Süddeutsche Zeitung, 20. 08. 2012 (Auszug)

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Rückkehr der Alten Meister – der Berliner Museumsstreit

R Feuilleton

NEUESTE NACHRICHTEN AUS POLITIK, KULTUR, WIRTSCHAFT UND SPORT WWW.SÜDDEUTSCHE.DE

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(SZ) Ein Handy ist kein Hammer, Diskus oder Speer, aber vor dem Ehrgeiz, sie so weit wie möglich zu werfen, sind diese Geräte gleich. Von Haus aus antriebslose Körper, bedürfen sie einer Anfangsgeschwindigkeit, um den Zustand des Geworfenwerdens – nicht zu verwechseln mit der Heideggerschen Geworfenheit – zu erreichen. Dann freilich beschreiben sie eine Bahn, die man als Wurfparabel bezeichnet, und am weitesten fliegen sie, wenn der Abwurfwinkel 45 Grad beträgt. Insofern darf man natürlich schon Vergleiche anstellen, und wenn man dies tut, steht der neue Handyweitwurf-Rekord gegenüber dem in London soeben erzielten besten Hammerwurf verdammt gut da: Krisztián Pars gewann mit 80,59 Metern die Goldmedaille, wohingegen Ere Karjalainen nun im finnischen Savonlinna, dem Mekka des Handyweitwurfs, sein Mobiltelefon 101,46 Meter weit schleuderte. Auch in dieser Disziplin setzt man also auf Wachstum, und wie es aussieht, ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Im Gegensatz zum Diskus-, Speer- und Hammerwurf wird der Handyweitwurf unter die Juxsportarten gerechnet, ohne dass lange gefragt würde, ob es beim Schlammschnorcheln, Frauentragen und Stiefelwerfen wirklich sach- und fachgerecht untergebracht ist. Der Speer kann für sich in Anspruch nehmen, von jeher ein Kriegsgerät gewesen zu sein, woraus der Speerwurf bis heute jenes elegant Martialische ableitet, das an ihm fasziniert. Ob der Diskus eine Waffe war, ist nicht ganz geklärt. Man darf jedoch annehmen, dass der Feldstein, mit dem der Held Diomedes dem Helden Äneas im fünften Gesang der „Ilias“ das Hüftgelenk zerschmettert, eine wuchtige Vorform des nunmehr beinahe grazilen Diskus war. Richtig interessant wird es aber beim Hammerwerfen. Man vermutet, dass die Schotten und Iren bereits im Mittelalter zu ihrer Unterhaltung mit Hämmern warfen, also mit Arbeits- statt mit Kriegsgeräten. Von hier führt ein schnurgerader Weg zu den Handyweitwurfmeisterschaften, da auch die Mobiltelefone Arbeitsgeräte sind, zumindest als solche gedacht waren. Es kommt eine gesellschaftspolitische Komponente hinzu. Seiner Allgegenwart wegen gilt das Handy mittlerweile als so verwerflich, dass jedermann es am liebsten wegwürfe (was er natürlich nicht tut, weil er mit ihm schließlich die Ergebnisse des Handyweitwurfs abrufen will). Da wir gerade von Arbeitsgeräten sprechen: In Neu-Ulm fand ein Mann in seiner Küche die Klinge eines Mähmaschinenmesserbalkens, die durchs Fenster geflogen und in der Tür stecken geblieben war. Die Polizei steht vor einem Rätsel: Diese Messer seien üblicherweise mit einem soliden Wegfliegschutz versehen. Könnte es nicht sein, dass im Raum Neu-Ulm eine Mähmaschinenmesserbalkenklingenweitwurfmeisterschaft vorbereitet wird und es jemand beim Training übertrieben hat?

MÜNCHEN, MONTAG, 20. AUGUST 2012

68. JAHRGANG / 34. WOCHE / NR. 191 / 2,20 EURO

Mobiles Leben Durch die Nordwestpassage zu segeln, ist auch heute ein Abenteuer – und beschert Glücksmomente. R Seite 21 jetzt.de Der Körper von Christina wollte Sport. Drei Auswege aus diesem Dilemma hat die Autorin ausprobiert. R Seite 13 Schule und Hochschule Bundesweit werden 1000 Schulleiter gesucht; Leute, die wollen – und die es auch können. R Seite 14

Erscheint wieder am 10. September 2012

Deutsche Bank im Visier Warmbadetag

Badegäste tummeln sich in Berlin im „Badeschiff“, einem Becken, das in der Spree dümpelt. Spät, aber mit Wucht hat in Deutschland der Sommer mit Temperaturen von bis zu 40 Grad zugeschlagen. Während die einen im Wasser planschten, mussten andere trotz Hitze ihrem Tagwerk nachgehen. Bei der Tourenwagen-Meisterschaft am Nürburgring kämpften die Fahrer mit gekühlter Unterwäsche gegen die Hitze im Auto. Ihre feuerfeste Bekleidung wurde vor dem Start in kaltes Wasser getaucht. FOTO: OLIVER LANG/DAPD

Athen will noch mehr sparen Premier Samaras wird bei seinem Deutschland-Besuch ein neues Reformpaket präsentieren, aber die tiefe Rezession im Land hat die Lücke im Etat noch wachsen lassen VON CHRISTIANE SCHLÖTZER

Athen – Griechenlands Regierung will mit weiteren schmerzhaften sozialen Einschnitten den Verbleib des Landes in der Euro-Zone sichern. Der konservative Premier Antonis Samaras drängt vor seinen für diese Woche geplanten Gesprächen in Berlin und Paris seine zwei linken Koalitionspartner zur Eile. Samaras möchte Kanzlerin Angela Merkel am Freitag die Details eines Sparprogramms von 11,5 Milliarden Euro für 2013 und 2014 präsentieren. Am Sonntag hieß es aus dem Athener Finanzministerium, das Paket, um das seit der Parlamentswahl vor zwei Monaten gerungen wird, sei fast unter Dach und Fach. Gekürzt wird demnach erneut bei Renten (mit 2,6 Milliarden Euro größter Streichposten), Beamten, Staatsbetrieben,

Kliniken, Versicherungen und bei Bildungsausgaben. Eine Milliarde Euro fällt im Verteidigungsetat weg. Finanzminister Giannis Stournaras wurde von der Zeitung To Vima mit den Worten zitiert: „Wir müssen unter dem (Euro-)Schirm bleiben.“ Nur dies werde Griechenland „vor einer Armut bewahren, wie wir sie noch nie erlebt haben“. Ob die Kürzungen ausreichen werden, ist aber unklar. Die Gläubiger-Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds habe in ihrem noch nicht fertigen Prüfbericht festgestellt, dass die Deckungslücke 14 und nicht 11,5 Milliarden Euro beträgt, berichtet Der Spiegel. Der Troika-Report ist entscheidend für die Zahlung der nächsten Tranche von 31 Milliarden Euro aus dem schon beschlossenen

Griechenland-Hilfspaket. Die tiefe Rezession und ausbleibende Steuereinnahmen haben die Lücke wachsen lassen. Während der jüngsten zwei Wahlkämpfe wurden die Termine für Steuererklärungen immer wieder hinausgeschoben. Nun sind die Zahlungen jedoch fällig, und viele Griechen werden nach den Ferien vor hohen Forderungen stehen. Auf mindestens ein Monatsgehalt summieren sich für viele Angestellte wegen neuer Steuern die Nachzahlungen für 2012. Die Regierung rechnet daher damit, dass sich die Staatskassen zumindest vorübergehend wieder füllen. Es ist aber ungewiss, wie viele Griechen das Geld noch überweisen können. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung schuldet der Staat zudem etwa acht Milliarden Euro an Lieferanten – Geld, das vielen Betrieben fehlt.

Mit Nachsicht kann Samaras bei seinem ersten offiziellen Berlin-Besuch kaum rechnen. „Wir können nicht schon wieder ein neues Programm machen“, sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble am Samstag. Man könne nicht verantworten, „Geld in ein Fass ohne Boden zu werfen“. Schäuble kritisierte aber zugleich die Debatte über einen Zerfall der Euro-Zone. „Wenn der Euro nicht zusammenbleibt, zahlen wir den höchsten Preis“, sagte der CDU-Politiker. Auch Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker warnte vor solchen Gedankenspielen. „Es wird nicht passieren“, sagte er der Tiroler Tageszeitung und fügte hinzu: „Es sei denn, Griechenland verletzt alle Auflagen und hielte sich an keine Vereinbarung.“ Juncker will mit Samaras vor dessen Abreise nach Berlin einen gemeinsamen Kurs abstecken. R Seiten 4 und 7

HEUTE Seite Drei Kairo-Krimi: Wie ein Bestseller-Autor in den ägyptischen Kulturkampf nach der Revolution geriet

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Meinung Wer jetzt die große EuropaReform fordert, der schadet nur dem Kontinent

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Panorama Ein Pädophiler warnt vor sich. Dann geschieht ein Verbrechen. Jetzt steht er vor Gericht

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Wirtschaft SAP-Chef Jim Hagemann Snabe vergleicht die Euro-Rettung mit der Mondlandung

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An diesem Wochenende ist in der Türkei das Zuckerfest gefeiert worden, mit dem der Fastenmonat Ramadan endet. Der Feiertag markiert zugleich den Beginn des größten Bauprojekts, das es je in diesem Land gab: Bis zu sechseinhalb Millionen Wohnungen und Häuser sollen in diesem Land von Grund auf verstärkt oder gar ersetzt werden, ein Drittel des gesamten Baubestandes. Zwar erstreckt sich der gesamte Plan auf einen Zeitraum von zwanzig Jahren, doch lässt das Ministerium für Stadtplanung keinen Zweifel daran, dass mit dem Umbau der Türkei sofort begonnen werden wird – und dass der größte Teil des gesamten Vorhabens innerhalb von nur zwei Jahren abgeschlossen sein soll. „Dies ist ein nationales Projekt oberhalb aller Politik“, hatte Erdogan Bayraktar, der Bauminister, schon im vergangenen Frühjahr erklärt. Begründet wird das Projekt vor allem mit dem Risiko, das ein Erdbeben für die

Die Türkei baut um Millionen Häuser sollen erdbebensicher werden vielen Häuser in der Türkei darstellt: Vor dreizehn Jahren, im August 1999, kamen beim Erdbeben von Gölcük knapp zwanzigtausend Menschen ums Leben, fast fünfzigtausend wurden verletzt. Gölcük liegt hundert Kilometer östlich von Istanbul, und weil die Erdbeben der Nordtürkei einer Ost-West-Bewegung folgen, vermuten viele, das nächste Beben werde die Metropole treffen – eine Stadt, in der mittlerweile mehr als dreizehn Millionen Menschen leben. Aus diesem Grund beginnt der Umbau der Türkei in Istanbul. Für die Stadt allein sollen sich die Kosten aller nun beschlossenen Baumaßnahmen auf etwa 100 Milliarden Dollar belaufen. Betroffen sind – abgesehen von improvisierten Hütten und Gebäuden, für die es

keine Genehmigungen gibt – vor allem zwei Typen von Häusern: alte, die zum Teil große historische Viertel bilden wie Tarlabasi in der Innenstadt von Istanbul, sowie Gebäude aus dem frühen Betonzeitalter, die oft nicht hinlänglich armiert sind oder bei denen anderweitig gepfuscht wurde. Und während Erstere radikal restauriert oder durch historisierende Neubauten ersetzt werden, werden bei Letzteren die älteren kubischen Baukomplexe, wie sie sich der Immobilienspekulation als billigste und effizienteste Wohnform angeboten hatten, durch neue Betonwürfel ersetzt. Auf die Bewohner wird dabei nicht viel Rücksicht genommen: Sollten sie dem Um- oder Neubau nicht zustimmen,

droht ihnen ein Strafverfahren. Viele von ihnen werden nicht in ihre alte Umgebung zurückziehen können. Das gilt vor allem für die Bewohner von historischen Vierteln wie Tarlabasi, bei denen sich die bauliche Erneuerung als Gentrifizierung und Auslöschung von Geschichte darstellt: Sie werden sich im Massenwohnungsbau an fernen Stadträndern wiederfinden. Aber auch die älteren Betonbauten erscheinen als Vernichtung von historischer Substanz. Denn auch sie sind Teil eines Mangels an Planung, die jede Stadt auszeichnet, die nicht aus einem Masterplan entstanden ist. Und ein ästhetisches Konzept, das sich auf den gesamten Umbau der Türkei erstreckte, gibt es nicht. Stattdessen wird über das Dynamit spekuliert, das man für den Abriss von Hochhäusern braucht: Im eigenen Land gebe es, berichtet die Zeitung Hürriyet, nicht genügend Erfahrung im Umgang mit Sprengstoffen. THOMAS STEINFELD

US-Ermittler untersuchen offenbar Geschäfte mit Iran Frankfurt – Die Deutsche Bank muss sich möglicherweise wegen verbotener Geschäfte mit Iran in den USA verantworten. Nach einem Bericht der New York Times ermitteln Staatsanwälte aus Washington und dem Bundesstaat New York gegen das größte deutsche Kreditinstitut und drei weitere europäische Banken weil diese möglicherweise Milliarden Dollar für Iran, Sudan und andere mit Sanktionen belegte Länder durch ihre US-Töchter geleitet haben könnten. Eine offizielle Bestätigung für den Bericht gab es bis Sonntagabend nicht. Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte lediglich, die Bank habe bereits im Jahr 2007 entschieden, keine neuen Geschäfte mit Iran mehr einzugehen und sich, soweit rechtlich möglich, aus bestehenden Geschäftsbeziehungen zurückzuziehen. REUTERS R Seite 4 und Wirtschaft

Schavan zieht sich aus Parteispitze zurück Berlin - Die stellvertretende CDU-Chefin Annette Schavan will ihr Amt aufgeben. Die 57-Jährige sagte der Süddeutschen Zeitung, sie wolle „nach 14 Jahren nicht mehr kandidieren“ und den Weg „für Jüngere“ frei machen. Schavan ist seit 1998 ParteiVize. Anfang Dezember wird die CDU-Führung turnusgemäß neu gewählt. Berichte, der Rückzug hänge mit der Plagiatsaffäre zusammen, wies Schavan zurück. Sie sagte: „Weiter weg von der Wirklichkeit kann man nicht sein.“ EVE R Seiten 4 und 5

Ein Toter bei Busunglück mit Münchner Schülern Brüssel – Bei einem Busunglück in Belgien ist ein 30-jähriger Deutscher ums Leben gekommen, 24 Jugendliche wurden leicht verletzt. Der in Tschechien angemeldete Reisebus mit Passagieren aus München war am frühen Sonntagmorgen in der Provinz Lüttich in einen Graben gestürzt. Vermutlich war der Fahrer eingeschlafen. Das Opfer war ein Begleiter der Jugendgruppe, wie der Leiter des ärztlichen Notdienstes sagte. Die Verletzten sind zwischen 15 und 20 Jahren alt. Im Bus befanden sich 59 Insassen. SZ R München

DAS WETTER

Sport Ungeheuerlich: Im Pokal besiegt der Berliner Athletik Klub Hoffenheim mit 4:0

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Medien, TV-/ Radioprogramm Forum & Leserbriefe München · Bayern Rätsel Familienanzeigen

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Beihilfe zum Mord: Zschäpe soll angeklagt werden Die Bundesanwaltschaft erweitert ihre Vorwürfe gegen die mutmaßliche rechtsextremistische Terroristin München – Die Bundesanwaltschaft will die Rechtsextremistin Beate Zschäpe auch wegen einer Beteiligung an den zehn Morden der Terrororganisation „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) anklagen. Dies geht aus dem der Süddeutschen Zeitung bekannt gewordenen Antrag zur Fortsetzung der Untersuchungshaft der mutmaßlichen Terroristin hervor, den die Karlsruher Behörde an den Bundesgerichtshof gestellt hat. Zudem wollen die Ankläger der 37-Jährigen die Beteiligung an 14 Banküberfällen sowie versuchten Mord im Zusammenhang mit Brandstiftung vorwerfen. Zschäpe sitzt seit neun Monaten in Untersuchungshaft. In dem weiterhin gültigen Haftbefehl vom 13. November vergangenen Jahres lautet der Tatvorwurf auf

Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie besonders schwere Brandstiftung. Zschäpe lebte mit den Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos über ein Jahrzehnt im Untergrund. Nach dem Tod der beiden Männer soll sie die gemeinsame Wohnung angezündet und danach 15 Bekenner-Videos verschickt haben. Mit der Fertigstellung der Anklage wird im Oktober gerechnet. Die im Entwurf vorliegenden Anklageteile umfassen 250 Seiten. Sieben Staatsanwälte sind derzeit mit der rechtlichen Bewertung des Falles sowie mit der Abfassung der Anklageschrift befasst. Bereits in den vergangenen Monaten zeichnete sich ab, dass die Ankläger die Rechtsextremistin wegen einer Beteili-

gung an den zehn Morden anklagen wollen, obwohl es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass sie unmittelbar an den Verbrechen mitgewirkt hat. Zwar klären die Ermittler seit Anfang Juli eine Zeugenaussage ab, derzufolge sich Zschäpe angeblich mit dem Terroristen Mundlos unmittelbar nach einem Mord in Dortmund 2006 mit einem Anhänger aus der rechtsextremistischen Szene getroffen haben soll, aber die Aussage scheint zweifelhaft. Erst jüngst hatte sich eine Behauptung als falsch herausgestellt, Zschäpe habe 2002 vor einer Gruppe von Rechtsradikalen für den bewaffneten Kampf gegen den Staat und gegen Ausländer geworben, um auf diese Weise Spenden zu akquirieren. Etwas überraschend ist die Ausweitung der geplanten Anklage auf den Vorwurf

der Beteiligung an den Raubüberfällen der Bande. Zumeist gemeinsam hatten Mundlos und Böhnhardt von 1999 bis 2011 vierzehn Geldhäuser im Osten Deutschlands überfallen und dabei insgesamt rund 610 000 Euro erbeutet. Eine Frau war nie dabei. Der Anklagevorwurf gegen Zschäpe in diesem Punkt beruht offenbar auf der Annahme, dass die mutmaßliche Terroristin eine zentrale Position in der Terrorvereinigung gehabt haben soll. Zschäpe hat sich bislang zu den Vorwürfen noch nicht geäußert. Ihr bislang aus zwei Anwälten bestehendes Verteidigerteam ist mit Blick auf den bevorstehenden Prozess, der vermutlich Anfang kommenden Jahres in München beginnen soll, um eine weitere Anwältin vergrößert worden. HANS LEYENDECKER R Seite 4

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Im Norden ist es wechselnd bewölkt mit gelegentlichen kräftigen Schauern und Gewittern. Am sonnigsten ist es zunächst im Süden sowie in Sachsen. Abends vor allem über den Bergen gewittrige Regengüsse. 28 bis 37 Grad. R Seite 15 Gewinnzahlen vom Wochenende Lotto (18.08.): 5, 16, 28, 32, 34, 40 Zusatzzahl: 18, Superzahl: 4 Toto: lag noch nicht vor Auswahlwette: lag noch nicht vor Zusatzspiel: lag noch nicht vor Spiel 77: 6 5 6 7 3 3 2 Super 6: 6 5 0 9 5 9 Weitere Gewinnzahlen: Wirtschaft, Seite 19 (Ohne Gewähr)

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THEMA DES TAGES

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Montag, 20. August 2012, Nr. 191 DEFGH

Die Grünen ringen um ihre Spitzenkandidaten Natürlich soll alles besonders demokratisch zugehen, man ist ja schließlich bei den Grünen. Letztlich geht es aber auch in der Partei, die einst das Rotationsprinzip erfand, nur um eins: die Macht. Seit dem Abgang Joschka Fischers hat kein Grüner mehr gewagt, unverhohlen danach zu greifen. Das ändert sich nun

Die Stimmen der 60 000

VON MICHAEL BAUCHMÜLLER

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origen Mittwoch hat dann auch Franz Spitzenberger Ernst gemacht. Er reichte förmlich seine Kandidatur ein. Spitzenberger, 64, Speditionsprokurist aus dem Allgäu, will Spitzenkandidat der Grünen im nächsten Bundestagswahlkampf werden, einer von zwei Aspiranten von der Basis. „Es wird Zeit, dass wieder frisches Blut in das ,Herz‘ der Grünen strömt, damit wieder Leben in die Partei kommt“, schrieb Spitzenberger. „Lasst uns die Verkrustung aufbrechen.“ Verkrustung? Bei den Grünen? Renate Künast sieht das ganz anders. Ein Wahlkampf, sagt sie, sei eben kein Kinderspiel. Erfahrung zahle sich da aus. Und wer kein Fetischist der ersten Reihe sei, also nur auf die Spitze schiele, der finde bei den Grünen reichlich junge Leute. Aber nun geht es genau darum: die erste Reihe. Denn rund um die Spitzenkandidatur der Grünen entspinnt sich mittlerweile ein Machtkampf, wie ihn die Grünen schon länger nicht mehr erlebt haben. Jedenfalls nicht in dieser Offenheit. Und es geht um weit mehr als nur die Spitzenkandidatur.

Warum die Partei um eine Urwahl kaum herumkommt

Ein einzelner Mann, der die Grünen anführt? Mit ihr nicht, sagt Claudia Roth Als Erstes war Claudia Roth da. 1985 Pressesprecherin der Grünen-Fraktion, 1989 für die Grünen im europäischen Parlament, 2001 zum ersten Mal Parteichefin, seither mit kurzer Unterbrechung an der Spitze der Grünen. Roth, Vertreterin des linken Flügels, hatte mitbekommen, dass sich immer mehr Parteifreunde für Jürgen Trittin als einzigen Spitzenkandidaten aussprachen. Selbst der etwas konservativere Realo-Flügel der Partei äußerte bei einer Klausur Anfang März Sympathien für ein Trittin-Solo. Wenige Tage später meldete sich Roth in der taz zu Wort, um an die Quote zu erinnern: Schließlich streben die Grünen danach, Frauen den Männern mindestens gleichzustellen. „Die Quote macht einen großen Teil unseres Erfolges aus“, sagte sie. Dass ein einzelner Mann die Grünen im Wahlkampf anführt, „wird es mit mir als Parteichefin nicht geben“, sagte Roth. Und: „Ja, ich stelle mich zur Wahl.“ Dann kam Jürgen Trittin. 1984 Pressesprecher der Landtagsfraktion in Niedersachsen, dann Abgeordneter, 1990 dortselbst Minister für Europa-Angelegenheiten. 1994 Parteichef, 1998 Bundesumweltminister. Seit 2009 Chef der Bundestagsfraktion. Lange hatte Trittin die Debatte still genießen können: Alle handelten ihn als geborenen Spitzenkandidaten, er selbst schwieg. Erst vor einer Woche, kurz vor Beginn seines Sommerurlaubs, erklärte er sich. „Nachdem Bundesvorstand und Parteirat einmütig vorgeschlagen haben, mit einem Duo als Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl 2013 anzutreten, habe ich mich entschieden, für eine der beiden Positionen zu kandidieren“, schrieb er. Renate Künast zögerte nicht lange. Künast, 1985 Abgeordnete in Berlin, 1990 Fraktionschefin der grünen Alternativen Liste im Abgeordnetenhaus, 2000 Parteichefin, 2001 Verbraucherschutzministerin. Seit 2005 Fraktionschefin im Bundestag. Keine Woche war Trittins Erklärung alt, da hielt auch Künast die Zeit für gekommen: „Ja, ich bewerbe mich, eine der beiden Spitzenkandidaten zu werden“, sagte sie der Süddeutschen Zeitung. Dann verbreitete auch sie ihren Bewerbungsbrief. Dreimal fast 30 Jahre grüne Karrieren; drei Kandidaten, für die es bei der Bundestagswahl wohl letztmalig um ein hohes Regierungsamt geht. Im Herbst 2013 marschieren alle drei stramm auf die 60 zu. Und vor allem: In jedem Fall sind drei einer zu viel für eine Doppelspitze. Also werden die Kandidaten gegeneinander antreten müssen, entweder in einer Urwahl oder auf dem Parteitag im November. „Jetzt bekom-

Die Kandidaten: Claudia Roth (links), Jürgen Trittin und Renate Künast. Auch Katrin Göring-Eckardt (nicht im Bild) tritt an.

FOTO: SASCHA SCHUERMANN/DAPD

Zu viel für ein Duo Die Alt-68er wollen es noch einmal wissen: Jürgen Trittin, Renate Künast und Claudia Roth bewerben sich als Spitzenkandidaten der Grünen für die Bundestagswahl 2013. Aber die jüngere Generation lauert schon men wir einen Vorwahlkampf wie in den USA“, bangt eine aus der grünen Fraktionsspitze. „Das wird nicht unbedingt schön.“ Denn faktisch geht es längst nicht nur um die Bundestagswahl. Es ist das Vorspiel für einen Generationenwechsel, den die Partei nicht mehr lange aufschieben kann. Längst gibt es eine ganze Reihe von Grünen in der zweiten Reihe, die mehr wollen. Leute wie die stellvertretende Fraktionschefin Kerstin Andreae, oder den Finanzpolitiker Gerhard Schick. Andere bewähren sich derzeit in der Landespolitik, wie der schleswig-holsteinische Regierungs-Vize Robert Habeck, die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke, oder der hessische Fraktionschef Tarek AlWazir. Offensiv gegen die Spitze zu stänkern, traut sich allerdings bisher keiner. Stattdessen geht es ein letztes Mal um die Machtbalance zwischen den Führungs-68ern, die Bedeutung der alten Flügel, die Vormacht innerhalb der Realos. Kü-

nast etwa, selber eine Reala, ist im eigenen Lager mittlerweile schwer angeschlagen. Hätte sie jetzt nicht noch einmal Ambitionen angemeldet, hätte sie vermutlich nach der Bundestagswahl kaum noch Einfluss in der Partei gehabt. Künasts Gegner in den eigenen Reihen aber haben schon einen Plan B vorbereitet: Katrin Göring-Eckardt. Die Kirchenfrau und Bundestags-Vizepräsidentin reichte ebenfalls vorigen Freitag ihre Bewerbung ein. Da war gerade ruchbar geworden, dass Renate Künast sich erklären wollte. „Ein Team mit Trittin und Göring-Eckardt finde ich gut“, sekundierte umgehend Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, einer der schärfsten Widersacher Künasts. „Das wird viele Menschen ansprechen.“ Wie viele Menschen sich aber von den anstehenden Auseinandersetzungen angesprochen fühlen, bleibt dahingestellt. In den Umfragen nähern sich die Grünen wieder dem Niveau der letzten Bundestags-

wahl – sie dümpeln zwischen 13 und 15 Prozent. Vor Jahren wäre das noch ein hocherfreulicher Wert gewesen. Nach einem Jahr wie 2011, in dem die Grünen unverhofft einen Ministerpräsidenten stellten und erstmals in allen Landtagen vertreten sind, wirken 13 Prozent schon eher mager.

Gefährlich ist: Sie müssen nun mehr über Köpfe streiten als über Ziele Inhaltlich liegen die Kandidaten ohnehin nicht allzu weit auseinander. Trittin profilierte sich zuletzt als Schatten-Finanzminister, der über die Lösung der Euro-Krise ganz Europa retten will. Künast will die Verbraucher schützen und darunter ganz besonders die Kinder. Göring-Eckardt plädiert für „Frieden, Gerechtigkeit, demokratisches Miteinander und die Bewahrung der Schöpfung“, und Claudia Roth kämpft

unverdrossen für die Menschenrechte – jeder Kandidat könnte die Ziele jedes anderen vorbehaltlos unterschreiben. Alle haben Sympathien für ein rot-grünes Regierungsbündnis. Unterschiede liegen am Ende in Beliebtheit, Bekanntheit – und der Fähigkeit, den eigenen Flügel zu mobilisieren. Für die Grünen, die sich in den vergangenen Jahren stets so geschlossen zeigten, ist das nicht ungefährlich: Sie müssen nun mehr über Köpfe streiten als über Ziele. Schon warnt Göring-Eckardt, eine Urwahl bedeute nur „Beschäftigung mit uns selbst“. Sie sei „auch keine Mutprobe“. Stattdessen solle die Partei sich im Einvernehmen auf ein Spitzenteam verständigen. Doch dafür dürfte es schon zu spät sein. Wollten doch gerade die Grünen beweisen, dass es auch bei der Besetzung der Spitzenpositionen ganz offen und demokratisch zugeht. Ein Team aber, so heißt es aus der Parteizentrale, „riecht schon wieder nach Hinterzimmer“.

Besonders schwer ist es nicht, die Grünen zu einer Urwahl zu bewegen. Rund 3000 Mitglieder könnten das gemeinsam verlangen. Drei Landesverbände. Der Frauenrat der Partei oder der Länderrat. Und letzterer tritt am 2. September in Berlin zusammen, um über das Prozedere zu beraten. Tagesordnungspunkt 5: „Verfahren Findung Spitzenkandidaten“. Dann endet auch die Frist für Bewerbungen, sie läuft Ende August aus. Ob eine Urabstimmung zwingend ist oder nicht, ist Auslegungssache. Denn die Satzung der Grünen, in Anhang drei eigens um eine „Urabstimmungsordnung“ ergänzt, befasst sich explizit nur mit dem anderen Fall: „Sollten weniger oder genau so viele Bewerbungen eingehen, wie zu besetzende Positionen vorhanden sind, findet eine Urwahl nicht statt.“ Gilt damit auch der Umkehrschluss? Bewusst war der umgekehrte Fall offengeblieben. Schließlich könnten sich dann auch völlig aussichtslose Mitglieder bewerben und die Partei so in eine teure Urabstimmung zwingen, deren Ergebnis von Anfang an feststeht. Angesichts derer, die nun kandidieren, dürfte sich das aber schwer vertreten lassen. Und selbst wenn der Länderrat, eine Art kleiner Parteitag, sich gegen eine Urwahl ausspräche – dann könnte die Basis immer noch eine anstrengen. Die Regeln wollen es so. Auch ein Spitzenteam, wie es Katrin Göring-Eckardt fordert, lässt sich nur noch schwer installieren. Schließlich hatten sich Bundesvorstand und Parteirat schon vor Monaten auf ein Spitzenduo geeinigt. Schwer vorstellbar, dass sie diese Position jetzt noch einmal revidieren. Es ließe sich auch nur schwer begründen. Damit bleibt als wahrscheinlichste Variante das Experiment Urwahl, zum ersten Mal in der Geschichte der Grünen. Das Verfahren allein wird zum Kraftakt für die vergleichsweise kleine Parteizentrale. Sie muss nicht nur die enorme Logistikleistung vollbringen, 60 000 Mitglieder anzuschreiben, die Antworten einzusammeln und auszuwerten. Sie steht auch noch unter enormem Zeitdruck. Mitte November kommen die Grünen zu ihrem nächsten Parteitag zusammen – der ideale Zeitpunkt, um die Spitzenkandidaten für 2013 auch offiziell zu küren. Doch der Plan ist kühn. Drei Wochen nach Veröffentlichung der Bewerbungsbriefe – so will es die Satzung – sollen die Briefe an die Mitglieder frühestens herausgehen, allerspätestens sechs Wochen danach. Damit würden die Abstimmungsunterlagen ungefähr Ende September bei den Mitgliedern landen. Diese erhalten dann wiederum mindestens drei Wochen Zeit, ihre Stimme abzugeben, womit der Oktober schon zur Hälfte vorüber wäre. Erst eine Woche nach Einsendeschluss könnte dann die Auszählung beginnen – schon ist der November da. In der Parteizentrale sind die Zweifel jetzt schon groß, ob sich das alles schaffen lässt. Auch für die Befragten ist das Prozedere nicht ganz ohne. Jedes einzelne Mitglied würde zwei Stimmen erhalten. Aber nur eine davon darf an einen Mann gehen – sonst ist der Stimmzettel ungültig. Das soll sicherstellen, dass über männliche und weibliche Bewerber gleichermaßen abgestimmt wird. Sollten am Ende zwei Männer vorne liegen, schiede der zweite automatisch aus – einer der beiden Plätze ist für eine Frau reserviert. Umgekehrt gibt es solche Beschränkungen nicht. Weswegen theoretisch auch ein Ergebnis möglich wäre, das bisher keiner erwartet: Zwei Frauen führen die Grünen in die Wahl, einer aber bleibt außen vor – Fraktionschef Jürgen Trittin. MICHAEL BAUCHMÜLLER

AUSSENANSICHT

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ielen, identifizieren und verfolgen – so lässt sich die Logik moderner, netzwerkzentrierter High-Tech-Kriegsführung charakterisieren. Auf der Basis eines komplexen Netzwerks digitaler Rechner und Sensoren soll ein umfassender Überblick über den Kampfraum in Echtzeit hergestellt werden. Dieser Idee liegt die Vorstellung zugrunde, dass sich militärischer Erfolg durch Informationshoheit, technische Überlegenheit und enge Verzahnung von Aufklärung, Kommandozentralen und Waffentechnologie herstellen lässt. Erstaunlicherweise dominiert diese militärstrategische Logik auch zivile, demokratisch legitimierte Sicherheitspolitik. Ein Beispiel hierfür ist DAS – das neue Domain Awareness System der New Yorker Polizei, das in Kooperation mit Microsoft entwickelt und vor kurzem vorgestellt wurde. Bei der Einweihung pries der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg das System als Anti-Terror-Wunderwaffe. Das Domain Awareness System führt in Echtzeit Daten von 3000 Überwachungskameras, 1600 Strahlungssensoren sowie mehr als 100 stationären und mobilen Nummernschild-Scannern zusammen, speist Polizeifunk und Notrufe in sein Netz ein und gleicht die Daten von Verdächtigen in riesigen Datenbanken ab. Es erlaubt, Bewegungen von Personen oder Fahrzeugen über weite Strecken in Echtzeit zu verfolgen oder über Wochen nachzuvollziehen. Ein

Alles unter Kontrolle Kameras, Computer und militärische Hightech-Strategien sollen Verbrechen verhindern. Doch technikfixierte Sicherheitspolitik mündet in totale Überwachung. Von Jutta Weber eng gestricktes Sensorensystem soll dafür sicherstellen, dass nichts im öffentlichen Raum unbeobachtet bleibt. Die Planung eines Terrorakts oder auch nur ein ungewöhnliches Vorkommnis soll in Echtzeit verfolgt und Verbrechen präventiv erkannt werden. Nun könnte man argumentieren, dass wir es in New York mit den Spätfolgen des amerikanischen 9/11-Traumas zu tun haben und eine ähnliche Situation schon aufgrund des Datenschutzes in Europa undenkbar wäre. Doch die militärische Logik durchzieht auch europäische Sicherheitsarchitekturen. Augenfälligstes Beispiel für militärische High-Tech-Aufrüstung waren die Olympischen Spiele in London, bei der mehr als 13 000 britische Soldaten sowie Flugzeugträger, Boden-Luft-Raketen und unbemannte Drohnen im Einsatz oder wenigstens einsatzbereit waren. Zeitweise wurden Datenschutz und Grundrechte außer Kraft gesetzt. So wurden friedliche Demonstranten kurzzeitig verhaftet und ihnen das Betreten der olympischen Zone für die Dauer der Spiele verboten. Was man bis-

her nur von G-8-Gipfeln kannte, wird zur Normalität bei Groß-Events. Der Blick auf die Sicherheitspolitik der EU zeigt, dass es eine recht einseitige Fokussierung auf Sicherheitstechnologien gibt und traditionelle Aufklärungsarbeit in den Hintergrund gedrängt wird. So fordert die aktuelle EU-Sicherheitsstrategie des Stockholmer Programms mehr technische Werkzeuge und eine umfassende Informationsmanagement-Strategie. Der Bericht der EU-Kommission zu den Sicherheitsprojekten im letzten Forschungsrahmenpro-

Statt Präventionsparanoia brauchen wir eine nüchterne, sozial verträgliche Politik gramm hält fest, dass es einer technologisch gestützten Wachsamkeit bedürfe, um die Freiheit gegen potenzielle Gefahren zu schützen. Obwohl sich in Deutschland schon länger zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen eine zunehmend drakonische Sicherheitspolitik regt, lancierte

das Wissenschaftsministerium ein 100 Millionen Euro schweres Forschungsprogramm für zivile Sicherheitsforschung, das in der gleichen Logik mit neuen Bedrohungen und der Verwundbarkeit kritischer Infrastrukturen argumentiert. Aus der Sicht von Wissenschaftsministerin Annette Schavan hängt Sicherheit „vom Vorsprung in Wissenschaft und Forschung ab und der Umsetzung in Organisation und Technologie“. Nicht hinterfragt wird in diesem digitalen Traum von der perfekten Bewegungs-, Zugangs- und Raumkontrolle, ob diese High-Tech-Ideen für die Lösung eines gesellschaftlichen Problems geeignet sind – und welche Art von Sicherheit sie produzieren. Im Konzept der netzwerkzentrierten Kriegsführung und der verteilten Sicherheit gelten Kommunikationsstrukturen als das zu verteidigende Herzstück der Gesellschaft und gleichzeitig als wichtigste Waffe im Krieg gegen Terror oder Kriminalität. Da fast alle Infrastrukturen – vom Verkehr bis zur Energieversorgung – auf Informationsnetze angewiesen sind, sind sie an-

fälliger für Cyberbedrohungen geworden. Diese „kritischen“ Infrastrukturen durchziehen alle Lebensbereiche und sind ein wesentlicher Grund dafür, warum die Grenzen zwischen militärischer und ziviler Sicherheit, von Krieg, Strafverfolgung und Alltag zunehmend verschwinden. Durch 9/11 und seine mediale Inszenierung haben sie an kultureller, identitätsstiftender Bedeutung gewonnen, derer sich die Politik durchaus bewusst ist. Den Ausbau exzessiver Sicherheitsarchitekturen verdanken wir vor allem einer technowissenschaftlichen Rationalität, die mit Hilfe von Komplexitätstheorie, Computersimulation und Systemanalyse unvorhersehbare Gefahren modellieren will, anstatt konkrete Gefahren zu bekämpfen. Der Fokus dieser Logik ist das Unvorhersehbare, das man nun einkreisen und abwehren will. Eine Logik, die sich der Bekämpfung des Nichtkalkulierbaren verschreibt, ist aber problematisch, weil sie permanent neue Anforderungen produziert. In der Praxis führt diese Techno-Security zu einer recht konventionellen Gefahrenbekämpfung, die Wahrscheinlichkeiten durchexerziert. So stufen „smarte“ Kameras schon den kurzfristig abgestellten Koffer oder hektische Bewegungen von Passanten als potenzielle Bedrohung ein. Wenn Computerzeitschriften ihren Lesern empfehlen, „problematische“ Stichwörter in E-Mail oder SMS zu vermeiden oder ihre Handys in der Nähe von Demons-

trationen auszuschalten, dann hat diese Art der Überwachung unseren Alltag und unsere Verhaltensweisen bereits grundlegend verändert. Darum reicht es auch nicht, Datenschutz und das Recht auf Privatheit einzufordern. Es gilt vielmehr, das Verständnis von Sicherheit als vermeintlichem All-Gefahren-Schutz als das eigentliche Problem zu erkennen – und mit ihr eine militär- wie sicherheitsstrategische Logik, die WorstCase-Szenarien vorhersehen und beherrschen will und dabei in totaler Raum-, Bewegungs- und Zugangskontrolle mündet. Bei ein wenig kritischer Distanz wirkt der „Lösungsansatz“ dieser Sicherheitslogik eher wie Präventionsparanoia. Wir brauchen eine nüchterne und zugleich sozial verträgliche Sicherheitspolitik, die sich weniger populistischer und technokratischer Mittel bedient als gesamtgesellschaftliche Fragen im Auge behält und der Logik der Angst eine deutliche Absage erteilt.

Jutta Weber, 49, ist Technikphilosophin und Professorin für Medienwissenschaften an der Universität Paderborn. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehört die Technikforschung in Informatik, Robotik und künstlicher Intelligenz. FOTO: CZOGALLA


DEFGH Nr. 191, Montag, 20. August 2012

DIE SEITE DREI

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Kairo nach der Revolution: „In drei Wochen haben die Islamisten Schlimmeres angerichtet als Mubarak in 30 Jahren“, sagt ein Journalist. Das ist übertrieben, aber so ist die Stimmung.

Ein Kairo-Krimi

VON SONJA ZEKRI

Kairo – Natürlich redet er über die ägyptische Politik, über Islamisten, Generäle und Konterrevolutionäre, über die militärische „Diktaturmaschine“, die gerade zerschlagen wurde, und eine religiöse Diktaturmaschine, die möglicherweise gerade entsteht. Aber so richtig in Fahrt kommt Alaa al-Aswani erst bei Oswald Spengler. Sehr deutsch, dieser Spengler, sagt Aswani, ein Genie: „Manchmal habe ich mich gefragt, ob er ein normales Gehirn hatte.“ 20 Jahre lang schrieb Spengler am „Untergang des Abendlandes“, 15 Jahre brauchte Aswani, um es durchzulesen. „Er hilft dir überhaupt nicht mit diesen ganzen römischen Herrschern. Wenn du nicht auf seinem Niveau bist, hast du keine Chance“, sagt er. Aswani schreibt tendenziell für alle. Bücher wie „Der Jakubijan-Bau“ oder „Chicago“ gelten als mühelos konsumierbar. Kritiker werfen ihm Kolportage vor, Melodram, sogar die Nähe zur Soap. Aswani, 55, ist ein Anti-Spengler. Überhaupt hat er als linker Bestseller-Autor und leidenschaftlicher Anhänger freier Wahlen wenig gemein mit dem Parlamentarismusverächter Spengler, der Schriftsteller „Literatengeschmeiß“ nannte und Optimismus als Feigheit betrachtete. Auch von den Arabern hielt Spengler wenig. „Er sagte ihnen, tut mir leid, aber eure Zivilisation ist hin“, erzählt Aswani heiter: „Und er war natürlich nicht sehr demokratisch.“ Aber Aswani fürchtet Dissens nicht und schätzt intellektuelle Herausforderungen. Er hat Spanisch gelernt, um Garcia Marquez zu lesen, auch Nietzsche hat ihm viel gegeben. Und bei Spengler finde man die Instrumente zum Verständnis der Welt. Zum Beispiel den Unterschied zwischen Modernisierung und Zivilisation. „Am Golf gibt es Wolkenkratzer, denn da unten haben sie Öl. Das ist Modernisierung“, sagt Aswani. Ägypten ist unter Modernisierungsaspekten auf den Hund gekommen, hat aber eine jahrtausendealte Kultur. Spengler – neuerdings auch in Deutschland als erfrischend gefühlskalter Verfallsdiagnostiker wiederentdeckt – hat nach Ansicht Aswanis sogar den Sturz Mubaraks vorausgesagt. „Wenn ein Volk seinem Herrscher sagt, du trittst uns mit Füßen, dann ist es besser zu sterben“, zitiert Aswani ziemlich frei.

Mubaraks Fall war sein Triumph. Er ist ein Stier von einem Mann mit einem Bass wie Lee Marvin In Wahrheit gab es keinen wirkmächtigeren Diagnostiker des siechen MubarakRegimes als Aswani selbst. „Der JakubijanBau“ gilt als literarisches Konzentrat der ägyptischen Autokratie. Da sind der Polizeiterror, die Heuchelei der Scheichs, die Wut der Armen, sexuelle Gewalt, sexuelle Ausschweifungen – bei Aswani gibt es immer Sex – und das vor der Kulisse einer sterbenden Welt aus Eleganz und Bildung. Im „Jakubijan-Bau“ fand sich das ganze Land wieder, auch die korrupte Spitze. Heute ist Alaa al-Aswani der wohl bekannteste Schriftsteller der arabischen Welt. „Der Jakubijan-Bau“ führte fünf Jahre lang die arabischen Bestseller-Listen an, gefolgt von „Chicago“, einer Themenvariation auf amerikanischem Boden. Seine Bücher werden in Dutzende Sprachen übersetzt und in 100 Ländern gelesen. Zur Liste seiner deutschen Ehrungen kommt demnächst der Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungsfreiheit.

In Ägypten ist der Kulturkampf um die Zukunft des Landes entbrannt. Mittendrin steckt der Bestseller-Autor Alaa al-Aswani. Er kennt alle Verdächtigen – und keine Kompromisse Jahrelang aber verdiente er sein Geld als Zahnarzt, bis heute praktiziert er ab und zu in Garden City, einem Kairoer Viertel voller Botschaften, Hotels und Krankenhäuser. Vor seinem Haus hängt das Schild mit seinem Abschluss an der University of Illinois, Chicago. Aswani ist ein Stier von einem Mann mit einem Bass wie Lee Marvin, zum Interview erscheint er im blauen OPKittel und Jogginganzug. Vor sechs Jahren empfing er in derselben Praxis, vor demselben Zahnarztstuhl. Er litt an Ägypten wie so viele Ägypter, aber dass selbst Kollegen für alles Schlechte Israel und Amerika die Schuld zuschoben, wischte er vom Tisch: „Das sind Ausreden. Es gibt 22 arabische Staaten. In keinem einzigen herrscht Demokratie.“ So sprachen wenige. Und so wie er schrieben wenige. In einem Zeitungsartikel beschrieb er die „Einsamkeit des Diktators“, der erst erwacht, „wenn eine Revolution ihn stürzt“. Da waren es nur noch Monate bis zum Tahrir-Platz. Der Sturz Mubaraks war auch sein Triumph. Aswani hätte sich zurücklehnen können und seinen Ruhm als Prophet der Revolution genießen. Er tat es nicht, er legte erst richtig los. Ein Jahr verbrachte er mit Demonstrationen, Talk-Show-Auftritten, Debatten über die Zukunft Ägyptens. Wie so viele Künstler arbeitete er nicht. „Ob ich einen Roman schreibe oder einen Patienten behandele oder für die Revolution kämpfe, ist für mich dasselbe“, sagt er, und dann, mit einer dieser überlebensgroßen Aswani-Gesten, die der New Yorker „bombastisch“ nannte: „Wenn 20 Menschen bereit sind, für die Freiheit zu sterben, kann ich nicht zu Hause sitzen.“ Dabei riskiert er ja selbst viel, denn so frontal wie er den alten Herrscher angegangen war, so brachial fiel er über die neuen her. In Ländern mit berechenbareren Debattenkurven könnte einer wie er auf AliceSchwarzer-Format schrumpfen, als Dauermahner, nützlich, aber nervig. In Ägypten nicht. Kurz nach dem Sturz Mubaraks demontierte Aswani dessen letzten Premier Achmed Schafik in einer Fernsehsendung so rücksichtslos, dass Ägypten der Atem stockte. Am nächsten Tag wurde Schafik entlassen, und für viele war dies ein Zeichen, dass Ägypten nun ein neues Land war. Aber vor ein paar Monaten war General Schafik plötzlich wieder da, in einer dieser postrevolutionären Volten. In der Präsidentschaftswahl schaffte es der Mann des alten Regimes in die Stichwahl gegen den Muslimbruder Mursi. Ägypten hielt wieder den Atem an, Gewalt lag in der Luft. Eines der Gerüchte drehte sich darum, dass nach dem Wahlsieg Schafiks die Leiche von Aswani im Nil schwimmen werde. Schafik hat die Wahl verloren und ist seitdem auf Pilgerreise. Und Ägypten wird erstmals von einem Muslimbruder regiert. Vor ein paar Tagen hat Mursi den Militärrat entmachtet, die Armeespitze ausgetauscht und sich qua Verfassungsdekret eine schwindelerregende Machtfülle verliehen, Exekutive, Legislative, die Kontrolle über die neue Verfassung. Der neue Justizminister will die Judikative neu ordnen. Und noch immer gibt es kein Parlament. Für Gamal Fahmi ist dies der Anbruch des Faschismus, jawohl, des Faschismus. Fahmi, spindeldürr mit grauem Schnäuzer

und langen Pianistenfingern, ist Journalist. Nach Mursis Coup – er nennt ihn wegen der vermuteten Absprachen von Armee und Islamisten einen „Putsch unter Freunden“ – sei der Islamist nicht mehr aufzuhalten: „Andere Diktatoren beneiden ihn. Das Einzige, was er nicht kann, ist Tote auferwecken.“ Dabei hat Fahmi die einst verbotenen Muslimbrüder gegen das Mubarak-Regime verteidigt, hat gegen die Schließung religiöser Fernsehkanäle protestiert, ihre Existenz zum Barometer politischer Freiheit in der Autokratie gemacht. Sechs Mal war er im Gefängnis. Und wofür?

Zu seinen Lesungen kommen Stiletto-Schönheiten, Studenten, Verschleierte und ratlose Bürger Der neue Informationsminister gehört zu den Muslimbrüdern. Zwei Journalisten sollen wegen Beleidigung des Präsidenten angeklagt werden. Taufik Okascha, der Kettenhund des Militärs, soll zum Mord an Mursi aufgerufen haben, sein Sender wurde geschlossen. Dem Chefredakteur der Zeitung Al-Dostur, Islam Afifi, wird die Verbreitung von Falschaussagen gegen die Islamisten vorgeworfen. Beide sind keine Leuchten des Journalismus, vor allem Okascha arbeitet mit aberwitzigen Lügen. Und doch müsse die Pressefreiheit sie schützen, findet Fahmi. Zumindest müssten religiöse Hetzer ebenfalls verboten werden. Im Staatsfernsehen gebe es wieder schwarze Listen mit Mursi-kritischen Gästen. Gerade hat er, Fahmi, dort ein Inter-

view gegeben, sagt er und scherzt: „Es war wohl mein letztes.“ Vor ein paar Tagen druckte er eine weiße Spalte statt seiner Kolumne in der privaten Zeitung Al-Tahrir. Mit einer Handvoll Kollegen protestierte er so gegen die Neubesetzung der Chefredakteursposten in den Staatsmedien durch das islamistisch dominierte Oberhaus. Fahmis Fazit: „In drei Wochen haben die Islamisten Schlimmeres angerichtet als Mubarak in 30 Jahren.“ Das ist übertrieben, aber so ist die Stimmung. Im ägyptischen Kulturkampf stehen sich Anhänger und Gegner der Muslimbrüder unversöhnlicher denn je gegenüber; am Freitag schon sind wieder große Kundgebungen gegen Präsident Mursi geplant. Viele haben Angst vor neuer Gewalt. Es ist ein Konflikt, der sich so auch in Tunesien abspielt, der in Libyen nicht ausgestanden ist, der die ganze Region in Spannung versetzt. Islamistische Gruppen gewinnen in freien Wahlen, sind die Säkularen deshalb Bürger zweiter Klasse? Sind Weltoffenheit, Rotwein und Frauenrechte Luxusgüter für Besserverdienende und Teil des alten Systems, oder schlimmer noch: koloniale Atavismen? Manche säkularen Politiker wiederum, selbst einstige Revolutionäre, hätten nichts gegen ein paar weitere Jahre Militärherrschaft, als Schutz gegen die Islamisten. Es wäre die Abschaffung der Demokratie im Namen der Demokratie. Der Journalist Jusri Foda stellte unlängst fest, dass drei Kräfte um die Macht in Ägypten konkurrieren – Islamisten, Säkulare, Militär: „Alle drei flirten mit dem Totalitarismus.“ Alaa al-Aswani reagiert auf diesen Streit wie üblich: Er macht sich Feinde. Vor ein

Alaa al-Aswani: Jahrelang verdiente er sein Geld als Zahnarzt in Kairo, heute werden seine Bücher in Dutzende Sprachen übersetzt, stehen auf den Bestsellerlisten. FOTO: AP

paar Wochen hatte er geschimpft: „Der regierende Militärrat ist Mubarak und Mubarak ist der Militärrat.“ In die Kampagne gegen die Muslimbrüder stimmte er nicht ein. Wer einen gewählten Präsidenten nicht anerkenne, wer mit Gewalt gegen die Muslimbrüder vorgehe, der habe nichts verstanden: „Dann können wir gleich Mubarak sagen, du hattest recht, komm bitte zurück.“ Auch Mursis Machterweiterung begrüßt Aswani, denn sie beende Ägyptens sechzigjährige Militärherrschaft. Das ist in seinem Milieu keine populäre Meinung. Der Besitzer eines säkularen Senders strahlte ein Gespräch mit ihm nicht aus. „Was heißt hier säkular“, ereifert sich Aswani, „der Besitzer ist ein Geschäftsmann, aber von denen sind viele korrupt. Sie haben für Mubarak Gedichte geschrieben! Seit der Revolution sind sie Revolutionäre, und wenn die Taliban regierten, hätten sie in einer Woche einen Bart.“ Aber er kennt die Sorgen der Christen, der Künstler. Selbst Freunde begreifen ihn nicht. Aswani bleibt hart: „Wenn ich den gewählten Präsidenten verteidige, heißt das nicht, dass ich für die Muslimbrüder bin. Das geht schrecklich durcheinander. Viele Ägypter sehen die Politik als Fußballspiel: Man muss eine Mannschaft unterstützen.“ Er aber, Aswani, unterstütze einzig die Revolution. Deshalb hat er sich jetzt, da die Generäle abserviert sind, die Islamisten vorgenommen. In seinem jüngsten Artikel warnt er, Ägypten werde sich nicht in eine religiöse Diktaturmaschine verwandeln lassen. Zugegeben, das Experiment der Demokratie sei riskant, aber es müsse gewagt werden. 30 Jahre habe Mubarak es aufgeschoben und mit den Islamisten gedroht, um seine Herrschaft zu sichern, nun gebe es keine Ausreden mehr. Und er, Aswani, ist optimistisch, er kann sich auf die jüngsten Verluste der Muslimbrüder in den Wahlen berufen, auf die Geschichte. Ägypten habe in den Zwanzigern das erste Parlament der Region besessen, die erste Verfassung. „In den Fünfziger Jahren waren die Muslimbrüder so schwach, dass nicht mal ihr Gründer Hassan al-Banna einen Sitz im Parlament bekam“, trumpft er auf. Er legt Wert darauf, dass es ein anderes, säkulares, weltoffenes Ägypten gab mit frühen Feministinnen und Pilotinnen. Die Islamisierung ist nur eine Phase, sagt er. Ägypten gehöre allen, nicht nur den Waldund-Wiesen-Predigern, die die Menschen gängeln. Aswani ist gläubig, er fastet im Ramadan. Sein Islam ist ein Glaube der Offenheit und Lebensfreude. Der Westen verkenne diesen Islam, wie er überhaupt die arabische Welt verkenne. In der klassischen arabischen Literatur zum Beispiel gebe es ein eigenes Genre für homoerotische Literatur. „Keiner im Westen weiß das!“ – Wie viele Ägypter wissen es? – Aswani stutzt, dann, kleinlaut: „Stimmt.“ Seit zehn Jahren hält er Vorlesungen, jeden Donnerstag, auf großen Bühnen oder in plüschigen Hinterzimmern. Manchmal kommen Hunderte, manchmal nur eine Handvoll, Stiletto-Schönheiten, Verschleierte, ratlose Bürger. Aswani geht oft mit dem Kopf durch die Wand, aber nie ist er sanfter als bei Begegnungen mit seinem Publikum. „Was sollen wir mit den Islamis-

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FOTO: REGINA SCHMEKEN

ten machen?“, ruft einer. „Wo stehen wir?“, ein anderer. Zwei Studenten besuchen fast jedes Treffen. „Wir hören Dr. Alaa seit Jahren“, sagt einer, „er hat sich kein bisschen verändert.“ Sie brauchen ihn. Aber er braucht sie auch. Aswani hat mal als Betriebszahnarzt sechs Jahre in einer Zementfabrik im Süden Kairos gearbeitet, gegenüber vom Tora-Gefängnis, wo heute die Spitzen des Mubarak-Regimes sitzen. Er hat fast nichts verdient, aber viel gelernt. „Ich bin ein Kind der oberen Mittelklasse, ich bin auf eine französische Schule gegangen. Das war eine andere Welt!“, sagt er. Ein Schweizer Ingenieur hatte die Fabrik gegründet, im Krieg sollte sie Zement entwickeln, der israelischen Bomben standhält. „Diese Arbeiter standen den ganzen Tag an glühenden Öfen. Es war wie ein Roman. Meine Frau fragte, was ich dort mache, ich habe ihr gesagt: Ich bin in einem Roman.“ Aswani glaubt an die Weisheit der Menschen, aber in den Hymnen auf das heilige ägyptische Volk schwingt die Angst vor der Verführbarkeit des Künstlers durch die Diktatur mit – und die Verwundbarkeit einer privilegierten Elite.

Aswani schloss sich nie einer Partei an, denn: „Ein Schriftsteller ist seine eigene Partei.“ Eine der letzten Lesungen hat er in einem Kulturzentrum auf dem MokattamBerg gehalten. Unten, in der Nilebene, staut sich die stickige Hitze der Millionenstadt, aber hier oben ist die Nacht wie Seide. Er spricht über russische Literatur, über Dostojewskij, der bei ihm wie „Dostowski“ klingt und den er für den größten Schriftsteller der Geschichte hält. Aber sein Alter Ego ist Tschechow, der schreibende Arzt, der große Humanist, der die Menschen in ihrer Schwäche erkannte, und doch nicht verurteilte, der sein Leben lang gegen die Gewaltherrschaft kämpfte. „Ich kann mich vollkommen in Tschechows Lage versetzen“, sagt Aswani: „Wie er die Menschen verteidigte, über ihr Leid schrieb, wie er sie als Arzt behandelte.“ Und wie er sich von den Kommunisten fernhielt. Auch Aswani schloss sich nie einer Partei an. „Ein Schriftsteller ist seine eigene Partei“, sagt er. Ägyptens Liberale gründen nun neue Allianzen, demnächst wird es wohl Neuwahlen geben, diesmal wollen sie den Islamisten nicht das Feld überlassen. Aswani ist skeptisch: „Die Liberalen haben in 18 Monaten nicht eine effektive Organisation auf die Beine gestellt. Da kann man den Muslimbrüdern nicht ihren Erfolg vorwerfen.“ Irgendwann hat er wieder angefangen zu schreiben. Sein neues Buch heißt „Der Automobil-Club“. Aswanis Vater Abbas, ein Schriftsteller, verdiente sein Geld als Anwalt des Clubs im Herzen Kairos. Das Buch dreht sich um die Einführung des ersten Autos in Ägypten, deshalb war Aswani extra bei Mercedes in Stuttgart. Vor allem aber geht es um die feinen Clubmitglieder – Briten, Franzosen, Türken – und ihre ägyptischen Kellner. Aswanis eigentliches Thema ist, wie so oft, die Kollision von westlicher Kultur und sozialer Gerechtigkeit, von kolonialem Erbe und ägyptischer Identität. Unter dem Eindruck der Ereignisse hat Aswani einige revolutionäre Passagen eingefügt. Sein Werk wird mindestens so sehr vom ägyptischen Automobilzeitalter handeln wie vom Ägypten dieser Tage. Ein, zwei Monate noch, dann ist er fertig. Für Ägypten ist das eine lange Zeit.


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MEINUNG

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Montag, 20. August 2012, Nr. 191 DEFGH

EURO-KRISE

Aktuelles Lexikon

Vertrauensfragen

Straflager

VON MARTIN WINTER

Wer jetzt die große Reform will, der überfordert Europa Jenseits des deutschen Tellerrandes finden sich nämlich keine europäischen Staaten und Völker, bei denen eine große Mehrheit bereit wäre, den Schritt vom Bund souveräner Staaten zum europäischen Bundesstaat zu tun. Ob am Ende selbst die Deutschen diese Souveränität preisgeben wollen, mag ebenfalls bezweifelt werden. Der große Sprung in ein neues Europa, von dem heute einige träumen, würde zu kurz geraten. Diese Krise hat die europäischen Völker einander nicht näher gebracht, sondern dem europäischen Vorhaben gegenüber eher skeptischer werden lassen. Vor sieben Jahren ist ein europäischer Verfassungsvertrag in diversen Volksabstimmungen kläglich untergegangen, obwohl der die nationale Souveränität fast gar nicht berührte. Einem Vertrag, der die Nationen zu europäischen Bundesstaaten herabstuft, blüht mit Sicherheit ein härteres Schicksal. Die Realität in Europa lässt sich durch Wünsche nicht verdrängen. Dazu gehört eine zweite Erkenntnis: Selbst wenn es gelänge, einige Völker davon zu überzeu-

gen, die Kernbestände ihrer Souveränität auf die europäische Zentrale zu übertragen, wird das neue Europa kleiner sein, viel kleiner als das jetzige. Angeführt von Großbritannien werden einige vom europäischen Zug absteigen. Dann entstünde ein Kerneuropa, das vermutlich zu klein wäre, um in der Welt eine maßgebliche politische Stärke zu entwickeln. Es ist verständlich, dass gerade in Deutschland der Wunsch wächst, Europa jetzt radikal umzubauen. Klug ist er nicht. Dieser Umbau würde die Völker überfordern und eher zum Zerfall denn zum Zusammenwachsen Europas führen. Gerade weil dessen Krise weiter und tiefer reicht als ihre Vorgänger, muss man sich vor der Illusion hüten, dass es schnelle und einfache Rezepte gibt. Eine Schuldenunion mag kurzfristig die Märkte beruhigen, stabilisieren wird sie die EU auf Dauer nicht. Denn die Turbulenzen um die gemeinsame Währung sind nicht die Ursache, sondern nur ein Ausdruck des eigentlichen Problems der Europäischen Union: Es wird ihr nicht getraut. Sie schafft es, weder die Welt noch die eigenen Bürger davon zu überzeugen, dass sie die Rolle einer starken und zuverlässigen Macht ausfüllen kann. Dafür läuft in der EU zu viel gegen- und durcheinander. Nicht nur bei Wirtschaft und Finanzen, sondern auch in der Außen- oder Sicherheitspolitik. Europa hat den Rest der Welt noch nicht überzeugt, dass es tatsächlich und unumkehrbar zusammengewachsen ist. Eine hektische Reform wird wieder nur Stückwerk sein. Das würde das Misstrauen nur verstärken, zumal wenn die Reform von Deutschland eingefordert wird. Deswegen gilt es, die Debatte zu entschleunigen: Vor allem die reformskeptischen Staaten müssen zunächst sagen, was Europa in Zukunft sein will und wozu es fähig sein soll. Diese zentrale Frage nach der Identität der Europäischen Union kann nicht aus der Panik der Krise heraus beantwortet werden – das führt unweigerlich in ein Desaster. Wer Europa helfen will, sollte aufhören, über Großlösungen zu phantasieren. Die Krise und die grundlegende Verfasstheit der EU lassen sich nur nacheinander lösen. Zunächst muss die Euro-Krise beigelegt werden, notfalls durch den Rauswurf Griechenlands und eine massive Marktintervention der Europäischen Zentralbank. Nur wenn die Panik vorbei ist, finden die Mitgliedsstaaten und die Völker die Ruhe, sich über Europas Finalität zu verständigen.

Genug ist genug

SZ-ZEICHNUNG: WOLFGANG HORSCH

CDU-FÜHRUNG

Merkels Blässlinge VON ROBERT ROSSMANN

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un hat sie sich also entschieden. Seit Wochen war in der CDU spekuliert worden, ob Annette Schavan noch einmal als stellvertretende Parteichefin antreten wird. Jetzt hat die 57-Jährige ihrem Landesverband mitgeteilt, dass sie den Platz in der CDU-Spitze abgeben wird. Sie wolle damit den Weg für Jüngere frei machen, sagt Schavan. Nach langen 14 Jahren im Amt sei es an der Zeit zu gehen. Das ist zunächst einmal eine honorige Entscheidung. Nicht alle Parteigranden haben die Gabe, den richtigen Zeitpunkt zum Rückzug zu finden. Schavan hat ihn getroffen. Der Abgang der Stellvertreterin wirft nun aber ein Schlaglicht auf die desolate Personallage der CDU. Noch vor ein paar Jahren konnte sich die Partei beinahe eines halben Dutzends starker und bekannter Ministerpräsidenten rühmen. Und im Bund gab es Norbert Röttgen als Führungsreserve. Doch von all den Roland Kochs, Jürgen Rüttgers, Christian Wulffs, Ole von Beusts, Stefan Mappus und Peter Müllers ist nichts geblieben. Sie haben sich selbst demon-

NSU VOR GERICHT

Prozess-Risiko VON HANS LEYENDECKER

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ine Vielzahl von Sicherheitsbehörden hat im Fall der Terrorvereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) erbärmlich versagt. Diverse Untersuchungsausschüsse versuchen derzeit, die Gründe für diese staatliche Katastrophe zu finden. Um ein unabänderliches Naturverhängnis handelte es sich nicht. Die Versager haben Anschrift, Namen und Gesicht. Einzig der Bundesanwaltschaft ist bislang kein ernst zu nehmender Vorwurf gemacht worden. Die Karlsruher Behörde hat den monströsen Fall erst übernehmen können als die NSU am Ende war. Heute umfassen die Erkenntnisse zu den Verbrechen bereits knapp 600 Aktenbän-

de, ein Team von Strafverfolgern sitzt an der Anklage gegen Beate Zschäpe. Ein einfaches Unterfangen wird diese Anklage nicht sein. Die angebliche Beteiligung der 37-Jährigen an den Morden und an den Raubzügen der Bande muss erst bewiesen werden. Die Rechtsextremistin war offenbar nicht bei den Morden dabei, und sie hat offenbar nicht geschossen, was auch einem Vermerk des Bundeskriminalamts vom 12. August mit einer „Zusammenfassung sämtlicher Tatvorwürfe“ zu entnehmen ist. Ob die Ankläger am Ende die Beweislast schultern können? Zschäpe könnte zwar Kronzeugin sein, aber sie will ihre toten Kumpane offenbar weiterhin nicht belasten. Es ist ihr gutes Recht, zu schweigen. Für alle Beteiligten, auch für sie, steht viel auf dem Spiel.

SYRIEN UND BND

Geschäft auf Gegenseitigkeit VON PAUL-ANTON KRÜGER

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as Verteidigungsministerium bestätigt, dass ein Flottendienstboot der Marine in internationalen Gewässern im östlichen Mittelmeer kreuzt. Das Schiff hat moderne Fernmelde- und Aufklärungstechnik an Bord. Und von der Türkei aus belauscht der Bundesnachrichtendienst die Kommunikation des syrischen Regimes. Ob man das nun Aufklärung oder Spionage nennt, ist eine müßige Diskussion. Deutschland tut gut daran, sich eine eigene Einschätzung der Situation in dem Bürgerkriegsland zu verschaffen, militärische Informationen ebenso eingeschlossen wie solche, die Aufschluss geben über den Zustand des Regimes. Ein zutreffen-

des und detailliertes Lagebild ist die notwendige Grundlage, um Entscheidungen treffen zu können. Für diesen Zweck unterhalten Staaten Nachrichtendienste. Ebenso selbstverständlich ist es, dass zumindest ein Teil der so gewonnenen Erkenntnisse mit Verbündeten wie den USA und Großbritannien ausgetauscht wird. Das ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, von dem alle Seiten profitieren. Der Westen hat in Syrien gemeinsame Interessen und verfolgt gegenüber dem Regime eine weitgehend einheitliche Politik. Völlig auszuschließen ist es nicht, dass über diesen Umweg von Deutschen gewonnene Informationen am Ende bei den Rebellen landen. Zur Planung von Guerilla-Operationen oder Anschlägen dürften sie sich indes kaum eignen.

IRAN-SANKTIONEN

Die Spur der Deutschen Bank VON NIKOLAUS PIPER

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och sind es nur unbestätigte Berichte: Amerikanische Staatsanwälte ermitteln angeblich gegen die Deutsche Bank und drei weitere europäische Geldhäuser, weil sie gegen IranSanktionen verstoßen haben sollen. Die Berichte sind glaubhaft, nachdem die britische Standard Chartered Bank in den USA eine Verurteilung wegen Geldwäsche im Iran-Geschäft nur mit einer Rekordbuße von 350 Millionen Dollar abwenden konnte. Die USA meinen es ernst, wenn es um Iran-Sanktionen geht. Das Atomprogramm Irans ist derzeit die größte Gefahr für Frieden und Stabilität im Nahen Osten, und Sanktionen sind das einzige friedliche Mittel, das Europä-

er und Amerikaner in der Hand haben, um Druck auf das Regime in Teheran auszuüben. Die Sanktionen sind bei den Betroffenen nicht populär, manche Firmen, auch deutsche, haben lange gebraucht, um den Ernst der Lage in Iran zu erkennen. Deshalb ist Druck so wichtig. Besonders wirksam sind Sanktionen gegen das Geldwesen. Ohne Finanzierung lassen sich keine komplexen Geschäfte abschließen. Und in Sachen Geld haben die USA auch ein sehr effizientes Mittel, um andere Länder auf Linie zu bringen – die Behörden müssen nur mit dem Entzug der Banklizenz auf dem größten Finanzmarkt der Welt drohen. Wer jedenfalls an einer friedlichen Entwicklung im Nahen Osten interessiert ist, sollte sich über die Rigorosität der USA freuen.

tiert, lustlos aus dem Amt verabschiedet oder sind in die Wirtschaft gewechselt. Wer in den Bundesländern Ausschau nach hoffnungsweckenden Christdemokraten hält, muss inzwischen lange suchen – und findet am Ende nur noch drei: Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende Julia Klöckner und Niedersachsens Ministerpräsidenten David McAllister. Selbst diese drei dürften jetzt – wenn es

Der Länderproporz taugt nicht – jetzt muss eine Frau ran nach dem üblichen Länderproporz geht – nicht zu stellvertretenden Parteichefs gewählt werden. Denn keiner von ihnen kommt aus einem der beiden stärksten Landesverbände, die bedient werden müssen. Die scheidenden Stellvertreter Röttgen und Schavan stammen aus NordrheinWestfalen und Baden-Württemberg. Die beiden Länder stellen fast die Hälfte aller Parteitagsdelegierten. Und so wird voraussichtlich der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende Armin Laschet trotz man-

cher Blässe Nachfolger Röttgens als Parteivize. Zu übermächtig ist sein Verband. Umso wichtiger wäre es, dass sich die CDU wenigstens bei der Schavan-Nachfolge vom Länderproporz frei macht. Eigentlich stünde der Posten Baden-Württembergs CDUChef Thomas Strobl zu. Doch dem fehlt noch bundespolitisches Format, Wahlerfolge hat er erst recht keine vorzuweisen. Die CDU sollte deshalb lieber Klöckner auf ihrem Weg in die Mainzer Staatskanzlei helfen. Die Frau ist erst 39, aber schon Landes- und Fraktionschefin. Beim letzten Wahlparteitag der CDU war sie Stimmenkönigin, bei der Landtagswahl 2011 hebelte sie beinahe den Dauerregenten Kurt Beck aus dem Amt. Die Partei würde mit einer Wahl Klöckners auch einen schweren Konflikt mit ihren Frauen vermeiden. Das schwache CDU-Quorum wäre zwar schon mit einer Frau unter den vier Stellvertretern erfüllt. Doch damit werden sich die weiblichen CDU-Delegierten nicht mehr abspeisen lassen. Auch weil ihnen mit dem Betreuungsgeld und der fehlenden Unterstützung ihrer Partei für eine feste gesetzliche Frauenquote schon so viel anderes zugemutet wird.

PROFIL Eine Gelegenheit wie diese lässt Julius Malema nicht aus. Er gefällt sich in der Rolle des Arbeiterführers, auch wenn er gar keiner ist. Und wo könnte er sich jetzt besser ins Licht rücken als draußen vor der Mine von Marikana, einem Ort, der nun als „Hügel des Grauens“ in aller Welt bekannt geworden ist. In Marikana erschossen Polizisten mit einem Trommelfeuer am Donnerstag 34 streikende und teils bewaffnete Kumpel, einen derart brutalen Einsatz der Sicherheitskräfte hat das Land seit Ende der Apartheid nicht erlebt. Die Nation kann es noch gar nicht fassen, wie es zu diesem Blutbad kommen konnte. Aber der frühere Chef der ANC-Jugendliga Malema hat schon alle Antworten gefunden – und die Schuldigen sowieso. In rot-blauer Trainingsjacke hat er am Samstag zu den Minenarbeitern gesprochen. Rabiat, hetzerisch, opportunistisch. So, wie er es immer tut, wenn er sich in Szene setzen will. Kein anderer als Staatschef Jacob Zuma persönlich sei für die Tötungen verantwortlich. „Ihr müsst von heute an sagen: Ich habe keinen Präsidenten mehr.“ Auch das Feindbild des Unternehmers durfte nicht fehlen. Also stürzte sich Malema auf den ANC-Politiker und Ge-

Die stacheldrahtumzäunten Areale in der russischen Einöde, die der Schriftsteller Alexander Solschenizyn zur Sowjetzeit so eindringlich beschrieb, sind vielfach noch in Benutzung. Dass die drei Frauen der russischen Punkband Pussy Riot in erster Instanz zu Haft in einem solchen Straflager verurteilt wurden, kommt nicht ganz überraschend: Das heutige russische Strafgesetz sieht für Männer viele verschiedene Formen von Gefängnis vor – für Frauen aber nur diese. Es gibt im Land etwa 50 Straflager für Frauen. Auf diese verteilen sich ungefähr 60 000 weibliche Gefangene. Die drei Pussy-Riot-Mitglieder sind zu „normaler“ Haft verurteilt worden. Sie können bei guter Führung in den „erleichterten“ oder zur Disziplinierung in den „strengen“ Vollzug verlegt werden. Schon die „normale“ Lagerhaft ist im Vergleich zu europäischen Standards ausnehmend hart: Sechs kurze Besuche (bis zu vier Stunden) und vier lange Besuche (bis zu drei Tage) pro Jahr – öfter als zehnmal im Jahr würden die beiden Bandmitglieder, die Mütter sind, ihre Kinder also nicht sehen. Die weiblichen Lagerhäftlinge tragen grüne Uniformen, auf denen ihr Name prangt. Einmal pro Monat dürfen die Frauen telefonieren, wobei das Gespräch auf 15 Minuten begrenzt ist. Und morgens um 6 Uhr müssen sie draußen zum Durchzählen antreten. Erst wenn die Temperaturen unter minus 30 Grad fallen, findet die Zählung drinnen statt. RST

BLICK IN DIE PRESSE

Die kremlkritische Zeitung zum Pussy-Riot-Urteil

„Das Urteil ist ein Teil des Dammes, der die Macht verteidigt – vor dem Hintergrund fallender Zustimmungswerte des ersten Mannes im Staat, des erwachenden politischen Bewusstseins der urbanen Mittelklasse, säkularer Medien und der Modernisierung des Bewusstseins. Den Boden dieses Dammes bilden bereits die Gesetze zur Versammlungsfreiheit und über ausländische Agenten sowie das künftige Gesetz über Freiwillige. Mit diesem Urteil beweist die Führung, dass sie die Repressionen fortsetzen wird, auch unter dem Banner der Religiosität.“

„Pravo“ aus Prag empört sich ebenfalls über das Urteil aus Moskau

FOTO: AP

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n diesem Sommer, in dem offensichtlich die Schlussrunde der Eurokrise eingeläutet wird, hat die deutsche Politik die Lust am Räsonieren über die Zukunft Europas gepackt. Sozialdemokraten und Grüne plädieren für eine europäische Schuldenunion samt Banken- und Fiskalunion. Kurz gesagt sind sie dafür, die staatliche Hoheit über den eigenen Haushalt an Brüssel abzugeben. Mancher Christdemokrat schlägt, wenn auch etwas vorsichtiger, in eine ähnliche Kerbe. Und außerdem weist die CDU gerne auf ihre Beschlusslage hin, Europa zu einer politischen Union zu entwickeln – was auch immer das im Einzelnen heißen mag. Und weil das alles tief ins Grundgesetz eingreifen würde, wird zugleich einer, wenn möglich raschen, Volksabstimmung das Wort geredet. Gemach, ist man da versucht zu sagen. Es ist ja wahr, dass die Europäische Union auf die Stürme der globalisierten Welt schlecht vorbereitet ist. In der großen Finanzkrise ist die Union in ihrer politischen Gesamtstruktur vermessen und für instabil befunden worden. Aber bevor der Kernbestand der nationalen Souveränität vorauseilend geopfert wird, wäre es ratsam zu ergründen, ob es überhaupt einen Altar gibt, auf dem irgendetwas zu opfern lohnte.

Julius Malema Populistischer Aufwiegler im südafrikanischen Minen-Drama schäftsmann Cyril Ramaphosa. Die Polizei habe nur deshalb auf die Kumpel geschossen, um dessen Interessen in der Mine zu schützen, behauptete er. Belege hat er dafür keine. Malema prangert an, schürt die Wut, wühlt den Schmerz auf. So verschafft er sich wieder Gehör. Der 31-Jährige aus der nördlichen Provinz Limpopo beherrscht es wie kein anderer, den Zorn der Unzufriedenen zu schüren. Damit ist er schon als Jugendführer im Afrikanischen Nationalkongresses ANC groß geworden. Später ist er

über seine großspurige Rhetorik aber dann auch tief gefallen: Die Partei schloss ihn aus, weil er den Bogen mächtig überspannt hatte. Lange sah es so aus, als könnte er sich von diesem Schlag politisch nur schwer erholen. Aber spätestens seit diesem Wochenende ist klar, dass mit Julius Malema noch zu rechnen ist. Er weiß, wie er sich die großen Ängste und Sorgen vieler Südafrikaner zunutze machen kann. Und er profitiert von der Schwäche einer politischen Elite, die sich immer weiter von ihrem Volk entfernt, ohne einen Weg zu finden, die wachsende Kluft zu überbrücken. In diesem Graben richten sich Scharfmacher wie Malema ein und warten auf ihre politische Chance. Nun scheint wieder einmal eine Gelegenheit gekommen. Dass er selbst in Korruptionsvorwürfe verwickelt ist, dubiose Geschäfte betreibt und großspurig lebt, ist bekannt. Aber dafür interessiert sich in diesem Moment niemand. Die Arbeiter lauschen der Stimme des Zorns. „Noch viele werden sterben in diesem Kampf um die ökonomische Freiheit“, ruft der Mann aus Limpopo. Und das nur wenige Stunden, nachdem Dutzende Kumpel im Kugelhagel in den Staub gestürzt sind. ARNE PERRAS

„Die Mehrheit (in Russland) setzt die Tradition der Zarenzeit und des Bolschewismus fort und besteht auf die Unberührbarkeit der Autoritäten. Nur eine Minderheit orientiert sich an anderen Werten. Die drei Frauen wären nie bekannt geworden, hätte der Staat nicht auf Methoden des Mittelalters zurückgegriffen. In Russland spitzt sich die gesellschaftliche Atmosphäre zu. Unter der Oberfläche schwelt ein kalter Bürgerkrieg.“

Die kremlfreundliche „Moscow Times“ lästert über den Westen und die Sängerin Madonna

„Die westlichen Medien sind in Wahrheit von Propaganda und Informations-Totalitarismus dominiert. Madonna ist eine typische PR-Sprecherin dieser Propaganda. Mehr noch, sie hat schon vor langer Zeit aufgehört, menschlich zu sein. Sie ist der sprichwörtliche Deus ex machina, der von oben auf die Bühne herabsteigt und die ’unwiderlegbare Wahrheit’ verbreitet. Dann verschwindet sie und ist vergessen, bis zur nächsten Show.“

HERAUSGEGEBEN VOM SÜDDEUTSCHEN VERLAG VERTRETEN DURCH DEN HERAUSGEBERRAT

U S - WA H L K A M P F

Der Mann mit der Maske VON NICOLAS RICHTER

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us den neunziger Jahren stammt der Film „The Mask“. Darin verwandelt sich ein verklemmter Bankangestellter dank einer Zaubermaske in einen Draufgänger. Im US-Wahlkampf wird das Drehbuch jetzt abgewandelt gezeigt: Um seine Unbeliebtheit endlich zu überwinden, setzt sich der Republikaner Mitt Romney die Maske des verwegenen Abgeordneten Paul Ryan auf. Genau genommen hat er Ryan nur zum Vize-Kandidaten bestimmt, aber es sieht so aus, als wolle er sich dessen Ausstrahlung und politisches Profil zu eigen machen, die Stärken eines Mannes, der sein Sohn sein könnte und der viel weiter rechts steht als er selbst. Das Land hat sich jetzt eine Woche lang mit Ryan beschäftigt; selbst seine Gegner staunen, wie niedlich er dabei aussehen kann, wenn er grausame Haushaltspläne vorstellt. Aber wofür steht eigentlich der Mann, der die Maske benutzt? Welchen Menschen und welches Programm wählen die Amerikaner, wenn sie im Herbst Mitt Romney wählen? Das Problem mit Romney ist, dass er immer eine Rolle zu spielen scheint. Der authentische Mensch ist nicht zu spüren; er ist seinen Landsleuten suspekt geblieben, obwohl er mit kaum noch bezifferbarem Aufwand um Zuneigung wirbt. Als Rom-

ney anfing, vom höchsten Amt zu träumen, nannten Berater seine größten Schwächen: Massachusetts (linker Bundesstaat), Mormone (Romneys Religion, die vielen Amerikanern suspekt ist) und Millionär. Romney verheimlicht seine Steuererklärungen, meidet Gespräche über Glauben und verleugnet seinen größten Erfolg als Gouverneur: Damals erfand er eine flächendeckende Krankenversicherung, für deren landesweite Kopie er Präsident Obama heute kritisieren muss, um den Populisten der Tea Party zu gefallen.

Mitt Romney gibt sich als Paul Ryan. Aber wird das reichen? Romney also fühlt sich unwohl mit Romney, die Amerikaner empfinden ebenso. Lieben werden sie ihn nie, vielleicht aber respektieren, hoffen die Strategen – als Manager, der Arbeitsplätze schafft und den Haushalt saniert. Der Parteitag der Republikaner soll das bevorstehende Jobwunder feiern. Romney selbst hatte nie eine andere Botschaft als jene, ein Manager zu sein. Das aber war er in der Vergangenheit. Über Amerikas Zukunft sagt das nichts. Plötzlich soll Ryan sein Programm sein. Der will die Staatsfinanzen sanieren, das ist, siehe Europa, ein wichtiges Thema. Ryan schlägt vor, viel weniger Geld auszugeben (außer für Verteidigung), und die

Steuern zu senken, also viel weniger einzunehmen. Das erinnert an den Republikaner Ronald Reagan, in dessen beiden Amtszeiten sich die Staatsschulden verdreifachten. Vervielfacht haben sie sich auch unter dem Republikaner George W. Bush, für dessen Geldverschwendung der Abgeordnete Ryan zuverlässig stimmte. Mitt Romney hat nicht erklärt, wie er, der Geld- und Zahlenmensch, diese Widersprüche aufheben würde. Hätte Ryan freie Hand? Wer müsste die Opfer bringen? Die Reichen, zu denen Romney gehört? Die Schwachen, die er als Gouverneur beschützte? Als George W. Bush Präsident werden wollte, hatte er – außer Steuersenkungen – zwar auch kein Programm, aber er nahm zumindest eine wohlklingende Philosophie für sich in Anspruch: ein mitfühlender Konservativer wollte er sein. Was oder für wen fühlt Romney? Gerade wird den Amerikanern im Wahlkampf eine ewige Abfolge von Beleidigung, Zuspitzung und Lüge zugemutet. Dass sich ein kühler Analytiker wie Romney in diesem Ausnahmezustand nicht wohlfühlt, mag für ihn sprechen, zumal Obamas Lager unerhörte Diffamierungen erfindet. Will sich Romney aber als Sanierer im Weißen Haus beweisen, muss er den Wählern mehr bieten als immer neue Masken. Herz und Überzeugungen zum Beispiel. Dafür könnte es aber zu spät sein.

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POLITIK

DEFGH Nr. 191, Montag, 20. August 2012

München – Der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) war möglicherweise vor dem Attentat bei den Olympischen Spielen 1972 in München gewarnt. In einer nunmehr vom Auswärtigen Amt freigegebenen Botschaftsdepesche, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, wurde sein Büro informiert, dass ein „Zwischenfall“ drohe. Das Schreiben ist an Genschers damaligen Büroleiter und späteren Außenminister Klaus Kinkel (FDP) adressiert und ging bereits drei Wochen vor der Geiselnahme israelischer Sportler durch palästinensische Terroristen ein. Darin warnte der Botschafter der Bundesrepublik in Beirut nach einem Tipp vor einer Aktion von Palästinensern bei den Spielen. Genscher sagte dazu dem Spiegel, er habe an den Vorgang „keine Erinnerung mehr“. Er gehe aber davon aus, dass Kinkel die Warnung an die zuständigen Behörden weitergeleitet habe – was den Dokumenten zufolge auch geschehen ist. SZ, DAPD

FDP gegen Bundeswehrurteil Berlin – Die FDP lehnt den Einsatz der Bundeswehr im Inland strikt ab. Ihre Partei werde alles tun, um zu verhindern, dass die Bundeswehr zum Hilfspolizisten wird, sagte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) der Welt am Sonntag. Nach einer am Freitag veröffentlichten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts sind Militäreinsätze im Inland bei Terrorangriffen in engen Grenzen mit dem Grundgesetz vereinbar. In Eilfällen sei jedoch immer ein Beschluss der Bundesregierung nötig. Das kritisiert unter anderem der stellvertretende Unionsfraktionschef Günter Krings (CDU) im Spiegel als unrealistisch. Er plädiert deshalb für eine Grundgesetzänderung. Leutheusser sieht keinen Handlungsbedarf. DAPD, DPA

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Frau oder Schwabe

INLAND Innenministerium war gewarnt

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Die CDU sucht zwei neue stellvertretende Parteivorsitzende. Armin Laschet scheint als Nachfolger Norbert Röttgens gesetzt zu sein. Offen ist, wer auf Annette Schavan folgt – hier steht der Länderproporz gegen Interessen weiblicher Delegierter VON ROBERT ROSSMANN

Berlin – In der CDU beginnt nach dem Verzicht der stellvertretenden Vorsitzenden Annette Schavan auf eine weitere Kandidatur die Debatte über die künftige Parteispitze. Unstrittig ist, dass Angela Merkel auf dem Bundesparteitag Anfang Dezember als Vorsitzende bestätigt werden soll. Auf den vier Stellvertreter-Plätzen wird es nun aber mindestens zwei Veränderungen geben. Neben dem Platz von Schavan muss auch der von Norbert Röttgen neu besetzt werden. Es gilt als sicher, dass der ehemalige Umweltminister von seinem Landesverband Nordrhein-Westfalen wegen der Niederlage bei der Wahl im Mai nicht mehr vorgeschlagen wird. Die anderen beiden Stellvertreter Merkels sind Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Über einen möglichen Rückzug Schavans war seit mehreren Wochen spekuliert worden. Nun hat sie in einem Brief an ihren Landesverband Baden-Württemberg den Verzicht offiziell erklärt. Schavan ist die mit Abstand dienstälteste Stellvertreterin. Sie ist seit 1998 im Amt, damals war Merkel noch Generalsekretärin. Die Bildungs-

ministerin gilt als eine der engsten Vertrauten der Kanzlerin. Legendär sind Aufnahmen, auf denen man sieht, wie Merkel ihrer Ministerin eine soeben eingegangene SMS von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zu seinem Rücktritt zeigt – und Schavan dabei lächelt. In den vergangenen Monaten war Schavan in die Defensive geraten. Zum einen muss sich die 57-Jährige des Vorwurfs erwehren, einige Passagen ihrer Doktorarbeit abgeschrieben zu haben. Als Bildungsministerin und wegen ihrer Kritik an Guttenberg während dessen Plagiatsaffäre treffen Schavan die Anwürfe besonders schwer. Anders als im Fall Guttenberg ist die Lage bei Schavans Arbeit aber nicht eindeutig. Der Ministerin schadet auch der tiefe Sturz von Stefan Mappus. Sie war eine Unterstützerin des abgewählten badenwürttembergischen Ministerpräsidenten. Wegen dessen EnBW-Affäre ist der Landesverband jetzt schwer angeschlagen. Schavan hatte bereits auf dem bisher letzten Wahlparteitag nur 64 Prozent der Stimmen erhalten, alle anderen Stellvertreter kamen auf mindestens 85 Prozent. Anders als viele Parteifreunde verzichtet Schavan nun rechtzeitig vor einer mögli-

chen Niederlage. Aus der Politik aussteigen wird die Ministerin aber nicht. Sie will sich wieder für den Bundestag aufstellen lassen, auch Bildungsministerin würde sie gerne länger bleiben. Spekulationen, sie trete wegen der Plagiatsaffäre nicht mehr an, wies Schavan zurück. Sie sagte der Süddeutschen Zeitung, „weiter weg von der Wirklichkeit“ könne man nicht sein. Außerdem sei es „ein erstaunlicher und absurder Reflex, wenn meine Entscheidung, nach 14 Jahren nicht mehr zu kandidieren und den Weg frei zu machen für Jüngere, so bedeutungs-

schwer gemacht wird“. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe dankte der Ministerin. Er sagte der SZ, Schavan habe in ihrer langen Zeit als Parteivize „herausragende Arbeit geleistet“ und die CDU „entscheidend geprägt“. Sie werde auch künftig „als überaus erfolgreiche“ Bildungsministerin zur Führungsmannschaft der Union gehören. Gröhe will die Landesverbände jetzt auffordern, sich auf ein neues Personaltableau zu verständigen. Dies ist in der CDU traditionell Aufgabe der Länder. Relativ sicher ist, dass die Nordrhein-Westfalen ihren neuen Vorsitzenden Armin Laschet vor-

Die Macht der großen Vier Die CDU ist eine föderal geprägte Partei; bei der Ämtervergabe spielt der Länderproporz deshalb eine wichtige Rolle. Derzeit stellen die vier größten Landesverbände auch die vier Stellvertreter von CDU-Chefin Angela Merkel. Auf dem Parteitag 2011 gab es 1001 Delegierte. Der Verband „Brüssel-Belgien“ aller bei EU-Institutionen arbeitenden CDU-Mitglieder stellte einen Delegierten, die restlichen tausend kamen aus dem Bundes-

gebiet. 302 von ihnen entsandte NordrheinWestfalen, 149 kamen aus Baden-Württemberg, 134 aus Niedersachsen und 91 aus Hessen. Auf Platz fünf liegt Rheinland-Pfalz mit 88 Delegierten. Niedersachsen stellt in der CDU eine Besonderheit dar: Die Partei organisiert sich dort nicht in einem Landesverband, sondern aus historischen Gründen in den drei Verbänden Hannover (100 Delegierte), Oldenburg (23) und Braunschweig (11). RRO

schlagen werden – und dieser dann auch gewählt wird. Nordrhein-Westfalen ist der mit Abstand größte Landesverband. Er wurde außerdem gerade bei der Neubesetzung des Bundesumweltministeriums ohne Kompensation übergangen. Der neue Ressortchef Peter Altmaier stammt anders als Röttgen nicht aus Nordrhein-Westfalen, sondern aus dem kleinen Saarland. Die Wiederwahl Bouffiers und von der Leyens gilt als sicher, schwierig dürfte aber eine Verständigung auf die SchavanNachfolge werden. Deren Platz müsste nach dem Länderproporz eigentlich wieder ein Vertreter Baden-Württembergs erhalten. Dafür käme der Landesvorsitzende Thomas Strobl in Frage. Allerdings melden auch die Frauen in der Partei Ansprüche an. Die Spitze der Frauenunion setzt sich für die rheinland-pfälzische Landes- und Fraktionschefin Julia Klöckner ein. Diese stammt aber nur aus dem fünftgrößten Landesverband. Sie gilt derzeit trotzdem als Favoritin für die Schavan-Nachfolge. Klöckner hat sich bisher allerdings genauso wenig zu einer Kandidatur erklärt wie die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die ebenfalls in Frage kommt. R Seite 4

Großeinsatz für Berlins Polizei Berlin – Zum Ende des Fastenmonats Ramadan hat die rechte Bewegung „Pro Deutschland“ am Wochenende in Berlin vor Moscheen und Projekten linker Gruppen demonstriert. Die befürchteten Ausschreitungen blieben aus. Begleitet von einem Großaufgebot der Polizei protestierten Hunderte Gegendemonstranten gegen die Kundgebungen. Berlins Vizepolizeipräsidentin Margarete Koppers sprach von einem friedlichen Verlauf, obwohl auch Mohammed-Karikaturen gezeigt wurden. Die Organisatoren der Gegendemonstrationen bezeichneten die Zahl der Polizisten jedoch als „völlig übertrieben“. 1800 Polizisten waren im Einsatz. Daniel Wesener, der Landeschef der Grünen, sagte am Sonntag bei einer Demonstration vor dem Rathaus Kreuzberg, dass die Rechtspopulisten für ihre Provokationen gezielt einzelne gesellschaftliche Gruppen ausgewählt hätten. Dies sei ein Angriff auf die gesamte Gesellschaft. Deshalb sei es richtig gewesen, die Aufmärsche nicht zu ignorieren. DAPD

Hunderte zeigen bei Gegendemonstrationen Flagge. FOTO: DAPD

Favoritin der Frauenunion: Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner.

Höherer Steuersatz gefordert Berlin – Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer fordert einen höheren Einkommensteuer-Spitzensatz. „Hier ist die frühere rot-grüne Bundesregierung bei der Absenkung zu weit gegangen“, sagte die CDU-Politikerin der Zeitung Die Welt. Sie wünsche sich eine „moderate Anhebung“. Dabei müsse sichergestellt werden, dass Personengesellschaften nicht belastet werden, denn deren wirtschaftliches Engagement werde gebraucht. Eine stärkere Besteuerung von Vermögen lehnt Kramp-Karrenbauer ab: „Die geballten Forderungen nach höherer Erbschaftsteuer, Vermögensabgaben oder Reichensteuer bergen die Gefahr, dass das positive und wichtige Streben der Menschen, sich Eigentum aufzubauen, darüber in Misskredit gerät.“ REUTERS

Könnte auch noch kandidieren: Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Hat den Länderproporz auf seiner Seite: Thomas Strobl aus Baden-Württemberg. FOTOS: DAPD

Bruch mit dem Weggefährten Christian Wulff will nichts von Urlaubsreisen und Sponsorenwerbung Olaf Glaesekers gewusst haben, doch dem widerspricht eine Vertraute der beiden Hamburg – Ex-Bundespräsident Christian Wulff distanziert sich weiter von seinem früheren Sprecher Olaf Glaeseker. In seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft Hannover Ende Juni hat Wulff nach Informationen des Spiegel ein Vertrauensverhältnis zu Glaeseker bestritten. Unterdessen bringt ihn die Ankündigung einer TV-Managerin weiter in Bedrängnis: Die frühere Unterhaltungschefin des Fernsehsenders Sat.1, Edda Kraft, kennt sowohl Wulff als auch Glaeseker gut und hat sich nun offenbar bereit erklärt, für Glaeseker auszusagen. Den Spiegel-Informationen zufolge will Wulff weder Kenntnis von den Urlaubsreisen seines Sprechers zu Domizilen des Par-

Neuer Chef der Saar-Piraten Saarbrücken – Die Piratenpartei im Saarland hat einen neuen Landesvorsitzenden. Der Diplom-Informatiker Jan Niklas Fingerle gewann am Samstag in Dudweiler die Abstimmung gegen Amtsinhaberin Jasmin Maurer und zahlreiche weitere Bewerber. Er wolle die Partei als „feste Größe“ in der Saar-Politik etablieren, sagte der 38-Jährige. Zuletzt hatte es Kritik gegeben, dass die vier Piraten im Landtag seit der Wahl im März wenig Erfolge vorzuweisen hätten. Fingerle gehört der Partei seit 2009 an und war bislang Beisitzer im Landesvorstand. Eine Initiative zur Trennung von Amt und Mandat, für die auch Fingerle warb, lehnte der Parteitag ab. In Brandenburg bestätigten die Piraten am Wochenende ihren Landesvorsitzenden Michael Hensel im Amt. MAWI

Wird voraussichtlich Norbert Röttgen ersetzen: Armin Laschet aus Nordrhein-Westfalen.

tyveranstalters Manfred Schmidt gehabt haben noch von einer etwaigen Sponsorenakquise Glaesekers für den von Schmidt veranstalteten Nord-Süd-Gipfel. Sollte Glaeseker Schmidt wirklich beim Geldsammeln geholfen haben, sei dies „gegen seinen Willen“ geschehen, hatte Wulff laut Bericht erklärt. Einen Versuch Glaesekers, im Januar mit ihm per SMS eine Stellungnahme zu den Vorwürfen abzustimmen, soll Wulff mit dem Kommentar abgeblockt haben: Er sei davon ausgegangen, „dass Du bezahlst“, zitiert das Magazin aus einer SMS des Ex-Bundespräsidenten. Der Nord-Süd-Dialog, mit dem Schmidt 2009 in Hannover Politiker und Prominente zusammenbringen sollte, ist der Kern

der Ermittlungen gegen Glaeseker. Er und Wulff sollen das Fest unter anderem durch Anwerbung von Sponsoren unterstützt haben. Glaeseker wird in diesem Zusammenhang Bestechlichkeit vorgeworfen. Dazu hat die Staatsanwaltschaft Wulff im Juni befragt. Wulff selbst ist in diesem Verfahren nur Zeuge; selbst verantworten muss er sich in einem anderen Verfahren, in dem es um von einem Unternehmer bezahlte Urlaube auf Sylt geht. Mit der offenen Distanzierung in seiner Aussage rückt Wulff nun von seinem einst engsten Mitarbeiter ab. Wulff und Glaeseker hatte über Jahre eine enge berufliche und lange persönliche Beziehung verbunden. „Alter Ego“, „Spindoctor“, das sind Be-

zeichnungen, mit denen die Beziehung der beiden Männer jahrelang beschrieben wurde. Nun betont Wulff laut Spiegel, Glaeseker sei „kein Vertrauter“ gewesen. Dem widerspricht Edda Kraft, früher Unterhaltungschefin bei Sat.1. Sie ist nicht nur mit Wulff und Glaeseker gut bekannt, sondern auch mit Manfred Schmidt, der die Nord-Süd-Dialoge organisierte und in dessen spanischem Haus Glaeseker umsonst Urlaub gemacht haben soll. Der Bild am Sonntag sagte Kraft, Wulff müsse von den Aufenthalten Glaesekers dort gewusst haben: Wulffs Ex-Frau Christiane und seine damals minderjährige Tochter seien mehrfach mit dem Ehepaar Glaeseker bei Schmidt gewesen und hätten dort Urlaub

gemacht. „Getrennt lebende Eltern mit gemeinsamem Sorgerecht sprechen Ferienzeiten und Urlaubsziele ab“, sagte Kraft. Sie kündigte an, vor Gericht aussagen zu wollen: „Wenn Wulff behauptet, er hätte von alledem, was Glaeseker gemacht hat, nichts gewusst, dann kann das nicht der Wahrheit entsprechen“, sagte sie. Das Blatt schreibt zudem von Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft, wonach Christian Wulff auf einem Abendessen am 14. Oktober 2009 in Hannover, dessen Ziel es gewesen sei, Sponsoren für den NordSüd-Dialog zu werben, eine Rede gehalten hat – dabei will Wulff laut Spiegel von einer etwaigen Sponsorensuche nichts geahnt haben. CHARLOTTE FRANK

Viel Licht, wenig Luft Mit einer neuen Zentrale in Berlin-Mitte will der BND ein Zeichen der Transparenz setzen – Pfusch bei der Ventilation verzögert die Fertigstellung erheblich Berlin – Die Computer-Animation vermittelt ein Gefühl von Helligkeit und Transparenz. Zu sehen ist ein riesiges, zehn Stockwerke hohes Atrium mit Umläufen auf jeder Etage und Tageslicht von der Decke. Die Umläufe haben Brüstungen aus Glas, damit die Wandbemalungen überall sichtbar sind und als Gesamtkunstwerk wahrgenommen werden können. Und diesen Tempel des Lichts wird es gleich in drei Exemplaren geben. Sie bilden das Herzstück der künftigen Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Berlin. In diesen Tagen ist viel davon die Rede, dass die Arbeit der Sicherheitsbehörden aus dem Zwielicht der Geheimnistuerei herausgeholt werden muss. Als einen Beitrag zu größerer Transparenz verstand BND-Präsident Gerhard Schindler kürzlich seine Einladung an Journalisten zum Rundgang auf der Großbaustelle an der Chausseestraße in Berlin-Mitte. Die neue BND-Zentrale ist das größte Bauvorhaben des Bundes seit dem Zweiten Weltkrieg – Pannen, Verzögerungen und gewaltige Mehrkosten inklusive. Was zum angekratzten Image des BND passt, auch wenn es da, was Affären und Skandälchen angeht, in jüngster Zeit etwas ruhiger geworden ist. Präsident Schindler, erst seit Januar im Amt, hat all dies geerbt. Neben den reinen Bauarbeiten, für die formal die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verantwortlich ist, müssen Schindler und seine Leute den Umzug einer Mammutbehörde bei laufendem Betrieb bewerkstelligen. Offiziell ist die Zentrale des BND noch in Pullach bei München angesiedelt, wenngleich der Präsident hauptsächlich in Ber-

lin residiert. 2000 BND-Mitarbeiter sind bereits in Berlin tätig, weitere 2000 Bedienstete von Pullach nach Berlin wechseln, wenn die Zentrale fertiggestellt ist. „Es ist eine ganz normale Baustelle wie jede andere auch“, sagt Schindler beim Rundgang. „Interessant ist sie nur, weil wir da einziehen.“ Das ist nur die halbe Wahrheit. Ganz normal ist die Baustelle schon wegen ihrer Dimensionen nicht (siehe kleiner Text rechts), und dann ist da der

Sicherheitsaufwand. „Sie sind die ersten hier, die nicht unmittelbar mit dem Bau zu tun haben“, begrüßt Schindler die Journalisten. „Und wie es aussieht, werden Sie vor der Fertigstellung auch die letzten bleiben.“ Am Bau dürfen nur Firmen und Menschen arbeiten, die sicherheitsüberprüft sind. Ein „Sicherheitsmerkblatt Baufeld“ verkündet an der Hauptwache auch auf Türkisch und auf Polnisch, dass Handys und Fotoapparate verboten sind. Aufre-

Der Rohbau steht, doch eine fehlerhafte Lüftungsanlage verzögert den Innenausbau. Erst Ende 2015 werden hier die ersten Agenten arbeiten. FOTO: DPA

gung rief 2011 ein Bericht des Magazins Focus hervor, wonach geheime Baupläne verschwunden seien. Schon damals wiegelte der BND ab, es habe sich keineswegs um brisantes Material gehandelt. Wie zum Beweis hängt bei der Visite ein Exemplar des Plans an einer Betonwand der Baustelle. Zumindest für die unkundigen Besucher ist besonderes Geheimhaltungsbedürftiges in der Tat nicht zu erkennen. Beim Anblick des riesigen Gebäudekomplexes stellen sich aber auch ganz handfeste Fragen. Zum Beispiel die, warum relativ fertig aussehende Häuser erst in vier Jahren komplett nutzbar sein sollen. Auch auf diese Frage will Schindler mit der Begehung eine Antwort geben. Es sind Probleme mit der Lüftungsanlage, die zu einem erheblichen Teil für die verzögerte Fertigstellung verantwortlich gemacht werden. 50 Kilometer Lüftungskanäle sind eingeplant. Ein Großteil davon musste wieder ausgebaut werden, nachdem man im vorigen Jahr festgestellt hatte, dass das verbaute Material den Hygienevorschriften nicht entspricht. Der Baufirma wurde gekündigt. Die Mehrkosten werden noch berechnet. Erst im Herbst 2015, statt wie zwischenzeitlich geplant 2013, sollen die ersten operativen Mitarbeiter einziehen. Ob die Bau- und Umzugskosten von derzeit geschätzt 1,3 Milliarden Euro eingehalten werden, erscheint zumindest fraglich. Wenn es dann einmal so weit ist, wird der BND „in der Mitte der Gesellschaft“ angekommen sein, wie es schon bei der Grundsteinlegung im Mai 2008 hieß. Unmittelbar von der belebten Chausseestraße aus wird man den Eingangsbereich be-

treten können. Von den Balkonen der umliegenden Wohnhäuser könnten Kommende und Gehende jederzeit identifiziert werden. Macht nichts, sagen die Leute vom BND. Wer tatsächlich vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben soll, für den finden sich andere Zugänge. „Wir haben da schon Erfahrung“, sagt ein leitender BND-Mann. Ein bisschen Geheimhaltung muss halt bleiben – auch in Zeiten der neuen Transparenz. PETER BLECHSCHMIDT

6000 Räume 35 Fußballfelder würden auf die Fläche passen, auf der die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND) an der Chausseestraße in Berlin-Mitte entsteht. Es ist das Gelände des früheren „Stadions der Weltjugend“. Der Gebäudekomplex mit 260 000 Quadratmetern Bürofläche ist unterteilt in das zentrale Verwaltungsgebäude, eine Technik- und Logistikzentrale im Norden sowie Schule, Internat und Besucherzentrum im Süden. Die 6000 Räume sollen von 4000 Mitarbeitern genutzt werden, Kernstück ist das Lagezentrum im Hauptgebäude. Hier werden BND-Mitarbeiter rund um die Uhr Informationen aus aller Welt auswerten. Ein Blockheizkraftwerk und ein Notstromaggregat auf dem Gelände sollen sicherstellen, dass die Geheimagenten auch in Krisenzeiten zehn bis zwölf Tage weiterarbeiten könnten. Die Bauarbeiten werden streng überwacht. Jeder fertige Abschnitt wird auf Wanzen untersucht. SZ


DEFGH Nr. 191, Montag, 20. August 2012

FEUILLETON

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Ein Arbeiter ist noch keine Klasse

Feuilleton

Eine erstaunliche Entdeckung: Die Marx-Kritik des Regisseurs Adolf Dresen ist eine zeitgemäße Lektüre

Literatur

VON JENS BISKY

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uf einer Podiumsdiskussion über die Krisen der Gegenwart stand rasch die unvermeidliche Frage „Was tun?“ im Raum. „Revolution“ rief eine Männerstimme aus dem Saal; vereinzelter Beifall, verhaltenes Lachen. Der Kritiker und Essayist Friedrich Dieckmann straffte sich kurz und beschied, das sei doch nichts als eine Phrase. Die Szene ereignete sich vor einem Jahr. Aber sie könnte sich jederzeit wiederholen. Die Versuchung, das Denken abzukürzen und zu Floskeln der Empörung zu greifen, ist mit der voranschreitenden Selbstzerstörung Europas gewiss nicht kleiner geworden. Friedrich Dieckmann, Jahrgang 1937, kennt sich aus mit Revolutionen, deren Deutungen und Zweideutigkeiten. Er hat in der staatssozialistischen Moderne der DDR, die sich gern auf revolutionäre Gründungsakte berief, seine intellektuelle Unabhängigkeit bewahrt und gehört seit der friedlichen Revolution von 1989 zu den klügsten, stets überraschenden Essayisten des vereinigten Landes. Er schrieb über Schiller und Goethe, Zeugen einer Epoche der Umwälzungen, ebenso wie über den Achtundvierziger Richard Wagner oder Beethovens „Fidelio“. Nun hat er ein bisher unveröffentlichtes, nur in Auszügen bekanntes Manuskript seines 2001 verstorbenen Freundes Adolf Dresen herausgegeben: das beste Gegengift gegen Phrasen, Selbsttäuschungen und die Flucht in Illusionen (Adolf Dresen: Der Einzelne und das Ganze. Zur Kritik der Marxschen Ökonomie. Theater der Zeit, Recherchen 93, Berlin 2012. 161 Seiten, 16 Euro). Man wird unter den aktuellen Büchern nur wenige finden, die so unmittelbar zu uns Zeitgenossen sprechen wie dieses, das unter völlig anderen Voraussetzungen entstand. Wer aus Neugier auf vergangene Zustände darin zu blättern beginnt, liest sich rasch fest, weil Dresens Schrift aus der Mitte der siebziger Jahre nicht nur glänzend formuliert ist, sondern von Fragen handelt, die in den jüngsten Debatten über Kapitalismus und Krise, über Marx und Empörung, Finanzmarkt und Occupy wieder aufgetaucht sind. Der Theaterregisseur Adolf Dresen verfasste „Zur Kritik der Marxschen Ökonomie“ 1975/76. Er vollzog damit die Ablösung von der SED. 1977 kehrte er von einer Inszenierung in Basel nicht an sein Haus, das Deutsche Theater in Berlin, zurück, behielt aber die DDR-Staatsbürgerschaft. Friedrich Dieckmann hatte das Manuskript abtippen lassen und eine Abschrift mit Dresens Einverständnis einem Dramaturgen am Berliner Ensemble gegeben, dessen Integrität außer Zweifel zu stehen schien. Doch war dieser Hans-Diether Meves seit längerem der Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit verpflichtet. Als „IMS Saint Just“ – nach dem fanatischen Jüngling des Wohlfahrtsausschusses – leitete er die Schrift an das MfS weiter, das einen Operativen Vorgang gegen Dresen und Dieckmann anlegte. Ziel war die „Zersetzung der Konzentration negativer Kulturschaffender“.

Diese Schrift ist mit Rudolf Bahros „Die Alternative“ zu vergleichen – nur ist sie konsequenter In den Akten des MfS fand sich auch eine „Einschätzung zur Ausarbeitung“; sie bezweifelt Dresens theoretische Kenntnisse und kommt zu dem Schluss: „Eine Verbreitung dieser Kritik unter Bürgern der DDR ist geeignet, die staatlichen, politischen, ökonomischen Verhältnisse der DDR zu diskriminieren.“ Doch könne aus der bloßen Ausarbeitung nicht geschlossen werden, dass der Verfasser gegen den DDR-Sozialismus aufwiegeln wollte. Man kann die Schrift lesen als Zeugnis einer weitgehend vergessenen Konstellation aus der DDR der frühen Honecker-Jahre, zwischen der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ und der Ausbürgerung Wolf Biermanns. Sie wäre dann mit Rudolf Bahros „Die Alternative“ zu vergleichen, der wie Dresen in seiner Kritik am „real existierenden Sozialismus“ auf Marxsche Bemerkungen über die „asiatische Produktionsweise“ zurückgriff. Er verfuhr dabei freilich, wie Dresen meinte, nicht konsequent genug. Zu erinnern wäre auch an die etwa gleichzeitige Abkehr der Kommunisten Südeuropas vom Moskauer Modell. Diese „Kritik der Marxschen Ökonomie“ taugt gleichfalls dazu, die HistorikerDebatte über den Stalinismus zu beleben. Dresen ist überzeugt davon, dass sich der

Der Erfinder der „Rochade“: Peter-Klaus Schuster zum Berliner Museumsstreit

Briten verbieten Ausfuhr von Pablo Picassos „Mädchen mit Taube“ kannten ausländischen Käufer verkauft worden. Seit 1947 hatte das Bild mit einem Schätzwert von mehr als 60 Millionen Euro einer Familie aus Wales gehört. Picasso malte es 1901 im Alter von 19 Jahren. Es markiert den Übergang in die sogenannten Blaue Periode des Künstlers, in der er vor allem Außenseiter der Gesellschaft in blau-grün malte. Im Moment befindet es sich als Leihgabe in den Nationalgalerie von Schottland. DPA

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Der Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann versammelt Prosa von Botho Strauß - ein Ereignis

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Wissen Da ist noch Luft drin: Fabriken verschwenden Strom bei der Erzeugung von Druckluft Neu auf DVD

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R www.sz.de/kultur

NACHRICHTEN AUS DEM NETZ

„Stalinismus ist nicht nur Deformation, sondern Konsequenz des Marxismus“

Bitte nicht wegfliegen Das britische Kulturministerium hat ein frühes Bild des Malers Pablo Picasso mit einem vorübergehenden Ausfuhrverbot belegt – in der Hoffnung, dass Geld gesammelt wird, um das Bild „Mädchen mit Taube“ zurückzukaufen. Das Verbot gilt bis Dezember. Das Porträt eines Mädchens, das eine Taube hält, wurde seit den siebziger Jahren in verschiedenen britischen Museen gezeigt. Anfang des Jahres war es vom Auktionshaus Christie’s an einen unbe-

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„äußere Widerspruch der Praxis“ als innerer Widerspruch „in der Theorie selbst auffinden“ lasse. Ernst Blochs Frage, ob der Stalinismus den Marxismus verzerrt oder zur Kenntlichkeit entstellt habe, wird eindeutig beantwortet: „Eine Kritik des Stalinismus vom Marxismus aus kann es nicht geben, denn der Stalinismus ist nicht nur Deformation, sondern Konsequenz des Marxismus" - wie es Bakunin früh prophezeit hatte. Jüngste Studien sehen das anders. Der Historiker Gerd Koenen wies darauf hin, dass Lenins politische Taktik regelmäßig auf das Unverständnis der Bolschewiki stieß, eben weil sie sich aus den marxistischen Prämissen nicht ergab und jenseits des Horizonts der klassikergestählten Revolutionäre lag. Jörg Baberowski veranschlagt in seinem großen Buch über „Stalins Herrschaft der Gewalt“ die Rolle der Ideologie eher gering.

Von der Faszinationskraft des Marxschen Denkens verrät Dresens Kritik freilich mehr als alle Verlautbarungen und Dokumente der SED zusammen. Der Politbürokratie war Marx „längst nur noch ein irrelevanter Spinner. Ihr Pragmatismus entspricht ihrem Dogmatismus, der Praxis der schmutzigen Hände das Beten der reinen Lehre“. Dennoch wollte Dresen nie auf Marx verzichten: Es werde, schrieb er kurz vor seinem Tod, keine Linke geben, die ihn links liegen lasse. Die sechs Kapitel seiner Marx-Kritik – „Ausbeutung“, „Arbeitsteilung“, „Konkurrenz“, „Krise“, „Kommunismus“, „Freiheit usw.“ – nehmen den Klassiker so ernst, wie dieser Hegel ernst nahm, sie konfrontieren ihn mit der Wirklichkeit, statt sich im Gehäuse der Lehre einzurichten. Daher handeln sie vom Kern, der ökonomischen Theorie, die in der viel beschworenen, historisch oft naiven, unbekümmerten Marx-Renaissance der letzten Jahre nur ein Schattendasein fristet. Es ist die aktive Konkurrenz, die Marx gründlich unterschätzt hat. Sie aber hält „den Kapitalismus bis heute lebendig“: „die permanente Revolution der Konkurrenz entzieht der sozialen Revolution den Boden“. Anders als Marx glaubte, erscheint daher die „revolutionäre Grundentscheidung“ nicht als Konsequenz der ökonomischen Studien, sei war getroffen, bevor er damit begann. Da der Kapitalismus, wie Marx ihn konstruierte, sich von innen heraus nicht mehr bewegte, musste er von außen bewegt, umgewälzt werden. Diese Welt bringt für Marx nur noch ihren Totengräber hervor. Aber: die Konkurrenz bedeute „Selbstdifferenz der ,Gesamtkapitalisten’, inneren Widerspruch der keineswegs konsistenten Kapitalistenklasse“. Die ausschlaggebende Gleichung „Gesamtkapitalist – Kapitalistenklasse, Gesamtarbeiter – Arbeiterklasse“ stimme nicht. Falsch sei es, wie Marx es tut, die Produktionsverhältnisse allein als Eigentumsverhältnisse darzustellen; Arbeitsteilung und Arbeitsintegration gehören ebenso dazu: „die Geschichte der Produktionsweise ist auch Geschichte der Produktivität“. Wenn das stimmt, dann fällt auch die von Marx so suggestiv beschworene Einheit der sozialen und technischen Revolution. Die Bewegung der Gesellschaft wäre also aus dem Konkurrenzkampf heraus zu verstehen, nicht aus dem Klassenkampf. Die Ausschaltung von Konkurrenz erscheint dann auch als die wesentliche, nicht-kapitalistische Eigenschaft der staatssozialistischen Länder. Die Folgen sind bekannt. Im August 1983 schrieb Dresen an Rudolf Bahro, nun bereits eine Summe auch seiner Erfahrungen im Westen ziehend: „Die Negation dieser Gesellschaft ist als abstrakte unmöglich: sie ist selbst ihre eigene permanente Negation, jedenfalls ist ihre Produktionsweise die Negation jeder bestimmten Produktionsweise. (...) Jeder Affront gegen die Gesellschaft erscheint daher als Funktion dieser Gesellschaft selbst, die ihre eigene Negation, Negation aller Gesellschaft ist, die man als Asozialität gewordenen Gesellschaft verstehen kann, als pure Desintegration, Verkehrsform gewordene Explosion.“ Dresen hat sich auf Kritik beschränkt, keine Alternative ausgemalt, kein Subjekt des Umsturzes benannt. Sein Herausgeber, Friedrich Dieckmann, formuliert jedoch eine Forderung von revolutionärer Schärfe. Es gelte, „die gewählten Parlamente und Regierungen in die Vollmachten einzusetzen, die ihnen demokratische Verfassungen einräumen“.

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Oskar Fischinger (1900–1967) liebte starke Farben wie in dieser Arbeit von 1926 (Detail).

FOTO: CENTER FOR VISUAL MUSIC

Der große Gescheiterte In New York wird der Avantgardefilmer Oskar Fischinger wiederentdeckt Wenn man es genau bedenkt, ist es ein einziger Skandal, dass ein so steifer und oberlehrerhafter Puppenschieber wie Oskar Schlemmer weltberühmt geworden ist, während das Licht-Form-Farbe-undRhythmus-Genie Oskar Fischinger kaum noch einer kennt. Aber so ist das ja oft: Dass die Leute, die heute mit großzügiger Geste einer sogenannten Bauhaus-Ästhetik zugeordnet werden, egal wie wenig sie damit zu tun hatten, am Ende Aufregenderes und ästhetisch Beglückenderes geschaffen haben als die bastelfreudigen Marketingexperten aus Dessau. Oskar Fischinger war schlecht im Marketing. Dafür war er als Künstler zu kompromisslos. Und deshalb ist eine Oskar-Fischinger-Ausstellung heute eben auch genau genommen nicht viel mehr als eine mit einem dürren Wandtext notdürftig betextete und in ein Seitenkabinett des Whitney Museum of American Art gesperrte Filmprojektion. Wer die sieht, hat allerdings das Gefühl, in einem Windkanal aus Licht und Klang herumgepustet zu werden. Es ist zunächst einmal eine wilde Nostalgie, die einen da anweht, und zwar gar nicht mal eine nach dem Berlin der zwanziger Jahre, wo diese Arbeit entstanden ist, sondern nach dem Berlin von vor vielleicht zehn, fünfzehn Jahren: Als sich die Klubs noch Mühe gegeben haben, als nicht nur ein DJ Musik auflegte, sondern auch ein VJ im Rhythmus dieser Musik wabernde „Visuals“ über die Wände, die Decken, die Menschen warf wie ein Fischer sein Netz und dann alles darin zappeln ließ. Vielleicht war das die notwendige Rache des Hedonismus an dem alten, rasselnden Überwältigungskonzept vom Gesamtkunstwerk – dass es plötzlich so etwas wie Spaß zu machen begann. Klang, Licht, Form, Farbe und das, was man eventuell zusätzlich noch zu sich genommen hatte, veranstalteten da jedenfalls ganz erstaunliche und oft auch sehr erfreuliche Dinge miteinander. Heute sieht man das leider nur noch selten. Heute sieht man in den Clubs Münchner Popper und Urlauber aus Spanien über das Berlin von gestern schwadronieren. Aber dafür kann Oskar Fischinger ja nichts. Fischinger ist nicht die Antwort auf die Frage, wo das hin ist. Fischinger ist Antwort auf die Frage, wo das herkam. Kraftwerk hätten Fischinger mal ein paar Credits geben können. Spätestens dann, als sie anfingen, häufiger in Museen als in Konzertsälen aufzutreten. Spätestens ab dem Moment, wo das Faszinierende nicht mehr die Musik alleine war, sondern die Bilder, die da so unglaublich groß und suggestiv und rhythmussynchron und mit 3D-Effekt auf die Leute geballert werden. MTV hätte sich, als es der Kunstform Musikvideo noch gut ging, mal mit einem Themenabend bei Fischinger bedanken können. Leute, die davon leben, Musik und Bilder tanzbar zur Deckung zu bringen, wie das Berlin-Hamburger Projekt Bauhouse,

wussten jedenfalls immer, was sie an Oskar Fischinger hatten: Er war der Pionier, der Mann, der das, was sich heute am Computer zusammenklackern lässt, noch Bild für Bild ausklamüsern musste – in monatelanger, einsamer, verbissener Handarbeit. Fischinger war so perfektionistisch in dem, was er da tat, und er war so besessen davon wie er am Ende genau deswegen auch so erfolglos war – dass man ihn zu den großen, produktiven Gescheiterten des zwanzigsten Jahrhundert zählen muss. Also zu denen, deren Geschichte doppelt aufschlussreich ist. Oskar Fischinger war ja auch gar nicht von Haus aus Künstler, sondern zunächst einmal der Sohn von Leuten, die in Gelnhausen bei Frankfurt am Main sowohl eine Drogerie als auch eine Gastwirtschaft betrieben. Es ist später einmal festgestellt worden, dass das Geschäft mit den kontrollierten Delirien gewissermaßen auch seine Arbeit prägen sollte. Dann war er studierter Ingenieur und ausgebildeter Orgelbauer, und auch das war offenbar entscheidend. Noch Jahrzehnte später sollten immer wieder Orgelpfeifen wie in einem traumatischen Albtraum durch Fischingers Werk auf- und niederstanzen. Das heißt aber vor allem, dass er ein professionelles Gespür dafür hatte, dass Klänge Formen haben. Er kam als Ingenieur mit Walter Ruttmann in Verbindung, und durch Rutt-

Oskar Fischinger verstand es, Klänge und Farben, Bewegung und Bilder zusammenzudenken mann mit einer ganzen Szene, die sich mit dem „absoluten Film“ beschäftigten, wie sie das nannte, wenn sie nicht „Malerei mit Zeit“ dazu sagten, oder „Bewegungskunst“ oder „Augenmusik“ oder „Lichttonsinfonie“ oder „zeiträumliche Eurythmie oder „Kinomalerei“. Am Ende ging es ihnen allen um die Abstraktion auf der Leinwand, um die synästhetische Verbindung von Klang und Bild und Performanz und Gegenstandslosigkeit. Die Rolle, die der Ingenieur Fischinger dabei spielte, war die des Maschinenentwicklers und Synchronitätstüftlers. Er entwickelte eine Wachsschneidemaschine, in der eine zusammengerollte Kaolinwurst in dünne Scheiben geteilt werden konnte, die dann jeweils einzeln abfotografiert wurden. Mit Fischingers Entwicklungen machte Ruttmann die Spezialeffekte für Lotte Reinigers „Abenteuer des Prinzen Achmed“. Fischinger wurde zum Filmemacher für Filmemacher, aber seine künstlerischen Triumphe hielten immer auf eine tragische Art und Weise Händchen mit dem geschäftlichen Misserfolg: Fischinger zieht in München mit seinen Wachsfilmen einen Firma auf und wird von seinem Partner um das Geld betrogen und auf den Schulden sitzen gelassen. Er zieht, vermutlich auch aus Geldknappheit, 1927 zu Fuß von

München nach Berlin um und filmt bei der Gelegenheit die Strecke – das erste deutsche Roadmovie. Er macht Spezialeffekte für Ufa-Filme und entwickelt Filme, die an die Drehzahl und die Rillen der Schallplatte gekoppelt sind. Als der Tonfilm allmählich Mainstream wird, ist Fischinger schon dabei, mit Farbfilmen zu experimentieren. Er macht farbige Werbefilme für das Vorprogramm, die für die Leute zum eigentlichen Grund werden, ins Kino zu gehen. Kreiselnde Kreise für die Firma Tolirag. Marschierende Zigaretten-Armeen für die Firma Muretti. Da sind dann schon die Nazis an der Macht, und bevor er sich mit der Reichsfilmkammer herumärgern muss, nimmt Fischinger ein Angebot von Paramount an und geht nach Hollywood. Und zerstreitet sich mit den Paramount-Bossen, weil die ihm zur besseren Verständlichkeit Sänger und Musikinstrumente über seine musikalischen Schlieren blenden. Er geht zu MGM. Und zerstreitet sich sofort mit den dortigen Bossen. Er geht zu Disney. Und kündigt, als die ihm dort, zur besseren Verständlichkeit, kleine Schaumkronen auf seine abstrakten Wellen tuschen. Dann gibt es noch einmal die Chance zu einem wirklichen künstlerisch freien abstrakten filmischen Meisterwerk für das Guggenheim Museum: Motion Painting Nr. 1. – das Dritte Brandenburgische Konzert als Trickfilm, Bild für Bild von Hand gemalt. Aber die Guggenheim-Heroine Hella von Rebay war nicht besonders angetan. Am Ende wurde über die Kopierkosten gestritten. Das war 1947. Danach malte er für zwei Jahrzehnte nur noch, ohne die Bilder in einem Film aneinanderzuschneiden. 1967 starb er. Als in den Galerien längst Otto Pienes Lichtballette herumgeisterten und an der Westküste psychedelische Drogenfilme gedreht wurden, die dem, was Fischinger mit seiner Wachswurstschneidemaschine erzeugt hatte, ähnlich waren. Er starb als amerikanischer Künstler, deshalb wird er jetzt auch im Whitney gezeigt, selbst wenn die Arbeit „Raumlichtkunst“ 1926 in Deutschland entstand. Das kann man kaum glauben, wenn man sieht, wie die gerade erst restaurierten und digitalisierten Filme leuchten, glühen, lodern, als seien sie von gerade eben. Es läuft, unter anderem, Musik von John Cage. Auf dem Split-Screen hüpfen links die Orgelpfeifen anorganisch auf und nieder, in der Miete prasseln Weltkugeln auf einen ein, und rechts dreht sich Magma, so dass man nicht aufhören kann hinzuschauen. Der Blick in einen echten brodelnden Vulkan kann nicht rot glühender sein. Höchstens heißer. Denn die Bilder von Fischinger sind natürlich schon wegen ihrer Perfektion ganz bewusst das, was man eher ziemlich cool nennt. Ernsthaft schade, dass es Fischinger nicht zum Musikhören auf dem iPhone gibt. PETER RICHTER

Oskar Fischinger. Whitney Museum New York, bis 28. Oktober. Info: www.whitney.org

Die Menschen sind zu hart zu ihren Geräten, ja schon fast ungerecht. Je perfekter und leistungsfähiger die Hardware wird, desto ungeduldiger werden die Anwender. Unerhört erscheint es, wenn der User einmal kurz der Möglichkeit beraubt ist, an so gut wie jedem Fleck der Erde mit bis vor einigen Jahren noch unvorstellbarer Geschwindigkeit ins Netz zu gehen. Kaum auszuhalten, wenn einem das Banking, das Instant Messaging oder das Bloggen zu irgendeiner Tageszeit einmal verwehrt bleibt. Und doch passiert es immer wieder, dass Smartphone oder Laptop einmal streiken. In der vernetzten Welt lauert der Systemabsturz an jeder Ecke, ein Anruf, der abrupt beendet wird, Bildstörungen im hochaufgelösten Fernsehprogramm, die vielen Fehlermeldungen, die Windows für seine Nutzer bereithält. Geräte und Software werden immer komplexer und deshalb logischerweise immer anfälliger für kleine Pannen. Nie fühlt man sich der Technik ausgelieferter, nie versteht man die Abhängigkeit, in die man sich begeben hat besser, als wenn man vor einem eingefrorenen Bildschirm sitzt. Und doch kann man nicht anders, als sich der Willkür der Maschine hinzugeben. Wie sähen die Alternativen denn auch aus? Ein Zurück in die analoge Vergangenheit ist nicht vorstellbar. Der Nutzer hat die Fehlbarkeit der Geräte akzeptiert, in sein Leben eingebaut und nennt es Fortschritt. „Glitch“ nennt man diese kleinen Pannen auf Englisch. Und es ist kein Wunder, dass auch die Kunstwelt die von der Technik produzierten Fehlermeldungen entdeckt hat. Schließlich ist die Digitalisierung des modernen Lebens beinahe abgeschlossen. Und so benutzt die Glitch Art Bildartefakte, verzerrte Sounds und fehlgeleitete Algorithmen, um ihre Kritik an der selbst gewählten Abhängigkeit des Users zu formulieren. In Bildern, Audio- und Videoinstallationen wird der Glitch der Hyperrealität der perfekt retouchierten Werbebilder und dem vermeintlichen Komfort steriler Nutzerumgebungen wie der von Apple entgegengestellt. Mit der GLI.TC/H und dem Bent Festival gibt es inzwischen sogar zwei Ausstellungs- und Konferenzreihen, die sich seit ein paar Jahren der digitalen Outsider-Kunst widmen.

So ist nicht mehr der Künstler die kreative Kraft, sondern der Code selbst Es haben sich auch schon zwei Schulen entwickelt. Während die eine Seite glaubt, nur „echte“ – also nicht beabsichtigte – Pannen dürften in den Werken verwendet werden, manipuliert die andere Daten und Programme absichtlich, um möglichst abstrakte Bilder und Töne zu erschaffen und so die makellosen Nutzerschnittstellen der aktuellen Gerätegeneration ad absurdum zu führen. „Databending“ nennt sich diese Praxis. Der Künstler wird zum Hacker, zum Programmierer, der die vermeintlich perfekten Codezeilen neu gestaltet, Texte in Bilddateiformate zwängt oder EXE-Dateien in Töne umwandelt. Programme und Dateien, schlecht gelötete Kontakte und Kurzschlüsse sind nicht mehr als Rohmaterial, das in neue Formen gegossen wird. Die sonst so zweckgerichtete Software verkommt zu einer Art Zufallsgenerator. Wer die Glitches provoziert, bringt die Technik an ihre Grenzen, so dass sie unvorhersehbare Resultate hervorbringt. So ist nicht mehr der Künstler die kreative Kraft, sondern der Code selbst. Doch es ist die orthodoxe Schule, die nur „natürlich vorkommende“ Glitches verwendet, die die größte Faszination auf den Betrachter ausübt. Auf merkwürdige Weise fühlt er sich von der fragmentierten Ästhetik der Glitch Art an eine Zeit erinnert, in der die Auseinandersetzung mit digitaler Technik immer die Möglichkeit des Scheiterns – sowohl das des Users als auch das der im Rückblick so unbeholfenen Programme – beinhaltete. Doch ein Glitch ist viel mehr als ein banaler Fehler, mehr als ein lästiger Software-Schluckauf. Denn bis auf wenige Experten kann die breite Masse der Nutzer seine Ursache nicht nachvollziehen. In ihm manifestiere sich, so schreibt es der New Yorker Medienkünstler Jeff Donaldson, „der Geist in der Maschine, das Gegenteil von Absicht, ein Muster, das verborgen bleibt, bis es sich nach seinen eigenen Bedingungen offenbart“. Seine Kunst, so Donaldson, sei nicht mehr als die Kultivierung dieser Fehler. MICHAEL MOORSTEDT


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FEUILLETON

Die Chance der Heimkehr

NEU AUF DVD The Texas Rangers Ein Postkutschenüberfall, der eher eine komische Nummer ist, Banditen, die sich merkwürdig bürgerlich aufführen – Fred MacMurray und Jack Oakie! –, schließlich sogar bei den neugegründeten Texas Rangers unterschlüpfen, um aus dem Innern der Law-and-OrderTruppe heraus subversiv ihr altes Geschäft zu betreiben. – Als Genre gab es den Western 1936 noch nicht, als King Vidor seine rasanten „Texas Rangers“ (Koch Media) drehte, was es gab, waren schnelle kleine Serienfilme, in denen viel Raum war für spielerisches gunplay and horses und in denen die Reaktionen, Muster und Macken des Genres sich allmählich verfertigten und verfestigten. Wo zu sehen war, wie eine Gesellschaft, die ihre Konflikte pragmatisch und spontan zu lösen gewohnt war, sich nun auf eine Ordnung und deren Hüter verlässt. Wie sie Unschuld und natürliche Grazie dabei verliert. Die Entwicklung Hollywoods, von King Vidor auch in seiner Autobiografie „A Tree is a Tree“ lebendig beschrieben, ist natürlich darin reflektiert, das in den Dreißigerjahren sich ins festgefügte Studiosystem wandelt. Einmal schleicht MacMurray sich an ein paar Indianer an, und als er dabei ein Steinchen ins Fallen bringt, fängt er es mit einer raschen Bewegung auf, ehe es ihn verraten kann.

Für immer Liebe „The Vow“ heißt der Film im Original – der Hochzeitsschwur (Sony). Mit großem Brimborium wird er abgelegt in einem Museum – eine Flashmob-Hochzeit –, von Channing Tatum und Rachel McAdams. Die Inkongruenz zwischen den Partnern, auf der das Genre der Liebeskomödie basiert, wird auf die Spitze getrieben, bei einem Verkehrsunfall wird die junge Frau in die Vergangenheit katapultiert – sie verliert ihr Gedächtnis und kann sich an ihren Mann, ihre Ehe nicht mehr erinnern. Schreckt zusammen, als er morgens nackt ins Bad geht. Ein Liebes-Zeitreisefilm, das Mädchen fängt wieder zu Hause bei den Eltern an, macht die gleichen Fehler noch mal. Channing Tatum ist ein amerikanischer Archetyp, auf DVD ist eben auch „Haywire“ von Steven Soderbergh erschienen, eine feminine Bourne-Version, und im neuen Soderbergh ist er als „Magic Mike“ zu sehen.

Méliès – Magie des Kinos Der Aufbruch des Kinos, zur Reise durchs Unmögliche, die Filme von Georges Méliès vom Anfang des vorigen Jahrhunderts (Studiocanal): Märchen und Mythen, historische Tableaus, phantastische Kapriolen. Scorsese hat ihnen eine Hommage gewidmet in seinem „Hugo“. Die Differenz von Natur und Kunst schwindet, die ganze Welt lässt sich nachbilden. Das französische Bürgertum steht im Mittelpunkt dieser Filme, in Selbstdarstellung, Méliès ist meistens selbst mit von der Partie, ein Magier, aber auch ein Soziologe. Ihn interessiert das Gewöhnliche im Ungewöhnlichen, hat Godard gesagt, das ist der heilige Motor seiner Metamorphosen, die er mit fabelhaften Tricks ins Werk setzt. (Wenn die Indianer in „Texas Rangers“ den verschanzten Rangers zusetzen, indem sie große Felsbrocken den Hang auf sie runterkugeln lassen, das ist purer Méliès.) Die schönste Verwandlung aber vollzieht sich ohne Trick, am Anfang der „Voyage dans la lune“. Da sieht man eine hochgestaffelte Akademiker-Versammlung, an der Tafel skizziert einer mit kühnem Strich das Projekt der Mondfahrt, es gibt unglaublichen Tumult. Dann setzen die Gelehrten die akademischen Spitzhüte ab, ziehen die Talare aus, legen Westen und Anzüge an und haben sind in unternehmungslustige Bürger verwandelt.

Unsere Welt Ein spektakulärer Naturfilm, „Unser Leben/One Life“, von Martha Holmes und Mike Gunton, von der BBC produziert, von Daniel Craig kommentiert. Naturfilme, das bedeutet das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen suchen, das Wunder von Teleobjektiv und Zeitlupe. Robben, Seevögel, Erdbeerfrösche, die kraftvolle Jagd der Geparden, das Vorschnellen der Zunge des Chamäleons. Hin und wieder findet die menschliche Gesellschaft sich gespiegelt, ihre soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Bei den Schneeaffen im winterlichen Norden Japans haben ein paar sich in heißen Thermalquellen verschanzt, die happy few – da scheint für Sekunden in ihr genießerisches Glück ein Anflug von schlechtem Gewissen gemischt, all denen gegenüber, die draußen bleiben müssen. FRITZ GÖTTLER

Montag, 20. August 2012, Nr. 191 DEFGH

Berlin will die Gemäldegalerie am Kulturforum für die Kunst des 20. Jahrhunderts umbauen – und die Alten Meister sollen auf die Museumsinsel zurückkehren. Ein SZ-Gespräch mit Peter-Klaus Schuster, der diese nun massiv kritisierte „Rochade“ 1999 erfunden hat. INTERVIEW: JENS BISKY, STEPHAN SPEICHER

SZ: Herr Schuster, gehen wir in das Jahr 1990 zurück. Damals gab es in der Öffentlichkeit eine Mehrheit für den Plan, mit den Alten Meistern auf die Museumsinsel zurückzukehren. Warum ist es damals nicht dazu gekommen? Peter-Klaus Schuster: Weil für den schon lange vor 1990 geplanten Neubau der Gemäldegalerie am Kulturforum jene drei „Gottesgeschenke“ verfügbar waren, von denen jeder Bauherrn nur träumen kann: ein Grundstück, ein auskömmlicher Etat und ein entschiedener Wettbewerb. Ich erinnere mich noch an die Bemerkung meines Vorgängers im Amt des Generaldirektors der Museen, Wolf-Dieter Dube: Ich habe über 200 Millionen Mark. Soll ich die zurückgeben? Da hat jeder gesagt: Sie müssen bauen. Und es war richtig! Die Alten Meister konnten aus ihrem Dahlemer Nachkriegsprovisorium befreit werden. Und heute ergibt sich dank dieses perfekten Galeriegebäudes überhaupt erst die Zukunftsmächtigkeit der Staatlichen Museen. Ohne diesen Bau gäbe es die Zukunft, über die wir jetzt nachdenken, gar nicht!

chade, als um deren Logistik: Gibt es Geld dafür? Und wie lange dauert es? Man hätte mit allen guten Nachricht zur Rochade – Sondermittel und Schenkungsabsichten– warten sollen, bis man auf die logistischen Fragen Antworten hat. Aber es wird Antworten geben. Aber es ist in Zeiten von Finanzkrisen sehr unsicher, ob der Bund weiter Geld bewilligen kann und will. Warum sollte den Berlinern nicht gestattet sein, was den Münchnern beim Bau der Pinakothek recht war: Dass man sich bemüht, auch privates Geld zu gewinnen. Die Pinakothek der Moderne hätte der Freistaat nie und nimmer gebaut, hätten nicht kunstsinnige Bürger – wie Rolf und Irene Becker – das Projekt mit großzügigen Spenden auf den Weg gebracht. Und dann eilte der Ernst von Siemens Kunstfond unter seinem Vorsitzenden Heribert Närger mit exorbitanten Zuwendungen zur Hilfe. Es entstand schließlich geradezu eine Bürgerbewegung für den Bau der dritten Pinakothek. Muss denn aber alles, was attraktiv ist, auf einem Punkt versammelt werden?

rie jene Schwestersammlungen der Berliner Museen vereint, die alle bis in die Gegenwart sammeln. Das tut die Gemäldegalerie nicht. Ihr Sammlungsgebiet ist zeitlich abgeschlossen. Zum anderen ist das einzigartige Bildgedächtnis des Kupferstichkabinetts konservatorisch sehr delikat. Im Gegensatz zur Malerei können Wer-

Obergeschoss seines Museums den Gemälden zugeordnet? Häufig bildmäßige Reliefs wie etwa Donatellos Pazzi-Madonna. Aber nicht gestisch raumgreifende Heilige, die mit Ross und Lanze Madonnen bedrängen. Ich würde kein Dogma aus der räumlichen Nähe von Malerei und Skulptur machen wollen.

„Ohne die Malerei als Leitmedium der abendländischen Kunst ist die Museumsinsel ein Torso.“

Das wird das Publikum überraschen. Nimmt man die neue Broschüre der Stiftung in die Hand, sieht man dort Bildkombinationen, die darauf schließen lassen, dass künftig Zwei- und Dreidimensionales direkt nebeneinander steht. Die Broschüre möchte den Reichtum der Berliner Gemäldegalerie und Skulpturensammlung an großartigen Bildern vom Menschen verdeutlichen und für deren gleichwertige Wahrnehmung werben. Sie markiert damit einen bezeichnenden Unterschied zur Münchner Museumslandschaft. Wir schauen immer gern nach München, wir lernen so viel von München. Ohne das Vorbild München gäbe es überhaupt keine Berliner Museumsinsel!

ke auf Papier nicht beständig vorgezeigt werden. Entscheidend ist mithin nicht, an welchem Ort diese Werke aufbewahrt, sondern vielmehr wo sie vorgezeigt werden. Unverzichtbar wird sein, dass das Kupferstichkabinett zukünftig großzügige Ausstellungsmöglichkeiten auch im Bode-Museum wie seinem Erweiterungsbau, also inmitten unserer Sammlungen der Alten Meister enthält. In der Öffentlichkeit ist kritisiert worden, dass die Malerei des Südens (im Bode-Museum) und Nordens (im Neubau) getrennt werden sollen.

Wem sagen Sie das! Und doch ist es keine ganz befriedigende Si-

Sie haben dann 1999 vorgeschlagen, eine Korrektur in die Wege zu leiten. Korrektur, das ist hoch gegriffen. Aber das Nachdenken über den Standort der Alten Meister sollte wieder in die Programmatik der Staatlichen Museen zurückkehren, der Gedanke, dass die Gemälde wieder auf die Insel zurück sollen.

„Warum soll Berlin nicht privat einwerben können, was auch die Münchener eingeworben haben?“ sie sich auch nicht mehr um Sammlungen bemühen. Das war in München mit der Sammlung Brandhorst nicht anders. Lesen Sie die Lebenserinnerungen von Bode! Wir kennen ihn als erfolgreichen „Bismarck der Museen“. Er sah das anders: Von einer Pleite zur anderen. „Alle meine Sammler sind weg, haben mich enttäuscht.“ Und Sie sehen heute, was aus Bodes dann doch nicht so erfolglosem Werben um Sammler und Sammlungen geworden wird. Gerade wegen des Erfolges seiner Museen ist man so streng mit Berlin.

Hat der Stiftungsrat diesen Plan erörtert und bestätigt? Die handelnden Personen des Stiftungsrats, darunter Michael Naumann als Kulturstaatsminister auch Stiftungsratsvorsitzender, haben das zur Kenntnis genommen mit dem schönen Satz: „Die Überlegungen von Herrn Schuster sind zu berücksichtigen.“ Was immer das bedeutet. Damals war die vordringlichste Aufgabe die Sanierung der Gebäude auf der Musemsinsel, insofern stand die Frage der Alten Meister nicht an. Aber wir haben das sehr wohl als eine Kernüberlegung der Staatlichen Museen verfolgt, mit den Berufungen der Direktoren zum Beispiel.

Ist doch auch ein Vorteil. Ja, unsere Debatte über den Rang der Alten Meister und die notwendigen Zukunftsaussichten der Nationalgalerie ist absolut stimulierend und erstaunlich. Wir wollen unseren entschiedenen Kritikern, darunter seit langem verehrte Kollegen, weiterhin freundlich begegnen.

Da stellen sich zwei Fragen: Warum sollen die Gemälde unbedingt auf die Insel? Und können Sie sich den ungeheuren Widerspruch erklären? Den Widerspruch finde ich am schlagendsten in der Äußerung unseres verehrten Kollegen Martin Warnke. Er plädiert gegen den Umzug, spricht aber von den vielen Katastrophen, welche die Gemäldegalerie getroffen haben, und nennt ihre jetzige Unterbringung auf dem Kulturforum am Potsda-

mer Platz „eine weitere Katastrophe“. Warum sagt er das? Das Kulturforum ist ein absoluter Unplatz für die Alten Meister. Die tabula rasa, die sich dort aus Nazi-Diktatur, Krieg, Teilung und Mauerbau ergeben hat, hat einen maßstablosen Platz hinterlassen, gänzlich ungefasst. Die Umgebung und dieser Platz sind eine Geschichtslandschaft, das sollte nicht vergessen werden, des 20. Jahrhunderts. Das ist weit angemessener für die Kunst des 20. Jahrhunderts als für die Alten Meister, die ja ihr historisches Haus im aufwendig wiederhergestellten Bode-Museum auf der Museumsinsel haben. Und es steht dort ein weiterer Platz für einen Erweiterungsbau zur Verfügung. Jemand wie der große Kunsthistoriker Otto von Simson, aus dem Exil nach Berlin zurückgekehrt, hielt es 1990 für unfassbar, dass man auf die Rückkehr der Gemäldegalerie auf die Museumsinsel verzichtete. Ich glaube, dass sich die Kunst des 20. Jahrhunderts auf der tabula rasa des Kulturforums eher wehren und behaupten kann. Warum kann sich die Kunst des 20. Jahrhunderts gegen die Umgebung besser behaupten? Weil sie lauter ist, wie es Wolfgang Ullrich gesagt hat in seinem Buch „Mit dem Rücken zur Kunst“? Nein. Gehen Sie mal auf das Kulturforum und sehen Sie, was sich dort vor der Eingangshalle auf der schrägen Piazetta tut. Skateboardfahren, amphitheatralisches Freilichtkino oder Livemusik, alles populäre Künste des 20. Jahrhunderts. Stellen Sie dort eine der riesigen Spinnen von Louise Bourgeois auf, und die Leute sagen : Was ist denn das Merkwürdiges? Mit Jan van Eyck, Dürer und Holbein können sie das nicht machen. Und das wissen natürlich auch die Kritiker der Umzugspläne. Wenn Sie die Stimmen nehmen, die sich besorgt um die uneingeschränkte Sichtbarkeit der Berliner Gemäldegalerie der Petition des Kunsthistoriker Jeffrey Hamburger anschließen, dann registrieren Sie überrascht, dass man sich einen Umzug der Gemäldegalerie sehr wohl vorstellen kann. Oder der Wunsch, in der Frankfurter Allgemeinen geäußert, mit den Gemälden ins wieder aufgebaute Stadtschloss zu ziehen: auch das bedeutet eine Rochade. Es geht also auch den Kritikern weniger um die Ro-

Es gibt zwei Fraktionen der Umzugs-Kritiker. Die eine sagt: Warum überhaupt ein Umzug? Die zweite fragt: Warum diese Eile? Wie viele Baustellen will die Stiftung bewältigen? Das Humboldt-Forum im Schloss. Die James-Simon-Galerie, die später fertig wird. Das PergamonMuseum. Die Staatsbibliothek, die später fertig wird. Ist das neue Vorhaben nicht eine Baustelle zu viel? Hier liegt wirklich das Problem. Was können wir leisten? Nicht nur mit den verfügbaren finanziellen Mitteln, auch mit dem Personal, das wir haben. Die Stiftung ist für den Betrieb – nicht für die Bauten – völlig unterfinanziert. In zwei, drei Jahren sieht das besser aus. Zudem, warum soll in Berlin nicht von privater Seite eingeworben werden können, was auch die Münchener eingeworben haben? Dazu gehört auch das Werben um Sammlungen. Es ist angemerkt worden, die aktuelle Präsentation der Neuen Nationalgalerie zur Kunst zwischen 1945 und 1968 zeige nicht nur erstrangige Werke. In dieser Präsentation fehlen jedoch die Werke aus der Sammlung Marx, die in der zukünftigen Galerie des 20. Jahrhunderts hinzukämen. Ist das sicher? Sicher ist nichts im Leben. Trennungen, die vorkommen, sind kein Argument gegen die Ehe. Aber wenn Sie keinen Platz im Museum anbieten können, dann müssen

Hat es je einen förmlichen Beschluss über diesen Masterplan gegeben? Bevor ich ins Amt kam, habe ich 1999 in einem Memorandum festgehalten, dass die Gemäldegalerie ihren angemessenen, auch historisch angemessenen Ort allein auf der Insel hat.

„Das Kulturforum, diese tabula rasa, ist ein absoluter Unplatz für die Alten Meister.“

drollig, wie paternalistisch wir an die Hand genommen werden von unseren oft doch sehr museumsfernen Betreuern.

Warum fällt es der Stiftung so schwer, den richtigen Umgang mit den Kritikern zu finden? Den finden die. Alles hängt in unserer Debatte am nächsten Schritt, an der entschiedenen Vorbereitung und Durchführung eines Wettbewerbes zur Rückkehr der Alten Meister auf die Museumsinsel. Findet dieser Wettbewerb Lösungen, dann löst sich die Debatte auf in großer Zustimmung. Hierhin sollen die Alten Meister der Gemäldegalerie, ins Bode-Museum auf der Berliner Museums-Insel. Es gibt Kritiker, die meinen, auf der Museumsinsel sollen alle Attraktionen wie auf einem Rummelplatz vereinigt werden. Dieser Vorwurf ist absurd. Erst durch die Rückkehr der Gemäldegalerie erhält die Museumsinsel wieder ihren inneren Zusammenhang, der ihr als einzigartiger Bildungslandschaft seit der Goethezeit zugedacht war, die Geschichte der westlichen Kunst von den Anfängen im Vorderen Orient bis in das 19. Jahrhundert zu präsentieren. Ohne die Malerei als Leitmedium der abendländischen Kunst seit der frühen Neuzeit ist die Museumsinsel ein Torso. Aber es gibt doch auch ein Grundstück an der Neuen Nationalgalerie. Warum nicht dort den benötigten Platz für die Kunst des 20. Jahrhunderts schaffen? Das ist ein Grundstück von 5000 Quadratmetern. Da bekommen sie eine so geringe Hauptnutzfläche, die keinerlei auskömmliche Ausstellungsfläche mehr gestattet. Zum Vergleich: Die Gemäldegalerie am Kulturforum, in welche die Galerie des 20. Jahrhunderts einziehen soll, hat eine Hauptnutzfläche von 16.000 Quadratmetern, davon 6000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die Erzählung des 20. Jahrhunderts durch seine Künste ist platzgreifend. Zudem haben Sie das Problem der Denkmalpflege. Neben einen Solitär wie der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe können Sie keinen großen Neubau à la Brandhorst stellen. Das Frankfurter Städel hat unterirdische Räume angelegt. Auch die unterirdische Anbindung an Mies van der Rohes Tempel der Moderne, eine Ikone der Architektur des 20. Jahrhunderts, ist aus denkmalpflegerischen Gründen nicht möglich. Aber das Kupferstichkabinett, seinerseits ein großes Bildgedächtnis, soll an dem, wie sie ihn nennen, „Unort“ bleiben. Den Zusammenhang, den Sie auf der Museumsinsel herstellen wollen, lösen Sie am Potsdamer Platz auf. Das ist so nicht zutreffend. Zum einen sind mit Kupferstichkabinett, Kunstbibliothek, Kunstgewerbemuseum und Nationalgale-

So ist es doch gerade jetzt in der Gemäldegalerie am Kulturforum: Rechts der Norden, links der Süden. Ich könnte es mir zukünftig mit der Gemäldegalerie im BodeMuseum weit spannender vorstellen. Ich würde einen Zeitschnitt etwa bei 1530 bevorzugen. Ich würde die Künste Europas von Konstantinopel bis nach Venedig, Florenz, Brügge, Nürnberg und Basel im BodeMuseum zeigen. Und im Neubau gegenüber dann die späteren Phasen: Flandern, Holland, Rom, Paris und London. Aber ist denn die geplante Verbindung von Skulptur und Malerei heute noch überzeugend?

Peter-Klaus Schuster, geboren 1943, war von 1999 bis 2008 Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. In seinem „Masterplan“ plädierte er 1999 für die Rückkehr der Alten Meister auf die Museumsinsel. FOTO: REGINA SCHMEKEN

Das ist doch ein völlig herbeigeredetes Problem, die Gattungsmischung. Schon in Schinkels Museum von 1830 war es so: im Erdgeschoss Skulptur, im Geschoss darüber Malerei. So ist es auch im Bode-Museum, so soll es im Erweiterungsbau auch sein. Gewiss hat Bode auch gattungsübergreifenden Raumpräsentationen realisiert. Er hatte aber keineswegs beliebig Zugriff auf das Kunstgewerbemuseum, Möbel wurden von ihm ganz vereinzelt als Kontext-Zitate gezeigt. Es geht also nicht um die Ausstellung von Skulpturen und Gemälden in einem Raum? Sondern um ein Haus mit Trennung nach Stockwerken? Deutliche Trennung ist vielleicht zu viel. Malerei und Skulptur sind Schwesterkünste. Man sieht sie, so Bodes Überzeugung, mit größtem Gewinn zusammen oder doch in größter räumlicher Nähe. Betrachten Sie die alten Fotos! Was hatte denn Bode im

FOTO: BUSCHMANN

tuation, wenn in München die Skulpturen verwunschen im Gabriel-von SeidelSchloss des Bayerischen Nationalmuseums sich befinden und die Gemälde fast ein Kilometer entfernt in den Pinakotheken. Für Berlin, wo Malerei und Skulpturen von Bode dialogisch gesammelt wurden, kann das keine Lösung sein. Ihr Vorgänger Dube hat den jetzigen Zustand mit dem Argument verteidigt, Gemälde und Plastiken bräuchten verschiedenes Licht, so könne es keine gemeinsamen Räume für beide Gattungen geben. So ist das Bode-Museum ja auch organisiert: im Erdgeschoss bei den Skulpturen Seitenlicht, im Obergeschoss für die Gemälde Oberlicht, das wusste auch schon Bode. Aber jetzt, im Bode-Museum ohne Gemäldegalerie, haben Sie die Situation, dass Riemenschneider in den einstigen Gemäldesälen unter Oberlicht steht, das ist absurd. All diese Verwirrungen würden durch die jetzigen Planung endlich gelöst: Wir bauen einen Erweiterungsbau gegenüber dem Bode-Museum, und dadurch finden drei Sammlungen ihren angemessenen Ort: die Gemälde- und die Skulpturensammlung auf der Museumsinsel – und in der einstigen Gemäldegalerie auf dem Kulturforum die Sammlungen der Nationalgalerie zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Bodes Modell erregte seinerzeit großes Aufsehen, aber hat es Schule gemacht? Wo gibt es Museen, die ihm folgten? Im Missverständnis kunstvoll eingerichteter Interieurs, in den period-rooms, war es ein Welterfolg. Aber in der Parallelführung von Plastik und Gemälde: Ich habe niemanden gehört, der das Museum of Modern Art dafür getadelt hat. Wunderbar funktioniert es im Getty, in Los Angeles. Aber für Jahre auf die Hälfte oder mehr der Gemälde verzichten zu müssen, das beschäftigt die Öffentlichkeit. Aber wenn in München die Neue Pinakothek vier Jahre schließt – wir trauen den Kollegen zu, das zu meistern. Auch Dresden wird zwischenzeitlich die Semper-Galerie schließen müssen. Warum sollen die Berliner das nicht schaffen? Es ist schon

Gibt es denn die Möglichkeit, die Eile abzubremsen? Der Druck ergibt sich aus dem Umstand, dass Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie, dieses Meisterwerk modernen Bauens, wegen dringlich notwendiger Generalsanierung komplett geschlossen werden muss, für sicher zwei, drei Jahre. Dann gibt es kaum mehr 20. Jahrhundert und die Klassische Moderne schon gar nicht mehr im größten Museumskomplex in Berlin zu sehen. Deshalb bekam die programmatische Idee der Rochade von 1999 eine neue Dringlichkeit. Muss man denn alles auf einen Punkt konzentrieren? Das Kulturforum liegt ja nicht in Dahlem, weit draußen. Die Planungen konzentrieren sich ja gerade nicht auf einen Punkt! Sondern auf zwei Museumsinseln, deren Profil wir neu schärfen: im alten modernen Westen Berlins auf dem Kulturforum am Potsdamer Platz die Museumsinsel der Moderne mit allen Sammlungen der Berliner Museen, die unverändert bis in die Gegenwart sammeln. Als Bild- und Formgedächtnis der europäischen, aber auch der außereuropäischen Kunstgeschichte stehen sie in engster Beziehung zur historischen Museumsinsel in der Mitte Berlins. Die Widmungsinschrift auf Schinkels Altem Museum lautet: „Studio Antiquitatis Omnigenae“ , gewidmet dem „Studium des Altertums in jeder Gestalt“, oder wie Schinkel übersetzte „jeglicher Altertümer“. Dieser aus der Aufklärung und dem kosmopolitischen Geist der Goethezeit herrührende enzyklopädische, alle Künste und Kulturen gleich wertschätzende Sammlungsauftrag der Berliner Museen wird mit dem Humboldt-Forum im Schloss vis- à-vis der Museumsinsel um die außereuropäischen Sammlungen der Berliner Museen erweitert. München ist in seinen Sammlungen ganz anders: Statt enzyklopädischer Erzählung die Konzentration auf Meisterwerke. Denken Sie an Münchens Antiken: Da sind die Meisterwerke in der Glyptothek versammelt und die Kleinkunst im gegenüberliegenden Bau. Ganz anders im Alten Museum in Berlin: Antiken jeder Art, versammelt in subtilen Collagen aus Hochkunst und Alltagszeugnissen, Kunst- und Kulturgeschichte ineinander. Das ist die philosophische Begründung der Berliner Museumsinsel von allem Anfang an.


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FEUILLETON

DEFGH Nr. 191, Montag, 20. August 2012

Welche Freiheit? Harun Farocki erzählt von der schrecklichen neuen Arbeitswelt Es fällt schwer, diese Menschen so unappetitlich zu finden wie einen Makler. Dabei entwickeln die drei Consultants des „Quickborner Teams“ Konzepte zur Arbeitsorganisation mit dem Ziel, dass Sklaverei sich wie Freiheit anfühlt. Ihren Kunden wie Vodafone oder Unilever erklären sie, dass die starren Grenzen zwischen einzelnen Büros, zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Persönlichkeit und Firmeninteresse nicht mehr zeitgemäß sind, und entwickeln stattdessen eine Vision der fließenden Übergänge, die weniger leistungshemmend sei. Statt in Gipskartonschachteln mit Yucca-Palme und Überraschungsei-Sammlung sollen die neuen, flexiblen und hoch motivierten Einzelkämpfer jeden Tag an einem anderen Tisch sitzen, ständig erreichbar sein und beliebig versetzt werden können. Freiheit pur also. Dass diese drei trotzdem Sympathien gewinnen, liegt daran, dass man sie nicht nur hört, sondern auch sieht. In Harun Farockis aktueller Arbeit, die jetzt in Hamburg in den Deichtorhallen gezeigt wird, dokumentiert er die Konzeptentwicklung des „Quickborner Teams“ in internen Meetings über ein Jahr. Dabei wird offenbar, dass die Berater die Widersprüche ihres Unterfangens durchaus begreifen. Und Widersprüche machen eben menschlich. Würde man nur lesen, was das Trio zusammen mit externen Experten als Empfehlungen ihres Beratungsprodukts „finalisiert“, damit die Interessen der Unternehmensleitung sich als die Wünsche von Arbeitnehmern verkleiden lassen, dann bekäme man einfach den Zynismus präsentiert, der heute als Motivationstheater verkauft wird. Dass die Quickborner aber wissen, dass bedrohlicher Stress und berechtigte Ängste Teil der Flexibilität sind, verraten Nebensätze sowie Mimik und Körpersprache der Hauptdarsteller.

Mitarbeiter sollen die Interessen der Firma zu ihren eigenen machen – bis zur Selbstaufgabe So, wie Harun Farocki sie mit der Kamera beobachtet hat, sind sie die meiste Zeit damit beschäftigt, ihre Unsicherheit im Griff zu haben. Charakterlich extrem unterschiedlich – der eine hyper-virulent und schnell sprechend, der andere mit Schweizer Bedachtheit und weichem Wortklang, der Dritte ein etwas steifer Hanseat, der wirkt, als liebe er im Grunde genommen die alte gemütliche Arbeitswelt von Großkonzernen – schwimmen sie doch die meiste Zeit gehörig zwischen Zweifel und Vision. Denn außer dem Anspruch ihrer Auftraggeber nach gesteigerter Produktivität, Belastbarkeit und flexiblem Verhalten durch neue Arbeitsorganisation verfolgen die Quickborner durchaus ihr eigenes Ideal, nach dem nur ein glücklicher Mensch ein leistungsstarker Mitarbeiter sein kann. Und deswegen formuliert der Sprudelnde irgendwann die Idee, in Zielvereinbarungen müsse stehen, dass der Angestellte sich auch ausreichend um seine Frau und Kinder kümmert, und dass Freundinnen und Ehegattinnen bei Mitarbeitergesprächen dabei sein sollten. Man kann das natürlich abtun als dem Fetisch der Kreativität geschuldet, der in dieser Branche fordert, alles zu denken, obwohl es in bestehenden Unternehmensstrukturen doch nur einen sehr kleinen Raum für neue Gedanken gibt. Da Farocki für sein großes Filmprojekt aber Typen ausgesucht hat, die halbwegs integer wirken, zeigt dieser vierzigminütige Film eher, wie im Kapitalismus aus einigermaßen guten Vorsätzen perfide Methoden erwachsen. Unter dem ständigen Druck nach steigenden Renditen werden Freiheit, Kreativität und Offenheit plötzlich zu Skills, mit denen man sich im Wettbewerb gegen ältere Rechte durchaus aggressiv verhält. Und am Ende steht dann der Logistik-Geschäftsführer von Unilever Hamburg, Michael von Rudloff, in seinem schönen neuen Gebäude in der Hafencity und erklärt, dass man als Konzern, der ständig Firmen kauft und verkauft, jetzt nur noch Mitarbeiter versetzen muss, weil alle Arbeitsplätze gleich aussehen. Freiheit für wen? „Ein neues Produkt“ steht dabei in der guten Tradition von Farockis Arbeitsweise, seine Akteure nicht zu denunzieren. Mit der nüchternen Kameraführung einer internen Aufzeichnung verfolgt Farocki die Diskussionen und wählt präzise aus, um den Gegensatz zwischen dem konstruierten Bild eines flexiblen Laptop-Allrounders, der sich freiwillig mit dem Unternehmen identifiziert, und der konkreten Anschauung menschlicher Schwächen zu verdeutlichen. Zum Beispiel in dem Eingeständnis von einem Quickborner vor der Flipchart, dass die Performance des Teams zuletzt auch nicht so erfolgreich war und man deswegen die neuen Methoden durchaus für den eigenen Betrieb mitentwickeln müsse – um zu überleben. Mit solch eher subtilen Momentaufnahmen sagt Farockis Film alles Nötige zu dem verborgenen Zynismus von Mitarbeiter-Lounges und Drop-in-Arbeitsplätzen. Um „Sinn“, wie es auf der Flipchart steht, geht es nur so lange, wie das die Ausbeutbarkeit der Arbeitskraft steigert. Und die perfideste Täuschung, die vom Quickborner Team am vehementesten empfohlen wird, ist es, die Identifikation mit der Firma zu stärken. Denn Firmen werden ja ständig verkauft. Ob sich Drop-out-Arbeitsplätze dann wirklich noch wie Freiheit anfühlen? TILL BRIEGLEB

Harun Farocki. Deichtorhallen Hamburg, bis 26. August, Info: www.deichtorhallen.de.

Der Komponist John Cage ging mit seinem Stück gegen die europäische Operntradition an. Mehr noch als von der Musik lebt die jüngste Inszenierung von der Kraft düsterer Bilder.

FOTO: TIM SCHULZ/DAPD

Sprengt die Opernhäuser in die Luft Immer noch gilt der vor 20 Jahren gestorbene amerikanische Komponist John Cage als großer Befreier von allen Zwängen. Jetzt eröffnet die Ruhrtriennale mit seinem Anti-Musiktheater „Europeras“ in der Inszenierung von Heiner Goebbels VON WOLFGANG SCHREIBER

„Ich habe nichts zu sagen, und ich sage es“ – das Bonmot des Kaliforniers John Cage taugt der Ruhrtriennale zur Vermessung von Raum und Zeit. Cage ist im Ruhrgebiet kein Fremder, seine Nicht-Oper „Europeras“ passt exakt in Bochums Jahrhunderthalle, die Gaskraftzentrale von 1902. Dort könnte sie ihren intellektuellen Charme und Aberwitz entfalten. Bizarrer jedenfalls ist das Festival der Künste in der „Metropole Ruhr“ noch nicht eröffnet worden. Cage hätte sein Freude gehabt: Zechen, Gebläsehallen, Hochöfen – wo früher Stahl produziert wurde, ist jetzt Kultur drin, eine Menge Nostalgie, Stolz auf die vergangene eigene Fron, junge Kreativität. Die Ruhrtriennale mit ihren spektakulären Aufführungsorten, das Großflächenfestival der Avantgarde-Künste, hätte Cage interessiert, die Region des Strukturwandels von rußiger Arbeit zu den Künsten. Die Jahrhunderthalle zu Bochum hätte ihm als Ort gefallen, wo die Idee des „Musicircus“ eine fast sakrale Anmutung erfährt. Das Publikum will hier außer sich geraten. „Zweihundert Jahre lang“, sagte John Cage zu seinem einzigen Musiktheater, „haben uns die Europäer ihre Opern geschickt, jetzt schicke ich sie ihnen zurück.“ Aus Dankbarkeit, aus Missvergnügen – und wie dann? Indem Cage die Opern, wie zum Versand, in ihre Bestand-

teile zerlegte: Theater und Musik, Wort und Melodie, Figuren, Arien und Gesten, Bühnenbild, Kostüme, Licht, Farben – alles mephistogleich in die Luft gejagt. Hat man die Einzelteile Dutzender Opern in der Hand, lehrte der Teufel schon den Doktor Faust, „fehlt leider nur das geistige Band“. Das soll, falls man es braucht, im Kopf des Zuschauers entstehen – die alten „Bedeutungen“ sind nicht mehr gefragt. Aber das postmodern verkündete „Ende der großen Erzählung“ bedeutet noch nicht das Ende des großen Autors, also John Cages oder hier des Theatermachers, Komponisten, Perfektionisten und Professors für Theaterwissenschaft Heiner Goebbels. Er arbeitet an der Erweiterung, Zusammenfassung aller Künste, er will, sagt er, die vorhandenen „Kräfte nützen und bündeln“, jetzt sogar als Regisseur von Cages Opernbildercollage. Aber genügt das? In der Jahrhunderthalle ist zuerst die Dimension des Raums selbst das Ereignis, das Wort Bühnentiefe sagt nichts aus über die gigantische Fläche des Spielorts. Es mögen 50, 60 oder mehr Meter sein, die die Figuren zurückzulegen haben, wenn sie von hinten nach vorn gehen: Desdemona oder Gurnemanz, Micaela oder Figaro und ihre Artgenossen mit Passagen aus Opernhighlights, die aber nur schwer zu identifizieren sind. Auch weil sie ständig von filigran zersplitterten, aus Mini-Zitaten bestehenden Bläser- und wenig Streichertönen in di-

versen Klangdichten, Tempi und Intensitäten begleitet werden, gespielt von zwei Dutzend tüchtigen Musikern eines „Festivalorchesters“. Es gibt kein Libretto, keine Handlung, keinen Dirigenten – die Bahnhofsuhr regelt die nackte physikalische Zeit, Tempoangaben in der Partitur schaffen innermusikalisch variable „Zeit-Rahmen“. Die Bestimmungen über Einsatz, Verlauf und Struktur der Komposition hat Cage, wie so oft, mit den Zufallsoperationen herbeigeführt. Absichtslosigkeit heißt sein Gebot.

Der Regisseur vertraut allein auf die Kraft des Audiovisuellen – das aber reicht nicht aus Aus totaler Dekonstruktion entsteht eine pedantisch exakte Materialschlacht. Und das gehört zu den eklatanten Schwächen der Aufführung: Dass sie die Auftritte und Klangereignisse fortwährend nur zusammenbastelt, dass Regisseur Goebbels allzu sehr auf die pure Präsenz des Audiovisuellen vertraut, ohne Rücksicht darauf, dass in den neunzig Minuten die Präsentation von Sängern mit ihren Ariensplitterrepetitionen sich abnutzen muss. Es dominiert eine Bühne mit permanentem Auf-, Um- und Abbau von Versatzstücken, womit 23 Bühnenassistenten pausenlos, akrobatisch, beschäftigt sind. Die Logistik der

Aufführung, perfekte Koordination komplizierter Abläufe, schlägt alle Rekorde. Cage bezog sich eigens auf die Kunst der „objets trouvés“ des Marcel Duchamp, hier werden sie zu phantastischen Erfindungen der Bühnenkunst (Klaus Grünberg) und extravaganter Kostüme (Florence von Gerkan) stilisiert: Auf der Fläche mit 64 Feldern nach Art des Schachbretts agieren zehn Sänger der klassischen Vokalfächer, durchweg Gesangskünstler mittlerer Stimmqualität mit Pathos, nacheinander oder auch gleichzeitig, Arienschnippsel stemmend. Eine stets in Bewegung befindliche Ansammlung versprengter Objekte simuliert Traumszenen: ein MiniTempel, der Feuer fängt, die Sänfte für eine singende Dame, die Anhäufung rollender Felsbrocken, ein geisterhaftes Segelschiff, immer wieder transparente, mit historischer Bühnenarchitektur bemalte Hänger, die Räume vortäuschen. Polyfonie des Zufalls, die Cages Kunstphilosophie der Enthierarchisierung der Dinge und des Lebens ausdrückt: „Unbestimmtheit“ ist das Zauberwort. Wovon Pierre Boulez einst geträumt hatte, nämlich die Opernhäuser in die Luft zu sprengen, Cage hat es auf seine dem Nichts und der Leere huldigende Weise eingelöst: Er fleddert die Oper und hinterlässt nur mehr nichtige Kunststücke. Sein Titel „Europeras“ ist ein virtuoser Begriffskalauer, und etwas von der Leichtigkeit des Ca-

ge’schen Seins sollte mitschwingen, wenn es zelebriert wird. Die Frankfurter Uraufführung hatte 1987 mehr davon zu bieten: die leise Komik des Absurden. Was etwa die grotesk-fiktiven Operninhaltsangaben an Hintersinn anbieten, die auf Monitoren zu lesen sind, bleibt hier ohne Darstellung: „Sie lieben sich. In einer Höhle aufgewachsen, schwört er, seine Identität zu offenbaren und ermöglicht ihr so, das Ansinnen seines Sohnes abzulehnen. (. . .) Er bereut.“ Stattdessen stellt Heiner Goebbels die konzeptionelle Kopfgeburt von Cages Dekonstruktion zwar auf die Beine, aber er begnügt sich bar jeder Vision mit der additiven Auflistung kunstsinnigen Materials. Bei aller Augenweide: Es ermüdet zwangsläufig. Dabei passt die Offenheit der Halle eigentlich zur Offenheit der Handlungsanweisungen. Bei „Europeras 2“, nach der Pause, bleibt von der soghaften Hallentiefe nur ein Schwarz-Weiß-Dekor übrig, in dem die Figuren die Windungen ihrer Gesangskünste abwickeln. Der Vermessung von Raum und Zeit fehlt die dramaturgische Zuspitzung des Nonsense, der Witz der Handlungsverweigerung. Oder sind Cages „Europeras“ im 21. Jahrhundert die Pointen ausgegangen? Die Anziehungskraft, die Cage heute auf Künstler und das Publikum ausübt, ist so rätselhaft nicht: Er ist noch immer der Befreier von den Zwängen. Aber man muss dafür selbst frei sein.

Club Obama Die Pop-Hipster der Stunde pilgern nach Mali, aber dem Land droht die islamistische Revolution: Zu Besuch in einem bedrohten Biotop Es gab viele Gründe, die gegen dieses Konzert sprachen. Die dunklen Regenwolken über Bamako. Die leeren Taschen der Malier. Die politische Krise eines Landes, das gerade durch einen Militärputsch destabilisiert ist und dessen nördliche Hälfte Islamisten besetzt haben. An diesem Freitag aber spricht noch ein viel gewichtigerer Grund gegen eine nächtliche Tanzveranstaltung unter freiem Himmel: Der Beginn des Ramadans. Ein Fastenmonat, in dem strenggläubige Muslime weder ausgehen, noch tanzen. Ben Zabo allerdings scheint das nicht allzu sehr zu beeindrucken: „Wir können hier über alles diskutieren“, sagt der junge malische Popstar in der selbstgeschneiderten Militäruniform: „Warum sollte ich als Christ im Ramadan kein Konzert veranstalten? Ich muss eben mit den Anwohnern diskutieren.“ Und so dreht Zabo, ein 28-jähriger Gitarrist und Sänger, dessen Songs gerade tagtäglich im malischen Radio zu hören sind, den ganzen Freitagvormittag seine Runden. Der schlaksige junge Mann klopft bei einigen Dutzend Häusern der überwiegend muslimischen Nachbarschaft im Westen Bamakos an. Spricht mit Familienvätern und Ladenbesitzern. Lächelt. Erklärt höflich. Auch die Polizeiwache fragt er. Am Ende hat – Ramadan hin oder her – niemand hat etwas gegen sein Konzert in einem Freiluft-Restaurant. Nicht einmal der Imam der benachbarten Moschee. Ben Zabos Geschichte erzählt viel über die Kultur Malis. Über ethnische und religiöse Vielfalt und eine jahrhundertealte Toleranz. Sie erhellt, was angesichts der Bedrohung durch die Islamisten im Norden auf dem Spiel steht: Das malische Modell der

Koexistenz. Der Reichtum einer Musikkultur, die zur gleichen Zeit, da Islamisten rund um Timbuktu alte Sufi-Heiligtümer zerstören, im Westen höher im Kurs steht als je zuvor. Früher mag es mal Indien gewesen sein oder Jamaika. Heute pilgern inspirationshungrige Pop-Hipster bevorzugt nach Mali, zuletzt gingen sogar PopKünstler wie TV On The Radio, Santigold oder Dan Auerbach von den Black Keys mit malischen Musikern ins Studio.

Tatsächlich erinnert Bamako kaum an eine Stadt im Kriegszustand Aber auch Ben Zabos Musik hört man den musikalischen Austausch an: Er hat die uralten Rhythmen und Balafon-Melodien seines Stammes, der Bo, mit elektrischen Gitarren aufgerüstet. Und ließ sein Debüt-Album vom amerikanischen Rockmusiker Chris Eckman von den Walkabouts produzieren. „In Mali leben über 80 verschiedene Ethnien“, sagt Zabo, „wir sind es gewohnt, uns mit unseren Nachbarn auszutauschen“. Und so finden sich zwischen den Plastiktischen des Freiluftrestaurants Chez Symphorien am ersten Abend des Ramadan Christen und Moslems, Bambara und Bo ein. Der Innenhof ist nur von ein paar Petroleumlampen erhellt. Die Schwüle ist erdrückend. Es riecht nach billigem Parfüm und Urin. Doch sobald Ben Zabos Gitarre den ersten BluesAkkord anschlägt, lassen die Gäste - Herren im Anzug und mit Gold behangene Damen – ihr Bier stehen. Niemand tanzt allein, alle tanzen in einem großen Kreis.

So viel Ben Zabos Musik auch Paten wie James Brown und Fela Kuti verdankt: Das hölzerne Geklöppel des Balafons, die bluesigen E-Gitarren und der lose, kreiselnde Groove strahlen eine sehr malische Lässigkeit aus. Der junge Popstar muss am Ende mindestens dreimal seinen Hit „Wari Vo“ spielen. Es geht um ein altes afrikanisches Thema: Du hast ein Mofa, deine Frau will aber ein Auto. Den Refrain singen alle mit. Wer nichts von der militärischen Niederlage im Norden, gestrichenen Auslandshilfen und leeren Touristenhotels wüsste, könnte diese Party für den Ausdruck einer unerschütterten Normalität halten. Tatsächlich erinnert Bamako kaum an eine Stadt im Kriegszustand. Eselskarren und Trauben von Mofas schieben sich durch die Straßen, Männerrunden sitzen im Schatten um eine Teekanne, während viele der Händler vor ihren bunten Buden mit Telefonkarten, Sonnenbrillen oder Röstspießen dösen. In den Clubs an der Rue Koulikoro spielt abends die Live-Musik, als wäre nichts geschehen. Es gibt zwar keine Touristen mehr, aber die BlechSchuppen wie der Club 33 sind gut gefüllt: Junge Frauen drehen sich dort zum TranceBlues traditioneller Lauten, während die Männer sich im Dunkeln auf Holzbänken lümmeln. Die Jüngeren besuchen den Club Obama Balafon. Zwei Rapper rappen da vor dem Konterfei des amerikanischen Präsidenten ihre Bambara-Sprechgesänge, während Gruppen männlicher und weiblicher Jugendlicher Shishas rauchen und sich über ihre iPhones beugen. Ein Bild wie aus einer westlichen Großstadt. „Mit den richtigen Beziehungen“, sagt Ben Zabo und nickt in Richtung der dicken

Jeeps auf dem Parkplatz, „konntest du in Mali schon immer gut leben.“ Nicht erst die Islamisten bedrohten sein Land. Genauso schlimm sei die Korruption. Schon lange kursieren Geschichten über die Verwicklung der alten Regierung in den internationalen Drogenhandel, das protzige mit Gaddafis Geldern finanzierte Regierungsviertel und die vielen Hotels des PräsidentenClan machen das Gefälle zwischen der Elite und der auf Eselskarren angewiesenen Bevölkerungsmehrheit sichtbar. Wie viele Malier hat Zabo deshalb erst einmal mit den Militärputschisten in Bamako sympa-

Du hast ein Mofa, deine Frau will ein Auto: Ben Zabo in Bamako FOTO: JONATHAN FISCHER

thisiert. Hauptsache neue Gesichter im Präsidentenpalast. Sein Song „Cinquentanaire“ – es geht um die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Malis – spricht aus, was die meisten Malier denken. „Man hat dafür sämtliche Staatschefs Afrikas zusammengetrommelt, um Champagner zu trinken. Aber was sollte das? Da wurden an einem Tag Millionen verpulvert, während die jungen Malier keine Arbeit finden. Wir Afrikaner müssen unsere Unabhängigkeit erst finden.“ Das Studio Bogolan: Ein fensterloser, Flachbau an einer Lehmstraße nicht weit vom Stadtzentrum. Der Aufnahmeraum ist mit afrikanischen Teppichen ausgehängt, die Misch-Konsole bietet modernste Technik. Unter anderem Ali Farka Toure, Bassekou Kouyate, Ben Zabo haben hier Musik aufgenommen, aber auch viele westliche Rockmusiker. So wie Zabos Produzent Chris Eckman. Die Geschichte des aus Seattle stammenden Rockers ist typisch: Eckman, ein Musik-Intellektueller, der vor allem als Kopf der Americana-Band Walkabouts bekannt ist, hat schon oft erklären müssen, was ihn einst hier her trieb: „Irgendwann beschlich mich das Gefühl, alles schon mal gehört, alles schon mal gespielt zu haben. Der Alternative Rock langweilte mich. In Mali aber war ich sofort angefixt. Weil die Musik gleichzeitig exotisch und doch vertraut klang! “ Dass er den Bluesrock des Maliers für den westlichen Markt produzierte hält er nicht für Kolonialismus, sondern für einen Ausdruck kultureller Globalisierung: „So wie die jungen Malier im Internet surfen, ist Afrika auch umgekehrt längst in der westlichen Großstadt angekommen!“ JONATHAN FISCHER


32 ARD

PROGRAMM VOM MONTAG ZDF

BR

Pro Sieben

RTL

Montag, 20. August 2012, Nr. 191 DEFGH

Sat 1

Arte

3sat

5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen 9.55 Wetterschau 10.03 Star Quiz mit Kai Pflaume 12.00 Tagesschau 12.15 Buffet. U.a.: Geldanlage / Karlheinz Hauser bereitet heute zu: Gelierte weiĂ&#x;e Tomatensuppe mit Wildkräutern und Tomatentatar 13.00 Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen 15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Tagesschau 16.10 Elefant, Tiger & Co. 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 Verbotene Liebe 18.50 GroĂ&#x;stadtrevier. Das Erfolgsgeheimnis 19.45 Wissen vor acht â€“ Zukunft

5.30 Morgenmagazin 9.00 heute 9.05 Volle Kanne â€“ Service täglich. U.a.: Den Stromanbieter wechseln 10.30 Die RosenheimCops. Tod im Sonnendrachen 11.15 SOKO Wismar. Offene Rechnung 12.00 heute 12.10 drehscheibe Deutschland 13.00 Mittagsmagazin 14.00 heute â€“ in Deutschland 14.15 Die KĂźchenschlacht 15.00 heute 15.05 Topfgeldjäger 16.00 heute â€“ in Europa 16.10 Die Rettungsflieger. Jagdsaison 17.00 heute 17.10 hallo Deutschland 17.45 Leute heute 18.05 SOKO 5113. Ein Käfig voller KĂźnstler 19.00 heute 19.25 WISO

7.30 Wetterfernsehen 9.00 Tele-Gym 9.15 Giraffe, Erdmännchen & Co. 10.05 Sturm der Liebe 10.55 Rote Rosen 11.45 Verbotene Liebe 12.30 Zwei am groĂ&#x;en See: Feindliche Ăœbernahme. KomĂśdie, D '06 14.00 Utta Danella â€“ Tanz auf dem Regenbogen. Melodram, D '07 15.30 VerrĂźckt nach Meer 16.20 Polizeiinspektion 1. Der weiĂ&#x;e Cadillac 16.45 Rundschau 17.00 Das Bayern 3-Dorffest (1) 17.30 Schwaben & Altbayern / Frankenschau aktuell 18.00 Abendschau 18.45 Rundschau 19.00 Unkraut 19.45 Dahoam is dahoam. Zweifelhafter Ruhm. Serie

5.10 Explosiv â€“ Weekend 6.00 Punkt 6. Infomagazin 8.00 Unter uns 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Punkt 9. Infomagazin 9.30 Mitten im Leben! 10.30 Mitten im Leben! 11.30 Unsere erste gemeinsame Wohnung. Paare suchen ihr Zuhause 12.00 Punkt 12. Mittagsjournal 14.00 Testfälle â€“ Kann ich Dir vertrauen? 15.00 Verdachtsfälle 16.00 Familien im Brennpunkt 17.00 Betrugsfälle 17.30 Unter uns 18.00 Explosiv. Das Magazin 18.30 Exclusiv. Das Starmagazin 18.45 RTL aktuell 19.05 Alles, was zählt 19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten

5.30 Herkules (1/2). TV-Fantasyfilm, USA 2005 7.00 Herkules (2/2). TV-Abenteuerfilm, USA 2005 8.45 Der Kindergarten Daddy. KomĂśdie, USA 2003 10.30 Der Kindergarten Daddy II: Das Feriencamp. KomĂśdie, USA 2007 12.20 Malcolm 12.50 Malcolm 13.15 Scrubs 13.45 Scrubs 14.10 Scrubs 14.40 The Big Bang Theory 15.05 The Big Bang Theory 15.35 How I Met Your Mother 16.00 How I Met Your Mother 16.30 How I Met Your Mother 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons 18.40 Die Simpsons 19.05 Galileo. Wissensmagazin

5.30 Sat.1-FrĂźhstĂźcksfernsehen 10.00 LenĂ&#x;en & Partner 10.30 LenĂ&#x;en & Partner 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 Richter Alexander Hold 13.00 Britt. Schuldig â€“ heute musst Du dafĂźr zahlen! 14.00 Familien-Fälle 15.00 Familien-Fälle 16.00 Richter Alexander Hold 17.00 Niedrig und Kuhnt. Liebe und Angst 17.30 Schicksale â€“ und plĂśtzlich ist alles anders 18.00 Nachbar gegen Nachbar. Hund Daisy 18.30 K 11 – Kommissare im Einsatz. Sturz in den Tod 19.00 K 11 – Kommissare im Einsatz. Mord unter Bauern 19.30 Push. Das SAT.1 Magazin

8.55 Mit Energie in die Zukunft 9.40 Simon Templar 10.30 Kunst und Mythos 10.55 Der Weg nach innen 11.50 Open Opera â€“ Wer wird Carmen? 12.15 Open Opera â€“ Wer wird Carmen? 12.50 Arte-Journal 13.00 X:enius 13.25 Die wilden Seventies (2/5) 14.10 Karambolage 14.25 Gilbert Grape â€“ Irgendwo in Iowa. Drama, USA 1993 16.20 X:enius 16.50 Dunkle SchĂśnheit Eritrea 17.35 Mit dem Zug durchs ... 18.15 Tempo: Mambo. Tanzfilm, F 2001 18.20 Alte Schachteln 18.25 Die schĂśnsten KĂźsten Frankreichs (1/10) 19.10 Arte-Journal 19.30 Afrikas Rift Valley (1/3)

6.20 Kulturzeit 7.00 nano 7.30 Alpenpanorama 9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano 10.15 Tietjen und Hirschhausen 12.15 Sonntags 12.45 Schätze der Welt â€“ Erbe der Menschheit 13.00 ZIB 13.15 Harald von der Lotseninsel 13.45 De DĂźwel un sin Kutter 14.15 Leben am FlieĂ&#x;. Doku 14.30 Kreuzfahrt im Schneckentempo 15.30 Im Land der Seeadler 16.00 Unterwasser-Welten 16.30 Wunderwelt Wiese 17.15 Wunderwelt Moor 18.00 England â€“ Im KĂśnigreich der Gärtner 18.30 nano. Die Welt von morgen 19.00 heute 19.20 Kulturzeit. Magazin

20.00 Tagesschau 20.15 FuĂ&#x;ball DFB-Pokal. 1. Hauptrunde: SSV Jahn Regensburg â€“ FC Bayern MĂźnchen; ca. 22.40 Zusammenfassung der Spiele: Chemnitzer FC â€“ Dynamo Dresden, Rot-Weiss Essen â€“ 1. FC Union Berlin, SV Sandhausen â€“ Energie Cottbus. Der Rekordmeister FC Bayern MĂźnchen trifft heute in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den Zweitliga-Aufsteiger Jahn Regensburg. Die Bayern um Bastian Schweinsteiger sind dabei klar favorisiert. Moderation: Reinhold Beckmann. Kommentar: Steffen Simon, Mehmet Scholl. Live

20.15 Mein Mann, seine Geliebte und ich KomĂśdie, D '09. Rike findet einen Ordner, in dem der gesamte E-Mail-Verkehr ihres Mannes Erik mit seiner Geliebten Dana abgeheftet ist. Nach dem ersten Schrecken beschlieĂ&#x;t sie, diese Frau kennen zu lernen. Mit Mariele Millowitsch, Harald Krassnitzer 21.45 heute-journal 22.15 Out of Time â€“ Sein Gegner ist die Zeit Thriller, USA '03. Polizeichef Matt begeht einen bĂśsen Fehler. Um seine kranke Geliebte Ann zu retten, bedient er sich aus dem Polizeisafe. Mit Denzel Washington, Eva Mendes, Dean Cain u.a.

20.15 Alle meine Lieben TV-Familienfilm, D 2009. Sonja Spitz, stolze Besitzerin eines Feinkostladens mit Restaurant, steht an der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt: Nachdem ihre drei Kinder aus dem Haus sind, will sie Zeit fßr sich haben. Mit Jutta Speidel, Heinz Hoenig, Bruno Maccallini. Regie: Olaf Kreinsen. 21.45 Rundschau-Magazin Magazin 22.00 Lebenslinien Porträtreihe PlÜtzlich war ich Chefin 22.45 Die Konterrevolution: Der KappLßttwitz-Putsch 1920 (1/2) TV-Historienfilm, D 2011. Mit Jßrgen Tarrach, Hans Hohlbein u.a.

20.15 Einsatz in 4 Wänden â€“ Spezial Doku-Soap. Das Zwergenhaus Die dreikĂśpfige Familie aus der bayrischen RhĂśn wollte sich mit dem Einzug in ein geerbtes Haus einen Traum erfĂźllen. Das Haus sollte komplett umgebaut werden, doch dieser Plan schlug fehl. 21.15 Einsatz in 4 Wänden â€“ Spezial Doku-Soap. Das spannende Wiedersehen. Einige Zeit nach der Renovierung schaut Tine noch einmal bei den Familien nach dem Rechten. Wie ist es ihnen im neuen Zuhause ergangen? 22.15 Extra â€“ Das RTL Magazin Moderation: Birgit Schrowange

20.15 Fringe â€“ Grenzfälle des FBI Getrennte Welten. Mysteryserie. Zahlreiche Erdbeben erschĂźttern beide Welten. Das Fringe-Team geht davon aus, dass David Robert Jones hinter den Geschehnissen steckt. Offenbar versucht er, beide Universen zu synchronisieren. Mit Anna Torv, John Noble 21.15 Fringe â€“ Grenzfälle des FBI Fälle von spontaner SelbstentzĂźndung halten das Fringe-Team in Atem. Um den Geschehnissen auf die Spur zu kommen, setzt sich Walter mit seiner schmerzvollen Vergangenheit auseinander. 22.15 Fringe â€“ Grenzfälle des FBI Serie

20.00 Nachrichten 20.15 PlĂśtzlich fett KomĂśdie, A/D 2011 Als der eitle Macho Nick morgens aufwacht, findet er sich im KĂśrper eines Dicken wieder. Die bis dato mollige Patissière Eva, die mit Nick auf KriegsfuĂ&#x; steht, ist dagegen auf einmal schlank. Mit Diana Amft, Sebastian StrĂśbel u.a. 22.15 Planetopia Biosprit oder Brot? â€“ USA-DĂźrreperiode und die Folgen / Sechs Tage in Todesgefahr â€“ Dramatische Rettung aus der Gletscherspalte / Knast auf Rädern â€“ Wenn Straftäter das Gefängnis wechseln / Organvergabe auf dem PrĂźfstand. Magazin

20.15 Sein oder Nichtsein Satire, USA 1942. Warschau, 1939. Eine Theatertruppe versucht einen Nazi-Spion zu täuschen, indem die Schauspieler die Rollen von Offizieren ßbernehmen. Dabei kommt es zu aberwitzigen Konfrontationen und Verwicklungen. Mit Jack Benny, Carole Lombard, Robert Stack, Felix Bressart 21.50 Europa Thriller, F/D/S/DK 1991 Ein Deutschamerikaner nimmt 1945 im besetzten Deutschland eine Stelle als Schlafwagenschaffner an und gerät bald in Schwierigkeiten. Mit Jean-Marc Barr, Barbara Sukowa, Udo Kier

20.00 Tagesschau 20.15 Die Scheibenwischer-Jahre Dieter Hildebrandt. "Die Scheibenwischer-Jahre" zeigt das Beste aus 23 Jahren "Scheibenwischer" mit Dieter Hildebrandt. 21.00 Puschel-TV Unterwegs mit Alfons in Deutschland. Comedyshow 21.30 Stuttgarter Kabarettfestival 2012 (3/3) Show. Best of Besen. Mitwirkende: Timo Wopp, Till Reiners 22.00 ZIB 2 22.25 Berg und Geist Porträtreihe HR Giger â€“ Magier der Kunst 22.55 Kriminalfälle â€“ Schweizer Verbrechen im Visier Dokumentationsreihe. Tod an der Sihl

23.15 Die Story im Ersten Kindheit unter Drogen â€“ Annas Weg ins Leben 0.00 Geschichte im Ersten Als die Franzosen Deutschland besetzten 0.45 Nachtmagazin 1.05 Tatort Herrenabend. TV-Kriminalfilm, D 2011. Mit Axel Prahl u.a. 2.40 Geschichte im Ersten Doku 3.25 Ratgeber: Haus und Garten U.a.: Reihenhaus mit Gartenparadies 3.55 Titel, Thesen, Temperamente U.a.: Emir Kusturicas GrĂśĂ&#x;enwahn

23.55 heute nacht 0.10 The Prisoner â€“ Der Gefangene Schachmatt. Sci-Fi-Serie 1.00 So glĂźcklich war ich noch nie Drama, D 2009. Mit Devid Striesow, Nadja Uhl, JĂśrg SchĂźttauf 2.30 ZDF-History Geschichtsdoku Die Windsors in Deutschland 3.15 SOKO 5113 Käfig voller KĂźnstler 4.00 Global Vision Reportagereihe 4.10 hallo Deutschland Magazin 4.45 Wege zum GlĂźck Telenovela

23.30 Rundschau-Nacht 23.40 Tracks Musikmagazin 0.35 Die allerbeste Sebastian Winkler Show Topmodel Barbara Meier 1.05 Das Bayern 3-Dorffest (1) Ganz Bayern fiebert mit 1.35 Die allerbeste Sebastian Winkler Show Show. Schuh-Automaten 2.05 Dahoam is dahoam Heimatserie 2.35 Planet Erde Kasachstan 2.40 Zuschauen â€“ Entspannen â€“ Nachdenken Magazin. Chinas Gärten

23.30 „Future Trendâ€?-Reportage Wie High-Tech-Prothesen der Natur ganz nahe kommen. Neue Folgen 0.00 RTL-Nachtjournal 0.35 10 vor 11 Symbiose von kĂźnstlicher und menschlicher Intelligenz 1.00 Extra â€“ Das RTL Magazin 2.10 Einsatz in 4 Wänden â€“ Spezial Doku-Soap. Das Zwergenhaus 3.00 Einsatz in 4 Wänden â€“ Spezial 3.55 RTL-Nachtjournal 4.20 Betrugsfälle Doku-Soap

23.20 Supernatural Monsterfilm. Mysteryserie. Mit Jensen Ackles 0.15 Supernatural Gelbfieber. Mysteryserie. Mit Jensen Ackles u.a. 1.10 Fringe â€“ Grenzfälle des FBI Getrennte Welten. Mysteryserie 2.00 Fringe â€“ Grenzfälle des FBI SchĂśne neue Welt. Mysteryserie 2.50 Fringe â€“ Grenzfälle des FBI SchĂśne neue Welt. Mysteryserie 3.30 Spätnachrichten 3.35 Supernatural Monsterfilm

23.00 Focus-TV-Reportage Reihe. Die Schande von Lichtenhagen â€“ Chronik eines kollektiven Versagens 23.30 PlĂśtzlich fett TV-KomĂśdie, A/D 2011. Mit Diana Amft u.a. 1.30 Edel & Starck Kann denn Liebe SĂźnde sein. Anwaltsserie 2.20 Niedrig und Kuhnt 16-jährige fällt auf Loverboy rein. Doku-Soap 2.45 Niedrig und Kuhnt Doku-Soap 3.10 Nachbar gegen Nachbar 3.30 Schicksale Au-pair in Not

23.40 Die Robinsons von Mantsinsaari Dokumentation. Der Filmemacher Victor Asliuk erzählt die Geschichte zweier alter Männer, der letzten Bewohner einer heute russischen Insel im Ladogasee. 0.35 Was Du nicht siehst Doku-Reihe 0.55 Bonzenkarren Drama, D 2008 Mit Pit Bukowski, Thomas Blum 1.10 Der Wilde Drama, USA 1953 2.30 Scorpions Live in Wacken 2012 4.00 Mein Leben Henry Maske

23.40 Reporter Menschen, Schicksale, Abenteuer. Die Geisterschule â€“ Ein Lehrgang Ăźber das Unfassbare 0.05 10vor10 Nachrichtenmagazin 0.35 Pixelmacher Netzkultur 1.05 Seitenblicke â€“ Revue Kult und Kultur des Beisammenseins 1.35 Panorama Klassiker der Reportage. Comics und Schundhefte 2.00 Country Roads Folkmusik 2.30 Country Roads Folkmusik 3.00 Country Roads Folkmusik

Phoenix

BR-alpha

RTL 2

Vox

Kabel 1

Deutschlandfunk

10.30 buten un binnen 11.00 Hallo Niedersachsen 11.30 Schwedens Bären 12.15 In aller Freundschaft 13.00 Einfach genial! 13.30 Eisenbahn-Romantik 14.00 NDR aktuell 14.15 Bilderbuch 15.00 NDR aktuell 15.15 China â€“ Die groĂ&#x;e Mauer (1/2) 16.00 NDR aktuell 16.10 Mein Nachmittag 17.10 Panda, Gorilla & Co. 18.00 Regional 18.15 Die Nordreportage 18.45 DAS! 19.30 Regional 20.00 Tagesschau 20.15 Markt 21.00 Was verdient der Norden 2012? 21.45 NDR aktuell 22.00 45 Min 22.45 Kulturjournal 23.15 Der gĂśttliche Mr. Faber. RomantikkomĂśdie, USA 2009 0.45 GĂźnther Jauch

SWR 14.30 Ferien mit Piroschka. KomĂśdie, D/A/H 1965 16.00 SWR Landesschau aktuell 16.05 Kaffee oder Tee 17.00 SWR Landesschau aktuell 17.05 Kaffee oder Tee 18.00 SWR Landesschau aktuell 18.15 Die Spielplatzerfinder 18.45 SWR Landesschau Baden-WĂźrttemberg 19.45 SWR Landesschau aktuell 20.00 Tagesschau 20.15 Heimkehr mit Hindernissen. TV-Heimatfilm, A/D 2012 21.45 SWR Landesschau aktuell 22.00 Sag die Wahrheit 22.30 Meister des Alltags 23.00 Wie geht's eigentlich Rezzo Schlauch? 23.30 Kleine WĂślfe 0.00 Die schwarze Dahlie. Krimi, F/D/USA 2006

MDR 11.20 Kripo live 11.45 MDR um zwÜlf 12.30 Das Mädchen aus dem Regenwald. TVDrama, D 2011 14.00 Dabei ab zwei 14.30 Das blaue Licht. TV-Märchenfilm, D 2010 15.30 Unterwegs bei Sachsens Nachbarn 16.00 Hier ab vier 16.30 Hier ab vier 17.00 Hier ab vier 17.30 Hier ab vier 17.45 MDR aktuell 18.00 Wetter fßr 3 18.05 Brisant 18.54 Unser Sandmännchen 19.00 Regional 19.30 MDR aktuell 19.50 Ich fang meine Träume ein (1/5) 20.15 Die Mädels vom Immenhof. Heimatfilm, D 1955 21.40 MDR aktuell 22.05 Fakt ist ...! 22.50 Das Wunder von Bern. Sportfilm, D 2003 0.45 Gßnther Jauch

Tele 5

WDR 10.30 Aktuelle Stunde 10.50 Hier und heute 11.05 Giraffe, Erdmännchen & Co. 11.55 Pinguin, LĂśwe & Co. 12.45 WDR aktuell 13.00 Servicezeit Reportage 13.30 In aller Freundschaft 14.15 Mord ist ihr Hobby 15.00 Planet Wissen Extra 16.00 WDR aktuell 16.15 Daheim und unterwegs 18.00 Lokalzeit 18.05 Hier und heute 18.20 Servicezeit 18.50 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Der Gesundmacher (4) 21.00 Markt 21.45 WDR aktuell 22.00 Die Story 22.45 Gamescom â€“ Die Reportage 23.15 Red River. Western, USA 1948 1.20 Zwei Sekunden. Drama, USA 1932

Spiel auf Zeit Kabel 1, 20.15 Uhr. Eigentlich besucht der Polizist Rick (Nicolas Cage) nur privat einen Boxkampf, doch dann wird der ebenfalls anwesende Verteidigungsminister erschossen. Rick, der im Job jede brenzlige Situation meidet, gerät in dem Politthriller plĂśtzlich in eine VerschwĂśrung von Waffenhändlern – und muss sich das erste Mal beweisen. FOTO: TOUCHSTONE PICTURES

HR

6.30 Street Football 6.55 Homeshopping 7.25 Joyce Meyer â€“ Das Leben genieĂ&#x;en 7.55 Missionswerk Karlsruhe 8.00 Homeshopping 12.30 Making of eines aktuellen Kinofilms 13.15 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 14.15 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 15.15 Star Trek â€“ Deep Space Nine 16.15 Stargate 17.10 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 18.10 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 19.10 Star Trek â€“ Deep Space Nine 20.15 Undiscovered Tomb. Actionfilm, J 2002 22.15 Firestorm. Actionfilm, USA 1997 23.55 Silmido. Actionfilm, COR 2003 2.45 Undiscovered Tomb. Action, J '02

Kinderkanal

12.45 In aller Freundschaft 13.30 NaturNah 14.00 Eisenbahn-Romantik 14.30 Pakistan 15.15 Abenteuer Zoo 16.00 hallo hessen 16.45 Hessenschau kompakt 17.00 hallo hessen 17.50 Hessenschau kompakt 18.00 Maintower 18.20 Brisant 18.50 Lecker (h) essen (1) 19.15 Alle Wetter! 19.30 Hessenschau 20.00 Tagesschau 20.15 Kein schĂśner Land 21.00 Tatort. Heimatfront. TVKriminalfilm, D 2011 22.30 Hessenschau kompakt 22.45 heimspiel! extra 23.30 Eine Diva wird 100 (1/2). 100 Jahre FuĂ&#x;ball Eintracht Frankfurt 0.30 Eine Diva wird 100 (2/2). 100 Jahre FuĂ&#x;ball Eintracht Frankfurt

9.40 Tanzalarm 9.50 1, 2 oder 3 10.15 Meine Monster und ich (5/26) 10.40 Henry der Schreckliche 11.00 Marsupilami â€“ Im Dschungel ist was los 11.50 Shaolin Wuzang 12.35 Enyo 13.00 Cosmic Quantum Ray 13.20 Mini Ah! 13.30 Die Sendung mit der Maus 13.55 Fluch des Falken 14.10 Schloss Einstein â€“ Seelitz 15.00 ich! 15.25 Dino Dan (1/52) 16.20 Die Wilden Kerle (1/13) 16.45 Piets irre Pleiten (1/26) 17.05 Pat & Stan (1/39) 17.10 Garfield 17.35 Rocket & Ich (1/52) 18.00 Raymond (5/78) 18.15 Coco, der neugierige Affe (3/90) 18.40 Kleine Prinzessin 18.50 Unser Sandmännchen

RBB

Super RTL

12.10 Rote Rosen 13.00 rbb aktuell 13.05 Schloss Einstein 13.30 In aller Freundschaft 14.15 Planet Wissen 15.15 Traumpfade 16.00 rbb aktuell 16.05 Buffet 16.50 kurz vor 5 17.00 rbb aktuell 17.05 Eisbär, Affe & Co. 17.55 Unser Sandmännchen 18.00 rbb um 6 18.25 rbb wetter 18.30 ZiBB 19.25 rbb wetter 19.30 Abendschau / Brandenburg aktuell 20.00 Tagesschau 20.15 Tatort. Der Tote vom StraĂ&#x;enrand. TV-Kriminalfilm, D 2007 21.45 rbb aktuell 22.15 Ozon unterwegs 22.45 Polizeiruf 110. Der Unfall. TV-Kriminalfilm, DDR 1982 0.05 Ja, ich will! 0.50 Abendschau 1.20 Brandenburg aktuell

Europa Arte, 21.50 Uhr. Der deutschstämmige New Yorker Leopold (Jean-Marc Barr, re., mit Ernst-Hugo JäregĂĽrd) kehrt nach dem Zweiten Weltkrieg als Schlafwagenschaffner nach Deutschland zurĂźck. In seinem Zug halten sich jedoch Nazi-Partisanen auf – und ehe Leopold sich versieht, wird er in Lars von Triers frĂźhem Werk Teil ihrer dĂźsteren Rachepläne. FOTO: ROLF KONOW/NORDISK FILM

"AYERISCHES &ERNSEHEN

13.15 Kuzcos KĂśnigsklasse 13.45 Phineas und Ferb 14.10 Sally Bollywood (3/26) 14.40 Cosmo und Wanda 15.10 George, der aus dem Dschungel kam (1/26) 15.40 Zig & Sharko â€“ Meerjungfrauen frisst man nicht! 16.15 Die Superschurkenliga 16.40 Cosmo und Wanda 17.00 Cosmo und Wanda 17.20 Coop gegen Kat 17.50 Sally Bollywood 18.20 Kuzcos KĂśnigsklasse 18.50 Gummibärenbande 19.20 Phineas und Ferb 19.45 Hannah Montana 20.15 Glee 21.10 Glee 22.10 Mein Leben und ich (4/74) 22.40 Mein Leben und ich (5/74) 23.10 Mein Leben und ich 23.40 Golden Girls 0.25 Shop24Direct

5.45 Mieten, kaufen, wohnen 6.50 Mieterzoff 7.50 SOKO Familie 8.50 Verklag mich doch! 10.50 Nachrichten 10.55 Mieten, kaufen, wohnen 12.00 Shopping Queen 13.00 Verklag mich doch! 15.00 Shopping Queen 16.00 Menschen, Tiere und Doktoren 17.00 Menschen, Tiere und Doktoren 18.00 Mieten, kaufen, wohnen. Die Traumimmobilie 19.00 Das perfekte Dinner im Schlafrock. Doku-Soap 20.00 Prominent! 20.15 CSI: NY. Partykiller 21.15 CSI: NY. SchĂśn tot 22.15 Burn Notice. Durch die Blume 23.05 Life (2/32). Die tote Braut 0.00 Nachrichten 0.20 CSI: NY 1.15 CSI: NY 2.00 Burn Notice

ORF 2

6.05 Two and a Half Men 6.30 Two and a Half Men 7.00 Infomercials 8.00 Unsere kleine Farm 9.00 Ein Engel auf Erden 10.00 Charmed 11.00 Ghost Whisperer 11.55 Unsere kleine Farm 12.55 Ein Engel auf Erden 13.55 Charmed 14.55 Ghost Whisperer 15.45 Cold Case 16.45 News 16.55 Two and a Half Men 17.20 Two and a Half Men 17.50 Abenteuer Leben â€“ Täglich neu entdecken 19.00 Achtung, Kontrolle! 20.15 Spiel auf Zeit. Thriller, USA 1998. Mit Nicolas Cage, Gary Sinise, John Heard 22.00 Alarmstufe: Rot II. Actionfilm, USA 1995. Mit Steven Seagal 23.45 Spiel auf Zeit. Thriller, USA '98

Sky Cinema

12.45 Seitenblicke 12.50 Wetterschau 13.00 ZIB 13.15 Frisch gekocht mit Andi und Alex aus der Marina Wien 13.40 Alisa â€“ Folge deinem Herzen 14.25 Der WinzerkĂśnig 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Die BarbaraKarlich-Show 17.00 ZIB 17.05 Heute in Ă–sterreich 17.40 Sommerzeit 18.30 Konkret 18.51 Infos und Tipps 19.00 Bundesland heute 19.22 Money Maker 19.30 Zeit im Bild 19.49 Wetter 19.55 Sport 20.05 Seitenblicke 20.15 Liebesgschichten und Heiratssachen 21.05 Sommergespräche 22.00 ZIB 2 22.30 Kulturmontag mit „Reiseckers Reisenâ€? 0.00 Dave Chappelle's Block Party

N24

5.25 Sky Magazin 5.40 Green Lantern. Fantasyfilm, USA 2011 7.30 Making of... 7.40 Beginners. Drama, USA 2010 9.25 Downton Abbey 11.00 Downton Abbey (4) 12.35 ID:A. Thriller, DK 2011 14.20 Beginners. Drama, USA 2010 16.05 Resturlaub. KomĂśdie, D 2011 17.45 Making of... 17.55 Wasser fĂźr die Elefanten. Drama, USA 2011 19.55 Sky Magazin 20.10 Zapping 20.15 Betty Anne Waters. Drama, USA 2010. Mit Hilary Swank, Sam Rockwell 22.05 Retreat. Thriller, GB 2011. Mit Cillian Murphy, Thandie Newton 23.35 Sky Magazin 23.50 Green Lantern. Fantasyfilm, USA 2011 1.40 Making of...

n-tv

5.15 Bier â€“ Vom Hopfen bis zur Schaumkrone 12.45 BĂśrse am Mittag 13.05 It's good to be President â€“ Leben im WeiĂ&#x;en Haus (1) 14.05 It's good to be President â€“ Leben im WeiĂ&#x;en Haus (2) 15.05 Wissen 16.05 Adolf Hitler â€“ Wahn und Wahnsinn 17.05 Die 900 Tage von Leningrad 18.15 BĂśrse am Abend 18.30 Porsche Carrera Cup 19.05 sonnenklar.tv 20.15 Das Erbe der Dinosaurier (1) 21.15 Das Erbe der Dinosaurier (2) 22.15 Astronauten aus dem All: Eine Spurensuche 23.15 Geheimnisse des Weltalls: Gott und das Universum 0.10 Zukunft ohne Menschen 1.05 Das Erbe der Dinosaurier (1)

Eurosport

"2 DE

13.10 TelebĂśrse 13.30 News Spezial 14.10 TelebĂśrse 14.30 News Spezial 15.20 Ratgeber â€“ Test 15.40 TelebĂśrse 16.10 Napoleon: Das Ende einer Herrschaft 17.05 Kleopatra â€“ Das tĂśdliche Geheimnis. Dokumentarfilm, GB 2004 18.20 TelebĂśrse 18.35 Ratgeber â€“ Hightech 19.10 „Spiegelâ€?-TV Magazin 20.05 Rätsel der Geschichte â€“ Leonardo da Vinci 20.30 Rätsel der Geschichte â€“ Billy the Kid 21.05 Napoleon: Das Ende einer Herrschaft 22.03 Kleopatra â€“ Das tĂśdliche Geheimnis. Dokumentarfilm, GB 2004 22.45 TelebĂśrse 23.05 Mengeles Geheimnis 0.05 Napoleon: Das Ende einer Herrschaft

Sport 1

8.30 Skispringen 9.00 FuĂ&#x;ball. U20-WM der Damen. Gruppe D, 1. Spieltag: Ghana â€“ USA. Live aus Hiroshima (J) 11.00 FuĂ&#x;ball 12.00 FuĂ&#x;ball. U20-WM der Damen. Gruppe D, 1. Spieltag: Deutschland â€“ China. Live aus Hiroshima (J) 14.00 Skispringen 15.00 Radsport 16.00 Radsport. Vuelta a EspaĂąa. 3. Etappe: Bodegas Faustino V-Eibar Alto de Arrate (153 km, Berg). Live 17.45 FuĂ&#x;ball 19.30 Skispringen 20.45 WATTS. Die Sportzapping-Wochenshow. Magazin 21.00 Wrestling. Die Woche in der World Wrestling Entertainment Serie 21.30 Wrestling 22.30 Kampfsport 23.30 Radsport 0.30 FuĂ&#x;ball

5.00 Sport-Clips 5.30 Sport-Clips 6.00 Doppelpass 8.00 Teleshopping 11.00 Normal 11.30 Teleshopping 12.00 Teleshopping 12.15 Teleshopping 13.00 Teleshopping 13.30 Teleshopping 14.00 Teleshopping 14.30 Sport-Quiz 17.30 Tourenwagen 18.30 Bundesliga aktuell 19.45 Motorsport â€“ News 20.15 Die PS-Profis â€“ mehr Power aus dem Pott. Doku-Soap 21.15 Die PS-Profis â€“ mehr Power aus dem Pott. Doku-Soap 22.15 Die PS-Profis â€“ mehr Power aus dem Pott (1). Doku-Soap 22.45 Turbo. Das Automagazin 23.45 Golftotal News 0.00 SportClips 0.30 Sport-Clips 0.45 Teleshopping

5.05 Informationen 6.35 Andacht. Rainer DvorĂĄk, WĂźrzburg 9.05 Kalenderblatt 9.10 Europa heute 9.35 Tag fĂźr Tag 10.10 Kontrovers. Ist die Energiewende zu schaffen? 11.35 Umwelt und Verbraucher 12.10 Informationen 14.10 Deutschland heute 14.35 Campus & Karriere. Das Bildungsmagazin 15.05 Corso. Kultur nach 3 16.10 BĂźchermarkt 16.35 Forschung aktuell. U.a.: Reizung einer Hirnregion lässt Patienten bei OP erwachen 17.05 Wirtschaft und Gesellschaft 17.35 Kultur heute 18.10 Informationen 18.40 Hintergrund 19.05 Kommentar 19.15 Andruck 20.10 Musikjournal. Opernhäuser und Orchester im Netz-Test 21.05 Jazz live. Pablo Held – Piano solo 22.05 Rock et cetera. Der US-Produzent Tony Visconti 22.50 Sport aktuell 23.10 Das war der Tag 0.05 Fazit 1.05 Jazzklassiker. Paul Desmond 2.05 Nachtkonzert

Deutschlandradio Kultur 5.05 Ortszeit 6.23 Wort zum Tage. Thomas MĂźller 9.07 Radiofeuilleton 12.07 Ortszeit 12.50 Internationales Pressegespräch 13.07 Länderreport. Der Berliner und seine Spree 13.30 Kakadu. Infotag fĂźr Kinder 14.07 Radiofeuilleton 16.50 Elektronische Welten. girogo, bezahlen mit Funk-Chipkarte 17.07 Ortszeit 18.07 Weltzeit. Zahl der Frauenmorde in Argentinien nimmt zu / Die Folgen des Sojaanbaus im argentinischen Rosario 18.30 Da capo 19.07 Fazit am Abend 19.30 Zeitfragen. Konfliktschlichtung vor Familiengerichten 20.03 Nachklang. The Ballad of Robin Hood. Lieder und Tänze der gesetzeslosen Helden (The Early Folk Band) 21.33 „Marlov – RĂźckkehr nach Irkutsk“. HĂśrspiel von David Zane Mairowitz 22.30 Ortszeit 23.05 Fazit 0.05 Neue Musik. Das elektronische Werk von Dick Raaijmakers 1.05 Nachtgespräche 2.05 Tonart

WDR 5 6.05 Morgenecho 6.55 Kirche. Pfarrerin Claudia Kiehn 9.05 ZeitZeichen 9.20 Tagesgespräch 10.05 Neugier genĂźgt 12.05 Scala – Aktuelles aus der Kultur. Darin: Kunst in der Stadt (8/9). Eine Scala-Sommerreihe besucht umstrittene Skulpturen in NRW 14.05 Lilipuz 15.05 LebensArt. Zweite Berufung 16.05 Leonardo – Wissenschaft und mehr. Katalysatoren. MĂśglichmacher der Chemie, Saubermacher der Technik 17.05 Westblick. Das Landesmagazin 18.05 Profit. Wirtschaftsmagazin 18.30 Echo des Tages 19.05 Politikum. Darin: Warum wir keine syrischen FlĂźchtlinge aufnehmen sollten 19.30 Bärenbude 20.05 Das Feature. Ungarn auf der Suche nach sich selbst (Wh.) 21.05 Scala (Wh. von heute 12.05) 22.05 Leonardo (Wh. von heute 16.05) 23.05 Ausgewählt 23.30 Berichte von heute 0.05 Nachtaktiv – Wiederholungen vom Tage

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NDR

5.05 Immer wieder Jim 5.25 Immer wieder Jim 5.45 Total Science 6.05 Infomercial 6.20 Infomercial 7.05 Infomercial 8.05 Die Schnäppchenhäuser 9.05 Frauentausch 11.05 Family Stories 12.05 Berlin â€“ Tag & Nacht 13.05 Privatdetektive im Einsatz 14.05 Family Stories 15.05 Der TrĂśdeltrupp 16.05 Der TrĂśdeltrupp 17.00 Privatdetektive im Einsatz 18.00 X-Diaries 19.00 Berlin â€“ Tag & Nacht 20.00 RTL II News 20.15 Die Wollnys â€“ Eine schrecklich groĂ&#x;e Familie! 21.15 Go West! â€“ Familie Liebisch erobert Las Vegas 23.00 Der Traummann â€“ Liebe ohne Grenzen (5) 0.00 exklusiv â€“ die reportage

14.15 Der Pate von Rothenburg 15.00 Schätze der Welt â€“ Erbe der Menschheit 15.15 Les grandes dates de la science et de la technique 15.30 nano 16.00 alpha-Campus Classics 16.30 on3-sĂźdwild 17.30 Euro-Blick spezial 18.00 Grundkurs Mathematik 18.30 Die Tagesschau vor 25 Jahren 18.45 Rundschau 19.00 Ich machs! 19.15 Grips Deutsch 19.30 Wir sind Kaiser 20.15 In der Lagune von Venedig 21.00 Alpha-Forum 21.45 Planet Wissen 22.45 Klassiker der Weltliteratur. Nikolaj Gogol 23.00 Zwerge, Riesen, Lieder und Heilige 23.45 Die Geschichte der HomĂśopathie (3/6) 0.15 Mythos Bugatti. Doku

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10.15 Thema 11.30 Vor Ort 12.00 Auf Schicht (1/4) 12.45 Auf Schicht (2/4) 13.30 Auf Schicht (3/4) 14.15 Auf Schicht (4/4) 15.00 In den HĂśhen Tadschikistans 15.45 Armenien â€“ Jenseits der kaukasischen Riesen 16.30 Der Mekong 17.15 Bin mal kurz etwas länger in Japan 17.30 Vor Ort 18.00 Siebter Himmel im Himalaya 18.30 Teotihuacan 19.15 In den Todeskammern der Maya 20.00 Tagesschau 20.15 Geld her! (1/4) 21.00 Geld her! (2/4) 21.45 heutejournal 22.15 Die Menschenhändler von nebenan 23.00 Handelsware Mensch 23.45 Blutige Geschäfte 0.30 Im Bann der Pferde


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