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Liebe Leserin Lieber Leser

Prof. Dominic Haag-Walthert Instituts- und Studiengangleiter IIA

Machen Sie ein kleines Experiment mit mir: Erinnern Sie sich zurück an die verschiedenen Phasen Ihres Lebens und denken Sie an die Gasträume, die Sie geprägt haben. Sie stellen sicher fest, dass Sie – neben Ihrer «offiziellen» Biografie – von einer eigentlichen Biografie aus Restaurants, Bars und Beizen begleitet werden.

Die erste prägende Erinnerung meiner Beizen-Biografie geht zurück auf die Ferien bei meinen Grosseltern. Mein Grossvater – ein höherer Beamter beim Kanton – pflegte am Sonntag nach der Kirche jeweils «gsunntigt» mit Anzug, Krawatte, Hut und Siegelring in den «Frühschoppen» in die Beiz zu gehen. Ich muss da etwa im Alter von vier bis sechs Jahren gewesen sein. Meine Erinnerung an meinen Grossvater ist fest verbunden mit seiner eleganten Erscheinung, der Atmosphäre in diesem alten Fachwerkhaus im Zentrum von Frauenfeld, den wohlwollenden und interessierten Kommentaren der Männer am runden Tisch.

Die Beiz oder das Restaurant ist wohl einer der gesellschaftlich bedeutungsvollsten Orte. In diesen Räumen werden Ehen geschlossen, und Revolutionen gestartet. Leider bekamen diese Orte des unkomplizierten Aufenthalts in den letzten Jahren immer mehr Konkurrenz, wie Eliane Schilliger in ihrem Beitrag für das Magazin präzise beobachtet. Nichtsdestotrotz ist die Beiz als gastronomisches Konzept immer noch erfolgreich.

Was braucht es für eine gute Beiz? Im Interview mit Andreas Caminada finden wir Antworten darauf. Es braucht immer eine gute Kombination von drei Elementen: Angebot, Personen und Raum. Für den Raum sind wir Innenarchitekt:innen in enger Zusammenarbeit mit den Betreiber:innen, der Kundschaft und dem Personal zuständig. Eine schöne Geschichte dazu findet sich im Interview von unseren Studierenden mit Richard Hersberger, bei der es um Laufwege, Aussicht und seinen Entwurf des Speisewagens für die SBB geht.

Schlussendlich erfahren Sie, liebe Leserin, lieber Leser etwas über das Schlüsselstück einer Schweizer Beiz. Der Beitrag von Delia Giovanoli nimmt uns mit in die Vergangenheit des Beizenstuhls von Horgenglarus mit, und lässt uns erfreulicherweise wissen, dass die Geschichte dieses, über 100-jährigen Entwurfs noch lange nicht zu Ende geschrieben ist.

Ein grosser Dank gilt wiederum allen an dieser Nummer beteiligten Personen, speziell den Dozierenden, Assistierenden und Studierenden, die in dieser zweiten Ausgabe unseres Magazins wiederum ein wunderbar schmackhaftes und atmosphärisch dichtes Menü an Beiträgen angerichtet haben. In diesem Sinne: En Guete!

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