachgehen BY

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kann.114 Flade formuliert dementsprechende Bedürfnisse des Wohnenden, wie das PY

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CO PY

Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz, nach Vertrautheit und Kontinuität und das CO

105 Ebd., 151. 106 Heidegger stellt die Umgebung als „Geviert“ dar und spricht hier von Erde und Himmel, die Göttlichen und Sterblichen, vgl. Heidegger 1975, 151. 107 s. vorangegangene Fußnote 108 Vgl. Funke 2006, 57. 109 Funke 2006. 110 Gert Selle, Die eigenen vier Wände : Wohnen als Erinnern (Berlin: form + zweck, 2011). 111 Antje Flade, Wohnen psychologisch betrachtet (Bern: H. Huber, 1987). 112 Margret Tränkle, Wohnung und Wohnen : Abriss über Wohnsoziologische Fragestellungen, in: H.L. Cox, Wohnen.Halbband, Rheinisches Jahrbuch Für Volkskunde: (Bonn, 1977). 113 Vgl. Selle 2011, 6–11. 114 Vgl. Tränkle 1977 9f.

23


Bedürfnis nach Privatheit.115 Zugleich betont Flade aber auch das gleichsame Bestreben des Menschen nach sozialer Zugehörigkeit und sieht im Wohnen und seiner Repräsentationsfunktion die Dialektik von Abgrenzung als Mittel der Privatheit und Aneignung als Wunsch des Verbundenseins mit der Umwelt. Die Wohnung als bauliche Trennung scheint demnach eine Art semipermeable Membran zu sein, die das Innen vom Außen trennt und nur durch kontrollierte Öffnungen miteinander verbindet. Doch macht das Merkmal der Umfriedung die ID

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vier Wände eines Gebäudes zu einer Wohnung? Heidi Helmold antwortet darauf RO

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in ihren Ausführungen über das Verhältnis von Leib und Architektur: „In bloßen BY

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Räumen haben wir selten guten Sex, fühlen wir selten Behaglichkeit und suchen H

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wir selten Entspannung“116 Genau dies, so wurde eben mit Tränkle und Flade CO

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CO

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deutlich, sind jedoch zentrale Wohnbedürfnisse, die der Wohnende in seiner Wohnung sucht. Das Wohnbedürfnis des Menschen kann also nicht allein durch das Bauen befriedigt werden, auch wenn die beiden Tätigkeiten des Menschen, mit IS

Heidegger, im Verhältnis von Zweck und Mittel stehen.117 Weitergehend scheint IS

RO U

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es, als ob die Auffassung des Wohnens als Schonen, wie es hier dargelegt wurde, TE S

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nicht ausreicht, um das postindustrielle Verhältnis von Raum und Leib aufzudeH T

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cken. Helmholds Kritik am oft zitierten Kulturphilosoph Otto Friedrich Bollnow, CO PY RI G

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CO PY RI G

der das Heim um eine Mitte von Herd und Tisch konstruiert und im Wohnen vornehmlich das Moment der Geborgenheit und Zuflucht sieht, bezieht sich auf eben dieses Problem.118 Helmhold sieht in der postmodernen Existenz von Mensch und Raum nicht nur den Nährboden zur Beziehungsgenerierung, sondern, mit Beate ID

IS

Söntgen119, auch die Schwächung des Subjekts.120 Derzeit dominante Kunst und A

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RO

ID IS

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Architekturtheorien über Raumkonstruktion und -wirkung, ziehen für dieses PhäBY

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nomen die pathische Raumeigenschaft des Unheimlichen heran, die im Folgenden

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CO PY

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nachgezeichnet werden soll.

115 Vgl. Flade und Roth 1987, 52–58. 116 Helmhold 2012, 11. 117 Vgl. Heidegger 1975, 148. 118 Vgl. Helmhold 2012, 15. 119 Vgl. Beate Söntgen 2006 120 Vgl. Helmhold 2012, 10.

24


3.2 Der unheimliche Raum 3.2.1 Das Verhältnis von Raum und Leib Raum im physikalischen Sinne ist nach Euklid (360 v.Chr. – 280 v.Chr.) bestimmt als physikalischer Körper, der sich durch seine drei messbaren Dimensionen, Höhe, Tiefe und Breite determiniert.121 Diese Vorstellung vom Raum als umfriedete Leerstelle ist in westlichen Kulturen stark verankert in der assoziativen ImagiIS

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nation. Die erste Raumerfahrung des Menschen ist jedoch sowohl phylo- als auch A

RO

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ontogenetisch der eigene Körper122, der Raum beansprucht und beinhaltet und BY

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demnach die räumliche Verfassung des Ichs darstellt.123 Die Körpergrenze deterH

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miniert dabei die grundlegende Dialektik zwischen eigen und fremd oder innen CO

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CO

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und außen – die Haut ist die erfassbare Grenze, wo unser Ich aufhört – und ein anderes anfängt. Funke sieht deshalb die Haut als entscheidende Qualität für das Raum-Leib-Verhältnis. Er verdeutlicht dies durch eine Matrjoschka-artige MetaIS

pher: Geboren wird der Mensch in seiner ersten, tatsächlichen Haut, wobei verID

IS

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ID

sucht wird, den Verlust des schützenden Uterus nahtlos durch das Anlegen einer TE S

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zweiten, vestimentären Haut zu kompensieren. Die dritte Haut bildet nach Funke BY

CO PY RI G

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der Raum. Er betrachtet die Raumerfahrung dementsprechend immer auch als CO PY RI G

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Körper- und Leiberfahrung und Raum und Leib als untrennbar miteinander verbunden.124 Ebenso sehen auch Bollnow und Sloterdijk den Raum und sein Erleben in der Leiblichkeit verankert.125 Bereits Aristoteles spricht sich gegen die Existenz eines vom Körper entbundenen und entsinnlichten Raum aus und begründet dies U M

ID

IS

mit dem horror vacui126, denn die Natur verabscheue das Vakuum; da wo ein stoffTE SS

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ID IS

liches Ding ende, fange ein neues an. Raum umfriedet demnach keine Leerstellen,

BY

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BY

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sondern er teile die dingliche Welt. 127

CO

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121 Vgl. Stephan Günzel, Raum ein interdisziplinäres Handbuch (Stuttgart; Weimar: Metzler, 2010), 1. 122 Vgl. Wolfgang Meisenheimer, Das Denken des Leibes und der architektonische Raum (Köln: König, 2004); Die terminologische Differenzierung Körper, Körperschema und Leib ist Meisenheimers Gedanken über „Das Denken des Leibes“ (2004) entnommen und lehnt sich an Ausführungen von Maurice Merleau-Ponyt an. Dementsprechend wird mit Körper, der räumlich ausgedehnte und messbare Teil des menschlichen Daseins benannt, der beseelt mit dem Selbst wiederum zum Leib wird. Das Schema der Vorstellung über unseres eigenen Körpers bildet das Körperschema. (vgl. 15-17) 123 Vgl. Funke 2006, 67. 124 Vgl. Ebd., 69–72. 125 Vgl. Ebd., 79. 126 Vgl. Ebd., 73. 127 Vgl. Ebd.

25


Meisenheimer merkt hierzu an, dass Körperlichkeit unser Dasein materialisiert, aber die Vorraussetzung dafür ist ein Raum, der ihn beinhaltet und umgekehrt kann ein Raum nur existieren, weil in ihm ein erlebendes Subjekt ist. 128 Das beabsichtigte Durchbrechen dieses wechselseitigen Verhältnisses geht einher mit der Eroberung des monopolaren Raumes129. Sie äußert sich in der Zentralstellung des menschlichen Subjekts, wie Galilei sie vollzieht. Durch die Trennung von Raum und Körper, sieht er den „entleerten“ Raum als Grundlage für seine ID

IS

Auffassung von Physik, die diesen, durch das lineare Denken des Menschen, RO

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durchdringt und beherrschbar macht.130 Diese Vorherrschaft gipfelt in OptimieBY

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rungsideen, beispielsweise Da Vincis und seiner populären Illustration De divina H

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proprotione sowie Le Corbusiers Goldenem Schnitt, die den Menschen als das CO

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Maß aller Dinge etablieren. Der Mensch als zentrale Figur im Mittelpunkt des Raumes ermöglicht scheinbar die Produktion von eben diesem: 2,26 Meter dienen als Grundmaß, ein Fixpunkt, den ein 1,83 Meter großer Mensch mit ausgestreckIS

ten Armen erreicht.131 Die Konstruktion des Herumraumes um den Menschen IS

RO U

M

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scheint planbar und damit auch beherrschbar. Der Mensch okkupiert nicht mehr TE S

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nur Orte und Plätze, sondern mit der Kunst der Architektur möchte er sie konstru-

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CO PY RI G

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BY

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ieren und sich ihrer bemächtigen: CO PY RI G

Mit den architektonischen Entwürfen der klassischen Moderne werden künstlerische und strukturelle Momente betont; Raum entsteht dabei durch Baukörper und entspringt dem Schöpfungsakt des Architekten. Hier ist Raum ohne Architektur nicht denkbar und wäre lediglich ungeformte Wirklichkeit, etwas Immaterielles, das keinen sichtbaren Ausdruck hat.132

ID IS

U M

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Mit der explosionsartigen Multiplikation von Raum in der postmodernen GesellRO U

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schaft geht eine immer ambitionierter werdende Bauweise in Form, Stil und DifH T

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ferenzierung einher. Mit Helmhold gesprochen ist an dieser Stelle anzumerken, H

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CO PY

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dass jeder Raum auch einen Innenraum und jede Architektur auch eine InnenarCO

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chitektur hervorbringt. Hier treffen der menschliche Körper und der Baukörper aufeinander.133 Helmhold kritisiert, dass diese Tatsache häufig unberücksichtigt 128 Vgl. Meisenheimer 2004, 14. 129 Monopolar meint hier ein auf die physikalische- materielle Ebene begrnezter Raum, im Gegensatz zum bipolaren Raumverständnis im Sinne beispielsweise des Höhlengleichnisses Platons, der eine dualistische Vorstellung von Physik und Metaphysik vermittelt, vgl. hierzu auch Funke 1988, 73f. 130 Vgl. Funke 2006, 74f. 131 Vgl. Funke 2006, 77. 132 Helmhold 2012, 10. 133 Vgl. Ebd., 15.

26


bleibe134. „Und diese [die Körper der Menschen] verfügen über eigene Raum- und Körperdispositionen, die von Architekten selten zur Kenntnis genommen werden.“135 Sie bezieht sich hier auf das körperliche Bedürfnis nach Weichheit und Nachgiebigkeit, welches auf den harten Baukörper trifft. Der Raum als solches hat nach diesem Beispiel affektive Qualitäten, die sich auf das Dasein des Menschen in ihm auswirken, indem bestimmte Bedürfnisse erfüllt oder eben verweigert werden. Meisenheimer unterscheidet deshalb bei seinen ID

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Ausführungen über den architektonischen Raum einerseits objektive Strukturen RO

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des materiellen Baukörpers und andererseits subjektive Strukturen respektive WirBY

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kungen, die der Raum beim Betrachter auslöst. Der erlebbare Raum diene entspreH

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chend dazu Menschen psychisch, sozial, kulturell zusammen und auf die Welt ihCO

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rer Dinge zu beziehen, sodass Meisenheimer ihn als „szenisch“ bezeichnet. 136 Ebenso merkt er an, dass die Wirkung von Räumen nur über den Leib unmittelbar zugänglich ist:

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Immer aber, in jedem Bauwerk gibt es eine Korrespondenz von Leib und Architektur, die spontan beeindruckt. […] Immer liegt im Raum der Architektur eine unmittelbare Aussage, die das Gefühl des Leibes betrifft. Diese Aussage verbindet die Sprache des Leibes mit der Sprache der Architektur. Sie ist vor jeder anderen Erkenntnis spürbar. Ohne Erklärung und Begriff setzt sie sich beim Erlebnis durch.137

3.2.2 Das Unheimliche in Kunst und Architektur Das Unheimliche ist die domestizierte Form des absoluten Schreckens.138Auch im ID

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etymologischen und sprachgebräuchlichen Sinne liegt es im häuslichen Bereich RO

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des Heims. Freud entwickelt seine Vorstellung über das Unheimliche aus der LiteBY

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ratur E.T.A. Hoffmanns, der mit seinen Schauerromanen das Gefühl des UnheimBY

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lichen durch den Gegensatz zwischen heimeligem Innen und dem schauerhaften RI

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CO PY

Eindringen des Fremden erweckt. In seinem vielfach zitierten und interpretierten CO

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Werk Der Sandmann beispielsweise, verliebt sich der Protagonist in die schöne Olimpia, die sich später als Automat herausstellt. Die erschreckende Aufdeckung der wahren Beschaffenheit seiner Geliebten hinterlässt ihn traumatisiert, sodass er

134 Vgl. Ebd., 10. 135 Ebd. 136 Vgl. Meisenheimer 2004, 14-17. 137 Meisenheimer 2004, 24. 138 Vgl. Anthony Vidler 2002, 21.

27


den Verstand verliert.139 Freud beschreibt das Unheimliche, nach diesem und anderen Beispielen, als unbewusstes Vertrautes, welches uns entfremdet begegnet und so zugleich Unvertrautes ist.140 Anthony Vidler sieht in der Architektur die Möglichkeit der Aufdeckung dieser pathischen Komponente, da sie den Übergang zwischen dem Heimeligen und dem Unheimlichen offenlegen kann.141 Ausgehend von der Verortung des Unheimlichen in der Literatur stellt Vidler in seinen Ausführungen über das Unbehagen in ID

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der modernen Architektur heuristische Thesen über die eigenartig instabile Natur RO

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von „Haus und Heim“ auf. Das Unheimliche hat seinen Ursprung, so Vidler, im BY

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Denken der Romantik142 und ist in der Moderne, wie in der Literatur, in bestimmH

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ten Genres von Gebäuden wieder zu finden – eine Moderne, die, zugespitzt forCO

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muliert, selbst auf der verdeckten, aber auch neurotischen Angst aufgebaut sei. 143 Kathrin Busch versucht in ihrem Aufsatz über Fremde Räume das beschriebene IS

Phänomen durch Rückgriff auf Umdeutungen und Überführung der Architektur in IS

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die Kunst darzustellen.144 TE S

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Dazu führt sie zunächst, ebenfalls ausgehend von der These Freuds, die Aufnahme H T

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der Splittings des US-Amerikanischen Architekten und Konzeptkünstlers Gordon CO PY RI G

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Matta-Clark heran. Durch eine Motorsäge oder sogar Handsäge hatte dieser in den 70er Jahren ein zu den Zeiten gängiges Modell des amerikanischen Vorstadthauses buchstäblich zersägt, zerlegt, und unkonventionell zusammengefügt, sodass hier ein temporäres Kunstwerk entstand, welches die Fragilität der Bausubstanz offen ID

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legt und gleichzeitig die primäre Funktionalität einer Behausung, den SchutzmeA

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chanismus, außer Kraft setzte (Vgl. Abb. 2)145. Mit dem Bruch der gewohnten BY

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Baustruktur und der Freilegung der architektonischen Struktur macht er die norBY

Busch sieht hier das Unheimliche primär als Unbehaustsein des Hauses, das PY

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CO PY

146

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mierende Konstruktion dahinter sichtbar und deshalb reflektierbar (Vgl. Abb. 3).

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uns in Form einer verstörenden Irritation begegnet. 147 139 Vgl. E.T.A Hoffmann und Manfred Wacker, Der Sandmann. Das oede Haus : Nachtstuecke (Stuttgart: Philipp Reclam jun, 1969). 140 Vgl. Busch o.D. 141 Vidler 2002, 14. 142 Vgl. Ebd., 13. 143 Vgl. Ebd., 8. 144 Vgl. Busch o.D. 145 Alle folgenden Abbildungen sind im Anhang (b) zu finden 146 Vgl. Ebd. 147 Vgl. Ebd.

28


Auch Beate Söntgen geht dieser affektiven Komponente der Architektur auf den Grund und untersucht dazu das 2001 auf der 49. Biennale von Venedig ausgestellte Tote Haus u r des Raumkünstlers Gregor Schneider (Vgl. Abb. 4).148 Auch hier ist die Funktion des Hauses als „Schützende Hülle“ oder „Ort produktiver Innerlichkeit“ 149 massiv gestört. Das Aussetzen der Wohnfunktion macht keine positive Besetzung des häuslichen mehr möglich. Der Besucher ist gezwungen, sich, teilweise kriechend, der verschobenen Materialität des Hauses zu übergeben: ID

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An Stelle eines positiven Raumempfindens tritt eine fremde, pointierte KörperRO

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lichkeit, sodass der Betretende an die leibliche Manifestation seiner Existenz erinBY

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nert wird. Durch heruntergelassene Jalousien und sich verschiebende Räume in H

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Räumen wird das ganze Haus zu einer Art russischem Roulette, bei dem nie ganz CO

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sicher ist, wo die nächste Tür hinführt (Vgl. Abb. 5). Dieser verweigerte Sinnhorizont reizt die Grenzen unserer Wahrnehmung aus und legt gleichsam die wechselseitige Verflechtung von Raum und Leibempfinden offen: „Der Raum rückt uns IS

auf den Leib“. Hier kann das Moment des gleichsam Vertrauten wie Unvertrautem IS

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und damit das unheimliche angesiedelt werden: Söntgen stellt mit Merleau-Ponty TE S

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fest, dass die Gewissheit über die Körperlichkeit im vertrautem Sinne etwas TröstH T

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liches beinhalte, da die leibgebundene Orientierung eine sinnhafte EingebundenCO PY RI G

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CO PY RI G

heit ins Dasein verspricht. Im Toten Haus u r schlägt diese jedoch um in eine unheimliche, affektive Tonalität, da der Körper sich in der Leeren Hülle des Hauses nicht einrichten kann, gleichzeitig aber genau den Wunsch dazu verspürt, sich zu orientieren. Der Raum zwingt den Körper zu einer Beziehung und lässt ihn denID

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noch abprallen an seiner Materialität, sodass der Besucher keinen Halt in der zerA

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fließenden Existenz des Hauses findet.150 BY

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Busch sieht die unhintergehbare Passivität gegenüber der Wirksamkeit von RäuBY

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men als eine Art gewaltsame Heimsuchung des Raumes. Sie generiert ihr VerPY

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ständnis vom Pathischen in der Architektur, anders als Söntge vom dunklen Raum CO

her, den sie als vereinnahmend, durchdringend und opak bezeichnet. Im Gegensatz zum hellen Raum, der das in ihm befindliche Subjekt sowohl sichtbar als auch sehend macht, ist der dunkle Raum umhüllend, materieller und handgreiflicher. In ihm büßen wir einen großen Teil unseres Orientierungssinnes zugunsten der erfüllenden Raumstruktur ein: Man stelle sich beispielsweise das Szenario vor, 148 Vgl. Söntgen 2006, 140-143. 149 Vgl. Ebd. 150 Vgl. Ebd.

29


sich im Dunkeln in einem unbekannten Raum zu befinden – Halt suchend und tastend würde eher ein Platz an einer Wand, als in der Mitte des Raumes eingenommen. Die Körperbegrenzungen werden diffus. Busch sieht die Anziehung des Raumes hier als eine Gefahr für das Subjekt, das sich nach dem Raum als haltgebende Struktur verzehrt. Die fehlende Möglichkeit visuelle Distanz aufzubauen kann zu einem Gefühl der Durchmischung von Subjekt und Raum führen und letztlich zur Absorbierung des Subjekts.151 Auf pathologisch anmutendem Terrain ID

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zeichnet Busch nach, was bereits mit Helmhold in Kapitel 3.1 angesprochen wurRO

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de: Die Tonalitäten des Raumes können sich nicht nur im positiven Sinne des BY

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Wohnens als Schonen auf das in ihm befindliche Subjekt übertragen, sondern umH

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gekehrt ebenso das Subjekt in seiner Identität und seinem Selbstbewusstsein CO

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schwächen. Das dies nicht nur für Plätze an den verödeten Rändern der postindustriellen Kultur gilt, stellt u.a. Vidler fest: „Das Unheimliche entsteht an offensichtlich gemütlichen, äußerst normalen Orten.“ 152

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3.3 Die Beziehung zwischen Mensch, Ding und Raum

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Abschließend soll nun rückgreifend auf die Gedanken zur Mensch-Ding-BezieH T

TE S

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hung in Kapitel 2, die Wirkung des Raumes zusammengefasst werden, um den CO PY RI G

on in der Haft übertragen zu können.

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CO PY RI G

Gesamtkomplex Mensch-Raum-Ding im zweiten Teil dieser Arbeit auf die SituatiWohnraum als Schutzraum und Rückzugsort kann durch die Gewährleistung des privaten Ortes die sinnvolle Beziehung zwischen Menschen und Dingen fördern. ID

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Zum einen ist anzunehmen, dass die psychische Energie – die wie Kapitel 2.2.1 zu RO

ID IS

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entnehmen ist, begrenzt ist – je mehr auf die Dingbeziehung fokussiert werden BY

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kann, desto weniger sie dem Raum gewidmet werden muss. Ist der Raum an sich BY

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geeignet, die private Festung des Selbst aufrecht zu erhalten, kommt dies demRI

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CO PY

nach der idealen Transaktion, wie sie Csikszentmihalyi und Rochberg-Halton beCO

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schreiben, zugute. Zum anderen erlaubt ein hermetisch regulierbarer Mikrokosmos es dem Selbst, ein authentisches Normen- und Wertesystem zu entwickeln, welches teilweise frei, aber zumindest nicht immer abhängig ist, von den konventionalen Werten der Gesellschaft. Da sich diese Generierung positiv auf die Kultivation überträgt153, ist ein positiver Effekt für die Persönlichkeitsentwicklung zu 151 Busch o.D. 152 Vidler 2002, 21. 153 Vgl. hierzu Kapitel 2.2.3

30


vermuten. Kurzum: Ein Raum, in dem Wohnen im Sinne des Schonens stattfinden kann, unterstützt die Beziehung zu und den Umgang mit Dingen in positive Richtung. Etwas komplizierter verhält es sich bei der umgekehrten Wirkungsweise des Raumes: Räume, die wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben, in ihrer Wirkung negative Affekte des Unbewohnbaren hervorrufen, fordern permanent die (unbewusste) Aufmerksamkeit des in ihnen befindlichen Subjektes. Das kontinuID

IS

ierliche Bedürfnis zur Selbstausrichtung als Eigenschaft der Körper- und RaumRO

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wahrnehmung wird vom Raum verweigert, sodass das Subjekt in einer EndlosBY

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schleife des Orientierungsversuchs verharren muss. Das synästhetische Einrichten H

RI

T

G

H

T

BY

im Ordnungsschema Raum kann hier im extremsten Fall nicht stattfinden. CO

PY

CO

PY

RI G

An dieser Stelle sei die These aufgestellt, dass diese Absorbierung des Subjektes durch die negative affektive Raumeigenschaft nur über die Eröffnung eines zweiten Raumes, durch die Platzierung von Gegenständen, eine Verortung des Leibes IS

im Raum zulässt. Für das Mensch-Ding-Verhältnis hätte dies die Konsequenz, IS

RO U

M

ID

dass die ausgewählten Gegenständen der alltäglichen Umgebung immer auch als TE S

RO U

SA

M

ID

kompensatorische Verankerungen des Selbst, genauer gesagt, als Schutz spendenH T

TE S

BY

SA

de Hülle, die im Raum nicht gefunden wird, fungieren. Gleichsam spiegeln sie CO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

den materialisierten Versuch wieder, sich den Raum anzueignen, der dies verweigert.

Die überaus wichtige Rolle der Dinge in einem negativ gearteten Raum bestände somit in der Herstellung einer Pufferzone zwischen Raum und Leib. Mit ihrer MaID

IS

terialität versprechen sie scheinbar eine Option auf Erfüllung der VerortungssehnA

M

RO

ID IS

U M

sucht. Dies birgt allerdings eine Gefahr für die Persönlichkeitsentwicklung: Durch BY

SA

RO U

TE SS

ihre kompensatorische Fremdbestimmung wäre die Mensch-Ding-Beziehung anBY

RI G

H T

TE S

fällig dafür, zu einem arbiträren und nur auf Quantität ausgelegtem Verhältnis zu PY

RI

G

H

T

CO PY

werden. Nach dem Motto „Mehr hält mehr“ würden dann die umgebenden Dinge CO

in ihrer Masse zum willkürlichen Markieren der Verortungssehnsucht werden.

31


4 Der Haftraum als Ort der Mensch-Ding-Beziehung 4.1 Das Gefängnis als Heterotopie

IS

Gefängnisse sind Spiegel der Gesellschaft. Die ihnen zugrunde liegenden Prinzipien zeugen von dem jeweils vorherrschenden Menschenbild in einer Gesellschaft […] und geben Auskünfte über Humanität und Moral, die in einem Staatswesen, einer Gesellschaft gelten, über Macht und Einflussnahme, über Rechtsstaatlichkeit und Gesellschaftspolitik […].154

RO

U M

U

ID

M

IS

ID

Bei Yorck Förster und Arne Winkelmann liegt der Fokus ihrer Abhandlung über TE

SA

SS

A

RO

die Entwicklung forensischer Architektur stets auf den enthaltenen Anzeichen für H

T

BY

BY

TE S

das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Strafe. Auch in der vorliegenden Arbeit PY

CO

PY

RI G

H

RI

T

G

soll diese Beziehung beleuchtet werden, bevor der Haftraum im Einzelnen unterCO

sucht wird, denn das Verhältnis von Gesellschaft und Strafe bildet das Dispositiv in der dieser spezielle Raum seine Wirkung entfalten kann. Zellen, Verliese, Kerker – Räume zum Ein- und Wegsperren von Querulanten jegRO U

M

ID

IS

licher Art hatte es schon seit Anbeginn der Menschheit gegeben. Giovanni Battista TE S

RO U

SA

M

ID

IS

Piranesi veröffentlichte 1749 seine Stichfolge Invenzioni capric(ciosi) di Carceri, H T

TE S

BY

SA

in denen er seinen Visionen über ein unterirdisches Labyrinth aus Kerkern und H T

BY

CO PY RI G

Gefängnissen Ausdruck verlieh. (Vgl. Abb. 6).155 Die Vorstellung von GefängnisCO PY RI G

sen als dunkle, verworrene Gebilde, die das Dahinsiechen und nichts anderes für den Internierten vorsehen, haben wenig gemeinsam mit den mit neuester Technik versehenen Justizvollzugsanstalten, wie sie heute vielerorts vorzufinden sind. IS

Bis Ende des 16. Jahrhunderts diente die Inhaftierung meist der Nutzbarmachung RO

ID IS

U M

ID

des Individuums im Sinne einer ökonomischen Ressource und nicht dem Vollzug RO U

TE SS

A

M

einer Strafe.156 Im Zuge des aufkommenden Humanismus wurde von physischen BY

RI G

H T

TE S

BY

SA

Strafen im Rechtssystem Abstand genommen, wie Michel Foucault beschrieben

CO

PY

RI

G

H

T

CO PY

und untersucht hat.157 Der Raum als strafendes Mittel gerät immer mehr in den 154Yorck Förster und Arne Winkelmann, „Geschichte des Strafens und seiner Architektur“, in: Förster, Y. und die Hochschule Fakultät für Sozialwesen, Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009(a) ), 75. 155 Yorck Förster und Arne Winkelmann, „Typologien der Überwachung“, in: dies. (Hg.), Gewahrsam - Räume der Überwachung, Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main 2007 (Heidelberg: Kehrer Verl. 2007), S.42–100. 156 Förster und Winkelmann 2009(a), 75. 157 Michel Foucault, Überwachen und Strafen: die Geburt des Gefängnisses (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1977).

32


Mittelpunkt der Strafkonventionen. „Am Ende des 18. Jahrhunderts, zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist das düstere Fest der Strafe, trotz einigen großen Aufflackerns, im Begriff zu erlöschen“158. Durch Abschaffung der öffentlichen Folter, der Abbitte, des Prangers und anderen Vollstreckungsinstrumenten, wird das Strafen während des 18. und 19. Jahrhunderts in Europa sukzessive von den öffentlichen Straßen an verdeckte Ränder der Gesellschaft verlegt. Durch die gleichsam stattfindende Säkularisierung in Europa ist es nicht verwunID

IS

derlich, dass das erste Gefängnis des neuen Typs, wie Förster und Winkelmann es RO

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ID

M

IS

bezeichnen, ein ehemaliges Kloster war: Das Rasphuis in Amsterdam wurde 1596 BY

TE S

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als Zucht- und Arbeitshaus für Delinquenten eingerichtet. Im Sinne der calvinistiH

RI

T

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BY

schen Erwerbsethik wurden die Inhaftierten in dieser Institution nicht durch CO

PY

CO

PY

RI G

Zwangsarbeit bestraft, sondern die Arbeit galt ihrer Besserung, denn Müßiggang galt als Ursache für das deviante Verhalten (Vgl. Abb.7) . 159 Auch wenn die Geschichte des Gefängnisses als solches bis zum heutigen Stand IS

noch einen langen Weg vor sich hatte160, sind hierin bereits zwei wichtige MomenIS

RO U

M

ID

te enthalten, die auch heute noch Gültigkeit im Rechts- und Vollzugswesen haben: TE S

RO U

SA

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ID

Zum einen wird der Strafe ein positives Menschenbild zugrunde gelegt und zum H T

TE S

BY

SA

anderen ist die Strafe ausgerichtet auf das Zukünftige. Der Glaube an die BesseCO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

rungsfähigkeit eines Menschen befreit die Strafe vom rückwärts gerichteten Vergeltungs- und Sühnegedanken und eröffnet völlig neue Perspektiven im Umgang mit Straftätern. In den heute geltenden kriminologischen Grundlagentheorien zum Zweck und Sinn der Kriminalstrafe bilden die aufgezeigten Tendenzen wichtige ID

IS

Säulen und das Unterscheidungsmerkmal zwischen der absoluten und der relatiA

M

RO

ID IS

U M

ven Straftheorie. Die absolute Straftheorie beinhaltet den Vergeltungsgedanken BY

SA

RO U

TE SS

zur Wiederherstellung der Gerechtigkeit, entweder durch das Zufügen von Übel BY

RI G

H T

TE S

oder aber durch Wiedergutmachung des durch die Tat entstandenen Schadens. Die PY

RI

G

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CO PY

relative Straftheorie hingegen sieht den Sinn der Strafe in der Verhinderung künfCO

tiger Delikte, was durch präventives Einwirken auf den Täter (Spezialprävention) oder die Allgemeinheit (Generalprävention) erzielt werden soll. Um die Gesetzesstrafe legitimieren zu können, werden beide Theorien in der Vereinigungstheorie angewandt. Im geltenden deutschen Recht kommen die Anteile der relativen

158 Ebd., 15. 159 Vgl. Förster und Winkelmann 2009(a), 75. 160 Vgl. hierzu auch: Förster und Winkelmann 2007; Förster und Winkelmann 2009(a)

33


Theorie vornehmlich im Jugendstrafrecht161 zum tragen – hier steht dem Richter mit dem Jugendgerichtsgesetz162 ein ganzer Sanktionskatalog zur Verfügung. Das Erwachsenenstrafrecht hingegen wird durch das Strafgesetzbuch 163 geregelt, welches über 350 Paragraphen und 150 Seiten umfasst. Allein dieser Umfang macht deutlich, dass Strafen sich nicht nur nach wahr oder falsch, sondern vor allem nach Motiv und Ausmaß der Tat richtet. Strafvollzug als solches, hat sich durch diese Differenzierung zu einem hoch komplexen Konstrukt aufgebläht, welches in ID

IS

der Mehrheitsgesellschaft nur noch in der abstrakten Imagination stattfindet, denn RO

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ID

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IS

das Ausführen der Urteile ist vom Marktplatz an den Rand der Gesellschaft geBY

SA TE S

TE

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drängt worden und findet im Verdeckten statt. H

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Justizvollzugsanstalten sind Orte, in denen auf einer pragmatisch-zweckgebundeCO

PY

CO

PY

RI G

nen Ebene die Isolierung Verurteilter und meist deren Resozialisierungsversuch in die Gesellschaft stattfindet. Auf einer narrativ-symbolischen Ebene jedoch sind sie immer auch repräsentativ für die in ihnen manifestierten Vorstellungen der GesellIS

schaft und ihrer Werte, ebenso wie sie verankert sind in der Imagination: Jeder hat IS

RO U

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ID

beim Begriff des „Gefängnisses“ ein willkürlich geartetes Bild vor Augen, auch TE S

RO U

SA

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wenn man es nicht selbst gesehen hat. Die Hermetik und auch die meist außerhalb H T

TE S

BY

SA

gelegene Positionierung der Anstalten sprechen dabei für ein Motiv des VerdränCO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

gens der Kriminalität und ihren Auswüchsen. Foucault findet hierfür den Begriff der Heterotopie164. Das begriffliche Entlehnen aus der Medizin macht dabei Foucaults Denkweise deutlich, denn als „heterotop“ bezeichnet man solche Gewebestrukturen, die am falschen Platz sind, wie beispielsweise Geschwüre oder TumoID

IS

re.165 Das Gefängnis als heterotoper Raum negiert die Schwachstellen der GesellA

M

RO

ID IS

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schaft, indem der reale Raum des Gefängnisses durch hermetische Abriegelung BY

SA

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TE SS

und Auslagerung vom übrigen Raum der Stadt abgetrennt ist. Gleichzeitig bildet

PY

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CO PY

BY

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H T

TE S

er ein symbolisches Gegenlager zum konventionellen gesellschaftlichen Raum,

CO

161 Als Jugendlicher gilt, nach JGG §1(2), wer das vierzehnte, aber noch nicht das achtzehnte Lebensjahr abgeschlossen hat. Ausschlaggebend ist in jedem zu verhandelnden Fall das Alter des Straffälligen zum Tatzeitpunkt. Auch Heranwachsende, im Alter zwischen achtzehn und 21 können noch nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden, dies liegt im Ermessen des Jugendrichters. 162 JGG, am 04.08.1953 angefertigt und zuletzt am 15.10.2010 geändert, Bundesebene, URL: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/jgg/gesamt.pdf (Stand:10.11.2012) 163 StGB, am 15.05.1871 angefertigt und zuletzt am 25.06.2012, vorliegend in der Fassung vom 13. November 1998, URL: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/stgb/gesamt.pdf (Stand: 10.11.12) 164 Foucault 1967, 36–43. 165 Jürgen Hasse, Übersehene Räume: Zur Kulturgeschichte und Heterotopologie des Parkhauses (Bielefeld: transscript Verlag, 2007), 72.

34


indem er eine andere innere Ordnung verfolgt, die ein Gegenüber zur Gesamtgesellschaftlichen Situation darstellt. Eine Heterotopie folgt laut Foucault fünf verschiedenen Grundsätzen 166, die sich auch im Dasein der Justizvollzugsanstalt erkennen lassen: 1) Heterotopien sind ubiquitär in Gesellschaften.167 Gefängnisse gibt es auf der ganzen Welt und in verschieden gearteter Form schon seit Anbeginn ID

IS

der Menschheit. Das Gefängnis als Absonderungsort für gesellschaftsgeRO

U M

U

ID

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IS

fährdende Personen lässt sich in die Kategorie der „Abweichungs-HeteroBY

TE S

TE

SA

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A

RO

topie“ einordnen, die, so Foucault, Individuen beinhaltet, deren Verhalten H

RI

T

G

H

T

BY

abweichend ist von der Norm. CO

PY

CO

PY

RI G

2) Heterotopien transformieren sich im Laufe ihres Daseins adäquat zu der Veränderung ihrer Bedeutungssysteme.168 Die Art des Strafens und die forensische Architektur orientiert sich an den gegebenen gesellschaftlichen

ID M

IS

RO U

legt haben.

IS

Umständen, wie es Förster und Winkelmann 169, aber auch Seelich170 darge-

TE S

RO U

SA

M

ID

3) Heterotopien verorten mehrere Räume nebeneinander, die eigentlich unH T

TE S

BY

SA

vereinbar sind.171 Obwohl die Justizvollzugsanstalt von der MehrheitsgeCO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

sellschaft marginalisiert wird, ist sie dennoch ein in sich geschlossener Lebensraum, der für die Inhaftierten alle bisher frequentierten Räume in einem darstellt. Sie vereint je nach Perspektive Strafen und Leben.

4) Heterotopien sind an Heterochronien gebunden.172 Innerhalb des heterotoID

IS

pen Gefängnisses ist die Zeit einer der strafenden Mechanismen: Sie wird A

M

RO

ID IS

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stringent und minutiös eingeteilt und sichtbar gemacht und dient der DisziBY

SA

RO U

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plinierung der Inhaftierten. BY

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TE S

5) Heterotopien setzen ein System der kontrollierbaren Öffnung und SchliePY

RI

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CO PY

ßung voraus.173 Der Aufenthalt in einer Justizvollzugsanstalt ist nicht freiCO

willig. Es ist rechtlich und gesellschaftlich geregelt, welche Person, wann 166 Version von 1966 167 Foucault 1967, 40. 168 Ebd., 41. 169 Vgl. Förster und Winkelmann 2009(a) 170 Vgl. Andrea Seelich, „Bauliches Erbe – was nun? Die Auswirkungen der fehlenden Kontinuität in der Strafvollzugsarchitektur“, in: Forum Strafvollzug, Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, Heft 4, 2001, 207–215 171 Vgl. Foucault 1967, 42. 172 Vgl. Ebd., 43. 173 Ebd., 45.

35


und wie lange dort ihr Dasein fristet. Die gesellschaftliche Barriere manifestiert sich im massiven Mauerwerk, im Stacheldraht und Schleusen. Die hier aufgeführten Grundsätze geben Aufschluss über die Wirkungsweise heterotroper Räume im realen und symbolischen Raum. Im Falle der Justizvollzugsanstalt ist Architektur nicht nur indirekt zu den Mechanismen der Macht adäquat, sondern materialisiert auch Macht: Sie separiert und isoliert; sie bildet, mit den ID

IS

Worten Flades und Roths, einen soziofugalen Raum, der Menschen voneinander RO

U M

U

ID

M

IS

trennt.174 Ebenso unterscheidet sie in ihrer Durchlässigkeit ganz deutlich das PerBY

TE S

TE

SA

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RO

sonal von den Insassen, denn nur wer die entsprechenden Schlüssel hat, kann die H

RI

T

G

H

T

BY

massive Anzahl an Schließmechanismen kontrollieren und die Trennungen passieCO

PY

CO

PY

RI G

ren. Anschließend soll deshalb die Architektur des strafenden Raumes und seine Wirkung auf den internierten Leib genauer betrachtet werden. Dabei bilden die Eigenschaften der Heterotopie das Dispositiv, vor deren Hintergrund die folgenden IS

Ausführungen betrachtet werden müssen. IS

RO U

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Bevor die Wirkung von strafenden Räumen besprochen wird, soll die Frage nach TE S

RO U

SA

M

ID

dem Verhältnis von Gesellschaft und Strafe nun noch einmal konkret beantwortet H T

TE S

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SA

werden: Heute liegt der Sinn des Strafens vordergründig im Schutz der MehrheitsCO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

gesellschaft vor weiterem Übel. Wie eingangs beschrieben wurde, dient der Vollzug eines Urteils dazu, das abweichende Verhalten von Straftätern wieder zu normieren und diese so zu resozialisieren. Anzumerken ist dabei, dass die Wiederherstellung von Konformität auf einer Metaebene dem Erhalt des Gesellschaftsmo-

ID IS

U M

M

RO

RO U

TE SS

A

chen etikettiert.

ID

IS

dells dient, das Straftäter durch Festlegen von Norm und Abweichung erst als sol-

H G RI PY CO

4.2.1 Die Freiheitsstrafe

T

CO PY

BY

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H T

TE S

BY

SA

4.2 Formen und Wirkung von strafenden Räumen

Das Strafsystem richtet seinen Zugriff durch die Freiheitsstrafe auf die Seele des Internierten, um den Verlust eines Besitzes oder Rechts herbei zu führen. Dabei wird im Verfahren der Justiz nicht mehr nur über das Verbrechen an sich geurteilt. Mit dem Versuch Tatmotive zu rekonstruieren, Gutachten zu erstellen und zukünftige Gefahren auszumachen, wird auch über die Seele des Menschen und ihren 174 Flade 1987, 9–17.

36


Grad an Normalität, Anomalie, Schwäche, Unangepasstheit und Perversion geurteilt. Das Verbrechen stellt hierbei lediglich einen Anlass für das Strafen dar. 175 176 Auch wenn die körperlose Justiz die Seele als Ziel hat, kann diese nicht losgelöst von ihrem materiellen Sitz behandelt werden. Der Körper ist deshalb, wenn auch auf andere Weise, immer noch das Medium der Strafe. Foucault merkt diesbezüglich an:

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RO

RO

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M

IS

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Es bleibt also ein ¸peinlicherʼ Rest in den modernen Mechanismen der Kriminaljustiz – ein Rest, der nicht ganz überwunden wird, der aber immer mehr in ein Strafsystem des Körperlosen integriert wird. 177

BY

TE S

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Die punitiven Mechanismen, mit denen die Freiheitsstrafe verbunden ist, wirken RI G

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dementsprechend sowohl auf einer körperlichen, als auch auf einer seelischen CO

PY

CO

PY

Ebene auf die Internierten ein. Diese Mechanismen sollen im Folgenden, nach ihrer Wirkungsweise unterschieden, skizziert werden.178

IS

4.2.2 Hermetik

ID

IS

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Versucht man sich das Bild von einem Gefängnis vor Augen zu führen, so ist das TE S

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auffälligste, von außen ersichtbare Merkmal, die Hermetik, mit der eine VollzugsCO PY RI G

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anstalt gestaltet ist. Die Wirkung entspricht dem Sinn der Strafe, dem Verurteilten CO PY RI G

H T

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für einen festgelegten Zeitraum die Freiheit zu entziehen oder positiver formuliert: die Sicherheit der Gesellschaft zu gewährleisten, wie es auch auf der Internetseite der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf formuliert wird.

BY

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ID IS

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Die Außenmauer mit Pforte und Schleuse, sowie der innere Sicherheitszaun mit Alarmmanagement, bilden als äußeren Schutzring die technische Sicherheit. Innen gibt es weiteren Schutz durch Gebäude mit Manganstahlgittern und Welldraht.179

BY

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In Kombination mit der meist stadtrand-orientierten Lage, sendet die Architektur RI

G

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CO PY

hier das deutliche Signal der Marginalisierung und sozialen Unterdrückung im CO

PY

Sinne einer mahnenden Machtdemonstration. Betreten wird der Vollzugsapparat durch das Passieren unterschiedlicher Barrieren: Schranken, die durch Chip-Karten bedient werden müssen, personale Kontrollen, elektronisch verriegelte Schleu175 Vgl. Foucault 1977, 24–28. 176 Vgl. StGB §46 (Grundsätze der Strafzumessung) 177 Vgl. Foucault 1977, 25. 178 In diesem Kapitel, werde ich auch meine eigenen Erfahrungen in Justizvollzugs- und Arrestanstalten anbringen, s. Fußnote 12 179 Homepage JVA Köln-Ossendorf :. URL: http://www.jvakoeln.nrw.de/aufgaben/sicher/index.php, (Stand: 11.10.12), Hervorhebung: T.R.)

37


sen und schließlich eine Reihe von Gittertüren, die mittels eines Schlüssels geöffnet und unmittelbar nach dem durchqueren wieder abgeschlossen werden müssen.180 Auch innerhalb der Anstalten ist eine freie Bewegung selbst für das Personal nicht möglich, denn durch minutiöse Planung ist jeder Schritt vorausbestimmt, damit es logistisch nicht zu Problemen, wie beispielsweise dem Aufeinandertreffen von Inhaftierten, kommt. Die Haftanstalt ist nicht nur ein nach außen massiv abgegrenztes Monumentalbauwerk, sondern auch im Inneren wird durch unüberID

IS

windbare Barrieren und verschlossene Türen und Wege verhindert, den GesamtRO

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komplex im Sinne einer mentalen Landkarte181 zu erfassen. Das Subjekt bleibt der 182

CO

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ungewissen Umgebung ausgeliefert, ähnlich zu dem Besucher des Toten Haus u

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4.2.3 Deprivation

Bei Haftantritt vermischt sich die eben beschriebene Wirkung der fremden Umgebung mit der Wirkung der status-verdeutlichenden Aufnahmeprozedur, die am IS

RO U

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IS

Beispiel einer nachgestellten Szene aus der Justizvollzuganstalt Iserlohn 183 illusTE S

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triert werden soll. Der Neuzugang wird unter Aufsicht eines JustizvollzugsbeamH T

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ten zunächst in eine sogenannte Transportzelle begleitet, in der er allein auf die H T

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CO PY RI G

Weiterführung zum Kleidertausch warten muss. Die Transportzelle ist ein bereits CO PY RI G

gesicherter Raum, d.h. mit Stahltür und Gittern versehen und zudem nur spärlich bis gar nicht mit Mobiliar ausgestattet. Durch die hohe Frequentierung befinden sich an den Wänden eindeutige Spuren der vorher internierten Personen in Form ID

IS

von Einkerbungen und Ritzungen von Namen, Symbolen, Zeichen und BotschafRO

ID IS

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ten. Beim anschließenden Kleidertausch muss der Gefangene ohne genügenden BY

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Sichtschutz die persönlichen Kleider ab- und die Haftkleidung anlegen. 184 Mit der BY

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anstaltsüblichen Ausstattung wird er nun zu einem Aufnahmegespräch gebeten,

CO

PY

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CO PY

welches an einem hohen Pult geführt wird, das dem Beamten als Ablage seiner

180 Die Schilderung bezieht sich an dieser Stelle auf das Betreten der JVA Rockenberg, in der ich im Sommersemester 2010 im Rahmen eines Studierendenprojektes mit Inhaftierten gearbeitet habe. 181 Mit diesem Begriff ist sowohl die Verknüpfung von atmosphärischen als auch geografischen Orten zu einer individuell bedeutsamen Umgebung gemeint 182 Vgl. Kapitel3.2.2 183 Video „Neuzugang“ o.D. , Podknast, URL: http://www.podknast.de/flash_player/index.php? objId=11489943, (Stand: 11.10.12) 184 s. hierzu StVollzG §20 und JstVollzG (NRW) §26

38


Notizen dient. Nachdem Porträtfotos – frontal und im Profil – gemacht wurden, wird der Häftling von einem Justizvollzugsbeamten in seine Zelle geführt. Wie oben erwähnt soll das beschriebene Verfahren die zu internierende Person in den Mikrokosmos Justizvollzugsanstalt aufnehmen. Mit dem Ablegen der eigenen Kleidung ist er jedoch gezwungen nicht nur seine vestimentäre Hülle, sondern auch einen Teil seiner Identität abzugeben. Das Anlegen der Haftkleidung beinhal tet symbolisch den Abbruch der bisherigen Biografie als freier Mensch und das

RO

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Überstülpen einer normkonformen Identität, die ihn als Insasse etikettiert

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Auch in strafenden Systemen ist der jeweilige Umgang mit Textilien ein wichtiges Instrument. Das Auburn'sche Strafsystem im Staat New York entwickelte zu Beginn des 18.Jahrhunderts die gestreifte Häftlingskleidung als Mittel der Entindividualisierung und Anonymisierung, die lange den Topos der Gefangenenkleidung bestimmte.185

Der Moment der Nacktheit kann im psychologischen Sinne als einkalkulierbarer Effekt dieser Entindividualisierung gesehen werden. Das Durchlaufen der bauliID

IS

chen Gegebenheiten während der Aufnahme macht dabei den Status im neuen SA

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System deutlich: Der einschüchternde Transportzellenraum hinterlässt ein deutlich BY

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negatives Statement im Bezug auf das Eingesperrtsein, der nur rudimentär gegeBY

CO PY RI G

H T

TE S

bene Sichtschutz entblößt die Intimsphäre des Menschen und das für das AufnahCO PY RI G

H T

megespräch gewählte Pult kann als mobiliare Barriere gesehen werden, die die Statusgrenze zwischen Personal und Inhaftierten markiert. Ästhetisch wird hier an die Verurteilung vor Gericht angeknüpft, bei der der Richter oft erhöht und durch Mobiliar deutlich abgegrenzt das Urteil verhängt. Die Wirkung der hier stattfin-

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TE SS

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RO

unterstützt.

ID IS

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denden Deprivation wird insgesamt von der baulichen und mobiliaren Substanz

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Der Zusammenhang zwischen Grad der Deprivation und baulichen Gegebenheiten H

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lässt sich an einem weiteren Beispiel noch deutlicher nachvollziehen: Die ZellenCO

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typologie ist eindeutig determiniert durch Privilegien und Deprivation. Als Beispiel soll das System der Justizvollzugsanstalt Herford186 angeführt werden, die im Jugendstrafvollzug eine besondere Stellung einnimmt, da sie innerhalb NordrheinWestfalens die einzige Spezialabteilung für in der Haft gewalttätig gewordene inhaftierte Jugendliche besitzt. Den insgesamt rund 400 Jugendlichen wird versucht 185 Helmhold 2012, 99. 186 Schran, Peter, „Gewalt hinter Gittern“ (Erstausstrahlung: 08.05.12), WDR-Die Story, URL: http://www.ardmediathek.de/einsfestival/einsfestival/gewalt-hinter-gittern?documentId=10434480, (Stand: 10.05.12)

39


durch eine in den Privilegien absteigende Typologie von Zellenräumen zur Besserung zu verhelfen.187 Die Wirkungsmechanismen der Räume funktionieren dabei durch sukzessive Zunahme der sozialen und sensorischen Deprivation: Bei Auffälligkeiten in der Führung und Verstößen gegen die Hausordnung kann der betreffende Jugendliche zunächst vom Normaltrakt auf eine gesonderte Abteilung „A1“ innerhalb der Justizvollzugsanstalt verlegt werden. Durch den Entzug jeglicher Privilegien wird versucht, ihn zur Kooperation zu bewegen. Maßnahmen sind ID

IS

beispielsweise das Verbot von Fernseh- und Rundfunkgeräten in der Zelle, KonRO

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taktsperre und Verweigerung der gemeinsamen Essenseinnahme oder das WegBY

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nehmen der Matratze beim Versuch zu unerlaubten Zeiten zu schlafen. Ändert er H

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G

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sein unangepasstes Verhalten hier nicht, so kann er für eine an den Zweck der CO

PY

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Maßnahme gebundene Zeit in eine sogenannte Schlichtzelle kommen – schlicht kann hier im Sinne von schlicht ausgestattet gedeutet werden: Ein videoüberwachter Spezialraum mit gesichertem Mobiliar. Die letzte räumliche Instanz bildet IS

der sogenannte Besonders gesicherte Haftraum (BgH)(Vgl. Abb. 8) – dieser ist jeIS

RO U

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doch nicht als Disziplinar- sondern als Sicherungsmaßnahme definiert. Hier sind TE S

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alle Privilegien auf dem Nullpunkt. Ein videoüberwachter, gekachelter Raum H T

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ohne Fenster, der nur mit Kunstlicht und Klimaanlage ausgestattet ist und der neCO PY RI G

H T

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CO PY RI G

ben einen in den Boden eingelassenen Abort nur über eine abwaschbare Schaumstoffmatratze verfügt. „Die ,Nacktheit' des Raumes geht mit der Nacktheit des Häftlings einher […]“188, denn der Gefangene wird zudem meist nur mit Unterwäsche bekleidet oder gänzlich nackt interniert, um das Strangulationsrisiko bei auID

IS

toaggressivem Verhalten oder Suizidversuchen zu minimieren. Tritt autoaggressiA

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ves Verhalten dennoch auf oder muss der Inhaftierte gewaltsam eingesperrt werBY

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den, haben die Vollzugsbeamten als ultimo ratio die Möglichkeit den Insassen an BY

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im Boden befestigten Fesseln zu fixieren. Dabei ist der Grundsatz der Verhältnis-

CO

PY

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CO PY

mäßigkeit189 zu wahren, aber „dann geht nichts mehr!“ 190 191

187 Diese Maßnahmen innerhalb der JVA dienen zur Sicherung des Gefangenen, aber auch der Mitgefangenen und Bediensteten und legitimieren sich durch StGB §88 (Besondere Sicherungsmaßnahme) und StVollzG §196 (Einschränkung von Grundrechten) 188Helmhold 2012, 104. 189 Vgl. hierzu: JstVollzG (NRW) §86 190 Aussage Justizvollzugsbeamter der Sonderabteilung in der JVA Herford, in: Schran, Gewalt hinter Gittern 2012 191 s. hierzu auch JstVollzG JstVollzG §79 (Besondere Sicherungsmaßnahmen) und §81 (Fesselung); StGB §88 (Besondere Sicherungsmaßnahmen), sowie StVollzG §196 (Einschränkung von Grundrechten) und §103 (Disziplinarmaßnahmen);

40


Die aufgezeigte Abfolge von Räumen ist in ihrer repressiven Verschärfung proportional zum steigenden Grad der sozialen und sensorischen Deprivation192 zu sehen. Die Wirkung der einzelnen Räume wird dabei sowohl visuell als auch haptisch kontinuierlich so stark reduziert, dass das Internieren im BgH auch als Isolationshaft bezeichnet wird, die maximal 28 Tage dauern darf. 193 Ebenfalls ist an diesem Beispiel die Abstufung des Einsatzes von Kontroll- und Überwachungsmechanismen zu beobachten.

RO

U M

U

ID

M

IS

ID

IS

4.2.4 Disziplinierung und Überwachung

T

BY

BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

Nach §2 des StVollzG ist das Vollzugsziel folgendermaßen festgehalten:

CO

PY

CO

PY

RI G

H

RI

T

G

H

Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen. Der Vollzug der Freiheitsstrafe dient auch dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten.194

Ein übergeordnetes Ziel des Strafens ist demnach die Veränderung des zu BestraIS

fenden zum Besseren.195 Ein Mittel hierzu ist die Disziplinierung. Foucault illusID

IS

RO U

M

ID

triert seine Ausführungen über diese durch den Bezug zum Militär und beschreibt

H T

TE S

BY

SA

TE S

RO U

SA

M

die Formung der Soldaten des 18. Jahrhunderts wie folgt:

CO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

Aus einem formlosen Teig, aus einem untauglichen Körper macht man die Maschine, deren man bedarf; Schritt für Schritt hat man die Haltungen zurecht gerichtet, bis ein kalkulierter Zwang jeden Körperteil durchzieht und bemeistert und verfügbar macht und sich insgeheim bis in die Automatik der Gewohnheiten durchsetzt.196

Beim Soldaten ist es die Haltung und der Bewegungsablauf des Körpers, der peniID IS

U M

ID

IS

bel trainiert wird, um auf ihn einen fein abgestimmten Zwang abzubilden und so RO U

TE SS

A

M

RO

eine präzise Gewalt über den tätigen Körper ausüben zu können. Ziel dieses

BY

RI G

H T

TE S

BY

SA

Übens ist eine übergeordnete ökonomische Effizienz der Bewegung. 197

CO

PY

RI

G

H

T

CO PY

192 Es ist aber scharf abzugrenzen von der sensorischen Deprivation, die direkt am Körper straft, beispielsweise durch Masken, Ohrenschutz und Handschuhe, wie sie im Camp X-Ray eingesetzt wurden. Hier wird Sehsinn, Hörsinn und/ oder Tastsinn ausgeschaltet, um letztendlich das Vestibulärempfinden und den Gleichgewichtssinn auszuschalten und eine Flucht unmöglich zu machen. Der Körper löst hier den Haftraum ab – diese Maßnahmen gehören zur sog. Weißen Folter; vgl. hierzu: Winkelmann und Förster 2007, 99; Helmhold 2012, 115–117 193 Zum BgH, sowie Isolationshaft und ihre Folgen vgl. Ramona Knopp. „Haft und Disziplinierung“, in: Förster, Y. und die Hochschule Fakultät für Sozialwesen, Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), 149–158. 194 Vgl. StVollzG §2 (Stand: 10.11.12) 195 s. Kapitel 4.1 Spezialprävention 196 Foucault 1977, 173. 197 Vgl. Ebd., 174f.

41


Betrachtet man den üblichen Tagesablauf eines Strafvollzugsgefangenen 198, so wird deutlich, dass das disziplinierende Moment im Strafvollzug die Zeit ist. Durch die minutiöse Reglementierung des Tagesablaufs wird die Dauer eines Tages in sukzessive Abschnitte unterteilt, wobei jede Tagessequenz auf ein jeweiliges Endziel ausgerichtet ist – beispielsweise Nahrungsaufnahme, Produktivität oder Besinnung. Die zeitliche Engmaschigkeit der Tätigkeiten hat ihren Ursprung im Zeitreglement religiöser Orden, die ihre von Gott gegebene Zeit sinnvoll geID

IS

stalten wollten.199 Ziel der Disziplinierung ist die Herstellung einer völlig nutzbaRO

U M

U

ID

M

IS

ren Zeit und mehr noch: Die positive Ökonomie der Zeitnutzung strebt eine „theoBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

retisch endlos wachsende Zeitnutzung“200 an, bei der Müßiggang als verlorene H

RI

T

G

H

T

BY

Zeit angesehen wird.201 CO

PY

CO

PY

RI G

Eng verbunden mit der Disziplinierung des Leibes durch die Zeit ist die Form der Architektur. Foucault merkt hierzu an, dass die Disziplin das bauliche Abschließen eines Ortes, sowie die Parzellierung gemäß der zu besetzenden FunktionsstelIS

len erfordere.202 Daher befindet sich auch heute noch ein großer Teil der GefängIS

RO U

M

ID

nisse in ehemaligen Klöstern, Kasernen oder ähnlichen Gebäuden, die eine ideelle TE S

RO U

SA

M

ID

Struktur der Disziplinierung aufweisen.203 H T

TE S

BY

SA

Ziel der Zeiteinteilung im Strafvollzug ist aus pädagogischer Sicht die positive CO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

Wirkung einer festen Tagesstruktur auf den Gefangenen. Diese soll dem Gefangenen Halt und Sicherheit geben und somit zum Vollzugsziel204 der Resozialisierung beitragen. Darunter liegend sind es vor allem praktische Gründe, die für eine straf-

IS

fe Strukturierung sprechen:

TE S

BY

SA

RO U

TE SS

A

M

RO

ID IS

U M

ID

Die exakte Planung jedes einzelnen Tages ist immer dann notwendig, wenn mit möglichst geringem Aufwand, eine große Anzahl von Menschen geführt, geleitet und im Falle einer Haftanstalt kontrolliert und überwacht werden soll.205

T

CO PY

BY

RI G

H T

Durch die präzise Vorhersagbarkeit des Tagesablaufs ist sowohl die detaillierte

CO

PY

RI

G

H

Kontrolle, als auch die pünktliche Intervention auf ein abweichendes Verhalten 198 s. Anhang (a) 199 Foucault 1977, 192. 200 Ebd. 1977, 198. 201 Vgl. Ebd., 192–203 202 Vgl. Ebd., 181-187. 203 Vgl. Helmhold 2012, 113 204 Vgl. §2 StVollzG 205 Carola Ludwig, „Strukturierung des Halftalltags“, in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen, Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009(a) )

42


möglich, sodass Foucault hier von der „Besetzung der Dauer durch die Macht“ 206 spricht. Instrument zur Überprüfung der Verhaltensnormierung ist die totale Überwachung und indirekt damit verbunden die Architektur. Das anschaulichste und einflussreichste Beispiel für diese Verknüpfung ist das 1791 von Jeremy Bentham entworfene Panopticon (Vgl. Abb. 9; Abb.10). Im Zentrum der Anlage befindet sich ein verglaster Beobachtungsturm, von dem ID

IS

aus die strahlenförmig angeordneten Zelltrakte abgehen. Die Zellen reichen durch RO

U M

U

ID

M

IS

die gesamte Tiefe des Gebäudes und haben ein Fenster, welches nach innen zeigt, BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

aber auch eines, das nach außen gerichtet ist – so kann von beiden Seiten Licht H

RI

T

G

H

T

BY

einfallen. Die leichte vertikale Versetzung des Beobachterpostens, sowie der einCO

PY

CO

PY

RI G

geschränkte Lichteinfall, machen es dem Beobachter möglich, die Insassen in ihren von Gegenlicht durchfluteten Zellen zu beobachten, ohne dass er selbst gesehen wird.207 Foucault betitelt das Panopticon deshalb als „eine Maschine zur IS

Scheidung des Paares Sehen/Gesehenwerden“208. Durch die permanente Wirkung IS

RO U

M

ID

der Überwachung sollen sich alle Insassen zu jeder Zeit regelkonform verhalten, TE S

RO U

SA

M

ID

obwohl diese nur sporadisch erfolgt. H T

TE S

BY

SA

Die Konzeption des Panopticons beeinflusste, wenn auch nie in allen Details in CO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

die Praxis umgesetzt, die forensische Architektur nachhaltig. So werden auch heute noch viele Strafvollzugsanstalten in ihrer Anordnung ähnlich gestaltet, sodass von einer zentralen Kanzel alle Zellentüren einzusehen sind (Vgl. Abb. 11). 209 Der Effekt des Sichtbarmachens der Gefangenen durch zwei Fenster, ist dabei den ID

IS

technischen Errungenschaften der Videoüberwachung gewichen. Durch die EinA

M

RO

ID IS

U M

führung der technischen Beobachtung wurde nicht nur die von Foucault angesproBY

SA

RO U

TE SS

chene Trennung des Paares Sehen und Gesehenwerden vollzogen, sondern auch BY

RI G

H T

TE S

die Notwendigkeit der territorialen Gleichstellung von Sehendem und Gesehenem PY

RI

G

H

T

CO PY

überwunden. Alle Kameras in den besonders überwachten Zellenräumen und anCO

deren Räume, als auch in Fluren und der Außenfassade – die ironischerweise dem Beobachter durch das Fenster einen schemenhaften Einblick in das Zelleninnere 206 Foucault 1977, 209. 207 Vgl. Förster und Winkelmann 2007, 67–70. 208 Foucault 1977, 259. 209 Vgl. zum Beispiel die 1930 erbaute Zentrale der JVA Mannheim in Yorck Förster, „Überwachungstechnik“, in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen, Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009 ), 201-211.

43


gewähren und ästhetisch so wieder an das Benthamsche Schattentheater 210 – können von einer Überwachungszentrale gesteuert und eingesehen werden. Die Distanz des Blickes und die Ergänzung des menschlichen Auges durch die Videokamera hat massive Folgen für die forensische Architektur und ihre Wirkung: „Räumlich gesehen ist der JVA-Strafvollzug […] das Gegenteil von Piranesis Fantasie in den Carceri, in dem die Masse der Gefangenen sich selbst überlassen werden in unterirdischen Raumvolumen.“211 Der Körper des Gefangenen ist im ID

IS

modernen Gefängnis exponiert, die totale Überwachung wird durch eine lückenloRO

U M

U

ID

M

IS

se Kontrollkette von Kameras, Bewegungs- und Wärmemelder, durch FassadenBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

detektoren und Lebendkontrollen212 betrieben. Steigerbar ist sie nur noch durch H

RI

T

G

H

T

BY

die Weiterführung direkt am Körper – durch zugelassene Erkennungsdienstliche transparent gemacht werden.

CO

PY

CO

PY

RI G

Maßnahmen213 kann auch dieser in seinen messbaren Daten dokumentiert und so Auch die Gestaltung des Haftraumes ist der Observierung geschuldet: Nach § 19 überwachen

ID

konstant

zu

können

verlangt

einen

„faltenlosen

IS

RO U

M

leistung

IS

(2) des StVollzG ist die Übersichtlichkeit des Haftraumes zu wahren. Die Gewähr-

TE S

RO U

SA

M

ID

Raum“214(Vgl. Abb. 12). Mit der Übersichtlichkeit geht die ubiquitäre Limitierung H T

TE S

BY

SA

und Reduzierung im Interieur einher. Die Grundausstattung einer Haftzelle ist soCO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

mit lediglich auf die Primärbedürfnisse des Menschen ausgerichtet: Die Justizverwaltungsvorschrift (NRW) ergänzt den § 144 des StVollzG 215, sodass jedem Häftling in einer Einzelzelle in Nordrhein-Westfalen mindestens 22 Kubikmeter Luftraum und eine Fensterfläche von mindestens einem halben Quadratmeter zuID

IS

gesichert werden.216 Als Lebensraum dient dem Gefangenen in der Praxis meist A

M

RO

ID IS

U M

ein einräumiger Haftraum, in dem die Funktionsbereiche Nahrungsaufnahme, BY

SA

RO U

TE SS

Schlafen, Notdurft baulich nicht separiert sind. Diese de-privatisierende Wirkung BY

RI G

H T

TE S

des Raumes steigert sich in Mehrpersonenzellen, denn hier muss sogar der intims-

CO

PY

RI

G

H

T

CO PY

210 Vgl. die oben beschriebene Wirkung der beiden Fensterscheiben, die das Subjekt in Schemenhafter Figur sichtbar machen 211 Helmhold 2012, 114. 212 In Augenschein nehmen der Gefangenen durch Justizvollzugsbeamten, das von Angesicht zu Angesicht geschieht oder bei hoher Frequenz auch tw. durch den Blick durch den Türspion in die Zelle ersetzt wird. 213 § 76 JstVollzG NRW, 214 Helmhold 2012, 113. 215 § 144 StVollzG regelt die Ausgestaltung der Hafträume. Hierin heißt es das der Haftraum „hinreichend Luft und für eine gesunde Lebensführung ausreichend mit Heizung und Lüftung, Boden- und Fensterfläche ausgestattet“ sein muss. 216 Rechtsverordnung des Justizministeriums NRW vom 11.11.1976, Justizverwaltungsvorschriften online, http://www.jvv.nrw.de/anzeigeText.jsp? daten=247&daten2=Vor : (Stand 15.11.2012)

44


te Moment des Toilettengangs zumindest olfaktorisch, teilweise auch visuell mit den Mitinsassen geteilt werden.217 Die bauliche Einschränkung wird in der Ausstattung weitergeführt – Helmhold beschreibt den Haftraum als „Behälterraum“, der in seiner Ausgestaltung vorformuliert, keine oder nur wenig Responsivität zwischen Körper und Raum zulässt. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass Faltenlosigkeit im deutschen Strafsys-

IS

tem als Strafmittel eingesetzt wird:

T

G

H

T

BY

BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

RO

U M

U

ID

M

IS

ID

Faltenlosigkeit wird im deutschen Strafsystem auch als Strafmittel eingesetzt: das Tragen von Anstaltskleidung und damit der Verlust eines eigenen KleidungsKörpers, das Fehlen von Teppichen, Gardinen, Tischtextilien oder Wandbehängen oder Tapeten.

PY

CO

PY

RI G

H

RI

Helmhold hebt in ihren Ausführungen über das Raumempfinden besonders die CO

Qualität des Textilen als Pufferzone zwischen Raum und Leib hervor. Es wäre jedoch verkennend das Textile nur als Mittel zum Zweck zu etikettieren. Helmhold macht dies deutlich, indem sie von „textiler Architektur“218 spricht und dieser, IS

RO U

M

ID

IS

durch ihre mediale Korrespondenz mit dem Leib, die Position einer „subversiven TE S

RO U

SA

M

ID

Gegenarchitektur einer Moderne, die das Auge bedient und die Muskeln vergessen H T

TE S

BY

SA

hat“219, zukommen lässt. Das Fehlen von Polsterungen führt auch im Haftraum zu H T

BY

CO PY RI G

einer unzureichenden Befriedigung dieser Muskelgefühle, sodass Helmhold davon Wohlgefühl“220 arbeitet.

CO PY RI G

ausgeht, dass die strafende Pädagogik mit einer „Unterdosierung von Es ist deutlich geworden, dass die de-privatisierende Funktionalität von HafträuID

IS

men, sowie die in ihnen herrschende Limitierung und Reduzierung, lediglich RO

ID IS

U M

Oberflächenerscheinungen des darunterliegenden Systems aus Überwachung, DisRO U

TE SS

A

M

ziplinierung und damit auch der Machtausübung sind. Gleichzeitig verhindern BY

RI G

H T

TE S

BY

SA

diese das Einrichten des Leibes im Raum. Die Haftzelle kann als architektonische

4.3. Das Wohnbedürfnis im Haftraum

CO

PY

RI

G

H

T

CO PY

Manifestation dieser Mechanismen gesehen werden und wirkt somit strafend.

Nachdem die strafende Wirkung von Hafträumen, sowie die dahinter stehenden Mechanismen und ihr phänotypisches Bild dargestellt wurden, bleibt nun die Fra217 Helmhold 2012, 118. 218 Ebd., 9. 219 Ebd. 220 Helmhold 2012, 18

45


ge zu beantworten, ob der Haftraum als möglicher Wohnraum bezeichnet werden kann, bevor das darin eingebundene Mensch-Ding-Verhältnis betrachtet werden kann. Unter Berücksichtigung der im vorangegangenen Kapitel beschriebenen Gegenbenheiten in der Haft, kann die Vorstellung von Wohnen, wie sie in Kapitel 3.1 dargestellt wurde, im Haftraum nur sehr rudimentär bis gar nicht stattfinden. Die Schutzfunktion der Wohnung ist in ihrer statischen Form des Rückzugsortes durch ID

IS

die totale Überwachung in der Haft aufgehoben. Ebenso stört die totale ÜberwaRO

U M

U

ID

M

IS

chung in Kombination mit der erzwungenen Limitierung, die dynamische FunktiBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

on des territorialen Schutzes221: Die freie Entfaltung der persönlichen Eigenart H

RI

T

G

H

T

BY

scheint kaum möglich, was durchaus als einkalkuliertes Element im DisziplinieCO

PY

CO

PY

RI G

rungssystem angesehen werden kann. Die allgegenwärtige Möglichkeit, dass das Personal die Schwelle der Zelle und damit auch die Schwelle zur Privatheit überschreitet, sowie die regelmäßige Durchsuchung der Zelle führt zu einer massiven IS

Verschiebung von Privatheit und Öffentlichkeit. Additiv hierzu wirkt die sensoriIS

RO U

M

ID

sche und soziale Deprivation auf den internierten Leib, sodass die im Kontext des TE S

RO U

SA

M

ID

Schonens angeführten Wohnbedürfnisse nach Sicherheit, Schutz aber auch soziaH T

TE S

BY

SA

ler Zugehörigkeit im Haftraum nur sehr schwer zu realisieren sind. Auch das BeCO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

dürfnis nach Vertrautheit und Kontinuität, welches unsere Wohnumwelt gleichsam spiegelt und formt222, bleibt durch den Haftraum als solchen unerfüllt. Die Ausrichtung der territorialen Festsetzung auf die zu verbüßende Straftat und die verordnete Besinnung auf ein angepasstes zukünftiges Ich, verlangen einen Bruch

ID IS

U M

M

RO A

kaum möglich.

ID

IS

mit der bisherigen Identität und ein Weiterführen der vertrauten Biografie ist

BY

SA

RO U

TE SS

Wohnen ist in der Haft folglich nur möglich, wenn sich die Wohnbedürfnisse im BY

RI G

H T

TE S

Verhältnis zur Umgebung relativieren. Jürgen Hasse stellt in seiner Studie 223 über

CO

PY

RI

G

H

T

CO PY

das Wohnen an verdeckten Rändern der Gesellschaft fest:

221 Unterscheidung der Schutzfunktion nach Kruse; vgl. Flade 1987, 18. 222 Vgl. Kapitel 2.3 und 3.1 223 Unter dem Titel „Unbedachtes Wohnen“ versucht Jürgen Hasse das konventionelle Wohnen durch die Erforschung gesellschaftlicher Randgebiete dem gedanklichen Diskurs zugänglich zu machen. Hierzu führt er auch eine Fallstudie zum Thema „Wohnen im Gefängnis“ an; vgl. Hasse 2009, 46-70.

46


Auch im Raum des Gefängnisses werden von den Gefangenen Spielräume erschlossen, die die Frage nach dem Wohnen in der Haft in einen besonderen Rahmen stellen, der zwar mit dem normalen Wohnen in Freiheit nicht verglichen werden kann, gerade deshalb aber auf minimale Lebensäußerungen Wohnender aufmerksam machen.224

Folgend führt er als Ergebnis seiner Fallstudien die Ausdrücke des Wohnens unter den Extrembedingungen der Haft auf: a) Territorialisierungen IS

b) Konstituierung ritualisierender Ordnungsstrukturen im unmittelbaren perRO

U M

U

ID

M

IS

ID

sönlichen Raum TE

SA

SS

A

RO

c) Aneignung des Zellenraumes (des gesamten Gefängnisterritoriums) H

T

BY

BY

TE S

d) Herstellung sozialer Beziehungen zu Mitgefangenen PY

CO

PY

RI G

H

RI

T

G

e) Bildung einer Subsprache CO

f) Abgeschnittenheit des Wohnens vom Wandern225 Der Haftraum als territorialer Bezugspunkt fördert Hasses Betrachtung nach die Minimalanforderungen zu Tage, die einen Wohnenden von einem bloßen Besetzer RO U

M

ID

IS

des Raumes unterscheiden. TE S

RO U

SA

M

ID

IS

Auch Helmhold sieht keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen Wohnbedürf-

BY

CO PY RI G

H T

TE S

BY

SA

nissen der Häftlinge und der Inbesitznahme der Wohnung im Freien:

CO PY RI G

H T

Beseitigen von Wohnspuren früherer Bewohner, an Wänden oder Fußböden, Streichen, Tapezieren, Verlegen von neuem Bodenbelag, Anbringen persönlicher Zeichen, Ausstatten der Funktionszonen […] Bodenbelag und Funktionszonen können im Haftraum nicht verändert werden, aber der Raum kann territorial mit persönlichen Zeichen besetzt und die Spuren der Vorgänger verdeckt werden.226

U M

ID

IS

Diese territorialen Besetzungsstrategien, wie Helmhold die von ihr beschriebene TE SS

A

M

RO

ID IS

Inbesitznahme des Haftraumes nennt, entsprechen dem von Hasse angeführten BY

SA

RO U

Ausdruck des Wohnens in Form von Territorialisierung (a), Konstituierung ritualiT

CO PY

BY

RI G

H T

TE S

sierender Ordnungsstrukturen (b) und Aneignung des Raumes (c). Aus den ErPY

RI

G

H

kenntnissen der beiden Autoren schlussfolgernd sei an dieser Stelle die These aufCO

gestellt, dass Häftlinge trotz des massiven äußeren Widerstands versuchen, sich in ihrer Haftzelle wohnend einzurichten. Anzeichen hierfür sind insbesondere die Markierung ihres Haftraums durch das persönliche Dinginventar.

224 Jürgen Hasse 2009, 69. 225 Vgl. Ebd. 226 Helmhold 2012, 118.

47


4.4 Zwischenfazit Der Haftraum ist ein extremes Beispiel für den Einfluss negativer Raumwirkung auf den Leib. Bereits in Kapitel 3.2.2 wurde die kompensatorische Tendenz der Mensch-Ding-Beziehung in einem unheimlichen Raum vermutet. Übertragen auf das im Haftraum stattfindende Verhältnis der Insassen zu ihrer materiellen Kultur, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die Verortungssehnsucht des Leibes im Raum dieses Verhältnis beherrscht. Auf einer ganz elementaren Ebene zeigt sich M

IS

ID

IS

jedoch, dass der Gebrauch von Dingen die einzige Option ist den Haftraum als abSS

A

RO

RO

U M

U

ID

sichernde Wohnumwelt der Identität zu gestalten. BY

TE S

TE

SA

In einem letzten Schritt soll diese Ambivalenz durch eine Identifizierung und KaRI G

PY

CO

PY

CO

den.

H

RI

T

G

H

T

BY

tegorisierung einzelner relevanter Territorialisierungsstategien konkretisiert wer-

5 Die Verwendung der Dinge im Haftraum

ID

IS

RO U

M

ID

IS

5.1 Gesetzliche Limitierung des Inventars TE S

RO U

SA

M

Wie bereits in Kapitel 4.2.2 beschrieben, hängt der Umfang des im Zellenraum BY

CO PY RI G

H T

TE S

BY

SA

befindlichen Inventars vom Typ der Zelle ab und reicht von einer SchaumstoffmaCO PY RI G

H T

tratze im BgH bis zu einem komplett eingerichtetem Wohnzimmer in der Sicherungsverwahrung227. Gleichzeitig wird durch die Typologisierung der verschiedenen Hafträume deutlich, dass das Inventar in der Haft als Privileg anzusehen ist und somit auch eine Momentaufnahme des Insassenstatus' im strafenden System U M

ID

IS

darstellt.

RO U

TE SS

A

M

RO

ID IS

Die persönliche Ausstattung des Standardhaftraumes wird durch §19 StVollzG TE S

BY

SA

(Ausstattung des Haftraumes durch den Gefangenen und sein persönlicher Besitz)

RI

G

H

T

CO PY

BY

RI G

H T

geregelt, in dem es heißt:

CO

PY

(1) Der Gefangene darf seinen Haftraum in angemessenem Umfang mit eigenen Sachen ausstatten. Lichtbilder nahestehender Personen und Erinnerungsstücke von persönlichem Wert werden ihm belassen. 227 Hierbei ist anzumerken, dass die Sicherungsverwahrung erst nach verbüßen der Haftstrafe beginnt, d.h. einer anderen Reglementierung unterliegt. Die Räume, in denen die Sicherungsverwahrten untergebracht sind gleichen aufgrund von logistischen Problemen jedoch überwiegend den gängigen Hafträumen – dieser Umstand muss nach mehreren Gerichtsurteilen auf Landesebene aktuell geändert werden. Ehemaligen Insassen stehen mind. 20 Quadratmeter, eine Kochnische und eine Nasszelle zu.; vgl. hierzu http://www.sueddeutsche.de/politik/gerichtsurteil-mit-folgen-fuenf-quadratmeter-mehr-fuersicherungsverwahrte-1.1229215 ; (Stand: 15.11.12)

48


(2) Vorkehrungen und Gegenstände, die die Übersichtlichkeit des Haftraumes behindern oder in anderer Weise Sicherheit oder Ordnung der Anstalt gefährden, können ausgeschlossen werden.228

Die Übersichtlichkeit der Hafträume ist, wie in Kapitel 4.2.4 deutlich geworden ist, dem Mittel der Überwachung geschuldet. Diese findet nicht nur visuell statt, sondern §84 StVollzG sieht die Durchsuchung der Gefangenen und ihrer Hafträume durch einen Justizvollzugsbeamten – im Frauenvollzug von einer Justizvollzugsbeamtin – ausdrücklich vor. U

ID

M

IS

ID

IS

Seit 2002 wird deshalb das Verfahren der sog. REFA-Zeitwertstudie 229 in einigen SA

SS

A

RO

RO

U M

Bundesländern auch auf die Justizvollzugsanstalten übertragen. Dazu werden alT

BY

BY

TE S

TE

len Gegenständen im Haftraum Punkte zugeordnet, gemessen an der aufgewandPY

RI G

H

RI

T

G

H

ten Zeit der Durchsuchung. Das Höchstmaß an Punkten, das ein Haftraum und CO

PY

CO

sein Inventar erreichen darf, wird dabei in der jeweiligen Hausordnung der Anstalt festgelegt. Die Hausordnung der Justizvollzugsanstalt Mannheim sieht beispielsweise für die Durchsuchung einer Einzelzelle 1950 Punkte (3 Stunden und 15 MiM

ID

IS

nuten) vor. Davon werden 462 bereits von den baulichen Gegebenheiten und anSA

M

ID

IS

RO U

staltseigenem Mobiliar verschlungen. Weitere 380 Punkte werden für AusrüsBY

SA

TE S

RO U

tungsgegenstände wie Gefangenenkleidung und Wäsche veranschlagt und ganze BY

CO PY RI G

H T

TE S

43 Punkte für die Durchsuchung des nackten Körpers. 3 Punkte entsprechen dabei CO PY RI G

H T

18 Sekunden, die zum Beispiel für die Durchsuchung einer langen Unterhose berechnet werden. Für die persönliche materielle Kultur des Häftlings bleiben in diesem Beispiel also noch etwas über 1100 Punkte. Diese sind schnell erreicht, betrachtet man beispielsweise die Punktezahl für einen DIN-A4 Ordner mit 250 RO

ID IS

U M

ID

IS

Blättern (82), ein Fotoalbum (38) oder eine Spielesammlung (27) Punkte. Da der RO U

TE SS

A

M

Gefangene die Pflicht hat bei der übersichtlichen Gestaltung seines Haftraumes H T

TE S

BY

SA

mitzuwirken, muss er bei Überschreitung der Gesamtpunktzahl selbstgewählte H

T

CO PY

BY

RI G

Gegenstände mit der entsprechenden Punktzahl herausgeben (Vgl. Abb.13) 230. CO

PY

RI

G

Simone Mark und Shirin Navaei merken schlussfolgernd eine Verschiebung im Wert des Inventars an: Selbstverständliche Dinge des Alltags in Freiheit werden 228 Vgl. StVollzG §19 229 System der Arbeitszeitmessung, 1926 entwickelt durch den Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung, bei dem der durchschnittliche zeitliche Umfang von Arbeitsabläufen einem Punktewert zugeordnet wird – 6 Sekunden bilden dabei die Grundeinheit von einem Punkt; vgl. Simone Mark und Shirin Navaei, „Privatheit und Lebensraum Zelle“, in: Förster, Y. und Hochschule Fakultät für Sozialwesen, Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), 167. 230 Vgl. Mark und Navaei 2009, 167.

49


durch ihre Punkte-verschlingende Eigenschaft zu wertvollen Gegenständen in der Haft, während andere Dinge, die in Freiheit ohne weitere Beachtung als Zugehörig zur eigenen Person empfunden werden, gar nicht zulässig sind. Sie benennen den Zustand des Dinginventars in der Haft als „erzwungene Verarmung“ 231. Wie vielschichtig der Umgang mit Dingen, trotz der massiven äußeren Einschränkung im Haftalltag dennoch aussieht, soll im folgenden Kapitel illustriert werden. Die vorgenommene Kategorisierung der dabei sichtbar werdenden Strategien ID

IS

dient dabei als selbstgewählte Schematisierungshilfe und ist nicht als starr abzuRO

U M

U

ID

M

IS

grenzende Schablone für die einzelnen Gebrauchsmuster zu sehen. Des Weiteren BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

konzentrieren sich die folgenden Ausführungen auf Verwendungsstrategien, die H

RI

T

G

H

T

BY

im besonderen Verhältnis zum strafenden Raum stehen. Diese sind aber nicht als nung des Raumes zu beantworten.

CO

PY

CO

PY

RI G

ausschließlich anzusehen, sollen jedoch ausreichen, um die Frage nach der Aneig-

ID

IS

5.2 Strategien der Aneignung des Haftraumes

TE S

RO U

SA

M

ID

IS

RO U

M

5.2.1 Rohe Raumaneignung

H T

TE S

BY

SA

Als Manifestation des Strafens232 verweigert sich der Haftraum fast jeglicher AnH T

BY

CO PY RI G

eignung, besonders wenn die Internierungszeit nicht auf eine längere Verwahrung CO PY RI G

der Gefangenen ausgerichtet ist, wie beispielsweise im Polizeigewahrsam oder in der Abschiebehaft233. Da die zeitliche Limitierung und die besonderen Umstände ein Einrichten mit persönlichen Dingen nicht erlauben, provozieren die klinischen IS

Bedingungen des strafenden Raums234 hier eine rohe und teilweise zerstörerische RO

ID IS

U M

ID

Reaktion der Internierten: die Raumgestaltung wird direkt an der Bausubstanz RO U

TE SS

A

M

vorgenommen (vgl. Abb. 14). In diesem Zusammenhang geht es weniger um die BY

RI G

H T

TE S

BY

SA

wohnliche Aneignung des kurzfristigen territorialen Bezugsortes, als um den AbRI

G

H

T

CO PY

bau von Stress- und Anspannungssymptomen. Die faltenlose, glatte Wand wird als CO

PY

Entladungsfläche für die psychisch belastende Situation verwendet. 231 Mark und Navaei 2009, 166. 232 Vgl. Kapitel 4.2.1 233 Die Abschiebungshaft unterliegt den jeweiligen Innenministerien der Länder und ist deshalb besonders geregelt. Abschiebungshäftlinge verbringen i.d.R. zwischen zwei bis vier Monate in der Hft bevor sie abgeschoben werden. Freizeitpädagogische Angebote und ähnliches decken nur wenige Stunden der Haftwoche ab, sodass die Häftlinge die meiste Zeit in ihrer Zelle auf die Abschiebung warten; vgl. Förster und Winkelmann, „Abschiebungshaft in Mannheim“; in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen (Hg.), Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009(b)), 223f. 234 Vgl. Helmhold 2012, 100.

50


Dabei sind verschiedene Techniken zu unterscheiden: das Malen –in Ermangelung von Stiften häufig mittels Feuerzeug und Ruß – das Kratzen mit spitzen Gegenständen, aber auch das collageartige Bekleben der Wände mit Wasser, Zahnpasta und Zeitschriften. Als Zeitvertreib hat hier der Umgang mit Dingen eine eskapistische Funktion, die ein kurzzeitiges Flow-Erlebnis235 ermöglicht. Dabei entstehen laut Yorck Förster und Arne Winkelmann Ausdrücke persönlicher Wünsche, Bedürfnisse und Erfahrungen, die teilweise nur einfach, teilweise aber auch sehr deID

IS

tailliert und kunstvoll ausfallen können. Häufige Motive sind beispielsweise NaRO

U M

U

ID

M

IS

men von Herkunftsländern, Städten oder Dörfern, sowie Schriftzüge in unterBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

schiedlichen Sprachen, religiöse und politisch-nationale Symbole, aber auch FrauH

RI

T

G

H

T

BY

enbildnisse – sie geben, gemäß Förster und Winkelmann, biografische Einblicke CO

PY

CO

PY

RI G

in Herkunft, Gesinnung oder Wünsche. Besonders im häufig vorgefundenen Wandkalender manifestiert sich jedoch die ambivalente Situation der Abschiebehäftlinge: Er vereint den eskapistischen Ausdruck von der Sehnsucht nach Freiheit IS

und den Wunsch nach Anschluss an die Realität gleichermaßen. 236 Insgesamt ist IS

RO U

M

ID

der gewählte Umgang mit den Dingen ein Anzeichen für die Ausnutzung des einTE S

RO U

SA

M

ID

zig gebliebenen Weges sich in der situativen Ohnmacht als handelndes Subjekt

H T

BY

CO PY RI G

H T

TE S

BY

SA

wahrzunehmen und so den Raum partiell zum eigenen zu machen. CO PY RI G

5.2.2 Polstern

Die materielle Situation in einer Justizvollzugsanstalt gestaltet sich aufgrund ihrer längerfristigen Ausrichtung grundlegend von den vorangegangenen BeschreibunID

IS

gen der Abschiebehaft und den Arresträumen. Durch die Dauer der Haftzeit von RO

ID IS

U M

bis zu 15 Jahren ist die Fluktuation in den einzelnen Hafträumen nicht so hoch, BY

SA

RO U

TE SS

A

M

dementsprechend kann ein Einrichten auch über materielle Kultur im Sinne von BY

RI G

H T

TE S

persönlichen Gegenständen stattfinden. Zudem unterliegen dem Umgang mit dem RI

G

H

T

CO PY

Haftraum, sowie dem anstaltseigenem Inventar, Vorschriften der jeweiligen HausCO

PY

ordnung der Justizvollzugsanstalt. Die Grundausstattung darf vom Häftling nicht verändert und auch nicht durch selbstgebasteltes Mobiliar erweitert werden – die Markierung der Zellenwände durch bemalen oder ähnliches, hätte haftinterne Konsequenzen, wie sie in Kapitel 4.2.2 beschrieben wurden.

235 Vgl. Kapitel 2.2.2 236 Vgl. Förster und Winkelmann 2009 (b), 226.

51


Aber auch hier verweigern der Haftraum, sowie das Mobiliar und deren Pflege-Instruktion – ohne Hilfsmittel – ein Einbinden in eine potentielle persönliche Umwelt und führen den disziplinierenden Charakter der Anstalt fort. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist der Stuhl als einzig zugelassenes Sitzmöbel. Mit sanfter Gewalt überträgt der Stuhl durch das Sitzen seine Form auf den Leib. Die körperliche Haltung ist durch die kulturelle Omnipräsenz dieses Möbels so sehr antrainiert, dass sie durch den gewöhnlichen Gebrauch zu einer inneren wird. 237 Ein ID

IS

Stuhl verlangt eine aufrechte Haltung und damit die partielle Anspannung des RO

U M

U

ID

M

IS

Körpers – mit sanfter Gewalt überträgt sich die Disziplinierung und der Gedanke BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

der nutzbar gemachten Zeit.238 Ein Sessel würde umgekehrt die Möglichkeit zu H

RI

T

G

H

T

BY

Komfort und Müßiggang bereitstellen und ist deshalb nicht vorgesehen. Den beCO

PY

CO

PY

RI G

wusst sparsamen Einsatz von körperreagiblen Materialien merkt auch Helmhold an:

ID

IS

RO U

M

ID

IS

Damit wird im System von Strafen und Disziplinieren ein Wissen um Muskelgefühle, um Komfort und Interieur ex negativo erkennbar und dokumentiert sich im Stuhl […]239 TE S

RO U

SA

M

Um dieser Formung entgegen zu wirken benötigt der Insasse Dinge um einen BY

CO PY RI G

H T

TE S

BY

SA

Zwischenraum zwischen seinem Körperschema und dem Raumschema zu schafCO PY RI G

H T

fen. Helmhold hebt in diesem Zusammenhang das Potential von Textilien hervor. Textilien können Mobiliar verdecken, welches in seiner Erscheinung nicht formbar ist, ohne es zu zerstören, beispielsweise in Form einer Tischdecke (Vgl. Abb.15), aber viel mehr noch können sie mit ihrer polsternden Eigenschaft einen U M

ID

IS

Resonanzkörper für den Halt suchenden Leib im nackten Raum der Strafe bieten. RO U

TE SS

A

M

RO

ID IS

Und dies nicht nur auf der somatogenen Ebene der Muskelgefühle, sondern durch

BY

RI G

H T

TE S

BY

SA

ihre besonderen Eigenschaften vor allem auch auf einer emotionalen:

CO

PY

RI

G

H

T

CO PY

Affektpolitisch spielen Textilien in der Leiberfahrung und in Alltagsroutinen, aber auch in der Erinnerungsarbeit und Ritualen eine große Rolle. Textilien intensivieren Hauterfahrungen, prägen Nutzergewohnheiten und speichern Gerüche und Spuren für situative Erinnerungen.240

Textilien können Speicher für persönliche Erinnerungen der Häftlinge sein und vermögen es auf verschiedenen Sinneskanälen diese auch wieder anzuregen. Ne237 Vgl. Boehe und Selle 1986, 19-23. 238 Vgl. Kapitel 4.2.3 239 Helmhold 2012, 119. 240 Helmhold 2012, 97.

52


ben den anstaltseigenen Polsterungen, meist bloß Matratze und Kissen, finden sich deshalb häufig Textilien in Form von Gardinen und Tischdecken im Inventar der Gefangenen (Vgl. Abb. 16). Textilien tragen aber nicht nur haptisch oder visuell zur Markierung der eigenen Wohnumwelt bei: auch olfaktorisch können sie durch ihre besondere Speichereigenschaft zu einem Schutzraum beitragen. Dies illustriert eine kleine Anekdote aus der JVA Rockenberg sehr deutlich: Zwei Insassen kauften für ihre Zelle immer genügend Waschmittel und betupften damit die ID

IS

Gardinen und die Tischdecke, um unangenehme Gerüche zu überdecken und so RO

U M

U

ID

M

IS

auch auf dieser Sinnesebene einen eigene Geruchssphäre einzurichten. 241 BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

Textilien mildern durch ihre körperreagible und haptisch weiche Eigenschaft, soH

RI

T

G

H

T

BY

wie durch ihre schallisolierende und Geruch speichernde Eigenschaft, die strafenCO

PY

CO

PY

RI G

de Wirkung der Räume ab, indem sie ihnen das Unheimliche im Sinne des Unbewohnbaren stückweise nehmen und dem Leib einen Resonanzkörper bieten. Sie sind damit Zeichen der Aneignung des Raumes oder, mit Helmhold gesprochen, IS

eine territoriale Besetzungsstrategie. Da sie quantitativ allerdings nur sehr sparIS

RO U

M

ID

sam in der Haft eingesetzt werden, kann erst in Ergänzung anderer Strategien des

TE S

BY

SA

TE S

RO U

SA

M

ID

Umgangs mit Dingen der Haftraum tatsächlich bewohnbar gemacht werden.

H T

BY

CO PY RI G

H T

5.2.3 Sammeln CO PY RI G

Das quantitative Sammeln als „Horten“ ist den Inhaftierten aufgrund des Übersichtlichkeitsgebotes in der Haftzelle untersagt.242 Dennoch zeigt der Umgang mit dem persönlichen Inventar im Haftraum grundlegende Parallelen zum Vorgang

RO U

TE SS

A

M

RO

ID IS

U M

deren ihr Speichern.

ID

IS

des Sammelns: Zum einen das Zusammentragen von Gegenständen und zum an-

PY

RI

G

H

T

CO PY

BY

RI G

H T

TE S

BY

SA

Menschen, die zusammentragen und speichern schauen in der Regel über den Moment hinaus, verlängern ihre Gegenwart materiell und ideell in eine überwiegend ungewisse Zukunft hinein.243 CO

Während der Haft unterscheidet sich der angesprochene Zweck des Sammelns nicht grundlegend vom Sammeln in der Freiheit. Auch im Haftraum wird durch das Zusammentragen von Gegenständen eine persönlich bedeutungsvolle Umwelt generiert, die jedoch nicht durch ihre Quantität ihre Wirksamkeit entfaltet, son241 Eigene Erfahrung im Rahmen des Studierendenprojektes JVA Rockenberg SS 2010 242 Vgl. Mark und Navaei 2009, 168–169. 243 Hans P. Thurn, „Menschen als Sammler“, in: Paust, B. und Thurn, H.P. (Hg.), SammelArten – Aspekte der Aneignung in Kunst und Kultur, Moyländer Diskurse zu Kunst und Wissenschaft, Bd. 02 (Oberhausen: Athena-Verl., 2009), 9–26.

53


dern durch ihre Qualität der materiellen Wahrhaftigkeit und Dauer dem Inhaftierten seine Bedeutsamkeit im gleichformenden System spiegelt. In diesem Sinne ist es eine ideelle Sammlung.244 Wie in einer Art Wunderkammer245 wird der unüberschaubare Makrokosmos im Mikrokosmos des Haftraumes abgebildet (Vgl. Abb. 17). Die ausgewählten Gegenstände sollen jedoch nicht, wie in den Wunderkammern der Spätrenaissance, die Weltgüter in ein ästhetisch angeordnetes Gesamtkunstwerk verwandeln, sonID

IS

dern im Haftraum wird vor allem die persönliche Weltansicht der Inhaftierten RO

U M

U

ID

M

IS

sichtbar, mit den individuellen Werten, Interessen, Vorlieben und Wünschen. Es BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

werden Gegenstände ausgewählt und zusammengetragen, die ein Stück der unerH

RI

T

G

H

T

BY

reichbaren Außenwelt im Haftraum materialisieren. CO

PY

CO

PY

RI G

Durch das Einbinden in den Sammelkontext des Haftraumes verschiebt sich die Bedeutungszuordnung des Gegenstandes. In der Vielfalt der Gegenstände der Wohnumwelt teilte sich der einzelne Gegenstand ein Dasein unter seines GleiIS

chen, durch die erzwungene Limitierung in der Haft wird er jedoch zu einem beIS

RO U

M

ID

sonderen und herausstehenden Ding. Die Einzigartigkeit der Gegenstände wird TE S

RO U

SA

M

ID

verstärkt durch ihre Platzierung im Haftraum: Durch Aufhängen oder Anrichten

H T

BY

CO PY RI G

H T

TE S

BY

SA

nehmen sie meist prominente Stellen in Raum ein. CO PY RI G

5.2.4 Aufhängen

Das Pendant zu den in der Arrestzelle und Abschiebehaft beschriebenen Wandgemälden ist in der Justizvollzugsanstalt das Aufhängen von beispielsweise Postern, ID

IS

Bildern, Aufhängen von Bannern oder Flaggen, oder Fotografien (Vgl. Abb.18). RO

ID IS

U M

Das Aufhängen ist eine legitime Form, die kahle und faltenlose Wand mit der eiBY

SA

RO U

TE SS

A

M

genen Symbolhaftigkeit zu markieren. Auch das an die Wand angebrachte Papier BY

RI G

H T

TE S

oder Textil hat aber nicht bloß die Funktion die nackte Zellenwand darunter zu RI

G

H

T

CO PY

verbergen: Es ist eine Art Augenzauber – es zeigt etwas Unberührbares und FerCO

PY

nes, bei gleichzeitiger Helligkeit und Nähe. 246

Egal, ob es einen Strand in der Südsee, eine erotische Fotografie (Vgl. Abb. 19), eine amerikanische Flagge oder einen Verwandten abbildet – es zeigt einen Bild244 Bettina Paust, „Sammler ohne Sammlungen“, in: Paust, B. und Thurn, H.P. (Hg.), SammelArten – Aspekte der Aneignung in Kunst und Kultur, Moyländer Diskurse zu Kunst und Wissenschaft, Bd. 02 (Oberhausen: Athena-Verl., 2009), 39. 245 Marion M. Ruisinger, „Der Mensch als Primärkontext: Sammeln in der Medizin“, in: Paust, B. und Thurn, H.P. (Hg.), SammelArten – Aspekte der Aneignung in Kunst und Kultur, Moyländer Diskurse zu Kunst und Wissenschaft, Bd. 02 (Oberhausen: Athena-Verl., 2009), 93–102. 246 Vgl. Boehe und Selle 1986, 37.

54


ausschnitt von etwas Ersehntem. Die eskapistische Funktion eines solchen Fensters in die imaginierte Welt durchbricht die strafende Wirkung, indem es bei Aufmerksamkeitszuweisung durch seine verdeckende Eigenschaft den tatsächlichen Raum ausblendet. Auf der Ebene der Raumaneignung ist das Aufhängen und Anbringen von Gegenständen, besonders auch durch die prominente Platzierung, also durchaus als eine stückweite Aneignung des Raumes anzusehen oder mit den Kategorisierungen Hasses247 – entsprechend Kategorie (c) – als rudimentärer AusID

IS

druck des Wohnens einzuordnen. Es bleibt allerdings bei einer gewissen SchauRO

U M

U

ID

M

IS

fenstersituation, denn haptisch können die teilhabesehnsüchtigen SymbolgegenBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

stände hier durch ihre zweidimensionale Oberfläche nicht zu einer Satisfaktion

RI G PY CO

CO

PY

oder Sehnsüchten attribuiert.

H

RI

T

G

H

T

BY

führen, sondern sie bleiben auf eine visuelle Weise mit affektiven Erinnerungen

5.2.5 Anrichten Im Gegensatz zur Schaufenstersituation des Aufhängens können Gegenstände IS

RO U

M

ID

IS

beim Anrichten und Drapieren auch haptisch erfahren werden. Durch die HausTE S

RO U

SA

M

ID

ordnung der jeweiligen Justizvollzugsanstalt ist das Platzieren der persönlichen H T

TE S

BY

SA

Gegenstände meist schon vorgegeben. So heißt es in der Hausordnung der JustizH T

BY

CO PY RI G

vollzugsanstalt Mannheim beispielsweise, dass keine Dinge unter dem Bett und CO PY RI G

auf dem Boden, sondern nur in und auf den dafür vorgesehenen Möbeln platziert werden dürfen.248

Das Anrichten von beispielsweise Fotografien, Büchern, Plüschtieren, religiösen ID

IS

Relikten und Ähnlichem ist ebenso wie das Aufhängen eine Art des SichtbarmaRO

ID IS

U M

chens Ich-repräsentierender Gegenstände (Vgl. Abb. 20)249. Anders als bei der staBY

SA

RO U

TE SS

A

M

tischen Befestigung an der Wand ist hier ein dynamischer und aktiver OrdnungsBY

RI G

H T

TE S

prozess von Nöten: Die Dinge werden in einen individuellen Bedeutungskontext RI

G

H

T

CO PY

und in Beziehung zueinander gebracht, sodass ein einzigartiges Ensemble ensteht. CO

PY

Auch hier kann die visuelle Präsenz dieser Zusammenstellung positive affektive Emotionen auslösen. Durch die Flexibilität des Aufstellens können Gegenstände jedoch auch in die Hand genommen werden und so mehrsinnig erfasst werden. Ein Beispiel hierfür ist der Sicherheitsverwahrte Klaus A. aus der Justizvollzugs-

247 Vgl. Kapitel 4.3 248 Vgl. Mark und Navaei 2009, 169. 249 Vgl. Kapitel 2.2.1

55


anstalt Tegel (Vgl. Abb. 21).250 Er baut die Erinnerungen an die Ausflüge mit seiner Enkelin zu einer Art Schrein auf: Fahrkarten zwischen Plüschtieren, daneben Broschüren der besuchten Orte und Gemaltes der Enkelin – Während Klaus A. über die verschiedenen Bezüge berichtet, nimmt er die Gegenstände immer wieder in die Hand und befühlt diese, als ob er ihre und damit auch seine wahrhaftige Existenz prüfen möchte. Das Anrichten ist von den verschiedenen Techniken im Umgang mit dem persönID

IS

lichen Inventar am stärksten dem bereits angeführten Sammeln in einer WunderRO

U M

U

ID

M

IS

kammer zuzuordnen. Durch die Entnahme aus dem Primärkontext und HinzufüBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

gen zur eigenen Zusammenstellung entsteht eine persönliche Ordnungsstruktur, H

RI

T

G

H

T

BY

die den einzelnen Gegenstand sakralisiert. Das Sammeln und Anrichten der GeCO

PY

CO

PY

RI G

genstände kann hier als Möglichkeit der Gegenwarts- und Zukunftsbewältigung gelten, das durch die Aufrechterhaltung des Vergangenen die ungewisse gegenwärtige und zukünftige Existenz des Selbst verdrängt. Die konservierende FunktiIS

on des Sammelns251 wird ergänzt durch das Anrichten als archivierendes OrdIS

RO U

M

ID

nungssystem, welches das Flüchtige dauerhaft im Leben des Inhaftierten instalTE S

RO U

SA

M

ID

liert. Johannes Bielstein sieht hierin, in Anlehnung an Nietzsche, jedoch auch eine H T

TE S

BY

SA

Gefahr: Das Sammeln könne durch das Gegenwärtighalten von Vergangenem CO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

zwar helfen, aber gleichzeitig auch belasten, denn Neues würde immer in die ehrfürchtig aufrecht erhaltenen Muster eingeordnet. 252 Die Installation eines eigenen Ordnungssystems im Raum ist ein starker Indikator für dessen Aneignung. Die Halt gebende Struktur ist dabei nicht nur bei der InstalID

IS

lation spürbar, sondern durch neu-, um-, wiedersortieren kann der Gefangene die A

M

RO

ID IS

U M

Pflege der bedeutsamen Gegenstände und damit die psychische Pflege wiederhoBY

SA

RO U

TE SS

len.253 Vor allem nach einer Durchsuchung des Haftraumes, die auch die schützenBY

RI G

H T

TE S

de Hülle des Privateigentums durchbricht, kann ein Neuanordnen und Zusammen-

CO

PY

RI

G

H

T

CO PY

stellen die persönliche Habe auch wieder in den Besitz des Insassen überführen.

250 Norbert Siegmund, „Wegsperren für immer?“, in: WDR – Dokumentation: Die Story, (Erstausstrahlung: 18.06.12), URL: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2012/06/18/die-story.xml ; (Stand: 17.07.12) 251 Johannes Bilstein, „Kinder als Sammler“, in: Paust, B. und Thurn, H.P. (Hg.), SammelArten – Aspekte der Aneignung in Kunst und Kultur, Moyländer Diskurse zu Kunst und Wissenschaft, Bd. 02 (Oberhausen: Athena-Verl., 2009), 31. 252 Vgl. Ebd., 31f. 253 Vgl. Kapitel 2.2.1

56


Insgesamt sind die vier unterschiedenen Strategien legitime und deshalb auch sichtbare Strategien, die in ihrer gegenseitigen Ergänzung den Haftraum mit einem persönlichen Zeichensystem markieren. Deshalb sind sie als Wohnbarmachung des negativ getönten Affektraumes zu deuten. Der Umgang mit Dingen generiert den vertrauten Schutzraum für das Subjekt, welcher der Haftraum durch seine strafende Wirkung nicht sein kann, denn die Platzierung der Gegenstände kennzeichnet den Raum als solchen. Durch Dinge lassen sich Funktionsbereiche ID

IS

visuell markieren und annähernd vertraut herrichten; damit geben Gegenstände RO

U M

U

ID

M

IS

dem Leib die Möglichkeit sich einzurichten. Gegenstände sichern das Selbst auf BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

territorialer Ebene. Dass die Zelle mit ihrem Inventar auch als schützender Raum

RI G PY CO

CO

PY

die folgend angeführt werden soll.

H

RI

T

G

H

T

BY

wahrgenommen werden kann, zeigt eine letzte Strategie im Umgang mit Dingen,

5.2.6 Bricolage Der aus Claude Levi-Strauss' ethnologischen Untersuchungen über die Völker des IS

RO U

M

ID

IS

Amazonasgebietes entlehnte Begriff der Bricolage254 soll hier für ein besonderes TE S

RO U

SA

M

ID

Phänomen des heimlichen Umgangs mit Dingen verwendet werden. H T

TE S

BY

SA

Dem Französischen Wort bricolage entspricht im Deutschen die Übersetzung H T

BY

CO PY RI G

Bastelei.255 Die Bastelei beinhaltet die Technik des Herauslösens von Gegenstängen zu einem neuen Zweck.

CO PY RI G

den aus ihrem normativen Verwendungskontext und das innovative ZusammenfüIn der Haft finden sich eine Vielzahl solcher von Häftlingen angefertigter BasteID

IS

leien (Vgl. Abb. 22; Abb. 23; Abb. 24). Durch Unterschlagen von alltäglichen GeRO

ID IS

U M

brauchsgegenständen, wie beispielsweise Essbesteck, Geschirr oder ArbeitswerkBY

SA

RO U

TE SS

A

M

zeugen und Hinzugabe von Gegenständen aus der legalen persönlichen Habe, BY

RI G

H T

TE S

werden heimlich Dinge hergestellt, die meist zum Fluchtzweck oder aber zur RI

G

H

T

CO PY

komfortableren Gestaltung der Haftbedingungen angefertigt werden. Durch akriCO

PY

bisches Sammeln und Zusammenfügen von scheinbar harmlosen Gegenständen entstehen so die verschiedensten Arten von Gerätschaften, wie beispielsweise Sägen, Ausbruchswerkzeuge und Dietriche, Seilrollen und Strickleitern, Waffen,

254 Claude Levi-Strauss, Das wilde Denken (Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verl. 1973) 255 Online Wörterbuch LEO, URL: http://dict.leo.org/frde? lp=frde&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&sectHdr=on&spellToler=&search=bricolage (Stand: 20.11.2012)

57


Verstecke für andere Gegenstände, elektrische Geräte, Destillierapparate – die Liste wäre endlos zu füllen und fortzusetzen.256 Da die Gegenstände in ihrer zusammengebastelten Form nicht dem legalen Häftlingsinventar zugehören und häufig eine Gefahr für Gefangene und Personal darstellen, hat das Finden gravierende Konsequenzen für den Insassen, sodass die Gegenstände während ihrer Bearbeitung und auch nach Fertigstellung im Heimlichen verwahrt werden müssen. Diese verborgene Handlung findet deshalb meist ID

IS

im Schutz des Haftraumes statt, in dem sich die Inhaftierten sicher genug fühlen, RO

U M

U

ID

M

IS

um das Risiko entdeckt zu werden einzugehen. Auch hier scheint die etymologiBY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

sche Nähe von heimlich, geheim, verheimlichen und Geheimnis zum Heim, als H

RI

T

G

H

T

BY

schutzgebende Umwelt, nicht willkürlich: heimlich – also im verborgenen des CO

PY

CO

PY

RI G

Heims vollzogen, kann die Bastelei den Haftraum als territorialen Bezugspunkt identifizieren. Gleichsam kann im Gegensatzpaar heimlich vs. unheimlich257 das Indiz vermutet werden, dass der Haftraum nach Installation eines persönlich beIS

deutsamen Zeichensystems an seiner unheimlichen Wirkung verliert. IS

RO U

M

ID

Dem Häftling dient der unkonventionelle Umgang mit den Gegenständen, neben TE S

RO U

SA

M

ID

der Intention der Anfertigung eines bestimmten Produktes, auch der Vertreibung H T

TE S

BY

SA

der Monotonie des Haftalltags258 und hat somit auch eine eskapistische Funktion. CO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

Während des Bastelns entgeht er der totalen Überwachung einen Moment lang, verschafft sich somit die Möglichkeit autonom zu Handeln. 5.3 Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung

ID

IS

Die verschiedenen Strategien der Aneignung des Haftraumes verdeutlichen, dass RO

ID IS

U M

die Inhaftierten insgesamt sehr bewusst und aufmerksam mit Dingen, besonders BY

SA

RO U

TE SS

A

M

ihrer persönlichen Habe, umgehen. Durch die erzwungene Verarmung, werden die BY

RI G

H T

TE S

einzelnen persönlichen Gegenstände nobilitiert und kontemplative Dinge können RI

G

H

T

CO PY

zu Aktionsgegenständen werden, wie das Beispiel des Sicherungsverwahrten CO

PY

Klaus A. und seine haptische Überprüfung259 anschaulich macht. Die in die Gegenstände investierte psychische Energie und die in ihnen realisierte Ordnungsstruktur können Katalysatoren zur Bindung und Lenkung der Aufmerk256 Vgl. Arne Winkelmann, „Objekte heimlicher Fertigung“, in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen (Hg.), Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), 198. 257 Vgl. Kapitel 3.2.2 258 Winkelmann 2009, 193. 259 Vgl. Kapitel 5.2.5

58


samkeit des Betrachters in Richtung angenehmer Gedanken sein, sodass die attribuierten affektiven Reaktionen ausgelöst werden. Als Ich-repräsentierende Zeichen fördern sie den Prozess der Selbstreflexion und vermögen dabei das Selbst auf der identifikatorischen Ebene gegen die äußerlich wirksame Deprivation260 ein Stück weit zu sichern. Durch ihre Platzierung im Haftraum spenden die persönlichen Gegenstände biographische Kontinuität, indem sie fortführend die Werte, Wünsche und Interessen symbolisieren, die bereits vor der Inhaftierung maßgebID

IS

lich für das Subjekt waren. Sie mildern demnach die persönlichkeitsformende RO

U M

U

ID

M

IS

Wirkung des strafenden Systems, welches auf die Veränderung der gefangenen BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

Seele ausgerichtet ist.261 Gleichsam können die Dinge im Haftraum aber nicht nur H

RI

T

G

H

T

BY

eine rückwärts gerichtete Selbsterhaltung ermöglichen: Der durch sie angestoßene CO

PY

CO

PY

RI G

Vorgang der Selbstreflexion kann vor allem auch auf zukünftige Ziele262 ausgerichtet sein. Diese sind, im Gegensatz zum bloßen Überstülpen normkonformer Veränderungen des Strafsystems, jedoch selbst generiert. IS

Die besondere ästhetische Beziehung263 und Zielgerichtetheit des Umgangs mit IS

RO U

M

ID

Gegenständen der Haft, zeigt sich besonders in den heimlichen Techniken und soll TE S

RO U

SA

M

ID

hier am Beispiel des eingangs beschrieben Verhaltens der rohen Raumaneignung, H T

TE S

BY

SA

verdeutlicht werden. Der Umgang mit den Dingen geht über das bloße WahrnehCO PY RI G

H T

BY

CO PY RI G

men hinaus in eine unkonventionelle Verwertung über. Dadurch werden intrinsische Eigenschaften des Objektes berücksichtigt und während der Bearbeitung, beispielsweise der Wand, bekommt der Inhaftierte durch die entstehenden Veränderungen des Materials eine permanente direkte Rückmeldung, von der jeder ID

IS

Strich oder jede Einritzung ihn ein Stück näher zum unmittelbaren Ziel der FertigA

M

RO

ID IS

U M

stellung bringt. Es findet ein autotelisches Erleben entsprechend der Flow-ErfahBY

SA

RO U

TE SS

rung264 statt. Aber auch nach Fertigstellung kann der Hersteller noch die geladene BY

RI G

H T

TE S

Energie zurückgewinnen, denn das entstandene Symbol ist nicht nur Zeuge für PY

RI

G

H

T

CO PY

seine Existenz im Sinne des model of, sondern meldet ihm auch seine Existenz zuCO

rück als model for und zwar in der Form, in der er sich sehen möchte – beispielsweise als einer gewissen Nationalität zugehörig und nicht als in Deutschland gescheiterte Existenz. Die Selbstreflexion ist somit zielgerichtet. 260 Vgl. Kapitel 4.2.3 261 Vgl. Kapitel 4.2.1 262 Vgl. Kapitel 2.2.3 263 Vgl. Kapitel 2.2.3 264 Vgl. Kapitel 2.2.2

59


Das Bemalen und Einritzen der Wände dient auf einer personalen Ebene dem Abbau von Spannungen und der Bestätigung der Existenz und der Wichtigkeit des Selbst. Auf der sozialen Intentionsebene hat der Umgang mit Dingen in dieser Haftform eine integrierende Wirkung, denn das Angefertigte erscheint im Kontext aller Zeichnungen, Ritzungen, Gemälde, Sprüche, Phrasen: Es ist zu vermuten, dass sich die Spuren aller Internierten durch die hohe Fluktuation in den Hafträumen addieren, sodass sie über den Internierungszeitraum und damit über die perID

IS

sönliche Beziehung des Erstellers hinaus, auch eine Wirkung auf die folgenden RO

U M

U

ID

M

IS

Häftlinge haben – im repressiven System der Strafe wäre ein solidarisierender BY

TE S

TE

SA

SS

A

RO

Einfluss naheliegend, der die Inhaftierten auf einer sozialen Ebene in größere H

RI

T

G

H

T

BY

Sinnzusammenhänge einbindet. CO

PY

CO

PY

RI G

Insgesamt wird deutlich, dass Dinge neben der territorialen Beschützung des Selbst durch das Spenden von Vertrautem, dem Inhaftierten auch auf personaler Ebene die Möglichkeit für eine selbstreflektive Tätigkeit geben. Diese kann soIS

wohl zielgerichtet, als auch rückblickend absichernd sein. Der Gedanke der AmbiIS

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valenz einer Mensch-Ding-Beziehung, aufgrund von kompensatorischen EigenTE S

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schaften zur territorialen Absicherung265, hat sich demnach nicht bewahrheitet – H T

TE S

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durch die Limitierung der persönlichen Habe wird fast jede Beziehung zu GegenCO PY RI G

H T

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CO PY RI G

ständen in der Haft exklusiv, sodass hier weniger die Gefahr einer blinden Verortungswut durch ein arbiträres Zeichensystem besteht – wie sie vermutlich in Freiheit unter diesen Umständen die Folge wäre. Im Gegenteil kann sogar eine ideale Kultivation in der Haft stattfinden, wie das Beispiel der rohen Raumaneignung geID

IS

zeigt hat. A

M

RO

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Insgesamt hat die materielle Kultur des Häftlings eine besonders wichtige FunktiBY

SA

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on im Haftraum. Dieser ist nicht auf die biografische Kontinuität des Insassens, BY

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sondern auf ein Abtrennen seiner bisherigen Persönlichkeit ausgelegt, um ihn zu PY

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CO PY

einem normkonformeren Mitglied der Gesellschaft zu formen. Das persönliche InCO

ventar in der Haftzelle bietet dem Selbst durch seine Vertrautheit und Bedeutsamkeit zumindest partiell einen Ausweg aus dieser haltlosen Situtation. Es bietet dabei nicht nur die Möglichkeit einer Fortführung biographisch vertrauter Muster, sondern im Sinne der Kultivation auch die Generierung eines zukünftigen Ichs – deshalb ist der Umgang mit Dingen vor allem auf der Ebene der psychischen Ak-

265 Vgl. Kapitel 4.4

60


tivität ein Bereich in dem das internierte Subjekt sich trotz der äußeren Einschränkung, als aktiv und autonom erleben kann.

6 Fazit und Ausblick Um ein abschließendes Fazit und eine Antwort auf die grundlegende Frage der Raumaneignung zu formulieren, soll zunächst eine rückblickende Zusammenfassung der einzelnen Erkenntnisse vorangestellt werden. ID

IS

In Kapitel 2 wurde zunächst festgestellt, dass der Mensch Dinge benötigt, um sein RO

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Selbst spiegeln und dadurch bewusst reflektieren und ausrichten zu können. BY

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Durch Aufmerksamkeitszuweisung wird psychische Energie in das Fokusobjekt H

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investiert, die bei einer integrierten Aufmerksamkeitszuweisung zurückgewonnen CO

PY

CO

PY

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werden kann. Dies ist die Grundlage für die sogenannte Kultivation. Durch den Umgang mit Dingen entwickelt sich so die Persönlichkeit im Sinne von psychischem Wachstum und Dinge sind demnach sowohl Abbild des Selbst, als auch IS

Prägeform für dessen weitere Entwicklung. Dabei werden Ziele auf verschiedenen IS

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Ebenen des Selbst sichtbar, von denen vor allem die personale Ebene für eine terTE S

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ritoriale Aneignung des Raumes durch Dingkultur spricht: Auf der personalen H T

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Ebene der Zielbildung geben Dinge dem Selbst eine Rückmeldung über seine CO PY RI G

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Existenz, indem sie seine Bedeutung in der Umwelt vervielfältigen. Die Wohnung stellt eine massive Zentrierung dieser ich-repräsentierenden Bindungen dar. Deshalb wurde in Kapitel 3 zunächst die Relation zwischen Raum und Leib beim Wohnen untersucht und festgestellt, dass der Wohnraum nur als Schutz- und ID

IS

Schonraum die Wohnbedürfnisse des in ihm befindlichen Subjektes erfüllen kann. A

M

RO

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Da der Haftraum sich entscheidend negativ von diesem Raumbild abhebt, wurde BY

SA

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auf konzeptueller Ebene über einen Exkurs in die Ästhetik der RaumwahrnehBY

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TE S

mung und -wirkung der Frage nachgegangen, wie sich ein negativ gearteter Raum PY

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CO PY

auf das Subjekt auswirkt. Herausgestellt wurde, dass ein Raum nur über den Leib CO

direkt zugänglich ist und seine affektiven Tonalitäten in Form von Verweigerung der Leiborientierung und -einrichtung auf den Menschen überträgt. Da in Kapitel 2 bereits deutlich geworden ist, dass der Mensch seine Bedeutung auch über die persönlichen Dinge vervielfältigt, wurde hier die These aufgestellt, dass Dinge in Form einer Pufferzone, die negative Wirkung des Raumes schmälern können – gleichsam eine solche Mensch-Ding-Beziehung jedoch auch anfällig dafür ist, willkürlich zu werden. 61


In Kapitel 4 wurde die genaue Wirkung von strafenden Räumen herausgearbeitet. Dabei ist zunächst festgestellt worden, dass das Gefängnis als Heterotopie eine marginalisierte und verdeckte Zone in der Gesellschaft ist und durch seine hermetische Abriegelung einen separierten Mikrokosmos darstellt. Anschließend wurden die einzelnen punitiven Mechanismen des Strafvollzuges aufgeführt und schlussgefolgert, dass sich alle Mechanismen in der forensischen Architektur manifestieren und somit durch den Raum auf den Leib übertragen. Der Haftraum ist im oben ID

IS

beschriebenen Sinne also ein extrem negatives Beispiel für die Übertragung affekRO

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tiver Tonalitäten auf den Leib und verweigert sich durch seine Funktion jeglicher BY

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Leibeinrichtung. Deshalb wird abschließend angemerkt, dass Wohnen in der Haft H

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nur möglich ist, wenn sich die Wohnbedürfnisse zum Verhältnis der Umgebung CO

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relativieren – im Beispiel des Haftraumes versuchen Insassen trotz der Extrembedingungen sich wohnend im Haftraum einzurichten und die persönlichen Gegenstände sind Ausdrücke dieses Wohnens. IS

In Kapitel 5 wurde zunächst festgestellt, dass durch die rechtliche Limitierung der IS

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Gegenstände im Vollzugsraum eine Aufwertung der einzelnen Beziehungen des TE S

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Inhaftierten zu seinen Gegenständen stattfindet, sodass die These der WillkürlichH T

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keit der Beziehungen (Vgl. Kapitel 3) im Falle des Haftraumes ausgeschlossen CO PY RI G

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CO PY RI G

werden kann. Anschließend wurden die Strategien zur territorialen Besetzung des punitiven Raumes wie folgt kategorisiert: Rohe Raumaneignung, Polstern, Sammeln, Aufhängen und Anrichten. In der Untersuchung der einzelnen Wirkungen, aber vor allem auch in ihrer gemeinsamen Verwendung im Haftraum ist deutlich ID

IS

geworden, dass sie Anzeiger für die Verortungsversuche der Häftlinge im Raum A

M

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sind. Um diese heuristische Aussage zu untermauern wurde eine letzte Strategie BY

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im Umgang mit Dingen angeführt, die als Indiz für eine zumindest rudimentäre BY

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Schutzfunktion des Haftraumes entsprechend eines Wohnraumes spricht: die BriPY

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colage. Im Schutze des Haftraumes wird eine heimliche Handlung ausgeführt, die CO

bei einer Aufdeckung schwerwiegende Konsequenzen für den Inhaftierten hätte. Dieser muss sich also in seinem Haftraum sicher genug fühlen, um die Bastelei hierin anzufertigen. Der Haftraum ist in diesem Moment nicht nur ein Sicherungsraum, sondern auch ein Schutzraum. Im letzten Schritt wurde der Mehrwert der Mensch-Ding-Beziehung für den Inhaftierten im Bezug auf seine Persönlichkeitsentwicklung herausgearbeitet: Sie gibt ihm nicht nur die Möglichkeit einer Fortführung biographisch vertrauter Muster, sondern macht im Sinne der Kultivation 62


auch die Generierung eines zukünftigen Ichs möglich. Die materielle Kultur bewahrt also auf einer immateriellen Ebene eine gewisse Autonomie des Insassen. Die der vorliegenden Arbeit zugrunde liegende Frage „Wie gehen Häftlinge in ihrem Haftraum mit Dingen um und sind diese Anzeiger für eine Raumaneignung?“, hat sich demnach bewahrheitet und muss wie folgt beantwortet werden: Häftlinge eignen sich den Haftraum über ihre materielle Kultur an. Dabei lassen ID

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sich unter anderem folgende territoriale Aneignungsstrategien unterscheiden: RO

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Rohe Raumaneignung, Polstern, Sammeln, Aufhängen und Anrichten. Der unkonBY

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ventionelle Umgang mit Dingen im Haftraum, die Bricolage, ist ein Indiz dafür,

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dass der Häftling sich wohnend in der Haftzelle eingerichtet hat. Die vorliegende Arbeit bietet durch ihren starken theoretischen Bezug den konzeptuellen Rahmen für ein exploratives Vorgehen. Da in dieser Arbeit festgestellt IS

wurde, dass Inhaftierte ihre persönliche Dingkultur benötigen, um ihre biografiIS

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sche Existenz zu sichern, wäre es besonders interessant, die daraus entstehenden TE S

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Konsequenzen für den Resozialisierungsgedanken weiter zu untersuchen, beiH T

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spielsweise durch qualitative Interviews mit Inhaftierten, die zeigen, welche AusCO PY RI G

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wirkung exemplarisch ein massierter Einsatz oder eine komplette Verweigerung von materiellem Eigentum im Haftraum hätte. Auch könnten durch Einzelbefragung von Inhaftierten in Begleitung einer Fotodokumentation Fallbeispiele für die tiefergehende persönliche Bedeutungsstruktur ID

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der materiellen Umwelt im Haftraum generiert werden. Denn nur durch die ErA

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gänzung konkreter Aussagen lassen sich hier valide Schlussfolgerungen bilden. BY

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Auf theoretischer Ebene könnte die vorliegende Arbeit zudem durch verwandte BY

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Arbeiten zum Thema ergänzt werden. Während der Recherche hat sich besonders PY

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ein zweiter großer Komplex zum Thema der materiellen Dingkultur von GefangeCO

nen herauskristallisiert: Die Herstellung von sozialen Beziehungen über Gegenstände. Da es dabei jedoch um komplexe Tauschsysteme und Statusbeziehungen geht, ist dies ein eigenständiger Untersuchungsgegenstand, dessen Erfassung über sozialwissenschaftliche und gesellschaftstheoretische Diskurse angeführt werden müsste.

63


Da die angeführten Ideen zur weiteren Verwertung der Ergebnisse nur exemplarisch sind, wird hier abschließend vor allen Dingen eines deutlich: Der Untersuchungskontext der Justizvollzugsanstalten bietet noch viele weitere Möglichkeiten die Beziehung von Inhaftierten zu ihrer Umwelt zu erforschen. Im Umkehrschluss zeigt dies, dass es in der Gesellschaft, in der das Strafsystem verankert ist, über das oberflächliche Interesse der Neugier hinaus noch viel Aufklärungsarbeit im Bezug auf den Umgang mit von ihr ausgesonderten Menschen gibt. Denn die ErID

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kenntnisse hieraus geben nicht nur Aufschlüsse über das strafende System, son-

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dern vor allem auch über die Gesellschaft, die dieses generiert.

64


7 Literaturverzeichnis Aebli, Hans; Aeschbacher, Urs und Csikszentmihalyi, Mihaly, Das FlowErlebnis: jenseits von Angst und Langeweile im Tun aufgehen (Stuttgart: KlettCotta, 2000) Bilstein, Johannes, „Kinder als Sammler“, in: Paust, B. und Thurn, H.P. (Hg.), SammelArten – Aspekte der Aneignung in Kunst und Kultur, Moyländer Diskurse zu Kunst und Wissenschaft, Bd. 02 (Oberhausen: Athena-Verl., 2009), 27–37

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ID IS

U M

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am Cercle d'Etudes Architecturales, Paris, 14. März 1967) Foucault, Michel, Überwachen und Strafen: die Geburt des Gefängnisses (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1977) Funke, Dieter, Die dritte Haut: Psychoanalyse des Wohnens (Giessen: Psychosozial-Verlag, 2006) Günzel, Stephan, Raum: ein interdisziplinäres Handbuch (Stuttgart; Weimar: Metzler, 2010), 1

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T

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BY

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TE

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Habermas, Tilmann, Geliebte Objekte: Symbole und Instrumente der Identitätsbildung (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1999)

CO

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CO

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H

RI

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H

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BY

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H T

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BY

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ID IS

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Klosse, Nicolai, Knast (Remscheid; RGA-Buchverlag, 2006)

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H

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CO PY

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66


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SS

A

RO

RO

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CO

PY

CO

PY

RI G

H

RI

T

G

H

T

BY

BY

TE S

TE

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SA

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SA

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RO U

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CO

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G

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TE

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SA

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IS

N.N., Video „Neuzugang“ , (o.D). , Homepage: Podknast, URL: http://www.podknast.de/flash_player/index.php?objId=11489943 : (Stand: 11.10.12)

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SA

Online Wörterbuch LEO, URL: http://dict.leo.org/frde? lp=frde&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&sectHdr=on&spellToler= &search=bricolage (Stand: 20.11.2012)

ID

IS

Schran, Peter, „Gewalt hinter Gittern“ (Erstausstrahlung: 08.05.12),in: WDR-Die Story, URL: http://www.ardmediathek.de/einsfestival/einsfestival/gewalt-hinter-gittern? documentId=10434480 : (Stand: 10.05.12)

H G RI PY CO

Gesetztestexte:

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CO PY

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BY

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Siegmund, Norbert , „Wegsperren für immer?“ (Erstausstrahlung: 18.06.12) in: WDR – Dokumentation: Die Story, http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2012/06/18/die-story.xml : (Stand: 17.07.12)

Jugengerichtgesetz (JGG), URL: http://www.gesetze-im-internet.de/jgg/index.html : (Stand: 14.11.12) Jugendstrafvollzugsgesetz (JstVollzG) NRW, URL: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_text? anw_nr=2&gld_nr=4&ugl_nr=46&bes_id=11045&aufgehoben=N&menu=1&s g=#det207990 : (Stand: 14.11.12)

68


Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII), URL: http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_8/ : (Stand: 14.11.12) Strafgesetzbuch (StGB), URL: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/stgb/gesamt.pdf : (Stand; 10.11.12) Strafvollzugsgesetz (StVollzG), URL: http://www.gesetze-im-internet.de/stvollzg/index.html#BJNR005810976BJNE012800314 : (Stand: 14.11.12)

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BY

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Rechtsverordnung des Justizministeriums NRW vom 11.11.1976 zur Ausgestaltung der Haftr채ume: Justizverwaltungsvorschriften online, URL: http://www.jvv.nrw.de/anzeigeText.jsp?daten=247&daten2=Vor : (Stand 15.11.2012)

PY

Abb 1: Person-Objekt-Transaktion

CO

CO

PY

RI G

H

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Abbildungsverzeichnis:

Csikszentmihalyi, Mihaly und Rochberg-Halton, Eugene, Der Sinn der Dinge: die Selbst und die Symbole des Wohnbereichs (M체nchen; Weinheim: Psychologie-

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Verl.-Union, 1988),187

69


8 Anhang Anhang A: Tagesablauf in der JVA Mannheim

Morgen/ Vormittag Aufschluss zum Frühstück

06:20 Uhr

Abrücken der Gefangenen zur Arbeit

06:30 Uhr

Einschluss (nicht arbeitende Gefangene)

08:30 Uhr

Aufbruch zum Sonderhof Strafgefangene SS

A

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RO

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ID

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06:00 Uhr

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Rückkehr vom Sonderhof Strafgefangene

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09:30 Uhr

Aufbruch zum Hofgang für nicht arbeitende Gefangene

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G

H

10:10 Uhr

Rückkehr vom Hofgang für nicht arbeitende Gefangene CO

PY

CO

11:10 Uhr

Rückkehr der arbeitenden Gefangenen

11:30 Uhr

Aufschluss (Mittagessenausgabe)und Einschluss

11:50 Uhr

Aufschluss (Einsammeln des Essgeschirrs)

12:05 Uhr

ID

M

M

ID

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CO PY RI G

Einschluss (nicht arbeitende Gefangene) TE S

BY

TE S

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Abrücken der arbeitenden Gefangenen zur Arbeit

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12:10 Uhr

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11:25 Uhr

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Mittag

CO PY RI G

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Nachmittag

Rückkehr der arbeitenden Gefangenen

14:45 Uhr

Aufbruch zum Hofgang für arbeitende Gefangene

15:45 Uhr

Rückkehr vom Hofgang für arbeitende Gefangene und Aufschluss

16:10 Uhr

Einschluss (Abendessenausgabe, Vollzähligkeitskontrolle)

16:50 Uhr

Aufschluss SA TE S

Einschluss H G RI PY CO

Nachtruhe

T

CO PY

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21:30 Uhr

BY

H T

BY

Freizeit

RO U

TE SS

A

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ID IS

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ID

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14:30 Uhr

[Quelle: Ludwig, Carola, „Strukturierung des Halftalltags“, in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen (Hg.), Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), 146]

70


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Anhang B: Abbildungen

Abb. 2: Matta-Clark, Gordon , Splitting: Four Corners (1974)

Abb. 3: Matta-Clark, Gordon , Splitting (detail) (1974)

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Abb. 4: Schneider, Gregor, Totes Haus u r (außen) (Reydt: 1999)

Abb. 5: Schneider, Gregor, Totes Haus u r (innen) (Reydt:1999)

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Abb. 6: Giovanni Battista Piranesi, Invenzione capric(ciosi) Carceri, (1749), „Der Ziehbrunnen“,

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(2.Version)

Abb. 7: Rasphuis in Amsterdam im ehem. Klarissenkloster, Radierung, Jacob van Meurs, (1663)

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Abb. 8: Klosse, Besonders gesicherter Haftraum in der JVA Remscheid (2006) (links: Schaum-

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stoffmatratze; rechts: im Boden eingelassener Abort)

Abb. 9: Panopticon, Zeichnung Willey Reveley nach Bentham, Schnitt (1791)

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Abb. 10: Panopticon, Zeichnung Willey Reveley nach Bentham, Grundriss (1791)

Abb. 11: Überwachungszentrale JVA Mannheim (2009)

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Abb. 12: Grundausstattung einer Haftraumes in der JVA Mannheim, (2009)

Abb. 13: Eingerichteter Haftraum in der JVA Mannheim (2009)

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Abb. 14: Staubach, Barbara, Blick in Einzelzelle (2007)

Abb. 15: Chill, Juergen, Zellen (2006)

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Abb. 16: Klosse, Haftraum in der JVA Remscheid (1) (2006)

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Abb. 17: Klosse, Haftraum in der JVA Remscheid (2) (2006)

Abb. 18: Klosse, Haftraum in der JVA Remscheid (3) (2006)

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Abb. 19: Klosse, T端r mit Pin-up Poster (2006)

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Abb. 20: Klosse, persönliche Gegenstände im Haftraum, (2006)

Abb. 21: Erinnerungs-Schrein von Klaus A., Sicherungsverwahrung JVA Tegel (2012)

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Abb. 22: Winkelmann, Arne, Objekte heimlicher Fertigung: Fluchthilfen (2009) (v.l.n.r.: Stricklei-

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ter und Knotenseile, Wurfhaken mit Seil, Wurfhaken)

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Abb. 23: Winkelmann, Arne, Objekte heimlicher Fertigung: Elektrische Gegenstände (2006) BY

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(v.l.n.r.: Zu einer Tätowiernadel umgebauter Rasierapparat, aus Schuhpoliturdosen hergestellte

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Kopfhörer, Destillieranlage aus Kanister und Schläuchen)

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Abb. 24: Winkelmann, Arne, Objekte heimlicher Fertigung: Kuriosa, (2006) (v.l.n.r.: SelbstbefrieCO

digungvorrichtung, Tafel mit Sinngedicht/ 1930er Jahre, Papiermodell einer Moschee)

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Abbildungsnachweis Anhang (b) Abb.2: Matta-Clark, Gordon, Splitting: Four Corners, (1974) Quelle: URL: http://www.artnet.com/magazine/features/smyth/smyth6-4-3.asp : (Stand: 10.11.12) Abb. 3: Matta-Clark, Gordon , Splitting (detail), (1974) Quelle: URL: http://www.artnet.com/magazine/features/smyth/smyth6-4-3.asp : (Stand: 10.11.12)

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Abb. 4: Schneider, Gregor, Totes Haus u r (außen) (Reydt: 1999) URL: http://tectonicablog.com/wp-content/uploads/2011/09/Gregor-Schneider1.jpg : (Stand: 10.11.12)

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Abb. 5: Schneider, Gregor, Totes Haus u r (innen) (Reydt:1999) Quelle: URL: http://www.gregorschneider.de/places/1999milano/pages/Galleria_Massimo_De_ Carlo_26051999Milano_Einladung01.htm : (Stand: 22.11.12)

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Abb. 6: Giovanni Battista Piranesi, Invenzione capric(ciosi) Carceri, (1749), „Der Ziehbrunnen“, (2.Version) Quelle: Förster, Yorck und Winkelmann, Arne, „Typologien der Überwachung“, in: dies. (Hg.), Gewahrsam - Räume der Überwachung, Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main 2007 (Heidelberg: Kehrer Verl. 2007), 42

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Abb. 7: Rasphuis in Amsterdam im ehem. Klarissenkloster, Radierung, Jacob van Meurs, (1663) Quelle: Förster, Yorck und Winkelmann, Arne, „Typologien der Überwachung“, in: dies. (Hg.), Gewahrsam - Räume der Überwachung, Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main 2007 (Heidelberg: Kehrer Verl. 2007), 44

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Abb. 8: Klosse, Besonders gesicherter Haftraum in der JVA Remscheid (2006), (links: im Boden eingelassener Abort, rechts: Schaumstoffmatratze) Quelle: Klosse, Nicolai, Knast (Remscheid; RGA-Buchverlag, 2006), 19

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Abb. 9: Panopticon, Zeichnung Willey Reveley nach Bentham, Schnitt (1791) Quelle: Förster, Yorck und Winkelmann, Arne, „Typologien der Überwachung“, in: dies. (Hg.), Gewahrsam - Räume der Überwachung, Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main 2007 (Heidelberg: Kehrer Verl. 2007), 68 Abb. 10: Panopticon, Zeichnung Willey Reveley nach Bentham, Grundriss (1791) Quelle: Förster, Yorck und Winkelmann, Arne, „Typologien der Überwachung“, in: dies. (Hg.), Gewahrsam - Räume der Überwachung, Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main 2007 (Heidelberg: Kehrer Verl. 2007), 69

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Abb. 11: Überwachungszentrale JVA Mannheim (2009) Quelle: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen, Leben unter Strafe: kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), Frontcover

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Abb. 12.: Grundausstattung einer Haftraumes in der JVA Mannheim (2009) Quelle: Mark, Simone und Navaei, Shirin, „Privatheit und Lebensraum Zelle“, in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen (Hg.), Leben unter Strafe: kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), 165

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Abb. 13 Eingerichteter Haftraum in der JVA Mannheim (2009) Quelle: Mark, Simone und Navaei, Shirin, „Privatheit und Lebensraum Zelle“, in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen (Hg.), Leben unter Strafe: kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), 166

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Abb. 14: Staubach, Barbara, Blick in Einzelzelle (2007) Quelle: Staubach, Barbara, Fotos aus dem Polizeigewahrsam Klapperfeld, in: Förster, Y.,Winkelmann, A. . (Hg.), Gewahrsam - Räume der Überwachung, Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main 2007 (Heidelberg: Kehrer Verl. 2007), 26

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Abb. 15: Chill, Juergen, Zellen (2006) Quelle: Valentin, Jean-L., „Fotos aus dem Polizeigewahrsam im Polizeipräsidium Adickesallee“, in: Förster, Y.,Winkelmann, A. (Hg.), Gewahrsam - Räume der Überwachung, Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main 2007 (Heidelberg: Kehrer Verl. 2007), 36

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Abb. 16: Klosse, Haftraum in der JVA Remscheid (3) (2006) Quelle: Klosse, Nicolai, Knast (Remscheid; RGA-Buchverlag, 2006), 55

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Abb. 17: Klosse, Haftraum in der JVA Remscheid (2) (2006) Quelle: Klosse, Nicolai, Knast (Remscheid; RGA-Buchverlag, 2006), 46

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Abb. 18: Klosse, Haftraum in der JVA Remscheid (3) (2006) Quelle: Klosse, Nicolai, Knast (Remscheid; RGA-Buchverlag, 2006), 146 CO

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Abb. 19:, Klosse, Tür mit Pin-up Poster (2006) Quelle: Klosse, Nicolai, Knast (Remscheid; RGA-Buchverlag, 2006), 39 Abb. 20: Klosse, Gegenstände im Haftraum, (2006) Quelle: Klosse, Nicolai, Knast (Remscheid; RGA-Buchverlag, 2006), 25

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Abb. 21: Erinnerungs-Schrein von Klaus A., Sicherungsverwahrung JVA Tegel Quelle: Siegmund, Norbert , „Wegsperren für immer?“ (Erstausstrahlung: 18.06.12) in: WDR – Dokumentation: Die Story, http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2012/06/18/die-story.xml : (Stand: 17.07.12)

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Abb. 22: Winkelmann, Arne, Objekte heimlicher Fertigung: Fluchthilfen (2009) Quelle: Winkelmann, Arne, „Objekte heimlicher Fertigung“, in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen (Hg.), Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), 196

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Abb. 23: Winkelmann, Arne, Objekte heimlicher Fertigung: Elektrische Gegenstände (2006) Quelle: Winkelmann, Arne, „Objekte heimlicher Fertigung“, in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen (Hg.), Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), 198

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Abb. 24: Winkelmann, Arne, Objekte heimlicher Fertigung: Kuriosa, (2006) Quelle: Winkelmann, Arne, „Objekte heimlicher Fertigung“, in: Förster, Y. und Hochschule Mannheim Fakultät für Sozialwesen (Hg.), Leben unter Strafe kritische Kriminologie von der Gefängnisarchitektur bis zum Haftalltag am Beispiel der Vollzugsanstalt Mannheim (Aachen: Shaker, 2009), 198

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Ich versichere, dass ich die Schriftliche Hausarbeit selbstständig verfasst habe. Ich habe keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt. Alle Stellen und Formulierungen, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken entnommen sind, habe ich in jedem einzelnen Fall unter genauer Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht.

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__________________________________ KĂśln, 23. November 2012

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