Leseprobe hfh aufgabenstellungen

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Entwickeln von gestalterischen Aufgabenstellungen lic. phil. Ariane B端hler-Brandenberger


Einleitung Im Unterricht gestalterische Aufgabenstellungen anwenden und auch eigene Aufgabenstellungen entwickeln können ist das Ziel, das mit der vorliegenden Broschüre angestrebt wird. Es werden grundlegende Hinweise gegeben und exemplarische Beispiele aufgezeigt, die sich auf verschiedenste Situationen und unterschiedlichste Personengruppen übertragen lassen. Entwickelt werden die Aufgabenstellungen auf der Grundlage des gestalterischen Verfahrens Rhythmik (Bühler/Thaler 2006). Die aufgeführten Beispiele gestalterischer Aufgabenstellungen stammen aus diversen Kursen zum gestalterischen Verfahren Rhythmik von lic. phil. Alice Thaler, Edith Pia Stocker und lic. phil. Ariane Bühler-Brandenberger. lic. phil. Ariane Bühler-Brandenberger


Inhalt 04

Gestalterische Aufgabenstellungen

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Gestalterische Aufgabenstellungen entwickeln

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Erster Schritt: Ausgehen von einer konkreten Aktivität Zweiter Schritt: Klären der Absicht Dritter Schritt: Formulieren einer konkreten Aufgabenstellung Vierter Schritt: Planung und Durchführung der strukturierten Reflexion

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Aufgabenstellungen zum Groove Pack der HfH

11 Jonglierbälle 12 Groovy Bag 13 Tücher 14 Tennisbälle 15 Seile 16 Stäbe 17 Shaker 18

Groove Pack, Literatur

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Gestalterische Aufgabenstellungen Hinweise zur Bedeutung und Durchführung gestalterischer Aufgabenstellungen im Unterricht Im Folgenden werden grundsätzliche und konkrete Hinweise zur Durchführung und Reflexion gestalterischer Aufgabenstellungen zum Groove Pack der HfH1 vorgestellt. Die Aufgabestellungen eignen sich für den Unterricht mit Teilnehmenden jeden Alters und unterschiedlichsten Voraussetzungen. Je nach Adressatengruppe braucht es bei der Art und Weise der Aufgabenstellungen und der Reflexion Anpassungen.

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Wahrnehmungsfähigkeit und eröffnen andererseits Möglichkeiten, Eindrücke, Wahrnehmungen, Gefühle ganz konkret handelnd zum Ausdruck zu bringen und aufgrund dieser neuen nonverbalen Zugänge und Ausdrucksmöglichkeiten auch vertieft zu reflektieren. „Für die Pädagogik, für die Persönlichkeitsentwicklung und Bildung kann (…) das Gestalterische-an-sich fruchtbar gemacht werden. Die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit nonverbalem und verbalem Ausdruck auf der Basis der Grundfähigkeiten ‚Wahrnehmen, Sich-Beziehen, Bewegt-Werden oder Bewegt-Sein’ führen zu Erfahrungen von gestalterischen Strukturelementen und Parametern, die als existentielle Erfahrungen eine individuelle Entwicklung beeinflussen können“ (Bühler / Thaler, 2006,10). 1

„Groove Pack“: Bezugsquelle Central Music Zürich Foto: Andreas Ziehler, Quelle Central Music

Gestalterische Aufgabenstellungen sind Aufgabenstellungen, die auf der Grundlage des gestalterischen Verfahrens Rhythmik entwickelt worden sind. Deren Hauptmerkmal ist, dass Teilnehmende auf gestalterische Art und Weise aktiv sein können. Solche Aktivitäten ermöglichen vielschichtige Erfahrungen und sind mit Emotionen verbunden. Sie regen uns an, sich differenziert wahrzunehmen und Eindrücken Gestalt zu geben. „Gestalten heisst Gestalt geben: formen, bilden, entwickeln, verwirklichen, ausdenken und festlegen“ (Bühler / Thaler, 2006, 40). Die Teilnehmenden setzen sich auf sinnliche, mehrperspektivische und lustvolle Weise mit der Welt auseinander. Sie bewegen sich, sie erzeugen Geräusche, sie gebrauchen allenfalls die Stimme oder setzen sich mit Materialmedien (Tennisbälle, Stäbe, Tücher, …) auseinander. Es sind Aufgabenstellungen, die die Teilnehmenden auffordern, sich in einem neuen vielleicht auch ungewohnten Kontext wahrzunehmen und auszudrücken, verbal und nonverbal. Die so gewonnenen Eindrücke sensibilisieren und differenzieren einerseits die


Die Bedeutung gestalterischer Aufgabenstellungen, des sinnlichen, mehrperspektivischen und lustvollen Zugangs zur Welt ist theoretisch seit langem bekannt. Sowohl frühere Pädagogen, von Comenius2 über Pestalozzi3, bis hin zu ganzen pädagogischen Richtungen wie die Reformpädagogik4 und in neuerer Zeit auch Neurowissenschaften und die Neurodidaktik haben unter anderem immer wieder auf die Bedeutung der Interaktionen, der handelnden und sinnlichen Auseinandersetzung mit der Welt und des angstfreien und lustvollen Zugangs zu Lerninhalten hingewiesen. Lernen ist wirksamer, wenn die Angebote den einzelnen Menschen in seiner Ganzheit ansprechen. „In der Schule kann die körperlich-sinnliche Aneignung als fachübergreifendes Lernprinzip betrachtet werden, das im Zusammenhang mit einer handlungsorientierten Unterrichtsmethode auch abstrakte Lerninhalte ‚begreifbar’, ‚erfassbar’ und nachvollziehbarer macht“ (Zimmer 1995, 29). Dies gilt sowohl in Bezug auf den schulischen Kontext, das heisst für Kinder und Jugendliche, wie auch in Bezug auf den erwachsenenbildnerischen Kontext, z.B. in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Gerade für sie haben gestalterische Aufgabenstellungen einen doppelten Wert, einerseits in Bezug auf die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden können, und andererseits in Bezug auf ihre Praxisrelevanz.

Materialmedien sind geeignete Hilfsmittel, um Menschen jeden Alters und unabhängig davon, welche Voraussetzungen sie mitbringen, auf unkomplizierte, spielerische Weise und ohne Druck in Bewegung zu bringen, zum Handeln zu bringen, gestalterisch aktiv werden zu lassen. Und wie schon Scheiblauer5 sagte: „Bewegung ist (…) aller Erziehung Anfang. Sie ist aber in erster Linie aller Entwicklung Anfang, aller Bildung Anfang.“ (Scheiblauer, 1965, 1). Über die bewegte Auseinandersetzung mit der Welt gewinnt der Mensch Erfahrungen über sich selber, über die anderen, sowie über die dingliche Welt, anhand derer er seine eigenen mentalen Konstruktionen über die Welt entwickeln und überprüfen kann. 2

„Alles soll wo immer möglich den Sinnen vorgeführt werden,…“ (Comenius, zit.n. Flitner 1954, S.135) Flitner, Andreas (Hg.) (1993): Comenius, Johann Amos: Grosse Didaktik. Die vollständige Kunst, alle Menschen alles zu lehren (1657 - 1658). Stuttgart, S. 136f.

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In der heutigen Terminologie, könnte man von einem ganzheitlichen Ansatz Pestalozzis sprechen; „Kopf, Herz und Hand“.

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Von besonderer Bedeutung sind dabei die Kunsterziehung und ästhetische Bildung.

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Dr. h. c. Mimi Scheiblauer, 1891 – 1968, Pionierin, die den Anwendungsbereich der Rhythmik weg vom musikpädagogischen auf den gesamten pädagogischen und heilpädagogischen Bereich erweiterte.

Besondere Bedeutung kommt in diesem Kontext den Materialmedien zu. Materialmedien sind Gegenstände, die zu Handlungen zu Handhabungen auffordern, wie sie z.B. im Groove Pack der HfH zu finden sind: Bälle, Tücher, Stäbe, Shaker, Seile, Groovy Bags, etc…

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