Report | BRAUWELT nGesellschaft für Hopfenforschung, Hüll
Gedämpfter Optimismus Eine gewisse Anspannung ist zu spüren, wenn man den Saal des Hopfenmuseums in Wolnzach betritt. Jährlich findet dort Anfang April die Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH) statt, wo sich Hopfenanbauer, Hopfenhändler, Hopfenzüchter und Brauer über den Stand der Dinge informieren. Wie entwickelt sich der Biermarkt? Wie der Hopfenmarkt? Was gibt es Neues in Sachen Hopfensorten,
Dr. M. Möller berichtete über den aktuellen Stand auf dem Hopfenund Biermarkt
und wo steht die Forschung bei Züchtung, Anbau und Pflanzenschutz? Die Antworten auf diese Fragen vermitteln den Hopfenpflanzern einen Eindruck vom wirtschaftlichen Umfeld der kommenden Ernte. Und die Spannung steigt.
lGrund zur Sorge? So auch am 7. April 2017, als der Vorstandsvorsitzende der GfH, Dr. Michael Möller, München, die etwa 100 Teilnehmer im Saal begrüßte. Die Weltbierproduktion sinkt, während sich die Zahlen für Deutschland bzw. Bayern stabil bis leicht sinkend zeigen. Wichtiger als diese Werte sind für Pflanzer und Händler jedoch die Zahlen der Craft Bier-Brauer, vor allem die in den USA, die einen sehr hohen Anteil der Welthopfenmenge
verbrauchen. Obwohl deren Bierabsatz wie auch die Zahl der Brauereien laut der US-amerikanischen Brewers Association um jeweils acht Prozent gestiegen sind, verlangsamte sich das bisher stets rasante Wachstum 2016 erstmals. Ungewöhnlich für die erfolgsverwöhnten USCraft Brauer. Auch der Blick auf Vorzeige-Brauereien wie die Stone Brewing Company oder The Boston Beer Company lassen die Sorgenfalten anschwellen. Stone hat im Oktober 2016 damit begonnen, einen Teil der Belegschaft zu entlassen, und bei Boston Beer wuchs das Ausstoßminus in den ersten Quartalen 2016 mehr und mehr. „Der Optimismus sei gedämpft“, sagte Dr. Möller. Es gebe zwar Wachstum, aber das „immer schneller – immer mehr“ sei eingebremst. Kurz ging er auch auf das Thema Ökohopfen ein. Der Markt sei überschaubar, sowohl in den USA als auch in Deutschland seien die Flächen klein, der Ertrag sehr unterschiedlich und der Bedarf gering. Deutschland hat mit 92,58 ha noch die größte Anbaufläche, von der Ernte werden 85 Prozent exportiert. „Im Land des ReinheitsgebotsBieres zieht das Thema Öko nicht, aber in den USA genauso wenig“, so Dr. Möller.
lDer Hopfenzyklus Während sich in Deutschland die Zahlen zur Flächenentwicklung beim Hopfen in einem vernünftigen Rahmen entwickeln, macht die große Zunahme in den USA (2016 insgesamt 21 433 ha) und die Planung von weiteren Anlagen für 2017 dem GfH-Vorsitzenden doch Sorgen. Er befürchtet die Entwicklung eines (dem Auf und Ab bei den Schweinefleisch-Preisen entsprechenden) Hopfenzyklus. Positiv sieht Dr. Möller dagegen die stetig steigende Nachfrage
Jakob Opperer, Präsident der Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, sprach das Grußwort zur Mitgliederversammlung der GfH
nach feinen Aromasorten, wie sie in Deutschland nach wie vor gerne angebaut werden, und die hohen Vorvertragsquoten, die den Pflanzern Sicherheit gewähren. Des Weiteren berichtete er von den 2016 getätigten Investitionen am Standort Hüll und anderen Aktivitäten der GfH. Hierzu gehört auch die Gründung einer fünften Arbeitsgruppe, wie Dr. Peter Doleschel, Hüll, ausführte: Neben den AGs Hopfenanbau, Pflanzenschutz, Züchtungsforschung und Hopfenqualität/-analytik ist eine AG Ökologische Fragen des Hopfenanbaus ins Leben gerufen worden, die von Dr. Florian Weihrauch geleitet wird und jetzt die Arbeit aufnimmt. Insgesamt steht die GfH sowohl bezüglich der Mitgliederentwicklung als auch im Hinblick auf ihre finanzielle Situation auf soliden Beinen, wie auch Schatzmeister Dr. Bernd Schmidt, Wernesgrün, in seinem Jahresrückblick bestätigte.
versprechenden Hopfeninhaltsstoff ruhig geworden. Passend zur letzten größeren Veranstaltung des GfH-Geschäftsführers brachte Dr. Martin Biendl, Hopsteiner, die Anwesenden nun auf den neusten Stand der Forschung. Seinerzeit war auch das Deutsche Krebsforschungsinstitut in Heidelberg (DKFZ) in Person von Dr. Clarissa Gerhäuser über Wifö-Projekte in die Forschung eingebunden. Sie beschrieb nach in vitro-Versuchen den Stoff unter anderem als den vielversprechendsten Kandidaten gegen Krebs, den sie kannte. Für die Braubranche verschwand das Thema trotzdem wieder aus dem Fokus, da die Mengen im Bier trotz Versuchen zur Anreicherung zu gering waren, um wirksam zu sein. Die Forschung ging aber weiter, wie Dr. Biendl berichte-
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20 Jahre medizinische Forschung zu Xanthohumol
Dieses Thema war ein wenig dem scheidenden Geschäftsführer der GfH, Bernhard Engelhard, gewidmet. Er hatte 1997 mit einem Vortrag das Thema der Brau- und Hopfenwirtschaft näher gebracht. In den letzten Jahren war es um den so viel-
Dr. M. Biendl stellte die jüngsten Erfolge in der XanthohumolForschung vor
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BRAUWELT | REPORT te. Die Firma Hopsteiner hatte 2006 in eine eigene Anlage zur Isolierung von Xanthohumol investiert und konnte der Wissenschaft die Substanz zur Verfügung stellen, weshalb sie die laufende Forschung kennt. Vor allem in den USA, aber auch in Österreich wurden in Tierversuchen, in Human-Studien und zuletzt in klinischen Studien weitergeforscht. Dabei wurden wichtige Meilensteine wie der Nachweis der Verträglichkeit und Bioverfügbarkeit für den
Menschen oder die Wirksamkeit beim Menschen erreicht. Sogar die Voraussetzungen zur Zulassung als funktionelles Lebensmittel sind gegeben. Was fehlt, sind weitere (teure) klinische Studien, die aber für die Prüfung zum Arzneimittel notwendig sind. Ob sich diese positiven Ergebnisse auch auf die Hopfen- und Brauwirtschaft auswirken, kann im Moment keiner sagen. Es besteht aber Grund zu verhaltenem Optimismus.
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