Januar-Ausgabe der HGV-Zeitung

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28 HGV-Zeitung Januar 2022

TRENDS

Auflagen bestimmen Reiseverhalten

Covid und Tourismus: IPK International legte Sonderstudie zu Reiseabsichten 2022 vor 80 Prozent der weltweit Befragten planen für heuer Reisen ins Ausland. Hoch im Kurs stehen dabei Sun & Beach-Urlaube, aber auch Städtereisen sowie weiterhin naturorientierte Urlaubsarten.

Die Pandemie hat den Tourismus weiterhin im Griff. Die Omikron-Variante hat im Dezember in vielen Ländern die Infektionsraten in die Höhe schnellen lassen, was die Regierungen dazu veranlasste, die Corona-Auflagen und die Einreisebestimmungen in die jeweiligen Länder erneut zu verschärfen. All dies hatte und hat unmittelbare Auswirkungen auf das Reiseverhalten der Bürger und somit auf die Belegung der Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe. Die Veranstalter der ITB Berlin haben Mitte Dezember entschieden, diese weltgrößte Reisemesse auch heuer nicht durchzuführen. ITB Berlin wollte aber trotzdem erfahren, wie die Reiseab-

sichten für 2022 lauten. IPK International hat für ITB Berlin eine Corona-Sonderstudie zu den Reiseabsichten erstellt. Das Interesse, ins Ausland zu reisen ist seit Jahresbeginn und mit Verfügbarkeit eines Impfstoffes deutlich angestiegen. 80 Prozent der weltweit Befragten planten mittlerweile wieder entsprechende Reisen zu unternehmen. Die Bereitschaft dazu auf den verschiedenen Kontinenten sei jedoch unterschiedlich. So erreichen die Auslands-Reiseabsichten der Europäer mittlerweile fast 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus, die der Amerikaner lägen bei rund 70 Prozent und die der Asiaten bei gut 60 Prozent.

Bevorzugte Reiseziele 2022 Die Präferenzen der Europäer für die kommende Reisesaison richteten sich klar auf Ziele auf dem eigenen Kontinent. So liegt Spanien im Ranking vor Itali-

en und Deutschland, gefolgt von Frankreich und Griechenland. Die favorisierten Reiseziele der Amerikaner seien neben den jeweiligen Nachbarländern USA, Kanada und Mexiko ebenfalls Destinationen in Europa, allen voran Italien und Deutschland. Die Reiseabsichten der Asiaten richteten sich im kommenden Jahr vor allem auf Ziele innerhalb des heimischen Kontinents sowie in Europa auf Deutschland und Frankreich.

Strand- und Städtereisen Im Fokus stehe – wie vor der Pandemie – der Sun & Beach-Urlaub (63 Prozent), gefolgt von Städte- und Rundreisen. Für naturorientierte Urlaubsarten liegt das Interesse nach wie vor über dem Vor-Corona-Niveau. Auch der Wunsch nach Kreuzfahrten ist in den jüngsten Monaten regionsübergreifend angestiegen. Der Wunsch, ins Ausland

Das Interesse, ins Ausland zu reisen, ist wieder deutlich angestiegen. Foto: ejetronic/stock.adobe.com zu reisen sei groß, tatsächlich zu reisen sei aber nach wie vor schwierig. Fast 90 Prozent der Reisenden, die in den letzten Monaten weltweit ins Ausland gereist seien, berichten von teilweise schwierigen und komplizierten Reiseplanungen sowie 80 Prozent von coronabedingten Einschränkungen am Reiseziel. Hauptproblem war dabei nicht ein mangelndes Verständnis für die Maßnahmen, sondern unklare oder wechselnde Informationen, verbunden mit

schlechter Kommunikation auf Seite der Destinationen.

Sicherheit schlägt Preis Die Zielgruppe der Auslandsreisenden sei bereits in hohem Maße (90 Prozent) geimpft oder genesen. Trotzdem bestehe immer noch erhebliche Sorge, was das Infektionsgeschehen betreffe. Die überwiegende Mehrheit würde eine Destination mit niedrigen Infektionszahlen bevorzugen.

Der Tourismus erholt sich nur langsam

Tourismusentwicklung: McKinsey-Experten haben Szenarien für europäische Reiseländer entwickelt

Der Tourismus war und ist einer der am härtesten von der Pandemie betroffenen Sektoren. Laut den Beratern von McKinsey wird voraussichtlich erst 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Mit der Wiedereröffnung Europas für Reisen und der Öffnung der Grenzen für US-Touristen zum ersten Mal seit der Pandemie, begann Europas Tourismuswirtschaft langsam aufzuwachen. Dieser Sektor war einer der am härtesten von der Pandemie betroffenen. Die strukturellen Auswirkungen und die veränderten Kundenpräferenzen werden wahrscheinlich mittelfristig bestehen bleiben. Mehrere Schlüsselfaktoren, darunter die Attraktivität des Inlandstourismus, die Abhängigkeit von Flugreisen, die Stärke des Ge-

sundheitswesens und vieles mehr, werden zusammen das Ausmaß der Auswirkungen und die Geschwindigkeit der Erholung in jedem europäischen Land bestimmen. Eine McKinsey-Studie analysierte die Auswirkungen der Pandemie auf den Tourismussektor in verschiedenen europäischen Ländern und die Faktoren, die die Erholung in jedem dieser Länder beeinflussen werden.

Die wichtigsten Ergebnisse Deutschlands Tourismusbranche kommt laut McKinsey vergleichsweise gut durch die Krise. Der deutsche Tourismusmarkt wird sich bis 2023 erholen, schneller als die meisten anderen europäischen Märkte. Der

deutsche Tourismusmarkt ist zwischen 2019 und 2020 um fast 38 Prozent eingebrochen und wird voraussichtlich erst 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreichen (früher als andere europäische Länder wie Großbritannien, Italien, Frankreich oder Spanien, die das Vorkrisenniveau erst um 2024 erreichen werden). Rund eine Million Arbeitsplätze im Tourismus waren durch den Einbruch betroffen. Am widerstandsfähigsten war der heimische Tourismusmarkt, der um 33 Prozent zurückgegangen ist. Sowohl das Geschäfts- als auch das Freizeitsegment sollten sich daher im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten schnell erholen und im Jahr 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen (schneller als Spanien, Frankreich, Italien

oder Großbritannien). Da viele Reisende für Monate daran gehindert waren, ins Ausland zu reisen, sind internationale Reisen stärker betroffen. Der Umsatz bei Reisen aus Deutschland ins Ausland sank zwischen 2019 und 2020 deutlich um 71 Prozent. Mit einer Erholung in diesem Bereich sowohl im Geschäfts- als auch Freizeitsegment wird bis 2024 gerechnet.

Situation in EU-Ländern Covid-19 gefährdet 4,4 Millionen Arbeitsplätze und 250 Millionen Euro in der spanischen Tourismusbranche. Der Inlandstourismus in Spanien könnte erst im Jahr 2024 wieder das Vorkrisenniveau erreichen, und der Einreiseverkehr bräuchte ein weiteres Jahr (2025).

Italien wird sein Vorkrisenniveau voraussichtlich nicht vor 2024 wieder erreichen. Sowohl im Businessals auch im Freizeit-Segment sollte das Vorkrisenniveau im Jahr 2023 wieder erreicht werden (schneller als in anderen Ländern wie Spanien, Frankreich oder Großbritannien). Der französische Tourismusmarkt hat innerhalb eines Jahres mehr als die Hälfte seines Wertes verloren und mehr als 700.000 direkte Arbeitsplätze waren davon betroffen. Es wird nicht erwartet, dass dieser Markt bis 2024 zu seinem Vorkrisenniveau zurückkehrt. Am stärksten betroffen ist das Geschäftsreisesegment, dessen Rückkehr auf das Vorkrisenniveau laut McKinsey-Experten nicht vor 2027 (2024 für das Freizeitsegment) zu erwarten ist.


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