Basale Stimulation
Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Lars Mohr: „Basale Stimulation“ (9783456857015) © 2019 Hogrefe Verlag, Bern.
Basale Stimulation Lars Mohr, Matthias Zündel, Andreas Fröhlich Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Pflege:
Jürgen Osterbrink, Salzburg; Doris Schaeffer, Bielefeld; Christine Sowinski, Köln; Franz Wagner, Berlin; Angelika Zegelin, Dortmund
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Lars Mohr, Matthias Zündel, Andreas Fröhlich (Herausgeber)
Basale Stimulation Das Handbuch
Unter Mitarbeit von Ruth Alder-Waser Gina Baldsiefen Gabriele Bartoszek Tobias Bernasconi Christel Bienstein Jens Boenisch Thomas Buchholz Ursula Büker Doreen Brunner Annette Damag Andreas Eckert Frank Früchtel Christoph Gerhard Michael Goßen Hans-Joachim Hannich Sabine Knoblauch Stephan Kostrzewa Annette Krauss Christian Liesen Melanie Lietz Marianne Medwenitsch Settimio Monteverde
Uta Münstermann Peter Nydahl Marianne Pertzborn Hellgard Rauh Ulrike Reisenberger Hartmut Remmers Maresa Reuther-Strauss Elisabeth Röthlisberger Thierry Rofidal Klaus Sarimski Holger Schäfer André Schindler Helga Schlichting Dirk De Schryver Ansgar Schürenberg Eckart Seilacher Barbara Senckel Christoph Siegfried Patrizia Tolle Christian Weingärtner Birgit Werner Marion Wieczorek
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Lars Mohr (Hrsg.), Dr. phil., Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH), Institut für Behinderung und Partizipation E-Mail: lars.mohr@hfh.ch Matthias Zündel (Hrsg.), Prof. Dr. phil., Hochschule Bremen, Fakultät Gesellschaftswissenschaften E-Mail: matthias.zuendel@hs-bremen.de Andreas Fröhlich (Hrsg.), Prof. Dr. paed. Dr. h. c., Kaiserslautern E-Mail: polyhandycap@aol.com
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Inhalt
Einführung
I Begriffe und Geschichte
19
23
Begriff und grundlegende Merkmale Basale Stimulation als Konzept Adressatenkreis: schwerstbeeinträchtigte Menschen Fördernde Bedingungen, Lebensbegleitung und Ganzheitlichkeit der Entwicklung 1.3.1 Gestaltung fördernder Bedingungen (Entwicklungsförderung) 1.3.2 Lebensbegleitung 1.3.3 Ganzheitlichkeit 1.4 Beratung von Angehörigen 1.5 Individualität und Individualisierung 1.6 Voraussetzungslosigkeit 1.7 Dialogische Begegnung und Kommunikation 1.8 Ziele Basaler Stimulation 1.9 Die Frage nach dem Proprium Basaler Stimulation 1.10 Fazit 1.11 Literatur
25 26 27
28 28 28 28 29 30 31 31 31 33 33 34
2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10
37 37 38 39 40 40 41 42 43 44 45
1 1.1 1.2 1.3
Geschichte und Entwicklung – Werdegang eines Konzepts Ratlos Erste Modelle und Hypothesen Bewegen – wahrnehmen – kommunizieren Lernen als zentraler Begriff Ganzheitlichkeit Einflüsse und Austausch Pflege und Basale Stimulation Entwicklungen und Erweiterungen Kulturelle Aspekte Autobiographische Schlussbemerkung
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6
Inhalt
2.11 Fazit 2.12 Literatur
45 46
3 3.1 3.2 3.3 3.4
49 49 49 52 53 54 55 56 57 59 59
60 61 63 63
3.5
3.6 3.7
Schwerste Beeinträchtigung Einleitung Beeinträchtigung – verschiedene Verständnisweisen Das Behinderungsverständnis der WHO Relationales Verständnis von Beeinträchtigung in der Heilpädagogik 3.4.1 Individuale Erlebens- und Verhaltensdisposition 3.4.2 Anforderungen und Erwartungen des Umfelds 3.4.3 Kontextuelle Bedingungen des Erlebens und Verhaltens 3.4.4 Beeinträchtigung als Einschränkung der Partizipation (Teilhabe) Schwerste Beeinträchtigung in relationalem Verständnis 3.5.1 Schwerste Beeinträchtigung und persönlicher Hilfebedarf 3.5.2 Schwerste Beeinträchtigung und dominierende Aneignungstätigkeiten 3.5.3 Schwerste Beeinträchtigung und Partizipation Schwerste Beeinträchtigung – Zusammenführung und Fazit Literatur
II Grundlagen 4
67
4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7
Pflege, Versorgung und Lebenskonzept – Für eine am mehrfach behinderten Kind orientierte Pädagogik Zur Situation des mehrfachbehinderten Kindes Die Welt der mehrfachbehinderten Person Hin zu einem Pflege- und Versorgungskonzept Das individuelle Konzept Die Verordnung als Ergebnis multidisziplinärer Reflexion Fazit Literatur
69 69 70 71 73 75 76 76
5 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9
Entwicklung humanistisch gesehen Kinder sind kompetente Kinder in Entwicklung Individualität, Vielfalt und Interaktion Entwicklung bedeutet auch … Kinder entwickeln sich Entwicklung in Beziehung Erfahrungsabhängigkeit von Entwicklung Vertrauen in Entwicklung Fazit Literatur
77 77 79 81 82 84 86 87 88 89
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Inhalt
6 6.1 6.2
6.3
6.4 7 7.1 7.2
7.3 7.4
7.5
7.6 8 8.1 8.2
8.3
Entwicklungspsychologische Grundlagen von Wahrnehmen und Verstehen Fallbeispiel Entwicklungsbedingungen der vorgeburtlichen und vorsprachlichen Zeit 6.2.1 Veränderte Forschungsmethodik – andere Befunde 6.2.2 Aufmerksamkeitssteuerung 6.2.3 Nachahmen 6.2.4 Verstehen Fazit 6.3.1 Mögliche Erkenntnisse für den Umgang mit schwerbehinderten Kindern 6.3.2 Mögliche Erkenntnisse im Umgang mit komatösen und dementen Erwachsenen Literatur
93 93 95 96 101 104 106 111
111
114 115
Kommunizieren und Menschen erfahren Einleitung Kommunikation, Wahrnehmung und sozial-emotionale Entwicklung 7.2.1 Wahrnehmung der Umwelt 7.2.2 Kommunikation mit Bezugspersonen 7.2.3 Emotionale Selbstbewusstheit und mütterliche Affektspiegelung 7.2.4 Affektive Selbstregulation und Bindungsqualität Stufen der frühen Entwicklung kommunikativer Fähigkeiten Kommunikative Dialoge bei schwerer Behinderung 7.4.1 Vorsprachliche Mittel zur Verständigung bei schwerer Behinderung 7.4.2 Herausforderungen für die Bezugspersonen Methode der Intensive Interaction 7.5.1 Konzeptionelle Grundlagen 7.5.2 Phasen der praktischen Durchführung 7.5.3 Effektivität des Konzepts Literatur
119 119 119 119 120 123 124 125 126 126 129 130 131 132 134 135
Gefühle erleben – aus der Sicht der Entwicklungspsychologie Gefühle – eine menschliche Elementarfunktion Gefühle erleben – die Sicht der Wissenschaft 8.2.1 Zur Definition von Gefühlen 8.2.2 Zur Physiologie von Gefühlen 8.2.3 Gefühlstheorien 8.2.4 Funktionen von Gefühlen Entwicklung von Gefühlen 8.3.1 Die Gefühle des Neugeborenen 8.3.2 Die Gefühlsentwicklung im Säuglings- und Kleinkindalter 8.3.3 Die Gefühlsentwicklung im Kleinkind- und Vorschulalter
137 137 138 138 139 140 142 143 143 144 145
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7
8
Inhalt
8.4 8.5
8.3.4 Die Gefühlsentwicklung ab dem sechsten Lebensjahr 8.3.5 Die Gefühlsentwicklung im Jugendalter Fazit Literatur
146 146 147 147
9 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.6 9.7
Sich bewegen und den eigenen Körper spüren Skizzierung des aktuellen Forschungsstandes Bewegung als Lerngegenstand Bewegung als Medium der Gesundheit Bewegung als Medium des Lernens Bewegung als Medium der Entwicklungsförderung Fazit Literatur
149 149 150 152 153 154 155 156
Neurowissenschaftliche Überlegungen zu den Grundlagen der Basalen Stimulation 10.1 Einleitung 10.2 Was bedeutet Bewusstlosigkeit? 10.3 Bewusstsein und Willensfreiheit 10.4 Das Bewusstsein interpretiert die Aktionen des Gehirns 10.5 Das Bewusstsein ist nicht der „Chef “ im Gehirn 10.6 Für eine an den Ressourcen orientierte Sichtweise 10.7 Vernetztes Gehirn 10.8 Was trotz Bewusstseinsstörung möglich ist 10.9 Die Macht der Spiegelneurone 10.10 Gefühle können „ansteckend“ sein 10.11 Brauchen wir eine andere Art der ethischen Betrachtung? 10.12 Andere ethische Fallbesprechungen für die Praxis 10.13 Auflösung des Körper-Seele-Dualismus 10.14 Fazit 10.15 Literatur
159 159 159 160 161 162 163 164 165 166 167 169 169 171 171 172
11 11.1 11.2 11.3 11.4 11.5 11.6 11.7 11.8 11.9
173 173 174 175 177 178 179 180 181 182
10
Bildung bei schwerer und mehrfacher Behinderung Einleitung Zur Geschichte des Bildungsbegriffs bei schwerer Behinderung Anthropologische Grundlagen eines tragfähigen Bildungsbegriffs Bildung als relationaler Prozess Bildung als Transformation Begleitung von Bildungsprozessen bei schwerer Behinderung Bildung als Moment kultureller Teilhabe Fazit Literatur
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Inhalt
185 185 185 186 188 189 190 191 191 192 193 194
197 197 199 199 201 203 203 205 208 209
14 Advokatorische Ethik im Kontext schwerer Beeinträchtigung 14.1 Einleitung 14.2 Conditio humana 14.2.1 Menschliche Versehrbarkeit und gegenseitige Hilfe 14.2.2 Lebendigkeit, Beeinträchtigung, Verstummen 14.3 Zu einigen Grundfragen der Bioethik 14.3.1 Empiristisch-rationalistische Bestimmungsmerkmale 14.3.2 Personale Identität und biografischer Wandel 14.3.3 Exzentrische Positionalität – Der Leib als Ausdruck des Personseins 14.4 Verantwortungsethik 14.4.1 Handlungstheoretische Voraussetzungen – Natürliches vs. organisiertes Handeln 14.4.2 Normativität, Existenzialität 14.4.3 Care-Ethiken 14.5 Umrisse einer advokatorischen Ethik der Fürsorge 14.5.1 Vorbemerkung 14.5.2 Partnerschaftliche vs. vormundschaftliche Vertretung 14.5.3 Gradualität personaler Fähigkeiten (Personenstatus)
213 213 215 215 216 217 217 218 220 223
12 12.1 12.2 12.3 12.4 12.5 12.6 12.7
Basale Erziehung Einleitung Basale Stimulation und die klassischen pädagogischen Kernbegriffe „Erziehung“ nach Brezinka „Erziehung“ (und „Bildung“) nach Praschak „Erziehung“ nach Oelkers Tomasello und die Naturgeschichte der Moral Erziehung zur Verantwortung? 12.7.1 Verantwortung als Geschäfts- und Strafmündigkeit 12.7.2 „Entwicklungsgemäße“ Verantwortung 12.8 Fazit und Einordnung 12.9 Literatur 13 13.1 13.2
13.3
13.4 13.5
Überlegungen zur pflegerischen Beziehung im Kontext Basaler Stimulation Einleitung Das Container-Contained-Modell als Beziehungsmodell in der Pflege 13.2.1 Grundgedanken des Container-Contained-Modells 13.2.2 Verstanden-Werden in der Container-Contained-Beziehung Voraussetzungen seitens der Pflegenden für basale Beziehungen 13.3.1 Bions Konzept der Rêverie, verbunden mit der Praxis von Achtsamkeit 13.3.2 Achtsames Handeln und Rêverie als Aspekte professionellen Agierens Fazit Literatur
223 223 225 225 225 226 226
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Inhalt
14.5.4 Grundsätze und Paradoxien 14.5.5 Relationale Gesichtspunkte einer advokatorischen Ethik der Fürsorge 14.6 Literatur
227 227 229
15 15.1 15.2 15.3 15.4 15.5 15.6
Handeln im Zwischenraum – Ethik und Basale Stimulation Einleitung Asymmetrie der Beziehung und Vulnerabilität Ethik als Handeln zugunsten anderer Von Schnellstraßen und Saumpfaden Ethische Grundannahmen in der Basalen Stimulation Der psychische und physische Freiheitsraum 15.6.1 Autonomie, Identität und Alterität 15.6.2 Intentionalität leiblicher Ausdrucksformen 15.6.3 Sozial konstruierte Identität und Freiheit 15.7 Zentrale Lebensthemen im Spannungsfeld zwischen Entwicklung und Vollendung 15.8 Ausgehandelte Freiheit 15.9 Fazit 15.10 Literatur
233 233 233 234 235 236 237 238 239 240
240 241 241 242
16 16.1 16.2 16.3 16.4 16.5 16.6 16.7
Die Lebenssituation der Angehörigen schwer beeinträchtigter Kinder Einleitung Die Belastungen des Alltags Die emotionale Auseinandersetzung Zufriedenheit und Bereicherungen Soziale Beziehungen und Unterstützung Fazit zur Lebenssituation der Eltern Zur Kooperation zwischen Fachpersonen und Eltern schwerstbehinderter Kinder 16.7.1 Spezifische Besonderheiten der Familie 16.7.2 Familiäre Bedürfnisse 16.7.3 Familiäre Ressourcen 16.7.4 Fazit zur Zusammenarbeit 16.7.5 Offene Fragen aus der Perspektive Basaler Stimulation 16.8 Zur Situation der Geschwister 16.8.1 Risiken 16.8.2 Chancen 16.8.3 Fazit zur Situation der Geschwister 16.9 Literatur
245 245 246 247 249 250 251
252 252 253 253 254 254 255 255 255 256 256
17 17.1 17.2 17.3
259 259 260 260
Basale Selbstbestimmung Aus der Praxis Idee der Selbstbestimmung und Menschen mit schwerer geistiger Behinderung Die Idee der Selbstbestimmung aus historischer Perspektive
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Inhalt
17.4 Die pragmatische Dimension der Selbstbestimmungsidee 17.5 Rahmenbedingungen Basaler Selbstbestimmung 17.6 Basale Selbstbestimmung 17.6.1 Selbstbestimmung als Selbst-Entscheiden 17.6.2 Selbstbestimmung als Selbsttätigkeit 17.6.3 Selbstbestimmung als Erfahren der eigenen Wirkung 17.7 Praxisbezüge 17.7.1 Fallbeispiel – Essenssituation 17.7.2 Fallbeispiel – der Raum 17.8 Interpretation im Rahmen der Basalen Selbstbestimmung 17.9 Anschlussmöglichkeiten des Ansatzes 17.9.1 Bereich der motorischen und körperlichen Entwicklung 17.9.2 Schulischer und außerschulischer Bereich 17.9.3 Internationale Anschlussfähigkeit 17.10 Fazit 17.11 Literatur
III Anwendungen
261 261 262 262 262 264 266 266 268 269 269 269 270 270 270 271
273
18 18.1 18.2 18.3 18.4 18.5 18.6 18.7 18.8
Berührung in der Therapie mit Kindern Einleitung Zusammenhang zwischen Körperwahrnehmung, Berührung und Verhalten Ein Kind in Not Erste Kontaktaufnahme Eine neue Sichtweise Grundlegende Bedeutung der Körperwahrnehmung Auswirkungen auf die Eltern Auswirkungen im Alltag 18.8.1 Aufwachen 18.8.2 Mahlzeiten 18.9 Was kann erreicht werden? 18.10 Wiedersehen nach einem Jahr 18.11 Entwicklungsfortschritte 18.12 Berührung bleibt wichtig 18.13 Stellenwert von Sprache 18.14 Fazit 18.15 Literatur
275 275 275 276 279 280 281 282 283 283 283 283 284 286 286 287 288 288
19 Bewegen im (Schul-)Alltag? 19.1 Die Basalen Förderklassen Wien 19.2 Basale Bewegungsgestaltung – zwei Schüler und ihre Bewegungswelten 19.2.1 Der Morgenkreis 19.2.2 Ein Special – das (elektronische) Rollbrett
291 291 292 295 296
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Inhalt
19.2.3 Hygiene und Essen 19.2.4 Transfervarianten 19.2.5 „Stehparty“ 19.2.6 Positionierungsvarianten 19.2.7 Schwimmen 19.3 Fazit 19.4 Literatur
298 299 300 302 303 305 305
20 20.1 20.2 20.3 20.4
Basale Bildung im Pflegealltag von Menschen mit schwerer Behinderung Einleitung Pflege – lebensbestimmend für Menschen mit schwerer Behinderung Pflege und Bildung/Pädagogik – (k)ein Spannungsfeld Pflege als basalen Bildungsprozess gestalten 20.4.1 Kultur vermitteln – die Außenwelt erfahren 20.4.2 Kompetenzen erwerben – das Leben selbst gestalten 20.4.3 Wahrnehmung fördern – das eigene Leben spüren 20.4.4 Beziehungen aufnehmen und Begegnungen gestalten 20.5 Fazit 20.6 Literatur
307 307 309 310 313 314 315 317 319 319 320
21 Anspruchsvolle Bildungsinhalte 21.1 Maja ist unruhig 21.2 Bildungstheoretischer Hintergrund 21.2.1 Zum Verständnis von Bildung 21.2.2 Bildungsplan 21.2.3 Methodisch-didaktische Aspekte 21.2.4 Das Prinzip der Elementarisierung 21.2.5 Basales Mitmachtheater 21.2.6 Basale Stimulation 21.2.7 Basales Spielen 21.3 Umsetzungsversuche 21.3.1 Stoffe, Themen, Inhalte 21.3.2 Bildungsinhalte – Auswahl 21.3.3 Bildungsinhalte – elementarisiert 21.3.4 Räumliche Bedingungen 21.3.5 Zeitliche Bedingungen 21.3.6 Materialien 21.3.7 Basales Mitmachtheater – ein Raum für Erfahrungen 21.3.8 Bildung – interaktiv 21.3.9 Basale Stimulation – konkret 21.3.10 Basales Spiel – eine Episode 21.3.11 Bildungsangebote – offen 21.4 Fazit 21.5 Literatur
323 323 324 325 326 327 328 329 330 330 331 331 331 332 333 334 334 334 335 335 336 336 337 337
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Inhalt
22 22.1 22.2 22.3
Anbahnung intentionaler Kommunikation Einleitung Die Grundlagen – frühe kommunikative Entwicklung Die Praxis – kommunikative Entwicklung fördern 22.3.1 Gabriela – von der Kontaktaufnahme zur Triangulation 22.3.2 Vedran – Sicherheit als Basis für Kommunikation 22.3.3 Florian – eigene Bedürfnisse als Beweggrund für Kommunikation 22.3.4 Marijo – Anfang einer Entwicklung 22.3.5 Roland – „Brüll wie ein Löwe!“ 22.3.6 Ayla – Apfel oder Keks? 22.3.7 Michael – zurück zum Basalen Dialog 22.3.8 Christa, Biljana, Hassan und Co. – Intentionalität in der Gruppe 22.4 Fazit 22.5 Literatur
339 339 339 341 342 348 350 352 353 354 355 356 358 358
23 Neue Ansätze Unterstützter Kommunikation bei schwerer Behinderung 23.1 Problemanzeige – Wenn Verständigung scheitert 23.1.1 Interessenbezogene Kommunikationsförderung 23.1.2 Kommunikation in der Pflege 23.1.3 Zwischenfazit – Bedeutung des Kernvokabulars 23.2 Sprachförderung neu denken 23.2.1 Kern- und Randvokabular 23.2.2 Kernvokabularforschung 23.2.3 Zentrale Ergebnisse: Kernvokabular im Vergleich 23.3 Kommunikation mit Menschen mit schwerer Behinderung ermöglichen 23.3.1 Konsequenzen für die Erstellung und Bereitstellung von Kommunikationshilfen 23.3.2 Modeling und Fokuswörter 23.4 Fazit 23.5 Literatur
361 361 361 364 365 365 367 368 369 371
371 375 379 380
24 Darf ich um den Tanz bitten? 24.1 Einleitung 24.2 Bewegungsdrang … 24.2.1 … wahrnehmen, verstärken, Form geben … 24.2.2 … durch Tanzen … 24.2.3 … und so entsteht ein Dialog 24.2.4 Abschließen 24.3 Varianten um ein Thema 24.4 Fazit 24.5 Literatur
383 383 384 385 387 388 389 389 389 391
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Inhalt
25
Beziehungserfahrungen unter Kindern mit schwer-mehrfacher Behinderung Aus der Praxis 25.1.1 Fallbeispiel Mittagszeit 25.1.2 Fallbeispiel Spielähnliche Aktivität Bezugspersonenabhängige Erfahrungen mit sich und der Welt Interaktionsrahmen 25.3.1 Bewegen 25.3.2 Wahrnehmen 25.3.3 Kommunizieren 25.3.4 Der Interaktionsrahmen – Anleitung Pädagogische Begleitung 25.4.1 Gesundheit und Wohlbefinden 25.4.2 Anschluss und Zugehörigkeit 25.4.3 Wirksamkeit, Neugierde und Erkundung Gemeinsam etwas erleben Literatur
393 393 393 393 394 395 395 396 396 397 397 398 399 400 401 402
26 Fragen der Diagnostik im Kontext schwerer Beeinträchtigung 26.1 Einleitung 26.2 Förderdiagnostik – Grundlagen 26.2.1 Historischer Zugang 26.2.2 Terminologischer Exkurs 26.2.3 Die pädagogische Haltung 26.2.4 Kind-Umfeld-Diagnose 26.2.5 Erste Zusammenfassung 26.3 Leitfaden Förderdiagnostik 26.3.1 Entwicklung 26.3.2 Aufbau des Beobachtungsbogens 26.3.3 Zur Durchführung der Förderdiagnose 26.3.4 Auswertung 26.4 Förderplanung 26.5 Fazit 26.6 Literatur
403 403 404 404 405 407 408 409 410 411 412 415 417 417 420 420
27 Betreuungs- und Pflegesituationen im Modell der Orientierungsräume 27.1 Einleitung 27.2 Orientierungsräume 27.2.1 Entwicklungsgeschichte 27.2.2 Das Modell der Orientierungsräume 27.3 Die Orientierungsräume als didaktisches Modell im Unterricht 27.4 Beschreibung des Portfolios 27.5 Theorie-Praxis-Vernetzung
425 425 426 426 426 433 435 435
25.1
25.2 25.3
25.4
25.5 25.6
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Inhalt
27.5.1 Kontextbeschreibung 27.5.2 Evaluation 27.6 Schlussgedanken 27.7 Fazit 27.8 Literatur
436 439 439 440 440
28 Nähe, Bindung und eigene Grenzen 28.1 Fallbeispiel 28.2 Veränderung und Herausforderung 28.3 Basale Stimulation für Früh- und Neugeborene 28.4 Kurzportrait Emotionelle Erste Hilfe 28.5 Was hat sich innerhalb der Praxisbegleitungen verändert? 28.6 Warum können diese Veränderungen für das Kind bedeutsam sein? 28.7 Was kann zu mehr Nähe und Bindung beitragen? 28.8 Elemente der Emotionellen Ersten Hilfe 28.9 Selbstanbindung 28.10 Duale Aufmerksamkeit 28.11 Unterschiede zwischen Basaler Stimulation und Emotioneller Erster Hilfe 28.12 Du ohne mich? Oder alternativ: Du und Ich 28.13 Wessen Fürsorge? 28.14 Was steht im Zentrum? 28.15 Transfer 28.16 Fazit 28.17 Literatur
443 443 444 444 446 448 449 449 450 451 452 453 454 454 454 455 456 456
29 Lebensbegleitung von Anfang an 29.1 Einleitung 29.2 Beispiel: Begegnung gestalten, wenn Worte fehlen 29.2.1 Biographieebene 29.2.2 Phänomenebene 29.3 Beispiel: Sicherheit erleben und Vertrauen aufbauen, Orientierung erfahren 29.4 Beispiel: Das eigene Leben – eigene Möglichkeiten und Stabilität spüren 29.5 Beispiel: Beziehung aufnehmen und Begegnung gestalten 29.6 Beispiel: Selbstbestimmung und Verantwortung leben 29.7 Beispiel: Die Welt entdecken und sich entwickeln 29.8 Fazit 29.9 Literatur
457 457 457 457 459 461 462 464 465 466 467 469
30 30.1 30.2 30.3
471 471 472 473 473 474
Mundhygiene – ein Schlüsselthema in der akutstationären Pflege Einleitung Beschreibung der Schritte des Modells zur Fallreflexion nach Johns (1995) Durchführung der Fallreflexion 30.3.1 Beschreibung im Hinblick auf das Kernthema „Mundpflege“ 30.3.2 Reflexion der Fallgeschichten anhand von sechs Detailfragen
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16
Inhalt
30.3.3 Beschreibung beeinflussender Faktoren 30.3.4 Alternative Strategien und deren mögliche Konsequenzen 30.3.5 Spezifizieren des Lerneffekts 30.4 Fazit 30.5 Literatur
476 478 482 484 485
31 Intensivpflege 31.1 Einleitung 31.2 Fallbeispiel Herr Meier 31.3 Erleben komatöser Intensivpatienten 31.4 Erste Gedanken zu Herrn Meier 31.5 Erste Begegnung 31.6 Den eigenen Rhythmus finden 31.7 Am nächsten Tag 31.8 Die nächsten Tage 31.9 Fazit 31.10 Literatur
487 487 487 488 489 489 490 491 493 493 494
32 32.1 32.2 32.3
Basale Stimulation in der Pflege alter Menschen Einleitung Aus der Praxis: Frau Aesch Basale Stimulation – eine Begleitung aus der Krise 32.3.1 Zugänge des Verstehens 32.3.2 Die aktuellen Lebensthemen von Frau Aesch 32.3.3 Die Lebenskräfte von Frau Aesch 32.3.4 Die Sensobiografie von Frau Aesch 32.3.5 Die Orientierungsräume von Frau Aesch 32.3.6 Elementare oder basale Wahrnehmung 32.4 Basal stimulierende Angebote 32.5 Fazit 32.6 Literatur
495 495 495 497 498 499 500 500 501 502 503 505 506
33 33.1 33.2 33.3
507 507 507 508 508 509 512 513 514 514
Am Lebensende – Basale Stimulation und Palliative Care Fallbeispiel Problemaufriss Palliative Care – ein erweitertes Verständnis 33.3.1 Basale Stimulation als integraler Bestandteil einer Palliative Care 33.3.2 Das interdisziplinäre Team als Ensemble 33.3.3 Herausforderndes Verhalten als Ausdruck von Not 33.3.4 Basale Stimulation als Form der Kommunikation 33.4 Fazit 33.5 Literatur
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Inhalt
Menschen im Wachkoma begegnen und begleiten Vorbemerkung Klientel Menschen in Haus Königsborn Fallbespiel 34.4.1 Situation des Betroffenen 34.4.2 Begegnen und Wahrnehmen 34.5 Begegnen, Berühren, Wahrnehmen, Bewegen – Lernen von Alltagskompetenz 34.6 Begegnen, Wahrnehmen, Bewegen und Begleiten 34.7 Begleitung in Umwelt und Mitwelt 34.8 Emotionale Stabilisierung – Einbindung von Bezugspersonen 34.9 Fazit 34.10 Literatur
515 515 515 516 517 517 518 519 520 521 521 523 524
IV Forschung und Reflexion
525
34 34.1 34.2 34.3 34.4
35
35.1 35.2 35.3 35.4 35.5 35.6 35.7 35.8 35.9
Basale Stimulation der sozialen Umwelt – Inklusion und Sozial raumorientierung Inklusion – ein neuer Begriff Inklusion – ein normativer Begriff? Eingriffe Veränderungen Möglichkeiten Lösungsansätze Doppelte Exklusivität Fazit Literatur
527 527 528 528 529 530 532 534 534 535
36 36.1 36.2 36.3 36.4 36.5 36.6
Im Spannungsfeld von Lebensalter und Entwicklungsalter Nicht „eines“ sondern „viele“ Herausforderungen in der Praxis Entwicklungspsychologische Grundannahmen Pädagogische Schlussfolgerungen für die Praxis Fazit Weiterführende Literatur
537 537 539 543 548 550 550
37
Forschungsperspektiven Basaler Stimulation aus pflegewissenschaftlicher Sicht Einleitung Pflegepraxis und Forschung Fachbegriffe und Bedeutungskontexte Hypothesenbildung und Objektivierung Forschungsperspektiven im Gesundheitswesen
553 553 554 555 556 557
37.1 37.2 37.3 37.4 37.5
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Inhalt
37.6 37.7 37.8 37.9
Qualitative und quantitative Forschungsansätze Erforschung komplexer Wirkungszusammenhänge Exkurs – Evidence als Basis Forschungsperspektiven für die Basale Stimulation 37.9.1 Was wird erforscht? 37.9.2 Wie wird geforscht? 37.9.3 Mit welchem Ziel wird geforscht? 37.10 Fazit 37.11 Literatur
558 560 562 564 565 566 566 567 568
38 38.1 38.2 38.3
Forschungsfragen aus der Sicht der Pädagogik Einleitung Basale Stimulation als Konzept der (Sonder-)Pädagogik Basale Stimulation als Forschungsfeld 38.3.1 Menschen mit schwerster Behinderung als Handelnde 38.3.2 Drei Erklärungsschemata 38.3.3 Basale Stimulation als Forschungsprogramm 38.4 Fazit 38.5 Literatur
571 571 572 573 575 577 580 583 583
39 Der andere Blick 39.1 Über die Bedeutung der Basalen Stimulation für die Pflege 39.2 Pflege ist ein Berührungsberuf 39.3 Mit Sprühsahne fing es an 39.4 Die erste biografische Anamnese 39.5 Kommunikation über den ganzen Körper 39.6 Be-wusst-los 39.7 Mit allen Sinnen 39.8 Forschung, der Praxis verpflichtet 39.9 Aufmerksam gegenüber Gefährdungen 39.10 Fazit 39.11 Literatur
585 585 586 587 587 588 588 590 591 593 594 594
Verzeichnis der Herausgeber, Autorinnen und Autoren
597
Basale Stimulation im Verlag Hogrefe
607
Sachwortverzeichnis
609
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Einführung
Das Konzept Basale Stimulation hat sich stets unterschiedlicher wissenschaftlicher Inspirationsquellen bedient, um den komplexen Bedürfnissen sehr schwer beeinträchtigter Menschen entsprechen zu können. Ihre körperlich-gesundheitliche, ihre emotionale, soziale und kommunikative Situation stellte uns Fachleute ebenso vor Fragen wie ihre kognitiven und wahrnehmungsbezogenen Fähigkeiten und deren Einschränkungen. Wir trafen auf ethische Fragen angesichts der bisherigen „Behandlung“ dieser Menschen, kurz, es waren unterschiedliche „Hintergrundwissenschaften“ heranzuziehen, um die Lebensbedingungen dieser Menschen, von denen man anfangs sehr wenig wusste, besser zu verstehen. Wollte man diese Situation nicht nur verstehen, sondern auch verbessern, so musste man zu Beginn – Mitte der 1970er-Jahre – breit gefächert in bisherigen Therapieansätzen, Behandlungsvorschlägen, pädagogischen und psychologischen Ansätzen suchen, um Brauchbares zu finden, das sich für diese besonderen Menschen weiterentwickeln ließ. Heute bestimmen hauptsächlich die Pflege und Pflegewissenschaft sowie die praktische und theoretische Sonderpädagogik das Konzept. Sie beziehen sich ihrerseits wiederum auf andere Wissenschaftsbereiche. Unterschiedliche Humanwissenschaften wie Soziologie,
Psychologie, Medizin, Neurowissenschaften, Philosophie und Theologie fließen neben anderen in das Konzept ein, natürlich auch Entwicklungen in der allgemeinen Pädagogik. Zumindest im Hintergrund beeinflussen sie die Entwicklung von Gedanken, die für Basale Stimulation maßgebend sind. Wenn nun im vorliegenden Handbuch dieses Konzept eine umfassende und differenzierte Darstellung erfahren soll, so wird es notwendig sein, auch die angesprochenen vielfältigen Hintergründe einzubeziehen. Gänzlich umfassend und in jeder Hinsicht in die Tiefe gehend wird das allerdings nicht möglich sein. Ein einzelnes Buch wäre damit überfordert und würde vor allem die an umsetzbaren Praxisanregungen interessierten Leserinnen und Leser enttäuschen. Dennoch ist es uns als Herausgebern wichtig, immer wieder zu zeigen, woher das Konzept Impulse bekommen hat und welche Verbindungen zu anderen Wissenschaftsbereichen bestehen. Das Konzept steht nicht in einem leeren Raum, ganz für sich, sondern hat viele Verbindungen zu parallelen und auch gegenläufigen Entwicklungen. Fragestellungen aus den aktuellen Humanwissenschaften und der täglichen Praxis bestimmen die Weiterentwicklung des Konzepts. Sie finden in unserem Buch Beiträge, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar oder nur
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Einführung
bedingt mit Basaler Stimulation in Verbindung gebracht werden. Auch bei einzelnen Autorinnen oder Autoren wird man zunächst nach einem direkten Kontakt zum Konzept suchen. Wir haben uns entschieden, auch Kolleginnen und Kollegen als Autoren einzuladen, die keine eigenen, unmittelbar praktischen oder auch wissenschaftlichen Erfahrungen mit Basaler Stimulation haben. Sie repräsentieren jedoch fachliche Schwerpunkte, die für das Konzept Basale Stimulation unverzichtbar sind. Ein großer Teil der Mitwirkenden an diesem Buch ist indessen sehr wohl im Konzept beheimatet. Langjährige praktische Erfahrung in der Pflege oder in der Arbeit mit behinderten Menschen zeichnen diese Autorinnen und Autoren aus. Sie haben Basale Stimulation zum Teil selbst weiterentwickelt und neue „basale“ Aktivitätsmöglichkeiten aufgezeigt. Als Herausgeber war es unsere Aufgabe, die theoretisch notwendigen und praktisch möglichen Schwerpunktthemen zusammenzuführen. Dabei müssen wir von unseren Leserinnen und Lesern da und dort gewisse Anstrengungen verlangen. Die unterschiedliche wissenschaftliche Herkunft der Autorinnen und Autoren bedingt auch unterschiedliche Denk- und Schreibstile. So kann es in den einzelnen Beiträgen durchaus zu Recht zu unterschiedlichen Ausdrucksformen und Formulierungen kommen. Da mag einerseits die Sprache des Philosophen ungewohnt sein, die des Neurowissenschaftlers „schwierig“ erscheinen. Pädagogik hat ihre eigene Terminologie, gleichermaßen die Pflege und die anderen vertretenen Wissenschaften nicht minder. Ganz sicher werden Sie in einzelnen Beiträgen auch Darlegungen finden, die sich mit anderen nicht ganz zur Deckung bringen lassen. Es mag Widersprüche geben, natürlich auch Widersprüche zu Ihren eigenen Erfahrungen und Einschätzungen. Daraus ergeben sich Möglichkeiten der Weiterentwicklung oder Neuausrichtung. Wir sehen dies als
Chance. Ganz bewusst haben wir es bei Gina Baldsiefen, um eine Autorin und ihren Beitrag exemplarisch zu benennen, so gehalten. Sie zeigt – nach ihrer Einschätzung – eine deutliche Fehlstelle im Konzept der Basalen Stimulation auf. Dieser Einschätzung kann man zustimmen, das kann man ablehnen, man wird aber darüber diskutieren und weiter am Konzept arbeiten müssen. Wir haben versucht, zu vermitteln. Wir haben unsere Autoren immer wieder gebeten, Rücksicht auf die Leserschaft zu nehmen, die sich nur in ihrem eigenen Fach richtig gut auskennt, in anderen Gebieten hingegen erst einmal fremd ist. Wir hoffen, dass dies hinreichend gelungen ist und alle Leserinnen und Leser sprachlichen Zugang zu den einzelnen Kapiteln finden. Dies alles betrifft vor allem die sogenannten Grundlagenkapitel. Sie bilden Basis und Rahmen für die eigentliche pflegerische und pädagogische Arbeit. Diese wiederum ist mittlerweile so ausdifferenziert und vielfältig, dass eine vollständige Abbildung aller möglichen Tätigkeitsbereiche schon nicht mehr möglich ist. Wir mussten uns also auf eine möglichst repräsentative Auswahl beschränken. Dabei spielten nicht nur systematisch fachliche, sondern auch personenbezogene Aspekte eine Rolle. Wir mussten als Herausgeber Kolleginnen und Kollegen finden, die ihre praktische basale Arbeit in Form eines Handbuchbeitrags schriftlich darstellen wollten und konnten. So werden Sie als Leserin oder Leser vielleicht das eine oder andere vermissen, was Ihnen besonders wichtig wäre – Themen aus Ihrem beruflichen Alltag, zu denen Sie mehr und Genaueres wissen möchten. Manches konnten wir bis jetzt noch nicht als Text anbieten. Als Herausgeber setzen wir aber darauf, im Laufe der kommenden Jahre in weiteren Auflagen solche Leerstellen füllen zu können. Gerne nehmen wir dazu – dies sei ausdrücklich bemerkt – Anregungen entge-
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Einführung
gen, die uns auf Fehlendes oder Zu-Ergänzendes aufmerksam machen. Wir möchten uns ausdrücklich bei allen Autorinnen und Autoren für ihr großes Engagement bedanken. Sie haben Zeit, Kraft und Geduld investiert, haben Ideen und Gedankengänge dargelegt, haben intensiv versucht, ihre eigenen Forschungen oder Praxiserfahrungen auf die Basale Stimulation zu beziehen, damit das Buch Gestalt annehmen konnte. Herzlich danken möchten wir daneben Frau Martina Schweizer (Zürich) und Herrn Michael Herrmann (Puerto del Rosario) für die mühevolle und zuverlässige redaktionelle Bearbeitung der Artikel, unserem umsichtigen Lektor Herrn Jürgen Georg
(Bern) sowie Dr. Sabrina Sereni (Eupen), die uns einen Beitrag aus dem Niederländischen übersetzt hat. Unverzichtbar war bei der Realisierung des Handbuchs schließlich die entschiedene Unterstützung durch die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH). Vor Ihnen liegt ein Gemeinschaftswerk, an dem sich viele beteiligten, an dem somit viele Anteil haben. Möge es denen nutzen, die unmittelbar betroffen sind. Lars Mohr, Matthias Zündel & Andreas Fröhlich Zürich – Bremen – Kaiserslautern, im Frühjahr 2019
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I Begriffe und Geschichte
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Einführung
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1 Begriff und grundlegende Merkmale
Lars Mohr, Matthias Zündel und Andreas Fröhlich
Der Begriff und das Konzept „Basale Stimulation“ entstanden Mitte der 1970er-Jahre. In Entwicklung geblieben sind sie bis heute und haben dadurch im Laufe der Zeit markante Änderungen ihres Inhalts erfahren. Die Basale Stimulation unserer Tage ist nicht deckungsgleich mit der Basalen Stimulation vor 40 Jahren. Der Ansatz wurde nach und nach „von einer zunächst nur als Technik präsenten Methode zu einem umfassenden Konzept für schwerst mehrfachbehinderte Menschen weiterentwickelt“ (Ackermann, 2007, S. 161). Davon ausgehend erfüllt eine Begriffsklärung, welche die heutige Idee und Prägung Basaler Stimulation auf den Punkt bringt, zumindest zwei Funktionen: • Sie bündelt Erläuterungen zum Begriff, die in der Literatur über verschiedene Stellen verteilt sind (z. B. bei Fröhlich, 2015, S. 156– 158 oder Fröhlich & Nydahl, 2004, S. 83 f.) und legt sie folglich auf einen Blick dar. • Sie weist in Verdichtung die Charakteristika des Konzepts aus, die man nicht übergehen darf, wenn man sachlich korrekt und in Gegenwartsform von Basaler Stimulation spricht oder mit ihr arbeitet.
Definition: Basale Stimulation Basale Stimulation ist ein Konzept für die pädagogische, pflegerische oder therapeutische Arbeit mit schwerstbeeinträchtigten Menschen. Sie dient den Angesprochenen in verschiedenen Formen der Umsetzung: als Begleitung ihrer Lebensvollzüge, durch Gestalten fördernder Entwicklungsbedingungen und in der Beratung von Angehörigen. Basale Stimulation nutzt individuelle – gegebenenfalls voraussetzungslose – Anregungen und kommunikative Angebote, die sich auf den Körper des Gegenübers und dessen Umwelt beziehen. Das Konzept legt maßgebliches Gewicht auf die dialogische Begegnung der Beteiligten. Es hat zum Ziel, je nach Situation • eine kohärente Selbstwahrnehmung, • Gesundheit und Wohlbefinden, • Bildung und Partizipation sowie • die Selbstbestimmung der beeinträchtigten Person zu unterstützen.
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26
1 Begriff und grundlegende Merkmale
Im weiteren Text wird als Entfaltung und Kommentar auf die einzelnen Elemente beziehungsweise Merkmale dieser Begriffsbestimmung genauer eingegangen.
1.1
Basale Stimulation als Konzept Basale Stimulation kann man als Verstehensund Handlungsmodell auffassen: als gedankliches und interaktionales Eingehen auf die Lebenssituation und die Probleme schwerstbeeinträchtigter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener. Das Konzept beschreibt Vorgehensweisen, die sich vielfach in der Praxis bewährt haben. Solche Praxisbewährung kann sich allerdings nur dann (weiterhin) zeigen, wenn die Angebote Basaler Stimulation die Bedürfnisse, Lebenserfahrungen und Ziele ihrer Adressaten berücksichtigen, das heißt, wenn sie individuell abgewägt, angepasst und – soweit nötig – modifiziert werden. Basale Stimulation ist folglich kein festgelegtes Trainings- oder Interventionsprogramm, weder „Reizzufuhrmechanik“ noch Entwicklungsoder Pflegetechnologie. Sie hält keine allseits verbindlichen Rezepte vor, deren Geltung unabhängig von der pflegerischen, therapeutischen oder pädagogischen Situation bestünde. Ihre professionellen Techniken dienen vielmehr dazu, diese Situationen einzuschätzen und angemessen in ihnen zu handeln. Genau das meint der Begriff „Konzept“: das Zusammenspiel von Reflexion und Praxishandeln, von Haltung, Kompetenz und Technik (vgl. Fröhlich, 2012, S. 7–22). „Stimulation“ ist demnach nicht als Reizsetzung, sondern als Anregung oder Angebot, eventuell auch als Ermunterung zu begreifen. Als Konzept will Basale Stimulation theoretische Erörterung und praktisches Tun in ein ausgewogenes Verhältnis bringen, gleichermaßen im pädagogischen Rahmen, also im
Blick auf Bildung und Erziehung, wie im pflegerischen oder therapeutischen Kontext: • Das Praxishandeln soll nicht unüberlegt geschehen, sondern im Rückgriff auf fachliche Grundlagen und Erfahrungswerte. Durch sie erhält die Anwendung und gegebenenfalls die Anpassung basaler Techniken eine Begründung für die jeweilige Situation. • Die Theoriediskussion soll ihren Zweck nicht in sich selbst haben, also nicht „Kunst um der Kunst willen“ sein, sondern der Praxis Hilfe bieten: beim Nachdenken und Reden über Praxissituationen und beim Herangehen an diese Situationen. Theoretische Überlegungen tragen dann zu der Kompetenz bei, die individuellen Gegebenheiten der Interaktion mit einem beeinträchtigten Menschen zu erfassen und sie im professionellen Handeln zu berücksichtigen. Kurz gesagt: Basale Stimulation als Konzept zeichnet sich durch eine Balance von Theorie und Praxis aus, das heißt durch den reflexiven Bezug des Praxishandelns und den situativen Bezug der theoretischen Erörterung (Abb. 1-1). Dieses Ausbalancieren und Bezugnehmen von Theorie und Praxis betrifft insbesondere: • das Feld der Interaktion beziehungsweise Kommunikation • die Gestaltung von Beziehung und Begegnung • die Auseinandersetzung mit der Psychologie der Entwicklung • Aspekte der Neurowissenschaften • Fragen der angewandten Ethik. Richtungweisende Impulse gewinnt das Konzept bei all dem aus einer humanistischen Sicht des Menschen und seines Austauschs mit der Welt, aus einer Haltung des Respekts vor den unzähligen Wegen menschlicher Entwicklung.
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1.2 Adressatenkreis: schwerstbeeinträchtigte Menschen
Psychologie der Entwicklung
Neurowissenschaften Ethik
Interaktion / Kommunikation
Beziehung / Begegnung
Haltung
reflexiver Bezug
THEORIE
situativer Bezug
humanistische Sicht des Menschen und seines Austauschs mit der Welt
PRAXIS
pädagogisches/pflegerisches/ therapeutisches Handeln
Kompetenz
Technik
Abbildung 1-1: Der Konzeptcharakter Basaler Stimulation (Quelle: Eigenerstellung)
1.2
Adressatenkreis: schwerst beeinträchtigte Menschen Schwerstbeeinträchtige Kinder, Jugendliche und Erwachsene benötigen bei vielen oder gar bei allen Lebensverrichtungen die zugewandte Hilfe Anderer in einem für ihre Altersgenossen untypischen Ausmaß. Gemäß einer bedürfnisorientierten Umschreibung von Bienstein und Fröhlich (2012, S. 39) geht es um Menschen, … • die körperliche Nähe brauchen, um andere Menschen wahrnehmen zu können. • die Mitmenschen brauchen, die sie auch nonverbal verstehen und sich auf ihre individuellen Ausdrucksmöglichkeiten einstellen. • die Mitmenschen brauchen, die ihnen die Umwelt und sich selbst auf verständliche Weise nahebringen. • die Mitmenschen brauchen, die ihnen Lageveränderungen und Fortbewegung nachvollziehbar ermöglichen.
• die Mitmenschen brauchen, die ihnen entwicklungs- und altersgerechte Spiel- und Bildungsangebote machen beziehungsweise sie zu sinnvoller Beschäftigung anregen und bei deren Ausübung unterstützen. • die Mitmenschen brauchen, die sie bei den Aktivitäten des täglichen Lebens zuverlässig und fachlich kompetent versorgen, pflegen und begleiten. Wurde der Adressatenkreis in den Anfangsjahren des Konzepts noch recht eng gefasst (vgl. Fröhlich, 1978, S. 43; Haupt & Fröhlich, 1982, S. 22 f.), so hat er inzwischen eine beträchtliche Öffnung erfahren: Mit den Mitteln Basaler Stimulation arbeiten heute Fachleute verschiedener Professionen unter anderem in der Begegnung mit … • frühgeborenen Kindern, die intensivme dizinischer Behandlung und Pflege bedürfen. • durch Krankheit oder Unfall schwer beeinträchtigen Menschen (z. B. in unterschiedlichen Komaremissionsstadien, in schwieri-
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1 Begriff und grundlegende Merkmale
gen intensivmedizinischen und anderen vergleichbaren Versorgungssituationen). • von Geburt an schwer mehrfachbehinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. • pflegebedürftigen Menschen im Sterben. Die Angebote Basaler Stimulation mögen darüber hinaus in der pädagogischen, pflegerischen oder therapeutischen Förderung und Begleitung von Menschen hilfreich sein, die … • im Zusammenhang mit einer intellektuellen Beeinträchtigung herausfordernde Verhaltensweisen zeigen. • selbstverletzendes Verhalten zur Autostimulation verwenden. • schwere Störungen der Wahrnehmungsund Bewegungskoordination beziehungsweise der Selbststeuerung haben. • bei einer intellektuellen Beeinträchtigung (chronisch) erkrankt sind (vgl. Büker, 2014; Theunissen, 2000, S. 137).
1.3
Fördernde Bedingungen, Lebens begleitung und Ganzheitlichkeit der Entwicklung 1.3.1
Gestaltung fördernder Bedingungen (Entwicklungsförderung)
Die menschliche Entwicklung ist ein äußerst komplexer, lebendiger und vielfältiger Vorgang. Sie lässt sich nicht „erzeugen“ oder von außen „eintrichtern“. Stattdessen erweist sich die Eigenaktivität des Individuums als bedeutsam: „Entwickeln kann man sich nur selbst“ (Haupt, 2000, S. 4). Durch soziale und materielle Umweltbedingungen wird Entwicklung aber gewiss „von außen“ beeinflusst. Die Bedingungen können sich (eher) vorteil-
haft oder (eher) nachteilig auswirken (Schutzversus Risikofaktoren). Basale Stimulation versucht Umweltbedingungen zu gestalten, die schwer beeinträchtigten Menschen helfen, die ihnen mögliche Entwicklung zu durchlaufen. Die „mögliche Entwicklung“ kann sich in Phänomenen äußern, die für Außenstehende unscheinbar wirken, wie zum Beispiel freier zu atmen oder die Grenzen und Gliedmaßen des eigenen Körpers zu spüren, eine spielerische Interaktion mit der Mutter zu genießen etc. 1.3.2
Lebensbegleitung
Basales Arbeiten wird nicht ausschließlich und nicht immer durch Gedanken des Förderns geleitet. Je nach Situation, in der sich die beeinträchtigte Person befindet, können Vorstellungen von kognitiver Weiterentwicklung oder körperlich-medizinischer Gesundung unangemessen sein und den Dialog behindern. Basale Stimulation rückt damit auch als Lebensbegleitung in den Blick. Lebensbegleitung meint, die Hilfe für eine beeinträchtigte Person und das Zusammensein mit ihr als Selbstzweck anzugehen. Man könnte sagen: Hilfe und Zusammensein „an sich“ stehen im Zentrum. Das ist kein Abschied von der pädagogischen, pflegerischen oder therapeutischen Professionalität. Vielmehr drückt sich in der Lebensbegleitung eine Professionalität aus, die neben dem Bemühen um Entwicklungsfortschritte auch die Qualität der Interaktion und Beziehung im Hier und Jetzt zu gewichten weiß. 1.3.3
Ganzheitlichkeit
In der basalen Praxistätigkeit sind das Gestalten fördernder Bedingungen und die Lebensbegleitung in der Regel eng verwoben und stel-
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1.4 Beratung von Angehörigen
len zwei Grundaspekte des mehrdimensionalen professionellen Handelns dar. Wichtig ist bei beiden, Entwicklung in ihrer Ganzheitlichkeit zu betrachten: „Ganzheitlichkeit bedeutet, dass unterschiedlichste Lernprozesse, Erfahrungen, Empfindungen, Denken und Wahrnehmen, aber auch Bewegen und Kommunizieren zur gleichen Zeit von der gleichen Person geleistet werden. Diese Ganzheitlichkeit gilt auch für Eltern, Lehrerinnen, Therapeuten – auch sie können sich selbst nicht in ‚Einzelteile zerlegen‘“ (Fröhlich, 2007, S. 90).
Das Modell der Ganzheitlichkeit versuchen Fröhlich und Haupt (1983, S. 5) in einer Grafik zu veranschaulichen, die wir nachstehend in aktualisierter Form übernehmen (Abb. 1-2).
1.4
Beratung von Angehörigen Seit ihren Anfängen verbindet sich die Darstellung Basaler Stimulation mit dem Hinweis und dem Rücksicht-Nehmen auf die Situation der nahen Angehörigen (vgl. bereits Begemann, Fröhlich & Penner, 1979, S. 164 ff.). Denn Menschen leben von Geburt an in Beziehungen. Sie sollten folglich von Pädagogen, Pflegenden oder Therapeutinnen stets auch in ihrem sozialen Umfeld wahrgenommen werden. Die Angebote Basaler Stimulation können das Kontakt- und Handlungsrepertoire der Bezugspersonen oft erweitern. Das Konzept lässt sich somit auch für die Beratung von Angehörigen fruchtbar machen. Diese Beratung muss die besondere Gefühls- und Daseinslage beachten, die viele Angehörige bewegt. Sie unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom Befinden und von den Aufgaben der Fachpersonen. Ein pointierter Vergleich der Heilpäda-
sich bewegen
verstehen
Menschen erfahren
wahrnehmen
kommunizieren
Gefühle erleben
den eigenen Körper erfahren
Abbildung 1-2: Ganzheitlichkeit der Entwicklung (Quelle: Fröhlich, 2015, S. 67)
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30
1 Begriff und grundlegende Merkmale
Tabelle 1-1: Unterschiede zwischen Angehörigen und Fachpersonen (Quelle: mod. n. Jeltsch-Schudel, 2014, S. 96)
Angehörige
Fachpersonen
Die Angehörigen haben ihre Lebenssituation mit ihrem beeinträchtigten Kind/Partner/ Verwandten nicht gewählt. Sie wurden mit dessen Behinderung, Krankheit oder Unfall konfrontiert.
Fachpersonen haben ihren Beruf selber gewählt. Mit beeinträchtigten Menschen zu arbeiten, geht (auch) auf ihren eigenen Entschluss zurück. Sie lassen sich für ihre Arbeit ausbilden und werden dafür bezahlt.
Angehörige können ihre Rolle nicht auf geben. Ihr emotionales Befinden ist sehr direkt mit dem ihres Kindes/Partners/ Verwandten verbunden. Häufig tragen sie Verantwortung, die sie nicht weggeben bzw. nur dann teilen können, wenn ein adäquates Angebot vorhanden ist.
Fachpersonen haben Freizeit und können Distanz nehmen von ihrer Arbeit mit beeinträchtigten Menschen. Sie arbeiten häufig im Team und können Verantwortlichkeiten teilen oder bei einem Stellenwechsel auch aufgeben.
Eltern und Lebenspartner teilen den Alltag mit ihrem Kind/Partner. Die Gestaltung des persönlichen Wohnraums müssen sie häufig den Bedürfnissen des Kindes/ Partners anpassen.
Fachpersonen verfügen über einen privaten Wohnraum und können bei dessen Gestaltung in hohem Maße die eigenen Bedürfnisse verwirklichen.
gogin Barbara Jeltsch-Schudel (2014) verdeutlicht dies in Tabelle 1-1.
umfassenden Unterstützungsbedarf, der mit schwerer und mehrfacher Beeinträchtigung einhergeht. Denn Einrichtungen, die aufwändige Unterstützungsleistungen organisieren (z. B. Sonderschulen, Wohnheime oder Krankenhäuser), tendieren dazu, im Bereitstellen ihrer Ressourcen und Strukturen einer ökonomischen Logik zu folgen. Sie unterhalten zum Beispiel eine Zentralküche, die zu strikt reglementierten Essenszeiten führt, oder sie neigen dazu, Freizeitaktivitäten nur in der Gruppe anzubieten oder die Tagesabläufe ihrer Klientinnen und Klienten einander anzugleichen beziehungsweise fremd zu bestimmen. Für „Eigen-Arten“, individuelle Rhythmen und Gewohnheiten bleibt dann nur wenig Spielraum. Unterschiede in den Bedürfnissen und Anpassungsfähigkeiten schwerstbeeinträchtigter Menschen werden leicht übersehen. Basale Stimulation will dem entgegenwirken: Sie
1.5
Individualität und Individualisierung Menschen sind gleich in ihrer Würde, aber oft unterschiedlich in ihren Interessen, Vorlieben, Lebenserfahrungen (z. B. Sensobiografien) oder Kommunikationsstilen. Der Berücksichtigung und bewussten Gestaltung dieser etwaigen Unterschiede beziehungsweise Persönlichkeitsmerkmale bei jedem schwerst beeinträchtigten Kind oder Erwachsenen kommt in der basalen Arbeit ein hoher und entscheidender Stellenwert zu. Mit anderen Worten: Basale Stimulation bemüht sich um den Schutz der Individualität des Gegenübers. Das gewinnt besondere Relevanz durch den
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1.8 Ziele Basaler Stimulation
betont, dass die Individualität ihrer Adressaten eine Individualisierung des pädagogischen, pflegerischen und therapeutischen Angebots notwendig macht, also eine Anpassung des professionellen Handelns und der Hilfestrukturen an die Möglichkeiten des jeweils Einzelnen, Unverwechselbaren.
1.6
Voraussetzungslosigkeit Basale Stimulation entstand und entsteht bis heute aus dem Kerngedanken, eine Pädagogik, Pflege oder Therapie zu gestalten, die von ihren Adressaten weder Voraussetzungen, Vorleistungen noch Vorkenntnisse verlangt. „Die physische Gegenwart, das lebendige Anwesendsein allein genügt, um in einen basalen Austauschprozess eintreten zu können“ (Fröhlich, 2006, S. 402). Ein voraussetzungsloses Arbeiten lehnt sich an Phänomene und Vorgänge der frühkindlichen Entwicklung an: Auch Neugeborene verfügen noch nicht über die Erfahrungen und Fähigkeiten, die später bei vielen pädagogischen, pflegerischen oder therapeutischen Vollzügen vorausgesetzt werden. Dennoch gibt es im Umgang mit ihnen erfolgreiche Intuitionen und umfängliches fachliches Know-how. Basale Angebote nehmen daher Bezug „auf die allerersten Anfänge der Kommunikationsfähigkeit, der Wahrnehmung, der Bewegungsfähigkeit, der Aufmerksamkeit, des Lernens etc.“ (ebd.). Das heißt nicht, das Lebensalter des jeweiligen Adressaten beziehungsweise dessen biographische Prägungen zu ignorieren. Im Gegenteil: Basale Stimulation mit Jugendlichen und Erwachsenen muss darauf achten, die Person des Gegenübers in und mit ihrer Lebensgeschichte zu verstehen. Eine unreflektierte Gleichsetzung mit dem Säuglings- oder Kleinkindalter verbietet sich. Gleichwohl finden sich voraussetzungslose Zugänge zu schwer
beeinträchtigten Menschen vor allem in Interaktionen, welche die somatische, die vestibuläre oder die vibratorische Wahrnehmung ansprechen (vgl. Bienstein & Fröhlich, 2012, S. 45–48).
1.7
Dialogische Begegnung und Kommunikation Basale Stimulation rückt das situative Erleben und Reagieren, die Bedürfnisse und Motive des jeweiligen beeinträchtigen Menschen in den Mittelpunkt der professionellen Aufmerksamkeit. Die Äußerungen unseres Gegenübers und der subjektive Sinn, der ihnen zugrunde liegt, sollen ernst genommen werden und Resonanz finden. Dadurch können gelingende kommunikative Prozesse – wie VerstandenWerden oder Gemeinsamkeiten-Finden – in Gang kommen (Abb. 1-3). Basale Stimulation will eine Einladung sein, sich auf Begegnungen und Beziehungen einzulassen, also auf Mitmenschen, und mit ihnen zusammen auf die Umwelt. Der achtsame Dialog mit der beeinträchtigten Person ist ein Eckstein aller basalen Aktivitäten. Diese Betonung des Dialogischen beziehungsweise der zwischenmenschlichen Begegnung geht auch mit einer bestimmten ethischen Haltung der Professionellen einher. Sie kann als Schutzeinstellung zugunsten des beeinträchtigten Menschen bezeichnet werden (dazu Schnell, 2004).
1.8
Ziele Basaler Stimulation Basale Stimulation gelangt zur Anwendung, um Gesundheit und Wohlbefinden, Bildung und Partizipation sowie die Selbstbestimmung beeinträchtigter Menschen zu unterstützen. Zum Teil mit unterschiedlichen
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1 Begriff und grundlegende Merkmale
Mein Partner zeigt ein Verhalten.
Mein Partner nimmt mein Verhalten als zu ihm passend wahr.
DU
Kommunikation Ich nehme sein Verhalten als Äußerung wahr,
Ich „antworte“ mit einem „passenden“ Verhalten.
ICH
Abbildung 1-3: Kreislauf gelingender Kommunikation (Quelle: leicht mod. n. Mall, 1993, S. 139)
Schwerpunktsetzungen umgreifen die genannten drei Kategorien (Selbstbestimmung, Bildung und Partizipation, Gesundheit und Wohlbefinden) die gesamte Breite Basaler Stimulation, das heißt pflegerisches wie pädagogisches und therapeutisches Arbeiten. Sie sind in den „zentralen Lebensthemen“ enthalten, die Bienstein und Fröhlich (2012, S. 86–107) als Ausdruck basaler Motive schwer beeinträchtigter Personen formuliert haben. Motive sind die inneren Beweggründe für unser Verhalten. Die zentralen Lebensthemen wollen somit erschließen helfen, welche Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle einen beeinträchtigten Menschen in seiner momentanen Lebenssituation beschäftigen beziehungsweise welche Bedürfnisse und Ziele aus seiner Perspektive im Vordergrund stehen. Im Einzelnen nennen Bienstein und Fröhlich (ebd.) die folgenden zentralen Themen:
• Beziehungen aufnehmen und Begegnungen gestalten • Sinn und Bedeutung geben und erfahren • Selbstbestimmung und Verantwortung leben • die Welt entdecken und sich entwickeln.
• • • • • •
Sehr häufig geht es in der basalen Arbeit (anfangs) um den Aufbau oder Erhalt dieser kohärenten Selbstwahrnehmung. Sie lässt sich durch eine spezifische Gestaltung der Kommunikation unterstützen. Eine kohärente Selbstwahrnehmung gibt dem Dialog
Leben erhalten und Entwicklung erfahren das eigene Leben spüren Sicherheit erleben und Vertrauen aufbauen den eigenen Rhythmus entwickeln das Leben selbst gestalten die Außenwelt erfahren
Wohlbefinden, Partizipation und Selbstbestimmung haben eine erste, elementare Grundlage im Ausbilden einer kohärenten Selbstwahrnehmung. Damit ist zweierlei gemeint: • zum einen das Empfinden, dass die Teile meines Körpers zu mir und zueinander gehören, ein „Ganzes“, ein (Körper-)Ich sind • zum anderen das Vorhandensein einer realitätsgerechten Orientierung, das heißt einer angemessenen Verarbeitung räumlicher und zeitlicher Informationen („Wo bin ich?“ bzw. „Wann passiert etwas?“).
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1.10 Fazit
mit den Mitmenschen und der Auseinandersetzung mit der dinglichen Umwelt ihre eigentliche Kontur. Sie spielt eine wichtige Rolle für die Nachvollziehbarkeit von Interaktionen und Geschehnissen und damit für das Erleben von Sicherheit.
1.9
Die Frage nach dem Proprium Basaler Stimulation Begegnung, Kommunikation, Bildung, Gesundheit, Wohlbefinden, Partizipation etc. sind gewiss Begriffe, von denen auch außerhalb Basaler Stimulation in Therapie, Pflege und Pädagogik gesprochen wird. Das kann zu der Frage führen, welches Proprium die Basale Stimulation kennzeichnet, worin das Besondere liegt, das man bei ihr, aber nicht überall in den „helfenden Berufen“ findet. Zumindest die folgenden fünf Punkte geben darauf Antwort: • Basale Stimulation hält wirklich basale Angebote vor, Know-how für eine Begleitung und Entwicklungsförderung, bei der keine Vorleistungen oder bereits vorhandene Fähigkeiten des Adressaten verlangt werden. Mit dem Konzept kann man arbeiten, sobald ein Mensch geboren ist, solange er lebt und so schwer seine Behinderung sein mag. Die Entwicklung Basaler Stimulation hat bereits in den 1970er-Jahren zu zeigen geholfen, „dass die bislang vorherrschende Annahme einer Bildungsunfähigkeit Schwerstbehinderter gänzlich unhaltbar war“ (Praschak, 1990, S. 9). • Basale Stimulation rückt die Möglichkeiten ins Zentrum, die der menschliche Körper bietet: Sie nutzt und gestaltet das Zusammenspiel von Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation. Insofern ist sie ein körperorientierter Ansatz. Der Körper ist eine manifeste Größe: sichtbar, hörbar, be-
rührbar. Er eröffnet uns auch dann einen persönlichen Zugang, wenn scheinbar alle kommunikativen und geistigen Beziehungen verhindert sind. • Basale Stimulation erweitert die in vielen Bereichen verengende Vorstellung von Kommunikation als einer vermeintlich kognitiv-verbal geprägten Interaktion hin zu einer sensiblen Wahrnehmung körperlicher Ausdrucksmöglichkeiten und räumlicher Arrangements. Sie nutzt diese Möglichkeiten und Arrangements als Basis für die interaktive Ausgestaltung pädagogischer, pflegerischer und therapeutischer Aufgaben und Situationen. • Mit der Betonung des Körperlichen und der Ganzheitlichkeit legt Basale Stimulation Gewicht darauf, anthropologische Dualismen zu vermeiden. Sie versagt sich Gegenüberstellungen einer „höheren“, denkvermögenden und einer rein physikalischen Substanz im Menschen. Allzu leicht führen solche Dualismen zur Hochschätzung des Intellektuellen und spuren damit die Geringschätzung derjenigen vor, die mit intellektueller Brillanz nicht aufwarten können. • In Fragen der Antastbarkeit von Leben und Lebenswert verweist Basale Stimulation auf die unbedingte Schutzbedürftigkeit ihrer schwerstbeeinträchtigten Adressaten. Sie wird hiermit zu einem Konzept, das sich auch politisch positioniert: zugunsten der Unantastbarkeit der menschlichen Würde und des individuellen Lebenswerts.
1.10
Fazit Basale Stimulation ist ein Konzept für die pädagogische, pflegerische oder therapeutische Arbeit mit schwerstbeeinträchtigten Menschen. Sie dient den Angesprochenen in verschiedenen Formen der Umsetzung: als Be-
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1 Begriff und grundlegende Merkmale
gleitung ihrer Lebensvollzüge, durch Gestalten fördernder Entwicklungsbedingungen und in der Beratung von Angehörigen. Basale Stimulation nutzt individuelle – gegebenenfalls voraussetzungslose – Anregungen und kommunikative Angebote, die sich auf den Körper des Gegenübers und dessen Umwelt beziehen. Das Konzept legt maßgebliches Gewicht auf die dialogische Begegnung der Beteiligten. Es hat zum Ziel, je nach Situation • • • •
eine kohärente Selbstwahrnehmung, Gesundheit und Wohlbefinden, Bildung und Partizipation sowie die Selbstbestimmung
der beeinträchtigten Person zu unterstützen. Richtungweisende Impulse gewinnt Basale Stimulation aus einer humanistischen Sicht des Menschen. Sie geht mit einer Ethik der Unantastbarkeit der menschlichen Würde und des individuellen Lebenswerts einher. Als Konzept will Basale Stimulation theoretische Erörterung und praktisches Tun in ein ausgewogenes Verhältnis bringen: Weder soll Praxishandeln unüberlegt geschehen noch die Theoriediskussion ihren Zweck in sich selbst haben.
1.11
Literatur Ackermann, K.-E. (2007). Sonderpädagogische Erfindungskraft als Medium der Wiederentdeckung der Bildsamkeit. Zum physiologischen Ansatz einer „Pädagogik bei schwerster Behinderung“. In U. Mietzner, H.-E. Tenorth & N. Welter (Hrsg.), Pädagogische Anthropologie – Mechanismus einer Praxis. Zeitschrift für Pädagogik, 52. Beiheft, 155–170. Weinheim & Basel: Beltz. Begemann, E., Fröhlich, A. D. & Penner, H. (1979). Förderung von schwerstkörperbehinderten Kindern in der Primarstufe. Zwischenbericht. Mainz: v. Hase & Koehler.
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1.11 Literatur
Haupt, U. (2000). Entwickeln kann man sich nur selbst. Zusammen, 20(2), 4–7. Jeltsch-Schudel, B. (2014). Familienentlastung. In B. Jeltsch-Schudel & U. Wilken (Hrsg.), Elternarbeit und Behinderung. Empowerment – Inklusion – Wohlbefinden (S. 93–106). Stuttgart: Kohlhammer. Mall, W. (1993). Kommunikation – Basis der Förderung. In E. X. Frei & H.-P. Merz (Hrsg.), Menschen mit schwerer geistiger Behinderung. Alltagswirklichkeit und Zukunft (2. Aufl., S. 135–151). Luzern: Edition SZH/SPC. Praschak, W. (1990). Sensomotorische Kooperation mit Schwerstbehinderten als Herausforderung für eine allgemeine Pädagogik (Theorie und Praxis,
31). Hannover: Universität Hannover, Fachbereich Erziehungswissenschaften I. Schnell, M. W. (2004). Ethik und Anthropologie der Basalen Stimulation. In M. W. Schnell (Hrsg.), Leib. Körper. Maschine. Interdisziplinäre Studien über den bedürftigen Menschen (S. 105–114). Düsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben. Theunissen, G. (2000). Lebensbereich Freizeit – ein vergessenes Thema für Menschen, die als geistig schwer- und mehrfachbehindert gelten. In G. Cloerkes & R. Markowetz (Hrsg.), Freizeit im Leben behinderter Menschen. Theoretische Grundlagen und sozialintegrative Praxis (S. 137–149). Heidelberg: Winter (Edition S).
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