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Heißkalt genießen
Ofterschwanger Eis des Jahres schmeckt nach geräucherter Wacholderbeere
Eines Tages, im schönen Lenz anno 2023, fanden drei Abenteurer ein altes Buch. Sie blätterten darin und lasen folgendes:
Sorge für glühend‘ Holz, wirf allerhand Späne von grünem Daas dazu, auf dass der Rauch in Schwaden steige. Darein gib Früchte des Machandelbaums und dörre sie wohl. Alsdann koche damit süßen Sud, seihe ihn zweien Mal und gieße ein Gutteil in den Rahm. Doch sei der Rahm allein von solchener Lobe, was ist eine Milchkuh, die hat genug Kräutlein gehabt im Futter. Hast du so getan, rühre den Rahm in kupferner Schüssel, bis dass er friert. Eine jede Seel, die was kostet von dieser eisigen Speise, wird den Egelein danken für ihre Güte und die Zit‘ nimmer vergessen, wo sie’s gekostet.
So – oder wenigstens so ähnlich – will man sich die Entstehungsgeschichte der neuesten Ofterschwanger Eiskreation vorstellen: Wacholderbeere geräuchert. Denn, Hand aufs Herz, wie sonst käme man auf die Idee, ein klassisches Wildgewürz zur Aromatisierung von Heumilch-Eis zu verwenden?
Der Eisladen im WeltcupDorf ist seit einem Jahrzehnt bekannt für hervorragendes Eis, ausschließlich aus der Milch von Ofterschwanger Kühen, das Gelatiere Massimo Maguolo im nahen Sonthofen fabriziert. Der Eisladen ist auch seit einem Jahrzehnt im besten Sinne berüchtigt dafür, jährlich eine neue, außergewöhnliche Sorte zu kreieren. Dafür lassen sich Maguolo und Bürgermeister
Alois Ried stets von der Allgäuer Muse küssen: Hanf und Enzian, Heu-Apfel, Latschenkiefer und Bergkäse schafften es bereits in die Waffel, allesamt Zutaten, die eine regionale Geschichte aufweisen können.
Also Wacholder. Der ist nicht nur als oben erwähntes Gewürz für Wild, sondern auch für Gin unverzichtbar. Nun muss man wissen, dass Ofterschwang über eine eigene Destille verfügt und unter anderem Gin brennt. Man muss außerdem wissen, dass die Allgäuer Wildschmiede in Westerhofen heimisches Wild verarbeitet und vermarktet und von Hans Sistig betrieben wird. Der wiederum ist der Wassermeister der Gemeinde und damit auch für die Wasserqualität der Brennerei zuständig … Kürzen wir ab: Irgendwo zwischen Wasser, Gin und Hirschsalami hat der Musenkuss die Idee der geräucherten Wacholderbeere bewirkt und nach einigen
Versuchen ein sehr leckeres Eis hervorgebracht: Wacholder-Eis schmeckt nach Harz, Holz und herber Süße, vergleichbar dem Duft eines warmen Bergwaldes. Ungewöhnlich? Vielleicht. Unvergesslich? Ganz sicher.
Der Eisladen in Ofterschwang ist bis Oktober täglich von 13:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
Wasserstand: hervorragend
Ofterschwangs Quellen fließen in einen neuen Hochbehälter
Der Mensch, der erwachsene, mäßig muskulöse, Mensch, besteht zu ungefähr 65 Prozent aus Wasser. Macht bei einem 80-Kilo-Mann glatt 52 Liter. Eine Frau hat einen etwas geringeren Wasseranteil, bringt es aber bei 60 Kilo immer noch auf 36 Liter. Das entspricht rund 800, respektive fast 554 Kugeln Eis – jeweils pro einzelnem Mann und einzelner Frau! Diese Menge Wasser verteilt sich in und zwischen den Zellen, ist Basis zahlreicher Stoffwechselvorgänge und wird über ein hochkomplexes System durch den Körper gepumpt, gefiltert und ersetzt. Allein vom Hirnwasser wird täglich ein halber Liter neu gebildet und dafür braucht es so etwa sieben Kugeln Eis – pardon: Wasser.
Aus diesem kleinen Exkurs lassen sich zwei Dinge lernen. Zuallererst: Der Mensch braucht Wasser und weil er das Wasser gerne innen und nicht bloß zum Füße waschen braucht, sollte es gutes Wasser sein. Die Hörnerdörfer dürfen sich allesamt über gutes Wasser freuen. Aus den Wasserhähnen der Orte fließt weiches bis maximal mittelhartes Wasser, sehr rein, schmackhaft und mit gesundem Mineralsalzgehalt. Keine Kunst, könnte man sagen, ist schließlich das Allgäu, ist schließlich hauptsächlich Naturparkgebiet, sprudelt ja von ganz allein, das gute Wasser. Jein, so ganz ohne Arbeit geht es dann doch nicht. Das zeigen die jüngsten Anstrengungen, die in Ofterschwang unternommen werden.
Um die etwa 40 Kilometer Leitungsnetz in Ofterschwang zu versorgen, stehen acht Quellen, ein Brunnen und zwei Hochbehälter, Hüttenberg und Sigiswang, zur Verfügung. Ein weiterer Hochbehälter bei der Alpe Eck versorgt den Allgäuer Berghof, die Weltcup Hütte und die Alpe Obereck mit Wasser aus Blaichach.
Der Neue ist 150 Kubikmeter größer
Der Hochbehälter in Sigiswang wird gerade „in Rente“ geschickt. Das heißt, er wird von einem neuen Behälter abgelöst, der stolze 500 Kubikmeter Fassungsvermögen. Der alte darf mit seinen 350 Kubikmetern künftig als Löschwasser- und Überlaufbecken aushelfen.
Ursprung ist gut, Kontrolle ist besser Aus den Quellen kommt Rohwasser, das, vorsorglich aller Eventualitäten, durch UV-Behandlung zu Trinkwasser aufbereitet wird, bevor es in die Leitungen fließt. Die Quellwasser weisen eine einwandfreie Reinheit und exzellente Mineralkonzentration auf und werden durch eine Schutzzone der Klasse I (der höchsten Klasse) vor eventuellen Verunreinigungen gesichert, das bedeutet, das Gebiet der Wassergewinnungsanlage ist mit einer Einzäunung vor jeglicher Betretung geschützt. Auch das gesamte Einzugsgebiet unterliegt Schutzzonen, die beispielsweise Bodeneingriffe oder Düngung verbieten und streng kontrolliert werden. Vierteljährliche bakterielle Untersuchungen und jährlich eine umfassende Kontrolle mehrerer hundert Parameter sichern eine gleichbleibende Qualität. Den Überblick behalten der Wasserbeauftragte Hans Sistig und seine Kollegen auch dank modernster Steuerund Überwachungstechnik; das Leitungssystem und die Hochbehälter sind rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr unter Aufsicht.
Ach ja, die zweite Lektion aus der Anatomie: Der Mensch braucht seinen Wasseranteil gar nicht täglich zu ersetzen, auch wenn das Wasser bestens ist. Aber die Produktion von Hirnwasser – sagen wir mal: zu Hälfte – übernehmen, schadet sicher nicht. Drei große Kugeln Eis genügen …