2 minute read

Ein Atemzug

Stellungnahme: Bernhard Giger

1952 geboren, Fotograf, Filmemacher und Journalist, Leiter Kornhausforum 2009 – 2020, seit 2017

Auch als die HKB-Zeitung erstmals in Druck ging, war die Welt noch eine andere. Knapp 10 Jahre später, in der Nr. 2/2022, fragte sie: Was macht der Krieg mit uns? Studierende und Dozierende äusserten sich in zumeist sehr persönlicher Weise zu ihren Empfindungen drei Monate nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Die Redaktion verzichtete auf die Fotostrecken, die den Auftritt der Zeitung sonst kennzeichnen. Nur Text, eine tiefe Betroffenheit, die keine weiteren Bilder braucht. Stark. Bewegend.

Die HKB-Zeitung führt die grosse, inzwischen weitgehend verloren gegangene Tradition der Zeitung als Forum des öffentlichen Diskurses fort. Sie wurde – gestalterisch und fotografisch zuweilen ein wahres Gedicht – zu einer Plattform für Menschen, die sich für die Kunst entschieden haben, die ja längst nicht mehr nur eine künstlerische Tätigkeit umfasst, sondern ebenso sehr eine gesellschaftspolitische Verantwortung. Die HKB-Zeitung reflektiert und diskutiert weit über die Hochschule der Künste hinaus Kulturschaffen und Kulturverständnis in Stadt und Region Bern. Welche Themen sie auch setzt – Natur, Trends, Kulturerbe, Diversität und Antidiskriminierung –, sie bleibt stets auch eine Stimme der Kulturstadt, die sich um sie dreht und die sie selber zum Drehen bringt.

Aber, um bei der schnellen Zeit zu bleiben, es hört nie auf. Was gilt denn noch in 10 Jahren? Sind beispielsweise die uns heute vertrauten Spielorte der Kultur noch die gleichen? Gehen die Menschen noch in Museen oder sind die überall wie Pilze aus dem Boden schiessenden Neuund Prestigebauten ein letztes Aufbäumen? Wie werden Filme vermittelt, nur noch heruntergeladen oder vielleicht, als Gegenreaktion auf den Mainstream des Handy-Formats, erst recht wieder auf der grossen Leinwand? Schön wär’s. Oder kulturpolitisch: Wird die heute breite Förderung zurückgefahren, ganz einfach, weil die öffentlichen Mittel nicht mehr zur Verfügung stehen oder an andere Aufgaben gebunden sind, Energiewende, Aufrüstung, Sozialstaat?

Selten – dünkt jedenfalls mich – war es schwieriger als jetzt, Perspektiven zu entwerfen, eine Idee der Zukunft, die einigermassen standfest ist. Die Offenheit, die sich daraus fast zwangsläufig ergibt, ist hochspannend, benötigt aber auch Aufmerksamkeit, Mitdenken, Ideologiefreiheit und, wo nötig, Intervention. Zukunft, das ist eine Aufgabe, nicht nur eine mehr oder weniger abstrakte Vorstellung.

Impressum

HKB-Zeitung

Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern HKB

N°2/2023

Herausgeberin

Berner Fachhochschule BFH

Hochschule der Künste Bern HKB

Redaktion

Christian Pauli (Leitung)

Maria Luísa Rosa Essig

Matt Foffovà

Peter Kraut

Urs Lehni

Kerstin Linder Baba Lussi

Marco Matti

Nathalie Pernet Anna Studer

Gestaltungskonzept und Layout

Atelier HKB

Marco Matti (Leitung)

Jacques Borel

Elizaveta Skargina

Sebastian Wyss

Druck DZB Druckzentrum Bern

Auflage: 7500 Exemplare

Erscheinungsweise: 4 × jährlich

© Hochschule der Künste Bern HKB.

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieser Zeitung darf ohne schriftliche Genehmigung der HKB reproduziert werden.

Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB

Fellerstrasse 11 CH-3027 Bern hkb.bfh.ch

Die Einnahmen aus den Inseraten kommen vollumfänglich dem Stipendienfonds zugute, der HKBStudierende in prekären finanziellen Verhältnissen gezielt unterstützt. hkb.bfh.ch/stipfonds

Gratis-Abonnement bestellen oder abstellen: publikationen@hkb.bfh.ch

This article is from: