HKB Zeitung 1/2017

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HKB-Zeitung

N°1/2017 Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern HKB

März–Mai 2017 4 × jährlich

1. Erzählen Sie uns bitte ein wenig über sich selbst. 2. Warum haben Sie sich bei uns beworben? Thema: Talent, Biss und Demut – Kunst zwischen Bewerbung und Beruf 4 Was braucht’s? Ein Roundtable mit den vier Kunstexpertinnen und -experten Sibylle Birrer, Bernhard Bischoff, Valérie Knoll und Eva-Maria Neidhart 9 Andi Schoon: Die Bewerbungsmappe – ein Essay über die permanente Selbstdarstellung

11 Andreas Vogel: Alte Zöpfe, neue Helden – bildende Künstlerinnen und Künstler zwischen Berufung und Beruf 12 Interview mit Labelmanager Michael Gottfried: «Nichts ersetzt den Liveeindruck»

14 5 Wege vom Kunststudium in den Berufsalltag – Porträts von 5 HKB-Alumni: – Joy Frempong – Studentin des Lebens – Carol Baumgartner – Frau im Sprachfluss – Irène Naef – Salonkultur im urbanen Rahmen – Dennis Schwabenland – Krass direkte Sprache – Peter von Bartheld – Der Groove der Restaurierung

HKB innen – aussen 22 Ausgezeichnet! Interview mit Bundeshaus Künstlerin Annaïk Lou Pitteloud 23 Neu an der HKB / Zu Gast Tintenfrass, Erotik und Geisterhände: die HKB-Highlights im Frühling

24 HKB-Agenda: März–Mai 2017 27 «Lebenslanges Lernen»: Der Weiterbildungsschwerpunkt Musik stellt sich vor 28 Schaufenster – Arbeiten aus der HKB


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3. Aus welchen Gründen liegt Ihnen gerade dieses Projekt am Herzen? 4. Was wissen Sie über unsere Institution?


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THEMA — Zwischen Aufnahmeprüfung und Selbstmarketing: Auf dem Weg zur Profession wird jungen Künstlerinnen und Künstlern einiges abverlangt. Die HKB-Zeitung hat sich gefragt, was denn heutzutage in ein erfolgreiches Bewerbungsdossier gehört? Was wollen und was müssen Kommissionen, Kulturanbieter und Kunsthochschulen hören? Und was sollten sie besser nicht hören von den vielen Gesuchstellern und Studienplatzbewerberinnen? Wie hat sich das Bild des Künstlers, der Künstlerin in der Gesellschaft verändert? Die HKB-Zeitung hat bei Expertinnen und Experten nachgefragt. Und porträtiert fünf aktuelle oder ehemalige HKB-Studierende auf ihrem Weg ins Berufsleben. Christian Pauli Leiter Redaktion HKB-Zeitung

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Fotos oben und Seite 6: Franziska Rothenbühler


Interview: Christian Pauli, Peter Kraut

Frau Neidhart, Sie beurteilen in Ihrem Job die ersten Schritte einer künstlerischen Karriere. Wie ist es, wenn eine Bewerbung nach bestimmten Massstäben formulierte Kriterien nicht erfüllt, offensichtlich aber eine künstlerisch interessante Stimme aus der Bewerbung spricht? NEIDHART Es kommt vor, dass ein künstlerisches Potenzial in einer Bewerberin brodelt, deren instrumentale Leistung aber noch nicht gut genug ist. Das kann verschiedene Gründe haben, vielleicht war die Qualität des Unterrichts ungenügend. Da gilt es, im Dialog herauszufinden, wie jemand in die richtigen Hände geraten kann. Ausschlaggebend sind oft auch Interesse, Motivation, Leidenschaft und schnelle Auffassungsgabe. Mir begegnet aber auch das Gegenteil: Jemand spielt technisch extrem gut, aber das Spiel ist wenig künstlerisch. Auch hier

KNOLL

Was passiert auf dem Weg eines jungen Menschen mit einem künstlerischen Talent zum erfolgreichen Berufskünstler, zur erfolgreichen Berufskünstlerin? Welche Voraussetzungen sind nötig? Welche Hürden gilt es zu überwinden? Drei Kunstexpertinnen und ein Kunstexperte im Gespräch. Die HKB-Zeitung hat Sibylle Birrer, Bernhard Bischoff, Valérie Knoll und Eva-Maria Neidhart befragt. Wir wollen hier über das Kunststudium reden, über Bewerbung und Profilierung von Kunststudierenden – und auf der anderen Seite: über Expertise. Was sind die Voraussetzungen und Erfordernisse, um Künstler/Künstlerin zu werden? Sie sind Experten und Expertinnen der Kunst. Bitte erklären Sie uns Ihre künstlerische Expertise. BISCHOFF Expertise ist vor allem eine Frage der Erfahrung. Expertise ist ein nicht endender Lernprozess, den die Expertin, der Experte selber durchläuft. Je mehr ich gesehen, gehört, gelesen habe, desto klarer kann ich ein Urteil fällen. Am Schluss ist ein Entscheid aber immer subjektiv. BIRRER Die Erfahrung ist das Kernstück der Expertise. Dazu kommen der Wille und die Bereitschaft, aktiv zu lernen und sich Wissen anzueignen. Die Expertin muss kontextualisieren können, sich aber auch immer wieder überraschen lassen wollen. Kurzum, Expertise fusst auf Erfahrung, Neugierde und wachsendem Wissen. KNOLL Expertise klingt ein wenig bürokratisch nach Begutachtung und abschliessender Urteilsfällung. Es geht darum, sich eine Meinung zu bilden, eine Haltung zu entwickeln, die sich aus der Erfahrung des bereits Gesehenen und Erlebten bildet. Gleichzeitig ist mir wichtig, die eigene Wahrnehmung nicht zu verbarrikadieren und Erwartungen auch loslassen zu können, da sie oftmals auf das Vertraute abzielen. NEIDHART Trotz einer notwendigen fachlichen Vertiefung gehört die Neugierde dazu. Es gilt, wach zu bleiben. Was passiert um mich herum? Wer hat Erfolg? Wo gibt es Nischen? Diese Fragen sind wichtig. Um mir ein Bild zu machen, gehe ich an viele Konzerte, höre mich auch an den Hochschulen um, versuche à jour zu bleiben. Künstlerin sein ist keine eindimensionale Geschichte, sondern eher ein Patchwork. Die Frage ist dann, was in diesem Patchwork welche individuelle Bedeutung bekommt.

Am Schluss müsst ihr alle immer wieder ein Urteil fällen. Dabei ist die Urteilsfindung verschieden, je nachdem ob jemand zum Beispiel als Galerist ungebunden als Einzelperson entscheiden kann oder als Vertreterin einer Kunsthochschule andere Kontexte und Personen berücksichtigen muss. Wo stossen Sie mit Ihrer Expertise an Grenzen? BIRRER Die Grenze ist erreicht, wenn ich an das Ende meiner Erfahrung stosse – und das passiert bei guter Kunst automatisch: Innovative Kunst ist immer voraus. Expertinnen und Experten können, so gesehen, nur hinterherhinken. Wichtig ist darum auch die Frage: Für welchen Zweck bewerte und beurteile ich? Jede Jury, jede Expertenrunde muss sich zu Beginn über ihre Aufgabe einigen: Suchen wir das herausragende Nachwuchstalent? Oder geht es darum, Vermittlungsprojekte mit möglichst breitenwirksamem Potenzial zu jurieren? Das Instrumentarium, das Wissen, ist dann wie ein Teig, in den ich das Neue und noch Unbekannte, das ich zu sehen und hören bekomme, hineinknete. BISCHOFF In meinem Job als Kunsthändler kann ich grundsätzlich alleine und selber entscheiden. Trotzdem ist mir bewusst, dass ich meist subjektiv entscheide. Ich habe eine Brille auf, die meinem Kunstverständnis entspricht. Was ich gut finde, fördere

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«Jedes Kulturförderinstrument ist Förderung und Verhinderung zugleich.»

ich – da kann ich noch so neutral sein. So gesehen, ist eigentlich auch jedes Kulturförderinstrument, das wir unterhalten, eben Förderung und Verhinderung zugleich. Darum ist es wichtig, dass sich Jurys und Kommissionen stetig erneuern und heterogen zusammengesetzt sind. Zum Glück ist es nicht mehr wie früher, als die immer gleichen Kommissionen die immer gleiche Kunst förderten. KNOLL Ich nehme durchaus unterschiedliche Perspektiven ein, je nachdem ob ich einen Künstler ausstellen möchte oder in einer Jury über eine künstlerische Praxis urteilen muss. In einer Jury versuche ich auch immer wieder, hinter meine Interessen zurückzutreten. Da spielen Fragen eine

«Manchmal ist etwas richtig gut, wenn es falsch ist.»

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Gibt es objektive Kriterien in der Kunstbeurteilung, die unbedingt gelten müssen? NEIDHART In meiner Arbeit objektive Massstäbe anzusetzen, ist recht schwierig. Oftmals geht es bei meiner Tätigkeit darum, das künstlerische Potenzial eines jungen Menschen einzuschätzen respektive zu fördern. Wie kann sich etwas oder jemand entwickeln? Sind die Voraussetzungen da, dass jemand in Zukunft ein Berufsstudium bewältigen und sich später in der Künstlerwelt profilieren können wird?

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«Talent, Biss, Willen, Leidenschaft – und eine Spur Demut»

Rolle, wann eine Förderung oder Auszeichnung für eine Künstlerin sinnvoll ist oder ob man damit Gefahr läuft, etwas durch Über-Förderung verpuffen zu lassen. Grundsätzlich stosse ich weniger an Grenzen, vielmehr sind die Grenzlinien dehnbar, womit das Ganze komplex und dafür auch nicht langweilig ist.

stellt sich die Frage, ob das künstlerische Potenzial vielleicht noch entwickelt werden könnte. BISCHOFF In der bildenden Kunst sind die Kriterien schwieriger zu bilden. Anders als in der klassischen Musik sind hier Konventionen und Anforderungen längst aufgebrochen. Man muss keinen Akt mehr zeichnen können oder die richtigen Proportionen beherrschen. Heute ist es viel entscheidender, ob ein Werk Spannung erzeugen kann; egal ist aber letztlich die Methode, wie diese Spannung zustande kommt. Leider erlebe ich zu viele Künstlerinnen und Künstler, denen die Spannung fehlt. Was meinen Sie mit Spannung? Ich nenne sie oft auch «das innere Feuer». Dieses innere Feuer muss spürbar sein – erst so erlangt ein Werk Bedeutung. KNOLL Dem, was mich beschäftigt, will ich eine Form geben: Das ist der Drang zur künstlerischen Formgebung und der kann unmöglich mit allgemeingültigen Kriterien erfasst werden. Begriffe wie «Drang» oder «Leidenschaft» oder «inneres Feuer» schrammen hart an verkitschten Vorstellungen vom Künstler-Sein vorbei. Manchmal ist etwas richtig gut, wenn es falsch ist, wenn zufällige, desintegrierte Momente geschaffen werden. Wenn Erwartungen unterlaufen werden, wenn etwas Unvorhergesehenes getan, mit den Regeln gespielt wird und sie aber auch unterlaufen werden. BISCHOFF

In der bildenden Kunst haben sich die formalen Kriterien aufgelöst. Uns nimmt wunder, wie Jurys mit dieser Tatsache umgehen. Die sehr schlechten und die sehr guten Werke lassen sich oft schnell identifizieren. Was aber passiert mit der grossen Masse dazwischen, dem Mittelmass? Gibt es da eine Strategie, um mit dieser Masse umzugehen? KNOLL Bei der Cantonale 2016 haben 400 Künstlerinnen und Künstler eingegeben. Diese Sichtung kann nur formalisiert bewältigt werden. Das beginnt mit einem Formular, das alle einreichen müssen. Da gibt es auch viele Eingaben, die mich langweilen. Was als langweilig und Mittelmass empfunden wird, ist allerdings auch völlig unterschiedlich. Heute gibt es die Tendenz, dass Künstlerinnen und Künstler gefördert werden, die gesellschaftliche Erwartungen an Relevanz und Nützlichkeitsdenken unbewusst bedienen und mit einer geschulten Versprachlichung aufwarten. Aber ist das interessant? Der Mut zum Risiko wird belohnt? KNOLL Wenn eine oder einer etwas riskiert, was auch immer das heissen mag, kann mich das durchaus anziehen. Aber Risikobereitschaft ist in der neoliberalen Gesellschaft ja auch schon wieder eine konventionelle Erwartungshaltung. Die Herausforderung, sich bemerkbar zu machen, ist grösser geworden: gesehen zu werden, ohne brüllen zu müssen. Wie schlägt sich das heutige Überangebot an respektive die grössere Sichtbarkeit von Kunst bei Künstlerinnen und Künstlern nieder? Ist der Druck auf den Einzelnen und die Einzelne gestiegen, wenn er oder sie überhaupt wahrgenommen werden will?

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Das ist ein heikles Thema. Darum schicke ich gerne meinen Freund Gerhard Johann Lischka vor, der einmal sagte: «Die Kunstausbildung ist eine Grundausbildung, die hilft, die Welt neu zu sehen.» Sie sollte daher keine eigentliche Berufsausbildung mehr sein. Mir kommen die Kunsthochschulen manchmal vor wie ein Rohr, aus dem unentwegt tolles Humanpotenzial fliesst. Jedes Jahr kommen unzählige Absolventinnen und Absolventen hinten raus, die alle als diplomierte Künstlerinnen und Künstler wahrgenommen werden wollen. Aber es sind einfach viel zu viele geworden, denen vielleicht das innere Feuer fehlt. Ich glaube auch nicht, dass ihnen das Internet hilft. Im internationalen Kunstmarkt dominieren die immer gleichen Namen. Documenta, Biennale, alles ist austauschbar geworden, quasi ein Einheitsbrei. Die Frage ist: Wie erkennen wir in dieser Masse jene Kunststudierenden, die den Weg bis zum bitteren Ende gehen? Ich möchte der HKB und anderen Schulen ein Kränzchen winden: Die Ausbildung wird immer besser, die jungen Künstlerinnen und Künstler haben immer bessere Strategien, die Dossiers sind zum Teil überwältigend. Dadurch wird aber die Bewertung immer schwieriger. Ich bin glücklich, dass ich in meiner Galerie einfach selber entscheiden kann, aus dem Bauch heraus. KNOLL Überproduktion gibt es in allen möglichen gesellschaftlichen Bereichen, nicht nur in der Kunst. Trotzdem will ich mich nicht kulturpessimistisch beklagen, denn mehr Kunst ist mir lieber als weniger. Es war auch schon immer so, dass aus der schieren Masse nur einige wenige Künstlerinnen und Künstler wahrgenommen werden. Wie viele Künstler, die in den 1980er- und 1990er-Jahren relevant waren und herumgereicht wurden, sind heute in der Versenkung verschwunden oder GalerieKünstler geworden, die ihren Sammlerstamm haben, aber keine interessanten Ausstellungen mehr machen? Sichtbarkeit zu erlangen und zu bewahren, ist ein komplexer Vorgang, der auch sozial bedingt ist. An welchen Orten stelle ich aus, was ist mein Umfeld?

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BISCHOFF

Ich höre einen Vorwurf heraus: zu viel Selfmarketing. Aber seht ihr das alles auch so kritisch? BIRRER Als ich Germanistik studierte, wusste ich: Das ist kein Beruf. Im Gegenteil: Nach dem Studium braucht es Jahre, um das Wissen und die Möglichkeit zur Reflexionsfähigkeit zu entwickeln. Ich musste mir einen Beruf suchen, der mit meiner Ausbildung korrespondiert. Heute beobachte ich die Tendenz, dass die Professionalisierung der Ausbildung ein Unternehmertum für Kunst suggeriert

BIRRER

«Das Kunststudium ist keine Ausbildung, sondern eine Bildung.»

hat. Dieser Anspruch ist in vielen Dossiers und Bewerbungen spürbar, die ich zu Gesicht bekomme. Von jungen Künstlerinnen und Künstlern wird heute ein Kulturunternehmertum verlangt – angesichts der vielen Mitbewerberinnen und -bewerber erzeugt das einen permanenten Druck. NEIDHART Die Musikausbildung hat sich in den letzten 10, 20 Jahren enorm verändert. Wir bilden heute Musikerinnen und Musiker viel stärker auf ihre Individualität hin aus. Individuelle Stärken werden besonders gefördert. Gerade das Bologna-System erlaubt eine spezifischere Planung des Studiums. Es gibt mehr Möglichkeiten als früher, das Aussergewöhnliche von jungen Musikerinnen und Musikern zu stärken. Ich finde, wenn ich das so sagen darf, wir machen das doch gar nicht so schlecht. BISCHOFF Es gibt grosse Unterschiede zwischen den Sparten. Als klassisch ausgebildete Musikerin hast du ganz klare Ansprüche: Es muss jede Probe bezahlt werden, nichts geht gratis. In der bildenden Kunst regiert immer noch die Ausbeutung der Künstlerschaft. An der Weihnachtsausstellung teilzunehmen, ist eine Ehre, die Vorbereitung dazu hat gratis zu erfolgen.

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NEIDHART

«Damit etwas einschlägt, braucht es einen Funken Glück.»

Für all die freischaffenden Musikerinnen und Musiker, die ihre Tourneen selber organisieren, gilt das Gleiche. Am Schluss bleibt da nicht viel ... Und für das Üben wird auch niemand bezahlt. BIRRER Da gilt es aus Sicht der Kulturförderung zu unterscheiden: Geld verdienen oder Fördermittel akquirieren kann man vor allem mit Auftritten, mit der Performance. Neben Musik, Tanz und Theater hat sich jüngst auch die Literatur stark in diese Richtung entwickelt. Performative Literaten können sich mit Auftritten den Lebensunterhalt verdienen, für das Schreiben von Texten werden sie aber kaum jemals bezahlt. Umso schwieriger ist es für die bildenden Künstlerinnen: Auch ihr Schaffensprozess ist nicht finanziert. Und Geld gibt es höchstens für das fertige Produkt, das Werk – wenn es denn eine Käuferin oder einen Käufer findet. KNOLL Das Trimmen auf Unternehmertum ist allgegenwärtig. Eine Kunsthochschule sollte die Realität ausserhalb ihrer Mauern sicher nicht ausblenden. Da ist ja auch ein ziemliches Haifischbecken. Aber ich finde schon, dass die Kunsthochschule auch eine Art Schutzraum bieten darf und die Künstlerinnen und Künstler nicht in erster Linie zu Unternehmerinnen und Unternehmern werden lassen soll. Wichtig ist, dass die Studierenden sich viele Ausstellungen anschauen, Filme gucken, Bücher lesen, aufsaugen und viel im Atelier, oder wo auch immer ihre Arbeit entsteht, arbeiten. NEIDHART

Ein Funken Glück – der Ausdruck gefällt mir. Kunst hat ja auch mit Magie zu tun ... Kommen wir zum Schluss des Gesprächs. Ich möchte Sie fragen: Was muss ein junger Mensch mitbringen, der sich beruflich mit Kunst beschäftigen will? NEIDHART Talent, Biss, Willen, Leidenschaft – und eine Spur Demut. BIRRER Demut ist ein guter, altmodischer Begriff, den ich für sehr treffend halte. Ich könnte auch neumodisch sagen: Frustrationstoleranz. Das erwähnte Glück hat eben auch etwas Zufälliges – damit muss man sich arrangieren können. Entscheidend ist der Durchhaltewillen. KNOLL Es sollte sich nicht danach anfühlen, dass man einen Beruf sucht, sondern es sollte sich eher wie eine Berufung bemerkbar machen, auch wenn das etwas altmodisch klingt. Das existenzielle Gefühl, dass es beim künstlerischen Tun um alles geht, gleichzeitig aber auch die Fähigkeit, einen Schritt zurückzutreten. Demut anstelle von Selbstgefälligkeit ist gut, auch Neugierde, Respekt vor der Arbeit der anderen. Aber auch eine Lust am Spiel scheint mir wesentlich. BISCHOFF Geduld und Gelassenheit. Bei vielen Künstlerinnen und Künstlern, die mir begegnen, denke ich manchmal, sie müssten sich nicht dauernd messen mit denen, die auf dem Sockel stehen, die es geschafft haben. So gehören für mich auch der Mut und die Freiheit dazu, sich von der grossen Kunstkarriere verabschieden zu können. Die Einsicht, dass es nicht reicht für das grosse Ding, kann befreiend sein. Für den Abschluss dieses Gesprächs tönt das jetzt ein bisschen negativ, die Frage aber ist in der Tat interessant und soll hier in die Runde der Expertinnen und Experten gehen: Wie macht ihr das, wenn ihr Nein sagen müsst, jemanden aus dem Programm kippen, die Unterstützung versagen? KNOLL Diese Aufgabe sollte eine Kunsthochschule auch erfüllen. Es muss klargemacht werden: Es gibt keine Gewissheit, auch wenn jemand ein Diplom in der Tasche hat. Und manchmal können sich schon an der Kunsthochschule andere Wege als die künstlerische Laufbahn als Möglichkeit herauskristallisieren. Manche Künstlerinnen und Künstler sind wahnsinnig gute Lehrerinnen, Vermittler, das ist auch ein Weg. BISCHOFF Es ist wichtig, dass wir immer wieder darauf hinweisen, dass es viele Wege gibt. Welches Land hat schon eine Pianistin als Regierungsmitglied? Kunsthochschulen sollten ihren Studierenden Mut machen: Vielleicht ist es gar nicht die Kunst, die dich durch dein Berufsleben führen wird. Dafür kannst du die Sicht der Kunst und der Kunstschaffenden positiv und kritisch in ein anderes Berufsfeld einbringen. BIRRER … Und damit sind wir wieder bei der Feststellung: Das Kunststudium ist keine Ausbildung, sondern eine Bildung.

Geraten junge Kunstschaffende unter dem Strich in einen Widerspruch zwischen der individualisierten Ausbildung, die sie genossen haben, und der Konformität des Marktes, der einen andauernden Kampf um Aufmerksamkeit einfordert? BISCHOFF Die Grundlage ist immer: Du musst gut sein. Du musst ein Potenzial mitbringen, denn ohne diese Grundvoraussetzung geht es nicht. Dann aber kommt der entscheidende Moment: Du musst entdeckt werden. Eine Mäzenin, ein Kritiker, eine Institution, jemand, der dich fördert und unterstützt, der dich sichtbar macht. Künstlerinnenkarrieren sind zwar oft sehr verschlungene Pfade, können aber schon auch gezielt lanciert werden. Wenn dich einer wie Hans Ulrich Obrist empfiehlt, schauen meistens alle hin. So prominent lanciert zu werden, ist das eine. Was passiert aber mit der grossen Masse, die nie solche Unterstützung erfährt? KNOLL Es gibt nicht nur ein Kunstfeld, vielmehr ist das Kunstfeld segmentiert. Es gibt viele Kunstmärkte, zig Subfelder, die in sich gut funktionieren, aber nur lokal oder regional wahrgenommen werden. Der Kunstmarkt ist zwar komplexer geworden, war aber immer schon hart umkämpft. BIRRER In vielen Sparten sind die Kritikerinstanzen, wie es Hans Ulrich Obrist ist, abhandengekommen. In der Literatur gab es vor 20, 30 Jahren ein paar wenige Figuren, welche die Deutungshoheit hatten und über Karrieren entschieden. Das gibt es heute nicht mehr. Die persönliche Begegnung, das Gegenüber, das einen begleitet, stützt und bekannt macht, ist also immer noch entscheidend – eine ganz andere Strategie als das aalglatte Bewerbungsdossier ... KNOLL Dem ist so. In der bildenden Kunst sind Künstlerkollegen auch sehr entscheidend; es gibt Kreise, die stützen sich gegenseitig und verhelfen einander zu Sichtbarkeit. NEIDHART Es gibt in einer Künstlerinnenlaufbahn viele Beurteilungen. Damit etwas aber effektiv einschlägt, braucht es auch einen Funken Glück. Kommt dazu: Was ist überhaupt Erfolg? Es gibt nicht nur die Spitze, es gibt auch ein erfolgreiches Berufsleben, das sich ausserhalb der grossen Weltbühnen abspielt.

1 Valérie Knoll ist Direktorin der Kunsthalle Bern, Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin. 2 Sibylle Birrer ist Leiterin der Abteilung Kulturförderung im Amt für Kultur des Kantons Bern, Germanistin und Historikerin. 3 Eva-Maria Neidhart ist Leiterin des PreCollege im Fachbereich Musik an der HKB und Pianistin. 4 Bernhard Bischoff ist Kunsthändler, Galerist und Kurator.


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5. Warum denken Sie, die richtige Besetzung für dieses Projekt zu sein? 6. Was möchten Sie in drei (fünf oder zehn) Jahren erreicht haben?


In der Bewerbungsmappe erfinden wir eine Figur. Sie ist der Gegenstand unserer Bewunderung – und wir sind ihr dürftiger Doppelgänger.

Mehr denn je sind Kunstschaffende aller Sparten dieser Tage damit befasst, Bilder ihrer selbst zu entwickeln, sprichwörtliche images. Ich möchte sie hier nicht als emphatische Künstlerindividuen betrachten, sondern als Vertreterinnen und Vertreter der «creative class» (Richard Florida). Die kreative Klasse bewegt sich in einem kompetitiven Umfeld. Mit jedem Jahrgang bringen die Hochschulen mehr Absolventinnen und Absolventen auf den Markt, als dieser verträgt: Gut qualifizierte Künstlerinnen, Designer, Musikerinnen und Schauspieler konkurrieren mit zahlreichen Autodidaktinnen um stets zu knappe Gelder aus öffentlicher Hand und Privatwirtschaft. Die meisten Anwärter sind sich dieser anspruchsvollen Lage bewusst und arbeiten schon in jungen Jahren zielstrebig auf einen bestimmten Punkt hin, sei es die Vertretung durch eine namhafte Galerie oder der Posten in einem Theaterensemble, einem Orchester, einer Agentur. Weil aber die Zahl langfristiger Anstellungen im Kulturbereich stetig abnimmt, gilt es, sich auf eine dauerhafte Arbeit im freischaffenden Bereich und eine fortwährende Bewerbungssituation einzurichten. Die permanente Selbstdarstellung gehört mit zum gewählten Berufsbild. Der erste Ort dieser Selbstdarstellung ist die Bewerbungsmappe, die je nach Kunstsparte in unterschiedlicher Form auftritt: als klassisches Portfolio im Ledereinband, als bescheidener Pappschuber oder auch als persönliche Website. In der fortwährenden Konkurrenz um einen Platz in der kreativen Klasse ist die Mappe eine Kapitalform, eine Währung und ein Spieleinsatz. Was aber geht in der Mappe vor sich? Die Mappe ist der Ort eines Figurenentwurfs. Sie stellt die absichtsvolle Verdichtung eigener Möglichkeiten dar. Sie überspitzt und pointiert das, was wir bisher geleistet haben. Sie wählt und lässt aus. Sie erzählt in der Regel ein bruchloses Kontinuum logisch aufeinander folgender Ereignisse. Sie entwirft einen in sich geschlossenen Horizont. Sie erzeugt Unverwechselbarkeit. Die in der Mappe beschriebene Figur gibt es nicht, denn sie ist über weite Strecken eine Behauptung. Doch das professionelle Leben soll sie zu einem Menschen aus Fleisch und Blut erwecken. Zugleich entspringt die in

der Mappe entworfene Figur nicht ausschliesslich der eigenen Wunschproduktion, da sie wesenhaft auf eine Bewerbungssituation hin ausgerichtet ist. Die Figur ist ein Vorbild und eine Ware. Bewerbung findet in der kreativen Klasse nicht ausschliesslich in explizit dafür vorgesehenen Situationen, sondern vornehmlich in der alltäglichen Kommunikation statt. Ebenso wichtig wie das offizielle Vorstellungsgespräch ist der informelle Austausch im Rahmen gesellschaftlicher Anlässe wie Vernissagen und Vortragspausen. Die Mappe bleibt in solchen Momenten unsichtbar, doch sie ist immer mit dabei, als zwanglos eingebrachte Erzählung des eigenen Lebens. Jedes Tresengespräch kann schlagartig zu mehr oder weniger subtiler Reklame in eigener Sache ausarten, wenn die vage Möglichkeit einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit der beteiligten Personen aufscheint. Der Kostümbildner umschwirrt die Regisseurin, der freie Autor die Verlagsleiterin oder zumindest deren Assistenten. Man findet sich abseits der Büros und ihrer Öffnungszeiten. Höchstleistungen in Eigenverantwortung Der Grund für die Ausweitung der Bewerbungszone ist in einem Wandel der Arbeitsformen zu finden, den der Philosoph Gilles Deleuze beschrieben hat. Er konstatiert über das 20. Jahrhundert einen schleichenden Übergang von der Disziplinar- in die Kontrollgesellschaft, mithin von der industriellen Warenproduktion zum immateriellen Dienstleistungsgewerbe. Letzteres ist auch das Metier der kreativen Klasse. Es hat einen Berufsalltag mit freiheitlichem Antlitz hervorgebracht: Während die Arbeit in der fordistischen Fabrik durch äussere Repression überwacht wurde, durch Stechuhr und ermahnende Vorarbeiter, beruht die postfordistische Arbeit auf Selbstkontrolle. Vermeintlich flachere Hierarchien bringen das kreative Individuum dazu, Höchstleistungen in Eigenverantwortung abzuliefern. Die Arbeit wirkt dabei weniger beschwerlich als die in der Warenproduktion. Kulturarbeiterinnen brauchen Denkpausen, sie sitzen mit Laptops an öffentlichen Orten, sie besprechen sich und trinken Kaffee miteinander. Was sie im Gegenzug nicht kennen, ist der Feierabend. Keine Werkssirene ruft die kreative Klasse zur Zerstreuung abseits des Tagewerks. Stattdessen schreibt sie weiter Mails, empfängt Anrufe und notiert sich ihre Ideen. Schliesslich führt ihr Weg an Kulturorte, wo sie die Nacht damit verbringt, sich und ihre idealisierten Figurenentwürfe zu Markte zu tragen. Das optimierte Ich überschattet das unmittelbare Erleben und Tun, den Ausdruck und die Begegnung. Die Freizeit wird zum Schlachtfeld. Die kreative Klasse ist privilegiert. Ihre Vertreterinnen und Vertreter entstammen zum Grossteil der bürgerlichen Mittelschicht, sie verfügen über eine hohe Bildung, sie sind flexibel und anpassungsfähig. Ihre Privilegien zeigen sich nicht immer konkret materiell, aber doch in Form symbolischen Kapitals, etwa der Wahlmöglichkeit in Fragen des eigenen Lebenswegs. Kaum ein Mitglied der kreativen

Klasse ergreift seinen Beruf aus moralischer Verpflichtung gegenüber dem Elternhaus oder aus finanziellen Erwägungen heraus. Was dieser sozialen Gruppe droht, ist nicht der Hungertod, sondern das Scheitern des Selbstbilds. Was dann bleibt, ist ein anders gestaltetes Ich. Die erzählte Biografie lässt sich unter Einbezug aktueller Entwicklungen nachjustieren. Sowieso wird die Mappe je nach Bewerbungsziel umgearbeitet. Die gleiche Person bewirbt sich an einem Staatstheater anders als bei einer freien Regisseurin, in einer kleinen Galerie anders als bei der alteingesessenen Stiftung. Notwendig ergibt sich dabei eine Kluft zwischen Wesen und Erscheinung, mit der Gefahr, dass das Individuum im Schatten der Figur verschwindet. Vor allem aber steckt hinter der Annahme der Formbarkeit der eigenen Biografie ein Begriff von souveräner Autorschaft, der auf das 18. Jahrhundert zurückgeht. Markt verlangt die grosse Erzählung Die besondere Schwierigkeit der heutigen Situation liegt darin, dass diese Traditionslinie unterbrochen zu sein scheint. Die postmoderne Philosophie geht seit den 1960er-Jahren davon aus, dass die grossen Erzählungen, auf deren Grundlage sich das Individuum als geschlossen begreifen kann, zu einem Ende gekommen sind. Neben der Allmacht der Vernunft haben auch andere Angebote, die Welt aus einer einzelnen Ursache heraus zu begründen, ihre Glaubwürdigkeit für viele Menschen verloren, seien es Religionen, politische Systeme oder die Klassenzugehörigkeit. Diese Annahme ist nach wie vor einleuchtend, weil sie unserer alltäglichen Erfahrung entspricht: Wir nehmen die Welt als zersplittert wahr, als ein Überangebot ohne roten Faden. Wo aber die übergeordnete Narration fehlt, ist auch die Authentizität der Einzelbiografie gefährdet. Sie ist zwangsläufig in sich zerrissen. Den Markt kümmert das nicht. Er verlangt weiter nach Originalität, nach schlüssiger Dramaturgie, logischer Wendung und dem fest ins Auge gefassten Ziel. In der Mappe bekommen Geldgeber aller Couleur genau solche Geschichten erzählt. Geschichten, die nur fingiert sein können.

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von Andi Schoon

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Permanente Selbstdarstellung

→ Dieser Text stammt aus dem Essay sujet imaginaire, der 2014 bei Matthes & Seitz erschienen ist, und ist für die Publikation in der HKB-Zeitung überarbeitet worden.

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7. Schildern Sie uns in drei Sätzen Ihr Projekt. 8. Was stört Sie am meisten an anderen Menschen und wie gehen Sie damit um?


von Andreas Vogel

Früher wurde nur Künstler oder Künstlerin, für wen es auch wirtschaftliche Verwendung gab. Das Künstlerbild seit der frühen Neuzeit, das freie Künstlertum der Moderne und die Selbstverwirklichung des Individuums haben Grundlagen für alternative Berufskarrieren verfügbar gemacht. Ein historischer Essay über das Bild der Künstlerin, des Künstlers in der Gesellschaft. «Ich wollte Künstler werden: Ich träumte davon, in der Zeitung zu stehen, von vielen Ausstellungen, und natürlich wollte ich etwas ‹Neues› in der Kunst machen. Mein Leitfaden war der Egoismus.» Ironischer Schalk, aber auch eine nicht zu unterschätzende Portion entwaffnende Ehrlichkeit hielten sich die Waage, als der noch junge Maler Jörg I­ mmendorff diese Aussage 1972 in einem plakativen Bild malte, das ihn samt Text im Mond- und Kerzenlicht eines kargen Dachateliers zeigt. Immendorff kokettierte hier ganz bewusst mit dem klischierten Bild des Künstlers, der er längst mit bereits einigem Erfolg und nach einer bewegten Ausbildungszeit an der Kunstakademie Düsseldorf (u.a. in der Klasse von Josef Beuys) war. Den wohl schönsten Aufnahmeprozess in eine künstlerische Ausbildung, notabene mit steinernem Portfolio, schildert Giorgio Vasari (1511–1574), Florentiner Architekt und einer der ersten Kunsthistoriker überhaupt, in seinen 1550 erstmals erschienenen Lebensläufen (Le Vite de’ più eccellenti architetti, pittori, et scultori italiani, da Cimabue infino a’ tempi nostri). Im dritten, dem Werk und Leben Giottos gewidmeten Kapitel beschreibt Vasari dessen etwas überraschenden Eintritt in die Kunstausbildung: «Als er [Giotto] 10 Jahre alt wurde, gab ihm [sein Vater] ­Bondone einige Schafe zu hüten, die er täglich in der Umgegend des Dorfes auf die Weide führte, und weil ihn eine Neigung zur Zeichenkunst trieb, vergnügte er sich ständig damit, auf Steinen, auf der Erde oder im Sand Dinge nach der Natur oder aus seiner Phantasie zu malen. So kam es, dass Cimabue aus Florenz, der in irgendwelchen Geschäften unterwegs war, in der Nähe von Vespignano auf den kleinen Hirtenjungen stiess, der sich,

während seine Schafe grasten, eine saubere, glatte Steinplatte ausgesucht hatte und darauf mit einem spitzen Stein ein Schaf nach dem Leben zeichnete, was ihn einzig sein natürlicher Instinkt gelehrt hatte. Cimabue blieb verwundert stehen und fragte ihn schliesslich, ob er mit ihm kommen und bei ihm lernen wolle, worauf der Knabe antwortete, wenn sein Vater es zufrieden sei, so wünsche er sich nichts Besseres. Da ­Cimabue dem ­Bondone mit grosser Eindringlichkeit zuredete, ihm den Knaben zu überlassen, willigte dieser gerne ein, und Giotto zog mit nach Florenz, wo er […] in kurzer Zeit die Kunst seines Meisters erlernte […].» (Nach Giorgio Vasari, Lebensläufe, Zürich 1974, S. 42). Zwischen Genie und Tradition Wir befinden uns hier im ausgehenden 13. Jahrhundert und mit Giottos Ausbildungsantritt darf nicht weniger als der Beginn der Neuzeit in Verbindung gebracht werden, zählt Giotto doch als die für die italienische Renaissance entscheidend wegbereitende Künstlerpersönlichkeit. Nicht verwundern wird, dass Giotto nach Eintritt in die Werkstatt seines Entdeckers und Mentors Cimabue diesen bald schon übertraf, er sich mit bedeutenden Aufträgen etwa des Papstes oder des Königs von Neapel seinen gewichtigen Platz in der abendländischen Kunstgeschichte sicherte und sich als früher Vertreter des Typus des Hofkünstlers etablierte. Wir alle wissen, dass die Geschichte der bildenden Kunst, ergo auch derer, die aus heutiger Sicht als Künstler arbeiteten, viel weiter zurückreicht. Aber vorliegend interessiert das nicht. Denn es ist just der oben als Autor figurierende Giorgio Vasari, der unser Bild des Künstlers bis heute nachhaltig geprägt hat, indem er in den Lebensläufen den Mythos des Künstlers als eines modernen Heroen in die Welt setzt und dabei überschwänglich nicht nur die geistigen und manuellen Fähigkeiten des Menschen in der Figur des Künstlergenies aufs Vollkommenste verwirklicht sieht, sondern der Idee des divino artista, des göttlichen Künstlers, anstelle des über Jahrhunderte namenlosen Handwerkers den Weg ebnet.

Die Akademien Auch wenn der traditionelle Ausbildungsweg noch lange bedeutend blieb, ist es kein Zufall, dass just mit der Entwicklung eines autonomen Künstlerbewusstseins in der Zeit der Renaissance offizielle staatliche Akademien entstanden, deren erste in Florenz: Die Accademia del Disegno, die 1563 unter der Ägide des Herzogs Cosimo I. de’ Medici eingerichtet wurde, war in der Tat ohne Vorläufer, auch wenn adlige Mäzene schon im späten 15. Jahrhundert in sogenannten Gartenakademien (etwa in ­Florenz oder Bologna), ohne jede institutionelle Ordnung Künstlern frühe Möglichkeiten boten, untereinander ihre Arbeit zu diskutieren und Lehrgespräche zu führen. Aufgenommen wurde in Florenz, wer bereits einige Anerkennung als Künstler erlangt hatte – von einem Studium im Sinne einer Grundausbildung darf also nicht die Rede sein, und das alte, vorakademische Modell hatte noch längst nicht ausgedient. Gleichwohl leitet sich von dieser Florentiner Pioniereinrichtung die spätere, allgemeingültige Bedeutung von Akademien als künstlerische Ausbildungsstätten ab und damit die Tatsache, dass den Künsten ein ganz eigener Schultypus vorbehalten ist. Dass die Akademien, die eine derart wichtige Wendemarke auf dem Weg zu einer modernen Kunstausbildung darstellen, später ausgerechnet zum Feindbild vieler Kunstschaffender wurden, ist Ironie der Geschichte. Der Begriff Akademismus (und mit ihm der Typus des akademischen Künstlers) erhält schon bald seine negative Konnotation. Ins-

«Mit der Entwicklung eines autonomen Künstlerbewusstseins entstanden in der Renaissance offizielle staatliche Akademien.» besondere im ausgehenden 18. und dann über das ganze 19. Jahrhundert hinweg ist die zunehmende Wahrnehmung der Akademien als von fortschrittsfeindlichen Traditionalisten geführte, angestaubte dogmatische Bollwerke nicht mehr zu überhören. Ein unvermeidbarer Konflikt, denn erst in dieser Zeit geniesst der in der Renaissance angelegte Typus der autonomen Künstlerpersönlichkeit allgemeine (auch bürgerliche) Anerkennung und agiert nun zunehmend auch aus diesem Selbstverständnis heraus. Der Künstler befreit sich immer mehr aus dem Auftragskorsett des Hofes (fast so als spüre er sehr früh, dass es bald keine Höfe mehr geben würde), behauptet sich, schafft Freiräume, arbeitet unter teilweise üblen Bedingungen an der selbstbewussten Konzeption des «freien» Künstlers, wenigstens aber der freien Kunst. L’art pour l’art steht schon bald am Klingelschild sowohl der Moderne als auch des Künstlerbohémiens. Es entfaltet sich in Abgrenzung zu früheren, in der Litera-

Kein Beruf? Das liegt womöglich auch daran, dass man Künstlern und Künstlerinnen lange keinen wirklichen Berufsstand zugestehen wollte. Obwohl es in der Schweiz mit der Genfer Ecole des Beaux Arts bereits 1748 eine Kunstakademie gab und seit der zweiten Hälfte der 1870er-Jahre in Luzern und Zürich erste Kunstgewerbeschulen, wurden just in Zürich erste Versuche einer Kunstausbildung im moderneren Sinne zunächst 1956 und dann 1970 mit u.a. der Begründung abgebrochen, dass es sich nicht um eine eigentliche Berufsausbildung handle und «wir es nicht verantworten können, junge Menschen zu Künstlern zu bilden, bevor sie nicht die solide Grundlage eines Berufes haben», so stellvertretend der seinerzeitige Direktor der Kunstgewerbeschule Zürich Hans Fischli zum Ende der Klasse für freie und ­angewandte Kunst im Jahr 1956. Dass Kunst kein Beruf sei, ist eines der Missverständnisse, die bis heute allzu oft anzutreffen sind. In Deutschland regelt Paragraph 2 des Gesetzes über die Sozialversicherung der selbstständigen Künstler und Publizisten klipp und klar: «Künstler im Sinne des Gesetzes ist, wer Musik, darstellende oder bildende Kunst schafft, ausübt oder lehrt.» Kein Wunder also, gibt es in Deutschland so richtig viele Künstlerinnen und Künstler (laut Berliner Maecenata Institut deren 130 000!), auch wenn viele von ihnen nicht vom Werkverkauf oder von Aufträgen leben können. Tiefere Zahlen liefert die Künstlersozialkasse (KSK), bei der über alle Sparten hinweg fast 64 000 Künstlerinnen und Künstler versichert sind und laut deren Statistik 2016 das durchschnittliche, aus künstlerischer Tätigkeit erwirtschaftete Jahreseinkommen bei Männern 18 121 Euro, bei Frauen lediglich 13 268 Euro betrug. Ganz nebenbei: Just die KSK gilt als eine der ganz revolutionären Fördermassnahmen im 20. Jahrhundert. Sie war die politische Reaktion auf den Wunsch des Deutschen Bundestags Anfang der 1970er Jahre – genau in der Zeit des eingangs erwähnten Immendorff-Bilds –, ein gegenwartsrelevantes Bild vom Leben als Künstlerin oder Künstler zu erhalten. So ging der Gründung der Künstlersozialkasse der im Herbst 1974 von Karla Fohrbeck und Andreas J. Wiesand im Auftrag des Bundes vorgelegte Künstler-Report voraus, der nach einer gross angelegten Befragung Zehntausender von Kunstschaffenden ein ernüchterndes Bild von deren Lebens- und Arbeitsbedingungen zeichnete: «Arbeits- und Lebensbedingungen der freischaffenden wie auch der angestellten Künstler haben kaum mehr etwas mit dem herkömmlichen Bild vom ‹freien Beruf› gemein.» Gerade einmal 10 Prozent der bildenden Künstlerinnen und Künstler konnten als Selbstständige seinerzeit ein vernünftiges Einkommen allein durch die Kunst ausweisen. Schon damals stand es mit einigen Bedingungen nicht zum Besten – Bedingungen, die auch heute noch anzuprangern sind. →

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tur beschriebenen Typen das, was bei Oskar Bätschmann 1997 titelgebend unter dem Terminus Ausstellungskünstler beschrieben wird. Und obwohl dessen Auslegeordnung noch im 18. Jahrhundert Schwung holt, weist schon der Untertitel Kult und Karriere im modernen Kunstsystem ganz weit in unsere Zeit, in der wir mit zwei Riesenschritten gelandet sind: von Vasaris Genieverklärung in der frühen Neuzeit über die künstlerische Selbstdefinition als unabhängiger Künstler an der Wende vom Absolutismus zur bürgerlichen Gesellschaft bis in die Gegenwart. In dieser Gegenwart ist die Kunst nicht mehr für das Erschaffen von Welten zuständig, ist nicht mehr Gegenwelt, sondern schlicht in der Welt – und womöglich deshalb angreifbarer als in anderen Zeiten. Denn so ernüchternd das ist: Das landläufige Bild des Künstlers oder der Künstlerin ist eines, das sich noch immer aus dem der frühen Neuzeit und dem des 19. Jahrhunderts zusammensetzt und prägend bis in unsere Zeit wirkt. Wie absurd das ist, können wir uns leicht vor Augen führen, indem wir einen x-beliebigen Beruf zum Vergleich nehmen und unser historisches mit unserem aktuellen Bild von dessen Stand vergleichen. Das allgemein gängige Bild so ziemlich jedes Berufs dürfte sich weiter von dessen früheren Ausprägungen und Charakteristika entfernt haben als die Vorstellung vom bildenden Künstler, dessen zugedachtes Rollenbild nach wie vor irgendwo zwischen Genie und Bohémien oszillieren dürfte.

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Alte Zöpfe, neue Helden – bildende Künstlerinnen und Künstler zwischen Berufung und Beruf

Als Künstler wurde man nun also schlicht geboren, und Genie und Ausbildung standen mindestens gleichberechtigt nebeneinander. Nicht zuletzt deshalb spielt das sogenannte Talent bis heute in den Künsten eine nicht totzukriegende Rolle. Der erwähnte Cimabue stand stellvertretend noch für ein lange praktiziertes mittelalterliches Modell, wonach der Künstler als im weitesten Sinne Handwerker Aufträge entgegennahm und ausführte. Die Einbettung in einen geregelten Wirtschaftskreislauf war grundlegende Voraussetzung für das Florieren einer Künstlerwerkstatt. Und als Ausbildner war Cimabue immer auch ein Unternehmer, der – Talent hin, Genie her – den jungen Giotto nur deshalb unter seine Fittiche nahm, weil er ihn in seiner Unternehmung als Arbeitskraft sinnvoll einsetzen konnte. Bereits zu dieser Zeit hatten sich in Nachfolge der Klöster unter Führung von sowohl Gilden als auch religiösen Bruderschaften handwerkliche Ausbildungsstätten, häufig Lukas-Akademien, entwickelt, in denen sich Kunsthandwerksbetriebe gegenseitig förderten und unterstützten sowie in Fragen der Ausbildung zusammenspannten. In jedem Fall wurde nur derjenige Künstler, für den es als Künstler auch wirtschaftliche Verwendung gab. Von Selbstverwirklichung des Individuums noch kaum eine Spur, und auch von einem wie auch immer gearteten Überangebot an Künstlern (geschweige denn an Künstlerinnen) ist entsprechend nicht auszugehen.

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In der Schweiz mag die Situation in den 1970erJahren nicht komfortabler gewesen sein, heute ist sie das, anders als in Deutschland, zumindest ein wenig. Überraschend zunächst: Trotz höherem Lebensstandard und einer international führenden Kunstförderung auf allen Ebenen verzeichnet die Schweiz im Verhältnis zur Einwohnerzahl keine signifikant höhere Dichte an Künstlerinnen und Künstlern als der nördliche Nachbar. Überraschend, weil die kleine Schweiz auf allen Ebenen der bildenden Kunst ein Big Player ist: Das beginnt aus scheinbar verlockender Sicht der Kunstschaffenden mit der Möglichkeit, an einer von sechs staatlichen (Fach-)Hochschulen zu studieren, und setzt sich fort mit einer sehr erfreulich ausgebauten Förderung der Künste durch Bund, Kantone und Gemeinden sowie einer grossen Zahl an Unterstützungen durch Tausende von gemeinnützigen Stiftungen. Später treffen sie auf einen Kunsthandel, in dem die Schweiz umsatzmässig unter den Top Five weltweit rangiert, eine enorme Dichte an Galerien (rund 400 mit einem Umsatz jenseits der Milliarden-Franken-Grenze) und Museen (von rund 1150 Museen sind 200 Kunstmuseen, die überproportionale 28 Prozent aller Eintritte auf sich versammeln) sowie auf einen Kunstmarkt, der laut dem 2016 von Christoph Weckerle u.a. zum vierten Mal zusammengestellten Kreativwirtschaftsbericht Schweiz (dort etwas unglücklich so genannten) über 13 000 Beschäftigte und einen Umsatz von gesamthaft über 2 Milliarden Franken ausweist. Heile Welt? Die Schweiz ist ein veritables Kunstland, fürwahr. Weit reicht die Begeisterung für die Kunst, und scheint breit abgestützt. So belegen laut neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BfS, vgl. Taschenstatistik Kultur in der Schweiz 2016) Fotografie, Zeichnen, Malen und Bildhauen bei der sogenannten «Ausübung kultureller Aktivitäten als Amateur» die vordersten Plätze, noch vor Singen und Musizieren. Heile Kunstwelt. Aber wie steht

es bei den Profis? Das SECO meldet für den Dezember 2016 für sämtliche künstlerischen Berufe zusammengefasst zwar etwas über 1500 gemeldete Erwerbslose (eine in den letzten Jahren stabile Zahl), darunter sind aber so

«Künstlerinnen und Künstler bilden prototypisch ab, wie heute zunehmend gearbeitet wird.» gut wie überhaupt keine bildenden Künstlerinnen oder Künstler. Arbeitslosenquote hier quasi null. Dem stehen vom Schweizerischen Institut für Kunstgeschichte (SIK) im Jahr 2011 geschätzte 7500 bildende Künstlerinnen und Künstler gegenüber, die ganz oder teilweise von ihrer Kunst leben können. Ernüchternd sind dagegen die ganz aktuellen Zahlen, welche die Dachorganisation Suisseculture Sociale zur Situation Schweizer Kunstschaffender im vergangenen November veröffentlichte: geringes Einkommensniveau (über alle Kunstsparten hinweg durchschnittlich rund 40 000 Franken), gegenüber 2006 gesunkener Anteil des Einkommens aus dem Kunstschaffen (bei aber gleichzeitig gestiegenem prozentualen Anteil der Arbeitszeit für die Kunsttätigkeit) und fehlende Altersvorsorge jenseits der AHV bei der Hälfte der Befragten. «Die Einkommenssituation von der Hälfte der Teilnehmenden [kann] als prekär bezeichnet werden. Mit dem Kunstschaffen allein, ohne zusätzliche Erwerbsquellen, ist schwerlich ein Mindesteinkommen zu

«Nichts ersetzt den Liveeindruck» Interview: Peter Kraut Mit der fortschreitenden Digitalisierung, dem allgemeinen, hohen musikalischen Niveau und der globalen Konkurrenz sind die Verhältnisse am Musikmarkt nicht einfacher geworden. Wie bringt man es heute trotzdem fertig, die Aufmerksamkeit eines Labels zu gewinnen? Michael Gottfried, Kommunikationsmanager des Jazzlabels ACT Records, nimmt Stellung.

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Wie gehen Sie heute als Manager eines Jazzlabels mit dem grossen Angebot junger Künstlerinnen und Künstler um? Michael Gottfried: Es gibt tatsächlich eine Menge bestens ausgebildeter junger Musikerinnen und Musiker in unserem Sprachraum. 80 Prozent der Demos, die wir kriegen, sind handwerklich gut. Was den allermeisten aber fehlt, ist das Zwingende, aufgrund dessen man sagt: Ja, genau das ist es. Man sollte die jungen Musikerinnen und Musiker noch mehr ermutigen, ihre eigenen Ideen zu entwickeln. Ich höre es lieber, wenn jemand noch nicht ganz komplett ist, aber dafür etwas spielt, was ich so noch nicht gehört habe, als eine Kopie von John Coltrane oder Esbjörn Svensson. Die gibt es nämlich schon. Dazu kommt: Der Markt für aufgenommene Musik ist ein schwieriger. Wir müssen als Label auch das Gefühl haben, dass wir einen Künstler, eine Künstlerin auf lange Sicht erfolgreich vermarkten können. Es gibt eine Menge Sachen, vor allem aus der freieren,

energetischen Ecke, die wir alle toll finden, die sich aber einfach nicht gut zum Hören zu Hause eignen, da sie live eine ganz andere Wirkung haben. Auf lange Sicht macht es auch inhaltlich keinen Sinn, Platten zu produzieren, von denen man schon vorher weiss, dass sie keiner kaufen will. Viele Leute machen ja heute Alben in erster Linie als Showcase ihrer Fähigkeiten, um Presse und Gigs zu bekommen. Das ist uns zu wenig. Unsere Idee eines Albums ist immer noch die eines in sich geschlossenen Kunstwerks. Wenn man das alles summiert, gibt es kein Überangebot. Ganz im Gegenteil: Solche Künstlerinnen und Künstler sind rar. Hat die Digitalisierung dieses Geschäft insgesamt anspruchsvoller oder auch schwieriger und mühsamer gemacht? Der Knackpunkt ist heute das Streaming im Vergleich zum CD-Verkauf und den Bezahl-Downloads. Das Wachstum im Streamingbereich und der Wegfall am anderen Ende hilft vor allem den Major Labels. Die haben einen tiefen Katalog mit Hunderttausenden Titeln, die sie schon auf Vinyl, Kassette, CD und zum Bezahl-Download wieder und wieder verkauft haben und nun eben ein weiteres Mal durch Streaming. Bei der Masse an Musik lohnt sich das natürlich. Ganz anders sieht das für kleinere, jüngere und unabhängige Labels aus, die ihre Arbeit durch ihre Neuerscheinungen finanzieren müssen. Das Argument ist ja, dass sich die kleinen Centbeträge, die beim Streaming erwirtschaftet werden, über die Jahre akkumulieren. Nur: Die Kosten für eine Aufnahme, das Marketing etc. werden eben sofort fällig. Deshalb müssen Labels, die überleben wollen, heute alles machen: Streaming, MP3-Downloading, High-Res-Downloads, CDs, Vinyl. Und es

erzielen.» Diese besorgniserregende Aussage lässt sich jedoch nicht eins zu eins auf die bildende Kunst übertragen, stammen doch von rund 2400 Teilnehmenden der Studie 80 Prozent aus anderen Sparten – und wie repräsentativ der Querschnitt ist, lässt sich nicht herauslesen. Die Frage, die aufgrund dieser Zahlen gestellt werden könnte, müsste wohl lauten, wer will da überhaupt noch Künstler oder Künstlerin werden? Entwarnung gibt hier das BfS, dessen Befragung der Hochschulabsolventinnen und -absolventen für den Bereich Theater, Musik und andere Künste fünf Jahre nach Studienabschluss eine Erwerbslosenquote von gerade mal 2,3 Prozent angibt. Über 75 Prozent der ehemaligen Studierenden arbeiten in Teilzeitanstellungen, die meisten selbstgewählt in einer Melange aus Brot- und Kunstarbeit, die vielen selbstverständlich scheint. Neue Welt Sollte die jüngere Generation an Künstlerinnen und Künstlern womöglich zufriedener und weniger prekär unterwegs sein? Zumindest die Tatsache, dass bei der zuvor zitierten Studie von Suisseculture Sociale lediglich rund ein Drittel der Befragten dem jüngsten Alterssegment von 24 bis 44 Jahren zugehören, stützt diese Vermutung einer nicht einfach nur besser gestellten Kohorte der Jungen, sondern generell die von Generationen, die seit den 1980er-Jahren eine zunehmend professionelle Ausbildung genossen haben und offenbar in einer angemessenen Mischung aus Enthusiasmus und Realitätssinn ins Berufsfeld der bildenden Kunst entlassen worden sind. Das spräche aber nicht einfach pauschal für das bestehende Bildungsangebot der Hochschulen. Es steht auch dafür, dass Künstlerinnen und Künstler womöglich prototypisch abbilden, wie heute zunehmend gearbeitet wird: unabhängiger und selbstbestimmter, mit verändertem ökonomischem (und nicht nur ökologischem) Fokus, flexibler und vielfältiger, nomadisch, vernetzt und mikrostruktu-

kommen immer mehr auch Aufgaben in Booking, Management, Marketing und Promotion dazu. Das alles bei sinkenden oder zumindest stagnierenden Einnahmen. Klar erleichtern die neuen Möglichkeiten teilweise den direkten Einstieg für Musikerinnen, die auf Label- und Management-Infrastruktur verzichten wollen. Aber ich habe noch keinen Musiker erlebt, der ab einem bestimmten Punkt in der Karriere seinen ganzen Business- und Vermittlungsteil alleine geschafft hätte. Die grosse Frage bleibt am Ende: Wie können alle Beteiligten von der Sache halbwegs leben? Was macht heute den Unterschied aus beim Scouting, wie entdecken Sie neue Talente? An den künstlerischen Kriterien hat sich nichts geändert und die sind nach wie vor die wichtigste Grundlage. Die digitalen Möglichkeiten erleichtern dabei das schnelle Evaluieren. Sicher erwarten wir heute besonders im Social-Media-Bereich und in der direkten Ansprache der Zielgruppe eine Menge Eigeninitiative, etwa die Bereitschaft, per Facebook, Twitter und Instagram mit den Fans zu kommunizieren, eine gescheite Mailingliste, eine ansprechende Website, vielleicht auch einen Blog, einen Youtube-Kanal und ein gewisses Interesse an Texten, Fotos und Videos. Das alles ist enorm wichtig und kann nicht nur zentralisiert vom Label kommen, weil es aufwendig ist und weil die direkte Ansprache durch den Künstler, die Künstlerin authentischer ist. Schliesslich: Nichts ersetzt den Liveeindruck. Welche jungen Talente erhalten von Ihnen und Ihrem Label die Aufmerksamkeit? Es geht um künstlerische Einzigartigkeit, Persönlichkeit und den Willen, ein Publikum zu erreichen. Und es geht darum, dass es irgendwie «klick» macht. Es gibt Konzerte, da muss man viel nachdenken und abwägen und überlegen, besonders bei jungen Künstlerinnen und Künstlern, denn da geht es ja oft darum, sich auch vorstellen zu können, was aus denen mal werden könnte, und das Besondere zu erkennen. Aber idealerweise muss man nicht überlegen und ist einfach von den Socken, und der Rest des Publikums ist es auch. Das ist der Idealfall. Und der tritt auch immer wieder ein. Es sollte wie gegenseitiges Verlieben sein, man sollte richtig Bock auf die Sache haben, denn schwierig wird es schnell genug. Wer 40 Leute begeistern kann, schafft es vielleicht auch mit

riert – vor allem aber zufriedener. Das Bild der «neuen» Arbeitswelt, es ist in der Kunst schon lange vor Creative Economy definiert und durchdekliniert und steht als wertschöpfendes Modell längst zur Verfügung. Dass es als solches – nicht nur wie ganz aktuell im ArthouseKino à la Paula oder Egon – in den letzten Jahren zunehmende Anerkennung geniesst, könnte titelgebend für ein neues Kapitel in der Kunstgeschichte sein, in dem die Sonderrolle von Künstler und Künstlerin um neue Facetten ergänzt wird. Ganz sicher beginnt dieses Kapitel nicht mehr damit, dass jemand zufällig vorbeikommt und einen überraschend mitnimmt. → Andreas Vogel ist Fachbereichsleiter Gestaltung und Kunst an der HKB. — Bätschman, Oskar: Ausstellungskünstler. Kult und Karriere im modernen Kunstsystem. Köln 1997 — Bundesamt für Kultur BAK (Hg.): Taschenstatistik Kultur in der Schweiz 2016, Bern 2016 — Fester, Sabine / Joachamides, Alexis / Krieger, Verena (Hg.): Die Wiederkehr des Künstlers. Themen und Positionen der aktuellen Künstler/innenforschung. Köln, Weimar, Wien 2011 — Omlin, Sibylle: Kunst aus der Schweiz. Kunstschaffen und Kunstsystem im 19. und 20. Jahrhundert. Zürich 2002 — Schneemann, Peter J. / Brücke, Wolfgang (Hg.): Kunstausbildung. Aneignung und Vermittlung künstlerischer Kompetenz. München 2008 — Schweizer Kunst – Art Suisse – Arte Svizzera – Swiss Art, Jg. 117/118 (2015/2016), S. 1–186 — Warnke, Martin: Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers. Ostfildern 1996 — Weckerle, Christoph / Page, Roman / Grand, Simon: Von der Kreativwirtschaft zu den Creative Economies. Kreativwirtschaftsbericht Schweiz 2016. Zürich 2016

400 oder 1400. Wer nicht mal die 40 kriegt, bei dem oder der muss man gar nicht weiter überlegen. Und was macht ein gutes Portfolio eines jungen Künstlers, einer jungen Künstlerin aus? Wie bewirbt man sich am besten? Die erste und wichtigste Frage, die man sich stellen sollte: Wo schicke ich meinen Kram hin? Passt das, was ich mache, vom Niveau her, aber auch stilistisch zu meinem gewünschten Partner? Sodann ist es wichtig, dass alles, was wir an Material bekommen, gute Qualität hat. Die Aufnahmequalität von Demos oder Videos spielt eine Rolle. Dasselbe trifft auf Texte, Fotos und die sonstige Gestaltung des Portfolios zu. Lieber reduziert und hochwertig als ein Berg an Mittelmass. Du hast nur Pressezitate von unbedeutenden Regionalmedien? Einfach weglassen! Du hast nur ein verwackeltes Handyvideo? Spar es dir. Das Wichtigste ist ein gut aufgenommenes Demo, hochwertiges Fotomaterial und vielleicht maximal eine halbe Seite mit den wichtigsten Informationen, digital oder physisch. Und natürlich: Kontaktinformationen und Infos darüber, wann und wo man sich die Band live anschauen kann. → Michael Gottfried ist Kommunikationsmanager von ACT Records, einem deutschen Label mit Repertoireschwerpunkt im aktuellen Jazz (actmusic.com). Auf ACT, das 2017 sein 25-jähriges Bestehen feiert, veröffentlich(t)en unter anderen der HKB-Absolvent Andreas Schaerer, Michael Wollny, Esbjörn Svensson Trio, Nils Landgren, Vijay Iyer oder Bugge Wesseltoft.

Das Interview wurde schriftlich geführt.


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9. Haben Sie noch andere Stiftungen angefragt? 10. Wie viel Geld benötigen Sie für dieses Projekt? Wollen Sie damit einen Gewinn erzielen?

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Jazz, Art Education, Musikmanagement, Schauspiel und Konservierung-Restaurierung: Fünf kurze Porträts zeigen den mitunter überraschenden Weg vom Kunststudium in den erfolgreichen Berufsalltag. Was allen fünf Wegen gemeinsam ist: Keine und keiner weiss, wohin die Reise noch gehen wird.

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Studentin des Lebens Einst studierte Joy Frempong an der HKB Jazz. Heute lebt die Vokalkünstlerin und Electronic-Musikerin in Berlin und bespielt als OY die halbe Welt. In einem E-Mail-Austausch reflektiert Frempong ihren künstlerischen Werdegang. von Roland Fischer

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Es ist ja allerdings eine gemeine Frage an eine Künstlerin – wie man nämlich zu einer solchen geworden ist. Oder noch perfider: zu einer «richtigen», von der allerhöchstens halben, die man während oder auch gleich nach dem Studium noch war. Im Sport nennt man die richtigen Profis, die halben Amateure – in der Kunst hat man die Amateure früher mal Dilettanten genannt, diejenigen, die sich erfreuen (sich an einer Sache «delektieren»). Jedenfalls, Joy Frempong war nicht besonders erfreut ob der Idee, ihr ein Porträt zu widmen, ihr als Ex-HKB-Studentin und inzwischen erfolgreichen Künstlerin. Mit der Fragestellung eben, wie sich dieser Weg vom Studium in den Beruf beziehungsweise den Markt gestaltet hat. Sie hörte da einen Unterton, sah sich in einen Kontext gerückt, der ihr nicht behagt. Denn sie ist offensichtlich nicht einverstanden damit, wohin sich die kunst-und musikwelt entwickelt hat: mit kalkül von erster stunde an und (zumindest versuchen zu) wissen, was man tun muss, um Erfolg zu haben. Also dankend abgelehnt. Und nachgelegt, als man insistiert, nein, die Vorstellung dieses Wegs, den sie zurückgelegt hat (oder von dem sie annimmt, dass die ehemalige Schule annimmt, dass sie ihn zurückgelegt haben sollte), gefällt ihr nicht: ich bin nicht von der studentin zur berufsmusikerin geworden, sondern sehe mich immer noch als studentin der musik und natürlich des lebens. [Und da schon kurz auf den Punkt gebracht:] was einen zum künstler macht, ist ja nur, dass man etwas zu erzählen hat ... und das kann man schwer lernen. Das Porträt der Künstlerin als junge Frau also, als Erzählerin ihres ganz eigenen Wegs? Da war man ja doch schon mittendrin im Diskutieren, und sie dann auch bereit, den Faden weiterzuspinnen. Allerdings (so viel immerhin zum Karriereweg) lebt Joy Frempong inzwischen in Berlin und ist ziemlich beschäftigt, ein klassisches Porträtgespräch von Aug zu Aug liess sich da nicht machen. Also per E-Mail, so könne man auch die gedanken dazu etwas schweifen lassen. Gesagt, getan (und zwar in einiger Ausführlichkeit, von der hier nur noch bits und pieces übrig sind). Die Zweckfreiheit der Kunst kam schon in den ersten Mails zur Sprache, und von da ist es natürlich nur ein kleiner Schritt zur Kapitalismuskritik. Sie zitiert sinngemäss Richard Sennett: «Demokratie muss frei von Effizienz sein.» [Was sie aber tatsächlich beobachtet:] unsere gesellschaft, und das sickert auch in die kulturbe-

triebe durch, ist immer mehr auf oftmals kurzfristig gedachte effizienzmaximierung angelegt. und zahlen sind unglaublich viel wert. Und das gilt inzwischen auch in Berlin, auch wenn es immer noch Brachen gibt, neben den Effizienzstreberinnen und Profitstrebern: es gibt da eine ganze bandbreite von clubs – super-idealismus oder kalkulierend mit der indie/ idealismus-maske an. [Da hat sie offenbar auch in der Idealismus-Hauptstadt nicht immer nur gute Erfahrungen gemacht – deshalb an der Stelle ein kleiner Tipp vielleicht besonders an alle Jungmusikerinnen und Jungmusiker:] man halte sich grundsätzlich auf gesunder distanz zu menschen, in deren augen man blinkende dollarzeichen zu sehen glaubt. Ansonsten möchte sie sich nicht allzu lang über Berlin aufhalten, die Bedeutung des konkreten Orts für eine Kunstkarriere wird gemeinhin vielleicht tatsächlich überschätzt. Anders als die Fremde, ganz allgemein, die kann allerdings entscheidend sein. sich nicht nur in gewohnten umgebungen aufhalten. die sinne stumpfen ab, wenn man stets von bekanntem umgeben ist, und sobald man sich örtlich neu orientieren muss, wird auch der geist wieder etwas frischer, bzw. die kindlichen instinkte erwachen wieder. [Andererseits aber – man merkt, es geht in diesem Künstlerleben nicht ums Prinzipienreiten:] konzentriert arbeiten kann ich wiederum besser, wenn ich an einem ort eine gewisse routine entwickeln kann. Wo und wie auch immer, eines ist Joy Frempong vor allem wichtig: das Immer-weiter-Lernen. Von allen Seiten, in allen möglichen Zusammenhängen. Das mit den (musikalischen) Schemen, das ist ihr eher ausgetrieben worden an der HKB: überhaupt sind neben dem lernstoff an der schule fast die persönlichkeiten der lehrer und was sie einem als menschen mitgeben noch wichtiger. auch dass man sie live auf der bühne oder in ihrem element, wo auch immer das zur blüte kommt, erlebt. man kann in einer solchen situation unter umständen so viel lernen wie in einem ganzen jahr unterricht. ich hatte das glück, dass durch einen y-kurs, in dem völlig andere musik gemacht wurde und andere werte im zentrum standen als bei vielen lehrern der (jazz-) schule, meine umgebung jeweils relativiert wurde. Also lernte sie an der HKB vor allem eine Lektion nachhaltig: dass wenn für eine lehrperson jazz DIE elitäre kunst war, während ein anderer mentor abschätzig die bezeichnung «banal» dafür benutzte, weil er – oh – avantgarde! war und eine dritte person für beides nur böse blicke hatte, mich solche denkweisen nicht interessieren. musik ist musik ist musik. Halt, da wird es für einen Moment schon wieder zu pauschal. Denn natürlich gibt es Unterschiede, natürlich gibt es Musik und Musik. Vielleicht muss man, wenn man so wenig auf eine schematische Expertise gibt, sich sonst umso klarer machen, wo die Qualität liegt. Und was den Profi dann eben doch vom Amateur unterscheidet, gerade in Zeiten von Youtube und Facebook: [wobei, zunächst:] natürlich jeder profi im herzen ein amateur, also liebhaber bleiben sollte, und für die musik brennen. [Aber eben:] die punks haben vielleicht indirekt auch erreicht, dass nun der dilettantismus, negativ gesehen, auch ohne statement grosse räume bekommen hat und viele menschen ohne tiefgang oder echte leidenschaft einfach mal sich selbst zelebrieren … quasi selfie mit gitarre auf youtube.

Zweckfreiheit der Kunst in Ehren, aber nicht, um bloss dem persönlichen Narzissmus zu dienen. Das Statement, die Message ist für sie zentral. Aber natürlich wiederum auch etwas, das man kaum an einer Schule lernen kann. mir persönlich ist die message schon sehr wichtig, gerade in zeiten grosser unruhe wie jetzt finde ich, man muss sich positionieren. in den 80ern war es schon statement genug, überhaupt in einer band mitzuspielen. [Heute aber brauche es schon ein bisschen Engagement mehr, gerade heute:] einige der alten weltverbesserungssänger mögen enttäuscht sein, dass nichts besser geworden ist, aber trotzdem glaube ich, dass ihre statements für friedliches menschliches zusammenleben und respekt oder andere themen wichtig waren und gehört wurden und menschen berührt haben – man stelle sich vor, all das hätte es nicht gegeben. wir brauchen mehr davon. Da stimmt man natürlich zu. Doch wie man dahin kommt, diese Message auf der Bühne einem Publikum mitteilen zu können, als Profi plötzlich? Ein Geheimnis. Professionalität sieht sie darin, sich auf seine Weise intensiv und seriös und mit Respekt und Forschungs- und Wissensdrang mit seinem Gebiet auseinanderzusetzen. wie genau das musikalische resultat dann herauskommt, ist ein anderes ding, am besten so persönlich wie möglich. Aber ein paar Dinge hat sie schon herausgefunden in den Jahren seit dem Schulabschluss, 2004 war das schon, es kommt ihr selber seltsam vor – und damit gehört ihr das lange Schlusswort: ich glaube, dass man oftmals seine grösste begabung nicht bemerkt, weils einem eben so leicht fällt und normal vorkommt, nichts ist, das man an die grosse glocke hängen würde. es kann sein, dass man krampfhaft nach seinem ausdruck sucht und bemüht ist, spezielle oder schwierige dinge zu tun, um irgendwann festzustellen, dass die eigentliche stärke ganz woanders liegt, als man dachte. ohne arbeit, tun und leisten gibt es natürlich kein ergebnis. aber manchmal liegt das glück weniger weit weg, als man denkt, bzw. man kann getrost das zentrum zu dem hin verlagern, was einem leicht fällt, was man schon ist, und nicht zu dem, was man gerne wäre. wenn erst mal dieser ausgangspunkt erkannt ist, kann man wieder seine grenzen ausloten. ich habe auf jeden fall lange vieles ausprobiert, aus experimentierfreude. mich immer mal wieder falsch eingeschätzt und oft gelitten, weil ich mich nicht gefunden hatte, trotzdem gemacht, experimentiert, auch vor zuschauern, bin schlecht gewesen und gut gewesen, keine form gesucht und plötzlich doch eine gefunden. mein ding war: viel suchen, viel experimentieren, viele jams, eigentlich: sich verzetteln. es hat dann doch zu einigen wichtigen zusammenarbeiten geführt, über die ich schliesslich zu einem kanalisieren kam: und lustigerweise hatte es damit zu tun dass ich meinen alten sampler wieder ausgegraben habe – d.h. elektronische musik gemacht, die nichts mit dem lernen und wollen an der schule zu tun hatte. aber der überbau all meiner erfahrungen, experimente, suchereien und des gelernten war natürlich da. Roland Fischer ist Kultur- und Wissenschaftsjournalist in Bern.


Carol Baumgartner (29) hat 2015 mit einem Master in Art Education die Hochschule der Künste Bern abgeschlossen. Heute spielt sie mit Wörtern, leitet Workshops oder experimentiert mit Apps. Eine Begegnung. von Helen Lagger Vereinbarter Treffpunkt mit Carol Baumgartner ist das Berner Kornhauscafé, hinten bei der Bar. Sie sitzt längst im Café, als ich mich nach ihr umzusehen beginne. Sie ist durch die sprichwörtliche Hintertür gekommen. Obwohl keine Verschleierungstaktik, passt der Schleichweg doch zu dieser Künstlerin, die gerne Buchstaben umkehrt und zu neuen Wörtern formt und auf Umwegen an die Hochschule der Künste Bern fand. Wir sprechen zuerst über ihre Kindheit in Solothurn. Als sie sechs Jahre alt gewesen sei, sei Claude Monet ihr Lieblingskünstler gewesen. Schuld sei ein Kinderbuch gewesen, das sie im Kindergarten entdeckt habe. «Darin streifte ein Mädchen durch die Bildwelten Monets, was mich dazu inspirierte, selbst Seerosen und Brücken zu malen.» Heute verdient die 29-jährige HKB-Absolventin ihr Brot, indem sie selbst Kunst macht und Kunst vermittelt. Schon in jungen Jahren wollte die Tochter eines Bodenlegers und einer Kindergärtnerin Zeichenlehrerin werden. «Mit diesem Ziel im Blick habe ich das Gymnasium besucht.» 2005 von einem Austauschjahr in Ecuador zurück in der Schweiz, liess ihr das Land keine Ruhe. «Ich wollte unbedingt dorthin zurückkehren.» Sie schrieb sich schliesslich kurzerhand an einer Kunstschule in einem ecuadorianischen Dorf ein. Die Ausbildung dort sei sehr klassisch ausgerichtet gewesen, so Baumgartner. «Ich war ein wenig das schwarze Schaf, das immer irgendetwas anderes ausprobieren wollte.» Das Zeichnen sei damals noch ihr liebstes Medium gewesen. In Ecuador sei ihr klar geworden, dass sie fortan ganz auf die Kunst setzen wollte. Doch um sich für den Vorkurs an der Schule für Gestaltung einzuschreiben, war sie bei ihrer Rückkehr zu spät dran.

Salonkultur im urbanen Rahmen Irène Naef studierte Musikmanagement an der HKB. Heute unterhält die gelernte Pianistin die Vermittlungsplattform inmusic in Aarau. von Beatrice Bösiger Ein Flügel, ein Computer und eine Bar standen am Anfang von inmusic. «Der Flügel steht für die Musik, der Computer für die Vernetzung nach aussen und die Bar für den persönlichen Austausch», erklärt Irene Näf die Idee hinter ihrer Musikvermittlungsplattform. Die Einrichtung der im Sommer 2015 in Aarau eröffneten Pianolounge wirkt zwanglos: Vor einem schwarzen Steinway-Flügel sind mehrere Stuhlreihen für Zuschauerinnen und Zuschauer aufgebaut, gleich neben dem Eingang ist die Bar, drei Sofas im Biedermeierstil sind im Raum verteilt. Eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen Publikum und Künstler will die 57-Jährige ermöglichen. Dazu gehört auch das sogenannte Sofagespräch zwischen ihr, der Künstlerin und einem Vertreter der regionalen Kulturszene nach dem Konzert. Näf will ihren Gästen «Salonkultur im urbanen Rahmen» bieten. Es gibt zwei Konzertreihen, bei der einen treten etablierte Profis auf, die andere ist für Studierende reserviert. Herauskristallisiert hat sich der Wunsch zur Gründung eines eigenen Kulturunternehmens während des zweijährigen Nachdiplomstudiums in Musikmanagement, das die ausgebildete Pianistin an der HKB absolviert hat. Musikvermittlung ist Näf wichtig, nicht nur

Wühlen nach Unsinn Anders als in Ecuador, wo sie sich einfach hatte einschreiben können, musste sich Baumgartner für eine Ausbildung an der HKB bewerben. Nachdem ihr Portofolio gutgeheissen worden war, bekam sie in einer zweiten Stufe eine Hausaufgabe gestellt, die sie bei einem Gespräch präsentieren musste. «Wir erhielten einen sogenannten Malabar-Kaugummi und sollten diesen Kaugummi untersuchen.» Baumgartner erfand unter anderem aus dem Schriftzug auf der Kaugummipackung neue Wörter, spielte mit Buchstaben. «Ich machte, ohne mir dessen bewusst zu sein, mein erstes Anagramm.» Wer heute ihre Website anschaut, stösst auf lauter Projekte, in denen sie mit Wörtern experimentiert. Baumgartner selbst spricht vom «Wühlen nach Unsinn und Sinn». Ein grosses Interesse an Fremdsprachen habe sie schon immer gehabt, «weil sich damit Kontakte generieren lassen, die ohne entsprechende Kenntnisse unmöglich wären». In einem Kursmodul der HKB setzte sie sich schliesslich intensiv mit der bis heute für sie wichtigen Stilfigur, dem Anagramm auseinander. Als Anagramm wird eine Buchstabenfolge bezeichnet, die aus einer anderen Buchstabenfolge allein durch Umstellung einzelner Buchstaben gebildet wurde. Die Kunstform, die sich auch tanzen lässt, gibt es seit der Antike, mit der Moderne hat sie eine Renaissance erfahren. Für Baumgartner wurde das Anagrammieren bald zur Obsession. Sie suchte nach anderen Leuten im deutschsprachigen Raum, die sich der Verschlüsselungsmethode verschrieben haben. 2015 gründete sie gemeinsam mit anderen Anagrammistinnen und Anagrammisten die Anagramm-Agentur mit dem Ziel, sich auszutauschen. Gemeinsam hat das eingeschworene Kollektiv das Buch Blau dies Lachen – 52 Dada-Anagramme in der edition 8 herausgegeben. Die Autorinnen und Autoren haben bestehende Dada-Gedichte wie etwa Hugo Balls berühmte Karawane anagrammiert und dadurch zu etwas gänzlich Neuem gemacht. Ist das nicht reichlich verschroben? Sie hätten nur wenige Exemplare verkauft, gibt Baumgartner lachend zu. Generell ist Baumgartners Kunst nicht von der Sorte, die wir uns

als Konzertveranstalterin. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Klavierlehrerin und unterrichtet an der Neuen Kantonsschule Aarau und der Musikschule Aarau Klavier und Kammermusik. Begonnen hat ihre Karriere am Lehrerseminar, anschliessend studierte sie Klavier am Konservatorium Zürich. Musiklehrerin war schon immer ihr Traumjob, erzählt die Musikmanagerin. Gute Pädagoginnen sind gefragt, viele Menschen interessieren sich dafür, ein Instrument zu lernen. Wer eine Laufbahn in der Musikpädagogik anstrebt, dem oder der empfiehlt sie, sich bereits während des Studiums um Stellvertretungen zu bemühen. Auf diese Weise können sich die Studierenden früh ein Netzwerk aufbauen und sich bei potenziellen Arbeitgebern bekannt machen. Das Stellenangebot für Klavierlehrerinnen ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich, der Trend zum Sparen ist aber überall feststellbar. «In den aargauischen Mittelschulen ist der Instrumentalunterricht im Freifach künftig nicht mehr gratis», sagt Näf. Der Staat müsse seine Aufgabe in der Kulturförderung aber weiterhin wahrnehmen, wobei etwas mehr Mut zum Risiko hier laut der Musikmanagerin nicht schadete. Es gelte, junge Talente zu unterstützen und nicht nur bereits bekannte Kunstschaffende zu fördern. Den Weg an die HKB fand Näf aber erst später. Ihr Lebenslauf liest sich vielfältig: So organisierte sie etwa Konzerte, leitete Chöre, war Organistin und publizierte als Musikjournalistin. Von 2001 bis 2011 war sie Mitglied des Aargauer Kuratoriums und präsidierte das Gremium während acht Jahren. Nach all den Jahren praktischer Erfahrung und als ihre drei Kinder bereits etwas grösser waren, suchte die Pianistin allerdings nach einem neuen Input, den sie schliesslich im Weiterbildungsstudiengang in Musikmanagement an der HKB fand. Management «von der Pike auf zu lernen», habe sie gereizt. Von einem Managementstu-

übers Sofa hängen können. In ihrer Videoperformance Redefluss (2015) hat sie sich etwa mit den Parallelen zwischen dem Fliessen der Aare und dem Mäandrieren der Sprache beschäftigt. Die Künstlerin liest, während die Aare fliesst. Solche Projekte seien nur dank Crowdfunding möglich. Workshops mit Smartphone Ist es möglich, sich sein Brot mit Wörtersuppe zu verdienen? Die meisten, die mit ihr studiert hätten, seien Lehrpersonen für Bildnerisches Gestalten geworden, so die Künstlerin. ­Baumgartner selbst hat nebst der Kunst eine Tätigkeit gefunden, die sie mit viel Leidenschaft ausfüllt: die Kunstvermittlung. Während Museen früher auf Saaltexte oder allenfalls Führungen setzten, ist der Bereich Vermittlung in letzter Zeit stark ausgebaut worden. Warum soll oder muss die Kunst erklärt werden? Spricht sie nicht für sich selbst? Baumgartner glaubt, es gebe viele Berührungsängste gegenüber der Gegenwartskunst, da die Betrachterin, der Betrachter oft vor gänzlich abstrakten und konzeptuellen Inhalten stehe. Sie verstehe Vermittlung als Anstupser. «Ich freue mich, wenn ich eine gewisse Offenheit generieren kann und die Leute merken, dass es keine falschen Aussagen gibt und sie durchaus etwas von Kunst verstehen.» Baumgartner leitet Workshops und diverse Vermittlungsprojekte im Photoforum Pasquart in Biel. Meist lässt sie die Besucherinnen und Besucher selbst aktiv werden. Das Potenzial des Smartphones wird ihrer Meinung nach unterschätzt. Sie glaubt, dass es auch in Schulen noch besser genutzt werden könnte. Schülerinnen und Schüler nutzten zwar Apps wie Instagram oder Snapchat, würden aber oft nicht das ganze Potenzial der Smartphone-Fotografie kennen. Im Rahmen einer Ausstellung im Photoforum zeigte sie den Teilnehmenden, wie sich mit Bewegung, Licht und Farbfolien spielen lässt. Entstanden sind interessante Arbeiten mit geisterhaft wirkenden Überblendungen. Baumgartner wohnt mittlerweile in Biel. Was ihr an der Stadt nebst Kunsthaus und See gefällt? Die Mehrsprachigkeit, natürlich. «Je mehr Wörter, desto besser.»

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­ aumgartner studierte als Zwischenlösung B ein Jahr Kunstgeschichte und Hispanistik an der Universität Basel und bewarb sich dann an mehreren Kunsthochschulen gleichzeitig. «Bern hat mich von der Atmosphäre her allerdings am meisten gereizt.»

HKB -ZEITUNG

Frau im Sprachfluss

Helen Lagger ist Kulturjournalistin in Bern.

dium zusätzlich zum Instrumentalabschluss könnten auch andere profitieren, ist Näf überzeugt: einerseits um die eigenen Auftritte und Engagements zu managen, andererseits um anderen Musikerinnen und Musikern ebensolche Dienste anzubieten. Der Schritt in die Selbstständigkeit will zudem gut überlegt sein. «inmusic ist eine kleine Firma, die muss rentieren», sagt Näf. Bis jetzt ist es ein Einfraubetrieb. Momentan entwickelt sich inmusic positiv, Musikerinnen und Publikum nehmen den neu geschaffenen Kulturraum gerne an. Es gilt jedoch, ständig am Ball zu bleiben. Künstler müssen gebucht, neue Trends in der Musik antizipiert und Kontakte geknüpft werden. «Lockerlassen liegt nicht drin», so Näf. Was gibt sie denn begabten Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg, die sich überlegen, ein Instrument zu studieren? «Sie sollen den Weg einschlagen», sagt Näf. Sie müssten sich jedoch bewusst sein, dass die Welt nicht auf sie gewartet hat. Auch nach dem Studium ist ständige Weiterentwicklung und Selbstreflexion nötig. Gefragt ist also nicht nur künstlerisches Talent, sondern auch Talent zur Selbstvermarktung? «Den Begriff mag ich nicht wirklich. Er hat einen Beigeschmack von Verkaufen», meint die Kulturmanagerin. Wichtig sei, authentisch zu bleiben und etwa Auftritte oder Projekte abzulehnen, die einem nicht liegen. Dynamisch und nahe am Geschmack des Publikums zu bleiben, erhofft sie sich auch für die Zukunft von inmusic. Schön wäre eine weitere Öffnung: «Ich hätte gerne einen vermehrten Austausch mit anderen Sparten, zum Beispiel mit Philosophie, Literatur oder bildender Kunst.» Beatrice Bösiger ist freie Journalistin und arbeitet in Moskau und Bern.

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11. Was haben Sie an Ihrem letzten Projekt überhaupt nicht gemocht? 12. Nennen Sie fünf Begriffe, die Ihren Charakter beschreiben.


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13. Inwiefern ist Ihr Projekt künstlerisch innovativ? 14. Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? 15. Was lief in Ihrem letzten Projekt nicht plangemäss?

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Krass direkte Sprache Von der HKB-Schauspielschule in die Achterbahn der freien Szene: Künstler Dennis Schwabenland spielt mit PENG! Palast in Singapur und kämpft ums Überleben. von Julia Schiller-Günter

HKB -ZEITUNG

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Morgen fliegt er nach Singapur. Nicht in die Ferien, Dennis Schwabenland ist mit seinem PENG! Palast ans M1 Singapore Fringe Festival eingeladen, einem jährlich stattfindenden Festival nicht nur für Theater, sondern auch für Tanz, Musik, visuelle Künste und mixed media. Die von der Festivalleitung angeforderten Texte des Stücks FIGHT! PALAST #membersonly wurden unzensiert durchgewunken. Jedoch ist das Stück wegen der rohen und direkten Sprache erst ab 16 Jahren empfohlen. Gerade als er seine Reiseapotheke zusammenstellt, rufe ich an und möchte mit ihm über sein Leben als Schauspieler, Künstler, Performer plauschen. Diese Berufsbezeichnungen nimmt Schwabenland selbst jedoch nicht so gern in den Mund. Er erklärt vielmehr, dass es einen Unterschied mache, ob eine Produktion als Performance oder als Theaterstück vermarktet werde. Die Theatergruppe von PENG! Palast entschied sich für Letzteres, weil ihr Zielpublikum besser darauf anspreche. Mit dem Begriff Theater würde gemeinhin solides Handwerk und Qualität verbunden.

Der Groove der Restaurierung

Peter von Bartheld studiert an der HKB im Master Conservation-Restoration und arbeitet in der Kunstgiesserei St. Gallen – ein Berufsleben zwischen bewahren und spielen. von Raffael von Niederhäusern

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In die Schweiz kam er der Liebe wegen, das war 2007. Im Jahr davor war die Personenfreizügigkeit auf die zehn neuen EU-Mitgliedstaaten ausgedehnt worden, die meisten im ehemaligen Ostblock. Nicht dass Peter von Bartheld aus dem Osten käme, gleichwohl erinnert er sich durchaus an den schon damals nicht nur freundlichen Ton im Schweizer Einwanderungsdiskurs. Eines wollte er hier um keinen Preis sein: ein Schmarotzer. Ein «schmutziges Wort», wie er findet, und so zog er es vor, Teller zu waschen, als Security zu arbeiten … und schnell noch besser Deutsch zu lernen. Bis heute machten ihm, so von Bartheld, insbesondere die Fälle Mühe. Und tatsächlich höre ich, wenn ich mich achte, hin und wieder einen Fallfehler, was allerdings durchaus charmant ist und unser Gespräch in keinster Weise beeinträchtigt. Nach zwei Jahren in der Schweiz begann von Bartheld das Studium an der HKB, im Bachelor Konservierung. Gefragt, ob denn die

Konservierung-Restaurierung an einer Kunsthochschule überhaupt am richtigen Ort sei, legt er sich rasch fest: «Ja! In der Restaurierung kannst du mit technischen Mitteln zwar weit kommen, aber es hilft doch sehr, wenn du ein Kunstwerk, das du restaurieren sollst, in einen Kontext einordnen kannst.» Im Studienalltag hätte er sich aber noch mehr konkrete Kontakte insbesondere zum Fachbereich Gestaltung und Kunst gewünscht, der ja direkt in der Etage oberhalb der Konservierung-Restaurierung untergebracht ist. Die Zeit sei halt stets knapp gewesen, hie und da hätten aber auch institutionelle Fachbereichsgrenzen im Wege gestanden. Grenzen, die zwar auch heute noch existieren, an deren Abbau die HKB aber seit einiger Zeit – und auch durchaus mit Erfolg – arbeitet. Im Prinzip fühlt sich Peter von Bartheld aber just an der Grenze zwischen Restaurierung und Kunst besonders wohl. Das weiss er spätestens seit seinem Praktikum in der Kunstgiesserei St. Gallen im Jahr 2010 – sonst wäre er kaum nach der Diplomierung umgehend dorthin zurückgekehrt. Während des Bachelorstudiums wurde ihm klar, dass er nicht gleich einen Master anhängen wollte. Er wollte nun endlich wieder mehr mit den Händen arbeiten. Schweissen. Seiner Leidenschaft für die Metallbearbeitung nachgehen. So trat er mit der Idee an die Kunstgiesserei heran, wo Kunst in erster Linie produziert wurde, den Restaurierungsbereich auszubauen und unter seiner Leitung – analog etwa zum 3-D-Druck oder zum Fräszentrum – so etwas wie eine eigene Restaurierungsabteilung einzurichten. Zunächst auf Projektbasis, bald aber im festen Anstellungsverhältnis liess er seinen Worten Taten folgen. «Weil die Kunstgiesserei St. Gallen für ihre Expertise in der Kunstproduktion weitum bekannt ist, kommen auch immer wieder Städte oder Galerien mit Restaurierungsaufträgen auf uns zu. Diese nahm ich fortan zu mir.» Auf dem Weg zu seiner heutigen Funktion als Projektleiter im Bereich Restaurierung musste von Bartheld wiederholt eine gewisse Standhaftigkeit an den Tag legen. Seine Kolleginnen und Kollegen in der Kunstgiesserei mussten sich anfänglich an die Arbeitsweise eines Restaurators, einer Restauratorin gewöhnen, hin und wieder war etwas Überzeugungsarbeit erforderlich. Aber «die Kunstgiesserei ist ein Ort, wo du mit Eigeninitiative weit

Das Handwerk erlernte Schwabenland an der HKB. Vorgesprochen und für einen Studienplatz beworben hat er sich an mehreren staatlichen Schauspielschulen im deutschen Sprachraum. Buchstäblich am nächsten gelegen wäre die Essener Folkwangschule, die er von seinem damaligen Zuhause aus in zehn Autominuten erreichte. Allerdings habe er schnell gemerkt, dass nicht jeder Student, jede Studentin zu jeder Schule passe. Bereits für das Vorsprechen hatte er etliche Texte, die seinem Gefühl nach zusammenpassten, zu Textcollagen verwoben. Zeigte sich hier schon eine künstlerische Eigenwilligkeit? Der Wille, selbst zu gestalten und selbst zu schaffen? Ein Nicht-dafür-gemacht-Sein, nur zu rezitieren und wiederzugeben? Man traut ihm zu, ein Gespür für Themen zu haben, die fürs Theater taugen. Das sah auch die HKB so. Themen und Sprache. Eine krass direkte Sprache. Und so geschah es, dass er an der HKB seinen eigenen Stil ausbilden konnte, in der Umsetzung seiner Ideen unterstützt und gefördert wurde. Die logische Konsequenz nach dieser Ausbildung war das zwar selbstbestimmte, zugleich aber auch risikoreiche Arbeiten in der freien Szene. Die Bewerbungsrunden als ausgebildeter Schauspieler, als Absolvent einer staatlichen Theaterhochschule, machten ihm dies deutlich. Beim Vorsprechen an einigen deutschen Stadttheatern bekam er das Gefühl, dass die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler nicht ganz für voll genommen worden seien, er sich als Youngster im Theaterbusiness erst noch würde beweisen müssen. Diesen Beweis trat er an. Jedoch nicht im Rahmen der stark hierarchischen Stadttheaterwelten. Mit zwei Studienkollegen gründete er vor fast zehn Jahren den PENG! Palast. Mittlerweile besteht ihr Künstlerkollektiv aus sechs

Personen: Neben zwei Schauspielern und einer Schauspielerin (Dennis Schwabenland, Nina Mariel Kohler und Christoph Keller) gehören auch der Autor Raphael Urweider, der Produktionsleiter Roland Amrein und der Techniker Tonio Finkam dazu. Dabei erarbeiten sie im Kollektiv ihre Stücke. Die kommen gut an. Beim Publikum und bei den Jurys. Diverse Anerkennungen und offizielle Auszeichnungen durften sie bis heute bereits entgegennehmen. Beweis dafür, dass sie mit ihrem Werk den Nerv der Zeit treffen? Oder hängt das nicht auch unweigerlich mit guter Selbstvermarktung zusammen? Um sich wirklich eingehend um die Vermarktung kümmern zu können, fehle es dem Kollektiv an Ressourcen, meint Schwabenland. Ein weit verbreitetes Anschreiben an zahlreiche Institutionen, die ihr Europa-Stück Bye Bye Babel hätten unterstützen können, blieb ohne grosse Wirkung. Auch so manches Gastspiel im Ausland vor einem Publikum nicht grösser als eine kleine Schulklasse stelle das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag bisweilen infrage. Wenn die Medien positiv berichteten, sei das viel wert. Die Onlinemedien seien dagegen eher geeignet, um das Stammpublikum zu pflegen. Einige langfristige Bemühungen haben sich aber ausgezahlt, nach einem Jahr Korrespondenz wurde er mit dem PENG! Palast schliesslich ans Fringe Festival nach Singapur eingeladen. Hoffentlich kommt die Reiseapotheke nicht zum Einsatz. Und falls doch, ist sie hoffentlich trotz unserem intensiven Telefongespräch komplett.

kommst.» Heute arbeitet er zwar nicht mehr so viel am Objekt, dafür profitiert er von einem Sammelsurium an Know-how direkt vor Ort. Denn unter den rund 50 Mitarbeitenden in der Kunstgiesserei sind Architektinnen, Ingenieure, Schreinerinnen, Mechaniker, Steinbildhauerinnen – für jedes seiner Projekte kann er ein massgeschneidertes Team zusammenstellen. Hier gerät er ins Schwärmen: «Und dazu die grossen Maschinen, die Kräne … das gibt es so nirgendwo sonst in der Schweiz.» Ob er unter anderen Umständen als Restaurator arbeiten wollte, sei es nun angestellt oder selbstständig, ist sich Peter von Bartheld nicht so sicher. Ihm gefällt die direkte, hemmungslose Herangehensweise von Künstlerinnen und Künstlern. Sicher, Sachen zu bewahren sei schön, aber in der Restaurierung gehe die Tendenz bisweilen in Richtung Angst. Angst, ja nichts kaputt zu machen. «In der Kunstproduktion dagegen gibt es nicht nur mehr Raum zum Spielen, sondern auch viel weniger Spielregeln», beschreibt er den Groove in anderen Abteilungen der Kunstgiesserei. So kommt es bisweilen vor, dass sich der Restaurator von Bartheld in der Rolle des Bremsers wiederfindet, dass er, quasi von Berufs wegen, Bedenken äussere und etwa vor der Verwendung dieses oder jenes Materials für ein Vorhaben warne. Die Künstlerin, der Künstler dagegen mache es oft einfach. «Es ist nicht immer nur toll, der party pooper zu sein.» Peter von Bartheld ist sich nicht sicher, ob er «nur» mit einem Bachelorabschluss in der Tasche, ohne sein Know-how im Schweissen und das Praktikum zwei Jahre zuvor, den Job in St. Gallen erhalten hätte. Im breit gefächerten Bachelorstudium können viele Themen und Aspekte der Konservierung-Restaurierung aus Zeitgründen nicht viel mehr als angeschnitten werden. Anders im Masterstudium, das von Bartheld seit einem knappen Jahr absolviert: Hier hat er Zeit und Raum, tiefer in Themen einzutauchen, kann zugleich aber auch von den praxisorientierten Angeboten des Swiss Conservation-Restoration Campus profitieren, dem neben der HKB auch die Konservierungsabteilungen der anderen Schweizer Fachhochschulen angehören. Dank des Teilzeitstudiums kann er das etwa im Projektmanagementkurs Gelernte umgehend am Arbeitsplatz anwenden. Obschon, wie überhaupt in der Kunstgiesserei St. Gallen, sehr vieles trotzdem noch learning by doing sei. Umgekehrt kann er Probleme des Arbeitsalltags auch zurück in die Hochschule tragen und mit Dozierenden diskutieren. Diese Verschränkung von Arbeit und Studium sei sehr viel wert, so von Bartheld. Auf einen wichtigen Aspekt seiner Arbeit hat ihn das Studium bisher nicht unbedingt vorbereitet. Projektleitung habe auch sehr viel

mit Psychologie zu tun: «Es gehört zu meinen Aufgaben, darauf hinzuwirken, dass alle an einem Projekt Beteiligten möglichst an einem Strang ziehen.» Intern, aber auch in der Kooperation mit Auftraggeberinnen, Künstlern oder der Denkmalpflege. Dass er kein Problem damit hat, Leuten gegenüberzutreten, zeigt sich auch in den eintägigen Schweisskursen, die er seit 2009 im Dynamo Zürich leitet. Das Leuchten in seinen Augen verrät, wie gross seine Leidenschaft für die Metallbearbeitung ist und wie viel Freude es ihm bereitet, sie anderen weiterzugeben: «Anfänglich sind die Kursbesucherinnen und -besucher von all den Geräten überfordert. Aber irgendwann kommt der Moment, wo es Klick macht, und sie merken: ‹Hey, ich kann hier alles machen, was ich will!› Das ist immer ein sehr schöner Moment.» Dass von Bartheld ein Flair für Vermittlung haben könnte, deutete sich bereits bei der Wahl seines Erststudiums an, noch in den Niederlanden, wo er ab 2002 Education in Art and Design studierte. Mit den grossen Freiheiten, die ihm die Academy of Art & Design in Arnhem von Studienbeginn weg bot, hatte er anfänglich seine Schwierigkeiten. Kaum Strukturen und kaum Inhalte wurden ihm und seinen Mitstudierenden damals vorgegeben. Bald lernte er jedoch, selbstverantwortlich mit diesen Freiheiten umzugehen, ja mehr noch, sie zu schätzen und vor allem zu nutzen. Freiheiten, die er im Master C ­ onservation-Restoration an der HKB auch heute wieder bekommt. Im letzten Semester in Arnhem lernte Peter von Bartheld übrigens auch die junge Schweizer Tanz- und Choreografiestudentin kennen, die er nur wenig später, als beide ihr Studium abgeschlossen hatten, nicht mehr alleine zurück in die Heimat ziehen lassen wollte.

→ Julia Schiller-Günter ist stellvertretende Leiterin der HKB-Kommunikation.

Foto: Katalin Deér, Kunstgiesserei St. Gallen


Aktuell in der Weiterbildung CAS TEACHING ARTIST

— Material hat eine Sprache: Ästhetik und Semantik. — Typografie. Schrift im Kontext. — Environmental Typography. Schrift im Raum.

Herbstsemester 2017/ 2018

CAS SIGNALETIK – KONTEXT MUSEUM

Möchtest du ein zweites Standbein in der Kulturvermittlung aufbauen und kulturelle Projekte mit Schulklassen realisieren? Der CAS Teaching Artist bietet professionellen Künstlerinnen und Gestaltern die Möglichkeit, neben der eigenen künstlerischen Arbeit kulturelle Projekte an Schulen zu entwickeln und umzusetzen. INFOVERANSTALTUNG → Donnerstag, 6. April 2017, 18:30h HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern

CAS KULTURELLE BILDUNG IM ELEMENTARBEREICH KINDER IN IHRER KREATIVITÄT FÖRDERN UND BEGLEITEN Eine Weiterbildung für Fachpersonen in KiTa, Spielgruppe, KiGa, Therapie, Museum, Freizeitbereich, für Kulturund Kunstschaffende

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SIGNALETIKKURSE

INFOVERANSTALTUNG → Donnerstag, 23. März 2017 HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern

KONTAKT UND INFOS → sinje.homann@hkb.bfh.ch → hkb.bfh.ch/cas-teaching-artist

LANCIERUNGSANLASS Fokuspublikation «Ästhetische Bildung & Kulturelle Teilhabe — von Anfang an!» → Mittwoch, 31. Mai 2017 MigrosMuseum für Gegenwartskunst, Zürich

hkb.bfh.ch/ weiterbildung

HKB -ZEITUNG

Frühlingssemester 2017

hkb.bfh.ch/ weiterbildung

NOCH KEIN GRATIS-ABO DER HKB-ZEITUNG? → publikationen@hkb.bfh.ch

Impressum HKB-Zeitung Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern HKB, N°1/2017 Herausgeberin: Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB

Redaktion: Christian Pauli (Leitung) Regina Dürig Peter Kraut Christoph Miler Nathalie Pernet Andi Schoon Raffael von Niederhäusern

Gestaltungskonzept und Layout: Atelier HKB, Marco Matti (Leitung) Moana Bischof Christoph Miler Renate Salzmann Druck: DZB Druckzentrum Bern Auflage: 10 000 Exemplare Erscheinungsweise: 4 x jährlich

© Hochschule der Künste Bern HKB. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitung darf ohne schriftliche Genehmigung der HKB reproduziert werden. Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB Fellerstrasse 11 CH-3027 Bern hkb.bfh.ch facebook.com/hkb.bern

Die Einnahmen aus den Inseraten kommen vollumfänglich dem Stipendienfonds zugute, der HKBStudierende in prekären finanziellen Verhältnissen gezielt unterstützt. hkb.bfh.ch/stipfonds

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Franz Marc, Blaues Pferd II, 1911, Öl auf Leinwand, 113 x 86 cm, Kunstmuseum Bern, Stiftung Othmar Huber, Bern

HKB -ZEITUNG

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bis 16.07.17

Preisverleihung 11. «Der Bund»-Essay-Wettbewerb. Vom leeren Blatt Papier bis zur Preisübergabe. Wir präsentieren die Schreibtalente.

«Stell dir vor, es ist Schule, und alle gehen hin» Ein Projekt von «Der Bund» und der Fondation Reinhardt von Graffenried. Programm: • Lesung: Drei Gewinner/-innen präsentieren ihre Essays • Moderation und Zwischentöne: Schertenlaib und Jegerlehner • Bühne und Visuals: Hochschule der Künste Bern HKB • Wahl: Das Publikum wählt per Urnenabstimmung • Kulinarik: Apero riche vor der Rangverkündigung Datum: Zeit: Ort:

Dienstag, 21. März 2017 18.30 Uhr, Türöffnung 17.30 Uhr Dampfzentrale, Marzilistrasse 47, Bern

Eintritt: CHF 30.–/20.– (Ermässigung mit der espace.card) Abendkasse CHF 30.– Tickets: Tel. 0800 551 800 (Gratis-Hotline) www.essay.derbund.ch

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nicht im Original abgebildet, sondern in einer eigenen künstlerischen Adaption. In dieser Ausgabe: Julia Weiss.

HKB -ZEITUNG

HKB innen – aussen

In mehreren aufeinanderfolgenden Ausgaben der HKB-Zeitung ziert ein Bild des Fotografen Fabian Unternährer das Titelblatt des zweiten Bunds. Es wird jedoch

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Ausgezeichnet!

Der goldene Kompromiss

Die Gesellschaft zu Ober-Gerwern hat Ende November 2016 zum zweiten Mal den OberGerwern-Masterpreis für herausragende Masterarbeiten an der HKB ausgeschrieben. Der Preis in der Höhe von 20 000 CHF ging dieses Jahr an Lorenz Oehler, Absolvent des Master Contemporary Arts Practice, für seine Übersetzung von Alasdair Campbells Roman The Nessman. Oehler verbindet die akribische Textarbeit mit theoretischen Erwägungen zum Wesen der Übersetzung sowie mit Überlegungen hinsichtlich der typografischen und szenischen Ausformung. Mit seiner Arbeit hat er eindrücklich demonstriert, wie sich das Feld der literarischen Übersetzung erweitern lässt – weg von einem rein handwerklichen Begriff, hin zu einer Darstellung, die alle Parameter der Publikation als Gegenstand der Gestaltung begreift.

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Die Saxofonistin und HKB-Studentin im Bachelor Musik Klassik Michelle Burri ist an den internationalen Meisterkursen Uttwil für ihre Aufführung des Concerto von Alexander Glazunov ausgezeichnet worden. Als Preis wird sie das Stück im Herbst 2017 mit der Südwestdeutschen Philharmonie und unter der Leitung von Eckart Manke in Konstanz aufführen.

HKB -ZEITUNG

Elisa Marchetti, Studentin im Master Music Pedagogy, hat mit ihrem Quartett Quator Chouette am 16th Chieri International Competition mit 100 von 100 möglichen Punkten den ersten Preis für Kammermusik gewonnen.

Annaïk Lou Pitteloud Annaïk, kannst du Consensus kurz beschreiben? Fünf Begriffe mit Bezug zur Idee des Konsenses werden in je einem anderen Metall, je von einem anderen Kontinent, gegossen und unter den fünf Fenstern im öffentlich zugänglichen Bereich oberhalb des Nationalratssaals angebracht werden. Weil für den Einkauf jedes der Metalle gleich viel Geld zur Verfügung steht, werden die Begriffe sehr unterschiedliche Schriftgrössen haben – die «Konvention» aus Eisen etwa wird um ein Vielfaches grösser sein als der goldene «Kompromiss». Wie bist du auf die Idee gekommen? Ich wollte einen offenen Vorschlag mit gewissen kritischen Elementen machen. So haben alle gewählten Herkunftsorte der Metalle, wie Chile, China oder Südafrika, eine Bedeutung für die Schweizer Geschichte. Die Wahl des Worts als zentrales Element des Werks reflektiert dessen wichtige Rolle im Nationalratssaal. Nicht zuletzt will ich mit dem zentralen Begriff des Konsenses auch zur Auseinandersetzung mit der Frage nach dessen tatsächlicher Bedeutung für die Schweizer Politik anregen. Wie geht es nun weiter bis zur Einweihung im September 2018? Im Moment bin ich in Kontakt mit Fachleuten des World Trade Institute in Bern, die sich im weltweiten Rohstoffhandel auskennen. Für den Kauf der Metalle werde ich dann eine Rohstoffhändlerin oder einen Rohstoffhändler engagieren. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass Metalle verschiedener Provenienz oft bald nach ihrem Abbau vermischt werden und so die Herkunft der gehandelten Metalle kaum nachzuvollziehen ist. Gegossen werden die Schriftzüge schliesslich in der Kunstgiesserei des Sitterwerks St. Gallen. Bild: Consensus, 2018, métaux ouvragés, dimensions variables In der letzten Ausgabe haben wir hier berichtet, dass Annaïk Lou Pitteloud (*1980) mit ihrem Projekt Consensus den Wettbewerb für zeitgenössische Kunst im Parlamentsgebäude gewonnen hat. Nun stand sie der HKB-Zeitung für ein kurzes Interview zur Verfügung. Pitteloud hat 2005 an der HKB den Bachelor in Fine Arts abgeschlossen und arbeitet seit 2013 als künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang. Für ihre Kunst ist sie mehrfach ausgezeichnet worden (z.B. Swiss Art Awards, Aeschlimann Corti) und hat bisher u.a. an der Shanghai Biennale, im Witte de With Rotterdam, in der Kunsthalle Bern und im Kunsthaus Zürich ausgestellt. Pitteloud lebt und arbeitet in Brüssel.

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Die ehemalige HKB-Studentin im Master Contemporary Arts Practice Sarina Scheidegger hat von der Pro Helvetia einen Werkbeitrag erhalten. Mit der Kulturbotschaft 2016 bis 2020 hat das Bundesparlament die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia beauftragt, auch in der visuellen Kunst Werkbeiträge zu vergeben. In der ersten Ausgabe hat die Stiftung nun 28 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, deren Projekte am meisten überzeugten. Daniele Giovannini, ehemaliger Student im Master Music Pedagogy, und Boris Oppliger, ehemaliger Bachelorstudent in Blasmusikdirektion, haben am Schweizerischen Dirigentenwettbewerb den zweiten und dritten Platz belegt. Die Studierenden Katharina Kessler, Julian Koechlin, Hanna Röhrich, Nadja Rui und Anne Sauvageot (alle Master Theater) sowie Giulia Goldammer (Bachelor Theater) haben alle sechs beim diesjährigen Vorsprechen der ArminZiegler-Stiftung einen Förderbeitrag gewonnen. Die Armin-Ziegler-Stiftung richtet jährlich einmalige Studienbeiträge an begabte Schweizer oder in der Schweiz wohnhafte ausländische Schauspielstudierende aus. Eva Maria Leuenberger und Michael Fehr, beide ehemalige Studierende am Schweizerischen Literaturinstitut, haben je ein «Weiterschreiben»-Stipendium der Literaturkommission der Stadt Bern erhalten. Die Auszeichnungen werden jährlich an Berner Autorinnen und Literaturvermittler vergeben. Der ehemalige HKB-Theaterstudent Dennis Schwabenland (siehe auch das Porträt auf S. 18) hat mit the holycoaster s(HIT) circus, dem ersten Film von ihm und PENG! Palast (in Zusammenarbeit mit Kino Kitchen / Sascha Engel), den Berner Filmpreis gewonnen.


Die HKB bietet im Bereich Design eine neue Weiterbildung an: Der CAS Visuelle Rhetorik befasst sich unter der Leitung von Pierre Smolarski eingehend mit den Möglichkeiten und Grenzen der visuellen Kommunikation. Der Studiengang lotet gestalterische Handlungsspielräume aus und fokussiert auf die Frage: Wie können wir wen in welchen Kontexten mit dem gezielten Einsatz von Visuellem überzeugen?

Tintenfrass, Erotik und Geisterhände Mittwoch, 8. März 2017

Forschungsapéro 2017 18.00 Uhr

Programm Begrüssung BFH-Zentrum Arts in Context Thomas Gartmann Sprechkunst Julia Kiesler, Claudia Rastetter Tintenfrass Carmen Effner

Infos und Anmeldung: hkb.bfh.ch/weiterbildung

Ab dem Herbstsemester 2017 bietet der Masterstudiengang in Composition and Theory eine neue Vertiefung an: Komposition für Blasmusik und Brass Band. Der neu lancierte Master bildet das vierte Spezialgebiet neben zeitgenössischer klassischer Komposition, Composition and Arrangement in Jazz sowie Théâtre musical und ist in dieser Form europaweit einzigartig. Als Hauptdozent und Verantwortlicher für die Vertiefung konnte der mehrfach ausgezeichnete Schweizer Komponist Oliver Waespi engagiert werden, dessen Œuvre Musik sowohl für sinfonische und kammermusikalische Besetzungen als auch für sinfonisches Blasorchester und Brass Band umfasst.

Apéro in interaktiver Ausstellung Gleichgewichtstraining – Wie eine App der Sturzprävention hilft Priska Gisler, Manuel Schüpfer, Hugo Ryser Das Material-Archiv – Materialwissen physisch und digital Tim Hellstern, Karin Lehmann Wie von Geisterhand – Die Welte-Musikrollen im Blick Manuel Bärtsch Punkt, Punkt, Komma, Strich – Ein Lehrmittel für blinde Kinder und ihr sehendes Umfeld Martin Gaberthüel, Fabienne Meyer, Andréas Netthoevel

Anmeldeschluss: 15. März 2017

Ab dem Herbstsemester 2017 bietet das PreCollege Bern HKB, das seine Studierenden auf ein musikalisches Bachelorstudium vorbereitet, neu neben dem Bereich Musik Klassik auch die Musik & Medienkunst sowie Musik & Bewegung an.

Freitag, 17. März 2017

Die HKB an der Museumsnacht Bern 2017

Anmeldeschluss: 15. März 2017

Unterirdische Kathedrale Haubenstock-Ramati (Klassik-Performance) 18.00–19.00 Uhr MoMA (Théâtre musical) 19.00–20.00 Uhr Konzerte Bilder einer Ausstellung (Klassik, Blasmusikdirektion) 19.00, 19.40, 20.20, 21.00 Uhr Quad (Théâtre musical) 20.00, 23.20 Uhr Aufgetischt – eine Serie von Musiktheaterstücken (Théâtre musical) 18.00, 22.00 Uhr Dampfbad (Jazz) 18.40, 19.20 Uhr The Last Pony (Jazz) 21.40, 22.40 Uhr Monkey Strikes Back (Jazz) 0.00, 0.20, 0.40 Uhr Late Night Concert (Klassik) 1.00, 1.30 Uhr

Zu Gast

Stefan Lano am Schweizer Opernstudio von Mathias Behrends

Mit dem hoch erfahrenen und weltweit künstlerisch wirkenden Dirigenten Stefan Lano begrüssen wir einen neuen Dozenten in Residenz. Im vergangenen Studienjahr war der Regisseur und Choreograf Joachim Schloemer als herausragende Künstlerpersönlichkeit aus der Musiktheaterwelt eingeladen und bereicherte das Ausbildungsspektrum mit seiner künstlerischen Handschrift. Auch 2017 wird dieses erfolgreiche Modell fortgeführt, das auf ebenso besondere wie konkrete Weise den Studienalltag am Schweizer Opernstudio mit der aktuellen Berufswelt und ihren Anforderungen verbindet.

Künstlerisch ist Stefan Lano sowohl im Musiktheater als auch auf Konzertpodien zu Hause, er arbeitet an wichtigen Opernhäusern mit ausgezeichneten Orchestern und verwirklicht dabei ein breites, äusserst interessantes Spektrum an Werken. Repertoire und Ausnahmewerke stehen dabei im Fokus seiner Tätigkeit. In Workshops mit allen Operstudierenden, insbesondere im Bereich der musikalischen Einstudierung, sowie als Dirigent der Opernproduktion im Schweizer Opernstudio, die im Juni in Biel und Solothurn zur Aufführung kommen wird, wird Lano Akzente setzen und die Studierenden mit seiner reichen Berufserfahrung inspirieren. stefanlano.com

PROGR Zentrum für Kulturproduktion Speichergasse 4, 3011 Bern

M ÄR Z– MAI 2017

In dieser Rubrik berichten wir regelmässig über Neuigkeiten und Neuentwicklungen aller Art und aus allen Ecken unserer vielseitigen, dynamischen Hochschule.

Die HKB-Highlights im Frühling

HKB -ZEITUNG

Neu an der HKB

Forschungsapéro 2017

Museumsnacht

Die HKB-Forschung zeigt, was in ihr steckt: Zum zehnten Mal lässt sie am 8. März hinter die Kulissen blicken und lädt alle Forschungsinteressierten zum jährlich stattfindenden Forschungsapéro in die Aula des PROGR Zentrum für Kulturproduktion ein. Dieser Anlass ist mehr als eine Schau der aktuellen Forschungstätigkeit. In einem ersten Teil werden forschende Sprechwissenschaftlerinnen aus dem SNFProjekt Sprechkunst und eine forschende Konservatorin-Restauratorin aus dem KTI-Projekt ­Tintenfrass berichten. Danach wird in einem zweiten Teil die interaktive Ausstellung mit ihren vier Forschungsräumen eröffnet: Zu Gast sind das Material-Archiv, die SNF-Projekte Punkt, Punkt, Komma, Strich und Wie von Geisterhand sowie das KTI-Projekt Gleichgewichtstraining.

Die HKB ist nach dem Grosserfolg an der Museumsnacht 2016 wieder dabei: Aber statt auf dem Bundesplatz mit Klangfontänen geht es dieses Jahr an die Peripherie, ins Galgenfeld. Am 17. März empfängt der HKB-Fachbereich Musik die Besucherinnen und Besucher der Museumsnacht Bern am neuen Standort Ostermundigenstrasse 103 mit einem an Vielfalt kaum zu überbietenden Programm: mit Konzerten aus Klassik, Jazz, Pop und elektronischer Musik, mit Musiktheater und Theater, Klang-/ Videoinstallationen und einer Live-Literatur-Überwucherung. Wie erotisch Musiktheorie sein kann, was das letzte Pony heute macht und wie sich das Eintauchen in die Klangwolke eines Dampfbads anfühlt, sind nur drei der Fragen, denen wir an dem langen Abend nachgehen. Bei Angeboten wie dem Ultimate Percussion Showroom, wo die Schlagzeugstudierenden Sie mit ihren Trommeln, Becken und Tasteninstrumenten erwarten, können Sie auch selber Hand anlegen. Oder Sie beweisen beim musikhistorischen Quiz allen Ihr umfassendes musikalisches Wissen. Auch die Kleinsten werden sich bei uns garantiert nicht langweilen, wenn sie bei den Trashperiments mit Alltagsgegenständen hämmern, poltern und quietschen, was das Zeug hält. Und nicht zuletzt entführen wir Sie in die «unterirdische Kathedrale», einen Klangraum der ganz besonderen Art …

Bild: Hochofenschlacke als Mörtelzuschlag – Herstellung, Verwendung und Analytik (Stiftung zur Förderung der Denkmalpflege / Petra Dariz)

Performances, Interaktionen & Installationen Literarische Überwucherung (Literatur) 18.00–0.20 Uhr From me to you (Theater, Klassik) 18.00–1.30 Uhr Soundarts Klanginstallationen (Musik & Medienkunst) 18.00–2.00 Uhr Kino ohne Leinwand (Tonstudio HKB) 18.00–2.00 Uhr Mikrotonalität (Komposition) 18.00–1 .00 Uhr Drum Machines und klangliche Ordnung in der Popmusik (Forschung) 18.00–1 .00 Uhr + Live-Performance: 20.40 Uhr Theorie, Forschung, Workshops Einführung Dirigieren (Blasmusikdirektion) 19.20, 23.00 Uhr Ultimate Percussion Showroom (Perkussion) 18.00–0.00 Uhr Zwischen Chaos und Langeweile (Musiktheorie) 18.10, 20.00 Uhr Erotische Theorie (Roundtable Musiktheorie) 21.00 Uhr Improspass mit Lamentobass: Improvisation als Handwerk (Musiktheorie) 19.30, 23.10 Uhr Würfel Menuett Instant Self Service Takeaway (Musiktheorie) 18.30, 22.10 Uhr Improvisation und kompositorische Gestaltung (Musiktheorie) 20.20, 21.40 Uhr Musikhistorisches Quiz (Musiktheorie) 19.00, 22.40 Uhr Wie von Geisterhand (Forschung) 18.00–2.00 Uhr Kinder Trashperiments (Künstlerische Musikvermittlung) 18.00–22.00 Uhr Wenn Spuren zu klingen beginnen und Klänge zu Spuren werden (Kulturelle Bildung) 18.00–22.00 Uhr Für Speis und Trank ist während des ganzen Abends gesorgt.

23


März – Mai 2017

Fr

Musik Klassik

12

Kammermusik Excellence

HKB-Agenda Sa

Die besten Kammermusikgruppen der HKB präsentieren sich in der Lenk mit Meisterwerken und Raritäten der Kammermusikliteratur. 18.00 Uhr Reformierte Kirche Lenk

Tagung

29 Stimmwelten

M ÄR Z– MAI 2017

M Ä R Fr

Musik Klassik

3

Meisterkurs Violine mit Mayumi Seiler

bis So

5

Fr

HKB Musik

Mo HKB Jazz

17

HKB goes Museumsnacht

10

Dieses Jahr am neuen HKB-Standort im Galgenfeld. Programm und mehr im HKB-Highlight auf S. 23 18.00 Uhr HKB Ostermundigenstrasse

Sa

Meisterkurs Gesang mit 20 Capucine Chiaudani 18 bis Mo

Der Meisterkurs ist für Studierende der HKB. Externe Zuhörende sind herzlich willkommen. 10.00–17.00 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13a, Kammermusiksaal

HKB -ZEITUNG

Der Meisterkurs ist für Studierende der HKB. Externe Zuhörende sind herzlich willkommen. 10.00–17.00 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13a, Kammermusiksaal Do Sa

Theater

4

MA-Thesen Theater

bis Do

9

Gestalten, musizieren, Theater spielen und Natur erleben mit Kindern von 0 bis 6 Jahren Infos: hkb.bfh.ch/weiterbildung 18.00–20.00 Uhr HKB Fellerstrasse, Studio (1. OG)

HKB-Forschung

8

Forschungsapéro 2017

A P R

Programm und mehr im HKB-Highlight auf S. 23 18.00 Uhr PROGR, Aula

Di

HKB Jazz

HKB @ Internationales 25 Jazzfestival Bern 14

bis Sa

14. – 18.3.2017 HKB JAZZORCHESTRA conducted by Bert Joris Besetzung: vgl. «SJO presents HKB JAZZORCHESTRA» vom 10.4.2017

Di

Theater

4

Menschen wollen berühmt werden

bis Mi

5

Jeweils 18.30, 19.45 und 21.00 Uhr Hotel Innere Enge, Jazz-Zelt

Di

Musik Klassik

14

Offenes Haus La Prairie

Studierende des PreCollege spielen klassische Musik in einem ungezwungenen Rahmen. 18.00 Uhr La Prairie

24

29

Di

Fr

Bühne

7

Naja Parejas: Raíces

bis So

9

Künstlerische Master-Thesis in Musik & Bewegung (Rhythmik) Fr/Sa 20.00 Uhr, So 18.00 Uhr HKB Burg Biel, Grosser Opernsaal

Sa

Musik Klassik

8

Music for contacting the dead

Schweizer Erstaufführungen von Liza Lim und Enno Poppe mit dem Ensemble Vertigo 19.30 Uhr Dampfzentrale

Konzert

Kirchenmusik Mit Studierenden des CAS Orgel sowie der Orgelkurse I und II 19.00 Uhr Stadtkirche Biel

Mi

Sa

Mit dem Alte-Musik-Ensemble Les passions de l’Ame erarbeiten Studierende Rosenmüllers vielfarbige, duftende und leidenschaftliche Musik. 20.00 Uhr Berner Münster

So

30

Tagung

13

Musikpädagogik – kooperative Lernformen Weiterbildungstag mit Referaten, Diskussionen und Workshops zu kooperativen Lernformen im Instrumental- und Vokalunterricht. Infos und Anmeldung: hkb.bfh.ch/ weiterbildung/musikpaedagogik 9.30–16.00 Uhr HKB Ostermundigenstrasse

Fr

Symposium

19

Théâtre musical & Composition

M A I

Théâtre musical & Composition

Glashaus

Do

Musik Klassik

4

WorkshopKonzert

Studierende des DAS Orchesterdirigieren und Berner Kammerorchester. Piano: Pavel Yeletskiy (Klasse T. Herbut). Werke von Mendelssohn, Chopin und Schubert 20.00 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13d, Grosser Konzertsaal

Bühne

MA-Thesis Rhythmik

Sa

Kompositionen der HKB-Studenten Luis Felipe Arteaga und Josquin Schwizgebel, gespielt vom Ensemble Proton 11.00 Uhr Dampfzentrale

28 Sara Grimm:

bis So

Öffentlicher Vortrag über die Erfolgskriterien von Informationsdesign im Rahmen des CAS Data Visualization. 18.30–20.00 Uhr HKB Fellerstrasse, Grosse Aula

Authenticity vs. Improvisation 20 in the Philoso30 Uraufführungen phy of Music?

Studierende des MAS Pop & Rock präsentieren Covers und Eigenkompositionen. Eintritt frei, Kollekte 20.00 Uhr Werkhof 102

Fr

Michael Stoll: Erkenntnis durch Fakten?

und Sa

& Rock Night

In diesem erfolgreichsten und zutiefst politischen Werk von Hans Wüthrich geht es um Macht, soziale Ordnung, latente Gewalt und miss-/ gelungene Revolution. 18.15 Uhr HKB Ostermundigenstrasse, Auditorium Weitere Aufführungen am Festival Acht Brücken – Musik für Köln am So 30.4.2017 um 16.00 und 21.00 Uhr.

12

werke von Johann Rosenmüller

Konzert

28 Das

Viz Lecture #3

Musik Klassik

26 Pop

Fr

Fr

29 Instrumental-

Diplomproduktion der Absolventinnen und Absolventen 2017 des Bachelor Theater Regie: Volker Lösch Aufführungen: Sa, So, Mi–Sa Infos: hkb.bfh.ch/veranstaltungen HKB Zikadenweg

25 Audition

Workshop-Präsentation mit Studierenden des Master Theater. Leitung: M. Stauffer / N. Torpus Infos: hkb.bfh.ch/veranstaltungen HKB Zikadenweg

21. – 25.3.2017 CHROMATRIC TRIO Mélusine Chappuis (p), Fabian Kraus (b), Xavier Almeida (dr)

Theater

22 Dogville

bis Sa

23 CAS

Mit Kay Kysela und Simon Roffler Infos: hkb.bfh.ch/veranstaltungen Container bei der Lokremise St. Gallen

Mi

Sa

Infoabend Weiterbildung

Kulturelle Bildung im Elementarbereich

SJO presents HKB JAZZ ORCHESTRA

Nolan Quinn (tp), Lukas Kohler (tp), Nicola Habegger (tp), Felix Grandjean (tp), Jaronas Höhener (tp), Manuel Schwab (as), Sarah Belz (as), Michael Wyss (ts), Max Treutner (ts), Loris Knüsel (bs), Jonas Danuser (tb), Janosch Marti (tb), Miguel García Casas (tb), Arno Tri Pramudia (tb), Josephine Nagorsnik (btb), Billy Utermann (p), César Gonin (b), Adrian Stirnimann (dr), Bert Joris (cond) 20.00 Uhr Bierhübeli

Musik Klassik

Die Tagung ist ein Beitrag zum Weltstimmtag 2017 und bietet einen Brückenschlag zwischen Medizin, Gesangspädagogik und angewandter Stimmphysiologie. Mittels Kurzreferaten und praktischen Darstellungen (u.a. Live-Endoskopie) werden Grundkonzepte, gesangstechnische Probleme und Lösungsansätze erörtert. Die Vortragenden greifen bei der Auswahl der Themen auf ihre Erfahrungen im Weiterbildungsstudiengang CAS Singstimme zurück: Christian Herbst, Universität Wien, Prof. Dr. med. Eberhard Seifert, Inselspital Bern, Nina Grunder, HKB 13.30–18.00 Uhr, anschl. Apéro HKB Papiermühlestrasse 13d, Grosser Konzertsaal

Sa

Musik Klassik

6

W. Engelen: Extended Compositions

Künstlerische Master-Thesis in Musik & Bewegung (Rhythmik) Fr/Sa 19.00 Uhr So 11.00 Uhr HKB Burg Biel, Grosser Opernsaal

Konzert des Ensemble Vertigo im Rahmen der Ausstellung Extended Compositions HKB Burg Biel

Sa

Theater

6

12 Solos

und So Projektpräsentationen der Diplomierten 2017 im Bachelor Theater Infos: hkb.bfh.ch/veranstaltungen HKB Zikadenweg

7

Das Symposium nimmt – aus ontologischer ebenso wie aus musikwissenschaftlicher Sicht – die Ausprägungen von Authentizität und Improvisation in den Blick, als zwei letztlich unerreichbare Ideale der musikalischen Aufführung. Keynotes von J. Dodd (Manchester University), R. Pouivet (Université de Lorraine) und B. Gallet (HEAR, Strasbourg/Mulhouse). Kooperationsprojekt mit der Universität Bern. Universität Bern Hallerstrasse

So

Theater

14

Tryout!

Studierende des Bachelor Theater präsentieren ihre Projekte. Infos: hkb.bfh.ch/veranstaltungen 19.30 Uhr Vidmarhallen, Vidmar+

Mo Musik Klassik

15

und Do

18

IZM- & HAPAuditionen

Hinter diesen Abkürzungen stehen anregende Gegensätze: Interpretation zeitgenössischer Musik sowie historische Aufführungspraxis. 19.30 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13d, Grosser Konzertsaal

Di

Musik Klassik

16

Offenes Haus La Prairie

Solistische und kammermusikalische Werke von Studierenden der Instrumental- und Gesangsklassen 20.00 Uhr La Prairie


16

Jahresprojekt Komposition & Arrangement

Timothée Giddey (ts), Loris Knüsel (ts), Luka Mandic (g), Josephine Nagorsnik (tb), Billy Utermann (p), Baptiste Maier (dr), Bastian Weber (dr) Leitung: Django Bates/Martin Streule 20.30 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13d, Grosser Konzertsaal

Fr

Bühne

19

Jessica Raas: Im Zwiespalt

und Sa

20 Künstlerische Master-Thesis in

Musik & Bewegung (Rhythmik) 19.30 Uhr HKB Burg Biel, Grosser Opernsaal

Fr

Musik & Medienkunst

26 à

suivre #31

und Sa An der Semesterpräsentation des Studienbereichs Musik & Medienkunst präsentieren die Studierenden eine Vielfalt an elektronischer Musik, Klanginstallationen, Videovertonungen und Soundexperimenten. Fr ab 17.00 Uhr Installationen, 20.00 Uhr Konzert Sa ab 14.30 Uhr Installationen, 17.00 Uhr Konzert HKB Papiermühlestrasse 13d

27

Mi

Tagung

31

Ästhetische Bildung & Kulturelle Teilhabe

Lancierungsanlass zur Fokuspublikation der HKB-Weiterbildung in Kooperation mit dem Netzwerk Kinderbetreuung zur Kreativitätsförderung in der frühen Kindheit Infos und Anmeldung: hkb.bfh.ch/weiterbildung 14.00–17.30 Uhr Migros Museum für Gegenwartskunst

Mi

Théâtre musical & Composition

31

Das Glashaus

In diesem erfolgreichsten und zutiefst politischen Werk von Hans Wüthrich geht es um Macht, soziale Ordnung, latente Gewalt und miss-/ gelungene Revolution. 20.00 Uhr Gare du Nord Basel

VERANSTALTUNGSREIHEN

Opernwerkstatt

«Mysterien sind weiblich; 17 sie verhüllen sich…» (Schlegel) 16

und Mi

Finanzkrise, Eurokrise, Staatskrise und Flüchtlingskrise – Stichworte wie diese lassen die griechischen Bürger/-innen noch immer nicht los und machen fast vergessen, dass in Griechenland die Wiege mitteleuropäischer Kultur stand.

Klassenauditionen Sa 4.3. – Fr 19.5.2017 Detaillierte Programme unter hkb-musik.ch

HKB Jazz

Jazz am Montag Literatur

Rockhall Talks Mi 1.3.2017 Buch oder Bestseller? Wie schreibt man Bestseller? Und will man das überhaupt? Wie wichtig sind Bestseller für einen Verlag? Gibt es Kriterien für Bestseller? Gesprächsrunde mit: D. Vaihinger (Nagel&Kimche), M. Burki (Der gesunde Menschenversand), U. Engeler (engeler verlag), M. Fehr (Absolvent Literaturinstitut, mehrfacher Literaturpreisgewinner), J. von Lucadou und B. Lussi (Studentinnen Literaturinstitut). Moderation: S. von Büren. Mi 3.5.2017 Erfolg und Psyche Was ist der Zusammenhang zwischen Erfolg und Motivation? Kann Erfolg ein bestimmtes Verhalten verstärken? Was sind die psychischen Auswirkungen von Misserfolg? Gesprächsrunde mit: N. Jacobshagen (Universität Bern), D. Hellmann (Absolvent Master Theater HKB), V. Rossbacher (Autorin), M. Ursprung (Studentin Literaturinstitut). Moderation: S. von Büren.

Jeweils 18.30 Uhr HKB Schweizerisches Literaturinstitut Biel

Gestaltung & Kunst

Typoclub Afterwork Lectures Do 2.3.2017 Ja, Ja, Ja, Nee, Nee, Nee Mit dem Studio Huber-Sterzinger, das u.a. bei der Fabrikzeitung der Roten Fabrik in Zürich für Inhalt, Redaktion und Gestaltung verantwortlich ist. huber-sterzinger.ch Do 30.3.2017 Zerlegen, kombinieren, ergänzen Afterwork Lecture mit Christof Nüssli, der gemeinsam mit Christoph Oeschger eines der Schönsten Deutschen Bücher herausgegeben hat. christofnuessli.ch Do 27.4.2017 Ästhetik im Kontext Mit dem Studio Kasper-Florio, das 2013 eines der Schönsten Schweizer Bücher herausgegeben hat. kasper-florio.ch Do 18.5.2017 Ein Go für das No-Go Mit Anna Haas, Präsidentin des Vereins Illustratoren Schweiz annahaas.ch

Di

Musik Klassik

Jeweils 18.00 Uhr HKB Fellerstrasse, Grosse Aula

Dramatik, Philosophie, Künste, Sport – sie alle fussen auf dem antiken griechischen Wissenshorizont und im Besonderen auf antiken Mythen. Grund genug für die Studierenden des Master Oper, sich mit alten griechischen Geschichten in Opern- und Musiktheaterszenen neu auseinanderzusetzen. Altes neu zu lesen, neu zu musizieren, neu darzustellen. So entsteht eine Kreation, die antike Mythen enthüllt. Ensemble: Germain Bardot, Elise Duclos, Shiki Inoue, Andrea Jimenez, Buga Simic, Orsolya Nyakas, Aurelia Würsch, Eunji Yi Musikalische Leitung: Franco Trinca Inszenierung: Stefan Saborowski

19.30 Uhr Volkshaus Biel, Grosser Saal

Mo 6.3.2017 Bandconcept Ensemble IIIA G. Schnyder (voc), J. Höhener (tp), J. Eisinger (as), J. Müller (g), I. Brockhaus (keys), F. Wolf (dr) – Leitung: R. Morgenthaler / I. Brockhaus Polyhedron J. Höhener (tp), J. Nagorsnik (tb), L. Laury (keys), F. Wolf (dr) 20.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64 Mo 13.3.2017 Dampfbad N. Habegger (tp), L. Mandic (g), N. Wolf (dr/perc) Dubach-Windisch R. Dubach (voc/g), J. Windisch (p) 20.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64 Mo 20.3.2017 Basic Ensemble IB A. Mossoni (voc), M. Karrer (ts), C. Ferrari (g), M. Trovato (p), T. Dürst (b), M. Zuberbühler (dr) – Leitung: T. Dürst Nola R. Egli (synth/tp), N. Scheidegger (voc/synth), B. Weber (dr/electr) 20.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64 Mo 27.3.2017 The H.E.A.R.T. Project N. Habegger (tp), J. Rüffert (tb), L. Knüsel (reeds), T. Giddey (reeds), S. Bättig (g), O. Holliger (g), C. Moore (b), B. Weber (dr) Komposition/Leitung: K. König Sophie Adam (voc/electr) 20.30 Uhr HKB Ostermundigenstrasse, Auditorium Mo 3.4.2017 E:SCAPE M. Haudenschild (p), B. Muralt (b), P. Amereller (dr) Shane Quartet M. Gilsenan (ts), G. Wenger (ts), J. Krüttli (b), P. Leibundgut (dr) 20.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64 Mo 24.4.2017 Kevin Sommer Quartett K. Sommer (bcl), tba (g), V. Codanau (b), L. Briner (dr) Arian de Raeymaecker Trio A. De Raeymaecker (g), D. More (b), M. Cina (dr) 20.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64 Mo 1.5.2017 Free Improvisation Ensemble L. Altherr (voc), L. Knüsel (ts), S. Bättig (g), D. Schmid (eb), N. Wolf (dr) Leitung: C. Vallon Unfiltered B. Utermann (p), J. Hiltbrunner (eb), N. Bianco (dr) 20.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64 Mo 8.5.2017 The Music of Frank Zappa J. Höhener (tp), S. Belz (as), M. Treutner (ts), E. Calame (bcl), J. Nagorsnik (tb), A. De Raeymaecker (g), D. Friedli (g), J. Hiltbrunner (b), M. Chappuis (keys), N. Wolf (dr), A. Holliger (dr) The Music of Faith No More L. Altherr (voc), D. Friedli (g), J. Windisch (keys), F. Kraus (b), N. Bianco (dr) 20.30 Uhr HKB Ostermundigenstrasse, Auditorium Mo 15.5.2017 The Music of Lennie Tristano M. Treutner (ts), M. Gilsenan (ts), T. Giddey (ts), Dimitri Howald (g), J. Windisch (p), Johanna Pärli (b), J. Beureux (dr) – Leitung: L. Häfner European Composers Ensemble N. Habegger (tp), M. Gilsenan (ts), K. Sommer (bcl), M. Chappuis (p), J. Pärli (b), N. Wolf (dr) – Leitung: B. Joris 20.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64 Mo 22.5.2017 Solo/Duo/Trio S. Bättig (g), S. Adam (voc), D. Howald (g) Jazz Songs & Ballads J. van der Wingen (voc), S. Belz (as), M. Treutner (ts), L. Schenk (p), T. Dürst (b) Leitung: T. Dürst 20.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64

Mo 29.5.2017 New Standards Ensemble S. Adam (voc), D. Howald (g), M. Engel (p), J. Hiltbrunner (b), A. Holliger (dr) Leitung: C. Vallon The Music of Ornette Coleman E. Calame (bcl), L. Knüsel (ts), O. Holliger (g), A. De Raeymaeker (g), T. Sauter (b), N. Bianco (dr) – Leitung: T. Sauter 20.30 Uhr PROGR, Sonarraum U64

Musik Klassik

Halt auf Verlangen! Eine Kooperation der HKB und des Berner Generationenhauses (begh.ch) Do 16.3.2017 Studierende der Klassen von I. Bousfield (Posaune) und E. Molinari (Klarinette) Do 30.3.2017 Studierende des PreCollege Bern HKB Do 13.4.2017 Studierende der Klassen von T. Herbut (Klavier) und G. Weinmeister (Viola) Do 27.4.2017 Studierende der Klassen von R. Lutsyk (Kontrabass) und P. Jüdt (Viola) Do 11.5.2017 Kammermusikgruppen der HKB Do 25.5.2017 Studierende der Klassen von M. Form (Blockflöte) und T. Anzellotti (Akkordeon)

18.00 Uhr Spittelkapelle im Burgerspital

HKB Forschung

ForschungsMittwoch Mi 29.3.2017 Leere Stimmen und objets sonores in der Musik nach 1945 Das Forschungsprojekt Écoute élargie widmet sich zwei Phänomenen der Musik nach 1945: der leeren Stimme und dem objet sonore. Mit D. Schürch, G. Badrutt und R. Brotbeck HKB Papiermühlestrasse 13d, Multifunktionsraum

Infotage HKB Mi 1.3.2017 Gestaltung und Kunst, Konservierung und Restaurierung, MA Contemporary Arts Practice, Forschung, Weiterbildung 9.30–17.00 Uhr HKB Fellerstrasse HKB Schwabstrasse Mi 1.3.2017 HKB Theater Offener Unterricht – bei Gruppen Voranmeldung erwünscht an theater@hkb.bfh.ch 10.00–20.00 Uhr HKB Zikadenweg Mi 1.3.2017 Musik Klassik, Musik und Medienkunst Infostunde mit anschliessender individueller Beratung.* 12.30 Uhr HKB Papiermühlestrasse 13a Mo 27.2. – Mi 1.3.2017 Musik Jazz Besuchstage.* 9.00–16.00 Uhr HKB Eigerplatz * Das ganze Jahr über besteht auf Anmeldung die Möglichkeit zu Besuchen und zu Standortbestimmungen mit der Studiengangsleitung bzw. den Hauptfachdozierenden. Mo 27.2. – Fr 3.3.2017 Musik & Bewegung Schnupperwoche für Studieninteressierte mit Unterrichtsbesuch Bachelor: Mo 27.2.–Fr 3.3.2017 Master: Di 28.2.–Do 2.3.2017 9.00–18.30 Uhr HKB Burg Biel

Mi 5.4.2017 Erspielen statt Erklären B. Weber und A. Hossain über künstlerische Musik- bzw. Kunstvermittlung, ausgehend von einer Forschungstoolbox, bei der Musikstudierende der HKB mit ihren Instrumenten Werke zeitgenössischer chinesischer Kunst im Zentrum Paul Klee vermittelten. Mit J. Baum, U. Jakob, A. Martin Hernandez, B. Sieber und HKB-Studierenden in Art Education. HKB Fellerstrasse, Auditorium

Verzeichnis Veranstaltungsorte

Mi 26.4.2017 Forschungsschwerpunkt Materialität in Kunst und Kultur HKB Schwabstrasse, Multifunktionsraum

HKB Burg Biel Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne

Mi 17.5.2017 Forschungsschwerpunkt Kommunikationsdesign HKB Schwabstrasse, Multifunktionsraum Mi 31.5.2017 Forschungsschwerpunkt Materialität in Kunst und Kultur HKB Schwabstrasse, Multifunktionsraum

Jeweils 17.00 Uhr

M ÄR Z– MAI 2017

HKB Jazz

HKB -ZEITUNG

Di

Berner Münster Münsterplatz 1, 3011 Bern Bierhübeli Neubrückstrasse 43, 3012 Bern Container bei der Lokremise St. Gallen Grünbergstrasse 7, 9000 St. Gallen Dampfzentrale Marzilistrasse 47, 3005 Bern Gare du Nord Basel Schwarzwaldallee 200, 4058 Basel

HKB Eigerplatz Eigerplatz 5a, 3007 Bern HKB Fellerstrasse Fellerstrasse 11, 3027 Bern HKB Ostermundigenstrasse Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern HKB Papiermühlestrasse Papiermühlestrasse 13a/d/h, 3014 Bern HKB Schwabstrasse Schwabstrasse 10, 3018 Bern HKB Schweizerisches Literaturinstitut Biel Rockhall IV, Seevorstadt 99, 2502 Biel/Bienne HKB Zikadenweg Zikadenweg 35, 3006 Bern

Musik Klassik

Bachelor- und Master-Thesen Mo 8.5. – Mi 28.6.2017 Detaillierte Programme unter hkb-musik.ch

Hotel Innere Enge Engestrasse 54, 3012 Bern La Prairie Sulgeneckstrasse 7, 3007 Bern Migros Museum für Gegenwartskunst Limmatstrasse 270, 8005 Zürich PROGR Speichergasse 4, 3011 Bern Reformierte Kirche Lenk Rawilstrasse 7, 3775 Lenk im Simmental Spittelkapelle im Burgerspital Bahnhofplatz 2, 3001 Bern Stadtkirche Biel Ring 2, 2502 Biel/Bienne Universität Bern Hallerstrasse Hallerstrasse 6, 3012 Bern Vidmarhallen Könizstrasse 161, 3097 Liebefeld Volkshaus Biel Aarbergstrasse 112, 2502 Biel/Bienne Werkhof 102 Schwarztorstrasse 102, 3007 Bern

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42. INTeRNaTIONales

11. MÄRz – 20. MaI 2017

JazzFesTIVal BeRN

Jazz & Blues

seit 2003 ist der studienbereich Jazz der Hochschule der Künste Bern im Jazzzelt zu Gast.

14. – 18. März 2017

HKB JazzORCHesTRa conducted by BeRT JORIs

M ÄR Z– MAI 2017

21. – 25. März 2017

CHROMaTIC TRIO Mélusine Chappuis, p; Fabian Kraus, b; Xavier almeida, dr

ab 28. März treten ensembles der New school und der Juilliard school aus New York auf

HKB -ZEITUNG

event-zelt im Park Hotel Innere enge Dienstag – samstag 18.00 – 23.00 uhr Gratiskonzerte: 18.30 – 19.15 uhr 19.45 – 20.30 uhr 21.00 – 21.45 uhr Great Food & Drinks lounge, Gallery & Bar Off-Festival Bar Video Gallery www.jazzfestivalbern.ch

Spiegelbilder in Kunst und Medizin Mit u.a. Vito Acconci, William Anastasi, Christian Andersson, John Baldessari, Attila Csörgö, Marta Dell’Angelo, Dan Graham, Michelangelo Pistoletto, Paul Le Grand, William Utermohlen Kunstmuseum Thun, Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun Di–So, 10–17 Uhr / Mi 10–19 Uhr, www.kunstmuseumthun.ch 26

John Baldessari, Reverse / Repeat Series: Spoons, Peas, Jars, Etc., 2001, Courtesy John Baldessari, Marian Goodman Gallery und Sprüth Magers

MIRROR IMAGES 11.2. – 30.4.2017

3.–7. Mai 2017

Internationales Theaterfestival Bümpliz-Bethlehem

Ein Hauptstadtkulturprojekt von AUAWIRLEBEN in Zusammenarbeit mit bee-flat im PROGR und westkreis 6 Programm ab 15.3.17 auf www.out-and-about.ch


Ein Weiterbildungsschwerpunkt stellt sich vor

Andrea Ferretti leitet an der HKB den Weiterbildungsschwerpunkt Musikpädagogik und koordiniert die musikpädagogische Forschung.

HKB -ZEITUNG

Seit meiner Kindheit war Musiklehrerin mein Traumberuf. Ich wollte meine Leidenschaft für Musik teilen und weitergeben können. Nach dem Musikstudium im Berufsleben angekommen, realisierte ich jedoch, dass mir das eigene Lernen fehlte, und ich besuchte bald meine erste Weiterbildung im Bereich der Musikalischen Früherziehung. Rückblickend war damit die Richtung meiner beruflichen Laufbahn vorgegeben – und die Musik, die Musikpädagogik und die Weiterbildung begleiten mich bis heute. Als Leiterin des Weiterbildungsschwerpunkts Musikpädagogik an der HKB interessiere ich mich insbesondere für die Berufsbiografien von Musikerinnen und Musikern. Dabei erlebe ich die Hochschule als inspirierende und innovative Institution, die sich mit den vielfältigen Fragen des lebenslangen Lernens auseinandersetzt. Seit mehr als zehn Jahren bietet die HKB eine breite Palette an Weiterbildungen in Musik an, aktuell in den Bereichen künstlerische Praxis, Musikmanagement, Pop & Rock, Singstimme und Pädagogik. Neben umfassenden, mehrere Semester dauernden Formaten wie den Certificates of Advanced Studies (CAS) und den Masters of Advanced Studies (MAS) bieten wir auch mehrtägige Kurse und Tagungen an. Ergänzt wird das Angebot durch spezifisch zugeschnittene Weiterbildungsprogramme, zur individuellen Profilbildung von Einzelpersonen, Teams oder ganzen Institutionen aus verschiedensten musikalischen Tätigkeitsfeldern: von der Gesangspädagogin, die sich mit Stimmstörungen auseinandersetzt, über den Orchesterleiter, der Organisationsprozesse analysiert, bis hin zur angesehenen Geigerin, die sich vertieft mit einer Spieltechnik beschäftigt. Dank enger Zusammenarbeit mit den Bachelor- und Masterstudiengängen und der Forschung an der HKB sowie unserer internationalen Vernetzung werden neue Erkenntnisse fortlaufend integriert, sodass unsere Weiterbildungsangebote stets den state of the art reflektieren. Egal, ob bereits im Traumberuf angekommen oder noch auf der Suche, die HKB-Weiterbildung unterstützt und begleitet Künstlerinnen und Künstler auf ihrem beruflichen Weg.

M ÄR Z– MAI 2017

Musik

Die drei brandneuen Infobroschüren zu den MAS-Studiengängen des Weiterbildungsschwerpunkts Musik (Foto: Moana Bischof)

Musikpädagogik • • • •

• • • • • • • • •

CAS Begabungsförderung Musik CAS Besondere Bedürfnisse CAS Bewegtes Musizieren CAS Enseignement instrumental pour les petits CAS Frühinstrumentalunterricht CAS Kollektive Musizierformen CAS Kommunikation und individuelle Prozessbegleitung CAS Lernen über alle Lebensalter CAS Profil Musikpädagogik CAS Profil pédagogique musical CAS Schulpraxisberatung CAS Seniorenrhythmik nach Dalcroze MAS Musikpädagogik in spezifischen Kontexten

Musikmanagement

• MAS Musikmanagement

Pop & Rock

• MAS Pop & Rock

Singstimme

• CAS Popgesang • CAS Singstimme

Künstlerische Praxis Musik • • • •

CAS/DAS Dirigieren CAS Kernfach CAS/DAS/MAS Orgel Zertifikatslehrgang Blasmusikdirektion

Veranstaltungen

Sa 29.4.2017 Tagung Stimmwelten vgl. HKB-Agenda auf S. 24 Sa 13.5.2017 Weiterbildungstag Musikpädagogik – kooperative Lernformen vgl. HKB-Agenda auf S. 24 Sa 17.6.2017 Impulstag Seniorenrhythmik 9.00–17.00 Uhr Berner Generationenhaus, Bubenbergsaal Bahnhofplatz 2, 3011 Bern Do 30.11. – So 3.12.2017 Forschungssymposium: The Future Sound of Pop Music HKB Musik, Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern

Aktuelle Informationen hkb.bfh.ch/weiterbildung weiterbildung@hkb.bfh.ch

Absolvent Domenico Russo im Gespräch Domenico, auf deiner Homepage schreibst du, dein Motto sei «lebenslanges Lernen». Wie kommst du dazu? Ich habe das Konzept des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP), eigentlich ein Qualitätsmanagementtool für Firmen, auf mich als Künstler übertragen. Gerade auf dem Instrument ist es wichtig, immer neue Skills, Stile, Techniken und Repertoires zu lernen. Bei Stellvertretungen fiel mir auf, dass manche Schlagzeuglehrpersonen zwar super Drummer waren, von Vermittlung jedoch keine allzu grosse Ahnung hatten. Wenn du einem Neunjährigen einen vierseitigen Chart vorsetzt, um mit ihm dann eineinhalb Jahre lang daran zu arbeiten … darauf hätte ich auch keine Lust. So begann ich, mich näher mit den vielen Fragen rund um guten Unterricht auseinanderzusetzen, und erkannte dabei, dass ein guter Lehrer, eine gute Lehrerin zusätzlich zum instrumentalen Können viel Wissen darum herum braucht. Dank all meinen Weiterbildungen kann ich heute in unterschiedlichsten beruflichen Situationen auf einen grossen Rucksack zurückgreifen. In deiner beruflichen Tätigkeit steht die Musikpädagogik gleichberechtigt neben der musikalischen Praxis. Warum? Trotz anfänglichen Widerstands meiner Eltern fand ich bald meinen Weg als Musiker. Lehrer zu werden, war jedoch lange kein Thema. Als ich jedoch mit 30, zugegeben widerwillig, eine Stellvertretung für einen Freund machte, wollte ich ihm die Schülerinnen und Schüler nach Ablauf der sechs Wochen nicht mehr zurückgeben. Das war der Startschuss. Seither würde ich nicht mehr auf das Unterrichten verzichten wollen, nicht nur weil es mir eine Riesenfreude bereitet, sondern weil ich es auch für äusserst wichtig halte: Wir Musiklehrpersonen sind Vorbilder und können den jungen Menschen eine Menge Wichtiges mit auf den Weg geben. Ein besonderes Anliegen ist mir, dass das Unterrichten endlich das Image des Loserjobs loswird. Dass nur unterrichte, wer es als Musikerin oder Musiker nicht geschafft hat, ist bis heute ein hartnäckiges Vorurteil. Inwiefern kann ein MAS in Pop & Rock zur Weiterentwicklung eines gestandenen Musikers und Musikpädagogen, wie du es zweifellos schon vor dem Kurs warst, beitragen? Der MAS Pop & Rock an der HKB ist eine breit gefächerte Ausbildung, die in kompakter

Form aufzeigt, was im Berufsfeld Musik alles möglich ist: vom Komponieren und Arrangieren über das Spielen des Instruments und das Unterrichten bis hin zur Videoproduktion. In meinen Augen ist heute eine der Hauptherausforderungen von Musikerinnen und Musikern herauszufinden, was sie überhaupt wollen, wer sie sind – und das in Relation zum Markt zu bringen. Nur wenige können ausschliesslich vom Studio- oder Livemusizieren leben, meist ist es eine Mischrechnung. Ich selber habe davon am meisten profitiert, dass ich meine Lehrmittelidee mithilfe des Kursleiters Immanuel Brockhaus endlich zu Papier brachte. Dadurch entstand auch der Kontakt zu Alfred Music Publishing, wo ich mein Quintolenlehrmittel Quintessence schliesslich auch publizieren konnte. Immanuel hat z.B. auch darauf bestanden, dass ich den Kurs auf dem Klavier und nicht auf dem Schlagzeug abschliesse. Das war zwar eine Riesenherausforderung, hat mir aber auch im Bereich des Komponierens und Arrangierens sehr viel gebracht. Die Fragen stellte Raffael von Niederhäusern

Domenico Russo (*1967) ist Schlagzeuger und Schlagzeuglehrer und hat 2013–2015 an der HKB den Weiterbildungskurs MAS Pop & Rock besucht. Vorher studierte er an der Jazzschule und an der Academy of Contemporary Music in Zürich und nahm jahrelang Privatunterricht bei international bekannten Schlagzeuglehrern. Als Live- und Studiodrummer spielte Russo mit vielen nationalen und internationalen Bands so unterschiedlicher Stilrichtungen wie Jazz, Latin, Reggae, Funk, Fusion, Pop, Rock, Blues, Rock’n’Roll und Country. Seine Konzerte und Tourneen führten ihn quer durch Europa, nach Afrika und in die USA. In seiner Tätigkeit als Schlagzeuglehrer benutzt Russo die eigens entwickelte Drum Matrix, die auf neuesten Methoden der Lernpsychologie beruht. Seit 2015 leitet Russo die Swiss Music Academy –  Bildungszentrum für moderne Musik, die u.a. Instrumentalunterricht in Bass, Gesang, Gitarre, Klavier und Schlagzeug anbietet. 2015 hat er das Schlagzeuglehrmittel Quintessence veröffentlicht. domenicorusso.ch | swiss-music-academy.ch

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HKB -ZEITUNG

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Schaufenster — Arbeiten aus der HKB

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Plakat RIGI von Thierry Bongard. Für die Ausstellung Biwak #18: Reklamekunst und Reiseträume – Anton Reckziegel zurück in der Gegenwart im Alpinen Museum der Schweiz in Bern haben Studierende des Studiengangs Visuelle Kommunikation Neuentwürfe zu einer Auswahl an Plakaten von Anton Reckziegel (1865–1936) gestaltet. Die Ausstellung zeigt die Originale von Reckziegel und ihre zeitgenössischen Pendants. Sie dauert noch bis 23. April 2017.


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