HKB-Zeitung 4/2018

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HKB-Zeitung

Thema: Kultur – Politik – Förderung 4 «Da ist sie wieder, die Angst vor dem Sandstein, der spricht» Der kulturpolitische Roundtable mit Anneli Binder, Milena Daphinoff, Christoph Ris und Xavier Zuber   8 Visuelle Spuren einer Kulturstadt: Fotostrecke von Marco Frauchiger

N°4/2018 Hochschule der Künste Bern HKB

Dezember 2018 — Februar 2019 4 × jährlich

HKB aktuell | Agenda Kulturstadt? HKB-Studierende und -Alumni über Bern: 16 Luka Mandic – Zu wenig Vernetzung Katharina Schmidt – Viele Spielstätten 17

Julian Burkhard – Mehr Zusammenhalt Camilla Steuernagel – Offene Stadt

18 Fanny Ernst – Um die Sache Laura Egger – Kreative Eigenbrötelei

19 Stellungnahme: Lukas Vogelsang – Funktionsarme Kulturpolitik

21 Das HKB-Highlight im Winter: Playtime 2019

24 HKB-Agenda: Dezember 2018 – Februar 2019

22 Ausgezeichnet! Interview mit Christian Kobi

27 Der Bachelorstudiengang Sound Arts stellt sich vor

23 N eu an der HKB HKB-Absolventin im Fokus: Anja Braun Zu Gast: Mark Okyere

28 Schaufenster – Arbeiten aus der HKB


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WERTE LESER*INNEN

Wer sich in der Kulturszene und in der Kulturpolitik bewegt, kennt den Wunsch nach vermehrten Diskussionen und Debatten. Parallel zum sukzessiven Abbau bei den traditionellen Kulturmedien wächst das Bedürfnis nach Kritik und Diskurs. Auch die HKB-Zeitung will sich stärker in der Berner Kultur- und Kunstwelt einbringen und einmischen. Wir wollen mehr Meinungen abbilden. Wir wollen mehr Diskussionen führen (lassen). Wir möchten, dass Sie über uns reden. In dieser Ausgabe starten wir mit einer gross angelegten Runde zur Kulturstadt Bern. Was bieten das Kunstschaffen und die Kulturförderung in Bern? Was nicht? Was ist einem wichtig und lieb an der Kulturstadt Bern? Dazu befragen wir auch sechs Studierende und Alumni der HKB. Ausserdem lassen wir in der neuen Rubrik Stellungnahme den Ensuite-Chefredaktor Lukas Vogelsang zu Wort kommen. Mit einer Fotostrecke von Marco Frauchiger, Student im Master Contemporary Arts Practice, gehen wir den visuellen Spuren der Kulturstadt Bern nach. Lesen, betrachten und kommentieren Sie uns. Die HKB-Zeitung findet sich neu auch auf: hkb-zeitung.ch Auf dieser Plattform können einzelne Texte geteilt und gepostet werden. Sie können uns auch per Mail mitteilen, was Ihnen nicht passt oder auch was Ihnen an der HKB-Zeitung gefällt: publikationen@hkb.bfh.ch. Hier können Sie auch gleich ein Gratis-Abo der HKBZeitung bestellen. Liebe Leser*innen, wir freuen uns auf Ihre Meinung. Mit besten Grüssen Christian Pauli, Leiter Redaktion HKB-Zeitung

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Das Gespräch fand am 16. Oktober 2018 im PROGR – Zentrum für Kulturproduktion in Bern statt. Stichwort: Berner Kulturpolitik

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Die Stadtberner Kulturförderung steht vor einem Wechsel: Per Februar 2019 übernimmt Franziska Burkhart die Leitung der Abteilung Kulturelles, der zentralen Schaltstelle der Berner Kulturpolitik. Der Gemeinderat hatte die 52-jährige Burkhart 2016 mit der Ausarbeitung der «Kulturstrategie der Stadt Bern 2017–2028» beauftragt. Die neue Berner Kultursekretärin weiss also bestens Bescheid über die vier Grundprinzipien, die der Gemeinderat vorgibt:

1. Bekenntnis zur Kulturstadt Bern, 2. Vielfalt der kulturellen Akteurinnen und Akteure, 3. Kultur ist ein öffentliches Interesse, sowie 4. Partnerschaft und Dialog. Die «Mittelverteilung der Präsidialdirektion 2020–2023», die auf der Kulturstrategie fusst, soll vom Gemeinderat im Dezember 2018 verabschiedet werden. Die Vierjahresplanung wird Anfang Januar 2019 publiziert und anschliessend dem Stadtrat zur Kenntnisnahme vorgelegt. Die Volksabstimmung über die

Subventionsverträge der grossen Berner Kulturinstitutionen Dampfzentrale, Bernisches Historisches Museum, Konzert Theater Bern und Kornhausbibliotheken erfolgt am 19. Mai 2019. Die veranschlagte Berner Kulturpolitik beschäftigt sich vermehrt mit den Themen Teilhabe, Partizipation und Dialog.


INTERVIEW: Christian Pauli, Peter Kraut

«DA IST SIE WIEDER, DIE ANGST VOR DEM SANDSTEIN, DER SPRICHT»

Milena Daphinoff Ich bin Stadträtin der CVP, Historikerin und Kunsthistorikerin, habe freischaffend Theater gespielt und einen breiten Bezug zu Kunst. Beim Auktionshaus Christie’s in London habe ich studiert und auch gearbeitet. Kulturpolitik ist mein Steckenpferd, denn ich habe das Gefühl, dass sie hier bei uns in Bern vernachlässigt wird. Gerade in der Mitte gibt es noch viele Möglichkeiten, etwas zu bewegen. Christoph Ris Ich bin seit bald zehn Jahren in der Reitschule tätig, hauptsächlich im Dachstock, wo ich Konzerte veranstalte. Seit jetzt knapp zwei Wochen haben mein Kollege Kevin Liechti und ich den Zuschlag für die Zwischennutzung der Schützenmatte für die nächsten drei Jahre erhalten. Wir ziehen also jetzt zu «quasi neuen» Ufern, etwas weiter aus dem Haus hinaus. Und natürlich habe ich auf vielfältige und ganz andere Weisen, als es an anderen Orten stattfindet, mit Kulturpolitik zu tun. Anneli Binder Ich bin in der Co-Geschäfts- und künstlerischen Leitung der Dampfzentrale Bern. Uns betrifft es sehr, was in den kulturpolitischen Hinterzimmern gemacht wird. Aktuell haben wir eine Subventionserhöhung beantragt, die jetzt durchs Parlament geht und dann vors Volk kommt. Wir hoffen, dass das durchkommt. Daher ist es voll unser Thema und wir sind mittendrin. Xavier Zuber Ich bin vom Konzerttheater Bern, wo ich für Opern und Konzerte zuständig bin. Ich bin Mitglied der Geschäftsleitung, die wir jetzt haben, seit Intendant Stefan Märki nicht mehr da ist. Auch wir befinden uns in Verhandlungen mit Kanton und Stadt über Subventionen für die nächsten vier Jahre. Die künstlerischen Planungen finden in einem Plenum statt, wo sie aktiv besprochen werden und in welchem viel «Berner DNA» hinzukommt. Ich bin jetzt schon sieben Jahre hier und habe durch die Nähe zu verschiedenen Institutionen gemerkt, wo die Bedürfnisse sind und wo natürlich auch die Diskrepanz zwischen den verschiedenen Kulturinstitutionen liegt. Das Zielpublikum ist in Bern immer ein Thema. Für wen macht man Theater? Wieso macht man Theater? Das ist letztendlich die Subvention, das ist die politische Definition. Daphinoff Darf ich noch ergänzen: Auf meine Initiative hin wurde nach der ganzen Geschichte um den Abgang von Stefan Märki die interfraktionelle Kulturgruppe des Stadtrates wiederbelebt. Somit gibt es neu nebst der Sachkommission SBK des Stadtrates auch ein informelles Gremium, das Ansprechpartner für die diversen Akteur*innen in Bern sein kann. Gut zu hören, dass die Kulturgruppe wieder aktiv ist. Ris Wie breit ist sie denn aufgestellt? Daphinoff Alle Parteien sind dabei. Kommen wir zur ersten Frage: Wo ist Bern für euch eine Kulturstadt? Binder Bern ist eine Kulturstadt und es ist die Hauptstadt der Schweiz, nicht de facto, aber de jure, auch etwas, das man immer wieder lernt. Das zieht bestimmte Menschen an und das zieht auch eine bestimmte Kultur an. Für mich beginnt das mit dem Kunstmuseum Bern, dem wir gegenübersitzen, das einen Fundus an Werken hat, der erstaunlich ist. Hier haben Marina Abramovic und Meret Oppenheim gewirkt, genauso wie ein Christo in der Kunsthalle. Dann geht es weiter über das Stadttheater, das Schlachthaustheater, die Dampfzentrale, das Tojo-Theater und die Reitschule. Es sind also verschiedenste Institutionen und Kulturplayer in der Stadt, die für ein urbanes Publikum, ein Hauptstadtpublikum Kultur anbieten. Diesen Anspruch haben wir auch in der Dampfzentrale. Kultur und vor allem Kunst sind in dieser Stadt essenziell und gehören für mich zur «Berner DNA». BINDER

«Kultur und vor allem Kunst sind in dieser Stadt essenziell und gehören zur Berner DNA»

Daphinoff Kultur hat auch eine lange Tradition, wie wir gehört haben, und diese soll aktiv in ihrer ganzen Vielfalt, im ganzen Spektrum, das du aufgezeigt hast, gelebt werden. Gleichzeitig muss man Sorge tragen, dass sich die politischen Akteur*innen das auch auf die Fahne schreiben. Deswegen finde ich den Slogan Kulturstadt Bern sehr treffend, denn er verdeutlicht einem auch immer wieder, dass wir dies nicht für selbstverständlich halten dürfen. Als

Ich möchte dir, Christoph, doch noch das Wort geben, damit wir die erste Runde fertig haben. Ris Also ich finde, das kulturelle Angebot in dieser Stadt ist wahnsinnig breit. Da sind wir uns einig. Was du gerade gesagt hast, finde ich spannend, denn ich habe auch das Gefühl, dass diese Stadt manchmal ein wenig die Scheuklappen aufhat und das vorhandene Spektrum nicht ganz nutzen oder erkennen kann.

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Könnt ihr euch zu Beginn selbst kurz vorstellen?

Kulturstadt sind wir auf gutem Weg, es hat aber auch noch Potenzial. Zuber Ich bin nicht ganz einverstanden. Die ganze Tradition und alles, was hier passiert ist, wird mit dem Begriff «Kulturstadt» unter Wert verkauft. Ich spüre eine gewisse Zurückhaltung, ich spüre ein latentes Wegbleiben und den Skeptizismus gegenüber mehr Journalismus und mehr Output. Es gibt hier den grünen Sandstein, den man immer wieder mit bunten Lichtern fluten muss. Ich finde diese Tradition sehr gut, aber ich bin überzeugt, dass man die Anknüpfungspunkte verpasst. Bern hat ein Problem mit Übergängen. Es geschieht etwas Grosses und dann kommt so ein Wahnsinnsbruch; Christo wird nicht mehr eingeladen, Harald Szeemann wird nicht mehr eingeladen, Museumsdirektoren werden abgesetzt. Die Art, wie Kontinuität gestaltet wird, ist sehr eigenartig. Es wird etwas betrachtet, ein bisschen unterstützt und dann wieder fallen gelassen. Ich wünschte mir, Bern würde diesen Traditionen affirmativer gegenüberstehen und Schüler*innen aus eben diesen grossen Strömungen mittragen und unterstützen. Ris Woraus kommt das? Sorry, ich beginne gleich mit einer Gegenfrage. Zuber Ich kann nur von aussen her analysieren. Ich weiss nicht, was es ist. Es ist eine grosse Lust nach Wechsel, die aus dem ganzen Konsumverhalten der letzten 30 Jahre kommt: Das wollen wir auch noch, den könnte man auch noch nehmen, das könnten wir auch machen und so weiter. Das wäre das eine. Etwas anderes: Man denke zum Beispiel an Musik in Bern, an Sándor Veress oder Heinz Holliger. Ich bin kein Denkmalschützer, aber ich frage mich, was geht da weiter, wie wird das Feuer weitergetragen? Diejenigen, die die Fackeln tragen, die Stürmer*innen, die Revolutionär*innen, diejenigen, die Dinge infrage stellen, sind ja immer die Interessantesten.

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Nächstes Jahr tritt in der Stadt Bern mit Franziska Burkhardt die neue Kultursekretärin ihr Amt an. Damit wird die Umsetzung der städtischen Kulturstrategie 2017 – 2028 an Fahrt aufnehmen. Die kulturpolitischen Zeichen deuten Richtung – unter anderem – Teilhabe und Transparenz. Die vorliegende HKB-Zeitung spricht mit vier Akteur*innen auf dem Kulturplatz Bern über die Kulturpolitik in dieser Stadt und die Kulturstadt Bern.

Um da gleich einzuhaken, es gibt ein Gegenbeispiel bezüglich Kontinuität. Die Reitschule ist in der Berner Kultur aller Unruhen zum Trotz eine Konstante seit 30 Jahren. Zuber Für wen? Für die Produzent*innen oder die Konsument*innen? Welche Perspektive wählst du? Ich glaube, nach innen ist die Reitschule eine Kontinuität, aber ob das nach aussen auch so ist, bleibt für mich fraglich. Binder Du sagst, das Progressive hat es schwer und es ist immer eine Unsicherheit da. Meine eigene Vermutung, von aussen kommend, denn ich habe sehr lange in London und danach kurz in Deutschland gearbeitet, ist: Ich kam hierher und dachte: Wow, was für Bedingungen für die Kunst! Dann merkte ich aber sehr schnell, und das ist das Heikle, dass das hier auch ein sehr saturierter Markt ist. Wenn ich mir als Zuschauerin anschaue, was an einem Abend an hochqualitativer Kunst, egal aus welcher Richtung, in dieser Stadt geboten wird, dann ist das eine Überforderung. Da säge ich jetzt am eigenen Tischbein. Ich bin ganz stark dafür, Synergien in dieser Stadt anders zu nutzen. Ich würde mir eine Steuerung wünschen, sei das aus der Kulturpolitik, sei das von den Stiftungen, eine Steuerung, die sagt, wir machen Kunst, und nicht, wir machen Kunst, aber es müssen immer Auslastungszahlen von 98% erreicht werden. Daphinoff Erstens muss man mutiger werden in Bern und ich hoffe, dass diesbezüglich jetzt auch in der Kulturpolitik mehr frischer Wind weht. Man sieht noch keine Strategie und ich habe den Eindruck, die Berner Kulturpolitik will immer allen gefallen. Man fördert viel und breit, vergisst dabei die Akzentuierung; andererseits führt dieselbe Haltung dazu, dass man diese Brüche schafft. Indem man sagt: Ja, das war früher ein Aushängeschild, aber ich will unter meiner Ägide etwas Neues schaffen. Es fehlt jedoch oft an einer Begründung, und das ist auch meine Kritik an der Kulturvernehmlassung. Es wäre für mich völlig in Ordnung, dass man einen Betrieb wie «Auawirleben» mit 600 000 Franken stützt, aber dann muss man das auch begründen, z.B. indem man sagt, wir haben jetzt diesen Fokus und wir möchten den auch für die nächsten vier Jahre. Mir fehlt der Mut, das Visionäre. Man vergräbt sich immer so im Kleinen. Gleichzeitig ist aber das Kleine, Lokale, dieses Bottom-up auch das, was die Berner Szene ausmacht, und das darf man nicht einfach ertränken oder entfernen. Leider läuft es in Bern immer auf eine Polarisierung hinaus, das eine versus das andere. Diese Gegenüberstellung findet sich in allen Texten, auch in denen von Kulturstadt Bern. Binder Ich hatte heute Morgen einen Termin mit Nicolette Kretz von «Auawirleben» und wir haben auch wieder darüber gesprochen, dass wir uns so wünschen würden, dass es eine andere Art der Evaluation gäbe als immer nur diese verdammten Zahlen. Wir schätzen die Evaluationsgespräche sehr, wir finden das auch wichtig, denn es sind Steuergelder und wir wollen als Betrieb darüber Transparenz

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Gut, das ist schon einmal eine klare Forderung an die Stadt: Mit der neuen Kultursekretärin wollen wir eine inhaltliche Auseinandersetzung. Zuber Ja. Ich finde auch, die Stadt könnte mehr steuern, mit einem Kalendarium etwa. Also sagen, wo die Höhepunkte sind. Die Museen machen das bereits sehr geschickt, die haben ihren Fahrplan, damit sie sich nicht ins Gehege kommen. Die Festivals sollten nicht mit Eröffnungen und Terminen anderer Veranstalter kollidieren. Der Gemeinderat müsste ein Plenum oder Führungsmodell installieren, das den Jahreskalender vorgibt. Was machen wir während der Herbstferien, wenn alle Berner*innen weg sind? Soll dann Kultur stattfinden? Was machen wir im Frühling, gibt es ein Frühlingsfest? Oder der Weihnachtsmarkt. Ich finde Weihnachtsmärkte wunderschön; dann könnte man noch im Münster ein Weihnachtskonzert hören. Ris Man muss die verschiedenen Kreise in der Stadt Bern näher zusammenbringen. Wir schaffen es ja noch nicht einmal, uns unter den Konzertveranstaltern abzusprechen. Dann läuft an fünf verschiedenen Orten derselbe Musikstil am selben Abend. Und dann sind wir noch weit davon entfernt, was in anderen kulturellen Kreisen läuft.

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Gibt es nicht auch zu viele Veranstaltungen und zu viel Kultur? Wenn ich die letzten 30 Jahre anschaue, dann blieb das Publikum relativ stabil, die Bevölkerung ist nicht gewachsen, aber das Kulturangebot ist massiv gewachsen. Zuber Ist die Bevölkerung nicht gewachsen? Ris Das Einzugsgebiet ist massiv gewachsen und es wird sicher zentrumslastiger. Die Frage an euch drei Veranstalter, angenommen, es gibt zu viele Veranstaltungen, was man noch schnell behauptet in dieser Stadt, was würde das konkret bedeuten? Das könnte ja für euch unlustig werden. Wie geht ihr damit um?

MILENA DAPHINOFF

Ris Zu viele Veranstaltungen gibt es vielleicht genrespezifisch zu gewissen Zeiten, ansonsten habe ich nicht das Gefühl, dass es zu viel ist. Binder Also ich finde nicht, dass ich da die Antwort haben muss. Die muss woanders herkommen. Ich würde sagen, im Moment gibt es nicht zu viel; ich möchte zum Beispiel, dass mein Kollege Roger Ziegler in der Dampfzentrale noch mehr Konzerte veranstalten kann. Es kann auch nicht sein, dass er sich jedes Mal dafür rechtfertigen muss, wenn nur 50 Leute kommen, wenn er fantastische Konzerte hierherbringt. Und gleichzeitig muss auch er Konzerte machen, die viele Leute anziehen. Aber ich bin nicht diejenige, die die Frage nach der Kulturmenge beantworten muss. Das ist eine Steuerungsfrage, die woanders beantwortet werden muss. Zuber Wer muss sie beantworten? Binder Die grössten Geldgeber*innen. Die stellen uns ja letzten Endes die Mittel zur Verfügung. Und natürlich auch die Berner*innen. Ris Und was soll das dann bringen? Ich fände es verheerend, wenn man jetzt eine Kontingentierung oder was auch immer machen würde, oder versuchen würde, irgendwie die Veranstaltungszahlen zu steuern. Das wäre ja der Tod, also das darf man ja nicht. Daphinoff Es gibt Möglichkeiten, um das politisch zu steuern: In der neuen Kulturvernehmlassung etwa will ein neuer Schwerpunkt Altstadtkeller fördern, wenn sie ein kulturelles Angebot stellen. Damit schafft man einen Anreiz. Es kann dazu führen, dass Leute eine Bar aufmachen und beispielsweise noch Lesungen veranstalten, damit sie Kulturgeld bekommen. Dadurch wird das Angebot in der Stadt grösser, aber man konkurriert auch bestehende Lokale wie das ONO. Zuber Bevor man überhaupt steuert, muss man doch evaluieren. Die Kellertheater der 60er-Jahre waren sehr wichtig in Bern. Es war nur eine andere Zeit, mit Tabus und Verboten. Die meisten Künstler*innen wollen heute vielleicht gar nicht mehr in einem Keller auftreten. ZUBER

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«Bevor man überhaupt steuert, muss man doch evaluieren»

Ris Ja, und die Rahmenbedingungen? Auch dieses Fass müssen wir jetzt öffnen. Man kann nicht Keller unterstützen und dann hat man 30 Interessent*innen und 30 Keller, die öffnen möchten, und dann kommt irgendeine kantonale

Gesetzgebung, die wieder alles verunmöglicht, obwohl der Markt, das Bedürfnis, die Anbieter*innen da wären. Ich möchte bei der Frage zur Kellerkultur insistieren, die jetzt im neuen Kulturförderprogramm ist. Die Berner Kellerkultur hat in den 50er- und 60er-Jahren sehr viel bewirkt, nicht nur im Theater. Heute könnte man auch sagen, es reicht, das war's, und die Kultur findet heute draussen statt, auf den Plätzen? Daphinoff Ich finde die Tatsache, dass wir uns jetzt diese Frage stellen müssen, zeigt, dass diese Analyse gefehlt hat oder dass sie zumindest nicht bis zu uns Akteur*innen durchgedrungen ist. Steckt hinter der Förderungsmassnahme die rein wirtschaftliche Überlegung, dass zu viele Altstadtkeller brachliegen und man sie wiederbeleben will? Oder ist der neue Kredit für die kulturelle Nutzung der Kellerlokale gedacht im Sinne der Kontinuität einer Tradition? Das sind ganz unterschiedliche Ansätze. Leider weiss man nicht, welcher ausschlaggebend war. Zuber Es gab eine Zeit, da konnte man nur im Keller Neues zeigen und nicht draussen auf der Strasse. Man kann natürlich fragen, will man das, was auf der Strasse spielt, jetzt wieder in den Keller stopfen? Ris Also ich bin fasziniert davon, was die Stadt im Moment mit den Plätzen macht, was sie auf die Beine zu stellen versucht, wo auch überall Hand geboten wird. Nachdem man zehn Jahre lang alle Sitzgelegenheiten entfernt hat, schleudert man jetzt das Mobiliar raus. Zuber Das finde ich wunderbar. Daphinoff Obwohl da das Mass verloren geht. Zuber Nein. Wie schön ist das doch auf dem Waisenhausplatz. Um 9 Uhr abends spielt einer völlig verträumt auf seiner E-Gitarre, die Leute stehen daneben, jemand setzt sich ans Klavier und fängt an zu spielen. Wir von KTB mussten extrem kämpfen für den Kubus auf dem Waisenhausplatz, für die Polizeibewilligung. Und dann noch Lärmbelästigungsklagen. Und jetzt sieht man jemanden mit einer E-Gitarre, abends um 9 Uhr. Ris Aber diese Einsprachen gibt es immer noch. Es ist verheerend, was der Tankere, dem geplanten Jugendclub in der Nägeligasse, passiert. Das halte ich für eine Katastrophe. Zuber Das sind die Bewohner*innen von gegenüber. Ris Das ist ein Negativbeispiel vom absurdesten. 70 Einsprachen auf Vorrat. Ohne dass jemals irgendein Mucks gestört hätte, gibt es bereits 70 Einsprachen. Im Winter findet im Ringgenpärkli eine Glühweinsause mit Konzert und allem statt und es geht keine einzige Lärmklage ein. Und das ist 20 Meter nebenan.

XAVIER ZUBER

ablegen. Dass man aber bei der Art der Evaluation nicht weiterkommt, dass man nicht visionär fragt: Wie viele Stühle? Sondern: Wofür sind Stühle gut?

Wo ist denn Bern keine Kulturstadt? Ris Dort. Bei den Lärmklagen zum Beispiel? Könnt ihr das bitte aufgreifen? Ris Das Schwierigste ist: wir rennen hier sofort in eine Sackgasse, weil das halt alles kantonale Gesetzgebung ist. Man steht immer am Regierungsstatthalter an, dann am Lärmschutzgesetz, das ist kantonale Gesetzgebung. Von wann

stammt das? 1936? Zuber Das ist die Angst der Anwohner*innen vor der Institutionalisierung von Lärm. Aber wenn man spontan Dinge tut, dann sagen die Leute: Ja, ja, jetzt lassen wir die mal für drei Tage. Immer dann, wenn man es auf einen Sockel hebt, dann macht es gleich: oh, that,s forever. Das ist sie wieder, die Angst vor dem Sandstein, der spricht. Daphinoff Also da geschieht im Stadtrat im Moment gerade einiges, denn dieser Sommer hat das Fass zum Überlaufen gebracht, mit Parkonia und anderen Konzerten, bei denen einfach der Stecker gezogen wurde. Aber auch im Gastrobereich z.B. bei einem Restaurant in der Münstergasse, wo es einfach nur einen braucht, der sich beschwert. Da gibt es jetzt interfraktionell einige Vorstösse, wonach diese alten Reglemente überprüft werden sollen. Aber wir stossen schnell an die Grenzen der kommunalen Möglichkeiten. Vieles ist kantonal geregelt. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt,

dass man Wege finden kann. Das Konzept Nachtleben ist ein Beispiel dafür, dass es doch geht. Die Frage ist ja, wo ist Bern keine Kulturstadt. Könnte man die These formulieren, Bern sei beim Publikum keine Kulturstadt? Ich habe manchmal den Eindruck, dass es hier nicht diesen urbanen Hunger auf das Gewagte, auf experimentelle Formen gibt. Am besten funktioniert das Buskers, weil es klein und herzig ist. Zuber Ja, das ist eine These, aber ich glaube, es hat vor allem auch mit Kontinuität zu tun. Ich bin jetzt seit acht Jahren hier und ich merke seit zwei oder drei Jahren, man hat jetzt das Publikum, das die Kontinuität spürt. Das ist beim Chefdirigenten wie beim Sängerensemble genau dasselbe. Es braucht ein Gesicht und wir dürfen nicht immer alle erfolgreichen Leute nach kurzer Zeit in die Wüste schicken. Wir sind hier nicht im Fussball, wo nach sechs Monaten wieder der Trainer ausgewechselt wird. Binder Also ich schätze da auch sehr, was an der HKB passiert, denn ich merke, dass die Abgänger*innen der letzten Jahre etwas ganz anderes mitbringen. Wenn die bei uns Veranstaltungen machen, dann ist auch ein Publikum da. Auch Bern möchte mehr performative und experimentelle Formate. Die Künstler*innen bzw. die Kunst ist ja schneller als die Geldgebenden oder die Kulturpolitik, sie ist ja schon an einem ganz anderen Ort, die führen diese Spartendebatten schon ewig nicht mehr. Zuber Aber schafft ihr es in der Dampfzentrale, so eine Kontinuität, so ein Publikum für Performance-Kunst aufzubauen? Binder Also, ich bin jetzt seit 2016 dran, das sind gerade mal zwei Jahre. In dieser Zeit ist so viel passiert, unser ganzes System hat sich geändert. Wir werden sehen, ob das, was wir da gemeinsam mit Till Hillbrecht und Roger Ziegler versuchen, für die nächsten fünf bis zehn Jahre Früchte tragen wird. Wem gegenüber ist euer Kulturprogramm verpflichtet? Ich rede jetzt vom Publikum. Gibt es da eine Verpflichtung? Ris Bei uns ist es die Jugend. Das ist einfach. Zuber Mein Sohn ist oft dort. Obwohl das ja nicht nur richtig ist. Es hat ja auch so alte Leute wie mich. Ris Die Reitschule ist ein Jugendkulturzentrum, das man so auch bewahren muss. RIS

«Die Reitschule ist ein Jugendkulturzentrum, das man so auch bewahren muss»

Zuber Wir kommen aus der bürgerlichen Mitte. Wir sind die traditionelle, grosse, klassische Musik. Die grosse Symphonie, Oper, mit all ihren Wandlungen durch die ganze Musikgeschichte hindurch. Bern ist eine Musikstadt, auch von der Tradition her. Wir haben ganz grosse Publikumsstämme, die sich zum Orchester und zur Oper bekennen, und diese Tradition wollen wir weiter pflegen und auch weiterentwickeln. Binder Bei der Dampfzentrale ist es schwieriger. Wir sind ein Mehrspartenhaus, wenn man diesen unsäglichen Begriff unbedingt benutzen möchte. Um sich dieser Frage zu nähern, kann ich jetzt nur ein aktuelles Beispiel nennen. Unser grösstes Festival, Tanz in Bern, beginnt nächste Woche und meine dramaturgische Mitarbeiterin und ich haben im Vorfeld sogenannte Tupperware-Abende gemacht. Wir sind zu den Menschen nach Hause gegangen, haben sie gebeten, Gäste einzuladen, einen Apéro zur Verfügung zu stellen, und dann erzählten wir von Tanz in Bern. Wir hatten fantastische Abende. Es ging von jungen Studierenden, also 23-Jährigen bis hin zu pensionierten Damen, die in ihrer Freizeit tanzen und auch Interesse an unserem Haus haben. Wo wir noch mehr tun können, aber das gehört auch zu den grösseren Themen, ist kulturelle Teilhabe. Das Stichwort der Stunde: Auf allen Ebenen wird von Teilhabe gesprochen, und zwar auf eine Art und Weise, dass es einem schlecht werden könnte. Das war jetzt etwas salopp formuliert, aber der Europarat, das Bundesamt für Kultur, das Amt für Kultur, die Abteilung Kultur, alle reden durchs Band von Teilhabe. Ich lese euch kurz vor, was das Bundesamt für Kultur dazu schreibt: «Kulturelle Teilhabe zu stärken, bedeutet, die aktive Mitgestaltung des kulturellen Lebens anzuregen. Wer am kulturellen Leben teilnimmt, wird sich der eigenen kulturellen Prägungen bewusst und entwickelt eine eigene kulturelle Identität.» Das ist eine der hundert Definitionen und Umschreibungen. Was sagst du, Milena, zum Thema Teilhabe?


Binder Kulturelle Teilhabe fängt für mich noch viel früher an. Nur mal ein kleines Beispiel: Ich darf hier enorm Steuern zahlen, aber ich darf hier nicht wählen. Hallo? Welche Teilhabe habe ich denn an dieser Kultur? Und ich bin wirklich noch ein Elitebeispiel. Auch hier sind der Zuzug und die Bevölkerungsgruppen total heterogen. Wir tun immer so, als sei das ein homogenes Ding, diese Stadt Bern, ist es aber natürlich nicht. Kunst ist nicht da, um soziopolitische Probleme zu lösen. Man hat auf der einen Seite Kulturförderung, also etwa Kunstförderung ganz konkret mit Stipendien und Werkbeiträgen und auf der anderen Seite die Sozialpolitik, in der es darum geht, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Und jetzt wächst da in der Mitte der Begriff Teilhabe und vermischt sich irgendwie mit Kulturproduktion und Sozialpolitik auf eine Art, die mir etwas suspekt ist. Würdet ihr denn diese Beobachtung bestätigen? Oder mit anderen Worten, ist das gut, ist das gefährlich? Wie soll man sich dem gegenüber verhalten?

ANNELI BINDER

Daphinoff Du hast das sehr schön auf den Punkt gebracht. Meiner Meinung nach ist das eine gefährliche Tendenz. Zuber Ich finde es sehr gefährlich, dass die grossen Institutionen jetzt aufgrund von dieser Teilhabe versuchen müssen, ihre Kunst neu zu definieren. Man muss zuerst einmal darüber nachdenken, was es überhaupt ist. Es gibt in Bern genügend Orte, an denen die Kunstproduktion für Personen, die sich gerne künstlerisch äussern wollen, möglich ist. Könnte man das ausbauen oder anbieten? Es ist ein Begriff, der überall auftaucht, und ich finde auch, dass es Soziokultur ist. Es wird ja mittlerweile viel geleistet in den Bereichen Vermittlung, Kommunikation, was man tut und wie man die Leute teilhaben lässt. Jetzt eine Frage, die euch Kulturveranstalter alle betrifft. Die Bevölkerung aus Bern West, aus Bümpliz und Bethlehem sieht man weder im Stadttheater, noch in der Dampfzentrale, noch in der Reitschule. Vielleicht die Jungen auf dem Vorplatz, aber auch im Dachstock nicht. Daphinoff Kulturelle Teilhabe heisst ja, Hindernisse abzuschaffen und den Zugang zu ermöglichen. Und ich glaube, da können alle viel machen. Man kann zum Beispiel in der Oper Untertitel in anderen Sprachen einführen, um ein bestimmtes Publikum anzuziehen. Es geht darum, Leute zielgruppenspezifisch abzuholen, unabhängig davon, was das kulturelle Angebot ist. Kulturförderungsgelder nur noch zu sprechen, wenn man sich soziopolitische Teilhabe auf die Fahne schreibt, ist falsch. Ris Eigentlich sollte der Begriff der Teilhabe eher in der Bildungspolitik als in der Kulturpolitik angesiedelt sein. Man muss sie ja fördern, man muss ja erst einmal den Zugang dazu finden. Binder Wovor ich Angst habe, ist, dass wir jetzt eine Art Kolonialismus betreiben. Jetzt muss die Kunst für Integration und Leistungsfähigkeit, zum Beispiel in Schulen, sorgen und in die Quartiere gehen. Integration in was denn? Auch das geht wieder von einer homogenen Kultur aus, in die integriert werden soll. Ja, der Tanz hat neben den künstlerischen auch andere Werte, aber das ist nicht der Zweck der Kunst: Bildungspolitik. Und nicht jede*r muss durch Kunst beglückt werden. Transparenz ist ein anderes Thema, das immer mehr in die Kulturpolitik dringt. Alles muss transparent werden. Öffentlich finanzierte Betriebe müssen durchleuchtet werden,

BINDER

«Transparenz schafft man nicht nur über Zahlen»

Zuber Es macht aber schon Sinn, wenn man ein bisschen guckt, wie viele Leute gekommen sind, weshalb die einen gekommen und weshalb die anderen nicht gekommen sind. Binder Das ist aber eine andere Frage, als zu sagen, man braucht 98% Auslastung. Ich sage nicht, ich möchte nur für leere Säle programmieren, überhaupt nicht. Mir geht es darum, dass man klug damit umgeht. Also dass eine Veranstaltung nicht nur etwas wert ist, wenn sie 98% Auslastung hat. Daphinoff Zumindest aus meiner Optik ist Transparenz besonders in Bezug auf Kommunikation sehr wichtig. Da gab es gerade beim Konzert Theater Bern in der Vergangenheit ein paar grobe Schnitzer. Aus der Politik gibt es auch eine klare Forderung nach Lohntransparenz, nicht zuletzt, um eine gewisse Lohngleichheit sicherzustellen, sodass es zum Beispiel bei den Ensemblemitgliedern nicht so eklatante Unterschiede zwischen den Sparten gibt. Da hat die Stadt Bern als Subventionsgeberin eine Verantwortung. Xavier, du bist angesprochen. Zuber Wieso muss jetzt mehr über Gehälter geredet werden als über Kunst? Das gehört auch zu diesem Disruptiven. KTB hat kein Problem mit den Eintrittsgehältern und den Gehältern. Wir zahlen einen Mindestlohn, der höher ist als zum Beispiel in anderen Kantonen. Der Subventionsgeber weiss das eigentlich. Das Erste, was mir Herr Tschäppät im ersten Jahr gesagt hat, war: «Sie sind auf meiner Gehaltsliste, ich weiss genau, wie viel Sie verdienen. Hoffentlich sind Sie es wert.» Ich habe nicht das Gefühl, dass der Subventionsgeber nicht weiss, wie viel ich verdiene. ZUBER

Transparenz ist eine Grundvoraussetzung für Teilhabe. Wenn du verstehst, wie eine Institution funktioniert, und du einen Einblick erhältst, dann kannst du dich auch daran beteiligen. Ich komme jetzt doch noch einmal darauf zurück: Die Reitschule als Institution und wie dort Entscheidungen getroffen werden, ist zum Beispiel für Aussenstehende extrem schwer verständlich. Diese Forderung nach einer transparenten Reitschule ist halt etwas weniger wichtig, weil es um weniger Geld geht. Ris Aus meiner Perspektive ist die Reitschule transparent. Sie wird halt einfach nicht verstanden, weil es ein komplett anderes Modell ist als alle anderen Häuser. Von den Abläufen her wird in der Reitschule alles kommuniziert. Die Buchhaltung wird offengelegt. Das Verheerende an der Institution Reitschule ist, dass wirklich alle eine Meinung dazu haben und haben müssen. Die ganze Schweizer Bevölkerung muss eine Meinung zur Reitschule haben. Da ist es sehr schwierig, Transparenz zu liefern. Zuber Ich liebe die grosse Halle. Das ist ein Ort von Kreativität. Institutionelle Debatten nehmen den Leuten die Lust, etwas zu machen.

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«Kulturelle Teilhabe darf nicht als Auflösung von Grenzen zwischen Publikum und Bühne verstanden werden»

Daphinoff Ich finde, die Kulturstadt Bern muss selber als leuchtendes Beispiel vorangehen. Angefangen mit inhaltsbezogener Transparenz: was fördern wir und wieso? Und natürlich die Transparenz an den öffentlichen Häusern. Ich bin sehr dafür, dass man Transparenz schafft, einerseits gegenüber dem Subventionsgeber, aber auch gegenüber der Öffentlichkeit. Hier gibt es noch Handlungsbedarf in der Kommunikation. Binder Transparenz finde ich urwichtig. Ich finde es ebenfalls wichtig, dass überprüft wird, ob die Dampfzentrale die Subventionen bekommen soll und warum, genauso wie die Evaluation. Aber noch einmal, es geht auch um das Wie. Wenn ich mir meine Kollegin Estefania Miranda vom Ballett KTB anschaue, dann blutet mein künstlerisches Herz für sie, denn sie muss in jeder Vorstellung eine dermassen hohe Auslastung liefern. Wenn Transparenz nur Zahlen bedeutet, erreicht man das Gegenteil. Und schlimmer, wer nur hohe Auslastungen fordert, darf nicht gleichzeitig zeitgenössische, experimentelle Avantgarde wünschen. Transparenz schafft man nicht nur über Zahlen.

Lohngleichheit. Gerade ein Tänzer verdient wesentlich weniger als beispielsweise ein Musiker. Da gibt es eine eindeutige Diskrepanz. Zuber Die Frauen werden bei mir gleich bezahlt, die können bei mir Familie gründen und von zu Hause aus arbeiten. Ich unterstütze das. Ich sage immer, der Auftrag ist entscheidend und nicht die Präsenz. Die Leute sollen bei mir leben und arbeiten. Binder Hoffentlich geht es nicht darum zu sagen: Transparenz und dann Kritik. Sondern wofür Transparenz steht. Ich empfinde es als Teil unseres Auftrags, transparent zu sein. Das gehört auch zum Selbstverständnis von Kunstschaffen dazu. Die Frage ist, wofür steht sie und wem dient sie? Ris Dass man danach nicht einfach sagt, wir haben dieses Geld gegeben und dafür kam diese Anzahl Leute. Und das ist es ja, was danach aus der Transparenz heraus passiert. Dort liegt der Hund begraben.

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DAPHINOFF

diese müssen Berichte schreiben, nachvollziehbare Prozesse haben und ihre Löhne deklarieren. Was haltet ihr davon?

Wir müssen zur Schlussrunde kommen. Ich würde gerne allen noch kurz das Wort geben. Was war die letzte Produktion in eurem oder in einem anderen Haus, die ihr erwähnenswert findet? Zuber Ferdinand Hodler. Parallelismus. Im Kunstmuseum. Binder Also für mich ganz aktuell Folgendes: Die Dampfzentrale arbeitet gerade mit dem Kunstmuseum Bern zusammen. Das Projekt heisst République Géniale. Am Samstag spielten The Kingdoms of Elgaland-Vargaland, ein fantastisches Konzert. Ris Vor einer Woche im Dachstock LE1F, als Support: Black Cracker. Peaches stand im Publikum, es kamen etwa 40 Leute und niemand hat es gemerkt. Als Peaches das letzte Mal im Dachstock war, hätten wir ihn siebenmal füllen können. Daphinoff Die Ausstellung Weltuntergang im naturhistorischen Museum. Gut, danke vielmals für das Gespräch.

«Wieso muss jetzt mehr über Gehälter geredet werden als über Kunst?»

Daphinoff Das ist jetzt ein heikler Punkt, denn vielleicht weiss es der Gemeinderat, aber der Stadtrat nicht. Und der Stadtrat verabschiedet das Budget. Es ist ein politisches Problem, dass die Verantwortung für euer Haus aus der Politik zu wenig wahrgenommen wird. Zuber Ich finde Transparenz gut, wenn sie etwas nützt. Wenn Misstrauen da ist, wenn man sagen würde, keiner traut diesem Dachdecker, der schafft es nicht, diese Löcher zuzumachen, dann muss man etwas unternehmen und beweisen, wie man arbeitet. Aber wir haben dieses Problem nicht. Wir haben immer noch knapp 40 000 Leute in der Oper, wir haben immer noch fast 40 000 in den Konzerten. Wir haben keine wegbleibenden Leute, weil wir intransparent sind. Daphinoff Mir geht es vor allem um die Transparenz bei den Löhnen der Ensemblemitglieder. Das ist eine Forderung, die man an ein öffentlich finanziertes Haus stellen muss und darf, denn es geht um

CHRISTOPH RIS

Daphinoff In der aktuellen Kulturbotschaft der Stadt Bern wird die Förderung der kulturellen Teilhabe derjenigen der klassischen Kulturproduktion und -interpretation gegenübergestellt. Diese Gegenüberstellung macht für mich ein Spannungsfeld auf, das es nicht geben dürfte, denn kulturelle Teilhabe bezeichnet die Auseinandersetzung mit Kultur – ohne Einschränkung. Es gibt in allen Arten von Kunst und Kultur so viele verschiedene Weisen, wie jede Künstlerin, jeder Künstler, jedes Haus und jede Institution kulturelle Teilhabe ausüben und fördern kann. Es darf nicht sein, dass unter kultureller Teilhabe nur die Auflösung von Grenzen zwischen Publikum und Bühne verstanden wird und dies die traditionellen Schaffensweisen infrage stellt. Kulturelle Teilhabe fördern heisst für mich die Auseinandersetzung mit Kultur fördern und den Zugang ermöglichen.

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Hattest du schon Kontakt mit der Kulturförderung für eigene Projekte? Nein, ausser einer Unterstützung für eine Art Partyfilm von der Burgergemeinde. Aber durch die Theaterarbeit habe ich mitgekriegt, dass es vor allem für Laien schwierig ist, Mittel zu erhalten. Wir haben etwa in der Heitere Fahne gespielt, ein toller Ort übrigens, der dieses Problem kennt. Weil sie dort viele kulturferne Menschen ansprechen oder auch beeinträchtigte Menschen, haben sie finanzielle Probleme.

Wie empfandest du das kulturelle Angebot Berns am Anfang deiner Studienzeit? Ich bin auf dem Land aufgewachsen, deshalb war Bern für mich natürlich eine Kulturstadt. Ich war hier kulturell nie unterfordert, ich war oft im Konzert und im Kino. Und dann kam natürlich die Reitschule, die für mich wie für viele andere ein Zufluchtsort war. Jetzt, nach Abschluss des Studiums, wie siehst du Bern? Bietet dir die Stadt genug? Ich finde schon, dass Bern eine Kulturstadt ist. Ich bewegte mich lange abseits der grossen Institutionen, das Stadttheater habe ich erst spät entdeckt, dasselbe gilt für die Dampfzentrale, obschon ich viel Theater gemacht habe mit der Gruppe Projekt210. Was ich hier vermisse, ist die Vernetzung zwischen den Sparten. Mir fehlt der Ort, wo sich alle treffen. Und wo zieht es dich jetzt hin, inneroder ausserhalb von Bern? Wegziehen ist immer eine Idee, weil es hier relativ klein ist. Bern hat grossartige Orte zum Auftreten, aber zu wenig für die vielen Menschen, die aktiv sind. Also muss man zwangsläufig auch aus Bern raus. Bern hat ja eine eigene Musikszene, die hierbleibt, obschon wohl auch jeder woanders hätte Karriere machen wollen. Das ist vielleicht eine Art Berner Krankheit: dass man zwar rausschaut, aber trotzdem bleibt. Und es gibt aktuell tolle Acts, die wohl nur hier entstehen können, wie etwa King Pepe, Le Rex, Matto Kämpf oder Michael Fehr.

ZU WENIG VERNETZUNG LUKA MANDIC

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Du hast in Bern studiert, war das eher inhaltlich oder praktisch motiviert? Ich habe hier studiert, weil ich immer schon hier gelebt habe. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, woanders hinzugehen, aber trotzdem blieb ich hier. Mich hat damals die Jazzabteilung interessiert und das dortige Personal.

Warum ist Bern eine Kulturstadt? Ich habe Bern kulturell sehr vielseitig kennengelernt: eine Poetry-SlamMeisterschaft, Tanz- und Performancefestivals, Kunstevents, Quartierfeste, Buskers, Konzerte. Leer stehende Orte, denen Leben eingehaucht wird. Berner*innen haben keine Berührungsängste, wenn es um Kunst und Kultur geht. Sie gestalten die Stadt selber mit und sind häufig kreativ involviert. Dadurch, dass Bern mehrere Spielstätten für freie Künstler*innen und alternative Kunstformen hat, wie beispielsweise die Dampfzentrale oder das Schlachthaus Theater, ist Bern ein Brennpunkt für das Ausprobieren und Austauschen von neuen Ideen. In Bern dürfen Künstler*innen und Bewohner*innen sich kulturell immer wieder neu erfinden.

Was vermisst du? Meine Familie und meine beste Freundin in St. Gallen. St. Gallen selbst auch. Ich vermisse ein paar Hügel mehr und Weitsicht in Bern.

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Warum studierst du hier? Weil ich hier angenommen wurde. Das klingt sehr pragmatisch, beinahe schon unhöflich. Aber eine andere Antwort wäre schlichtweg gelogen. Es ist schwer, an eine staatliche Schauspielschule zu kommen. Ich habe mich

Sommer 2018 den Master Composition and Theory abgeschlossen. Aktuell leistet er seinen Zivildienst in der Psychiatrischen Klinik Waldau in Bern. Wie viele andere in seinem Alter hat Luka schon früh Zuflucht gesucht in der Reitschule. • Hier im Neustadt-lab auf der Schützenmatte vor der Reitschule.

im ganzen deutschsprachigen Raum insgesamt 20 Mal beworben und war an mehreren Schulen vorsprechen. Als ich in Bern angenommen wurde, kam es mir vor wie ein Wunder. Wo möchtest du gerne dabei sein? Bei ganz vielem! Generell bin ich gerne mit dabei, wenn Menschen gemeinsam etwas tun. So beispielsweise bei unserer letzten Protestaktion Naschen für die Kunst vor dem Konzerttheater Bern. Wir haben vor dem Theater auf das Premierenpublikum gewartet, um gegen den Inländervorrang auf Schweizer Bühnen zu demonstrieren. Wir haben einen öffentlichen Brief und Schokolade verteilt. Und in Brautkleidern und Anzügen haben wir den Gästen Anträge gemacht, um Schweizerinnen und Schweizer zu werden.

VIELE SPIELSTÄTTEN KATHARINA SCHMIDT

Wo hältst du dich gerne auf? Meistens bin ich von 9 Uhr früh bis 9 Uhr abends am Zikadenweg 35 am Standort HKB Theater aufzufinden. Das Theaterstudium ist sehr zeitintensiv und es besteht eine 80-prozentige Anwesenheitspflicht. Zum Glück bin ich aber sehr gerne in der Schule. Besonders im Bewegungsraum, wo das Foto entstanden ist. Ansonsten bin ich bei warmen Temperaturen am liebsten an oder in der Aare. Den Sonnenuntergang schaue ich mir bevorzugt vom Rosengarten aus an. Und so richtig durchatmen kann ich im Paul-KleeWald.

Luka Mandic ist Jazzgitarrist und hat im

Katharina Schmidt studiert im Bachelor

Theater. Sie hat in Bern die passende Schule gefunden und will in Zukunft selbstbewusster zu ihrem Dialekt stehen. • Hier beim Aikido-Training am HKB-Standort am Zikadenweg.


Warum ist Bern eine Kulturstadt? Es gibt viel Kultur in Bern. Junge Leute sind motiviert, Kultur zu schaffen, beispielsweise neue Marken wie im Moment hässig oder vor einiger Zeit Lowlife. Daraus entsteht ein Trend und Teenager*innen tragen dann die Kleider auch. In den visuellen Künsten gibt es diverse Offspaces, etwa das Riverside in Worblaufen oder die Sattelkammer, die hauptsächlich Künstler*innen aus der Region zeigt. Daneben stellen auch immer wieder temporäre Spaces für ein paar Monate Kunst aus. Im Bereich Theater und Performance überzeugen die Dampfzentrale und das Schlachthaus seit Jahren mit einem guten Programm. Ausserdem ist aktuell im PROGR eine spannende Situation entstanden, wo im Erdgeschoss jetzt fünf Institutionen Kunst präsentieren. Da entsteht quasi ein kleines Löwenbräu mitten in Bern.

Engagierst du dich in der Stadt Bern? Ich war Mitglied des SattelkammerKollektivs, eines Offspace mit Ateliers, Grafikbüros und Wohnungen. Ich wohnte dort und war eine Zeitlang auch im Kurationsteam. Dies

Wo hältst du dich in Bern gerne auf? In der Aare mit ihrem kühlen Wasser, das mich aufweckt, wenn ich den Tag nicht finde und im Grauen, Undefinierten, Unfühlbaren herumirre. Eine Berührung mit diesem frischen, kalten Fliessenden lässt mich klarer sehen. Ich spüre etwas von mir, meine Grenze, auch die am Rücken und an den Beinen.

Und wo bringst du dich in der Hochschule ein? Ich bin froh, in einer so offenen Stadt zu leben, wo es viele Wege gibt, wenn man selbst Ideen und Kraft hat. Das erlebe ich auch an der Hochschule. Hier kümmere ich mich um kleine, aufregende und grosse und langwierige Hochschulveränderungen, jetzt auch offiziell als Präsidentin der Sombe, das ist die Studierendenorganisation Musik Bern.

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Sommer an der HKB den Bachelor Fine Arts abgeschlossen. Seit August ist er auf unbestimmte Zeit in Kairo. • Hier auf dem Balkon seiner Wohnung, mit Blick auf die Dächer von Kairo.

Möchtest du hierbleiben oder gehst du weg? Weglaufen ist für mich immer eine Verlockung. Loslassen, alle Zusammenhänge auflösen und irgendwo neu und langsam anfangen, dann habe ich Zeit, kann viel Ja sagen und mein Wort halten. Aber ob ich das dann immer noch will, ist unvorhersehbar. Jedes Jahr ist so anders.

OFFENE STADT CAMILLA STEUERNAGEL

Engagierst du dich in der Stadt Bern? Ja, ich tanze viel. Mein Tanzpartner und ich haben mit einem weiteren jungen Tänzerpaar den Tangoverein Tango Ludico gegründet, der jungen Menschen einen Raum bietet, miteinander und voneinander zu lernen.

Julian Burkhard, 27- jährig, hat diesen

Was machst du nach dem Studium in Bern? Manchmal denke ich daran, dass ich nur noch fünf Jahre studiere oder wenn ich die zwei Master verlängere, nur noch sieben Jahre dieses wunderbare Leben habe! Aber vielleicht kann ich ja auch ohne Hochschule einen gesunden Rhythmus finden, proben, Performances erfinden, schweigen, kochen und vergessen.

Und was vermisst du? Dass ich nicht selbst entscheiden kann, wann man mich sieht und wann nicht. Welche Chancen ermöglicht dir Bern und warum studierst du hier? Ruhe zu haben für etwas, was ich noch nicht kann. Im Verborgenen zu üben, weit weg von meinen ehemaligen Kommiliton*innen in Hamburg und meiner Familie. Hier sehe ich weniger Leid als anderswo, ich spüre weniger Panik von den Menschen um mich herum. Deshalb kann ich oft ohne Schuldgefühle meinen Wünschen nachgehen. Es sind Wünsche an mich selbst, an meine Entwicklung. Wünsche, die nicht direkt ein Leben retten oder eine Schulreform hervorbringen.

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Welche Chancen ermöglicht dir Bern? Ein Vorteil an Bern ist die überschaubare Szene. Wenn du etwas offen bist, lernst du schnell viele Leute kennen, daraus können sich spannende Möglichkeiten ergeben. In der Kunsthalle zum Beispiel ist die Chance gross, auf inspirierende Menschen zu treffen.

Möchtest du in Bern bleiben oder gehst du weg? Aktuell bin ich in Kairo und habe in Bern weder Wohnung noch Atelier. Wenn das Geld ausgeht, komme ich wahrscheinlich zurück in die Schweiz. Ob ich meine Zelte dann allerdings wieder in Bern oder woanders aufschlagen werde, will ich jetzt noch offenlassen. Darüber mag ich mir im Moment noch keine Gedanken machen.

MEHR ZUSAMMENHALT JULIAN BURKHARD

Was vermisst du? In Bern ist die Tendenz zu beobachten, dass bei einer Vernissage in der Sattelkammer häufig dieselben Leute anzutreffen sind, während es etwa im Milieu andere sind. Dies, obwohl die Wege ja kurz wären. Wenn es hier noch mehr Zusammenhalt gäbe, könnte die Kunstszene in der Stadt noch interessanter sein.

wurde jedoch mit dem Studium, der eigenen Kunst und neben der Arbeit bald zu viel und ich zog mich wieder zurück. Ansonsten versuche ich, an die Ausstellungen und Events zu gehen und so Teil der Community zu sein, auch um dazu beizutragen, dass zu einer Ausstellung nicht nur fünf Leute kommen. Das alles natürlich nebst dem, dass ich selber Kunst mache.

Camilla Steuernagel ist im Bachelor Klassik. Sie stammt aus Hamburg und hat sich schnell mit Bern angefreundet. Camilla braucht Bodenbezug und Erdung. • Hier in der Aare beim Marzilibad.

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Wo hältst du dich gerne auf? Entlang der Aare, in den vielen Wäldern beim Joggen, ab und zu im Adrianos am Morgen, im PROGR, im Impact Hub, in Museen. Und vor allem zu Hause, wo ich nicht nur lebe, sondern momentan auch arbeite. Welche Chancen ermöglicht dir Bern? In den letzten zwei Jahren hat mir Bern ermöglicht, neue Perspektiven für mein berufliches Leben zu finden. Der Master an der HKB und mein Projekt haben zu vielen neuen Kontakten und schönen Begegnungen geführt. Ich liebe die Tatsache, dass ich aus Bern einfach in alle Richtungen gehen kann. Was die Schweiz für Europa ist, ist Bern für die Schweiz. Zentral. Studiert habe ich hier, weil das Master-Design-Programm meinen Interessen entsprach. Wenn ich mich für etwas entscheide, mache ich es meistens ganz. Also entschied ich mich, von Zürich nach Bern zu ziehen. Engagierst du dich in der Stadt Bern? Durch die vielen Begegnungen im Impact Hub und den Master entwickeln sich gerade Wege für mehr Engagement. Ich wurde zum Beispiel vom Impact Hub angefragt, als Kreative an den Women and Business Talks teilzunehmen. Mehrmals nahm ich auch an den Operation-LiberoStammtischen teil, weil ich mich politisch mehr engagieren möchte.

UM DIE SACHE FANNY ERNST

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Was machst du nach dem Studium in Bern? Als Verantwortliche Art Direction und Marketing entwickle ich zusammen mit einer Freundin die Marke Layda b (laydab.com). Da wir uns noch keine Löhne zahlen, verdiene ich meinen Unterhalt dank einer 40%-Stelle als Grafikerin in einem Atelier in Zürich (schön ist aber, dass ich von Bern aus arbeiten kann). Mein Master-Projekt Meine Damen und Herren habe ich momentan auf Eis gelegt, weil ich es mir nicht leisten kann, an zwei Projekten ohne Lohn zu arbeiten.

Warum ist Bern eine Kulturstadt? Ich glaube, dass jede Stadt was Kulturelles zu bieten hat, und habe Mühe mit Begriffen wie Kulturstadt. Kulturell kann so viel Verschiedenes bedeuten. Was mir aber am Kulturangebot in Bern gefällt, ist, dass es möglich ist, sich spontan für ein Theaterstück oder ein Konzert zu entscheiden, ohne sich Monate vorher anmelden zu müssen. Ich liebe das Museum für Kommunikation. In diesem Museum habe ich das Gefühl, dass mir wirklich etwas vermittelt wird. Es geht in Bern nicht um den Hype, sondern um die Sache.

Wo hältst du dich gerne auf? Bern hat viele schöne Ecken. Eine ist z.B. das Luna Llena im Breitenrain. Wenn ich mal dort bin, komme ich kaum mehr weg. Wichtig ist mir, dass die Cafés drinnen wie draussen gemütlich sind. Das ist für mich nur bei wenigen der Fall. Aber wenn ich sie hier alle verrate, werden sie voll und voller und das will ich nicht  ... Sehr angenehm sind auch die Bibliotheken, wirklich Orte zum Verweilen. Die im Kornhaus, die Uni-Bibliothek an der Münstergasse oder die Galerien im Unitobler. Ich schätze das vielfältige Angebot an Zeitungen und Zeitschriften oder die Möglichkeit, in Ruhe zu arbeiten und dennoch draussen unter Leuten zu sein.

Möchtest du hierbleiben oder gehst du weg? Da ich schon lange in Bern bin, werde ich nach meinem Studium wohl eher das Weite suchen. Es heisst, die Welt sei klein – da wollen wir von Bern gar nicht zu reden anfangen. Wo ich hingehe und wann genau, ist aber noch nicht klar. Wer mich nach konkreten Plänen fragt, riskiert ein giftiges «geit di nüt a im Fau».

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Welche Chancen ermöglicht dir Bern? Mitten in der Schweiz, mitten in Europa und zum Glück nicht mitten im Mittelland. Das hat schon was. Von

in Design an der HKB abgeschlossen. Sie sieht sich selbst als multiple skilled visual thinker, communicator and creator und entwickelt aktuell die Marke Layda b. Fanny nutzt Cafés gerne zum Arbeiten und hat in Bern die Stadt gefunden, in der es ums Wesentliche geht. • Hier in der Café-Bar des Restaurants Lorenzini.

Bern aus ist man einfach schnell überall und auch schnell wieder zurück, wenn man sich nach den eigenen vier Wänden sehnt. Allgemein ist Bern eine solide Basis für mich. Langjährige Freundschaften, meine Familie, mein Job und alles, was man sonst noch so braucht, ist da. Manchmal vergesse ich, dass das nicht selbstverständlich ist. Warum ist Bern eine Kulturstadt? Persönlich erlebe ich die Berner*innen als sehr kulturinteressiert. Das ist wohl die Hauptvoraussetzung, um eine Stadt Kulturstadt nennen zu können. Und dafür, dass Bern ziemlich klein ist, gibt es viel kreative Eigenbrötlerei hier. Natürlich, je mehr öffentliche Gelder fliessen, umso piekfeiner ist alles geregelt, und das macht die Dinge manchmal etwas kosmetisch. Dennoch denke ich, dass die Kunst hier einen Status und eine Freiheit geniesst, die man nicht unterschätzen sollte.

KREATIVE EIGENBRÖTELEI LAURA EGGER

Wo möchtest du gerne dabei sein? Ich wäre gerne in einem Chor. Aber das wohl auch nur, weil ich noch lieber in einer Band wäre. Musizieren verleiht Flügel, aber man müsste es halt machen und nicht immer nur davon reden. Ich möchte auch häufiger ins Kino, natürlich in die Quinnies oder ins Rex und das Lichtspiel. Politisch à jour zu bleiben, ist mir wichtig. Die Operation Libero z.B. veranstaltet Stammtische, an denen ich jedes Mal teilnehmen will und jedes Mal nicht kann.

Fanny Ernst hat dieses Jahr den Master

Laura Egger studiert am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Sie ist gerne in Bibliotheken, weil sie dort konzentriert arbeiten kann, aber trotzdem unter Menschen ist. • Hier in der Bibliothek Münstergasse.


Impressum HKB-Zeitung Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern HKB, N°4/2018 Herausgeberin: Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB

Redaktion: Christian Pauli (Leitung) Peter Kraut Marco Matti Nathalie Pernet Raffael von Niederhäusern Bettina Wohlfender

Gestaltungskonzept und Layout: Atelier HKB, Marco Matti (Leitung) Lara Kothe Lydia Perrot Renate Salzmann Druck: DZB Druckzentrum Bern Auflage: 8000 Exemplare Erscheinungsweise: 4 x jährlich

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Erstaunlicherweise sind wir weit davon entfernt, gemeinsame und öffentliche Kulturdiskussionen zu führen. Ich begründe damit einen Grossteil des Rückgangs von Besucher*innen und das allgemeine Desinteresse an kulturellen Themen. Die städtischen Quartierszenen werden erst jetzt in die kulturelle Diskussion der Stadt Bern aufgenommen. Bisher war das kaum Thema. Die Integration der Bevölkerung in die heutige Kulturpolitik ist zu einseitig ausgelegt und schliesst mehrheitlich aus. Schätzungsweise 85 Prozent der Arbeit der heutigen Abteilung KulturStadtBern haben mit der Finanzierung von Kunstprojekten oder Kulturinstitutionen zu tun, der jährliche Tätigkeitsbericht klingt wie ein Gewerkschaftsbericht für Kulturschaffende. Skandalmeldungen sind das Einzige, was aus dieser Abteilung noch zu hören ist. Es werden keine Analysen oder Erfassungen von den Bedürfnissen und Problemen in der Bevölkerung gemacht und auch nicht angeboten. Studien werden nur erstellt, um politische Geldforderungen zu ermöglichen – entsprechend diffus sind diese Auswertungen. Ein Missverständnis: Kulturbehörden wollen grundsätzlich keinen Dialog führen – das wird bei der Stadt, beim Kanton wie beim Bundesamt für Kultur so gepflegt. Diese Abteilungen arbeiten auf Geheiss der Wahlpropaganda der Politik und sind immun gegen die Funktion, der Öffentlichkeit zu dienen. Der Auftrag wäre eigentlich, die gesellschaftlichen Fragen zu definieren – durch den Dialog mit allen Beteiligten. Und ob Künstler*innen, Kunst- und Kulturinstitutionen, sie alle sind die Branchenteilnehmer*innen, die unterhaltende oder kreative Lösungen für eine sich entwickelnde Gesellschaft bieten können, wollen und sollten. Doch wer definiert die Fragen? Lösungen suchen wofür? Für fehlende Innovationen, deren Innovation wir nicht als solche erkennen, weil wir nicht wissen, wonach wir suchen?

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FUNKTIONSARME KULTURPOLITIK

STELLUNGNAHME

Kultur und Kunst, kaum mit einheitlichen Definitionen versehen, sind Gunst, Gnade und Verderb einer Stadt. Eine neue Strasseninspektorin fragt bei Amtsantritt nicht die Baufirmen und die Strassenzulassungsbehörden: «Was braucht ihr, damit ihr optimal funktionieren und verdienen könnt?» Ihr Job wäre, die Bedürfnisse der Bevölkerung, die Notwendigkeiten der städtischen Verkehrsentwicklung zu erfassen, um dann Lösungen mit den unternehmerischen Baufirmen und weiteren Behörden zu koordinieren und zu veranlassen. Sie ist das Bindeglied zwischen der Bevölkerung, den Unternehmen und der Politik. Klingt logisch, oder? Doch so wird das in der Kultur und der Kunst nie praktiziert. Zum zigsten Mal erleben wir in Bern eine neue Kultursekretärin, die noch vor dem Amtsantritt verkündet: «Ich finde, wer kuratieren will, ist in der Verwaltung am falschen Ort. Das müssen Künstler und Institutionen tun. Ich will mehr Leute zusammenbringen, Ideen aufnehmen und weiterleiten und gute Rahmenbedingungen schaffen.» («Der Bund») Das mit dem Kuratieren ist nicht falsch, doch danach hat niemand gefragt. Ein öffentliches Amt sollte nie selber produzieren oder eben kuratieren. Ebenso ist es müssig, wenn sie sich mit Leuchtturmprojekten ein kulturpolitisches Denkmal setzen. Die Frage müsste vielmehr lauten: Wo ist die Bevölkerung? Wo ist das Publikum? Für wen arbeitet eine öffentliche Abteilung in Sachen Kultur und Kunst? «Kultur» ist ein Oberbegriff, die «Kunst» ein Teil davon, und es beinhaltet alles, was von Menschen gemacht ist. Peter Betts, der erste Kultursekretär von Bern (26 Jahre lang), sagte es einmal treffend: «Wenn wir über die Gestaltung des Berner Bahnhofplatzes sprechen, wie sich Menschen auf diesem Platz begegnen und bewegen sollen, so muss die Abteilung für Kulturelles zwingend in der Planung dabei sein.» Wir haben eine Universität in der Stadt und Fachhochschulen, doch werden diese verdächtig wenig hinzugezogen, wenn es um statistische oder entwicklungstechnische Fragen geht. Wissenschaftliche Forschung soll in die Kulturpolitik einfliessen? – Das scheint ein Traum zu bleiben: Die letzte Kulturstrategie der Stadt Bern ist ohne strukturierte Gespräche entstanden, sozusagen aus einer netten Plauderei heraus, geradezu ein Hohn in Bezug auf die Hoch- und Fachschulen in Bern. Dabei: Die Kultur wäre ein grosses Thema für Studierende – siehe auch die Nachtlebendiskussion, die an verstaubten städtischen Dogmen kaum vorbeizukommen scheint.

Lukas Vogelsang, Chefredaktor Ensuite – Zeitschrift zu Kultur & Kunst

© Hochschule der Künste Bern HKB. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitung darf ohne schriftliche Genehmigung der HKB reproduziert werden. Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB Fellerstrasse 11 CH-3027 Bern hkb.bfh.ch facebook.com/hkb.bern

Die Einnahmen aus den Inseraten kommen vollumfänglich dem Stipendienfonds zugute, der HKBStudierende in prekären finanziellen Verhältnissen gezielt unterstützt. hkb.bfh.ch/stipfonds

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HODLER

Ferdinand Hodler, Thunersee mit Niesen, 1910, Öl auf Leinwand, 105.5 x 83 cm, Privatsammlung Schweiz, © Peter Schälchli, Zürich

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S T E K C TI E N I L N O

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ONO Das Kulturlokal

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HKB aktuell | Agenda

N°4/2018

CLAP – Contemporary Laboratory of Amazing Projects 2018 (Foto: Peter Kraut)

Die wollen ja nur spielen! Playtime 2019 11. – 26.1.2019 Diverse Orte in Bern und Biel Freier Eintritt zu allen Veranstaltungen Details in der Agenda auf S. 24 und unter hkb-playtime.ch

Letzten Januar, am Eingang zum Projektraum im Theater: Da steht eine sehr analog anmutende Tafel mit einem Raster und farbigen Magneten. Das Publikum kann die Magnete in unterschiedliche Spielfelder setzen und daraus ergibt sich das unvorhersehbare Geschehen auf der Bühne: Ein Schamane in Hockeyhosen liest die Zukunft aus Jasskarten, eine anmutige Dame erzählt Geschichten vor einer Schlosskulisse, eine Pianistin spielt rückhändig E-Piano oder eine uniformierte Truppe poltert fehlgeleitete Märsche von Mauricio Kagel als Begleitmusik zur Rede eines verwirrten Demagogen. Das war CLAP, das Contemporary Laboratory of Amazing Projects, und es zeigte im

Kleinen, wo die grosse Leidenschaft am Ende des Semesters liegt: im Spielen, in der Formenvielfalt, in der Lust am Experimentieren und Gestalten. Alle wollen auf die Bühne, die Projekte liegen jetzt ausgearbeitet vor und müssen präsentiert werden. Damit wir uns dabei im Fachbereich Musik nicht gegenseitig ins Gehege kommen, haben wir Playtime gegründet – das inoffizielle End-of-Semester-Festival, das die ganze Breite der musikalischen Aktivitäten kompakt vom 11. bis 26. Januar vorstellt: Sound Arts, Mozartsinfonien, Opernwerkstatt, Rhythmikund Jazzwochen, Vermittlungstag, Improvisationen und Uraufführungen und einiges,

was dazwischen auch noch Platz findet. Am Sonntag, den 20. Januar 2019, findet der zentrale Playday statt, an dem kurze Satellitenproduktionen aus fünf verschiedenen Bereichen an den HKB-Standort an der Ostermundigenstrasse entsandt werden und dort in einer Diskussionsarena hautnah erlebt und verarbeitet werden können. Eine Pasta-Runde schliesst diesen Sonntag ab.

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Ausgezeichnet!

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«Ich suche eine ehrliche Musik» Christian Kobi Du wurdest dieses Jahr mit dem Musikpreis des Kantons Bern ausgezeichnet – herzliche Gratulation! Was bedeutet dieser Preis für dich? Ich freue mich sehr über diesen Preis und er ist für mich eine persönliche Anerkennung für mein Schaffen in den letzten Jahren, vor allem hier in Bern. In zweiter Hinsicht bedeutet er mir viel, da er Anerkennung ist für die Szene der improvisierten und experimentellen Musik. Also für eine Musik, die oft in einem Mauerblümchendasein wahrgenommen wurde oder mit vielen Vorurteilen belastet war. Insofern ein wichtiger Preis für diese Art von Musik, die aus dem heutigen Konzertleben wie aus der Kunst ganz allgemein nicht mehr wegzudenken ist. Du siehst also auch heute noch ein gewisses Defizit oder ein fehlendes Selbstverständnis für diese Art von Musik, die eine solche Anerkennung verhindern? Ja, ich erlebe in Gesprächen immer wieder Missverständnisse oder Unklarheiten, die mir zeigen, dass diese Musik oft nicht ohne Verbalisierung auskommt. In diesem Sinne beschreibst du auch Grenzen einer Szene, in der dieses Selbstverständnis gegeben ist. Wie würdest du die freie Improvisation in ihrem gesellschaftlichen Wandel beschreiben? Unter Expert*innen gibt es oft die Diskussion um die Qualität des Komponierten und die Qualität des Improvisierten – mich interessiert die Frage nicht, ob Musik improvisiert oder komponiert ist, und in den letzten 20 bis 30 Jahren hat sich das auch immer mehr überschnitten und durchmischt. Es gibt viele Künstler*innen, die sich mit beiden Genres beschäftigen, und ich erlebe sowohl improvisierende Komponist*innen wie komponierende Improvisator*innen. Was interessiert dich? Musik muss mich packen, mich reinziehen, ich muss dran hängen bleiben. Ich suche eine ehrliche und persönliche Musik, die nicht affektiert oder aufgesetzt ist. Mich interessiert eine nichtidiomatische Musik, und da wären wir wahrscheinlich schon bei der Programmation meines Festivals »zoom in«, bei dem ich schwergewichtig versuche, Nichtidiomatisches zu Gehör zu bringen. Ich versuche dabei eine konsequente Musik zu programmieren, die stark in ein minimalistisches Feld zielt und unglaublich reduziert ist. Dabei werden auch die Zuhörer*innen mit einem extremen Anspruch konfrontiert, da wachsames Zuhören viel Energie kostet. Welche Rolle spielen Unberechenbarkeit und Risiko in deinem Festivalprogramm? Da gehört sicherlich viel Risiko dazu seitens der Künstler*innen. Risiko ist in dieser Hinsicht aber auch immer ein missverständ-

Foto: Livio Baumgartner

licher Begriff, da damit oft ein Spiel mit viel Ballast und Gestus verbunden wird, und das ist es genau nicht. Vielleicht trifft eher der Echtzeitgedanke der Berliner Szene zu, der sich seit den 90er-Jahren etabliert hat und bei dem es darum geht, improvisierte Musik zu schaffen, die nicht von der Energie des Freejazz angeleitet ist, sondern sich radikal darauf beschränkt, nur das zu spielen, was man wirklich für nötig hält. Du hast klassisches Saxofon studiert, würdest du dich heute als klassischen Saxofonisten bezeichnen? Nein. Inwiefern hat dich deine Ausbildung als klassischer Saxofonist geprägt und dich in deinen heutigen Tätigkeiten geformt?

Ich bin unglaublich froh, dass ich genau diesen Weg gemacht habe, weil er gerade punkto Handwerk ein enormer Vorteil war, von dem ich heute noch zehre. Das klassische Studium hat mir eine reiche Welt eröffnet, für die ich sehr dankbar bin. Gleichzeitig war es auch eine Herausforderung, sich bereits während des Studiums immer wieder zu hinterfragen und herauszufinden, was ich nach dem Studium genau machen möchte. Diese Herausforderung ist geblieben und es hat mich bestimmt an die zehn Jahre gekostet, loszulassen und meinen eigenen künstlerischen Weg und meine Sprache zu finden. Und auch heute bleibt es ein ständiges Ordnen und Ablegen.

Du bist Dozent für freie Improvisation an der HKB – wie begegnest du jungen Menschen, die heute ein Musikstudium in Angriff nehmen? In erster Linie ist mir wichtig, dass die Studierenden sich überhaupt die Frage nach der eigenen Sprache stellen. Dass sie sich bereits während des Studiums mit der Frage auseinandersetzen: Welche Rolle spiele ich mit meinem Instrument? Wie will ich meine persönliche Entwicklung mit einer Vision zusammenbringen, die Bühne, Publikum und eigenes Spiel vereint? Nimmst du aus dieser Arbeit als Dozent auch Inputs für deine persönlichen Auftritte, sei es als Solist, als Ensemblemitglied oder als Kurator? Ja klar, weil sich das spielerische Niveau zwischen Dozierenden und Studierenden oft in Balance hält und ich im Unterricht häufig eine enorme musikalische Qualität wahrnehme, die mich natürlich ebenso inspiriert. Vielleicht mag das auch ein Unterschied zum Kernfachunterricht sein, da es in der Improvisation eher Durchmischungen gibt, in denen man sich auf Augenhöhe begegnet. Ich erlebe immer wieder Studierende, die mit einem sehr offenen Geist und unglaublichen Fähigkeiten an diese Art von Musik herangehen. Das ist für mich beeindruckend. Die kürzlich gekürten Nobelpreisträger*innen befassen sich u.a. damit, wie die Erderwärmung zu stoppen sei. Welche Absicht findet sich in deinem musikalischen Schaffen – Befeuerung oder Abkühlung des Phänomens Kulturleben? Mich hat jüngst am Grazer Musikprotokoll der Monolog von Georg Friedrich Haas sehr beeindruckt, in dem er sich in seinem Schaffen zu einer politischen Musik bekennt. Ich für meinen Teil weiss es einfach noch nicht – ich mache einfach Musik und ich möchte glaubhaft wirken mit dem, was ich mache. Ob es genug wichtig ist, weiss ich nicht, ich versuche einfach etwas zu kreieren, was mir wichtig ist. Das Interview führte Raphael Camenisch, Studiengangsleiter im Bachelor Musik Klassik. Christian Kobi, HKB-Dozent für improvisierte Musik, ist einer von fünf Musikpreisträger*innen des Kantons Bern 2018. Der Saxofonist hat sich der improvisierten Musik verschrieben und erforscht dabei die Beziehungen zwischen Klang, Aktion, Geräusch und Stille. 2003 initiierte Kobi das Festival für improvisierte Musik »zoom in« in Bern und ist seither für dessen künstlerische Leitung verantwortlich. Er gehört dem Saxofonquartett Konus an. Seit mehreren Jahren erarbeitet er Performances für Saxofon solo und präsentiert diese an internationalen Konzertreihen und Festivals. Christian Kobis Musik ist auf diversen Tonträgern erschienen, zuletzt 2013 auf Raw Lines für Saxofon solo. Die Verleihung des Berner Musikpreises findet am 19. November in der Dampfzentrale Bern statt. christiankobi.ch | zoominfestival.ch

In Kürze Eine Abgängerin und ein Abgänger der HKB räumen am diesjährigen Schweizer Performancepreis ab. Judith Huber, MasterAbsolventin in Contemporary Arts Practice, und PRICE von Mathias Ringgenberg, ehemals Student im Master Theater, gewinnen ex aequo. Der Publikumspreis geht ebenfalls an Judith Huber. Mit Jeremy Nedd war zudem ein weiterer HKB-Alumnus in der Endauswahl.

22

Vier Doktorandinnen haben dieses Jahr die Graduate School of the Arts erfolgreich abgeschlossen: — Minou Afzali, Zur Rolle des Designs in kulturspezifischen Alters- und Pflegeeinrichtungen — Nathalie Bäschlin, Fragile Werte – Diskurs und Praxis der Restaurierungswissenschaften 1913–2014 — Camilla Köhnken, Liszt, Beethoven und Chopin «im Geiste Liszts» – musikalische Gestaltungsideale der Liszt-Tradition im Spiegel von Textquellen, instruktiven Ausgaben und frühen Tondokumenten — Nora Rudolf, Textilsammlungen in Kunstgewerbemuseen: Sammeln, Ausstellen und Bewahren historischer Textilien im 19. Jahrhundert An der Graduate School of the Humanities der Universität Bern promoviert hat

HKB-Mitarbeiterin Luise Baumgartner mit ihrer Dissertation «Molte belle et varie fantasie» – Bergbau und Ruinen als zwei neue Sujets der niederländischen Landschaftsmalerei in italienischen Sammlungen des Cinquecento. Mehrfacherfolg für (Ex-)Studierende der Klavierklasse von Tomasz Herbut: Master-Student Nikita Tonkonogov wurde am 3. Internationalen Klavierwettbewerb in Vigo, Spanien (März 2018), mit dem Spezialpreis für die beste Interpretation zeitgenössischer Musik ausgezeichnet. Im August ging er zudem als Sieger aus dem 8. Internationalen Siegfried-Weishaupt-Klavierwettbewerb in Deutschland hervor. Valentin Cotton, ebenfalls Master-Student an der HKB, wurde Preisträger des Wettbewerbs der Schenk-Stiftung. Am Preisträger-Konzert am 23. November 2018 im Stadtsaal Zofingen wird er zusammen mit dem Argovia Philharmonic unter der Leitung von Marc Kissóczy das Klavierkonzert in G-Dur von Ravel spielen. Einen wahren «Giro d’Italia» hat diesen Sommer/Herbst Igor Andreev, HKB-Alumnus und Tschumi-Preis-Gewinner 2017, hingelegt: — Am 2. Brescia Classica International Piano

Competition in Brescia wurde er mit dem 3. Preis ausgezeichnet. — Am International Piano Competition Città di Acquaviva delle Fonti gewann er den 2. Preis und den Publikumspreis. — Am International Piano Competition Città di Verona wurde er mit dem 3. Preis sowie mit dem Preis für die beste Interpretation einer klassischen Sonate ausgezeichnet. — Am Finale der 25. Ausgabe des traditionsreichen italienischen Klavierwettbewerbs Rina Sala Gallo in Monza hat ihm die Jury unter der Leitung von Vladimir Ashkenazy den 1. Preis zugesprochen, ausserdem wurde er dort ebenfalls mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Orchester. Die Gagen dafür betragen 600 und 1500 Franken.

HKB-Studentin Tizia Emma Zimmermann hat den Preis für junge Musiktalente in Meggen gewonnen. Der Preis wird jedes Jahr via Schweizer Musikhochschulen ausgeschrieben. Dieses Jahr nahmen neben Zimmermann zwölf weitere Bewerber*innen teil, gegen die sie sich erfolgreich behaupten konnte. Der Preis der Stiftung besteht aus einer doppelten Einladung nach Meggen, 2019 zum kammermusikalischen Debüt und 2020 zu einem Solokonzert mit

Die Studentin Cassie Brecheisen aus der Klavierklasse von Patricia Pagny hat den 1. Preis beim Concours Musical de France gewonnen.

Das Migros-Kulturprozent hat dieses Jahr wiederum einen deutsch- und einen französischsprachigen Schauspielwettbewerb durchgeführt. 14 Talente haben die zwei internationalen Jurys überzeugt und erhalten einen Studienpreis in der Höhe von je 14 400 Franken, drei davon studieren an der HKB im Bachelor Theater: Gabriel Noah Maurer, Katharina Schmidt und Stefan Schönholzer. Mit den Studienpreisen unterstützt das Migros-Kulturprozent herausragende Talente beim Übergang von der Ausbildung auf die Bühne.

Thomas Flahaut, Absolvent des Schweizerischen Literaturinstituts, hat ein kulturelles Stipendium der Fondation Leenards gewonnen, das die Arbeit an seinen weiteren Texten unterstützt.


HKB-Absolventin im Fokus

Anja Braun

Neu an der HKB

von Raffael von Niederhäusern

Seit August arbeiten an der HKB mit Nathalie Meidhof und Dennis Mayer zwei neue Musiktheoriedozierende, die zugleich Aufgaben in der Forschung übernehmen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur weiteren Verschränkung von Lehre und Forschung an der HKB. Nathalie Meidhof hat 2014 im Fach Musikwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau mit einer Arbeit zur Akkordlehre in Alexandre Étienne Chorons musiktheoretischen Schriften promoviert und war zuletzt in verschiedenen Funktionen an der dortigen Hochschule für Musik tätig. Dennis Mayer studierte Lehramt, Tonsatz, Hörerziehung und Komposition an den Musikhochschulen Köln und Düsseldorf. In den letzten Jahren hatte er mehrere Lehraufträge für Musiktheorie und Gehörbildung an den Musikhochschulen Herford, Köln und Mainz inne. In der Forschung fokussiert er v.a. auf den Bereich Rock/Pop.

Ohne Titel, 2017. Schwarzer Sand aus Ureki, Magnet (Foto: Anja Braun)

Hier lässt sich arbeiten: 180 m2 Atelierfläche teilt sich Anja Braun in Basel Nord, nur einen Steinwurf von der französischen Grenze entfernt, mit ihrer Freundin und ehemaligen Studienkollegin Sara Gassmann. Im oberen Stock eines Anbaus mitten im Wohnquartier Kleinhüningen kommen die beiden dank Oberlicht in den Genuss von viel Tageslicht. Bereits zu HKB-Zeiten hatten Braun und Gassmann mit dem Gedanken gespielt, in einer anderen Schweizer Stadt gemeinsam ein Atelier zu beziehen. Wenig überraschend, dass die Wahl nach der Besichtigung dieses Bijous auf Basel fiel. Nach sechs Jahren Studium, in denen sie sich auch in Konservierung, Fine Arts, Kunstgeschichte und Bildhauerei vertieft hatte, schloss Braun 2013 an der HKB den Master Art Education ab. Eine grosse Chance sei es gewesen, dass sie unmittelbar danach für ein

Atelierstipendium in Paris ausgewählt wurde. Hier konnte sie ein Jahr lang Kunst machen und die Stadt entdecken. In dieser Zeit fasste die gebürtige Baden-Württembergerin den Entschluss, sich für die nächsten Jahre hauptberuflich der Kunst zu widmen. Bald sind fünf Jahre um, den Entscheid bereut sie bis jetzt nicht. Im laufenden Jahr waren ihre Werke bereits an sechs Ausstellungen zu sehen, aktuell steckt sie mitten in den Vorbereitungen zur Regionale 19, an der 18 Institutionen aus der Nordwestschweiz, aus Südbaden und dem Elsass beteiligt sind. Ab dem 22. November wird sie im Kunsthaus Baselland, im Haus der elektronischen Künste und im Kunstverein Freiburg ausstellen. Auch für nächstes Jahr seien bereits mehrere Projekte im Entstehen. Braun bezeichnet sich selber als Malerin, ihre Kunst geht heute aber weit über Malerei im klassischen Sinne hinaus. Sie experimen-

tiert mit verschiedensten Materialien – von Glas, Gips und Ton über Blech und Holz bis hin zu magnetischem Sand (Bild) –, aber etwa auch mit Medien wie Audio und Video. Ihre Werke hätten viel mit Zeit und Bewegung zu tun, auch in ihrer Entstehung. «Ich will einen Erfahrungsraum kreieren für den*die Betrachter*in. Wie schaffe ich es, dass sich jemand in der heutigen Zeit die Zeit nimmt, um ein Objekt konzentriert anzuschauen?» Die Unterscheidung zwischen Kunst und Vermittlung hält Braun für künstlich, zumindest an ihre eigenen Werke stellt sie den Anspruch, dass sie sich selbst vermitteln. Vermittlerin ist Anja Braun heute v.a. in ihrer Tätigkeit als Dozentin und Mentorin im Propädeutikum an der Schule für Gestaltung in Biel.

HKB -ZEITUNG

Die HKB ist gemeinsam mit dem MigrosKulturprozent Mitinitiantin von Lapurla. Die nationale Initiative schafft kreative Freiräume für die Jüngsten. Kinder von null bis vier Jahren entdecken Kulturinstitutionen als vielfältige Sinneswelten, gemeinsam mit ihren Bezugspersonen. Inspiriert von Kunstschaffenden erforschen sie ihre Umgebung. Weil Kultur die Persönlichkeit stärkt – von Anfang an. lapurla.ch

DE Z E MB E R 2018 –  FE B RUAR 201 9

Die Cellistin, Kulturmanagerin, Musikvermittlerin und Regisseurin Claudia Kühne ist neue Leiterin der HKB-Studierendenagentur KULT. Als Brückenbauerin zwischen Wissenschaft, Bildung, Kultur und Sozialem ist sie die ideale Besetzung für diese Funktion. KULT vermittelt Musik- und Schauspielstudierende der HKB für Anlässe aller Art: von Firmenanlässen, Vernissagen und Geburtstagspartys über Diplomfeiern, Galas und Hochzeitsfeiern bis hin zu Hauskonzerten, Jubiläumsfeiern und Festivals. Neu vermittelt die Agentur auch interaktive und partizipative Performances und Workshops von speziell in Musikvermittlung trainierten Solist*innen. kult-agentur.ch claudiakuehne.com

anjabraun.ch

Zu Gast

Mark Okyere

Im September hat die ehemalige HKBStudentin in Visueller Kommunikation Selina Ursprung in Biel ihr neues Buch Mit blauem Pulli und Falafelfladenbrot (Edition Moderne, Zürich) getauft – themengerecht in einem Kebabladen. Für ihr Buch ass die Autorin in Bern, Biel und Berlin in Kebabshops und lauschte. Herausgekommen ist ein stimmungsvolles und berührendes Buch über Lokale, in denen normalerweise niemand lange sitzen bleibt. Akroum Snack, Lezzet Grill, Bubenberg Takeaway, Palmyra Takeaway, Traum-Eck, Venezia, Cyberkebab usw. nennen sich die Lokale, die Selina Ursprung mit Stift und Skizzenblock besucht hat. Entstanden sind wunderschöne Bilder aus einer Welt, die wir bisher nur flüchtig wahrgenommen haben, weil sie meistens nicht zum Verweilen einlädt. Gestaltet hat Selina Ursprung das Buch gemeinsam mit Claudio Barandun und Julia Marti. selinaursprung.ch editionmoderne.ch

von Nathalie Pernet

Foto: Roger Yebuah

Anfang September ist Mark Okyere, der studierte Kommunikationsdesigner aus Ghana, in Zürich angekommen. Am Flughafen abgeholt und nach Bern begleitet hat ihn ein anderer Gastforscher der HKB. Sein ganzes «Schweizprojekt» ins Rollen gebracht habe

eine Ausschreibung des Schweizerischen Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), erzählt Okyere. Jedes Jahr gewährt nämlich das SBFI jungen ausländischen Forschenden und Kunstschaffenden Exzellenz-Stipendien, womit der

internationale Austausch und die Forschungszusammenarbeit der Schweiz mit 180 Ländern gefördert werden. Darauf aufmerksam wurde er in Ghana, als er noch als wissenschaftlicher Assistent an der Kwame-Nkrumah-Universität Studierende bei ihren Abschlussarbeiten sowohl auf Bachelor- als auch Postgraduiertenniveau unterstützte. Heute ist Mark Okyere als Doktorand in der Graduate School of the Arts, dem gemeinsam von HKB und Universität Bern geführten Doktoratsprogramm, eingeschrieben. Die Dissertation sei eine Weiterführung seiner Masterarbeit, sagt er. Er bewege sich dabei zwischen den Gebieten der Sozialanthropologie und des Kommunikationsdesigns, denn genau die Schnittmenge der beiden Disziplinen interessiere ihn. Okyere befasst sich mit der Arbeit von nicht formell ausgebildeten Grafikdesigner*innen in Asafo, einer Design-Stadt in Kumasi, die dort einen Anteil von 82 Prozent ausmachen. Seinen ersten Artikel zum Thema veröffentlichte er bereits im Oktober 2017 im Journal Communication Design – Interdisciplinary and Graphic Design Research1. Seine Forschungsarbeit möchte er nun in seiner Dissertation weiter vertiefen und schliesslich ein Modell entwickeln, wie sich das Grafikdesign von nicht formell ausgebildeten Gestalter*innen verbessern liesse. Hierfür habe er bereits 80 professionelle und nicht formell ausgebildete Grafikdesigner*innen kontaktiert und ist nun daran, die Korrespondenz auszuwerten. Mark Okyere forscht mit grosser Leidenschaft und interessiert sich sehr für Interdisziplinarität. Somit ist er an der HKB genau am richtigen Ort «gelandet». Mark Okyere (2017), The graphic design workforce in Ghana: a case study of Asafo, Kumasi, Communication Design, 5:1–2, S. 183–202. 1

23


Dezember 2018 – Februar 2019

HKB-Agenda Mo Musik Klassik

15

HKB -ZEITUNG

DE Z E MB E R 2018 –  FE B RUAR 201 9

OKT bis Fr

Klassenauditionen

Noch bis am 18. Januar 2019 finden zahlreiche Klassenauditionen statt, JAN mit Studierenden aus verschiedenen Instrumentenklassen. hkb.bfh.ch/auditionen HKB Papiermühlestrasse 13, Kammermusiksaal / Grosser Konzertsaal

18

D E Z So

Musik

2

ImproCocktail Klavierimprovisationen mit Studierenden des Bachelor Musik und Bewegung (Rhythmik) anlässlich der Balade de Noël 16 Uhr HKB Burg Biel

Mi

Forschungs-Mittwoch

5

«Frei» oder «independent»? Vorträge von Leo Dick und Anne-May Krüger zur Schweizer Musiktheaterszene abseits der festen Häuser 17 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13a, Kammermusiksaal

Do

Konservierung & Restaurierung

6

Principles to Practice / Ethics in ConservationRestoration Donnerstagsvortrag mit Jonathan Ashley-Smith 17–18 Uhr (anschl. Apéro) HKB Fellerstrasse, Auditorium

Fr

Theater

7

Gob Squad – Creation (Pictures of Dorian)

bis So

9

Gastspiel in Zusammenarbeit mit dem Schlachthaus Theater Bern 20.30 Uhr HKB Zikadenweg Mo Jazz

10

24

The Music of Ornette Coleman & Kenny Wheeler The Music of Ornette Coleman Mascha Corman (voc), Annina Mossoni (voc), Marco Karrer (ts), Janosch Marti (tb), Tomas Sauter (b), Miles Zuberbühler (dr), Florian Hufschmid (dr) – Leitung: Tomas Sauter

The Music of Kenny Wheeler Mirjam Hässig (voc), Jaronas Höhener (tp), Melvin Siegrist (g), Matthieu Mazué (p), Matteo Burci (b), Michael Cina (dr) – Leitung: Bert Joris 20 Uhr HKB Ostermundigenstrasse, Auditorium Di

Musik Klassik

11

Kammermusik Excellence

12

Musik

PreCollegeKonzert Jungstudierende des PreCollege Bern HKB präsentieren ein vielfältiges Konzertprogramm mit Werken ihrer Wahl. 19.30 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13a, Kammermusiksaal

Fr

Musik Klassik

14

IZM & HAP Auditionen Interpretation zeitgenössischer Musik und historische Aufführungspraxis – ein Konzert, das Gegensätze näher zusammenrücken lässt 19.30 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13d, Grosser Konzertsaal

Theater

17

A New Visual Poem

bis Sa

19

Mo Musik Klassik

17

Hybridium HKB-Studierende zu Gast im Kellergewölbe des ONO mit zeitgenössischer und alter Musik 19.30 Uhr ONO Das Kulturlokal

Kammermusikformationen, die in einem hochschulinternen Wettbewerb überzeugt haben, präsentieren Meisterwerke der Kammermusikliteratur. 19.30 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13d, Grosser Konzertsaal Mi

Do

J A N

Fr

Musik & Bewegung (Rhythmik)

11

Utopia (AT)

bis Sa

12

Für ihr Abschlussprojekt fragmentiert, dekonstruiert und konstruiert die Master-Studentin Meret Wasser den Körper. Experiment zwischen Tanz und Text, Musik und Projektion. 20 Uhr HKB Burg Biel

Di

Musik Klassik

15

Offenes Haus La Prairie

Mi

Theaterprojekt unter der Leitung von Alexander Giesche und Regula Schröter Südpol Luzern

Restaurierung live Einer Restauratorin bei der Arbeit über die Schulter gucken 9.15–13 oder 13.15–17 Uhr Bernexpo, Halle 1.2 Anmeldung an: dorothee.joss@hkb.bfh.ch

So

27 Tryout

Symposium

Studierende des Bachelor Theater präsentieren eigenständig entwickelte Projekte 18 Uhr Vidmarhallen, Vidmar+

23 Musikalische bis Fr

25

Theater

Ausbildungsstätten in Europa im langen 19. Jh.

F E B

Ziel des Symposiums ist ein historischer Vergleich von schweizerischen, deutschen, französischen und italienischen Konservatorien im langen 19. Jh. (1789–1914) und ihren Beziehungen in pädagogischen und musikalischen Entscheidungen. Infos: hkb-interpretation.ch

Do

Konservierung & Restaurierung

24 Cultura bis Sa

26

Suisse

Fachmesse für Museen, Denkmalpflege und Kulturgüter Am Do, 24.1.2019, mit folgenden Angeboten des Swiss ConservationRestoration Campus für Schulklassen: Workshop I Aquarellfarbe herstellen Wie entsteht aus Pigmenten Farbe? Workshop II Tatort Kunst Was ist Original, was Fälschung? Geführte Messetour Lebendiger Einblick in die Arbeit von Denkmalpflege und Restaurator*innen

Instrumental- und Gesangsstudierende präsentieren solistische und kammermusikalische Werke im Gemeindehaus der Dreifaltigkeitspfarrei. 20 Uhr La Prairie

Fr

Musik

11

Playtime

bis Sa

26

Fr

Theater

15

Masterarbeiten Expanded 16 Theater und Sa

HKB Zikadenweg

Fr

Theater

22 Masterarbeiten und Sa

23

Expanded Theater HKB Zikadenweg

Das neue, inoffizielle End-of-SemesterFestival des HKB-Fachbereichs Musik (siehe auch HKB-Highlight auf S. 21). Infos: hkb-playtime.ch

Weitere Aufführung am 29.1.2019 (siehe obenstehendes Highlight) 19.30 Uhr Volkshaus Biel

Fr, 11.1.2019 Music in Context – Offstage-Formate mit Marino Formenti 9–12 Uhr, Workshop Konzertformate im Offstage 13 Uhr, Vortrag Marino Formenti 14 Uhr, Präsentation Studierendenprojekte HKB Papiermühlestrasse 13d, Grosser Konzertsaal

Fr/Sa, 18./19.1.2019 à suivre 34 Semesterpräsentationen Sound Arts Fr, ab 17 Uhr Installationen, ab 20 Uhr Konzert Sa, ab 14.30 Uhr Installationen, ab 17 Uhr Konzert HKB Papiermühlestrasse 13d

Mo, 14.1.2019 play now! – Studierende improvisieren im Lichtspiel 17 – 19 Uhr Kino Lichtspiel Di, 15.1.2019 Miniatures – Uraufführungen Komposition und Théâtre musical 19 – 23 Uhr HKB Ostermundigenstrasse, Auditorium Mi, 16.1.2019 PreCollegeNight Klassik & Jazz – Jungstudierende in groovy Bands und klassische Jungsolist*innen teilen die Bühne. 19.30 Uhr HKB Ostermundigenstrasse, Auditorium Mi, 16.1.2019 Mozart & more – Zwei Werke des etwa 30 Jahre jungen Mozart im Dialog mit dem sinfonischen Erstling eines 23-jährigen HKB-Studenten. Konzert mit dem Sinfonieorchester der HKB. 20 Uhr Yehudi Menuhin Forum Do, 17.1.2019 Opernskizzen – Rituale – Opernszenen und Jazz-Improvisationen unter dem Brennglas des Themas Rituale

Sa–Sa, 19.–26.1.2019 Winterfestival Rhythmik Sa, 19.1.2019, 14 und 16 Uhr, Klanggeschichten – Vertonte Kinderverse HKB Burg Biel Mi, 14 Uhr / Do, 20 Uhr / Fr, 16.30 Uhr / Sa, 11 und 15.30 Uhr, Lune – Bewegtes Musiktheater für Kinder ab 4 Jahren Rennweg 26 Fr/Sa, 19 Uhr, Solo 11+ – Tänzerische Abschlussarbeiten der Bachelorstudierenden Volkshaus Biel, Grosser Saal So, 20.1.2019 Playday – Playtime-Revue & more 15 Uhr, Filmscreening: Jacques Tati – Playtime (1967) 17.30 Uhr, Teatime & CD-Release Ensemble Vertigo ca. 18 Uhr, CLAP – Contemporary Laboratory of Amazing Projects 18.30 Uhr, Playtime-Revue 20 Uhr, Pasta und Musik-Quiz HKB Ostermundigenstrasse Mo–Fr, 21.–25.1.2019 Projektwoche Jazz Mo, Abschlusskonzert Komposition (Bachelor) Di, Performance Trios – Teil 1 (Bachelor) Mi, Solo / Duo / Trio (Master) Do, Performance Trios – Teil 2 (Bachelor) Fr, Students meet Teachers Ensemble (Master) Jeweils 19.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64


Di

Oper

29 Opernskizzen –

Rituale

DE Z E MB E R 2018 –  FE B RUAR 201 9

Sie kehren verlässlich wieder, geben Struktur und stiften Gemeinschaft: Rituale. Auch in der Opernliteratur finden sie sich zahlreich. Sie jedoch nicht nur wiederzugeben, sondern sie kritisch zu hinterfragen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, ist das Thema der Opernskizzen für die Studierenden im ersten Jahr ihres Masterstudiums Oper. Katarina Brenčič, Roxane Choux, Judith Dürr, Kristýna Háblová, Rira Kim, Marek Pavlíček’, Paweł Ślusarz, Réka Szabó, Nino Topadze, Marlena Thiele (Studierende Oper) Selina Brenner, Marco Karrer, Miles Zuberbühler, Nicolas Wolf, Arthur Holliger (Studierende Jazz), Mathias Behrends (Leitung Oper), Tom Arthurs (Leitung Jazz) 19.30 Uhr Volkshaus Biel, Grosser Saal

Typoclub Afterwork Lectures

Halt auf Verlangen

Mi, 5.12.2018 Katharina Reidy: Music was my first love Katharina Reidy arbeitet als freischaffende visuelle Gestalterin in Bern. Ihre Aufträge kommen v.a. aus dem kulturellen Bereich, bisher u.a. von Bad Bonn Kilbi Festival, Festival Belluard, Fri-Art, HKB, Kunsthalle Basel, Kunstmuseum Thun, Schauplatz International. coboi.ch

Die HKB-Konzertserie im Berner GenerationenHaus

Mi, 27.2.2019 Michael Flückiger: while (false){} Michael Flückiger absolvierte den Bachelor Visuelle Kommunikation und den Master Communication Design an der HKB. Zurzeit arbeitet er als freischaffender Gestalter in Zürich und forscht an der HKB. Flückiger befasst sich mit den Schnittstellen von Materialität und Digitalität, von Code, Technik, Grafik und Kunst, seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. michaelflueckiger.ch

Do, 10.1.2019 Studierende der Klassen von Monika Urbaniak (Violine), Matthias Arter und Jaime Gonzalez (Oboe) Jazzspot: Duo Morlusenn (Gitarre/Flöte)

Jeweils 18 Uhr HKB Fellerstrasse, Grosse Aula

Do, 13.12.2018 Kammermusik Excellence Die besten Kammermusikgruppen der HKB sind zu Gast bei Halt auf Verlangen. Die Gewinner*innen des hochschulinternen Wettbewerbs präsentieren kammermusikalische Meisterstücke.

Jeweils 18–19 Uhr Spittelkapelle im Burgerspital begh.ch

ForschungsMittwoch Mi, 16.1.2019 Anti-rassistische Handlungsräume der Kunstvermittlung am Beispiel der documenta 14 Gäste: Gila Kolb & Ayse Gülec Mi, 23.1.2019 Nicht mehr und nicht weniger da sein – der Tod als Grenzfall des Imaginierbaren Gäste: Johanne Mohs, Luzia Hürzeler und weitere Mi, 30.1.2019 Empirisch belegte Gestaltungsempfehlungen für Gesundheitseinrichtungen Gast: Nadine Glasow HKB Fellerstrasse, Auditorium

INFOTAGE Mi, 16.1.2019 Gestaltung und Kunst Konservierung und Restaurierung Contemporary Arts Practice Forschung Weiterbildung Infoveranstaltungen, Führungen durch Ateliers, Werkstätten und Forschungslabors Gestaltung und Kunst Bachelor Fine Arts Bachelor Vermittlung in Kunst und Design Bachelor Visuelle Kommunikation Bachelor Multimedia Production Master Art Education Master Design Konservierung und Restaurierung Bachelor Konservierung Master Conservation-Restoration Y Institut Master Contemporary Arts Practice Ab 9.30 Uhr HKB Fellerstrasse und Schwabstrasse Mi, 20.2.2019 Literatur Bachelor Literarisches Schreiben Master Contemporary Arts Practice, Vertiefung Literarisches Schreiben / Übersetzen HKB Schweizerisches Literaturinstitut Biel Mo–Fr, 25.2.–1.3.2019 Musik und Bewegung (Rhythmik) Mo–Fr, 25.2.–1.3.2019 Bachelor Musik und Bewegung (Rhythmik) Möglichkeit für Studieninteressierte zum Unterrichtsbesuch mit dem 1. Bachelorjahrgang Di–Do, 26.–28.2.2019 Master Musik und Bewegung (Rhythmik) Möglichkeit für Studieninteressierte zum Unterrichtsbesuch mit dem 1. Masterjahrgang

HKB Burg Biel Mo–Mi, 25.–27.2.2019 Jazz Bachelor und Master in Music Performance Music Pedagogy Music Composition Wir öffnen drei Tage lang die Türen und geben Einblick in den Einzel-, Gruppenund Theorieunterricht. Jeweils um 14 Uhr informiert der künstlerische Leiter Tom Arthurs über unser Studienangebot. hkb-jazz.ch 9–16 Uhr HKB Eigerplatz Sa, 8.12.2018 Di, 19.2.2019 PreCollege Bern HKB Zur gezielten Vorbereitung auf die Bachelor-Eignungsprüfung in Klassik, Musik und Bewegung (Rhythmik) sowie Sound Arts bietet die HKB individuell abgestimmte Kurse, wir beraten Sie gerne an zwei Infoanlässen. hkb-musik.ch/precollege Sa, 8.12.2018, 10 Uhr Di, 19.2.2019, 18 Uhr HKB Ostermundigenstrasse Do, 28.2.2019 Bachelor Klassik Der Informationsabend für interessierte angehende Studierende bietet individuelle Beratung durch die Studiengangsleitung. musik@hkb.bfh.ch 16 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13a, Kammermusiksaal

Jeweils 17.30 Uhr hkb.bfh.ch/forschungs-mittwoch

Verzeichnis Veranstaltungsorte

Bernexpo Mingerstrasse 6, 3014 Bern HKB Burg Biel Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne HKB Eigerplatz Eigerplatz 5a, 3007 Bern HKB Fellerstrasse Fellerstrasse 11, 3027 Bern

HKB -ZEITUNG

VERANSTALTUNGSREIHEN

HKB Ostermundigenstrasse Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern HKB Papiermühlestrasse Papiermühlestrasse 13a/d/h, 3014 Bern HKB Schweizerisches Literaturinstitut Biel Rockhall IV, Seevorstadt 99, 2502 Biel/Bienne HKB Zikadenweg Zikadenweg 35, 3006 Bern Kino Lichtspiel Sandrainstrasse 3, 3007 Bern La Prairie Sulgeneckstrasse 7, 3007 Bern ONO Das Kulturlokal Kramgasse 6, 3011 Bern PROGR Speichergasse 4, 3011 Bern Rennweg 26 Biel Rennweg 26, 2504 Biel/Bienne Spittelkapelle im Burgerspital Bahnhofplatz 2, 3011 Bern Südpol Luzern Arsenalstrasse 28, 6010 Kriens Vidmarhallen Könizstrasse 161, 3097 Liebefeld Volkshaus Biel Aarbergstrasse 112, 2502 Biel/Bienne Yehudi Menuhin Forum Helvetiaplatz 6, 3005 Bern

Weiterführende Infos: hkb.bfh.ch / veranstaltungen

NOCH KEIN GRATIS-ABO DER HKB-ZEITUNG? → publikationen@hkb.bfh.ch

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Dez 2018 → Jan 2019

HKB -ZEITUNG

DE Z E MB E R 2018 –  FE B RUAR 201 9

Cantonale Berne Jura

www.cantonale.ch

Öffentliche Ausstellung

digital, real – Teil 2, Malerei: Hanspeter Hofmann / Thomas Werner Kunst & Nachhaltigkeit Vol. 10

5. September 2018 bis 23. März 2019 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7–17 Uhr Mobiliar Direktion, Bundesgasse 35, 3001 Bern Öffentliche Führungen 13.09.18 um 17.30 Uhr, 29.10.18 um 17.30 Uhr, 31.10.18 um 10.30 Uhr, 4.12.18 um 17.30 Uhr und 13.02.19 um 17.30 Uhr

Mehr Informationen mobiliar.ch/kunst mobiliar.ch/kunstsammlung mobiliar.ch/engagement

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Ein HKB-Studiengang stellt sich vor

Michael Harenberg leitet gemeinsam mit Teresa Carrasco den Bachelor-Studiengang Sound Arts.

Während einer ausgedehnten Experimentierphase entdeckte ich gewisse Analogien zwischen der Funktionsweise eines 3-D-Druckers und Kompositionstechniken von Minimalmusik, in der sich gleiche und ähnliche Patterns zueinander verschieben und so komplexe Strukturen kreieren. Dann komponierte ich ein Minimalstück für Gitarren, Bass und Perkussion, das nur mit Polyrhythmen und

Januar zeigen. Was zeichnet für dich das Sound-ArtsStudium an der HKB aus? Wir haben viel Raum, um eigene Schwerpunkte zu setzen und neue Inspirationsquellen zu erschliessen, beispielsweise in Kursen aus dem Studienbereich Jazz. Die vielen Freiheiten machen das Studium aber zugleich auch anspruchsvoll. Insbesondere Anfang

Pablo Chacón (*1996) studiert im dritten Jahr im Bachelor Sound Arts an der HKB und lebt in Zürich. Neben dem Studium ist er in der Zürcher Musikszene als Veranstalter aktiv. Jüngst war er Mitorganisator de Alors-Festivals mit oder mit dem Kollektiv Miras Veranstaltungen in den Zürcher Clubs Kauz, Zukunft und verschiedenen Off-Locations. In diesem Rahmen wird Pablo Chacón am 21. Dezember auch selber mit seinem Projekt Atrice, das er mit einem Freund verfolgt, in der Zukunft performen.

HKB -ZEITUNG

Wie macht man aus Sounds einer Brotback-Performance, einem algorithmischen Klavierstück für einen Selbstspielflügel, einem performenden Rapper und einer interaktiven Video-Klanginstallation eine spannende Veranstaltung? Für unsere Semesterpräsentationen à suivre im BachelorStudiengang Sound Arts ist dies der Normalfall. Stilistisch nach allen Seiten offen, beschäftigen wir uns mit den Gestaltungsmöglichkeiten von Musik im Zusammenhang mit heutigen Technologien. Dazu gehört Musik für Games und Videos ebenso wie für traditionelle Instrumente, Live-Elektronik auf der Konzertbühne und elektronische Musik im Clubkontext, dazu gehören aber etwa auch interaktive Klanginstallationen in verlassenen Bunkern oder, wie im Berner Museum für KommuniPerformance des Kurses Hardwarehacking mit selbst gebauten Instrumenten (Foto: Peter Kraut) kation, zum Themenkomplex Big Data. Die Steuerung des Wasserspiels auf dem Berner Bundes• moderne Interfaces, Controller, Sensoren, Allgemeines • Instrument Plus • Studienort: Bern (Repertoire der Live-Elektronik) Keyboards etc. platz durch auf einem Midiflügel • Nächster Studienbeginn: • Wahlfächer: Musik und Raum – Szenografie, • historische Sammlung analoger und gespielte Kompositionen war Herbstsemester 2019 Hardwarehacking, Arduino-Projekte, früher digitaler Synthesizer, Sampler ebenso ein Projekt von SoundVermittlung, Improvisation, Rhythmusund Studioperipherie • Bewerbungsfrist: 15. März 2019 theorien, Programmiersprachen, Arbeit • Yamaha-Midi-Selbstspielflügel • Unterrichtssprache: Deutsch Arts-Studierenden wie aktuell Schriftliche Arbeiten können auch in mit analogen Synthesizern, Game-Sounddie Beschäftigung mit BioakusEnglisch, Französisch oder Spanisch Design, Szenisches Gestalten, Medientik und Sonochemie, wenn verfasst werden. theorie, Online-Seminare mit anderen europäischen Hochschulen mit Musik in Bezug auf Mücken- • Abschluss: Bachelor of Arts in Sound Arts schwärme und den ReifungsUnterrichtsfächer Infrastruktur Kontakt prozess von Emmentaler Käse • Musikalische Gestaltung (Komposition) • elektronisches Studio für hochwertige Aufmichael.harenberg@hkb.bfh.ch nahmen und Bearbeitungen teresa.carrasco@hkb.bfh.ch • Musik und Bild experimentiert wird. +41 31 848 39 51 • SoundLab zum Experimentieren • Audiotechnik Neben einer musikalischen hkb-soundarts.ch • 70 m2-Multifunktionsraum mit hochwertiger • Geschichte, Analyse und Praxis der Grundausbildung orientieren wir Medienkunst 8-kanaliger Surroundanlage • Musiktheorie, elektronische Gehörbildung, • Unterrichtsräume mit flexibler Beschallung uns in unserem UnterrichtsangeStimme – Ohr – Schrift (mind. 4-Kanal) und Displaytechnik bot an den studentischen Semesterprojekten. Wir haben dafür eine umfangreiche Infrastruktur an Interfaces, Sensoren, LautStudent Pablo Chacón im Gespräch sprechern etc., ein modernes digitales Aufnahmestudio und ein Warum hast du dich für ein Sound-Arts- Verschiebung funktionierte. Als Resultat Studium, als ich diese Freiheiten manchmal SoundLab, das zum Tüfteln ein- Studium an der HKB entschieden? baute ich eine Lampe mit Schirmen, die ich eher ausnutzte als nutzte, hätte ich wohl noch lädt. An den Bachelor Sound Ich war eigentlich schon daran, mich auf mit dem 3-D-Drucker gemacht hatte. Sechs mehr profitieren können. Mit der Zeit merkte ein Jazzstudium als Schlagzeuger vorzuberei- Glühbirnen bildeten die sechs Stimmen und ich aber, was für Möglichkeiten ich hier habe, Arts schliesst ein zweijähriges ten, als ich anfing, mit einem Kollegen elek- Verschiebungen visuell ab, indem sie immer etwa dank der tollen Infrastruktur. Zudem ist Master-Studium in Contemporary tronische Musik zu machen. Weil wir damit dann leuchteten, wenn das Pattern in ihrer Medienkunst ein noch junges Feld, in dem bald musikalische Resultate erzielten, die uns jeweiligen Stimme von vorne begann. noch viel passieren kann und das künftig, so Arts Practice an, das den Fokus Woran arbeitest du im Moment? denke ich, auch noch wichtiger werden wird. noch weiter öffnet und gemeinsam gefielen, verfolgten wir das weiter. Erst wenige Wochen vor Anmeldeschluss erfuhr ich überAn einem Datenvisualisierungsprojekt: Wie geht es nach dem Abschluss nächsten mit Literatur, Fine Arts und haupt vom Studiengang, bewarb mich spon- Datengrundlage sind alle Zahlungen, die ich Sommer für dich weiter? Mein Wunsch ist, erst mal eine Zeitlang Performing Arts die Frage künst- tan und wurde aufgenommen. Mir erschien bisher mit meiner Debitkarte gemacht habe. der BA Sound Arts v.a. als der richtige StudiVisualisiert werden sollen verschiedene Paranur Musik zu machen und eigene Projekte lerischer Autorschaft radikal engang, weil er drei Bereiche kombiniert, in meter, die ich aber noch nicht definiert habe, zu realisieren. Dies im Bewusstsein, dass das ins Zentrum stellt. denen ich mich ohnehin schon bewegte und z.B. Betrag, Restbetrag, Zeitpunkt, Zahlungs- schwierig ist und für viele ein Traum bleibt. die mich interessierten: Er bietet, neben der frequenz, Distanz des Zahlungsorts zu mei- Ich könnte mir aber auch vorstellen, irgendWenn Sie die Vielfalt der elektronischen Musik, nicht nur eine klassi- nem Wohnort. Aktuell bin ich allerdings noch wann etwas ganz Neues zu studieren, InteresSemesterarbeiten einmal selbst sche Musikausbildung, sondern hat auch eine am Programmieren. Die Visualisierungen sen habe ich viele: Industriedesign, Biologie, erleben wollen, kommen Sie gestalterische Komponente. Denn bevor die werde ich dann auch akustisch interpretie- auch Politikwissenschaften, um nur einige zu Musik immer mehr Raum in meinem Leben ren, wobei die akustischen Interpretationen nennen. im Januar zum nächsten à suivre, einnahm, hatte ich bereits viel Zeit mit bild- wiederum das Visuelle modifizieren werden. 2019 erstmals im Rahmen des Die Fragen stellte Raffael von Niederhäusern. nerischem Gestalten verbracht. Ein Algorithmus, der ebenfalls aus den Bankneuen Festivals Playtime des HKBWas war bisher dein interessantestes Projekt? daten stammt, soll das Ganze synchronisieLetztes Jahr setzte ich mich mit 3-D- ren. Die Installation mit voraussichtlich drei Fachbereichs Musik (siehe HKBDruckern und 3-D-Animation auseinander. Beamern und drei Lautsprechern will ich im Agenda auf S. 24/25).

DE Z E MB E R 2018 –  FE B RUAR 201 9

Bachelor of Arts in Sound Arts

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Schaufenster — Arbeiten aus der HKB

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Für seine Master-Thesis in Art Education mit dem Titel Crossings, or: What’s Good Today Gets Better Tomorrow ging Alexandre Cottier vom alltäglichen Zeichnen aus. Aus der kontinuierlich wachsenden Sammlung wählte er schliesslich 384 Zeichnungen aus, die er an der Diplomausstellung des HKB-Fachbereichs Gestaltung und Kunst diesen Sommer in einer kreuzförmigen Installation als eine Art Kaleidoskop ausstellte. Vier davon stehen hier im Schaufenster.


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