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«Ohne die HSG gäbe es PÁPYDO heute nicht»

Melusine Bliesener (links) und Katharina Lehmkuhl, beide HSG­Alumnae und Co­Gründerinnen von Pápydo.

Melusine Bliesener und Katharina Lehmkuhl konzipieren, designen und verkaufen mit ihrem Startup PÁPYDO Geschenkpapier aus Gras. Und das erfolgreich: Seit der Gründung (2019) konnten sie ihren Umsatz jedes Jahr mehr als verdoppeln. Mit ihrer Geschäftsidee, Erfolgsstory und einem bemerkenswerten Pitch haben die beiden auch zwei TV-Löw:innen begeistert und als Investor:innen gewonnen.

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«Das Wichtigste, das wir mitnehmen konnten, ist eine grundsätzliche wirtschaftliche Denkweise», meinen die beiden HSG-Alumnae zu ihrer Zeit in St.Gallen. Nach ihrem Abitur machten beide ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) – Melusine in einem Kinderheim in Indien und Kati in einem Waisenhaus in Tansania. Kennengelernt haben sie sich dann erst 2016, als sie gemeinsam ins AssessmentJahr starteten. Im Sommer 2019, gegen Ende ihres Bachelorstudiengangs, gründeten sie Pápydo und führen das Startup seither neben ihren Masterstudiengängen.

Ursprung der Idee, ein nachhaltig hergestelltes, hoch qualitatives und gleichzeitig auch schönes Geschenkpapier zu gestalten, sei der Weihnachtsabend 2018 gewesen: «Wir konnten inmitten von Geschenkpapierbergen kaum noch den Boden sehen», so Kati und Melusine. Danach machten sie sich auf die Suche nach einem Produkt, das ihr Problem der Papier-Abfallberge lösen konnte, und stiessen auf Gras als regional vorhandene und nachwachsende Alternative zu herkömmlichem Papier. «Nach monatelanger Recherche hatten wir endlich ein Papier gefunden beziehungsweise kreiert, das unseren Ansprüchen standhielt.»

Von Beginn an «remote» organisiert

Kaum hatten sie gegründet, trennten sich ihre Wege – allerdings nur in der analogen Welt: Beide machten Praktika an verschiedenen Orten und starteten ihre Masterstudiengänge in unterschiedlichen Städten. Deshalb ist das Startup seit der Gründung «remote» geführt. Der Plan sei jedoch, Pápydo im nächsten Sommer gemeinsam in Berlin weiterzuentwickeln.

Den Impuls, ihr eigenes Unternehmen zu gründen, schreiben sie durchaus auch ihrer Alma Mater zu: «Ohne die HSG gäbe es Pápydo heute nicht – das ist gewiss», halten beide fest. Das Umfeld in St.Gallen habe gefördert und gefordert. Gerade der Verein Student Impact, aber auch der beratende Kontakt mit Unternehmer:innen sei mitverantwortlich und Inspiration dazu gewesen, selbst zu gründen. Schmunzelnd fügen sie hinzu: «Und wir konnten einige Frameworks oder Strukturen, die wir von unseren auswendig gelernten Slides kannten, in der Praxis anwenden.»

Zuerst testen, dann profitabel wachsen

Die beiden Gründerinnen setzten zuerst ein kleineres Budget / Startkapital von 10 000 Euro ein, um herauszufinden, ob die Idee denn auch Anklang finde. «Gleich die erste Weihnachtssaison bestätigte unsere Hypothesen und seither sind wir Jahr für Jahr profitabel gewachsen», blicken Kati und Melusine freudig zurück. Zu Recht: Aktuell liege der Umsatz in einem guten, sechsstelligen Niveau. Dabei setzen sie vor allem auf den eigenen Onlineshop und zur Weihnachtszeit auch auf einige Supermärkte und den lokalen Einzelhandel.

Mehr als nur Geschenkpapier

Mit ihren Produkten – und das sind neben dem Geschenkpapier auch Artikel wie Bänder, Klebeband, Karten, etc. – soll man nachhaltig Freude schenken, so das Credo. Und das sei durchaus in doppeltem Sinn gemeint: «Auf der einen Seite geht es um die ökologische Nachhaltigkeit, also weniger CO2-Ausstoss durch Regionalität und erneuerbare Energiequellen.» Das Gras resp. die Wiesen, von denen das Gras für ihre Produkte stammt, fördere denn auch Biodiversität und Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzenarten. Und dank Cradle-to-Cradle-zertifizierten Druckfarben ist ihr Geschenkpapier mit aufgedrucktem Design kompostierbar. «Nachhaltig bedeutet aber auch eine Bewusstseinsverschiebung auf das, was Schenken eigentlich so schön macht. Nämlich einem anderen Menschen eine – im besten Fall – nachhaltige, also dauernde Freude zu machen», erklären die beiden.

Doch auch im doppelten Sinn ist das Thema Nachhaltigkeit nicht das einzige Verkaufsargument: So habe sich gezeigt, dass die Kundinnen und Kunden die Produkte vor allem kauften, weil sie sie als hochwertig und schön empfinden. Nachhaltigkeit sei dann noch ein besonderes «Addon». Dennoch ist es bemerkenswert, dass ihr Rohmaterial – das Gras – zum Grossteil aus Süddeutschland, Österreich und Norditalien stammt. Lokal statt global: Diese Art der Ressourcengewinnung in der hiesigen Alpenregion wirkt der Rodung von Wäldern weltweit entgegen und schafft gleichzeitig in diesen Gegenden auch noch Arbeitsplätze.

Voller Tatendrang

Das Ziel, das Melusine und Kati mit Pápydo verfolgen, ist klar: «Wir wollen DIE Marke für hochwertiges, nachhaltiges und schönes Geschenkpapier werden.» Dazu wollen sie expandieren: So wollen sie den Kundenstamm im Onlineshop zum Wachsen bringen und auch das Einzelhändlernetz ausbauen. Und das nicht nur in Deutschland, sondern auch im angrenzenden europäischen Ausland. Bisher scheint die Rechnung aufzugehen: Nur wenige Startups sind schon ab dem ersten Geschäftsjahr so profitabel wie sie – und das bis vor kurzem auch ohne externe Investoren. Um dem schnellen Wachstum gerecht zu werden, wagten sich die beiden unlängst in «Die Höhle der Löwen». Einen beeindruckenden Auftritt später verliessen sie die Höhle mit der gewünschten Finanzierung in der Tasche und zwei neuen Pápydo-Fans – Judith Williams und Carsten Maschmeyer – als Investor:innen. Das überrascht aber kaum: Die unternehmerische Ader der beiden Alumnae ist in fast jeder Aussage spürbar. Und gerade deshalb sind sie wohl so erfolgreich. «Unternehmertum ist eine Art abenteuerliche Entdeckungsreise. Von den höchsten Höhen zu den tiefsten Tiefen – es wird nie langweilig», so das Mindset von Kati und Melusine.

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