Hand in Hand 3/2021 Ausgabe Wien

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COVERSTORY PFLEGE & BETREUUNG GESUNDHEIT & LEBEN KINDER & JUGEND HILFSWERK

Die berührende Geschichte der Familie Schandl „Du zählst, weil du bist, wer du bist. Und du zählst bis zum letzten Moment deines Lebens“ (C. Saunders). Jemandem einen allerletzten Wusch zu erfüllen, bedarf Mut, Durchsetzungsvermögen, Kraft und Einfühlungsvermögen. Anja Neumann, Wiener Hilfswerk Mitarbeiterin des Mobilen Palliativteams, setzte alle Hebel in Bewegung, um der schwerkranken Yelda diesen einen letzten Wunsch zu ermöglichen.

Fotos: privat

Vor drei Monaten lernte Anja die Familie Schandl kennen. Yelda ist bereits seit sechs Jahren schwer krank. Ihre kleine Tochter Julia war erst drei Jahre alt, als sich das Leben der Familie schlagartig änderte. Eddi, ihr Mann, unterstützt Yelda von Beginn an in allen Lebenslagen. „Es gibt gute und weniger gute Tage. Tage, an denen es mir so schlecht geht, dass ich gar nicht aufstehen kann“, erzählt Yelda. Ohne ihren Eddi und ihre wunderbare Tochter Julia hätte die 40-Jährige wahrscheinlich schon aufgegeben. Für die unendliche Liebe, die tägliche Kraft und

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Aufopferung ihrer Familie möchte sich Yelda schon lange bedanken. Es sollte etwas ganz Besonderes sein, etwas, was man für kein Geld dieser Welt bekommen kann. Yeldas sehnlichster Wunsch war, dass Tochter Julia den Ort im Waldviertel besuchen konnte, an dem Papa Eddi aufgewachsen ist und auch seine Jugendzeit verbrachte. Eddi hat auch noch einen Onkel, zu dem der Kontakt allerdings schon viele Jahre zuvor abgebrochen war. Was Yelda zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass Anja ihren Wunsch schon sehr bald erfüllen würde.

Zufälligerweise befand sich Eddis Heimatort nämlich ganz in der Nähe von Anjas Wochenendhaus, welches sie der Familie für dieses Vorhaben zur Verfügung stellen wollte. Anja nahm wenig Zeit später Kontakt zum Samariter-Wunschfahrtteam auf, welches sie tatkräftig unterstützte. Am 5. Juni 2021 wurden Yelda, Tochter Julia und Ehemann Eddi von zwei Sanitätern und dem Wunschfahrtauto von zuhause abgeholt und staunten nicht schlecht, als sie 1,5 Stunden später im Waldviertel ankamen. Gemeinsam beschlossen sie, zuallererst den kleinen Friedhof zu besuchen, wo Eddis Mutter und Großmutter ihre letzte Ruhe fanden. Dort angekommen, trauten sie ihren Augen nicht. Mit einem breiten Lächeln begrüßte sie der verloren geglaubte Onkel, zu dem Anja aufgrund Yeldas Bitte bereits zuvor Kontakt aufgenommen und das Treffen eingefädelt hatte. Die Familie hatte wieder zusammengefunden. Glücklich und zutiefst bewegt fuhren die Schandl’s schließlich weiter zum nahe gelegenen Badeteich am Thurnberger Stausee, wo Yelda ihre Füße ins kalte, klare Wasser hielt. Die große Freude und tiefe Dankbarkeit, die Yelda in diesem Augenblick empfand, konnte man von ihrem Gesicht ablesen. Fast so, als wäre die Hand in Hand 3/2021

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