Lorena Adler Schriftliche Bachelorarbeit 2019
Healing Architecture & Design Ein Raumgestaltungskonzept fĂźr Gesundheitsbauten.
Lorena Adler Röschenächerstrasse 14 8907 Wettswil lorena.adler@bluewin.ch / 079 792 40 45 6. Semester Objektdesign Hochschule Luzern Mentorin: Prof. Dr. Dagmar Johanna Steffen Zeichenzahl: 31’443 Abgabe: 14. Mai 2019
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung / 6 1.1 Fragestellung / 6 1.2 Vorgehensweise / 6 2. Healing Architecture in Gesundheitsbauten / 7 2.1 Raumgestaltung / 9 2.1.1 Das Patientenzimmer / 10 2.1.2 Die Gemeinschafts- und Warteräume / 12 2.1.3 Farbwirkung / 12 2.1.4 Vor-Ort Visite / 13 2.1.5 Bedürfnisse der Angestellten / 15 2.1.6 Schlussfolgerung der Recherche / 16 2.2 Design für die Psyche / 16 2.2.1 Evidence-based Design / 16 2.2.2 Experience-based Design / 17 2.2.3 Multisensualität / 17 2.3 Gestaltungskriterien / 18 2.4 Gestaltungsprojekt / 19 3. Fazit / 20 4. Quellenverzeichnis 4.1 Literaturverzeichnis / 22 4.2 Abbildungsverzeichnis / 22 Anhang Appendix A: Online Patientenumfrage Appendix B: Ärzteumfrage
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1. Einleitung Das Wohlbefinden eines Patienten oder einer Patientin in stationärer Behandlung in einer Klinik hängt stark von der Architektur und der Raumgestaltung ab. Wenn sich die Patienten in ihrer Umgebung wohl und geborgen fühlen, wirkt sich das positiv auf den Genesungsprozess aus. Ich untersuche anhand von Patientenzimmern und Aufenthaltsräumen, welchen Einfluss die Raumgestaltung in Gesundheitsbauten auf Langzeitpatienten hat, weil ich herausfinden möchte, welche Raumelemente zum Wohlbefinden und somit zum Genesungsprozess von Patienten beitragen können. Ich möchte aufzeigen, worauf Gesundheitseinrichtungen bei der Raumgestaltung den Fokus legen können.
1.1 Fragestellung Welchen Einfluss nimmt die Raumgestaltung in Gesundheitsbauten auf das Wohlbefinden und den Genesungsprozess von Langzeitpatienten? Welche Rolle spielt die Wirkung der Farben und das multisensorische Design dabei? Welchen Stellenwert erhält die Privatsphäre?
1.2 Vorgehensweise Ich werde mittels einer Online Umfrage Personen befragen, die einen Spital-/ Klinikaufenthalt hatten und so Ihre Anregungen zum Wohlbefinden während des Aufenthaltes in meine Arbeit miteinfliessen lassen. Zudem werde ich zwei Ärzte zu Ihrem Wohlbefinden in ihrem Arbeitsumfeld befragen. Um selbst zu erfahren, wie es sich anfühlt in einem Spitalwartezimmer auf eine Untersuchung zu warten, in einer Rehaklinik auf dem Gang hin und her zu gehen oder in einem Altersheim im Restaurant Kaffee zu trinken, werde ich verschiedene Gesundheitsbauten besuchen. Mehrere Vor-Ort-Visiten sehe ich als wichtig an. Die Informationen, welche ich in Fachbüchern finden werde, ergänze ich mit meinen eigenen Erfahrungen und meinen Erkenntnissen aus den Vor-Ort-Visiten.
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2. Healing Architecture in Gesundheitsbauten Der Weg von der Planung bis zur Realisation eines Gesundheitshauses dauert in der Regel oft deutlich länger, als der Bau eines anderen Gebäudes. Dies aufgrund der Komplexität und der Anforderungen an den Bau. Durch die lange Bauphase kann es jedoch vorkommen, dass sich die gestellten Anforderungen verändern. Die Architekten müssen sich an die betrieblichen und baulichen Anforderungen halten, wie auch innovative Entwicklungen und Tendenzen von morgen miteinbeziehen. Dies betrifft nicht nur den Bau, sondern ebenfalls die ökologischen, ökonomischen, technischen und organisatorischen Aspekte, welche als wichtige Faktoren für den längerfristigen Bestand des Baus mitwirken.1 Die Entwicklungen im Gesundheitswesen haben mit soziologischen, demografischen und ökonomischen Veränderungen zu tun, sowie stetige Neuerungen in der Versorgung und Behandlungen von Patienten, neue Faktoren im Personalwesen und in der Medizin. In Kliniken werden finanzielle Einsparungen in diversen Bereichen vollzogen, wie z.B. in der Reduzierung von Pflegefachkräften, welches eine direkte Auswirkung auf Patienten nimmt.2 Aufgrund der Zunahme des Durchschnittalters der Gesellschaft und der damit verbundenen Krankheiten kommt es zu einem Anstieg der Pflegebedürftigkeit und zu unbekannten Herausforderungen für die Pflegeeinrichtungen. Durch einen bewussten, gesünderen Lebensstil und hohes Qualitätsbewusstsein stiegen die Erwartungen der Patienten an die Gesundheitsbauten.3 Der Begriff «Healing Architecture», auf Deutsch übersetzt «Heilende Architektur», macht neugierig und wirkt hoffnungsvoll. Dass die Kunst der Architektur heilend sein kann, behaupten Menschen schon seit Jahrtausenden, heutzutage habe wir hierfür Belege zahlreicher Forschungen. Die architektonische Planung solch eines Gesundheitsbaus, beginnt bei der Wahl der Lage. Ein Gebäude in grüner Umgebung, welches von Licht durchflutet und offen wirkt (siehe Abb. 1), sowie die Sinne Hören, Tasten, Sehen, Riechen und Schmecken weckt, wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Die Koordination, Geschicklichkeit und die Stärkung von Patienten werden durch das Anreizen der Sinne gefördert.4 Dieser positive Eindruck des Gebäudes wird oft auf die Qualität und Versorgung in dem jeweiligen Gesundheitsbau projiziert. In Gesundheitsbauten wird alles verständlich signalisiert, sodass die Patienten und ihre Angehörigen keine Orientierungsschwierigkeiten haben. Es wird ein grosses Augenmerk auf die Sicherheit gelegt sowie auf das Wohlfühlen der Patienten. Auf Wunsch können die Patienten mitgebrachte Bilder an der Decke oder an der Wand anschauen sowie die Lichtfarbe und die Musik wählen.5
1
Vgl. Meuser, Philipp, Handbuch und Planungshilfe: Krankenhausbauten/Gesundheitsbauten, Berlin: DOM publishers, 2011, S. 29
2
Vgl. ebd.
3
Vgl. ebd.
4
Vgl. Meesmann, K., Die grüne Visitenkarte, in: medAbmbiente 13, Nr. 9, 2010, S.35
5
Vgl. o. Verf., Entspanntes Umfeld, in: inside: health, Nr. 12, 2010, S.6
8
Tages- und Kunstlicht nimmt eine positive Wirkung auf die Stimmung des Patienten, sowie des Personals. Es wird auf eine Beleuchtung geachtet, die nicht blendet, eine Lichtstärke, die für Behandlungsaufgaben geeignet ist, sich jedoch in der Farbwiedergabe variieren lässt. Für die Patienten ist es wichtig die Beleuchtung aus dem Bett steuern zu können, um sich im Zimmer zu orientieren oder ein Leselicht einzuschalten. Ebenfalls muss der Sonnenschutz, sowie die Verdunkelung gewährleistet werden. Um den Ausblick in die Natur und die Umgebung sicherzustellen, sollten die Fenster eine niedrige Höhe haben (siehe Abb. 2).6 Bei Farbplanern und Architekten gibt es keine Einstimmigkeit betreffend der Anwendung von Farben am und im Bau. Dass Farben gut für das Wohlbefinden und für die Genesung sind, bildet eine Einigkeit bei den Fachspezialisten. Wichtig zu beachten bei der Farbgestaltung eines Gesundheitsbaus, ist der Einfluss und die Verfälschung der Hautfarbe der Patienten, sowie die Helligkeit im Raum, durch Umgebungsfarben. Trotzdem gibt es gewisse Farben, die als Sympathieträger gelten. Zarte Pastellfarben, von Orange, Gelb, über Rosé zu Himmelblau, Violett und ein sanftes Grün. Zum Wohlbefinden der Patienten in Gesundheitseinrichtungen gehört zudem Kunst. Viele Gesundheitsbauten erhalten vom Bund keine Mittel und sind auf wohlwollende Künstler, Kunsthochschulen oder Einrichtungen angewiesen, um günstig an Ausstellungsstücke zu gelangen.7 Es gibt Kliniken, die bewusst als Kulturkrankenhäuser gelten möchten. Ganz nach dem Motto «Wer nicht nur an seine Krankheit denkt, wird schneller gesund».8
Abb. 1: Samsung International Hospital, Seoul, South Korea,
Abb. 2: Samsung International Hospital, Seoul, South Korea, Pati-
Lobby, nbbj Homepage, abgerufen am 22. April 2019
entenzimmer, nbbj Homepage, abgerufen am 22. April 2019
6
Vgl. Meuser, Philipp, Handbuch und Planungshilfe: Krankenhausbauten/Gesundheitsbauten, Berlin: DOM publishers, 2011, S. 43
7
Vgl. ebd.
8
Vgl. ebd., S. 44 f.
9
2.1 Raumgestaltung Innerhalb von Sekunden nimmt ein Mensch einen Raum wahr. Ob ein Raum einladend, einengend, sicher, bedrohlich oder abstossend wirkt, entscheidet sich in den ersten Sekunden und beeinflusst das Verhalten der Menschen. Räume können durch die Farben, Materialität, Form und Licht überraschen und die Sinne stimulieren.9 Für das Wohlbefinden eines Menschen ist die atmosphärische Wirkung, die ein Raum erzeugt, relevant. Die Atmosphäre in einem Raum kann nur vage definiert und nicht gemessen werden, trotzdem ist sie massgebend. Zusätzlich spielen weitere Sinnesreize wie z.B. der Geruch einer Kerze, die Wärme, die sie erzeugt und ihr gelegentliches Knistern zusammen und bilden eine gemütliche Atmosphäre.10 Räume werden durch ihre Funktionen geprägt und können durch gewisse Erfordernisse stark in der Gestaltung beeinflusst werden.11 Gewisse Parameter zur Raumgestaltung können jedoch festgelegt werden. Es gibt besondere Eigenschaften, nebst Funktion und Nutzung, die für die Gestaltung eines Raumes wichtig sind. Grundlegend für Architekten ist der Raum, den es zwischen Dingen hat, welcher durch die Positionierung von Elementen im Bau oder Gegenständen eingeteilt wird. Der Bau eines Raumes hat immer Einfluss auf die angrenzenden Räume, denn er kann die Form des anderen verändern und die Geschosshöhe bestimmen. Zudem spielt die Umgebung, ob Dorf oder Stadt eine Rolle im Gebäude Kontext. Die Raumgrösse wird immer im Bezug zur menschlichen Körpergrösse bestimmt. Die Anzahl und Grösse der Öffnungen, wie z.B. Fenster, können den Eindruck eines offenen oder geschlossenen Raumes darstellen (siehe Abb. 1).12 Durch Dinge kann ein Raum so gefüllt sein, dass er überfüllt und beklemmend wirkt oder er wirkt durch seine Leere unbelebt. In einem leeren Raum fällt es einem jedoch schwerer, seinem Körper eine Position zu geben da die Anhaltspunkte zur Einschätzung der Masse fehlen, denn die Raumgrösse ist in der Relation zum Körper bestimmt worden. Für das Wohlbefinden der Menschen braucht es deshalb eine räumliche Dichte.13 Durch Möbel werden Räume individualisiert und die Dichte erhöht oder verringert.14 Sie sind die bewegliche Raumgestaltung und können einen Eindruck stark verändern. Möbel bilden eigene Zugehörigkeitsgruppen, wie z.B. zu einem Tisch gehören Stühle, dies ergibt eine Gruppe und diese Gruppe bildet einen Bereich in einem bestimmten Raum (siehe Abb. 7, S.14).15
9
Vgl. Exner, Ulrich, Pressel, Dietrich, Raumgestaltung, Basel: Birkhäuser Verlag, 2009, S. 9
10
Vgl. Exner/ Pressel 2009, S. 15
11
Vgl. ebd., S. 16 f.
12
Vgl. ebd., S. 35 ff.
13
Vgl. ebd., S. 39 f.
14
Vgl. ebd., S. 80 f.
15
Vgl. ebd., S. 79 f.
10
Zeit und Raum wird immer in Verbindung gebracht. In einer kurzen Zeitspanne können sich die Verhältnisse in einem Raum rapide ändern. Die Lichtverhältnisse verändern sich oder die Objekte werden im Raum verschoben und schon richtet der Betrachter seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge.16 Die Transparenz gilt als Gestaltungsmittel, welches in Räumen eine gewisse Privatsphäre schaffen kann. Fenster sind komplett durchsichtig, Vorhänge lassen Konturen erscheinen und Mauern schirmen ab. Um sich in einem Raum jedoch zurecht finden zu können und die eigene Position zu kennen, eignet sich die Transparenz, z.B. um Ein- und Ausgänge zu visualisieren.17 Die Raumakustik lässt sich durch Materialien und Ihren Absorptionsgrad beeinflussen und störende Geräusche minimieren. Der Absorptionsgrad ist durch das Material und die Frequenz unterschiedlich. Bei porösen Oberflächen zum Beispiel dringt der Schall ein und wird in den Poren durch die Reibung in Wärmeenergie verwandelt, dadurch wird die Reflektion des Schalls abgemildert.18
2.1.1 Das Patientenzimmer Durch die tägliche Arztvisite betreten Ärzte mehrere Patientenzimmer pro Tag. Die Visiten sind verhältnismässig kurz im Vergleich dazu wieviel Zeit Pflegekräfte in den Zimmern verbringen. Der Patient jedoch verlässt sein Zimmer kaum, lediglich für Untersuchungen oder Therapien. In der vielen Zeit, in welcher ein Patient im Zimmer weilt, nimmt er völlig unterschiedliche Dinge im Raum war und dies zusätzlich intensiver, wie die Angestellten des Spitals. Faktoren wie Hygiene, Gegenstände, Komfort, Akustik, Lichtverhältnisse, Wandfarbe oder Bilder werden daher eingehend studiert. Dieser Gesamteindruck nimmt Einfluss auf das Wohlbefinden, die Genesung des Patienten und das Vertrauen in die Klinik.19 Kranke Patienten suchen in einem Krankenhaus Sicherheit und Heilung, dies bedeutet, dass durch das Patientenzimmer Aufenthalts- und Lebensqualität vermittelt wird.20 Ein Patientenzimmer erfordert in seiner Gestaltung die Blickwinkel von Architekten, den Angestellten des Spitals und den Patienten. Denn ein Patientenzimmer hat eine Gewichtigkeit, es kann ein sogenannter «heilender Raum» entstehen.21 Das Wort «Zimmer» hat sich im Krankenhaus nach wie vor durchgesetzt, trotz dessen im Spital sonst von Räumen gesprochen wird. «Zimmer» wird mit Wohlfühlen, Geborgensein assoziiert und erinnert an ein Schlafzimmer. Dies weckt die Gedanken an Wärme und an den Ursprung des Wortes Zimber, welches Bauholz heisst. Aus
16
Vgl. Exner, Ulrich, Pressel, Dietrich, Raumgestaltung, Basel: Birkhäuser Verlag, 2009, S. 41
17
Vgl. ebd., S. 65 f.
18
Vgl. ebd., S. 73 f.
19
Vgl. Leydecker, Sylvia, Das Patientenzimmer der Zukunft: Innenarchitektur für Heilung und Pflege, Basel: Birkhäuser Verlag, 2017, S. 7
20
Vgl. Leydecker 2017, S. 9
21
Vgl. ebd., S. 7 f.
11
Krankensälen wurden mit der Zeit Krankenzimmer, welche räumlich kleiner wurden und weniger Patienten pro Zimmer einen Platz fanden.22 Meist wird von Patienten ein Zweibettzimmer bevorzugt. Einen Zimmergenossen zu haben bietet Sicherheit und das notwendige Mass an Kommunikation. Ein weiterer Vorteil des Zweibettzimmers ist die Möglichkeit in dem zweiten Bett einen Angehörigen unterzubringen, welcher zur physischen und psychischen Betreuung beitragen kann.23 Als Standard-Zweibettzimmer gilt eine Fläche von 29 Quadratmetern inklusive Sanitärraum. Im Zimmer gibt es neben den zwei Spitalbetten, einen gut zugänglichen Patientenschrank nahe vom Bett, eine Besuchergarderobe, sowie ein Handwaschbecken, welches zur Handhygiene beitragen soll.24 Gemäss einer Patientenumfrage der Autorin mit 30 Teilnehmenden (siehe Appendix Patientenumfrage A) besteht der Wunsch nach mehr Privatsphäre (siehe Abb. 3), individualisierbare Umgebung und Pflanzen. Das Bedürfnis nach mehr Farben und Gemütlichkeit besteht, um die Wirkung der sterilen und unpersönlichen Patientenzimmern aufzubrechen und somit eine positive Atmosphäre zu schaffen. Die Patienten sind sich einig, dass das Wohlbefinden Einfluss auf den Genesungsprozess nimmt und sie sich deshalb eine gestalterische Veränderung wünschen.25
Abb. 3: Patientenumfrage (siehe Appendix A)
22
Vgl. Meuser, Philipp, Handbuch und Planungshilfe: Krankenhausbauten/Gesundheitsbauten, Berlin: DOM publishers, 2011, S. 81
23
Vgl. Meuser 2011, S. 82
24
Vgl. ebd., S. 83 f.
25
Vgl. Umfrage der Autorin (Siehe Appendix Patientenumfrage A)
12
2.1.2 Die Gemeinschafts- und Warteräume Wie sich in der zitierten Patientenumfrage weiterhin herausstellte (siehe Appendix Patientenumfrage A), können einige Patienten während ihres Aufenthaltes im Spital die Gemeinschaftsräume nicht oder nur selten besuchen. Oft erlaubt es der Gesundheitszustand nicht oder die Patienten verspüren kein Bedürfnis, da die Gemeinschaftsräume, wie z.B. die Cafeteria meist eine wenig einladende Atmosphäre versprühen und der Geruch nach Desinfektionsmittel als störend empfunden wird. Sie betrachten die Einrichtung der Räume in einigen Spitälern als veraltet und abgenutzt, weshalb diese einen unsauberen Eindruck machen. Anderseits gibt es die dunklen, sterilen und unpersönlichen Warteräume, welche der Nervosität, welche man vor einer Untersuchung oder Behandlung verspürt, nicht entgegenkommen. Wichtiger scheint ihnen der Flur und das Zimmer, da sie sich dort am meisten aufhalten. Die Aufenthaltsräume nehmen in einer Psychiatrie oder Reha-Klinik einen wichtigeren Stellenwert ein, da der Kontakt zu anderen Menschen gesucht oder das Herumlaufen geschätzt, respektive verordnet wird.26
2.1.3 Farbwirkung Bei der Farbgestaltung braucht es Mut, um gewisse Brauchtümer zu durchbrechen. Bei der Gestaltung mit Farben gibt es jedoch auch gewisse funktionale Gründe, welche man beachten sollte. Es gibt hierzu drei Regeln, welche sinnvoll einzuhalten sind. Es muss verständnis-, sowie materialgerecht und verbrauchsgerecht sein.27 Verständnisgerechte Farben bedeutet zum Beispiel, das Grün und Rot bei Ampeln oder elektronischen Geräten. Grün wird als betriebsbereit und Rot als Warnung oder als Stopp verstanden. Wenn eine dieser Farben ausgetauscht werden würden, wäre dies eine sinnlose Verwirrung. Noch drastischer wäre das Vertauschen der Farben, denn diese haben eine Anzeichenfunktion. Ebenfalls bekannt ist Rot für Heisswasser und Blau für kaltes Wasser, ein neues Design zu generieren und die Farben zum Beispiel auf Grün oder Gelb zu wechseln, macht keinen Sinn.28 Die Farbgebung sollte materialgerecht sein. Dies bedeutet, je nach Material wirkt eine Farbe anders. Schafswolle wirkt zum Beispiel in Blau nach wie vor wie ein Naturprodukt, Holz, das blau lasiert wurde, wirkt bereits etwas künstlicher und blau gefärbte Lebensmittel wirken abstossend. Bei der Farbwahl eines Objekts kann man viel Einfluss auf den Käufer nehmen. Eine ungewohnte Farbe ist oft einem Modetrend unterworfen und lässt das Objekt allenfalls künstlich wirken.29
26
Vgl. Umfrage der Autorin (Siehe Appendix Patientenumfrage A)
27
Vgl. Heller, Eva, Wie Farben wirken, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 1989, S. 42 – 43
28
Vgl. Steffen, Dagmar, Design als Produktsprache: Der «Offenbacher Ansatz» in Theorie und Praxis, Frankfurt am Main: Verlag form, 2000, S. 63 – 64
29
Vgl. Heller, Eva, Wie Farben wirken, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 1989, S. 42 – 43
13
Bei einer verbrauchsgerechten Farbgebung spielen die Preiskategorie und die Langlebigkeit des Objekts eine Rolle. Günstigere und kurzlebige Produkte werden eher in einer unkonventionellen Farbe gekauft, als Dinge die teuer sind und lange gebraucht werden. Bei Objekten, zu denen ein engerer Bezug hergestellt wird, wie zum Beispiel Kleidung und das Auto, welche den persönlichen Farbgeschmack präsentieren ist die Farbwahl relevanter als bei Werkzeugen, die zur Nutzung vorhanden sind und durch ihre Funktionalität überzeugen sollen. Grundlegend ist die Farbe der Nahrungsmittel, eine andere Farbe kann in diesem Kontext vermuten lassen, dass das Nahrungsmittel nicht mehr geniessbar sein könnte.30 In der Werbung bedeutet je bunter desto überraschender und auffälliger, hier ist alles erlaubt. In der Kunst hingegen nicht ganz, da gilt je unkonventioneller die Farbwahl der Sujets, desto klarer und realer muss die Formensprache sein. Dies bedeutet auf ein Gemälde bezogen zum Beispiel, dass wenn die Sonne blau anstatt gelb und der Himmel gelb anstatt blau gemalt wird, die Sonne klar naturalistisch als diese erkennbar sein sollte um den tatsächlichen Überraschungseffekt zu erzielen.31 Bei der Farbgestaltung in Gesundheitsbauten wird auf mögliche Assoziationen geachtet. Ein blauer Boden kann fälschlicherweise für Wasser gehalten werden, ein Boden im Erdton vermittelt jedoch Sicherheit. Ein polierter, glänzender Boden kann Angst vor dem Ausrutschen hervorrufen. Warme Farbtöne wie Gelb und Apricot werden für eine gemütliche Atmosphäre und oft in Altersheimen eingesetzt. Dezente Muster können ebenfalls für wohnliches Ambiente sorgen und erfüllen auch Ihren Zweck zum Beispiel als Polsterbezug. Muster an den Wänden sind nicht ideal, da diese bei Demenzpatienten unnötige Ängste hervorrufen könnten.32
2.1.4 Vor-Ort Visite Um sich selbst ein Bild der Raumgestaltung in Gesundheitsbauten zu verschaffen, besuchte die Autorin einige Bauten für eine Vor-Ort Recherche. Folgend drei Beispiele. Schulthess Klinik Zürich: Der Eingangsbereich der Klinik besticht durch die vielen Fenster und das raumflutende Tageslicht (siehe Abb. 4). Ein grosser Baum ragt im Innern des Gebäudes empor, durch welchen die moderne Architektur durch die Natur ergänzt wird (siehe Abb. 5). Nicht alle Bereiche der Klinik haben Tageslicht. Der Wartebereich der Radiologie überrascht durch eine erdrückende, düstere und kühle Atmosphäre mit grafischen Bildern. Hydrokulturpflanzen bringen eine organische Komponente. Farblich ist der ganze Bereich in Grautönen gehalten, der Boden, die Decke, der Lift sowie die Schränke sind grau. Die vielen Wartestühle sind in Hellgrau und vereinzelte
30
Vgl. Heller, Eva, Wie Farben wirken, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 1989, S. 43 – 44
31
Vgl. ebd.
32
Vgl. Leydecker, Sylvia, Das Patientenzimmer der Zukunft: Innenarchitektur für Heilung und Pflege, Basel: Birkhäuser Verlag, 2017, S. 70 – 72
14
in Dunkelblau mit Chrom. Beleuchtet wird der Raum mit Röhrenlampen mit kaltem Licht. Das Bistro/Café erinnert, mit der schwarz gestrichenen Wand und mit den überraschenderweise hohen Barstühlen, an eine Lounge/Hotelbar.
Abb. 4: Schulthess Klinik Zürich, Eingangsbereich, Foto: Lorena Adler Abb. 5: Schulthess Klinik Zürich, Eingangsbereich, Baum, Foto: Lorena Adler
Universitätsklinik Balgrist Zürich: Der Eingangsbereich der Klinik erinnert mit dunklem Holz, braunen Ledersesseln und Stimmungsleuchten (siehe Abb. 6) an eine Hotellobby. Der Wartebereich der Radiologie Untersuchungen weist einen grauen Boden mit Patina, sowie schwarze Kunststoffstühle mit verchromten Beinen sowie Bistrotische auf. Verschiedene Holzelemente wie der Handlauf im Korridor bringen Wärme in die Atmosphäre. Das Restaurant wirkt wohnlich und weckt die Assoziation zu einem Familienrestaurant (siehe Abb. 7).
Abb. 6: Universitätsklinik Balgrist Zürich, Eingangsbe-
Abb. 7: Universitätsklinik Balgrist Zürich,
reich/ Restaurant, Foto: Lorena Adler
Eingangsbereich/ Restaurant, swiss-architects Homepage, abgerufen am 27. April 2019
Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain Zollikon: Das moderne eckige Betongebäude setzt mit Holzdetails wie Fenster- und Türrahmen Akzente. Grosse Fensterfronten bringen Tageslicht und sorgen mit aufgeklebten Fensterdekorationen für Licht- und Schattenspiele (siehe Abb. 8). Die organischen Formen der Möbel, Leuchten und Dekorationen brechen den optisch kühl wirkenden, modernen Betonbau auf und schaffen durch diese Kontraste eine wohnliche Atmosphäre (siehe Abb. 9).
15
Der direkte Zugang des Speisesaals auf die Gartenterrasse mit kleinem Park ermöglicht einen Spaziergang in der Natur. Die Zimmer haben einen Eichenparkett, einen Balkon und werden möbliert vermietet.
Abb. 8: Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain, Zollikon, Eingangsbereich, Licht- und Schattenspiel, Foto: Lorena Adler Abb. 9: Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain, Zollikon, Eingangsbereich, Foto: Lorena Adler
2.1.5 Bedürfnisse der Angestellten Gemäss einem Gespräch der Autorin mit zwei Ärzten aus unterschiedlichen Spitälern im Kanton Zürich (siehe Appendix Fragebogen B) ist Ihr Wohlbefinden bei der Arbeit im Spital verbesserungswürdig. Die Lichtverhältnisse sind nicht ideal und das Kunstlicht sorgt für eine sterile Atmosphäre. Das Tageslicht wird geschätzt, jedoch sollte direkte Sonneneinstrahlung aufgrund der Temperatur vermieden werden. Der Wunsch nach mehr Farbgestaltung, mehr Bildern und Pflanzen besteht. Die Wandgestaltung sollte jedoch klare Farben und keine Strukturen aufweisen. Zudem besteht das Bedürfnis nach schlichtem Design der Einrichtung. Die Privatsphäre für Ärzte in einem Spital ist kaum vorhanden. Als Arbeitszimmer gelten die Patientenzimmer. Die Arbeit wird als produktiver deklariert, wenn keine rein private Atmosphäre existiert. Die Meinung der Ärzte zu den Patientenzimmern in den Spitälern (siehe Appendix Fragebogen B) besagt, die Zimmer seien unpersönlich und ungemütlich. Ökonomisch verständlich, jedoch vermittelt diese sterile Atmosphäre den Eindruck, als ob die Patienten möglichst schnell wieder nach Hause geschickt werden sollten. Die Zimmer könnten individueller gestaltet werden. Der Einfluss des Wohlbefindens auf den Genesungsprozess der Patienten sehen die Ärzte als indirekten Placebo-Effekt. Wenn sich die Patienten im Zimmer wohl fühlen, ist die Stimmung entspannter und sie sind bei Gesprächen mit den Ärzten konzentrierter, was zu einem besseren Vertrauensverhältnis beiträgt, da weniger Missverständnisse auftreten.33
33
Vgl. Umfrage der Autorin (Siehe Appendix Ärzteumfrage B)
16
2.1.6 Schlussfolgerung der Recherche Aus den oben geführten Recherchen resultieren folgende Erkenntnisse im Bereich der Raumgestaltung und der Gestaltung von Einrichtungsobjekten: Der Mensch wird innerhalb von Sekunden durch die Wirkung eines Raumes beeinflusst. Eine grosse Rolle spielt hierbei die Positionierung der Elemente in einem Raum. Ein Raum braucht eine gewisse Dichte an Objekten, welche eine Zugehörigkeitsgruppe, wie z.B. ein Tisch braucht Stühle, bilden. Dies ist relevant für den Menschen, um sich im Raum zurechtzufinden und positionieren zu können. Bei den Gestaltungselementen sollen Sinne angesprochen werden, das Reizen der Sinne durch Geräusche, Gerüche, Haptik etc. ist von grosser Bedeutung. Mit einer porösen Oberflächengestaltung kann der Schall in einem Raum gemildert und somit eine angenehme Akustik geschaffen werden; dies ist aber aufgrund der Spitalhygiene und des Einnistens von Bakterien nicht ideal.34 Durch das Spielen mit leichter Transparenz bei Objekten, kann Privatsphäre geschaffen werden und schirmt trotzdem nicht komplett ab. Die Patienten haben den Wunsch nach dieser Privatsphäre und suchen Sicherheit. Bei der Farbwahl sollte auf gewisse Farbassoziationen geachtet werden, z.B. blauer Boden könnte als Wasser wahrgenommen werden. Zudem kann der Einfluss der Wandfarbe auf die Hautfarbe und die Stimmung der Patienten Einfluss nehmen. Die Farbwahl sollte materialgerecht gewählt werden.
2.2 Design für die Psyche Aufgrund des Funktionalismus in Patientenzimmern werden oft Materialien wie Edelstahl, Kunststoff und Keramik eingebaut. Dies führt dazu, dass in Gedanken an ein Spitalzimmer, das kühle und sterile Bild überwiegt. Wie können sich Patienten in diesem Umfeld wohlfühlen? Denn es ist wissenschaftlich belegt, dass die Umgebung auf das Innere, also auf die Psyche und somit zum Genesungsprozess beiträgt. Aggressionen und Stress können durch die Akustik, die Farbe und das Licht in einem Raum beeinflusst werden.35
2.2.1 Evidence-based Design Evidence-based Design bedeutet, dass dieses auf wissenschaftliche Studien zurückzuführen ist. Dies heisst, Architekten und Designer nutzen die Studien der psychischen und physischen Einflüsse auf den Menschen durch Räume. So wird z.B. auch Licht in einem Raum eingesetzt um Angst und Stress zu mindern. Es werden Evaluationen durchgeführt, aufgrund derer Kriterien für den Bau gewisser Räume festgelegt werden.36
34
Saameli, Jeannette, Telefonat der Autorin mit dem Luzerner Kantonsspital Abteilung Infektiologie und Spitalhygiene vom 15. April 2019
35
Vgl. Ziegler, Ute, Rekonvaleszenz: Design für die Psyche, in: Hochschule Luzern 2, 2015, S. 40 – 41
36
Vgl. Ziegler, Ute, Acklin, Claudia, Stressreduzierende Designinterventionen in Psychiatrischen Kliniken: Design als Gesundheitsressource, in: Schweizerische Ärztezeitung, 2015, S. 220 – 223
17
Bestehende Erkenntnisse helfen bei der Umsetzung neuer Wohlfühl-Patientenzimmer. Gemäss Studien soll z.B. Arvenholz Gerüche neutralisieren, die Herzfrequenz senken, sowie antimikrobiell wirken. Der Einsatz von künstlichem Tageslicht wird ebenfalls therapeutisch eingesetzt. Gewisse Farben an den Wänden, können zudem das Aggressionsverhalten beeinflussen. Das sogenannte «Cool Down Pink» kann als Wandfarbe oder als Licht angewendet werden.37
2.2.2 Experience-based Design Experience-based Design bedeutet im Kontext einer Gesundheitseinrichtung, dass Nutzergruppen wie Patienten und die Mitarbeiter eingebunden werden, um zusammen Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich Umgebung, sowie Versorgung der Patienten und die Dienstleistungen von Angestellten zu eruieren und umzusetzen. Dieses sind Faktoren und Problemlösungen, welche zum Wohlbefinden der Patienten beitragen. Die Designer und Architekten sind ebenfalls in diese Workshops involviert und stossen durch die Zusammenarbeit mit Patienten und Angestellten auf Probleme und Lösungsansätze, die ihnen nicht bewusst waren. Diese Lösungsansätze werden eingesetzt, um ein patientenorientiertes Design anstreben zu können.38 Das Personal eines Gesundheitsbaus verbringt in diesen Räumlichkeiten einen Grossteil ihres Lebens. Deshalb sollten diese Bauten auch für die Angestellten wie Ärzte und das Pflegepersonal so gestaltet sein, dass sie ihren stressigen und belastenden Arbeitsalltag gut meistern können. Ästhetische und funktionale Räume unterstützen somit das Wohlbefinden und die tägliche Arbeit des Personals.39
2.2.3 Multisensualität Innert Sekunden wird ein Raum mit diversen Sinnesorganen wahrgenommen. Aufgrund dessen sollte bei der Gestaltung eines Raumes auf alle Sinne eingegangen und diese beeinflusst werden. Bei der multisensuellen Gestaltung können Menschen gezielt manipuliert werden. Als Beispiel können mit Geruch, wie Parfum oder Geräuschen wie Meeresrauschen, sowie Musik Erinnerungen hervorgerufen oder Sehnsüchte geweckt werden. Dies kann ebenfalls in einem Krankenhaus eingesetzt werden. Viele Gesundheitsbauten schmücken ihre Wände deshalb mit Naturbildern, um eine positive Assoziation zu bilden.40 Die Räume sind Gefüge, welche durch multisensuelle Eindrücke beeinflusst werden. Farben, Textur, Haptik, Formen, Duft, Licht und Akustik, sowie eben die Natur bestimmen die Wahrnehmung. Meist wird bei der Planung eines Baus auf die Optik und weniger auf die Wirkung auf den Menschen geachtet. Im Kontext eines Krankenhauses wird vermutet, dass die Wahrnehmung eines kranken Menschen anders ist, als von
37
Vgl. Ziegler, Ute, Rekonvaleszenz: Design für die Psyche, in: Hochschule Luzern 2, 2015, S. 40 – 41
38
Vgl. Ziegler, Ute, Acklin, Claudia, Stressreduzierende Designinterventionen in Psychiatrischen Kliniken: Design als Gesundheitsressource,
39
Vgl. Leydecker, Sylvia, Das Patientenzimmer der Zukunft: Innenarchitektur für Heilung und Pflege, Basel: Birkhäuser Verlag, 2017, S. 10
40
Vgl. Leydecker 2017, S. 51 – 52
in: Schweizerische Ärztezeitung, 2015, S. 220 – 223
18
einem Gesunden. Bei Geräuschen zum Beispiel kann es sein, dass ein Kranker diese anders wahrnimmt, das heisst empfindlicher reagiert oder diese im Unbewussten erlebt, ein gesunder Mensch jedoch die Geräusche nicht als störend empfindet.41 Die Haptik ist in einem Raum meist unterschwellig präsent. Doch wie sich etwas anfasst beeinflusst im Unbewussten und kann in der Psychosomatik therapeutisch eingesetzt werden. Die Oberflächengestaltung kann somit absichtlich mit der Haptik spielen und diese als Erlebnis oder als Orientierungshilfe nutzen.42 Die Multisensualität ist bei Personen mit Demenz besonders wichtig, da diese Patienten stark emotional reagieren. Äussere Einflüsse können die Demenzkranken an Dinge erinnern, zum Beispiel der Geruch von Essen erinnert an die Nahrungsaufnahme, Musik aus der früheren Zeit kann Erinnerungen wecken und ein damit vertrautes Gefühl bewirken, welches zum Wohlfühlen beiträgt.43
2.3 Gestaltungskriterien Aufgrund der Recherchen in Fachliteratur und der Patientenumfrage der Autorin mit 30 Teilnehmenden (siehe Appendix Patientenumfrage A) besteht der Wunsch nach Schaffung von mehr Privatsphäre in den Gesundheitsbauten. Zusätzliche grosse Bedürfnisse, sind viel Tageslicht, eine individualisierbare Umgebung, der Ausblick in die Natur sowie Pflanzen. Die Pflanzen müssen jedoch ungiftig sein, in Hydrokulturen wachsen und wenig Pflegezeit in Anspruch nehmen. Es muss bedacht werden, dass Patienten die Pflanzen anfassen könnten und allenfalls allergisch reagieren. Um dieses Hindernis zu umgehen, sollte ein Ausblick in die Natur gewährleistet sein und mit Farben sowie Bildern Akzente gesetzt werden. Viele Patienten aus der Umfrage (siehe Appendix Patientenumfrage A) gaben an das Patientenzimmer als steril und ungemütlich empfunden zu haben. Die meisten hatten ein Zweitbettzimmer und störten sich an den Geräuschen, wie z.B. Schnarchen und Weinen des Zimmergenossen. Die Luft und das Klima sind ebenfalls wichtige Punkte, oft können aus sicherheitstechnischen Gründen die Fenster nicht richtig geöffnet werden, dies führt zu stickiger Luft im Zimmer. Aufgrund der Bettlägerigkeit sinkt die Körpertemperatur und die Patienten äusserten den Wunsch nach einer höheren Zimmertemperatur, welche man allenfalls selbst regulieren könnte oder mindestens eine wärmere Bettdecke. Bei der Frage, ob sie sich in den Gemeinschaftsräumen wohl gefühlt haben, gaben einige Patienten an, dass sie aus gesundheitlichen Gründen die Möglichkeit der Gemeinschaftsräume nicht nutzen konnten. Als Äusserungen kann der Umfrage entnommen werden, dass der Geruch in den Aufenthalts- und Gemeinschaftsräumen unangenehm war und Stille herrschte. Die Ruhe wurde in diesem Kontext als negativ aufgefasst, da sich die Patienten kaum getrauten sich zu bewegen oder etwas zu sagen.
41
Vgl. Leydecker, Sylvia, Das Patientenzimmer der Zukunft: Innenarchitektur für Heilung und Pflege, Basel: Birkhäuser Verlag, 2017,
42
Vgl. Leydecker 2017, S. 52
43
Vgl. ebd., S. 70 f.
S. 12 – 13
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Die Nervosität, welche beim Warten auf eine Untersuchung aufkam, wurde durch diese herrschende Ruhe gefördert. Bei der Gestaltung der Räumlichkeiten und ihrer Elemente, unabhängig von der Architektur, sollte auf die Farbwahl der Wände, sowie Böden, auf eine Lichtgestaltung, die eine warme gemütliche Atmosphäre verleiht, geachtet werden. Durch das Platzieren der Möbel im Raum, kann der Eindruck eines Raumes unterschiedliche gestaltet werden. Zudem sollten die Möbel nicht defekt sein, dies hinterlässt einen unsauberen, unprofessionellen Eindruck des Gesundheitsbaus und verunsichert Patienten z.B. in einem Wartezimmer gegenüber der bevorstehenden Untersuchung. Die Patienten wünschen sich – ob im Zimmer oder in Gemeinschaftsräumen – eine individualisierbare Privatsphäre.
2.4 Gestaltungsprojekt Ein Raumelement, welches eben diese Privatsphäre schafft, soll in der gestalterischen Bachelorarbeit entstehen. Dieses Element nimmt oft einen unbewussten aber wichtigen Stellenwert ein und weist meist ein steriles und unpersönliches Design auf (siehe Abb. 10). Dieses funktionale Design soll aufgebrochen und ein bewegliches Raumelement geschaffen werden, das Privatsphäre schafft und somit zum Wohlfühlen der Patienten beiträgt. Organische Formen, bezugnehmend auf die Natur, sollen das sterile Empfinden verschwinden lassen und die Multisensualität miteinbringen. Ein wichtiger Aspekt ist zudem die Beweglichkeit des Objektes. Ob im Zimmer, in den Gemeinschaftsräumen, im Essbereich (siehe Abb. 11) oder auf den Korridoren, die Trennwände sollen vielseitig als mobile Wohlfühloase eingesetzt werden können. Zudem muss an einen möglichen Sturz der Patienten gegen das Objekt gedacht werden. Rollt der Paravent weg? Ist er standhaft und stabil? Bricht oder reisst das Material? Interessant ist ebenfalls die Thematik der Transparenz und der Haptik. Durch eine partielle Halbtransparenz sowie mit dem Spiel der Form und Bewegung, sollen die Sinne angeregt werden und mit dem Raum und den Menschen interagieren.
Abb. 10: Alterszentrum Breitenhof, Rüti,
Abb. 11: Alterszentrum Breitenhof, Rüti, Restaurant,
Trennwand, Foto: Lorena Adler
Zentrum Breitenhof Homepage, abgerufen am 27. April 2019
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3. Fazit Durch die in dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse und eruierten Gestaltungskriterien, wird das Raumgestaltungselement für die gestalterische Bachelorarbeit eine veränderte Form eines Paravents/ einer Trennwand ergeben. Wie in den Gestaltungskriterien definiert, soll der Einfluss organischer Formen und Strukturen die steril wirkende Optik, der in den Gesundheitsbauten aktuell verwendeten Trennwänden, auflockern. Das Element soll nicht nur dekorativ aussehen, es soll spannend sein und optisch sowie haptisch Neugierde wecken. Patienten schätzen die Privatsphäre besonders, dies bedeutet jedoch nicht, dass sie sich in diesen Momenten der Genesung und Erholung mit einem unpersönlichen und rein funktionalen Raumtrenner umgeben möchten (siehe Abb. 12 Moodboard). Funktional, stabil und trotzdem leicht, mobil, verstaubar sowie gut zu reinigen sind Eigenschaften, auf welche in der gestalterischen Umsetzung der Arbeit geachtet werden muss. Organische Formen sollen beim Design Einfluss nehmen. Interessant wäre die Möglichkeit mehrere Paravents in unterschiedlichen Grössen miteinander zu kombinieren, zu verschieben oder liegend sowie stehend einzusetzen je nach Verwendungszweck und Räumlichkeiten.
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Abb. 12: Moodboard Paravent, Lorena Adler
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4. Quellenverzeichnis
4.1 Literaturverzeichnis Adler, Lorena (10. März 2019) Patientenumfrage (siehe Appendix A) Adler, Lorena (15. März 2019) Ärzteumfrage (siehe Appendix B) Exner, Ulrich, Pressel, Dietrich, Raumgestaltung, Basel: Birkhäuser Verlag, 2009. Heller, Eva, Wie Farben wirken, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 1989. Leydecker, Sylvia, Das Patientenzimmer der Zukunft: Innenarchitektur für Heilung und Pflege, Basel: Birkhäuser Verlag, 2017. Meesmann, K., Die grüne Visitenkarte, in: medAbmbiente 13, Nr. 9, 2010. Meuser, Philipp, Handbuch und Planungshilfe: Krankenhausbauten/Gesundheitsbauten, Berlin: DOM publishers, 2011. o. Verf., Entspanntes Umfeld, in: inside: health, Nr. 12, 2010. Saameli, Jeannette, Telefonat der Autorin mit dem Luzerner Kantonsspital Abteilung Infektiologie und Spitalhygiene, 15. April 2019. Steffen, Dagmar, Design als Produktsprache: Der «Offenbacher Ansatz» in Theorie und Praxis, Frankfurt am Main: Verlag form, 2000. Ziegler, Ute, Rekonvaleszenz: Design für die Psyche, in: Hochschule Luzern, Das Magazin, Nr. 2, 2015. Ziegler, Ute, Acklin, Claudia, Stressreduzierende Designinterventionen in Psychiatrischen Kliniken: Design als Gesundheitsressource, in: Schweizerische Ärztezeitung, Nr. 7, 2015.
4.2 Abbildungsverzeichis Titelbild: Fischer Architekten AG, Gesundheitsbauten. Kinderspital Zürich, Wettbewerbsprojekt Neubau, 2011. https://www.fischer-architekten.ch/sites/default/files/2018-03/dossier_gesundheitsbauten_2016_fischer_architekten_web.pdf, abgerufen am 13. April 2018. Abb. 1: Samsung International Hospital, Seoul, South Korea, Lobby, nbbj Homepage, http://www.nbbj.com/work/samsung-international-hospital/, abgerufen am 22. April 2019
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Abb. 2: Samsung International Hospital, Seoul, South Korea, Patientenzimmer, nbbj Homepage, http://www.nbbj.com/work/samsung-international-hospital/, abgerufen am 22. April 2019 Abb. 3: siehe Patientenumfrage Appendix A Abb. 4: Schulthess Klinik Zürich, Eingangsbereich, Foto: Lorena Adler Abb. 5: Schulthess Klinik Zürich, Eingangsbereich, Baum, Foto: Lorena Adler Abb. 6: Universitätsklinik Balgrist Zürich, Eingangsbereich, Foto: Lorena Adler Abb. 7: Universitätsklinik Balgrist Zürich, Eingangsbereich/ Restaurant, swiss-architects Homepage, https://www.swiss-architects.com/de/schmid-schnebli-architekten-zurich/project/erweiterung-und-umbau-uniklinik-balgrist#image-2, abgerufen am 27. April 2019 Abb. 8: Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain, Zollikon, Eingangsbereich, Foto: Lorena Adler Abb. 9: Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain, Zollikon, Eingangsbereich, Licht-/ Schattenspiel, Foto: Lorena Adler Abb. 10: Alterszentrum Breitenhof, Rüti, Trennwand, Foto: Lorena Adler Abb. 11: Alterszentrum Breitenhof, Rüti, Restaurant, Zentrum Breitenhof Homepage, https://www.breitenhof.ch, abgerufen am 27. April 2019 Abb. 12: Moodboard Paravent, Lorena Adler, 27. April 2019
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Appendix A: Online Patientenumfrage zum Thema Healing Architecture & Design: Ein Raumgestaltungskonzept für Gesundheitsbauten. 10. März 2019
1. Wie lange warst du im Spital/Klinik? * Anzahl Teilnehmer: 30 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
1 Woche 1 Woche 1 Woche 1.5 Jahre – Klinik 5 Days 12 Tage a few days 1 Tag eine Woche 5 Tage 2 Tage arbeit >20 jahre ich selber noch nie Einen Tag 4 .5 Monate insgesamt, einmal dabei 3 Monate Notfall, mehrere male, nie übernachtet 10 Wochen 1 Nacht 12 Jahre (mit kleinen Unterbrüchen) 5 Tage 5 Tage 6 Wochen sechs Tage Zwei Wochen Im laufe eines Monats etwa 5 mal, aber nie länger als 4 Stunden. 3 Tage 4h Zwei mal eine woche 5 Tage drei Tage
2. Hast du dich in deinem Patientenzimmer wohlgefühlt? Bitte Begründen. * Anzahl Teilnehmer: 30 • •
ich war noch nie im Krankenhaus Nein, ich wäre lieber zuhause gewesen und war mit der Situation überfordert. Zusätzlich beunruhigte mich das weinen der anderen Kinder im Zimmer. (Aufenthalt
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1997 im Alter von 7 Jahren). Ich habe mich relativ wohl gefühlt. Es gab ein Fenster, das viel Licht ins Zimmer brachte. Ich hatte ausserdem das Glück nur in einem Zweierzimmer mit einer sehr netten Zimmergenossin zu sein, was meinen Aufenthalt ganz ok machte. Zwischen den Betten gab es Vorhänge, die etwas Privatsphäre boten. Das Zimmer an sich war etwas trist. Sehr steril und und ohne Persönlichkeit, so wie man es von einem Patientenzimmer wohl erwartet. • Das grösste Problem waren die anderen Patienten. Ruhestörungen mitten in der Nacht und wenig Privatsphäre. • Ja, mit der Zeit schon: man gewöhnt sich dran. Dass alles immer sauber war, war super (und dass man nicht selbst putzen musste). Aber ich war in einem 2er Zimmer und das wird mit der Zeit schon sehr anstrengend. Auch, dass man das zimmer nicht wirklich persönlich einrichten kann… • Yes, I had a room for myself. It was quiete, it was clean, I had a nice view. • Nur bedingt! Es war eher alt und zwar praktisch aber nicht gemütlich eingerichtet. • Yes. This was a long time ago, but I did feel comfortable in my room regarding privacy, cleanliness, and security. However, my main problem was the temperature and access to the outside world. It was well lit inside and I didn‘t feel claustrophobic, but being able to see some sunlight easily improves my mood. When you‘re laying in bed all day, you don‘t move much and your overall body temperature goes down. Getting better materials for the bed (like a thick blanket) helps a lot, or maybe even being able to control the temperature in the room. • Ja, es war eine Privatklinik. Schönes Zimmer mit Blick auf den Zürchersee, feines Essen und super freundliche Krankenschwestern. • Nein, nicht wirklich. Der Raum war steril weiss und mein Bettnachbar hat unsäglich geschnarcht. Das Spital- OP- Hemd ist unangenehm. • Nicht so sehr. Es war alles sehr kühl und minimalistisch eingerichtet. Das Zimmer wurde mir einer anderen Person geteilt. Es hatte einen winzigen Fernseher. Und das Essen war gar nicht meins. • Nein, man konnte das Fenster nicht richtig öffnen und die Luft war stickig. • Für mich ist das Alltag, • ich schätze Privatsphäre, und das Aufheben von steriler Athmosphäre • bei Besuchen im Spital habe ich mich nicht sonderlich wohlgefühlt • Nein.Zu harte Stühle, kalte Atmosphäre • Im Kantonsspital Zug: Ja, helles, Zimmer mit frisch gestrichenen Wänden, eigenes Badezimmer mit WC. • Im Kantonsspital Luzern: Es geht so. Im Zimmer war die Temperatur ungleichmässig und oft zu kühl. Das WC war separat und der Raum war bei 2 Personen zu eng. Im Zimmer gab es eine nervig tickende Uhr, die ich abnehmen musste. Es gab zwei Badezimmer für unsere Stockseite. • Ja! Zwar klein, aber fein. Helle Farben, viel Sonnenlicht, blick in den Garten, Natur, Landschaft. • Ich habe groesstenteils geschlafen. • Nein. Es war immer sehr laut und hektisch. War nur gut solange man betäubt war und das Drama um sich nicht miterleben konnte. Oftmals war es ausgesprochen laut, auch wenn nur 2-3 Patienten im Zimmer waren. Grundsätzlich habe ich mich nur in der Hirslanden Zürich wohlgefühlt. Jedoch ist die Lärmbelästigung auch dort sehr hoch. Man hört Geräte aus anderen Zimmern und das sollte nicht sein. In anderen Spitälern ist es noch schlimmer. •
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Ja: Hell(Fenster), warme Farbgestaltung der Wäbde,Einzelzimmer Nein:Trotz Einzelzimmer ist in einem Spital viel los, Visite,Untersuchungen Tee, bringen, Duschen, essen bringen, usw • Vieles ist nötig und einiges gut gemeint, jedoch würde eine Beschränkung auf das nötigste oder eine andere Organisation die Erholung fördern • Nein • Das Zimmer war Allgemeinabteilung für 7 Betten und mit 12 belegt. Ich war der einzige Teenager, alle anderen 11 waren alte Menschen. Ständig wurde geschnarcht, gestöhnt und war Besuch da. • Am 5 Tag habe ich mich, gegen anraten des Arztes, selbst entlassen. Ich konnte mich so nicht erholen. • Ich war an verschiedenen Orten. (Intensiv/ normale Bettenstation/ Rehabilitation) Auf der Intensivstation habe ich mich sehr unwohl gefühlt. • Grund:keine Privatsphäre, laut, alles hörbar vom Personal über die Mitpatienten und auch die Besucher, laute Maschinen und Geräte. Auf der Bettenstation ( 2 Bettzimmer) war es ok. Grund: schöne Aussicht, genug Platz, ruhig, Tagesablauf ok. • negativ: kleiner Fernseher, «ältliche» Einrichtung; funktional, Etagenbad, • Rehab gut: schönes Zimmer, Schöne Aussicht, sehr schönes eigenes Badezimmer, hell, freundlich, Privatsphäre möglich • Ja. Angenehme Nachbarschaft. • Ja, es hatte sehr grosse Fenster und eine schöne Aussicht • Ich war oft nur kurz da und musste vor allem auf Ergebnisse warten und war in dieser Wartezeit immer etwas unsicher und wusste nicht, was ich mit mir selber anfangen sollte. Die Ärzte sind auch immer nur schnell rein und wieder raus und waren immer etwas kurzangebunden und unpersönlich. Ich bin mir also ein bisschen fehl am Platz vorgekommen. • Ja. Die Zimmermitbewohnerinnen waren lieb, sowie das Personal. Allerdings war das Zimmer auch etwas steril von der Optik her. • Ich war im Notfall und in einem Zimmer • ich fühlte mich unsicher und orientierungslos. • unsicher aufgrund der möglichen Krankheit und orientierungslos da ich keine Bezugsperson hatte. Das weiss ist furchtbar entmutigend. • Ja, war nicht oft wach... • Einigermassen, Raum war rel. gross für 3 Personen und L-förmig eingeteilt. • Ja. Ich war ein Kind und da waren andere Kinder. • •
3. Hast du dich während des Aufenthaltes in den Gemeinschaftsräumen wohlgefühlt? Warum? Welche Eindrücke sind dir geblieben? * Anzahl Teilnehmer: 30 • Als ich andere Patienten besucht habe ja, vorallem bequeme stühle und eine schöne raumgestaltung sind wichtig zum wohlfühlen • Kann ich mich nicht erinnern • Ich war nicht im Gemeinschaftsraum. • Ich habe die Aufenthaltsräume aus gesundheitlichen Gründen nicht benutzt / benutzen können. • Dafür war immer die Konstellation von Patient/innen relevant – aber grundsätzlich schon. Der «Töggelikasten» war wohl das wichtigste Element im ganzen Haus &
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hat die Menschen immer zusammengebracht. Ich war in einem Neubau, der war zwar sehr spärlich eingerichtet, aber dafür waren die Räume sehr gross & es gab viele Fenster (das hilft, bei einem Raum voller Depressiven ;) ). Ach ja; die Sofas waren ebenfalls super :) Die Stühle im Essraum dagegen absoluter Blödsinn; man konnte sie kaum unter die Tische schieben (anscheinend waren es auch noch unglaublich teure Designerstühle – da hätten sie besser was Billigeres gekauft & dafür eine bessere Lüftung im Raucherzimmer eingerichtet…) • Once I shared a room with an woman which was a few years older than me. I got sick when they took her blood for testing. Herself not. Her profession was nursing at the childrens hospital. • She was very nice but still it was weird to share a room with someone else (a stranger) when you‘re in pain. • Nein, ich habe sie daher auch nicht genutzt! Den Selectaautomaten habe ich ab und zu benutzt. • There was no common area in the hospital I stayed in. I wasn‘t allowed to leave on my own and always stayed in my own room. • Es gab keine Gemeinschaftsräume. • Nein auch nicht. Unfreundlich, steril nur weiss • keine Farben riecht nach Desinfektionsmittel • Ich konnte mein Zimmer nicht verlassen, deswegen war ich nie wirklich in den Gemeinschaftsräumen. • Ich habe mich ausschliesslich im Zimmer aufgehalten. • Meist wenig Athmosphere • nein, meistens sind sie sehr anonym und steril eingerichtet geruch ist auch komisch • Grosse Fenster, Blick ins Grüne, Holzmöbel(bereits gebrauchte!) nicht alles durchdesignt, Wasser im Angebot, gute Luft, gemütliche Sitzgelegenheiten • In Zug gab es ein kleines Restaurant zum Treffen und Gänge mit Bänken. Ich fühlte mich wohl. • In Luzern gab es Tische mit Bänken in den Gängen und ein Essraum. Viel war etwas veraltet und machte deshalb einen weniger sauberen Eindruck. • Teils teils, auf meiner Station sehr --> sehr lebendig, freundlich, farbig, wohnlich eingerichtet.. überhaupt nicht klinisch! • In der Cafeteria des Allgemeingebäudes nicht wirklich, halt eine typische unmoderne Cafeteria, hässliche Farben, Spannteppich, klobige, hässliche Stühle ect.. • Habe ich nicht besucht. • Die Gemeinschaftsräume habe ich nie besucht, da ich bettlägrig war. Grundsätzlich besuchen das Patienten sehr selten oder nie. Es ist der Gang der oft genutzt wird und das Zimmer selbst. Deshalb sind viele G-Räume spärlich eingerichtet und auch nicht geeignet für Menschen die z.B. verkabelt sind und ,an mehr Platz benötigt. Meiner Meinung nach sind solche Räume wenig wichtig. Man sollte den Fokus auf den Raum selber legen. • Ja, helle Räume, nette und hilfsbereite Fachfrauen und -Männer, Fotografie an den Wänden • Ich waR nie in den Gemeinschaftsräumen • Intensiv: keine Gemeinschaftsräume, Wartezimmer für Besucher, scheusslich Bettenstation: Eng, kaum Platz zum Laufen im Flur, vollgestellt mit Mobiliar und Gebrauchsgegenständen für Personal, Etagenbad Eingangstüre bei Personalküche, schmuddelig. •
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Rehab: sehr schöne helle freundliche Gemeinschaftsräume, Physiotherapieräume und andere Behandlungsräume modern und sehr gut ausgerüstet, Ich war nie in einem Gemeinsachaftsraum. Die Böden waren nicht sehr angenehm, sie waren überall gelb Auch in den Gemeinschaftsräumen ging es oft ums Warten und da habe ich mir verschiedene Magazine angeschaut, die mich aber nie wirklich interessierten und oft war ich auch zu nervös, um sie aufmerksam zu lesen. Die Gemeinschaftsräume waren eher ruhig, was zum Teil auch gut so war, aber ich hab mich nie ganz wohl gefühlt, weil ich nicht zu laut sein wollte und niemanden stören wollte. Ich war nur kurz da, da das Zimmer gemütlicher war als die unbequemen Stühle. Nein. Der Geruch macht mich jeweils sehr nervös. Die Stühle waren als Kreis angeordnet, wodurch eine Konfrontation mit dritten stattfand.. Es gab nicht die Möglichkeit sich zu bewegen und dadurch den Stress abzubauen. Ich durfte nicht rumlaufen Aufenthaltsraum war schmal, es hängten Bilder, schmales Fenster. Enge blieb mir. Ich war in dieser Zeit nie in Gemeinschaftsräumen da ich mich nicht bewegen durfte.
4. Glaubst du, dass sich das Wohlbefinden von Patienten auf ihren Genesungsprozess auswirkt? * Anzahl Teilnehmer: 30 • ja • Ja • Mit Sicherheit • Ja ganz sicher. Im Fall von ruhigem Schlaf sowieso. • Definitiv • Of course • Im Falle eines längeren Aufenthalts sicherlich. • Yes. Very much. • Ja • Ja • Ja • Ja, sehr sogar • ja • ja • Ja • Ganz sicher! • JA! • Ja • Definitiv • Ja • Definitiv. Unwohl -> Heimweh -> Depression -> Heilung verzögert sich • ja • Ja, sicher. Wissenschaftlich bestätigt! • ja • Ja, zu einem gewissen Grade. • Ja
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• klar:)! • Ja • Bestimmt, je nach gesundheitsprozess; d.h. sobald sich jemand aus dem Bett bewegen kann, noch mehr. • ja 5. Welche Punkte können zum Wohlbefinden von Patienten noch verbessert werden? * Anzahl Teilnehmer: 30
6. Was wäre dein Verbesserungsvorschlag um sich in den Räumlichkeiten von Gesundheitsbauten wohler zu fühlen? Hast du noch weitere Anregungen? * Anzahl Teilnehmer: 30 • gemütlicher und persönlicher.. und bitte die immer hässlichen farbigen bilder entfernen die reizen mein sehvernögen :) • ich würde noch «weiss nicht», oder «habe ich mich nicht geachtet» oder «war mir in diesem moment egal» hinzufügen. • Die eine oder andere Pflanze hätte bestimmt geholfen. Auch eine Lampe, die etwas wärmeres Licht abgeben hätte. • Schall dämmen. Es wäre schön wenn ich mich wie im Einzelzimmer fühlen würde. • wie bereits oben: ich fand die Konstellation von Menschen (Betreuungsperosnal & Patient/innen) immer sehr viel wichtiger als die Umgebung… allerdings verändern sich dann damit auch die Ansprüche an die Umgebung: wenn nur Idioten da sind, dann wäre mehr Privatsphäre schon besser – oder umgekehrt, hätte man vielleicht lieber ein grösseres Raucherzimmer/Aufenthaltsraum… • I felt comfortable. Decoration is nice of course but everyone has a different taste and it needs to be easy to keep clean. I believe that we have a very good service at the hospitals in Lucerne. Kantonsspital and St Anna. • Harmonischere Inneneinrichtung, eventuell ein amgenehmes Farbkonzept. • Allow for better privacy but also access to community areas to interact with other patients or hospital staff. Having a patient be comfortable in a hospital can at least improve their mood and heal them faster mentally. A patient shouldn‘t dread a place that is only trying to help them get better. • Programme wie Netflix würden den Aufenthalt unterhaltsamer gestalten • mehr Farben • weniger steril, in nötigen Bereichen aber ein Muss Hintergrundmusik
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Rahmenprogramm nicht nur Therapien Gemütlichere Atmosphäre, z.B. nicht nur weisse Wände (ruhige, warme Farben), schönere Textilien (Decken, Vorhänge), Pflanzen, moderne Unterhaltungsgeräte (z.B. iPad) und Programme (Apps, Netflix usw.) • Mir persönlich ist vor allem frische Luft sehr wichtig. Ausserdem sollte die Einrichtung nicht zu steril wirken. • Mehr privatsphäre, Helle Wohlfühloasen einrichten. Am ehesten aber schlicht. Parawan Trennnwände. • andere Farben als weiss und pastell, weniger langweilige bilder in mehrbettzimmern mehr privatsphäre durch stellwände • Pflanzen,Wasser, • Vielleicht ein Wintergarten oder ein Botanikzimmer mit vielen Pflanzen für Personen, welche nicht nach draussen können. • Weniger steril, klinisch. • Am besten ist es immer noch zu Hause. • Pflanzen sind in vielen Kliniken nicht erlaubt. Deshalb würde ich mehr auf Farben und Bilder wert legen. Auch die Art wie das Personal & die Ärzte mit den Patienten umgehen. Ist schrecklich. Da hilft auch das schönste Zimmer der Welt nicht mehr. • Wichtig war auf welche Art und Weise eine Fachperson das Zimmer betrat, trammpelt jemand rein oder Klopft die Person zuerst an damit die PartientInnen vorbereitet sind • Vielleicht könnten Dienstleistungen wie Tee oder Essen bringen kompakter organisiert werden • Ich denke, das mit den überbelegungen der Zimmer wäre sehr wichtig abzuschaffen. Und Zimmer sollten auch in der Algemeinabteilung nicht mehr als für 4 Betten konzipiert sein. • Dann genügend Personal, damit die Leute ausgeruht sind und so Stressresistent. Bei meinem damaligen Aufenthalt, war das Pflegepersonal teils total übermüdet. Das kann an so einem Ort sehr schlimme Folgen haben. • Pflanzen wären schön und fröhliche Farben an den Wänden. Oder Bilder. • Die Intensivstation ist kein Masstab; dort geht es darum das «Überleben zu sichern», dennoch wäre es sehr schön, wenn es zwischen den Betten nicht nur Vorhänge gäbe sondern eine Art Trennwände, damit man nicht alles mitbekommt vom Nachbarn. • Auf den Bettenstationen; 2 Bett Zimmer sind fast überall Standart: Ein Bad im Zimmer wäre schön, etwas mehr Ablagefläche für private Utensilien auch, va wenn der Aufenthalt länger dauert. • Bei den Gemeinschaftsflächen wäre es schön einen Aufenthaltsraum zu haben mit Kaffeemaschine oä mit bequemen Möbeln und kleinen Nischen wo es möglich ist sich etwas zurück zu ziehen und sich mit dem Besuch zu unterhalten. • An der Rehab habe ich keine Verbesserungsvorschläge, hatte ich in guter Erinnerung • Ich war zufrieden mit meinen beiden 3 tägigen Aufenthalten. • Evtl. könnte man ein Zimmer etwas individueller Einrichten wenn man länger im Spital ist. Für mich war es aber voll ok, für diese zwei Wochen. • Die Räume sind oft sehr sauber und mit den wichtigsten Sachen ausgerüstet, sie wirken aber immer etwas unpersönlich und fast zu clean und weiss. Mit verschiedener Deko wird versucht dieses ‚cleane‘ aufzulockern, mir persönlich gefällt das meistens aber nicht und es erinnert mich an etwas sehr altmodisches. Für mich • •
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ist die Gestaltung oft bedrückend. Sie dürfte frischer sein, vielleicht auch mutiger und kreativer. Die meisten Einrichtungen wirken immer etwas vorsichtig gestaltet und alle sehen eher gleich aus. Ich würde mich über etwas lebendiges und mutiges freuen. • Alles wirkt recht steril, mehr bunt in Zimmern wäre angenehm (z B bei Bettdecken oder Wänden). Oft ist die Kunst in den Zimmern recht 08/15, etwas ausgefalleneres wäre eine nette Abwechslung. • Mehr Tageslicht und rundere Architektur. Kaffeterias gemütlicher und weniger hohe Räume. Snoozelrooms. Eine Hörbuchecke? • Zwischen Bett mehr Raum, oder Abgrenzungen. • Individulisierbarere Zi. Oder mind. Vorhänge, resp Paravents. Sanitärinstallation abgrenzbar oder abgewendet installiert. Farben integrieren. • Nein
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Appendix B: Ärzteumfrage zum Thema Healing Architecture & Design: Ein Raumgestaltungskonzept für Gesundheitsbauten. 15. März 2019
Fragebogen: Assistenzarzt im Uni Spital Zürich Wie ist Ihr Wohlbefinden bei der Arbeit im Spital/Praxis oder Heim? Lichtverhältnisse Tages-oder Kunstlicht: • Kunstlicht: Erzeugt eine sterile, unpersönliche Atmosphäre. Bei komplett fehlendem Tageslicht eher einengendes Gefühl. • Tageslicht: Deutlich angenehmer. Problematisch ist direkte Sonneneinstrahlung: Ein Kittel oder Pullover kann in gewissen Situation nicht abgezogen werden was zu vermehrtem Schwitzen führt. Einrichtung/ Wände/ Böden/ Farbgestaltung: • Einrichtung: Wichtig sind ein schöner/angenehmer Tisch, Schrank/Stauraum und Sitzgelegenheiten. Die notwendige medizinische Einrichtung/Ausrüstung empfinde ich auch bei Standard Produkten nicht als negativ. (Bei uns im Spital sind Tische und Stühle zu einfach, eher negativ). • Wände: Bei uns weiss, finde ich gut. Ansonsten klare Farben mit unauffälliger Struktur. Besonderer Verputz oder Farbspiele sind in der Erwachsenenmedizin m.E. nicht adäquat. • Böden: Bei uns je nach Raum verschiedene Arten. Gut finde ich Laminat/Kunststoff mit hellem Grau. Problematisch sind Muster oder dunkles Braun. Steinböden im Allgemeinen sind unpassend. Teppich auf keinen Fall. • Farbgestaltung: Schlichtes, helles Design mit klaren Farben. Weniger ist mehr. Bilder und Pflanzen: • Pflanzen: Bei uns sind keine vorhanden, empfinde ich als negativ. In Sprechstundenzimmer finde ich Sukkulenten (Eher kleine) gut, in Empfangsräumen sind grössere Pflanzen ebenfalls positiv, in gewissen Räumen (WC, Röntgen, etc.) keine Pflanzen. Privatsphäre/ Rückzugsort: • Nicht vorhanden in der Regel – Arbeitszimmer sind Patientenzimmer. Raum für rein private Arbeitszimmer gibt es fast nicht. Ich empfinde meine Arbeit als produktiver, wenn ich keine rein private Atmosphäre habe – entsprechend habe ich kein Problem damit. Gemeinschaftsräume/ Cafeteria: • Im Spital Cafeteria für alle, was ok ist. Kleine «Kaffee-Zimmer» sind meist von Seiten Pflege betrieben. Ich habe kein Bedürfnis nach einem separaten Gemeinschaftsraum.
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Was würde Ihre tägliche Arbeit erleichtern/ Ihr Wohlbefinden bezüglich dieser Punkte steigern? • Gutes Lichtkonzept (Tageslicht ohne direkte Sonneneinstrahlung) • In allen Zimmern einige kleine Pflanzen als Kontrast zu der «Standard» Einrichtung Was ist Ihre Meinung zur Einrichtung der Standard-Patientenzimmern? • Im Spital ökonomisch verständlich, jedoch unpersönlich. Manchmal wirkt es fast so, als wolle man es dem Patienten möglichst wenig gemütlich machen, damit er schnell wieder geht. • Ich denke man könnte die Zimmer etwas individueller gestalten, jedoch gilt auch hier: Weniger ist mehr. Ein Patientenzimmer darf kein «Kunstprojekt» sein. Haben sich die Patienten betreffend Einrichtung oder Wohlfühlen im Spital/ Praxis oder Heim geäussert? • Nein. Lediglich in der Poliklinik (offener Raum mit mehreren, durch Stellwände abgetrennte Behandlungsplätze) wurde mehrmals bemerkt, dass es zu laut sei bei vollem Betrieb. Glauben Sie, dass sich die Einrichtung auf das Wohlbefinden der Patienten auswirkt und dies zu einer schnelleren Genesung beiträgt? • Ich denke es liegt ein indirekter Effekt vor: Ist ein Zimmer «Frisch» und man fühlt sich wohl, ist die Konzentration auf das Gespräch höher. Entsprechend können Missverständnisse schneller aus dem Weg geräumt werden. Zusätzlich trägt eine entspanntere Atmosphäre auch zu einem besseren Vertrauensverhältnis und entsprechend zu einem höheren Placebo Effekt bei. Waren Sie selbst auch schon als Patient/in in einer Klinik? An was können Sie sich erinnern? Wie haben Sie sich während Ihres Aufenthaltes in den Räumlichkeiten gefühlt? • Nein.
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Fragebogen: Assistenzärztin im Spital Horgen Wie ist Ihr Wohlbefinden bei der Arbeit im Spital/Praxis oder Heim? Lichtverhältnisse Tages-oder Kunstlicht: Mässig gut Einrichtung/ Wände/ Böden/ Farbgestaltung: Mässig Bilder und Pflanzen: • Praktisch keine Pflanzen • wenig Bilder Privatsphäre/ Rückzugsort: Mässig Gemeinschaftsräume/ Cafeteria: Gut Was würde Ihre tägliche Arbeit erleichtern, Ihr Wohlbefinden bezüglich dieser Punkte steigern? • •
Weniger Schichtarbeit - > mehr Tageslicht Mehr Farben statt nur grau/weiss
Was ist Ihre Meinung zur Einrichtung der Standard-Patientenzimmern? Eigentlich gut, könnten jedoch etwas heimeliger eingerichtet sein. Haben sich die Patienten betreffend Einrichtung oder Wohlfühlen im Spital/ Praxis oder Heim geäussert? Nein Glauben Sie, dass sich die Einrichtung auf das Wohlbefinden der Patienten auswirkt und dies zu einer schnelleren Genesung beiträgt? Ja Waren Sie selbst auch schon als Patientin in einer Klinik? An was können Sie sich erinnern? Wie haben Sie sich während Ihres Aufenthaltes in den Räumlichkeiten gefühlt? Ja, für eine Nacht. Da dies schon über 12 Jahre her ist, kann ich mich nicht an die Räumlichkeiten erinnern. Nur: Ein 6-Bett-Zimmer ist nicht unbedingt das Angenehmste!
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