HUMBOLDT
Die Zeitung der Alma Mater Berolinensis Ausgabe 4 – 2010/2011 www.hu-berlin.de/pr/zeitung
Jahrgang 55 · 20. Januar 2011
Humboldt-Universität vergibt erste Deutschlandstipendien Auftaktveranstaltung am 1. Februar 2011 mit Bildungsministerin Annette Schavan Als eine der ersten Hochschulen in Deutschland wird die Humboldt-Universität im Sommersemester 2011 die ersten Deutschlandstipendien an ihre Studierenden vergeben. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) startet zum 1. April 2011 das Förderprogramm Deutschlandstipendium, mit dem die Ziel, Bildungsgerechtigkeit in Deutschland zu erhöhen und eine Stipendienkultur zu etablieren. Mit dem Deutschlandstipendium werden Bachelor- und Masterstudierende für mindestens zwei Semester mit 300 Euro monatlich innerhalb der Regelstudienzeit gefördert. Private Geldgeber und der Bund übernehmen jeweils die Hälfte der Fördermittel. Die ersten Stifter des Deutschlandstipendiums an der Humboldt-Universität sind die Bayer AG, die fünf Stipendien für fünf Jahre finanziert, die Stiftung HumboldtUniversität sowie die Humboldt-Universitäts-Gesellschaft.
Das einkommensunabhängige Deutschlandstipendium unterstützt begabte Studierende aller Nationalitäten. Neben den Leistungen in Schule und Studium zählen zu den Förderkriterien auch das gesellschaftliche Engagement in Vereinen, der Hochschulpolitik, in Religions gemeinschaften oder politischen Organisationen sowie der Einsatz im sozialen Umfeld. Die Hochschulen wählen ihre Stipendiaten selbst aus. „Es ist ein wichtiges gesellschaftliches Signal, dass das Deutschlandstipendium ausdrücklich keine Eliten-, sondern eine Begabtenförderung ist. Es kommt insbesondere jungen Menschen zugute, die in ihrem Studium herausragende Leistungen erbringen, egal, unter welchen sozialen, familiären oder wirtschaftlichen Bedingungen sie studieren“, sagt HU-Präsident Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz. Ziel des BMBF ist es, in cirka zehn Jahren acht Prozent aller Studierenden mit dem Deutschlandstipendium zu fördern. An der HU wären das derzeit 2.600 Studierende.
Prof. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung lobt das neue Programm als „gelebte Solidarität zwischen Staat und Bürgergesellschaft, das die Hochschulen stärker mit ihrem gesellschaftlichen Umfeld vernetzt“. Am 1. Februar 2011 um 11 Uhr wird sie gemeinsam mit Jan-Hendrik Olbertz im Audimax den Auftakt zum Programm der Deutschlandstipendien geben. Red.
Bewerben kann sich jede/r Studierende für den ersten Vergabezeitraum zum Sommersemester ab 1. Februar. Die Kriterien und Formulare unter: www.hu-berlin.de/deutschlandstipendium Ansprechpartner: Mariana Bulaty mariana.bulaty@uv.hu-berlin.de Tel. (030) 2093-2147 Sabine Meurer sabine.meurer@uv.hu-berlin.de Tel. (030) 2093-2838
Schäuble und de Maizière zu Gast an der Universität Finanz- und Innenminister sprechen zur Finanzkrise und Wikileaks-Affäre
Lange Nacht der Wissenschaften 2011 Am Samstag, den 18. Mai 2011, findet in der Zeit von 17.00 bis 1.00 Uhr zum 11. Mal die Lange Nacht der Wissenschaften statt. Auch in diesem Jahr möchte die HumboldtUniversität zu Berlin wieder Wissenschaft und Lehre zum Anfassen präsentieren. Ohne die spannenden Projekte aus allen Fachbereichen wäre die Lange Nacht der Wissenschaften nicht möglich. Auch in diesem Jahr freut sich das Referat für Öffentlichkeitsarbeit über Anmeldungen vielfältiger Projekte bis zum 1. März 2011. Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung und freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen. Bitte informieren und fragen Sie auch Ihre Kolleginnen und Kollegen. Gern nehmen wir neue Projektteilnehmer in unser Programm auf.
Anmeldung beim Referat Öffentlichkeits arbeit, g lange.nacht@uv.hu-berlin.de
Helmholtz-Vorlesungen
Prof Dr. Detlef Weigel Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Tübingen
Pflanzen im Wandel: Anpassung in der Natur und in der Züchtung Donnerstag, 27. Januar 2011, 18.30 Uhr Kinosaal, Hauptgebäude, Unter den Linden 6, 10117 Berlin www.kulturtechnik.hu-berlin.de/hvl-aktuell Mit freundlicher Unterstützung der Berliner Zeitung
Gesucht: Seniorprofessorin Renate Kroll sucht Referenten für ein Kolloquium im Sommer zu Malpoetinnen – Schriftstellerinnen an der Grenze von Literatur und Bildender Kunst. Seite 3
Gleich zwei Bundesminister werden in den kommenden Wochen zu Gast an der Humboldt-Universität sein. Am 26. Januar 2011 wird Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble einen Vortrag halten zum Thema: „Reform der europäischen Finanzregeln – für eine bessere Verfassung Europas“. Der Vortrag findet im Rahmen der aktuellen Redenreihe zum Thema „Transformation durch Krise. Die EU als Solidargemeinschaft?“ statt. Die Rede ist eine Veranstaltung des Forum Constitutionis Europae (FCE), einer öffentlichen
Vortragsreihe des Walter Hallstein-Instituts für Europäisches Verfassungsrecht der Humboldt-Universität in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung. Beginn ist um 18.15 Uhr im Senatssaal im Hauptgebäude der Universität. Am 10. Februar 2011 wird Bundesinnen minister Thomas de Maizière im Spiegel-Gespräch zum Thema „Staatsfeind WikiLeaks – Wie Julian Assange Politik und Medien herausfordert“ mit Jakob Augstein, diskutieren. Beginn ist um 18.30 Uhr im Audimax, Hauptgebäude, Unter den Linden 6. Red.
Studieninformationswoche vom 31. Januar bis 4. Februar
Moderne Sportforschungshalle nimmt Betrieb auf
Wo finde ich das Studienangebot? Was ist die Online-Bewerbung? Wie unterscheiden sich Mono- und Kombibachelor? Die HU lädt alle Schülerinnen und Schüler zur diesjährigen Studieninformations woche ein, um allen Interessierten genau diese Fragen zu beantworten. Es werden Studiengänge vorgestellt, und die Studienfachberatung bietet persönliche Gespräche an. Zahlreiche reguläre Lehrveranstaltungen stehen den Interessenten zur Teilnahme offen. Es können Institute und Labore besichtigt und Gespräche mit Lehrenden und Studierenden vor Ort geführt werden. Es gibt Vorträge und Diskussionen zu den Studienabschlüssen Bachelor und Master, zur Lehramtsausbildung in Berlin, zum Auslandsstudium, zum BAföG, zum Bewerbungsverfahren, Lern- und Arbeitstechniken und vieles mehr. Außerdem werden Führungen über den Campus Mitte sowie in Adlershof angeboten. Das Rahmenprogramm und die Veranstaltungen der einzelnen Fakultäten im Internet unter: www.siw.hu-berlin.de
Der Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses durfte als erstes in der Sportforschungshalle auf dem Campus Nord tagen. In der 6,5 Millionen Euro teuren Halle, finanziert durch die Mittel aus dem Konjunkturpaket II, ist vor allem die Kombination von Multifunktionshallen-, Testund Laborflächen mit integrierten Messeinrichtungen und Kamerasystemen innovativ. Dadurch können Laborbefunde direkt in den Hörsaal übertragen werden und erlauben eine direkte Verbindung zwischen Theorie, praktischer Anwendung und Lehre für die knapp 1.000 Sportstudierenden auf dem Campus. Zukünftig sollen nicht nur die Leistungen von Spitzensportlern und Rehabilitationsmaßnahmen verbessert werden, auch Lehramtsstudierende sammeln hier Praxiserfahrungen. Sie unterrichten Schulklassen und analysieren ihren Unterricht anschließend via Videoaufzeichnung. Neben dem Institut für Sportwissenschaft hat hier auch das Centrum für Sportwissenschaft und Sportmedizin Berlin (CSSB) seinen Sitz. Offiziell eröffnet wird die Halle am 30. Juni 2011. Red.
Geforscht: Das An-Institut IASP untersucht, wie Fertigprodukte mit wertvollen ungesättigten Fettsäuren produziert werden können – und präsentiert Teewurst auf der Grünen Woche. Seite 3
Gefunden: Tobias Postulka hat eine Weiterbildung auf beruflicher wie intellektueller Ebene gesucht, und sie im Studiengang der HumboldtViadrina School of Governance gefunden. Seite 5
Der „PausenExpress“ des Hochschulsports zieht durch die Büros „Der PausenExpress bringt Freude ins Büroleben, entspannt und macht dem gesamten Team Spaß“, lautet die positive Resonanz von Uwe Jens Nagel, Vizepräsident für Studium und Internationales der HU (rechts), nach dem ersten Training. Der „PausenExpress“ bietet allen Beschäftigten die Möglichkeit zu Bewegung und Entspannung am Arbeitsplatz. Sechs Wochen lang erhalten die Mitarbeiter einmal wöchentlich eine Anleitung, wie man nach nur 15 Minuten mit dem Flexi-Bar, Theraband oder einer kleinen Entspannungsmassage der Schulter-, Rückenund Nackenmuskulatur durch den Igelball wieder mit neuem Schwung und voller Energie zurück an den Schreibtisch kehrt. Bisher machen 22 Bürogemeinschaften mit. Ende Februar soll eine zweite Runde starten. „Wir haben mehr als 100 weitere Anmeldungen erhalten“, sagt Sportstudentin Saskia Ziesche (23), die die Idee zum Projekt hatte. Foto: Constanze Haase Anmeldung unter: www.zeh.hu-berlin.de
Neuer Vizepräsident für Forschung angetreten Kandidatensuche für Vizepräsidenten für Haushalt läuft Der Psychologe Prof. Dr. Peter Frensch hat am 1. Januar 2011 sein Amt als Vizepräsident für Forschung der HumboldtUniversität angetreten. „Ich freue mich über die Möglichkeit, die Zukunft unserer Universität von nun an entscheidend mitgestalten zu dürfen“, sagte er vor dem Hintergrund, dass das Präsidium der Universität vor zahlreichen Herausforderungen – wie der Teilnahme an der dritten Runde des Exzellenzwettbewerbs und der damit verbundenen Strukturplanung – stünde. HU-Präsident Prof. Dr. JanHendrik Olbertz hieß den neuen Vizepräsidenten für Forschung bei seinem ersten offiziellen Auftritt im Akademischen
Senat herzlich willkommen. Gleichzeitig dankte der Präsident Frenschs Vorgänger, Prof. Dr. Michael W. Linscheid, der nicht wieder für das Amt kandidiert hatte, für seine verdienstvolle Arbeit. Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Michael Kämper-van den Boogaart wird sein Amt als neuer Vizepräsident für Studium und Lehre zum 1. April 2011 antreten. Er löst Prof. Dr. Uwe Jens Nagel ab. Die Nachfolge von Dr. Frank Eveslage, Vizepräsident für Haushalt, Personal und Technik, steht noch aus. Die Findungskommission sucht derzeit nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt. Red.
Humboldt-Kinder-Uni startet am 24. Februar
Foto: Heike Zappe
DIE TERMINE IM ÜBERBLICK:
24. Februar 2011 | M.L.E.A., D.S.R. Xavier Bihan, Institut für Romanistik „Was haben der Höhlenmensch, Goethe und Spiderman gemeinsam?“ – Eine Zeitreise durch die Comic-Sprache 3. März 2011 | Prof. Dr. Michael Burda, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät „Steingeld, Gold, Papier und die Banken“ 10. März 2011 | Prof. Dr. Stefan Kipf, Institut für Klassische Philologie „Flieg nicht so hoch, Ikarus!“ – Die Verwandlungsgeschichten des römischen Dichters Ovid 17. März 2011 | Prof. Dr. Miranda Jakiša, Institut für Slawistik „Vampire – Wo kommen sie eigentlich her?“
Beginn jeweils 17 Uhr im Audimax. Eintritt frei. Info: www.hu-berlin.de/kinderuni Petra Schubert · Tel.: 030 2093-2518 ·
kinderuni@hu-berlin.de
Geglückt: Am Institut für deutsche Literatur produzieren Studierende eigene Hörspiele – vom Text bis zum Sounddesign. Darunter der Kinderbuchklassiker „Der Grüffelo“. Seite 4
Gepflanzt: Im Freilandlabor für Gehölzkultivare in Zepernick befassen sich die Forscher mit Wachstumsbedingungen von Pflanzen als Folge des Klimawandels. Seite 7
Aktuell Seite 2
Adlershofs neue Mitte
HUMBOLDT · 20. Januar 2011
Adlershofer Dissertationspreis 2010 erstmals mit Live-Auswahl des Preisträgers Zum ersten Mal wird der Preisträger des mit 3.000 Euro dotierten Adlershofer Dissertationspreises live gewählt. Die drei Nominierten stellen in allgemeinverständlichen, 15minütigen Kurzvorträgen das Thema ihrer Arbeit vor. Diese Vorträge sind im Anschluss Grundlage der Entscheidung der Jury. Somit wird nicht nur die exzellente Forschungsleistung honoriert, sondern auch die Fähigkeit, Forschungsergebnisse für eine interessierte Öffentlichkeit verständlich und ansprechend darzustellen. Dr. Michael Barth, 30, hat am Institut für Physik der Humboldt-Universität promoviert und sich mit der Herstellung und Untersuchung von nanophotonischen Bauelementen beschäftigt. Diese könnten
Im Dezember war es soweit: die denkmalgeschützten Forumsgebäude in Adlershof, neben dem ErwinSchrödinger-Zentrum gelegen, sind feierlich eröffnet worden. Im neuen Glasbau, der die zwei fast hundert Jahre alten Gebäude verbindet, ist das Bistro Esswirtschaft untergebracht. Es wird montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr das kulinarische Angebot im Wissenschaftspark erweitern. Der Gebäudekomplex soll sich zum Treffpunkt der Adlershofer und ihrer Gäste entwickeln. Im historischen Teil werden Konferenzen, Empfänge und viele andere Veranstaltungen stattfinden. Im dem kleineren Bau befindet sich das Erlebniscafé, wo nun auch das städtebauliche Modell von Adlershof steht und von wo aus die Führungen durch den Technologiepark starten werden. Im Sommer wird außerdem ein Biergarten zum Verweilen einladen. Geplant ist auch eine Zwischennutzung einiger Baufelder im direkten Umfeld des Forums für sportliche Aktivitäten. Betrieben wird der Komplex von der Adlershof con.vent. Die Gebäude wurden kurz nach der Gründung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt im Jahr 1912 errichtet. Eine Reminiszenz an diese Zeit stellt auch das Flugzeug an der Decke dar: Es gehörte Hans Grade, dem ersten deutschen Flugzeugkonstrukteur auf dem Flugplatz Johannisthal und Gewinner des „Lanz-Preises der Lüfte“. lil/Foto: Manuel Frauendorf
Innovationspreis für Greateyes Vier Unternehmen haben den diesjährigen Innovationspreis Berlin-Brandenburg erhalten, darunter ist auch das High-TechUnternehmen greateyes GmbH, eine Ausgründung der Humboldt-Universität. greateyes ist ein High-Tech-Unternehmen, das sich mit der Entwicklung und Herstellung von hochleistungsfähigen Digitalkameras für die Spektroskopie und spezielle Bild gebende Anwendungen beschäftigt. Das von greateyes entwicklete und gefertigte LumiSolarCell-System nutzt das Phänomen der Photolumineszenz oder Elektro lumineszenz um Mikrorisse, Zellfehler und Inhomogenitäten von Solarzellen abzubilden, die mit herkömmlichen visuellen Verfahren kaum oder gar nicht erkennbar sind.
Die Ausrüstung erlaubt eine detaillierte Qualitätskontrolle von Solarzellen. Das System besteht aus einer hochempfindlichen CCD-Kamera und einer innovativen HighPower LED Lichtquelle. Es wurde entwickelt für die Forschung als auch für die Offline-Inspektion in der Produktion. Dadurch lässt sich die Produktion effizienter gestalten, die Ausgangsleistung erhöhen und die Gesamtkosten der Herstellung reduzieren. Der renommierte Innovationspreis wird von den Ländern Berlin und Brandenburg gemeinsam mit Wirtschaftsunternehmen der Hauptstadtregion in Public-Privat-Partnership vergeben. Der Preis ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert. www.greateyes.de
Soamed: Software-Architekturen für die Medizin Wie in so vielen Bereichen des täglichen Lebens werden auch in der modernen Medizin die meisten Geräte und Abläufe von Computern gesteuert. Ihre Software muss ganz Unterschiedliches leisten, beispielsweise technische Komponenten in Millisekunden aktivieren oder bei Abrechnungen von Operationen die Daten der Patienten schützen. Wie man solche Software konstruiert und beherrscht, ist das Thema des Kollegs. „Jeder Hersteller medizinischer Geräte und jede Organisation im Gesundheitswesen verfolgt eigene Ziele, dabei hängt jeder von jedem ab, und letztendlich soll alle Software korrekt, effizient und preiswert funktionieren“, erläutert der Sprecher des Kollegs, Prof. Reisig. Die Industrie komponiert solche Software
zunehmend aus selbstständigen Komponenten, die Services realisieren und untereinander Nachrichten austauschen. „Dieses Paradigma der Service-orientierten Software-Architekturen (SOA) ist eine bestechend einfache Idee“, meint Prof. Reisig, „allerdings fehlen die Grundlagen, Theorien und systematische Vorgehensweisen.“ Das alles entwickeln die neun jungen Doktoranden, die sich auf einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt haben. Sie werden von elf Professoren betreut, vorwiegend aus dem Institut für Informatik der HU, aber auch der TU, der Charité und dem HassoPlattner-Institut Potsdam. In einem Jahr wird sich die Zahl der Doktoranden im Kolleg verdoppeln.
Impressum Herausgeber: Der Präsident Redaktion: Heike Zappe (verantw.), Constanze Haase, Ljiljana Nikolic, Thomas Richter, Silvio Schwartz (online) Unter den Linden 6, 10099 Berlin Tel. (030) 2093-2948, Fax -2107 hu-zeitung@uv.hu-berlin.de www.hu-berlin.de/pr/zeitung Layout, Anzeigenverwaltung: Unicom Werbeagentur GmbH hello@unicommunication.de www.unicommunication.de Tel.: (030) 509 69 89 - 0 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 16 vom 01.02.2005, www.hochschulmedia.de
Erscheinungsweise: semestermonatlich Auflage: 10.000 Ex. Für unverlangt eingesandte Beiträge wird keine Haftung übernommen. Gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder. Bei Nachdruck Quellenangabe und Beleg erbeten. HUMBOLDT erscheint wieder am 17. Februar 2011 (Redaktionsschluss: 1. Februar 2011) Frauen und Männer sollen sich von dieser Pub likation gleichermaßen angesprochen fühlen. Allein zur besseren Lesbarkeit werden häufig geschlechterspezifische Formulierungen auf die maskuline Form beschränkt.
als Kernkomponenten in zukünftigen optischen Computersystemen Anwendung finden, die nicht mehr auf elektronischen, sondern auf optischen Schaltkreisen basieren und damit wesentlich schneller sind. Dr. Jan Behrends, 31, hat seine Doktorarbeit am Institut für Silizium-Photovoltaik des Helmholtz-Zentrums Berlin angefertigt. Er hat darin unterschiedliche Solarzellen-Typen im Hinblick auf deren Wirkungsgrade untersucht. Seine Ergebnisse sind ein wichtiger Beitrag zur Wirtschaftlichkeit von Solarenergie. Dr. Anna-Maria von Pippich, 31, hat sich in ihrer Dissertation am Institut für Mathematik der Humboldt-Universität mit einem grundlagenorientierten Thema im
Publikumspreis des Stifterverbandes ausgeschrieben Das Thema des Wissenschaftsjahres 2011 lautet „Forschung für unsere Gesundheit“. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und Wissenschaft im Dialog (WiD) loben zum vierten Mal den mit 10.000 Euro dotierten Preis „Wissenschaft interaktiv“ zum Thema des Wissenschaftsjahres aus. Teams aus jungen Wissenschaftlern und PR-Experten ihrer jeweiligen Einrichtung sind aufgerufen, Ideen für Konzepte zur Wissenschaftsvermittlung einzureichen. Gesucht werden Ideen für die Gestaltung interaktiver Exponate, Erklärstationen, spielerische Wettbewerbe oder Tanz und
Theater – Hauptsache, wissenschaftliche Zusammenhänge werden anschaulich und interessant für ein Laienpublikum erklärt. Aus den eingereichten Wettbewerbsbeiträgen wählt eine Jury die drei besten aus und stattet jedes Projekt mit 8.000 Euro zur Umsetzung der Idee aus. Im Rahmen des Wissenschaftssommers in Mainz (4. bis 9. Juni 2011) präsentieren sich die Finalisten dem Publikum, das das beste Projekt auswählt. Einsendeschluss: 4. März 2011 an christian.kleinert@w-i-d.de www.wissenschaft-im-dialog.de
Bereich der Arithmetik und Geometrie beschäftigt und über die Eisensteinreihen geforscht. Ihre Arbeit liefert einen substantiellen Beitrag für die Mathematik und hat außerdem Bedeutung für die theoretische Physik und die Kryptographie. Die Verleihung des Preises findet am 27. Januar 2011 ab 16 Uhr im Erwin-Schrödinger-Zentrum, Rudower Chaussee 26, in Berlin-Adlershof statt. Um Anmeldung wird gebeten: igafa@igafa.de www.adlershof.hu-berlin.de/forschung/ disspreis
Lernolympiade an UB erzielt 3.179 Euro für Haiti Vom 5.11. bis 5.12.2010 fand die Solidarische Lernolympiade statt. Die UB hat sich mit den Standorten Campus Nord und Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum daran beteiligt. An beiden Lernorten kamen insgesamt 3.179,5 Lernstunden zusammen, die jetzt von den Sponsoren der Aktion 1:1 in Euros für Schulen in Haiti umgewandelt werden. Mitwirken konnte jeder, der täglich seine Lernstunden in die ausliegenden Lernpässe eintrug und von den Bibliothekaren an den Auskünften abzeichnen ließ. Die UB der HU ist damit eines von fünf deutschen Bibliothekssystemen, die an der Aktion beteiligt waren. Weltweit lernten über 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 415108.80 Stunden.
Personalia Alexander von HumboldtForschungspreis für Jelena Vučković Einer der renommierten Forschungspreise der Alexander von Humboldt Stiftung ist an Prof. Jelena Vučković, Stanford University, vergeben worden. Sie hat das Gebiet der integrierten Quantentechnologie in den letzten Jahren entscheidend geprägt und wird ab Mitte des Jahres am Institut für Physik in der Arbeitsgruppe Nano-Optik von Prof. Oliver Benson Forschungsarbeiten zum Thema „Hybride Quantensysteme für die fundamentale Optik und Photonik“ betreiben. Dabei erfolgen Kooperationen innerhalb des Interdisziplinären Zentrums für Moderne Optik und des Iris Adlershof. Foto: privat
Alexander von HumboldtStipendiatin Elli Pomoni Die griechische Nachwuchsphysikerin Dr. Elli Pomoni ist Stipendiatin der Alexander von Humboldt Stiftung und wird bis September 2012 in der Arbeitsgruppe „Mathematische Physik von Raum, Zeit und Materie“ von Prof. Matthias Staudacher forschen, wo es um Stringtheorie, Quantenfeldtheorie, Supersymmetrie und speziell die AdS/CFT-Korrespondenz geht. Letzterer gilt Pomonis spezielles Interesse, was sie zu Matthias Staudacher, einem der wichtigsten Experten auf diesem Gebiet, führte.
Katharina-Heinroth-Preis 2011 Marleen Klann ist für ihre Masterarbeit mit dem Titel „Die frühe Embryonalentwicklung der Süßwassergarnele Caridina multidentata (Crustacea, Decapoda, Atyidae)“ mit dem Katharina-HeinrothPreis geehrt worden. Diese hat sie unter der Betreuung von Prof. Gerhard Scholz in der Arbeitsgruppe Vergleichende Zoologie am Institut für Biologie geschrieben. Der Katharina-Heinroth-Preis wird alljährlich von der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin für hervorragende Abschlussarbeiten und Forschungsprojekte an Studierende der Berliner Universitäten auf dem Gebiet der biologisch orientierten Naturwissenschaften vergeben.
Neuer Professor am BCCN
Winter-Universiade Erzurum 2011
Benjamin Lindner hat einen Ruf auf die Professur „Theorie komplexer Systeme und Neurophysik“ angenommen und wird ab Frühjahr 2011 am Institut für Physik der Humboldt-Universität und am Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience Berlin, BCCN Berlin, forschen und lehren. Lindner, Jahrgang 1970, studierte Physik an der Humboldt-Universität und promovierte in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Lutz Schimansky-Geier. Er war Postdoc an der University of Ottawa (Kanada) und am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden. Hier leitet er seit September 2007 eine Forschungsgruppe zum Thema „Stochastische Prozesse in der Biophysik“. Lindner forscht unter anderem zur Signalverarbeitung in neuronalen Systemen und hat in der Vergangenheit zu Themen wie der Signalverstärkung im Innenohr, der Rolle von Adaptation und synaptischer Plastizität in einzelnen Nervenzellen und zu Oszillationen in biologischen neuronalen Netzen gearbeitet.
Vom 27. Januar bis 6. Februar 2011 findet die 25. Winter-Universiade in der ostanatolischen Metropole Erzurum (Türkei) statt. Die Winter-Universiade ist nach den Olympischen Winterspielen mit rund 2.500 Teilnehmenden aus 57 Nationen die weltweit größte Wintersportveranstaltung. Mit Constanze Paulinus ist eine Spitzensportlerin der HU unter den Teilnehmern der Winter-Universiade. Die 25-jährige Eiskunstläuferin studiert Sportwissenschaften und Afrika/Asienwissenschaften. Foto: privat
Foto: privat
Google Award für Anke Lüdeling Prof. Dr. Anke Lüdeling vom Institut für deutsche Sprache und Linguistik hat den „Google European Digital Humanities Awards“ verliehen bekommen. 50.000 amerikanische Dollar gingen an das Digitalisierungsprojekt „Annotated Corpora in Studying and Teaching Variation and Change in Academic German“. In dem Projekt werden historische (elektronische) Korpora von akademischen Texten zusammengestellt, bearbeitet und ausgewertet. Mit dem Award werden geisteswissenschaftliche Fächer und Projekte ausgezeichnet, die in besonderer Weise moderne Informationstechnik nutzen. Innerhalb von Europa wurde der Preis zwölfmal verliehen. Foto: privat
Stefan Härtel verteidigt Titel Bei den Amateurmeisterschaften im Boxen in Oldenburg verteidigte der HUStudent Stefan Härtel seinen im Vorjahr gewonnenen Titel im Mittelschwergewicht (bis 75 kg). Damit stand er nach 2007 und 2009 zum dritten Mal auf dem Siegertreppchen. Als bester Boxer in seiner Gewichtsklasse wurde er vom Deutschen Boxverband in das TopTeam für 2011 berufen und erhält damit die Chance, im September 2011 für die Weltmeisterschaft in Baku nominiert zu werden.
Silber für Wasserspringerin Stefanie Anthes In der Schwimm- und Sprunghalle im Europapark kämpften im Dezember die Wasserspringer und -springerinnen um die Meistertitel. Obwohl jeweils die „Stars“ im Berliner TSC Team, Patrik Hausding und Nora Subschinski, verletzungsbedingt fehlten, erkämpften die Athleten und Athletinnen Berlins den Sieg in der Gesamtwertung. In der Einzelwertung kam es zu einem spannenden Duell vom Zehn-Meter-Turm zwischen der HU-Studentin Stefanie Anthes und der Schülerin Julia Stolle. Diese verwies Stefanie Anthes auf den 2. Platz. Foto: privat
Forschung HUMBOLDT · 20. Januar 2011
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Gesundes Essen aus der Region
Alzheimer beleuchtet
Wissenschaftler des IASP entwickeln Fertigprodukte mit wertvollen ungesättigten Fettsäuren Regionale Produkte sind im Kommen. Immer mehr Kunden wollen, dass die Lebensmittel, die sie essen, aus der Umgebung stammen und nicht von weither per Flugzeug oder Schiff geliefert werden – und dabei auch gesund sind. Diese beiden Aspekte sind auch wichtige Kriterien für die Forschungsprojekte im Ressort Ernährungswirtschaft des IASP, des Instituts für Agrar- und Stadtökologische Projekte. Das An-Institut der HU ist wissenschaftlicher Partner von kleinen und mittelständischen Unternehmen, insbesondere für solche ohne eigene Forschungskapazitäten. In dem Projekt EmulProtect wird in Zusammenarbeit mit dem „Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e.V.“ (PPM) zurzeit erforscht, wie Fertigprodukte mit wertvollen ungesättigten Fettsäuren produziert werden können. Fette sind bekanntermaßen umstritten. Das Zuviel an gesättigten Fettsäuren, wie sie beispielsweise in Butter oder auch in Kokos- und Palmfett vorkommen, gilt als Gesundheitsrisiko hinsichtlich Herzund Kreislauferkrankungen. Ungesättigte und mehrfach ungesättigte Fettsäuren dagegen gelten als gesundheitsfördernd. „Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung em pfiehlt in Bezug auf den Verzehr von ungesättigten Nahrungsfetten ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-6- und Omega3-Fettsäuren“, verdeutlicht Ressortleiterin Susanne Herfort. „Die meisten Produkte der Back- und Süßwarenbranche enthalten hauptsächlich Lipide mit gesättigten Fettsäuren. Ziel unseres Projektes ist es, diese Fette durch ernährungsphysiologisch wertvolle Pflanzenöle zu ersetzen“, so die Leiterin. In EmulProtect geht es konkret um Emulsionen, die beispielsweise Leinöl beinhalten sollen, welches reich an ungesättigten Omega-3-Fettsäuren ist. Allerdings ist dieses Öl wegen des starken Eigengeschmacks nicht jedermanns Sache. „Außerdem oxidieren wertvolle Pflanzenöle ohne Kühlung beziehungsweise ohne aufwendige Verpackung aufgrund des hohen Gehalts an ungesättigten Fettsäuren recht schnell“, erklärt IASP-Lebensmittelchemiker Gunnar Voß. Ein Grund, warum sie in der Le-
erhöhten Einsatz von fettarmen Fleisch, sondern auf der Verwendung von Kollagen. Dieses aus Schweineschwarten gewonnene Eiweiß wird über mehrere Prozessschritte zu einem neuartigen Fettaustauschstoff aufgearbeitet. Durch dessen Einsatz gelingt es, den Fettgehalt der Teewurst um 50 Prozent zu reduzieren. Ljiljana Nikolic
Die LGF auf der Grünen Woche Die fettreduzierte Teewurst des Instituts für Agrar- und Stadtökologische Projekte kann vom 21. bis 30. Januar auf der 76. Internationalen Grünen Woche in der Brandenburg-Halle (Halle 21a, Stand 156/157) probiert werden. Produziert wird sie in der Neumarkt-Fleischerei GmbH in Jüterbog. Die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät (LGF) wird mit ihrem Hauptstand „AgrosNet“ in der Blumenhalle 9, Stand 302a, vertreten sein. An einem gemeinsamen Messestand stellen die PartnerAgrarfakultäten der Universitäten Halle und Rostock gemeinsam mit der LGF ihre Ausbildungsprogramme vor und gewähren Einblicke in die universitäre Forschung. An dem Stand wird auch das IASP ein weiteres Verbundprojekt zur industriellen Produktion von Torfmoos für den Erwerbsgartenbau vorstellen.
Die Öl-in-Wasser-in-Öl-Emulsion soll es ermöglichen, Lebensmittel mit wertvollen Ölen herzustellen. Foto: Susanne Herfort
bensmittelindustrie nur begrenzt eingesetzt werden. „Bislang deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass es tatsächlich möglich ist, diese wertvollen Öle so zu verkapseln, dass sie im weiteren Lebensmittelherstellungsprozess, beispielsweise in herzhaften oder süßen Brotaufstrichen, problemlos eingesetzt werden können“. Die Verkapselung wird durch eine stabile Mehrfachemulsion, eine so genannte Ölin-Wasser-in-Öl-Emulsion erreicht. Dabei stellt das Leinöl die innere Ölphase dar, die durch eine Wasser- und eine äußere Ölphase vor Verderb geschützt wird“, erklärt Voß
das Prinzip. Ein positiver Nebeneffekt der Mehrfachverkapselung ist auch, dass der Geschmack des Leinöls kaschiert wird. Das Projekt EmulProtect wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Ein anderes Produkt aus dem Bereich Forschung und Entwicklung des IASP kann im Rahmen der diesjährigen Grünen Woche bereits probiert werden: eine fettreduzierte Teewurst, welche die Wissenschaftler für ein Jüterboger Unternehmen kreiert haben. Die Fettreduzierung basiert nicht auf dem
Das Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin (Inka BB) wird sich am Stand 101, Halle 3.2, vorstellen. Inka BB ist ein Berlin-Brandenburgisches Forschungsnetzwerk zu Möglichkeiten der Anpassung an Klimaveränderungen. Es besteht aus vielen Teilprojekten, wobei insbesondere die landwirtschaftlichen Projekte an der Humboldt-Universität bearbeitet werden. Es werden einige Forschungsergebnisse zur Klimaanpassung in Berlin-Brandenburg vorgestellt. Im Zuge der Grünen Woche wird auch das „International Forum of Food and Agriculture“ im ICC stattfinden. Dort ist eine Kooperationsbörse geplant, an der die LGF in diesem Jahr teilnehmen wird.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin ist es mithilfe von Lichtenergie gelungen, die interne Verschaltung einer Gehirnstruktur zu entschlüsseln, die an der Entstehung von Alzheimer beteiligt ist. „Anhand eines Vergleichs so kartierter neuronaler Netzwerke von gesunden mit krankhaft veränderten Hirnstrukturen kann zukünftig ein besseres Verständnis neurologischer Störungen erlangt werden“, sagt Dietmar Schmitz, Direktor des Neurowissenschaftlichen Forschungszentrums der Charité und zusammen mit Friedrich Johenning Leiter der Studie, die jetzt in dem führenden Fachjournal „Neuron“ veröffentlicht wurde. Die untersuchte Gehirnstruktur, der so genannte entorhinale Kortex, spielt eine zentrale Rolle bei der räumlichen Navigation, der Gedächtnisbildung und bei Lernprozessen. Er dient als Schnittstelle zwischen der Großhirnrinde und dem für das Ein- und Auslesen von Gedächtnisinhalten wichtigen Hippokampus, einem weiteren Bestandteil des Großhirns. Die interne Verschaltung des entorhinalen Kortex war bislang unbekannt. Erstmals gelang es nun, diesen Teil des Gehirns hoch auflösend zu kartieren und spezifische wiederkehrende Muster beim Aufbau seines Netzwerks zu identifizieren. Die Neurobiologen nutzten dafür Glutamat, einen erregenden Botenstoff der Nervenzellen. Dieser wurde chemisch verändert und in einen inaktiven Zustand versetzt. Durch die gezielte Bestrahlung mit einem Laser konnte diese Veränderung rückgängig gemacht, das Glutamat aktiviert und die Nervenzelle erregt werden. Die Aktivität der Nervenzellen ließ sich damit wie durch einen Schalter an- und ausknipsen. Speziell entwickelte Messverfahren ermöglichten es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, aus der Position des Laserstrahls Rückschlüsse auf die Position der jeweils aktivierten Nervenzellen zu schließen und diese dann zu vermessen und zu kartieren. Die Studie bietet somit eine Grundlage für zukünftige Forschung an neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer, Schizophrenie und Epilepsie. Charité/Presse Literatur: Prateep Beed, Michael Bendels et al.: Analysis of excitatory microcircuitry in the medial entorhinal cortex reveals cell-type specific differences. In: Neuron, Volume 68, Dezember 2010, 1-8. DOI: 10.1016/j.neuron.2010.12.009
Malpoetinnen: Wenn die Schrift zum Bild findet
Kleinste Lichtquelle der Welt
Kolloquium zu Schriftstellerinnen an der Grenze von Literatur und Bildender Kunst
Physiker veröffentlichen Artikel in Nano-Letters
„Das Mal- und Tagebuch der Frida Kahlo“. Dieser Titel hat Anja Faltin neugierig gemacht. Neugierig auf Frida Kahlo, ihre Texte, ihre Bilder, eben auf das ganze Seminar. „Ich wusste ja nicht einmal, dass Frida Kahlo auch geschrieben hat“, erzählt die Masterstudentin der Europäischen Literatur, „und der Name Sonja Sekula war mir zuvor noch nie begegnet.“ Doch das änderte sich im Seminar von Literaturwissenschaftlerin Renate Kroll schnell. Die Seniorprofessorin hat ein Faible für Frauenliteratur. Erst kürzlich hat sie eine Biographie über die argentinische Schriftstellerin Victoria Ocampo (1890-1979) und „Blicke die ich sage. Frida Kahlo. Das Mal- und Tagebuch“ veröffentlicht. Auch die Schweizerin Sonja Sekula (1918-1963) reiht sich ein in die Riege der Schriftstellerinnen die eines gemeinsam haben: sie sind so genannte Malpoetinnen. Schriftstellerinnen an den Grenzen von Literatur und bildender Kunst, die in ihren Werken eine Symbiose von Sprache und Bild wagen. Anja Faltin haben diese Autorinnen gleich fasziniert. Dem Referat folgte eine Hausarbeit – ihre Leidenschaft war geweckt. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit vergleicht die 25-Jährige die Werke von Kahlo und Sekula. Denn anders als bei Frida Kahlo erscheinen die Wortbilder bei Sonja Sekula wie eine Gleichzeitigkeit von Schreiben und Malen, die zu einem Ganzen verschmelzen und schließlich Wortspiele im Bildlichen transportieren. Bei der Mexikanerin Kahlo hingegen wird Schrift nicht als Linie verwendet. Die mit schwarzer Farbe dick aufgetragenen Buchstaben treten nicht in verbundener Form auf, sondern stehen meist einzeln
Malen und Zeichnen theoretisch, vor allem aber praktisch durch ihr eigenes literarisches Schaffen gewidmet haben. Zu ihnen gehören Unica Zürn, Ingeborg Bachmann, Clarice Lispector, Else Lasker-Schüler, Meret Oppenheim, Erica Pedretti und Herta Müller. Anhand ihrer Werke wird gezeigt, wie sich Sprache durch die Verbindung mit der visuellen Welt der Malerei zu entgrenzen sucht und damit um literarische Ausdrucksformen bereichert.
Frida Kahlo, Tagebuchseite 31 in: Renate Kroll, Blicke die ich sage. Frida Kahlo. Das Mal- und Tagebuch
und räumlich getrennt zueinander. Als die Professorin und ihre Studentin diese Entdeckungen besprechen, kommt ihnen die Idee ein Kolloquium zu veranstalten, um mehr über die „Entgrenzungen“ von Literatur hin zu Schreibbildern zu erfahren. Dieses Kolloquium findet vom 30. Juni bis zum 1. Juli 2011 statt und wird von der Fonte – Stiftung zur Förderung des geisteswissenschaftlichen Nachwuchses finanziert. Neben Sonja Sekula und Frida Kahlo werden weitere Autorinnen des 20. Jahrhunderts vorgestellt, die sich dem
„Der künstlerisch-literarischen Doppelbegabung dieser Autorinnen wurde bisher zu wenig Beachtung geschenkt. Das Kolloquium soll dazu beitragen herauszufinden, in welcher Art und Weise sie durch die Kombination von Text und Bild neue Schreibweisen entwickelt haben“, sagt Renate Kroll. Sie lädt Interessierte aller geisteswissenschaftlichen Disziplinen ein, sich am Kolloquium zu beteiligen. Es ist geplant, die Beiträge und Forschungsergebnisse zu publizieren. Constanze Haase Wer am Kolloquium interessiert ist, sendet eine kurze E-Mail an: renate.kroll@romanistik.hu-berlin.de und anja.faltin@gmx.de Renate Kroll Blicke die ich sage Frida Kahlo: Das Mal- und Tagebuch 231 S. m. 100 Farb- und sw-Abb., 15 x 23,5 cm, gebunden ISBN 978-3-496-01371-6, 29,90 Euro, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2007
Physikern der HU ist es gelungen, die kleinste fasergekoppelte Lichtquelle der Welt zu konstruieren. Diese Lichtquelle besteht aus nur zwei Komponenten – aus einem speziellen, winzig kleinen Diamanten und aus einer handelsüblichen Glasfaser. Aufgrund des Durchmessers der Glasfaser von nur 90 Mikrometern (1 Mikrometer = 1 Millionstel Meter) hat das gesamte System lediglich die Ausmaße eines menschlichen Haares. Die Ergebnisse der Arbeit wurden jetzt in der Online-Ausgabe der renommierten Zeitschrift Nano Letters veröffentlicht. Das Licht, das der Diamant aussendet, besteht aus einzelnen Lichtquanten, den Photonen, die geordnet eines nach dem anderen erzeugt werden. Diese Photonen werden dann direkt in die Glasfaser geleitet. Der spezielle Diamant ist nur 30 Nanometer groß. Vergleicht man seine Größe mit der eines Fußballs, so ist das Größenverhältnis dasselbe wie das des Fußballs zur Erde. Obwohl der Diamant so klein ist, dass er auch mit dem stärksten konventionellen Lichtmikroskop nicht gesehen werden kann, und kleiner ist als alles, was man mit einer Miniaturpinzette greifen kann, gelang es den Berliner Forschern dennoch, den Diamanten hochzuheben und gezielt auf der Glasfaser abzulegen. Dazu entwickelten sie als erste weltweit eine besondere Pick’n’Place-Methode, um den winzig kleinen Diamanten wie mit einem Kran aufzuheben und abzulegen. Das experimentelle Kernstück dieser Methode ist ein Rasterkraftmikroskop. Die sehr feine Rasterspitze dieses Mikroskops
ermöglichte es, kleinste Objekte auf der Nanometerskala mit höchster Präzision zu bearbeiten. Mit der neuen Methode wird es in Zukunft möglich sein, noch komplexere Strukturen zu konstruieren. Die Forscher denken dabei an Anwendungen für die neue Technologie der Quanteninformationsverarbeitung. Ein Beispiel ist die Quantenkryptographie, die eine abhörsichere Übertragung von Daten ermöglicht. Eine noch größere Herausforderung ist der Quantencomputer, ein Computer der nächsten Generation, der mithilfe von Lichtquanten bisher unerreichbare Rechenleistungen erzielen könnte. Die kleine fasergekoppelte Quantenlichtquelle der HU-Forscher ist dabei durch die hohe Kompaktheit und ein minimales Gewicht von weniger als einem Gramm besonders für zukünftige mobile Quantenkommunikationsgeräte geeignet. Die Robustheit der gebauten Quelle erlaubt jahrelangen Betrieb auch bei großer mechanischer Beanspruchung, etwa für Implementierungen in Satelliten. Red. Literatur: Fiber-Integrated Diamond-Based Single Photon Source; Tim Schröder, Andreas W. Schell, Günter Kewes, Thomas Aichele, Oliver Benson; Nano Letters Article ASAP Nano Letters Webseite: http://pubs.acs.org/journal/nalefd Artikel-Link online: http://pubs.acs.org/doi/pdfplus/10.1021/ nl103434r
Campus Seite 4
Kino im Kopf
Ko nz ert-Tipps Die cappella academica, Sinfonieorchester der Humboldt-Universität zu Berlin, spielt am 23. Januar 2011, 11 Uhr, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56 „Tripelkonzert“ Anton Bruckner Sinfonie Nr.1 c-Moll (Linzer Fassung) Solisten: Tristan Thery, Violine, Kajana Packo, Violoncello Beatrice Berrut, Klavier Leitung: Kristiina Poska Infos und Kartenvorbestellung www2.hu-berlin.de/cappella Eintritt 14 Euro cappella-karten@rz.hu-berlin.de Tel.: (030) 20 93 93 14 oder (030) 425 07 95, sowie im HumboldtStore, Hauptgebäude, Unter den Linden 6, und im Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt, 10117 Berlin, Tel.: (030) 203 09-2101 Fax: (030) 203 09-2233 ticket@konzerthaus.de Die Musik an der Humboldt-Universität zu Berlin präsentiert folgende Programme: „Unvergessen“ 10. Februar 2011, 20 Uhr, Konzerthaus am Gendarmenmarkt, 10117 Berlin Viktor Ullmann: „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ (1944). Ein Melodram in 12 Stücken für Sprecher und Orchester. Michael Tippett: „A Child of our Time“ (1939-1941). Oratorium für Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor und Orchester. Symphonisches Orchester der HumboldtUniversität, Humboldts Philharmonischer Chor, Sprecher: Hartmut Lehnert, Sopran: Anne Bretschneider, Alt: Uta Runne, Tenor: Clemens-C. Löschmann, Bass: Nils Cooper. Leitung: Constantin Alex Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 8 Euro
HUMBOLDT · 20. Januar 2011
Die Literaturwissenschaftlerin Sabine Berthold produziert mit ihren Studierenden eigene Hörspiele Kennen Sie Grüffelo? Das haarige Monster mit den feurigen Augen, den grässlichen Tatzen und schrecklichen Klauen? Dennoch sieht Grüffelo irgendwie sympathisch aus, und dafür lieben ihn Kinder auf der ganzen Welt. „Der Grüffelo“ ist ein 1999 erschienenes Kult-Kinderbuch des britischen AutorenDuos Axel Scheffler und Julia Donaldson, das bereits zum modernen BilderbuchKlassiker avanciert ist. Es erzählt die Geschichte einer Maus, die auf ihrem Spaziergang durch den Wald ein Ungeheuer namens „Grüffelo“ erfindet, um sich vor den wilden Tieren zu schützen – mit überraschendem Ende. Eule, Maus, Fuchs und Grüffelo, das sind nur einige der Figuren, in die einige Studierende am Institut für deutsche Literatur in diesem Semester geschlüpft sind. Im Seminar von Sabine Berthold, Juniorprofessorin für Neuere deutsche Literatur und Kinder- und Jugendliteratur/-medien, lernen die Teilnehmenden selbst ein Hörspiel für Kinder zu produzieren – vom Erstellen des Konzepts, Schreiben der Texte, der Konzeption des Sounddesigns bis hin zu den Studioaufnahmen. „Sicher könnte man professionelle Sprecher engagieren, aber die Studierenden sollen selbst erfahren, wie komplex und zugleich faszinierend es ist, aus einer literarischen Vorlage ein fesselndes Hörspiel für Kinder entstehen zu lassen“, erklärt Sabine Berthold.
Im Studio: Die Studierenden sollen selbst erfahren, wie komplex und zugleich faszinierend es ist, aus einer literarischen Vorlage ein fesselndes Hörspiel für Kinder entstehen zu lassen. Foto: Bob Göhler
Neben einer Einführung in die Grundlagen der Konzeption eines Hörspiels tüfteln die Teilnehmer an einem Regieplan und lernen alles über den wirkungsvollen Einsatz von Musik und Geräuschen und Schneiden eines Hörspiels. Unterstützt werden sie dabei von erfahrenen Praktikern, die als Gäste ins Seminar kommen. Etwa Oliver Rohrbeck, Chef der Jungdetektive der Hörspielreihe „Die drei ???“. Und Bernhard Voß vom evangelischen Rundfunkdienst, der als Theatermusiker tätig ist, Jingles fürs Kulturradio und Audioguides
Rudern als Leidenschaft
Leben und Werk der tschechischen, auf Deutsch schreibenden Autorin Libuše Moníková thematisiert eine Ausstellung unter dem Titel „Libuše Moníková. Meine Bücher sind teuer“, die am 20. Januar im Foyer des Universitätsgebäudes am Hegelplatz eröffnet wird. Moníková kam 1971 in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie als Autorin von Romanen wie „Die Fassade“, oder „Treibeis“ bekannt wurde. Bis zum ihrem Tod im Jahre 1998 in Berlin, verstand sie sich als Botschafterin der tschechischen Kultur im deutschsprachigen Raum. Die Ausstellung des Museums der tschechischen Literatur in Prag wird von der HU und dem Tschechischen Zentrum gezeigt. Sie steht unter der Schirmherrschaft des Botschafters der Tschechischen Republik. Die Ausstellung ist bis zum 25. Februar zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 bis 21 Uhr, Samstag 9 bis 15 Uhr. Foto: Tschechische Kulturtage, Z webu
L e s e t ip p s Metropolitan Views: Berlin, Berlin. Kunstszenen 1989–2009 Conny Becker, Christina Landbrecht und Friederike Schäfer (Hg.) Deutscher Kunstverlag, Berlin 2010 ISBN 978-3-422-06967-1 256 Seiten mit 10 farbigen und 94 schwarzweißen Abbildungen, Broschur, 19,90 Euro
Kartenreservierungen werden unter der Telefonnummer 030/2093-2442 entgegen genommen. www.hu-berlin.de/musik
Libuše Moníková. Meine Bücher sind teuer
Am 21. Januar 2011, 12.00 bis 16.00 Uhr, wird Oliver Rohrbeck gemeinsam mit den Studierenden ein Live-Hörspiel produzieren. Ort: Dorotheenstraße 24, Raum 1.301. Interessierte sind herzlich eingeladen teilzunehmen. Um Anmeldung wird gebeten: sabine.berthold@german.hu-berlin.de
Die Studentin Tina Manker ist eine international erfolgreiche Sportlerin
17. Februar 2011, 20 Uhr, Max-Taut-Saal, Fischerstr. 36/Schlichtallee, 10317 Berlin 19. Februar 2011, 20 Uhr, Heilig-KreuzKirche, Zossener Str. 65, 10961 Berlin Sergej Rachmaninow: „Klavierkonzert Nr. 3 in d-Moll“ op. 30. Ernest Chausson: „Symphonie Nr. 1 in B-Dur“ op. 20. Humboldts Studentische Philharmonie, Klavier: Lucas Blondeel. Leitung: Constantin Alex Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 6 Euro
Au s s te l lung
für Museen entwickelt. „Hörspiele sind Kino im Kopf, es muss gelingen, das Bild auf der Hörebene abzubilden“, betont er. Dass eine Hörspielproduktion mehr ist, als aus einem Buch laut vorzulesen, merken die Seminar teilnehmer im Tonstudio schnell: „Wir müssen uns von jeglichem Schamgefühl freimachen“, erzählt Peter Irtmann. Der 25-jährige Masteranwärter wird sein Studium im Sommer beenden und dann als Lehrer unterrichten. Dass Hörspiele für die kindliche Entwicklung wichtig sind, daran zweifelt er nicht.
Ohne Zuhören gibt es keine Sprachentwicklung, denn vor dem Lesen kommt das Hören, und genau das macht Hörspiele so wichtig. Was in den 60er Jahren die Kassetten waren, sind heute MP3-Player. „Es gibt eine Renaissance des Mediums Hörspiel. Live-Events wie die Auftritte der ,Drei ???‘ eröffnen kollektive Hörräume und stellen – neben Individualisierung und Digitalisierung – einen wichtigen Trend auf dem Hörbuchmarkt dar. Heutzutage sind zunehmend crossmediale Medienangebote zu beobachten – Buch, Hörbuch und Film ergänzen sich gegenseitig“, erklärt Sabine Berthold. Neben dem Grüffelo wurde im Seminar auch das Buch „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ von Hannes Hüttner und Gerhard Lahr vertont, ein Klassiker der DDR-Kinderliteratur. „Der Arbeitsumfang für wenige Minuten Hörspiel ist wirklich enorm“, sagt Peter Irtmann. Aber das hält ihn nicht von seinem Plan ab: „Ich könnte mir gut vorstellen, selbst später mit meinen Klassen Hörspiele zu produzieren.“ Constanze Haase
Die Besatzung des erfolgreichen Doppelvierers nach dem Gewinn der WM-Bronzemedaille. Von links nach rechts: Julia Richter, Tina Manker, Carina Bär, Britta Oppelt. Foto: Linus Lichtschlag „Sehr geehrte Frau Radde, ich sende Ihnen herzliche Grüße von der Ruder-Weltmeisterschaft in Neuseeland und möchte mich auf diesem Wege herzlich für Ihre Unterstützung des Spitzensports an der HU bedanken!“ Diese Kartengrüße kamen von Tina Manker, HU-Studentin und eine der erfolgreichen Ruderinnen, die zur Weltmeisterschaft 2010 in Neuseeland mit ihrer Crew (Britta Oppelt, Carina Bär, Julia Richter, Tina Manker) im Doppelvierer die Bronzemedaille gewannen. Die 21-jährige Sportlerin studiert seit 2008/09 die Fachrichtung Lehramt Deutsch/Englisch, trainiert im Ruderklub am Wannsee und kann auf eine bemerkenswerte sportliche Karriere verweisen. Ihre Leidenschaft für das Rudern entdeckte sie, als sie sich im Jahr 2000 für den Besuch der Sportschule entschied. Es war die Herausforderung dieser Natursportart mit ihren ständig wechselnden Witterungs- und Wasserbedingungen, die sie dazu animierte und von den Athleten nicht nur Kraft, sondern auch taktisches Können in der Renngestaltung und ein gutes Gespür für die jeweilige Situation verlangt. Das bestätigte sich auch wieder zur WM auf dem Lake Karapiro, wo sich ihr Doppelvierer bei äußerst schwierigen Bedingungen – starker Seitenwind und tückische Wellen – erst durch einen furiosen Schlussspurt an die führenden Boote herankämpfte und nur mit 31 Hundertstel die Silbermedaille verpasste.
Aber auch der Wechsel zwischen Einzelund Mannschaftsrennen macht Rudern für sie so attraktiv. So sagt sie, dass man sich im Einer immer wieder selbst motivieren muss, während im Zweier die perfekte Abstimmung notwendig ist: „Man muss sich nicht lieben, aber man sollte gut miteinander auskommen“. Im Vierer dagegen, der schnellsten Bootsklasse, sollten vier Charaktere ein harmonisches Miteinander finden. Entscheidend für den Einsatz ist aber immer die Einerleistung. Tina Manker stand in allen Bootsklassen schon auf dem obersten Treppchen: Junior Weltmeisterin im Einer (2007), Deutsche und Weltmeisterin im Zweier (2008), erste Plätze beim Weltcup im Doppelvierer (2009/2010) und nun die Silbermedaille bei den Europameisterschaften und WMBronze in Neuseeland. Leider findet Rudern in Deutschland geringes Medieninteresse und somit säumen wenig Zuschauer die Rennstrecken, was sie sehr bedauert. Nach ihren nächsten Zielen befragt, möchte sie Studium und Leistungssport weiterhin planmäßig gut koordinieren können, damit sie auch im kommenden Jahr in der Nationalmannschaft rudern kann und die Chance erhält, 2012 bei den Olympischen Spielen in London für Deutschland und damit natürlich auch für ihre Universität zu starten. Gerlinde Radde
„Berlin, Berlin!“ – Gilt der euphorische Titel der ersten Berlin Biennale noch, oder bricht für die deutsche Kunsthauptstadt eine neue Phase an? Der Essayband bietet einen facettenreichen Einblick in eine der derzeit spannendsten Kunstmetropolen der Welt. Die Autoren untersuchen Charakteristika der Berliner Kunstszene, zeichnen ihre Entwicklung seit dem Mauerfall nach und gehen dem „Phänomen Berlin“ auf den Grund. Metroplitan Views wendet sich
an alle, die sich für zeitgenössische Kunst und Kultur interessieren. In Berlin wird am liebsten über Berlin geredet – sei es, dass man sich im eigenen Glanz sonnt oder im Selbstzweifel versinkt und regelmäßig die Frage stellt: Ist Berlin vorbei? Diese Frage ist naheliegend in einer Stadt, die mit ihren zwei ehemals getrennten, wenig beachteten Kunstszenen in den vergangenen zwanzig Jahren zur angesagtesten Kunstmetropole avancierte und damit den Zenit ihrer internationalen Bedeutung erreicht zu haben scheint. Der Zweifel ist allerdings bereits virulent, seit Mitte der 90er Jahre in Berlin die Konsolidierungsphase einsetzte. Jeden Neu-Berliner treibt das Gefühl um, etwas verpasst zu haben. Aber vielleicht liegt genau darin der Grund für den ungebrochenen Selbsterneuerungstrieb der Berliner Kunstszenen. Mit Beiträgen von Isabelle Graw und Andreas Koch sowie einer Fotoserie von Ulrike Ottinger. Christina Landbrecht
Fitness-Tandem in Adlershof Einer zahlt – zwei trainieren
Alle Jahre wieder: Weihnachtsgans, Schokoladenteller und sonstige Leckereien zieren unsere Körper zu Beginn des neuen Jahres in Form einiger zusätzlicher Pfunde. Wem dies nicht passt, der sollte sich an der Aktion des Hochschulsports in Adlershof beteiligen. Beim Fitness Tandem trainieren zwei, es zahlt aber nur einer. Einfach eine 15er Karte zum Preis von 25 Euro (Studenten) oder eine Sechsmonatskarte für 60 Euro (Studenten) erwerben und die Begleitperson trainiert umsonst. Das Angebot gilt bis zum 20. Februar 2011 nur im Fitnessstudio Adlershof. Das Studio verfügt über eine moderne, hochqualitative Ausstattung mit einer Vielzahl von Stationen und einem Freihantelbe-
reich. Der Vorteil gegenüber anderen Studios besteht in der persönlichen Betreuung zu einem günstigen Preis. Die Trainer des Hochschulsports sind ausgebildete Fachkräfte, die vor Ort beraten und helfend zur Seite stehen. Mirko Funke/Foto: Hochschulsport Fitnessstudio im Sportzentrum Adlershof Rudower Str. 18 12542 Berlin (Adlershof) www.zeh.hu-berlin.de Öffnungszeiten: Mo/Mi/Fr: 16-20 Uhr, Di/Do: 12:30-20 Uhr Bus 162, 164 ab S-Bahn Adlershof (3 min Fahrzeit ab Erwin-Schrödinger-Zentrum), A113 Abfahrt 5 Adlershof
Campus HUMBOLDT · 20. Januar 2011
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Schwer zu erreichen
Mit Bibliotheken durch Europa
Leidet die Wettbewerbsfähigkeit von Adlershof wegen immer schlechter werdender Verkehrsverbindungen? Seit jüngstem führt Prof. Elmar Kulke Strichlisten. „Schauen Sie hier, bei diesem Oberseminar sind zwischen 9.25 und 9.40 Uhr etappenweise noch zehn Studierende eingetroffen.“ Nein, der Geografie-Professor will sich nicht über die schlechten Manieren seiner Studierenden beklagen, vielmehr ärgert er sich zunehmend über ein Problem, das auch viele andere Berliner betrifft: die öffentlichen Verkehrsmittel, insbesondere die S-Bahn. Dem Professor geht es aber nicht nur um 6.500 Adlershofer Studierende und 13.000 Beschäftige, die tagtäglich nach Adlershof fahren, sondern um den Technologiepark selbst. Denn bei einer Befragung für ein EU-Projekt über Netzwerkmanagement in Technologieparks, zeigten sich als überraschendes Nebenprodukt Verlagerungsabsichten von Unternehmen wegen der schlechten Verkehrsbedingungen. „Seit wir 2003 an den Standort gezogen sind, verschlechtert sich die Verbindung zwischen Adlerhof und Mitte von Jahr zu Jahr“, erklärt Wirtschaftsgeograf Kulke. War es anfangs noch möglich, mit einer durchgehenden Verbindung Adlers hof von der Friedrichstraße aus in etwa 30 Minuten zu erreichen, scheitert das heute schon daran, dass der Umstieg am Bahnhof Ostkreuz wegen der Bauarbeiten obligatorisch ist. Zudem fahren die Züge seit geraumer Zeit nur im 20-MinutenTakt und auch die sinnvolle Nutzung der Zeit im Zug, beispielsweise durch Lesen, wird mittlerweile durch nur jeweils zwei zur Verfügung stehende Doppelwagons, die zu den Stoßzeiten proppenvoll sind, vereitelt. „Dabei darf man nicht vergessen, dass bei der städtebaulichen Konzeption von Adlershof dem öffentlichen Nahverkehr besondere Bedeutung beigemessen wurde, die Parkmöglichkeiten wurden bewusst
So rasant ist die Berliner S-Bahn schon lange nicht mehr unterwegs. Das wirkt sich auch auf den Unibetrieb aus. Foto: Janine/pixelio
reduziert, damit die Leute die Öffentlichen nutzen“, berichtet der HU-Wissenschaftler, der selbst alle Wege mit Bus und Bahn zurücklegt. „Die S-Bahn erhielt die Aufgabe, die wichtigen Verbindungen nach Berlin Mitte zu sichern.“ Ein grundlegendes Problem nach dem Umzug nach Adlershof war auch die Studierbarkeit an den zwei HU-Standorten Mitte und Adlershof, denn viele Studierende müssen zwei Fächer, ein geistesund ein naturwissenschaftliches Fach, unter einen Hut bringen. Die Universität hat daraufhin beschlossen, die Lehrveranstaltungen in Adlershof zu ungraden Stunden beginnen zu lassen und die in Mitte zu graden. „Aber diese eine Stunde
Luft reicht für den Standortwechsel immer häufiger nicht mehr aus“, sagt Kulke. Studentin Anna, die Mathematik und Betriebswirtschaftslehre studiert, kann das bestätigen: „Man muss sich sehr beeilen, wenn man pünktlich zu den Vorlesungen kommen möchte, überzieht ein Professor in Adlershof um fünf Minuten, hat man ein Problem, bei dem nächsten in Mitte pünktlich zu sein.“ Und nun auch die ersten Ergebnisse aus dem europäischen Verbundprojekt KnowMan, „Knowledge Network Management in Technology Parks“, an dem sechs europäische Technologie-Regionen teilnehmen. Ziel ist es, die Kooperation zwischen Unternehmen, Wissenschaft und regionaler Verwaltung zu optimieren und die
Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. „Wir sind gerade dabei, mit Fragebögen und persönlichen Interviews herauszufinden, mit welchen Instrumenten und Initiativen man die Netzwerkbildung zwischen den Standortpartnern vorantreiben kann“, sagt Doktorand Sascha Brinkhoff. „Dabei haben wir auch mitbekommen, dass für ein Adlershofer Unternehmen die schlechte Erreichbarkeit ein Grund für den Umzug ist, andere Unternehmen beobachten die Situation aufmerksam.“ Professor Kulke fürchtet nun um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts – auch vor dem Hintergrund, dass die (Ex-) Flughäfen Tegel und Tempelhof als weitere Technologiestandorte diskutiert werden. Peer Ambrée, Mitarbeiter der Adlershofer Standortbetreiberin Wista Management GmbH, ist wenig optimistisch, dass sich das Problem der „hoffnungslos überfüllten Züge“ schnell beheben lässt. „Zurzeit ist jeder Standort nicht besser dran als Adlershof, zuerst muss die S-Bahn einen vernünftigen Fahrplan hinbekommen, erst dann kann sich auch etwas für Adlershof ändern.“ In der Vergangenheit habe es immer wieder gemeinsame Initiativen der Standortpartner gegeben, eine Verbesserung der Situation bei der S-Bahn zu erwirken. Ohne Erfolg. Kulke appelliert an die Berliner Politik. „Wenn schon die Belange ihrer Reisenden für die S-Bahn unwesentlich sind, sollte doch die Politik hier eingreifen“, meint er. „Es darf doch nicht sein, dass ein Erfolgsprojekt wie Adlershof im Standortwettbewerb zurückfällt, nur weil die eigene gewählte Verkehrsstrategie nicht mehr umgesetzt wird.“ Ljiljana Nikolic Weitere Infos zu Know-Man: www.know-man.eu
„Es geht nicht um Karriere, sondern um Inhalte“ In der Humboldt-Viadrina School of Governance setzen bereits Studierende politische Projekte um Die Idee für das Internetradio Magdalena TV hatte Tobias Postulka schon länger. Der 45-Jährige, der im Magdalena Caritas Kinder- und Jugendzentrum in Lichtenberg arbeitet, bringt Kindern und Jugendlichen aus dem Bezirk bei, Interviews zu führen, selbst vor der Kamera zu agieren, und kleine Radiobeiträge fürs Internet zu basteln, um so soziale Kompetenzen zu schulen. Was Tobias Postulka anfangs fehlte waren Unterstützer und Sponsoren, die die Umsetzung des Projekts langjährig fördern. Gleichzeitig war er auf der Suche nach einer geeigneten Weiterbildung – auf „intellektueller wie beruflicher Ebene“. Gefunden hat er sie in der HumboldtViadrina School of Governance. Das zweijährige berufsbegleitende Studium zum Master of Public Policy will engagierten jungen Akademikern helfen, Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln und konkret umzusetzen. „Ich fühle mich in der Jugend- und Bildungsarbeit pudelwohl, aber jeder hat doch das Ziel, sich auch neue Horizonte zu eröffnen. Nun kann ich beides mitein-
Nachgefragt Die Humboldt-Viadrina School of Governance ist ein Gemeinschaftsprojekt der Humboldt-Universität zu Berlin und der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Ein Gespräch mit Leiterin Gesine Schwan. Frau Prof. Schwan, welche Voraussetzungen müssen Studienbewerber an der HumboldtViadrina School of Governance mitbringen? Ein abgeschlossenes Hochschulstudium und mindestens zwei Jahre Berufserfahrung. Bei uns studieren Sozialarbeiter wie Physiotherapeuten gleichermaßen. Diese Vielfalt ist unsere Prämisse.
Alle sechs bis acht Wochen kommen die Studierenden aus aller Welt zusammen, um sich auszutauschen.
des Managements zu erlernen, sich im Forum auszutauschen und an der Umsetzung ihrer Projekte zu arbeiten. Einige von ihnen kommen aus Peking, der Ukraine und Kolumbien. „Es macht unheimlich viel Spaß. Aber den Stoff und Zeitaufwand neben dem Beruf darf man nicht unterschätzen“, sagt Tobias Postulka. Einige seiner Kommilitonen können das Studium in das normale Arbeitsverhältnis integrieren, andere nehmen Urlaub, er selbst bekommt oft Weiterbildungstage genehmigt. „Das Modul ,Verhandeln‘ steht eben ziemlich früh auf dem Lehrplan. Aber der Arbeitgeber profitiert ja auch vom Studium“, sagt Postulka. Eine Erfolgsgeschichte vom Internetradio Magdalena TV macht ihn besonders stolz: „Ein Junge hat dadurch eine mehrtägige Schulung als VJ bei der Deutschen Welle bekommen. Das motiviert!“ Constanze Haase Foto: Tobias Postulka
Die Bewerbungsfrist für den nächsten Jahrgang endet am 31. Mai 2011. Für diejenigen, die ein Stipendium beantragen möchten, ist der Stichtag der 31. März 2011. Infos unter: www.humboldt-viadrina.org
ander verbinden“, sagt Postulka, der Philosophie studiert hat und an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft Wirtschaftsethik und Technikphilosophie lehrt. Denn er hatte Glück und bekam das
Vollstipendium, das alljährlich an einen der Bewerber vergeben wird. Alle sechs bis acht Wochen kommen alle Studierenden eines Jahrgangs für drei Tage zusammen, um das Handwerkszeug
Was macht den Studiengang so einzigartig? Es gibt wohl keinen anderen Studiengang für Governance in Deutschland, der von den Bewerbern verlangt, ein politisches P rojekt bei der Bewerbung vorzustellen und sich zum Ziel setzt, dieses Projekt während des Studiums umzusetzen. Diese Lernpers pektive aus dem praktischen Projekt heraus ist einzigartig.
eine große Rolle, dazu gehört ein starker Selbstreflexionsprozess. Wir fördern hier eine Atmosphäre der konstruktiven Selbstkritik.
robleme umzusetzen, indem wir ihnen P das theoretische und praktische Rüstzeug dafür mitgeben.
Die Studiengebühr beträgt 4.500 Euro pro Semester. Die Schule wurde anfangs stark als Kaderschmiede für eine neue Elite kritisiert. Der Studiengang ist nicht so aufgebaut, dass junge Leute mit dem Schildchen Elite kommen oder auch wieder gehen. Uns geht es nicht um Karriere, sondern um Inhalte. Diese Schule versteht sich als zivilgesellschaftlicher Akteur, der bei aller Naivität demokratische Politik verbessern will. Wir möchten engagierte junge Leute dabei unterstützen, ihre Lösungsansätze für gesellschaftliche
Welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es? Wir haben günstige Kreditangebote und bemühen uns um Teilstipendien. Jedes Jahr vergeben wir ein Vollstipendium. Zukünftig möchten wir unsere Studierenden auch verstärkt aus dem Privatsektor und Nicht regierungsorganisationen rekrutieren, wo die Institutionen die Studiengebühr zahlen. So könnte ein internationales Netz aus Innovationsmotoren aufgebaut werden, das teure Beratungsfirmen überflüssig macht.
Wie läuft das Studium ab? Wir laden interessante Theoretiker und Praktiker ein, unsere Kurse zu leiten; etwa Jörg Reinbold, den Gründer von ebay Deutschland. Unser didaktischer Stil hat eher Werkstattcharakter. Debatten in den Teams spielen
Es ist sicher selten, dass deutsche Studierende mit der Angst nach Wien fahren, sie könnten mit dem Sprachniveau nicht mithalten. Treffen sich jedoch die fünf Teilnehmeruniversitäten des Intensivprogramms Biblio thek, wie 2010 an der Wiener Universität, so kann dies durchaus der Fall sein. Denn da die Kommilitonen der Summer School aus Bulgarien, Deutschland, Litauen, Österreich und der Tschechischen Republik stammen, ist die Projektsprache Englisch – sowohl für die Lehrenden, als auch für die studentischen Teilnehmer. Das Intensivprogramm Bibliothek (IPBib) fand bereits zum zweiten Mal im September 2010 statt. Gegründet wurde es 2009 in Berlin. Grund dafür war die Eröffnung des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums. Während der Bauphase hatten sich einige Ideen und Probleme ergeben, beispielsweise fehlende Orientierungspläne, Informationen zur Barrierefreiheit und Ähnliches. Die Organisatoren des IPBib, Katharina Tollkühn, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek, und Gertrud Pannier vom Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, wollten diese spannenden Sachverhalte bezüglich des Bibliotheksneubaus auch an andere Bibliotheksstudierende außerhalb Deutschlands weitergeben, um so zukünftigen Bibliotheksbauten planungsbedingte Probleme zu ersparen und gute Ideen von vornherein zu integrieren. Da das Projekt im Jahr 2009 ein großer Erfolg war, konnte es im September 2010 beim Bauprojekt der Fachbereichsbibliothek Bildungswissenschaften der Wiener Universität fortgesetzt werden. Nicht nur die 24 studentischen Teilnehmer des Programms, sondern auch die Dozenten kamen aus den fünf Partnerländern. Das Besondere des IPBib ist nicht nur die internationale Zusammenarbeit der Bibliotheksstudiengänge, sondern auch die Tatsache, dass die Studenten an den Workshops und Seminaren der einzelnen Thementage aktiv und vor Ort teilnehmen konnten. Wie oft bekommt man sonst im Universitätsalltag die Möglichkeit, die Größe seiner Wunschbibliothek mit Regalen, Magazinen und Freihandbereichen zu berechnen? Oder gar einen Tag der offenen Tür im GrimmZentrum selbst zu gestalten? In insgesamt fünf Teams mit ungefähr je einem Vertreter aus den Ländern wurden im Laufe der zwei Wochen nicht nur Aufgaben bewältigt, sondern auch Freundschaften geknüpft. Vielleicht treffen sich die Kommilitonen aus dem Wiener Projekt Anfang Februar 2011 in Ungarn bei BOBCATSSS, der Konferenz der Bibliotheksstudierenden, wieder. Denn dort wird, genau wie 2010 in Parma, auf der IFLA in Göteborg, auf der Frankfurter Buchmesse 2010 und auf dem Bibliothekartag Berlin 2011, das Projekt von teilnehmenden Studenten präsentiert. Und spätestens im Herbst 2011, wenn das Projekt in Vilnius fortgesetzt wird, gibt es die Chance auf ein Wiedersehen. Dann ist das Projekt einmal durch alle Teile Europas gereist. Ulrike Stöckel
„Univention“ Absolventenpreis ausgelobt Der Univention Absolventenpreis zeichnet herausragende Abschlussarbeiten aus dem Umfeld von Open Source Software aus. Der mit 3.500 Euro dotierte Preis wird bereits zum vierten Mal verliehen. Bis zum 15. Februar 2011 können noch Abschlussarbeiten eingereicht werden. www.absolventenpreis.de
Wettbewerb „Was macht gesund?“ Welche Forschungsaktivitäten rund um die Gesundheit beschäftigen Studierende in Deutschland? Dieser Frage geht das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Wissenschaftsjahr 2011 – Forschung für unsere Gesundheit, nach. Beim Wettbewerb für Studierende „Was macht gesund?“ sind alle Fachrichtungen und Wissenschaftsdisziplinen dazu aufgerufen, öffentlichkeitswirksame Projekte zur Vermittlung ihrer Beiträge für die Gesundheitsforschung zu entwickeln. Die 15 besten Ideen werden mit jeweils 10.000 Euro für die Umsetzung prämiert. Bewerbungsschluss ist der 24. Februar 2011. www.forschung-fuer-unsere-gesundheit.de
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Geschichte HUMBOLDT · 20. Januar 2011
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Alt wie ein Baum
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Ausgewählte Jubiläen im Januar
Das Forschungs- und Lehrsortiment von Gehölzkultivaren in Zepernick Mit dem Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) hatte es schließlich auch geklappt. Als vor neun Jahren der Umzug des Fachgebiets Urbane Ökophysiologie der Pflanzen von Berlin-Köpenick nach Zepernick anstand, sollte der damals noch vergleichsweise kleine Baumriese die Reise gar nicht erst mit antreten. Zu aufwändig und risikoreich wäre das Umsetzen des Baumes, die Chancen für ein Anwachsen am neuen Standort des Forschungs- und Lehrsortiments von Gehölzkultivaren in Zepernick ohnehin nur gering. Doch Matthias Zander, der Leiter der Arbeitsgruppe Vermehrungstechnologie/Baumschulwesen blieb hartnäckig. Der Baum kam mit. Er überragt heute die rund 2.000 verschiedene Arten, Sorten und Klone umfassende Gehölzsammlung. Eine echte Sehenswürdigkeit im idyllischen Panketal. Etwas unscheinbarer, aber nicht minder interessant sind die zahlreichen anderen Pflanzen auf der vier Hektar großen Versuchsfläche im Norden Berlins. Selbst in trüben Wintertagen tragen einzelne Pflanzen wie die Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana) leuchtend gelbe, duftende Blüten. Doch den hier tätigen Wissenschaftlern um Fachgebietsleiter Christian Ulrichs geht es natürlich um weit mehr als um optische Reize. Für die Urbanen Gartenbauer ist die Versuchsstation von unschätzbarem Wert, können doch in diesem exzellenten Freilandlabor Wirkung und Standorteignung von Pflanzenkulturen unter städtischen Bedingungen hervorragend überprüft und bewertet werden. Eines der wichtigsten seit 2006 hier durchgeführten Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit dem Aufbau eines Modellbestandes und der Erhaltung heimischer Weiden der Gattung Salix. In ganz unterschiedlichen Konzentrationen enthält die Rinde dieser Pflanzen den Stoff Salicin, ein natürlich vorkommendes Schmerzmittel, das beim Menschen wie Aspirin – also synthetisch gewonnene Acetylsalicylsäure – wirkt. „Was in den natürlichen Vorkommen unserer heimischen Weidenarten überhaupt für ein Potenzial als Heilpflanze steckt, damit hat sich bislang noch keiner beschäftigt; das ist Grundlagenarbeit“, so der Agrarwissenschaftler Matthias Zander. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er halb Europa nach geeigneten Naturbeständen abgesucht, Material gewonnen und durch gezielte Selektion ein inzwischen weltweit einzigartiges Klonarchiv besonders salicinreicher Weidenarten in Zepernick angelegt. Auf diese Weise können Basisdaten für die Herstellung einer ganz neuen Generation von Arzneimitteln gewonnen werden. Auch die Folgen des Klimawandels auf die Wuchsbedingungen von Pflanzen beschäftigen Matthias Zander und seine Kollegen. Gehölze der Art Viburnum opulus, den meisten Garten- und Naturfreunden besser als Gewöhnlicher Schneeball bekannt, und verschiedene Lindensorten und -klone werden hier einem Stresstest unterzogen. Ziel ist es heraus zu finden,
Das Bedürfnis nach vollen, ebenmäßigen und geradwüchsigen Weihnachtsbäumen ist so groß, dass mehrere Baumschulen, ein renommiertes Gartenbauzentrum und die Humboldt-Universität kooperieren, um mittels in-vitro-Technik die standort- und marktgerechten Tannenbäume zu entwickeln. Noch sind die Schösslinge winzig und es muss wohl noch einige Zeit verstreichen, bis vielleicht akzeptable Weihnachtsbäume daraus werden. Doch die erhofften Ergebnisse werden dann nicht nur ästhetischer Natur sein, denn die aufwändige mechanische oder chemische und damit nicht selten umweltbelastende Nachbehandlung der Bäume würde damit entfallen. Geforscht wird nicht im Geheimen, die Nachbarschaft hat längst den Versuchsgarten für sich entdeckt. Schüler des Gymnasiums Panketal nutzen einen Teil des Areals als offenen Schulgarten und arbeiten mit Unterstützung durch die Fachleute der Universität an thematisch unterschiedlichen Jahresprojekten. Weniger wissenschaftlich, dennoch besonders beliebt, ist der alljährliche Tag der offenen Tür zur Rhododendrenblüte im Mai. Die rund 150 verschiedenen Arten und Sorten sind dann in voller Blütenpracht zu erleben. Ein Anblick, der mit Sicherheit auch das Herz von Matthias Zander höher schlagen lässt. Doch bei aller Freude und dem Wissen um den praktischen Wert der Fläche für laufende und zukünftige Forschungen weiß er, dass um den Standort weiterhin gerungen werden muss. Die Zusage der Hochschule zum Erhalt der universitären Sammlung von Gehölzkultivaren für die kommenden zwei Jahre hat das Fachgebiet sicher. Eine Perspektive, die auch dem Lebenszyklus eines Mammutbaums gerecht würde, wäre Matthias Zander freilich lieber. Dirk Maier
Versuchsstation Zepernick Gemeinde Panketal Poststraße 18 www.agrar.hu-berlin.de/struktur/institute/ nptw/ubg/
Echte Sehenswürdigkeit: Der Mamutbaum (Sequodendron giganteum) überragt die rund 2.000 verschiedene Arten, Sorten und Klone umfassende Gehölzsammlung. Fotos: Versuchsstation Zepernick
Wahre Pracht: Zur Rhododendrenblüte im Mai sind die rund 150 verschiedenen Arten und Sorten in voller Schönheit zu erleben.
wie der weit verbreitete Strauch auf unterschiedliche Wasserversorgung reagiert und welche physiologischen Biomarker dabei auf Wassermangel ansprechen. Damit ist der Standort Teil des Innovationsnetzwerkes Klimaanpassung Berlin Brandenburg (Inka BB). Und dann sind da noch die zahlreichen anderen, nicht weniger anwendungsbezogenen Projekte, die das Freilandlabor in Zepernick für die Forscher unersetzlich machen: Seit 2005 züchtet man hier, gemeinsam mit dem Institut für Biologie, Nordmanntannen aus dem Reagenzglas.
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OBJEKT DES MONATS Der Kupferstich: Classis VI. Ordo I. Hexandria Monogynia; Amarillis Belladonna Johann Sebastian Müller (Ioannes Miller; John S. Miller): Illustratio Systematis Sexualis Linnaei. Ausgabe mit deutscher Übersetzung. Frankfurt am Main 1804. Der kolorierte Kupferstich ist Teil des kompletten Tafelbandes mit 108 derartigen Bildern aus der Rarasammlung der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität. Druckplatte: 44 cm x 29 cm; Blatt: 54,7 cm x 38 cm Der Grafiker Johann Sebastian Müller (17151790), veranschaulichte in diesem kostbaren Buch mit je einer typischen Pflanze die Klassen und Ordnungen der botanischen Systematik Carl von Linnés. Maßgebliches Kriterium waren die einfach nachvollziehba-
ren Zahlenverhältnisse zwischen männlichen und weiblichen Blütenteilen: hier also den sechs Antheren zu einem Stempel. Nach heutiger Systematik ist die abgebildete Pflanze einzige Art der Gattung Amaryllis, die zur Familie der Amaryllidaceae gehört. Heimisch ist die prächtige Blume in Südafrika, findet sich jedoch auch schon lange in Südeuropa verwildert. Zum Ende der sommerlichen Trockenzeit erscheinen aus der unbelaubten Zwiebel die Blüten – ein Umstand, der den englischen Namen „Naked Lady“ erklärt. Quelle: UB www.kulturtechnik.hu-berlin.de/odm/galerie
50. Todestag: Erwin Schrödinger 12.8.1887 - 4.1.1961, Physiker Erwin Schrödinger gehört zu den bedeutendsten Physikern des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1926 formulierte er die noch heute gebräuchliche Schrödinger-Gleichung, die die Grundlage der Wellenmechanik darstellt und ihm 1933 zusammen mit Paul Adrien Maurice Dirac den Nobelpreis für Physik einbrachte. Schrödinger wurde 1887 in Wien geboren. Nach seinem Abschluss am Akademischen Gymnasium begann er 1906 das Studium der Mathematik und Physik an der Universität in Wien und promovierte 1910. Während des Ersten Weltkrieges diente er als Artillerieoffizier. 1927 folgte Schrödinger dem Ruf an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, wo er die Nachfolge Max Plancks antrat und den Lehrstuhl für Theoretische Physik übernahm. Aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließ er Deutschland und begann, Vorlesungen am Magdalen College in Oxford zu halten. Schrödinger kehrte 1956 nach Wien zurück, wo er auch beerdigt wurde. Das Erwin Schrödinger-Zentrum gilt als das Herzstück des mathematisch-naturwissenschaftlichen Campus in Adlershof. Es beherbergt unter anderem die Universitätsbibliothek sowie den Computer- und Medienservice. 90. Geburtstag: Eva-Maria Buch 31.1.1921 - 5.8.1943, Widerstandskämpferin Eva-Maria Buch war ein Mitglied der Roten Kapelle und leistete Widerstand gegen den Nationalsozialismus, indem sie Aufrufe ins Französische übersetzte. Sie wurde 1943 in Plötzensee hingerichtet. Buch wurde 1921 in Berlin-Charlottenburg geboren und besuchte die Ursulinen-Schule, die jedoch von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Obwohl sie die Schule ohne Abitur verlassen musste, konnte sie das Seminar für Sprach- und Dolmetscherwesen an der Auslandshochschule der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität besuchen. 1940 lernte sie den Buchhändler Wilhelm Guddorf kennen, der sie in den Kreis der Widerstandsgruppe Rote Kapelle einführte. Im August 1942 wurde ein Haftbefehl gegen deren Mitglieder erlassen. Eva-Maria Buch wurde am 11. Oktober 1942 in der elterlichen Wohnung festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Ihr Prozess begann am 1. Februar 1943, woraufhin sie zum Tod verurteilt wurde. Ein Gnadengesuch ihrer Eltern wurde von Hitler persönlich abgelehnt. In Erinnerung an Eva-Maria Buch trägt der Gedenkstein im Innenhof der HumboldtUniversität zu Berlin ihren Namen. 90. Todestag: Wilhelm Foerster 16.12.1832 - 18.1.1921, Astronom Wilhelm Foerster gilt als ein bedeutender Forscher auf dem Gebiet der Astronomie. Aufgrund seiner besonderen Leistungen wurde die Sternwarte in Berlin-Tempelhof nach ihm benannt. Wilhelm Foerster wurde 1832 im schlesischen Grünberg geboren und besuchte ab 1847 das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau. Von 1850 bis 1854 studierte er Mathematik, Physik, Kunstgeschichte und später auch Astronomie an der Universität Bonn. Vier Jahre später habilitierte er sich an der Friedrich-Wilhelms-Universität, nachdem er zuvor als Assistent in der Berliner Sternwarte arbeitete und forschte. 1865 übernahm Foerster das Amt des Direktors der Sternwarte. Unter seiner Leitung konnten zahlreiche Messinstrumente modernisiert werden. Ab 1872 nahm Foerster erfolgreich an den Verhandlungen zur weltweiten Einführung des metrischen Systems teil. Die Meterkonvention trat 1875 in Kraft. Im selben Jahr wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. Im Jahr 1888 gründete er zusammen mit Max Wilhelm Meyer und Werner von Siemens die astronomische Gesellschaft Urania. Von 1891 bis 1892 war Foerster als Rektor der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität tätig.
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Sandra Maier
Kultur Seite 8
HUMBOLDT · 20. Januar 2011
Von Künstlerbüchern und Buchkünstlern Eine Augenreise von Studierenden des Menzel-Dachs im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum Eine Sternstunde der Augenlust mit ausgewählten, sonst kaum zu sehenden Buchschätzen erlebten die Studierenden in der Lehrveranstaltung „Buch und Bild – von Künstlerbüchern und Buchkünstlern“ in der Universitätsbibliothek. Bevor sie in diesem Semester ein eigenes Buch zu lyrischen Texten von Anna Achmatowa künstlerisch erarbeiten, sollten sie das fruchtbare Wechselspiel von Literatur und Bildener Kunst in seinen vielfältigen Varianten kennenlernen. Eine Auswahl wertvoller historischer Bücher, Enzyklopädien, Lexika, Mappen werke, Künstlerbücher wurde exemplarisch in dieser Lehrveranstaltung im MenzelDach und bisher im Kupferstichkabinett Berlin vorgestellt. Im diesjährigen Wintersemester konnten die Studierenden dank des äußerst produktiven Kontaktes mit Elke-Barbara Peschke, die den historischen Buchbestand der Universitätsbibliothek mit großem Engagement und Sachverstand verwaltet, das neu eröffnete Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum besuchen, um eine kleine Auswahl besonderer historischer Bücher vor Ort zu bestaunen. Im Bestand der Universitätsbibliothek gibt es viele wertvolle Sammlungen, darunter den größten Teil der ehemaligen Bibliothek von Jacob und Wilhelm Grimm, die Bibliothek des Direktors der I. Medizinischen Klinik der Charité, Ernst von Leyden, und die Porträtsammlung der Professoren der Berliner Universität. Neben den Sammlungen gibt es zahlreiche Bücher mit prächtigen Illustrationen, beispielsweise alten Kupfer- und Holzstichen von hohem künstlerischen Wert. Insbesondere die knapp 6.000 Titel umfassende Bibliothek der Grimms stellt einen Mikrokosmos des Geisteslebens jener Zeit dar. Viele ihrer Bücher tragen
Ruth Tesmar und ihre Studierenden beim Betrachten der einzigartigen Bücher mit ihrer zeitlosen Faszination und Schönheit. Foto: Elke-Barbara Peschke
ganz eigene Benutzungsspuren: Randbemerkungen, Verweise auf bemerkenswerte Stellen, biografische Anmerkungen zu den Autoren – ganz zu schweigen von den zahlreichen persönlichen Widmungen an Jacob und Wilhelm Grimm. All dieses machen die Bücher aus der Grimmschen Bibliothek singulär und besonders interessant, erlauben sie doch einen Einblick in die „Werkstatt“ der beiden weltberühmten Gelehrten. Die Sammlungsleiterin ließ uns in ihre besonderen Räume und die Studenten spürten sofort beim Betrachten der einzigartigen Bücher deren zeitlose Faszination und Schönheit. Die Studenten und Lehrenden waren eingefangen von so viel präsentierten menschlichen Erfahrungen und Fähigkeiten, sei es bei den mittelalterlichen Handschriften, einer Anatomie von Anfang des
19. Jahrhunderts mit lebensgroßen Kupferstichen oder einem Buch, welches durch einen Durchschuss das tragische Schicksal vieler Bücher in den zwei Weltkriegen stellvertretend vor Augen führte. Kostbare Mappen zum künstlerischen Werk von Adolf Menzel, dem Namensgeber des Menzel-Dachs und wertvolle Reproduktionsgraphikbände wurden ebenso bestaunt wie ein Turnierbuch mit gezeichneten Wappen von 935 bis 1457. Diese Papierhandschrift aus dem 15./16. Jahrhundert zeigt wunderschöne, bunt gemalte Wappen und die handgeschriebenen Namen der Ritter. Alle Bücher vermittelten den Eindruck, als seien sie gerade hergestellt, so frisch und authentisch war ihre Wirkung. Für anderthalb Stunden waren die Besucher glückliche Augenreisende mitten in Berlin. Ruth Tesmar
Familienzeit Es ist Winter, eine traumhafte Zeit, um mit der Familie Schlitten zu fahren oder Schneemänner zu bauen. Eigentlich. Doch die Straßen sind menschenleer. Woran das liegt? Es ist Jahresrückblickzeit. 180 Minuten Gottschalk, Kerner und Co – am Stück. Die wollen nicht verpasst werden. Ich hätte nie gedacht, dass ein Fernseher mehr Kopfschmerzen erzeugen könnte als eine Guillotine. Nun ist es wohl soweit. Drei Stunden lang im frohen familiären Kreis dämlich debile selbst ernannte „Unterhaltungskönige“ zu begucken, die uns dann erklären wollen, wie aufregend das vergangene Jahr doch war. Dank unserer „Sendervielfalt“ darf man gleich einen ganzen Jahresrückblick marathon veranstalten. Wochenlang wird es angekündigt als Megaevent des Jahres für die ganze Familie. Für Menschen aus Brandenburg wird das wahrscheinlich sogar zutreffen. Nach langem Warten freuen wir uns dann alle gemeinsam, wenn Sarrazin zum fünften Mal in einer Woche den Grand Prix für Deutschland gewinnt und Lena in ihrem neuen Buch feststellt, dass bei Westerwelles Genen nicht alles in Ordnung ist. Walter Mixa darf noch mal den „ein oder anderen Watschen“ an Demonstranten verteilen und in Gorleben hat die Bahn mal wieder Verspätung. Schließlich zieht Zirkusdirektor Kerner Opfer und Trauernde der Loveparade am Nasenring durch die Fernsehmanege, freut sich über die feuchten Augen in Nahaufnahme und die vielen gezeigten Emotionen und setzt sein „Mann-bin-ich authentisch“-Grinsen auf. Das sehen wir alle gerne: Betroffenheit, aber bequem im Fernsehsessel, und danach bitte „was Lustiges“. Man hätte diesen Wunsch nicht äußern sollen, denn sofort folgt die „Humorallzweckwaffe“ Oliver Pocher – der letzte große Freigeist, im Wortsinn, also völlig frei von ... Und dann sehen wir, wie in Haiti beim Erdbeben Schulen zusammenbrechen
und denken dank Pocher: „Das könnten auch deutsche Schulen gewesen sein“. Kurz darauf ist Schluss, und während die Familie angeregt über das diskutiert, was denn nun „unser Jahr 2010“ gewesen sei, sitze ich resigniert da und freue mich jetzt schon riesig auf die kommenden, wiederholenswertesten Ereignisse 2011. Meine Eltern gehören zu den Menschen, die nicht mehr ohne Rückblick können und aus diesem „Event“ auch noch einen Familienpflichttermin machen müssen. Manchmal glaube ich, der Storch muss sich damals um ein Haus verflogen haben. Aber dann höre ich am nächsten Tag meine Mutter im Gespräch mit dem Nachbarn: „Ja wir haben gestern was mit der Familie gemacht.“ „Ja, wir auch.“ „Ja, was denn?“ „Ja, Jahresrückblick.“ „Ja, wir auch.“ Ja, Prima. Al Qaida droht mit neuen Anschlägen – die Fernsehanstalten mit neuen Rückblicken. Für mich ist die Bedrohung durch Gottschalk weitaus latenter als die von Bin Laden. Am Ende verjauchen wir sowieso alle an solchen Sendungen. Könnte mich noch ewig aufregen – aber gleich fängt die Sportschau an. Heute zeigen sie die schönsten Tore der letzten zehn Jahre, das darf ich nicht verpassen. Henning Ruwe
„Familienzeit“ ist der Siegerbeitrag des Schreibwettbewerbs „Der Herbst geht, der Winter kommt“, den das Sprachenzentrum ausgeschrieben hatte. Henning Ruwe gewann damit einen Freiplatz in einem Intensivkurs seiner Wahl am Sprachenzentrum. Am Schreibwettbewerb, in dem es darum ging, eine Glosse über eine witzige, spannende, an- oder aufregende, nachdenkenswerte oder inspirierende Begebenheit zu schreiben, haben 28 Studierende teilgenommen. Mehr Infos und weitere Platzierte im Web: www.sprachenzentrum.hu-berlin.de
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18.03.2009 9:58:18 Uhr