λαχτάρα Sehnsucht
Prozessdokumentation KĂźnstlerisch-gestalterische Bachelorarbeit FS 2019 Hochschule Luzern Design & Kunst Mentorat Ilona Schwippel Co-Mentorat Gabi Veit Jennifer Papatzikakis XS Schmuck Ahornstrasse 8 6003 Luzern 079 280 05 88 j.papatzikakis@gmail.com
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Vorhaben
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Für die künstlerisch-gestalterische Bachelorarbeit möchte ich meine persönlichen Sehnsüchte genauer untersuchen und dieses Gefühl der treibenden Kraft und Inspirationsquelle nutzen. Ich möchte herausfinden, wann sich diese Sehnsüchte äussern und welche Rolle Gegenstände, Düfte, Essen, Bilder oder Texte dabei spielen können. Obwohl ich in dieser Arbeit meine persönlichen Sehnsüchte thematisieren werde, fände ich es spannend, wenn die Objekte auch bei anderen Menschen ein Gefühl der Sehnsucht und eine Reflexion derer hervorlocken könnten.
Viele von uns kennen das bittersüsse Gefühl der Sehnsucht. Das Ersehnen eines idealen Zustandes, der jedoch unerreichbar bleibt und sich dadurch mit einer gewissen Enttäuschung bemerkbar macht. Ein komplexes und höchst individuelles Gefühl, das uns jedoch auch dabei hilft, uns mit dem scheinbar Unerreichbaren zu versöhnen. Sozusagen das süsse Schwelgen in der Illusion von Vollkommenheit. Meine beiden stärksten Sehnsüchte äussern sich einerseits mit einem Gefühl von Fernweh nach Griechenland, dem Heimatland meines Vaters, und andererseits mit dem Bedürfnis nach einer erfüllenden Partnerschaft.
Ziel ist es, ein Einzelstück oder mehrere Einzelstücke von Schmuck-Objekten herzustellen, die meine Gefühle von Sehnsucht transportieren. Es sollen Objekte entstehen, die den Zustand der Sehnsucht zelebrieren und dieses dadurch bedingte bittersüsse Gefühl nähren und festhalten, aber auch kritisch hinterfragen, trösten und erlösen.
Ich erkenne, dass die Auseinandersetzung mit meiner Sehnsucht, mit all ihren unterschiedlichen Seiten, auch eine treibende Kraft, eine Inspirationsquelle und ein wichtiges Mittel zur Selbsterkenntnis in meinem Leben ist.
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Recherche
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ich mit Porzellan, da dieser glasiert lebensmittelecht wird. Es entstand ein Experiment, welches sich in meinem Kopf anders darstellte als in der Realität möglich war, da beide griechischen Desserts, die ich ausprobierte, von ihrer Konsistenz her unpassend waren, also verwarf ich diese Idee wieder. Unter dem Aspekt, dass Sehnsucht sehr vielschichtig ist und sich aus vielen Einzelteilen zusammensetzt, gelang ich zu einer modularen Variante. Hinter dieser Idee steckt die Aufforderung, reflektiert mit den eigenen Sehnsüchten umzugehen, die Kontrolle über diese Gefühle zu halten und täglich entscheiden zu können, wie schwer oder leicht sich die Sehnsucht anfühlt. An diesem Punkt meiner Arbeit widmete ich mich wieder der Formensprache und entwarf fünf Abweichungen des Kreises. Die daraus gewonnenen sechs Formen entsprechen den sechs Merkmalen der Sehnsucht, wie sie der Psychologe Paul B. Baltes definierte. Ich habe mich im Rahmen der theoretischen Bachelorarbeit bereits intensiv mit diesen sechs Merkmalen befasst und sie in meinen eigenen Sehnsüchten gefunden. Fortan arbeitete ich also mit der Zahl Sechs. Betreffend der Materialität orientierte ich mich zum Schluss direkt an meiner anfänglichen Materialsammlung, weil ich die Thematik so persönlich und authentisch wie möglich behandeln wollte.
Als Einstieg in meine Arbeit habe ich eine Materialsammlung mit Objekten zusammengetragen, die bei mir das Gefühl der Sehnsucht auslösen. Diese Sammlung besteht grösstenteils aus Gegenständen oder Materialien, die aus Griechenland stammen und die aus verschiedenen Gründen und unterschiedlich lange in meinem Besitz sind. Nach dem Prinzip der Anordnung mit differenzierten Kriterien machte ich eine fotografische Studie. Parallel dazu suchte ich nach der passenden Formensprache. Unter Kyklos, was auf griechisch Kreis bedeutet, versteht man die kreisförmige Anordnung der Inselgruppen der Ägäis. Da der Kreis als perfekte geometrische Form gilt und als Symbol für Unendlichkeit und Ewigkeit steht, wählte ich diese Form als Ausgangslage für meine Arbeit. Die Sehnsucht ist oftmals auch ein Streben nach Perfektion, auch wenn einem bewusst ist, dass man diese nie erreichen wird. In der Materialisierung machte ich die ersten Experimente mit Epoxidharz, da dieser mir ermöglichte, andere Materialien mit einzugiessen. Die Ästhetik dieser Experimente sprach mich visuell sehr an, jedoch war mir das haptische Gefühl der Oberfläche zu künstlich und dadurch zu wenig sinnlich. Durch den Projekttitel Bittersüss inspiriert, machte ich einen kurzen Abstecher in Richtung essbaren Schmuck. Dafür arbeitete
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Abb. 1
Abb. 2
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Die Materialsammlung Zu der Sammlung gehören eine handgemachte Spitzendecke von meiner Grossmutter, eine Gebetskette, zwei unterschiedliche Weihrauche aus einem griechischen Kloster, ein Gefäss sowie eine Zange zum Räuchern, eine leere Olivenbüchse, Oregano von meiner Grossmutter, verschiedene Steine, unter anderem Marmor und Fundstücke vom Strand wie Überreste von Krebsschalen, Muscheln und ein Stück Schwemmholz. Die Anordnungen sortierte ich nach Farbe (Abb. 1), Form (Abb. 2), geschätzter Wert (Abb. 3), emotionaler Wert (Abb. 4), Gewicht, Grösse und Brüchigkeit.
Abb. 3
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Karton geschichtet und verspachtelt.
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Erste Experimente mit Epoxidharz und eingegossenen Materialien wie Fischernetz oder klein geschnittene PET-Folie in Kreis- und Ovalform.
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Gipsformen aus Holzreifen und den aufgebauten Kartonformen erstellt, um Porzellan zu giessen.
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Kreissegmente aus Karton als weitere Giessformen fĂźr Porzellan.
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Griechische Desserts Um die Kreissegmente aus Porzellan zu fĂźllen, machte ich zum einen Loukoumi (auch bekannt unter Turkish Delight) und eine sĂźsse Griessmasse, die Halva heisst. Leider klappte es mit beiden SĂźssspeisen wegen deren Konsistenz nicht und ich verwarf diese Idee wieder.
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Mit der zerbrochenen Kreisform wollte ich den derzeitigen Zustand meiner Sehnsucht darstellen. Ein Zustand, der sich nicht vollkommen sondern fragmentiert anfĂźhlt, sich aber nach Heilung sehnt, dem ZusammenfĂźgen der BruchstĂźcke.
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Unterschiedliche Aspekte und GefĂźhle der Sehnsucht in leicht unterschiedlichen Formen dargestellt.
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Modular Die Form stammt von einem Detail einer Olivenbüchse, welche ich in drei Grössen skaliert und mit dem Laser geschnitten habe. Unterschiedliche Materialien, abhängig von meiner Materialsammlung wären zum Einsatz gekommen. Der Gedanke war, je nach emotionalem Zustand, Teile an eine Kette anzustecken sowie wegzunehmen. Dadurch sollte ein reflektierter Umgang mit persönlichen Sehnsüchten geschaffen werden.
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Varianten Ausgehend von der schriftlichen Arbeit mit der psychologischen Sehnsuchtsstudie des Professors Paul B. Baltes beschloss ich, mit den sechs Merkmalen der Sehnsucht zu arbeiten und gelangte zurück zur ursprünglichen Form meiner Arbeit: dem Kreis. So entstanden diese fünf abweichenden Formen des Kreises, welche ich in unterschiedliche Materialitäten übersetzte. Hierfür wählte ich Marmor, Olivenholz, Messing, sowie Materialien, die ich in Epoxidharz giessen konnte, wie Weihrauch, Oregano und gemahlene Krebsschalen.
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Epoxidharz mit eingegossenem Materialstaub meiner Sammlung: Weihrauch, Oregano von meiner Grossmutter und eine gemahlene Krebsschale. Um einen ersten Eindruck der Formen und der Haptik in der Materialität Stein zu bekommen, habe ich diese in Speckstein geschliffen. So entstanden Handschmeichler und Taschenobjekte.
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Materialität Olivenholz fßr erste Experimente aus einem Schneidebrett aus Griechenland geschnitten.
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Olivenholz, Messing und Speckstein
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Umsetzung
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Sehnsucht (im griechischen λαχτάρα) kann ein wunderbares, ein beflügelndes süsses Gefühl sein. Doch steigert sich das Verlangen ins Extrem, wird die Sehnsucht schwer und zur untragbaren bitteren Last. Mein Projekt beschäftigt sich mit dieser emotionalen Ambivalenz des Bittersüssen. Material, Gewicht, Form, Tragbarkeit und Gerüche spielen bei den als Ketten konzipierten Arbeiten eine zentrale Rolle. Gefühle werden taktil erfahrbar, spürbar und fassbar, was mir ermöglicht, diese Vielzahl von Emotionen bewusst zu zelebrieren.
Die zweite Kette, Perfektion im Nacken, besteht aus einem einzelnen Kautschukschlauch, der 1.8 m lang ist, und einer Olivenholzscheibe mit eingelassenem vergoldeten Messingelement. Die Kreisform aus Olivenholz habe ich mit 22 Karat Blattgold veredelt. Aus zwei Kreisen und einem Rohr habe ich das Messingelement konstruiert, welches ebenfalls anschliessend vergoldet wurde und in dem die beiden Kautschukstränge verklebt sind. Die dritte Kette, Evlogia, besteht aus einem Kautschukschlauch ohne Verschluss und einem Tonelement. Meine Wahl fiel auf Ton, weil sich dieses Material optimal dafür eignet, Gerüche zu speichern. Für dieses Schmuckobjekt habe ich mir meine momentan liebste Form aus der Sechserreihe ausgesucht.
Die erste Kette, Sintriptiko - Afino, besteht aus zwei Kautschukschläuchen, die je einen Umfang von 360 cm haben und bei meiner Körpergrösse auf dem Boden aufliegen. In die Kette sind 32 Doppelösen integriert, die Raum für individuelle Sehnsuchtsobjekte bieten. In meinem Fall sind es 30 Olivenholzobjekte in fünf abweichenden Formen, die insgesamt ein Gewicht von 6 kg haben. Die Objekte habe ich aus einem ganzen Olivenholzbrett in unterschiedlichen Volumen zugeschnitten, nachgeschliffen und mit einem Öl für die Leuchtkraft der Farben behandelt.
Fünf Verbündete sind Handschmeichler und Taschenobjekte aus Marmor, die ich von einem Steinhauer anfertigen liess.
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Modell und Illustrator-Zeichnung zur Bestimmung der Länge und GrÜsse der Elemente, sowie ein Volumenmodell, um die Optik unterschiedlicher Volumen zu sehen.
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Unterschiedliche Verbindungselemente fĂźr die Olivenholzkette. Meine Wahl fiel auf die DoppelĂśse auf dem zweiten Bild von links zu sehen.
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Für diese Kette habe ich 34 Doppelösen gesägt, gelötet und poliert. Als Abschluss der Kette und um die beiden Kautschukstränge versteckt zusammenzukleben, habe ich nochmals vier Ösen aneinander gelötet.
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Aus einem 140cm x 40cm grossen Olivenholzbrett habe ich 30 Elemente zugeschnitten und jedes einzeln an der Schleifmaschine in Form geschliffen und anschliessend mit Schleifpapier nachbearbeitet.
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30 StĂźck Olivenholzobjekte, geschliffen und geĂślt, in sechs unterschiedlichen Volumen (von 0.9 cm bis 5 cm).
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Herstellung der Messingkreiselemente
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Das Olivenholz musste ich zuerst mit einem gelben Acryllack streichen, da das Blattgold so d체nn ist, dass das Holz zu sehr durch geschienen h채tte. Anschliessend habe ich das Olivenholz mit 22 Karat Blattgold versehen, welches man h채ufig f체r die Ikonenmalerei benutzt.
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Tests mit unterschiedlichen Tonarten, wie der Ton am besten den Geruch aufnimmt und wie die Elemente am Kรถrper platziert werden kรถnnten.
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Handschmeichler und Taschenobjekte aus Speckstein, finales Material ist jedoch Marmor.
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Präsentation
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selbst, die Wahrnehmung der ganz eigenen Sehnsüchte und deren kritische Reflexion, von den Trägern der Objekte alleine beschritten werden kann.
Mit meiner Bachelorarbeit wollte ich eigentlich die Sehnsucht zelebrieren, nähren und festhalten. Während dem Prozess erkannte ich aber, dass ich auch die Ambivalenz in jeder einzelnen Sehnsucht und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Herausforderungen zeigen möchte. Der bewusste Umgang mit seinen Sehnsüchten, welcher einem ermöglicht, dass man sich ihnen nicht einfach hilflos ausgeliefert fühlt, ist mir dabei ein wichtiger Aspekt, den ich während dieser Arbeit erlernt habe. Deshalb möchte ich ihn mit meinen Schmuckobjekten kommunizieren und die Werkzeuge dazu liefern. In jedem Gespräch und Austausch über meine Arbeit habe ich beobachtet, dass das Gefühl der Sehnsucht eine grosse Identifikationsfläche bietet. Jede*r hat seine ganz eigene Vorstellung davon, was Sehnsucht ist und ist zum einen eifrig, diese mit zu teilen und zum anderen bereit, sie heftig zu verteidigen. Umso wichtiger war es für mich, authentisch zu bleiben und ein persönlich geprägtes Projekt zu erarbeiten, so, dass über mich der Zugang zur Thematik der Sehnsucht geöffnet wird, aber der Weg
Die Olivenholzelemente in Sintriptiko Afino (griech. für erdrücken - los lassen) symbolisieren Sehnsüchte, die ich mit mir herumtrage. Sie können verschiedene Formen annehmen und haben unterschiedliche Gewichte, doch sind sie sich in ihrem Streben nach Perfektion, der Kreisform, ähnlich. Viele von ihnen sind über Jahre hinweg gewachsen und haben sich den Umständen meines Lebens angepasst. Dies reflektiert sich im Material Olivenholz, das sich seiner Umgebung anpasst und Sonne, Regen und Erde in sich aufgenommen hat, um zu wachsen. Häufen sich zu viele Sehnsüchte an, entsteht eine unerträgliche Last. Ich wollte dieses untragbare Gewicht in einer Kette tragbar machen und musste erkennen, dass dies aus technischen Gründen nicht möglich war. Es war ein Rückschlag in meinem Prozess, der jedoch zu einer neuen Möglichkeit führte und die Kette dadurch zu einem universell verständli61
on erhoben. Die vollendete runde Form und ihre Materialität gemahnt an die Heiligenscheine der griechischen Ikonenmalerei, aber noch eindringlicher erinnert sie mich an die Goldringe, mit denen wir uns ewige Liebe schwören. Lange sass mir persönlich die Sehnsucht und der damit einhergehende Druck nach einer erfüllenden Beziehung regelrecht im Nacken, schmerzhaft, deprimierend und irritierend. Die Sehnsucht nach dem Vollendeten und die damit verbundene Angst vor dem Unperfekten kann zudem ein sehr lähmendes Gefühl sein. Gerade in der künstlerischen Praxis hindert die Angst vor potentiellen Fehlern einen, sich überhaupt von der Stelle zu bewegen. Genauso hindert einen das Tragen der Goldscheibe im Nacken daran, sich zu bewegen, aus Angst, das wertvolle Stück könnte herunterfallen, zerschmettern und die sorgfältig ausbalancierte Illusion von Perfektion zerstört werden.
chen Objekt machte. Sie bietet nun Raum für individuelle Sehnsuchtsobjekte und nicht nur die von mir gewählten Olivenholzelemente. Sintriptiko - Afino thematisiert den kritischen und reflektierten Umgang mit Sehnsüchten. Es geht darum, seine einzelnen Sehnsüchte, deren Beschaffenheit und Gewichtigkeit, zu erkennen und bewusst zu wählen, welche in die Kette integriert oder aus ihr entfernt werden. Mit diesem Vorgang möchte ich die Trägerin oder den Träger der Kette aus der Hilflosigkeit angesichts einer belastenden Menge Sehnsüchte befreien, vor dem elliptischen Durchbeten seiner Sehnsüchte, als wären sie auf einer Gebetskette aufgereiht, bewahren und zu selbstbewusstem Handeln ihnen gegenüber auffordern. Streben nach Perfektion ist ein weiterer Aspekt, mit dem ich mich im Zusammenhang mit meiner Sehnsucht auseinandergesetzt habe. Diese Problematik thematisiere ich mit der Kette Perfektion im Nacken. Die Olivenholzscheibe, die im Nacken platziert ist, habe ich durch das 22 Karat Blattgold zur Perfekti-
Die Kette Evlogia (griech. für Segen) triggert meine Sehnsucht durch den Geruch von Weihrauch. Sie zelebriert das süsse Schwel-
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zeigen. Es fällt uns schwer, uns aus diesen Träumereien zu reissen und uns wieder der Realität zu stellen. So kann die süsse Sehnsucht schnell zu einem goldenen Gefängnis werden.
gen in meiner Sehnsucht, aber auch das Nähren und Pflegen dieser und steht für die romantische und beschönigende Materialisierung meiner Empfindungen. Um den Geruch zu erhalten, muss man das Tonelement regelmässig räuchern, was dem Ritual Evlogia tu iku (sein segen) gleicht, bei dem man sein Haus oder seine Wohnung räuchert, welches ich aus meiner Kindheit oder von der griech. orthodoxen Kirche kenne. Als Material habe ich Ton gewählt, es ist sehr einfach und alltäglich, findet man es doch schon seit der Antike in jeder Küche. Doch durch den rituellen Aspekt der Räucherung wird es aufgeladen und erhält einen symbolischen, persönlichen Wert. Auch in diesem Objekt findet sich die Ambivalenz der Sehnsucht wieder: Die Kautschukkette ist so knapp bemessen, dass es beim Anziehen ein unangenehmes über den Kopf Zwängen benötigt. Hat man dieses Prozedere endlich überstanden, möchte man die Kette lieber anbehalten, als sie wieder mühselig auszuziehen. Damit möchte ich die Trägheit des Schwelgens in Sehnsüchten
Die fünf Verbündeten aus Marmor gehören als Begleiter und Gegengewicht zu den drei Ketten. Sie dienen mit ihren schmeichelnden Formen, die immer nur eine Annäherung an oder eine Ableitung von Perfektion sind, als tröstendes Element meiner Arbeit. Die Verbündeten halten einen in der Realität fest, wie ein Anker. Genauso wie der Marmor, aus dem sie gehauen wurden, haben sie schon Jahrtausende lang jedem Druck widerstanden und sind dabei heil geblieben. Die Verbündeten schenken die Sicherheit, die man eng bei sich tragen kann, bei denen man Halt suchen kann und deren glatte, warme Oberfläche einen beruhigt, denn sie nehmen beim Tragen die Wärme unserer Körper auf, speichern sie und geben sie wieder zurück. Ein Sinnbild dafür, dass wir uns am Ende eigentlich selbst helfen.
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